1921–1927

Die „Goldenen Zwanziger“ – für die Erste Republik die beste aller Zeiten. Die Wirtschaft erholt sich, das Leben normalisiert sich. Nach der Hyperinflation der frühen 1920er macht das Wort vom „Alpen-Dollar“, wegen der Stabilität des Schillings, die Runde. Das „Rote Wien“ erlebt seine Blüte. Noch scheint die Kluft zwischen Christlich-Sozialen und Sozialisten nicht unüberbrückbar, doch Heimwehr und Schutzbund, bewaffnete Ableger der Parteien, stehen Gewehr bei Fuß. 1927 fallen die Schüsse von Schattendorf, erfolgt der Freispruch der Heimwehr-Schützen und der dadurch ausgelöste Justizpalast-Brand.

Notstandsmaßnahmen, z. B. Kinderfürsorge in Wien

Zu den bedrückenden wirtschaftlichen Folgen des Weltkrieges und des Zerfalls des Wirtschaftsraums der Monarchie gehörte Anfang der 1920er Jahre eine Inflation, die neben der aktuellen Not auch die wirtschaftliche Basis des so genannten "Mittelstandes" dauerhaft zerstörte. Die Spätfolgen in Form politischer Radikalisierung waren beträchtlich. Politisch wurde das Land – nach dem Ende der großen Koalition des Kabinettes Renner – wieder von den "bürgerlichen" Parteien, vor allem den Christlichsozialen, geführt. Unter Bundeskanzler Ignaz Seipel wurde mit Auslandskrediten (Genfer Protokolle 1922) und einem von der Opposition wegen ihrer sozialen Folgen scharf bekämpften rigorosen Spar- und Sanierungsprogramm die Inflation gestoppt und mit dem Schilling eine neue Währung eingeführt. Die starken Gegensätze zwischen "Roten" und "Bürgerlichen" bestanden auch während der wirtschaftlich und politisch etwas ruhigeren mittleren 1920er Jahre weiter, um dann mit dem so genannten "Justizpalastbrand" vom 15. Juli 1927 voll aufzubrechen: Bei einem ausufernden Demonstrationszug gegen ein als politisch empfundenes Gerichtsurteil starben in den Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten mehrere Dutzend Menschen in Wien. Das Ereignis wurde von der einen Seite als Aufstandsversuch, von der anderen als mörderische Repression wahrgenommen.

Die große Not nach dem großen Krieg …

00:01:28
"Seipel-Sanierung"

Michael Hainisch

Modernisierung des Lebens – Radio, Auto, Jazz

00:03:03
1924: Radio!

Die RAVAG

00:05:57
Jonny spielt auf

"Opernskandal"

15. Juli 1927 – Justizpalastbrand

00:00:41
Mahnende Worte

Karl Renner

Spaltung der Gesellschaft

Politische Parteien im Kampf miteinander

00:00:53
"Rotes Wien"

Kampflied "Die Arbeiter von Wien"

1921

Schrittweise Einführung des Rechtsverkehrs in Österreich (Abschluss der Umstellung 1938).

Ludwig Wittgenstein veröffentlicht den "Tractatus logico-philosphicus"

Jänner 1921

02.01.

Der Maler Franz von Defregger (*30. April 1835) stirbt in München.

Feb 1921

18.02.

Besetzung Dublins durch die britische Armee im Kampf gegen die irische Unabhängigkeitsbewegung.

März 1921

26.03. - 04.04.

Restitutionsversuch des ehemaligen Kaisers Karls I. (als König Karl IV.) zur Wiedererlangung der Königskrone von Ungarn. Er wird bei Szombathely zur Umkehr gezwungen.

April 1921

24. 04.

Durchführung einer nicht genehmigten Volksabstimmung in Tirol über einen Anschluss an Deutschland: Die Zustimmung liegt bei 98 %.

Mai 1921

29.05.

Inoffizielle Volksabstimmung in Salzburg über einen Anschluss an Deutschland: Die Zustimmung liegt bei 99 %.

31.05.

Rücktritt der Regierung Michael Mayr.

Juni 1921

21.06.

Erste Regierung Johannes Schober (Polizeipräsident von Wien). Sie ist eine Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen.

Juli 1921

26.07.

Der Friedensvertrag von Trianon zwischen Ungarn und den Siegermächten des Ersten Weltkriegs tritt in Kraft. Ungarn muss das Burgenland an Österreich abtreten.

29.07.

Auf einer Mitgliederversammlung der NSDAP wird Adolf Hitler zum Parteivorsitzenden gewählt.

August 1921

28.08.

Beginn des bewaffneten Widerstandes auf ungarischer Seite gegen die einrückenden österreichischen Gendarmerie- und Zollwacheeinheiten im Burgenland, die bis in den Oktober andauern und mehrere Todesopfer fordern.

Oktober 1921

13.10.

Unterzeichnung des "Protokolls von Venedig". Dieses regelt die kampflose Übergabe des Burgenlandes und die Festsetzung einer Volksabstimmung im Raum Ödenburg.

22.10.

Beginn des Marsches von Truppen des Exkaisers Karl I. (als König Karl IV.) auf Budapest. Die Truppen werden am 24. Oktober geschlagen, das ehemalige Kaiserpaar wird gefangen genommen.

November 1921

01.11.

Unruhen und Plünderungen in Wien auf Grund extremer Teuerung.

13.11.

Österreich besetzt gemäß dem "Protokoll von Venedig" das Burgenland.

Dezember 1921

14.12. – 16.12.

Die Volksabstimmung im Raum Ödenburg ergibt den Verbleib Ödenburgs bei Ungarn. Der Druck Ungarns beeinflusst das Ergebnis.

16.12.

Vertrag von Lana zwischen Österreich und der Tschechoslowakei auf Basis des Vertrags von St. Germain. Tschechische Kreditzusage.

1922

Die massive Inflation schreitet auch 1922 weiter fort.

Jänner 1922

01.01.

Die Stadt Wien wird ein eigenständiges Bundesland.

22.01.

Tod von Papst Benedikt XV. (*21. November 1851).

26.01.

Rücktritt der ersten Regierung Schober. Walter Breisky wird mit dem Vorsitz in der einstweiligen Regierung betraut.

27.01.

Zweite Regierung Johannes Schober.

Februar 1922

06.02.

Der bisherige Erzbischof von Mailand, Achille Kardinal Ratti, wird Papst Pius XI.

April 1922

01.04.

Tod des letzten österreichischen Kaisers, Karl I. (*17. August 1887) in Funchal auf Madeira.

03.04.

Josef Stalin wird zum neuen Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Russlands gewählt.

16.04.

Unterzeichnung des Vertrags von Rapallo. Deutschland und Sowjetrussland verzichteten gegenseitig auf Ersatz der Kriegskosten und nehmen die diplomatischen Beziehungen wieder auf.

Mai 1922

24.05.

Rücktritt der zweiten Regierung Schober, vor allem wegen Differenzen mit den Großdeutschen (Ablehnung des Vertrags von Lana, am 16. Dezember 1921).

31.05.

Erste Regierung Ignaz Seipel (Christlichsozialer). Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen.

Juni 1922

24.06.

Ermordung des deutschen Außenministers Walther Rathenau durch rechtsradikale Attentäter.

September 1922

06.09.

Bundeskanzler Seipel setzt sich vor dem Völkerbund in Genf für die Völkerbundanleihe ein.

27.09.

Der Sanierungsplan für Österreich wird vom Völkerbund genehmigt.

Oktober 1922

04.10.

Unterzeichnung der Genfer Protokolle für die Völkerbundanleihe. Geldgeber sind England, Frankreich, Italien und die Tschechoslowakei. Österreich erhält 650 Millionen Goldkronen auf 20 Jahre mit einer jährlichen Verzinsung von rund 10 %. Proteste der Opposition.

27.10.

"Marsch auf Rom" der faschistischen Bewegung unter Benito Mussolini.

30.10.

König Viktor Emanuel III. ernennt Benito Mussolini zum Ministerpräsidenten. Mussolini übernimmt zusätzlich das Außen- und Innenministerium.

November 1922

14.11.

Der Operettenkomponist Carl Michael Ziehrer (*2. Mai 1843) stirbt in Wien.

24.11.

Der Nationalrat nimmt gegen die Stimmen der Sozialdemokraten die "Genfer Protokolle" an. Weitere Sanierungsmaßnahmen betreffen auch den Abbau von Staatsdienern, bis Mitte 1925 werden rund 80.000 Stellen im Staatsdienst abgebaut.

Dezember 1922

27.12.

Mit der Einrichtung des "Faschistischen Großen Rats" beginnt die Institutionalisierung von Mussolinis Diktatur in Italien.

1923

Der Zoologe Karl Frisch (1886–1982) veröffentlicht sein Werk "Die Sprache der Bienen". Nobelpreis 1973.

Rainer Maria Rilkes "Duineser Elegien" erscheinen.

Arnold Schönberg schreibt "Fünf Stücke für Klavier" op. 23. "Zwölftonmusik".

Jänner 1923

01.01.

Die Notenbank (Österreichische Nationalbank) nimmt ihre Tätigkeit auf.

11.01.

Besetzung des Ruhrgebietes durch französische und belgische Truppen zur Sicherung der geforderten Reparationsleistungen.

27.01. – 29.01.

Erster Parteitag der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) in München.

April 1923

12.04.

Das Innenministerium bewilligt die Statuten des Republikanischen Schutzbundes, einer bewaffneten Teilorganisation der sozialdemokratischen Partei unter der Führung von Julius Deutsch, Alexander Eifler und Theodor Körner.

17.04.

Zweite Regierung Ignaz Seipel (Christlichsozialer) mit, den Auflagen des Völkerbunds entsprechend, weniger Ministerien. Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen.

Mai 1923

04.05.

Bei Zusammenstößen zwischen Nationalsozialisten und Sozialdemokraten sowie Kommunisten in Wien kommt es zu einem Todesopfer.

Juli 1923

18.07.

Die italienische Regierung gibt ein Programm zur "Entnationalisierung" Südtirols bekannt: Fast alle deutschen Ortsnamen werden durch italienische ersetzt, Italienisch wird Amts- und Unterrichtssprache.

August 1923

02.08.

Nach dem Tod des US-Präsidenten Warren G. Harding wird Calvin Coolidge neuer Präsident der USA.

11.08. – 13.08.

2. Reichsverbandstag der christlichsozialen Arbeitervereine in Linz.

September 1923

03.09.

Erste Sitzung der Interpol, der Internationalen Polizeiorganisation – ins Leben gerufen vom Wiener Polizeipräsidenten Johannes Schober –, in Wien.

21.09.

Beschluss der Stadt Wien, innerhalb von fünf Jahren 25.000 Gemeindewohnungen zu errichten.

30.09.

Ein Zusammenstoß zwischen Nationalsozialisten und Sozialdemokraten führt in Spillern (Niederösterreich) zu einem Todesopfer.

Oktober 1923

21.10.

Nationalratswahlen. Die Christlichsozialen werden stärkste Partei.

29.10.

Die türkische Nationalversammlung erklärt die Türkei zur Republik. Kemal Atatürk wird Staatspräsident und führt in der Türkei eine Reihe von Reformen durch, die das Land europäischen Standards annähern sollen.

November 1923

08.11.–09.11.

Putschversuch Adolf Hitlers in München. Er verkündet im Bürgerbräukeller die "nationale Revolution", erklärt die bayerische Regierung für abgesetzt und ruft zum "Marsch auf Berlin" auf. Die Polizei schlägt den Putsch an der Münchener Feldherrnhalle nieder. Die NSDAP wird daraufhin verboten, Hitler am 11. November verhaftet.

20.11.

Dritte Regierung Ignaz Seipel (Christlichsozialer). Sie ist eine Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen.

Dezember 1923

10.12.

Fritz Pregel (1869–1930) erhält den Nobelpreis für Chemie für die von ihm entwickelte Methode der quantitativen Mikroanalyse organischer Verbindungen.

1924

Jänner 1924

21.01.

Tod Lenins (eigentlich Wladimir Iljitsch Uljanow, *22. April 1870) bei Moskau. Auf dem XIII. Parteitag der Kommunistischen Partei Russlands im Mai wird Stalin als Generalsekretär bestätigt.

24.01.–04.02.

I. Olympische Winterspiele in Chamonix: Österreich erringt zwei Gold- und eine Silbermedaille.

Februar 1924

26.02.

Beginn des Hochverratsprozesses gegen Adolf Hitler und weitere Angeklagte des Münchner Putschversuches 1923. Hitler wird am 1. April zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, jedoch im Dezember auf Bewährung wieder entlassen.

28.02.

Uraufführung der Operette "Gräfin Mariza" von Emmerich Kálmán in Wien.

Mai 1924

03.05.–27.07.

VIII. Olympische Spiele in Paris: Österreich erringt drei Silber- und eine Bronzemedaille.

11.05.

In Österreich wird erstmals der Muttertag gefeiert. Die Initiative dafür ging von Marianne Hainisch aus.

Juni 1924

01.06.

Attentat auf Bundeskanzler Ignaz Seipel. Seipel wird schwer verwundet.

03.06.

Tod des Schriftstellers Franz Kafka (*3. Juli 1883) in Kierling bei Wien.

September 1924

30.09.

Gründung der RAVAG, der "Radio Verkehrs AG", in Wien. Die erste Radiosendung wird am 1. Oktober ausgestrahlt, zu diesem Zeitpunkt sind 11.000 Rundfunkbewilligungen erteilt. Pro Monat wird 113 Stunden gesendet, das Programm besteht überwiegend aus Musiksendungen.

November 1924

04.11.

Wiederwahl von Calvin Coolidge zum Präsidenten der USA.

08.11.

Rücktritt der Regierung Seipel.

20.11.

Erste Regierung Rudolf Ramek (Christlichsozialer). Sie ist eine Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen.

Dezember 1924

09.12.

Wiederwahl von Michael Hainisch zum Bundespräsidenten.

12.12.

Einführung des Schillings als neue Währung (wirksam ab 1. Jänner 1925). 1 Schilling entspricht 10.000 Papierkronen. Ende der galoppierenden Inflation in Österreich.

1925

Herausgabe des Romans "Der Prozess" von Franz Kafka durch seinen Freund Max Brod.

O.W. Pabst dreht in Deutschland den im Wien der Elendsjahre spielenden Film "Die freudlose Gasse", der auf einem Roman von Hugo Bettauer beruht.

Februar 1925

27.02.

Neugründung der NSDAP durch Adolf Hitler in München.

März 1925

10.03.

Attentat eines Nationalsozialisten auf den Schriftsteller Hugo Bettauer, der einige Tage später seinen Verletzungen erliegt.

April 1925

30.04.

Adolf Hitler verliert auf eigenen Antrag die österreichische Staatsbürgerschaft.

Mai 1925

20.05.–21.05.

Ein Zusammenstoß zwischen Nationalsozialisten und sozialdemokratischen Arbeitern in Mödling (Niederösterreich) endet mit einem Todesopfer.

Juli 1925

10.07.

Zusammenstoß zwischen Sozialdemokraten und Christlichsozialen in Stockerau (Niederösterreich).

18.07.

Veröffentlichung des 1. Teils von Hitlers "Mein Kampf".

30.07.

Bundesverfassungsgesetz über eine Reform der Bundesverfassung. Regelt u. a. den Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern.

August 1925

11.08.

Das Salzburger Festspielhaus wird mit Hugo von Hofmannsthals "Das große Welttheater" eröffnet.

17.08.

Demonstrationen von Nationalsozialisten, Deutschnationalen und Christlichsozialen gegen den XIV. Internationalen Zionistenkongress in Wien.

September 1925

16.09.

Der Komponist Leo Fall (*2. Februar 1873) stirbt in Wien.

Oktober 1925

19.10.

Eisenstadt wird Landeshauptstadt des Burgenlandes.

Dezember 1925

10.12.

Richard Zsigmondy (1865–1929) erhält den Nobelpreis für Chemie für seine Forschungen auf dem Gebiet der Kolloidchemie.

14.12.

Uraufführung von Alban Bergs "Wozzeck" in Berlin.

1926

Herausgabe des Romans "Das Schloss" von Franz Kafka durch seinen Freund Max Brod.

Erwin Schrödinger (1887–1961) entwickelt die Wellenmechanik. Er erhält 1933 den Nobelpreis für Physik.

Jänner 1926

15.01.

Zweite Regierung Rudolf Ramek (Christlichsozialer). Sie ist eine Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen.

August 1926

20.08.

Die erste Vorstellung in der Felsenreitschule in Salzburg zeigt "Der Diener zweier Herren" von Carlo Goldoni.

September 1926

08.09.

Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund.

Oktober 1926

03.10.–06.10.

1. Paneuropakongress in Wien unter dem Vorsitz von Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi.

15.10.

Rücktritt der Regierung Ramek.

20.10.

Vierte Regierung Ignaz Seipel (Christlichsozialer). Sie ist eine Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen.

30.10.–03.11.

Sozialdemokratischer Parteitag in Linz. Das "Linzer Programm", das die Handschrift von Otto Bauer trägt, ist die ideologische Basis des sogenannten Austromarxismus. Passagen zum "Klassenkampf" oder zum "Kampf um die Staatsmacht" liefern den politischen Gegnern Argumente, die zu einer Verschärfung innerhalb der Auseinandersetzung der politischen Lager führen.

November 1926

04.11.

Der Maler Albin Egger-Lienz (*29. Jänner 1868) stirbt in St. Justina (Südtirol).

29.11.

Die Christlichsoziale Partei beschließt ein neues Parteiprogramm.

Dezember 1926

29.12.

Der Schriftsteller Rainer Maria Rilke (*4. Dezember 1875) stirbt bei Montreux (Schweiz).

1927

Jänner 1927

30.01.

Bei einem Zusammenstoß zwischen dem Republikanischen Schutzbund und der Frontkämpfervereinigung in Schattendorf (Burgenland) kommt es durch Schüsse von Mitgliedern der Frontkämpfervereinigung zu zwei Todesopfern (ein Kind und ein Kriegsinvalide).

Februar 1927

04.02.

Antisemitische Ausschreitungen an der Wiener Universität nach Ernennung jüdischer Professoren.

21.02.

Uraufführung der Operette "Der Zarewitsch" von Franz Lehár in Berlin.

April 1927

24.04.

Nationalratswahlen: Die gemeinsam antretenden Christlichsozialen und Großdeutschen erhalten die Mehrheit der Stimmen.

Mai 1927

19.05.

Fünfte Regierung unter Ignaz Seipel (Christlichsozialer). Koalition aus Christlichsozialen, Großdeutschen und dem Landbund.

Juli 1927

05.07.

Beginn des Schattendorfer Prozesses im Wiener Landesgericht

14.07.

Der Schattendorfer Prozess endet mit einem Freispruch der drei Angeklagten durch die Geschworenen in allen Punkten. 

15.07.

Leitartikel in der sozialdemokratischen Arbeiter-Zeitung gegen das Urteil im Schattendorfer Prozess (Friedrich Austerlitz). Ein Großteil der Wiener Arbeiter legt aus Protest gegen das Urteil die Arbeit nieder und marschiert in Richtung Innenstadt. Eine geordnete Führung der Protestmärsche ist nicht vorhanden. Der Demonstrationszug konzentriert sich auf den Justizpalast, der von Demonstranten in Brand gesteckt wird. Versuche von sozialdemokratischer Seite, die Demonstranten zu beruhigen, scheitern.

Der Wiener Polizeipräsident Johann Schober erteilt – im Einvernehmen mit der Regierung – der Polizei Schießbefehl auf die Demonstranten. Die Folgen sind 89 Tote, rund 600 Schwer- und rund 1000 Leichtverletzte.

Die Ereignisse des Juli 1927 markieren einen unversöhnlichen Riss zwischen den beiden großen politischen Lagern der 1. Republik. 

16.07.

Die Sozialdemokraten rufen zum Generalstreik auf. 

August 1927

13.08.

Erste Opernaufführung im Salzburger Festspielhaus: Fidelio unter dem Dirigenten Franz Schalk.

Dezember 1927

Auf dem Parteitag der KPdSU wird Leo Trotzki aus der Partei ausgeschlossen und in die Verbannung geschickt.

04.12.

Der Gründer der ersten österreichischen Filmgesellschaft ("Sascha-Film") Alexander Graf Kolowrat-Krakowsky (*29. Jänner 1886) stirbt in Wien.

10.12.

Der Psychiater Julius Wagner-Jauregg (1857–1940) erhält für seine Entdeckung der Fiebertherapie bei progressiver Paralyse den Nobelpreis für Medizin.