Literatur im Exil

Literatur im Exil, das bedeutete für die Betroffenen vor allem ein Problem mit ihrem Werkzeug der Sprache, das durch den erzwungenen Gang ins fremdsprachige Ausland verloren ging.

Durch die Vertreibung verloren viele nicht nur ihre Heimat, sondern auch große Teile ihres Lesepublikums. In Deutschland und Österreich auf der Liste der verbotenen Literatur und im neuen Heimatland oftmals kaum bekannt. So inhomogen wie die österreichische Literaturlandschaft vor 1938 war, so unterschiedlich gestalteten sich auch die weiteren Lebensläufe der Exilierten.
Stefan Zweig, der Chronist der "Welt von Gestern", ging nicht erst 1938 ins Exil, sondern kehrte aus politischen Gründen schon dem autoritären Ständestaat den Rücken, verließ Österreich 1934 und wählte London als Exil.  Der fortschreitende Kriegsverlauf ließ Zweig sein Exil nach Brasilien verlegen. Europa und seine alte Heimat waren für ihn "weit über unser eigenes Leben hinaus zerstört". Diese Hoffnungslosigkeit war es auch, die ihn 1942 in den Selbstmord trieb.

Franz Werfel, politisch dem autoritären Ständestaat nahestehend und nach dem Einmarsch 1938 vornehmlich aus "rassischen" Gründen ins Exil gezwungen, ging zuerst nach Frankreich und dann in die USA. Werfel war auch im Exil erfolgreich. Sein Roman "Das Lied von Bernadette" wurde in der englischen Übersetzung zu einem Bestseller und diente als Vorlage zu einem Hollywoodfilm.

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Der schöne strahlende Mensch spricht [Ausschnitt]

Franz Werfel

Hilde Spiel verließ Österreich 1936, getrieben durch die gewaltsam aufgeheizte politische Situation, die für die bekennende Sozialdemokratin zunehmend unerträglich wurde, und ließ sich in London nieder. In England war Spiel hauptsächlich journalistisch tätig. Nach dem Krieg rang sie lange Zeit mit der Frage einer möglichen Rückkehr in ihre alte Heimat, zu der sie sich erst 1963 entschließen konnte.
Rückkehr war, trotz der sprachlichen Gebundenheit von Schriftsteller/innen, nicht für alle ein Thema, vor allem, wenn man sich, wie Hilde Spiel, längst die Sprache des Exillandes zueigen gemacht hatte.

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Die geselligen Eigenbrötler. Autorenlesung, 1965 [Ausschnitt]

Hilde Spiel

Friedrich Torberg wählte, wie so viele, die USA als Exil. Wie sein Schriftstellerkollege Werfel war auch er für Hollywood tätig. Politisch verfolgte er eine strikt antikommunistische Linie, literarisch war die verlorene Heimat ein wiederkehrendes Thema.
Die unterschiedlichen politischen Ausrichtungen der Exilierten standen einer geschlossenen österreichischen Literaturszene, die aus dem Exil eine mahnende Stimme gegen den Nationalsozialismus gewesen wäre, stets im Weg.

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Der Bildhauer

Stefan Zweig

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Hilde Spiel (1911–1990). Schriftstellerin, Übersetzerin, Journalistin.

Hilde Spiel (1911–1990). Schriftstellerin, Übersetzerin, Journalistin. © Mit freundlicher Genehmigung: Bildarchiv Austria

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Räuber, Mörder, Kindsverderber, aus: Die Tante Jolesch. Autorenlesung, 1976

Friedrich Torberg

Diese Ausstellung ist im Rahmen des Projektes Österreich am Wort entstanden.
Ein Großteil der Medien ist dort in voller Länge abrufbar.