Für alle via www.mediathek.at gestreamten Medien ist, wie in den Nutzungsbedinungen für mediathek.at festgehalten, ein Herunterladen o. ä. nicht angeboten und nicht gestattet.
Alle gestreamten Audio- und Videodokumente sind mit ihren permanenten URLs dauerhaft zugänglich, wodurch sich die Notwendigkeit der Anfertigung von Kopien durch die Österreichische Mediathek für nur private Verwendung Dritter erübrigt.
Soferne die Herstellung von Kopien von Archivdokumenten durch die Österreichische Mediathek für Dritte für nur privaten Gebrauch rechtlich möglich ist, fallen dafür technische Kopierkosten an. Für Anfragen nach Kopien von Archivdokumenten und Preisauskünfte schreiben Sie bitte an mediathek@mediathek.at.
Kopien von Dokumenten des ORF (die Österreichische Mediathek ist Teil des Technischen Museums Wien, aber nicht Teil des ORF) müssen von Interessierten selbst direkt beim ORF angefragt werden (ORF-Kundendienst, -Audioservice, -Videoservice).
Kopien von Dokumenten des Filmarchivs Austria oder des Phonogrammarchivs der Österreichischen Akademie der Wissenschaften müssen entsprechend beim Filmarchiv Austria oder entsprechend beim Phonogrammarchiv angefragt werden.
Die Metadaten der Medien, niemals die Medien selbst, deren Herunterladen nicht gestattet ist,unterliegen nach dem Herunterladen der Lizenz CC BY-NC 4.0, Namensnennung-Nicht kommerziell.
Zitieren
Zitieren
So können Sie Audio- und Videodokumente aus unserer digitalen Sammlung zitieren
Wenn Sie die Audio- und Videodateien aus unserer digitalen Sammlung für Ihre Arbeit und Ihre Forschung verwenden, freuen wir uns, wenn Sie mit einem Zitat auf unsere Quellen hinweisen!
So können Sie zitieren:
Alle Dokumente verfügen über eine Perma-URL
Für ein genaueres Zitat können Sie die Perma-URLs zusätzlich mit Markerpositionen (d.s. Zeitpositionen) versehen
Sie können im Dokument mehrere Markerpositionen setzen.
Die Markerpositionen bleiben so lange gespeichert, solange Sie sich im Audio- oder Videodokument befinden. Möchten Sie Links und Markerpositionen längerfristig für Ihre Arbeit speichern, verwenden Sie bitte den Bereich „Meine Mediathek“ (Login und Registrierung über das Burgermenü auf der Startseite).
Für Ihren persönliche Arbeitsbereich können sie Bookmarks setzen - Für diese Funktion müssen Sie sich im Bereich “Meine Mediathek” anmelden. Die Möglichkeit zu Login und Registrierung erscheint bei Klick auf das Bookmark-Symbol , alternativ können Sie sich auch über das Burgermenü auf der Startseite anmelden.
Marker setzen in: Mittagsjournal 1985.09.13
Auf dieser Seite
Katalogzettel
Information
Verortung in der digitalen Sammlung
Transkripte
Wie entstehen die Transkripte in der Österreichischen Mediathek?
Die bereitgestellten Transkripte werden mittels einer KI basierten Software erstellt. Die Transkripte ersetzen nicht die Arbeit mit den Originalquellen. Die Transkripte werden keiner inhaltlichen Bewertung oder Bearbeitung unterzogen und dienen vor allem der wissenschaftlichen Recherche sowie einer besseren Durchsuchbarkeit der Audio- und Videodokumente.
Die Erstellung der Transkripte erfolgt mit der Transkriptionssoftware WhisperX. WhisperX basiert auf dem System Whisper der Firma OpenAI. Whisper ist ein Open Source Produkt und auf Github veröffentlicht. WhisperX ist eine optimierte Version von Whisper und wurde von der Visual Geometry Group an der Oxford University entwickelt und auf Github veröffentlicht.
Die zur Verfügung gestellten Transkripte wurden 2024 erstellt.
KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Grüß Gott aus dem Studio 1 des Wiener Funkhauses, begrüßt Sie als Glück zum Mittagsschanal des aktuellen Dienstes.
Wir berichten heute über die Vorwürfe des Rechnungshofes gegen den ehemaligen Außenminister Willibald Paar.
Es geht um einen verdächtig günstigen Villenumbau.
Paar selbst nimmt in dieser Sendung erstmals zum Rechnungshof hohe Berichtstellung.
Um zwei weitere Ex-Minister geht es dann in der Presseschau um den Streit Androsch-Salcher und wie ihn die SPÖ jetzt neutralisieren will.
Weitere Themen, Kontroverse zwischen Finanzminister Franz Franitzki und dem Schriftsteller Thomas Bernhard zum Stichwort Nestbeschmutzung.
Zweiter Tag des Sinovac-Besuches in Rom.
Österreich bekommt endlich ein bundeseinheitliches Smog-Alarm-Gesetz.
Skurrile Hintergründe des letzten Startstreichversuchs in Thailand und neue Bücher über Prinz Eugen, dessen Geburtstag sich 1986 zum 250.
Mal jährt.
Zuerst aber der gewohnte Nachrichtenüberblick, für den heute Mittag Rainer Warnecke verantwortlich ist, unser Sprecher Herbert Slavik.
Italien.
Ministerpräsident Bettino Craxi hat in Rom vor österreichischen Journalisten zur Südtirol-Fragestellung genommen.
Craxi sagte, er habe die Grenze in Südtirol nicht gemacht.
Seine Generation habe die Situation geerbt.
Er gab zu, dass es bei der Verwirklichung der Südtirol Autonomieverzögerungen gegeben habe und noch wichtige Aspekte offen seien.
Die Beziehungen zwischen den Sprachgruppen wertete Craxi als nicht gut, meinte aber, früher seien sie noch schlechter gewesen.
Bundeskanzler Sinovac hat mit dem italienischen Ministerpräsidenten bereits gestern ein erstes Gespräch über die Südtirol-Frage geführt.
Der Meinungsaustausch wird heute fortgesetzt.
China.
Bundespräsident Rudolf Kirchschläger setzt heute den Staatsbesuch in der Volksrepublik China mit einem Besuch der Außenhandelsstelle in Peking fort.
Diese Außenhandelsstelle ist vor 19 Jahren, noch vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen, errichtet worden.
Am Nachmittag wird Kirchschläger die Länderbank Repräsentanz in der chinesischen Hauptstadt eröffnen.
Sie ist die erste Vertretung einer österreichischen Bank in der Volksrepublik China.
Im Mittelpunkt der Verhandlungen der österreichischen Delegation werden auch heute Wirtschaftsfragen stehen.
Österreich.
Der Verhandlungsausschuss der vier Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes verlangt für die bevorstehenden Gehaltsverhandlungen eine Erhöhung der Bezüge um 5,5 Prozent.
Bezieher niedriger Einkommen sollen dabei durch eine Mindesterhöhung um 600 Schilling besonders berücksichtigt werden.
Finanzminister Franz Franitzki hat bereits früher erklärt, in seinem ersten Budgetentwurf sei für den öffentlichen Dienst eine Gehaltserhöhung von 2,5 Prozent eingeplant.
Die stellvertretende ÖVP-Vorsitzende Marga Hubinek hat eine Neubewertung der Arbeit verlangt.
Frau Hubinek meinte, diese Neubewertung müsse gerade bei den Tätigkeiten zu einem rapiden Abbau von Benachteiligungen führen, die vorrangig von Frauen ausgeübt werden.
Die derzeit geltenden Bewertungsgrundsätze in den Kollektivverträgen könnten nicht länger hingenommen werden, weil sie eine wesentliche Ursache für beschämende Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern seien.
Frau Hubinek setzte sich dafür ein, mit diesem Problem einen Ausschuss der Sozialpartner zu befassen.
Nach Meinung von ÖVP-Generalsekretär Michael Graf führt die Weigerung von CA-Generaldirektor Hannes Androsch, seine Funktionen in der SPÖ niederzulegen, nun zu einer Autoritätskrise für den Parteifuhrsitzenden Sinovac.
Graf erklärte, Sinovac habe Androsch und seinem Nachfolger im Finanzministerium, Herbert Salcher, offenbar voreilig über die Zeitungen wissen lassen, sie sollten ihre Parteifunktionen niederlegen.
Es frage sich nun, ob der sich organisierende Widerstand des Androsch-Clans in der SPÖ es überhaupt zulassen würde, dass Sinovac einen solchen Beschluss im Parteivorstand durchbringe.
Außerdem könne man sogar ein gewisses Verständnis dafür aufbringen, dass Androsch sich aus einer gewählten Funktion nicht einfach durch Weisung abservieren lasse.
Es räche sich nun, meint Graf, dass Sinowatz Skandale nicht bereinigen lasse, sondern sie immer wieder unter den Teppich zu kehren versuche.
Der Präsident des Bundesweinbauverbandes, Erich Maus, hat bei der gestrigen Wahl nicht mehr die nötige Stimmenmehrheit erhalten.
Weil nur ein Wahlvorschlag, jener für Maus, vorlag, müssen die Wahlen wiederholt werden.
Als wahrscheinlichster Kandidat gilt der ÖVP-Sprecher in Weinfragen, Franz Hietl.
Maus ist im Zusammenhang mit dem Weinskandal als Präsident des Weinwirtschaftsfonds unter Beschuss geraten.
Im Weinskandal ist gestern Abend die erste Verhaftung in Kärnten vorgenommen worden.
Der 55-jährige Hotelbesitzer Thomas Palle aus Feld am See wurde wegen Verdunkelungs- und Wiederholungsgefahr in Untersuchungshaft genommen.
Palle hatte trotz Warnungen glykolverseuchte Weine der bereits in Konkurs gegangenen Firma Grill aus Fels am Wagram verkauft.
Mehr als 100 Liter Wein wurden beschlagnahmt.
Palle wird wegen Betruges und Verstößen gegen das Lebensmittelgesetz angezeigt.
USA.
Abgeordnete der Republikaner haben mit der Entführung eines Gesetzestextes die Abstimmung über Sanktionen gegen Südafrika im amerikanischen Senat verhindert.
Die Mandatare schmuggelten das Original der Gesetzesvorlage aus dem Sitzungssaal und versteckten es an einem unbekannten Ort auf dem Kapitolhügel.
Nach den Regeln des Senats darf über ein Gesetz nur abgestimmt werden, wenn der Text tatsächlich im Sitzungssaal vorhanden ist.
Die Oppositionellen Demokraten protestierten gegen das Vorgehen der Republikaner und kündigten an, härtere Maßnahmen gegen die Rassentrennung in Südafrika über Ergänzungsanträge zu anderen Gesetzen anzustreben.
französisch Guayana.
Der französische Staatspräsident François Mitterrand wird auf seiner Reise zum französischen Atomtestgebiet im Pazifik von Pannen verfolgt.
Nach dem missglückten Start der europäischen Trägerrakete Ariane 3 vom Raumfahrtzentrum Kourou, den Mitterrand mit ansehen musste, wurde der Weiterflug durch einen technischen Zwischenfall verzögert.
Das Überschallflugzeug Concorde konnte erst mit Verspätung abheben.
Bereits gestern war die Abreise von Paris wegen technischer Defekte verschoben worden.
Die Concorde musste zweimal wegen einer Fehlanzeige eines Instruments umkehren und schließlich gegen eine andere Maschine ausgewechselt werden.
USA Der Planet Uranus, auf den sich zurzeit die amerikanische Raumsonde Voyager 2 zubewegt, sieht wie eine blaue Glaskugel aus.
Das Laboratorium für Strahlen an Trebin, Pasadena, hat ein Farbfoto des Planeten veröffentlicht, das am 15.
Juli aus einer Entfernung von 246 Millionen Kilometern aufgenommen worden ist.
Die blaue Färbung ist auf die Methangashülle rund um den Planeten zurückzuführen, weil das Gas das rote Licht im Sonnenspektrum absorbiert.
Auf dem Foto sind auch vier der fünf Uranus-Monde als winzige Punkte zu sehen.
Voyager 2 soll am 24.
Jänner kommenden Jahres die größte Annäherung an den Planeten erreichen.
Das waren die Nachrichten.
Wir kommen jetzt um 12.08 Uhr, wie immer am Freitag, etwas ausführlicher zum Wetter.
Ich habe Verbindung mit Walter Sobiczka von der Hohen Warte.
Meine Frage an ihn, heute ist Freitag der 13., ist das ein böses Omen für das Wochenwetter?
Grüß Gott.
Nein, es ist kein böses Omen für das Wochenendwetter.
Derzeit herrscht ja in Österreich Hochdruckeinfluss.
Das sieht man auch an den Wettermeldungen von 12 Uhr.
Wien, wolkenlos 17 Grad.
Eisenstadt, wolkenlos 16 Grad.
Linz, heiter 16 Grad.
Südost 10 Kilometer pro Stunde.
Salzburg, wolkenlos 19 Grad.
Innsbruck, wolkenlos 18 Grad.
Bregenz, wolkenlos 16 Grad.
Graz, stark bewölkt 15 Grad.
Klagenfurt, heiter 17.
Es nähert sich jetzt zwar von Frankreich eine Störungsfront und diese Störung wird morgen Österreich überqueren.
Sie wird aber bei uns nur schwach wetterwirksam sein.
Morgen also teils aufgelockerte, teils reichliche Bewölkung, aber nur lokal Regenschauer.
Am ehesten im Norden und am Alpen-Nordrand.
Also durchaus ein Wetter, das zum Wandern noch geeignet ist.
Die Frühtemperaturen werden morgen in Folge durch die hereinkommende Bewölkung sogar etwas höher liegen wie heute.
Frühtemperaturen 7 bis 13 Grad.
Die Tageshöchsttemperaturen immerhin noch 16 bis 22 Grad.
Also auch kein kühles Wetter.
Am Sonntag dann wird es sogar noch ein bisschen wärmer werden.
Am Sonntag schwacher Zwischenhocheinfluss.
nach Auflösung einzelner Frühnebefelder doch überwiegend freundlich, meist aufgelockert bewölkt bis heiter.
Und die Tageshöchsttemperaturen werden bei 20 bis 25 Grad liegen.
Erst im späteren Verlauf des Sonntags muss man dann durch die Annäherung einer weiteren atlantischen Störung vom Westen her wieder mit zunehmender Bewölkung rechnen.
Insgesamt sind also die Aussichten für das Wochenende gar nicht so schlecht, wenn es auch vielleicht nicht ganz so strahlend bleibt, wie es derzeit in Österreich aussieht.
Vielen Dank, Herr Doktor, am Samstag also wechselhaft, am Sonntag wird es dann wieder recht schön sein, 12 Uhr und 10 Minuten ist es jetzt.
Wir kommen zunächst zur Innenpolitik.
Die ÖVP hat sich in den letzten Tagen auf den ehemaligen Außenminister und derzeitigen österreichischen Botschafter in Bonn, Willibald Paar, eingeschossen.
Paar ist vor kurzem zum Leiter der Welttourismusorganisation designiert worden.
Die formelle Wahl findet in eineinhalb Wochen statt.
Nun sagt die Volkspartei, Paar soll auf die Funktion verzichten, weil der Rechnungshof und die Justiz gegen ihn ermitteln.
Untersucht werden Zusammenhänge zwischen der Vergabe lukrativer Bauaufträge an den Botschaften in Budapest und Paris mit besonders günstigen Umbauten in Paars eigener Villa in Hitzing durch dieselben Firmen.
Die Opposition meint, ein derart belasteter Politiker solle angesichts des ramponierten Leumunds, der sogenannten Skandalrepublik, kein internationales Amt übernehmen.
Jetzt fällt paar noch hinauf, das geht zu weit, formulierte Obmann Alois Mock gestern.
Im Zusammenhang mit der Affäre waren zwei Beamte des Außenministeriums suspendiert worden.
Paar hat in früheren Stellungnahmen immer seine Unschuld beteuert.
Nun liegt uns der Rechnungshof Rohbericht über die Angelegenheit vor.
Wir referieren die wichtigsten Passagen und konfrontieren anschließend Willibald Paar mit den Vorwürfen.
Roland Adrovica berichtet.
Wieder einmal sind also Wilden in der Bundeshauptstadt Wien im Gerede.
Diesmal jedoch nicht wegen der Finanzierung ihres Kaufs durch hochgestellte Persönlichkeiten, sondern wegen ihrer Sanierung.
Ende des vergangenen Jahres haben Willibald Paar von 1976 bis 1983 parteiloser Außenminister in der Alleinregierung Kreisky und der Leiter der administrativen Sektion im Außenamt Friedrich Zanetti selbst Anzeige wegen der Verdächtigung erstattet, sie hätten die Sanierung ihrer Häuser unzulässigerweise
mit der Renovierung des österreichischen Botschaftsgebäudes in Budapest verknüpft.
Zanetti und der Leiter des Referats Bauangelegenheiten im Außenministerium Stanislav Azimowitsch sind Mitte März auf Sonderurlaub geschickt worden.
Gegen die beiden Beamten ist ein internes Disziplinarverfahren im Gang.
Die Ereignisse, auf die sich die Verdächtigungen gegen Parr und die beiden Beamten beziehen, datieren aus den Jahren 1981 und 1982.
Damals wurde das österreichische Botschaftsgebäude in Budapest um 19 Millionen Schilling saniert.
Zur selben Zeit wurden auch an zwei Häusern in Wien umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt.
Eines davon gehört Willibald Parr, das andere dem Hohen Ministeriumsbeamten Friedrich Zanetti.
Die Sanierung erfolgte nicht nur zur selben Zeit, sondern auch von den
Budapest beschäftigt waren.
Der wiederholt gegenüber Paar und den beiden Beamten geäußerte Verdacht lautet, die Sanierung der beiden Privathäuser sei von den Firmen äußerst kostengünstig vorgenommen worden, das Geld hätten sie sich durch überhöhte Rechnungen in Budapest wieder hereingeholt.
In dieser Angelegenheit recherchiert nicht nur die Wirtschaftspolizei, auch das Kontrollorgan der Republik, der Rechnungshof, hat sich des Falles angenommen.
Im Rohbericht, zu dem sich das Außenministerium erst äußern muss, liest man unter anderem.
Aus den Äußerungen der Firmenvertreter ergibt sich der Verdacht, dass versucht werden sollte, dieses Entgegenkommen durch überhöhte Preise beim Umbau der Botschaft Budapest auszugleichen.
Aufgrund der umfangreichen Reduzierung der Angebotssummen war es jedoch nicht mehr möglich, zu diesen Konditionen in den beiden Villen zu arbeiten.
Zur Erklärung.
Die Botschaftsanierung hätte ursprünglich 24 Millionen Schilling kosten sollen, wurde dann jedoch auf 14 Millionen Schilling reduziert, kostete aber wegen Kostensteigerungen dann 19 Millionen.
Dem Rechnungshof erscheint allerdings die nachträgliche Bezahlung von rund einer Million Schilling an diverse Firmen, die eben bei den Häusern in Wien beschäftigt waren, bedenklich.
320.000 Schilling sollen laut Rechnungshof für Leistungen bezahlt worden sein, die es gar nicht gegeben habe.
Entgegen dem Vertrag seien außerdem 460.000 Schilling Wertanpassung bezahlt worden und außerdem habe es eine, so im Rohbericht wörtlich, höchst eigenartige Doppelanweisung von 266.000 Schilling bei den Umbauarbeiten der Botschaft in Budapest gegeben.
Schlussfolgerung des Rechnungshofes aus dem Ganzen,
Die Frage, ob zwischen diesen Leistungen und der Preisgestaltung der in den beiden Villen beschäftigt gewesenen Firmen einen Zusammenhang besteht, hätte den Rechnungshof zu einer Anzeige an die Staatsanwaltschaft veranlasst, wenn die Anklagebehörde nicht schon gegen Parr, Botschafter Zanetti und Diplom-Ingenieur Azimowitsch wegen des Verdachts des Missbrauchs der Amtsgewalt und der Geschenkannahme durch Beamte ermitteln würde.
Soweit also Zitate aus dem Rohbericht, auf den sich die Attacken der ÖVP auf Parr stützen.
Wir haben heute Vormittag den Ex-Außenminister und derzeitigen Botschafter in Bonn telefonisch erreicht und um die Erläuterung der Vorgänge aus seiner Sicht befragt.
diese Gerüchte der Staatsanwaltschaft Wien zur Kenntnis gebracht und sie aufgefordert und gebeten, diese Gerüchte zu überprüfen.
Das, was jetzt ist, ist eine offenkundige politische Verleumdungskampagne, die den Zweck verfolgt, die unmittelbar bevorstehende Bestätigung meiner Wahl zum Generalsekretär der WTO durch die Generalversammlung zu hintertreiben.
Sie haben selbst gesagt, es ist ein Rohbericht, auf den hier von Herrn Dr. Mock Bezug genommen wird.
Ein Rohbericht, das weiß man, enthält völlig ungeprüft Feststellungen und hat daher überhaupt keinen Aussagewert.
ganz konsequent, dass das Rechnungshof verbietet, einen Inhalt eines solchen Rohberichtes der Öffentlichkeit überhaupt zugänglich zu machen.
In dem Rohbericht, und ich muss mich jetzt als Akt der Notwehr auch auf diesen Rohbericht, der an sich vertraulich zu behandeln ist, berufen, ergibt sich zweierlei, was mir sehr wichtig erscheint.
Erstens ergibt sich daraus, dass Verdächtigungen
Bedenken disziplinär und strafrechtlicher Art nur hinsichtlich von Vorgängen im Zusammenhang mit der Abrechnung des Umbaus der Botschaft Budapest erhoben werden.
Diese Abrechnung erfolgte aber ausnahmslos zu einem Zeitpunkt, zu dem ich nicht mehr Minister war.
Ich habe daher darauf, auf diese Abrechnung und auf die hier
zur Diskussion gestellten und kritisierten Vorgänge keinen wie immer gearteten Einfluss gehabt.
Abgesehen davon sind auch diese Vorgänge, so wie sie hier dargestellt werden, unrichtig.
Und noch etwas, glaube ich, kann man auch aus dem Rechnungshofbericht selbst erzählen.
Es wird in dem Rechnungshofbericht ausgeführt,
dass ein Versuch durch überhöhte Preise, und darauf haben Sie jetzt gerade Bezug genommen beim Umbau der Botschaft Budapest, Privatarbeiten zu bezahlen, aufgrund, und ich zitiere jetzt wörtlich aus dem Rechnungshofbericht, aufgrund der umfangreichen Reduzierung der Angebotssummen verhindert wurde.
Und diese Reduzierung der Angebotssumme geht auf eine persönliche Weisung von mir zurück, das steht übrigens auch im Rechnungshofbericht, dass der
dass die Gesamtkosten nicht mehr als 15 Millionen Schilling betragen dürfen.
Aus Ihrer Sicht ist also alles in Ordnung gewesen bei der Sanierung Ihres Hauses und des Hauses von Botschafter Zanetti?
Ich kann nur über mein Haus sprechen.
Ich habe auch der Staatsanwaltschaft alle Unterlagen, alle Rechnungen über die Arbeiten, die bei mir durchgeführt wurden, vorgelegt.
Dass es über diesen und jenen Punkt zwischen mir und einzelnen Handwerkern
verschiedene Meinungen gegeben hat, dass ich also gewisse Kosten für Unrechtfertigt empfunden habe, dass in einem Punkt sogar noch immer eine Diskussion zwischen einem Handwerker und mir besteht.
Das ist eine Auseinandersetzung, wie sie oft zwischen jemand, der Handwerker beschäftigt, gibt mit eben den Handwerkern, wenn er mit Arbeiten nicht zufrieden ist oder glaubt, dass er das schlecht macht.
Es geht hier in diesem Rohbericht um Geldleistungen von rund einer Million Schilling, die im Zusammenhang mit dem Botschaftsumbau in Budapest erbracht wurden.
Und da heißt es, die Frage, ob da ein Zusammenhang besteht mit der Sanierung ihrer Villa und der anderen Villa, hätte den Rechnungshof eine wichtige Aussage enthält.
Und zweitens, das habe ich schon darauf hingewiesen, habe ich selbst ja vor zehn Monaten den ganzen Sachverhalt schon der Staatsanwaltschaft
Sie sprechen von einer Verleumdungskampagne, die Sie ausgesetzt sind.
Planen Sie da irgendwelche Schritte?
Ich habe bereits zwei Klagen eingebracht.
Darf man fragen, gegen wen?
Das eine gegen die behauptete Verleumdung am Montag in der letzten Nummer des Profils und das zweite ebenfalls gegen den Schreiber dieses Artikels.
Paar sieht außerdem keinen Grund, von seiner Nominierung zum Generalsekretär der Welttourismusorganisation Abstand zu nehmen.
Er sei bereits gewählt, nur die Bestätigung für diese Funktion, in der er weniger verdienen werde als derzeit, stehe noch aus, sagte Paar.
Roland Adrovica hat berichtet und wir wechseln von Willi Balpart zu zwei weiteren Ex-Ministern.
Nach dem Fall Matisek beherrscht heute wieder der Streit zwischen den ehemaligen Finanzministern Hannes Androsch und Herbert Salcher, die in den politischen Kommentar spalten.
Die neueste Entwicklung ist hier ja, dass die SPÖ bei einer Vorstandssitzung am kommenden Donnerstag möglicherweise beschließt, beide aufzufordern, ihre Funktionen in der Partei zurückzulegen, bis der Steuerfall Androsch juristisch beendet ist.
Salker sitzt im Tiroler und im Bundesvorstand, Androsch hat Funktionen im Wiener Ausschuss und in der Bezirksorganisation Floridsdorf.
Während Herbert Salker ohnehin nicht mehr für seine Ämter kandidieren will, gibt CA-Chef Androsch nicht kampflos auf.
Freiwilligen Verzicht kann er sich nicht vorstellen und er wird mit dem Kanzler reden müssen, sagte er gestern in Peking, wo er zum Gefolge des Kirchschlägerbesuchs zählt.
Pressestimmen dazu hat Manfred Steinhuber ausgewählt.
Die Kommentatoren der Tageszeitungen sind heute weitgehend einig.
Alle sind skeptisch in der Beurteilung der Absicht des Bundeskanzlers, den Konflikt zwischen den beiden ehemaligen Finanzministern Androsch und Salcher zu einem sozusagen privaten Streit zu machen.
Dieter Lehnhardt meint in der Presse, solange ein Agrarminister mit Wein, ein Gesundheitsminister mit Lebensmittelkontrolle und ein Justizminister mit Staatsanwälten zu tun hat, ruft eine Frage wie, was hat die Regierung mit den Skandalen zu schaffen, nur Kopfschütteln hervor.
Was im Staat nicht geht, möchte der Bundeskanzler nun wenigstens in seiner Partei bewirken, indem er den gerade im Ausland weilenden Streithähnen Hannes Androsch und Herbert Salcher über die Medien mitteilen lässt.
Sie würden demnächst von der SPÖ-Spitze zum Verzicht auf ihre restlichen Parteiämter verurteilt werden.
Gewählte Funktionäre, von oben freiwillig abgesetzt, wobei von oben auch von Rom heißen könnte.
Salcher in Dublin, Androsch in Peking, Sinovac in der ewigen Stadt.
Schmecks, SPÖ.
In den Salzburger Nachrichten wertet Gerold Christian die Absicht des Kanzlers, Androsch und Salcher sollten ihre Parteifunktionen aufgeben als Aufruf zum parteipolitischen Selbstmord.
Der SPÖ geht es im konkreten Fall nicht primär um die Klärung der offenen oder offengehaltenen Fragen, die auf Androsch und Salcher Zwielicht werfen oder werfen sollen, sondern offenbar darum, nur die Partei zu schützen.
Nicht etwa die Frage bewegt die SPÖ, ob Salcher als Finanzminister das Parlament bewusst falsch informiert habe, ob Salchers Vorgänger Androsch bei der Finanzierung seines Hauses zu steuerschonend vorgegangen sei,
sondern der Umstand, ob die SPÖ unter diesem Konflikt leiden könnte und durch welche Entscheidung die sozialistische Partei wieder in ein gutes Licht zu bringen wäre.
Gerold Christian stellt dann die Frage... Und wer bitte denkt an Österreich?
An jene Bürger, die nicht in den Führungsgremien der SPÖ sitzen, nur einfache Parteimitglieder sind, anderen Parteien angehören oder sich überhaupt bei keiner Partei haben einschreiben lassen.
Ganz ähnlich auch die Meinung von Ulrich Stocker in der kleinen Zeitung.
Auch wenn beide kein Ministeramt mehr ausüben, kann sich der Regierungschef nicht an seiner Verantwortung vorbeidrücken.
Es geht nicht um einen privaten Bassener-Streit, sondern es geht darum, wie in dieser Republik Ämter ausgeübt wurden, auch noch unter diesem Bundeskanzler.
Das alles geht weit über die gar nicht zu übersehenden Animositäten zwischen Androsch und Salcher hinaus.
Nicht nur die SPÖ-Mitglieder, sondern auch alle anderen Staatsbürger haben hier ein Recht auf Klärung.
Und im Kurier sieht Hubert Wachter unter dem Titel »Das rote Drama« bereits, wie der Konflikt in der SPÖ weitergehen könnte.
Wenn solcher ein Leid geschieht, ist es nicht ausgeschlossen, dass ein Bruno Kreisky Zornbeben seinen Ehrenvorsitzenden Sinovac vor die Füße schleudert.
Ein Wiener Aufstand wegen Androsch wäre mindestens so unangenehm.
Für Beobachter ist es atemberaubend, was sich zurzeit in der SPÖ abspielt.
Für Genossen in der SPÖ ist es längst dramatisch.
Eine Presse schaut zum Salcher-Androsch-Streit.
12.23 Uhr ist es jetzt.
Österreich hat, man ist versucht zu sagen, fast wie zu erwarten, seinen periodischen Thomas-Bernhard-Eklat jetzt wieder mal.
Der heute 54-jährige Schriftsteller hat diesmal mit gewohnter Heftigkeit auf eine Bemerkung von Finanzminister Franz Fronitzki anlässlich der Eröffnung der Wiener Messe am Mittwoch geantwortet.
Und zwar in einer langen, heute von der Tageszeitung die Presse veröffentlichten Stellungnahme.
Thomas Bernhard, um nur die letzten Auseinandersetzungen in Erinnerung zu rufen, ist jener Autor, dessen Roman Holzfällen beschlagnahmt worden war, weil sich darin der Komponist Gerhard Lampersberg verunglimpft fühlte, wonach Bernhard eine Auslieferungssperre seiner Bücher nach Österreich verhängte, dann aber wieder aufhob.
Thomas Bernhard ist auch jener Autor, der heuer im Sommer unmittelbar vor der Aufführung seines Stückes der Theatermacher bei den Salzburger Festspielen Österreich die Eiterbeule Europas nannte.
Der Theatermacher, das war jenes Stück, auf das Finanzminister Franz Franitzki jetzt auch anspielte, worauf sich, wie gesagt, heute in der Tageszeitung die Presse Thomas Bernhardt zu Wort meldete.
Eine Zusammenfassung dieses Streits jetzt von Erich Eichinger.
Thomas Bernhard, der, wie es der deutsche Kritikerguru Reich Ranitzky formulierte, der deutschen Literatur düsterster Poet und bitterster Prophet, ein Übertreibungskünstler, wie ihn ein anderer einmal nannte, hat auf Finanzminister Franz Ranitzkys Einspielung auf das Stück Theatermacher, die vierte Uraufführung Bernhards, bei den Salzburger Festspielen in diesem Sommer heftig reagiert.
jenes Stück über einen längst gescheiterten Staatsschauspieler, der als Schmieren-Komödiant durchs Land zieht.
Ein Stück, in dem manche Anspielungen auf Oskar Werner erkennen wollten.
Ein Stück, an das sich manche nicht zuletzt deshalb erinnern werden, wollte doch Regisseur Klaus Paimann zunächst während der Aufführungen 800 Fliegen im Zuschauerraum auslassen.
Apostrophierte so der Finanzminister vor zwei Tagen bei der Messeeröffnung, sozusagen neben einer Attacke gegen das Österreich-Bild, das das Magazin Der Spiegel gezeichnet hatte, mit folgenden Worten.
Ich bagatellisiere nicht, aber selbst wenn eine gewisse Anzahl von Österreichern und ich behaupte eine verschwindende Minorität
in einer Art von nationalem Minderwertigkeitskomplex bereit ist, das als bare Münze zu nehmen, was uns in einem verschmierten Spiegel vorgehalten wird, selbst wenn man sich im Ausland damit profilieren kann, von österreichischen Zeitschriften unkritisch abzuschreiben, selbst wenn es möglich ist, und es soll möglich sein, aber selbst wenn es möglich ist, sich bei einer
renommierten österreichischen Kulturveranstaltung in einem westlicher gelegenen Bundesland unter Einstreifen guter Steuerschillinge die eigene Verklemmung über dieses Land vom Leib zu schreiben, selbst wenn das alles und so manches andere vorkommt,
So sage ich in Abwandlung eines historischen Wortes, in diesen Lagern ist nicht Österreich.
Franitzki, eine Erwiderung von Thomas Bernhard.
So ist es heute, fünfspaltig auf Seite 5 der Tageszeitung die Presse nachzulesen, wie der Autor antwortet.
Wir zitieren.
Der Finanzminister Franitzki ist der Finanzminister eines schon längst zur Provinzschnurre verkommenen Kleinstaates, mit dem sich ein denkender Mensch schon lange nicht mehr identifizieren kann.
Dass ein solcher Provinzschnurren-Finanzminister aber gleich ein Theater verbieten will, weil es ihm nicht passt und weil es ihm und den Seinigen nicht das opportunistische österreichische Kunstschmalz um die Ohren schmiert, wie gewohnt, ist eine Ungeheuerlichkeit und sollte zu denken geben.
Herr Franitzki, meint Thomas Bernhard, den wir heute im Übrigen persönlich nicht erreichten weiter, ist wie seine Kollegen nicht sehr gescheit und genau einer von jenen dubiosen Nadelstreif-Salonsozialisten à la Kreisky, die unseren österreichischen Staat als die zweite Republik dorthin gebracht haben, wo er heute ist, in der Senkgrube der Lächerlichkeit.
Sagt Herr Franitzki, was er gesagt hat, privat, so ist es nur eine bekannte Dummheit.
Sagt er es aber als Minister, so ist es, wie mir scheint, doch ein Gesetzesbruch.
Der Herr Franitzki hat sozusagen öffentlich zur totalen Verdammung der Arbeit des Thomas Bernhardt aufgerufen und empfiehlt die infernalische Kunst- und Kultur-Zensurbremse à la Metternich, Stalin und Hitler.
Das hat Herr Franitzki unmissverständlich klargemacht.
Es ist Sache der Salzburger Festspiele, ob sie ein Theaterstück von mir spielen oder nicht.
Nicht Sache des Herrn Franitzki.
Und abschließend, ich, Thomas Bernhard, bin weder gegen Österreich noch gegen die Österreicher, sondern gegen die jetzige Regierung.
Ein Land, in dem die Kabarettisten sich auf die Seite der Mächtigen schlagen und die Mächtigen auf die Seite der Kabarettisten, ist eine europäische Perversität erster Klasse.
Herr Franitzki ist ein eitler Gag, der, wie ich festgestellt habe, alle paar Tage die Stalburggasse mit einem Laufsteg und sein Ministerium für Finanzen mit einer Behörde für Zensur und Verbot von Kunst und Kultur verwechselt.
Neben dieser fünfspaltigen Veröffentlichung in der heutigen Ausgabe der Tageszeitung die Presse, findet sich in der sechsten Spalte ein Kommentar von Chefredakteur Thomas Korherr, in dem es distanzierend unter anderem heißt, Bernhards verbalisierter Wutausbruch gegen den Finanzminister sei ein Zeitstück.
Freilich kein lustiges.
Eines, das vom Dichter wohl als Provokation gemeint sei.
Und wörtlich?
Die Interpretationen mögen bis zur Selbstentlarvung gehen.
Als Dokumentation, dass und wie sehr ein Dichter hassen kann, sogar sein Vaterland, ist Thomas Bernhards Erwiderung hochinteressant.
Gezeichnet Thomas Korherr.
Das Finanzministerium und Finanzminister Franitzski haben heute Vormittag jede Stellungnahme abgelehnt.
Im Übrigen, für die Salzburger Festspiele 1986 ist bereits ein neuer Thomas Bernhard in Aussicht.
Ritter Dene Voss.
Ein Drei-Personen-Stück mit angeblich deutlichen Hinweisen auf den Philosophen Wittgenstein, der sich allerdings in der Nervenheilanstalt Steinhof eingerichtet hat.
Auf dem nächsten Éclair, spätestens im kommenden Sommer, darf man sich einrichten.
Erich Eichinger hat berichtet, genau halb eins ist es mit diesem Beitrag geworden.
Was planen wir noch bis 13 Uhr in diesem Mittagsjournal?
Reinhard Frauscher berichtet über den Sinovac-Besuch in Rom.
Gisela Hoffmüller über die Pläne, den Smog-Alarm in Österreich bundeseinheitlich zu gestalten durch ein neues Gesetz.
Dann berichtet Michael Brauner über skurrile Hintergründe des thailändischen Putschversuchs.
Vorm letzten Montag Franz Kössler über Aussteiger in der Sowjetunion, das gibt's offenbar auch.
Und Hans Lahnsteiner über neue Bücher über Prinz Eugen, dessen Geburtstag sich im kommenden Jahr zum 250.
Mal jährt.
In Österreich soll es nun endlich also ernst werden mit einem bundesweit einheitlichen Smog-Alarmplan.
Diskussionen über die Schaffung eines solchen Alarmplanes brachen ja immer dann aus, wenn in einzelnen Gebieten die Luftmessstellen Smog diagnostizierten und sich anschließend das Fehlen übergreifender Regelungen herausstellte.
Bis jetzt existieren in den einzelnen Bundesländern entweder gar keine oder sehr unterschiedliche Alarmpläne.
Ein Bundesgesetz gibt es nicht.
Dies unter anderem deshalb, weil in diesem Bereich die Kompetenzen teils beim Bund und teils bei den Ländern liegen.
Nun hat aber das Bundesministerium für Gesundheit und Umweltschutz den Entwurf für Österreichs erstes Smog-Alarm-Gesetz zur Begutachtung ausgesandt und man hofft, dass die Regelungen mit Beginn 1986 schon in Kraft treten können, Gisela Hopfmüller berichtet.
Im kommenden Herbst und Winter werden Hochdruckgebiete wohl fallweise wieder nicht nur angenehmen Sonnenschein bringen.
Denn wenn eine Schicht warmer Luft sich über kalte Luft legt und sich überdies noch kein Lüftchen rührt, wird dort, wo eine Menge Gift in die Luft geblasen wird, wieder Smog entstehen.
Smog, dieses aus dem englischen smoke, Rauch und fog, Nebel entstandene Wort, ist zum Schreckgespenst für Menschen in Ballungsräumen geworden.
Die logische Folge, der Ruf nach einem Smog-Alarmplan, auch in Österreich.
Bisher gab es bei uns in den einzelnen Bundesländern zwar regionale Alarmpläne, wirklich durchgreifen konnte man aber nicht.
Denn verfassungsrechtlich ist auf dieser Basis kaum mehr möglich als ein Appell zur freiwilligen Reduktion der Schadstoffemissionen.
Und überdies sind die Schadstoffgrenzwerte, ab wann Smogalarm ausgelöst wird, auch noch regional sehr unterschiedlich.
Das soll nun anders werden.
Im Gesundheitsministerium wurde soeben der erste Entwurf für ein österreichweites Smog-Alarm-Gesetz fertiggestellt und zur Begutachtung versandt.
Dieser Gesetzentwurf sieht Folgendes vor.
Die Landeshauptleute müssen per Verordnung festlegen, welches Gebiet als Smog-Gebiet zu gelten hat.
Die Länderschiffs haben dann Smog-Alarmstufe 1, 2 oder 3 zu geben, wenn an mindestens zwei Messstellen die Schadstoffkonzentrationen die zulässigen Grenzwerte überschreiten und eine austauscharme Wetterlage voraussichtlich länger als 24 Stunden anhalten wird.
Bestimmt werden die Schadstoffgrenzwerte als drei Stunden Mittelwert.
Mindestens drei Messstellen pro Smog-Gebiet müssen vorhanden sein.
Stichwort Grenzwerte.
Die im Gesetzentwurf fixierten basieren beim Schwefeldioxid auf dem Vorschlag der Akademie der Wissenschaften.
Smogalarm der Stufe 1 soll also etwa dann gegeben werden, wenn mehr als 0,4 Milligramm Schwefeldioxid in Verbindung mit Staub pro Kubikmeter Luft gemessen werden.
oder bei mehr als 10 Milligramm Kohlenmonoxid oder bei mehr als 0,6 Milligramm Stickoxid pro Kubikmeter.
Smogalarmstufe 2 gilt bei Schwefeldioxidwerten von 0,6 Milligramm, bei 20 Milligramm Kohlenmonoxid oder 1 Milligramm Stickoxid.
Für die Smogalarmstufe 3 liegt das Limit bei 0,8 Milligramm Schwefeldioxid, 30 Milligramm Kohlenmonoxid und 1,4 Milligramm Stickoxid.
Wobei zu ergänzen ist, dass die Schwefeldioxidlimits dann noch niedriger sind, wenn der Staub nicht gemessen wird.
Mit diesen Werten ist das österreichische Smog-Alarm-Gesetz deutlich strenger konzipiert als etwa die vergleichbaren Regelungen im deutschen Ruhrgebiet oder auch in Hessen.
Was geschieht nun bei Smog-Alarm?
Erst einmal muss der Landeshauptmann die geltende Alarmstufe über den Rundfunk verlautbaren.
Und für die darauf folgenden Maßnahmen legt der Entwurf zum Smog-Alarm-Gesetz jene Möglichkeiten fest, aus denen der Landeshauptmann zu wählen hat.
Er muss zum Beispiel je nach Alarmstufe den Kraftfahrzeugverkehr beschränken oder verbieten, er muss für Großfeuerungsanlagen die Betriebszeit und die Betriebsdauer regeln und er hat die Verwendung von bestimmten Brennstoffen für diese Anlagen zu verbieten oder zu beschränken.
Die Einhaltung der verhängten Maßnahmen wird dann von den Bezirksverwaltungsbehörden, von Gendarmerie und Polizei überwacht.
Verstöße können entweder mit gerichtlichen Strafen oder mit Verwaltungsstrafen geahndet werden.
Für das Gesundheitsministerium ist das Smog-Alarm-Gesetz auch ein Ausweg aus dem Dilemma, dass die seit langem angestrebte allgemeine Festsetzung von Emissionsgrenzwerten, unabhängig von Smog-Alarm, mit den Ländern bisher nicht zustande gekommen ist.
Eine solche Vereinbarung müsste in einem Vertrag zwischen Bund und Ländern nach § 15a der Bundesverfassung, also in einem sogenannten 15a-Vertrag fixiert werden.
Doch die von den Ländern vorgeschlagenen Schadstoffgrenzen sind dem Gesundheitsminister viel zu hoch.
Und so will nun der Bund mit dem Smog-Alarm-Gesetz wenigstens einen Teilbereich innerhalb seiner Kompetenzen regeln.
Was allerdings nicht ohne Einwände der Länder abgehen dürfte, denn einige haben bereits verfassungsmäßige Bedenken angemeldet.
Und beispielsweise mit dem Land Oberösterreich scheint ein ganz konkreter Reibungspunkt programmiert.
Dort haben Land und Stadt Linz dieser Tage einen eigenen neuen Smoke-Alarm-Plan präsentiert.
In den Grundintentionen deckt sich dieser Plan zwar mit dem Bundesgesetzentwurf, doch die Schadstoffgrenzwerte liegen deutlich höher als die vom Gesundheitsministerium angestrebten.
Was nun dazu führen könnte, dass mit dem Zeitpunkt des Inkrafttretens des Bundesgesetzes die weniger strengen oberösterreichischen Grenzwerte hinfällig sind, weil ja auch Landeshauptmann Ratzenberg zur Vollziehung des Bundesgesetzes verpflichtet ist.
Im Gesundheitsministerium will man jedenfalls auch nach Ablaufen der Begutachtungsfrist für das Smog-Alarm-Gesetz mit den Ländern reden.
Ist dann kein Konsens möglich, so wird das Gesetz trotzdem bis Oktober, November in seine endgültige Form gegossen und im Parlament eingebracht.
Als Zeitpunkt des Inkrafttretens ist der 1.
Jänner 1986 geplant.
Gisela Hoffmüller hat berichtet, 12.37 Uhr.
Wir wechseln jetzt ins Ausland, aber mit österreichischem Bezug.
Die Spitzen des Staates sind ja im Ausland.
Bundespräsident Rudolf Kirchschläger setzt seinen China-Besuch fort und Bundeskanzler Fred Sinowat seine Italien-Visite.
Es ist jeweils der zweite Tag.
Übrigens auch die erste Italien-Visite eines österreichischen Regierungschefs in der Zweiten Republik, was angesichts der Nachbarschaft doch ziemlich erstaunlich ist.
Und was auch den traditionellen Bindungen der Völker widerspricht, Italien ist ja des Österreichers liebstes Urlaubsland und die Italiener haben gerade in den letzten Jahren Österreichs Kultur sozusagen wiederentdeckt.
Der politische Schatten in der Beziehung beider Länder bleibt Südtirol und um die letzten noch offenen Autonomiewünsche der Provinz ging es auch gestern in den ersten Gesprächen zwischen den sozialistischen Parteifreunden Fred Sinovac und Bettino Craxi.
Dem Österreicher liegt dabei die Südtiroler Minderheit in Italien am Herzen,
dem Italiener die italienische Minderheit in Südtirol.
Das böse Wort von der Apartheid ist da manchmal in der italienischen Presse zu lesender Vorwurf, also die italienische Minorität zwischen Ortler und Salurnaclausi werde diskriminiert.
Es ging aber in Rom beim Staatsbesuch nicht nur um Südtirol.
Reinhard Frauscher berichtet.
Das Programm des heutigen Besuchstages ist eindeutig auf Repräsentation und Höflichkeitsbesuch ausgerichtet.
Echte politische Gespräche, der Hauptzweck dieser Staatsvisite, stehen heute nur zweimal auf dem dichtgedrängten Terminkalender.
Um 9 Uhr früh mit dem italienischen Außenminister Andriotti und heute Nachmittag ein kurzes, zusammenfassendes Gespräch mit Ministerpräsident Caxi.
Danach wird es die übliche gemeinsame Pressekonferenz der beiden Regierungschefs geben.
Vorher hat Bundeskanzler Sinowaz aber, wie gesagt, ein dichtgedrängtes Programm.
Heute Vormittag standen nach dem Gespräch mit Außenminister Andriotti eine Krankenhinterlegung am Grab des unbekannten Soldaten und Höflichkeitsbesuche beim Präsidenten des Senats, Fanfani, der Präsidentin der Kammer, Nilde Jotti und beim neuen Bürgermeister von Rom, Signorello, auf dem Programm.
Etwas politischer geht es jetzt um 12.30 Uhr beim Mittagessen mit dem neuen Staatspräsidenten Kosiga zu, der in Italien für seine Sympathie für die Anliegen der Südtiroler bekannt ist.
Auch dabei wird jenes hervorragende Klima zwischen Italien und Österreich beschworen werden, das schon gestern bei den politischen Gesprächen sich abgezeichnet hat.
Öffentlichen Ausdruck fand dieses freundschaftliche Gefühl zwischen den Regierungen der beiden Länder gestern Abend bei den Tischreden am Ende des Galatinés in der Villa Madama.
Sowohl Ministerpräsident Kaxi als auch Bundeskanzler Sinowaz bekräftigten jene Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Staaten, die jahrzehntelang vor allem durch das Südtirol-Problem gestört war.
Neben den Themen Abrüstung, Europapolitik und Südafrika ging Bundeskanzler Sinowatz in seiner Tischrede aber auch deutlich auf die Sorgen Österreichs ein.
Mit einer gewissen Sorge betrachtet Österreich das ansteigende Defizit im Agrarhandel mit der Gemeinschaft.
Wir hoffen, dass Italien als der zweitgrößte Handelspartner Österreichs überhaupt
unseren Bemühungen um Aufrechterhaltung und Sicherung der traditionellen Handelsströme im Agrarbereich entgegenkommt.
Die explosionsartige Zunahme des Straßentransitverkehrs der Gemeinschaft über Österreich und insbesondere die prognostizierten Zuwachsraten bis zum Ende dieses Jahrzehnts bereiten uns wirklich große Sorgen.
Wir sind uns natürlich unserer Verantwortung bewusst,
den europäischen Warenaustausch über österreichisches Territorium auch weiterhin zu ermöglichen.
Doch erstreben wir mit Nachdruck den Ausbau von Infrastrukturen an, die eine umweltfreundliche Verlagerung des Langstreckengüterverkehrs von der Straße auf die Schiene gewährleisten sollen.
Ein Problem, das unsere Beziehungen lange Zeit überschattet hat, ist die Südtirol-Frage, welche ein gemeinsames Anliegen aller Österreicher ist.
Ich weiß sehr wohl, Herr Ministerpräsident, wie sehr Sie den Problemen um Südtirol Verständnis entgegenbringen und dass Sie daher bitten, sich persönlich für die Überwindung auch der letzten Hindernisse einzusetzen.
Die Tischrede von Gastgeber Craxi vorher war wesentlich kürzer als die von Bundeskanzler Sinowaz und enthielt kaum Hinweise auf konkrete Probleme mit Österreich.
Diese Tischreden, traditionell ein wichtiges Instrument in der Diplomatie, haben gestern somit deutlich zum Ausdruck gebracht, wer mit mehr Wünschen in die Verhandlungen gegangen ist.
Denn Bemühungen Italiens nach Aufrechterhaltung des Transitverkehrs durch Österreich
standen die Sorgen Österreichs mit dieser weit erwachsenen Verkehrslawine gegenüber, sowie die Fürbitte für die deutschsprachige Minderheit in Südtirol.
Die Art, wie offen und freundschaftlich diese Gespräche geführt wurden, sind aber der Beweis dafür, dass spätestens mit diesem Besuch des österreichischen Bundeskanzlers in Rom die völlige Normalisierung zwischen den beiden Nachbarstaaten erreicht ist.
Dies ist das schon jetzt von beiden Seiten gezogene Resümee, das heute Nachmittag bei der Pressekonferenz noch einmal bekräftigt werden wird.
Und wir ziehen auch ein ausführliches Resümee und zwar in Gesprächen mit Bundeskanzler Sinowaz und Verkehrsminister Latziner für unser heutiges Journal Panorama 18.30 Uhr Österreich 1.
In Thailand regiert Premierminister Prem Tinsulananda nun schon fast sechs Jahre.
Und das ist die Ausnahme in einem Land, in dem Instabilität die Regel ist.
44 Regierungen in 53 Jahren und 15 Staatsstreiche.
Auch letzten Montag wurde in Thailand geputscht.
Der Versuch scheiterte.
Prem bleibt im Amt.
Der König belohnte die loyalen Militärs.
Man konnte zur Tagesordnung übergehen.
Aus dem, was man aber nun in Bangkok so hört, ergibt sich immer mehr das Bild, dass die ganze Aktion etwas Operettenhaftes an sich hatte, dass sie ablief wie ein inszeniertes Räuber- und Gendarmspiel, allerdings mit blutigen Folgen.
Michael Brauner berichtet.
Wir sollten jedes Jahr einen Militär-Crew haben, lautet die Schlagzeile eines politischen Kommentars in der heutigen Ausgabe der Tageszeitung National.
Das meint der Autor Dr. Sumet ein progressiver, intellektueller, adeliger Abstammung ironisch.
Und er charakterisiert so die Einstellung der Teils für ihre im weltweiten Vergleich einzigartigen Militärputsch-Mentalität.
Am besten wäre es, alljährlich im Stadion ein Startstreich-Festspiel zu veranstalten, bei dem Regierungs- und Putsch-Truppen mit Platzpatronen zum Gaudium der Bevölkerung und vor allem der Kinder Militärcoup spielen.
Laut Dr. Sumet hätte das den Vorteil, dass die sogenannten unblutigen Coups auch wirklich unblutig blieben und nicht, wie auch diesmal, Unschuldige am Rande töten.
Militärcoups in Thailand sind so etwas wie ein politisches Schlagspiel der Generäle, erklärt ein führender Geschäftsmann in Bangkok.
Oder eine Art Bühnendonner, der politischen Wechsels in der Regierungs- und Militärhierarchie einleitet.
Diese Analyse scheint sich zu bestätigen.
Auch 1981, beim sogenannten 1.
April-Coup, waren die Retter der Nation und die Sieger über die Putschisten zugleich die nächsten starken Männer, wie der heutige Generalstabschef General Atit.
Und die wahren Gewinner des Coups von vergangener Woche sind die drei loyalen Generäle, die den Putsch in Abwesenheit des Premierministers und des Generalstabschefs zurückschlugen.
Mutmaßlich werden sie demnächst an die Spitze von Regierung und Militär vorrücken.
So war es ja auch 1981 gewesen und bei den meisten der 5.
Militärkurs zuvor.
Zahlreiche Details der Ereignisse der vergangenen Woche erscheinen wie aus einer Operette über das Land des Lächelns, die Thailand genannt wird.
In jedem anderen Drittweltstaat werden erfolglose Putzspürer sofort an die Wand gestellt und erschossen worden.
Thailand aber war der Putschführer Oberst Manoon schon Anführer des April-Coups von 1981 gewesen und wurde auch diesmal militärs als Gentleman von einer Maschine der thailändischen Luftwaffe ins Exil nach Singapur ausgeflogen, angeblich um weiteres Blutvergießen zu vermeiden.
So sehr sie Teils nun über ihre Kuh schwitzeln und sie wie in Dr. Sumetz' Zeitungskommentar verniedlichen, so sehr steckt hinter diesem schwarzen Galgen Humor Bitterkeit und Besorgnis.
Fünf Tote und mehr als 50 Verwundete fassen nicht zur Operette und Komödie, umso mehr, als sich um unschuldige Zivilisten und Journalisten handelte.
Der Schaden ist vielfältig.
Es geht um Thailands internationales Ansehen, damit aber auch um internationale Wirtschaftsbeziehungen und in der Folge um soziale Auswirkungen.
Vergleich aber um die jahrelangen intensiven Anstrengungen, dem Land der anscheinend lustigen Militärkurs ein halbdemokratisches politisches Gefüge zu ermöglichen.
Denn wenn Thailand heute im Vergleich zu seinen Nachbarstaaten und der Dritten Welt wirtschaftlich und politisch als außergewöhnlich stabil gilt, alle zukünftigen Entwicklungen seiner erfolgreichen Wirtschaft und verbesserten Infrastruktur erfordern eine ausgewogenere Verteilung
Das war Michael Brauner mit einem Bericht aus Thailand.
In der Sowjetunion gibt es einige neue Moden, die den Unwillen der Partei hervorrufen.
Immer mehr Leute ziehen sich zurück ins Privatleben, kümmern sich nicht um Politik und Aufrufe zur Produktionssteigerung, sondern interessieren sich für orientalische Philosophien, Yoga oder Horoskope.
In den Zeitungen finden sich immer häufiger Hinweise auf solche Erscheinungen, die typisch sind für Industriegesellschaften, auch im Osten.
Nun, genau in der Zeit, in der der 50.
Jahrestag Stachanows begangen wurde und der Rekordbergarbeiter wieder als Ideal des Fleißes hingestellt wurde, veröffentlicht eine russische Zeitung einen Bericht über Aussteiger, der bei den Lesern keinen Gefallen fand.
Alle sympathisieren mit Oblomov.
Was es mit dem auf sich hat, berichtet Franz Kößler.
Oblomov stammt aus der russischen Literatur und wenn man ehrlich ist, kann man eine gewisse Sympathie für ihn nicht leugnen.
Er ist der Spross einer begüterten, adeligen Familie, gesegnet mit einem reichen Erbe und einer zahlreichen Dienerschaft.
Er ist hoch gebildet und voll von Ideen, wie er seine Güter neu bestellen, seine Bauern, eine bessere Existenz schaffen könnte.
Doch sein Problem ist die Tat.
Er zweifelt an der Sinnhaftigkeit des Handelns, er verbringt seine Tage im Schlafrock und kann sich nicht aufraffen, seine Ideen in die Wirklichkeit umzusetzen.
Wozu?
Es führt doch zu nichts.
Ablomov ist in die russische Sprache eingegangen.
Ablomovschina steht für Untätigkeit, Nichtstun, Faulheit.
Das Gegenteil von dem, was das revolutionäre Russland als Ideal verkündete.
Lenin sah in ihm die Verkörperung der patriarchalischen Gesellschaftsordnung, des Reaktionären, des Parasitentums.
Ivan Goncharov, der den Helden Ende des vergangenen Jahrhunderts schuf, lässt ihn am Ende des Romans sterben.
Doch in der russischen Seele scheint er offenbar weiterzuleben.
Ein neuer Ablomov fragte vor kurzem die Zeitung Savetskaya Rassia.
Die Zeitung berichtete von jungen Leuten, die nach der Absolvierung ihres Universitätsstudiums nicht einen ihrer Qualifikationen entsprechenden Beruf anstreben, sondern sich eigenbrötlerisch zurückziehen, überzeugt, dass doch alles keinen Sinn habe.
Da ist der Psychologe, Abschluss seiner Moskau-Universität, absolvierte Assistenz von Beruf Hausmeister.
Er arbeitet wenige Stunden am Tag, verdient gerade, was er zum Leben braucht und verbringt seine Zeit mit dem Verfassen von theoretischen Traktaten, die er nicht etwa veröffentlicht, sondern nur seinen Freunden schickt.
Was kümmert mich die Karriere?
Die sollen andere machen.
Ich will zufrieden sein.
Ein zweites Beispiel.
Ein Physiker, abgeschlossenes Studium, leitet einen Hobby-Fotografen-Zirkel.
Auf Kosten seiner Frau bemerkt die Zeitung abschätzig, liest er viele Zeitungen und verwirklicht sich selbst.
Schließlich kommen noch andere an die Reihe als Akademiker, aber ohne jedes Interesse an ihrem Fach.
Die einen beschäftigen sich ausschließlich mit dem Errechnen von Horoskopen für ihre Bekannten, die anderen gehen an einer Biodiät fast zugrunde, beschäftigen sich mit orientalischer Philosophie und leben in ihrer eigenen Welt.
Sie alle bringen keine Begeisterung mehr auf für die Gesellschaft, in der sie leben, zweifeln am Sinn ihrer Arbeit, suchen Ausflüchte.
Karriere, sozialistischer Wettbewerb, ihr Selbsteinkommen sind ihnen ein Grauen.
Sie fallen der Gesellschaft zur Last, nehmen ohne zu geben, schließt die Zeitung.
Die Reaktion der Leser muss heftig gewesen sein und wohl voller Sympathie für die neuen Ablomers.
Denn die Zeitung veröffentlicht ohne Kommentar eine Auswahl von Briefen, die vorwiegend Verständnis für die Aussteiger aufbringen.
Vor allem aus den Städten kommen die Zuschriften, die fordern, man solle sich doch nach den Gründen fragen, warum sich gerade Menschen mit hohen Fähigkeiten verweigern.
Da heißt es wörtlich, sie steigen aus dem Spiel aus.
Eine solche Haltung muss interpretiert werden.
Ein Leser aus Moskau meint, gerade in ihnen äußere sich Streben nach Bildung, nach Selbsterkenntnis, vielleicht zum größeren Nutzen der Menschheit.
Wieder andere verweisen konkreter auf die materiellen Schwierigkeiten, die einen Menschen zum Außenseiter machen.
Vielleicht fand er als Hausmeister leichter eine Wohnung als als Physiker.
Oder er wurde durch die unzureichende Berufsberatung in den Schulen in eine Laufbahn gedrängt, die ihm keine Freude macht.
Vielleicht haben sie keine Kraft für die reale Welt.
vermutet eine Frau aus einer Industriestadt im Ural.
Vielleicht sind sie nicht kämpferisch genug, um sich durchzusetzen.
Man muss sich in sie einfühlen.
Sie schätzt die Sensibilität der neuen Ablomovs.
Hätte ich sie zu Freunden, ich wäre stolz auf sie und würde ihre Freundschaft zu schätzen wissen.
Der abschätzige Ton der Zeitung findet kaum Zustimmung.
Trotz des Bemühens der Partei, im Land eine neue Aufbruchsstimmung zu erzeugen, den Rekordarbeiter Stachanow wieder zu neuen Ehren zu bringen,
Feiert Ablomov offensichtlich sein diskretes Comeback.
Von sowjetischen Aussteigern wusste Franz Köstler zu berichten.
1986 jährt sich der Todestag, und nicht, wie ich vorher fälschlich gesagt habe, der Geburtstag von Prinz Eugen von Savoy zum 250.
Mal.
Der große österreichische Feldherr, Staatsmann und Kunstmäzen,
Geboren 1663, gestorben 1736, wird dann im Mittelpunkt zahlreicher Gedenkveranstaltungen und Ausstellungen stehen.
Das Prinz Eugen Gedenkjahr wirft aber schon jetzt seine Schatten voraus.
In diesem Herbst erscheinen gleich zwei opulent ausgestattete Buchneuheiten zum Thema Prinz Eugen.
Eine mit dem Titel Prinz Eugen und das barocke Österreich wird vom Salzburger Residenz Verlag vorgelegt und fasst 36 Beiträge namhafter Wissenschaftler zu allen Aspekten des Wirkens des großen Herführers zusammen.
Die andere stammt vom Historiker Gottfried Mraz, nennt sich Prinz Eugen ein Leben in Bildern und Dokumenten und ist im süddeutschen Verlag München erschienen.
Hans Langsteiner hat mit Autoren beider Bände gesprochen und stellt die neuen Prinz Eugen Bücher im folgenden Beitrag vor.
Der berühmte Prinz Eugen Marsch, ein adaptiertes altes Volkslied.
Populär wie diese Melodie war und ist auch der Feldherr, der ihr den Namen gegeben hat.
Als Sieger über Türken und Franzosen, als politischer Architekt der Großmacht Österreich und als Bauherr von Schloss Belvedere ist der kleinwüchsige Prinz Eugen von Savoyen in die Geschichtsbücher eingegangen.
Wobei sich das Bild von Prinz Eugen im Vierteljahrtausend seit seinem Tod mehrmals gewandelt hat.
Wie auch der Herausgeber des Bandes, Prinz Eugen und das barocke Österreich, der Wiener Historiker und Ausstellungsleiter, Professor Karl Gutkas, hervorhebt.
Sie dürfen nicht vergessen, als er lebte, war Österreich eine Großmacht und er war einer der Männer, die diese Großmacht gestaltet haben.
Als Soldat, als Feldherr, als Kriegsminister.
Und später hat sich natürlich das Österreichbild wesentlich gewandelt.
Seine Daten und seine Feldherrerfolge haben nicht mehr diesen Stellenwert bekommen, hingegen hat man
etwa in den 30er Jahren seine Balkan-Politik vorgehoben und ähnliches, während man heute eher seine kulturelle Aktivität in den Vordergrund stellt.
Aber es hat alles seine Berechtigung.
Wer überrascht wird, er kann nicht als Feldherr dargestellt werden, das war in erster Linie.
wobei das facettenreiche Bild Argens durch beide jetzigen Buch-Neuveröffentlichungen zusätzliche Nuancen erhält.
So entdeckt der Historiker und Kirchengeschichtler Gottfried Mraz in seinem Buch »Prinz Argén.
Ein Leben in Bildern und Dokumenten« bei allen militärischen Erfolgen Argens, etwa in den Türkenkriegen und im Spanischen Erbfolgekrieg, am politischen Heereschef Prinz Argén durchaus Grenzen.
Die Grenzen für Prinz Argén liegen unter mehrererlei Rücksicht.
Es ist einerseits einfach das Phänomen, dass obwohl Prinz Eugen sowohl in der Rolle als Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen an der Spitze des Heeres stand, als auch als Behördenchef des Hofkriegsrates, des Vorgängers eines Kriegsministeriums oder heute eines Ministeriums für Landesverteidigung, auch an der organisatorischen Spitze des Behördenapparates in der militärischen Rücksicht stand, er trotzdem es nicht geschafft hat,
das kaiserliche Heer so schlagkräftig zu erhalten, dass es dann in der Spätzeit Kaiser Karls VI., sowohl zu seiner Zeit im polnischen Traumfolgekrieg,
zu gewaltigen militärischen Rückschlägen kam, als auch, dass das kaiserliche Heer im Türkenkrieg unter Karl VI.
nach dem Tod Prinz Eugens nicht in der Lage war, Erfolge gegen die Türken zu erzielen.
Und das steht zweifellos auch im Zusammenhang mit seiner Amtsführung als Präsident des Hofkriegsrates.
Als Feldherr originell und unberechenbar, am Verhandlungstisch von großer integrativer Kraft und als Kunstmäzen an Kultur und Wissenschaft seiner Zeit enorm interessiert.
So zeichnet Gottfried Mraz den Prinzenagen.
Das alles macht ihn eigentlich zu einer eher doch sehr sympathischen Figur.
Und wenn man ihm auch nachgesagt hat, dass er unnahbar sei, dass er schwer zugänglich ist, so hat das doch nicht die Rolle gespielt, denn er hat einen sehr großen privaten Freundeskreis gehabt, der sich auch nicht nur auf die gesellschaftlich gleiche Ebene bezogen hat, sondern eben auch mit Wissenschaftlern, mit Künstlern, mit denen er doch eigentlich sehr amikal verkehrt ist.
Wobei dieser Freundeskreis einem hartnäckigen Gerücht zufolge fast ausschließlich aus Männern bestanden haben soll.
War der, seit seines Lebens unverheiratete, Prinz Eugen homosexuell?
Dazu der Herausgeber des Residenzbandes, Karl Gutkas.
Das ist eigentlich nur in einer einzigen Stelle vermutet, in seiner Jugendzeit.
Also in Frankreich, also offenbar unter der Jugend hat es auch gewisse Probleme gegeben, unter der hochalterlichen Jugend, die ja praktisch nichts gearbeitet hat, sondern dem Vergnügen nachgegangen ist.
Und da wird also irgendwo im Tratsch, das vermutet, das lässt sich also später
Nicht der Härten, jedenfalls gibt es da keine Nachrichten, die wirklich belegt sind.
Beide Bände beziehen über die Person Eugens hinaus auch das historische Umfeld mit ein.
Im Buch von Gottfried Mraz kommen auch die politischen Partner und Gegenspieler Eugens zu Wort und Illustration.
Und beim Band Prinz Eugen und das barocke Österreich verrät sich die weitgespannte Perspektive schon im Titel.
Hans Langsteiner hat berichtet über neue Prinz-Eugen-Bücher.
Jetzt 3 vor 1 vom Edlen-Ritter zurück in die Realität.
Wir bringen noch ein paar Meldungen.
Italien.
Bundeskanzler Sinovac versicherte heute vor österreichischen Journalisten in Rom, die Beziehungen zwischen Italien und Österreich hätten ein neues Gesicht bekommen.
Das Klima seiner Gespräche mit dem italienischen Ministerpräsidenten Bettino Craxi sei äußerst herzlich, hob Sinovac hervor.
Craxi und Außenminister Giulio Andreotti hätten ihm versichert, sagte Sinovac, dass sie versuchen würden, das Südtirol-Paket zu realisieren.
Die Situation sei im Moment für Südtirol sehr günstig, meinte Sinovac-Ferner, weil Staatspräsident Kosiga und Ministerpräsident Kraksi Kenner und Freunde Südtirols seien.
Österreich
Die vier Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes verlangen für die bevorstehenden Gehaltsverhandlungen eine Erhöhung der Bezüge um 5,5 Prozent, mindestens aber um 600 Schilling.
Finanzminister Franz Franitzski hat schon früher darauf hingewiesen, dass in einem ersten Budgetentwurf für den öffentlichen Dienst eine Gehaltserhöhung von 2,5 Prozent vorgesehen sei.
Der ehemalige Außenminister Willibald Paar hat heute erstmals Stellung zur Rechnungshofkritik genommen, die ihm Unregelmäßigkeiten bei der Renovierung seiner Wiener Villa vorwirft.
Paar, der Botschafter in Bonn ist, sprach von Gerüchten und sagte, ihre jetzige Forcierung sei eine politische Verleumdungskampagne der ÖVP, um seine bevorstehende Ernennung zum Präsidenten der Welttourismusorganisation zu verhindern.
In einem Rohbericht des Rechnungshofes wird Paar vorgeworfen, durch überhöhte Preise bei der Renovierung der Budapester Botschaft die Sanierung seiner Wiener Villa durch dieselben Handwerker finanziert zu haben.
Ungarn.
Die Immunschwäche Aids greift jetzt offenbar auch auf Osteuropa über.
Das Budapester Gesundheitsministerium teilte mit, im Blut zweier Ungarn seien Aids-Viren festgestellt worden.
Die beiden Infizierten zeigten noch keine Krankheitssymptome.
In Ungarn wurde die Meldepflicht für Aids eingeführt.
Jetzt noch der Wetterbericht.
Die Aussichten bis zum Abend.
Zunächst allgemein sonnig.
Nachmittagstemperaturen 19 bis 25 Grad.
Von Abend an im Westen beginnend Störungseinfluss.
Das war das Mittagsschanal vom 13.
September.
Im Namen aller Mitarbeiter verabschiedet sich Louis Glück.
Einblendung: Musik (Prinz-Eugen-Marsch), Herausgeber Gutkas, Autor Mraz
Mitwirkende:
Langsteiner, Hans [Gestaltung]
, Gutkas, Karl [Interviewte/r]
, Mraz, Gottfried [Interviewte/r]
Datum:
1985.09.13 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Sammlung Radio Mitschnitte der Österreichischen Mediathek
Sammlung Radio Mitschnitte der Österreichischen Mediathek
Mit dem Wort „Mitschnitt“ ist eine audiovisuelle Aufnahme gemeint, die von einer fixen Anlage an einem festen Ort durchgeführt wird. Im Vergleich zu „Feldaufnahmen“, bei denen die technische Anlage immer wieder neu aufgebaut werden muss, sind Mitschnitte organisatorisch einfacher durchzuführen. Ein wichtiger Teil des Archivs der Österreichischen Mediathek besteht aus Radio-Mitschnitten, welche die Österreichische Mediathek selbst angefertigt hat und weiterhin anfertigt. Es wurden und werden viele Radioprogramme österreichischer Sender selektiv mitgeschnitten. Die Fülle des Angebotes und die vergleichsweise geringen quantitativen Möglichkeiten stellen die Österreichische Mediathek hier vor erhebliche Selektionsprobleme. Dennoch stellen Mitschnitte eine weitere wichtige Möglichkeit dar, das medial vermittelte Zeitgeschehen zu dokumentieren. Bei den Rundfunkmitschnitten nehmen die seit 1976 durchgeführten Mitschnitte der Journalsendungen des ORF – Ö1-Mittagsjournal, Abendjournal etc. – einen besonderen Platz ein, wegen der schieren Menge des darin versammelten zeitgeschichtlichen Quellenmaterials, aber auch, weil sie seit einiger Zeit via Internet (www.journale.at) in der Österreichischen Mediathek zugänglich sind (derzeit: 1967 bis1999). In jüngerer Zeit tritt neben die Möglichkeit des Mitschnittes von Rundfunkmaterial der Download aus dem Internet, der allerdings wieder eigene Probleme, nicht zuletzt rechtliche, aufwirft. Für die Online-Edition "Österreich am Wort" wurde versucht, einen repräsentativen Querschnitt aus den Archivbeständen der Österreichischen Mediathek auszuwählen.