Ernährungsgeschichte

u. a. am Beispiel der Wurstsemmel

Ernährungsgeschichte verweist als wichtiger Teil der Sozial- bzw. Alltagsgeschichte immer auch auf den jeweiligen politischen und wirtschaftshistorischen Kontext. So sind Ernährungsfragen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Österreich vor allem mit der Not der Kriegsjahre und den Begriffen Mangel und Hunger verbunden. Nach der Periode des Wieder­auf­baus – im Ver­sorgungs­bereich eng ver­bunden mit dem so­ge­nannten Marshall­plan – treten ab den 1960er Jahren Probleme einer zunehmend an Über­fluss leidenden Kon­sum­ge­sell­schaft in den Vorder­grund. Der Hunger „ver­­schwin­det“ in andere Regionen der Welt.

Der Wandel der Ernährungsgewohnheiten wird besonders auch durch den Vergleich von Rezepten in Koch­büchern sichtbar.

Am ausführlich behandelten Beispiel der Wurst­semmel verweist die Geschichte einer Speise schließlich auf die Frage, warum wir essen, was wir essen und damit auch auf den Zusammenhang von Essen und Identität.

Darum geht’s

Die Auseinandersetzung mit Themen und Quellen der Er­nährungs­geschichte regt als „Blick über den Teller­rand“ einen etwas anderen Zu­gang zur (öster­reichischen) Ge­schichte an. Die Auf­gaben sind als Aus­wahl gedacht und bieten sowohl aus­ge­wählte Ton­auf­nahmen für kürzere Unterrichts­sequenzen als auch An­regungen für ver­tiefende Arbeits­phasen wie Referate, Portfolios oder auch vor­wissen­schaft­liche Arbeiten. Die Arbeits­aufträge haben in erster Linie den Ge­schichts­unterricht im Fokus. Sie eignen sich aber auch für ein fächer­über­greifendes Vor­gehen, etwa für die Fächer Geografie, Deutsch (z. B. Schreib­aufträge: Erörterung/Problem­arbeit, Rede­analyse, Stellung­nahmen, Leser/innen­brief, offener Brief, Tage­buch­eintrag, Kommentar, Zu­sammen­fassung), Ethik, Philosophie und Biologie.

1. Österreich auf dem Weg vom Hunger zum Überfluss

Was die Menschen essen bzw. trinken und welche Themen bei der Er­nährung im Vorder­grund stehen, ist immer auch Ausdruck politischer und wirtschaft­licher Ver­hält­nisse und damit gesamt­gesellschaftlicher Be­find­lich­keiten. So war in Österreich die Er­nährungs­situation in den ersten Jahr­zehnten des 20. Jahr­­hunderts – nicht zuletzt infolge der beiden Welt­kriege – für den Groß­teil der öster­reichischen Be­völker­ung von Mangel, Hunger und nicht selten der Angst vor dem Ver­hungern ge­prägt.

Besonders hart traf die Lebens­mittel­not der Kriegs- und Nach­kriegs­jahre die Menschen in den Städten, die weit­gehend auf die öffent­lichen Ver­sorgungs­maß­nahmen ange­wiesen waren. In der Regel reichten die durch die staatlichen Stellen zur Ver­fügung ge­stellten Lebens­mittel kaum zum Über­leben. Gegen Ende des Ersten Welt­krieges er­hielten die so­genannten Nicht­selbst­ver­sorger/innen nur mehr 830 Kalorien pro Kopf. Mangel­er­krankungen wie Rachitis gehörten bald zum Alltag. Be­sonders betroffen waren die Kinder. Das Jugend­amt der Stadt Wien stellte 1918 in einer Unter­suchung fest, dass von 50.844 unter­suchten Schul­kindern 91 % auf­grund von Unter­ernährung „mehr oder weniger stark be­schädigt“ seien. (vgl. Pirquet, Volks­gesund­heit im Kriege, Wien 1926)

Doch nicht nur in Wien, sondern auch in anderen Regionen der ehemaligen Habs­burger­monarchie schlug der Hunger mit aller Härte zu. So be­richtete die Tages­zeitung „Der Abend“ im Jahr 1919 über das „verhun­gerte Deutschböhmen“:

„In den Schulen sitzen Kinder, die sich vor Schwäche kaum mehr er­heben können. Fast in jeder Bank ist ein Fall von Hunger­ödem vor­handen, daneben Skrophulose, Rhachitis- und Tuber­kulosefälle, Krank­heiten, die infolge der Unter­er­nährung in er­schreckender Zu­nahme be­griffen sind. In jeder Klasse zeigen die Lehrer eine Menge Ent­schuldigungs­zettel der Eltern vor, auf denen immer wieder ge­schrieben steht: Mein Kind kann nicht zur Schule kommen, weil wir nichts zu essen haben. Es gibt Schul­kinder, die infolge rhachitischer Bein­ver­krümmungen die Schule über­haupt nicht besuchen können […]. Die Stadt Asch zählt allein 200 rhachitische Kinder.“

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war die Nahrungs­mittel­ver­sorgung in Österreich katastro­phal. Einmal mehr waren die staatlichen Stellen in erster Linie mit der Ver­waltung des Mangels be­schäftigt. Der Historiker Gerhard Jagschitz skizziert die Situation in der un­mittelbaren Nach­kriegs­zeit folgender­maßen:

00:05:17
Jagschitz über Rationierung in der Nachkriegszeit in Österreich

Im ländlichen Gebiet konnten sich die Menschen durch eigenen An­bau und Vieh­haltung in der Regel besser ver­sorgen. Ein­fache Speisen und Karg­heit be­stimmten aber auch hier den Ess-Alltag der meisten Menschen. So be­richtet die Innviertlerin Berta Duft von ihrer Kind­heit in der Zeit nach dem Zweiten Welt­krieg:

01:00:23 [00:01:20 bis 00:05:10]
Bertha Duft

Nur langsam konnte die Lebensmittelversorgung verbessert und stabilisiert werden. 

00:00:55
Ernährungsminister Otto Sagmeister (1948)

Zur Verbesserung der Lage trug wesentlich die von Minister Sagmeister auch im Audiobeitrag ange­sprochene ausländische Lebensmittelhilfe im Rahmen des „European Recovery Programs“ (ERP) – besser bekannt unter der nach dem amerikanischen Außenminister George C. Marshall benannten Bezeichnung „Marshallplan“ – bei, in dessen Zuge die USA im Zeitraum von 1948 bis 1952 rund 13 Milliarden Dollar in die europäische Wirtschaft investierten.

00:01:30
Bericht über die US-Politik zum Wiederaufbau Europas
00:02:20
Film zum Marshallplan

Film des Österreichischen Produktivitätszentrums (ca. 1952)

00:02:00
Bericht über den wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas

Film des Österreichischen Produktivitätszentrums (ca. 1952)

Gemeinsam mit der finanziellen und materiellen Unterstützung wurde den Euro­päerinnen und Euro­päern auch der „Geist des Wieder­aufbaus“ und damit auch „amerikanisches Lebens­gefühl“ ver­mittelt.

Neben der wirtschaft­lichen und politischen Stabilisierung sollte durch den Marshall­plan auch ein Markt für die amerikanische Über­produktion ge­schaffen und nicht zuletzt der amerikanische Ein­fluss auf dem euro­­päischen Kontinent aus­ge­baut und ge­festigt werden. Die russische Regierung wies den Plan ent­sprech­end zurück. Öster­reich jedoch, das zu dieser Zeit nach wie vor auch russische Be­satzungs­zone war, nahm am ERP teil. Der beginnende „Kalte Krieg“ wurde bald auch im öster­reichischen All­tag spürbar. Das Ein­kaufen von Lebens­mitteln im „falschen“ Geschäft – etwa einem sowjetisch verwalteten USIA-Betrieb – konnte zur heiklen politischen Angelegenheit werden.

00:01:39
Thaddäus Podgorski erinnert sich
00:24:52 [00:03:25 bis 00:04:40]
Rückblick in der Radiosendung „Patina“

Im Laufe der 1950er Jahre traten Mangel und Hunger als Sorgen der täg­lichen Er­nährung zu­nehmend in den Hinter­grund. Er­nährungs­fragen wurden nun immer mehr mit Pro­blemen des Über­flusses ver­knüpft. So wies etwa der Politiker Andreas Korp, in der Regierung Renner Staats­sekretär für Volks­er­nährung, 1950 in einer An­sprache an die öster­reichischen Frauen auf die ver­änderte Ein­stellung be­züglich der Kalorien­frage hin. Während 1945 der Groß­teil der Be­völker­ung von virulenter Sorge um genug Kalorien be­herrscht worden sei, würden nun, fünf Jahre später, nur mehr jene auf Kalorien achten, „die schlanker werden möchten“.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahr­hunderts rückten denn auch in Öster­reich Fragen der Über­er­nährung bzw. der „gesunden Er­nährung“ in den Fokus der Auf­merk­sam­keit. Die Er­inner­ungen an den Hunger wirkten zwar noch lange nach, wurden aber all­mählich von der Er­kennt­nis, dass „rund“ durch­aus auch „un­ge­sund“ sein kann, über­lagert.

00:30:16
Gespräch mit einem Kinderarzt (1978)

2. Hunger und Überfluss

Während im heutigen Europa das Thema „Ernährung“ vor allem mit Über­fluss und damit ein­her­gehender Über­er­­nährung ver­bunden wird und oft genug die Sorge des Zuviels den Blick auf den täg­lichen Speise­plan be­stimmt, gibt es noch immer viele Regionen in der Welt, wo die Menschen täg­lich gegen den Hunger und oft genug gegen das Ver­hungern an­kämpfen. Be­sonders be­troffen ist immer wieder der afrikanische Kon­tinent. Als wesentliche Gründe dafür gelten Klima­schwank­ungen, Kriege, Korruption und nicht zuletzt Impulse einer inter­nationalen Handels­politik, die eine intensive, export­orientierte Land­wirtschaft zur Folge hat. Nur langsam werden sich die Staaten Europas und Nord­amerikas ihrer Ver­ant­wortung bewusst. Dazu zwei Berichte zur Hunger­katastrophe in der Sahel­zone im Jahr 1980:

00:59:45 [00:39:09 bis 00:43:31]
Bericht im Mittagsjournal vom 25. Juni 1980
00:59:47 [00:41:59 bis 00:45:35]
Bericht im Mittagsjournal vom 2. Juli 1980

Beim Welternährungsgipfel in Rom 1996 wurde eine Deklaration zur Sicher­stell­ung der Welt­er­nährung und zur Ver­ringer­ung von Armut sowie ein ent­sprechender Aktions­plan be­schlossen. Dieser sah bis 2015 unter anderem die Re­duktion des Welt­hungers um die Hälfte vor. Auf der Inter­net­seite der UN ist dazu 2013 zu lesen:

“With two years left until the deadline, several important targets of the Millennium Development Goals have or will be met by 2015 in some regions and sub-regions, but progress in many areas is far from sufficient.”

Hunger und Armut betreffen freilich nicht nur die s­ogenannte Dritte Welt. Auch in Europa und Nordamerika werden mitten im über­bordenden Konsum­an­ge­bot Mangel und Not wieder zu all­täg­lichen Pro­blemen einer immer größer werdenden An­zahl von Menschen.

3. Es geht nicht nur um Kalorien

Neben nährwertbezogenen Aspekten im Kontext von Unter- oder Über­er­nährung ist die Er­nährung – was und wie wir warum essen – auch stark mit persönlichen Ge­schich­ten ver­knüpft. Ge­schmack prägt sich, wie der Künstler Peter Kubelka sagt, immer aus der Lebens­praxis. Auf die Frage, wie Heimat schmecke, gibt es daher un­endlich viele Ant­worten. Jede/r von uns hat eine eigene kuli­narische Heimat, deren Wieder­finden oder Wieder­er­schaffen in der Fremde für jene, die ihre Heimat ver­loren haben, oft eine ganz be­sondere, identitäts­stiftende Be­deutung zukommt.
So können das Wiener Schnitzel und die Palatschinke zu Symbolen für die verlorene Heimat werden.

Die identitätsstiftende Bedeutung von Ernährung wurde in Öster­reich nicht zuletzt im Zuge des EU-Beitritts deutlich, als die Sorge vor dem Ver­schwinden öster­reichischer Be­zeichnungen zu heftigen Dis­kussionen führte. Schließ­lich wurde mit dem Proto­koll 10 der Beitritts­akte von 1994 eine Liste von 23 ge­schützten Be­griffen bei­ge­legt, um deren Ver­schwin­den durch die Über­nahme bundes­deutscher Aus­drücke zu ver­hindern. Diese Auf­zählung um­fasst aus­schließ­lich kuli­narische Be­griffe und reicht von „Beiried“ über „Grammeln“ und „Powidl“ bis hin zu „Vogerl­salat“ und „Weichseln“. Die „Wurst­semmel“ findet sich zwar nicht auf dieser Liste, ihre Be­deu­tung als klassisches öster­reichisches Fastfood steht freilich außer Diskussion. Über ihre „richtige“ Zu­sammen­setzung lässt sich ebenso diskutieren wie auch in Er­innerungen im Zu­sammen­hang mit dem Ver­speisen von Wurst­semmeln schwelgen. Vor­lieben und Ab­neigungen sind eben immer auch eine Frage des „acquired taste“. Das Reden über das Essen und be­stimmte Esserfahrungen bietet als Oral History einen Zugang zu ganz persönlichen (Lebens-)Geschichten und er­möglicht gleich­zeitig aus dem ku­li­na­rischen Mikro­kosmos her­aus einen etwas anderen Blick auf die Wirtschafts-, die Alltags- und die politische Ge­schichte.

UM_Ernaehrungsgeschichte_Wurstsemmel_01.jpg
00:53:25
Die Wurstsemmel. Portrait einer österreichischen Spezialität

Hörbilder – Eine Sendung der Feature-Redaktion, 1995 (vgl. Arbeitsblatt 3)

4. Österreich auf dem Weg vom Hunger zum Überfluss (Arbeitsanregungen)

Armut und Hunger in den 1920er und 1930er Jahren

Nicht nur die beiden Weltkriege, auch die Wirtschaftskrisen der 1920er Jahre und die damit ein­her­gehende hohe Arbeitslosigkeit stürzten viele Österreicher/innen in Not und Elend. Armut und Hunger waren dem­entsprechend auch in der politischen Agitation wichtige Themen.

4.1) Hören Sie sich die folgenden Ausschnitte an, die aus 1930 gehaltenen politischen Reden stammen:

00:01:20
Wahlreden

Zwei Politiker sprechen

Bearbeiten Sie nun die folgenden Aufgaben:

  • Recherchieren Sie zu Paul Richter und Pius Schneeberger und gestalten Sie kurze Portraits.
  • Welches Bild zeichnen Richter und Schneeberger vom Leben der Menschen in Österreich im Jahr 1930? Welche Gründe für die Not der Menschen werden an­geführt? Stellen Sie diese Aussagen in einen politischen Kontext.
  • Analysieren Sie die Reden hinsichtlich Methoden der Propaganda und ein­ge­setzter sprachlicher Mittel.
  • Richter spricht mehrere Male von „Arbeit und Brot“. Dieser Slogan tauchte in der Propaganda jener Zeit immer wieder auf. Recherchieren Sie die Ver­breit­ung und die politische Bedeutung dieses Slogans.
  • Brot dient im Lauf der Geschichte nicht zuletzt auch als politisches Symbol. Da ist von „pane et circensis“ („Brot und Spiele“) die Rede, von „Kuchen statt Brot“, von „Brot und Rosen“ oder eben „Arbeit und Brot“. Stellen Sie die ge­nannten Beispiele in einen historischen Kontext und versuchen Sie, weitere Beispiele zu finden.
  • Die angesprochene Wirtschaftskrise war ein globales Problem. Recherchieren Sie Gründe und Folgen der Welt­wirtschaftskrise der 1920er Jahre in unter­schied­lichen Regionen der Welt und präsentieren Sie Ihre Ergebnisse.

Nach dem Zweiten Weltkrieg – Rationierung und Marshallplan

4.2) Hören Sie sich an, was der Historiker Gerhard Jagschitz über die Rationierung in der Nachkriegszeit in Österreich berichtet:

00:05:17
Gerhard Jagschitz über Rationierung

Ein Kommentar wie er in der Ausstellung www.staatsvertrag.at immer wieder zu finden ist.

Recherchieren und erklären Sie die Begriffe „Rationierung“, „Schwarz­produktion“, „Schwarz­handel“, „Alliierte“, „Schleich­handel“ und „Hamstern“.

4.3) Nach dem Zweiten Weltkrieg trug das unter dem Namen „Marshall­plan“ be­kannte Wirtschafts­wieder­auf­bau­programm wesent­lich zur Ver­besserung auch der Er­nährungs­situation der Menschen bei. Sehen Sie sich den folgenden Film des Öster­reichischen Pro­duktivitäts­zentrums an:

00:02:20
Die entscheidenden Jahre

Film des ÖPZ aus dem Jahr 1952

Bearbeiten Sie nun die folgenden Aufgaben:

  • Fassen Sie die wichtigsten Informationen des Beitrages zusammen und vertiefen Sie diese durch eigene Recherche.
  • Stellen Sie Vermutungen über die Gründe an, die den damaligen sowjetischen Außenminister Wjatscheslaw Molotow dazu ver­an­lassten, die Gespräche zum Marshallplan vorzeitig zu ver­lassen.
  • Prüfen Sie Aussagen und Darstellung des Anfang der 1950er Jahre produzierten Films kritisch unter dem Fokus der politischen Ver­hältnisse des „Kalten Krieges“. Informieren Sie sich in diesem Kontext auch über das ÖPZ (Öster­reichisches Pro­duktivitäts­zentrum).

Sehen Sie sich den Bericht des ÖPZ über den wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas an:

00:02:00
Der Geist des Wiederaufbaus

Film des ÖPZ aus dem Jahr 1952

Was ist die Botschaft dieses Beitrages? Wie wird diese Botschaft im Beitrag vermittelt? Analysieren Sie Sprache und Darstellungsweise.

4.4) Hören Sie sich in der folgenden Ausgabe der Sendereihe „Patina – Kostbares und Kurioses aus dem Archiv“ an, was der damalige Staatssekretär für Volksernährung Andreas Korp 1950 den Frauen in Österreich zu sagen hat.

00:24:52 [00:00:00 bis 00:04:40]
Andreas Korp

Beantworten Sie nun die folgenden Fragen bzw. bearbeiten Sie die Aufgaben:

  • Welche Themen werden von Andreas Korp angesprochen?
  • Welche Veränderungen der Ernährung erwähnt Andres Korp?
  • An wen wendet sich der damalige Staatssekretär für Volksernährung in erster Linie und warum?
  • Welche Botschaften werden vermittelt? Wie werden Sprache und Stimme eingesetzt?
  • Korp spricht vom neuerlichen „Fieberzustand“ der Welt. Welche Ereignisse bestimmen das Jahr 1950?
  • Recherchieren Sie zur Biografie von Andreas Korp als Beispiel einer Politiker­bio­grafie des 20. Jahr­hunderts. Vergleichen Sie dabei auch die Dar­stellung in unterschiedlichen Quellen (siehe Links, aber recherchieren Sie auch in gedruckter Literatur). Was wird gesagt, was wird ausgespart? Warum?

Wohlstands bzw. Überflussgesellschaft

4.5) Hören Sie sich folgende Aufzeichnung der Anrufsendung „Von Tag zu Tag“ an:

00:30:16
Ein Kinderarzt im Gespräch

Beantworten Sie nun die folgenden Fragen:

  • Worum geht es allgemein in den Beitrag?
  • Wer kommt zu Wort?
  • Wer wird in erster Linie angesprochen? Warum?
  • Welche Probleme werden speziell thematisiert?
  • Wie beurteilen Sie Tonfall und Ausdrucksweise von Moderatorin und Experten?
  • Was sind wesentliche Eckpunkte der vorgestellten „Er­nährungs­fibel“?
  • Wer gibt die Fibel heraus? Wo ist sie zu beziehen?
  • Welche Institution steht hinter der Herausgabe der Fibel?
  • Welche Ursachen werden für Übergewicht bei Kindern genannt?
  • Welche Folgen von Übergewicht bei Kindern werden genannt?
  • Welchen Appell richtet der Experte an die Hörer/innen?
  • Welche geschlechtsbezogenen Unterschiede werden vom Experten im Lauf des Beitrages ge­nannt? Wie beurteilen Sie diese Einschätzung? Was halten Sie von den genannten Beispielen?
  • Wer ist aus Sicht des Experten für das Übergewicht der Kinder vor allem ver­ant­wort­lich zu machen? Was halten Sie davon?
  • Welche Tipps gibt der Experte, um dem Übergewicht ent­gegen­zu­wirken?
  • Was hält der Experte von Süßigkeiten?
  • Welche gesunde Ernährung schlägt der Experte vor?
  • Was sind die Anliegen der Anrufer/innen? Wie antwortet der Experte?

Fassen Sie Ihre Eindrücke und eigenen Überlegungen dazu in einem Text zusammen. Diskutieren Sie die Ergebnisse.

4.6) Mittlerweile sind Ernährungsfragen in Österreich stark mit den Problemen einer „Überfluss­ge­sellschaft“ verknüpft.

  • Erklären Sie den Begriff „Überflussgesellschaft“ und über­legen Sie, welche Er­nährungs­probleme im Vorder­grund stehen könnten. Woran liegt das? Wer profitiert davon? Welche Gruppen der Be­völker­ung sind in welcher Weise davon betroffen?
  • Sehen Sie sich dazu den Ernährungsbericht für Österreich aus dem Jahr 2012 an und fassen Sie daraus einige Ihnen wesentlich er­scheinende Er­gebnisse in schrift­licher Form zusammen und er­gänzen Sie diese durch eigene Über­legungen und Inter­pretation. Welche Trends sind erkennbar? Welche Ur­sachen werden genannt?

Ernährungsbericht für Österreich 2012

4.7) Hören Sie sich an, wie sich österreichische Schüler/innen im Jahr 1992 ernährten.

  • Machen Sie eine Umfrage in Ihrem Freundeskreis zum Thema Ernährung. Was wird vorwiegend gegessen? Warum? Ist Ernährung ein Thema? Gibt es Pro­bleme? Wenn ja, welche? etc.
  • Präsentieren Sie die Ergebnisse Ihrer Umfrage in übersichtlicher Form.
00:57:52 [00:27:25 bis 00:29:48]
Untersuchung über Ernährung österreichischer Schüler/innen

Bericht im Mittagsjournal vom 19. August 1992

Variante:

  • Befragen Sie Ihre Eltern und Großeltern oder andere Personen aus diesen Ge­ne­ra­tionen nach ihren Ernährungsgewohnheiten in ihrer Kindheit.
  • Vergleichen Sie diese Erinnerungen mit Ihren eigenen Ess- und Trink­ge­wohn­heiten. Wo finden Sie Parallelen? Was hat sich geändert?
  • Erfragen Sie und recherchieren Sie auch den ökonomischen Kontext, in dem die je­weiligen Er­nährungs­erfahrungen gemacht wurden (Kontext des Wohlstands, des Mangels, etc.).
  • Fassen Sie die Ergebnisse zusammen, in Form eines persönlichen Berichts, einer sachlichen Zusammenfassung, einer Präsentation etc.

5. Hunger und Überfluss (Arbeitsanregungen)

Armut und Hunger in den 1920er und 1930er Jahren

5.1) Hören Sie sich die folgenden Berichte aus dem Jahr 1980 an und bearbeiten Sie die Aufgaben.

00:59:47 [00:41:58 bis 00:45:35]
Hungerkatastrophe in der Sahel-Zone

Bericht im Mittagsjournal vom 2. Juli 1980

00:59:45 [00:39:09 bis 00:43:31]
FAO-Tagung: Hunger in Afrika

Bericht im Mittagsjournal vom 25. Juni 1980

  • Fassen Sie die wichtigsten Aussagen aus den Beiträgen zusammen.
    • Welche Gründe für den Hunger werden jeweils genannt?
    • Welche Aspekte werden angesprochen?
    • Was ist die FAO? Recherchieren Sie deren Geschichte und heutige Bedeutung.
    • Inwiefern sind Industrieländer schuld am Hunger in Afrika?
    • Welche Bedeutung wird im zweiten Bericht den regionalen Problemen im Verhältnis zu globalen Auswirkungen auf die Ernährungssituation in Afrika gegeben?
  • Wie stellt sich die Situation heute dar? Was hat sich geändert? Was hat sich nicht verändert?
  • Welche Ansätze scheinen Ihnen wichtig, um den Hunger in der Welt zu bekämpfen?

5.2) Hören Sie sich den folgenden Bericht aus dem Jahr 1992 an.

00:57:51 [00:24:56 bis 00:28:40]
Dürrekatastrophe in Afrika

Bericht im Mittagsjournal vom 6. August 1992

Bearbeiten Sie nun die Aufgaben:

  • Fassen Sie die wichtigsten Aussagen zusammen.
  • Was ist mit den Aussagen „Der Norden lässt den Süden zunehmend allein“ bzw. „Der Norden ist mehr denn je zur Solidarität mit dem Süden aufgerufen“ gemeint?

5.3) Hören Sie sich den folgenden Bericht aus dem Jahr 1996 an und bearbeiten Sie die Aufgaben.

00:55:54 [00:25:19 bis 00:28:12]
Welternährungstag: Hunger und Armut in der Dritten Welt dramatisch

Bericht im Mittagsjournal vom 16. Oktober 1996

  • Skizzieren Sie die Entwicklung seit 1945 sowie die Situation 1996.
  • „Hunger ist kein technisches oder wirtschaftliches Problem, sondern ein politisches!“ Was ist damit gemeint? Diskutieren Sie die Aussage, begründen Sie Ihre Meinung und finden Sie Beispiele.
  • Schreiben Sie einen offenen Brief zum Thema an eine von Ihnen gewählte, aus Ihrer Sicht relevante Person oder Organisation.

5.4) Bearbeiten Sie das Arbeitsblatt 1 „Berichte des Hungers“

6. Es geht nicht nur um Kalorien (Arbeitsanregungen)

Es schmeckt nach Heimat …

6.1) Hören Sie sich den folgenden Beitrag an:

00:04:55
Speisen aus der Heimat – auch in New York

Bericht vom Gasthaus „Zur blauen Donau“

Beantworten Sie nun folgende Fragen bzw. bearbeiten Sie die Aufgaben:

  • Wo steht das Gasthaus „Zur blauen Donau“?
  • In welcher Zeit wurde der Beitrag aufgenommen?
  • Was erfahren Sie über die Gäste des Gasthauses?
  • Was könnte deren Geschichte sein? Welche Er­inner­ungen werden im Beitrag an­ge­sprochen? Skizzieren Sie mögliche historische Kon­texte. Schreiben Sie fiktive Portraits.
  • Welche Speisen werden genannt? Welche Speisen davon kennen Sie? Welche Speisen würden Sie als „typisch öster­reichisch“ be­zeichnen?
  • Versuchen Sie auch „typische“ Gerichte für andere Länder zu finden.
  • Verbinden auch Sie bestimmte Speisen mit dem Begriff „Heimat“? Welche? Warum?
  • Vergleichen Sie Ihre Antworten mit jenen Ihrer Klassen­kolleginnen und ‑kollegen. Gibt es Ge­mein­sam­keiten? Welche Unter­schiede fallen auf? Ver­suchen Sie ge­mein­sam, Gründe für Ge­meinsam­keiten und Unter­schiede zu finden.

Variante:

  • Gestalten Sie eine gemeinsame Landkarte der kulinarischen Heimat(en) Ihrer Klasse.
  • Vergleichen Sie eventuell mit anderen Klassen.
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Speisen im Wandel der Zeit

Sprache ist ständigen Einflüssen und Veränderungen ausgesetzt. Dies kommt auch im Bereich der „Küchen­sprache“ zum Ausdruck. Der „Tomatensalat“ findet sich mittlerweile häufiger auf Speisekarten als der „Pa­ra­deis­salat“, das (oder doch der?) Schlagobers kann sich hingegen einstweilen noch recht wacker gegen eine um­fassende Um­be­nennung in „Sahne“ wehren. Dazu kommt, dass sich nicht nur die Be­zeich­nungen für Nahrungs­mittel, sondern auch die Er­nährungs­weisen ver­ändern und so be­stimmte Speisen bzw. Zu­taten, die in älteren Koch­büchern noch ganz selbst­ver­ständlich auf­ge­zählt wurden, in aktuellen Rezept­sammlungen kaum mehr zu finden sind. Ein Schmö­kern in alten Koch­büchern kann zu einer spannenden Reise in die Er­nährungs­geschichte und in ver­gangene Er­nährungswelten werden.

6.2) Bearbeiten Sie das Arbeitsblatt 2 „Alte und neue Kochrezepte“.

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Acquired Taste – Esserfahrungen

Als „acquired taste“ bezeichnet man das Phänomen, dass Ge­schmack und Speise­vor­lieben oder ‑abneigungen immer auch mit Ess-Erfahrungen zu tun haben. Ge­schmack ist damit nicht zu­letzt Er­gebnis eines ge­wissen, meist un­be­wussten Lern­vorgangs. Bei manchen Dingen, die uns anfangs nicht schmecken, kommen wir erst im Lauf der Zeit auf den Ge­schmack. Ge­wisse Speisen, die wir als Kinder ge­liebt haben, ver­lieren später ihren Reiz. So ändern sich im Lauf unseres Lebens die Vor­lieben und Ab­nei­gungen. Ge­wisse Speisen be­gleiten uns aber auch als „Lieblings­speisen“ ein Leben lang. Dabei geht es nicht nur ums Essen selbst, sondern auch um positive oder nega­tive Er­inner­ungen und Ge­schichten, die wir mit den Speisen verbinden.

6.3) Überlegen Sie, ob Sie selbst schon Erfahrungen mit dem „acquired taste“ gemacht haben.

  • Gibt es Speisen/Getränke, die Sie als Kind geliebt haben und die Sie jetzt nicht mehr mögen? Womit hängt das Ihrer Meinung nach zusammen? Gibt es auch umgekehrte Erfahrungen?
  • Haben Sie eine Lieblingsspeise?
    Reflektieren Sie in einem kurzen Text, warum Sie diese Speise so gerne mögen, ob das schon immer so war, welche Erinnerungen Sie damit verbinden, etc.
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6.4) Bearbeiten Sie das Arbeitsblatt 3 „Die Wurstsemmel. Portrait einer österreichischen Spezialität“.

6.5) Wählen Sie ein Nahrungsmittel oder eine bestimmte Speise/ein bestimmtes Getränk, recherchieren Sie deren bzw. dessen Geschichte und gestalten Sie ein „Portrait“.

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7. Arbeitsblätter

Arbeitsblatt 1 – Berichte des Hungers

Arbeitsblatt 2 – Alte und neue Kochrezepte

Arbeitsblatt 3 – Die Wurstsemmel. Portrait einer österreichischen Spezialität

Arbeitsblatt 3 – Die Wurstsemmel. Portrait einer österreichischen Spezialität
(mit Lösungsvorschlägen)

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8. Literatur

Hunger. Ein Report. Herausgegeben von der Deutschen Welthungerhilfe. Bonn 1993.

Winter, Max: Das hungernde Wien. In: Kürbisch, Friedrich G. (Hg.): Dieses Land schläft einen unruhigen Schlaf. Sozialreportagen 1918–45. Berlin/Bonn 1981.

Pirquet, Clemens: Ernährungszustand der Kinder in Österreich während des Krieges und der Nachkriegszeit. In: Pirquet, Clemens: Volksgesundheit im Krieg. I. Teil. Wien 1926. (Carnegie-Stiftung für internationalen Frieden. Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Weltkrieges. Österreichische und Ungarische Serie.)

Als Quellen wurden weiters auch die angegeben Internetlinks (Weiterführende Links, Hilfreiche Links, …) verwendet.

(Text und Inhalt: Andrea Brenner, 2014)

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