Wien – eine akustische Reise über die Ringstraße

In diesem virtuellen Rundgang sollen sich die Schülerinnen und Schüler mit einzelnen Denk­mälern, Ge­bäuden und Personen rund um die Wiener Ring­straße aus­ein­andersetzen. Auf­gabe der Schüler und Schülerinnen soll es unter anderem sein, die ent­sprechen­den Infor­ma­tionen zur Architektur bzw. zur Person und deren Ge­schichte sowie Bilder aus dem Internet zu suchen und in ge­eigneter Form – z. B. als Port­folio oder als PowerPoint-Präsentation – der Klasse vor­zu­stellen.

Darum geht’s

Entlang der verschiedenen Abschnitte der Ringstraße wurden einzelne Sehenswürdigkeiten ausgewählt und mit entsprechenden Ton­bei­spielen aus dem Online-Pool der Öster­reichi­schen Media­thek ver­knüpft. Dazu werden größere und kleinere Arbeits­auf­träge ge­stellt.

Diese Arbeitsanregungen sind jeweils in einem Arbeitsblatt noch einmal angeführt.

Die Wiener Ringstraße

Die Wiener Ringstraße, die mit einer Gesamtlänge von 5,2 Kilometern den historischen Stadt­kern um­schließt, ist zweifels­frei eine der Haupt­sehens­würdig­keiten Wiens. Dazu ge­hören die ins­ge­samt neun Ab­schnitte der Ring­straße und der Franz-Josefs-Kai. Die Ring­straße zählt heute zum UNESCO-Welt­kultur­erbe „Historisches Zentrum von Wien“.

Seit dem 13. Jahrhundert war Wien von einer Mauer umgeben. Diese wurde nach der ersten Türken­be­lagerung 1529 und dem Dreißig­jährigen Krieg (1618–1648) ver­stärkt und zu einer Wehr­an­lage aus­ge­baut. Vor dieser Be­festigungs­an­lage wurde ein Grün­streifen, das „Glacis“, an­ge­legt, der voll­kommen frei von Ver­bauung und natür­lichem Be­wuchs zu sein hatte, um einen freien Rund­blick zu ge­währen. Dieser Streifen war ur­sprüng­lich 95 Meter breit und wurde bis zur zweiten Türken­be­lagerung 1683 auf 450 Meter Breite er­weitert. Die Stadt­mauer selbst wurde mit vor­springen­den Terrassen, den so­ge­nannten Basteien ver­sehen, auf denen weit­tragende Ge­schütze auf­ge­stellt wurden. Ob­wohl sich diese Be­festi­gung 1683 während der zweiten Türken­be­lagerung sehr be­wehrt hatte, ver­lor die Stadt­mauer ab dem 18. Jahr­hundert an Be­deu­tung, da diese Art von Be­festi­gung militär­tech­nisch als ver­altet an­ge­sehen wurde. So ließ Joseph II. das Glacis als Ver­kehrs­fläche nutzen und legte Wege und Straßen an. 1776 wurden auch Laternen auf­ge­stellt und ab 1781 Allee­bäume ge­pflanzt. Bald stellten Hand­werker ihre Buden und Stände auf, so­dass das Glacis gegen Ende des 18. Jahr­hunderts ein richtiger Teil der Stadt ge­worden war. Bereits 1809 hatten die Truppen Napoleons die Burg­bastei ge­sprengt. 1820 errichtete man zu Re­präsen­ta­tions­zwecken hier das Äußere Burg­tor.

Nachdem bereits das Glacis seinen militärischen Charakter verloren hatte und durch seinen Park­charakter den Wiener­innen und Wienern vor allem als Er­holungs­raum diente, schienen auch Stadt­mauer und Basteien ob­so­let ge­worden zu sein. Als nach der Revo­lu­tion 1848 die Stadt rasch zu wachsen be­gann – 1850 wurden ja die Vor­städte in Stadt­be­zirke (II bis VIII, ab 1861 II bis IX) um­ge­wandelt und ein­ge­meindet – waren die alten Mauern vor allem ver­kehrs­tech­nisch im Weg. Am 25. Dezember 1857 konnten die Wiener auf der Titel­seite der „Wiener Zeitung“, die damals schon das Amts­blatt des Staates war, den vollen Wort­laut des „Aller­höch­sten Hand­schreibens Seiner Majestät Kaiser Franz Joseph I.“ an den k. k. Innen­mi­ni­ster Alexander von Bach lesen, in dem der Kaiser seine Ent­schei­dung zur „Auf­lassung der Um­wallung und Forti­fi­ka­tionen der inneren Stadt, so wie der Gräben um die­selbe“ be­kannt­gab und einen Planungs­wett­be­werb zur Neu­ge­stal­tung des ge­wonnenen Areals an­kündigte.

Die Abbrucharbeiten, die im März 1858 beim Rotenturmtor am Donau­kanal be­gonnen wurden, fanden erst 1874 ihren Ab­schluss. Be­reits am 1. Mai 1865 er­öff­nete der Kaiser in An­wesen­heit von Kaiserin Elisabeth, zahl­reicher Erz­herzöge, Minister, Bürger­meister Andreas Zelinka und weiteren Ver­tretern der Stadt in einem Fest­akt vor dem Äußeren Burg­tor die neue Straße, ob­wohl große Teile des heutigen Stuben­rings, Burg­rings, Dr.-Karl-Renner-Rings, Uni­versi­täts­rings und Schotten­rings (heutige Namen) noch größten­teils un­ver­baut waren. Nach der Er­öff­nung be­gann eine rege Bau­tätig­keit: Öffent­liche Ge­bäude wurden eben­so wie private „hoch­herr­schaft­liche“ Wohn­häuser er­richtet, Adelige und wohl­habende Groß­bürger bauten re­prä­sen­ta­tive Palais in dem neuen monu­men­talen historischen Stil, der heute „Ring­straßen-Stil“ ge­nannt wird und als be­deu­tend­ste Aus­prägung des Histori­zis­mus der Archi­tek­tur der 1860er bis 1890er Jahre gilt.

1. Stubenring

Stubenring Nr. 1: Ehemaliges k. u. k. Kriegs­mini­sterium („Regierungs­ge­bäude“)
Architekt Ludwig Baumann errichtete 1909–13 das Ge­bäude, in dem bis 1918 das Kriegs­mini­sterium Öster­reich-Ungarns unter­ge­bracht war. Nach dem Ersten Welt­krieg nutzte das neu­ge­gründete Bundes­heer das Haus, Ende 1924 siedelte die RAVAG, der erste öster­reichi­sche Rund­funk ins Dach­ge­schoß. Auch die deutsche Wehr­macht hatte hier von 1938 bis 1945 ihren Wiener Sitz. Während des Zweiten Welt­kriegs wurde das Ge­bäude zwar von einer Bombe ge­troffen, aber nicht schwer be­schädigt. Er­heb­liche und schwere Schäden er­litt das Haus erst in der Schlacht um Wien 1945. Nach der Be­freiung Wiens wurde es offi­ziell „Re­gierungs­ge­bäude“ ge­nannt. Nach Be­endi­gung der Reno­vierungs­ar­beiten 1952 wird das Haus wieder von ver­schiedenen Bundes­mini­sterien, vor allem vom Wirt­schafts- und Sozial­ministerium ge­nutzt.

In diesem Gebäude be­gann im Dach­ge­schoß der Öster­reichi­sche Rund­funk. Im folgenden Inter­view spricht Christiane Lohner, die Tochter des Radio­pio­niers Oskar Czeija, mit Reinhard Schlögl über die An­fänge der Radio­tätig­keit ihres Vaters, das Kriegs­ministerium, die RAVAG (Radio Verkehrs AG) aber auch über Astro­logie. Sie er­zählt vom ersten Radio­studio in der Johannes­gasse, von der Be­setzung des Studios während des national­sozia­listischen Putsch­ver­suches 1934, der Flucht von Oskar Czeija, Anton Rintelen und über Radio­sen­dungen der 1920er- und 1930er-Jahre.

00:46:33
Anfangszeit des Radios in Österreich – Teil 1

Interview mit Christiane Lohner (2002)

00:08:10
Anfangszeit des Radios in Österreich – Teil 2

Interview mit Christiane Lohner (2002)

Stubenring Nr. 3/Oskar-Kokoschka-Platz: Universität für angewandte Kunst Wien
Stubenring Nr. 5/Weiskirchnerstraße: MAK Museum für Angewandte Kunst
Auf Initiative Erzherzog Rainers gründete Kaiser Franz Joseph 1863 das k. k. Öster­reichi­sche Museum für Kunst und Industrie. Der Archi­tekt Heinrich Ferstel wählte für den Bau, der am Stuben­ring 5 er­folgen sollte, den Renaissance­stil. 1871 er­folgte nach fünf­jähriger Bau­zeit die feier­liche Er­öff­nung des neuen Museums. Auch die Kunst­gewerbe­schule zog in das Haus, in dem nun die nach Material­schwer­punkt auf­ge­stellten Objekte perma­nent ge­zeigt wurden. Bald zeigte sich je­doch, dass der Platz­be­darf einen An­bau nötig machte. So wurde zwischen 1875 und 1877 ebenfalls von Ferstel am Stuben­ring 3, also direkt an das Museum an­grenzend, ein Neu­bau er­richtet, in den nach Fertig­stellung die Kunst­gewerbe­schule, die Vor­gänger­in der heutigen Kunst­uni­versi­tät, ein­zog.

00:29:55
Interview mit dem Hochschulprofessor Bazon Brock

über seine Berufung als Professor für Kunsterziehung an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien.
Ö1-Sendung „Von Tag zu Tag“ vom 8. März 1978

00:04:28
Interview mit dem Bildhauer Wander Bertoni

Wander Bertoni kam als Zwangsarbeiter unter dem national­sozia­listischen Regime nach Öster­reich. In diesem 2004 ge­führten Inter­view spricht der Bild­hauer und Professor an der Aka­demie für Ange­wandte Kunst über seine Ar­beit als Restau­rator in der Nach­kriegs­zeit.

00:55:51 [00:49:32 bis 00:53:52]
Eröffnung der Ausstellung „Die Tyrannei des Schönen“ 2004 im MAK

Peter Noever – Museumsdirektor des MAK von 1986 bis 2011 – geht es bei der Aus­stellung vor allem um die Archi­tektur der Stalin­zeit in Moskau.
Bericht im Mittagsjournal vom 5. April 1994

Stubenring Nr. 24/Dr.-Karl-Lueger-Platz: Luegerdenkmal
Der 1844 geborene Karl Lueger war von 1897 bis zu seinem Tod 1910 Bürger­meister von Wien. Politisch gehörte er dem christlich-sozialen Lager an, war also absolut kaiser­treu, seine Er­nen­nung zum Bürger­meister wurde aber trotz­dem vier­mal von Franz Joseph ver­hindert. Haupt­grund war wohl Luegers Anti­semitis­mus. Wien er­lebte da­mals eine große Zu­wanderungs­welle. Vor allem aus Böhmen waren Arbeiter­innen und Arbeiter zu­ge­zogen. Im Wiener Handel und in den freien Berufen spielten aller­dings Juden eine be­deuten­de Rolle und er­lebten auch einen starken sozialen Auf­schwung. Lueger ver­stand es sehr ge­schickt, diese Gruppen gegen­ein­ander aus­zu­spielen, wobei er die katho­lischen Böhmen be­vor­zugte und gegen die Juden ein­deutig Stellung be­zog. Lueger gilt, wie auch Georg von Schönerer, als ein poli­ti­sches Vor­bild für den jungen Hitler.

Trotz seiner Judenfeindlichkeit oder vielleicht auch gerade deswegen war Karl Lueger bei der Wiener Bevölkerung äußerst beliebt, wie das folgende Lied zeigt.

00:03:04
Hans Moser singt: „Der Dr. Lueger hat mir die Hand gereicht“

Schellackplatte aus dem Jahr 1932

Mehr dazu in deinem Vortrag der Historikerin Erika Weinzierl über den Antisemitismus in Österreich:

00:46:09
Vortrag von Prof. Erika Weinzierl

am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien (2003) 

Arbeitsblatt 1 – Stubenring 

2. Parkring

Wiener Stadtpark: Kursalon und Johann-Strauß-Denkmal
Die Familie Strauß ist für viele mit dem Ruf Wiens als Stadt der Musik untrennbar verbunden.

00:01:03
„Frühlingsstimmen“, op. 410 [Ausschnitt]

Walzer von Johann Strauß (Sohn)

00:55:40 [00:47:14 bis 00:50:58]
Johann-Strauß-Kult

Beitrag im Mittagsjournal vom 2. Oktober 1998

3. Schubertring

Auf dem Schwarzenbergplatz Nr. 4, wenige Meter hinter dem Schubertring, steht das Haus der Industrie
Das „Haus der Industrie“, wie es eine Aufschrift auf dem Gebäude heute noch be­zeichnet, be­findet sich an der Ecke Lothringer­straße/Schwarzenberg­platz. Auch heute noch be­herbergt das 1907/08 er­richtete Ge­bäude die öster­reichi­sche Industriellenvereinigung. Nach dem Zweiten Welt­krieg diente es von 1945 bis 1955 als Sitz des Alliierten Rats der vier Be­satzungs­mächte. Am 27. Juli 1955, dem Tag des Inkraft­tretens des öster­reichi­schen Staats­ver­trages, fand vor dem Ge­bäude aus An­lass der letzten Sitzung des Rates auch die letzte alliierte Militär­parade statt. Danach be­gann der Ab­zug der Be­satzungs­truppen. Im Oktober 1955 ver­ließen die letzten Be­satzungs­truppen Öster­reich.

00:15:40
Radioreportage von der Abschiedsparade

Schwarzenbergplatz, am 27. Juli 1955 

4. Kärntnerring

Kärntnerring Nr. 16: Hotel Imperial
Herzog Philipp von Württemberg erbaute 1862–65 das Gebäude als Privatpalais im italienischen Neo­re­nais­sance-Stil. Die Aus­stattung der Innen­räume er­folgte mit edelstem Marmor. Heinz Gassner schuf die Statue des „Donau­weib­chens“ für das Podest der Fest­stiege. An­läss­lich der Welt­aus­stellung 1873 in Wien wurde das Palais zu einem Hotel um­ge­wandelt. Die Er­öff­nung fand am 28. April 1873 im Bei­sein von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth statt.

Am 14. März 1938 hielt Adolf Hitler vom Balkon des Hotels Imperials nach der Fahrt von Linz nach Wien am Vor­abend der Groß­kund­gebung auf dem Wiener Helden­platz eine kurze An­sprache. Die Be­geiste­rung und Zu­stim­mung ist un­über­hör­bar. Die Rede Hitlers zielte auf die in diesen Tagen immer wieder emotional zu­ge­spitzte Formel der „Volks­gemein­schaft“ ab.

00:02:31
Radioübertragung von der Rede Hitlers

Am Balkon des Hotel Imperial am Abend des 14. März 1938 

Arbeitsblatt 4 – Kärntnerring 

5. Opernring

Opernring Nr. 2: Wiener Staatsoper
Die Wiener Oper war das erste Gebäude, das auf der neugeschaffenen Ring­straße ent­stand. Die Archi­tekten August Sicard von Sicards­burg und Eduard van der Nüll hatten den Archi­tektur­wett­be­werb ge­wonnen und er­richteten ab 1860 in acht­jähriger Bau­zeit das Haus im Stil der Neo­re­nais­sance. Den Wienern und Wiener­innen aller­dings ge­fiel das neue Haus gar nicht. Auf der gegen­über­liegen­den Seite stand der Heinrichs­hof, ein Miets­haus, das nach seiner Zer­störung im Zweiten Welt­krieg 1955 durch den Opern­ring­hof er­setzt wurde, dessen ge­waltige Aus­maße die neue Oper schier er­drückten und da­mit die monu­men­tale Wir­kung nicht zur Gel­tung kam. Eben­so war das Niveau der Ring­straße vor der Oper nach Bau­beginn um einen Meter ge­hoben worden, so­dass die Wiener das Haus als eine „ver­sunkene Kiste“ ver­spotteten. Van der Nüll ertrug diese Kritik nicht und be­ging Selbst­mord, zehn Wochen danach erlitt Sicards­burg einen Herz­in­farkt, der ihn das Leben kostete. Keiner der beiden Archi­tekten er­lebte die Fertig­stellung ihres Projekts.

Am 12. März 1945 wurde die Oper von ameri­kani­schen Fliegern bombar­diert, die das Ge­bäude mit einer Raffinerie in Florids­dorf ver­wechselt hatten. Glücklicher­weise blieben Vorder­front, Ein­gangs­halle und Stiegen­haus von dem folgenden ver­heerenden Brand ver­schont. Auch die Fresken von Moritz von Schwind, im Foyer im 1. Stock, die ver­mauert worden waren, blieben heil. Bühne und Zu­schauer­raum aber wurden gänz­lich zer­stört.

Eine besonders glanzvolle Zeit der Wiener Oper war die Ära unter dem Direktor und Kompo­nisten Gustav Mahler (1897–1907). Aus dieser Zeit sind zahl­reiche Auf­nahmen er­halten, von denen viele in der Online­aus­stellung „Das Hof­opern­ensemble der Ära Mahler. Schellack­auf­nahmen 1902–1912“ zu hören sind.

00:09:43
Aus­stellungs­er­öff­nung „100 Jahre Wiener Oper am Ring“

Reden von Unter­richts­mi­ni­ster Theodor Piffl-Perčević und Bundes­präsident Franz Jonas

Nach Opernring Nr. 10: Goethedenkmal
Johann Wolfgang von Goethe gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Litera­tur.

00:29:20 [00:16:41 bis 00:24:47]
150. Todestag von Goethe – Was ge­schieht da­zu in Öster­reich?

Bericht im Mittagsjournal vom 22. März 1982

Zwischen Opernring Nr. 15 und Nr. 17: Robert-Stolz-Platz
Robert Stolz (1880–1975) war ein österreichischer Dirigent und Komponist. Mit über 60 Ope­ret­ten gilt Stolz als der letzte Meister der Wiener Ope­ret­te. Er schuf zahl­lose, auch heute noch be­kannte Schlager und Film­musik. Der Kompo­nist war aber auch ein poli­ti­scher Mensch.

Im Oktober 1951 fragte Harry Kupetz Robert Stolz, ob die über ihn gestaltete Sendung den Tat­sachen ent­spreche. 

00:02:47
Interview mit Robert Stolz

Arbeitsblatt 5 – Opernring

6. Burgring

Burggarten: Palmenhaus
Das Gelände des heutigen Burggartens war Teil des Glacis gewesen und grenzte an die so­ge­nan­nte Augustiner­schanze und die Augustiner­bastei (be­nannt nach dem da­hinter lie­gen­den Kloster und der Kirche der Augustiner Eremiten. Die Franzosen sprengten 1809 die Be­festi­gung. Nur die Bastei wurde wieder auf­ge­baut. Kaiser Franz II.(I.) ließ da­hinter seinen Privat­garten – er war ja selbst aus­ge­bildeter Gärtner – an­legen, der dann den Namen Hof- bzw. Kaiser­garten er­hielt. Bei der Er­weite­rung des Gartens 1863 wurde auch der heute noch exis­tierende Teich an­ge­legt. 1881 ver­kleinerte man im Zuge des Baus der Neuen Burg den Garten, die Mauern wurden be­seitigt. 1900 wurden die ur­sprüng­lichen zwei Glas­häuser zur Unter­brin­gung der exo­tischen Pflanzen durch das Palmen­haus er­setzt. Der Neu­bau im Stil der Se­zes­sion liegt auf einer er­höhten Terrasse parallel zur Augustiner­bastei. Der linke Flügel wird heute als Schmetter­lings­haus mit tropischen Pflan­zen ge­nutzt, im mittleren Teil befindet sich ein Café-Restaurant. Seit 1919 ist der Garten öffent­lich zu­gäng­lich und wurde zuerst in „Garten der Republik“ und dann in „Burg­garten“ um­be­nannt. 1988 be­gann die National­biblio­thek unter der Terrasse vor der Neuen Burg einen Bücher-Tief­speicher an­zu­legen. Die Fertig­stellung erfolgte 1992.

00:55:59 [00:52:20 bis 00:55:38]
Erlebniswelt Palmen­haus im Wiener Burg­garten

Bericht im Mittagsjournal vom 15. September 1998

Burggarten: Franz-Joseph-Denkmal
1904 schuf Johannes Benk eine Bronzestatue des Kaisers, von dem Josef Tuch eine Nach­bil­dung an­fertig­te, die ur­sprüng­lich im Stadt­park von Wiener Neu­stadt auf­ge­stellt wurde und seit 1957 im Burg­garten steht.

Erst 1997 wurde die dritte der insgesamt drei Tonaufnahmen der Stimme Kaiser Franz Josephs ent­deckt, wobei diese aus dem Jahr 1903 stammt.

00:55:39 [00:43:07 bis 00:44:56]
Tondokument mit Kaiser Franz Joseph entdeckt

Bericht im Mittagsjournal vom 27. Jänner 1997

Burggarten: Mozartdenkmal
Das Denkmal aus Laaser Marmor von Viktor Tilgner stand von 1896 bis 1945 auf dem Albertinaplatz. Um das Denkmal vor Bombenangriffen zu schützen wurde es im Jahr 1945 abgebaut und 1953 im Burggarten wieder aufgestellt.

Wolfgang Amadeus Mozart lebte von 1756 bis 1791. Die Jahre von 1781 bis 1791 verbrachte er als Komponist, Lehrer und Interpret in Wien.
Anlässlich des 250. Geburtstages von Mozart im Jahr 2006 gestaltete die Österreichische Mediathek eine Jubiläumsausstellung „Mozart – Runde Geschichten – eine akustische Hörreise“ mit historischen Musikaufnahmen seiner Werke und nachgesprochenen Briefen.
Eine der Aufnahmen aus dieser Ausstellung illustriert Mozarts Lebensumstände im Jahr 1782:

00:02:18
Brief von Wolfgang Amadeus Mozart an seinen Vater (31. Juli 1782)

nachgesprochen von Paul Kraker (2006) 

Neue Burg
1881 begannen die Arbeiten zum Bau des „Hofburgflügels gegen den Kaisergarten“, so die offi­zielle Be­zeich­nung der Neuen Burg. Die Er­richtung des Monu­mental­ge­bäudes stand von Anfang an unter keinem guten Stern: Nach dem Tod des be­auf­tragten Archi­tekten Carl von Hasenauer 1894 über­nahmen nach­ein­ander mehrere Bau­meister die Bau­stelle, erst 1899 wurde mit Friedrich Ohmann ein fähiger Mann zur Weiter­führung des Baus ge­funden. Vor allem der Boden machte Schwierig­keiten: An dieser Stelle hatten sich vor­mals ja der Stadt­graben und die unter­irdi­schen Ver­teidi­gungs­an­lagen be­funden. Der Unter­grund war also äußerst locker, so musste für die Funda­men­te bis zu 25 Meter in die Tiefe ge­graben werden, um den festen Stand zu gewähr­leisten. 1906 ernannte Franz Joseph seinen Neffen und Thron­folger, Erz­herzog Franz Ferdinand, zum Protektor des Burg­baus. Dieser ließ Ohmann von Ludwig Baumann ab­lösen, der die Leitung des Baus zwar bis 1923, also bis in die Zeit der Republik, weiter­führte, aber nicht mehr voll­ende­te.
Vor allem das Jahr 1938 ist mit der Ge­schich­te dieses Ge­bäudes eng ver­bunden. Vom Balkon der Neuen Burg aus ver­kündete Adolf Hitler den Menschen, die sich auf dem Helden­platz ver­sammelt hatten, den „An­schluss“ Öster­reichs an Nazi-Deutsch­land.

Heute wird die Neue Burg von mehreren Institutionen genutzt: Einen großen Teil be­legt die Natio­nal­biblio­thek mit dem großen Lese­saal, der Papyrus­sam­mlung, dem Papyrus­museum und etlichen Büros. Der Fest­saal­trakt ge­hört zum Konferenz­zentrum Wien. Auch das Kunst­his­torische Museum hat etliche Ab­teilungen in die Neue Burg aus­ge­lagert. So befinden sich hier das Ephesos-Museum, die Hofjagd- und Rüst­kammer, die Sammlung alter Musik­instru­mente, das Archiv des Museums und das Welt­museum (ehe­maliges Museum für Völker­kunde).
Im Norden der Bibliothek, am Josefsplatz, befindet sich der so­ge­nannte Redouten­trakt. Hier liegen der kleine und der große Redouten­saal. In diesem Bereich brach in der Nacht vom 26. auf den 27. November 1992 ein Brand aus, der bei Reno­vierungs­ar­beiten am Dach des Trakts als Schwel­brand be­gonnen hatte und sich in der Nacht zum Groß­brand aus­wei­tete. Die Lösch­ar­beiten er­weisen sich als äußerst schwierig, auch die Lipizzaner in der an­grenzen­den Spani­schen Hof­reit­schule mussten in Sicher­heit ge­bracht werden. Der etwas weniger be­schädig­te kleine Redouten­saal konnte original­ge­treu wieder her­ge­stellt werden. Der große Redouten­saal wurde nach der Aus­schrei­bung eines Künstler­wett­be­werbs in fünf­jähriger Bau­zeit restau­riert. Anläss­lich der ersten öster­reichi­schen EU-Präsident­schaft 1998 wurden die Redouten­säle wieder eröffnet.

00:01:37
Die Hofburg brennt

Impressionen vom Brand­ort – ein Zu­sammen­schnitt privater Video­auf­nahmen vom 27. November 1992 

00:55:53 [00:43:47 bis 00:46:40]
Ein Jahr nach dem Brandgeschehen

Bericht im Mittags­journal vom 27. November 1993 

Burgring Nr. 5/Maria-Theresien-Platz: Kunsthistorisches Museum
Der Maria-Theresien-Platz befindet sich zwischen dem Kunst­historischen und dem Natur­his­tori­schen Museum. In der Mitte er­hebt sich das monu­men­tale Denk­mal für Kaiserin Maria Theresia aus dem Jahr 1888. Der optische Ab­schluss des Platzes wird von den ehe­mali­gen Hof­stallun­gen, dem heutigen Museums­quartier, ge­bildet. Das Kunst­his­tori­sche Museum selbst ent­stand aus den Samm­lungen der Habs­burger, vor allem aus der Porträt- und Harnisch­samm­lung Ferdinands von Tirol, der Samm­lung Kaiser Rudolfs II. (deren größter Teil je­doch ver­streut ist) und der Gemälde­samm­lung von Erz­herzog Leopold Wilhelm. Schon 1833 hatte Joseph von Arneth, Kustos (und später Direktor) des kaiser­lichen Münz- und Antiken­kabi­netts, eine Zu­sammen­führung aller kaiser­lichen Samm­lungen in einem einzigen Ge­bäude ge­fordert.

Mit der Gestaltung der neuerrichteten Ringstraße wurde auch ein Architektur­wett­be­werb für die Museen aus­ge­schrieben. Die beiden Archi­tek­ten Carl von Hasenauer und Gott­fried Semper, die sich für dieses Projekt zu­sammen­ge­schlossen hatten, ge­wannen. Nach Auf­trags­ver­gabe durch den Kaiser be­gannen Hasenauer und Semper 1871 mit den Bau­ar­bei­ten im italieni­schen Re­nais­sance-Stil. Semper, der ur­sprüng­lich in Zürich ge­lebt und ge­wirkt hatte, über­warf sich aller­dings bald mit Hasenauer und stieg 1877 aus dem Pro­jekt aus. 1891 wurde das Museum von Kaiser Franz Joseph feier­lich er­öffnet.

2003 wurde aus dem Kunsthistorischen Museum eines der bedeutendsten Kunst­objekte – die Saliera (ein kunst­voll gestaltetes Salz­fass) von Benvenuto Cellini (1500–1571) – ge­stohlen. Der Dieb­stahl wurde erst 2006 auf­ge­klärt.

Burgring Nr. 7/Maria-Theresien-Platz: Naturhistorisches Museum
Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen, der Ehemann Maria Theresias, hatte um 1750 vom Florentiner Johann Ritter von Baillou (1679–1758) die zu dieser Zeit größte Samm­lung an Naturalien, be­stehend aus 30.000 Ob­jekten, da­runter seltene Schnecken, Korallen, Muscheln, Edel­steine und seltene Minera­lien, ge­kauft. Diese Samm­lung bildete den Grund­stock der heutigen Samm­lungen des Natur­his­tori­schen Museums. Die kunst­his­tori­schen und natur­his­tori­schen Samm­lungen der Habs­burger hatten zur Zeit Kaiser Franz Josephs einen der­arti­gen Um­fang er­reicht, dass eine räum­liche Unter­bringung in der Hof­burg nicht mehr trag­bar schien. Die Neu­ge­staltung der Ring­straße sah also auch die Er­richtung von zwei Museen für diese Samm­lungen vor. Aller­dings be­fanden sich nur mehr die kunst­his­tori­schen Objekte im Privat­besitz des Kaiser­hauses, im so­ge­nannten Familien­fonds des Hauses Habsburg-Lothringen. Die natur­his­torischen Sammlungen waren zum Hofärar erklärt worden, also zu Staats­ver­mögen, das vom Kaiser­hof direkt ver­waltet wurde.

Nach der Ausrufung der Republik wurde das NHM in ein Bundes­museum um­ge­wandelt, das dem Unter­richts­minis­terium unter­stellt wurde. Das karge Staats­budget der jungen Republik konnte aber Neu­ge­staltung und Neu­an­käufe kaum be­werk­stelligen. Erst unter der national­sozia­listi­schen Herr­schaft wurden neue Be­stände den alten Samm­lungen zu­ge­führt, meist aus „arisiertem“ jüdischen Be­sitz. Diese Objekte wurden erst in den 1990er Jahren ent­sprechend den auf inter­nationalen Druck hin be­schlos­senen Re­sti­tu­tions­be­stimmungen syste­ma­tischen ge­sucht und an die recht­mäßigen Eigen­tümer/innen zurück­ge­stellt.

1993 machte das NHM inter­national negative Schlag­zeilen: 1978 war ein „Rassen­saal“ ein­ge­richtet worden, in dem die mensch­liche Evolution zu „Menschen­rassen“ dar­ge­stellt wurde. Der britische Anthro­po­loge Adam Kuper hatte diese Aus­stellung als „Mani­festa­tion nazi-ähnlicher Rassen­forschung“ be­zeichnet und schärfstens kritisiert, aber erst nach einer Artikel­serie in der Zeitung „Der Falter“ und mehreren parla­men­tarischen An­fragen der Grünen wurde der Rassen­saal 1996 ge­schlossen. Die anthro­po­logi­schen Säle wurden völlig neu ge­staltet und im Jänner 2013 wieder eröffnet.

In einem 1996 gesendeten „Journal-Panorama“ wird die Geschichte des „Rassen­saals“ des Natur­his­tori­schen Museums dar­ge­stellt:

00:48:41 [00:21:13 bis 00:48:31]
Der „Rassensaal“ – Öster­reichs lockerer Um­gang mit der NS-Ver­gangen­heit

Journal-Panorama im Abend­journal vom 24. September 1996

Arbeitsblatt 6 – Burgring 

7. Dr.-Karl-Renner-Ring

Dr.-Karl-Renner-Ring Nr. 1: Palais Epstein
Der dänische Architekt Theophil von Hansen erbaute 1868 bis 1871 dieses Privat­palais im italieni­schen Re­nais­sance-Stil für den jüdischen Bankier Gustav Ritter von Epstein. Epstein geriet durch den Börsen­krach 1873 der­art in finan­zielle Schwierig­keiten, dass er zur Ab­wendung des Kon­kurses sein Haus 1876 an die Londoner Imperial Continental Gas Association ver­kaufen musste. Diese Gesell­schaft be­trieb in Wien Gas­werke und öffent­liche Gas­be­leuchtung und richtete in diesem Palais ihre Wiener Nieder­lassung ein.

1902 kam das Palais an den Staat, der hier den Sitz des Ver­waltungs­gerichts­hofes ein­richtete, der 1922 aller­dings wieder ab­ge­siedelt wurde, um dem Stadt­schul­rat für Wien Platz zu machen. Bei der Neu­ein­richtung wurden die prächtigen Wand­dekora­tionen ver­deckt und blieben da­durch erhalten.

Das nationalsozialistische Regime richtete ab 1938 das Bau­amt des Reichs­statt­halters ein. Während dieser Zeit gingen viele noch vor­han­dene jüdische Ein­richtun­gen und Ein­bauten ver­loren. 1945 zog die sowjeti­sche Zentral­komman­datur ein. 1957/58 diente das Haus als Depen­dance der Akademie für Musik und dar­stellende Kunst. Ab 1958 zog wieder der Stadt­schulrat für Wien in das Palais Epstein ein.

Als 2000 der Sitz des Stadtschulrates in die Wipplinger­straße ver­legt wurde, schlug der Leiter des Jewish Welcome Service Vienna, Leon Zelman, vor, das Ge­bäude in ein „Haus der öster­reichi­schen Ge­schichte“ um­zu­wandeln. Der damalige erste National­rats­präsident Heinz Fischer wollte aber wegen der Raum­not im Parla­ment das Palais für den National­rat nutzen. 2004 bis 2005 wurde das Ge­bäude von Grund auf re­no­viert und in den Original­zu­stand ver­setzt. Es wird seit­her als Neben­ge­bäude des Parlaments ge­nutzt. Für die Ge­schichte des Hauses und der Familie Epstein wurde im Erd­ge­schoß eine Aus­stellung ein­ge­richtet.

00:56:03 [00:29:40 bis 00:33:09]
Diskussion um ein „Haus der Geschichte“

Bericht im Mittags­journal vom 11. November 1998

Zwischen Dr.-Karl-Renner-Ring Nr. 1 und Nr. 3: Republikdenkmal
Die Büsten der drei Sozialdemokraten Jakob Reumann, Viktor Adler und Ferdinand Hanusch, je­weils auf einem Sockel ruhend, bilden das Denk­mal, das auf einer leicht er­höhten Platt­form über drei Stufen be­gehbar ist. Hinter den Büsten stehen senk­recht drei recht­eckige Granit­quader. Auf diesen liegt quer ein vierter Quader mit der In­schrift „Der Er­innerung an die Er­richtung der Republik am 12. November 1918“. Auf beiden Seiten der Stufen stehen zwei niedrigere Quader, die jährlich am 12. November mit Blumen ge­schmückt werden.

Dr.-Karl-Renner-Ring Nr. 3: Parlament
1861 erließ Kaiser Franz Joseph I. die erste Verfassung, das so­ge­nannte Februar­patent, das in der Dezember­ver­fassung 1867 be­stätigt wurde. Darin wurde das „Reichs­rat“ ge­nannte Parla­ment wie es im Kaiser­tum Öster­reich und seit 1867 in der öster­reichi­schen Reichs­hälfte Öster­reich-Ungarns be­stand, be­gründet. Dieser neu­ge­gründete Reichs­rat, be­stehend aus Ab­ge­ordneten­haus und Herren­haus, be­saß aller­dings noch kein Ge­bäude. Provisorien, in der Währinger Straße 2–6 für die Ab­ge­ordneten­kammer, das Land­haus in der Herren­gasse für die andere Kammer, dienten bis zur Fertig­stellung des heutigen Parlaments 1883 als Ver­sammlungs­orte.

1874 begann der Bau des von Theophil von Hansen ent­worfenen Reichs­rats­ge­bäudes. Neun Jahre später, am 4. Dezember 1883, fanden dort die ersten Plenar­sitzungen der beiden Kammern statt. Die letzte Sitzung des Reichs­rats er­folgte am 12. November 1918, da­nach ging die Ver­fügungs­ge­walt auf die so­genannte provi­sori­sche National­ver­sammlung, das Parla­ment Deutsch-Öster­reichs, über. 1920 wurden die beiden neuen Kammern, National­rat und Bundes­rat, ein­ge­führt. 1934–45 wurde das Ge­bäude gar nicht für parla­men­tari­sche Zwecke ge­nutzt. Seit 1945 tagen hier wieder National­rat und Bundes­rat der wieder­er­standenen Repu­blik Öster­reich.

Nach­dem es keine parla­men­tari­schen Ton­doku­mente aus der Ersten Republik gibt, ist die Rede des Bundes­kanzlers Kurt Schuschnigg vom Februar 1938, also knapp vor dem „An­schluss“, eine frühe er­haltene und his­torisch bedeutende Rede.

00:00:45
Bundeskanzler Kurt Schuschnigg

Das Ende seiner etwa zwei­stündigen Rede, am 24. Februar 1938 im Parlament [Ausschnitt] 

Reportage von der Sondersitzung des Ministerrates im Bundes­kanzler­amt und von der gemein­samen Fest­sitzung des National- und Bundes­rates im Parla­ment zum 20. Jahres­tag der Zweiten Republik am 27. April 1965.

00:57:54 [00:27:06 bis 00:56:04]
20. Jahres­tag der Grün­dung der Zweiten Republik

Gemeinsamen Festsitzung des National- und Bundesrates

Volksgarten, in das Zaungitter eingelassen: Julius-Raab-Denkmal
Julius Raab war der „Staatsvertrags­kanzler“. Am Abend der Unter­zeichnung des Staats­ver­trags am 15. Mai 1955 hielt Julius Raab im Radio eine kurze Rede zum Staats­vertrag.

Am 15. Mai 1967 wurde ein Denkmal zu Ehren von Julius Raab feierlich enthüllt.

00:15:19
Radioreportage zur Enthüllung des Denkmals
00:09:16
Radioansprache von Bundeskanzler Julius Raab

anlässlich der Unterzeichnung des Staatsvertrags

Arbeitsblatt 7 – Dr.-Karl-Renner-Ring 

8. Universitätsring (vormals Dr.-Karl-Lueger-Ring)

Ecke Rathausplatz: Karl-Renner-Denkmal

Karl Renner (geboren 1870 in Mähren, gestorben 1950 in Wien) gilt als der „Vater“ der Republik Österreich. Er hatte so­wohl in der Ersten als auch in der Zweiten Republik wichtige politische Ämter inne.

Von 1918 bis 1920 war der Sozialdemokrat Karl Renner Staats­kanzler der Ersten Repu­blik, von 1931 bis zu seinem Rücktritt am 4. März 1933 war er Präsident des Nationalrats und von 1945 bis 1950 war er der erste Bundes­präsident der Zweiten Republik.

Zwischen Volksgarten und Burgtheater: Josef-Meinrad-Platz
Josef Meinrad (1913–66) gilt als einer der bekanntesten und beliebtesten Volks­schau­spieler Österreichs.

1959 erhielt Josef Meinrad den renommierten Iffland-Ring.

00:00:54
Kurzer Bericht von der Iffland-Ring-Verleihung

aus der Austria Wochen­schau vom 27. November 1959 

00:05:05
Ferdinand Raimunds „Der Verschwender“ [Ausschnitt]

aufgenommen im Burg­theater, am 7. Novem­ber 1955
Josef Meinrad spielt den Diener Valentin, der bei Minute 3:05 auftritt.

Universitätsring Nr. 2: Burgtheater
Das Burgtheater zählt zu den bedeutendsten Theaterbühnen im deutsch­sprachigen Raum. Auch das „neue k.k. Hof­burg­theater“, wie die Inschrift noch heute lautet, wurde vom Archi­tekten­duo Carl von Hasenauer und Gottfried Semper (siehe KHM) im neu­barocken Stil gebaut. Das Haus wurde am 14. Oktober 1888 mit den Auf­führungen von Grillparzers „Esther“ und Schillers „Wallen­steins Lager“ eröffnet. Auch nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Ende der Monar­chie wurde das Theater als „Burg­theater“ weiter­geführt. Im April 1945 wurde das Burg­theater durch Bomben­treffer schwer be­schädigt und brannte voll­ständig aus. Der Wieder­auf­bau konnte mit der Wieder­er­öffnung des Theater­hauses im Oktober 1955 ab­ge­schlossen werden.

00:03:08
König Ottokars Glück und Ende [Ausschnitt]

bei der Wieder­er­öffnung des Burg­theaters im Oktober 1955

Rathausplatz mit dem Wiener Rathaus und dem Rathauspark
Zwischen Burgtheater und Rathaus befindet sich der Rathausplatz, der von allen poli­ti­schen Macht­habern gerne als Kund­gebungs­platz ver­wendet worden ist. So findet hier  u. a. seit 1921 am 1. Mai die Schluss­ver­an­staltung des Mai­auf­marsches der Wiener SPÖ statt (mit Aus­nahme der Jahre 1933 bis 1945).

Während des Jahres finden gesellschaftliche und kulturelle Ver­an­staltung statt, so unter anderem im November und Dezember der Wiener Christ­kindl­markt (seit 1975), bei dem direkt vor dem Rat­haus ein großer Christ­baum als Ge­schenk der Bundes­länder an die Bundes­haupt­stadt (Tradition seit 1959) den Platz schmückt, im Jänner und Februar der Wiener Eis­traum und in den Sommer­monaten Juli und August Frei­luft­kino­vor­führungen mit klassischer Musik. Im Mai werden jähr­lich die Wiener Fest­wochen hier er­öffnet und auch der mittler­weile schon traditio­nelle „Life-Ball“ im Wiener Rat­haus nutzt im Vor­feld den Rat­haus­platz für Performances.

Das Wiener Rathaus (ursprünglich „Neues Rathaus“ genannt) wurde vom Archi­tekten Friedrich von Schmidt zwischen 1873 und 1883 im Stil der nieder­ländi­schen Gotik er­baut. Ideo­logisch sollte der Monu­men­tal­bau die Macht des er­starkten Bürger­tums gegen­über dem Kaiser und der Aristo­kratie aus­drücken. Inter­essant er­scheint, dass die Front keinen direkten Zu­gang zum Inneren auf­weist, ein Haupt­ein­gang also fehlt. Nur die so genannte Volks­halle im Erd­ge­schoß, die gelegent­lich für Aus­stellungen ver­wendet wird, ist über eine Stiege vom Rat­haus­platz zu er­reichen. Die Ein­gänge ins Rat­haus selbst und in den Arkaden­hof befinden sich an den Seiten­fronten und an der Hinter­seite des Gebäudes.

Am 7. Mai 1969 besuchte die britische Königin Elisabeth II. das Wiener Rathaus:

00:06:56
Besuch der britischen Königin Elizabeth II in Wien

Bürgermeister Marek empfängt die Ehrengäste im Rathaus.
Beitrag im Abendjournal vom 7. Mai 1969

Cajetan Felder, Bürgermeister von 1968 bis 1978, initiierte den Rat­haus­park, links und rechts des Rat­haus­platzes, als Er­holungs­raum an der Ring­straßen­zone. Rudolph Siebeck, der bereits den Stadt­park als his­toris­tischen Park an­ge­legt hatte, wurde mit der Schaffung der Grün­an­lage be­auf­tragt. In jedem der beiden Teile des Parks ist ein Spring­brunnen an­ge­legt, der auf die beiden Wiener Hoch­quell­wasser­leitungen hin­weisen soll. 1898 pflanzte Franz Joseph anläss­lich seines 50-jährigen Regierungs­jubi­läums eine Linde, 1906 der damals amtierende Bürgermeister Karl Lueger eine Eiche. Beide Bäume gehören zu den Naturdenkmälern Wiens. Das 1890 errichtete Wetterhäuschen wurde im Zuge des Kampfs um Wien im Zweiten Weltkrieg zerstört, 1955 mit Mosaiken von Maria Biljan-Bilger aber neu errichtet. 

Links und rechts, also zwischen den Parkteilen, befinden sich acht Denkmäler für be­deu­tende Per­sön­lich­keiten in der Ge­schichte Wiens

Beim Ring: Denkmäler für Theodor Körner und Karl Seitz
Theodor Körner
(geboren 1873 in Újszőny bei Komorn/heute Teil von Komárom, Ungarn, ge­storben 1957 in Wien) war ein öster­reichi­scher General, Politiker (SPÖ), Bürger­meister von Wien (1945–51) und der erste vom Bundes­volk direkt ge­wählte öster­reichi­sche Bundes­präsident (1951–57).

Karl Josef Seitz (1869–1950) war Reichsratsabgeordneter, als Vorsitzender des Staats­rates von Deutsch-Öster­reich Staats­ober­haupt, Partei­vor­sitzender der Sozial­demo­kra­tischen Arbeiter­partei, Präsi­dent des National­rates und Bürger­meister von Wien (1923–34).

Universitätsring Nr. 1: Universität
1365 wurde die Alma Mater Rudolphina Vindobonensis als die zweitälteste deutsch­sprachi­ge Uni­versi­tät (nach Prag) er­richtet. Das Ge­bäude wurde von Heinrich von Ferstel im Stil der Neo­renais­sance nach dem Vor­bild barocker Kloster­an­lagen ent­worfen und gilt als eines der Haupt­werke des strengen Histori­zis­mus. Eine Rampe führt zum Haupt­ein­gang, der durch eine Aula weiter zu einem zentralen Innen­hof führt. Dieser ist von Arkaden­gängen umgeben, in denen die Büsten und Gedenk­tafeln heraus­ragender Wissen­schafter über die Be­deu­tung des Hauses Rechen­schaft ab­legen. Eben­so be­findet sich in diesem Ge­bäude die Uni­versitäts­biblio­thek, die mit fast sieben Millionen Bänden die größte wissen­schaft­liche Biblio­thek Öster­reichs ist.

00:05:31
Begrüßungs­an­sprache von Rektor Karl Fellinger

zur 600-Jahrfeier der Uni­versi­tät Wien am 10. Mai 1965 im Wiener Musik­vereins­saal

Universitätsring Nr. 10: Ehemaliges OPEC-Gebäude
Das ursprünglich hier errichtete Gebäude, in dem 1899 der Öster­reichisch-Ungarische Ver­band der Privat-Ver­sicherungs-Anstalten ge­gründet worden war, und das mit den be­nach­barten Häusern ein Ensemble bildete, war im Zweiten Welt­krieg durch einen Bomben­treffer zer­stört worden. Erst 1965 wurde hier ein vom Archi­tekten Carl Appel ein Büro­haus er­richtet, das die OPEC (Organi­sa­tion der Erd­öl expor­tieren­den Länder) mietete.

Am 21. Dezember 1975 fand hier der legen­däre Terror­über­fall des Terroris­ten „Carlos“ statt, bei dem etliche Geiseln ge­nom­men wurden und drei Menschen ihr Leben verloren. 1977 ver­legte die OPEC ihren Sitz in ein anderes Haus in Wien.

Heute werden die Büros von Rechts­an­walts­kanzleien und ver­schiedenen Firmen ge­nutzt. Im Erd­ge­schoß be­finden sich Gastro­nomie­betriebe.

Schottentor, dahinter Sigmund-Freud-Park
Sigmund Freud (1856–1939) ist der Begründer der Psycho­analyse. Ur­sprüng­lich Arzt am All­ge­meinen Kranken­haus, be­schäftigte er sich zu­nehmend mit Neuro­logie und Tiefen­psycho­logie. Seine Theorien und Be­handlungs­methoden, die sich vor allem in den USA großer Be­liebt­heit er­freuen, werden heute aller­dings sehr kritisch hinter­fragt. 

00:04:04 [00:01:47]
Die einzige erhaltene Stimm­auf­nahme von Sigmund Freud

Freud spricht in einem Interview über seine Emi­gra­tion und die Ent­wicklung der Psycho­ana­lyse (Deutsch und Englisch)

Rooseveltplatz
Franklin Delano Roosevelt (1882–1945) war der 32. Präsident der Ver­einigten Staaten von Amerika. Als Kandi­dat der Demo­kra­tischen Partei gewann er die Wahl 1933 und wurde nach seiner ersten Amts­zeit drei­mal wieder­ge­wählt (1936, 1940, 1944). Somit ist er einzige Präsi­dent der USA, der länger als zwei Wahl­perioden amtierte. In seine Amts­zeiten fallen innen­politisch die Be­kämpfung der Welt­wirtschafts­krise und die Ein­führung der Sozial­ver­sicherung in den USA, außen­politisch der Auf­stieg Nazi­deutsch­lands, der Über­fall Japans auf Pearl Harbour und somit der Zweite Welt­krieg. Roosevelt starb am 12. April 1945 – er er­lebte das Ende des Zweiten Welt­kriegs und den Sieg seines Landes nicht mehr.

00:27:23
Rede Roosevelts zum japanischen Angriff auf Pearl Harbour

vom 9. Dezember 1941

Votivkirche
Am 18. Februar 1853 hatte der Schneidergeselle János Libényi ein Attentat auf Kaiser Franz Joseph versucht, das erfolglos blieb. Franz Josephs Bruder und späterer Kaiser von Mexiko, Erzherzog Ferdinand Maximilian, hatte danach  zu einer Spendenaktion aufgerufen, um „zum Dank für die Errettung Seiner Majestät“ in Wien eine neue Kirche als „Votiv“-Gabe (Dankgeschenk) der Völker der Monarchie zu bauen. In diesem Dom sollten alle Nationen der Monarchie ihre geistige und politische Heimat finden. 300.000 Bürgerinnen und Bürger folgten dem Aufruf. Heinrich von Ferstel plante und errichtete diese „Votiv“-Kirche im neugotischen Stil, die mit einer Höhe von 99 Metern die zweithöchste Kirche Wiens ist.

Nicht ohne Grund wählte Kardinal Franz König diese Kirche für die Feier eines Trauer-Gottesdienst für die Opfer unter den chinesischen Studentinnen und Studenten in Peking am 17. Juni 1989.

00:58:49 [00:25:58 bis 00:39:41]
Trauer-Gottesdienst in der Votivkirche

Beitrag im Mittagsjournal vom 17. Juni 1989

Arbeitsblatt 8 – Universitätsring 

9. Schottenring

Schottenring Nr. 14: Geburtshaus von Stefan Zweig
Stefan Zweig (1881–1942) war ein bedeutender österreichischer Schriftsteller. Der in Wien geborene Lyriker, Essayist und Übersetzer emigrierte 1934 nach England und in weiterer Folge nach Brasilien, wo er sich 1942 das Leben nahm. 

00:05:12
Stefan Zweig liest eigene Gedichte

Stimmporträt aus dem Jahr 1933

Schottenring Nr. 16: ehemalige Wiener Börse
Bis zum Jahr 2000 beherrbergte dieses 1874–77 von Theophil Hansen er­richtete Ge­bäude die Wiener Börse. Durch einen Groß­brand wurde das Ge­bäude und seine kunst­volle Innen­ein­richtung 1956 schwer be­schädigt, es wurde zwar wieder reno­viert, aber der große Börse­saal wurde in einen Innen­hof um­ge­staltet.

Heute befinden sich dort Gastronomie­betriebe und Büros und die Säle werden für Ver­an­stal­tungen und Kon­zerte vermietet.

00:43:49 [00:33:21 bis 00:38:25]
200 Jahre Wiener Börse

Beitrag im Abendjournal vom 16. September 1971

Zwischen Schottenring Nr. 25 und 27: Deutschmeisterdenkmal auf dem Deutschmeisterplatz
Die Kapelle des k.u.k. Infanterieregiments Nr. 4 „Hoch- und Deutsch­meister“ zählte zu den be­liebtes­ten Militär­kapellen der Monarchie. Die Ge­schichte endete aber nicht mit 1918, die Kapelle wurde von ehe­maligen Mit­gliedern weiter­ge­führt und existiert auch heute noch.

00:08:46
Interview mit dem da­maligen Kapell­meister Horst Winter (1998)

Schottenring Nr. 30: Ringturm
Der Wiener Ringturm wurde von 1953 bis 1955 am Schottenring erbaut. Das 73 Meter hohe Büro­ge­bäude ist nach dem Stephans­dom das höchste Ge­bäude in der Wiener Innen­stadt. Auf seinem Dach befindet sich ein 20 Meter hoher Wetter­leuchtturm, der mit ver­schieden­farbigen und blinkenden Lichtern die Wetter­tendenz an­zeigt.
Zum Zeit­punkt seiner Errichtung war das Hoch­haus der höchste Profan­bau Öster­reichs. Seit 2006 wird die Fassade des Ring­turms im Sommer als Kunst­projekt mit be­druckten Netzen um­hüllt. Unter den bisherigen Künstlerinnen und Künstlern, deren Bilder so über den Donau­kanal hin sicht­bar waren, finden sich unter anderem Christian Ludwig Attersee, Arnulf Rainer und Xenia Hausner.

00:00:39
Eröffnung des Ring­turms am 14. Juni 1955

Bericht aus der Austria Wochen­schau im Juni 1955

Arbeitsblatt 9 – Schottenring 

10. Franz-Josefs-Kai

Der Franz-Josefs-Kai bildet mit dem rechten Donaukanal-Ufer den Ab­schluss des ersten Bezirks. Der Kai wurde ab 1858 im Zuge des Ab­bruchs der vor­maligen Wehr­an­lagen an­ge­legt. Die Straße ent­lang des Donau­kanals stellt eine wichtige inner­städtische Ver­kehrs­ver­bindung dar.

(Text und Inhalt: Walter Perné, 2014)