Dokumentation des Arbeitsablaufs

Workflow

von Anton Hubauer
und Johannes Kapeller

1. Basiskatalogisierung

Einleitung – Vorbemerkung

Das Ziel des durchgeführten Editionsprojektes war die Erschließung und wissenschaftliche Bearbeitung einer der wichtigsten und umfangreichsten Quellenbestände der österreichischen Rundfunkgeschichte, der Hörfunkjournalsendungen von Ö1. Es erfolgte dabei, wegen der Menge des vorhandenen Tonbandmaterials, eine Konzentration auf die Mittagsjournal-Sendungen. Früh-, Abend- und Sonntagsjournal-Sendungen wurden aus Gründen der zeitlichen Beschränkung des Projektes nur im Zusammenhang mit inhaltlichen Schwerpunktthemen ausgewählt. Ein weiterer Grund für die Konzentration auf die Mittagsjournale war die Tatsache, dass diese Journalsendung die meisten Zuhörer erreichte bzw. die ausführlichste Nachrichtensendung eines Tages darstellte.

Tonbänder
Der Archivbestand der Journalsendungen ist chronologisch geordnet, als Signatur auf den Tonbandhüllen dient das Sendedatum. Der Bestand bezüglich des Projektzeitraumes ist – mit wenigen Ausnahmen – vollständig. Aufgezeichnet wurden jeweils Morgen-, Mittags- und Abendjournal eines Tages.

Journalbücher
Ebenfalls im Besitz der Österreichischen Mediathek befinden sich Kopien der handschriftlichen Journalbücher des ORF für den betreffenden Zeitraum.

1.1. Die Katalogdatenbank der Österreichischen Mediathek

Die Katalogdatenbank der Österreichischen Mediathek (BIS-C 2000 der Firma Dabis) beruht auf einer objektrelationalen Datenbank und unterstützt sowohl relationale als auch hierarchische Datenbankstrukturen. Dies bedeutet, dass auf horizontaler Ebene Relationen zwischen Titeln, Autor/innen, Stichwörtern, Datumsangaben, Orten u. ä. hergestellt werden können. Die Trennung dieser Angaben in physisch eigenständige „Stammdateien“ (= Normdateien) gewährleistet den Aufbau redundanzfreier Daten, da jede dieser Angaben innerhalb des Gesamtdatenbestandes nur einmal vorhanden ist und alle etwaigen Datensätze mit dieser einen Angabe verknüpft sind. Eine Änderung eines derartigen Datensatzes ist in allen mit ihm verknüpften Datensätzen aktiv.

Neben diesen horizontalen sind gleichzeitig auch hierarchische Verknüpfungen möglich, d. h. die Abbildung von Serien oder Bandaufführungen, im konkreten Fall z. B. die Struktur Mittagsjournal – Mittagsjournal eines bestimmten Tages – Anführung der Einzelbeiträge. Diese hierarchischen Verknüpfungen können auf horizontaler Ebene jeweils wieder relationale Verknüpfungen aufweisen.
Innerhalb der Gesamtdatenbank ist der Aufbau mehrerer physisch getrennter Datenbanken möglich, die jeweils eine eigene Generierung aufweisen können, die auf die speziellen Bedürfnisse des Materials abgestimmt ist. Das hat im konkreten Fall ermöglicht, eine Datenbankeinrichtung vorzunehmen, die – getrennt von der eigentlichen Datenbank der Österreichischen Mediathek – den wissenschaftlichen Bearbeiter/innen größtmögliche Freiheit bei der Einrichtung, auch in Bezug auf die inhaltlichen Fragestellungen des Projekts, erlaubt. Daneben ist in die Datenbank jener Pool eingegliedert, der die Basis der gesamten Webumsetzung der Österreichischen Mediathek ist. Ein mittels Automatismen durchgeführter Datenimport in diesen Pool stellt sicher, dass sämtliche Datensätze mit allen Erfordernissen für eine Webumsetzung bzw. für die Teilnahme an nationalen und internationalen Plattformen versehen sind und den notwendigen Anforderungen entsprechen. Benützerseitig sind intern Recherchen über mehrere Datenbanken mittels einer gemeinsamen Oberfläche möglich, was die Verwaltung der Metadaten innerhalb des Gesamtsystems vereinfacht.

1.2. Vorgangsweise – Basiskatalogisierung

Die Basis der Katalogisierung bildeten die Journalbücher des ORF. Diese waren beim ORF für die Bezahlung der Journalisten geführt worden und stellten nun  eine große Hilfe für die Erfassung der Metadaten dar. Zugleich waren sie aber auch ein Hort von Unklarheiten. Beginnend mit schlicht und einfach unleserlichen Wörtern oder Wortteilen, falscher Schreibung von Personen-, Orts- und Eigennamen bis zu lückenhaften oder nur im Zusammenhang verständlichen Beitragstiteln, boten die Journalbücher ein weites Betätigungsfeld für Korrekturen im Katalog während und nach der Digitalisierung.

Am Anfang der Katalogisierung stand das Anlegen eines Datensatzes für einen bestimmten Tag (Titeltyp 1). Erfasst wurden hier neben dem Sendungstitel (z. B. Mittagsjournal 1986.04.29) und Sendedatum auch Angaben zu Moderation und, falls vorhanden, Regie der Journalsendung, der ORF als Produzent, sowie einige Angaben zur Datenverwaltung innerhalb der Österreichischen Mediathek.

Weiters wurde der Titeldatensatz mit einem Trägerdatensatz verknüpft. Im Trägerdatensatz wurde die Signatur angelegt. Die Signatur besteht aus einem Kürzel für den Typ der Journalsendung (JM = Mittagsjournal, JA = Abendjournal, JF = Frühjournal) und dem gestürzten Datum – JM-860429 (JournalMittag – 29. April 1986).

In diesem Arbeitsschritt wurden zusätzlich Angaben zum Ausgangsmaterial vermerkt und als wichtiger Schritt die „Digitalisierung gestartet“. Das bedeutet, dass nun im Hintergrund ein automatischer Prozess zu laufen begann, der eine Verknüpfung des Katalogeintrages mit der NOA-Job-Datenbank erstellte, welcher zur Digitalisierung notwendig war.

Als nächster Schritt folgte die Digitalisierung des Tonbandes.

2. Digitalisierung

2.1. Digitalisierungsgrundlagen

Bei der Digitalisierung von Audiomaterial folgt die Österreichische Mediathek internationalen Standards mit der Umwandlung der analogen Tonsignale in hochauflösende Audio-Dateien (BWF, 96 kHz/24 bit) als Archivformat, was den problemlosen Datenaustausch von Audio-Dateien ermöglicht. Zur Benutzung werden automatisch MP3-Dateien generiert, die auf Grund ihrer geringeren Dateigröße einen schnellen Zugriff erleichtern. Die wav- und mp3-Dateien werden in einem Massenspeichersystem abgelegt. Die dauerhafte Sicherung des vorhandenen Materials erfolgt durch Spiegelung der wav-Dateien auf zwei Sätze AIT-Kassetten, von denen einer ausgelagert und vom System physisch getrennt archiviert wird, und durch Spiegelung der wav-Dateien auf ein Festplatten-Raid. Somit wird der Gesamtbestand an Audiofiles in ein System überspielt, in dem spätere Migrationen – die nicht nur aus konservatorischen Gründen, sondern auch auf Grund technischer Weiterentwicklungen notwendig sind – auf zukünftige Träger und/oder Formate – unter Wahrung der Verbindung zu den Metadaten – durch diverse Automatismen ohne großen Aufwand durchgeführt werden können.

2.2. Vorgangsweise – Digitalisierung

Zur Unterstützung und Vereinfachung der weiteren Arbeiten – vor allem der Digitalisierung – wurden nun, wie schon erwähnt, bestimmte Inhalte der Katalogdatenbank (z. B. Sachtitel, Signatur) an eine weitere Datenbank „weitergereicht“. Konkret sieht das so aus, dass für jede Eintragung eines Mittagsjournals in der Katalogdatenbank automatisch in der zweiten Datenbank – „NOA-Jobdatenbank“ – eine zweite Eintragung angelegt wird. Die NOA-Jobdatenbank ist ein Hilfsmittel für die Steuerung der kommenden Digitalisierung. In ihr wird der „Job“ definiert, also was mit der in Rede stehenden Tonaufnahme geschehen soll, etwa auf welcher Tonbandmaschine unter welchen technischen Vorgaben es digitalisiert werden soll. Diese technischen Festlegungen werden als „Task“ definiert und stellen das Bindeglied zwischen der Job-Datenbank und den eigentlichen digitalen Workstations her. Die Workstations werden teilweise durch die Tasks der Jobdatenbank gesteuert. In der weiteren Folge – wenn die Digitalisierungsarbeiten abgeschlossen sind – wird der Abschluss des „Jobs“ in der Jobdatenbank verzeichnet und wiederum der Katalogdatenbank rückgemeldet.

Nach dieser „Befütterung“ der Jobdatenbank konnte mit der eigentlichen Digitalisierung der Tonbänder auf zwei NOA-Workstations begonnen werden. Die beiden verwendeten Workstations bestanden dabei aus einem bzw. drei Tonbandgeräten (verwendet wurden insgesamt drei Studer A-807 und eine Studer A-820 Tonbandmaschine) und jeweils einer „NOA-Rekord“, einer speziellen Hard- und Software der Firma NOA zur Digitalisierung.

Eine NOA-Workstation kann wahlweise mit Digital-Wandlern für ein, zwei oder drei Abspielgräte ausgerüstet werden. Aufgrund der finanziellen Rahmenbedingungen des Projektes, sowie der Anzahl der für das Projekt zur Verfügung stehenden Studer-Tonbandgeräten, konnte eine dieser 3-fach-Workstations eingesetzt werden. Dadurch konnte eine beträchtliche Temposteigerung der Digitalisierung erzielt werden. Die zweite verwendete NOA Workstation bestand hingegen aus einer 1-fach Version.
Verzögerungen im Bereich der Digitalisierung ergaben sich hingegen durch unterschiedliche technische Probleme. Software-Updates, nötige Wartungs- und Reparaturarbeiten an den Tonbandgeräten, verringerten den theoretisch möglichen Output an Digitalisaten zum Teil erheblich.

2.3. Qualitätskontrolle während des Digitalisierungsprozesses

Eine wichtige Rolle bei der Tonband-Digitalisierung spielt hier der so genannte Azimut-Wert: Durch manuelle Einstellung des Azimut-Wertes am Abspieltonkopf der verwendeten Studer-Tonbandgeräte kann die Wiedergabe optimiert werden. Unter dem Begriff Azimut, welcher vom arabischen as-sumut (die Wege) abgeleitet wurde, verstand man ursprünglich in der Astronomie eine Winkelgröße. In der Tontechnik meint Azimut den Winkel des Schreib- und des Lesekopfes zum Magnetband. Steht der Schreibkopf bei der Wiedergabe nicht im gleichen Winkel zum Magnetband wie der Aufnahmekopf bei der ursprünglichen Aufnahme, so entstehen die sogenannten Azimutfehler, einer unter Umständen beträchtlichen Verzerrung des Signals.
Eine solche Justage des Tonkopfes stellt keine Veränderung, sondern eine Optimierung der Übertragung dar – ganz im Gegensatz etwa zu einer digitalen Nachbearbeitung. Im Rahmen des Projektes wurden einige Tonbänder bearbeitet, die derartig schlechte Azimut-Werte aufwiesen, dass auch eine mehrmalige Aufnahmekorrektur kein besseres Ergebnis erbrachte. In solchen Fällen musste letztlich die schlechte Aufnahmequalität wohl oder übel zur Kenntnis genommen werden.

Die Digitalisierung erfolgte hoch auflösend (24 kHz/24 bit) und in Form eines wav-Files (bwf), wobei die „NOA-Rekord“ gleichzeitig neben der eigentlichen analog-digital-Wandlung Messungen des Signals nach zahlreichen Kriterien vornimmt. Auf der Basis dieser algorithmischen Analyse wurde – nach Abschluss des Digitalisierungsvorganges – durch die Projektmitarbeiter eine Qualitätskontrolle am Digitalisat vorgenommen.

Vor allem ging es hier darum, Fehler bei der Digitalisierung ausfindig zu machen. Diese kamen beim gegenständlichen Projekt sehr selten vor und führten in der Regel dazu, dass das Digitalisat ausgeschieden und eine zweite Digitalisierung durchgeführt wurde. Fehler und Störungen, die bereits auf dem Band vorhanden waren, schlechte Aufnahmequalität, schlechte Verbindungen bei telefonisch übermittelten Beiträgen, sowie am Ausgangsmaterial vorhandene Tonkanalausfälle, wurden 1:1 übernommen, um eine möglichst authentische Archivierung zu gewährleisten. Die Bandbreite der vorgegebenen Tonqualität reichte dabei von exzellenten Studiobeiträgen bis zu Telefonübermittlungen, welche in den schlimmsten Fällen noch während der Journalsendung selbst wegen völliger Unverständlichkeit abgebrochen wurden. Eine digitale Nachbearbeitung wurde nicht vorgenommen.

Nach Ende der Qualitätskontrolle wurde mittels des Programm-Moduls „NOA Filemover“ die erzeugte wav-Datei in ein weiteres Programm-Modul – „NOA Wave-Butler“ – geschrieben. „Wave-Butler“ ist eine Programmeinheit, die eine Reihe von automatischen Vorgängen ausführen kann. So wurde aus dem wav-File einerseits ein mp3-File für einen schnelleren Zugriff auf die Datenbank generiert, andererseits zwei weitere wav-files hergestellt, welche – vor allem aus Gründen der Datensicherheit – auf physisch getrennten Speichern abgelegt wurden. Abschließend wurde das Digitalisat – primär also die mp3s – zur Benützung, d. h. Anhören, freigegeben. Von nun an konnte das digitale Tondokument direkt aus dem Katalogeintrag per Mausklick abgespielt werden.

2.4. Dörren von Problembändern

Die ab dem Aufnahmezeitraum 1986 auftretenden materialbedingten Probleme bezüglich der Abspielbarkeit der Tonbänder wurden mithilfe des in der Tonbandrestaurierung bekannten Verfahrens des „Tape Baking“ behoben. Die Problematik in ihren Details und die ganze Tragweite der Angelegenheit werden eingehend im Artikel „Materialprobleme und deren Behebung“ behandelt.

2.5. Besonderheiten des DAT-Grabbing

Das Grabben einer DAT-Kassette, einer „Digital-Audio-Tape“-Kassette, stellte die Österreichische Mediathek und ihr Audio-Team vor neue Herausforderungen. Die DAT-Kassette erschien, zumindest für einige Jahre, wie die Erfüllung eines Wunsches von Audio-Archiven, welche Rundfunkmitschnitte durchführten. Mit ihrem Klangpotenzial, das sogar über dem der CD lag, schien die DAT-Kassette wie die Lösung für eine ganze Reihe von Problemen. Die Möglichkeit der Aufzeichnung im Long-Play-Modus verstärkte noch diesen Eindruck.

Zu den Problemen, welche durch die DAT-Kassette gelöst schienen, zählt neben der komplizierten Handhabung von Studiotonbändern auf Bobby und abgesehen von deren hohen Kosten, auch die Aufzeichnungsdauer (im LP-Modus bis zu drei Stunden) und der räumliche Aspekt der Archivierung. Eine DAT-Kassette braucht weniger Platz in einem Archiv als ein Studiotonband. Außerdem ging man von der ja nicht völlig unberechtigten Annahme aus, dass ein digital aufgezeichnetes Signal für eine unvermindert gleichbleibende hohe Qualität, auch noch nach Jahren, sorgen würde. Eine Annahme, die leider nur bedingt der Wahrheit entspricht.

Die Aufzeichnung der Ö1-Journalsendungen in der Österreichischen Mediathek erfolgte ab dem Jahr 1991 auf DAT-Kassetten. Woran zu diesem Zeitpunkt niemand dachte, waren die mit einer neuen Aufzeichnungstechnologie möglicherweise verbundenen Probleme. Das Hauptproblem einer neuen Technologie auf diesem Gebiet liegt in der Markt-Lebensdauer der neuen Technologie selbst begründet. Vinyl-Schallplatten, die Nachfolger der Schellack-Platten, werden seit 1948 hergestellt. Auch heute erscheinen noch Neupressungen aktueller Aufnahmen auf diesem Trägermedium und hochwertige neu produzierte Schallplattenspieler sind ebenfalls keine Mangelware am Markt. Kompaktkassetten und Rekorder werden seit 1963 hergestellt, hier ist die Lage für hochwertige Rekorder bzw. Abspielgeräte schon schwieriger, aber noch werden sowohl Geräte als auch Kompaktkassetten hergestellt.

Die DAT-Kassette hatte Anfang der 90er Jahre ihren scheinbaren Siegeszug angetreten, um nur ein Jahrzehnt später bereits wieder vom Markt verdrängt zu werden. Gegenwärtig werden keine neuen Aufnahme- oder Abspielgeräte mehr produziert. Ein toter Ast in der technologischen Entwicklung im Audio-Bereich. Wenn nun ein Archiv mit den Problemen einer solchen aussterbenden Aufzeichnungstechnologie konfrontiert wird, handelt es sich üblicherweise um kurzfristige Probleme, die einer schnellen Lösung bedürfen, sowie um längerfristige Auswirkungen, die allerdings oft erst später erkannt werden, ja oftmals erst später erkannt werden können, dadurch aber verzögert schlagend werden. Die Aufzeichnung der Ö1-Journalsendungen wurde von DAT-Kassetten-Mittschnitten auf die direkte Speicherung auf Festplatte, durch Festplattensysteme, umgestellt.

Soviel zum kurzfristigen Problem und dessen Lösung. Die längerfristigen Probleme waren an der Österreichischen Mediathek bereits vor Projektbeginn des 90er-Journal-Projektes bekannt, die Lösungen aber nur mit erheblichem Aufwand möglich.

Hauptproblemquellen waren einerseits die „Hardware“-Frage und andererseits die seinerzeitige Aufzeichnung der Journal-Sendungen mit Long-Play. Es stellte sich als ein nicht unerhebliches Problem heraus, noch eine genügend große Anzahl von qualitativ entsprechend hochwertigen Wiedergabegeräten für ein rasches grabben des sehr umfangreichen Bestandes an DAT-Kassetten, die das Projekt betrafen, zu erwerben. Als diese Klipper erfolgreich umschifft war, mussten alle Wiedergabegräte, die beim Grabbing zum Einsatz kommen sollten, mit einer Azimut-Regulierung versehen werden. Diese ermöglichte es erst, die Tonprobleme, welche durch die Long-Play-Aufzeichnung entstanden waren, zu beheben. Eine DAT-Kassette, die im LP-Modus bespielt wurde, kann einwandfrei im tatsächlichen Aufnahmegerät abgespielt werden (vorausgesetzt dieses Gerät ist vorhanden und funktioniert noch). Eine Wiedergabe in einem beliebigen anderen DAT-Abspielgerät, auch wenn dieses über einen LP-Modus verfügt, kann zu erheblichen Klangproblemen führen. Diese können durch eine Veränderung der Bandlage ausgeglichen werden, jedoch verfügen üblicherweise DAT-Geräte über keine Vorrichtung zur Justierung der Bandlage. Der Winkel des Bandes zum Abspielkopf muss nachjustiert werden, deswegen auch der Begriff Azimut-Regulierung, um die Aufnahmesituation für eine optimale Wiedergabe nachzustellen. Wiedergabegräte, egal ob Audio oder Video, die mit einem Band als Trägermedium arbeiten, können mit dem Problem eines falschen Azimut-Wertes konfrontiert sein. Unter dem Azimut-Wert versteht man den Winkel zwischen dem Wiedergabekopf und dem Band, welcher bei optimaler Einstellung null sein sollte. Nun kann es aber Abweichungen dieses Winkels zwischen einem Aufnahmegeräte und einem Abspielgerät geben (die Wahrscheinlichkeit dafür steigt wenn es sich um zwei verschiedene Geräte handelt und Jahre zwischen Aufnahme und Wiedergabe liegen).

Christian Schrott, der bewährte Audiotechniker der Österreichischen Mediathek, löste durch erfolgreiche Nachrüstung der DAT-Abspielgeräte mit einer Azimut-Regulierung auch dieses Problem.

Das Grabbing der DAT-Kassetten mit Journal-Aufzeichnungen konnte nun, mit Hilfe einer NOA-Workstation durchgeführt werden. In einer solchen Workstation sind drei DAT-Wiedergabegeräte eingebaut, versehen mit der notwendigen Wandler-Hardware und einem herkömmlichen Rechner für die Bedienungsfunktionen und die Zwischenspeicherung der Digitalisate. So kann der tägliche Durchsatz an gegrabbten DAT-Kassetten erheblich gesteigert werden, verglichen mit der Arbeit mit einem Einzelgeräten.

3. Katalogisierung der Einzelbeiträge

An den vor der Digitalisierung bereits angelegten Titeldatensätzen (Titeltyp 1) wurden nun die einzelnen Beiträge einer Journalsendung als eigene, hierarchisch untergeordnete Datensätze (Titeltyp 4) angehängt.

Im Beitragseintrag erfolgte die inhaltliche Erfassung des jeweiligen Beitrages mit folgenden Angaben:

  • Gesamtwerk/Reihe: An den bereits vorhandenen Hauptsachtitel 1 (Sendungsbezeichnung des Titeldatensatzes) wurden in eckiger Klammer fortlaufend die Beitragsnummern vergeben. Dadurch ist gewährleistet, dass bei einer Katalogrecherche die Beiträge der jeweiligen Journalsendung in der richtigen Reihenfolge angezeigt werden. Außerdem ist dadurch die spätere Verknüpfung dieser Einzelbeiträge mit den durch Markern gekennzeichneten Abschnitten im Digitalisat möglich.
  • Hauptsachtitel 2: Der jeweilige Beitragstitel wurde direkt aus dem Journalbuch übernommen.
  • Titelzusatz: Angabe von im Beitrag vorkommenden O-Tönen (Einblendung bzw. Interview) und Kurzbeschreibung des Inhalts
  • Verfasser/Beteiligte: Gestalter und beteiligte Personen (Interviewte oder Interpreten im Rahmen von Kulturbeiträgen) wurden in Form von Normdatensätzen angelegt, welche großteils mit biografischen Eckdaten, bzw. Kurzbiografien versehen wurden. Aufnahmeort: Angaben zum Aufnahmeort, falls kein Studiobeitrag und im Journalbuch vermerkt.
  • Datum: Angabe des Sendedatums
  • Systematikbegriffe sowie normierte Stichwörter: Die von der Dabis-Katalogdatenbank übernommenen Systematikbegriffe wurden durch eigens angelegte, nur für die Inhalte dieses Projektes verwendete, normierte Stichwörter ergänzt.

Ergebnis:
Die jeweilige Journalsendung ist bis auf Beitragsebene katalogisiert, das dazugehörige Tonfile ist wahlweise als mp3 oder wav im integrierten Audio-Player abspielbar.

Im Laufe der Jahrzehnte ist zu beobachten, dass die Anzahl der Einzelbeiträge pro Journal stetig zugenommen hat. Von im Schnitt 10–12 Beiträgen pro Journal in den 1970er Jahren bis zu 18–20 in den 1990er Jahren. Die Katalogisierung bis auf Beitragsebene, die nur durch Abhören des gesamten Bestandes möglich war, stellt den zeitaufwändigsten Teil des Projektes dar.

4. Web-Plattform

Neben der inhaltlichen Aufarbeitung des Bestandes und dessen Langzeitarchivierung ist die Verfügbarkeit im Internet ein wesentlicher Teil der Projekte.
Die in der Katalogdatenbank erfassten Metadaten sowie die vollständigen Digitalisate der Journalsendungen (Streaming, MP3, 44.1 kHz, 128 kbit) stehen im Rahmen dieser Onlineplattform (kosten‑)frei und in voller Länge zur Verfügung.

www.journale.at ist das Ergebnis dreier wissenschaftlicher Projekte:

  • 1967–1979: gefördert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank
    (Projektlaufzeit: 2004–2006)
  • 1980–1989: gefördert vom Bundesministerium für Unterricht Kunst und Kultur
    (Projektlaufzeit: 2006–2008)
  • 1990–1999: gefördert vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung
    (Projektlaufzeit: 2010–2013)

Mit Ende des zweiten Projektteiles (Journale der 1980er Jahre) ist die erste Version der Webumsetzung (unter Einbeziehung der Ergebnisse des Vorgängerprojektes betreffend die 1970er Jahre) online gegangen (2009). Mit dem Abschluss des Projektes betreffend die 1990er Jahre (2013) wurde der gesamte Webauftritt neu gestaltet. In diesen neuen Webauftritt wurden die Ergebnisse der beiden Vorgängerprojekte integriert, sodass aktuell die Journale von 1967 bis 1999, das sind insgesamt rund 8.000 Stunden Sendezeit und über 100.000 inhaltlich erschlossene Einzelbeiträge, zur Verfügung stehen sowie darüber hinaus die wissenschaftlichen Analysen aller drei Journale-Projekte.

4.1. Struktur der Webumsetzung

4.1.1 Startseite
Startseite mit Suche und Vorschlagwesen

4.1.2 Einzeldokument
Zentrum der Online-Präsentation ist das Einzeldokument, d. h. das gesamte Journal inklusive der jeweiligen Einzelbeiträge.
Sämtliche im Katalog der Mediathek erfassten Metadaten können mittels einer API/OAI-Schnittstelle im XML-Format exportiert werden. Dieses System einer international normierten Feldstruktur in Verbindung mit einer offenen, dynamischen Schnittstelle gewährleistet die Teilnahme an nationalen und internationalen Projekten zur Darstellung des digitalen kulturellen Erbes im Internet (z. B. Kulturpool, Europeana).

4.1.3 Zeitleiste
Das Feature „Zeitleiste“ ermöglicht eine intuitive Suche anhand der Zeiträume, denen die Dokumente zugewiesen wurden. Über die vorgeschlagenen Beitragsthemen soll ein leichterer Einstieg in den Gesamtbestand ermöglicht werden.

4.1.4 Userbereich „Meine Mediathek
Der Bereich „Meine Mediathek“ ist ein gesonderter Userbereich, der den (rechtlich nicht möglichen) Download ersetzen soll. Kommentierbare Playlisten und das Setzen vom Markern sollen vor allem der intensiveren (wissenschaftlichen) Arbeiten mit dem Material dienen.

4.1.5 Wissenschaftliche Aufsätze
Mit eigens gestalteten Vorlagen (Templates), die die Einbindung von Audiodokumenten in den Text ermöglichen, werden die Ergebnisse der wissenschaftlichen Analysen der Projekte online dargestellt (und zusätzlich als PDF zum Download angeboten).  

Ergänzung des Artikels um den Bereich der 1990er Jahre: Gabriele Fröschl