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Marker setzen in: Mittagsjournal 1985.11.23
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KI-generiertes Transkript
Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
Zwölf Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Und ich sage Ihnen Grüß Gott beim Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
Redakteurin im Studio ist Ilse Oberhofer.
Der Optimismus nach dem Genfer Gipfel hält an.
Es gibt jetzt auch erste konkrete Auswirkungen.
Roland Machatschke wird die politische Situation nach Genf analysieren.
Zwei weitere Auslandsthemen stehen dann noch auf unserem Mittagsprogramm.
Parteitag der CSU in München, ein Jubiläumsparteitag.
Die CSU feiert auch den 40.
Jahrestag ihrer Gründung.
Und Wahlen in Honduras, wichtig für die heikle Lage in Mittelamerika.
Im Journal zu Gast ist heute der Grazer Bürgermeister Alfred Stingl, ein SPÖ-Politiker, der immer wieder gegen den Strom schwimmt, als Abfangjägergegner, als Zwentendorfgegner, als Kritiker österreichischer Rüstungsexporte.
Wir beschäftigen uns dann noch mit Strukturproblemen der europäischen Landwirtschaft.
Da geht es vor allem um Kritik an der Überschussproduktion, an der Verschlechterung von Agrarprodukten durch Rückstände von Komikalien und gegen zu viel Chemie in der Tierhaltung.
Und noch Stichwort Kultur in diesem Mittagsjournal.
Wir bringen ein Gespräch mit Yehudi Menuhin.
Der Geigenvirtuose ist wieder einmal zu Gast in Wien.
Er dirigiert das Chamber Orchestra of Europe.
Soviel zum Mittagsprogramm, wie immer aber zunächst die Nachrichten.
Christian Auer hat sie heute zusammengestellt und gesprochen werden die Meldungen von Maria Piefel.
USA, Sowjetunion.
Nach dem Gipfeltreffen in Genf mehren sich in Washington optimistische Stimmen bezüglich der Lösung regionaler Konflikte.
Präsident Reagan meinte vor Journalisten, in Genf habe es Hinweise gegeben, dass die Sowjets eine politische Lösung des Afghanistans-Problems wollten.
Außenminister George Schulz sprach von Fortschritten in der Frage eines sowjetischen Truppenrückzuges.
Reagan hat gestern die Mitglieder seiner Regierung ausführlich über das Verhandlungsergebnis unterrichtet.
Nach einem Korrespondentenbericht, dem Morgenjournal, deutete Schulz dabei die Möglichkeit an, dass ein Abkommen über Mittelstrecken-Atomwaffen noch vor einer Einigung über Langstreckenraketen und Weltraumwaffen beschlossen werden könnte.
Zwischen den USA und der Sowjetunion wird es künftig wieder direkte Linienflüge geben.
Die Flugverbindungen wurden 1981 nach der Verhängung des Kriegsrechtes in Polen eingestellt.
Der sowjetische Parteichef Mikhail Gorbatschow kehrte gestern nach Moskau zurück, nachdem er in Prag Vertreter des Warschauer Paktes über das Gempfer-Gipfeltreffen unterrichtet hatte.
Die Verteidigungsminister des östlichen Bündnisses werden sich voraussichtlich in der ersten Dezemberhälfte bei einem Treffen in Ostberlin mit den Aspekten der Genfer Gespräche befassen.
In Bukarest hat Regens Sonderbeauftragter Warren Zimmermann Staats- und Parteichef Ceausescu über die Genfer Beratungen informiert.
Bundesrepublik Deutschland.
Beim Landesparteitag der CSU in München hat Vorsitzender Franz Josef Strauß heute vor einer Verteufelung und Diskriminierung der politischen Parteien gewarnt.
In seinem Rechenschaftsbericht vor etwa 1500 Delegierten erklärte Strauß in der Bayernhalle, funktionsfähige Parteien seien ein unentbehrliches Element parlamentarisch-demokratischer Systeme.
Der Generalsekretär der Schwesterpartei CDU, Heiner Geisler, übte in einem Grußwort heftige Kritik an den Sozialdemokraten und den Gewerkschaften.
Der CDU-Generalsekretär meinte, die SPD habe 1982 die größte Wirtschaftskrise seit der Währungsreform hinterlassen.
In der Hamburger SPD wird es auch künftig keine Quotenregelung für Frauen geben.
Bei einem ausordentlichen Parteitag wurde der Antrag abgelehnt, mindestens ein Drittel der Ämter und Mandate mit Frauen zu besetzen.
Allerdings wurden die Parteimitglieder dringend aufgefordert, für die Gleichstellung der Frau in der SPD zu sorgen.
Österreich.
Beim Landesparteitag der niederösterreichischen ÖVP in Krems hat Bundesparteiobmann Alois Mock neuerlich eine Steuersenkung, spätestens mit 1.
Juli 1986, verlangt.
Mock sagte, die Ablehnung der ÖVP-Steuervorschläge durch SPÖ und FPÖ im Parlament belaste die Arbeitnehmer wegen der wachsenden Progression im kommenden Jahr mit mehr als 10 Milliarden Schilling zusätzlich.
Landesparteiobmann Siegfried Ludwig nahm vor allem auf das 40-jährige Bestehen der niederösterreichischen ÖVP Bezug.
USA, Israel.
Der am Donnerstag unter Spionageverdacht festgenommene Zivilangestellte der amerikanischen Marine, Jonathan Pollard, hat zugegeben, für Israel und für Pakistan gearbeitet zu haben.
Der 31-jährige Agent wurde beim Verlassen der israelischen Botschaft in Washington verhaftet.
Israelische Diplomaten wurden in das Außenministerium zitiert und gebeten, die möglicherweise von Pollard übergebenen Geheimdokumente zurück zu erstatten.
Das israelische Außenministerium erklärte, in Tel Aviv wisse man nichts über diesen Fall.
Unterdessen ist in Washington auch Pollards Ehefrau wegen Besitzes geheimer Verteidigungsdokumente festgenommen worden.
Sowjetunion.
Mit einer groß angelegten Umorganisation der Ressorts für Landwirtschaft und Lebensmittel will Moskau offenbar die Versorgung der Konsumenten verbessern.
In einem übergeordneten Ministerium, dem sogenannten Staatskomitee für Agrarindustrie, wurden fünf bisherige Ministerien zusammengefasst.
Vorsitzender ist ein 59-Jähriger, enger Mitarbeiter von Parteichef Gorbatschow.
China.
Das Parlament in Peking hat Gesetze zur Erleichterung der Ein- und Ausreise für Chinesen und Ausländer verabschiedet.
Ab 1.
Februar kommenden Jahres hat jeder Chinese grundsätzlich das Recht, ein Ausreisevisum zu beantragen.
Die Behörden sind verpflichtet, dem Antrag innerhalb einer Frist stattzugeben oder ihn abzulehnen.
Von der Ausreise ausgeschlossen sind unter anderem vorbestrafte Personen.
Die Erteilung von Touristen-Visa wurde vereinfacht.
Ausländische Geschäftsleute und Diplomaten, die beruflich nach China reisen, können jetzt länger oder unbegrenzt gültige Visa erhalten.
Indien.
Ein Bombenanschlag auf einen Personenzug im Bundesstaat Punjab hat heute mindestens drei Menschenleben und 20 Verletzte gefordert.
Der Sprengkörper explodierte im letzten Waggon des Zuges.
In Punjab sind bei Anschlägen durch extremistische Sikhs seit dem Regierungsantritt der als gemäßigt geltenden Sikh-Partei Akala Dal mindestens 14 Menschen ums Leben gekommen.
Italien, Österreich.
Das Kreuzfahrtschiff Achille Laudo ist gestern Abend erstmals mit einem Spielcasino an Bord in See gestochen.
Das Casino mit drei Spieltischen und 35 Spielautomaten wird von der Casino Austria AG geführt.
Einsatzgebiet des Schiffes, das im Oktober durch den Piratenakt palästinensischer Terroristen in die Schlagzeilen kam, ist der Indische Ozean.
Unmittelbar nach der Entführungsaffäre hatte der Kapitän während eines falschen Bombenalarmes mehrere Kisten mit der Spielcasino-Ausrüstung ins Meer werfen lassen.
Der Schaden, 1,4 Millionen Schilling, wurde von einer Versicherung ersetzt.
Soweit die Meldungen, nun zur Wetterlage.
Das flache, aber ausgedehnte Tief über Mitteleuropa, Italien und dem westlichen Mittelmeer bestimmt weiterhin das Wetter in Österreich.
Die Aussichten bis morgen früh, stark bewölkt bis bedeckt, häufig Niederschläge, meist Schneefall.
Im Osten und im Südosten in Tiefenlagen Regen oder Schneeregen.
Schwachwindig, Nachmittagstemperaturen minus 1 bis plus 3 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 5 bis plus 1 Grad.
Die Prognose für morgen Sonntag, nur örtlich aufgelockerte, meist aber starke Bewölkung.
Gebietsweise Niederschlag, überwiegend als Schnee, in Tiefenlagen als Regen oder Schneeregen, schwachwindig, Tageshöchsttemperaturen minus 1 bis plus 3 Grad.
Noch eine Vorschau auf Montag, wenig Änderung, meist bewölkt oder trüb, zeitweise Schneefall, Temperaturen etwas sinkend.
Das Wetter um 12 Uhr.
Wien, Nebel, leichter Regen, 3 Grad.
Eisenstadt, bedeckt, leichter Regen, 2 Grad.
Linz, stark bewölkt, 0 Grad.
Salzburg, bedeckt, minus 1 Grad.
Innsbruck, bewölkt, minus 1 Grad.
Bregenz, bedeckt, 0.
Graz bedeckt Graupelschauer ein Grad und Klagenfurt bedeckt bei ein Grad.
Erstes Stichwort jetzt in unserer vertiefenden Berichterstattung, das Treffen Regenten Gorbatschow in Genf.
Von einem Neubeginn in den Beziehungen zwischen den USA und der Sowjetunion war am Ende dieses Gipfels oft die Rede.
Die schöne Formel diente aber nicht nur dazu, den nahezu völligen Mangel an konkreten Ergebnissen der Konferenz zu kaschieren.
obwohl auch darauf sehr offen hingewiesen wurde, so sagte Präsident Reagan ja in seiner Schlusserklärung deutlich, dass Vertrauen nicht eine Sache von Worten sei, sondern dass Taten die Grundlage bilden müssten.
Vielmehr wurden nun auch, und das eigentlich doch sehr schnell, nämlich nur zwei Tage nach Abschluss der Veranstaltung, auch die ersten Taten gesetzt.
Sie sind vergleichsweise nicht sehr aufregend, dokumentieren aber doch den Willen von Amerikanern und Sowjets, auf dem in Genf betretenen Weg weiterzugehen.
So wurde beschlossen, den seit vier Jahren unterbrochenen direkten Flugverkehr zwischen den beiden Staaten wieder aufzunehmen.
Und bereits während der Gipfelkonferenz wurde auch ein Abkommen über Luftsicherheit unterzeichnet, das unter anderem Katastrophen wie den Abschuss des koreanischen Großraumflugzeuges über der Insel Sakhalin vor zwei Jahren verhindern soll.
Nach dem Ende des Gipfels und der damit zusammenhängenden Nachrichtensperre beginnt jetzt auch der Informationsfluss darüber, was sich hinter den verschlossenen Türen und an den Kaminfeiern abgespielt hat.
Roland Machatschke informiert.
Haben sie auf den Tisch gehaut?
fragte ein amerikanischer Reporter bei einem der kurzen Fototermine jeweils am Beginn und am Ende der einzelnen Gesprächsrunden in Genf den sowjetischen Parteichef.
Es war eine Anspielung auf die Stimmung 14 Tage zuvor im Kreml, als sich Gorbatschow bei den letzten Vorbereitungsgesprächen dem amerikanischen Außenminister Schulz gegenüber in sehr aggressiver Laune zeigte.
Gorbatschows Antwort?
Weder heute, noch morgen, noch überhaupt je.
Jetzt kommt die Enthüllung aus Washington.
Präsident Reagan selbst erzählte Journalisten, dass Gorbatschow einmal bei Fragen über SDI, die Strategische Verteidigungsinitiative, mit der Hand auf den Tisch geschlagen habe.
Allerdings um seinen Fragen besonderen Nachdruck zu verleihen.
Ich versuche zu antworten, aber Sie hören mir ja nicht zu, hatte Reagan darauf nach eigenen Angaben zu seinem Gegenüber gesagt.
Aber vielleicht waren das auch nur Schwierigkeiten, die Körpersprache des anderen zu verstehen.
Etwa so wie die Probleme, die Reagan mit Witzen hatte.
Ich glaube, er hat mich nicht verstanden, erzählte der Präsident jetzt.
Ich habe ein paar Witze erzählt, aber er hat nicht darüber gelacht.
Aber auch dafür gibt es vielleicht eine Erklärung.
Auch über Reagans bisher berühmtesten Witz, seine Sprechprobe vor der Aufnahme einer Rundfunkrede, in fünf Minuten werden wir die Sowjetunion bombardieren, konnten sowjetische Politiker nicht so recht lachen.
Auch Reagans Kabinettschef Donald Reagan wusste über nonverbale Aggressivität des sowjetischen Parteichefs zu berichten.
Auf den Ausspruch Reagans, er habe angesichts Afghanistans und Angolas nicht den Eindruck, die Sowjetunion sei ein Land, das in den Frieden verliebt ist, soll Gorbatschow wieder auf den Tisch gehaut und noch dazu mit dem Zeigefinger nach dem Präsidenten gestochen haben.
Aber wahrscheinlich ist es nur eine Sache der Gewöhnung.
Bei der eineinhalbstündigen Pressekonferenz Gorbatschows am Donnerstag konnte man sehr gut die lebhafte Gestik des KPDSU-Generalsekretärs beobachten.
Schließlich ist er als Kaukasier ein Südländer, dem man mehr Temperament als seinen russischen oder ukrainischen Vorgängern zubilligt.
Diese Pressekonferenz war übrigens, so war in Genf von sowjetischer Seite zu erfahren, der eigentliche Grund für das Chaos am letzten Tag.
Gorbatschow hatte nämlich in geschicktem Spiel auf der Klaviatur westlichen Mediendenkens schon relativ früh diese Pressekonferenz für den Donnerstag ankündigen lassen und damit die Amerikaner gehörig unter Druck gesetzt.
Auf einem Gebiet, auf dem sie bis jetzt die unangefochtenen Meister waren.
Eine Pressekonferenz Reagans war von Anfang an von der amerikanischen Seite ausgeschlossen worden.
Mit dem Hinweis, der Präsident müsste zuerst seine NATO-Verbündeten und danach den amerikanischen Kongress informieren.
Mitentscheidend bei diesem Entschluss wird aber auch die Erkenntnis gewesen sein, dass Reagan bei Pressekonferenzen nie so gute Figur macht wie bei zelebrierten Auftritten mit Drehbuch und guter Regie.
Daher die amerikanische Forderung, eine gemeinsame Abschlussfeier vor Gorbatschows Pressekonferenz und daher die hektischen Aktivitäten spätnachts am Mittwoch im großen internationalen Pressezentrum, das für den vorher nicht geplanten Auftritt von CIA und KGB erst in einen angemessenen Zustand der Sicherheit versetzt werden musste.
Der Text der gemeinsamen Erklärung, so erzählten sowjetische Vertreter, sei zu diesem Zeitpunkt schon lange fertiggestellt gewesen.
Die Sowjets jedenfalls nützten Genf nach allen Regeln der Kunst für intensive PR-Arbeit, wobei der Haupteinsatz vom Ehepaar Gorbatschow selbst getragen wurde.
Die fesche Frau Reiser sammelte Sympathien und Herr Michael Sergejewitsch profilierte sich als erster Sowjetführer, der in Pressekonferenzen westlichen Stils locker und flexibel agiert und bei improvisierten Fragesituationen am Rand der Gespräche ungemein schlagfertig reagiert.
Und dass solche Äußerlichkeiten mitunter davon ablenken können, dass sich die sowjetische Haltung in Wirklichkeit in keiner der strittigen Fragen geändert hat, kann den Managern der neuen Kreml-Politik nicht unangenehm sein.
Aber hat sich tatsächlich nichts geändert.
Vorsichtige Äußerungen in den letzten Stunden aus den USA lassen Möglichkeiten auf zwei Gebieten erkennen.
Afghanistan und Mittelstreckenraketen.
Reagan selbst, aber auch Außenminister Schulz und Sicherheitsberater Macfarlane sprechen von Hinweisen, dass die Sowjetunion eine politische Lösung des Afghanistan-Problems anstrebt.
Dass Moskau aus seinem asiatischen Vietnam-Sumpf herausfinden will, dafür hat es in letzter Zeit vermehrt Anzeichen gegeben.
Knapp vor Genf noch in einem Interview eines ZK-Mitglieds.
Bei Mittelstreckenraketen in Europa, also SS-20 auf der einen Seite, Pershing II und Tomahawk Marschflugkörper auf der anderen Seite, hat sich Moskau offenbar damit abgefunden, dass solche amerikanischen Waffen in Europa stationiert bleiben.
Hier geht es um die Zahlen, beziehungsweise um die von Moskau gewünschte Miteinbeziehung der britischen und französischen Atomraketen.
Aber in Genf dürfte die Verknüpfung dieses Problems sowie der Frage der Langstreckenraketen mit dem amerikanischen Weltraumwaffenprogramm von Moskau aufgegeben worden sein.
Der amerikanische Abrüstungsexperte Paul Nitze, Selbstteilnehmer am Gipfel, sagte jedenfalls, die Weltraumwaffen seien jetzt in einer anderen Klasse.
Und noch ein Indiz?
Gestern hat die Sowjetunion ihren sogenannten Frieden-der-Sterne-Plan in der UNO-Vollversammlung deutlich abgeschwächt und auf einen Entschließungsantrag verzichtet.
Reagan und Gorbatschow sind jedenfalls entschlossen, den in Genf begonnenen Dialog nicht abreißen zu lassen.
Bis zum nächsten Gipfel 1986 in Washington wollen sie regelmäßigen persönlichen Kontakt halten.
Jetzt zunächst nach Österreich.
Zwar stand die heimische Innenpolitik in der vergangenen Woche deutlich im Schatten der außenpolitischen Großereignisse rund um das Treffen von Reagan und Gorbatschow, doch einiges an innenpolitischen Themen zog sich doch weiter und wird auch heute in einigen Tageszeitungen reflektiert, wie zum Beispiel die vom Bundeskanzler angebotenen Gesprächsrunden mit Oppositionschef Mock.
die am SPÖ-Parteitag beschlossene Quotenregelung für Frauen und auch der ÖGB, der nach dem viel kritisierten Ausschluss Günther Nennings durch die Gewerkschaft Kunstmedien und Freie Berufe ins Schussfeld geriet.
Zu diesen Themen hat heute Gisela Hopfmüller Kommentarauszüge aus heimischen Zeitungen zusammengestellt.
Der Stoff der Träume ist der Titel der Analyse von Thomas Kurherr in der Wiener Tageszeitung Die Presse.
Eine Analyse, die sich ausgehend von dem Gipfel Reagan-Gorbatschow mit dem in der nächsten Woche stattfindenden Gespräch zwischen Kanzler Sinovac und ÖVP-Chef Alois Mock beschäftigt.
Kurherr meint, dieses Gespräch habe bei uns auch so etwas wie Gipfelhysterie ausgelöst, denn die veröffentlichte Meinung habe den Vorschlag des Regierungschefs, regelmäßige Zusammenkünfte mit dem Oppositionschef abzuhalten und die Zustimmung MOX mit allen Attributen einer innenpolitischen Sensation ausgestattet.
Das ist der Stoff, aus dem hierzulande die politischen Träume sind, schreibt Korherr und führt weiter aus.
Es ist Zeit zur Ernüchterung.
Denn die regelmäßigen Zusammenkünfte der Parteiführer sind nichts Neues, sind schon gar nichts Sensationelles und sind am allerwenigsten dazu geeignet, als Vorbereitung eines Szenenwechsels auf der innenpolitischen Bühne gewertet zu werden.
Das einzig Ungebräuchliche an der Entwicklung ist, dass Sinovac diese Konferenzen mit MOK offenbar institutionalisieren möchte.
Schon hat man deshalb das Bild von der Umarmung gebraucht, die zum Bruch der Knochen, jedenfalls aber des Rückgrats führen könnte.
So etwas wolle Sinovac bei MOK nicht.
Sinovac sucht den Konsens und die Zusammenarbeit mit der Volkspartei.
Aber der Stufenbau der politischen Realitäten hat seine eigene Gesetzmäßigkeit.
Er unterscheidet zwischen Mitarbeiten, Mitverantworten und Mitregieren.
Das erste will der SPÖ-Vorsitzende vom gegnerischen Parteiobmann haben.
Das zweite würde ihm Freude machen.
Das dritte kommt heute und wenn die nächsten Nationalratswahlen auch nur halbwegs günstig für SPÖ und FPÖ ausgehen, auch später nicht in Frage.
Das zu wissen sei Ausgangsbasis für diese Gipfelrunde, meint Thomas Kurherr in der Presse.
Und er schließt.
Selbst wenn der Gipfel von rosaroten Wolken verhangen ist, die Wetteränderung, die sie anzeigen, ist keine grundlegende.
Wir treten in zwei Wahljahre.
Es bleibt Winter.
In den oberösterreichischen Nachrichten beschäftigt sich Hermann Polz mit der Quotenregelung für Frauen.
Am SPÖ-Parteitag wurde ja beschlossen, dass die sozialistischen Frauen in Zukunft zumindest 25 Prozent Anteil an Parteifunktionen und öffentlichen Funktionen, sprich Mandaten, haben müssen.
Dazu schreibt Polz,
Quantitative Regelungen müssen immer ungerecht bleiben.
Aber welche Regelung wäre gerechter?
Es sagt sich natürlich leicht, eine qualitative, wonach allein die Fähigkeiten und die Einsatzbereitschaft entscheiden.
Wie aber den weiblichen Fähigkeiten zum Durchbruch verhelfen?
Mit schön formulierten programmatischen Grundsätzen ist da gar nichts getan.
Nur durch das Festsetzen zwingender Bestimmungen geht es.
Wie aber sollen solche ausschauen?
Die am einfachsten zu kontrollierenden Zwangsmaßnahmen sind noch immer quantitative, also eine Quotenregelung.
Diese Quotenregelung sei wenigstens ein handfestes Recht, schreibt Hermann Polz.
Aber eine Verankerung im Parteistatut garantiere noch keineswegs seine Erfüllung.
Der Futterneid spielt im Kampf der Geschlechter natürlich eine Hauptrolle.
Und er wird viel Unruhe in die SPÖ bringen.
Mehr noch als seinerzeit Kreiskis Nullgruppenpolitik, durch die sich viele Genossen um den Lohn durch lange und treue Parteiarbeit geprellt sahen, weil auf begehrte Posten parteipolitisch nicht gebundene gesetzt worden waren.
Die Quotenregelung ist also ein heikles Instrument, das den Frauen mehr Schaden als nützen könnte, würde es plump benutzt.
schreibt Hermann Polz in den Oberösterreichischen Nachrichten.
In den Salzburger Nachrichten beschäftigt sich Katharina Krawanja-Pfeiffer unter dem Titel »Ein Koloss kämpft mit sich selbst« mit dem Österreichischen Gewerkschaftsbund.
Sie befindet, der Fall Nenning, also dessen Ausschluss aus der Gewerkschaft, sei nur ein Stein des Mosaiks.
Vorher habe es immerhin auch Heimburg und Sekaniner gegeben.
Der ÖGB kämpfe mit sinkenden Mitgliederzahlen und Imageschwierigkeiten.
Und diese Schwierigkeiten seien mit dem gesellschaftlichen Wandel der vergangenen Jahre verknüpft.
Der ÖGB befindet sich somit in der paradoxen Situation, dass er einerseits die Öffnung vollziehen muss, damit ihm die Mitglieder nicht davonlaufen und er stark auftreten kann.
Andererseits kann er nur dann stark auftreten, wenn er die zunehmend kritischer und selbstständiger werdenden Mitglieder sozusagen auf eine Linie trimmt.
Aus diesem Dilemma werde der ÖGB in absehbarer Zeit herausfinden müssen, meint Katharina Krawanja-Pfeifer in den Salzburger Nachrichten.
Gelingt ihm das nicht, verliert der ÖGB als Sozialpartner an Macht und das österreichische Konfliktlösungsmodell wird überhaupt infrage gestellt.
Ja und jetzt kommen wir schon zu unserer Samstag-Mittag-Journal-Serie.
Im Journal zu Gast
Zu Gast im Journal ist heute der Grazer Bürgermeister Alfred Stingl.
Der heute 46-jährige Politiker ist seit Jänner Bürgermeister der zweitgrößten Stadt Österreichs, als Ergebnis jenes Abkommens, das Graz den umstrittenen Teilzeitbürgermeister beschert hat.
Zwei Jahre war dies für die ÖVP hasibar und seit Jänner eben ist dies Alfred Stingl.
Über Graz hinaus ist Stingl in den letzten Jahren aber vor allem durch unkonventionelle Meinungsäußerungen aufgefallen, die gar nicht immer der Parteilinie der SPÖ entsprachen.
Stingl ist etwa ein Gegner von Zwentendorf, er ist auch gegen den Kauf von Abfangjägern und hat sich seinerzeit auch gegen den Verkauf von Panzern nach Chile stark gemacht.
Im folgenden Gespräch geht es eben auch nicht um Grazer Kommunalpolitik, sondern um die Positionen Stingels zu Grundsatzfragen der SPÖ.
Das Gespräch mit Alfred Stingl führte Ulrich Brunner.
Herr Bürgermeister Stingl, beim Parteitag der SPÖ haben Sie bei der Abstimmung über Nenning gefehlt.
Wie hätten Sie denn gestimmt?
Ich habe deshalb gefehlt, das darf ich wohl dazu sagen, weil ich auf der Graz-Universität einen großen Kongress zu eröffnen hatte, erkläre aber hier, dass ich für den Antrag des Parteivorstandes gestimmt hätte.
Also für den Ausschluss Nennings?
Ich hätte für diesen Antrag gestimmt, obwohl, das füge ich hinzu, ich über diese ganze Entwicklung persönlich
zutiefst betroffen und unglücklich bin.
Das hängt damit zusammen, weil ich Günther Nenning rund 32 Jahre kenne.
Wir haben zusammen gearbeitet in der Druckerei Leikam.
Er ist Journalist bei der Neuen Zeit und ich als Setzer.
Und da gibt es eben Bindungen über Jahrzehnte.
Und ich bedauere diese Entwicklung deshalb so sehr, weil Günther Nenning in
den letzten Jahren und in allerletzter Zeit besonders stark Kritik, zu der jeder ein Recht hat, mit Verhöhnung verwechselt hat.
Verhöhnung von Mitarbeitern, Verhöhnung von Funktionären, Verhöhnung von Regierungsmitgliedern bis an den Rand der Beleidigung.
Manchmal ist dieser Rand überschritten worden.
Und in Wirklichkeit fürchte ich, hat Günther Nenning sich selbst
von unserer Gesinnungsgemeinschaft geistig, emotionell entfernt.
Und das macht mich so betroffen oder hat mich wirklich betroffen gemacht.
Offensichtlich war kein anderer Weg möglich.
Unter der SPÖ Kreiskis war Nenning auch unbequem, auch ein Kritiker.
Unter Kreiski hat Nenning in der Partei bleiben dürfen, unter Silowitz nicht.
Hat sich nicht vielleicht auch die Partei etwas geändert?
Ja, hier bedürfte es wahrscheinlich einer genaueren Analyse und einer sehr langatmigen Differenzierung.
Ich glaube, dass Günther Nenning
immer mehr in eine geistig-politische Isolation sich selbst hineingeschrieben und auch hineingeredet hat.
Und ich vergleiche das mit einer Familie, wenn man ein Familienmitglied hat, das ununterbrochen sagt, dass Mutter, Vater, Geschwister
und Verwandte alles immer nur schlecht machen und alles von übel ist, aber gleichzeitig möchte man es sich in der Familie behaglich einrichten, dann kommt es zum Konflikt und dann sagt halt die Mehrheit einer Familie, mit dem kann man nicht mehr.
Wie beurteilen Sie denn den Ausschluss, nämlich aus der Gewerkschaft?
Was bisher an Fakten auf den Tisch gelegt wurde, würde ich glauben, dass das nicht ausreichend für die Abwicklung dieses Gewerkschaftsausschlussverfahrens war, abgesehen davon, wie es gemacht wurde.
Zurück zur SPÖ.
Insgesamt ist in den letzten Jahren der Eindruck entstanden, dass die SPÖ unter Sinovac weniger tolerant, weniger offen ist als unter Kreisky.
Wie beurteilen Sie das?
Das glaube ich in dieser Form überhaupt nicht, denn ich möchte schon darauf hinweisen, dass die Sozialdemokratie immer wieder, vor allem in ihren Programmdiskussionen und in ihrer konkreten Politik, geradezu unter Beweis stellt,
welch breites ideologisches, gesellschaftspolitisches Spektrum überhaupt erst durch das Wirken der Sozialdemokratie in Österreich möglich wurde.
Und ich beziehe hier etwa auch
die Diskussion um die Freiheit der Kunst und der Künste und um die Betätigungsmöglichkeit der Künstler mit ein.
Aber gerade Künstler und Intellektuelle haben sich zum Teil von der SPÖ abgewendet.
Solches wird behauptet und wird
Und wird von Zeit zu Zeit von manchen, die seinerzeit gesagt haben, sie gehen ein Stück des Weges mit dieser berühmt gewordenen Formulierung mit der SPÖ, wird also von manchen auch manifestiert.
Das ist bedauerlich und tut mir auch leid.
Aber man muss auch hier hinzufügen, vieles ist eben seit den 70er Jahren eine solche Selbstverständlichkeit geworden, dass sich heute an jenen Zuständen, die man am Beginn der 70er Jahre noch ersehnt hat, schon wieder Kritik übt.
Weil eben zwischen 1970 und 1985 in dieser Zeitspanne von 15 Jahren ununterbrochener SPÖ-Hauptverantwortung für die
Politik dieses Landes und für die Regierungspolitik sich ein automatisches Potenzial auch an Unzufriedenheit, an neuen Forderungen, an neuen Ideen ergibt und da glaube ich durchaus, dass die SPÖ, aber jede Partei in diesem Land immer wieder neu auf den Prüfstand gestellt wird, neuen Strömungen
neuen gesellschaftspolitischen Tendenzen gegenüber gesprächsbereit zu sein, aufgeschlossen zu sein, tolerant zu sein, nachzudenken, zu lernen.
Herr Bürgermeister, ein anderes Thema.
Sie selbst haben in der bundespolitischen Diskussion immer besondere Akzente gesetzt.
Sie waren gegen Abfangjäger, gegen Zwentendorf, gegen den Panzerexport nach Chile.
Trotzdem zögern auch langjährige Beobachter ihrer Karriere, sie bei den Linken einzureihen, sie als Linken zu bezeichnen.
Ich glaube, dass diese Links-Rechts-Schema da überhaupt nicht mehr gelten und Geltung haben können, sondern vielfach handelt man auch aus dem politischen Gewissen heraus und weil sie die Themen angesprochen haben.
Da geht es ja nicht um links-rechts, sondern in der Frage etwa Panzerexport in Militärstaaten, in Diktaturen und in der Frage Atomenergie, ja oder nein, beziehungsweise Atomkraft, ja oder nein, spielen zutiefst Gewissens- und Moralfragen eine Rolle und da habe ich eben ganz bestimmte Positionen.
Wenn Sie in einem Industrieland wie der Steiermark mit diesen vielen notleidenden Metallbetrieben gegen Rüstungsexporte auftreten, handeln Sie sich da nicht innerparteiliche Vorwürfe ein von den Arbeitern?
Es gibt durchaus unterschiedliche Meinungen zu einer solchen politischen Haltung, aber ich sage ganz offen, dass gerade
in der Arbeitnehmerschaft in zunehmendem Maße ein sehr grundsätzliches Verständnis gerade für Moralfragen in der Politik wahrzunehmen ist.
Und ich weiß, wovon ich spreche.
Wir haben in Graz ein Werk, Steyr-Daimler-Buch,
wo auch die Betriebsräte immer wieder gesagt haben, dass die Existenz von Steyr-Daimler Buch auf lange Zeit nicht aufgebaut sein kann auf die Hoffnung, man kann immer nur Panzer als größte Wertschöpfung für das Werk erzeugen, sondern die Betriebsräte, die Belegschaftsvertreter und die Arbeitnehmer der Meinung sind,
dass sich die Unternehmensführung alternative Produktionen einfallen lassen wird müssen.
Und wir haben jetzt die gesetzlichen Voraussetzungen, dass das auf die Dauer nicht so weitergehen kann.
Es gibt natürlich in der SPÖ schon auch Stimmen, die sagen, Stengel handelt ein bisschen populistisch.
Schild da in Graz auf die grün-alternative Szene, die es ja hier gibt, wenn er solche Meinungen äußert.
Sie kennen das wahrscheinlich.
Was sagen Sie denn denen?
Ich kenne ja keinen Politiker in einem demokratischen Land, und das ist gut so, der nicht der Kritik ausgesetzt ist.
Und ich möchte durchaus auch zugeben, dass wahrscheinlich nicht immer alles richtig ist, was man denkt, was man sagt und schreibt und tut.
Man ist ja wirklich ein Mensch wie jeder andere mit seinen Fehlern und vielleicht manchen Vorzügen.
Aber Populismus wäre, glaube ich, keine richtige Bewertung oder Beurteilung, denn
Ich sage noch einmal, mit all diesen grundsätzlichen Positionen hängen eben Gewissens- und Moralfragen zusammen, die uns aus der Jugendzeit her
geblieben sind.
Von den Jugendseminaren der Gewerkschaftsbewegung und unserer sozialistischen Partei her sind uns eben ganz bestimmte Dinge geblieben.
Das ist die Reserviertheit gegenüber allen Formen von Militarismus, das ist die Reserviertheit gegenüber dem Sinn von Rüstung, das ist die Reserviertheit gegenüber Indoleranz und so weiter.
Ich weiß, dass im täglichen Leben und in der politischen Praxis da manches anders läuft, aber deshalb soll man, glaube ich, Menschen nicht sofort kategorisieren in Populisten und Grundsatztreue und so weiter, sondern es gibt eben im Leben viele Schattierungen.
Sie sind ein großer Skeptiker, was Zwentendorf betrifft.
Sind Sie noch immer der Meinung, dass Zwentendorf unnötig ist?
Nach all dem, was ein in der Sache selbst eher leidenhafter Verstand erfassen kann, denn die Atomkraft ist ja an sich eine, wenn man nicht Experte ist, eine geradezu unheimliche Wissenschaft, möchte ich sagen, dass das eben die Grundsatzfrage ist.
Darf man heute alles tun, was man tun kann,
Denn wenn etwas passiert, wie es bei einigen Atomkraftwerken schon geschehen ist, dann ist vieles im Biokreislauf irreparabel.
Und da glaube ich, dass wir andere Chancen der Energiegewinnung haben, als das unbedingt mit Zwentendorf behauptet wird.
Also im Klartext, ich glaube, Zwentendorf soll nicht in Betrieb genommen werden und für Zwentendorf soll man beginnen, die Verwendungsmöglichkeiten, die noch gegeben sind, zu prüfen.
Herr Bürgermeister, noch eine persönliche Frage.
Sie wurden einmal gefragt, ob Sie Angst haben.
Und dann haben Sie gesagt, nein.
Aber manchmal bin ich unsicher, ob das, was ich sage, richtig ist.
Daher bereite ich mich doppelt, dreifach vor.
Andere halten da locker gleich ein Referat, ohne sich vorzubereiten.
Kann man daraus schließen, dass Sie manchmal so lockere Typen beneiden?
Ich beneide sie nicht.
Ich habe heute meinen eigenen Arbeitsstil.
Ich glaube, sagen zu dürfen, dass zumindest das Etikett Gewissenhaftigkeit stimmen würde.
Ich bemühe mich sehr gewissenhaft, meine Aufgaben zu erfüllen.
Ob das immer gelingt, müssen meine Parteifreunde und müssen die Menschen, für die ich ein Stück Verantwortung trage, entscheiden.
Sie haben einmal in einem Interview gesagt, vielleicht bin ich zu genau, zu penibel.
Wieso?
Ja, weil es in der Gesellschaft oft so eigenartige Tendenzen gibt, dass derjenige, der als sehr genau, als penibel
etikettiert wird, eher in einem oft negativen Licht erscheint und der mit der großen Geste in Wirklichkeit awok ist.
Ich glaube, dass in einer politischen Funktion
es die große Geste hinsichtlich Toleranz und Freiheit und freie Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit geben muss.
Wir halten das in der Grazer SPÖ so, wie glaube ich viele bestätigen können.
Wir haben alle geistigen Strömungen der Partei bei uns in Graz zusammen.
Trotzdem gibt es hier Grün-Alternative im Gemeinderat.
Ja, das ist ja durchaus das gute Recht der Bürger, eine solche Entscheidung zu treffen.
Aber das heißt, diesen Bereich konnte die Grazer SPÖ nicht ganz abdecken.
Ich glaube überhaupt, dass in Zukunft die Parteien nicht immer alle Bereiche hundertprozentig abdecken können, wie ich überhaupt glaube, dass wahrscheinlich ein neues Parteienspektrum sich entwickelt.
Allerdings die tragfähigen Seilen dieses Landes werden die gewachsenen historischen Kräfte bleiben.
Zurück zur Genauigkeit.
Sie wollten noch etwas zur Genauigkeit sagen.
Ja und ich glaube aber, dass eben Genauigkeit ein wichtiger Wesenszug für Politik zu bleiben hat, wenn man Rechtsstaatlichkeit und wenn man Sicherheit in der Verwaltung und alles was damit zusammenhängt in diesen komplizierten Staatsgefüge ernst nimmt.
Ich danke für das Gespräch.
Im Journal zu Gast war heute Alfred Stingl, Bürgermeister von Graz, SPÖ-Politiker.
Inzwischen ist es 12 Uhr und 38 Minuten geworden, acht Minuten nach halb eins.
In der Münchner Bayernhalle auf dem Messegelände oberhalb der Oktoberwiese begeht die CSU an diesem Wochenende einen Jubiläumsparteitag.
Im Jahr der Jubiläen feiert die Christlich-Soziale Union den 40.
Jahrestag ihrer Gründung.
Dieses Datum fällt ja fast zusammen mit dem 70.
Geburtstag des jetzigen Parteivorsitzenden Franz Josef Strauß.
Und so hat es fast den Anschein, als ginge eine Geburtstagsfestivität, Strauß feierte im September, in die andere über.
Kein Wunder sind die Namen CSU und Franz Josef Strauß in den letzten Jahren doch fast deckungsgleich geworden.
25 Jahre lang leitete FJ nun schon die bayerische Schwester im ungleichen Zwillingsgespann der regierenden Unionspartei.
Und das nicht immer zur Freude nicht nur der Kritiker außerhalb des konservativen Lagers, sondern auch in der CDU selbst, ist ja die nicht immer berechenbare und ins CDU-Kalkül einbeziehbare CSU schon oft zum Schreckgespenst geworden.
Franz Josef Strauß hat dieser CSU nicht nur seinen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt, er hat sie auch zu erheblichem bundespolitischem Einfluss gebracht.
Kein Wunder, dass dieser CSU-Parteitag, der 49. übrigens seit Gründung der Partei, auch ein Jubel- und Huldigungsfest barock-bayerischen Zuschnitts für den großen Vorsitzenden ist, Michael Kerbler berichtet.
Eine Partei feiert sich selbst.
Unter dieses Motto könnte man den diesjährigen CSU-Parteitag in der Münchner Bayernhalle stellen.
Und zum Feiern hat die CSU und ihr Vorsitzender, Ministerpräsident Franz Josef Strauß, Anlass genug.
Denn die Partei feiert ihren 40.
Geburtstag, eine Gelegenheit für Franz Josef Strauß Bilanz zu ziehen.
Die Gründung der CSU bezeichnete er als Glücksfall der Geschichte Deutschlands.
Seine Partei habe wesentlich zur Gestaltung der Bundesrepublik beigetragen.
An die CDU war wohl der Satz gerichtet, dass so mancher Ratschlag, der in Bonn als Quertreiberei bezeichnet wurde, tagespolitische Probleme hätte rascher lösen geholfen.
Deutlicher wurde Franz Josef Strauß in einem Interview.
Er kritisierte das Management der Bonner Regierung, ohne dabei Helmut Kohl namentlich zu erwähnen.
Die Politik der Bundesregierung ist im Allgemeinen besser als ihr Ruf, bemerkte der CSU-Vorsitzende Lapidat.
Ratschläge und Wünsche an die Regierung Kohl hält der CSU-Parteitag in Form von Anträgen parat.
Aus den Abtreibungsbestimmungen des §218 StGB soll die als soziale Indikation beschriebene Notlage ersatzlos gestrichen werden.
Eine Notlage, die durch die Geburt eines Kindes entstünde, müsse durch Finanzhilfe des Staates aufgefangen werden.
Die CSU spricht sich auch für die Einladung von Jugendoffizieren der Bundeswehr an die Schulen als verpflichtenden Vorgang aus, nimmt jedoch Abstand von einer sogenannten Friedenserziehung in der Schule.
Die CSU fordert zum Austritt der Bundesrepublik aus der UNO-Bildungsorganisation UNESCO auf.
Als Begründung werden unter anderem der hohe deutsche Beitrag von umgerechnet 350 Millionen Schilling angeführt und, Zitat, die Organisation wird vollständig von marxistischen Kräften beherrscht.
Auch zum heftig debattierten amerikanischen Weltraumwaffenforschungsprogramm, SDI, richtet die CSU eine Forderung an die Regierung Kohl in Bonn.
Das SDI-Programm Ronald Reagans soll unterstützt und europäische und amerikanische Forschung zusammengefasst werden, wo es um das Abfangen von nuklearen Mittel- und Kurzstreckenwaffen geht.
Zum Thema SDI nahm schließlich der CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß Direktbezug.
Was ist die Schlussfolgerung für uns daraus?
Die Schlussfolgerung für uns darauf ist, nicht zu schimpfen, nicht beiseite zu stehen, nicht Surrogate zu suchen, allein wie Eureka, sondern uns an diesem wissenschaftlich-technischen Kreislauf, der zu einer neuen Überlegenheit einer Supermacht führen könnte.
durch Beteiligung an der Arbeit und durch Kooperation in der Entwicklung neuer wissenschaftlich-technischer Systeme diese Möglichkeiten für uns genau so zu erwerben, wie es die Großmacht Amerika tut.
Das ist die Rechtfertigung, warum ich
für den Abschluss eines Rahmenabkommens bin, für aktive deutsche Beteiligung bin.
Und wenn die Forschungsphase vorbei ist und Ihre Ergebnisse ausgewertet sind, dann werden wir sehen, was weiter zu tun ist.
Eines ist sicher, selbst wenn das militärische Ziel nicht erreichbar ist, weil es zu teuer, weil es zu schwierig oder was auch immer, es werden eine Unsumme von wissenschaftlich-technischen Erkenntnissen anfallen.
Sie sind zum Teil schon angefallen.
Und hier dürfen wir uns nicht ausklinken.
Dem Thema Umweltschutz widmete Strauß breiten Raum in seiner zweistündigen Rede.
Bezugspunkte seiner Kritik an Bürgerinitiativen Friedensbewegung und Grünen war die jüngste Debatte um die Einführung des Tempo 100 und der Widerstand gegen eine Atommüll-Wiederaufbereitungsanlage im bayerischen Wackersdorf.
Umweltschutz kann man nicht mit Exorzismus betreiben.
Für Umweltschutz gehört eine klare Erforschung der Ursachen und eine klare Kenntnis der Möglichkeiten, diesen Umweltschutz auch bei den Waldschäden rational zu betreiben.
Und wir haben schon gar nichts dafür übrig, wenn eine neue irrationale Bewegung unser Land unregierbar machen will, wie er mehrmals bekundet.
Ich erinnere mich noch, als ich ein Bub war, wie die Nazi verkündet hatten, sie wollen unser Land unregierbar machen, um eine neue nationalsozialistische Ordnung dann aufzubauen.
Wir gehören zur liberalen, sozialen, demokratischen, bürgerlichen Gesellschaft des Westens.
Und deshalb gehören wir auch zur Verteidigungsallianz des Westens, ohne deren Zusammenhalt, Verteidigungsbereitschaft materieller und psychologischer Art, diese unsere Wertordnung keinen Bestand haben kann.
Das sind die beiden Grundentscheidungen.
Übrigens, Kanzler Helmut Kohl in seiner Funktion als CDU-Vorsitzender ist nach langer Zeit wieder einmal nicht in die heimliche Hauptstadt der Bundesrepublik, wie Franz Josef Strauß München einmal nannte, zum CSU-Parteitag gekommen.
Was bei einigen Delegierten Befremden ausgelöst hat und so manche Ressentiments in der CSU gegenüber der Schwesterpartei nicht abbauen dürfte.
Soweit mein Direktbericht aus München.
Ich gebe zurück ins Funkhaus nach Wien.
Michael Kerbler hat berichtet.
Morgen finden in Honduras in Mittelamerika Präsidentschafts-, Parlaments- und Kommunalwahlen statt.
Fast zwei Millionen Honduraner sind aufgerufen, einen neuen Staatspräsidenten, 132 Abgeordnete und 24 Bürgermeister zu wählen.
Zum ersten Mal seit mehr als 50 Jahren wird ein gewählter Präsident, der ist seit vier Jahren im Amt, die Macht an einen ebenfalls demokratisch gewählten Präsidenten übergeben.
Und das ist deshalb so erwähnenswert, weil in den letzten Jahrzehnten ein Machtwechsel in Honduras immer durch Militärregierungen erfolgte.
Diesmal hat es also immerhin eine ungestörte demokratische Periode gegeben und das Land hat die Chance, zum zweiten Mal hintereinander wirklich zu wählen.
Hören Sie einen Bericht, den Leo Gabriel und Brigitte Fuchs gestaltet haben.
Das ist eine Demonstration, die zeigt, dass das Volk von Honduras seine Demokratie will und braucht.
Wahlkampf auf dem Land.
Zwischen den Lehmhütten im Schatten der weiß gedünschten Dorfkirche hat man eine kleine Tribüne aus Brettern zusammengenagelt.
Aus einem kleinen Lautsprecher tönen Wahlparolen.
Überall wehen die rot-weiß-roten Fahnen der liberalen Partei.
Rund 400 Campesinos aus der Gegend von Esquimay im Süden von Honduras klatschen dem Präsidentschaftskandidaten Oscar Mejia Arellano Beifall.
Er ist der Wunschkandidat des amtierenden Staatsoberhauptes.
Dazu gibt es Volksmusik extra für den Wahlkampf komponiert.
Volkstümlich wie die Musik sind auch die Reden.
Der Dorflehrer verspricht, dass die liberale Partei mehr Schulen bauen wird, ein Arzt erzählt von zwei Gesundheitszentren, die in der Provinz gebaut wurden.
Aber die Realität für die Campesinos, die Bauern, ist weniger rosig.
Honduras mit seinen etwa vier Millionen Einwohnern ist das ärmste Land am lateinamerikanischen Kontinent.
Ein Viertel der Bauernschaft verfügt über kein eigenes Land oder so kleine Grundstücke, dass sie zum Überleben zu wenig haben.
Auch in den Städten ist Arbeit und damit Brot rar.
Ein Drittel der Bevölkerung ist arbeitslos.
Die Hälfte aller Bürger sind Analphabeten.
Die Kindersterblichkeit ist extrem hoch.
Jedes zehnte Neugeborene stirbt noch im ersten Lebensjahr.
Die Macht in Honduras teilen sich traditionell vier Gruppen.
Das Militär, zwei Parteien, die beide fest in der Hand von Großgrundbesitzern sind, und die großen Bananengesellschaften aus den Vereinigten Staaten.
Nach Jahren einer Militärdiktatur gab es vor vier Jahren die ersten Präsidentenwahlen.
Doch im Hintergrund zogen weiterhin die Generäle die Fäden.
Für die regierenden Liberalen und die oppositionelle Nationale Partei blieb wenig politischer Spielraum.
Dieser Spielraum wurde dann auch am ehesten zu parteiinternen Fäden genutzt.
So stellt die Nationale Partei gleich drei Kandidaten für die Präsidentschaft, die Liberalen haben sogar vier Politiker ins Rennen um das höchste Amt im Staate geschickt.
Die Wahlversprechungen lauten ziemlich gleich.
Bessere Bildungschancen, Ausbau der Gesundheitsversorgung und vor allem Vollbeschäftigung.
Wie diese Ziele erreicht werden sollen, sagt keiner der Kandidaten.
Die wirtschaftliche Lage Honduras ist alles andere als rosig.
Das Land ist im Ausland hoch verschuldet.
Es wird kaum in die Entwicklung investiert.
Und es wird immer schwieriger, die wenigen Exportprodukte Bananen und Zucker abzusetzen.
Erst im Oktober haben die Vereinigten Staaten den Zuckerimport aus Honduras gesenkt.
Die amerikanischen Bananenkonzerne United Brands und Standard Fruit, die bisher vor allem im Norden des Landes riesige Bananenplantagen hatten, sind dabei, ihre Produktion in Honduras zu verringern.
Über das zentrale außenpolitische Thema Honduras, nämlich die Spannungen mit Nicaragua, wird im Wahlkampf dagegen wenig gesprochen.
Seit dem Beginn des Konfliktes haben die USA Militärberater in Honduras stationiert.
An die 20.000 amerikanische Soldaten haben in den letzten Jahren an gemeinsamen Manövern mit der honduranischen Armee teilgenommen.
Die Vereinigten Staaten haben hier auch eine militärische Infrastruktur geschaffen.
Noch wichtiger aber ist, dass im Grenzgebiet zu Nicaragua rund 15.000 Contras stationiert sind, die die sandinistische Regierung in Managua durch einen Bürgerkrieg zu Fall bringen wollen.
Für diese Contras, die wirtschaftliche und militärische Unterstützung aus den Vereinigten Staaten bekommen, ist Honduras das wichtigste Aufmarschgebiet im Kampf gegen die Sandinisten.
Bei der Bevölkerung des Grenzgebietes sind Angehörige dieser Untergrundarmee nicht unbedingt beliebt, da es immer wieder Übergriffe auf die Zivilbevölkerung Honduras gibt.
Erst vor wenigen Wochen haben sich die Kaffeepflanzer in dieser Region bei der Regierung beschwert, sie könnten keine Erntearbeiter mehr finden, da ihnen die Kaffeepflücker aus Angst vor den Contras in Scharen davonliefen.
In der öffentlichen politischen Auseinandersetzung ist das Thema Kontras allerdings tabu.
Die Anwesenheit nicaraguanischer Guerrilleros wird offiziell bestritten.
Eine Flugzeugladung amerikanischer Hilfsgüter für die Kontras wurde von der Regierung wieder zurückgeschickt.
Da es keine Kontras in Honduras gäbe, könne man auch keine Hilfsendungen an sie weiterleiten, war die offizielle Begründung dafür.
Was allerdings nichts an der Tatsache ändert, dass es im Grenzgebiet einen ständigen Kleinkrieg gibt, bei dem oft genug hondurensische Kampesinos ins Kreuzfeuer zwischen Kontras und nicaraguanischer Armee geraten.
Mit der Überlegenheit der Streitkräfte Nicaraguas wird auch die amerikanische Militärpräsenz in Honduras begründet.
Ein zweiter wesentlicher Grund für die enge Bindung an die Vereinigten Staaten ist aber sicherlich die extreme wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA.
Allein in diesem Jahr bekommt Honduras 200 Millionen Dollar Wirtschaftshilfe aus Washington.
Das sind rund 10 Prozent des Bruttosozialprodukts.
Politische Neutralität im mittelamerikanischen Konflikt kann sich Honduras der Herrschern aus wirtschaftlichen Gründen nicht leisten.
Diese Neutralität wird in Honduras aber auch nur von jenen Politikern gefordert, die ohne dies keine Aussicht auf einen Wahlsieg haben.
Ein Beitrag war das gestaltet von Brigitte Fuchs und Leo Gabriel und jetzt noch ein Bericht unserer Kulturredaktion.
Yehudi Menuhin ist wieder einmal in Wien zu Gast.
Der weltberühmte Geigenvirtuose, der im kommenden April 70 Jahre alt wird, dirigiert das Djembo-Orchester auf Europe mit klassischen Werken von Bach, Haydn und Mozart.
Bei Bachs Konzert für Violine und Oboe wirkt Menuhin auch als Solist mit.
Heute und morgen Abend im Wiener Konzerthaus.
Restkarten gibt's auch noch.
Mit Yehudi Menuhin, der jetzt vor allem junge Musiker in London und Gstaad unterrichtet, sprach Brigitte Hofer.
Herr Prof. Menohin, im Chamber Orchestra of Europe, das Sie an diesem Wochenende dirigieren, spielen viele junge Musiker aus ganz Europa.
Wie beurteilen Sie die Jugend, die Sie sowohl in England wie in der Schweiz lehren und mit der Sie durch Ihre Arbeit so eng verbunden sind?
Die Jugend, die ich kenne, als Musiker, ich muss sagen, die sind fabelhaft.
Ich habe viel Glück, sogar mit unseren eigenen Kindern.
Meine Frau und ich haben fabelhaftes Glück.
Und die sind in meiner Schule, habe ich 48, zwischen 8 und 17, 18.
Und in Gstaad habe ich 15.
Und dann überall spiele ich mit Junge Kammerorchester.
Nicht nur die Orchester meiner Schulen, aber wie jetzt in Wien.
Und das sind alle fabelhafte Menschen, die viel reifer sind als, glaube ich, ihre andere Generationen, die früher gewesen sind.
Die haben wirklich, was wir einen Sense of Values nennen.
Die wissen, dass die Musik gut ist und dass die Arbeit wertvoll ist.
Sehen Sie ein verändertes Interesse an Komponisten?
Gibt es eine Wandlung oder ist es so, dass die Jugend besonders gerne Bach oder Mozart spielt?
Nein, die Jugend spielt natürlich besonders gerne Bach und die grössten Klassikern, aber die sind so flexibel, die sind wach und immer neugierig, weil die Musik ist ein Schlüssel zu den verschiedenen Kulturen.
Und wenn man japanische Musik hört oder chinesische, indische und unsere eigene Musik, dann versteht man,
irgendwie den Zustand, seelischen Zustand und auch physiologischen Zustand sogar, von den Kulturen.
Und die sind neugierig, vieles zu verstehen.
Und durch die Musik versteht man Menschen am besten.
Es gibt jetzt Bücher über Sie und über Ihr Leben, die Ihre Familie geschrieben hat.
Ja, ja.
Die sind vor kurzem erschienen.
Ja.
Das Buch, das mir am meisten Freude macht, ist natürlich das Buch meiner Frau.
In Deutsch heisst es »Dur und Mal«.
In Englisch heisst es »Viertelsmal«, weil Mal ist ein altes Wort, das die Damen, die nach den
Soldaten gingen in den Krieg.
Und in Amerika heisst die Mafia, die Gangsters, ihre Damen heissen Moll, weil die folgen immer so.
Englisches Buch, Fiddler's Mall, das ist ein Geiger's Mall, genannt, was sehr lustig ist, aber da es schwer auf Deutsch zu übersetzen ist, hat meine Sekretärin, deutsche Sekretärin, gesagt, warum nicht durch Du und Mall, und das ist schon sehr gut, aber es ist ein herrliches Buch,
sehr tief empfundenes, ein witziger Humor, voller Humor, und wirklich ein so schönes Buch, fabelhaft geschrieben.
Wahrscheinlich hatten sie auch im Sinn das Buch meines Vaters.
Der erste Teil ist sehr interessant, sympathisch, das sind seine Jahre in der Kindheit, als Kind in Palästina.
Das ist sehr interessant.
Danachher
Das Buch ist meistens sehr viel über mich und er wollte das Buch seit Jahren veröffentlichen und ich habe das immer gehindert, weil es war zum Beispiel, es war ein Kapitel über meine Kollegin, die fabelhaft sind, die ich gerne habe, aber er glaubte sie sein, ich war schrecklich.
Ja, mich konnte es einfach nicht.
Und dann am Ende, bevor mein Vater starb,
das sind schon vier Jahre, hatte das Buch einem Herrn gegeben.
Er hatte alle Rechte darüber und musste es drucken lassen.
Und dieser Herr leider wollte
weil es heißt Menuhins, glaube ich.
Dann dachte ich, es wäre schön, wenn das Buch vier Generationen hätte.
Mein Sohn hat etwas sehr, sehr Schönes geschrieben über seine Großeltern.
So lieb und so schön.
Ich wollte ein Vorwort schreiben und sogar
Der Enkel, der halb chinesisch ist, der jetzt 20 Jahre alt ist, der kannte meine Eltern sehr gut, war öfters in Kalifornien mit denen, hat auch etwas Schönes geschrieben.
So hätte das Buch vier Generationen gezeigt, aber das wollte er nicht.
Das wollte der Mann nicht.
Und wenn er sagte, nein, ich will das Buch genau, wie ihr Vater es hatten wollte, dann habe ich ihm gesagt, nun gut, auf Wiedersehen, tun Sie, was Sie wollen.
Also das heißt, Sie distanzieren sich eigentlich von dem Buch?
Ich distanziere mich von dem Buch, weil ich finde, das Buch hätte so schön sein können.
Es wird Ihnen wahrscheinlich nicht oft im Leben passiert sein, dass Sie mit Ihren Ideen nicht Anklang gefunden haben.
Das ist wahr.
Meistens finde ich Anklang.
Ich bin vielleicht vom Leben etwas verwöhnt in dem Sinn, aber ich bin nicht böse darauf.
Ich finde es nur sehr schade.
Und nach diesem Gespräch mit Yehudi Menuhin noch einmal die wichtigsten Meldungen in einer Kurzfassung.
USA, Sowjetunion.
Nach dem Gipfeltreffen in Genf mehren sich in Washington optimistische Stimmen bezüglich der Lösung regionaler Konflikte.
Präsident Reagan sagte gegenüber der Presse, in Genf habe es Hinweise gegeben, dass die Sowjetunion eine politische Lösung des Afghanistan-Problems anstrebe.
Außenminister Schulz deutete die Möglichkeit an, dass ein Abkommen über Mittelstreckenraketen noch vor einer Einigung über Langstreckenraketen und Weltraumwaffen geschlossen werden könnte.
Bundesrepublik Deutschland.
Beim Jubiläumsparteitag der Bayerischen CSU in München hat Parteivorsitzender Franz Josef Strauss heute vor einer Verteufelung und Diskriminierung der politischen Parteien gewarnt.
Parteien seien ein unentbehrliches Element parlamentarisch-demokratischer Systeme, sagte Strauss vor den 1500 Delegierten.
Österreich.
Der Grazer Bürgermeister Alfred Stingl hat heute den Ausschluss Günter Nennings aus der Gewerkschaft Kunst-Medienfreie Berufe kritisiert.
In einem ORF-Interview sagte Stingl, was bisher an Fakten in diesem Fall auf den Tisch gelegt worden sei, sei nicht ausreichend für die Abwicklung in diesem Ausschlussverfahren.
Stingl bekannte sich aber zum Ausschluss Nennings aus der SPÖ.
Beim Landesparteitag der niederösterreichischen ÖVP in Krems hat Bundesparteiobmann Mock neuerlich die Forderung seiner Partei nach einer Steuersenkung mit 1.
Juli 86 unterstrichen.
Landesparteiobmann Siegfried Ludwig erklärte die Entscheidung über eine eigene Landeshauptstadt als Hauptthema der ÖVP-Politik in Niederösterreich.
Nur noch die Wetteraussichten bis heute Abend.
Bewölkt und häufig Niederschläge, meist Schneefall.
Im Osten und Südosten in tiefen Lagen Regen oder Schneeregen.
Nachmittagstemperaturen minus ein bis plus drei Grad.
Und das war wieder ein Mittagsschanal des aktuellen Dienstes für Redaktion und Technik verabschiedet sich, lese Oberhofer auf Wiederhören.
Einblendung: CSU-Vorsitzender Strauß
Mitwirkende:
Kerbler, Michael [Gestaltung]
, Strauß, Franz Josef [Interviewte/r]
Datum:
1985.11.23 [Sendedatum]
Ort:
München [Aufnahmeort]
Schlagworte:
Gesellschaft
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten