Mittagsjournal 1986.10.25

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Einen schönen guten Tag beim Mittagsschornal.
    Am Samstag begrüßt Sie als Redakteur Karl Jekowski.
    Über folgendes berichten wir in dieser Mittagsstunde.
    Abschluss des Kongresses zur Rettung des Waldes.
    Türkendemonstration in Salzburg.
    Wie sieht ein ausländischer Journalist den österreichischen Nationalratswahlkampf?
    Dazu ist im Journal zu Gast der langjährige Wiener Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung Rudolf Stamm.
    Wahlkampfberichte gibt es auch aus dem Ausland, und zwar aus den USA.
    Dort wird am 4.
    November gewählt und es geht um die Frage, behalten die Republikaner im Senat die Mehrheit oder nicht.
    Und aus der Bundesrepublik Deutschland in Offenburg hält heute die SPD ihren Wahlparteitag ab.
    Weiters bringen wir ein Interview mit dem Generalsekretär des südafrikanischen Kirchenrates über das Verhältnis zwischen den Kirchen und dem Apartheid-Regime in Südafrika.
    Von der Kulturredaktion hören Sie gegen Ende des Journals einen Bericht über die Aufführung von Friedrich Zeehers »Requiem für Hollensteiner« in Wien.
    Erster Programmpunkt sind jetzt die Nachrichten.
    Verantwortlicher Redakteur ist Ferdinand Olbord und Sprecher Stefan Pokorny.
    Österreich.
    Das Kuratorium rettet den Wald, hat heute drastische Maßnahmen zur Bekämpfung des Waldsterbens verlangt.
    Unter anderem soll demnach der Ausbau von Skipisten verboten werden.
    Auf die Errichtung der Elektrolyseanlage in Ranshofen sollte man nach Meinung des Kuratoriums verzichten.
    Gefordert wird außerdem ein Tempolimit von 80 Kilometern pro Stunde auf Freilandstraßen und von 100 Kilometern auf Autobahnen.
    Weitere Punkte sind eine drastische Verringerung des Transitverkehrs durch höhere Mauten, ein Nachtfahrverbot für Lastautos und eine stärkere Attraktivität der Bahn.
    Das Kuratorium Rettet den Wald tritt außerdem dafür ein, auch alte Autos mit Katalysatoren auszustatten.
    Nach Angaben von Familienministerin Gertrude Fröhlich-Sandner ist eine Erhöhung der Kinderbeihilfe nach dem Schuleintritt und nach der Erreichung des 10.
    Lebensjahres geplant.
    Über den Zeitpunkt der Änderung und die Höhe der neuen Beträge machte Fröhlich-Sandner keine Angaben.
    Grundsätzlich will sie an der jetzigen Form der Kinderbeihilfe festhalten und sie nicht, wie von der ÖVP vorgeschlagen, nach der Kinderzahl staffeln.
    Spanien
    Bei einem Bombenanschlag im Baskenland sind heute drei Menschen getötet und mindestens 15 verletzt worden.
    Das Attentat in San Sebastian richtete sich gegen das Fahrzeug des Militärkommandanten in dieser Stadt.
    Die Toten sind dieser General, seine Frau und der Chauffeur des Autos.
    Die Behörden vermuten, dass der Anschlag von Extremisten der baskischen Separatistenorganisation ETA durchgeführt worden ist.
    USA, Nahostern.
    Nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Großbritannien und Syrien haben auch die USA und Kanada Maßnahmen gegen die Regierung in Damaskus ergriffen.
    Die beiden Staaten riefen ihre Botschafter zur Berichterstattung in die Heimat zurück.
    Der Erbruch Londons mit Syrien geht auf die Verurteilung eines Jordaniers zurück, der für schuldig befunden wurde, mithilfe syrischer Agenten versucht zu haben, eine Maschine der israelischen Fluggesellschaft El Al mit einer Zeitbombe zum Absturz zu bringen.
    Der Sprengkörper war knapp vor dem Abflug entdeckt und entschärft worden.
    Die libysche Regierung richtete unterdessen schärfe Kritik gegen die britischen Behörden.
    Tripolis warft London vor, sich heimtückisch rassistisch gegenüber den Arabern zu verhalten.
    In der Umgebung der südlibanesischen Hafenstadt Sidon liefern einander Palästinenser und Schiiten seit der vergangenen Nacht heftige Gefechte.
    Zentrum der Kampfhandlungen sind zwei palästinensische Flüchtlingslager.
    Beide Seiten setzen Artillerie und Raketen ein.
    Genaue Angaben über Tote und Verletzte liegen bisher nicht vor.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die SPD hält heute in Offenburg ihren Wahlparteitag ab.
    Kanzlerkandidat Johannes Rau und der stellvertretende Vorsitzende der SPD, Hans-Jochen Vogel, forderten dabei ihre Parteifreunde zu vollem Einsatz im Wahlkampf auf.
    Sie zeigten sich überzeugt, dass das negative Abschneiden der Sozialdemokraten bei den bayerischen Landtagswahlen keine zwingenden Auswirkungen auf die Bundestagswahlen im Jänner kommenden Jahres haben werde.
    Rau betonte, er kämpfe weiter um die Mehrheit und um das Amt des Bundeskanzlers.
    Sowjetunion
    Ungeachtet der Rückschläge im Verhältnis der Supermächte hält Parteichef Gorbatschow ein Abrüstungsabkommen weiterhin möglich.
    Gorbatschow betonte, es könne ein Abkommen erzielt werden, das den vitalen Interessen der Menschheit entspreche.
    Der Parteichef bemerkte, er glaube an den gesunden Menschenverstand der Völker, auch an jene der Amerikaner.
    Nicaragua
    Im Prozess gegen den Amerikaner Eugene Hasenfuss in Managua hat das sogenannte Volksgericht eine Beschwerde des nicaraguanischen Verteidigers wegen Inkompetenz des Gerichts zurückgewiesen.
    In der Entscheidung wird auf Formfehler der Beschwerde hingewiesen.
    Der Anwalt des Amerikaners hatte die Ansicht vertreten, gemäß der Grundstatuten der Republik sei das Volksgericht nicht für den Fall seines Mandanten zuständig.
    Vielmehr müsse Hasenfuss der Genfer Konvention entsprechend als Kriegsgefangener behandelt werden.
    Der Amerikaner ist seit Anfang Oktober in nicaraguanischer Gefangenschaft, nachdem er als einziger den Abschuss eines Nachschubflugzeuges für die Contras überlebt hat.
    USA Präsident Reagan hat die amerikanischen Hilfszahlungen für die antisemitischen Contras in Nicaragua offiziell freigegeben.
    Für militärische und humanitäre Hilfe zugunsten der Rebellen werden ungerechnet etwa 1,4 Milliarden Schilling beratgestellt.
    Amerikanische Bundesbehörden haben jahrzehntelang Strahlenexperimente an Menschen vorgenommen.
    Nach den Ermittlungen eines Untersuchungsausschusses des Repräsentantenhauses in Washington wurden seit 1940 bis in die frühen 70er Jahre hunderte Personen radioaktiven Substanzen ausgesetzt.
    Unter den betroffenen Personen sollen auch Häftlinge, alte Menschen und Todkranke gewesen sein.
    Die ausdrückliche Einwilligung der Testpersonen ist nur in einem Teil der Fälle zu beweisen.
    Der aus Ungarn stammende Biochemiker Albert Saint-Georges, der Entdecker des Vitamins C, ist in den Vereinigten Staaten gestorben.
    Saint-Georges erlag im Alter von 93 Jahren einem Nierenversagen.
    Der Forscher war Träger des Nobelpreises für Medizin des Jahres 1937 und lebte seit 1947 in den USA.
    Das waren die Meldungen, nun das Wetter, die Wetterlage.
    Eine Störungszone, die zu einem mächtigen Tiefmietzentrum über Schottland gehört, überquert in abgeschwächter Form Mitteleuropa.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Westen meist stark bewölkt und zeitweise Regen.
    Im übrigen Bundesgebiet heiter bis wolkig.
    In weiterer Folge aber auch hier Bewölkungsverdichtung und während der Nacht mitunter etwas Regen.
    Mäßige Winde.
    Nachmittagstemperaturen 6 bis 12 Grad.
    Tiefsttemperaturen der kommenden Nacht 2 bis 7 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Sonntag, teils aufgelockerte, teils aber auch starke Bewölkung und regional etwas Regen.
    Mäßige Winde.
    Tageshöchsttemperaturen 7 bis 13 Grad.
    Das Wetter übermorgen Montag, teilweise sonnig, im weiteren Tagesverlauf im Westen und Norden Bewölkungszunahme und örtlich etwas Regen.
    Das Wetter um 12 Uhr, Wien wolkig 11 Grad, Südostwind 15 Kilometer in der Stunde, Eisenstadt stark bewölkt 11, Südost 20, St.
    Pölten heiter 7, Linz stark bewölkt 8 Grad, Südostwind 10, Salzburg stark bewölkt 12, Südwind 10 Kilometer in der Stunde, Innsbruck stark bewölkt 10, Westwind 15, Bregenz bedeckt leichter Regen 9, Graz heiter 7 und Klagenfurt heiter 7 Grad.
    Neun Minuten nach zwölf ist es jetzt.
    Ein umfassendes Konzept zur Waldrettung, eine Aufklärungskampagne über die Bedeutung des Waldes, eine Initiative Österreichs zur Waldrettung über die eigenen Grenzen hinaus.
    Das sind die Ziele, die sich das überparteiliche Kuratorium Rettet den Wald gesetzt hat und die auch mit dem Kongress zur Waldrettung angestrebt werden.
    Dieser Kongress tagt ja in den verschiedensten Gruppen und Arbeitskreisen seit Mittwoch.
    Dabei haben Wissenschaftler verschiedenster Richtungen scharfe Forderungen vorgelegt.
    Alle Schadstoffe müssen bis 1990 auf ein Zehntel reduziert sein.
    Steuergelder müssen von umweltzerstörenden zu umweltrettenden Maßnahmen umgeleitet werden.
    Ein Tempolimit von 80, 100 muss her und vieles mehr.
    Heute wurde quasi als Hauptveranstaltung des Waldkongresses eine Plenumsdiskussion im Auditorium Maximum der Wiener Universität abgehalten, an der Wissenschaftler und Politiker teilnahmen.
    Gisela Hopfmüller berichtet.
    Die Wissenschaftler wie Bernd Lötzsch, Rupert Riedl oder Hannes Meier fordern schnellste Umsetzung eines Maximalforderungspaketes.
    Die Politiker sprechen demgegenüber oft vom Machbaren, vom politisch Durchsetzbaren.
    Dieser Gegensatz hat sich in den vergangenen Tagen bei den Veranstaltungen des Kongresses zur Waldrettung immer wieder gezeigt.
    Und auch wenn sich in der Präsidiumsliste des Kuratoriums Rettet den Wald eine ganze Menge Politiker finden, von rasch umgesetzten Maximalmaßnahmenpaketen können auch die Engagiertesten unter ihnen nur träumen.
    Daran wird wohl auch der Waldkongress wohl so schnell nichts ändern.
    In den gestern tagenden Arbeitskreisen von jenem über Wald und Auto mit Professor Hermann Knoflacher bis zu dem wohl am weitesten in die Zukunft weisenden mit dem Titel
    Was kommt nach dem Waldsterben mit Dozent Werner Katzmann?
    In allen diesen neuen Arbeitskreisen also, an denen rund 250 Personen mitwirkten, wurde nicht ein Deut von den vielfältigen und scharfen Forderungen nachgelassen.
    Eher im Gegenteil.
    Ein Blick auf ein paar der nun zusätzlich erhobenen Forderungen.
    Das Verlangen nach einem Tempolimit 80-100 wird ergänzt durch jenes nach Geräten, die es technisch unmöglich machen, schneller zu fahren.
    Für die Übergangszeit wird nach einem wirksamen Kontrollsystem gerufen.
    Und auch Altfahrzeuge müssen Katalysatoren bekommen.
    Zur Reduzierung des Transitverkehrs sollten alle Nicht-Kat-Fahrzeuge beim Grenzübertritt nach Österreich einen Umwelterhaltungsbeitrag von 300 Schilling entrichten.
    Zu den rechtspolitischen Forderungen zählt, das Vorsageprinzip in der Gewerbeordnung verankern und diese auch mit Emissionsgrenzwerten ausstatten.
    konsequente Altanlagensanierung bzw.
    die Altanlagen innerhalb von fünf Jahren bzw.
    bei Emission risikoreicher Stoffe innerhalb von drei Jahren stilllegen sowie Absenkung des Schwefelgehalts in Heizölen und rasche Erlassung der Durchführungsverordnungen zum Altölgesetz.
    Soweit einige Schwerpunkte aus der vielfältigen Zahl der Forderungen.
    Der Wiener ÖVP-Chef und Vizebürgermeister Erhard Busseck gibt sich bei der Eröffnung des Plenumstages des Wahlkongresses heute Vormittag selbstkritisch.
    Die Politiker haben weitgehend versagt, gesteht er ein.
    Und Reparaturmaßnahmen allein sind sinnlos geworden.
    Es müsse quasi mit vernetztem System gearbeitet werden.
    Der Wiener SPÖ-Umweltstadtrat Helmut Braun ergänzt,
    Es muss in Zukunft eine innige Zusammenarbeit geben.
    Umweltschutz sei zu wichtig für parteipolitisches Hickhack.
    Mit Entsetzen, sagt Braun, habe er zur Kenntnis nehmen müssen, dass beim Kfz-Verkauf der letzten Zeit 20 Prozent Vorziehkäufe für 1987 zu registrieren waren.
    Käufe von Nicht-Kat-Autos.
    Das heißt, sagt Braun, es stimmt nichts, dass der mündige Bürger in der Lage ist, die Dramatik der Situation zu erkennen.
    Aufrütteln ist weiter dringend nötig.
    Mit dem Aufrütteln beginnt denn auch heute Vormittag gleich Dr. Clemens Waldstein vom Hauptverband der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe.
    Er skizziert den Waldzustand an einem Beispiel.
    Kennen Sie den Hausschwamm, diesen weißen mit dem schönen roten Ring, der sich so völlig unbemerkt und lautlos irgendwo einschleicht?
    Und wenn Sie dann ein Buch aus Ihrer Bibliothek herausnehmen wollen, kracht auf einmal die ganze Stellage zusammen und Sie haben nur mehr die leere Hülle eines Buches in der Hand.
    Und wenn Sie dann am nächsten Tag ins Nebenzimmer gehen, grinst Ihnen der Hausschwamm dort auch schon aus der Mauer entgegen.
    Das ist eine Situation, wo ein Palaver, warum und weshalb nicht mehr möglich ist,
    Das ist keine Situation, wo man sich lange mit dem Baumeister oder mit einer Baukommission unterhalten kann, wer da irgendwie Schuld haben könnte, sondern das ist eine Situation, wo Hand angelegt werden muss, wo man selbst Hand anlegen muss.
    Der Wald ist unser einziger natürlicher Reichtum, hebt Waldstein hervor.
    Und er prognostiziert, die Einnahmen Österreichs werden sinken, die Kosten explodieren.
    Wir werden ein armes Land werden, wenn wir nicht Hand anlegen.
    mit Umsicht und Wachsamkeit.
    Und verstehen Sie nun, warum ich auch um meinen Wald kämpfe.
    Um als Lebewesen, in dem Fall als denkendes Lebewesen, bestehen zu können in der Lebensgemeinschaft, in der ich existiere,
    muss ich Respekt, Achtung für diese Lebensgemeinschaft, in der ich mich befinde, verlangen.
    Denn ich bin auch davon überzeugt, dass der Verödung der äußeren Landschaften die Verödung der inneren Landschaften folgen würde.
    Nach Clemens Waldstein referiert Dozent Bernd Loitsch über den Hainburger Auwald.
    Plenumsdiskussionen werden später an weitere Referate anschließen.
    Und am Nachmittag wird dann noch Professor Erwin Ringl den Wald und die österreichische Seele beleuchten.
    Soviel hier aus der Wiener Universität vom Kongress Rettet den Wald.
    Ich gebe zurück ans Studio.
    Berichterstatterin war Gisela Hopfmüller.
    Die Salzburger Innenstadt stand heute Vormittag im Zeichen einer Demonstration von Gastarbeitern aus ganz Österreich sowie aus Bayern.
    Türken und Kurden protestierten dabei gegen das Vorgehen türkischer Konsulate und Botschaften in Österreich gegenüber politisch engagierter Landsleute.
    Im Schussfeld der Kritik steht dabei vor allem das türkische Generalkonsulat in Salzburg.
    Dort würden, so die Demonstranten, immer häufiger Pässe von Türken eingezogen, die sich kritisch über die politischen Zustände in ihrer Heimat geäußert haben.
    Betroffen seien von dieser Maßnahme auch Gastarbeiter, die schon seit vielen Jahren in Österreich leben.
    Von der heutigen Salzburger Demonstration berichtet Franz Ruedl.
    Rund 200 Demonstranten zogen heute Vormittag vom Salzburger Hauptbahnhof zum Mozartplatz, um auf ihre Probleme aufmerksam zu machen.
    Die meisten von ihnen trugen Kapuzen, um unerkannt zu bleiben.
    Denn die Vorwürfe, die die Gastarbeiter aus Österreich und den benachbarten Bayern gegen die türkischen Konsulate und Botschaften in Österreich erhoben, waren massiv.
    So hätten seit der Machtübernahme des Militärs in der Türkei seit dem 12.
    September 1980 auch Gastarbeiter im Ausland unter Repressalien zu leiden, wenn sie sich öffentlich kritisch über die Regierung ihres Heimatlandes äußern.
    Seit dem Vorjahr, so hieß es heute, seien rund 30 politisch aktive Türken in die diplomatischen Vertretungen vorgeladen worden.
    Dort seien ihnen die Pässe abgenommen und ein Einwegfahrschein in die Türkei mit der Aufforderung überreicht worden, Österreich innerhalb von 15 Tagen zu verlassen.
    Die Demonstranten sprachen heute von Willküraktionen mit fatalen Folgen für die Betroffenen, da in der Heimat Gefängnis, Folter und oftmals sogar die Todesstrafe auf die politisch Unbequemen warten würden.
    Auch die Asylanträge jener Türken und Kurden, denen der Pass abgenommen wurde, blieben unerledigt, da den Gastarbeitern das Status von politisch Verfolgten nicht eingeräumt würde.
    Ein Türke, dem sein Pass bereits abgenommen wurde, über seine derzeitige Situation?
    Da haben sie einfach meinen Pass genommen.
    Die haben gesagt, in Österreich, das ist politische Arbeit, deswegen haben sie gesagt, dass sie ihn nicht mehr verlängern.
    Ich soll einfach nach Hause gehen.
    Ich kann ja nicht nach Hause gehen, weil sie mich genau umdrehen und tote Strafe geben, wie die anderen Typen.
    Anlässlich der Gastarbeiter-Demonstration in Salzburg, die von zahlreichen vorwiegend politisch linkstehenden Organisationen organisiert wurde, findet derzeit auf dem Mozartplatz in der Nähe des türkischen Generalkonsulates eine Schlusskundgebung statt.
    Bislang gab es keine Zwischenfälle.
    18 Minuten nach 12 ist es inzwischen geworden.
    Im Journal zu Gast ist heute der langjährige Wiener Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung Rudolf Stamm.
    Der 49-jährige Journalist ist seit zwölf Jahren in Wien Korrespondent der angesehenen Schweizer Zeitung und beobachtet jetzt den vierten Nationalratswahlkampf in Österreich.
    Vier Wochen vor der Wahl sprach Ulrich Brunner mit dem Auslandskorrespondenten darüber, wie er den österreichischen Wahlkampf sieht.
    Herr Dr. Stamm, Sie sind seit zwölf Jahren Korrespondent der angesehenen Neuen Zürcher Zeitung in Wien.
    Was ist denn ganz allgemein Ihr Eindruck von diesem Wahlkampf, der jetzt läuft?
    Also, was mir natürlich schon 1975 das erste Mal aufgefallen ist, ist eine wesentlich stärkere Personalisierung.
    Die größte Partei hat eigentlich ihre Hoffnung vollständig auf die Personalisierung gesetzt, das ist ja offensichtlich.
    Das spricht von den Plakatwänden, das sieht man überall.
    Man hat einen Mann gewählt, der gut ankommt im Publikum, einen tüchtigen Manager, und versucht auf diese Art und Weise über gewisse Schwächen hinweg zu kommen.
    Bei der ÖVP ist es durchaus nicht so, dass sie nun von solchen Verlockungen jederzeit völlig frei gewesen wäre.
    Auch hier hat man ganz sicher versucht, einen möglichst zukräftigen Kandidaten zu haben.
    Die Partei hat aber doch auch mehr thematische Aspekte in den Wahlkampf getragen.
    Mehr.
    Für meinen Geschmack zu wenig, aber doch geht es hier um einige Themen.
    Ganz krass ist die Personalisierung in der FPÖ, wo nun Jörg Haider eigentlich wie eine Rakete da aufgestiegen ist.
    Er hat ganz sicher viele Leute damit mit seinem unbefangenen Wesen, mit seiner gewissen spielerischen Interpretation der Politik für sich
    einmal vorerst einzunehmen verstanden.
    Das ist dann eine ganz andere Frage, ob man dem allem auch am anderen Tag noch glaubt, was gesagt wurde, aber auf jeden Fall hat dieses Bestreben, den Leuten die Politik ein bisschen mundgerecht zu machen, einmal sicher verfangen.
    Bleiben die Grünen?
    Bleiben die Grünen, die vermutlich trotz gewisser Streitigkeiten ins Parlament einziehen werden.
    Nicht so stark, wie sie es könnten.
    Ich denke, ohne die Kandidatur von Frau Blau-Meißner bei den Präsidentschaftswahlen wäre eine Grüne Liste heute wenig erfolgreich.
    Nun hat sie diese Bewegung einmal ein bisschen aufgerüttelt und aufgemöbelt.
    Und ich muss jetzt merken, dass in der Demokratie das alles nicht ganz so einfach ist, weil dann sofort verschiedene Strömungen vorhanden sind, die nicht alle dasselbe wollen.
    Gerade das, was Sie über Frau Messner-Blau gesagt haben, spricht an sich dafür, dass die Parteien Recht haben, auf Personalisierung zu setzen.
    Beim Wahlkampf geht es darum, zu gewinnen.
    Und das ist ja das Motiv, dass man dann versucht, vor allem mit guten Persönlichkeiten anzukommen.
    Die Frage ist, was nachher folgt.
    Und da muss ich ganz ehrlich sagen, das ist mir an Thematik, ist mir das bei allen Parteien ein bisschen zu wenig.
    Ich würde vorziehen, ein bisschen mehr über Sachfragen zu hören.
    Ich würde auch vorziehen, ein bisschen sogar über langfristige, um das Wort gar nicht zu vermeiden, über langfristige ideologische Einstellungen zu hören.
    Da muss ich sagen, seit einer Rede auf einem Parteitag in den späten 70er Jahren, seit einer Rede von Bruno Kreisky, ist mir
    nie mehr etwas Ideologisches in Österreich begegnet von einem Parteichef.
    Sie sprechen da die zunehmende Ununterscheidbarkeit vor allem der beiden Großparteien an.
    Tatsächlich bewegen sich die beiden Großparteien in einem gewissen Sinn aufeinander zu.
    Das heißt, sie haben für die gleichen Probleme nicht mehr unbedingt verschiedene Lösungsmöglichkeiten anzubieten.
    Das scheint mir vor allem seit Franz Franitzki Bundeskanzler ist sehr deutlich geworden zu sein.
    Man muss eben pragmatische Lösungen finden.
    Es sind in diesen kritischen Situationen in der verstaatlichten Industrie kann man wohl auf lange Sicht sagen, entstaatlichen wäre besser, aber es braucht ja für eine Zwischenetappe auch etwas.
    Wollen Sie damit sagen, dass die Sachzwänge so groß sind, dass nur pragmatische Wege möglich sind?
    Die Sachzwänge sind sicher vorhanden, es wäre aber völlig irrig, nun eben alles andere zu vergessen, was man an längerfristigen Orientationen braucht, was das Land, vielleicht weniger als der einzelne Mensch, braucht irgendwelche Richtpunkte.
    Und da fehlt mir, da gibt es ein gewisses Defizit im Augenblick.
    Es verstecken sich viele Leute hinter der Ideologie.
    Schon seit langem ist auf bürgerlicher Seite
    in Österreich praktisch nicht mehr möglich, sich zu gewissen Idealen zu bekennen.
    Im Präsidentschaftswahlkampf ist das ein bisschen wieder aufgekommen, es ist schon wieder ein bisschen vorbei.
    Auch auf sozialistischer Seite kann man sich zu Idealen nicht mehr bekennen, weil ein Teil dieser Ideale tatsächlich in den letzten
    drei, vier, fünf Jahren auch gescheitert ist.
    Gescheitert durch Übertreibung vermutlich.
    Aber irgendwo glaube ich doch, dass die Menschen nicht nur pragmatische Lösungen wollen.
    Sie wollen die zuerst und die müssen solide sein.
    Und darüber hinaus wollen sie noch sehen, was bietet mir diese Partei.
    Überdies noch.
    An Visionen.
    An Visionen.
    Nicht nur Visionen.
    Weiß Gott nicht.
    Nur ganz ohne Visionen wird es nicht gehen.
    Herr Stamm, wenn ich schon einen Schweizer Journalisten vor dem Mikrofon habe, dann möchte ich die Gelegenheit auch benutzen, die Frage zu stellen, ob nicht auch in der Schweiz sich einiges ändert in Richtung Personalisierung.
    Sie haben nächstes Jahr im Herbst
    Auch Wahlen, Nationalratswahlen.
    Was tut sich denn in der Schweiz?
    Also ich glaube, in Richtung Personalisierung ist das viel schwieriger.
    Bei uns ist ein Parteichef normalerweise nicht einmal Regierungsmitglied.
    Dass sich in der Schweiz einiges ändern wird und wahrscheinlich sogar mehr bewegt, zurzeit mehr bewegt, als in Österreich, glaube ich, trotz allem.
    Was hängt damit zusammen?
    dass die Sozialdemokratie einen starken Hänger hatte Anfang der 80er Jahre, eigentlich bis heute, und jetzt so ein bisschen linker als früher daherkommt und wieder ein bisschen aufgemöbelt hat.
    Allgemein haben wir ein Konsensklima in der Schweiz, aber der Konsens wird heute sehr stark strapaziert und junge Kräfte... Es driftet alles auch ein bisschen mehr auseinander als früher.
    Sie kennen die Diskussion über die Konzentrationsregierung in Österreich.
    Die Schweiz wird da immer als Vorbild genannt.
    Glauben Sie überhaupt, Sie sind jetzt zwölf Jahre in Österreich, dass dieses System nach Österreich transportierbar ist?
    Also übertragbar ist nichts so einfach vom einen auf das andere Land.
    Es sind auch nicht alle Parteien vertreten bei uns.
    Es gibt noch ein halbes Dutzend kleiner Parteien, zum Teil aber ganz respektabler politischer Parteien, die nicht im Bundesrat vertreten sind.
    Und schließlich ist das Ganze ein Ausdruck eines langsamen Reifungsprozesses.
    Das haben wir nicht von Anfang an gehabt.
    Bei der Gründung der Reitgenossenschaft waren alle Bundesräte freisinnige, später kamen die katholisch-konservativen dazu, dann einmal ein Bauernvertreter und erst in den 40er Jahren der erste Sozialdemokrat.
    Also das ist halt eine ganz andere Entwicklungsgeschichte.
    Lässt sich so nicht vergleichen.
    Frage ist, ob es wünschenswert ist, zusammenzuarbeiten zwischen den grossen Parteien.
    Da kann ich mir doch vorstellen, dass es wünschenswert ist, auch in Österreich.
    Allerdings nur unter völlig anderen Voraussetzungen, als sie bis jetzt existieren.
    Wir haben in der Schweiz keinen Klubzwang.
    Wenn Abstimmungen im Parlament stattfinden, gehen die Fronten mitten durch die verschiedenen Fraktionen.
    Also das ist einmal eine ganz wesentliche Sache.
    Und dann haben wir tatsächlich das Korrektiv der Volksabstimmung.
    Das Volk ist die Opposition in der Schweiz.
    Spielt die Rolle der Opposition in der Schweiz.
    Kann jederzeit korrigierend eingreifen.
    tut es für den Geschmack der meisten politisch Interessierten zu viel, zu häufig.
    Aber mit zu geringer Teilnahme.
    Das stimmt, aber alle anderen, die nicht gehen, akzeptieren absolut, dass das, was abgestimmt wird, richtig ist, für sie gilt.
    Das stand nie in Frage.
    Es ist traurig, die schlechte Stimmbeteiligung, aber es ist nicht so, dass irgendein Mensch in der Schweiz das als Mangel an demokratischer Legitimation empfinden würde.
    Eine Frage, die jetzt nichts direkt mit dem Wahlkampf zu tun hat.
    Wie sehen Sie denn das Image Österreichs als Skandalrepublik im Ausland?
    Skandale gibt es auch an anderen Orten.
    Was mir hier auffällt, ist eigentlich immer, dass man entweder ins eine oder ins andere Extrem fällt.
    Das ist nicht gut.
    In Österreich gibt es positive und negative Erscheinungen, genau wie in anderen Ländern auch.
    Man sollte sich nicht zu sehr mit den Positiven vor aller Welt brüsten und man sollte auch nicht zu sehr vor aller Welt in Selbstanklage immer nur die negativen Seiten herausstreichen, dass also dieser gewisse Masochismus,
    gar nicht echt ist, gar nicht zu dieser Bevölkerung passt, der missfällt mir eigentlich.
    Und er spornt andererseits gerade Ausländer an, eigentlich über Österreich schlechte Dinge zu sehen.
    Das finde ich falsch.
    Dieses Land ist so gesund wie jedes andere Land.
    War das jetzt ein bisschen ein Plädoyer für Zurückhaltung in jeder Richtung?
    Ja, eigentlich schon.
    Es geht mir manchmal zu weit.
    Ein gewisses Trachten nach vergangener Größe geht mir manchmal zu weit.
    Es muss hier in Österreich ja eigentlich immer alles Weltformat haben, damit es etwas gilt.
    Das ist, glaube ich, nicht unbedingt nötig.
    Auf der anderen Seite, in Österreich ist doch der Fall, dass der Skandal immer
    in der Presse, in der gedruckten Presse praktisch eine große Schlagzeile liefert.
    Immer und in jedem Fall.
    Und man kann sich auch eben selbst am Skandal ergötzen.
    Nun bin ich überhaupt dagegen, dass man das verschweigen soll, diese Skandale.
    Aber sie haben alle eine bestimmte Bedeutung innerhalb eines Ganzen.
    Es gibt noch viele andere Probleme, es gibt viele politische Probleme, die nicht nur deswegen gelöst werden müssen, weil irgendwo in der Nähe ein Skandal herrscht.
    Sie können nicht einfach sagen, das Waldsterben ist ein Skandal.
    Natürlich ist es ein Skandal, aber es muss gelöst werden und es wird nicht, weil eine kleine Parzelle Wald wegen irgendeines kleinen Vergifters stirbt.
    Nun, die ganze Sache können Sie nicht daran aufziehen.
    Das sind große Probleme und ich habe das Gefühl, dass in der österreichischen Presse generell die großen Probleme, die wirklich existieren,
    ein bisschen immer an einen kleineren Skandal angehängt werden.
    Ich danke für das Gespräch.
    Im Journal zu Gast war heute der Schweizer Journalist Rudolf Stamm.
    Ulrich Brunner hat mit ihm gesprochen.
    Um Wahlkampf geht es auch in den nächsten Beiträgen aus dem Ausland.
    Zuerst über die Endphase des amerikanischen Wahlkampfes.
    Am 4.
    November gibt es in den USA Parlaments-, Regional- und Kommunalwahlen.
    Abgestimmt wird auch über verschiedene Gemeinde- und Landesfragen.
    Die Hauptfrage ist aber, behalten die Republikaner die Mehrheit im amerikanischen Senat?
    Die Hälfte der Senatoren wird am 4.
    November neu gewählt.
    Im Wahlkampf für diese entscheidende Wahl – die Demokraten haben ja im Repräsentantenhaus, das ebenfalls neu gewählt wird, die Mehrheit – in diesem Wahlkampf setzt sich auch Präsident Ronald Reagan vehement für die republikanischen Kandidaten ein.
    Klaus Emmerich beleuchtet am Beispiel der republikanischen Abgeordneten Paula Hawkins aus Florida den US-Wahlkampf.
    Sie wirkt auf viele wie wandelnde Werbung für exklusive Damenmode im Chanel-Stil.
    Sie hat sich rechtzeitig vor der Wahl ihre Bandscheiben operieren lassen.
    Sie bezeichnet sich amtlich als Hausfrau.
    Sie stammt aus Salt Lake City, dort, wo die Mormonen zu Hause sind.
    Sie ist entsprechend verheiratet, ein Ehemann, drei Kinder.
    Sie hat Amerika eindrucksvoll aufgerüttelt, als nun die sogenannten verlorenen Kinder gingen, Missing Children.
    Sie gilt als rechts und widerspricht doch ganz gern auch einem Ronald Reagan.
    Sie vertritt den US-Staat mit der am schnellsten wachsenden Bevölkerung, der neben Wirtschaftswachstum sich mit Flüchtlingen, Umwelt und Kriminalität herumplagt.
    Sie, die Republikanerin Paula Hawkins, hat es in diesen Stunden schwer, ihren Sitz im amerikanischen Senat für Florida zu behaupten.
    Einer der beiden Frauen unter den 100 Washingtoner Senatoren hatte sich mit einer flüchtigen Bemerkung in eine Direktsendung des Lokalradios wohl mehr als einen Schiefer eingezogen, als sie nämlich meinte, die aus Mexiko Eingewanderten seien nicht so gute Patrioten wie die anderen Amerikaner.
    Bei den knappen Mehrheitsverhältnissen kann das der Dame mit der Spitzenzunge, die sich auch ganz gern John Dark von Florida nennt, die Senatorenkarriere und einiges mehr kosten.
    Denn der Aufschrei der spanisch sprechenden Amerikaner stammt aus diesem Wochenende aus öffentlich zur Schau getragenem, verletztem Stolz.
    Da hat es selbst ein Rollen-Dragon schwer, Paula Hawkins in Florida in diesen Stunden herauszupauken, zumal ihr Widersacher, der populäre Gouverneur Robert Graham von der Demokratischen Partei, sowieso schon gute Chancen hat, in den Senat nach Washington aufzurücken.
    Umso mehr setzt sich der amerikanische Präsident für seinesgleichen ein, um nämlich parlamentarisch den Rücken einigermaßen frei zu behalten.
    geht es doch bei den Wahlen am 4.
    November, wo tausende von örtlichen, regionalen und Länderpositionen zu besetzen sind, im großen Spiel zu Washington um eine Kernfrage.
    Können die regierenden Republikaner ihre Mehrheit im einflussreichen Senat behalten?
    Bisher beträgt diese Mehrheit vier.
    Nach dem komplizierten Neuwahlsystem und angesichts eines Generationenschubs
    müssen Reagan und seine Republikaner in mindestens 10 der 50 Staaten bei der Senatswahl erfolgreich abschneiden.
    Nicht nur in Florida sind die Verhältnisse knapp, sondern auch im mittleren Westen und in Kalifornien.
    Während nun Reagan wie ein Junge loszieht und zum Beispiel am gestrigen Freitag gleich in zwei Bundesstaaten jeweils ein halbes Dutzend Wahlveranstaltungen abhält, Hauptargumentation Warnung vor linker Innenpolitik mit mehr Staat und außenpolitisch Politik der Stärke, während sich also Reagan so verhält, als ob es um seine eigene Wiederwahl ging, obwohl seine Amtszeit unwiderruflich in zwei Jahren endet,
    setzt die Demokraten auf Wandel, Wechsel, Wende, Jugend und auf örtliche sowie regionale Verhältnisse.
    Sie haben es also längst aufgegeben, gegen die überragende Popularität eines Ronald Reagan anzurennen.
    Dennoch rechnet sich die demokratische Partei gute Chancen aus, im Senat ebenfalls die Mehrheit zu erlangen.
    Im Repräsentantenhaus ist die demokratische Mehrheit ohne dies nicht zu erschüttern, also jener Parlamentskammer, die am 4.
    November zur Gänze neu zu wählen ist.
    Draußen im amerikanischen Land geht es um Altersersorgung und um Bauernhilfe, um Wirtschaftsförderung oder um Geschwindigkeitsbeschränkung, um Umwelt oder um Bildungsprobleme.
    In Washington hingegen rechnen sich die Parteistrategen aus, was geschehen würde, wenn?
    Was geschehen würde, wenn Reagan durch Verlust der republikanischen Mehrheit im Senat gegen beide Häuser des Kongresses zu regieren hätte?
    Antwort im typisch amerikanischen Polizstil, dann wäre er eine lame duck, eine gelähmte Ente.
    Abgesehen davon, dass man sich einen Ronald Reagan schwer in dieser Eigenschaft vorstellen kann, würde es bedeuten, dass er, der Präsident, zwei Jahre lang kaum mehr etwas bewegen kann, vor allem, wenn es ums Geld geht.
    Über den Wahlkampf in den USA am 4.
    November wird dort gewählt, informierte Klaus Emmerich.
    Auch in unserem Nachbarland, der Bundesrepublik Deutschland, herrscht Wahlkampf.
    Am 25.
    Jänner wird ein neues Parlament gewählt und damit auch, ob die Koalitionsregierung zwischen CDU, CSU und FDP bestehen bleibt.
    Kanzlerkandidat der Unionsparteien ist Helmut Kohl, Kanzlerkandidat der SPD-Opposition Johannes Rau.
    Und die deutschen Sozialdemokraten halten heute in Offenburg ihren Wahlparteitag ab.
    Und dieser Wahlparteitag ist für die SPD nicht nur der Auftakt des Wahlkampfes, sondern er soll auch das hartnäckige Tief überwinden, das seit Wochen über der SPD liegt.
    Ein Stichwort dazu der Skandal um die Gewerkschaftsfirma Neue Heimat.
    Helmut Brandstetter berichtet.
    Nach Offenburg ins Badische rief die SPD ihre Delegierten, um mit einem groß inszenierten Parteitag den Wahlkampf offiziell einzuleuten.
    Nach dem Parteitag in Nürnberg vor zwei Monaten soll Johannes Rau die Sozialdemokraten noch einmal mobilisieren.
    Den Kampf für das unmöglich scheinende, die absolute Mehrheit im Bundestag aufzunehmen.
    Baden-Württemberg wurde nicht zufällig als Tagungsort gewählt.
    Im Süden der Bundesrepublik ist die SPD traditionell recht schwach.
    Von den Landtagswahlen der letzten vier Jahre gingen für die Sozialdemokraten nur drei verloren.
    Berlin und die beiden südlichen Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern.
    Der Schock der Bayern-Niederlage vor zwei Wochen sitzt tief.
    Man spürt es auch hier bei den Delegierten.
    Johannes Rau etwa sprach von einem heftigen Tritt gegen das Schienbein.
    Wir müssen in Bayern kräftig zulegen, um im Jänner die Mehrheit zu erringen, hatte Rau zuvor erklärt.
    Und dann fiel die SPD von knapp 32 auf 27,5 Prozent.
    Doch in der Not der Stunde versucht man auch noch dieser Niederlage positives abzugewinnen.
    In Bayern, da habe mit Franz Josef Strauß die stärkere Persönlichkeit gewonnen, sagt Johannes Rau.
    Das werde auch im Bund so sein.
    Und weil Johannes Rau und die SPD auf die Wirkung des Kandidaten vertrauen, wird er als Spitzenmann ganz alleine, ohne Mannschaft, in den Wahlkampf ziehen.
    Die Auseinandersetzung soll nicht nur zwischen SPD und CDU-Programm geführt werden.
    Die Alternative, Rau oder Kohl, will die SPD in den Vordergrund stellen.
    Helmut Kohl hat zwar bei den Sympathiewerten Punkte gut machen können, aber Rau liegt weiter vor ihm.
    Die Analysen der Bayern-Wahl haben gezeigt, dass die SPD mit sogenannten grünen Themen, also etwa der Kernenergie, nur wenige Wähler mobilisieren kann.
    Der Rat des grünen Ministers Joschka Fischer an die Sozialdemokraten, sie sollten sich mehr um ihre traditionellen Themen kümmern, war also gar nicht so schlecht gemeint.
    Tatsächlich in den Mittelpunkt des Wahlkampfs will die SPD, so verkündete es Johannes Rau heute hier in Offenburg in seinem Regierungsprogramm, die Fragen der Arbeitslosigkeit und vor allem einer gerechten Steuerreform stellen.
    Kleinere und mittlere Einkommensbezieher sollen entlastet werden.
    Steuergerechtigkeit verspricht die SPD.
    Und gegen die Massenarbeitslosigkeit hat die SPD das Rezept ihres Programms Arbeit und Umwelt gestellt.
    Mindestens 400.000 Menschen sollen in Arbeit kommen, dadurch, dass Investitionen beim Umweltschutz begünstigt werden.
    Aber die Mehrheit, die gibt's nur mit einer Wählerkoalition, die rau von grün bis zum liberalen Bürgertum spannen will.
    Und darum ist für mich die entscheidende Botschaft von Offenburg, dass wir jetzt hinausgehen zu den Bürgerinnen und Bürgern.
    Und da fragen wir zum Beispiel die technische Intelligenz.
    Wollt ihr einen Aufbruch zu neuen energie- und umweltschonenden Technologien?
    Oder wollt ihr festhalten an den Risikoreichen?
    Wir fragen die Arbeitnehmer, wollt ihr den Ausbau dieses historischen Kompromisses von Arbeit und Kapital oder wollt ihr den Abbau von Arbeitnehmerrechten weiterhin nehmen?
    Wir fragen die im Umweltschutz Engagierten, wollt ihr mit uns die ökologische Erneuerung der Industriegesellschaft, mit den Mitteln der Industriegesellschaft?
    Oder wollt ihr bloßen Protest, Ausstieg, umweltpolitisches Durchwursteln?
    Wir fragen das liberale Bürgertum.
    Wollt ihr mit uns eintreten für Offenheit und Aufgeschlossenheit in der Gesellschaft?
    Oder gilt das alles nichts mehr, wenn es um Zuwachs auf dem eigenen Konto geht?
    Auch nach dem Bayern-Schock, auch nach den für die SPD schädlichen Vorfällen um die ehemals gewerkschaftseigene Wohnbaugesellschaft Neue Heimat und trotz aller Umfragen, die die SPD weit von der absoluten Mehrheit entfernt sehen, Johannes Rau lässt sich seinen Optimismus nicht nehmen.
    Sein Schlusswort heute an die Delegierten.
    Da hat mich einer in diesen Tagen gefragt, warum ich von der Mehrheit träume.
    Ich träume nicht von der Mehrheit.
    gerechteren Welt.
    Und darum kämpfe ich für die Mehrheit!
    Kämpft mit!
    In die christlichen Kirchen Südafrikas scheint Bewegung zu kommen.
    Während Friedensnobelpreisträger Desmond Duthu mit seinem Engagement gegen das Apartheid-System immer mehr nicht nur zum Sprecher schwarzer Bürgerrechtskämpfer, sondern auch engagierter weißer Christen wird, hat diese Woche die größte Glaubensgemeinschaft der Buren, die niederländisch reformierte Kirche, erstmal seine Öffnung auch für Gläubige dunkler Hautfarbe beschlossen.
    Der bisherige Standpunkt dieser Kirche, wonach das System der Rassentrennung aus der Bibel abzuleiten sei, wurde verworfen.
    In Österreich hält sich gegenwärtig der Generalsekretär des südafrikanischen Kirchenrates, Pastor Naudé auf.
    Naudé ist in dieser Funktion Nachfolger von Erzbischof Tutu und gilt als einer der profiliertesten Apartheid-Gegner im christlichen Bereich.
    Raimund Löw befragte Pastor Naudé zum Verhältnis zwischen den Kirchen und dem Apartheid-Regime und den Folgen des seit diesem Sommer in Südafrika herrschenden Ausnahmezustandes.
    An der Seite von Apartheid stehen die drei Bohrenkirchen, die drei weiß-reformierten Kirchen, die ungefähr 65 Prozent von allen Weißen in Südafrika als Mitglieder haben.
    Die haben immer Apartheid unterstützt und theologisch begründet.
    In der letzten Zeit ist dabei der größte von diesen Kirchen, die NG-Kirche, doch etwas losgekommen.
    In der Allgemeinen Synode von der NG-Kirche, die jetzt tagt, ist vor einigen Tagen entschlossen worden, dass Apartheid oder Rassismus
    ist falsch, ist nicht gut und das muss abgelehnt werden.
    Und das ist doch ein Zeichen, dass da so allmählich etwas loskommt.
    Aber es wird noch lange dauern, ehe man wirklich zu einem erfolgreichen und dringend eindringenden Gespräch kommen können zwischen den drei Apartheid-Kirchen und den anderen Kirchen.
    Seit diesem Sommer herrscht in Südafrika Ausnahmezustand.
    Was heißt das im Alltag?
    Am 12.
    Juni hat die Regierung diesen Ausnahmezustand erklärt.
    Gleich danach, in derselben Nacht, hat die Polizei und die Armee angefangen, um Tausenden von Menschen zu verhaften.
    Es ist berechnet worden, dass seit dieser Zeit ungefähr 20.000 Menschen für kürzere oder längere Zeit in Verhaftung sind.
    Wieder entlassen, aber neue werden ständig wieder verhaftet.
    Dazu kommt noch, dass eine Zahl von ungefähr 5.000 meistens jüngere Schwarzen untergetaucht sind, aus Angst, dass sie auch verhaftet werden können und in der Hoffnung, dass irgendeine Zeit dieser Ausnahmezustand zu Ende geht.
    Hat der südafrikanische Kirchenrat einen Überblick, wie viel Inhaftierte es heute gibt auf der Grundlage der Ausnahmegesetze?
    Wir haben keine Möglichkeit, um das wirklich so grundsätzlich festzustellen, weil die Namen und die Zähle werden niemals bekannt gemacht.
    Aber nach unserer Berechnung ist es insgesamt ungefähr 20.000 Leute in dieser Zeit verhaftet.
    Aber wie viele heute in Verhaftung sind, ist unmöglich, um anzudeuten.
    Sind auch christliche Geistliche von diesen Repressalien betroffen gewesen?
    Oh ja, es gibt eine Reihe von kirchlichen Führern.
    Ich denke zum Beispiel an Pater Spanglis Mukacho, er ist der Generalsekretär des katholischen Bischofskonferenz, er ist in Verhaftung.
    Ich denke an Pfarrer Dr. Francio Bill, der Kirchenpräsident von der evangelischen presbyterianischen Kirche.
    Ich denke an verschiedene andere Pfarrer.
    auch die in verschiedenen Ausschüsse von dem südafrikanischen Rat gedient haben.
    Und dann denke ich auch an verschiedenen von den Pfarrer, die untergetaucht sind, weil sie befürchten, dass sie auch festgenommen werden können.
    In der internationalen Presse ist auch von Fällen von Folterungen, unter anderem auch von Geistlichen, die Rede gewesen.
    Sind Sie auch damit befasst gewesen?
    Nicht direkt, aber jemand wie zum Beispiel Pater Mangelis Munkatschua hat eine beeiligte Erklärung abgegeben in diesem Gerichtsverfahren, um anzudeuten, wie ernsthaft er gefoltert worden ist.
    Und von verschiedenen, die rausgekommen sind, haben uns auch Mitteilungen getan von Folterungen.
    Aber das ist sehr schwer zu beweisen, denn normalerweise sind die immer alleine und deswegen ist es natürlich furchtbar schwer, um das auch in einem Gerichtsverfahren zu beweisen.
    Es gibt auf der Seite der Apartheid Gegner gewaltsame Aktionen.
    Es gibt gewaltsame Aktionen in den schwarzen Townships.
    Es gibt Guerilla-Aktionen.
    Wie stehen die gegen den Apartheid engagierten Christen zu solchen Aktionen?
    Wie stehen Sie dazu?
    Ich glaube, es gibt verschiedene Haltungen.
    Bei dem südafrikanischen Kirchenrat haben wir immer gesagt, wir lehnen Gewalt ab.
    Als Christen und als Kirche können wir das nicht genehmigen, aber wir müssen Verständnis haben für Leute, die nach langen Ringen mit ihrem Gewissen so weit gekommen sind, dass sie gesagt haben, wir können jetzt nicht mehr nur mit friedlichen Mitteln arbeiten oder umgehen.
    Wir sind gezwungen, auch gewalttätige Mittel anzuwenden.
    Und aber in der schwarzen Bevölkerung in Südafrika haben wir gemerkt, dass mehr und mehr, besonders bei den Jüngeren, ist eine Bewegung gekommen, um zu sagen, die Zeit von friedlicher Unterhandlung und friedlicher Lösung ist vorbei.
    Wir haben es versucht, unsere Eltern haben es versucht, die Kirchen haben es versucht,
    Und wir erleben noch immer, dass mehr und mehr von uns, die werden verwunden, die werden getötet und dazu sind wir nicht mehr bereit, um das so über uns gehen zu lassen.
    Mit dem Generalsekretär des südafrikanischen Kirchenrates, Pastor Naudé, der sich derzeit in Österreich aufhält, sprach Raimund Löw.
    Zwölf Minuten vor 13 Uhr ist es jetzt Kultur im Mittagsschornal.
    Vor zwei Jahren wurde Friedrich Zehers »Requiem für Hollensteiner« nach Texten von Thomas Bernhard in Hamburg uraufgeführt.
    Nun ist dieses Werk des österreichischen Komponisten, der heuer im Februar 60 Jahre alt geworden ist und der jetzt auch den großen österreichischen Staatspreis für Musik erhalten wird, auch in Österreich zu hören.
    Gestern dirigierte CH die 1983 entstandene Komposition beim steirischen Herbst in Graz
    Morgen bringt er das Werk im Wiener Konzerthaus im Rahmen des Musikfestes »Österreich heute« zur Aufführung, wobei der Konzertabend durch vier Teile aus CHs siebenteiliger Bühnenkomposition »Spiegel« ergänzt wird.
    Die Ausführenden sind das ORF Symphonieorchester, der Jeunesse Chor sowie der deutsche Bariton Heinz-Jürgen Demitz und Hilmar Tate als Sprecher.
    Walter Gellert beginnt seinen Beitrag über Friedrich Zehas »Requiem für Hollensteiner« mit einem kurzen Ausschnitt aus der Hamburger Uraufführung.
    Wir kommentieren einen Fall und fragen uns, wie hat es zu diesem Unglück kommen können?
    Wie ist das Unglück möglich gewesen?
    Das Außerordentliche ist in diesem Land immer und zwar zu allen Zeiten totgeschwiegen worden.
    So lange totgeschwiegen, bis es sich umgebracht hat.
    Das ist ein Schlüsselsatz in Friedrich Zerhas Requiem für Hollensteiner, das auf Texten aus Thomas Bernhards Erzählung Gen basiert.
    Es ist dies auch eine Auseinandersetzung auf musikalischer Ebene mit jenen Problemen, denen sich vor allem Künstler hierzulande ausgesetzt sehen, die Neues schaffen wollen.
    Friedrich Zerha weiß, wovon er spricht, ist ihm, dem Mitbegründer des Ensembles, die Reihe, die Anerkennung auf breiter Basis erst spät zuteil geworden.
    Die Fertigstellung der Bergoper Lulu sowie die Vertonung des Prächtschen Bal und die witzig-ironische Keintate machten den Wiener Komponisten auch einem Publikum bekannt, das sich mit Musik nur am Rande beschäftigt.
    Friedrich Zerhaar wollte mit seinem Requiem für Hollensteiner aber keineswegs persönliche Probleme musikalisch umsetzen.
    Die Verantwortlichkeit, die Agenten für Kultur, für ein Weitergeben unseres kulturellen Erbes liegt
    Heute fast ausschließlich beim Staat, bei der Verwaltung, bei der Bürokratie und die Funktionäre aus dieser Bürokratie haben diese Agenten an sich gerissen, weil das auch Machtzuwachs, Einflusszuwachs bedeutet.
    Aber hier herrscht
    Schlamperei, Schäbigkeit.
    Hier herrscht mangelnde Sorgfalt im Umgang mit dem Geistesbesitz, wie Thomas Bernhard formuliert.
    Und in diesem Bereich ist alles unwillkommen, was nach Neuem, nach Ungewohnten, nach Herausragenden, nach Außerordentlichem, wie es bei Thomas Bernhard wieder heißt, riecht.
    Dieses Außerordentliche, meint nun Friedrich Zerha, das Ungewohnte muss früher oder später untergehen.
    Da gibt es also ein Bewusstsein, ein negatives Bewusstsein, aussichtslos diesen tödlichen Mechanismen gegenüberzustehen, das von Grillpatzer heraufreicht bis in unsere lebendige Gegenwart.
    Und um dieses Bewusstsein ist es mir eigentlich gegangen.
    Ich wollte das zeigen, ich wollte es, wenn Sie wollen, ritualisieren.
    Und damit vielleicht, ich habe das Stück also
    der Jeunesse Musicale gewidmet und damit vielleicht durch Bewusstmachung dieser Verhältnisse eine Möglichkeit schaffen, das zu ändern.
    Wir haben einen Einzelnen vor uns und müssen uns sagen, dass dieser Einzelne am Start umgekehrt, aber auch der Start an diesem Einzelnen gescheitert ist.
    dem Requiem für Hollensteiner, das Friedrich Zerha übrigens dem freiwillig aus dem Leben geschiedenen Keramiker Kurt Ohnsorg gewidmet hat, werden im Konzert vier Teile aus der Spiegelkomposition gegenübergestellt und zwar mit Absicht, wobei Friedrich Zerha durchaus nicht zufällig im Gespräch die hohe Selbstmordrate in Österreich erwähnt.
    Es gibt wohl aus meiner Generation zumindest
    kaum einen, der nicht wenigstens in den 50er, 60er Jahren angesichts der hiesigen Verhältnisse und der Bedingungen, die er vorgefunden hat, an etwas ähnliches wie Selbstmord gedacht hat.
    Und für mich war diese Zeit der Spielentstehung eine solche,
    angesichts auch der Aussichtslosigkeit dieses Projekt jemals überhaupt zur Realisation zu bringen.
    Und daher gibt es also hier einen, ich will mich nicht allzu sehr selbst interpretieren, aber einen tragischen und vielleicht auch einen hintergründig dämonischen Ton, der eigentlich die Verbindung zum Requiem herstellt.
    Und wieder eine.
    Und es wieder aus.
    Friedrich Zerhas Requiem für Hollensteiner ist morgen unter der Leitung des Komponisten im Wiener Konzerthaus zu hören.
    Dem Wiener Komponisten ist aber auch am kommenden Dienstag im Hoboken-Saal der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek eine Veranstaltung unter dem Titel Die Jugend eines Komponisten in Wien gewidmet, wobei nicht nur Musikstücke Zerhas zu hören sein werden.
    Der Komponist liest selbst einen Essay mit Erinnerungen, er wird aber auch in einem Gespräch über sich Auskunft geben.
    Berichterstatter war Walter Gellert.
    Zum Abschluss des Mittagsjournals hören Sie jetzt noch einige Meldungen.
    Österreich.
    Kein weiterer Ausbau der Skipisten und kein Bau der Elektrolyse Ranshofen.
    Das sind zentrale Forderungen des Kuratoriums Rettet den Wald zur Bekämpfung des Waldsterbens.
    Weitere wichtige Punkte im Katalog des Kuratoriums sind eine drastische Reduktion des Transitverkehrs durch Mauterhöhungen, ein Nachtfahrverbot für Lastkraftwagen und Tonnagebeschränkungen wie in der Schweiz.
    Gleichzeitig sollte nach Meinung des Kuratoriums die Bahn attraktiver gestaltet werden.
    Gefordert wird außerdem ein Tempolimit von 80 Kilometern pro Stunde auf Freilandstraßen und von 100 Kilometern auf Autobahnen.
    Um Mitternacht ist die Frist zur Einbringung von Vorschlägen für die Nationalratswahl abgelaufen.
    Neben den drei Parlamentsparteien SPÖ, ÖVP und FPÖ bewerben sich in allen Bundesländern die KPÖ und die grüne alternative Liste Frieder-Meißner-Blau.
    In Wien und in Kärnten kommt noch jeweils eine grün-alternative Liste dazu, in Wien außerdem eine Vereinigung mit der Bezeichnung Mir-Reichts.
    Die Weiterführung des ehemaligen Sanipet-Werkes im burgenländischen Großpetersdorf ist nun endgültig gesichert.
    Die General Motors-Tochter Packard Electric wird in dem Unternehmen nach einer Anlaufphase mit 600 Mitarbeitern Kabelbäume für Autos fertigen.
    Dieser mindestbeschäftigten Stand wird für acht Jahre garantiert.
    Etwa 200 türkische und kurdische Gastarbeiter aus ganz Österreich protestierten heute in Salzburg gegen das Vorgehen türkischer Konsulate und der Botschaft in Österreich gegen politisch engagierte Landsleute.
    Besonders kritisiert wurde dabei das türkische Generalkonsulat in Salzburg.
    Die Demonstranten wiesen darauf hin, dass in jüngster Zeit immer häufiger die Pässe von Türken eingezogen wurden, die sich kritisch über die politischen Zustände in ihrer Heimat äußern.
    Ein Großteil der demonstrierenden Gastarbeiter war deshalb heute vermummt.
    Auf Spruchbändern wurde außerdem neuerlich die Selbstständigkeit der Kurden in der Türkei gefordert.
    Bei der Demonstration gab es keinen Zwischenfall.
    Spanien.
    Drei Menschenleben forderte heute Vormittag ein Bombenanschlag im Baskenland.
    Der Sprengkörper explodierte im Zentrum von San Sebastián.
    Die Opfer sind der Militärgouverneur der basken Provinz Chioputzkoa, dessen Frau und der Chauffeur des Autos.
    Die Täter hatten auf der Motorhaube des vor einer Ampel haltenden Autos eine Tasche abgestellt, in der sich die Bombe befand.
    Im Polizeibericht ist von Extremisten der baskischen Separatistenbewegung ETA die Rede.
    In Spanien sind heuer 35 Menschen durch Gewaltakte ums Leben gekommen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der Wahlparteitag der deutschen Sozialdemokraten in Offenburg hat am Vormittag mit Ansprachen des stellvertretenden Parteivorsitzenden Hans-Jochen Vogel und des Kanzlerkandidaten Johannes Rau begonnen.
    Vogel und Rau zeigten sich überzeugt davon, dass das schlechte Abschneiden der Sozialdemokraten bei den Landtagswahlen in Bayern keine Auswirkungen auf die Bundestagswahlen im Jänner nächsten Jahres haben würde.
    Rau warf der Regierung Kohl vor, sie beherrsche ihr Handwerk nicht und lasse in der Beschäftigungspolitik die Dinge treiben.
    Libanon.
    Im Gebiet der Hafenstadt Sidon sind seit mehreren Stunden schwere Kämpfe zwischen Palästinensern und Schiiten im Gang, die als die blutigsten Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gruppen seit Jahren bezeichnet werden.
    Zentrum der Kampfhandlungen sind zwei palästinensische Flüchtlingslager.
    Beide Seiten setzten Artillerie und Raketen ein.
    Zahlreiche palästinensische und libanesische Familien, die in der Nähe der Flüchtlingslager leben, sind nach Sidon geflohen.
    Österreich.
    In Knittelfeld in der Obersteiermark ist in der vergangenen Nacht ein blutiges Gewaltverbrechen entdeckt worden.
    Im Stiegenhaus eines Wohnhauses wurde ein 27-jähriger Mann mit schweren Kopfverletzungen tot aufgefunden.
    Vor dem Gebäude stellte die Polizei Spuren eines heftigen Kampfes fest.
    Bei einer sofort eingeleiteten Großfahndung wurden zwei Burschen verhaftet, die einander Beschuldigungen, die Verbrechen begangen zu haben.
    Noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Im Westen bewölkt und zweitweise Regen, sonst zunehmend bewölkt.
    Nachmittagstemperaturen 6 bis 12 Grad.
    In wenigen Sekunden wird es 13 Uhr.
    Eine Stunde Mittagsinformation ist beendet.
    Karl Jokowski verabschiedet sich für Redaktion und Technik.
    Ein schönes Wochenende noch.
    Das war's.
    Tschüss!

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1986.10.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1986.10.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Abschluß Waldkongreß
    Einblendung: Clemens Waldstein
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung] , Waldstein, Clemens [Interviewte/r]
    Datum: 1986.10.25 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Universität Wien, Auditorium Maximum [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Türkendemonstration in Salzburg
    Einblendung: Verfolgter türkischer Gastarbeiter
    Mitwirkende: Lindinger, Gerhard [Gestaltung] , Anonym, verfolgter türkischer Gastarbeiter [Interviewte/r]
    Datum: 1986.10.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Schlußphase des amerikanischen Parlaments - Wahlkampfes
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1986.10.25 [Sendedatum]
    Ort: Washington D.C. [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    SPD - Wahlparteitag in Offenburg
    Einblendung: SPD-Spitzenkandidat Rau
    Mitwirkende: Brandstätter, Helmut [Gestaltung] , Rau, Johannes [Interviewte/r]
    Datum: 1986.10.25 [Sendedatum]
    Ort: Offenburg [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit dem Generalsekretär des südafrikanischen Kirchenrates, Naude
    Interview: Pastor Naude
    Mitwirkende: Löw, Raimund [Gestaltung] , Beyers Naudé, Christiaan Frederick [Interviewte/r]
    Datum: 1986.10.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Friedrich Cerhas "Requiem für Hollensteiner" in Österreich uraufgeführt
    Einblendung: Szenenausschnitte, Komponist Cerha
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Cerha, Friedrich [Interviewte/r]
    Datum: 1986.10.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Literatur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1986.10.25
    Spieldauer 00:59:59
    Mitwirkende Jirkovsky, Karl [Moderation] [GND]
    Bachmair, Udo [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1986.10.25 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-861025_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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