Mittagsjournal 1981.03.07

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Einen schönen Samstag meine Damen und Herren, bei Mittagschanal begrüßt Sie heute Louis Glück.
    Was bieten wir Ihnen bis 13 Uhr?
    Zunächst ein Interview mit Kommerzialrat Kastinger, dem Mitinhaber der vor dem Konkurs stehenden österreichischen Skischuhfirma.
    Fast 300 Arbeitsplätze im Raumsee Walchen in Oberösterreich sind in Gefahr, auch mit dem Bürgermeister des Ortes erwarten wir eine Verbindung.
    Die SPÖ Tirol sucht bei ihrem Landesparteitag in Innsbruck einen Nachfolger für Herbert Salcher, den Finanzminister, der bis jetzt Chef der Tiroler Sozialisten war und es höchstens noch formell bleiben will.
    In der Presseschau zitieren wir aus Kommentaren zu aktuellen innenpolitischen Themen.
    Aus dem Ausland heute auch ein österreichischer Spitzenpolitiker, Alois Mock, nämlich der ÖVP-Obmann, Präsident der Union der christlich-demokratischen und konservativen Parteien Europas.
    Er leitet eine Tagung der EDU in Madrid und beantwortet dazu unsere Fragen.
    Die aktuellste betrifft natürlich die Lage im Gastgeberland Spanien selbst.
    Das szenische Programm der Frauenliteraturwoche in Wien erfahren Sie auch und eine Frau ist heute auch im Journal zu Gast.
    Alice Schwarzer, deutsche Feministin, Herausgeberin der Emanzipationszeitschrift Emma.
    Das Hauptthema, wo steht die Frauenbewegung heute?
    Zunächst die Nachrichten, der verantwortliche Redakteur ist jetzt Fedor Holi und der Sprecher Herbert Slavik.
    USA.
    Präsident Reagan hat neuerlich versichert, dass die in El Salvador stationierten amerikanischen Militärberater nicht unmittelbar in die Kämpfe gegen die Aufständischen eingreifen würden.
    In der zweiten Pressekonferenz seit seiner Amtsübernahme schloss Reagan eine Entsendung amerikanischer Truppen nach El Salvador aus.
    Wörtlich erklärte der Präsident, ein möglicher Putsch von Rechtsextremisten in dem mittelamerikanischen Land wäre für die USA Anlass zu ernster Sorge.
    Reagan setzte sich außerdem für die Aufhebung des Getreideembargos gegen die Sowjetunion ein.
    USA, El Salvador.
    Der demokratische Senator Edward Kennedy will im Kongress eine Gesetzesvorlage einbringen, die die Einstellung der amerikanischen Militärhilfe für El Salvador unter bestimmten Bedingungen zum Inhalt hat.
    Als eine dieser Bedingungen nannte Kennedy die Aufnahme von Waffenstillstandsverhandlungen.
    Die Vorlage sieht auch die Abberufung der 54 in El Salvador stationierten amerikanischen Militärberater vor.
    Kennedy meinte wörtlich, die USA müssten sich um eine Lösung und nicht um eine Verlängerung oder Ausweitung des Konflikts in dem mittelamerikanischen Land bemühen.
    Washington müsse alles vermeiden, was zu einer Militärdiktatur in El Salvador führe.
    Die jüngste Ankündigung des Präsidenten von El Salvador, Napoleon Duarte, allgemeine Wahlen abzuhalten, wird unterdessen von politischen Beobachtern als Versuch des Regimes angesehen, sein Image zu verbessern.
    Einen Termin für die Wahlen hat Duarte nicht genannt.
    Vereinten Nationen.
    Zum Abschluss ihrer Namibia-Debatte hat die UNO-Vollversammlung in New York eine dringliche Sitzung des Weltsicherheitsrates gefordert.
    In dieser Sitzung sollen umfassende und vorbildliche Wirtschaftsaktionen gegen Südafrika beschlossen werden.
    Eine entsprechende Resolution wurde ohne Gegenstimme bei 22 Enthaltungen angenommen.
    Unter anderem enthielt sich der Vertreter Österreichs der Stimme.
    Die Vollversammlung verurteilte in scharfer Form die völkerrechtswidrige Besetzung Namibias durch Südafrika.
    Insgesamt wurden zehn Entschließungen zu diesem Thema verabschiedet.
    In einer davon wird die Unterstützung des bewaffneten Kampfes zur Befreiung der ehemaligen deutschen Kolonie Südwestafrika gefordert.
    Österreich.
    Anlässlich des Internationalen Frauentages findet heute in Wien eine gemeinsame Demonstration zahlreicher Organisationen statt.
    Etwa 900 Frauen haben sich an einem Demonstrationszug über die Maria-Hilfer-Straße beteiligt.
    Zurzeit findet vor dem Gewerkschaftshaus in der Dreitelstraße eine Kundgebung statt.
    Schwerpunkte der Frauenförderungen sind Abbau der Diskriminierungen bei Ausbildung und im Beruf.
    Ferner wird das Recht der Frauen auf Selbstbestimmung verlangt.
    Die Frauen rufen schließlich zu Solidarität und Frieden und gegen Krieg, Militarismus und Faschismus auf.
    Afghanistan
    In diesen Stunden läuft ein Ultimatum der Luftpiraten ab, die seit sechs Tagen eine pakistanische Verkehrsmaschine auf dem Flughafen von Kabul in ihrer Gewalt haben.
    Die Luftpiraten haben mit der Sprengung des Flugzeuges gedroht, falls ihre Forderungen bis heute Mittag nicht erfüllt werden sollten.
    Sie verlangen von der Regierung in Islamabad die Freilassung von 90 politischen Häftlingen aus pakistanischen Gefängnissen.
    In der Gewalt der Terroristen befinden sich 116 Personen.
    Wenige Stunden vor Ablauf des Ultimatums warnten sich einige Geiseln an die USA und die Vereinten Nationen mit dem Ersuchen, sich für die Freilassung der im Flugzeug festgehaltenen Personen einzusetzen.
    Die afghanische Regierung hat unterdessen Pakistan für die entstandene gefährliche Situation verantwortlich gemacht.
    Die pakistanische Regierung verfolge eine Verzögerungstaktik, erklärte der afghanische Außenminister.
    Die Luftpiraten haben gestern eine ihrer Geiseln, einen pakistanischen Diplomaten, erschossen.
    Iran.
    Im Krieg am Persischen Golf ist gestern die Stadt Desfoul in der iranischen Provinz Khuzistan von irakischen Raketen beschossen worden.
    Nach einer Meldung der amtlichen Persischen Nachrichtenagentur entstanden schwere Schäden an zahlreichen öffentlichen Gebäuden in Desfoul.
    Drei oder vier Personen sollen verletzt worden sein.
    Die Nachrichtenverbindungen zur Stadt sind unterbrochen.
    Teheran hat gestern den Waffenstillstandsvorschlag der islamischen Vermittlungsmission endgültig abgelehnt.
    Israel.
    Nach Angaben eines Militärsprechers in Haifa hat in der vergangenen Nacht ein bewaffneter Palästinenser die Grenze vom Libanon nach Israel mit Hilfe eines Drachenfliegers überquert.
    Der Mann wurde festgenommen und verhört.
    Der Militärsprecher sagte, der Palästinenser habe eine terroristische Operation in Israel geplant.
    Deutsche Demokratische Republik.
    Das Zentralorgan der kommunistischen SED Neues Deutschland übt heute heftige Kritik am deutschen Außenminister Genscher.
    In einem Leiterartikel des Blattes wird Genscher vorgeworfen, er verdrehe wieder besseres Wissen die Tatsachen, wenn er behaupte, die Sowjetunion wolle ihre Raketenüberlegenheit aufrechterhalten.
    In der Bundesrepublik Deutschland werde offenbar wieder das Gespenst eines angeblichen Übergewichts der UdSSR auf dem militärischen Sektor an die Wand gemalt, schreibt das DDR-Parteiorgan.
    Man wolle sich damit ganz offensichtlich ein Alibi für weitere ungehemmte NATO-Rüstung verschaffen.
    Polen.
    Die vorübergehende Festnahme des Vorsitzenden des Oppositionellen Komitees für gesellschaftliche Selbstverteidigung, Kuron, hat die sozialen Spannungen in Polen wieder verschärft.
    In einer Dringlichkeitssitzung will sich der Vorstand der Unabhängigen Gewerkschaft Solidarität noch heute mit dem Fall Kuron befassen.
    In Lodz will die Solidarität über Streikmaßnahmen entscheiden, die sich gegen die Entlassung mehrerer in einem Krankenhaus beschäftigter Gewerkschaftsmitglieder richten.
    Sowjetunion Wie aus diplomatischen Kreisen in Moskau verlautet, hat die Kreml-Führung die Kommunistische Partei Polens ersucht, ihren geplanten Sonderparteitag zu verschieben.
    Nach sowjetischer Auffassung soll der Parteitag erst dann stattfinden, wenn sich die Lage in Polen beruhigt hat.
    Sowjetunion
    Der Anfang vergangenen Jahres in die USA entflorene und einige Monate später freiwillig in die Sowjetunion zurückgekehrte Balletttänzer Yuri Stepanov ist nach eigenen Angaben vom sowjetischen Geheimdienst KGB dazu veranlasst worden, falsche Darstellungen über seinen Aufenthalt in Amerika zu verbreiten.
    Vor westlichen Journalisten in Moskau sagte Stepanov gestern, er sei aus der kommunistischen Partei ausgeschlossen und mit Auftrittsverbot belegt worden, als er sich geweigert habe, seinen Kollegen das Leben in den USA als Albtraum zu schildern.
    Stepanov hatte sich im Jänner 1980 auf einer Italien-Tournee abgesetzt und war anschließend in die USA gereist.
    Von dort kehrte er im April nach Moskau zurück, weil er befürchtete, dass seine Frau und seine Eltern unter Repressalien zu leiden haben würden.
    USA.
    Eine Klage religiöser Fanatiker in den Vereinigten Staaten, die darauf bestehen, dass die göttliche Erschaffung des Menschen naturwissenschaftlicher Lehrstoff an den Schulen wird, ist von einem Gericht in der kalifornischen Stadt Sacramento abgewiesen worden.
    Die Argumente der Kläger richteten sich insbesondere gegen die Verbreitung der Lehre Darwins über die gemeinsamen Vorfahren von Menschen und Affen.
    Nach Ansicht der religiösen Fundamentalisten müsste die Verbreitung dieser Theorie zwangsläufig dazu führen, dass sich Menschen wie Tiere verhalten.
    Dies sei auch eine der Ursachen verschiedener, wie sie sagen, gesellschaftlicher Krankheiten.
    Zu diesen Krankheiten zählten die Kläger Kommunismus, Atheismus, Prostitution und Rauschgift.
    In 13 amerikanischen Bundesstaaten sind bereits Gesetzentwürfe mit dem Ziel eingebracht worden, die göttliche Schöpfungslehre gleichberechtigt neben der darwinistischen Abstammungslehre zu unterrichten.
    Wieder ist in Atlanta, im Bundesstaat Georgia, die Leiche eines farbigen Kindes gefunden worden.
    Nach Angaben der Polizei war das 13-jährige Kind seit dem 19.
    Februar vermisst.
    Die Leiche trieb in einem Fluss in der Nähe von Atlanta.
    Die Zahl der in den vergangenen Monaten ermordet aufgefundenen Kinder in Atlanta hat sich damit auf 20 erhöht.
    Die Polizei nimmt an, dass alle demselben Mörder zum Opfer gefallen sind.
    Nun das Wetter.
    Nach dem Durchzug einer schwach wetterwirksamen Störung liegt der Alpenraum nun im Bereich einer südwestlichen Strömung.
    Mit ihr gelangt sehr milde Atlantikluft nach Österreich.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Zunächst wechselnde, gebietsweise auch noch starke Bewölkung, aber kaum noch nennenswerter Niederschlag.
    In weiterer Folge allgemeine Tendenz zu Bewölkungsauflockerung.
    Winde aus Südwest bis West.
    Tageshöchsttemperaturen 7 bis 14 Grad.
    Frühtemperaturen morgen minus 2 bis plus 6 Grad.
    Die Aussichten für morgen Sonntag.
    Nach Auflösung örtlicher Frühnebelfelder zunächst meist heiter bis wolkig.
    In weiterer Folge von Westen her allmähliche Bewölkungszunahme.
    Winde aus Südwest bis West.
    Tageshöchsttemperaturen 8 bis 15 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    12.12 Uhr am Anfang unseres Mittagschanals standen wie immer die Nachrichten.
    Eine der bekanntesten österreichischen Skischuhfabriken, die Firma Kastinger mit dem Hauptsitz im oberösterreichischen Seewalchen, wird am kommenden Montag voraussichtlich Konkurs anmelden müssen.
    Damit ist ein weiterer österreichischer Paradebetrieb, etwa nach Eumig, Funda, Slipi und Kneißl, in erheblichen wirtschaftlichen Turbulenzen.
    Auslösendes Moment für den offenbar unvermeidlichen Konkurs
    Einer der Hauptabsatzmärkte für Castinger Shishui, die Vereinigten Staaten, konnten nach dem Zusammenbruch des amerikanischen Geschäftspartners nicht mehr betreut werden.
    Der Betrieb in Seewalchen ist nach Auskunft des Kreditschutzverbandes mit 140 Millionen Schilling-Schulden belastet.
    40 Millionen entfallen auf die größtenteils österreichischen Lieferanten, 100 Millionen hat die Kreditanstalt Bankverein von dem Betrieb zu fordern.
    Alle bisherigen Versuche, die Firma Kastinger doch noch mit einem Sanierungskonzept zu retten, sind nach Angaben des Kreditschutzverbandes gescheitert, weil sich keine ausreichende finanzielle Beteiligung finden hat lassen.
    Wie sieht nun der Mitinhaber des Werkes, Kommerzialrat Hermann Kastinger, die Situation selbst?
    Es ist so, dass das hauptsächlich in erster Linie einmal den Sebaichter Betrieb betrifft, wobei hier also 270 Arbeitsplätze betroffen wären.
    Es werden jedoch Gespräche geführt mit Interessenten, wobei ich aber Ihnen leider zu diesem Zeitpunkt noch nichts Definitives sagen kann.
    Es ist aber auf jeden Fall so, dass Interessenten da sind für die Firma und wir alles unternehmen, um die Arbeitsplätze zu erhalten.
    Es ist auch bekannt geworden, dass Sie mit der Arbeiterkammer und mit dem Gewerkschaftsbund in Bezug auf eine Auffanggesellschaft verhandelt haben.
    Es ist so, dass wir die Arbeiterkammer und den Gewerkschaftsbund natürlich informiert haben.
    Und es ist die Tatsache, dass hier eventuell Möglichkeiten bestehen, wobei man heute aber noch nicht sagen kann,
    inwieweit diese konkretisiert werden können.
    Nun stellt sich die Frage, wie kam es dazu?
    Es ist so, dass der auslösende Faktor unsere Exportverbindungen hauptsächlich nach USA waren.
    Und zwar, dass unser USA-Abnehmer in den Konkurs gegangen ist und dadurch Außenstände
    dubios geworden sind, die uns in diese Situation gebracht haben.
    Es war so, dass die Mitgesellschafterin, meine Schwester, Frau Christa Lux, vier Wochen in Ursa verbracht hat, um diese Außenstände abzusichern bzw.
    für die Firma einbringlich zu machen, wobei heute noch nicht gesagt werden kann, ob es gelungen ist oder nicht.
    Auf jeden Fall hat dieser Ausfall es notwendig gemacht, dass wir diese Schritte unternommen haben.
    Herr Kastinger, es heißt ja auch, dass eigentlich genug Aufträge vorhanden wären.
    Es ist so, dass wir aufgrund unserer Erfahrung und den Erkenntnissen, die wir auf der ISPO erhalten haben, das ist die Sportartiklarstellung in München, ist es so, dass
    die neue Kollektion sehr gut ankommt und an und für sich mit einer guten Auftragslage zu rechnen ist und der Seewolchner Betrieb auf jeden Fall ausgelastet
    Soweit also das Gespräch mit dem Firmeninhaber der Firma Castinger, Kommissarrat Hermann Castinger, geführt von Heinz-Peter Ziegler.
    Der voraussichtliche Konkurs des Betriebes trifft die Region Seewalschen in Oberösterreich besonders hart.
    Von den rund 270 Arbeitskräften, die wahrscheinlich gekündigt werden müssen, sind 70 Prozent Frauen, die nur schwer in der Umgebung des alten Arbeitsplatzes eine Wohnung finden dürften.
    Wir haben jetzt telefonischen Kontakt mit dem Bürgermeister von Seewalschen, Alois Ulm.
    Grüß Gott Herr Ulm.
    Sie haben jetzt mitgehört, das Interview mit dem Firmenchef.
    Ich wollte Sie zunächst fragen, was würde für Ihre Region das Zusperren der Firma Castinger bedeuten?
    Ja, was heißt die Region?
    Die Firma Castinger beschäftigt, wie Sie gehört haben, zu 70 Prozent Frauen, die ohnehin sehr schwer woanders unterzubringen wären.
    Denn die Betriebe sind strukturgemäß sehr schwer umzustellen.
    Und alle umliegenden Betriebe in unserer Region sind nicht für Frauen so aufnahmefähig, weil sie die Struktur behindert.
    Und allerdem ist es so, dass sowieso jeder Betrieb vermeidet, irgendjemanden
    irgendwelche Arbeitskräfte freizustellen, damit man leichter die Krise bewältigen kann.
    Herr Bürgermeister, sind Sie nun, was Chancen einer Sanierung oder doch noch einer Übernahme durch eine andere Firma betrifft, so optimistisch wie Kommerzialrat Kastinger?
    Oder welche Maßnahmen konkret können Sie sich jetzt vorstellen?
    Wissen Sie, das ist ganz anders.
    Ich kann mir da mal ziemlich Fragen vorstellen.
    Da muss man erst übersorgen können.
    Bisher war bei uns in der Gemeinde Kastinger immer als expansiv und erfolgreicher Firmenchef bekannt.
    Und die ganze Gemeinde ist derart schockiert, dass alles zittert und sagt, wohin mit den Leuten.
    Und eine Anfanggesellschaft wäre mir schon
    da durchdenkbar, dass eine verstaatlichte Bank der Hauptgläubige ist.
    Und ich sage immer, wenn der Staat oder die Bank, das Institut, von vornherein dort 100 Millionen Schienen hineinpumpt, bei einem 200-Millionen-Schienen-Umsatz, dann muss er sich auch um das Know-how im Betrieb kümmern.
    Das heißt nicht um das Wirtschaftliche, sondern insbesondere um die finanziellen
    Hoffnungen also, dass der Staat doch noch helfen kann.
    Vielen Dank Herr Ulm für das Live-Telefonat und wir wechseln das Thema, bleiben aber im österreichischen Bereich.
    Ein Blick in österreichische Tageszeitungen, in die Kommentarspalten der Samstag-Ausgaben.
    Wilfried Seifert hat diesen Blick getan.
    Ein politischer Dauerbrenner ist heute wie so oft an Samstagen der Hauptinhalt der Kommentare der heimischen Tagespresse, nämlich der Dauerbrenner Steuerdiskussion.
    Die aktuelle Steuerdiskussion ist ein Beispiel für das, was Gerhard Neureiter in den Salzburger Nachrichten Purzelbäume mit dem Österreicher nennt.
    Der Österreicher und seine Wirtschaft halten, wie die Erfahrung zeigt, ungewöhnlich viel aus.
    Hohe Steuern, Inflation, hohe Zinsen und Preiserhöhungen, von denen allein die Hälfte auf Steuern entfällt, wie bei der letzten Erhöhung der Benzin- und Heizölpreise.
    Die Regierung hat sich dabei nicht einmal mehr die Mühe gemacht, die Preiserhöhungen zu begründen.
    Sie wälzen neue Pläne, zerreden alles in der Öffentlichkeit, werfen von heute auf morgen alles um und schlagen Purzelbäume mit dem Österreicher.
    Sie übersehen, dass einem davon speiübel werden kann.
    Allzu viel ist schon schlecht.
    Und ganz ähnlich meint Hans Rauscher im Kurier.
    Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass sich die Spitzenleute wie Kreisky und Benja über den Ernst der Lage völlig im Klaren sind.
    In Gesprächen im kleinen Kreis kommt es dann heraus.
    Bedrückung, ja Verzweiflung über die rapid schlechter werdende Lage.
    Aber vordergründig gibt es keine anderen Sorgen, ob man nicht den Besserverdienenden etwas wegnehmen soll.
    Wirtschaftsprobleme, am Beispiel vereinigte Edelstahlwerke.
    Ein Gutachten einer Privatfirma über diesen verstaatlichten Wirtschaftsbereich empfiehlt Radikalkuren, nämlich die möglichst baldige Entlassung von 4.000 der 20.000 Arbeitnehmer in den VEW.
    In der sozialistischen Arbeiterzeitung glaubt Manfred Scheuch, dass es so hart nicht kommen wird.
    Die österreichische Sozialdemokratie darf für sich beanspruchen, dass sie auch heute, da es die weiten und ökonomisch oft empfindlichen Bereiche der verstaatlichen Betriebe zu verwalten gilt, solche Unterscheidungen noch immer im Auge hat.
    Natürlich kann das nicht heißen, ein Unternehmen wie die VEW ohne Rücksicht auf die Marktgesetze zu führen.
    Damit würde man nur einen Zusammenbruch riskieren, der die Arbeitsplätze von viel mehr Menschen bedroht.
    Aber ebenso wenig kann gelten, dass die Arbeiter, die nicht gebraucht werden, kurzerhand gefeuert und Betriebe ohne Alternative geschlossen werden.
    Und noch einmal zum Thema Wirtschaft.
    In der Kronenzeitung nimmt Georg Weiland Überlegungen zum Anlass, wonach die vorzeitige Abschreibung in ein direktes Förderungssystem für Betriebe umgewandelt werden könnte.
    Das klingt harmlos, ist aber eine gewaltige Tretmine.
    Das bedeutet nichts anderes als die Zementierung der Macht der Apparatschicks.
    Praxisfremde Funktionäre sollen in Hinkunft großspurig darüber befinden, wo und wie viel ein Unternehmer investieren darf.
    Keiner dieser Apparatschicks, die sich jetzt in den diversen Investitionsentscheidungskommissionen wichtig und breit machen, hat auch nur einen Schilling riskiert oder auch nur einen Arbeitsplatz geschaffen.
    Soviel zum engeren Thema Wirtschaftspolitik.
    Im sozialistischen oberösterreichischen Tagblatt betitelt Gerald Höchtler seinen Kommentar mit gesunde Geschäfte.
    Das ist gleichzeitig auch der Titel eines von vier Autoren verfassten Buches über die Praktiken der Pharmaindustrie mit Geschenken und Zuwendungen an die Ärzte, ihre Medikamente an den Mann zu bringen.
    Gerald Höchtler schreibt, Es wird auch im Interesse der Ärzteschaft liegen, die schwarzen Schafe jetzt nicht gemeinsam zu decken, sondern sie sorgsam aufzuspüren.
    Bei allen anderen an die sonst so hochgespielte Standesehre zu appellieren und auf diese Art dabei mitzuhelfen, den Geschäftemachern das Handwerk zu legen.
    Was mich allerdings viel mehr stört als die Tatsache, dass der eine oder andere Arzt eine Geldspende, eine neue Angelroute oder einen billigen Urlaub mit Gattin in Anspruch nimmt, ist der Umstand, dass dabei offensichtlich leichtfertig mit der Gesundheit der Patienten umgegangen wird.
    Unser täglicher Beitrag mit den Leitartikeln, Kommentaren und Klossen der Zeitungskollegen.
    Die Europäische Demokratische Union ist eine Vereinigung christlich-demokratischer und konservativer Parteien Europas.
    Derzeit gibt es 22 Mitgliedsparteien.
    Eine Ausweitung über den alten Kontinent hinaus als gedachtes Gegengewicht zur sozialistischen Internationale ist wohl ein Fernziel.
    Präsident dieser EDU ist gegenwärtig der ÖVP-Obmann Alois Mock und in Madrid findet in diesen Tagen eine Konferenz der Gruppe statt.
    Zwar hat man Spanien als Schauplatz gewählt, bevor das Land vor zwei Wochen haarscharf an einer Militärdiktatur vorbeiging, inzwischen aber nach verschiedenen Anzeichen so etwas wie eine Militärdemokratie geworden ist.
    Aber eine demonstrative Unterstützung für den spanischen Weg in die Demokratie sollte die Wahl Madrids schon sein, bevor sie so dramatisch aktualisiert wurde.
    Deshalb hat Alos Mok auch dem spanischen König Juan Carlos einen Besuch abgestattet und die Rolle des Monarchen bei der Niederschlagung des Putschversuches gewürdigt.
    Und die Solidarität mit der spanischen Gastgeberpartei UCD unter ihrem neuen Premierminister Leopoldo Calvo Sotelo beherrschte auch die Tagung.
    Davon ausgehend richtet Franz Köstler an alles mog allgemeinere Fragen konservativer Politik heute, einer Politik, die ja, siehe etwa Ronald Reagan oder Maggie Thatcher, mancherorts an Attraktivität gewonnen hat.
    Herr Dr. Mock, Spanien war ein Experimentierfeld für konservative Politik.
    Man wollte herüberretten, was zu retten war, ohne aber einen Bruch mit der Vergangenheit zu provozieren.
    Dann plötzlich vor zwei Wochen die Militärs, steht man hier vor einem Scherbenhaufen der konservativen Politik.
    Bekanntlich ist ja die Spanische Regierungspartei, die Demokratische Zentrumsunion, eine Partei, die in ihrer ideologischen Grundsatzposition, konservative, christlich-demokratische und sozialdemokratische
    Komponenten enthält.
    Sicherlich war es eine grundsätzlich konservative Einstellung, dass man
    versucht hat, und das sehe ich als sehr positiv an, den Übergang von einem autoritären Regime zur parlamentarischen Demokratie auf eine friedliche Weise ohne revolutionäre Entwicklung und ohne revolutionäre Brüche zu finden.
    Das war meiner Auffassung nach eine große Leistung.
    Natürlich mit
    Möglichkeiten, dass in diesem Übergangsstadium Krisen auftauchen.
    Eine solche Krise war der Putschversuch, der in der letzten Woche nicht zuletzt aufgrund der demokratischen Grundhaltung der Spanier und des spanischen Königs erfolgreich bewältigt wurde.
    Ich glaube daher, dass das Experiment gelungen ist und ein einmaliges historisches Erlebnis ist.
    War dieser
    dieses politisch immer drohende Militär eigentlich nicht eine logische Folge einer Politik, die darauf verzichtet hat, das Militär grundsätzlich zu reformieren.
    Ich glaube einfach, wenn Sie einen friedlichen Übergang finden wollen, ohne revolutionären Bruch, wo ja dann doch immer wieder gerade die einfachen Menschen zum Handkuss kommen, ist immer die Gefahr, dass Sie aus einer bestimmten Konstruktion, das war vorher ein autoritäres Regime, einzelne Elemente herübernehmen, die sich eben schwer umstellen.
    Aber ich glaube, da ist hier ein Prozess im Gange, der zu Optimismus Anlass gibt.
    Glauben Sie, dass in einer solchen Ausnahmesituation es nicht günstiger wäre, eine breitere parlamentarische Mehrheit zu haben, sprich eine Koalition mit den Sozialisten?
    Ich persönlich glaube durchaus, dass in Krisenzeiten man in einem Land, ich würde das für mein Land, für Österreich in Anspruch nehmen, eine möglichst breite Regierungsbasis haben soll, die über eine formelle Mehrheit hinausgeht.
    Aber hier spielen natürlich die Grundhaltungen und Erfahrungen in jedem Staat, die man aus der Geschichte hat, ihre spezifische Rolle.
    Hier kann kein Land dem anderen etwas vorschreiben.
    Ich glaube, es gibt nicht das Rezept schlechthin, womit man schwierige Situationen besonders bewältigen kann.
    Inflation und Arbeitslosigkeit sind die Hauptkritikpunkte, die Sie an Ihren politischen Gegnern formulieren.
    In Europa haben Sie ein besseres Rezept.
    Die Christusdemokratischen und Zentrumsparteien können immerhin darauf verweisen, dass sie zu ihrer Regierungszeit, das war vor allem in den 15, 20 Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, nicht nur ein großartiges Wiederaufbauprogramm in den europäischen Ländern bewältigt und sichergestellt haben, sondern eben auch Vollbeschäftigung und eine
    geringere Inflationsrate als das heute in vielen Ländern der Fall ist.
    Das heißt, wir haben in der Praxis bewiesen, dass unsere Politik zu besseren Resultaten führt.
    Wir haben sie möglicherweise, diese Politik, wie man das im politischen Slogan sagt, schlecht verkauft, aber ändert nichts am Ergebnis der Politik in den 40er, 50ern, Anfang der 60er Jahren.
    Wir stellen heute fest, dass dort, wo Sozialisten längere Zeit regiert haben, immer eine wirtschaftliche und staatsfinanzielle Situation eintritt, die mehr oder weniger zu einer hohen Inflationsrate und in den meisten Fällen auch zu beträchtlicher Arbeitslosigkeit führt und die für die nachfolgenden Regierungen, wenn der Wähler einen Wechsel herbeiführt,
    große, besonders große Schwierigkeiten zur Bewältigung aufwerfen.
    Das hat sich in Schweden so gezeigt, das hat sich in Großbritannien so gezeigt, wo dann die nachfolgenden Regierungen jahrelang die größten Schwierigkeiten haben, die Entwicklung in den Griff zu bekommen.
    Und jetzt der Entsprung von der internationalen zur österreichischen Landespolitik.
    Bis heute Vormittag war unklar, ob Finanzminister Herbert Salcher noch einmal als Landesparteiobmann der Tiroler SPÖ kandidieren wird.
    Oder ob die 34 Vorstandsmitglieder einen neuen Landesparteiobmann küren müssen.
    Vom Landesparteitag der Tiroler SPÖ in Innsbruck berichtet darüber Helmut Krikofer.
    Gleich zu Beginn seines Berichts vor den rund 350 Delegierten des Tiroler SPÖ Landesparteitags stellte Finanzminister Herbert Salcher klar, dass er die Funktion des Landesobmanns der Tiroler SPÖ zurücklegt und beendete damit monatelange Spekulationen, dass er als Bundespolitiker eine Führungsposition in der Landespartei beibehalten wolle.
    Salcher hatte über elf Jahre lang als Landesparteiobmann die Geschicke der Tiroler SPÖ geleitet und sieht sich nun als Finanzminister aus Zeitgründen nicht mehr in der Lage, die Tiroler SPÖ zu führen.
    In der 15.000 Mitglieder zählenden Tiroler SPÖ kriselt es bereits seit zwei Jahren, als Salcher als Gesundheitsminister nach Wien berufen wurde.
    Seither ringen die beiden sozialistischen Landesregierungsmitglieder Ernst Fili vom Bezirk Innsbruck-Land und Dr. Fritz Kreider aus Innsbruck um die Vormachtstellung in ihrer Partei.
    In seiner Abschiedsrede als Landesparteiobmann appellierte Salcher heute Vormittag in diesem Zusammenhang an die demokratische Reife der Delegierten.
    So komme ich zum Schluss mit dem Hinweis, dass dieser Landesparteitag 1981
    ein Parteitag der Bewährung ist, auch der demokratischen Bewährung hier und heute.
    Ich erwarte und erbitte eine ausgewogene Diskussion.
    Man soll nichts verschweigen, nichts verschleiern, aber ausgewogen diskutieren.
    Und die demokratische Reife wird sich dann ja bei der Wahl meines Nachfolgers zeigen.
    Wir sind ja in einer pervertierten Gesellschaft.
    Wählen hieße ja Auswählen zwischen mehreren Möglichkeiten.
    Und immer wenn eine Partei eine solche Auswahl trifft, wie wir das heute machen, heißt das, das sei eine Kampfabstimmung.
    Jeder, der glaubt, dieser Kampf würde stattfinden, der täuscht sich.
    Denn ich hätte das Haus schlecht bestellt zurückgelassen, wenn ich erwarten würde, dass nicht morgen wiederum die Arbeit fortgesetzt wird.
    Alle erkennen das Ergebnis dieser Abstimmung an.
    Und zwar im Besonderen, so hoffe ich, durch eine intensive gemeinsame Arbeit, die getragen ist von unseren Grundwerten.
    Und dazu gehört nun einmal die Solidarität.
    Dazu gehört das Füreinander-Dasein.
    Dazu gehört das Einsetzen für die Gemeinschaft im Kleinen und für die Gemeinschaft im Großen.
    Der Landesparteitag 1981 der Tiroler SPÖ dauert noch an und eine Entscheidung über die Nachfolge Salchers wird voraussichtlich erst in den frühen Nachmittagstunden fallen.
    Der neue Landesobmann wird vom 34-köpfigen Parteivorstand in geheimer Abstimmung gewählt.
    Der Landesparteitag wird dann über den Vorschlag abstimmen.
    Ein Großteil der Delegierten hat heute Vormittag Landeshauptmann Stellvertreter Ernst Fili als Salcher Nachfolger favorisiert.
    Derzeit tagt aber noch der Parteivorstand und damit zurück an das Studio des Mittagschannals nach Wien.
    Und zwischendurch jetzt ein Blick auf die Uhr, 12.31 Uhr und damit kommen wir zu unserer Samstagsserie.
    im Journal zu Gast.
    Ist heute Alice Schwarzer, deutsche Buchautorin und Journalistin, 38 Jahre, unverheiratet.
    Kein Wunder, Alice Schwarzer ist die bekannteste deutsche und auch deutschsprachige Feministin.
    Emanzipation der Frau, das ist ihr Thema.
    Ein Thema, das in der Bundesrepublik mit den 70er Jahren kommt und Alice Schwarzer marschiert mit an der Spitze dieser Bewegung.
    1971 schreibt sie ihr erstes Buch über die Abtreibungsproblematik, zwei Jahre danach kommt Frauenarbeit, Frauenbefreiung heraus.
    Ihre zentrale These entwirft sie 1975 in ihrem dritten Buch, Der kleine Unterschied und seine großen Folgen.
    Sie lautet, Zitat, dass die Sexualität der Angelpunkt der Frauenfrage ist.
    Sexualität ist zugleich Spiegel und Instrument der Unterdrückung der Frauen in allen Lebensbereichen.
    Hier fallen die Würfel, hier liegen Unterwerfung, Schuldbewusstsein und Männerfixierung von Frauen verankert.
    Hier steht das Fundament der männlichen Macht und der weiblichen Ohnmacht."
    Mit dieser nicht nur die Männerwelt provozierenden These wird Alice Schwarzer berühmt.
    und auch zur Zielscheibe des Gegenangriffs.
    Hatten zunächst drei große Verlage, die das Exposé des kleinen Unterschieds abgelehnt, nach einem Jahr waren immerhin 140.000 Exemplare verkauft, so sah sich Schwarzer dann als Opfer einer Kampagner Diffamierung durch, wie sie sagt, die Männermedien.
    Hässlich, frustriert, zu kurz gekommen, fanatisch und humorlos, so beschreibt sie die psychologischen Erklärungsversuche des Feminismus.
    Immer wieder sorgt Alice Schwarzer dann für Schlagzeilen mit ihrer Fernsehdiskussion gegen Esther Villar, mit der Klage gegen die illustrierte Stern wegen nackter Frauen auf den Titelblättern, mit der Gründung der Zeitschrift Emma schließlich 1977, deren Herausgeberin und Chefredakteurin sie ist.
    Auflage rund 100.000.
    Wie sieht nun heute aus der Sicht von Alice Schwarzer die Frauenbewegung aus?
    Dieser Frage gehen im folgenden Interview Ilse Vögl und Rudolf Nagila nach.
    Frau Schwarzer, Sie geben sicher sehr viele Interviews im Laufe der Zeit und da werden immer wieder die gleichen, so stelle ich mir das jedenfalls vor, die gleichen mehr oder weniger klischeehaften oder typischen Fragen an Sie gestellt.
    Wie verlaufen denn diese Interviews so normalerweise?
    Ist das unangenehm für Sie?
    Ja, also die Frage ist noch nicht gestellt worden.
    Chapeau.
    Ja, oft ist es so ein bisschen unangenehm, würde ich nicht sagen, weil ich gelernt habe.
    Einmal ist es ja mein Beruf, ich kenne beide Seiten.
    Ich bin ja seit 14 Jahren Journalistin, das vergisst man manchmal.
    Das heißt immer Alice Schwarzer, Feministin, das ist ja kein Beruf.
    Und zum anderen habe ich doch in den letzten Jahren sehr lernen müssen, dann auch mich auseinanderzusetzen, zu kämpfen oder mich auch gegen Dreistigkeiten zu wehren oder die auch abperlen zu lassen.
    Also unangenehm ist es selten.
    Nur, ganz ehrlich gesagt, so manches Mal ist es schon Fahrt.
    Gut, ich komme dennoch nicht umhin, jetzt auch eine fade Frage zu stellen, weil sie gestellt werden muss.
    Hoffentlich ist die Antwort nicht fad.
    Frau Schwarzer, wo steht die Frauenbewegung zehn Jahre nach ihrer Entstehung heute?
    Ja, erinnern wir an die Etappen.
    Euphorischer Aufbruch Anfang der 70er Jahre.
    Und jetzt, zehn Jahre danach, kann man sagen, wir haben einerseits sehr, sehr viel erreicht.
    Man kann wohl sagen, auch wenn man nicht Feministin ist, wir sind ohne Zweifel die
    einfach wichtigste Bürger, in diesem Fall Bürgerinnenbewegung seit Existenz der Bundesrepublik.
    Qualitativ wie quantitativ.
    Oder eine der wichtigsten, muss man nicht immer wichtigste sein, aber das ist es wohl.
    Wir haben Gesetze geändert, wir haben aber vor allem Mentalitäten geändert.
    Ich denke, das ist das Wesentlichste, dass heute niemand mehr
    sagen kann, er weiß nicht um die Benachteiligung der Frau.
    Nur jetzt ist das Problem, wo stehen wir jetzt?
    Nach diesem ersten euphorischen Aufbruch haben wir erstens mit der Gegenreaktion zu tun.
    Das heißt, man versucht uns in die Parade zu fahren.
    Generell wird auch das britische Klima frostiger und enger.
    Die Schwierigkeiten zwischen uns kommen nun langsam zum Tragen.
    Zum Teil eben als Manöver, wenn Sie so wollen, der Reaktion.
    Das war ja immer das Hauptinstrument gegen Frauen, Frauen gegeneinander ausspielen.
    Wer ist das konkret?
    Wer ist das?
    Das lässt sich nicht so leicht festmachen.
    Sehen Sie, das ist ja das Problem.
    In dem Moment, wo unterdrückte
    solidarisch sind, da sind sie nicht mehr lange unterdrückt.
    Und das, was wohl am tiefsten greift in den Frauen, ist, dass man in sie eingepflanzt hat, die Selbstverachtung, die Verachtung der anderen Frauen, die Rivalität, die Konkurrenz, all das gilt es zu überwinden.
    Haben doch die Männer auch in sich eingepflanzt bekommen.
    Ja, aber die Männer haben doch gleichzeitig eine recht stabile Struktur, wo sie ihr Jeux machen, ihr Spiel.
    Die haben zwar, wenn es dann ums Wurstsitzelchen geht, was gegeneinander, aber ein ganzes Stück wissen sie doch, was sie sich gegenseitig schuldig sind und fördern sich gegenseitig.
    Das haben Frauen nicht gelernt.
    Es gibt keine Lobbys, es gibt keine Stammtische, es gibt keine Frauenbünde.
    Heißt das, was Sie jetzt gesagt haben, dass die Frauenbewegung eine kritische Phase erreicht hat?
    Ich glaube, dass die Zeiten kritisch sind und wir heute entschiedener und bewusster denn je zuvor handeln müssen.
    Es ist nicht so, dass wir vor zehn Jahren angefangen haben und nun inzwischen fast alles erreicht haben und jetzt wieder nett Händchen in Händchen weitergehen können.
    Ja, ich glaube, dass wir uns sehr gut überlegen müssen, was wir wollen, denn wir sind ja auch
    Opfer von Vereinnahmungsversuchen.
    Die Inhalte, die wir an die Öffentlichkeit gebracht haben, werden zum Teil umgedreht, werden verwässert, werden entstellt, werden denaturiert.
    Und wir müssen das wieder klären.
    Wir müssen Frauen sagen, Moment mal, die neue Weiblichkeit ist eine uralte Weiblichkeit.
    Moment mal, stillen, schön und gut, wenn ihr Lust habt.
    Aber ich meine, davon hängt nicht das Frausein ab.
    Moment mal, es bleibt weiterhin
    Eine der Hauptstützpfeiler überhaupt der Emanzipation der Frau, dass eine Frau ihren eigenen Beruf hat, ihre ökonomische Unabhängigkeit.
    Lasst euch jetzt nicht in so eine neue Innerlichkeit und in die Natur zurücktreiben.
    Diese Fehler haben schon eure Mütter und Großmütter begangen.
    Also es gibt sehr vieles Neues zu klären.
    Man schlägt uns immer wieder alles aus den Händen.
    Aber der ganze Zug der Zeit geht in diese Richtung.
    Da müssten Sie eigentlich schlechte Aussichten haben.
    Oder gegensteuern.
    Das will ich sagen.
    Kann man gegen den Zeitgeist wirklich gegensteuern?
    Ich meine auch, dass das alles, was ich jetzt sage, dem Zeitgeist entspricht.
    Ich glaube, man muss gegen den Zeitgeist steuern, wenn man ihn nicht richtig findet.
    Frau Schwarzer hat sich in diesen zehn Jahren, rund zehn Jahren,
    der Frauenbewegung Ihre persönliche Meinung geändert, wesentlich geändert?
    Sind Sie radikaler geworden oder gemäßigter?
    Ich bin einerseits gelassener geworden.
    Auch geduldiger?
    Geduldiger, ja.
    Natürlich, klar.
    Vor zehn Jahren war ich zehn Jahre jünger und hatte ein paar Illusionen mehr.
    Obwohl ich es vielleicht vom Kopf her wusste, wie lange das alles dauert, aber vom Temperament her war ich vielleicht unduldsamer manchmal.
    Und andererseits, glaube ich, werde ich eigentlich zunehmend radikaler, denn je näher
    Ich hinschaue, umso tiefer wird diese Kluft auch zwischen den Geschlechtern oder umso mehr weiß ich auch um gesellschaftliche Zusammenhänge.
    Gerade jetzt in diesen letzten Jahren, ich gehöre zu der Generation, ich gehöre zur 68er-Generation, die lange sehr viel Hoffnung hatten und dachten, nun ist der Aufbruch, nun wird es immer besser und immer gerechter in dieser Welt.
    Und das ist nun nicht so.
    Und ich sehe, wie schnell das alles zurückgenommen werden kann.
    Ich würde sagen, ich bin heute radikaler als früher.
    Wie ist das eigentlich mit privaten Beziehungen?
    Würden Sie sagen, dass Ihnen primär Frauenbeziehungen qualitativ mehr geben?
    Natürlich.
    Doch, doch.
    Aber selbstverständlich.
    Weil natürlich mir doch Frauen inzwischen sehr viel näher sind.
    Mit denen habe ich mir gemein.
    Ich kann nicht alle Frauen besser leiden als alle Männer.
    Es gibt Frauen, die mache ich nicht.
    Und es gibt Männer, die finde ich sympathisch.
    Nur ist natürlich in den letzten Jahren die Menschen, die mir sehr nahe gekommen sind,
    sind überwiegend oder fast ausschließlich Frauen.
    Als ich Zeitungsausschnitte durchgeblättert habe in der Vorbereitung auf dieses Interview, da stößt man auf ungeheuer viele Schimpfworte, wenn es um die Alice Schwarzer geht.
    Also Hexe ist, glaube ich, das Mindeste.
    Naja, wie nehmen Sie das auf?
    Ich frage, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass das so ganz an Ihnen abprallt.
    Sie sind nicht so, wie Sie manchmal aussehen oder sich geben oder gesehen werden.
    Ganz im Gegenteil.
    Ich wäre nicht die, die ich wäre, wenn ich nicht von einer großen Verletzlichkeit wäre.
    Das ist so.
    Und mein Kampf ist auch ein Leiden am Unrecht.
    Das hört sich jetzt pathetisch an, aber das ist es.
    Tun Ihnen solche Sachen weh, wenn man sie als Hexe bezeichnet?
    Wenn man sagt, die agiert ja nur so, weil sie so und so aussieht, wobei ich das überhaupt nicht bestätigen kann.
    Am Anfang habe ich erst mal schlucken müssen.
    Und dann war ich zum Glück schon politisiert genug, um zu wissen, um was es geht.
    Es ist ja egal, wer man ist.
    Und es ist auch egal, wie man es vertritt.
    In dem Moment, wo man Inhalte von einer bestimmten Brisanz als Frau vertritt, emanzipatorische, kriegt man diese Klischees aufgeknallt.
    Ich nenne Ihnen zum Beispiel ein Klischee, das mich immer sehr entwaffnet hat.
    Es wird immer gesagt, die Schwarze ist völlig humorlos, so verbissen, furchtbar.
    Und ich habe bestimmt viele Fehler wie die meisten Menschen.
    Nur wenn ich eins nicht bin, ist es verbissen und humorlos.
    Es trifft sich, dass ich sehr viel Humor habe und dass ich sehr relaxed bin.
    Ich bin zwar kämpferisch, aber es ist was anderes als verbissen.
    Nichtsdestotrotz ist dieses Klischee bis zum Geht-nicht-mehr wiederholt worden.
    Und gerade daran habe ich erkannt,
    Es geht einfach darum, dass man eingeschüchtert wird und dass die anderen Frauen eingeschüchtert werden.
    Da soll also exemplarisch an mir demonstriert werden, hier guck, das passiert mit so einer, die sich das traut.
    Und das habe ich sehr schnell begriffen und darum haben mich die Sachen auf der Ebene, habe ich sehr bald lachen müssen.
    Manchmal kommen natürlich so ganz, wird es persönlicher oder so, es ist manchmal Journalisten gelungen, persönlicher zu werden.
    eigentlich über meine Biografie oder meine Kindheit oder so, dann gibt es natürlich Sachen, die einen verletzen, wo man sagt, mein Gott, zu was haben die Menschen eigentlich noch das Recht?
    Was ist eigentlich erlaubt?
    Wie weit bin ich eigentlich in freier Welt?
    Heute wirklich treffend tut mich das, was aus eigenen Reihen kommt.
    Die andere Seite überrascht mich nicht mehr.
    Ja, von Frauen, das ist schwierig.
    Interessant ist natürlich auch, dass alle diese heftigen Angriffe gerade in der letzten Zeit wieder aus dem linken Eck kommen.
    Dass es nicht so sehr das bürgerliche Lager ist, das sich an ihnen festbeißt, sondern jetzt wieder quasi die alte, neue Linke von damals.
    Interessant in dem Zusammenhang diese riesige SPD-Kampagne gegen sie vor den Bundestagswahlen.
    Ich weiß eigentlich nicht, was zuerst war, der Wahlboykott, zu dem sie aufgerufen haben,
    oder die gehässige Kampagne in den SPD-Medien.
    Selbstverständlich der Wahlboykott, denn deswegen gab es ja die Kampagne.
    Und wir haben auch nie zum Wahlboykott aufgerufen, also da liegt mir sehr dran, das zu betonen, denn wenn wir das wirklich machen würden, dann käme dabei auch was raus.
    Ich mache ungern Kampagnen, die nichts werden, muss ich sagen.
    Aber ist das für Sie ein legitimes Instrumentarium, jetzt der Wahlboykott?
    Bringt der demokratisch was?
    Oder ist das nur so ein bisschen kindische Verweigerung?
    Nein, ganz und gar nicht.
    Ich denke, dass in einem Land, in dem
    Ich bin jetzt 38.
    Solange ich wähle, solange ich denken kann, abgesehen vom vergangenen Jahr, von dem wollen wir mal nicht reden.
    Haben Sie da nicht gewählt?
    Das will ich nicht sagen.
    Solange ich wähle, habe ich die SPD gewählt.
    Und solange ich denken kann, eigentlich immer zähneknirschend.
    Und immer nach der Logik des kleineren Übels.
    Und so wurde mir, so hat sich die SPD auch bei jemandem wie mir schmackhaft gemacht.
    Also wir sind immer noch besser als die anderen.
    Und dieses kleine Übel, der Abstand, der wurde aber immer kleiner.
    Und gerade auch das, was die SPD bei dem reformerischen Aufbruch, der Brand,
    Regierung Anfang der 70er Jahre versprochen hat, wurde überhaupt nicht eingelöst.
    Für niemanden und für Frauen schon gar nicht.
    Und ich denke, dass es irgendwie nicht geht, dass man nicht immerzu, immer weiter zähneknirschend die wählen kann, weil die anderen vielleicht noch schlimmer sind.
    Denn unsere Sozialdemokraten, das ist eine Partei, die zum Beispiel den Sozialisten in Frankreich nicht vergleichbar sind.
    Nicht eher den Gaullisten, das ist eine Partei der Mitte, zunehmend.
    Den österreichischen Sozialdemokraten?
    Ich kann es schwer beurteilen.
    Sie haben so eine schillernde...
    Figur wie Kreisky, den man mag und der eine große Liberalität hat und auch sehr unorthodox ist.
    Und man kann das schwer von außen beurteilen.
    Ich denke, dass sehr viel Grundsätzliches ganz ähnlich läuft bei ihm wie bei uns.
    Natürlich ist er auch keine Ausnahme.
    Aber wie gesagt, es ist schon kein Zufall, dass wir einen Schmidt haben und Sie einen Kreisky.
    Das macht schon atmosphärisch und auch in Ihnen halt ein bisschen was aus.
    Er wäre bei Ihrem Kanzler wohler und ich würde wahrscheinlich... Kreisky könnten Sie noch wählen.
    Ich will nicht leichtsinnig sein, als Person ganz sicherlich.
    Ich lebe nicht in diesem Land, ich kann mir nicht so einfach ein Urteil erlauben.
    Und ich weiß, dass engagierte Frauen der Sozialdemokratie hier auch sehr kritisch gegenüberstehen und das sicherlich sehr zu Recht.
    Nur diese Riege von Technokraten und Verwaltern, die wir da jetzt haben, und ein sozialdemokratischer Kanzler, der sich freut, dass Regen an die Regierung kommt und bedeutend
    Alerter mit Wirtschaftsbossen diskutiert, als mit Arbeitnehmern.
    Von Frauen wollen wir gar nicht reden.
    Frauen sind für die Sozialdemokraten kein Thema.
    Die Sozialdemokraten bei uns machen nur Frauenkarriere, die entweder wahnsinnig vorsichtig sind, oder aber von morgens bis abends sagen, dass sie Feministinnen ganz schrecklich finden und die Männer ganz furchtbar wichtig in dieser Partei.
    Zum Beispiel eine Frau wie Johanna Donal, die ich ein bisschen kenne,
    Die ist bei uns schon schwer vorstellbar auf diesen Posten.
    Die geht schon mit einem Selbstbewusstsein und einer Courage und auch einem Frauenengagement an die Dinge ran.
    Da hätte sich bei uns schon auf der kommunalen Ebene das Genick gebrochen.
    Ihren Bundeskanzler Schmid mögen Sie nicht?
    Das heißt, ich mag ihn nicht.
    Als Politiker natürlich.
    Nein, er ist mir auch als Mensch sehr unempathisch.
    Er ist für mich Ausdruck, das ist ja kein Zufall, ich personalisiere ihn jetzt gar nicht, er ist für mich Ausdruck einer ganzen Entwicklung der SPD, die ich für sehr ungut halte.
    Die SPD vergisst immer mehr, dass sie eigentlich doch eine
    die Partei derjenigen sein sollte, die um ihre Rechte kämpfen.
    Und was ihre Seite ist.
    Wir werden von dieser Partei verwaltet und verraten.
    Aber was ist jetzt Ihre Alternative?
    Das ist eben der Punkt.
    Und darum möchte ich nochmal auf den Wahlbalkot kommen, nochmal eben darauf antworten.
    Wahlbalkot kann keine Lösung sein.
    Ich setze eher auf eine Erneuerung des politischen Klimas bei uns durch eine Remobilisierung, Repolitisierung der Basis.
    und durch einen Druck von außen auf diese Strukturen.
    Aber damit sagen Sie doch eigentlich, konsequent feministisch agieren kann man nicht innerhalb der Strukturen, innerhalb der Parteien.
    Warum gehen Sie nicht in irgendeine Partei, nicht?
    Staatssekretärin?
    Es ist meiner Natur zuwider.
    Ich würde sagen, konsequent feministisch agieren kann man innerhalb einer Partei nur, wenn man eine Lobby draußen hat.
    Die wenigen Male... Die hätten Sie ja zum Beispiel.
    Also ich denke, wir haben hier dieses Staatssekretariat für Frauenfragen,
    dass die Johanna Donald innehat, wenn es so etwas Ähnliches in Deutschland gäbe.
    Würden Sie das wirklich nicht machen?
    Würden Sie das verweigern?
    Nein, nein, weil sehen Sie, erstens, wie gesagt, fühle ich mich in den Strukturen nicht wohl und ich meine, so sehr sollte man sich selbst nicht aufgeben, dass man immerzu was tut.
    Sind eigentlich die schlechteren Frauen, die in den Strukturen sind?
    Überhaupt nicht.
    Mein persönliches Temperament, ich bin ein bisschen, also mir ist es, ich kann es nur schwer merken mit der Geschäftsordnung und
    Also es ist so, es ist völlig in Ordnung.
    Ich bin so und andere sind anders und alles zusammen gibt dann eine Vielfalt.
    Mehr Temperament in der Politik könnte ja nicht schaden.
    Richtig, nur ich will sagen, ich habe in den letzten zehn Jahren ja sehr direkt politisch gearbeitet und wie ich finde zum Teil mit viel Erfolg.
    Also ich finde die Relation von Investitionen der Kräfte, die wir in diesen letzten Jahren gemacht haben, muss ich mal wir sagen, ich habe ja nicht allein was gemacht, wir waren ja viele.
    Wir haben sehr viel erreicht und wir hätten in der Partei nie so viel erreicht.
    Ich persönlich, ich wäre in jeder Partei längst massakriert.
    und sehen sich die Frauen an, die bei uns an der Macht sind.
    Und das sag ich jetzt gar nicht verächtlich oder so.
    Nur, ja mein Gott, von denen würde nie eine wagen, auch nur offen wirklich feministische Interessen zu vertreten, obwohl sie alle natürlich davon profitieren, dass wir existieren.
    Sie wären sonst nicht an dem Platz, an dem sie sind.
    Heute braucht es ja ein paar Alibi-Frauen mehr.
    Und sie können manchmal auf uns verweisen und sagen dann bitte, wenn wir nicht wenigstens das und das zugestehen, dann werden diese Weiber noch wilder.
    Das wollte er doch wohl nicht haben, ja?
    Also so funktioniert es ja.
    Aber mein Angebot an die Frauen in den britischen Parteien ist, und das habe ich auch immer in die Praxis umgesetzt, bitte,
    Da, wo wir gemeinsame Interessen haben, lasst uns zusammenarbeiten.
    Wir machen euch den Druck von außen.
    Wir können uns radikaler verhalten.
    Ihr nehmt ein bisschen was zurück und ihr macht die Arbeit in den Parteien.
    Fantastisch.
    Ich habe nichts gegen Politikerinnen.
    Für einige habe ich eine große Bewunderung.
    Andere finde ich eher traurige Exempel eines weiblichen Lebensweges.
    Aber es braucht uns überall.
    Und ich bin gut da aufgehoben, wo ich bin.
    Aber was ist denn Ihre politische Perspektive für die nächste Zeit?
    Ganz generell, denke ich, haben wir Frauen jetzt entgegenzuwirken diesem Versuch des neuen Weiblichkeitswahns, dem Versuch der Verwässerung der Inhalte, haben klarer und entschiedener denn je zuvor zu benennen, worum es geht.
    Ja, also ich glaube, dass wir eher noch radikaler werden müssen als das Gegenteil.
    Und ich glaube auch, dass wir, ja, dass die Zeiten härter werden.
    Ja, und dass wir uns darauf gefasst machen müssen.
    Und dass wir auch ein bisschen an uns denken müssen.
    Also der politische Kampf ist ja immer ungut, wenn er so ein entsagender Kampf ist für die anderen.
    Und ich finde, also wirklich, Agitation muss immer auch ein Stück Verführung sein, im Sinne von ein Stück strahlend Vorleben.
    Ich kann keiner Frau sagen, mach's ein Stück wie ich, wenn ich eine triste Figur bin.
    Also ich finde, ich muss auch ausstrahlen, dass ich auch ein ganzes Stück Freude am Leben habe und dass vieles toll ist, auch wenn es schwer ist.
    Es gibt keine Minute in den letzten zehn Jahren, die ich bereue.
    Ich habe mich nur vorwärts entwickelt.
    Und ich habe auch an Frauen sehr viel fantastische Sachen entdeckt.
    Also wenn man das nicht vorlebt, ja warum sollte dann jemand überhaupt Interesse an den Inhalten haben, die man vertritt?
    Und ich hoffe, dass mir das nicht abgeht und ich hoffe, dass ich das weiter vermitteln kann.
    Das ist sehr wichtig.
    selber auch zu leben und selber auch Freude daran zu haben.
    Danke für das Gespräch.
    Rudolf Longilla und Ilse Vögel sprachen mit unserem heutigen Journalgast Alice Schwarzer.
    In Wien ist die Paradefeministin, weil sie an Diskussionen teilnimmt, der Literaturwoche im März, die heute Abend im Wiener Künstlerhaus eröffnet wird und die heuer nämlich unter dem Motto steht, Frauen, Macht und Ohnmacht.
    Prominente Schriftstellerinnen aus der Bundesrepublik, aus Österreich, werden Lesungen halten und ein literarisch-szenisches Programm wird in dieser Woche auch veranstaltet.
    Dazu hat Brigitte Hofer den folgenden Beitrag gestaltet.
    Mein erster, das war ein Matrose, der war auf der Brust tätowiert.
    Er trug eine mehrblaue Hose und ich hab mich so schrecklich geniert.
    Das sich genieren, das erste Mal verliebt sein, Trennung, Schmerz.
    Die scheinbar trivialen, scheinbar immer wiederholbaren Erlebnisse.
    Im alten Schlager, genauso wie in der Literatur von heute.
    da muss er an Bord.
    Beim ersten Mal, da tut's noch weh, da glaubt man noch, dass man es nie verwinden kann.
    Dann geht die Zeit und peu à peu gewöhnt man sich daran.
    Gerade gegen die Gewöhnung, gegen die Abstumpfung, gegen die Lethargie sprechen die verschiedenen Programme der Frauenliteraturwoche.
    So zum Beispiel die Produktion Berührungen der Frauengruppe des Burgtheaters nach Maxi Wanders Buch Guten Morgen, du Schöne!
    zusammengestellt.
    Ein Buch, das Maxi Wander kurz bevor sie 44-jährig an Krebs starb, vollendete.
    Gespräche mit Frauen aus verschiedensten Berufen, aus verschiedensten Gesellschaftsschichten.
    Margit Scheiner hat unter anderem mit Helma Gauthier, Lotte Ledl und Marika Adam die Berührungen einstudiert, die morgen Vormittag im Künstlerhaus zu sehen sind.
    Wir gehen davon aus, dass sie auch in einer Gruppe untereinander sich ihr Leben gegenseitig erzählen könnten und sind darauf gekommen, dass aufgrund dieser vorhandenen Blöcke sehr viele Themen da sind, die alle Frauen angingen, ob das nun eine Serviererin ist oder eine Dozentin einer Volkshochschule ist oder eine Hausfrau ist.
    Im Leben jeder Frau passieren einfach Sachen, die
    relevant für alle Frauen sind.
    Jeder hat Sachen ihrer Kindheit, die bestimmend fürs Leben sind.
    Jeder erlebt Sachen mit ihrem ersten Liebhaber, die bestimmend fürs Leben sind.
    Jeder hat irgendwann mal Auseinandersetzungen mit dem Berufsleben oder nicht, die auch wieder bestimmend sind.
    Das ist ja unabhängig von der sozialen Schicht, nicht?
    Und diese Erfahrungswerte, die wir dann sammeln, sind jetzt ganz interessant in der Gegenüberstellung, weil man draufkommt, dass die Serviererin
    die mit 22 Jahren dieses Interview macht mit der Maxi Wander, eine ganz ähnliche Problematik hat, die die Kunstdozentin, die jetzt mittlerweile 40 ist, in ihrer Jugend hatte.
    Und aus dem Gespräch der 22-Jährigen kann jetzt die 40-Jährige antworten und sagen, du, ich habe das auch erlebt damals.
    Schau, ich bin jetzt so alt, ich bin jetzt so weit und ich habe das so und so gelöst.
    Lösungsangebote durch Gespräche, aber auch durch literarische Texte, durch Gedichte.
    Zum Beispiel durch Verena Stephans mit Füßen und Flügeln.
    Das Gesicht einer Frau, einer unbekannten Frau.
    Sie spricht und es wechselt.
    Sie spricht ihr Leben aus.
    In ihrem Haar kommen und gehen hellbraune und graue Lichter.
    Ich kenne ihr Leben nicht.
    Ich kenne ihre Gesichter nicht.
    Eine Frau erzählt.
    Ich gehe mit ihr Hand in Hand, mit ihrer unbekannten Hand, weich, mit unerfüllten Wünschen gepolstert.
    Ich fahre sie zurück nach Haus, lange bleiben wir im Auto sitzen, sprechen, was uns zu Innerst angeht, wie früher mit einer Freundin.
    bevor wir ins Haus gingen und uns verstellten.
    Trude Ackermann wird dieses Gedicht auch in dem Programm am kommenden Donnerstag lesen, das den Titel zweier Zitate trägt.
    Tucholskis Hopplerkurve, Achtung Liebe, und bei Sachs Gott ist Mensch geworden, der Teufel Frau.
    Eine Textcollage, die Burgschauspielerin Elisabeth Augustin zusammengestellt hat.
    Ich habe mir vorgenommen, ich möchte ein lustiges Programm machen,
    ein feministisches Programm machen, aber nicht Inhalte vermitteln, die diesem Publikum, das dorthin kommt, sowieso bekannt sind, sondern ein bisschen etwas Neues hineinbringen.
    Und habe also begonnen, Zitate von Schopenhauer, Nietzsche, Kant bis zu Spiegel-Auszügen zu sammeln.
    Wir hoffen, dass unser Programm von den Gegensätzen leben wird und wir haben es in sechs Blöcke eingeteilt, thematisch.
    Der erste hat das Motto, die Frau ist ein Nichts.
    Und da geht es also von Weininger bis zu ganz ohne Weiber geht die Schose nicht.
    Der zweite Block hat das Motto, die Frau hat einen kurzen Verstand.
    Hier haben wir also Beispiele von Gasset und als Gegensatz zum Beispiel das Lied, Wo sind deine Haare, August.
    Der nächste Block heißt Eine gescheite Frau hat Millionen geborener Feinde, alle dummen Männer.
    Das ist ein Zitat von der Marie Ebner Eschenbach.
    Da haben wir vom Divan-Püppchen über das Handbuch des guten Tones, das sich also auslässt, über das Schweigen der Frau bis zu Zitaten von Rousseau und auch Witze gesammelt.
    Der nächste Block heißt »Die Frau ist dafür den Mann allein«.
    Da haben wir zum Beispiel einen Ausschnitt aus der Zeitschrift »Mädchen«, einen kleinen Artikel, wieder Zitate von Philosophen und ein Lied beim ersten Mal »Da tut's noch weh«.
    Der fünfte Block heißt, wenn du zum Weiber gehst, vergiss die Peitsche nicht.
    Ein Zitat von Nietzsche.
    Und handelt von der Gewalt gegen Frauen.
    Hier haben wir das Lied, ich wünsche mir zum Geburtstag einen Vorderzahn.
    Da wird unser Humor etwas sarkastisch.
    Ich wünsche mir zum Geburtstag einen Vorderzahn.
    Den meinen schlug der Ferdinand mir ein.
    Ich weiß bis heute nicht, warum er das getan.
    Aus Liebe kann es nicht gewesen sein.
    Auch an den Diskussionen und Lesungen während der Literaturwoche wollen die Schauspielerinnen teilnehmen.
    Welche individuellen Erwartungen setzen sie in diese Veranstaltung?
    Elisabeth Augustin?
    Ich als Schauspielerin
    würde mir wünschen, dass die Frauen beginnen, mehr Selbstvertrauen zu gewinnen.
    Und wenn wir uns zum Beispiel dagegen wehren, dass in den Stücken zu wenig Frauenrollen sind, dann finde ich, sollten wir nicht nur vorhandene Stücke suchen, in denen mehr Frauenrollen vorkommen, sondern wir sollten möglichst viele Kontakte zum Beispiel mit Autoren anknüpfen, mit ihnen ins Gespräch treten,
    und sie sozusagen dazu animieren, für uns Frauen Stücke zu schreiben und mehr noch ihnen von uns erzählen, von unserer Situation, von unseren Gedanken, mit denen wir sie anregen könnten.
    Anregungen für die Autorinnen, die also durch persönliche Gespräche und durch öffentliche Diskussionen viel bewirken könnten.
    Ebenso wie die weiteren szenischen Programme.
    Am Dienstag unter dem Motto, dies Bildnis ist bezaubernd schön und am kommenden Freitag Lieder und Texte von Bert Precht zum Thema und wie es ist, bleibt es nicht.
    Ernstes, aber auch viel Selbstironisches bei dieser Frauenliteraturwoche im Wiener Künstlerhaus.
    Da geht die Lu-Lila von Kopf bis Schuh-Lila, auch das Dessou-Lila, das muss man sehen, sie hat den Hut-Lila, es steht ihr gut-Lila, was sich da tut-Lila, ist nicht mehr schön, sie braucht sich gar nicht,
    Heute 19 Uhr, also im Wiener Künstlerhaus, Eröffnung der Literaturwoche im März, das Motto Frauen, Macht und Ohnmacht.
    Und das war ein Mittagsschanal.
    Der Aktuelle Dienst versorgt Sie stündlich mit dem Neuesten aus aller Welt in den Nachrichten.
    Die Schanalredaktion meldet sich wieder Montag in der Früh.
    Und ich wünsche Ihnen für Redaktion und Technik auch des Mittagsschanals ein angenehmes und schönes Wochenende.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1981.03.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1981.03.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Skischuh-Firmer Kastinger vor dem Konkurs?
    Interview: Hermann Kastinger
    Mitwirkende: Ziegler, Heinz Peter [Gestaltung] , Kastinger, Hermann [Interviewte/r]
    Datum: 1981.03.07 [Sendedatum]
    Ort: Seewalchen
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Skischuh-Firmer Kastinger vor dem Konkurs? Dazu: Stellungnahme des Bürgermeisters von Seewalchen
    Interview: Bürgermeister Alois Ulm
    Mitwirkende: Glück, Luis [Gestaltung] , Ulm, Alois [Interviewte/r]
    Datum: 1981.03.07 [Sendedatum]
    Ort: Seewalchen
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Steuerdiskussion und Pharma-Vorwürfe
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung]
    Datum: 1981.03.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medizin ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Alois Mock als Chef der EDU zur Situation in Spanien und zur Situation der konservativen Parteien
    Interview: EDU-Chef Mock
    Mitwirkende: Kössler, Franz [Gestaltung] , Mock, Alois [Interviewte/r]
    Datum: 1981.03.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: EDU (Europäische Demokratische Union) , Nachrichten
    SPÖ-Tirol wählt neuen Landesparteiobmann, Alois Mock keine Entscheidung
    Interview: Finanzminister und ehemaliger Landeshauptmannstellvertreter Salcher
    Mitwirkende: Krieghofer, Helmut [Gestaltung] , Salcher, Herbert [Interviewte/r]
    Datum: 1981.03.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Alice Schwarzer
    Mitwirkende: Nagiller, Rudolf [Gestaltung] , Oberhofer, Ilse [Gestaltung] , Schwarzer, Alice [Interviewte/r]
    Datum: 1981.03.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Szenisch-literarisches Programm der Frauenliteraturwoche im Künstlerhaus
    Interview: Margit Scheiner, Schriftstellerin Verena Stefans, Schauspielerinnen Trude Ackermann und Elisabeth Augustin , Einblendung: Diverse Lieder
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Scheiner, Margit [Interviewte/r] , Stefan, Verena [Interviewte/r] , Ackermann, Trude [Interviewte/r] , Augustin, Elisabeth [Interviewte/r]
    Datum: 1981.03.07 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Künstlerhaus, Theater im Künstlerhaus [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Literatur ; Humor ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1981.03.07
    Spieldauer 01:00:06
    Mitwirkende Glück, Luis [Moderation]
    Oberhofer, Ilse [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1981.03.07 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-810307_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Nachrichten

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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