Mittagsjournal 1982.03.01

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    Rechtliches

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    Wie Zeit?
    In fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Es ist also wieder Zeit für eine Stunde Mittagsinformation.
    Guten Tag, verehrte Damen und Herren.
    Für Redaktion und Technik begrüßt Sie dazu Adolf Poindl.
    Der polnische Partei- und Regierungschef General Jaruzelski ist am Vormittag zu einem zweitigen Besuch in Moskau eingetroffen, dem ersten seit der Verhängung des Kriegsrechts in Polen am 13.
    Dezember des Vorjahres.
    Das gibt uns Anlass für eine Analyse der Polensituation und des Verhältnisses Moskau-Warschau.
    Die wichtigsten Beiträge der Innenpolitik und der Wirtschaft beziehen sich heute Mittag auf das neue Wohnbauprogramm der SPÖ, das jetzt im Entwurf vorliegt.
    Auf die Haltung der jungen ÖVP gegenüber dem Parteitag der Volkspartei am kommenden Wochenende.
    Und auf die Ergebnisse des winterfremden Verkehrs in Österreich.
    Handelsminister Staribacher zieht hier heute Mittag Bilanz als der zuständige Ressortchef.
    In der Inlandspresse schau hören Sie Auszüge aus Kommentaren zur gestrigen Friedenskundgebung in Linz und Auslandskorrespondenten melden sich noch zu den Konflikten in Israel wegen der bevorstehenden Rückgabe der Halbinsel Sinai an Ägypten sowie zu den neuen Anmerkungen zur Tito-Biografie des jugoslawischen Publizisten und Historikers Wladimir Dedijer.
    Christine von Kohl hat den Autor besucht.
    Die Kulturredaktion schließlich hat eine Vorschau auf das Wiener Literatursymposium unter dem Motto Beziehungen, Trennungen vorbereitet.
    Das zu ihrer Orientierung über das Programm der folgenden Stunde.
    Die Nachrichten hat heute Ferdinand Olbord zusammengestellt und gelesen werden die Meldungen jetzt von Hannes Eichmann.
    Sowjetunion, Polen.
    Eine polnische Partei- und Regierungsdelegation unter Führung von General Jaruzelski ist heute zu einem offiziellen Besuch in Moskau eingetroffen.
    Die polnischen Gäste wurden auf dem Flughafen von Staats- und Parteichef Brezhnev, Ministerpräsident Tichonow und anderen hohen Funktionären begrüßt.
    Es ist dies der erste Moskau-Besuch Jaruzelskis seit Verhängung des Kriegsrechtes in Polen.
    Über die Gesprächsthemen in Moskau wurde offiziell nichts bekannt gegeben.
    Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS meldete lediglich, der Besuch diene der Fortsetzung und dem Ausbau der Beziehungen zwischen den beiden Ländern.
    Der polnische Partei- und Regierungschef wird von den stellvertretenden Ministerpräsidenten Malinowski, Obodowski und Kowalczyk, Außenminister Czirek und anderen hohen Funktionären begleitet.
    In Polen treten heute die angekündigten Lockerungen des Ausnahmezustandes in Kraft.
    Unter anderem werden die Reisebeschränkungen mit Ausnahme von denen in grenznahen Gebieten aufgehoben.
    Die automatischen Telefonverbindungen zwischen Warschau und den Provinzhauptstädten sowie die internationalen Fernschreibverbindungen werden wiederhergestellt.
    Das Innenministerium in Warschau hat auch die Entlassung weiterer Internierter angekündigt.
    China, Italien.
    Die Regierung in Peking hat sich heute in der Auseinandersetzung zwischen der Sowjetunion und der Kommunistischen Partei Italiens eindeutig auf die Seite der KPI gestellt.
    In der Pekinger Volkszeitung heißt es, die KPI sei eine unabhängige, autonome Partei und durchaus berechtigt, ihre Meinung über die KPDSU auszudrücken, die die internationale kommunistische Bewegung unterminiere.
    Der Chef der italienischen Kommunisten, Berlinguer, beschuldigt die Sowjetunion seinerseits, sie stehe hinter Versuchen, die KPI zu spalten.
    In einem vom deutschen Nachrichtenmagazin der Spiegel veröffentlichten Interview fügt Berlinguer hinzu, die italienischen Kommunisten hielten an der Verurteilung der Vorgänge in Polen fest.
    Sie lehnten auch den Anspruch der Kreml-Führung auf die Funktion eines Schiedsrichters der kommunistischen Lehre ab.
    Österreich.
    Sozialminister Dallinger hat nach seiner Rückkehr aus Brasilien erklärt, er habe an die Industrieländer appelliert, mehr Polenflüchtlinge als bisher aufzunehmen.
    Dallinger hat in Brasilia in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Gewerkschaft der Privatangestellten an einer internationalen Beratung des Bundes der Privatangestellten teilgenommen.
    Wie es in einer ÖGB-Aussendung heißt, sei Dallinger mit seinem Appell auf Verständnis gestoßen.
    Der Minister machte darauf aufmerksam, dass es in Österreich derzeit mehr als 40.000 Polenflüchtlinge gebe und dass es internationaler Solidarität bedürfe, alle damit zusammenhängenden Probleme zu lösen.
    Der Weltvorstand des Internationalen Bundes der Privatangestellten hat in einer Entschließung die Ausrufung des Kriegsrechtes in Polen verurteilt und fordert die sofortige Freilassung aller Inhaftierten.
    Ferner wird verlangt, dass die Gespräche zwischen den Behörden und der unabhängigen Gewerkschaft Solidarität wieder aufgenommen werden.
    Gesundheitsminister Steirer hat sich dafür ausgesprochen, bei Kernkraftwerken eine höhere Sicherheitslatte anzulegen.
    Steirer erklärt in einem Interview für das Jugendmagazin Rennbahnexpress, derartige Maßnahmen müssten die Konsequenzen der bedeutsamen Zwischenfälle und Betriebsstörungen in Atomkraftwerken in den vergangenen Jahren sein.
    Die Diskussion um das Kernkraftwerk Zwentendorf sei für ihn zurzeit aber nicht aktuell, da das Kernenergiesperrgesetz in Kraft sei, betont der Gesundheitsminister.
    Er versichert, dass sich die SPÖ streng an dieses Gesetz halten werde, nachdem Zwentendorf nur bei Zweidrittelmehrheit und bei neuerlicher Volksabstimmung geöffnet werden darf.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die Regierung in Bonn beschäftigt sich heute mit den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen die Minister Lambsdorff und Madhöfer.
    Gegen die beiden Minister, Madhöfer gehört der SPD an, Lambsdorff den Freien Demokraten, sowie gegen vier andere hohe Politiker, besteht der Verdacht passiver Bestechung.
    In derselben Sitzung soll auch das Beschäftigungsprogramm zur Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik Deutschland erörtert werden.
    Unter anderem ist eine einprozentige Erhöhung der Mehrwertsteuer vorgesehen, wobei mit den Mehreinnahmen die Investitionen gefördert werden sollen.
    Ferner sollen der Wohnbau gefördert und baureife Grundstücke höher besteuert werden.
    Die Koalitionsparteien SPD und FDP haben sich nach langwierigen Verhandlungen auf eine Gesetzesvorlage geeinigt.
    Nahe Osten.
    Der geplante Besuch des ägyptischen Präsidenten Mubarak in Israel hat zu neuen Spannungen geführt.
    Die israelische Regierung will den Besuch absagen, falls sich Mubarak weiterhin weigern sollte, auch nach Jerusalem zu kommen.
    Die Reise soll noch vor dem 25.
    April, dem Stichtag für die Räumung der Halbinsel Sinai durch die Israelis stattfinden.
    Die israelische Armee hat heute früh gewaltsam den Versuch, von extremistischen Gegnern einer Räumung des Sinai unterbunden, eine Siedlung zu gründen.
    Nach einem Handgemenge und Verfolgungsjagden wurden einige Studenten von Rabbiner-Seminaren festgenommen.
    Die Regierung Begin will die Sperre der Sinai-Halbinsel für israelische Staatsbürger aufrechterhalten, um die Halbinsel termingerecht an Ägypten zurückgeben zu können.
    Der amerikanische Nahost-Sonderbeauftragte Habib setzt heute in Israel seine Vermittlungsmission fort.
    Habib ist bemüht, den Waffenstillstand zwischen Israel und den Palästinensern im Süd-Libanon zu festigen.
    Großbritannien.
    Mit der ersten Flugzeugentführung in der Geschichte Tansanias hat eine bisher unbekannte Oppositionsgruppe weltweite Aufmerksamkeit auf sich gelenkt.
    Die vier Luftpiraten, die nach 50 Stunden gestern Abend die letzten Geiseln von Bord der entführten Boeing 737 gehen ließen, erklärten sich als Regimegegner des sozialistischen Präsidenten Nyerere.
    Mit ihrem Unternehmen wollten sie Nyerere zum Rücktritt zwingen.
    Die vier Extremisten, sie sind alle nicht älter als 20 Jahre, ließen sich schließlich von dem im Londoner Exil lebenden Oppositionspolitiker und früheren Außenminister Tanzanias, Kambona, zur Aufgabe überreden.
    Damit ging die Flugzeugentführung unblutig zu Ende.
    USA.
    Im New Yorker Banken- und Börsenviertel sind heute Nacht vier Bomben explodiert.
    Es entstand leichter Sachschaden.
    Zu den Anschlägen bekannte sich eine nationalistische puertorikanische Organisation.
    Die Extremisten hatten in den Jahren 1975 bis 1980 bereits zahlreiche Anschläge verübt.
    Sie kämpfen für die Unabhängigkeit der Insel Puerto Rico von den Vereinigten Staaten.
    Die Arbeiter der Automobilfabrik Ford in Detroit haben mit großer Mehrheit einem Kollektivvertrag zugestimmt, indem sie für zweieinhalb Jahre auf Lohnerhöhungen verzichten.
    Die Ford Motor Company verpflichtet sich als Gegenleistung dazu, möglichst wenig Beschäftigte zu entlassen und Werke zu schließen.
    Der Präsident der Automobilarbeitergewerkschaft Fraser meinte dazu, er sei sehr zufrieden, dass 73 Prozent der Arbeiter für den Vertrag gestimmt haben.
    Die Vereinbarung wird nach Ansicht der Gewerkschaft zu größerer Sicherheit für die Beschäftigten und ihre Familien führen.
    Österreich.
    Im Nahverkehrsbereich der Westbahn werden nun probeweise reine Nichtraucherzüge eingesetzt.
    Ab heute werden alle Triebwagenzüge zwischen dem Wiener Westbahnhof und Reckerwinkl sowie Neulenkbach nur aus Nichtraucherwagen bestehen.
    Die Nahverkehrspendelzüge verfügen über keine Aschenbecher.
    Sollte sich der Probebetrieb auf der Westbahnstrecke bewähren, denkt die Bundesbahn an eine Erweiterung der Nichtraucheraktion.
    Soweit die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Mit einer großräumigen Westströmung gelangen milde Atlantikluftmassen nach Mitteleuropa.
    Eingelagerte Störungen streifen den Alpenraum.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh, wechselnd bewölkt mit sonnigen Abschnitten.
    In der Folge im Westen und Norden Bewölkungszunahme und Regenschauer.
    Mäßige bis lebhafte westliche Winde.
    Nachmittagstemperaturen 5 bis 13 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 2 bis plus 6 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Dienstag.
    Veränderlich bis stark bewölkt, örtlich Regenschauer.
    Im Süden und Osten auch einzelne sonnige Abschnitte.
    In freien Lagen lebhafter Westwind.
    Frühtemperaturen zwischen minus 2 Grad in einzelnen Süd- und inneralpinen Tal- und Beckenlagen und plus 6 Grad am Alpenostrand.
    Die Tageshöchsttemperaturen 5 bis 11 Grad.
    Die Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 12 Grad, Westwind 20 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt, 9, Ost 3.
    Linz stark bewölkt, 8 Grad, Westwind 10 Kilometer in der Stunde.
    Salzburg stark bewölkt, 8 Grad, Windstille.
    Innsbruck heiter, 5 Grad, Windstille.
    Bregenz stark bewölkt, 10 Grad, Südwind 15 Kilometer in der Stunde.
    Graz stark bewölkt, 4 Grad Windstille und Klagenfurt stark bewölkt, 5 Grad Windstille.
    12.11 Uhr war es soeben und wir kommen gleich zurück auf die Moskau-Reise des polnischen Partei- und Regierungschefs General Jaruzelski.
    Die Abordnung, die Jaruzelski führt, ist recht umfangreich und er selber vereinigt ja mehrere Funktionen in seiner Person.
    Er ist seit dem 13.
    Dezember des Vorjahres nicht nur Ministerpräsident und Parteichef, er ist auch Verteidigungsminister und Vorsitzender des Militärrates.
    Während Jaruzelski also zum ersten Mal seit Verhängung des Kriegsrechtes in Moskau ist, sind in Polen einige Lockerungen des Ausnahmezustandes in Kraft getreten.
    Aber 4.095 Personen
    sind nach wie vor interniert.
    Das hat der Innenminister bestätigt.
    Was erwartet man allgemein von der Moskau-Reise Jaruzelskis?
    kann sie Änderungen der Polen-Krise bewirken?
    Dazu Barbara Kudnow-Kalergi.
    Jaruzelski kann seinen sowjetischen Gastgebern zweifellos nicht das melden, was diese am liebsten hören möchten, nämlich Prozess der Normalisierung abgeschlossen.
    Er kann nur eine Zwischenbilanz geben, in der Erfolge und Misserfolge einander die Waage halten und hoffen, dass das den Sowjets fürs Erste genügt.
    Als wichtigstes kann der Militärrat vorweisen, dass er die Zustimmung von Partei und Parlament zur Politik des Kriegsrechts bekommen hat.
    Die Partei ist von zu solidaritätsfreundlichen und von korrupten Führungsmitgliedern gesäubert und auch aus dem Parlament sind indessen drei zu liberale Abgeordnete ausgeschieden, zwei erst an diesem Wochenende.
    Außerdem hat sich die Partei bei der ersten Tagung des Zentralkomitees seit dem Kriegsrecht in der Vorwoche zwar nicht geschlossen, aber wenigstens in dem Punkt als einig präsentiert, dass es keine fraktionellen Gruppen und Foren mehr geben soll.
    Das ist immerhin eine äußere Unterstützung von Jaruzelskis Kurs der Mitte.
    Am meisten wird die Moskauer Gastgeber natürlich interessieren, ob der General die Lage im Lande unter Kontrolle hat.
    Seit zwei Wochen sind nirgends größere Unruhen bekannt geworden, aber die Flugblatt-Aktionen der Untergrund-Solidarität machen dem Regime nach wie vor Sorgen und in Presseberichten wird zugegeben, dass, wie es heißt, die Konterrevolution noch nicht geschlagen ist.
    Von einer Unterstützung des Militärrats durch die Bevölkerung kann schließlich keine Rede sein.
    Die Kirche hat zwar erst am Wochenende wieder zu Einheit und Verständigung aufgerufen, aber Primas Glemp hat auch ausdrücklich hinzugefügt, das sei keine Einwilligung in den jetzigen Stand der Dinge.
    Nach wie vor fordert die Kirche die Aufhebung des Kriegsrechts, die Freilassung der Internierten und die Zulassung der Solidarität.
    Als letzten großen Brocken muss Jaruzelski in Moskau schließlich seine Wirtschaftsreform absegnen lassen, die größere Autonomie für die Betriebe vorsieht.
    Hier dürfte es keine größeren Schwierigkeiten geben, wenn das Rezept nur funktioniert.
    Das aber ist bis jetzt noch alles andere als sicher.
    Noch ein kleiner Nachtrag zur Lage in Polen selber.
    Nach vielen Wochen fast völliger Isolation durfte Gewerkschaftsführer Lech Walesa am Wochenende mit seinen beiden Söhnen Bogdan und Slavek sprechen.
    Nach Angaben der beiden kann Walesa Radio hören und Fernsehen sowie Bücher und Zeitungen lesen.
    Im Übrigen trägt er jetzt einen Vollbart.
    Zurück aber zur Moskau-Reise der starken polnischen Regierungsdelegation.
    Spektakuläre Ergebnisse sind also kaum zu erwarten.
    Aber zwei Dinge, sie gelten als ziemlich sicher.
    Die sowjetische Führung dürfte Jaruzelski zu weiterem harten Vorgehen gegen Reformbewegungen in Polen auffordern.
    Und die polnische Delegation, sie wird wohl um weitere Hilfe ersuchen.
    Aber hören wir Otto Hörmann aus der sowjetischen Hauptstadt.
    Den Lesern der Pravda blickt heute von der Titelseite Partei- und Regierungschef Jaruzelski entgegen in voller Uniform, mit Orden und mit einer detaillierten Darstellung seines militärischen Werdegangs.
    Die Sowjetmenschen sind sicher, heißt es dazu im Text, dass der Besuch zur weiteren Festigung der Freundschaft, Einigkeit und allseitigen Zusammenarbeit beitragen wird.
    Im Inneren des Parteiplatzes wird ausführlich über zwei Projekte berichtet, die in Polen mit sowjetischer Hilfe realisiert werden sollen.
    Die Warschau-U-Bahn und das erste polnische Atomkraftwerk.
    Die beiden Projekte werden als Symbole der polnisch-sowjetischen Freundschaft bezeichnet.
    Der mit militärischer Hilfe ins Moskau-Vaterhaus zurückgeholte verlorene Sohn wird belohnt.
    Dies ist der Tenor der Beziehungen Moskau-Warschau seit dem 13.
    Dezember.
    Als erste Besucher nach Verhängung des Kriegsrechtes sprachen polnische Wirtschaftsfunktionäre im Jänner in Moskau vor und unterzeichneten ein Protokoll über Waren- und Zahlungsverkehr für 1982.
    Ohne genauere Angaben wurden sowjetische Lieferungen von Gas und Öl sowie anderen Rohstoffen an Polen zugesagt, Gesamtwert 4,8 Milliarden Rubel.
    Dafür soll Polen Baumaschinen, Werkzeugmaschinen und Ausrüstung für die chemische Industrie im Wert von 2,7 Milliarden Rubel liefern.
    Das resultierende Handelsbilanzdefizit der Polen soll durch einen günstigen sowjetischen Rubelkredit gedeckt werden.
    Nach den Wirtschaftlern kam der polnische Außenminister Czirek in die Sowjetmetropole und wurde sogar von dem mittlerweile neben Stalin begrabenen Michael Suslov empfangen.
    Mit der Entscheidung des Czirek-Besuches war es aber wohl vor allem gewesen, nach außen hin den Anschein von diplomatischer Normalität zu geben, denn Czirek ist zwar Politbüro-Mitglied und ZK-Sekretär, aber er hat nichts mit dem regierenden Militärrat der nationalen Rettung unter Jaruzelski zu tun.
    Jaruzelski war der Gratulationschor für Brezhnevs 75.
    Geburtstag vor Weihnachten ferngeblieben und seit seiner Bestellung zum Parteichef sind mehr als vier Monate vergangen.
    Eine ungewöhnliche zeitliche Verzögerung für den Antrittsbesuch eines Ostblock-Parteichefs im Kreml, die sich aber erklären lässt erstens durch die schwierige Lage in Polen, zweitens durch die Tatsache, dass in Polen das Militär die Partei retten musste, was dem Moskau-Modell nicht entspricht,
    Und drittens, durch die Absicht, den Anschein zu vermeiden, dass Jaruzelski auf Geheiß des Kremls gehandelt habe, als er das Militär auf die Straßen schickte.
    Wie Moskau jetzt die Lage in Polen sieht, dafür gibt es zwei autoritative Darstellungen aus der jüngsten Zeit.
    Mitte Februar erklärte Ministerpräsident Tichonow,
    Man könne mit voller Berechtigung sagen, dass das Kriegsrecht Polen vor Anarchie, Auflösung und Bürgerkrieg bewahrt habe.
    Die Sowjetunion sei an der Wiederherstellung des normalen Lebens in Polen interessiert.
    Daraus kann man herauslesen, dass Moskau voll hinter dem Kriegsrecht steht und was man in Moskau unter Normalisierung versteht, ist bekannt aus dem Beispiel Czesus R. Noch deutlicher ist am Wochenende Leonid Samjatin, Chef der Abteilung für internationale Information im ZK, geworden.
    Durch das Kriegsrecht sei der Sozialismus in Polen verteidigt, aber nicht die Kontrrevolution ausgemerzt worden, sagte Samjatin.
    Und weiter meinte er, ein Teil der Gewerkschaftler sei im Untergrund mit dem Aufbau eines geheimen Netzes beschäftigt.
    Daraus scheint sich ableiten zu lassen, dass der Kreml noch nicht die Zeit gekommen sieht, die Militärherrschaft in Polen zu lockern.
    Es wird Jaruzelski in Moskau nicht leicht gemacht werden, die politischen und wirtschaftlichen Interessen seines Volkes mit den Erwartungen Moskaus zu vereinbaren.
    Und wir wechseln jetzt um 12.19 Uhr nach Österreich.
    Beim wöchentlichen Pressegespräch von Handelsminister Staribacher sind heute Mittag nämlich die neuesten Zahlen über den österreichischen Fremdenverkehr präsentiert worden.
    Eins vorweg, wir können halbwegs zufrieden sein.
    Während aus dem Ausland eine eher rückläufige Tendenz bei den Nächtigungen gemeldet wird, hat es in Österreich zwischen November und Jänner einen Zuwachs gegeben.
    Nicht viel zwar, aber immerhin ist die Zahl der Nächtigungen in diesem Zeitraum gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Prozent auf 18,4 Millionen gestiegen.
    Über Details informiert sich jetzt Hans-Christian Unger.
    Der österreichische Fremdenverkehr kann mit der bisher gelaufenen Wintersaison zufrieden sein.
    Zumindest was den Zuwachs an Nächtigungen in den Wintersportorten betrifft.
    Beim heutigen Pressegespräch des Handelsministers sind die aktuellen Zahlen bekannt gegeben worden.
    Im Jänner 1982 ist im Vergleich zu Jänner 81 die Zahl der Ausländernächtigungen um 5,6% auf 7,8 Millionen gestiegen.
    Die Zahl der Inländernächtigungen ist um 1,4% auf 2,2 Millionen geklettert.
    Und auch das gesamte erste Winterhalbjahr, von November bis Jänner gerechnet, hat sich im Verhältnis zum Vorjahr neuerlich positiv entwickelt.
    Die Hauptursache dafür, dass die Betten in den Hotels, Gasthöfen und Pensionen ziemlich gut ausgelastet sind, viel Schnee in den westlichen Bundesländern und ein gutes Wetter, das, von Ausnahmen abgesehen, seit dem Ende der Weihnachtsferien anhält.
    Von Bundesland zu Bundesland betrachtet ist der Gästezuwachs allerdings unterschiedlich verlaufen.
    Dazu Alfons Würzl, Fremdenverkehrsexperte im Handelsministerium.
    Es haben die drei westlichen Bundesländer, Tirol, Salzburg, Vorarlberg, erhebliche Zuwächse.
    Und es haben die Bundesländer mit schwächerem Winterfremdenverkehr Abnahmen.
    Zusätzlich hatte zum Beispiel noch Kärnten und der Schneemödel zu leiden.
    Trotz Rekordmeldungen kann die Wirtschaft in den Fremdenverkehrsorten insgesamt nur bedingt zufrieden sein.
    Denn der Urlauber spart nach wie vor bei den Nebenausgaben, wie etwa beim Einkauf in den Sportgeschäften oder bei Getränken.
    Das Sparbewusstsein hat sich aber glücklicherweise noch nicht so weit ausgedehnt, dass die Gäste in billigere Quartiere gewechselt sind.
    Handelsminister Staribacher bei der heutigen Pressekonferenz
    Im Großen und Ganzen, wenn man die A-, B-, C- und D-Kategorien betrachtet, so ist es also so, dass A und B nach wie vor eine bessere Zuwachsrate hat, als wie C und D, D überhaupt nicht.
    Das heißt, das Leistungspreisverhältnis verlangt v.a.
    noch immer dem Gas,
    zur besseren Qualität in den gewerblichen Betrieben.
    Was dagegen sehr interessant ist, ist die starke Zunahme, Sie haben es in den Unterlagen ja drinnen, bezüglich der sonstigen Quartiere.
    Da zeigt sich also klar und deutlich, dass hier auch das Preis-Leistungs-Verhältnis dort besser stimmt.
    Das heißt, man geht also mehr in
    Schutzhütten in größere Lager und so weiter, Jugendveranstaltungen insbesondere in Appartements und so fort, die preiswerter sind für den einzelnen Gast oder preiswerter scheinen.
    Und daraus erklärt sich dieses starke Übernachtungszuwachs.
    bei den Kategorien, die wir hier unter Sonstiges angeführt haben.
    Damit Österreich auch in Zukunft auf den internationalen Fremdenverkehr als wichtigsten Devisenbringer setzen kann, bemüht man sich im Handelsministerium, Einschränkungen für Touristen, wie sie im Ausland bestehen, abzuschaffen.
    So hat Österreich bei der OECD den Antrag gestellt, Hindernisse abzuschaffen, die, so wörtlich, den freien Fluss des Tourismus behindern.
    Die gegenwärtige Situation beleuchtet anhand von zwei Beispielen Alfons Würzl.
    Es gibt verschiedene Dinge.
    Es gibt Länder in Europa, die heben
    auf den für Flugpauschalreisen ins Ausland Taxen ein, Steuern ein.
    Diese Steuern sind zunächst vor Jahren relativ niedrig angesetzt gewesen und haben daher kein Reisehindernis gebildet zunächst einmal.
    Sie sind aber dann stufenweise angehoben
    worden und bilden nun tatsächlich ein Reisehindernis, weil einfach die Steuer so hoch ist, dass so und so viele Leute sich sagen, insgesamt kostet mich das so viel, ich verzichte darauf.
    Dann gibt es andere Dinge und da muss ich sagen, das ist also tatsächlich jetzt knapp vor dem
    ist auch mit, nicht ausschließlich, sage ich ausdrücklich, aber mit zuzuschreiben der österreichischen Initiative.
    Es hat doch bekanntlich Italien dieses Zwangsdepot nicht nur auf Importe, sondern auch auf Reisen ins Ausland hier verfügt, voriges Jahr.
    Und dieses ganze Zwangsdepot läuft jetzt oder ist gestern ausgelaufen.
    Von der OECD wiederum bekam Österreich auch für 1981 die Bestätigung, wie erfolgreich der Fremdenverkehr im Vorjahr im Verhältnis zur ausländischen Konkurrenz gelaufen ist.
    In den westlichen Industrieländern Europas ist die Zahl der Ausländernächtigungen insgesamt um 2,6 Prozent gesunken.
    Österreich dagegen kann einen Zuwachs von 2,6 Prozent verzeichnen und hat demnach auch im vergangenen Jahr Marktanteile gewonnen.
    Eine positive Winter Fremdenverkehrsbilanz Österreichs hat uns Hans-Christian Unger präsentiert.
    Das nächste Thema Wohnraumbeschaffung durch öffentliche Förderung.
    Das ist eine der drängendsten Fragen unserer Zeit.
    Und nicht nur durch Skandale, wie zum Beispiel jetzt rund um die WBO, wird ihre wirtschaftliche Bedeutung offenkundig.
    Umso dringender wird sie aber, wenn das System des sozialen Wohnbaus nicht mehr ganz so funktioniert, wie ursprünglich vorgesehen.
    Durch verschiedene Entwicklungen ist es dazu gekommen, dass der soziale Wohnbau mit öffentlicher Förderung oft nicht mehr jenen zugutekommt, für die er gedacht war und ist, den sozial Bedürftigen.
    Aus diesem Grund laufen innerhalb der Regierungspartei schon seit zwei Jahren Beratungen über eine Neuordnung der Wohnbauförderung.
    Und nun scheinen diese Bemühungen in die Zielgerade einzubiegen.
    Am kommenden Freitag wird die eigens zu diesem Zweck eingerichtete Kommission des Bundesparteivorstandes der SPÖ in Linz den Entwurf für ein neues Wohnbauprogramm verabschieden.
    Danach sollen diese Vorschläge im April und im Mai öffentlich diskutiert und das Endprodukt im Juni endgültig beschlossen werden.
    Hören Sie näheres von Markus Sommersacher.
    Grundidee des neuen Wohnbauprogramms der SPÖ ist es, die soziale Funktion der Förderung wieder stärker als in der Vergangenheit in den Mittelpunkt zu rücken.
    Übersetzt heißt das vor allem Miet- und Genossenschaftswohnungen fördern, zweitens die finanziellen Hürden beim Erwerb einer geförderten Wohnungswegräume, drittens aber die Rückzahlungen für die staatliche Förderung mehr als jetzt der finanziellen Leistungsfähigkeit des Einzelnen anpassen.
    Im Einzelnen.
    Trotz der gerade durch die bekannt gewordenen Machinationen im Zusammenhang mit der WBO heftig umstrittenen Genossenschaftsidee im sozialen Wohnbau setzt die SPÖ auch in Zukunft weiter auf diese alte Grundidee ihrer Wohnbaupolitik, erläutert einer der Koordinatoren der Arbeiten für das neue Wohnbauprogramm der SPÖ, Diplom-Volkswirt Herbert Thieber.
    Das Programm gibt zum Ausdruck, dass
    im Bereich des sozialen Wohnbaus der kommunale und gemeinnützige Wohnbau eine nach wie vor dominierende Rolle spielt.
    Wir machen aber zusätzlich darauf aufmerksam, dass sich etwa das Genossenschaftswesen im Wohnbaubereich und die Gemeinnützigkeit im Wohnbaubereich sehr streng auf die eigentliche Zielsetzung, die mit den Begriffen Gemeinnützigkeit und Genossenschaft verbunden ist, Rücksicht zu nehmen hat.
    Dies soll jedoch nicht heißen, dass in Zukunft der Bau von Eigentumswohnungen und Eigenheimen mit keiner öffentlichen Förderung mehr rechnen können wird, betont der zweite maßgebliche Experte, Dr. Hannes Woboda von der Wiener Arbeiterkammer.
    Ein solcher Schritt sei entgegen entsprechenden Presseberichten nie zur Diskussion gestanden.
    Wenn jemand Eigentum erwirbt, so hat er über diese Wohnung eine erhöhte Verfügungsmacht gegenüber einem Mieter.
    Und in dem Zusammenhang ist es doch sicherlich überlegenswert zu sagen, dass dieser Eigentümer auch eine erhöhte Leistungsbereitschaft zeigen soll und daher erhöhte finanziellen Aufwand sich auch anrechnen lassen muss.
    Soviel zum Grundsätzlichen.
    Eines der großen Anliegen der SPÖ-Wohnbaupolitiker soll es aufgrund der horrend gestiegenen Wohnungskosten sein, finanzielle Barrieren beim Erwerb einer geförderten Wohnung abzubauen, wenn nicht ganz beiseite zu räumen.
    Derzeit müssen Wohnungssuchende beim Erwerb einer Miet- und Genossenschaftswohnung oft einen Grundkostenanteil und einen Baukostenanteil in Höhe von 5 Prozent der Baukosten entrichten und das geht gleich beim Erwerb einer Wohnung schwer ins Geld.
    Diese Hürde soll zumindest kleiner werden, kündigt Swoboda an.
    Es ist daher zu überlegen, entweder den Grundkostenanteil nicht gleich zu Beginn zu verlangen, sondern im Laufe der Jahre über die Miete zu verrechnen oder das beim Baukostenanteil zu machen, wobei durchaus anzustreben wäre, dass beide Kostenanteile eher im Laufe der Zeit über die Miete verrechnet werden und nicht als Eingangsanforderung bestehen bleiben.
    Kann man da Zahlen nennen, was würde das bringen?
    Naja, das könnte durchaus also bedeuten, dass 50.000 bis 150.000 Schilling weniger am Anfang zu zahlen werden.
    Damit würde der Erwerb einer geförderten Wohnung also sehr erleichtert.
    Weitere Erleichterungen planen die sozialistischen Wohnbaupolitiker in der Folge auch für die ersten Jahre nach dem Bezug der Wohnung.
    während derzeit die gewährten Förderungsmittel in gleicher Höhe bis zu 50 Jahre lang zurückgezahlt werden müssen, wie man die Laufzeiten dieser Darlehen jetzt auf etwa 30 bis 35 Jahre verkürzen.
    Und es ist vorgesehen, dass in den ersten Jahren nach dem Bezug der Wohnung sehr geringe, später aber stärkere Rückzahlungen geleistet werden müssen.
    Dies heißt also, dass die Darlehensrückzahlungen der steigenden finanziellen Potenz des Wohnungsbenützers angepasst werden sollen.
    Ein erstes Beispiel bieten dabei jene 5.000 Wohnungen, die jetzt nach dem Willen der Regierung durch das Sonderwohnbauprogramm errichtet werden sollen.
    Sie sollen den Mieter anfangs 25 Schilling pro Quadratmeter und Monat kosten, ab dem dritten Jahr jeweils um 5% jährlich mehr.
    Dies wäre ein Modell, meint Swoboda.
    Ich könnte mir vorstellen, dass wir in etwa das auch für die normale Wohnbauförderung in Kraft setzen, wobei man über die 5% jährliche Steigerung durchaus reden kann, eventuell einen etwas längeren Zeitraum am Anfang haben, wo die Anfangsbelastung gleich bleibt und mit etwa 4 bis 5% dann eine jährliche Steigerung haben.
    Parallel dazu überlegt man auch dem Mieter jene Mietenverteuerungen zu ersparen, die in letzter Zeit durch das rasant gestiegene Zinsenniveau entstanden sind.
    Soweit einige der Kernpunkte der Vorstellungen des neuen Wohnbauprogramms der SPÖ.
    Voraussetzung dafür wären allerdings Bestimmungen, mit denen die Förderungswürdigkeit des Einzelnen objektiver festgestellt wird und die dann auch in der Praxis strenger gehandhabt werden sollen.
    Des Weiteren will man bestehende Gesetze für die Verhinderung von Bodenspekulationen rigoroser anwenden, die Baupreisexplosion durch möglichst viel öffentliche Ausschreibung einbremsen und die Stadterneuerung forcieren.
    Nicht direkt im Entwurf für ein neues Wohnbauprogramm enthalten sind Vorschläge, wie jenes Problem gemeistert werden kann, das derzeit die größten Kopfzerbrechen verursacht, die Betriebskosten einer Wohnung.
    Gestiegene Energie- und Heizungskosten, höhere Wasser-, Müll- und Verwaltungsgebühren sind also so scheint es etwas, womit wir uns alle abzufinden haben.
    12.31 Uhr ist es jetzt in wenigen Sekunden.
    29 Minuten bleiben uns noch im Mittagsschanal und mindestens fünf Beiträge sollen in dieser Zeit noch Platz finden.
    Es werden das die Inlandspresseschau sowie aus dem Ausland Beiträge über die Konflikte in Israel wegen der bevorstehenden Rückgabe der Halbinsel Sinai an Ägypten sowie die neuen Anmerkungen zur Tito-Biografie des jugoslawischen Publizisten und Historikers Wladimir Didier
    Christine von Kohl hat den Autor in Jugoslawien besucht und dann einen Kulturbeitrag, eine Vorschau auf das Wiener Literatursymposium unter dem Motto Beziehungen, Trennungen.
    Zunächst aber weiter in der Innenpolitik.
    Die ÖVP tritt Ende dieser Woche zu einem außerordentlichen Bundesparteitag zusammen.
    Bereits vorher formulierten die einzelnen Teilorganisationen ihre Anträge, das heißt ihre Vorstellungen davon, wie der Kurs der Volkspartei in Zukunft weitergehen soll.
    Besonderes Interesse gilt dabei der ÖVP-Jugendorganisation, der jungen ÖVP, nicht nur deswegen, weil das die größte parteipolitische Jugendorganisation in Österreich ist, sondern vor allem auch deshalb,
    weil die Konfrontation zwischen Jung und Alt, etwa in der SPÖ, ein recht beliebtes Thema ist.
    Der Chef der jungen ÖVP, Otmar Karas, hat heute die Anträge seiner Organisation der Öffentlichkeit vorgestellt.
    Seine Anträge richten sich im Wesentlichen gegen die Politikerprivilegien, gegen die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf,
    gegen eine Politik der Aufrüstung und gegen die Schulgesetznovelle des Unterrichtsministers.
    Mit Ottmar Karras spricht Wilfried Seifert.
    Herr Karras, Sie sind der Chef der größten parteigebundenen Jugendorganisation Österreichs.
    Wenn Ihr Pendant auf der sozialistischen Seite der Herr Zschapp etwas sagt, dann bemühen sich die Medien um ihn, wollen ihn haben, bitten ihn zu einer Pressestunde, bitten ihn zu Interviews.
    Sie müssten eine Pressekonferenz veranstalten, um Gehör zu finden in der Öffentlichkeit.
    Woran liegt das?
    Ich glaube, dass sie erstens nicht so krass ist, dass auch die junge ÖVP durch ihre Tätigkeit in der Öffentlichkeit Gehör findet.
    Aber es hat natürlich auch seinen Grund, dass das Verhältnis der Gesamtpartei zu der Jugendorganisation in beiden Parteien verschieden ist.
    Heißt das, dass sie zu brav sind?
    Das heißt das nicht.
    Das heißt, dass wir innerhalb der Partei, der österreichischen Volkspartei, etwas bewirken.
    Und das heißt, dass das, was wir an Vorschlägen täglich auf den Tisch legen, an Diskussionsstoff auf den Tisch legen, in der Partei diskutiert wird und nicht sofort zur Konfrontation und Ablehnung führt.
    Was ist der Herr Chapp für Sie?
    Ein Verbündeter oder ein Gegner?
    Vor dem Hintergrund, dass Sie heute hier eine Pressekonferenz veranstaltet haben und dass Ihnen durchaus nahestehende Journalisten, die man als sogenannte Erwachsene bezeichnen müsste, mit einer ganz beachtlichen Aggression zum Beispiel ihre Thesen, ihre Ideen angegriffen haben.
    Was ist der Chapp zu Ihnen?
    Verbündeter oder Gegner?
    Der Herr Chapp ist der Vertreter der sozialistischen Jugend, der in seinem Bereich tätig ist.
    Und er ist für mich weder Verbündeter noch Gegner.
    Die Frage läuft darauf hinaus, die Auseinandersetzungen der Zukunft, die Sie in irgendeiner Form als politisch tätiger Mensch zu bewältigen haben werden.
    Sind das Auseinandersetzungen im traditionellen Strickmuster rechts-links oder sind das eher Auseinandersetzungen alt gegen jung, herkömmliche Formen gegen neue Reformen?
    Innerhalb der österreichischen Volkspartei überhaupt sind es sehr oft sicherlich Fragen zwischen alt und jung, weil ja die ältere Generation bereits Erfolgserlebnisse hatte, die Wiederaufbau geheißen haben und wir in eine bereits Wohlfahrtsgesellschaft hineingewachsen und geboren wurden, wo wir bereits die Konsequenzen aus dieser Politik sehen, des materiellen Meers und so weiter.
    und dass wir einfach natürlich neue Themen in die Tagespolitik hineintragen wollen, wo wir glauben, dass sie in der Zukunft stärker unsere Diskussion bestimmen.
    Dazu passt, Sie sind in diese heutige Pressekonferenz gegangen mit einem kleinen grünen Buch an der Hand, die Zukunft in unserer Hand von Norelio Peccei.
    Das ist so etwas wie das erste Lesebuch für werdende Grüne, könnte man übersetzen.
    Versuchen Sie auch, den grünen Gedanken in die FAB über die Jugend hineinzutragen.
    Wir versuchen innerhalb der österreichischen Volkspartei sicherlich jene Bereiche von der Umweltfrage begonnen bis hin zu einer lebenswerten Umgebung bis zu Fragen der Friedenspolitik, die derzeit im Jugendbereich tätig sind und auch viele positive Elemente aus den Grünenbewegungen innerhalb der österreichischen Volkspartei hineinzutragen, weil wir einfach glauben, dass eine Partei der Zukunft wie die ÖVP an diesen Fragen nicht vorbeigehen darf, sondern sie aktiv diskutieren muss.
    Noch einmal zu Herrn Tschappa von der sozialistischen Jugend, der kriegt mit schöner Regelmäßigkeit seine Ohrfeigen, wenn er irgendwo gemeinsam bei einer Demonstration mit Kommunisten etwa für den Frieden gesehen wird.
    Die Gretchenfrage in dem Zusammenhang auch an Sie, wie halten Sie es mit einer Kooperation mit kommunistischen Organisationen im Interesse von Friedensdemonstrationen, Friedensaktionen ähnlichen?
    Wir demonstrieren und diskutieren
    Für den Frieden mit allen jenen Organisationen, die denselben Frieden meinen wie wir, nämlich den Frieden in Freiheit und nicht den Frieden auf Kosten der Freiheit.
    Wilfried Seifert hatte den Chef der Jungen ÖVP, Otmar Karas, vor seinem Mikrofon.
    Die von der katholischen Kirche am Wochenende in Linz organisierte Friedenskundgebung steht im Mittelpunkt der heutigen Inlandspresse-Schau.
    An der Veranstaltung haben gestern etwa 16.000 Menschen teilgenommen.
    Den Abschluss bildete ein Gottesdienst im Linzer Dom mit dem neuen Linzer Bischof Eichern.
    Irmgard Bayer hat Auszüge aus Kommentaren zu dieser Friedenskundgebung zusammengestellt.
    In den oberösterreichischen Nachrichten schreibt Josef Schichor,
    Nur die Richtung war umgekehrt.
    Vor zwei Wochen hatten sich in der DDR Dresdner Jugendliche in der Kirche versammelt und zogen dann zu Tausenden auf die Straße, um eindrucksvoll ihren Willen und ihre Fragen zum Frieden auszudrücken.
    Gestern zogen Tausende von Oberösterreichern von Linzer Plätzen zur Bischofskirche, um sich hier auf den Frieden zu besinnen.
    Aber die Richtung ist nicht so entscheidend.
    Wichtig ist, dass es nicht beim Gotteshaus bleibt.
    Gebet ist sicher gut.
    Es muss aber auf die Straße hinaus drängen, in die Politik hinein, in das praktische Verhalten.
    Gerade jetzt, wo die Friedensbewegungen immer mehr zur Ideologiefrage werden, käme den Katholiken eine wichtige Funktion zu.
    Sie könnten zur Brücke, zur Drehscheibe für die Zusammenarbeit aller Gutwilligen und Halbgutwilligen werden.
    In der Presse heißt es in einem kurzen Kommentar zu dieser Friedensdemonstration Selten noch sind in dieser Republik so wichtige und so richtige Worte zum Thema Frieden gefallen.
    Bischof Aichner warnte sich gegen den kleinkarierten Wohlstandsbürger Frieden, er prangerte das gedankenlose Konsumieren an,
    Er zeigte aber auch die Doppelbürdigkeit einer Moral auf, die Waffenproduktion und Waffenexport geißelt, aber, wie er sagte, die Tötung Hunderttausender im Mutterleib stillschweigend hinnimmt oder gar offen billigt.
    Friede, sagte der Linzer Bischof, sei nicht bloß nicht Krieg.
    Er setze Freiheit und Achtung der Menschenrechte voraus.
    Und im ÖVP-Organ Neues Volksblatt meint Johann Drachsler über den Sinn von Friedensdemonstrationen,
    Utopisch sind sie dann, wenn man glaubt, dass die Mächtigen dieser Erde tatsächlich ihre Meinung ändern, nur weil in irgendwelchen Ländern 10, 20 oder 100.000 Menschen für den Frieden auf die Straße gehen.
    Realistischer sind jene, die meinen, dass auch der kleinste Schritt zum Frieden ein notwendiger Schritt ist und die nicht nur den großen Weltfrieden unter den Völkern im Auge haben, sondern auch den kleinen Frieden unter den Menschen selbst.
    Das war die Inlandspresse-Schau und jetzt um 12.39 Uhr noch einmal ins Ausland zum nach wie vor bestehenden Krisenherd Nahost.
    In Israel protestieren mehrere tausend Radikale gegen die Sinai-Blockade durch das Militär.
    Nach dem israelisch-ägyptischen Friedensvertrag soll die Halbissel Sinai am 25.
    April an Ägypten zurückgegeben werden.
    Bis spätestens 31.
    März müssen die israelischen Siedler das Wüstengebiet verlassen haben.
    Der Konflikt könnte auch zu einer Regierungskrise führen und überdies gibt es Auffassungsunterschiede bezüglich der Route des für Mitte März geplanten Israel-Besuchs des ägyptischen Präsidenten Mubarak.
    Dazu Moshe Maisels.
    Die Sperre aller Zufahrtsstraßen nach dem Jamit-Gebiet im Nordsinai und Ophira am Roten Meer hat am Vormittag zu einem größeren Zusammenstoß zwischen israelischen Polizei- und Militäreinheiten
    und illegalen Siedlern in Priel bei Yamid geführt.
    Polizei und Militär evakuierten 200 Siedler mit Gewalt aus dem Gebiet, die gegen die Sperre protestierten.
    Es kam zu einem Handgemenge, wobei mehrere Siedler, die der Bewegung zur Verhinderung der Räumung Sinais angehören, verhaftet wurden.
    Sie werden von einem zu diesem Zweck errichteten Schnellgericht in Rafiach abgeurteilt werden.
    Im Gebiet von Yamit und Ofira herrscht große Spannung, nachdem bisher sämtliche Appelle der Bevölkerung an Ministerpräsident Begin, Verteidigungsminister Sharon und Generalstabschef Eitan abgelehnt wurden, die Sperre aufzuheben.
    Das israelische Kabinett hält an seinem Beschluss fest, das für den Rückzug bestimmte Gebiet auf Sinai bis zum Übergabetermin an Ägypten am 26.
    April abzuriegeln.
    Die Bewegung zur Verhinderung der Räumung Hinais, die bereits 300 Familien ins Gebiet von Jamid gebracht hat, wollte im März weitere 260 Familien einschleusen, um den Rückzug zu stören.
    Diese Bewegung sollte Siedler aus dem Westjordanland und den Golanhöhen, Mitglieder religiöser Schulen und Studenten umfassen, die planten, sich der Räumung Hinais mit Gewalt zu widersetzen.
    Die vom Verteidigungsminister Scharon verhängte militärische Sperre sämtlicher Zufahrtsstraßen in diese Gebiete soll den Plan der Bewegung vereiteln.
    In Jerusalem demonstrierten Mitglieder der Bewegung zur Verhinderung der Räumung Sinais vor der Residenz des Ministerpräsidenten, wobei es zu Zusammenstößen mit der Polizei und mehreren Verhaftungen kam.
    Dabei gibt es auch Meinungsverschiedenheiten zwischen Generalstabschef Etan und Verteidigungsminister Scharon.
    Generalmajor Etan, der blutige Zusammenstöße zwischen dem Militär und den Siedlern von Jamid verhindern will, neigt zur Aufhebung der Sperren unter gewissen Bedingungen, während Verteidigungsminister Charron ultimativ auf ihre Aufrechterhaltung bis zum 26.
    April besteht.
    Im Zeichen der Sperre Sinais hat die Belgien-Regierung ihre Mehrheit im Parlament verloren.
    Vizereligionsminister Chaim Druckmann, der an der Spitze der Bewegung zur Verhinderung der Räumung hinein steht und sich in Jamid niedergelassen hat, erklärte, er werde im bevorstehenden Misstrauensvotum gegen die Regierungsstimmen und zur Opposition übergehen.
    Damit wird die Beijing-Regierung nur über 60 Stimmen der Koalition im Parlament von insgesamt 120 Abgeordneten verfügen.
    Sie wird jedoch nicht fallen,
    da die Arbeiterparteien sich der Stimme enthalten werden, um der Durchführung des Friedensabkommens mit Ägypten Gewähr zu leisten.
    Während die Regierung in Jerusalem im Sinai scharf durchgreift, ist jedoch eine Krise in den Beziehungen zu Ägypten ausgebrochen, die den für Mitte des Monats angesetzten Besuch von Präsident Mubarak in Israel blockiert.
    Mubarak hat nämlich Jerusalem wissen lassen,
    dass er sich weigert, Jerusalem in seinem Besuchsprogramm einzubeziehen, da er in dieser heiklen Frage unter dem Druck der Opposition in Ägypten und der arabischen Welt stehe.
    Das israelische Kabinett hat jedoch beschlossen, dass eine Ausklammerung der Hauptstadt Israels nicht infrage komme und dass es in diesem Falle mit Bedauern auf den Besuch Mubarak verzichten muss.
    Der jugoslawische Publizist und Historiker Wladimir Dedijer hat sein Tito-Bild retuschiert.
    Dedijers neue Anmerkungen zur Tito-Biografie sind in Jugoslawien auf heftige Kritik gestoßen.
    Man wirft ihm vor, er habe seinerzeit mit der Herausgabe seiner Tito-Biografie viel zum Personenkult um Tito beigetragen und er revidiere nun verschiedenes.
    Die Tito-Biografie wurde 1952 herausgegeben und sie ist ein Jahr später auch in deutscher Sprache erschienen.
    Die Angriffe auf die neue Darstellung entkräftet Didier mit den Worten, er habe drei Jahrzehnte lang Material gesammelt und das ergebe nun eben ein anderes Bild.
    Christine von Kohl hat den Autor in seiner Wohnung in Jugoslawien aufgesucht und sie fasst jetzt zusammen.
    Vladimir Didiers neue Beiträge zu einer Tito-Biografie
    Wie der Titel dieses zweiten Bandes seiner offiziellen Titelbiografie lautet, wurden blitzschnell in einer Auflage von 70.000 Exemplaren verkauft.
    Trotz des für hiesige Verhältnisse sehr hohen Preises von umgerechnet rund 550 Schillingen.
    Heute wird das Buch schwarz gehandelt und mit Kaffee bezahlt.
    Bekanntlich hier seit längerem eine schmerzlich vermisste Mangelware.
    Weitere Auflagen des Buches wurden zwar nicht verboten, aber verhindert.
    und gegen den Verleger in Rijeka kürzlich an Parteiverfahren eingeleitet.
    Verboten ist das Buch lediglich in den Bibliotheken der Jugoslawischen Volksarmee.
    Auch darf es nicht im Schulunterricht verwendet werden, wo der erste Band seit seinem Erscheinen in den frühen 50er Jahren so etwas wie Pflichtlektüre ist.
    Zu diesem Erfolg verhalf den neuen Beiträgen nicht nur der Inhalt, sondern in hohem Maße Form und Lautstärke der Kritik, die von offizieller und von offizieller Seite
    vom Tag des Erscheinens vor drei Monaten bis heute dagegen erhoben wird.
    Sie richtet sich wiederum nicht in erster Linie gegen den Text, sondern gegen den Autor.
    Er wird als Lügner, als Fälscher, als Dilettant dargestellt, in dem gleichzeitig sein Privatsleben in diese Kampagne einbezogen wurde, sollte das Bild eines durch und durch unglaubwürdigen, moralisch unzuverlässigen und unfähigen Autors entstehen.
    Es wurden ihm auch eine lange Reihe von technischen, historiografischen Detailfehlern vorgeworfen, zum Teil wahrscheinlich nicht einmal zu Unrecht.
    Aber keiner hat behauptet, dass die konkreten sogenannten Enthüllungen, die das Buch bringt in Bezug auf Titus Person, auf Tito als oberster Befehlhaber der Partisanen im Zweiten Weltkrieg, in Bezug auf die Partisanen und die Kämpfe selbst, erlogen seien.
    Da beschränkten sich die Argumente auf Formulierungen wie
    So kann man über unsere Revolution nicht schreiben."
    Oder, die Revolution hat gesiegt, also können ihre führenden Persönlichkeiten keine negativen Menschen sein und ähnliches.
    Dass Tito strategische Fehler begangen hat, dass er menschliche Schwächen hatte, dass die Partisanen nicht besser waren denen gegenüber, gegen die sie kämpften oder die sie als Feinde betrachteten als andere in einem solchen Krieg.
    Dass Tito im Krieg Frauengeschichten hatte, was den gewöhnlichen Partisanen strengstens untersagt war.
    Dass die Partei damals vieles beschloss, vieles wusste und tat, was sie ihren Mitgliedern, die ihr Leben für den Sieg dieser Partei einsetzten, nicht mitteilte, diese Dinge wurden nicht bestritten.
    Tedija bekommt heute keine Möglichkeit, sich in den jugoslawischen Informationsmedien gegen die Angriffe in entsprechender Weise zur Wehr zu setzen.
    Aber er nimmt die Lage mit ziemlicher Gelassenheit.
    Er sagt, seine Kritiker seien in erster Linie Gegner von Titus Politik.
    Sie seien dagegen, dass ein Tito-Bild überlebe, das dem wirklichen, dem menschlichen Tito entspreche, weil das ihren eigenen politischen Vorstellungen zuwiderlaufe.
    Denn, sagte Léa, die Politik, die ihnen entspreche, sei die Politik der sogenannten harten Hand.
    Mein Buch, sagte er, wurde ein Fußball zwischen einander bekämpfenden Gruppen.
    Erstens ging es um den Streit um Positionen, die man behalten oder bekommen will.
    Zweitens aber ist es ein Streit darum, ob in Jugoslawien mehr Pluralismus zugelassen sein sollte oder nicht.
    Diejenigen, die dagegen sind, sagt Delija, wollen uns zwar nicht zum Stalinismus zurückführen, aber doch aus Jugoslawien einen Start auf dem Niveau eines kleinen balkanischen Polizeistaates machen.
    Und das sei genau das Gegenteil von Titos eigenen Vorstellungen Jugoslawiens.
    Christine von Kohl sprach mit Vladimir Didier, dem Autor der Tito-Biografie und der neuen Anmerkungen dazu.
    Der Monat März scheint eine besondere Belebung der Literatur zu bringen.
    Am kommenden Mittwoch wird in Österreich der Tag der Lyrik gefeiert.
    In Wien beginnt heute Abend wieder eine neue Serie von Veranstaltungen unter dem Titel Literatur im Kaffeehaus.
    Vor allem aber beginnt am kommenden Freitag im Wiener Künstlerhaus die Woche der Literatur im März, die heuer unter dem Motto Beziehungen, Trennungen steht.
    Hören Sie dazu Näheres von Brigitte Hofer.
    Ich und der Andere oder Väter, Söhne, Mütter, Töchter oder Verführung, Liebe, Trennung – das sind nur einige der komplexen Themen, die in dieser Literaturwoche zur Sprache kommen sollen.
    Nicht nur zu einer dichterischen, literarisch distanzierten Sprache,
    sondern zu offener, mutiger Diskussion.
    Jeder von uns weiß um die Schwierigkeit des Miteinanderlebens, des Miteinanderarbeitens und des wirklichen Miteinanderredens.
    Und diese Schwierigkeiten sollen durch die Literaturwoche vielleicht bewusster, dadurch auch bewältigbarer gemacht werden.
    Wenn das Interesse so groß sein sollte wie für die Frauenliteraturwoche im Künstlerhaus im Vorjahr, dazu Kulturstadtrat Dr. Helmut Zilk,
    Am kommenden Freitag gibt es zum dritten Mal unsere Veranstaltung Literatur im März.
    Wir haben das vor drei Jahren begonnen, eher als Test, in welcher Weise man noch und auf neuen Wegen Literatur an die Menschen heranbringen könnte.
    Und da hat sich gezeigt, dass das ein großer Erfolg war.
    Das vergangene Jahr haben wir das ausgeweitet.
    haben das im Besonderen auf die Frau, auf das Verhältnis Frau und Literatur, Literatur und die Frau, ausgeweitet.
    Es war ein Ansturm an die 17.000 Menschen dort.
    Und das zeigt uns, dass der Weg zu versuchen, den Abstand zwischen Literatur im Kämmerlein und Leben draußen zu verkleinern, dass dieser Weg ein richtiger ist.
    Und so gibt es also heuer zum dritten Mal Literatur
    im März mit dem bezeichnenden und beziehungsvollen Titel Beziehungen und Trennungen.
    Und aus dem geht schon hervor, dass es auch hier wieder um das menschliche Leben geht, um das Ganze des menschlichen Lebens geht und sicherlich auch hier um die Beziehungen der Geschlechter.
    Also gewissermaßen eine Fortsetzung von dem, was wir im vergangenen Jahr begonnen haben.
    Die Diskussion stand im Vorjahr im Vordergrund und so will auch Doris Lessing, der zu Beginn dieser Literaturwoche der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur 1981 verliehen wird, am kommenden Samstag lieber Fragen des Publikums beantworten als lesen.
    So wird Martin Walser nach einer Lesung aus seinen Werken am Sonntag voraussichtlich auch zur Diskussion bereit sein.
    Und so wird Luise Rinser zum Abschluss der Veranstaltungen unter anderem mit Michael Rutschki und Klaus Tebeleit über die Forderung «Weg vom Rollenzwang» diskutieren.
    Eine der Zielsetzungen übrigens von Ursula Pasterk, die auch diese Literaturwoche wieder organisiert.
    Es ist gewissermaßen eine logische Fortsetzung des Vorjahrsthemas, das, wie ich glaube, sehr viele Menschen nicht nur betroffen hat, sondern betroffen gemacht hat und wo am Schluss der Diskussionen sich die Frauen einig waren, dass alle Gehversuche der Frauen in Richtung mehr Selbstbewusstsein so lange nicht zielführend sind, so lange nicht auch eine tiefgreifende Änderung in den Beziehungen zwischen den Geschlechtern zur Diskussion steht.
    So gesehen wollen wir also heuer diskutieren die Frage Beziehungen, Trennungen, das heißt die Frage, wie leben Menschen miteinander oder oft auch nur nebeneinander her.
    Wir haben dazu eingeladen Autoren, die glaube ich nicht nur
    sehr theoretisch über sich reden werden, sondern hoffentlich auch sehr konkret von sich.
    Und wir wollen wieder die Betroffenheit der Menschen, die mit der akademischen Literatur eigentlich nichts anfangen können, ansprechen und versuchen hier aus der Einbahnstraße der Geschlechterdiskussion ein bisschen rauszukommen, so wie im Vorjahr auch.
    So wird über Arbeitswelt und private Beziehungen genauso diskutiert werden, wie über das wirkliche Wohnen oder über die verschiedensten Formen des Zusammenlebens.
    Und literarische Beiträge zu diesen und alle betreffenden Themen werden unter anderem Barbara Frischmuth, Jutta Schutting, Werner Kofler und Urs Jägi liefern.
    Christine Nöstlinger gehört zu den profiliertesten Autorinnen von Kinder- und Jugendbüchern.
    Nöstlingers jüngstes Buch wendet sich an Erwachsene.
    Unter dem Titel »Über die ganz armen Frauen« legt sie eine Sammlung von Gedichten vor.
    Im Kulturzentrum in der Drachengasse 2 in Wien wurde dieser Band heute Vormittag vorgestellt.
    Konrad Zobel führte aus diesem Anlass mit Christine Nöstlinger das folgende Gespräch.
    Frau Nöstlinger, Ihr Buch über die ganz armen Frauen ist zugleich eigentlich ein Buch über die Männer, die mit diesen Frauen zusammenleben.
    Denn das Arm bezieht sich ja, glaube ich, weniger auf materielle Verhältnisse, sondern auf das Zusammenleben mit Männern, die diese Frauen nicht verstehen.
    Ja, man kann schon sagen, dass natürlich jedes Buch, das sich mit Frauen beschäftigt, mit Männern auch beschäftigen muss.
    Und der Titel über die ganz armen Frauen ist eigentlich zwangsläufig dadurch gekommen, dass ich vor vielen Jahren ein Buch gemacht habe über die ganz armen Kinder.
    1974.
    Und da ist mir halt der Titel sozusagen nachher eingefallen.
    Ich meine, ich könnte genauso gerade ein Buch machen über die ganz armen Männer.
    Also ich bin nicht so frauenbewegt, dass ich nur die Frauen armen finde.
    Sie artikulieren eigentlich das, was diese Frauen gerne sagen wollten, jetzt vielleicht gar nicht sagen können.
    Sie tun das übrigens in Mundart.
    Ist das für Sie auch ein Problem gewesen?
    Wenn man die Gedichte hört, ist es ja kein Problem, aber das Schriftbild ist vielleicht ein bisschen eigenartig.
    Ich drücke mich natürlich überhaupt leichter im Dialekt aus.
    Ich meine, ich kann schon Hochdeutsch schreiben.
    Hochdeutsch reden zum Beispiel kann ich kaum.
    Mag ich auch gar nicht, weil es mir unendlich weh tut.
    wenn ich mich selber reden höre.
    Und Dialekt ist eben die Sprache, bei der ich aufgewachsen bin.
    Und gerade, wenn es irgendwo um Lyrik geht, dann tut man sich da als Autor schon wesentlich leichter, glaube ich, ich zumindestens.
    Wenn wir jetzt annehmen, dass die Frauen und die Männer, über die Sie schreiben, das ideale Zielpublikum wären, die tun sich, glaube ich, beim Lesen von transkripiertem Dialekt noch schwerer, als wenn es hochdeutsch dasteht.
    Wenn jemand ein schlechter Leser ist, dann tut das im Mundartlichen sicher sehr, sehr schwer.
    Andererseits aber, wenn Leute dann an so einem Gedicht genügend interessiert sind, merkt man eigentlich, dass sie emsig durchstudieren und dass ihnen das eigentlich auch einen Spaß macht, zu merken, was dort steht.
    Also ich habe schon oft gehört, dass Leute sagen, das war so lustig, als ob sie überhaupt erst einmal kapiert haben, was das heißen soll.
    Zum Teil machen sie sich ja selber auch lustig.
    Da werden also die Männer so richtig in die Pfanne gehauen.
    In anderen ist es ein bisschen differenzierter, wo die Frau auch nicht gerade idealisiert dasteht.
    Ihr ist einfach fad, sie frisst sich an, droht, sie wird die dickste Frau im Gemeindebau.
    Sie sehen das sehr vielfältig, dieses ganze Problem.
    Es ist gewiss nicht das, was man subjektive Lyrik nennt.
    Ich schreibe da nicht von meiner Bewusstseinslage her und nicht von meinen Problemen.
    Das sind halt Sachen, die mir aufgefallen sind.
    Ich würde eigentlich sagen, hauptsächlich in den letzten drei, vier Jahren.
    wo ich also in einer österreichischen Tageszeitung einmal in der Woche auf der Frauenseite ein Serklosse schreibe.
    Und da kriege ich also zum Beispiel sehr viele Briefe und auch sehr viele Anrufe und viel von diesen Problemen, die da drinnen sind und vor allem auch manchmal so merkwürdige Sätze oder Aussagen von Frauen, die habe ich eigentlich von Reaktionen dieser
    Klasse her.
    Denn ich meine, auch wenn ich sozusagen als Herr Neustang, wenn ich in einem Arbeitermilieu groß geworden bin, die Leute, die ich heute kenne, sind ja eigentlich nicht die, die diese Probleme haben.
    Aber da stellt sich ja dann wieder das Problem, dass wahrscheinlich die Leser des Buches auch nicht diejenigen sind, die diese Probleme haben.
    Und ich weiß nicht, ich kenne da nur den englischen Ausdruck, Slumming.
    Da hat man ein bisschen ein voyeuristisches Gefühl beim Lesen.
    Ja, man hat sogar manchmal beim Schreiben ein bisschen ein voyeuristisches Gefühl, wenn man ehrlich ist.
    Es ist sicher so, dass ich mich leicht über diese Probleme schreibe, die ich nicht habe.
    Wenn du nicht heimkommst, ist mir fad.
    Wenn du ewig fernschaust, werde ich malad.
    Wenn du mir aus dem Weg gehst, werde ich ganz stad.
    Wenn du nichts redest auf mich, bin ich total verdraht.
    Wenn du mich nicht mehr gern hast,
    Und nach Christine Nörslinger noch einmal zurück zur Tagespolitik.
    Wir schließen mit Kurznachrichten.
    Sowjetunion.
    Der polnische Partei- und Regierungschef Jaruzelski ist an der Spitze einer Warschauer Politikerdelegation zu einem offiziellen Besuch in Moskau eingetroffen.
    Es ist dies der erste Aufenthalt Jaruzelskis in der sowjetischen Hauptstadt seit Verhängung des Kriegsrechtes in Polen.
    Im Mittelpunkt der Gespräche dürften die wirtschaftliche und politische Entwicklung in Polen stehen.
    Österreich.
    Der Brückenländische Landtag wird am Nachmittag einen Ausschuss zur Untersuchung der Affäre um die Wohnbaugenossenschaft Ost auf Landesebene einsetzen.
    Ein entsprechender Antrag wurde gemeinsam von der SPÖ und der ÖVP eingebracht.
    Dem Ausschuss sollen vier Abgeordnete der SPÖ und drei Mandatare der ÖVP angehören.
    Zum neuen Wohnbauprogramm der SPÖ sagte einer der Proponenten, Thieber, der kommunale und gemeinnützige Wohnbau werde weiterhin eine große Rolle spielen.
    Der Vertreter der Arbeiterkammer, Swoboda, setzte sich für den Abbau finanzieller Hürden beim Erwerb einer geförderten Wohnung ein und deutete andere Formen der Einhebung des Grundkosten- und Baukostenanteils an.
    ÖVP-Abgeordnete Hubinek bezeichnete unterdessen in einer Parteiaussendung das neue Wohnbauprogramm der Sozialisten als unausgegoren.
    Die junge ÖVP wird am bevorstehenden ÖVP-Bundesparteitag in Linz Anträge gegen Politikerprivilegien, gegen das Kernkraftwerk Zwentendorf, gegen die geplante Schulgesetznovelle und für eine Friedenspolitik einbringen.
    Wie der Obmann der jungen ÖVP, Caras, dazu sagte, sei die junge ÖVP zur Erreichung ihrer Friedensziele bereit, mit allen jenen Organisationen zusammenarbeiten, die den Frieden in der Freiheit und nicht auf Kosten der Freiheit anstreben.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend wechselnd bewölkt mit einigen Aufheiterungen.
    In der Folge im Westen und Norden Regenschauer, Nachmittagstemperaturen 5 bis 13 Grad.
    Dieser Wetterbericht war die letzte Information des Mittagschanals.
    Um 14 Uhr bringen wir die nächsten Nachrichten.
    Und in der Zeit von 18 Uhr bis 18.30 Uhr versorgt Sie dann das Team des Abendschanals mit dem Neuesten.
    Auf Wiederhören.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1982.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1982.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz des Handelsministers: Fremdenverkehr der OECD und österreichische Wintersaison 1981/82
    Einblendung: Ministerialrat Würzel, Handelsminister Staribacher
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung] , Würzel, Anton [Interviewte/r] , Staribacher, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1982.03.01 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Handelsministerium [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wohnbauprogramm der SPÖ
    Einblendung: Dipl. Vw. Herbert Tieber, Dr. Hannes Swoboda
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Tieber, Herbert [Interviewte/r] , Swoboda, Hannes [Interviewte/r]
    Datum: 1982.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz der Jungen ÖVP - Interview mit dem Obmann der Jungen ÖVP Othmar Karas zu seiner Rolle in der Politik
    Interview: Othmar Karas
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung] , Karas, Othmar [Interviewte/r]
    Datum: 1982.03.01 [Sendedatum]
    Ort: Wien, ÖVP Parteizentrale Palais Todesco Kärntnerstraße [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Bildung ; Wissenschaft und Forschung ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Jugoslawien: Jüngster Band der Tito-Biographie des ehemaligen offiziellen Biographen Vladimir Dedijer von offizieller Seite attackiert
    Einblendung: Dedijer
    Mitwirkende: Kohl, Christine von [Gestaltung] , Dedijer, Vladimir [Interviewte/r]
    Datum: 1982.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorbericht "Literaturwoche im März"
    Einblendung: Kulturstadtrat Zilk, Ursula Pasterk
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Zilk, Helmut [Interviewte/r] , Pasterk, Ursula [Interviewte/r]
    Datum: 1982.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Christine Nöstlingers neues Buch "Über die ganz armen Frauen"
    Interview: Christine Nöstlinger
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Nöstlinger, Christine [Interviewte/r] , Nöstlinger, Christine [Interpret/in]
    Datum: 1982.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Kultur ; Theater ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1982.03.01
    Spieldauer 01:00:02
    Mitwirkende Poindl, Adolf [Moderation]
    Wendl, Fritz [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1982.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Wirtschaft ; Literatur ; Nachrichten ; Klima und Wetter ; Diplomatie ; Außenpolitik ; Pressekonferenz ; Tourismus ; Bauen ; Parteien / SPÖ ; Parteien / ÖVP ; Printmedien ; Germanistik und Literaturwissenschaften ; Kulturveranstaltung ; Frauen ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
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