Über das Projekt "Österreich am Wort"

Das Digitalisierungs- und Langzeitarchivierungsprojekt "Österreich am Wort" wurde von der Österreichischen Mediathek des Technischen Museums Wien von 2009 – 2012 im Auftrag des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur (Abteilung IV/5) durchgeführt.

Projektintentionen

Ein Hauptziel des Projektes "Österreich am Wort" war die Ermöglichung einer breitflächigen Benützung wichtiger Bestände der Österreichischen Mediathek über das Internet. Audio-, Video- und Film-Quellen zählen zu jenen Quellengattungen, die relativ verlustfrei digital zur Verfügung gestellt werden können, jedoch unterliegen diese relativ jungen Medien aber restriktiven Bestimmungen in Bezug auf ihre uneingeschränkte Zugänglichkeit. Die geltenden Urheber- und Leistungsschutzrechte sind – neben dem in den Archiven unterschiedlichen Grad der Digitalisierung der Bestände – in den meisten Fällen der Grund, warum bislang nur geringe Teile dieser Quellen im Netz verfügbar waren. Trotz aller Einschränkungen ist es die Aufgabe von Gedächtnisorten wie der Österreichischen Mediathek, Quellen zu erhalten, zugänglich zu machen, der wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung zu stellen und aufzubereiten.  

Auswahl

Am Beginn des Projektes stand eine Evaluierung des Gesamtbestandes der Österreichischen Mediathek. Für die Priorisierung und Auswahl der in Frage kommenden Inhalte und Bestände wurde ein Kriterienkatalog erarbeitet, der vor allem auf die Aspekte einer notwendigen Digitalisierung und Langzeitsicherung einerseits und inhaltliche sowie rechtliche Auswahlkriterien für die Online-Edition andererseits zugeschnitten war.

Metadatenerfassung und Quellenedition

Die inhaltliche Grundlage des Projektes ist die umfangreiche Metadatenerfassung in der Katalogdatenbank der Österreichischen Mediathek. Ein Export des Datenpools ist Basis der Webumsetzung und führt alle inhaltlichen Elemente zusammen.
Jedes Medium enthält einen Auszug aus dem Katalog (Katalogzettel) sowie vertiefende Hintergrundinformationen (Information).
Im Rahmen des Projektes wurde auch ein neues Beschlagwortungssystem entwickelt, das nicht nur die Suche verbessern soll, sondern auch Basis unterschiedlicher Webfeatures, wie etwa der "Schlagwortwolke" (tag cloud) ist.
Insgesamt wurden im Laufe des Projekts über 22.000 Medien neu erfasst bzw. bestehende Datensätze inhaltlich wesentlich verbessert.
Die Metadatenerfassung ist auch die Basis der Webumsetzung - beinahe alle Features (bis hin zur automatisierten Bebilderung des Einzeldokuments) sind darauf aufgebaut.

Digitalisierung

Basis und Grundlage der Audio-Digitalisierung ist das Digitalisierungssystem der Österreichischen Mediathek, das vor mehr als zehn Jahren implementiert und laufend weiterentwickelt wurde. Bei der Digitalisierung von Audiomaterial folgt die Österreichische Mediathek internationalen Standards mit der Umwandlung der analogen Tonsignale in hochauflösende Audio-Dateien (BWF, 96 kHz / 24 bit) als Archivformat. Zur Benutzung werden automatisch MP3-Dateien generiert, die auf Grund ihrer geringeren Dateigröße einen schnellen Zugriff ermöglichen und für Webanwendungen geeignet sind. Die wav- und mp3-Dateien werden in einem Massenspeichersystem abgelegt. Die dauerhafte Sicherung des vorhandenen Materials erfolgt durch Spiegelung der wav-Dateien auf zwei Systeme von Festplatten-Raids und einen Satz LTO-Kassetten. Daneben werden auch technische Metadaten gespeichert und mit den Files langzeitarchiviert, um bei späterer Verwendung der Archivaufnahme bzw. zukünftigen Bearbeitungen nachvollziehen zu können, mit welchen technischen Parametern die Archivaufnahme hergestellt wurde.
Im Rahmen des Projektes „Österreich am Wort“ begann die Österreichische Mediathek im Herbst 2010 mit der Digitalisierung ihrer Videobestände. Da es noch keine ausgereiften Produkte am Markt gab - und bis heute gibt -, musste eine alternative Lösung gefunden werden, die den grundsätzlichen Kriterien einer professionellen Langzeitarchivierung entspricht: ein archivtaugliches Dateiformat, halbautomatischer Workflow und zuverlässige Dokumentation.
Im Zuge des Projektes wurde in der Österreichischen Mediathek eine auch international richtungsweisende Free-Software- Lösung zur Video-Digitalisierung entwickelt, die jetzt allen interessierten Anwender/innen zur Verfügung steht. Dieses Produkt steht unter einer Freien Software-Lizenz (GPLv3 - GNU General Public License) und kann hier herunter geladen werden: www.dva-profession.mediathek.at
Eine der grundlegenden Entscheidungen lag in der Wahl eines archivtauglichen Videoformates. Da unter der Vielzahl existierender Formate nur wenige als geeignet für eine Archivnutzung (verlustfrei, frei zugänglich, ausreichende Implementierungen, mit Standard-Hardware benutzbar) in Frage kamen, fiel nach einer sorgfältigen Recherche- und Testphase die Wahl auf den Codec „FFV1“ , gepackt in einen „AVI“-Container. Auf diese Weise können die Archivdateien mit fast jedem gebräuchlichen Player abgespielt werden (VLC , Windows Mediaplayer , Virtual-Dub , Avidemux  etc).

Webumsetzung

Ziel der Webumsetzung war es, einen Zugriff auf das Quellenmaterial (insgesamt rund 7.000 Dokumente in voller Länge) zu ermöglichen, der sowohl wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, als auch Optionen bietet, mittels intuitiver Suchtechniken, einem Vorschlagswesen und einer Zeitleiste zum Gesamtbestand einen vereinfachten Zugang zum Quellenmaterial zu schaffen.
Zentrum der Online-Edition ist das Einzeldokument inklusive Audio- bzw. Videoplayer sowie sämtlicher Metadatenangaben.
Der Bereich „Meine Mediathek“ ist ein gesonderter Userbereich, der den (rechtlich nicht möglichen) Download ersetzen soll. User/innen können ihre eigene Seite anlegen, die in dieser Form nur für sie bzw. für von ihnen ausgewählte User/innen („share“ bzw. „teilen“-Funktion) einsehbar ist und langfristig erhalten bleibt. Dieser Bereich ist vor allem für das intensivere (wissenschaftliche) Arbeiten mit dem Material gedacht.
Thematische Ausstellungen ergänzen die Edition und weisen auf interessante, spannende, einzigartige und wissenswerte Inhalte hin.
Bei der Planung der Webumsetzung war das Thema Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt der Überlegungen. Es stellt sich bei Online-Präsentationen die Frage, wie gewährleistet werden kann, dass diese langfristig im Netz verfügbar bleiben können, vor allem, wenn, wie im vorliegenden Fall, eine dauerhafte wissenschaftliche Zitierbarkeit der Einzeldokumente Teil des Projektes ist. Voraussetzung ist eine weitgehende Trennung von Design und Inhalt. Auf der Ebene des Einzeldokumentes wird die gesamte Seite nicht manuell in einem CMS-System gebaut sondern alle Features (mit Ausnahme des Flash-Players) basieren auf Metadateneinträgen der Katalogdatenbank. Mögliche spätere System- und/oder Designänderungen können so für den Gesamtbestand weitgehend automatisiert durchgeführt werden.

Projektteam "Österreich am Wort"

Ein Auftrag des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur (Abteilung IV/5) an das Technische Museum Wien mit Österreichischer Mediathek, 2009 bis 2012

Projektleitung:
HR Dr. Rainer Hubert
Mag. Dr. Gabriele Fröschl
Wissenschaftliche Projektmitarbeiter/innen:
Mag. Bettina Bosin (Metadatenerfassung, Webausstellungen)
Peter Bubestinger-Steindl (Videodigitalisierung)
Mag. Ursula Gschlacht (Rechteklärung)
Mag. Anton Hubauer (Metadatenerfassung, wissenschaftliche Quellenedition, Webausstellungen)
Mag. Marion Jaks (Videodigitalisierung)
Mag. Stefan Kaltseis (Audiodigitalisierung)
Mag. Johannes Kapeller (Metadatenerfassung, wissenschaftliche Quellenedition, Webausstellungen)
Mag. Annina Kummer (Metadatenerfassung)
Christina Waraschitz, BA (Rechteklärung)
Mitarbeiter/innen Mediathek:
Mag. Dr. Gabriele Fröschl (Projektmanagement, Koordination Webumsetzung, Webausstellungen)
Mag. Hermann Lewetz (Supervision Digitalisierung, Videodigitalisierung, Langzeitarchivierung)
Mag. Peter Ploteny (Supervision Rechteklärung, Webausstellungen)
Webausstellungen:
Bettina Bosin (Wissenschaftsgeschichte/n),
Gabriele Fröschl (Historische Töne, Exil),
Anton Hubauer (Präsidenten und Kanzler, MenschenLeben, United States Information Agency),
Rainer Hubert (Radio Hören, Exil),
Johannes Kapeller (Wissenschaftlicher Film, Hermann Leopoldi, Wissenschaftsgeschichte/n),
Tina Plasil (MenschenLeben),
Peter Ploteny (Literatur).
Entwicklung DVA-Profession: 
Peter Bubestinger-Steindl (Konzeption, Programmierung)
Mag. Marion Jaks (Testing, praktische Anwendung, Konzeption)
Mag. Hermann Lewetz (Projektleitung, Konzeption)
Webumsetzung: 
kronsteiner-lohmer (Konzept, Design) in Zusammenarbeit mit MBIT (Programmierung)