Aufführungen in der Vorstadt

Da eigene Konzertsäle erst ab dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts entstanden, fanden öffentliche Aufführungen in Theatern und dafür adaptierten Räumlichkeiten – etwa von Klavierfabrikanten oder Restaurantbetreibern – statt. Ende des 18. Jahrhunderts etablierten sich auch in den Vorstädten Theater: jenes in der Leopoldstadt, jenes in der Josefstadt und mit dem Freihaustheater das spätere Theater an der Wien.

Der unter Joseph II. für die Bevölkerung geöffnete Augarten im Norden der Stadt war ein beliebter Erholungs- und Vergnügungsort. Im Gartengebäude etwa war ein Restaurant untergebracht, in dem man mit Speisen und „Sommererfrischungen“, wie Johann Pezzl 1816 berichtete, versorgt wurde. Während „der schönen Jahrszeit“ fanden im „großen Saale“ regelmäßig Konzerte statt. Carl Czerny, den Beethoven als Interpreten seiner Werke schätzte, spielte bei einer solchen Aufführung das Erste Klavierkonzert.

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Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15

Aufführung im Augarten, August 1806

„Die Augartenkonzerte gehen ordentlich fort. Hr. Czerni spielte das Beethovensche Klavierkonzert aus C dur. Man lobte seine Fertigkeit, vermisste aber Deutlichkeit, Reinheit und Kraft.“

Allgemeine musikalische Zeitung, 13. August 1806, Nr. 46, S. 729.

Im Konzertsaal im Augarten wird „Morgens um 8 Uhr musikalische Akademie gegeben, welche bis 10 Uhr währet (…). Um hier Eintritt zu haben, giebt die Gesellschaft Billieten aus, wovon jedes für die Sommermonate 4 fl. 30 kr. kostet“.

Vollständiges Auskunftsbuch, 1803, S. 227.

Die Klavierbauunternehmerin und Pianistin Nanette Streicher war nicht nur mit Beethoven befreundet, sondern ihm auch bei der Haushaltsführung und Wohnungssuche behilflich. Sie unterhielt einen eigenen Musiksalon in der Ungargasse, den sie zu einem Konzertsaal umbauen ließ. Dieser wurde im April 1812 mit Beethovens Coriolan-Ouvertüre eröffnet. Mehrere der in der europaweit erfolgreichen Klavierfabrik hergestellten Klaviere befinden sich heute im Bestand des Technischen Museums Wien.

„Seine Kaiserl. Hoheit (…), ein großer Theil des hiesigen hohen Adels, und zahlreiche Zuhörer aus den gebildetsten Ständen (…) wohnten diesem vortrefflichstem Concerte bey, welches in den Gemüthern aller nur eine Empfindung – hohes Vergnügen und vollkommene Befriedigung – bewirkte.“

Der Sammler, 18. April 1812, Nr. 47, S. 194.

Ouvertüre zu „Coriolan“ C-Moll op. 63 Aufführung im „Alten Streicherhof“ im April 1812

Das 1801 eröffnete, im heutigen 6. Bezirk gelegene k.k. privilegierte Schauspielhaus an der Wien (Theater an der Wien) ist ein mehrfacher topografischer Bezugspunkt Beethovens. Als er ab 1803 am Theater engagiert war, lebte er für einige Zeit in einer Dienstwohnung im Gebäude, wo er unter anderem an seiner Oper Fidelio arbeitete. Vor allem aber war das damals modernste Theater der Stadt ein Ort, an dem zahlreiche seiner Werke erstmals öffentlich präsentiert wurden – häufig im Rahmen sogenannter musikalischer Akademien. Unter den Uraufführungen waren neben Fidelio mehrere Symphonien und Klavierkonzerte.

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Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58

Aufführung im Theater an der Wien, Dezember 1808

„Dieses Theater zeichnet sich durch seine moderne, schöne und geschmackvolle Bauart sehr zu seinem Vortheile aus, und ist das geräumigste in Wien. Die Eintrittspreise in dasselbe sind etwas geringer als in den erwähnten beyden Hofthatern [sic] in der Stadt.“

Neueste Beschreibung der Kais. Kön. Haupt- und Residenzstadt Wien, 1808, S. 170–171.

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Klavierkonzert Nr. 3 C-Moll op. 37

Aufführung im Theater an der Wien, April 1803

„Sie werden schon gehört haben das mein Bruder bey dem Wiedner Theater angagirt ist, er schreibt eine Oper, und hat das Orchester unter sich, kann dirig[ir]en wenn es nöhtig ist, weil für alle Tage schon ein Direktor da ist. Er hat die Oberdirektion deswegen mehrentheils genommen damit er ein Chor für seine Musick hat.“

Kaspar Karl van Beethoven an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Februar 1803.

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Symphonie Nr. 5 in C-Moll op. 67

Aufführung im Theater an der Wien, Dezember 1808

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Ah! Perfido!

Aufführung im Theater an der Wien, Dezember 1808