DVA-Profession

DVA-Profession („Digital Video Archive – Profession“) ist ein Workflow-Management-System für die Digitalisierung von bandbasiertem Video-Material zur archivischen Langzeitsicherung.

Auf dieser Seite:

Kurzbeschreibung

Der Vorgang der Digitalisierung ist ein massiver Eingriff in die ursprünglich analoge Quelle – doch nur in digitaler Form können die Inhalte erhalten bleiben. Dementsprechend ist eine exakte Dokumentation der einzelnen Handgriffe und Prozesse notwendig. Für öffentliche Archive und kulturbewahrende Institutionen stellt eine sorgfältige Dokumentation der Arbeitsschritte die Garantie der Authentizität ihrer ursprünglich analogen Quellen im digitalen Zeitalter dar.
DVA-Profession bietet eine Verwaltung des kompletten Digitalisierungsablaufs und eine exakte Dokumentation der einzelnen Arbeitsschritte (XML METS). Es werden automatisiert Ansichtskopien und Vorschaubilder der digitalisierten Videos erstellt. DVA-Profession produziert anhand der erstellten Digitalisate Analysedaten, welche für eine genaue Qualitätskontrolle des Digitalisierungsvorganges verwendet werden können. Prüfsummen (MD5) der einzelnen Files werden errechnet und diese zuverlässig in ein digitales Archiv (Massenspeicher) abgelegt.
Die in diesem Workflow erstellten Archivfiles und Metadaten bieten die Grundlage zu einer erfolgreichen digitalen Langzeitsicherung. Anhand der hier erstellten Metadaten kann auch Jahre später eruiert werden, wie das vorliegende File erstellt wurde (Software, Wiedergabegeräte, A/D-Converter und deren Settings, …), welche Probleme es eventuell mit der analogen Quelle gab und welche Handgriffe unternommen wurden, um die bestmögliche digitale Kopie zu erstellen.

Aber nun Konkret – was macht DVA-Profession?

a)    Exakte Dokumentation der Digitalisierungsprozesse

DVA-Profession bietet eine Oberfläche, in der jeder Schritt der Digitalisierung (automatisierte und manuelle Vorgänge) dokumentiert wird. Video-Operatoren haben bei jedem Handgriff zusätzlich die Möglichkeit, Informationen festzuhalten.

Welche Metadaten werden erfasst?

  • Zustandsbeschreibung des vorliegenden Videobandes (Hersteller, Spieldauer, Defekte)
  • Manuelle Eingriffe, die vorgenommenen wurden (z. B. Reinigung der Bänder, Kleben des Bandes, …)
  • Signalkette der in der Digitalisierung verwendeten Geräte (Rekorder, A/D-Converter, A/D-Converter-Settings, u.v.a.)
  • Metadaten zu den erstellten Files (Codec, Container, Seitenverhältnis, Color Subsampling, Spieldauer …)
  • Datum und Erfolg der automatischen Tasks (Erstellung Vorschaubilder, Ansichtskopie, Einbetten von Metadaten in den Videocontainer der Archivfiles, …)
  • Analysegraphen zur Qualitätskontrolle des Digitalisierungsvorganges

b)    Parallele Digitalisierung

Mit DVA-Profession können mehrere Digitalisierungsvorgänge parallel verwaltet werden. Ein Server stellt die browserbasierte Bedienoberfläche zur Verfügung und ist für Abarbeitung der automatischen Arbeitsschritte zuständig (z. B. Erstellung Ansichtskopien). Der Digitalisierungsvorgang selbst erfolgt auf den einzelnen Digitalisierung-Clients.

c)    Qualitätskontrolle

DVA-Profession beinhaltet einen eigenen Arbeitsschritt zur Qualitätskontrolle. In automatischen Prozessen werden Analysegraphen erstellt, die dem Video-Operator Informationen zum Zustand der Aufnahme liefern. Anhand dieser Graphen können temporäre Bildausfälle und –störungen schnell ermittelt werden, sodass eine nähere Kontrolle bzw. bei Bedarf ein erneutes Einspielen des Bandes erfolgen kann. Mit Hilfe der Information der Graphen hat der Video-Operator Kontrolle über die Qualität eines Einspielvorganges ohne, dass die komplette Aufnahme in Echtzeit betrachtet werden muss.

d)    FFV1 – verlustfreie Archivierung

DVA-Profession wurde in Hinblick auf die Verwendung des Open-Source-Codecs FFV1 (https://en.wikipedia.org/wiki/FFV1 ; https://www.loc.gov/preservation/digital/formats/fdd/fdd000341.shtml) zur Langzeitarchivierung entwickelt. FFV1 ist ein Codec, der die Videodaten verlustfrei komprimiert. Je nach Inhalt (z. B. starkes Rauschen oder kaum Rauschen) können hiermit die anfallenden Videodaten um den Faktor 2-3 reduziert werden, ohne den Grundsatz einer originalgetreuen Archivierung der Daten verlassen zu müssen. Während FFV1 in den Anfangsjahren der Entwicklung von DVA-Profession in der Archivcommunity wenig bekannt war, hat sich dieser aufgrund seiner Stabilität und Zuverlässigkeit in den letzten Jahren vermehrt zu einem in Archivkreisen sehr geschätzten Videocodec entwickelt. Einen wichtigen Beitrag zu dieser Entwicklung hat das Projekt zur Standardisierung von FFV1 im Rahmen von „PREFORMA“ (www.preforma-project.eu) geliefert.


e)    Open Source

DVA-Profession wurde unter einer freien Software-Lizenz (GPLv3 – GNU General Public License) veröffentlicht und kann hier heruntergeladen werden (https://sourceforge.net/projects/dva-profession/files/). Entsprechend ist diese Software frei zugänglich zur jeweiligen Verwendung, Analyse, Verbreitung und Verbesserung. Dokumentation und Installationsanleitung sind unter folgendem Link zu finden: http://www.av-rd.com/products/dva-profession/

 

 

DVA-Profession wurde im Rahmen des vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (Abteilung IV/5) finanzierten wissenschaftlichen Projektes „Österreich am Wort“ an der Österreichischen Mediathek entwickelt. Die Entwicklung von DVA-Profession fand in den Jahren 2010 – 2011 statt (Team). Seitdem wird DVA-Profession für die Digitalisierung der bandbasierten Videobestände der Österreichischen Mediathek eingesetzt.