Das Attentat

Das Attentat von Sarajewo war weit mehr als der zufällige Auslöser des Ersten Weltkrieges. In diesem Terrorakt bündelten sich eine ganze Reihe der politischen Entwicklungen, die maßgeblich am Kriegsausbruch Teil hatten.

Das Attentat stand am Ende einer sich über Jahre aufbauenden Feindschaft zwischen Österreich-Ungarn und Serbien. Diese Entwicklung begann spätestens mit der Ermordung des serbischen Königspaares 1903. Danach wandte sich das Land von Österreich-Ungarn ab und Russland zu, wodurch auch großserbische Strömungen mehr Bedeutung bekamen. Der Wirtschaftskrieg von 1906 bis 1911, der "Schweinekrieg", ein vergeblicher Versuch, durch Unterbindung von serbischen Agrarimporten in die Monarchie politischen Druck auf Serbien auszuüben, führte zu einer weiteren Verschlechterung der Beziehungen. Aber es war die Annexion von Bosnien-Herzegowina 1908 und die internationale Annexionskrise von 1908/09, die echten Hass schufen. Die beiden Balkankriege 1912 und 1913 führten Österreich-Ungarn klar vor Augen, dass Serbien willens und in der Lage war, Krieg für seine Ziele zu führen und zu gewinnen.

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Wochenschau nach dem Attentat von Sarajewo

Der aus den Balkankriegen entstandene Konflikt zwischen Österreich-Ungarn und Serbien, mit Russland an seiner Seite, führte Europa an den Rand des "Großen Krieges". Wien versperrte durch ein Ultimatum Belgrad den Zugang zur Adria und setzte Albanien als unabhängigen Staat durch. Die weitreichenden innenpolitischen Reformpläne von Erzherzog Franz Ferdinand – er wollte den Dualismus beenden und durch einen Ausgleich mit den Südslawen zumindest eine Art von "Trialismus" erreichen – brachten ihn ins Visier der "Schwarzen Hand" (Crna ruka). Dabei handelte es sich um einen terroristischen, großserbischen Geheimbund, der eigentlich "Vereinigung oder Tod" (Ujedinjenje ili Smrt) hieß. Geleitet wurde der Bund von Dragutin Dimitrijević, als Anführer Apis genannt. Dimitrijević, einer der führenden Offiziere bei der Ermordung des serbischen Königspaares aus dem Haus Obrenović im Jahr 1903, dadurch für den neuen König Peter aus dem Haus Karadordević und die serbische Politik praktisch sakrosankt, war auch Chef des serbischen Armee-Geheimdienstes. In dieser "Doppel-Funktion" entging ihm nichts, was sich innerhalb oder außerhalb des serbischen Irredentismus, auch in Österreich-Ungarn, tat.

Wie weit die serbische Regierung unter Ministerpräsident Pasic in die Pläne des Attentates eingeweiht war, bleibt bis heute ein heftig umstrittener Punkt. Dimitrijević wurde 1917 im Schnellverfahren wegen Hochverrates, zum Tode verurteilt und hingerichtet, allerdings nicht von Österreich-Ungarn sondern von der serbischen Regierung im griechischen Exil in Thessaloniki.

Als bekannt wurde, dass der Thronfolger Sarajewo am Vidovdan, dem Gedenktag der Schlacht am Amselfeld 1389, besuchen wollte, fand die "Schwarze Hand" schnell eine Gruppe von jungen und zur Tat bereiten serbischen Patrioten, allesamt Mitglieder von "Junges Bosnien" (Mlada Bosna), einer revolutionären Vereinigung von serbischen Schülern und Studenten gegen die Annexion von Bosnien-Herzegowina, die alte Schmach rächen und den Weg für Großserbien frei machen wollten. Waffen und Bomben kamen aus serbischen Armeebeständen und das rudimentäre Training wurde vom serbischen Major Tankosić in Belgrad durchgeführt. Die Attentäter und ihre Waffen wurden auf bereits erprobten Wegen nach Sarajewo geschleust. Schon zuvor hatte die "Schwarze Hand" Waffen und Terroristen nach Bosnien-Herzegowina geschmuggelt. Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gattin Sophie Herzogin von Hohenberg kamen am Vormittag des 28. Juni in Sarajewo an. Auf dem Weg zum Rathaus wurde das erste Attentat verübt. Die von Nedeljko Čabrinović geworfene Bombe explodierte aber erst nach dem Wagen des Thronfolgers. Čabrinović wurde verhaftet und die Fahrt nach kurzem Stopp fortgesetzt. Das Programm wurde geändert, nach dem Empfang im Rathaus wollte der Thronfolger die Verwundeten des Attentates im Krankenhaus aufsuchen. Auch in Abänderung des Programms begleitet ihn nun seine Gattin, doch war dem Fahrer nicht die Änderung der Route mitgeteilt worden. Als der Chauffeur falsch abbog und zurückschieben musste, geschah dies genau vor Gavrilo Princip. Princip eröffnete das Feuer auf kürzeste Entfernung und verwundete sowohl Franz Ferdinand als auch Sophie tödlich. Auch er wurde verhaftet, sein Selbstmordversuch scheiterte ebenso wie zuvor der von Čabrinović am Eingreifen der Polizei und an der Überalterung der Zyankalikapseln. Das Attentat wurde weltweit nicht, wie manchmal dargestellt, kaum wahrgenommen. Es gab es ein breites öffentliches und offizielles Echo, allerdings waren die Reaktionen von Anfang an unterschiedlich. Politik, öffentliche Meinung und Presse in Russland und Serbien bestritten jegliche Verwicklung Serbiens in den Anschlag und stellten das Attentat als eine rein innerösterreichische Angelegenheit dar. Auch die französische Presse folgte eher dieser Sichtweise. Die Zeitungen Großbritanniens gingen weit weniger freundliche mit Belgrad um. Die Redaktionen in der Doppelmonarchie und im Deutschen Reich sahen die Schuld bei der großserbischen Agitation, die Belgrad geduldet hatte und indirekt bei Serbiens panslawistischer Schutzmacht Russland.

00:15:04
Die Schüsse von Sarajewo - vor 70 Jahren - der letzte lebende Attentäter

Journalpanorama vom 20. August 1984

00:27:05
Selbstmord der Alten Welt - Der Tag von Sarajewo

Journalpanorama vom 28. Juni 1984

Chronologie der Ereignisse

1900

Sigmund Freud veröffentlicht "Die Traumdeutung" und damit zentrale Thesen der Psychoanalyse.

An der medizinischen Fakultät der Universität Wien werden Frauen als ordentliche Hörerinnen zugelassen.

Reichsratswahlen. Von den 425 Abgeordneten erhalten die Massen­parteien modernen Zuschnitts aufgrund des ungleichen Wahl­rechts wenig Abgeordnete: Christlichsoziale (25), Sozialdemokraten (10). Wesentlich mehr Abgeordnete hatten verschiedene liberale und deutschnationale Parteien und die Jungtschechen (75) oder der Polenclub (63).

1. Jänner

Die Krone wird neue Währung. 1 Krone = 100 Heller (1 Gulden der alten Währung entspricht 2 Kronen).

19. Jänner
 Ernst von Koerber (6. November 1850 – 5. März 1919)

Ernest von Koerber wird Ministerpräsident (bis Dezember 1904), er förderte eine wirtschafts­orientierte Innenpolitik in Cisleithanien (westlicher Teil der Monarchie), die die Nationalitätenkonflikte beruhigen soll.

18. Mai

Eskalation des Boxeraufstandes in China. Aufstand gegen imperialistische Einflüsse.

28. Juni
 Erzherzog Franz Ferdinand (18. Dezember 1863 - 28. Juni 1914)

Erzherzog Franz Ferdinand verzichtet für seine Kinder auf die Thronfolge, Grund ist seine Ehe mit der "nicht standesgemäßen" Sophie Gräfin Chotek. (Hochzeit am 1. Juli 1900 in Reichstadt).

14. – 22. Juli

Zweite Olympische Spiele in Paris.

29. Juli

Ermordung des italienischen Königs Umberto I. (* 1844), Nachfolger wird Viktor Emanuel III.

17. August

Besetzung Pekings durch eine gemeinsame westliche Streitmacht.

30. Oktober

Eröffnungskonzert der Wiener Symphoniker.

1901

Wegen angeblicher Angriffe auf den Ehrenkodex des österreichischen Militärs in seiner Novelle "Leutnant Gustl" wird dem Arzt und Schriftsteller Arthur Schnitzler der Rang eines Reserveoffiziers aberkannt.

Sigmund Freud publiziert seine Arbeit "Zur Psychopathologie des Alltagslebens".

Abschluss eines Bündnisses zwischen Rumänien und Österreich-Ungarn, das gegen die Balkanpolitik Russlands gerichtet ist.

Der Arzt Karl Landsteiner (1868–1943) entdeckt das System der Blutgruppen, wofür er 1930 den Nobelpreis erhält.

22. Jänner
Victoria, Königin des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland (24. Mai 1819 – 22. Jänner 1901)

Tod der seit 1837 regierenden britischen Königin Viktoria (* 1819).

17. Juni

Auf einer Konferenz in Berlin beschließen Vertreter des Deutschen Reichs und Österreich-Ungarns eine einheitliche deutsche Recht­schrei­bung (in Kraft getreten mit 1. Jänner 1903). Grundlage ist der "Duden".

14. September

Nach einem Attentat auf den US-Präsidenten William McKinley, an dessen Folgen er stirbt, wird der bisherige Vizepräsident Theodor Roosevelt neuer Präsident.

2. – 6. November

2. Parteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Wien. "Wiener Programm": Forderung nach arbeitsrechtlichen Reformen (u. a. 8-stündiger Maximalarbeitstag).

10. Dezember

Erste Nobelpreisverleihungen (benannt nach dem Stifter des Preises, Alfred Nobel), in Stockholm und Oslo.

1902

Bündnis zwischen Großbritannien und Japan (1905 vertieft).

28. Jänner

Elektrifizierung der letzten Pferdestraßenbahnlinie in Wien.

Mai

Beendigung des Burenkrieges, die Burenrepubliken werden britische Kronkolonien.

28. Juni

Erneuerung des Dreibundes zwischen Österreich-Ungarn, Deutschland und Italien.

9. August

Krönungsfeierlichkeiten für Eduard VII.Bündnissysteme in London.

November

Die Annäherung Italiens an Frankreich unterläuft den im Juni verlängerten Dreibundvertrag zwischen Österreich-Ungarn, Deutschland und Italien.

31. Dezember

Abkommen zwischen der cisleithanischen Reichshälfte und Ungarn über den Fortbestand des gemeinsamen Wirtschaftsgebietes. Bestrebungen Ungarns zur Loslösung aus der Doppelmonarchie können eingedämmt werden.

1903

Umsetzung der Rechtschreibreform in den Behörden Österreich-Ungarns. U. a. Änderung der "th"-Schreibung.

22. Februar

Der Komponist Hugo Wolf (* 13. März 1860) stirbt in Wien.

12. Mai

Gründung der "Wiener Werkstätte" durch Josef Hoffmann und Kolo Moser.

15. Juni
Das ermordete Königspaar Draga Maschin und Alexander von Serbien

Nach einem Staatsstreich und der Ermordung von König Aleksandar Obrenović wird Peter I. Karadjordjevic zum König von Serbien gewählt. Ende des österreichfreundlichen Kurses. Zu den führenden Mitgliedern des Staatsstreiches gehört Dargutin Dimitrijevic, ab 1913 Chef des serbischen Militärgeheimdienstes. Unter seinem Sptiznamen "Apis" Führer der anti-österreichischen, pro-großserbischen Terror-Organisation "Vereinigung oder Tod", auch als "Schwarze Hand" bekannt, die die Ermordung des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand plant, organisiert, die Attentäter anwirbt, ausbildet und nach Sarajewo schleust.

2. August - 4. August

Veto von Kardinal Puzyna gegen die Wahl von Mariano Rampolla zum Papst. Hinter diesem Veto steht Kaiser Franz Joseph, Grund ist die österreichfeindliche Haltung des Kardinal-Staatssekretärs. Abschaffung des Vetorechts am 11. Dezember 1904.

Wahl Giuseppe Sartos zum Papst (Pius X.).

16. September

Armeebefehl von Chlopy. Veranlasst durch Angriffe auf die gemeinsame Armee in Ungarn unterstreicht Kaiser Franz Joseph die Notwendigkeit einer einheitlichen Sprache in der k. u. k. Armee. "Gemeinsam und einheitlich, wie es ist, soll Mein Heer bleiben ...". Proteste in Ungarn waren die Folge.

30. September – 3. Oktober

Treffen Kaiser Franz Josephs mit Zar Nikolaus II. von Russland in Mürzsteg. Abstimmung der gemeinsamen Politik gegenüber dem Osmanischen Reich.

4. Oktober

Selbstmord des Philosophen Otto Weininger (* 3. April 1880) in Wien.

17. Dezember

Erster Motorflug eines Flugzeugs (Brüder Wright).

1904

Russisch-Japanischer Krieg: Kriegserklärung Japans und japanischer Sieg in der Seeschlacht von Port Arthur.

April

Weltausstellung in St. Louis (U.S.A.).

8. April

Großbritannien gibt seine bisherige "splendid isolation" auf und schließt die Entente cordiale mit Frankreich; dadurch bildet sich in der Folge eine Bündnissystem, das dem Zwei- bzw. Dreibund (Österreich-Ungarn, Deutsches Reich, Italien) gegenübertritt.

August

Der Aufstand der Herero in Deutsch-Südwestafrika wird von der deutschen Kolonialmacht brutal niedergeschlagen.

Dritte Olympische Spiele in St. Louis (U.S.A.); der österreichische Turner Julius Lenhart – oft als US-Amerikaner geführt – erringt im Mehrkampf Einzel eine Goldmedaille, eine weitere im Mannschafts-Mehrkampf und eine Silbermedaille im Neunkampf.

3. September
 Theodor Herzl im Jahr 1901

Der Begründer des Zionismus, Theodor Herzl (* 2. Mai 1860), stirbt in einem Sanatorium in Edlach.

1905

Albert Einstein stellt die spezielle Relativitätstheorie auf.

<p>Abzeichen des 10. Honved-Husarenregimentes</p>

Krise in Ungarn: nach dem Wahlsieg der Unabhängigkeitspartei setzt Kaiser Franz Joseph einen General als Ministerpräsidenten ein; der Versuch, die Unabhängigkeitspartei durch Einführung des allgemeinen Wahlrechts in die Schranken zu weisen, wird schließlich aufgegeben, verstärkt aber die Diskussion um ein allgemeines Wahlrecht im österreichischen Reichsteil.

Jänner

Nach Rücktritt des Ministerpräsidenten Koerber (Dezember 1904) bildet Paul v. Gautsch ein neues Kabinett.

<p>Revolutionskomitee des Panzerkreuzers "Potemkin"</p>

Der Krieg mit Japan löst in Russland eine Revolution aus; nach ersten Erfolgen – Parlament (Duma) und Verfassung – wird sie jedoch gewaltsam unterdrückt; eine Ära des Scheinkonstitutionalismus folgt.

September

Nach weiteren japanischen Siegen (Mukden, Tsushima) gibt Russland seine Expansion in Fernost auf (Friede von Portsmouth); in der Folge Rückwendung Russlands zu einer aktiven Balkanpolitik.

27. November

Mährischer Ausgleich: Landtagswahlen nach nationalen Kurien, auch Einigung zwischen Tschechen und Deutschen in Sprach- und Schulfragen.

28. November
Große Demonstration für das allgemeine Wahlrecht in Wien

Große Demonstration für das allgemeine Wahlrecht in Wien.

Dezember
Bertha von Suttner, 1911

Bertha von Suttner erhält den Friedensnobelpreis.

1906

"Schweinekrieg" Österreich-Ungarns gegen Serbien (1906–1911): vergeblicher Versuch, durch Unterbindung von serbischen Agrarimporten in die Monarchie politischen Druck auszuüben.

<p>General Gillain, Major Targe, Major Dreyfus</p>

Mit der Rehabilitierung des fälschlich als Spion verurteilten jüdischen Offiziers Alfred Dreyfus findet die sogenannte Dreyfus-Affäre, die seit 1894 Frankreich in zwei einander bitter bekämpfende Lager gespalten hat, ein vorläufiges Ende.

Frühjahr

Konferenz von Algeciras zur Beendigung der ersten Marokkokrise; sie wurde ausgelöst durch den vergeblicher Versuch des Deutschen Reiches, den dominierenden französischen Einfluss in Marokko zu bekämpfen; es zeigt sich eine Lagerbildung der Großmächte: Isolierung des Deutschen Reiches gegenüber Großbritannien, Frankreich und Italien.

1. Jänner

Helmuth Johannes Ludwig von Moltke wird Nachfolger von Alfred Graf von Schlieffen als deutscher Generalstabschef.

18. April

USA - Ein Erdbeben der Stärke 8,4 (Richterskala) und ein dadurch verursachtes Feuer zerstört weite Teile von San Francisco.

30. April

Rücktritt des Kabinetts Gautsch, gefolgt vom Kabinett Max Wladimir Beck (2. Juni).

Oktober – November

Alois Lexa von Aehrenthal wird neuer Außenminister der Monarchie, Franz Conrad von Hötzendorf neuer Generalstabchef der k. u. k. Armee; aktivistischere Außen- und Militärpolitik.

16. Oktober

Der "Hauptmann von Köpenick" – ein Schuster, der als Hauptmann verkleidet, ein Rathaus besetzt – führt preußischen Gehorsamskult und Militarismus ad absurdum.

Dezember
Das Panzerschiff HMS Dreadnought

Großbritannien stellt das ausschließlich mit großen Kanonen bewaffnete, bisherigen Kriegsschiffen weit überlegene Schlachtschiff "HMS Dreadnought" in Dienst; dies löst eine neue Welle maritimen Wettrüstens aus.

1. Dezember

Das Abgeordnetenhaus des Reichsrates beschließt das allgemeine gleiche (Männer-)Wahlrecht.

1907

Jänner

Wahlen in Cisleithanien (österreichischer Reichsteil) nach dem neuen Wahlrecht; Christlichsoziale und Sozialdemokraten stellen die größten Parlamentsfraktionen.

Mai – Juli

2. Haager Konferenz zur friedlichen Regelung internationaler Konflikte; Verfeinerung der Landkriegsordnung und Regeln für den Seekrieg; in der Rüstungsbeschränkung wird, vor allem wegen des von Österreich-Ungarn gestützten Widerstandes des Deutschen Reiches, kein Fortschritt erreicht.

8. Juni
Kaiser und König Franz Joseph in ungarischer Marschallsuniform

40-jähriges Krönungsjubiläum in Budapest: 1867 – nach dem "Ausgleich" zwischen Österreich und Ungarn – wurde Kaiser Franz Joseph zum König von Ungarn gekrönt.

5. August

Der britische Polarforscher Ernest Shackleton bricht zu seiner ersten Antarktis-Expedition auf.

31. August

Abkommen zwischen Großbritannien und Russland, Interessensausgleich in Asien; damit ist ein englisch-russisch-französisches Bündnissystem – die Triple-Entente – entstanden.

8. Oktober

Erneuerung des Ausgleiches mit Ungarn: 63,6 Prozent der Ausgaben sind von Cisleithanien, 36,4 Prozent von Ungarn zu tragen.

1908

<p>Alte Neujahres-Glückwunschkarte</p>

60-jähriges Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph.

Festigung der britisch-russischen Beziehungen: Treffen Edward VII. mit Nikolaus II. in Reval.

Der Zeichner Alfred Kubin (1877–1959) veröffentlicht seinen fantastischen Roman "Die andere Seite".

Der Architekt Adolf Loos (1870–1933) veröffentlicht seine Schrift "Ornament und Verbrechen".

13. Jänner

Henri Farman gelingt mit seinem Doppeldecker der erste Motorflug über eine Distanz von einem Kilometer.

26. – 28. April

Erster Internationaler Psychoanalytischer Kongress in Salzburg. Sigmund Freud hält den Eröffnungsvortrag.

12. Juni
Gruppe I: König Rudolf von Habsburg mit dem deutschen Heerbann.

Kaiserhuldigungsfestzug in Wien, anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Thronbesteigung von Franz Joseph I.

15. September

Treffen in Buchlau zwischen dem österreichisch-ungarischen Außenminister Aloys Graf Lexa von Aehrenthal und dem russischen Außenminister Alexander Petrowitsch Iswolski. Ankündigung der österreichisch-ungarischen Annexion von Bosnien-Herzegowina.

5. Oktober
&quot;Gott sei dank, jetzt g'hört er ganz uns!&quot;
<br />Karikatur am Titelblatt der Wiener satirischen Zeitung Kikeriki vom 15. Oktober 1908 zur Annexion von Bosnien-Herzegowina.

Annexionskrise – Österreich-Ungarn annektiert Bosnien-Herzegowina, zwei seit dem Berliner Kongress (1878) von der Monarchie besetzte und verwaltete türkische Provinzen; dieses Vorgehen wurde ursprünglich vage mit Russland akkordiert (Außenministertreffen von Buchlau, 15. September), aber nach Scheitern russischer Pläne bezüglich der türkischen Meerengen von diesem und vor allem von Serbien bekämpft; schon vor der offiziellen Bekanntgabe der Annexion bekannt geworden, erregt die Annexion europäische Ablehnung; die Unterstützung der Monarchie durch das Deutsche Reich festigte zugleich die Entente der anderen Großmächte; im Februar und März 1909 wird die Annexion – bei Rückgabe des Geländestreifens des Sandschak Novi Pazar – durch die Türkei und die anderen Mächte anerkannt.

7. November

Rücktritt der Regierung Beck: Erfolg beim neuen Ausgleich mit Ungarn, aber klerikaler Widerstand (Affäre Wahrmund), Ungnade des Hofes und Scheitern der Ausgleichsverhandlungen mit den Tschechen und Deutschen in Böhmen.

15. November
Das Abhacken von Händen war ein weit verbreitets Mittel zur Bestrafung im Kongo.

Leopold II., König der Belgier, verkauft nach internationalem Druck, seinen Privatbesitz Kongo-Freistaat dem belgischen Staat, der ihn in die Kolonie Belgisch-Kongo umwandelt. Grund für den Druck sind die Kongo-Gräuel, die bis zu 10 Millionen Menschen im Kongobecken seit 1888 das Leben gekostet haben.

28. Dezember

Durch ein Erdbeben und die folgende Flutwelle werden Messina, Reggio Calabria und Palmi vollständig zerstört. Zwischen 70.000 und 120.000 Menschen fallen dieser größten Naturkatastrophe in Europa im 20. Jahrhundert zum Opfer.

1909

Der deutsche Arzt und Forscher Paul Ehrlich wendet erstmals die Chemotherapie beim Menschen an.

The "Naval Scare" – Der "Marine Schrecken" in Großbritannien führt zu dem kuriosen Ergebnis, dass die Admiralität sechs neue Großkampfschiffe verlangte, die Regierung vier anbot und man sich schließlich auf acht neue Großkampfschiffe einigte.

25. Jänner

Uraufführung der Oper "Elektra" von Richard Strauss nach einem Libretto von Hugo von Hofmannsthal in Dresden.

26. Februar

In einem Abkommen zwischen Österreich-Ungarn und der Türkei, anerkennt die Türkei die Annexion Bosniens und der Herzegowina durch die Doppelmonarchie, welche dafür auf den Sandschak von Novi Pazar verzichtet.

4. März

William Howard Taft wird als 27. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika angelobt.

25. März

Russland anerkennt die Annexion von Bosnien-Herzegowina durch Österreich-Ungarn. Die Annexions-Krise endet mit einem außenpolitischen Erfolg des Habsburgerreiches. Doch weder Russland noch Serbien vergessen, geschweige den vergeben, die tatsächliche oder vermeintliche Demütigung.

6. April

Robert E. Peary als erster am Nordpol

25. Juli
Ansichtskarte, auf der die Ankunft von Blériot in Dover dargestellt wird.

Der Franzose Louis Blériot überquert, als erster Mensch in einem Flugzeug, den Ärmelkanal. Die Pionierleistung ist eine doppelte, denn er benutzt den von ihm selbst entwickelten und gebauten Eindecker Blériot XI.

24. Oktober

Abkommen von Racconigi zwischen Italien und Russland, der staus quo am Balkan soll gewahrt und ein Vordringen Österreich-Ungarns verhindert werden.

12. November

Uraufführung der Operette "Der Graf von Luxemburg" von Franz Lehár in Wien.

1910

Die letzte Volkszählung der Monarchie ergibt eine Einwohnerzahl von fast 51 Millionen. Rund 25 Prozent bekennen sich zur deutschen Umgangssprache.

Robert von Lieben (1878–1913) erhält ein Patent auf seine "Verstärker­röhre".

Ausgleich der Nationalitäten in der Bukowina nach dem Muster des Mährischen Ausgleichs (1905).

13. Jänner

An diesem Tag fand die erste Opernübertragung in der Geschichte der Hörfunks statt. Aus der New Yorker Metropolitan Opera war unter anderem auch die Stimme von Enrico Caruso zu hören.

10. März

Der Wiener Bürgermeister Karl Lueger (* 24. Oktober 1844) stirbt in Wien. Der christlichsoziale Politiker war maßgeblich für die Stadt­er­neuerung verantwortlich (u. a. II. Wiener Hochquellwasserleitung, Kommunalisierung der Strom- und Gasversorgung, sowie der Straßen­bahn, Errichtung zahlreicher Sozial-, Kranken- und Schulbauten), politisch und ideologisch vertrat er eine Stärkung des gewerblichen Kleinbürgertums, verbunden mit scharfem Antisemitismus.

April

Besuch des US-Präsidenten Theodor Roosevelt in Wien.

6. Mai
Von links nach rechts, stehend: König Haakon&nbsp;VII. von Norwegen, Zar Ferdinand von Bulgarien, König Manuel&nbsp;II. von Portugal, Kaiser Wilhelm&nbsp;II., König Georg&nbsp;I. von Griechenland, König Albert&nbsp;I. von Belgien.
Von links nach rechts, sitzend: König Alfonso&nbsp;XIII. von Spanien, König George&nbsp;V. von Großbritannien, König Frederick&nbsp;VIII. von Dänemark.

Edward VII. König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland und Kaiser von Indien stirbt. Sein 44-jähriger Sohn George V. folgt ihm nach. Das Begräbnis von Edward am 20. Mai gilt als das letzte große Treffen europäischer Monarchen vor dem Ersten Weltkrieg.

4. Juli
Der Weltmeister Jack Johnson besiegt den Herausforderer.

Jack Johnson, der erste schwarze Box-Weltmeister im Schwergewicht, verteidigt seinen Titel gegen James J. Jeffries erfolgreich.

September

Der ehemalige russische Außenminister Iswolski wird Botschafter in Paris und verfolgt einen stark anti-österreichischen Kurs. Iswolski war als russischer Außenminister der Verlierer der Annexions-Krise von 1908/09.

5. Oktober
Eine Litografie von Candido da Silva, welche die Ereignisse dartstellt, die zur Ausrufung der Republik führten.

Portugal – Ausrufung der ersten Portugiesischen Republik in Porto.

20. November

Die Mexikanische Revolution gegen Langzeitpräsident Porfirio Díaz beginnt unter der Führung von Francisco Madero sowie Emiliano Zapata und Pancho Villa.

1911

Im Italienisch-Türkischen Krieg von 1911 bis 1912 erobert Italien, in einem blutigen und brutalen Kolonialkonflikt, das heutige Libyen von der Türkei. Die Bindung türkischer Kräfte und die Niederlage der Türkei können als die direkten Auslöser für den Ersten Balkankrieg 1912 angesehen werden.

<p>Die 16-jährige Dora Thewlis, welche mit einigen Mitkämpferinnen ins britische Parlament eindringen wollte, wird verhaftet.</p>

Suffragetten in Großbritannien. Die Frauenrechtsbewegung schreckt auch vor gewaltsamen Aktionismus nicht zurück.

26. Jänner

Uraufführung der Oper "Der Rosenkavalier" von Richard Strauss nach dem Libretto von Hugo von Hofmannsthal in Dresden.

19. März

Von Clara Zetkin initiiert, wird erstmals ein Internationaler Frauentag begangen. Mit dem Datum sollte der revolutionäre Charakter des Frauentags betont werden. Der 18. März war der Gedenktag für die Gefallenen der Märzrevolution 1848. Auch die Pariser Kommune 1871 hatte im März begonnen.

18. Mai
Gustav Mahler im Jahr 1907.

Der Komponist, Dirigent und Direktor der Wiener Hofoper von 1897–1907, Gustav Mahler (* 7. Juli 1860), stirbt in Wien.

Juni

Reichsratswahlen, Erfolge deutschnationaler Parteien, Verluste für Sozialdemokraten und Christlichsoziale.

1. Juli
Karikatur aus dem Simplicissimus zum &quot;Panthersprung&quot;.

Ankunft des deutschen Kanonbootes SMS Panther in Agadir. Damit beginnt die zweite Marokkokrise. Zuvor hatten im Mai 1911 französische Truppen Fès und Rabat besetzt. Deutschland protestierte mit dem "Panthersprung", der Entsendung des Kanonen­bootes, dagegen. Im November wird schließlich ein deutsch-französisches Abkommen über Afrika geschlossen, das einer diplomatischen Niederlage Deutschlands gleichkommt (Kamerun wird deutsch).

September

Unruhen in Wien wegen Teuerungen.

November

Bildung einer neuen Regierung unter Karl Graf Stürgkh.

10. Dezember
Alfred Hermann Fried war nach Bertha von Suttner der zweite österreichisch-ungarische Friedensnobelpreisträger. Wie sie, war er ein Mahner und Warner vor der kommenden möglichen Katastrophe eines großen Krieges.

Alfred Hermann Fried (1864–1921), der Gründer der Zeitschrift "Die Waffen nieder!", erhält den Friedens­nobelpreis.

14. Dezember
Amundsen setzte, im Gegensatz zu seinem Rivalen Scott, zur Gänze auf Schlittenhunde für den Transport.

Roald Amundsen und seine vier Begleiter Helmer Hanssen, Olav Bjaaland, Oscar Wisting und Sverre Hassel erreichen als erste Menschen den geo­grafischen Südpol und gründen das Camp Polheim. 

1912

Verhandlungen über eine Flottenvereinbarung zwischen Großbritannien und dem Deutschen Reich scheitern.

Rudolf Steiner gründet die "Anthroposophische Gesellschaft".

Erscheinen des Werks "Kolloidchemie" von Richard Zsigmondy (1865–1929). 1925 erhielt er den  Nobelpreis für Chemie.

Erste Gedichtveröffentlichung von Georg Trakl.

1. Jänner

Am 1. Jänner 1912 wird die Republik China gegründet, damit endet die über 2000-jährige Zeit der Kaiser von China.

17. Februar

Außenminister Aloys Graf Lexa von Aehrenthal (* 27. September 1854) stirbt in Wien. Nachfolger wird Leopold Graf von Berchtold.

März

Bildung des Balkanbundes (Serbien, Bulgarien, Griechenland und Montenegro).

15. April
Die drei Schiffsschrauben der Titanic im Trockendock.

Untergang des Passagierdampfers Titanic auf der Jungfern-Fahrt von Southampton nach New York im Nordatlantik.

Mai

Aufstand in Albanien gegen die türkische Herrschaft.

20. Juni – 22. Juli

Fünfte Olympische Spiele der Neuzeit in Stockholm.

Juli – August

Französisch-russische Flottenkonvention. Besuch des französischen Ministerpräsidenten Poincaré in Petersburg.

Herbst

1. Balkankrieg, nach Mobilisierung des Balkanbundes gegen die Türkei vergebliche Vermittlung durch Österreich-Ungarn und Russland, nach der türkischen Niederlage soll deren europäischer Besitz aufgeteilt werden; Spannungen zwischen Österreich-Ungarn und Russland, Österreich-Ungarn verhindert Ausweitung Serbiens in Richtung auf die Adria und setzt mit italienischer Unterstützung einen selbständigen Staat Albanien durch.

Oktober

Italienisch-französisches Abkommen: italienische Neutralität bei Krieg Frankreichs gegen Österreich-Ungarn und das Deutsche Reich.

28. November

Ausrufung der Unabhängigkeit Albaniens.

5. Dezember

Verlängerung des "Dreibund"-Vertrags zwischen Österreich-Ungarn, Deutschland und Italien.

14. Dezember
General Liman von Sanders mit türkischen Offizieren. Die Aufnahme dürfte allerdings nicht vor 1914 entstanden sein.

Der Beginn der deutschen Militärmission in der Türkei, auf Bitte der türkischen Regierung, führt zur internationalen außenpolitischen Liman-Sanders Krise, benannt nach Generalleutnant Otto Liman von Sanders, dem Kommandanten der Mission. Besonders Russland sah seine Interessen an den Meerengen durch die deutsche Präsenz massiv bedroht. Frankreich und Großbritannien protestierten zwar, aber eher um den Schein zu bewahren.

1913

Einführung der dreijährigen Dienstzeit in der französischen Armee, Verstärkungen des Heeres im Deutschen Reich und Russland.

17. Jänner
Der neue Präsident der französischen Republik Raymond Poincaré am Titelblatt des Petit-Journal vom 26.&nbsp;Jänner 1913.

Der bisherige Ministerpräsident und Außenminister Raymond Poincaré wird zum französischen Präsidenten gewählt.

11. Februar

Ermordung des Wiener Arbeiterführers Franz Schuhmeier in Stockerau. Attentäter ist Paul Kunschak, der geistig verwirrte Bruder der christlich­sozialen Politikers Leopold Kunschak.

4. März

Thomas Woodrow Wilson wird als 28. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt.

31. März

"Skandalkonzert": Aufführung der "Fünf Orchesterlieder nach Ansichtskarten-Texten von Peter Altenberg" von Alban Berg unter der Leitung Arnold Schönbergs im Großen Musikvereinssaal in Wien.

25. Mai
Aufnahme um das Jahr 1907.

Der von der Armee-Führung erzwungene Selbstmord des der Spionage für Russland überführten General­stab­chefs des 8. Korps in Prag, Oberst Alfred Redl (* 14. März 1864), in Wien.

Sommer
&quot;The Boiling Point&quot; lautet der Titel dieser Karikatur aus dem Punch vom 2.&nbsp;Oktober 1912. Groß Britannien, Frankreich, Russland, Deutschland und Österreich-Ungarn können gerade noch den Topf mit Balkan-Problemen am Überkochen hindern.<br /><br />
Wie lange noch?

2. Balkankrieg, im Zuge der Auseinendersetzungen um die Verteilung der eroberten türkischen Provinzen zerfällt der Balkanbund: Angriff Bulgariens auf Serbien (Juni), Bulgarien wird von einer Koalition aus Serbien, Rumänien, Griechenland und der Türkei besiegt, Neu­aufteilung der ehemals türkischen Provinzen durch den Frieden von Bukarest (10. August); Österreich-Ungarn, das Bulgarien zu unterstützen suchte, entfremdet sich von Rumänien.

4. Juni

Beim Galopprennen in Epsom läuft die englische Suffragette Emily Davison auf die Rennbahn, vermutlich um für das Frauenwahlrecht zu demon­strieren. Sie stößt mit dem Pferd König George V. (geritten vom Jockey Herbert Jones) zusammen und erleidet dabei so schwere Kopfverletzungen, dass sie vier Tage später daran stirbt.

10. Juni

Graf Stephan Tisza wird abermals ungarischer Ministerpräsident (Führer der liberalen Partei, die seit gelenkten Wahlen 1910 über eine starke Mehrheit verfügte).

Herbst

Fortschritte im Ausgleich zwischen Tschechen und Deutschen in Böhmen (nur mehr "papierdünne Wand").

7. Oktober
Die erste, noch etwa provisorisch wirkende, Fließbandfertigung in der Industriegeschichte.

Henry Ford führt zur Herstellung des Ford Modell T zunächst im Probebetrieb die Fließbandfertigung ein.

Jänner – Juni 1914

1. Jänner

Die 30-jährige Urheberrechtsfrist für Wagners Oper Parsifal läuft aus: Bayreuth hat nicht mehr das Monopol auf Aufführungen dieser Oper.
1. Wiener Parsifal am 14. Jänner 1914. (mit Erik Schmedes als Parsifal, Anna von Mildeburg als Kundry und Friedrich Weidemann als Klingsor).

5. Jänner

Ankündigung des 8-Stundentages in den Ford-Werken (USA). In Österreich-Ungarn gilt zu dieser Zeit in der Industrie weitgehend der 10-Stundentag.

13. März

Albanien wird selbständig; Wilhelm zu Wied albanischer König

16. März

Die Frau des französischen Finanzministers, Joseph Caillaux, erschießt den Chefredakteur des "Figaro", Gaston Calmette; dieser hatte die Veröffentlichung kompromittierender Briefe angekündigt

17. März

Das Abgeordnetenhaus des Reichsrates in Wien wird wegen Arbeitsunfähigkeit vertagt

17. März

Russland beschließt eine bedeutende Erhöhung der Friedensstärke seiner Armee

22. März

Kaiser Wilhelm II. zu Staatsbesuch in Wien

17. Mai

Der Wiener Associationfootball-Club sichert sich durch ein 1:1 gegen SK Rapid Wien den Fußball-Meisterschaftstitel in der Wiener 1. Klasse.

22. Mai

Der erste Propaganda-Dokumentarfilm Österreich-Ungarns wird in den Kinos aufgeführt, er trägt den Titel "Unsere Kriegsflotte".

25. Mai
Edward Carson, der irische Führer der Unionisten, stiehlt die Grafschaft Ulster. Aus katholischer Sicht, aus protestantischer rettet er Ulster für das Vereinigte Königreich.

Im britischen Unterhaus wird der "Government of Ireland Act 1914" beschlossen. Trotz heftigen Wider­standes im Oberhaus und auch von Seiten der britischen Armee wirde Irland mehr Souveränität gewährt. Das Gesetz wird aber vor Kriegsausbruch nicht mehr umgesetzt.

Juni

Trotz Interventionsversuchen von russischer Seite stehen zwei, in Großbritannien gebaute, "Dreadnought"-Schachtschiffe kurz vor Fertig­stellung und Übergabe an die türkische Marine. Die Regierung Asquith beharrt auf ihrem liberalen Standpunkt, sich nicht in die Geschäfte britischer Firmen einzumischen. Hintergrund ist die Furcht Russlands nicht nur die Passage durch die Meerengen (Dardanellen und Bosporus) verwehrt zu bekommen, sondern auch im Schwarzen Meer gegenüber der türkischen Marine ins Hintertreffen zu geraten.

6. Juni

Der Chemiker Adolf von Lieben (* 3. Dezember 1836) stirbt in Wien.

21. Juni

Die Schriftstellerin und Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner (* 9. Juni 1843) stirbt in Wien.

28. Juni
Der Erzherzog und die Herzogin beim Verlassen des Rathauses von Sarajweo.

Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand (* 18. Juli 1863) und seiner Gattin Sophie Herzogin von Hohenberg (* 1. März 1868) durch Gavrilo Princip in Sarajewo.

Juli – Dezember 1914

5. bis 6. Juli

Die "Mission Hoyos" bringt den erhofften außenpolitischen "Blanko­scheck" von Berlin für Wien. Kaiser Wilhelm II. und die deutsche Regierung versichern Österreich-Ungarn der unbedingten und unein­ge­schränkten Bündnistreue, die vielzitierte "Nibelungentreue". Berlin drängt auf rasches Vorgehen gegen Serbien. Dazu fehlt aber die Einigkeit in Wien, der ungarische Ministerpräsident Tisza ist gegen ein sofortiges militräisches Vorgehen.

14. Juli

Einigung in Wien auf ein so gut wie unannehmbares Ultimatum an Belgrad. Der Diplomatie soll so genüge getan werden, die Kriegsschuld aber bei Serbien liegen. Die Übergab ist erst nach dem Staatsbesuch der französischen Regierungspitze in Russland geplant. Das Treffen soll nicht zur Abstimmung der Vorgehensweise Frankreichs und Russlands genützt werden.

20. bis 23. Juli
Präsident Poincare und Zar Nikolaus II. in Petersburg

Französisch-russisches Regierungstreffen in Peters­burg. Seit dem 17. Juli sind Russland, Frankreich, Serbien, Italien und Rumänien, teils durch Ent­ziffe­rung des österreichisch-ungarischen Telegraphen­codes und teils durch Indiskretionen des österreich-ungarischen Außenministers Berchtold selbst, über das geplante Ultimatum informiert.

23. Juli

Überreichung des Ultimatums an Serbien.

25. Juli
Kein Nachgeben Serbiens - Illustriertes Wiener Extrablatt vom 25. Juli 1914.

Russische Teilmobilmachung gegen Österreich-Ungarn, wofür es keinen Plan gibt. Der russische Generalstab macht auf die Unmöglichkeit der Abwandlung des Mobilmachungsplanes aufmerksam. Also eigentlich Beginn der russischen Mobilmachung. Aber auch eine Teilmobilmachung hätte die deutsche Mobilmachung ausgelöst. Serbien lehnt das Ultimatum ab und leitet Generalmobilmachung ein. Österreichisch-ungarische Teilmobilmachung für Fall "B" – Balkan.

28. Juli

Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien.

30. Juli

Russland geht von der verdeckten Mobilmachung ab und verkündet nun offiziell die Generalmobilmachung.

31. Juli

Österreich-ungarische Generalmobilmachung. Entgegen den Ver­sprech­ungen von Generalstabschef Conrad geht die Überleitung von Mobil­machung Fall "B" wie Balkan, auf Mobilmachung "R" wie Russland alles andere als reibungslos vor sich. Deutsches Ultimatum an Russland, seine Mobilmachung einzustellen, und Ultimatum an Frankreich, sich neutral zu erklären.

1. August

Frankreich erklärt Generalmobilmachung.

Deutschlands Generalmobilmachung und Kriegserklärung an Russland.

2. August
Bravo, Belgium - Karikatur aus dem Punch vom 2. August 1914.

Deutsches Ultimatum an Belgien für Durch­marsch­rechte. Neutralitätserklärung Italiens, das mit Österreich-Ungarn und Deutschland im Drei­bund ist. Zwei moderne Schlachtschiffe für die Türkei, die in britischen Werften gebaut wurden, werden am Tag der Übergabe an die türkischen Besatzungen von der britischen Admiralität beschlag­nahmt, obwohl sie bereits bezahlt waren. Die von Istanbul erhoffte maritime Überlegenheit über Russland kommt dadurch nicht zustande.

3. August
Deutsche Truppen beim Eisenbahntransport an die Front.

Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich. Einmarsch deutscher Truppen in Belgien.

4. August

Kriegserklärung Großbritanniens an das Deutsche Reich. Beginn des deutschen Angriffes auf die belgische Festung Lüttich.

6. August

Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Russland.

7. August
Französische Propagand-Postkarte über die Befreiung des Elsass 1914.

Französische Offensive im Elsass.

8. August 1914

Kriegserklärung Großbritanniens an Österreich-Ungarn.

9. August

Beginn der Verschiffung der britischen Truppen über den Ärmelkanal.

10. August
Aus der Goeben wurde die Yavuz Sultan Selim.

Der deutsche moderne Schlachtkreuzer SMS Goeben und der Kreuzer SMS Breslau laufen in türkische Ge­wässer, die Dardanellen, ein. Die Schiffe werden am 16. August, mit Besatzungen, von der Türkei über­nommen. Dadurch wird die Beschlagnahme zweier Schlachtschiffe für die Türkei, durch die britische Admiralität und in britischen Werften, teil­weise kom­pensiert. Istanbul verfügt nun über das mit Abstand stärkste Kriegsschiff im Schwarzen Meer. Der unmittelbare Auslöser, warum die Türkei auf die Seite der Mittelmächte trat.

14. August

Weitere französische Offensiven im Elsass und in Lothringen.

15. August

Russische Truppen dringen in Ostpreußen ein. Der Befehlshaber der deutschen 8. Armee von Prittwitz plant den Rückzug hinter die Weichsel.

16. August

Die belgische Festung Lüttich kapituliert. Beginn der österreich-ungarischen Offenisve gegen Serbien.

17. bis 19. August

Kämpfe in Ostpreußen, Beginn der Grenzschlachten zwischen Frankreich und Deutschland. Die Offensive der k.u.k. Truppen gegen Serbien kommt nur schleppend voran.

20. August
 Papst Pius X.

Besetzung Brüssels und Belagerung von Antwerpen.
Papst Pius X. stirbt.

 

22. August
Paul Ludwig Hans Anton von Beneckendorff und von Hindenburg und Erich Friedrich Wilhelm Ludendorff

Paul von Hindenburg übernimmt den Oberbefehl über die 8. Armee in Ostpreußen, sein Stabschef wird Erich Ludendorff. Vorstoß russischer Truppen auf österreich-ungarisches Gebiet, Beginn der Schlacht um Galizien. Bei den Grenzschlachten im Westen werden alleine an diesem Tag, nur auf französischer Seite, 27.000 Mann getötet.

 

23. bis 25. August

Kämpfe in Ostpreußen, Fortdauer der Grenzschlachten, erste Schlacht der britischen Truppen bei Mons, Kämpfe in Galizien und an der Balkan­front. Vorgehen der Entente gegen deutsche Kolonien.

26. August bis 2. September

Beginn der Schlacht von Tannenberg in Ostpreußen. Österreichischer Sieg bei Komarow wird durch die Niederlage bei Gnila Lipa wertlos. In der Schlacht um Lemberg müssen sich die k.u.k Truppen nach schweren Verlusten zurückziehen, Lemberg fällt am 2. September an die angreifenden Russen.

27. August
Japanische Type 45 24cm Belagerungshaubitze

Die Belagerung von Tsingtau beginnt. Die deutsche Kolonie Togo wird an Briten und Franzosen übergeben.

28. August

Das erste große Seegefecht des Krieges vor Helgoland endet mit einem britschen Sieg. Beginn der Belagerung der französischen Festung Maubeuge.

30. August
Der Union Jack über Deutsch-Samao

Die deutsche 8. Armee schlägt die russische 2. Armee in der Schlacht von Tannenberg, in Ostpreußen, vernichtend. Deutsch-Samoa wird von neuseeländischen Truppen besetzt.

31. August

Auf Anordnung des Zaren wird Sankt Petersburg in Petrograd umbenannt.

2. bis 10. September

Zweite Schlacht bei Lemberg. Die Rückeroberung scheitert; die Truppen der k. u. k. Armee müssen sich bis an den Dunajec zurückziehen.

5. September bis 12. September

Schlacht an der Marne. Der deutsche Vormarsch stoppt, gefolgt von einem Rückzug auf eine besser verteidigbaren Frontverlauf.

6. bis 14. September

Serbische Offensive an der unteren Save.

8. September

Offensive der k. u. k. Armee gegen Nordwestserbien.

11. September

Serbisch-montenegrinischer Vorstoß auf Sarajewo.

12. September bis 20. September

Schlacht an der Aisne. Ende des deutschen Rückzuges nach der Marne-Schlacht, erfolglose Angriffe der französischen und britischen Truppen, die Westfront beginnt zu erstarren.

14. September bis 19. Oktober

Westfront – Wettlauf zum Meer. Gegenseitige Versuche zur Überflügelung durch Angriffe immmer weiter nördlich, bis die Kämpfe die Nordseeküste vor Ypern erreichen.

30. September

Wahl von Papst Benedikt XV. in Rom.

20. Oktober bis 18. November

Erste Flandernschlacht.

22. bis 26. Oktober
geb. 18.9.1854 in Udine gest. 8.1.1941 in Innsbruck Nachkomme Andreas Hofers. 1903 Generalmajor. 1907 Feldmarschallleutnant. 1912 General der Kavallerie. 1915 Landesverteidigungskommandant von Tirol. 1917 Freiherr und Kapitän der 1. Arcieren-Leibgarde, später - in Vertretung Conrads - Oberst sämtlicher Leibgarden. 1918 Feldmarschall und Graf. Nach dem Krieg Protektor des Baues des Heldendenkmals im Äußeren Burgtor in Wien. Kommandeur des Maria-Theresien-Ordens.

Schlacht bei Iwangorod (bei Warschau). Rückzug der k. u. k. Armee unter General Dankl.
Rückzug der Verbündeten auf die Linie Warthe - Krakau - Karpaten.

3. November

Selbstmord des Lyrikers Georg Trakl in Krakau. Trakl, der im September als Sanitätsoffizier an der Schlacht von Grodek teilnahm, erlitt aufgrund der schrecklichen Leiden der Verwundeten und der Grausamkeit der Schlacht einen Nervenzusammenbruch. Er wurde in ein Militärhospital in Krakau eingewiesen.

6. November

Beginn der östereichisch-ungarischen Großoffensive gegen Serbien (bis 15. Dezember)

7. November
In: Unteilbar und Untrennbar.Die Geschichte des großen Weltkrieges mit besonderer Berücksichtigung Österreich-Ungarns. Unter Leitung des Generals der Infanterie Emil Freiherr von Woinovich von Belobreska und des Generalmajors Max Ritter von Hoen, Direktor des k. und k. Kriegsarchivs herausgegeben und redigiert von Oberst Alois Veltzé.1. Band Wien, 1917.

Nach Besetzung der Deutschen Kolonie Tsingtao in China durch japanische Truppen versenkt sich der dort eingesetzte k. u. k. Kreuzer "Kaiserin Elisabeth" selbst

9. November

Neuerliche Belagerung Przemysls durch russische Truppen

17. November
In: Unteilbar und Untrennbar.Die Geschichte des großen Weltkrieges mit besonderer Berücksichtigung Österreich-Ungarns. Unter Leitung des Generals der Infanterie Emil Freiherr von Woinovich von Belobreska und des Generalmajors Max Ritter von Hoen, Direktor des k. und k. Kriegsarchivs herausgegeben und redigiert von Oberst Alois Veltzé.1. Band Wien, 1917.

Räumung des Uzsók-Passes in den Karpaten durch österreichisch-ungarische Truppen

19. bis 25. November

Erfolgreiche Kämpfe der k. u. k. 2. Armee bei Krakau und Tschenstochau

27. November

Neuerliche Räumung von Czernowitz durch die österreich-ungarische Armee

Anfang bis Mitte Dezember
In: Unteilbar und Untrennbar.Die Geschichte des großen Weltkrieges mit besonderer Berücksichtigung Österreich-Ungarns. Unter Leitung des Generals der Infanterie Emil Freiherr von Woinovich von Belobreska und des Generalmajors Max Ritter von Hoen, Direktor des k. und k. Kriegsarchivs herausgegeben und redigiert von Oberst Alois Veltzé.1. Band Wien, 1917.

Einnahme Belgrads durch österreichisch-ungarische Truppen; unmittelbar danach serbische Gegen­offensive, die bis Mitte Dezember die österreichisch-ungarische Armee zum Rückzug hinter die Save zwingt; Feldzeugmeister Oskar Potiorek legt sein Kommando zurück

1. bis 12. Dezember
In: Unteilbar und Untrennbar.Die Geschichte des großen Weltkrieges mit besonderer Berücksichtigung Österreich-Ungarns. Unter Leitung des Generals der Infanterie Emil Freiherr von Woinovich von Belobreska und des Generalmajors Max Ritter von Hoen, Direktor des k. und k. Kriegsarchivs herausgegeben und redigiert von Oberst Alois Veltzé.1. Band Wien, 1917.

Schlacht von Limanova-Lapanow, erfolgreiches Zurück­drängen der russischen Armee, die über die Karpaten nach Nordungarn einzudringen versucht hatte.

10. Dezember

Der Laryngologe Robert Bárány erhält den Nobelpreis für Medizin

21. Dezember
In: Unteilbar und Untrennbar.Die Geschichte des großen Weltkrieges mit besonderer Berücksichtigung Österreich-Ungarns. Unter Leitung des Generals der Infanterie Emil Freiherr von Woinovich von Belobreska und des Generalmajors Max Ritter von Hoen, Direktor des k. und k. Kriegsarchivs herausgegeben und redigiert von Oberst Alois Veltzé.1. Band Wien, 1917.

Torpedoangriff des österreichisch-ungarischen Unterseebootes U12 (Linienschiffleutnant Egon Lerch) auf das französische Linienschif Jean Bart, das schwer beschädigt wird

Ende Dezember

Schwere Kämpfe mit russischen Truppen in den Karpaten. Beginn der französischen Offensiven in der Champagne und im Artois.