Seekrieg 1917 - Der uneingeschränkte U-Boot-Krieg

1917 ging die britische Seeblockade der Mittelmächte ins vierte Jahr und der Hunger wuchs. Nun wollte Deutschland den Spieß umdrehen, auch auf die Gefahr eines Kriegseintrittes der USA hin. Die Neutralität der Vereinigten Staaten war ohnehin schon mehr Farce als Realität. Die U-Boote sollten Großbritannien in die Knie zwingen. Wenn dies rasch gelang, bevor Amerika eine große Armee aufstellen konnte, dann wäre der Krieg gewonnen.

Der Krieg zur See hatte im Jahr 1917 zwei Hauptpunkte – die seit 1914 andauernde Seeblockade der Mittelmächte durch die Royal Navy und die Wiederaufnahme des uneingeschränkten U-Boot-Krieges durch das Deutsche Reich. 

Die Seeblockade, von der die britische Admiralität vor dem Krieg erwartet hatte, dass sie Deutschland in wenigen Monaten friedensbereit hungern würde, ging nun in ihr viertes Jahr. Die Auswirkungen auf die Wirtschaftskraft der Mittelmächte waren unbestreitbar, aber als alleinig kriegsentscheidende Maßnahme war die Blockade eine herbe Enttäuschung. Auch wenn der Hunger in Deutschland und Österreich-Ungarn immer größer wurde, auch wenn laut Kriegsernährungsamt die Zahl der Ersatzmittel für Lebensmittel von 1.400 im April 1917 auf über 10.000 im Oktober 1917 stieg, so manche davon gesundheitsschädlich, auch wenn es immer wieder Brot-Unruhen und wilde Streiks gab, noch waren die Mittelmächte, noch war Deutschland nicht bereit zu kapitulieren. Im Gegenteil, die zentralisierte Kriegswirtschaft, das Hindenburg-Programm, sollte eine erhebliche Steigerung der deutschen Rüstung erzielen. Nicht grundlos wählte Lenin die deutsche Kriegswirtschaft als Vorbild für seinen Kriegskommunismus der Bürgerkriegszeit. Kritiker der deutschen Kriegswirtschaft bestätigten zwar die Steigerung der Rüstungsproduktion, doch wurde nach ihrer Meinung die Steigerung durch einen weiteren Verfall der Landwirtschaft, sprich der Lebensmittelproduktion und einen weiteren Anstieg der Inflation erkauft. 

Am 9. Jänner 1917 hatten sich der Kaiser und Kanzler Theobald von Bethmann-Hollweg in Schloss Pless getroffen um das weitere Vorgehen im Krieg zu erläutern. Bethmann-Hollweg war ein Gegner des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs, weil er sich sicher war, dass die Vereinigten Staaten dann aktiv ins Kriegsgeschehen eingreifen würden. Schon 1915, nach der Versenkung der RMS-Lusitania, waren die USA kurz davor, Deutschland den Krieg zu erklären um es dann doch nicht zu tun. Die Oberste Heeresleitung befürwortete dagegen eine Wiederaufnahme des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs. Die USA befand sich seit Kriegsbeginn in einer immer fragwürdigeren Neutralität. Zu Jahresbeginn 1917 waren die Vereinigten Staaten der wichtigste außenstehende Produzent und Lieferant von Waffen, Ausrüstungsgütern, Rohstoffen und Lebensmitteln für die Entente, aber eben nur für die Entente. Waren vor dem Weltkrieg die Vereinigten Staaten noch Schuldner in Großbritannien gewesen, hatte sich seither die Lage drastisch geändert. Die gesamte Entente stand in den USA tief in der Kreide. Eine Entwicklung die gerade in den Jahren 1915 und 1916 massiv vorangeschritten war. Unbemerkt blieb im Deutschen Reich auch nicht, dass die USA 1915 besonders heftig gegen die Verletzung der Prisenordnung durch die deutschen U-Boote, während der ersten Phase des uneingeschränkten U-Boot-Krieges, protestiert hatten. Aber die Verletzung derselben Prisenordnung durch die britische Seeblockade, und das seit Kriegsbeginn, wurde von den USA stillschweigend geduldet.  

Am 31. Jänner unterschrieb Kaiser Wilhelm den Befehl für den mit 1. Februar beginnenden uneingeschränkten U-Boot-Krieg. Kanzler Bethmann-Hollweg meinte dazu, dass Deutschland erledigt sei. Interessanterweise hatte der britische Admiral David Beatty am 27. Jänner bemerkt, dass die Crux der Situation einfach darin lag, wer wen zuerst auf die Knie zwingen würde.

Wie erwartet beendeten die Vereinigten Staaten ihre diplomatischen Beziehungen mit dem Deutschen Reich am 3. Februar und der US-Kongress erklärte Deutschland am 6. April den Krieg. Nun begann aus deutscher Sicht ein Wettlauf gegen die Zeit. Würden die U-Boote so viele Handelsschiffe versenken können, um das „perfide Albion“, der Spott-Name Großbritanniens in der deutschen Kriegspropaganda, zum Ausscheiden aus dem Krieg zu zwingen, oder würde die geballte Wirtschafts- und Militärmacht der Vereinigten Staaten davor an der Westfront zum Tragen kommen, und so den Krieg zu Gunsten der Entente entscheiden.

Nach Schätzung der deutschen Marine mussten 600.000 Tonnen Schiffsraum pro Monat versenkt werden, das würde auf die Dauer die Versorgung von Großbritannien zum Erliegen bringen. Die Monate Februar und März waren aus deutscher Sicht verheißungsvoll, der April 1917 schien Deutschlands Sieg anzukündigen. Beinahe 1. Million Tonnen Schiffsraum wurden in diesem Monat, bei geringen eigenen Verlusten, von den deutschen U-Booten im Atlantik versenkt. 

Die britische Admiralität verlor erstmals im Krieg ihren Optimismus und der First Sea Lord Admiral John Jellicoe meinte, dass die U-Boote Großbritannien an den Rand einer Hungersnot trieben. Geleichzeitig war Jellicoe ein Gegner der Einführung des Konvoi-Systems. Er meinte, dass ein durch Kriegsschiffe geschützter Konvoi/Geleitzug einfach eine große Zahl von Zielen für die U-Boote versammeln würde. Außerdem hielt er die Kapitäne und Matrosen der Handelsmarine einfach für unfähig ihren Platz in einem Konvoi halten zu können.

Mai, Juni und Juli brachten keine weitere Steigerung der Schiffsverluste für die Entente, aber die erlittenen Verluste waren immer noch verheerend. Im August wurde auf Drängen des neuen britischen Premierminister David Lloyd George das Konvoi-System für die Atlantiküberquerung von Handelsschiffen eingeführt. Langsam, aber stetig, fielen nun die Versenkungszahlen. Im November und Dezember 1917 wurde nur mehr knapp die Hälfte der angepeilten 600.000 Tonnen versenkt, und dieser Trend hielt auch 1918 unverändert an. 

Die Ursachen für das Scheitern des uneingeschränkten U-Boot-Krieges waren mannigfaltig. Die Zahl der deutschen U-Boote war zu gering, 329 im Ersten Weltkrieg im Vergleich zu 1162 im Zweiten Weltkrieg. Ein weiterer Grund waren die technischen Grenzen des U-Bootes zur Zeit des Ersten Weltkrieges. Auch trug die Überlastung der vorhandenen Einheiten, respektive der Besatzungen, durch die Dauer der Offensive zum Scheitern bei. Der Erfolg des Konvoi-Systems und die gewaltige Zahl an Schiffsneubauten, besonders in den Werften der USA, waren aber die beiden Hauptursachen für die Niederlage der U-Boote. Im Gegensatz zu Admiral Jellicoes Befürchtungen schreckte der militärische Schutz durch Zerstörer und Fregatten, im Küstenbereich auch zunehmend durch Flugzeuge, die U-Boote ab. Die riesige Zahl an Schiffsneubauten durch die amerikanischen Werften demonstrierte einmal mehr das enorme wirtschaftliche Potential des neuen Kriegsteilnehmers. All das zusammen verhinderte, dass Großbritannien durch Hunger zum Frieden gezwungen wurde. Im gesamten Kriegsverlauf versenkten die U-Boote der Mittelmächte über 6.000 Handelsschiffe, mit über 13 Millionen Bruttoregistertonnen und über 100 Kriegsschiffe der Entente. Etwa 15.000 Matrosen der Handelsmarine verloren dabei auf Seiten der Entente ihr Leben. Die U-Boot Verluste betrugen knapp über 200 Boote, 178 davon durch Feindeinwirkung, mit etwa 5.000 Matrosen an Bord.

Dass sich die Vereinigten Staaten nie aktiv am Ersten Weltkrieg beteiligt hätten, ist angesichts der im Kriegsverlauf immer weiter fortschreitenden wirtschaftlichen Verflechtung mit der Entente fraglich. In Summe 26,5 Milliarden Dollar an Krediten gewährten die USA im Ersten Weltkrieg, und die Mittelmächte zählten nicht zu den Debitoren. Ein Kreditvolumen, grob inflationsbereinigt für das Jahr 2016, von über 500 Mrd. Dollar. 

Im März 1917 veröffentlichte das amerikanische Außenministerium die sogenannte „Zimmermann-Depesche“, benannt nach Arthur Zimmermann, Staatssekretär im deutschen Außenministerium. Es handelte sich dabei um ein deutsches Bündnisangebot an Mexiko vom 19. Jänner 1917, für den Fall eines Krieges zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten. Der britische Geheimdienst hatte die Depesche abgefangen, dechiffriert und an Washington weitergeleitet. Eine größer diplomatische Dummheit hätte Deutschland kaum begehen können. Die Wiederaufnahme des uneingeschränkten U-Boot-Krieges, die Zimmermann-Depesche und einige tatsächliche, so wie einige vermeintliche Sabotage-Akte durch deutsche Agenten in den USA lieferten Präsident Woodrow Wilson genug Argumente, um die öffentliche Meinung im Land, die davor mehrheitlich gegen einen Kriegseintritt der USA war, zu drehen und den Kongress auf eine Kriegserklärung einzuschwören. Der Hauptgrund für diesen Meinungsumschwung war aber zweifellos die U-Boot-Offensiv.

Aus der Sicht Österreich-Ungarns verlief der Seekrieg im Jahr 1917 relativ erfolgreich und es kam zu einem Wechsel an der Spitze der Marine. Großadmiral Anton Haus verstarb im Februar 1917 an einer Lungenentzündung, sein Nachfolger wurde Maximilian Njegovan, der letzte Admiral Österreich-Ungarns. Das Jahr 1917 sollte aber Ritter Nikolaus Horthy von Nagybánya Ruhm bringen. Horthy, aus einer Familie des ungarischen Kleinadels stammend, gelang  ein „Husarenstreich“ der k. u. k. Marine gegen die Sperre der Straße von Otranto. Beim Angriff auf die Sperre am 15. Mai 1917 wurden 18 kleinere Einheiten der Entente versenkt und sechs beschädigt, bei lediglich zwei beschädigten Rapid-Kreuzern der österreich-ungarischen Marine. Die Blockade der Adria wurde dadurch nicht aufgehoben, aber die Moral der Überwasser-Streitkräfte der Mittelmächte wurde gehoben, war bereits dringend notwendig war.

Für die Mittelmächte erfolgreich verlief das Jahr 1917 im Mittelmeer auch wegen der U-Boot-Offensive. Hier wurden, bezogen auf die Zahl der eingesetzten U-Boote, die höchsten Versenkungszahlen erzielt. Lothar von Arnauld de la Perière, der erfolgreichste U-Boote-Kommandant aller Zeiten, gelang hier die überwiegende Mehrzahl seiner über 190 Schiffsversenkungen.    

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Karikatur zum U-Boot-Krieg
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Les gars de Morlaix
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Der magische Gürtel - Deutsche U-Boote wider England
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US-Propagandafilm über den U-Boot-Krieg
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Stapellauf der USS-Maumee
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Stapellauf eines Kriegsschiffes in den Vereinigten Staaten
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Quand je suis parti pour la Rochelle

Chronologie der Ereignisse

Das Jahr 1917

Februar bis April
<p>Sixtus von Bourbon Parma<strong>&nbsp;</strong>(1886-1934)</p>
<p>Im Ersten Weltkrieg belgischer Offizier.</p>
<p>In: Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdödy. Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand. Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten. Von Paul Szemere und Erich Czech. Zürich, Leipzig, Wien, nach S. 64.</p>

"Sixtus-Affäre":
Kaiser Karl I. führt, über Vermittlung seines Schwagers Sixtus Prinz von Bourbon-Parma und ohne Wissen der Bündnispartner, geheime Friedensverhandlungen mit Frankreich. Er bietet Frankreich an, dass die Souveränität Serbiens wieder hergestellt wird und Serbien einen Zugang zum Mittelmeer bekommt. Deutschland soll Elsaß-Lothringen an Frankreich zurückgeben und Belgien räumen. Der französische Präsident Raymond Poincaré bietet Österreich-Ungarn einen Sonderfrieden an unter der Bedingung von Gebietsabtretungen an Italien (Südtirol) und Rumänien. Dies lehnt Karl I. ab, die Verhandlungen werden aber fortgeführt.

9. Februar bis 20. März

Unternehmen Alberich - Rücknahme der deutschen Westfront auf die Hindenburglinie. Durch Verkürzung und Begradigung des Frontverlaufes werden 14 deutsche Infanteriedivisionen frei. Das geräumte Gebiet wird systematisch zerstört - Taktik der Verbrannten Erde.

19. Februar

Um Gas zu sparen, wird die Beleuchtung der Straßen in Wien erheblich eingeschränkt.

27. Februar

Kaiser Karl I. enthebt Feldmarschall Franz Conrad von Hötzendorf seines Postens als Generalstabschef und übergibt ihm den Oberbefehl über die Heeresgruppe Südtirol. Sein Nachfolger als Generalstabschef wird General Arthur Arz von Straußenburg. Karl I. übernimmt damit den Oberbefehl über die k. u. k. Armee.

12. März

Erste (bürgerliche) Revolution in Russland. Zar Nikolaus II. wird gestürzt und eine bürgerlich-demokratische Regierung unter Fürst Georgi J. Lwow wird ausgerufen.

April
Manfred Freiherr von Richthofen (im Albatros D.III) und Kameraden von Jasta 11 am 23. April 1917.
Die Aufnahme wurde für Led Zeppelins zweites Album als Vorlage verwendet.

Bundesarchiv, Bild 183-2004-0430-501 / CC-BY-SA 3.0

Der April des Jahres 1917 geht für das Royal Flying Corps, die britischen Luftstreitkräfte im Ersten Weltkrieg, als "Bloody April" in die Geschichte ein. Hauptsächlich im Gebiet der Schlacht von Arras verlieren die Briten 275 Flugzeuge gegenüber 66 deutschen Maschinen. Die massive britische Luftaufklärung bietet den frisch geschaffenen deutschen Jasta's (Jagdstaffeln) reiche Beute über eigenem Territorium.

6. April

Kriegserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika an das Deutsche Reich. Dem vorausgegangen war die Erklärung des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs durch das Deutsche Reich im Februar. Die USA brechen darauf hin die diplomatischen Beziehungen zum Deutschen Reich ab.

9. April bis 16. Mai
<p>Soldaten der britischen 4th Division bei einem steckengebliebenen Tank am 9. April 1917.</p>

Die Schlacht von Arras ist der britische Hauptschlag für die Frühjahrsoffensive der Entente. Zu Beginn der Schlacht findet der erfolgreiche Angriff kanadischer Truppen auf den Höhenzug bei der Stadt Vimy, am nördlichsten Ende des Schlachtfeldes von Arras, statt. Trotz anfänglicher Erfolge bleibt abermals der echte Frontdurchbruch versagt. Auf die relative kurze Dauer der Schlacht umgelegt, ist sie eine der blutigsten für die britische Armee im Ersten Weltkrieg. Verlusten von 150.000 Mann auf britischer Seite stehen 100 000 bis 120 000 Mann auf deutscher Seite gegenüber.

16. April bis 9. Mai

Die Nivelle-Offensive, benannt nach dem französischen Oberkommandierenden General Robert Nivelle, erfüllt in keinster Weise die in sie gesetzten hohen Erwartungen. Im Gegenteil, die Verluste sind sehr viel höher als erwartet und die deutsche Abwehr bleibt, trotz ebenfalls hoher Verluste, unerschüttert. Die Moral der französischen Frontkämpfer ist am Ende und Meutereien in fast allen französischen Divisionen sind die Folge.

Ende April bis Juni

Die Meuterei in der französischen Armee nach dem Scheitern der Nivelle-Offensive. Trotzdem ein Großteil der französischen Divisionen betroffen waren, erfuhren weder die britischen Verbündeten noch die deutsche Armee etwas von der Meuterei. Diese wurde dreifach bekämpft. Pétain wurde der neue Oberkommandierende an der Westfront, ihm vertrauten die Soldaten, drakonische Strafen wurden gegen ziemlich wahllos ausgewählte "Aufrührer" verhängt und es gab echte Reformen in der Armee. Daneben war General Pétain auch klug genug um auf Großoffensiven für den Rest des Jahres zu verzichten.

12. Mai bis 5. Juni
<p>Svetozar Boroévic</p>

Die 10, Isonzoschlacht, eine weitere Großoffensive in Richtung Triest, bringt trotz gesteigerter Mittel nicht den vom Italienischen Generalstabschef Cadorna erhofften Durchbruch. Für wenige Meter an Geländegewinn verliert Italien 160 000 Mann. Die österreich-ungarischen Verteidiger verlieren 125 000 Mann.

13. Mai

Erste Marienerscheinung in Fatima.

15. Mai
General Philippe Pétain

General Philippe Pétain löst General Robert Nivelle als französischen Oberbefehlshaber an der Westfront ab.

21. Mai bis 14. Juni
<p>Britische Artillerie im Einsatz</p>

Die Schlacht bei Messines beginnt mit einem 17-tägigen Großbombardement der deutschen Stellungen.

30. Mai

Der österreichische Reichsrat tritt, von Kaiser Karl I. einberufen, seit Beginn des Kriegs erstmals wieder zusammen.

4. Juni

USA – Der vom Zeitungsverleger Joseph Pulitzer gestiftete gleichnamige Preis wird erstmals verliehen.

1. Juli bis 19. Juli
<p>Alexander Kerenski</p>

Beginn der nach dem neuen russischen Verteidigungsminister benannten Kerenski-Offensive. Ihr Scheitern trägt maßgeblich zum Erfolg der Oktoberrevolution bei.

12. Juli
<p>Verwundungen durch Senfgas.</p>

Erster Einsatz von Senfgas an der Westfront durch deutsche Truppen.

13. Juli

Kaiser Wilhelm II. entlässt auf Drängen der Obersten Heeresleitung, Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und Generalquartiermeister Erich Ludendorff, Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg. Die Oberste Heeresleitung übt ab diesem Zeitpunkt de facto eine diktatorische Herrschaft über das Deutsche Reich und zunehmend auch über seine Verbündeten aus.

16. bis 20. Juli

Juliaufstand in Petrograd. Gescheiteter Umsturzversuch der Bolschewiki. Lenin flieht nach Finnland. Trotzki wird verhaftet, wird aber bald wieder aus der Haft entlassen. Weil die provisorische Regierung auch nach dem Scheitern der Kerenski-Offensive an der Kriegsteilnahme Russlands festhält, gelingt es Trotzki die Position der Bolschewiki in den Sowjets entscheidend zu stärken.

24. Juli

In Österreich wird das Kriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz erlassen. Die Wirtschaft wird komplett unter staatliche Kontrolle gestellt. Der erhoffte Erfolg tritt nur teilweise ein.

31. Juli bis 16. November
<p>Field Marshal Douglas Haig am 30 Mai 1917</p>
<p>Field-Marshal Sir Douglas Haig, KT, GCB, GCVO, KCIE, Commander-in-Chief, France, from Dec. 15th 1915. Painted at General Headquarters, May 30th 1917</p>
<p>Gemälde von Sir William Orpen, RA</p>

Beginn der Dritten Flandernschlacht. Field Marhal Douglas Haig will bis an die deutschen U-Boot Stützpunkte am Kanal durchbrechen, zumindest aber den deutschen Kampfwillen brechen. Beides gelingt nicht. Die Dritte Flandernschlacht, von britischer Seite "Battle of Passchendaele" genannt, gilt als die vielleicht schrecklichste der Materialschlachten des Ersten Weltkrieges. Der britische Name leitet sich von der Ortschaft Passchendaele ab, etwa acht Kilometer vom Ausgangspunkt der Offensive entfernt, war sie ihr Endpunkt nach über drei Monaten. Die Verlustangaben schwanken zwischen 400 000 und 800 000 Mann an Toten, Vermissten, Verwundeten und Gefangenen für beide Seiten.

17. August bis 12. September

Die 11. Isonzoschlacht bringt außer höheren Verlusten bei nochmals gesteigertem Einsatz an Truppen und Material kein wirkliches Ergebnis. Die Moral in der italienischen Armee ist durch die hohen Verluste bei geringsten Geländegewinnen schwer angeschlagen. Die k. u. k. Armee ist aber durch die andauernden italienischen Großoffensiven kurz vor dem Zusammenbruch. Die deutsche Oberste Heeresleitung stimmt den Ansuchen um Unterstützung durch das AOK zu. Eine gemeinsame große Gegen-Offensive der Mittelmächte wird geplant.

Oktober bis Jänner 1918

Ergebnislose Friedensfühler der sogenannten Meinlgruppe (Julius Meinl, Heinrich Lammasch, Josef Redlich u. a.).

24. Oktober bis 11. November
<p>Angreifer und gerade gefangen genommene italienische Verteidiger in einem Graben bei Karfreit während der 12. Isonzoschlacht.</p>

Die 12. Isonzoschlacht, die geplante Gegen-Offensive der Mittelmächte, führt zum vielleicht größten Sieg auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges. Zuerst bricht die italienische Front, dann brechen die italienische 2. und 3. Armee unter dem Ansturm, geführt mit neuen Angriffsmethoden für Artillerie und Infanterie, zusammen. Italien verliert über 350 000 Mann an Toten, Verwundeten, Vermissten und hauptsächlich Gefangenen. Mindestens noch einmal so viele italienische Soldaten fallen zeitweise als Versprengte oder Deserteure aus. Der Vormarsch der Mittelmächte wird erst am Piave, unglaubliche 140 Kilometer vom Ausgangspunkt entfernt, eingestellt. Großbritannien und Frankreich müssen massiv Truppen und Rüstungsgüter an die Italienfront verlegen um ein Ausscheiden Italiens aus dem Krieg zu vermeiden.

5. und 6. November

Berliner Kriegszielkonferenz; austropolnische Lösung nur unter der Voraussetzung enger Bindung Österreich-Ungarns an das Deutsche Reich.

7. November

Sturz der Regierung Kerenskij in Russland und Machtübernahme der Bolschewiki ("Oktoberrevolution").

20. November bis 7. Dezember

Die Schlacht von Cambrai – Erstmals werden britische Panzer so eingesetzt wie es von den Offizieren des Tank-Corps ständig eingefordert wird. Die ersten beiden Tage bringen einen tiefen Einbruch in die Deutsche Front und in Großbritannien werden die Kirchenglocken für den Sieg geläutet. Je länger der Angriff aber dauert, umso höher sind die Verluste der Panzer und umso weniger Geländegewinn wird erzielt. Die britische Armee stellt am 28. November die Angriffe ein, zufrieden mit dem Ergebnis. Am 30. November erfolgt der deutsche Gegenangriff. Sowohl die Schnelligkeit der deutschen Reaktion als auch ihre Heftigkeit überraschen die Briten völlig. Die Schlacht endet im Prinzip dort wo sie begann und die Verluste betragen auf beiden Seiten zirka 50 000 Mann.

28. und 29. November

Waffenstillstandsangebot des bolschewistischen Russland und seine Annahme durch die Mittelmächte.

Dezember bis Februar 1918

Ergebnislose Friedensfühler mit Großbritannien.

4. Dezember

US-Präsident Wilson erklärt vor dem Kongress, dass die Völker Österreich-Ungarns ihre Angelegenheiten selbst bestimmen sollen, ohne noch eine Auflösung des Reiches zu fordern.

7. Dezember

Die USA erklären Österreich-Ungarn den Krieg.

9. Dezember

Waffenstillstand der Mittelmächte mit Rumänien

15. Dezember

Waffenstillstand von Brest-Litowsk zwischen den Mittelmächten und Russland.

ab 22. Dezember

Friedensverhandlungen mit Russland in Brest-Litowsk.