Westfront 1917 - Stellungskrieg trotz Kriegseintritt der USA und neuer Waffen

Deutschland blieb in der Defensive und die Entente in der Offensive. Nach dem Scheitern der Nivelle-Offensive, meuterten die "Poilus" und General Pétain, Nivelles Nachfolger, verzichtete auf weitere Angriffe. Field Marshal Haigs Angriff ab dem Sommer in Flandern führte zum Albtraum der Schlacht von Passendale. Auch der Massen-Tank-Angriff bei Cambrai war ergebnislos. Wer würde 1918 zuerst kommen, die US-Armee oder eine deutsche Offensive nach dem Kriegsende im Osten. 

Die Schlacht um Verdun und die Schlacht an der Somme waren vorüber, aber der Stellungskrieg an der Westfront dauerte an. Welche Gründe konnte es nach all dem scheinbar sinnlosen Gemetzel, geben, eine weitere Offensive zu befehlen. 

Ein Grund wieder anzugreifen, zumindest aus Sicht der Entente, war die Februarrevolution in Russland. Die provisorische Regierung in Petrograd hatte zwar ihre Bündnistreue versichert, aber ob den Worten Taten folgen würden, war unklar. London und Paris waren durchaus bereit, die neue russische Regierung zu unterstützen und sei es durch Offensiven, um, sollte schlimmstenfalls sonst nichts erreicht werden, deutsche Truppen zu binden.  

Auch konnte die deutsche U-Boot-Offensive von Seiten der Entente nicht ignoriert werden. Zwar traten genau deswegen, wenigstens offiziell, am 6. April 1917 die Vereinigten Staaten in den Krieg ein, - eine Macht die alleine das Potential hatte diesen Konflikt zu entscheiden - aber auch die mächtigen USA würden Zeit brauchen, wenigstens ein Jahr, um ein große Armee für die Westfront aufzustellen. Diese Armee musste aber den Atlantik überqueren und die britische Admiralität, unter Admiral John Jellicoe als First Sea Lord, befürchtete, die Schlacht im Atlantik gegen die U-Boote zu verlieren. Deutschland würde im Westen 1917 weitgehend in der Defensive bleiben, die U-Boote sollten den Krieg gewinnen und von März bis Juni 1917 sah es tatsächlich danach aus. Ein militärisches Stillhalten von Frankreich und Großbritannien an der wichtigsten Front des Krieges war so de facto unmöglich, hätte es doch Ressourcen für Deutschlands U-Boot-Krieg freigegeben.

Es kam die Stunde von General Robert Nivelle, dem Sieger von Verdun und neuem französischen Oberkommandierenden an der Westfront. Er hatte vor Verdun, zu Jahresende 1916, tatsächlich einige sehr erfolgreiche, wenn auch lokal klar begrenzte, Angriffe geführt. Nivelle war der Überzeugung, er besitze die „Formel“, um das Patt des Stellungskrieges aufzubrechen. Artillerie erobert, Infanterie besetzt – so lautete, stark verkürzt, sein Credo. Das war an sich nicht neu, sowohl der französische General Philip Pétain, als auch der deutsche General Bruno von Mudra hatten schon ähnliche Methoden angewandt. Nivelles Neuerung war eine gewaltige Erhöhung der Mittel. Eine riesige Offensive, mit den Methoden seiner Angriffe vor Verdun, sollte die deutsche Front durchbrechen, zerbrechen, eigentlich die deutsche Armee im betroffenen Frontabschnitt vernichten. Nivelle verstand es, den britischen Premier David Lloyd George und den neuen französischen Premier Alexandre Ribot von seinem Plan zu überzeugen. Es gelang ihm aber auch, in der französischen Armee große Erwartungen, ja Optimismus für die kommenden Offensive zu wecken.

Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und Generalquartiermeister Erich Ludendorff kamen der Entente jedoch in gewisser Weise zuvor. Am 9. Februar 1917 begann das Unternehmen Alberich, der deutsche Rückzug auf die Siegfried-Stellung, auch Hindenburg-Linie genannt. Dies führte zu einer Begradigung und Verkürzung der Front um 40 Kilometer, wodurch ganze 14 deutsche Divisionen frei wurden. An der Siegfried-Stellung war den ganzen Winter lang gearbeitet worden, dabei handelte es sich eigentlich nicht um eine Frontlinie, sondern vielmehr um eine Verteidigungszone. Sie war mehrere Kilometer tief und ganz auf das Konzept der elastischen Verteidigung abgestimmt. Das aufgegebene Gebiet wurde einer gnadenlosen Taktik der Verbrannten Erde unterworfen. Alles, buchstäblich alles, was der Entente von Nutzen hätte sein können. wurde entweder abtransportiert, einschließlich 125.000 französischer Zivilisten, die im restlichen besetzten Frankreich zum Arbeitseinsatz kamen, oder total zerstört. Kein Haus, keine Brücke, keine Straße, keine Eisenbahnlinie, kein Weg, kein Brunnen, keine Quelle, kein Baum, wortwörtlich Nichts blieb heil. Die gesamte Region wurde zusätzlich mit Minen und Sprengfallen übersät.

General Nivelle zeigte sich von dieser Entwicklung völlig unberührt, auch die mehr als lockere französische Geheimhaltung der Offensivpläne machte ihm keine Sorgen, er hatte ja die „Formel“. Field Marshal Douglas Haig, der britische Oberkommandierende an der Westfront, war sehr viel weniger beeindruckt von Nivelle und seinen Verheißungen, aber als guter Verbündeter wollte er alles in den Kräften der britischen Armee an der Westfront tun, um die Franzosen zu unterstützen.

Der britische Anteil an der großen Frühjahrsoffensive waren der erfolgreiche Angriff auf den Vimy-Höhenzug, vom 9. bis 12. April, und die gleichzeitig begonnene, aber bis zum 16. Mai andauernde und weit weniger erfolgreiche Schlacht von Arras. Gemessen an ihrer relativ kurzen Dauer, zählte diese Schlacht zu den verlustreichsten des Krieges für Großbritannien. Die Eroberung des nördlich von Arras gelegenen Vimy-Höhenzuges, mehrere Minen wurden dafür gleichzeitig direkt unter der deutschen Front gezündet, und die ebenfalls vielversprechenden ersten Angriffstage bei Arras mündeten letztlich wieder in ein blutiges Ringen um wenige Meter Boden. Die deutsche Verteidigung hatte das Konzept der elastischen Verteidigung nur mangelhaft umgesetzt. Die vorderste Front war zu dicht besetzt, die Reserven zu weit weg im Hinterland postiert. Nach einer anfänglichen Krise fasste die deutsche Verteidigung wieder Tritt und konnte weitere britische Vorstöße stoppen. Die britischen Verluste betrugen zirka 150.000 Mann, die der deutschen Armee um die 100.000 Mann. Haig war damit nicht unzufrieden, hatte er doch weit mehr als nur ein Ablenkungsmanöver für die große gemeinsame Offensive geboten, mehr konnte niemand von ihm verlangen. Sein Geist beschäftigte sich jedoch schon seit längerem mit einer großen Offensive aus dem Ypern-Bogen heraus. Bis zu den deutschen U-Boot-Basen an der belgischen Küste sollte der Angriff vorgetragen werden und so diese Bedrohung neutralisieren. Daneben hoffte der britische Oberkommandierende an der Westfront endlich zu erreichen, worauf er solange und vergeblich während der Somme-Schlacht gewartet hatte, durch Verluste den deutschen Widerstandswillen zu brechen. Auch Haig hatte seine „Formel“, um den Krieg zu gewinnen.

Die Nivelle-Offensive, mit Schwerpunkt beim Chemin-des-Dames-Höhenzug und dem Fluss Aisne, nördlich von Reims, die den Krieg entscheiden sollte, begann am 16. April 1917. General Nivelle hatte seinen Truppen versichert, dass diese Offensive nicht wieder ein sinnlos verlängertes Gemetzel sein würde. Wenn der erste Ansturm nicht rasch Erfolge erzielte, dann sei er fest entschlossen, die Offensive einzustellen. Aber das waren nur theoretische Überlegungen, denn alles Menschenmögliche war getan worden und man hatte ja die „Formel“, der Erfolg war praktisch garantiert. Tatsächlich wurde eine gewaltige Streitmacht versammelt, fast eine Million Mann, über 3.500 Geschütze und 200 Tanks aus französischer Entwicklung und Produktion, die ihren ersten Fronteinsatz sahen. In zehn Tagen wurden über 6,5 Millionen Granaten, darunter beinahe 200.000 der schwersten Kaliber, verfeuert. Dann traten die „Poilus“ - „die Haarigen“, so lautete der Spitzname von Frankreichs Frontsoldaten - zum Angriff an. Die deutschen Truppen hatten genug Zeit gehabt, die neue Verteidigungsmethode, die elastische Abwehr in die Tiefe, korrekt umzusetzen. Der Großteil der französischen Artillerievorbereitung ging so ins Leere. Die französische Infanterie sah sich, nach anfänglichen Geländegewinnen, einer intakten deutschen Abwehrzone gegenüber, in der der Angriff stecken blieb. Die Verluste stiegen rasch an und nun zeigte sich, dass nicht alles Menschenmögliche getan worden war. Das französische Sanitätswesen war auf die Zahl der Opfer nicht vorbereitet und es herrschte zeitweise Chaos bei der Versorgung und dem Abtransport der Verwundeten ins Hinterland. Auch wurde der Angriff, entgegen dem Versprechen von Nivelle, tagelang fortgesetzt. Der Einsatz der Tanks war ebenfalls ein Fehlschlag. Mechanische Unzuverlässigkeit, schwierigste Geländeverhältnisse und deutsches Artillerie-, Minenwerfer- und Maschinengewehrfeuer, mit Hartkerngeschossen, lichteten die Reihen dieser Kriegsmaschinen. Die durch Beschuss leicht entzündlichen Benzintanks der Schneider CA1 brachten diesen, verliehen von den eigenen Besatzungen, den makabren Spitznamen „Rollendes Krematorium“ ein. 

Da passierte etwas, was bisher an der Westfront für unmöglich gehalten wurde. Französische Reserven verweigerten das Vorrücken an die Front und Truppen an der Front verweigerten Angriffsbefehle. Eine Meuterei, die sich von Regiment zu Regiment, von Division zu Division ausbreitete. Schließlich war an eine Fortsetzung der Offensive nicht mehr zu denken. Möglicherweise bis zu 270.000 Tote, Verwundete und Vermisste hatte „die Formel“ gekostet. Auch die deutsche Armee erlitt hohe Verluste, 160.000 Mann in Summe, aber weder wurde sie vernichtet noch wurde die Front durchbrochen. 

Nivelle wurde abgelöst und an seine Stelle trat General Pétain. Das französische Oberkommando unterband die Revolte, bevor eine Revolution daraus wurde, mit einer Doppelstrategie von Zuckerbrot und Peitsche. Der neue Oberkommandierende Pétain besaß noch von Verdun das Vertrauen der Soldaten und er ließ eine ganze Reihe von dringend notwendigen Reformen in der Armee durchführen. So erhielten die Soldaten erstmals einen rechtlichen Anspruch auf Fronturlaub. Ein Regelwerk und eine Organisation wurden dafür geschaffen, inklusive eigener Urlauberzüge und billiger Militär-Kantinen an den Bahnhöfen. Eine generelle Verbesserung der Verpflegung, Versorgung, Besoldung (der Lohn eines Munitionsarbeiters betrug das mehrfache des Solds eines Soldaten), des Sanitätswesens und der Truppenbetreuung in den Ruheräumen wurde vorgenommen. In Summe Maßnahmen, die das tägliche Leben jedes einzelnen französischen Soldaten tatsächlich erheblich verbesserten. Auch verzichtete Pétain in der zweiten Jahreshälfte 1917 auf jegliche größere Offensive. Es ist möglich, dass Pétain im Frühjahr 1917 Frankreich abermals gerettet hat, sicherlich hat er die französische Armee vor Schlimmerem bewahrt. Wie schon im März und April 1916, bei der Schlacht um Verdun, war der ruhige und besonnen General aus der Normandie der Held Frankreichs. 

So wurden die Herzen und Mägen der Frontsoldaten wiedergewonnen, während gegen rund 3.000 angebliche Rädelsführer hart vorgegangen wurde. Wegen der großen Zahl der Meuterer wurden viele, der nun zur Verantwortung gezogenen, willkürlich ausgewählt. Aber ohne exemplarische Bestrafungen glaubte man, die Disziplin nicht wieder herstellen zu können. Die Kriegsgerichte verhängten über 500 Todesurteile und 49 Soldaten wurden tatsächlich hingerichtet. Viele der Todesstrafen wurden in langjährige Haftstrafen umgewandelt und noch viele weitere Haftstrafen wurden verhängt. Hartnäckig hielten sich Gerüchte, wonach, besonders in der Anfangsphase der Meuterei, Bataillone, die den Befehl verweigerten, von regierungstreuen Truppen umstellt, entwaffnet und in Waldstücke geführt wurden, aus denen sie nicht mehr zurückkamen. Dies erscheint wenig glaubwürdig, doch Vieles bleibt wohl für immer im Dunkeln. Gelang es doch dem französischen Oberkommando, die Meuterei sowohl vor den britischen Verbündeten, als auch vor der deutschen Armee zu verheimlichen. Angesichts der Dauer und Verbreitung ein beinahe unglaublicher Aspekt der ganzen Angelegenheit. Allerdings ist es auch mehr als zweifelhaft, dass das deutsche Oberkommando durch einen Angriff auf den französischen Frontabschnitt einen großen Erfolg erzielt hätte. Die „Poilus“ wollten nicht mehr wie Schafe zur Schlachtbank geführt werden, eine deutsche Offensive hätte die Meuterei wahrscheinlich schneller beendet als es so der Fall war. 

Pétains Übergang zur Defensive machte die britische Armee erstmals zum Senior-Partner an der Westfront. Das Geschehen wandte sich nun wieder Flandern zu. Als Ouvertüre für die große britische Offensive aus dem Ypern-Bogen erfolgte, in der Zeit vom 7. bis 14. Juni 1917, der Angriff auf den südlich von Ypern gelegenen Höhenrücken von Messines. Flandern ist generell so flach, dass 80 Meter über dem Meeresniveau für einen markanten Höhenrücken genügen. Wie schon beim Angriff auf den Vimy-Höhenzug kamen Minen zum Einsatz. 19 riesige Minen, insgesamt 400 Tonnen Sprengstoff, wurden direkt unter der deutschen Front gezündet. 10.000 deutsche Soldaten fanden dabei den Tod. Der Höhenrücken wurde von der britischen Armee in Besitz genommen, aber es vergingen eineinhalb Monate bis zum Beginn der eigentlichen britischen Offensive, der dritten Flandernschlacht. Viele Veteranen betrachten diese Pause, in der die deutsche Verteidigung neu aufgebaut und verstärkt wurde, als den größten Fehler von Field Marshal Haig. 

Am 31. Juli 1917 begann die Schlacht, deren Namen neben Verdun und der Somme als Synonym für Tod, Leid und Horror an der Westfront stehen. Die dritte Flandernschlacht, in Großbritannien „Battle of Passchendaele“ genannt, war die vielleicht schrecklichste aller großen Schlachten an der Westfront.

In der Zeit bis zum 10. November wurde die gesamte Landschaft im Halbbogen um Ypern durch den Beschuss von tausenden Geschützen mit Millionen von Granaten in einen einzigen riesigen Schlammpfuhl verwandelt. Das regnerische Klima in Flandern und der seit der Öffnung der See-Schleusen von Nieuwpoort 1914 sehr hohe Grundwasserspiegel trugen das ihre dazu bei. Field Marshal Haigs Ziele, die deutschen U-Boot-Basen am Kanal auszuschalten und/oder den deutschen Kampfwillen zu brechen, wurden nicht erreicht. Die Ortschaft Passchendaele wurde schließlich am 6. November erobert, etwa 8 Kilometer vom Ausgangspunkt der Offensive entfernt. Die Schätzung der Verluste für beide Seiten zusammen reicht von 420.000 bis zu 850.000 Mann an Toten, Vermissten, Verwundeten und Erkrankten. Über 60.000 Tote wurden nie bestattet, sie versanken ebenso im Schlamm von Flandern wie zehntausende toter Pferde und Maultiere. Wie um das Grauen der Schlacht noch zu steigern, kam hier erstmals von deutscher Seite Senfgas zum Einsatz. Dieser Kampfstoff hat mehrere Namen; die Bezeichnung „Senfgas“ kommt vom Geruch, die Abkürzung „LOST“ kommt von den Namen der beiden deutschen Chemikern Wilhelm Lommel und Wilhelm Steinkopf, „Gelbkreuz“ stammt von der Kennzeichnung der damit gefüllten Granaten mit einem gelben Kreuz und „Yperite“ nannten es die Briten, nach dem ersten Einsatzort Ypern. Senfgas ist eigentlich kein Gas, es ist ein sesshafter Kampfstoff und damit beschossene Geländeabschnitte können wochenlang vergiftet bleiben. Durch die schwache Sprengladung einer Gasgranate wird der bei Raumtemperatur flüssige Kampfstoff in feinste Tröpfchen zerstäubt und weit im Umkreis verteilt. Senfgas dringt nicht nur durch die Atemwege in den Körper ein, sondern wird auch über die Haut und Augen aufgenommen. Die Wirkung ist mit schweren Verätzungen oder Verbrennungen vergleichbar. Die Verletzungen verheilen nur sehr schlecht, das betroffene Gewebe wird zerstört, zumindest aber durch die Hemmung der Zellteilung nachhaltig geschädigt. Die Toxizität ist so hoch, dass einige Tröpfchen für eine schwere Vergiftung genügen, diese tritt aber erst mit einer Verzögerung von mehreren Stunden ein. So konnte es passieren, dass ein einzelner Soldat mit einer geringsten Menge des Kampfstoffes an Stiefeln und Kleidung noch viele Kameraden, beispielsweise in der Enge eines Grabens oder Unterstandes, verseuchte, bevor er selbst die ersten Symptome bemerkte. 

Den militärischen Abschluss des Jahres an der Westfront bildete eine Premiere der Weltgeschichte, die Tankschlacht von Cambrai, ausgefochten zwischen dem 20. November und 7. Dezember 1917. Das Grauen im Schlamm der dritten Flandernschlacht hatte zumindest dazu geführt, dass die Offiziere des britischen Tank-Corps erstmals eine Offensive so planen und durchführen konnten, wie sie es für richtig hielten. Der ausgewählte Frontabschnitt vor der nordfranzösischen Stadt Cambrai war ein bisher ruhiger Teil der Westfront. Das Gelände war nicht durch Artilleriebeschuss unpassierbar gemacht worden und es war sehr viel trockener als in Flandern. Beinahe 500 britische Tanks wurden hinter der Front versammelt. Spezielle Techniken zur Überwindung von weiten Gräben und tiefen Drahthindernissen waren entwickelt worden. Kein tagelanges oder gar wochenlanges Trommelfeuer sollte dem Angriff vorausgehen. Ein kurzer, aber umso heftigerer Beschuss durch über 1.000 Geschütze auf erkannte deutsche Stellungen fand statt. Dem einstündigen Vorbereitungsfeuer folgte eine vorrückende Feuerwalze, kombiniert mit einer künstlichen Nebelwand.  Dahinter und dadurch geschützt griffen Tanks und Infanterie an. Am ersten und zweiten Angriffstag erzielten die Briten bei moderaten Verlusten einen tiefen Einbruch in die Hindenburglinie, aber noch keinen Durchbruch. Doch die Zahl der einsatzbereiten Tanks war seit dem Angriffsbeginn stetig im Sinken. Verluste durch deutsch Abwehr und technische Ausfälle führten dazu, dass der letzte britische Angriff am 27. November von ganzen 30 Tanks unterstütz wurde. Am 28. November wurde die Offensive eingestellt. Auf eine Breite von 11 Kilometern wurde Innerhalb von nur einer Woche und unter vergleichsweise, zumindest für die Westfront des Ersten Weltkrieges, geringen Verlusten ein Einbruch von 10 Kilometern Tiefe erreicht. In Großbritannien waren bereits am zweiten Tag die Kirchenglocken für den Sieg geläutet worden. Umso heftiger wurden die Briten vom deutschen Gegenstoß getroffen. Vom 30. November bis zum 7. Dezember gewann der deutsche Gegenangriff beinahe das gesamte verlorene Gelände zurück. Erstmals kam hier im großen Umfang die Sturmtruppen-Taktik an der Westfront zum Einsatz. Widerstandsnester umgehen und isolieren, das Moment des Angriffs nie erlahmen lassen, so lautete verkürzt die neue deutsche Angriffsmethode. Speziell dafür geschulte und ausgerüstete Bataillone, allesamt junge, unverheiratete und nahkampferfahrene Freiwillige, unterstütz durch massive Bodenangriffe von Schlachtfliegern, bildeten die Angriffsspitze. 

Am Ende hielten sich die Verluste mit jeweils 50.000 Mann an Toten, Verwundeten und Gefangenen die Waage, aber die deutsche Heeresleitung war nun davon überzeugt, dass der Tank keine kriegsentscheidende Waffe war. Wie wenig die deutsche Armee den Tank als Waffe schätzte ist leicht daran erkennbar, dass der Kern der zukünftigen deutschen Tanktruppe aus erbeuteten britischen Tanks bestand. Etwa 200 Tanks kamen so in deutsche Hände und knapp 100 davon konnten wieder instandgesetzt werden und gegen ihre ehemaligen Besitzer eingesetzt werden.

Zu Jahresende 1917 hatten weder der U-Boot-Krieg noch die Offensiven der Entente an der Westfront eine Entscheidung gebracht. Italien war nach der Niederlage in der 12. Isonzoschlacht, vom 24. Oktober bis 11. November, vor dem Zusammenbruch. Mehr 11 französische und britische Divisionen mussten an den italienischen Kriegsschauplatz verlegt werden, um Italiens Niederlage abzuwenden und enorme Mengen an verlorener Ausrüstung war zu ersetzen. Russland schied nach der Oktoberrevolution praktisch aus dem Krieg aus. Rumänien schloss daraufhin am 9. Dezember einen Waffenstillstand mit den Mittelmächten, gefolgt von einem Waffenstillstand zwischen den Mittelmächten und Russland am 15. Dezember. Lediglich der Krieg gegen die Türkei in Mesopotamien und Palästina hatte für die Briten Erfolge erbracht. Jerusalem wurde im Dezember kampflos eingenommen. Die Truppen der Entente am Balkan waren praktisch keinen Schritt weitergekommen, auch wenn Griechenland im Juni 1917 auf Seite der Entente in den Krieg eingetreten war.

Der Jahresbeginn 1918 war eine Zeit des Wartens. Würden die USA schnell genug Truppen an die Westfront verlegen können umso den Krieg zu entscheiden, oder würden die Mittelmächte, nach dem Ausscheiden von Russland, zuerst einen entscheidenden Angriff im Westen durchführen, wenn dazu überhaupt noch ihre Kräfte ausrreichten?

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Pariser Einzugsmarsch
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Rhyfelgyrch gwyr harlech - Men of Harlech
00:02:47
The Great Little Army
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Roses of Picardy
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Fehrbelliner Reitermarsch
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Französische Kommandanten an der Westfront
00:03:20
Westfront 1917 - kriegsgefangene deutsche Soldaten, französische Truppen am Weg an die vorderste Front, französischer Nachschub
00:01:30
Frankreichs General Philip Petain und Eindrücke von der Westfront
00:00:28
Westfront – Kampfgeschehen
00:00:42
1917 - Britische Truppen an der Westfront
00:05:41
Nach der Tank-Schlacht von Cambrai

Chronologie der Ereignisse

Das Jahr 1917

Februar bis April
<p>Sixtus von Bourbon Parma<strong>&nbsp;</strong>(1886-1934)</p>
<p>Im Ersten Weltkrieg belgischer Offizier.</p>
<p>In: Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdödy. Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand. Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten. Von Paul Szemere und Erich Czech. Zürich, Leipzig, Wien, nach S. 64.</p>

"Sixtus-Affäre":
Kaiser Karl I. führt, über Vermittlung seines Schwagers Sixtus Prinz von Bourbon-Parma und ohne Wissen der Bündnispartner, geheime Friedensverhandlungen mit Frankreich. Er bietet Frankreich an, dass die Souveränität Serbiens wieder hergestellt wird und Serbien einen Zugang zum Mittelmeer bekommt. Deutschland soll Elsaß-Lothringen an Frankreich zurückgeben und Belgien räumen. Der französische Präsident Raymond Poincaré bietet Österreich-Ungarn einen Sonderfrieden an unter der Bedingung von Gebietsabtretungen an Italien (Südtirol) und Rumänien. Dies lehnt Karl I. ab, die Verhandlungen werden aber fortgeführt.

9. Februar bis 20. März

Unternehmen Alberich - Rücknahme der deutschen Westfront auf die Hindenburglinie. Durch Verkürzung und Begradigung des Frontverlaufes werden 14 deutsche Infanteriedivisionen frei. Das geräumte Gebiet wird systematisch zerstört - Taktik der Verbrannten Erde.

19. Februar

Um Gas zu sparen, wird die Beleuchtung der Straßen in Wien erheblich eingeschränkt.

27. Februar

Kaiser Karl I. enthebt Feldmarschall Franz Conrad von Hötzendorf seines Postens als Generalstabschef und übergibt ihm den Oberbefehl über die Heeresgruppe Südtirol. Sein Nachfolger als Generalstabschef wird General Arthur Arz von Straußenburg. Karl I. übernimmt damit den Oberbefehl über die k. u. k. Armee.

12. März

Erste (bürgerliche) Revolution in Russland. Zar Nikolaus II. wird gestürzt und eine bürgerlich-demokratische Regierung unter Fürst Georgi J. Lwow wird ausgerufen.

April
Manfred Freiherr von Richthofen (im Albatros D.III) und Kameraden von Jasta 11 am 23. April 1917.
Die Aufnahme wurde für Led Zeppelins zweites Album als Vorlage verwendet.

Bundesarchiv, Bild 183-2004-0430-501 / CC-BY-SA 3.0

Der April des Jahres 1917 geht für das Royal Flying Corps, die britischen Luftstreitkräfte im Ersten Weltkrieg, als "Bloody April" in die Geschichte ein. Hauptsächlich im Gebiet der Schlacht von Arras verlieren die Briten 275 Flugzeuge gegenüber 66 deutschen Maschinen. Die massive britische Luftaufklärung bietet den frisch geschaffenen deutschen Jasta's (Jagdstaffeln) reiche Beute über eigenem Territorium.

6. April

Kriegserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika an das Deutsche Reich. Dem vorausgegangen war die Erklärung des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs durch das Deutsche Reich im Februar. Die USA brechen darauf hin die diplomatischen Beziehungen zum Deutschen Reich ab.

9. April bis 16. Mai
<p>Soldaten der britischen 4th Division bei einem steckengebliebenen Tank am 9. April 1917.</p>

Die Schlacht von Arras ist der britische Hauptschlag für die Frühjahrsoffensive der Entente. Zu Beginn der Schlacht findet der erfolgreiche Angriff kanadischer Truppen auf den Höhenzug bei der Stadt Vimy, am nördlichsten Ende des Schlachtfeldes von Arras, statt. Trotz anfänglicher Erfolge bleibt abermals der echte Frontdurchbruch versagt. Auf die relative kurze Dauer der Schlacht umgelegt, ist sie eine der blutigsten für die britische Armee im Ersten Weltkrieg. Verlusten von 150.000 Mann auf britischer Seite stehen 100 000 bis 120 000 Mann auf deutscher Seite gegenüber.

16. April bis 9. Mai

Die Nivelle-Offensive, benannt nach dem französischen Oberkommandierenden General Robert Nivelle, erfüllt in keinster Weise die in sie gesetzten hohen Erwartungen. Im Gegenteil, die Verluste sind sehr viel höher als erwartet und die deutsche Abwehr bleibt, trotz ebenfalls hoher Verluste, unerschüttert. Die Moral der französischen Frontkämpfer ist am Ende und Meutereien in fast allen französischen Divisionen sind die Folge.

Ende April bis Juni

Die Meuterei in der französischen Armee nach dem Scheitern der Nivelle-Offensive. Trotzdem ein Großteil der französischen Divisionen betroffen waren, erfuhren weder die britischen Verbündeten noch die deutsche Armee etwas von der Meuterei. Diese wurde dreifach bekämpft. Pétain wurde der neue Oberkommandierende an der Westfront, ihm vertrauten die Soldaten, drakonische Strafen wurden gegen ziemlich wahllos ausgewählte "Aufrührer" verhängt und es gab echte Reformen in der Armee. Daneben war General Pétain auch klug genug um auf Großoffensiven für den Rest des Jahres zu verzichten.

12. Mai bis 5. Juni
<p>Svetozar Boroévic</p>

Die 10, Isonzoschlacht, eine weitere Großoffensive in Richtung Triest, bringt trotz gesteigerter Mittel nicht den vom Italienischen Generalstabschef Cadorna erhofften Durchbruch. Für wenige Meter an Geländegewinn verliert Italien 160 000 Mann. Die österreich-ungarischen Verteidiger verlieren 125 000 Mann.

13. Mai

Erste Marienerscheinung in Fatima.

15. Mai
General Philippe Pétain

General Philippe Pétain löst General Robert Nivelle als französischen Oberbefehlshaber an der Westfront ab.

21. Mai bis 14. Juni
<p>Britische Artillerie im Einsatz</p>

Die Schlacht bei Messines beginnt mit einem 17-tägigen Großbombardement der deutschen Stellungen.

30. Mai

Der österreichische Reichsrat tritt, von Kaiser Karl I. einberufen, seit Beginn des Kriegs erstmals wieder zusammen.

4. Juni

USA – Der vom Zeitungsverleger Joseph Pulitzer gestiftete gleichnamige Preis wird erstmals verliehen.

1. Juli bis 19. Juli
<p>Alexander Kerenski</p>

Beginn der nach dem neuen russischen Verteidigungsminister benannten Kerenski-Offensive. Ihr Scheitern trägt maßgeblich zum Erfolg der Oktoberrevolution bei.

12. Juli
<p>Verwundungen durch Senfgas.</p>

Erster Einsatz von Senfgas an der Westfront durch deutsche Truppen.

13. Juli

Kaiser Wilhelm II. entlässt auf Drängen der Obersten Heeresleitung, Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und Generalquartiermeister Erich Ludendorff, Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg. Die Oberste Heeresleitung übt ab diesem Zeitpunkt de facto eine diktatorische Herrschaft über das Deutsche Reich und zunehmend auch über seine Verbündeten aus.

16. bis 20. Juli

Juliaufstand in Petrograd. Gescheiteter Umsturzversuch der Bolschewiki. Lenin flieht nach Finnland. Trotzki wird verhaftet, wird aber bald wieder aus der Haft entlassen. Weil die provisorische Regierung auch nach dem Scheitern der Kerenski-Offensive an der Kriegsteilnahme Russlands festhält, gelingt es Trotzki die Position der Bolschewiki in den Sowjets entscheidend zu stärken.

24. Juli

In Österreich wird das Kriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz erlassen. Die Wirtschaft wird komplett unter staatliche Kontrolle gestellt. Der erhoffte Erfolg tritt nur teilweise ein.

31. Juli bis 16. November
<p>Field Marshal Douglas Haig am 30 Mai 1917</p>
<p>Field-Marshal Sir Douglas Haig, KT, GCB, GCVO, KCIE, Commander-in-Chief, France, from Dec. 15th 1915. Painted at General Headquarters, May 30th 1917</p>
<p>Gemälde von Sir William Orpen, RA</p>

Beginn der Dritten Flandernschlacht. Field Marhal Douglas Haig will bis an die deutschen U-Boot Stützpunkte am Kanal durchbrechen, zumindest aber den deutschen Kampfwillen brechen. Beides gelingt nicht. Die Dritte Flandernschlacht, von britischer Seite "Battle of Passchendaele" genannt, gilt als die vielleicht schrecklichste der Materialschlachten des Ersten Weltkrieges. Der britische Name leitet sich von der Ortschaft Passchendaele ab, etwa acht Kilometer vom Ausgangspunkt der Offensive entfernt, war sie ihr Endpunkt nach über drei Monaten. Die Verlustangaben schwanken zwischen 400 000 und 800 000 Mann an Toten, Vermissten, Verwundeten und Gefangenen für beide Seiten.

17. August bis 12. September

Die 11. Isonzoschlacht bringt außer höheren Verlusten bei nochmals gesteigertem Einsatz an Truppen und Material kein wirkliches Ergebnis. Die Moral in der italienischen Armee ist durch die hohen Verluste bei geringsten Geländegewinnen schwer angeschlagen. Die k. u. k. Armee ist aber durch die andauernden italienischen Großoffensiven kurz vor dem Zusammenbruch. Die deutsche Oberste Heeresleitung stimmt den Ansuchen um Unterstützung durch das AOK zu. Eine gemeinsame große Gegen-Offensive der Mittelmächte wird geplant.

Oktober bis Jänner 1918

Ergebnislose Friedensfühler der sogenannten Meinlgruppe (Julius Meinl, Heinrich Lammasch, Josef Redlich u. a.).

24. Oktober bis 11. November
<p>Angreifer und gerade gefangen genommene italienische Verteidiger in einem Graben bei Karfreit während der 12. Isonzoschlacht.</p>

Die 12. Isonzoschlacht, die geplante Gegen-Offensive der Mittelmächte, führt zum vielleicht größten Sieg auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges. Zuerst bricht die italienische Front, dann brechen die italienische 2. und 3. Armee unter dem Ansturm, geführt mit neuen Angriffsmethoden für Artillerie und Infanterie, zusammen. Italien verliert über 350 000 Mann an Toten, Verwundeten, Vermissten und hauptsächlich Gefangenen. Mindestens noch einmal so viele italienische Soldaten fallen zeitweise als Versprengte oder Deserteure aus. Der Vormarsch der Mittelmächte wird erst am Piave, unglaubliche 140 Kilometer vom Ausgangspunkt entfernt, eingestellt. Großbritannien und Frankreich müssen massiv Truppen und Rüstungsgüter an die Italienfront verlegen um ein Ausscheiden Italiens aus dem Krieg zu vermeiden.

5. und 6. November

Berliner Kriegszielkonferenz; austropolnische Lösung nur unter der Voraussetzung enger Bindung Österreich-Ungarns an das Deutsche Reich.

7. November

Sturz der Regierung Kerenskij in Russland und Machtübernahme der Bolschewiki ("Oktoberrevolution").

20. November bis 7. Dezember

Die Schlacht von Cambrai – Erstmals werden britische Panzer so eingesetzt wie es von den Offizieren des Tank-Corps ständig eingefordert wird. Die ersten beiden Tage bringen einen tiefen Einbruch in die Deutsche Front und in Großbritannien werden die Kirchenglocken für den Sieg geläutet. Je länger der Angriff aber dauert, umso höher sind die Verluste der Panzer und umso weniger Geländegewinn wird erzielt. Die britische Armee stellt am 28. November die Angriffe ein, zufrieden mit dem Ergebnis. Am 30. November erfolgt der deutsche Gegenangriff. Sowohl die Schnelligkeit der deutschen Reaktion als auch ihre Heftigkeit überraschen die Briten völlig. Die Schlacht endet im Prinzip dort wo sie begann und die Verluste betragen auf beiden Seiten zirka 50 000 Mann.

28. und 29. November

Waffenstillstandsangebot des bolschewistischen Russland und seine Annahme durch die Mittelmächte.

Dezember bis Februar 1918

Ergebnislose Friedensfühler mit Großbritannien.

4. Dezember

US-Präsident Wilson erklärt vor dem Kongress, dass die Völker Österreich-Ungarns ihre Angelegenheiten selbst bestimmen sollen, ohne noch eine Auflösung des Reiches zu fordern.

7. Dezember

Die USA erklären Österreich-Ungarn den Krieg.

9. Dezember

Waffenstillstand der Mittelmächte mit Rumänien

15. Dezember

Waffenstillstand von Brest-Litowsk zwischen den Mittelmächten und Russland.

ab 22. Dezember

Friedensverhandlungen mit Russland in Brest-Litowsk.