Erst kommt Österreich? – Hermann Leopoldi und die Politik

Als international erfolgreicher österreichischer Künstler kam Leopoldi auch in engeren Kontakt mit der österreichischen Politik und trat gelegentlich bei politischen Veranstaltungen auf.
Leopoldi selbst war kein politisch engagierter Mensch, dennoch spiegelt sein Werk die politischen Krisen und Umschwünge der 1930er-Jahre in Österreich wider. Einige Lieder dienten propagandistischen Zwecken.

Beispiele aus dem Bestand der Mediathek

Klein, aber mein

"Klein, aber mein" ist ein Beispiel für ein Propagandalied. Fritz Löhner-Beda als Texter und Leopoldi als Komponist schufen es für das Regime des österreichischen Ständestaates. Der "aller Ehren werte" Mann, "der jetzt uns g'hört" ist Engelbert Dollfuß.
Insbesonders für die jüdische Bevölkerung war dieses Regime ein Bollwerk gegen den drohenden Nationalsozialismus und dessen "Rassenpolitik".

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Klein, aber mein

Was gibt's denn neues?

Ein Beispiel für eine kritische Auseinandersetzung mit der aktuellen politischen Situation in Österreich Ende der 1920er ist das Potpourri "Was gibt's denn Neues?", in dem auch der Justizskandal rund um die Ereignisse von Schattendorf im Jahr 1927, der zum Brand des Justizpalastes führte, thematisiert wird.
Die Aufnahme wurde im Jahr 1929 veröffentlicht. Die Komposition stammt von Hermann Leopoldi, der Text von Peter Herz. 

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Was gibt's denn Neues?

Pariser Weltausstellung 1937

Im Potpourri "Pariser Weltausstellung 1937" werden Konflikte und politische Situation in verschiedenen Ländern anhand eines musikalischen Rundganges durch die Ausstellung kommentiert. Im Vergleich dazu wird der österreichische Ständestaat als positives Gegenbeispiel dargestellt.

Der Text stammt von Karl Bernstein und Hans Hofer, Komponist war Hermann Leopoldi, interpretiert wurde das Lied von Hermann Leopoldi und Betja Milskaja.

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Pariser Weltausstellung 1937
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Fahr nach St. Gilgen zur Sommerszeit

Die Fremdenverkehrswerbung "Fahr nach St. Gilgen zur Sommerszeit" wurde 1936 auf Wunsch von Bundeskanzler Kurt Schuschnigg komponiert.

Abrüstungskonferenz in Genf

Eine ironische Auseinandersetzung mit internationaler Politik ist das Potpourri "Abrüstungskonferenz in Genf", in dem sich Leopoldi im Vorfeld der Abrüstungskonferenz des Völkerbundes, die mit Unterbrechungen vom 2. Februar 1932 bis zum 11. Juni 1934 in Genf stattfand, mit dieser kabarettistisch auseinandersetzte.

Der Text stammt von Hermann Leopoldi und Julian Arendt und wurde von Leopoldi arrangiert und interpretiert.

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Abrüstungskonferenz in Genf

Diese Ausstellung ist im Rahmen des Projektes Österreich am Wort entstanden.
Ein Großteil der Medien ist dort in voller Länge abrufbar.