Interviews als Quelle - ein Leitfaden zum Projekt

Audiovisuelle Interviews, also Interviews, die als Audio- oder Videoaufnahme vorliegen, sind wesentliche Quellen der zeitgeschichtlichen Forschung. Die in dieser Plattform zusammengefassten Interviewbestände aus dem Archiv der Österreichischen Mediathek repräsentieren unterschiedliche Interviewtypen und Interviewsituationen.

Einführung

Interviews, wie wir sie heute verstehen, sind in ihrer Entstehungszeit vor allem dem Bereich der journalistischen Interviews zuzuordnen, die in Zeitungen und Zeitschriften publiziert wurden, und traten vor allem ab dem 20. Jahrhundert auf. Mit dem Aufkommen von Rundfunk und Fernsehen wurde diese Form der journalistischen Berichterstattung auch von den neuen Massenmedien übernommen. Beim journalistischen Interview reichen die Formen vom meinungszentrierten Interview im Rahmen der politischen Berichterstattung bis zum ausführlichen Experteninterview im Wissenschaftsjournalismus. 
Im 20. Jahrhundert etablierte sich das Interview auch als Methode der Forschung, insbesondere in den Sozialwissenschaften (hier meist in standardisierter Form als Fragebögen), der Psychologie und den Geistes- und Kulturwissenschaften wie der Geschichtswissenschaft (lebensgeschichtliches Interview oder „Oral-History-Interview“) aber auch in der Ethnologie (Volks- und Völkerkunde)  und weiteren geistes- und kulturwissenschaftlichen Forschungsdisziplinen, in denen qualitative Methoden zur Anwendung kamen.
Interviews lassen sich anhand unterschiedlicher Parameter klassifizieren, die auch von der jeweiligen Wissenschaftsdisziplin oder dem Verwendungszusammenhang abhängig sind. Allgemein gültige, über alle Wissenschaftsdisziplinen und Verwendungszusammenhänge hinweg anwendbare Klassifizierungsmöglichkeiten existieren nicht. Im Folgenden werden einige dieser Interviewtypen, die eine Entsprechung im Bestand der Österreichischen Mediathek haben, vorgestellt.
Ein grundlegendes Klassifikationsmerkmal ist, ob es sich um ein standardisiertes oder ein nicht standardisiertes Interview handelt. Der Großteil der Interviews im Bestand der Österreichischen Mediathek sind nicht standardisierte, offene Interviews. Sie folgen keinem vorgegebenen Interviewschema oder einem Fragebogen, es handelt sich um qualitative Interviews: Kennzeichnend für diese Art des Interviews ist, dass die Interviewer/innen auf das, was die Interviewten sagen, eingehen. Meist entwickeln sie im Laufe des Gesprächs als Ergänzung zu den vorbereiteten Fragen auch zusätzliche Fragen. Diese Interviews sind stärker von der sozialen Interaktion zwischen Interviewenden und Interviewten geprägt als standardisierte Interviewformen mittels Fragebögen. Die soziale Interaktion (Sympathie, Antipathie, Empathie) kann den Interviewverlauf prägen und das Gesagte mehr oder weniger stark beeinflussen Die Fragen in diesen Interviews sind offener formuliert und je nach Interviewverlauf wird mehr oder weniger Alltagssprache verwendet.

Fragestellungen im Interview

Am Anfang jedes Interviews steht eine Frage. Wie Fragen gestellt werden, beeinflusst wesentlich den Gesprächsverlauf und die Qualität der Antworten. Wissenschaftsdisziplinen, die mit Interviews als Methode arbeiten, sind sich dieser Tatsache bewusst und berücksichtigen dies bei der Formulierung von Fragen, vor allem wenn es sich um standardisierte Interviews oder Fragebögen handelt. Auch bei lebensgeschichtlichen Interviews und ihrer Auswertung ist die Art der Fragestellung ein Teil der Quellenkritik. Im Bereich qualitativer Interviews muss bei der Sekundäranalyse die Interaktion zwischen Fragen und Antworten in die Beurteilung des Inhalts mit einfließen.

Beispiele für unterschiedliche Typen von Fragen sind u.a.:

Offene Fragen: „Wie haben Sie ihre Kindheit in Wien erlebt?"
Auf offene Fragen kann man nicht mit Ja oder Nein antworten und sie beginnen mit einer W-Frage (was, wie, weshalb, wer ...). Jegliche Antwort ist möglich und die interviewte Person kann damit zum Reden gebracht werden. Ein Nachteil kann sein, dass zu ausschweifend geantwortet wird.

Geschlossene Fragen: „Haben Sie dann in Wien die Schule besucht?“
Die Fragen können nur mit ja oder nein beantwortet werden und ein Ausweichen ist nicht möglich. Man kann damit Informationen auf den Punkt bringen.

Alternativfragen: „Wollten Sie lieber eine Lehre oder ein Studium beginnen?“
Die Fragen stellen die interviewte Person vor eine Wahl mit zwei oder mehr Alternativen. Damit wird ein Nein verhindert und der/die Gesprächspartner/in hat die Wahl.

Suggestivfrage: „War es nicht schwer, in diesem jungen Alter Wien zu verlassen?“
Diese Fragen legen der interviewten Person die Antwort in den Mund. Suggestivfragen können provozieren, weil sie die Antwort in gewissem Maße vorgeben. Die Art und Weise der Frage hat den Zweck, auf das Denken, Fühlen, Wollen oder Handeln einer Person einzuwirken.

Balkonfrage: „Die Aramäer sind in der Türkei eine Minderheit. Wurden Sie deshalb diskriminiert?“
Die Balkonfrage ist eine Frage, der eine kurze Erklärung oder Information vorangestellt wird. Man vermeidet damit, dass Missverständnisse entstehen. Eine Gefahr besteht darin, dass die Frage dadurch zu lang wird.

Mehrfachfrage: „Sie wurden in der Türkei diskriminiert. Wie haben Sie das erlebt und wurden auch andere aus Ihrer Familie dadurch benachteiligt?“
Damit können mehrere Informationen in kompakter Form erfragt werden. Unerfahrene Interviewpartner/innen könnten mitunter verwirrt sein und nicht antworten, während erfahrene sich jenen Teil der Frage aussuchen, den sie gerne beantworten möchten.

Szenische Frage: „Wie verlief Ihr Alltag im Wien der Nachkriegszeit?“
Die interviewte Person wird angeregt, eine Situation genau zu beschreiben.

Interviewtypen

Neben den unterschiedlichen Typen von Fragen gibt es auch unterschiedliche Typen von Interviews, wobei im Laufe der Gesprächsführung in allen diesen Interviewtypen unterschiedliche Arten von Fragen gestellt werden können. Aufgrund der Art der Interviewführung können – neben anderen –  folgende Interviewformen unterschieden werden, wobei es sich bei qualitativen, nicht standardisierten Interviews generell eher um Mischtypen als um eindeutig klassifizierbare Interviews handelt:

Weiches Interview: Diese Form ist geprägt von offenen Fragen und dem Versuch, der Interviewer/in eine Vertrauensbasis mit den Interviewten zu schaffen. In manchen Fällen kommt es fast einem therapeutischen Gespräch nahe.

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Rohmaterial eines Gesprächs mit H.C. Artmann

Hartes Interview: Die Interviewerin oder der Interviewer will konkrete Antworten zu klar abgegrenzten Fragen erhalten. Diese Form des Interviews finden wir vor allem im journalistischen Kontext, z. B. bei der politischen Berichterstattung.

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Audioquelle 17: Mittagsjournal 05.09.1990 Pressekonferenz Mock zu Ausländerpolitik

Narratives Interview: Diese Form der Interviewführung finden wir vor allem in lebensgeschichtlichen Interviews. Die Interviewer/innen versuchen, einen neutralen Standpunkt einzunehmen, sie sind hinsichtlich des Gesagten und des Gesprächsverlaufes offen, sie regen mit Fragen den Erzählfluss an und sind gleichzeitig Zuhörer/innen.

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Interview mit Helly Möslein - 1. Teil

Rezeptives Interview: Die Interviewer/innen sind bei dieser Form der Interviewführung hauptsächlich Zuhörer/innen und nehmen sich möglichst aus dem Gespräch heraus. Die Interviewführung ist offen und auf die Lebenswelt der Interviewten zugeschnitten.

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Oral History Interview mit Ursula K., 1. Teil

Assoziatives Interview: Beim assoziativen Interview stellen die Interviewer/innen wenige oder wenig konkrete Fragen, sprechen aber selbst viel und führen ihre eigenen Gedanken ausführlich aus, was auch den Hauptunterschied zum rezeptiven Interview ausmacht. Die Interviewer/innen wollen den Interviewten wenig vorgeben und sie auf diese Weise zum Erzählen bringen.

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Gespräch mit Helmut Eisendle - 3. Teil

Personalisiertes Interview: Das personalisierte Interview ist eine Form des journalistischen Interviews, das vor allem auf der emotionalen Ebene stattfindet und die Interviewpartner/innen mit ihren Eigenheiten, ihren Gewohnheiten, Interessen und Meinungen in den Fokus rückt. Die Interviewenden sind dazu angehalten, strategischer als etwa beim Sach- oder Meinungsinterview zu kommunizieren, da das Gespräch zu einem großen Teil auf einer emotionalen Kommunikationsebene verläuft. Die Interviewten können etwa mit den eigenen Erfahrungen oder Denkweisen der Interviewenden konfrontiert werden, um so die Standpunkte der Befragten besser skizzieren zu können. Beispiele dafür sind Interviews mit Augenzeug/innen. 
Eine spezielle Form ist auch das Interview mit Künstlerinnen und Künstlern: Die Beziehung von Kulturjournalist/in und Künstler/in zeichnet sich durch Distanz und Abhängigkeit aus. Journalist/innen beurteilen oder stellen die Leistungen von Kunstschaffenden vor, ohne selbst unbedingt Kunst hervorzubringen. Kunstschaffende benötigen die Rezeption durch die Medien und nutzen Interviews neben der Bewerbung der künstlerischen Arbeit auch als Mittel zur Selbstdarstellung und medialen Inszenierung. Nicht immer steht bei der öffentlichen Präsentation das authentische Ich im Mittelpunkt, sondern es werden Rollen gespielt, um ein gewünschtes Image zu fördern. Die Journalist/innen wiederum brauchen, um ihre Texte/Sendungen zu schaffen, die Kunstschaffenden und ihre Leistung. Im Zentrum des Gesprächs stehen das künstlerische Schaffen und die Leistung, Inspiration und Motivation, der Berufsalltag, aber auch der Werdegang, die Vorbilder, die Lebenswelt und Persönlichkeit der Interviewten oder mitunter auch ihre Anschauung zu gesellschaftsrelevanten Themen.

00:59:31
Welt der Literatur - Im Grunde möchte ich nichts als in Ruhe gelassen werden

Meinungsinterview: Ein Beispiel dieser journalistischen Interviewform ist die Straßenbefragung. Ziel dieser Interviews ist es, kurze Statements zu Sachverhalten zu bekommen.

00:59:57 [00:20:40]
Einkaufsverhalten nach Tschernobyl

Zweckbestimmung von Interviews

Neben der Klassifizierung von Interviews entsprechend der unterschiedlichen Arten der Interviewführung kann auch entlang der Zweckbestimmungen der Interviews unterschieden werden. Im Bestand der Österreichischen Mediathek finden sich hierzu unterschiedliche Sammlungen. Ein Schwerpunkt vor allem für die zeitgeschichtliche Forschung sind Oral-History-Interviews oder lebensgeschichtliche Interviews, die aus verschiedenen Forschungsprojekten mit unterschiedlichen Forschungsfragen stammen.

Lebensgeschichtliches Interview: Ein lebensgeschichtliches oder biografisches Interview ist auf die gesamte Lebensgeschichte einer Person angelegt. Im Regelfall steht am Anfang eine Aufforderung von Seiten der Interviewenden, zum Beispiel "Erzählen Sie mir bitte Ihre Lebensgeschichte". Diese Interviews bestehen meist aus mehreren Teilen. Im ersten Teil des Interviews erzählt die interviewte Person ihre Lebensgeschichte möglichst ohne Unterbrechung frei assoziativ. Dieser Teil kann je nach Erzählgewohnheiten unterschiedlich lang ausfallen, in manchen Fällen dauert er nur ein paar Minuten, in anderen mehrere Stunden. Im zweiten Teil stellen die Interviewenden Fragen, die für das Verständnis der Lebensgeschichte von Relevanz sind, die durch die vorangegangene Erzählung entstandene Unklarheiten beseitigen sowie Aspekte ansprechen, die vielleicht noch gar nicht erwähnt wurden. Abschließend kann es eine Interviewphase geben, in der Raum für Diskussion unterschiedlicher politischer, moralischer oder religiöser Standpunkte der beiden (oder mehrerer) Gesprächspartner/innen ist.
Lebensgeschichtliche Interviews haben die Funktion, biografische Konstruktionsprozesse und thematische Gewichtungen in diesen zu dokumentieren bzw. für die Forschung oder Vermittlung zugänglich zu machen. Sie offerieren einen Blick auf die gesamte Biografie des/der Interviewten, selbst wenn der Kontext, in dem sie gemacht wurden (z.B. für eine Ausstellung oder ein Forschungsprojekt mit einer bestimmten Fragestellung), ein viel engerer ist. Erst durch den biografischen Zugang wird klar, welche Bedeutung bestimmte Ereignisse im lebensgeschichtlichen Gesamtzusammenhang der Person einnehmen. Möglicherweise reflektiert die interviewte Person im Laufe des Interviews erstmals über historische Zusammenhänge in ihrem Lebenslauf und teilt einen Zugang zu einem persönlich verarbeiteten Erleben. Das Erzählte geht durch den Filter der Erinnerung und wird dabei Veränderungsprozessen unterworfen, verbindet also Vergangenheit und Gegenwart, denn Erinnerung hat auch immer mit Gegenwart zu tun bzw. mit dem Erleben nach dem Ereignis.

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Oral History Interview mit Berta Duft - 1. Teil

Lebensgeschichtliche Interviews können weiter differenziert werden. Ein Beispiel dafür sind themenzentrierte lebensgeschichtliche Interviews: Bei dieser Form des Interviews wird nur ein bestimmter Ausschnitt der Lebensgeschichte der interviewten Person fokussiert, zum Beispiel ein bestimmter Zeitraum/Lebensabschnitt oder ein bestimmter Aspekt wie "politisches Engagement" oder "Bildung". Im Unterschied zum lebensgeschichtlichen Interview hat es nicht den Anspruch, dass die interviewte Person in ihm ihre gesamte Lebensgeschichte nach einem frei assoziativen Verfahren darstellt, stattdessen wird das Interview von den Interviewenden bewusst anhand themenspezifischer Fragen gelenkt.

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Angst vor den russischen Besatzungssoldaten war oft berechtigt. Manchmal aber auch nicht.

Innerhalb dieser themenzentrierten lebensgeschichtlichen Interviews stellen in der zeitgeschichtlichen Forschung die Interviews mit Zeitzeug/innen über die Zeit des Nationalsozialismus einen Schwerpunkt dar: Wie Zeitzeug/innen über die Zeit des Nationalsozialismus sprechen, was sie darüber erzählen (und was nicht), ist seit Kriegsende einem Prozess steter Veränderung unterworfen. Eine wesentliche Rolle spielen dabei nationale Erinnerungskonjunkturen, aber auch innerfamiliäre und milieuspezifische Tradierung. Was das Erzählen über die NS-Zeit in Österreich betrifft, hat sich die öffentliche Debatte seit den 1980er/1990er Jahren stark gewandelt und die "Grenzen des Sagbaren" haben sich nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch in lebensgeschichtlichen Interviews verschoben. Das gilt sowohl für Verfolgte des NS-Regimes, deren Opferperspektive seither immer mehr Gehör findet, als auch für Zeitzeug/innen aus der österreichischen Mehrheitsbevölkerung, von der zunehmend eine kritische Auseinandersetzung mit ihrem Leben in der NS-Zeit und ihrem Beitrag zum Regime erwartet wird.

00:57:00
Interview mit Helga Kinsky
Interview mit Martha Mond - 1. Teil

Im Bereich der journalistischen Interviews lassen sich noch weitere Typen unterscheiden:

Sachinterview: Die Interviews dieses Typs dienen vor allem der Faktenklärung und spielen sich vor allem auf der sachlichen Kommunikationsebene ab. Ziel des Interviews ist die Faktenklärung sowie die möglichst prägnante und verständliche Darstellung der Fakten. Persönliche Meinungen und Emotionen sind weitgehend im Hintergrund.

00:59:56 [00:12:25]
Großbrand im Kaufhaus Gerngross in Wien, 1979
00:07:17
CERN - Portrait einer Institution, 5. Teil

Editiertes Interview: Interviews werden nicht nur als Rohmaterial publiziert, sondern häufig entlang bestimmter Themen nachbearbeitet. Gründe dafür können die Anforderungen der Veröffentlichung oder persönlichkeitsrechtliche Aspekte sein. Im Bestand der Österreichischen Mediathek gibt es Interviews sowohl als Rohmaterial als auch in editierter Form (z. B. als Radio- oder Fernsehsendung bzw. als publiziertes Forschungsergebnis). Für die Sekundäranalyse bietet der Vergleich beider Formen, der in Archiven teilweise zur Verfügung steht, neben inhaltlicher Aspekte auch Einblicke in die journalistische und wissenschaftliche Publikationspraxis. Vor allem bei lebensgeschichtlichen Interviews kann aus ethischen Gründen die Entscheidung getroffen werden, den Zugang zu ungeschnittenem Quellenmaterial nur sehr eingeschränkt bzw. gar nicht zu ermöglichen, d.h. diese für einen bestimmten Zeitraum zu sperren.

00:51:14 [00:05:29]
Interview mit Wilfried Scheutz über die Wiener Popmusik

Quellenkritik

In der Arbeit mit audiovisuellen Quellen stellen sich – wie bei allen Quellen – Fragen der Quellenkritik sowie nach der Methode, die der Entstehung der Quelle zugrunde liegt (s.o.). Speziell für diese Quellengattung stehen darüber hinaus auch folgende Fragen im Zentrum der Analyse:

  • Mit welcher Zielsetzung wurde die audiovisuelle Quelle hergestellt? War sie ein Arbeitsinstrument oder war die Schaffung einer Audio- oder Videoaufnahme das Ziel des Interviews?
  • In welchem Umfeld wurde das Interview ursprünglich geführt bzw. wie wurde es veröffentlicht? Was war die Zielsetzung (z.B. Verwendung für ein wissenschaftliches Projekt, eine Rundfunk- oder Fernsehsendung oder Website)? Welchen Einfluss hatte dies auf die Interviewführung bzw. das Interviewsetting?
  • Was ist der „Mehrwert“ dieser Quelle? Gibt es über den Informationswert hinaus weitere Aspekte wie Sprachduktus, Emotionalität, Mimik, Gestik, Interaktion Interviewende und Interviewte, Interviewsetting usw., die diese Quelle interessant machen? In welchem Verhältnis stehen diese Aspekte zum Inhalt?
  • Kann sich der „Mehrwert“ audiovisueller Quellen auch ins Gegenteil verkehren und die Interviewführung negativ beeinflussen (z. B. Interviewte sind kamerascheu)? Wenn ja, gab es während des Interviews dafür ein Bewusstsein bzw. wie wurde bei der Herstellung des Interviews damit umgegangen?
  • Spielt die Aufnahmetechnik bei der Beurteilung der Quelle eine Rolle (Unterschied Audio- oder Videointerview)? Hat die Aufnahmetechnik bei der Herstellung eine Rolle gespielt bzw. wurde diese hinterfragt? 
  • Wie ist die Darstellungsform der Quelle im Archivkontext? Ist das Material geschnitten oder ungeschnitten? Wurde es digital bearbeitet? Wie lässt sich das feststellen (z.B. durch Hashcodevergleich) bzw. lässt sich das überhaupt feststellen?
  • Hat die Materialität (technisches Format z.B. Tonband, MiniDisc, mp3-File) einen Einfluss auf die Sammlungspolitik, die Zugänglichkeit bzw. die Erhaltungsperspektive (Digitalisierung und digitale Langzeitarchivierung) in Archiven? Was bedeutet das für die Quellenlage zu bestimmten Themen?
  • Wenn Transkripte vorliegen: Wie und mit welcher Methode wurden diese erstellt? Wie ist das Verhältnis Transkript / audiovisuelles Interview? Welche Dimensionen des Interviews können Transkripte abdecken und welche nicht? Wie stellt man jene Bereiche dar, die sich im Transkript nicht bzw. nur schwer verschriftlichen lassen?

Ein Projekt der Österreichischen Mediathek, gefördert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank, Projektnummer 17119.