Gabriele Zuna-Kratky

Gabriele Zuna-Kratky ist seit 2000 Generaldirektorin des Technischen Museums Wien mit Österreichischer Mediathek. Davor war sie Leiterin der Österreichischen Phonothek (heute Österreichische Mediathek) und des Medienservice des Bundesministeriums für Unterricht.

Bei Gabriele Zuna-Kratky zeichnen sich das Interesse für das Speichern von Erinnerung, für das Dokumentieren und den Umgang mit Aufnahmegeräten schon in der Kindheit ab. Familiär vorbelastet – schon die Großmutter filmte Familienereignisse auf Super-8-Film – fotografiert sie und besitzt ein Magnetophongerät für ihre Tonbandaufnahmen. In der Familie gibt es einen Fernseher – in den 1950er und 1960er Jahren noch keine Standardausrüstung heimischer Wohnzimmer –, der in der Wohnhausanlage die Funktion eines „Dorfbrunnens“ hat – man kommt zusammen, um gemeinsam fernzusehen und pflegt rund um die Nutzung elektronischer Medien auch den persönlichen Umgang mit den Nachbarn. Das gemeinsame Konsumieren von Medien, um dann darüber zu reden, ist ihr auch heute noch wichtig.
Gabriele Zuna-Kratky ist auch selbst Sammlerin nicht nur der in der Familie weitergegebenen Medien – die schon angesprochenen  Super-8-Filme der Großmutter – sondern hat sich auch eine eigene Sammlung aufgebaut. Dabei ist sie sich der Fragilität dieser Medien und der Anstrengungen, die notwendig sind, um sie über längere Zeiträume zu erhalten, bewusst.

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Lodern zum Himmel

aus: Giuseppe Verdi, Il Trovatore (Leo Slezak), 1903

"Eintauchen in sängerische Emotionswellen! Kopfhörer auf und ganz laut gedreht! – Slezak, Lehmann und Tauber: für Opern-Nachschub ist in der Mediathek gesorgt!"

Die Österreichische Mediathek verfügt über eine Sammlung von mehr als 100.000 Schellackplatten mit Musikaufnahmen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit dem Schwerpunkt E-Musik und Jazz.

"Auf grauen Mauern Farbe und wilde Formen – ein neuer und kontroversieller Ausfluss der Jugendkultur. Wir – die Mediathek – haben solche “Murals” schon sehr früh dokumentiert und heben sie auf als Teil der Geschichte unserer Zeit."

Ab 1998 begann die Österreichische Mediathek mit systematischen dokumentarischen Videoaufzeichnungen. Kulturelle und politische Ereignisse, aber auch Alltagsszenen und aussterbende Berufe wurden dokumentiert.

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Auf dem Weg in die Muehl-Kommune

Oral History Interview mit Amalia Rausch

"Spannend, gefährlich: neue Formen des Zusammenlebens. Ein Experiment mit vielen Aspekten – und Teil unserer Nachkriegsgeschichte. Ein großer Bestand audiovisueller Dokumente in der Mediathek harrt der Analyse!"

Im Rahmen des Oral History Projektes "MenschenLeben" berichten Menschen in mehrstündigen Gesprächen über ihr Leben. Private Erzählungen verweben sich so mit gesellschaftspolitischen Entwicklungen.

"Ohne Hund kein Alltag – und unser Leben ist Alltag! Sehr wichtig daher, Aufnahmen vom Alltag – natürlich nur in sinnvoller Auswahl! – in der Mediathek aufzuheben!"

Zahlreiche Schmalfilme wurden ab den 1980er Jahren mit einer Videokamera abgefilmt. Das stellte eine billige und unaufwändige Möglichkeit dar, die Filme weiter zu bewahren und zu bearbeiten. Manchmal sind diese selbstgemachten Kopierungen die einzigen erhaltenen Überbleibsel der Super-8-Ära.

"Faszinierend, wie Museen – und zum Beispiel Führungen in ihnen! – sich verändern! Vieles – die Exponate – bleibt gleich, aber sehen – und präsentieren! - tun wir es immer neu. Mit diesem Tondokument können wir die Veränderung sozusagen “handgreiflich” hören! Nicht nur ein Bild kann mehr sagen als viele Worte – auch Tondokumenten eignet dieses Vermögen."

Am 19. Dezember 1972 gab Leopold Ziwotsky, ein langjähriger Mitarbeiter des Technischen Museums Wien, kurz vor seinem Ruhestand für eine Gruppe von Schulkindern eine seiner letzten Führungen durch die Musikabteilung des Technischen Museums Wien.
Die Verortung von historischen Tönen ermöglicht einen neuen Blick auf bekannte Orte. Im akustischen Stadtplan von Wien finden Sie über 300 weitere Hörbeispiele.

Als ehemalige Leiterin der Österreichischen Mediathek (die damals noch Phonothek hieß), hat sich Gabriele Zuna-Kratky auch beruflich mit der Frage auseinandergesetzt, was archiviert werden soll und kommt heute zum Schluss, dass das eigentlich alles sein müsste: Weil wir nicht beurteilen können, was später einmal wertvoll sein könnte und auf Interesse der nachfolgenden Generationen stößt – und es vor allem auch die kleinen Dinge sind, die heute wenig Beachtung finden, die aber für das Verständnis größerer Zusammenhänge einmal wichtig sein könnten.

Holz oder Kunststoff? Führung im Technischen Museum Wien, 1972