1967 – 1989: Rundfunkreform und danach

Nach dem großen Erfolg des Rundfunksvolksbegehrens im Jahr 1964, dessen Ziel es gewesen war, den Österreichischen Rundfunk zu einem unabhängigen Medium zu machen und der politischen Einflussnahme der Parteien möglichst zu entziehen, wurde am 8. Juli 1966 mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ ein neues Rundfunkgesetz beschlossen, welches am 1. Jänner 1967 in Kraft trat. 
Die Rundfunkreform hatte auch im Hinblick auf die Programmgestaltung im Hörfunk grundlegende Auswirkungen und führte zur Etablierung einer Reihe von neuen Sendungsformaten, die teilweise bis in die Gegenwart Bestand haben. 

Information – Das Radio nach der Rundfunkreform

Da sich die Kritik an Radio und Fernsehen vor allem an mangelnder, bzw. zu sehr von den Parteien beeinflusster Information entzündet hatte, schuf das Team um Generalintendant Gerd Bacher vor allem eine Reihe neuer Nachrichtensendungen, die in einem neuen, freieren und umfassenderen Stil berichteten. Das Herzstück dessen sind wohl die bis heute laufenden Journalsendungen von Ö1, also Morgenjournal, Mittagsjournal, Abendjournal und weitere Journale.
Ein guter Teil dieser Sendungen wurden von der Mediathek mitgeschnitten, viele davon können – mit Genehmigung des ORF – auch online abgerufen werden.

Ö1-Journale – eine neue Form der Berichterstattung

00:59:37
Erste Journalsendung: Das Mittagsjournal vom 2. Oktober 1967
00:04:38
Einmarsch der Warschauer Pakt Truppen in die CSSR: Bericht über die Situation in Prag
00:01:19
Bericht von einer Demonstration persischer Studenten gegen Schah Reza Pahlvi [Ausschnitt]
00:04:15
Einsturz der Reichsbrücke. Interview mit dem Wiener Bürgermeister Leopold Gratz [Ausschnitt]
00:04:16
Reportage über die ersten Schritte des Menschen auf dem Mond [Ausschnitt]

Gespräche und Diskussionen

Zur Informationspolitik im reformierten Rundfunk gehörte auch, möglichst viele Menschen zu Wort kommen zu lassen.
Neben den Interviews in den eigentlichen Nachrichtensendungen wurden eigene Interviewsendereihen geschaffen, so zum Beispiel "Von Tag zu Tag". In die gleiche Richtung zielten Diskussionsendungen.
Ferner wurden mit den Featuresendungen und den Hörbildern ein neuer Sendungstyp eingeführt, der bis heute aktuell ist.

00:40:52
Für und Wider [Ausschnitt]
00:05:34
Von Tag zu Tag - Probleme der Ausstrahlung österreichischer Hörfunkprogramme [Ausschnitt]
00:04:52
Der Kardinal – Franz König [Ausschnitt]
00:04:12
Gottfried Kraus spricht mit Georg Solti [Ausschnitt]

Aus der Sendereihe: Im Gespräch – Musiker über sich und ihre Arbeit

Kultur und Wissenschaft

Die "Kulturschiene" umfasste ausführliche Berichte über die Hochkultur – die Namen Fischer-Karwin und Prawy seien zur Charakterisierung angeführt. Daneben gab es zahlreiche Sendungen über wissenschaftliche Themen und Neuentwicklungen. Neben der bereits in den 50er-Jahren ins Leben gerufenen Sendereihe "Salzburger Nachtstudio" entstanden eine Reihe neuer Programme.

00:21:04
Dimensionen - die Welt der Wissenschaft - Univ.-Prof. Gerhard Jagschitz über die Ermordung von Bundeskanzler Dollfuß am 25. Juli 1934
00:28:43
Wissen der Zeit - Hat die Ethik einen evolutionären Ursprung? [Ausschnitt]
00:04:49
Plädoyer für eine Österreich-Bibliothek

aus der Sendereihe: "Die Wiener Literaturzeitung"

00:03:17
Das Ich und sein Gehirn

aus der Sendereihe: "Das aktuelle wissenschaftliche Buch"

00:15:05
Aus Burg und Oper vom 28. 10. 1969

Gespräch mit Marcel Prawy

00:14:48
Aus Burg und Oper vom 18. 5. 1969

Gespräch mit Karl Böhm

Literatur, Feuilleton, Geschichte

Vor allem in den 70er- und 80er-Jahren etablierten sich veritable Radio­feuilletonisten wie Axel Corti und Humbert Fink. Zahlreiche historische und literarische Themen wurden in sorgfältig gemachten Kultursendungen behandelt. Als Beispiel sei nur die Senderreihe "Zukunft von Gestern" von Helmut S. Helmar (das ist Helmut Swoboda) erwähnt, die sich der Geschichte der Utopien widmete.

00:09:42
Der Schalldämpfer vom 21. Februar 1988

von Axel Corti

00:09:30
Welt der Literatur - Johannes Urzidil als Radioreporter in den USA [Ausschnitt]

Der bedeutende, in Prag geborene Schriftsteller gelangte nach seiner Emigration in die USA dort schließlich zum Radio und arbeitet für die „Voice of America“ und USIS (United States Information Service).

00:08:49
Die Zukunft von Gestern

Im Reich der Homunkuliden

00:04:28
Der große Rubin [Ausschnitt]

Die Funkerzählung

00:03:17
Eine Stimme aus Wien: Gustav Stolper

Die Senderreihe "Eine Stimme aus Wien" wurde vom Studio Wien produziert und stellte das Leben zahlreicher Wiener Persönlichkeiten biografisch und mit Hilfe von Zitaten dar.

Zeitgeist, Alltag, Unterhaltung

Zu den Highlights nach der Reform zählen neue Arten von Musik-, Jugend- und Unterhaltungssendungen, für die der Sendernamen "Ö3" sozusagen als Sammelbegriff angeführt werden kann. Titel wie "Musicbox" und "Dimensionen" mögen als Beispiele genügen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es leider nicht, bzw. nur ansatzweise möglich, hier diese Fülle radiophoner Neuigkeiten ins Netz zu stellen.

00:00:41
Ö3-Wecker mit Morgengymnastik [Ausschnitt]

Die Morgengymnastik mit Ilse Buck lief von 1965 bis 1998.

00:02:09
Der Watschenmann vom 12. 11. 1967 [Ausschnitt]

Die satirische Radiosendung "Der Watschenmannn", konzipiert von Jörg Mauthe, gehörte zu den beliebtesten Programmen von "Rot-Weiß-Rot". Nach dem Ende des Senders übernahm der Österreichische Rundfunk zwar zunächst die Reihe, stellte sie aber unter öffentlichem Protesten bald ein. Die Wiederaufnahme des "Watschenmann" nach der Rundfunkreform wurde als Bekenntnis zu einem auch kritischen Radioprogramm gesehen.

00:03:28
Was gibt es Neues? [Ausschnitt]

Heinz Conrads

00:04:05
¬Der¬ Semmering. Porträt einer Kulturlandschaft [Ausschnitt]

Aus der Sendereihe: "Hörbilder"

Diese Ausstellung ist im Rahmen des Projektes Österreich am Wort entstanden.
Ein Großteil der Medien ist dort in voller Länge abrufbar.