Anlässlich des Beginns der Ausstrahlung von Radiosendungen in Österreich durch die RAVAG (Radio Verkehrs AG) wurde 1925 (?) eine Schallplatte mit mehreren Liedern eingespielt.
1924 – 1938: Das neue Medium
Was zunächst unauffällig und technisch unzureichend 1924 begann, wurde bald zu einer Leidenschaft für alle: Radio. Verschiedene Typen von "Sendungen" entstanden und wurden fast ausschließlich live abgewickelt. Sehr viel Musik, meist einfach das Abspielen von Schellackplatten. Zum Beispiel Lieder zur Einführung des Radios – etwa die schöne Adrienne mit ihrer für den Empfang sehr anzuratenden "Hochantenne" – charakterisieren die Frühzeit gut.
Kulturprogramm
Die Arten von Sendungen, die sich in den frühen Jahren des Radios herauskristallisierten, entsprechen ungefähr heutigen Vorstellungen, ihre Machart war jedoch recht anders, statischer, ruhiger als heute: da spricht ein Wissenschafter wohl vorbereitete Worte über sein Fachgebiet, da wird eine Musikübertragung angekündigt, Literatur vorgetragen, auch schon in dramatisierter Form.
Literatur
Wissenschaft
Nachdenken über das neue Medium
Die Aufnahme ist in doppelter Hinsicht interessant.
Zu Beginn macht Wagner-Jauregg deutlich, wie eine solche Sendung zustande kam: zuerst der Vortrag, der im Studio auf einer Schallplatte aufgenommen wurde, dann die Wiedergabe dieser Platte zur vorgesehenen Sendezeit. Da das Aufnehmen solcher Platten kompliziert war, wurde oft darauf verzichtet und viele Sendungen live abgewickelt (einer der Gründe, warum sowenig Belege des frühen Radios überlebt haben).
Erst mit der Einführung des Tonbandes in den 1950er-Jahren wurde dies einfacher.
Die für Radiozwecke aufgenommenen Platten sind übrigens nicht mit den publizierten und vervielfältigten Schellackplatten gleichzusetzen. Zwar war die Technik ähnlich, doch wurden bei Aufnahmen wie bei jener von Wagner-Jauregg nur ein Exemplar, oder höchstens ein paar, aufgenommen. Das Plattenetikett wurde mit der Hand beschriftet.
Wagner-Jauregg gibt in weiterer Folge auch noch einen wichtigen Einblick in das Nachdenken über das neue Medium: es war den Beteiligten klar, dass für das Radiomachen neue Regeln gefunden werden mussten.
Reportagen, Unterhaltung
Ein Aushängeschild des frühen Radios waren Reportagen, die sehr unterschiedliche Themen behandelten, vom traditionellen Handwerk über Stadt- und Landschaftsfeuilletons zu Sportberichterstattung.
Man versuchte, die Hörerschaft direkt ins Geschehen hineinzuversetzen. Besonders beliebt als Reporter war dabei Willy Schmieger mit seiner soignierten Sprache, die er selbst bei der Kommentierung von Fußballspielen anwendete.
Musiksendungen nahmen den größten Teil des Programms ein. Im Vordergrund stand dabei die Wiedergabe von Musik auf Schellackplatten.
Von Unterhaltungssendungen, die darüber hinausgingen, hat sich leider kaum etwas erhalten.
Der Grund dafür ist einerseits, der Umstand, dass sehr viele Sendungen live abgewickelt wurden, andererseits die damaligen technische Gegebenheiten, die das Aufnehmen (und das Aufbewahren) von Sendungen schwierig machten.
Das Erstellen einer Aufnahmeplatte war deutlich mühsamer als später – ab den 1950er-Jahren – das Aufnehmen mit Tonband.
Reportagen
Willy Schmieger erläutert in einer Reportage vom Turm des Stephansdoms einem deutschen Kollegen den Blick auf Wien und wird von diesem als „Herr Professor“ angesprochen. Schmieger war Altphilologe und Mittelschullehrer, vor allem aber mit seinen Reportagen, besonders auch von Fußballspielen, stilprägend:
Unterhaltung
Politik
In den 30er-Jahren erwies sich, dass das neue Medium – über Unterhaltung und Information hinaus – sehr geeignet war, als Instrument politischer Beeinflussung eingesetzt zu werden.
Das Phänomen der "Radiopersönlichkeit" – eine Generation später gefolgt von der "Fernsehpersönlichkeit" – trat auf. Eine solche war zum Beispiel der US‑Präsident Franklin D. Roosevelt, der ab 1933 mit seinen "Fireside chats" eine weite Wirkung erzielte.
Ein Kapitel für sich ist der massive Einsatz der Radiopropaganda im nationalsozialistischen Deutschland, der der ideologischen Einstimmung auf das Regime und später auf den Krieg diente.
In Österreich war das Radio in politischer Hinsicht das Sprachrohr des autoritären Ständestaates, dessen Exponenten – vor allem die Kanzler Dollfuß und Schuschnigg – häufig zu hören waren.
Nachrichtensendungen aus dieser Zeit sind leider so gut wie keine erhalten, aber ein Sendungsausschnitt aus dem Jahr 1933 mit Berichten zur deutschen Radiopropaganda gegen Österreich und Lokalberichten erlaubt einen gewissen Einblick.
Wie bedeutend die Rolle des Radios in den zehn Jahren seit seiner Einführung geworden ist, zeigt eine vermutlich privat mitgeschnittene Aufnahme vom Februar 1934. Der Kanzler appelliert an die Kämpfer der Sozialdemokraten, die Waffen zu strecken und verhängt das Standrecht (das in der Folge auch angewendet wurde).
Paneuropa-Bewegung
Die Anfang der 20-Jahre von Graf Richard Coudenhove-Kalergi gegründete Paneuropa-Bewegung propagierte die friedliche Vereinigung Europas. In dieser Ansprache kommt auch zum Ausdruck, dass Coudenhove-Kalergi, scharf anti-nationalsozialistisch eingestellt, eng mit dem autoritären Ständestaat kooperierte.
Das Ende Österreichs 1938
- 00:53:55 Hörbilder - Eine Sendung der Feature-Redaktion - Vom Dritten Reich zum Dritten Mann
- 00:10:23 Austria's Past is Present - Der Anschluss
- 00:04:00 Radioansprache von Richard Steidle zur deutschen Propaganda gegen Österreich 1934
- 00:30:39 Von Tag zu Tag - Österreich 1938 , Österreich 1978; Bewältigte Vergangenheit, lebendige Vergangenheit
- 00:44:08 Diagonal - Radio für Zeitgenossen - Samstag 30. April 1938 - 1. Teil
Diese Ausstellung ist im Rahmen des Projektes Österreich am Wort entstanden.
Ein Großteil der Medien ist dort in voller Länge abrufbar.