Adrian Eröd

Der Bariton Adrian Eröd ist als Opern- und Liedsänger auf österreichischen und internationalen Bühnen und Konzertpodien tätig, wie etwa an der Wiener Staatsoper, bei den Bayreuther und Salzburger Festspielen oder im Wiener Musikverein.

Für Opernsänger ist das (Zu)Hören ein Teil des Berufs, ob auf der Bühne oder beim Einstudieren von Partien, weshalb sich die Frage nach dem Verhältnis zu gespeicherten (Moment)Aufnahmen stellt. Adrian Eröd hat dazu eine differenzierte Sichtweise. Als Zuhörer, wo die Erinnerung an bestimmte Momente in Musikstücken, die er als Kind und Jugendlicher als Plattenaufnahmen gehört hat, auch heute noch präsent und prägend ist, auch wenn er es mittlerweile in manchen Fällen anders anlegen würde. Als Kollege, wo sich bestimmte Momente, Phrasen, oder ein Wort einprägen – und später hat man plötzlich wieder diesen Moment im Ohr – eine Erinnerung, die nur im Gedächtnis gespeichert ist.
Sänger/innen sind heute weniger in Aufnahmestudios tätig, als das noch vor 20, 30 Jahren der Fall war. Trotzdem existieren nicht unbedingt weniger Aufnahmen von Künstler/innen – aber eben nicht als Studioaufnahme, sondern meist als privater Mitschnitt oder als gespeicherter Live-Stream, der auf einer Online-Plattform landet. Hatten früher Künstler/innen eine gewisse Kontrolle darüber, was sich für die Zukunft erhalten soll, ist dies heute kaum der Fall, indem Aufführungen wenig später im Netz landen. Adrian Eröd spricht eine generelle Charakteristik von Teilen des audiovisuellen Archivmaterials (wie z. B. Radiosendungen) an, wenn er betont, dass etwa Live-Streams, die mittlerweile von einigen Opernhäusern gesendet werden, eigentlich dazu da sind, einmal gehört und gesehen zu werden – so wie die Aufführung in der Oper und sie nicht dazu gedacht sind, diesen Momenten über den Augenblick hinaus Dauer zu verleihen. Die permanente Verfügbarkeit aller bzw. vieler Aufnahmen ist für Adrian Eröd kein erstrebenswertes Ziel, für ihn muss nicht alles archiviert werden und permanent verfügbar sein – es ist auch gut, dass manches nur in der Erinnerung derer bleibt, die dabei gewesen sind.

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Adrian Eröd © Adrian Eröd, Foto: Nikolaus Karlinský

"YouTube als vermeintlich "basis­demokratische" Mediathek. In diesem Fall handelt es sich zwar um eine offizielle Aufnahme, urheberrechtlich trotzdem in einer Grauzone – ganz zu schweigen von den vielen illegalen Handymitschnitten, die im Internet kursieren. Und doch, gebe ich zu, suche ich selbst immer wieder nach Material und finde ungeahnte Schätze."

In der öffentlichen Wahrnehmung besitzen Online-Mediaplattformen wie YouTube Archivcharakter – im Unterschied zu öffentlichen Medienarchiven unterliegt die Bewahrung von Inhalten jedoch ausschließlich kommerziellen Interessen; Prognosen über eine nachhaltig gesicherte Zugänglichkeit sind nicht zu erstellen.

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Ferdinand Raimund: Hobellied, Alexander Girardi (1906)

"Musik aufzunehmen, die für die Bühne gedacht ist, stellt die Sängerin/den Sänger immer vor die spezielle Herausforderung, das fehlende visuelle Element mit stimmlichen Mitteln erlebbar zu machen, ohne dabei vordergründig zu werden."

Schellacks wurden bis ca. 1925 "akustisch" bzw. mechanisch aufgenommen, das heißt, die Aufnahme wurde ohne elektrische Verstärkung direkt auf eine Platte graviert. Dazu musste in einen Aufnahmetrichter gesungen oder gesprochen werden. Die Möglichkeiten der Aufnahme waren beschränkt, so war es zum Beispiel mit diesem Verfahren nicht möglich, leise Töne oder Geräusche aufzunehmen.

"Als diese Aufnahmen in Wien entstanden, lag historische Aufarbeitung in Graz, wo ich das Gymnasium besucht habe, noch unter dem Mantel des aktiven Vergessens. Erst durch Waldheim 1986 und das Gedenkjahr 1988 wurden die notwendigen Fragen aufgeworfen. Prägend waren die Diskussionen, auch auf offener Straße, in denen auf allen Seiten extreme Emotionen hochkamen und in denen uns Jugendlichen von alten Männern die Berechtigung zum Mitreden abgesprochen wurde."

Amateurvideos bzw. private Videodokumentationen stellen eine wertvolle Ergänzung zur "öffentlichen" oder "veröffentlichten" Überlieferung dar. Die Österreichische Mediathek hat eine Sammlung von ins­ge­samt rund 3.000 Amateurvideos von Wienerinnen und Wienern von den frühen 1980er Jahren bis in die 2000er Jahre aufgebaut. Amateurvideos haben häufig – aus der Sicht unserer heutigen Betrachtung – eine „schlechtere“ Bildqualität als Film. Mit dem Aufkommen von Videokameras wurden, im Verleich zu Film, sowohl die Aufnahmegeräte als auch die Speichermedien billiger. Das bewirkte einerseits eine Demokratisierung und Verbreiterung der Aufnahmemöglichkeiten, schlug sich aber andererseits – zumindest in der Anfangszeit von Video, auch auf die Qualität nieder.

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Reaktorkatastrophe Tschernobyl 1986

"Es gibt Daten, die als globale Einzelereignisse im Gedächtnis bleiben, 11.9.2001, 9.11.1989 und, für mich als erstes in dieser Reihe, der 26.4.1986 – wo war ich, als ich davon erfuhr? Wie reagierte meine nächste Umgebung, und wie die Allgemein­heit? … und all das in einer Zeit, die ohnehin entscheidend für meine politische und gesellschaftliche Entwicklung war."

Unter www.journale.at sind die Hörfunkjournale des ORF mit Beiträgen zu Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur der Jahre 1967 bis 1999 abrufbar. Durch das Hörerlebnis wird – zusätzlich zur Ebene der Inhalte – auch Zeitkolorit und Atmosphäre vermittelt.

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Franz Schubert: Sinfonie Nr. 7 C-Dur, D. 944

Wilhelm Furtwängler, Berliner Philharmoniker

"Wilhelm Furtwängler ist nicht nur eine der bedeu­tend­sten und aufregendsten Musikerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, er ist auch symbolhaftes Beispiel für den Menschen im Spannungsfeld zwischen Kunst und Politik."

Im Bestand der Österreichischen Mediathek befinden sich über 100.000 Schellackplatten. Schwerpunkte sind Ernste Musik aus der Sammlung Teuchtler und Jazz und Swing aus der Sammlung Günther Schifter.

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Oral-History-Interview mit dem Bergbauern Albrecht Hager

"Geschichte kann nur dann repräsen­tativ sein, wenn nicht nur die Meinungen, Aufzeichnungen und Erinnerungen der Mächtigen und der Sieger, der Lauten und der Erlaubten übrigbleiben."

Im Rahmen des Oral-History-Projektes "MenschenLeben" berichten Menschen in mehrstündigen Gesprächen über ihr Leben. Private Erzählungen verweben sich so mit gesellschaftspolitischen Entwicklungen.