Archivierung von privaten Alltags-Dokumentationen an der Österreichischen Mediathek
Kontakt:
Projektleitung: Mag. Dr. Gabriele Fröschl, HR Dr. Rainer Hubert
Projektmitarbeiter/innen: Mag. Stephan Grundei, Dr.in Renée Winter
Das Projekt "The changing role of audio-visual archives as memory storages in the public space" ist bereits abgeschlossen.
Die Projektergebnisse stehen dauerhaft über die Onlineplattform www.wienervideorekorder.at zur Verfügung.
Die im Rahmen des Projektes erschienene Buchpublikation "Aufnahme läuft – Private Videobestände – Öffentliche Archive" kann direkt beim Verlag bestellt werden.
Im Zuge des Ende 2016 abgeschlossenen Forschungs- und Archivierungsprojektes "The changing role of audio-visual archives as memory storages in the public space" sammelte die Österreichische Mediathek private Video-Alltagsdokumentationen ab den 1980er-Jahren. Die Aufnahmen wurden im digitalen Massenspeicher der Mediathek langzeitarchiviert, wissenschaftlich dokumentiert und für die weitere wissenschaftliche Forschung – jedoch nicht für kommerzielle Zwecke – zur Verfügung gestellt. Weiters wurde mit diesem Projekt auch die sich verändernde Rolle von audiovisuellen Archiven im öffentlichen Raum reflektiert sowie eine zukünftige Sammlungsstrategie für diesen Quellenbestand erarbeitet.
Video-Kassetten als Aufnahmeträger sind stark gefährdet. Viele kennen dieses Problem aus eigener Erfahrung: Bandsalat, Videokassetten werden unspielbar, Abspielgeräte werden kaputt und sind im Handel nicht mehr erhältlich. Sind diese Aufnahmen nicht mehr zugänglich, ist damit auch das darauf gespeicherte Material unwiderruflich verloren. Dies ist besonders bei privaten, nicht veröffentlichten Aufnahmen der Fall, da hier die Videokassette oft die einzige erhaltene Kopie darstellt.
Die „Wiener Video Rekorder“ widmeten sich der Sammlung, Archivierung und Langzeitsicherung von Video-Aufnahmen aus privaten Beständen. Die gesammelten Video-Aufnahmen sollten möglichst viele Bereiche des Alltags dokumentieren. Es wurden alle Arten von Videos – vom Urlaubs- oder Hochzeitsvideo über private Alltagsaufnahmen bis zur Dokumentation von öffentlichen Ereignissen aus verschiedenen Perspektiven und aus dem Alltag von unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppierungen gesucht.
Die Sammlung setzt mit der Einführung der Videosysteme in den frühen 1980er Jahren ein und repräsentiert bis in die Gegenwart hinein ein breites Spektrum der Gesellschaft. Inhaltlich hat sich die Sammlung bewusst möglichst weite Grenzen gesetzt. Der Videobestand sollte im privaten Kontext entstanden sein, das heißt, nicht für eine Veröffentlichung hergestellt worden sein und einen Bezug zu Wien bzw. der in Wien lebenden Bevölkerung vorweisen.
Archive und öffentliche Räume – was wie ein Gegensatz klingen mag, erschließt sich bei einer näheren Betrachtung der Funktion von Archiven. Sie vermitteln ein Bild vergangener und zukünftiger Öffentlichkeit und sorgen mit ihrer Sammlungs- und Bewahrungsstrategie dafür, dass diese Rolle erfüllt werden kann. Die künftige Aufgabe der Archive ist es, sich diesen Herausforderungen zu stellen, entsprechende Sammlungsstrategien zu entwickeln und die technischen Herausforderungen der Langzeitarchivierung zu bewältigen.
Der Begriff der Öffentlichkeit hat mit dem raschen medialen Wandel der letzten Jahre und den Möglichkeiten des virtuellen öffentlichen Raums im Internet zusätzliche Dimensionen erhalten, gleichzeitig erfolgt private Kommunikation zunehmend auch in (halb-)öffentlichen Räumen. Hier ergibt sich ein interessantes Spannungsfeld zwischen Öffentlichkeit und Privatheit.
Das vorliegende Projektvorhaben behandelt in diesem Kontext eine Quelle, die bislang kaum im Fokus wissenschaftlicher Forschung bzw. audiovisueller Archive steht: Private Video-Quellen, die aufgrund ihrer Materialbeschaffenheit stark gefährdet sind.
Ziel dieses Projekts soll es deshalb sein, private Videoaufnahmen ab den 1980er Jahren zu sammeln, zu dokumentieren, langfristig zu sichern und zugänglich zu machen. Weiters versucht das vorliegende Forschungsvorhaben eine Verbindung von archivwissenschaftlicher Theorie, der Entwicklung einer langfristigen Erwerbungs- und Sammlungsstrategie sowie einer Veröffentlichungspolitik und der praktischen Umsetzung anhand eingegangener Quellenbestände herzustellen.
Das Quellenmaterial soll in seiner Gesamtheit öffentlich zugänglich sein und richtet sich unter anderem vor allem an eine wissenschaftlich orientierte Zielgruppe: die Videos können für Medienwissenschaftler/innen, Sprachforscher/innen, Ethnolog/innen, Politolog/innen, Historiker/innen oder Soziolog/innen, von Relevanz sein und es soll die künftige Forschung mit dem Material angeregt werden. In Bezug auf die Zugänglichkeit sollen die in der Österreichischen Mediathek entwickelten Wege einer wissenschaftlichen Quellenedition im Internet weiter ausgebaut werden.
Ziele des Projektes:
Ziel der Webumsetzung ist es, einen Zugriff auf das rechtlich geklärte und nach ethischen Richtlinien evaluierte Quellenmaterial in voller Länge zu ermöglichen, der sowohl wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, als auch Optionen bietet, mittels intuitiver Suchtechniken einen vereinfachten Zugang zum Quellenmaterial zu schaffen.