75. Geburtstag des Schriftstellers Alexander Lernet-Holenia über seinen Rücktritt als österreichischer PEN-Klub-Präsident wegen der Nobelpreisverleihung an Heinrich Böll

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Herr Lannert-Hollinier, dieses Interview hätte eigentlich ein Geburtstagsinterview werden sollen.
    Nun ist es überschattet von der Bekanntgabe Ihres Rücktritts als Präsident des österreichischen Bandzentrums.
    Sie begründen diesen Rücktritt, den Sie ja eigentlich, glaube ich, schon für längere Zeit geplant haben, mit der Verleihung des Nobelpreises an Heinrich Böll.
    Warum?
    Ja, also diese Verleihung des Preises an ihn hat sozusagen meinem
    Mich in meinem Entschluss zurückzutreten, umso mehr befestigt als die Nachrichten, die man von den politischen Ansichten der Leute in Stockholm und von denen von Böll hat, meine tiefe Missbilligung finden.
    Als Präsident des gesamten Bandclubs hat er
    hat Böll, meiner Meinung nach, nicht das Recht, Hussein Stückchen zu reiten, indem er zum Beispiel für die Baader-Meinhof-Bande und solche Dinge eintritt.
    Und es ist empörend, dass daraufhin die Leute in Stockholm, das Nobelpreiskomitee, nichts Besseres zu tun hat, als prompt
    ihm den Nobelpreis zu verleihen, als ob es zum Beispiel in Deutschland nicht einen wirklich großen Dichter wie Zugmayr gäbe.
    Das ist völlig beiseite geräumt worden, obwohl er, der selbst links gestanden ist, jetzt sagen wir bestenfalls in der Mitte steht, nicht wahr?
    Und finden Sie nicht, dass das Werk von Heinrich Böll auch würdig ist eines Preises, dass Böll für eine Entspannung zwischen Ost und West eingetreten ist, dass dies auch eine
    derzeitige Aufgabe der Nobelpreis-Jury ist und dass Böll ja nicht direkt für die Baader-Meinhof-Gruppe, sondern für eine Entspannung eingetreten ist, für eine Verstärkung der persönlichen Freiheit, die vielleicht ein wenig bedroht schien.
    Es ist durchaus möglich, dass er dafür eintritt, aber die Tatsache, dass er eben jetzt und nach allem, was er im letzten Jahr getan hat, mit dem Nobelpreis
    ausgezeichnet worden ist, wirft ein schiefes Licht auf die gesamte literarische und politische Situation in Deutschland überhaupt.
    Die ganze deutsche Literatur wird systematisch, man macht den Versuch, sie systematisch nach links zu verschleppen.
    Und warum wehren Sie sich dagegen, dass die Literatur mehr nach links angesiedelt wird?
    Oder ist es nicht so, dass sie überhaupt weniger nach links angesiedelt wird, als dass es vielmehr eine Politisierung der Literatur in unserer Zeit eingetreten ist und auch notwendig ist?
    Das ist es.
    Sie haben völlig recht.
    Es ist eine
    meiner Meinung nach nicht nötige Politisierung der Literatur und zwar sie deshalb mit der Feuerzange anzufassen, weil ein Literat im Allgemeinen politisch viel zu wenig geschult ist, um bei der großen Publizität, die einzelne Literaten haben, seinen Meinungen freien Lauf lassen zu dürfen.

    Katalogzettel

    Titel 75. Geburtstag des Schriftstellers Alexander Lernet-Holenia über seinen Rücktritt als österreichischer PEN-Klub-Präsident wegen der Nobelpreisverleihung an Heinrich Böll
    Titelzusatz Interview: Schriftsteller Lernet-Holenia
    Spieldauer 00:03:16
    Mitwirkende Parschalk, Volkmar [Gestaltung] [GND]
    Lernet-Holenia, Alexander [Interviewte/r] [GND]
    Datum 1972.10.20 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Literatur ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format KKA [Kompaktkassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-721020_b_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal 1972.10.20

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    Gesellschaft , Politik , Wissenschaft und Forschung , Literatur , Kultur , Radiosendung-Mitschnitt
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