Mittagsjournal 1978.08.16

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    Rechtliches

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    Hier ist also wieder der aktuelle Dienst.
    Guten Tag, verehrte Damen und Herren.
    Adolf Poindl begrüßt Sie am Beginn von 60 Minuten Information zur Mittagsstunde.
    Chinas Partei- und Regierungschef Hua Kuo-Feng hat seine Europareise angetreten.
    Bukarest bereitete ihm am Vormittag einen jubelnden Empfang.
    Wir hören einen aktuellen Bericht aus der rumänischen Hauptstadt und wir beschäftigen uns auch ausführlicher mit der wirtschaftlichen Lage Chinas.
    Weitere Themen von Korrespondentenberichten sind heute Mittag die anhaltenden Unruhen im Iran, der deutsche Terrorist Hans-Joachim Klein ist angeblich in Israel untergetaucht und die CDU von Baden-Württemberg wählt heute einen Philbinger Nachfolger.
    Aus Österreich kommen hinzu, eine Stellungnahme des Präsidenten der Industriellen Vereinigung Hans Igler zu Währungsfragen und zur Lage der Industrie.
    Igler kritisiert dabei unter anderem die jüngsten Äußerungen von Nationalbankchef Professor Koren im Journal, sowie von der Kulturredaktion Berichte über ein internationales Wittgensteinsymposium und über ein Seminar Russische Opern beim karintischen Sommer.
    Soviel also über unser Programm für die Zeit bis 13 Uhr.
    Wir beginnen wie immer mit den Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist jetzt Rainer Warnecke und gesprochen werden die Meldungen von Wolfgang Kofineda.
    Österreich.
    Die Industriellenvereinigung befürchtet im Falle eines weiteren Anhaltens des Kursverfalls des amerikanischen Dollars im Herbst gravierende Rückgänge für den österreichischen Export.
    Für viele Aufträge, die bereits im vergangenen Jahr abgeschlossen worden sind, hat der neuerliche Kursverfall der amerikanischen Währung den Verlust möglicher kalkulatorischer Gewinne gebracht.
    Ein Übergang in die Verlustzone sei bei zahlreichen Aufträgen in Millionenhöhe nur mehr eine Frage der Zeit, heißt es in einer Aussendung der Industriellen Vereinigung.
    Nach einer Erhebung des Fachverbandes der österreichischen Bauindustrie weist die Zahl der Aufträge für die Bauwirtschaft aus dem privaten Bereich steigende Tendenz auf.
    Die öffentlichen Aufträge sind mit einem Wert von 16,7 Milliarden Schilling seit einem Jahr gleich geblieben.
    Der Auftragsstand seitens privater Auftraggeber ist von 14 auf nahezu 16 Milliarden gestiegen.
    Besonders wird hervorgehoben, dass die Bauindustrie eine Steigerung von mehr als 10% zu verzeichnen hat, der Auftragsstand des Baugewerbes aber gleich geblieben ist.
    USA.
    Die Weltbank in Washington hat an alle Industriestaaten appelliert, die Entwicklungshilfe an die dritte Welt zu erhöhen.
    In einem Bericht wird festgestellt, dass derzeit etwa 800 Millionen Menschen in absoluter Armut leben.
    Sollte sich das Wirtschaftswachstum in den Entwicklungsländern nicht erheblich steigern, wird die Zahl der Armen selbst um die Jahrhundertwende noch überaus hoch sein.
    Die Weltbank schätzt, dass es im Jahre 2000 auf der ganzen Welt noch 600 Millionen Absolutarme geben werde.
    Die Weltbevölkerung wird bis dahin von derzeit 4 auf fast 6 Milliarden Menschen gestiegen sein.
    Uruguay.
    Nach Ansicht des Generaldirektors der FAO, der UNO-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft, Sauma, geht die Welt unerträglichen Spannungen entgegen, falls die Nahrungsmittelproduktion nicht erheblich gesteigert und Reserven angelegt werden.
    Sauma gab zu bedenken, dass relativ gute Ernten zu einem falschen Sicherheitsgefühl geführt hätten, aber bereits im vergangenen Jahr eine neue Hungerwelle über Teile Asiens und Afrikas hereingebrochen sei.
    China.
    Der stellvertretende Partei- und Regierungschef Li Xianjian hat die Mobilisierung der 700 Millionen chinesischen Bauern angekündigt, um die Getreideproduktion von derzeit 280 Millionen Tonnen bis 1985 auf 400 Millionen Tonnen zu erhöhen.
    Bei einer Konferenz über den Aufbau des chinesischen Agrarwesens legte Li eine Reihe von Plänen vor, die unter anderem die Wiedererrichtung von Agrarbanken, billige Kredite für die Landwirtschaft, verstärkte Investitionen und die Erhöhung der Agrarpreise bei allmählicher Senkung der Industriepreise vorsehen.
    Die Landwirtschaftsbetriebe sollen bei der Verbesserung der Ausrüstung von den Industriebetrieben in den Städten unterstützt werden.
    Als wesentlichen Faktor bezeichnete Li die Bewässerung von Anbauflächen.
    Rumänien.
    Der chinesische Partei- und Regierungschef Hua Kuofeng ist am Vormittag zu einem fünftägigen offiziellen Besuch in Bukarest eingetroffen.
    Auf dem Flughafen wurde Hua von Staats- und Parteichef Ceaușescu empfangen.
    Für heute ist eine erste offizielle Unterredung zwischen beiden Staatsmännern geplant.
    Im Mittelpunkt der Gespräche dürften die Meinungsverschiedenheiten zwischen der Sowjetunion und China sowie die anhaltenden Spannungen in Indokina und in Afrika stehen.
    Es ist die erste Europareise eines chinesischen Parteivorsitzenden seit Mao Zedongs Besuch in Moskau im Jahre 1957.
    Iran Nach den blutigen Ausschreitungen der vergangenen Woche in der südpersischen Stadt Shiraz sollen mehr als 100 Personen vor Militärgerichte gestellt werden.
    Gegen 96 Angeklagte wird vor Zivilgerichten verhandelt.
    Der Militärgouverneur der Stadt Isfahan hat die Festnahme mehrerer Rädelsführer bekannt gegeben, die für die Unruhen in der Stadt verantwortlich sein sollen.
    Nach Angaben der in Teheran erscheinenden Zeitung Kayyan hat das Justizministerium der Regierung den Entwurf für ein neues Demonstrationsgesetz unterbreitet.
    Künftig sollen friedliche Demonstrationen nur erlaubt werden, wenn die Organisationen vorher Kopien aller Reden und Flugblätter zur Genehmigung vorlegen.
    Die Behörden müssen sich auch mit dem Ort der Demonstrationen ein Verstanden erklären.
    Libanon.
    Bisher ist die Zahl der Toten des Sprengstoffanschlags auf ein Hochhaus in Beirut nach Angaben offizieller Stellen auf 150 gestiegen.
    Unter den Trümmern des Hochhauses dürften vermutlich aber noch Opfer begraben liegen.
    In dem Hochhaus, auf das am vergangenen Wochenende der Anschlag verübt worden war, waren Dienststellen palästinensischer Freischiller untergebracht.
    Bisher hat sich noch keine Organisation zu diesem Anschlag bekannt.
    Island.
    Der amtierende Regierungschef Hal Grimson hat seinen Auftrag zur Bildung einer neuen Regierung zurückgelegt.
    Damit scheitert zum zweiten Mal seit den Wahlen im Juni der Versuch einer Regierungsbildung.
    Nach den schweren Stimmverlusten der Konservativen und Liberalen zugunsten der Kommunisten und der Sozialisten haben Meinungsverschiedenheiten zwischen den einzelnen Parteien immer wieder die Bildung eines Kabinetts verhindert.
    Für heute wird ein Beschluss des isländischen Staatspräsidenten erwartet, ob die Koalitionsverhandlungen fortgesetzt oder neue Wahlen ausgeschrieben werden sollen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Vorstand und Landtagsfraktion der CDU von Baden-Württemberg sind am Vormittag in Stuttgart zu einer Sitzung zusammengetreten, in der über die Nachfolge vom Ministerpräsident Filbinger entschieden werden soll.
    Die Entscheidung dürfte zwischen dem Fraktionsvorsitzenden Späth und dem Stuttgarter Oberbürgermeister Rommel fallen.
    Filbinger hat sein Amt wegen Kritik an seiner Tätigkeit als Marinestabsrichter im Zweiten Weltkrieg zurückgelegt.
    Forschungsminister Hauf hat rasche und umfassende Informationen der Öffentlichkeit bei Störfällen in Kernkraftwerken gefordert.
    Hauf sagte, Offenheit in der Informationspolitik privater und öffentlicher Stellen sei für eine sachliche Kernenergiediskussion unerlässlich, wenn nicht eine Glaubwürdigkeitskrise die Folge sein solle.
    Für die kommenden Jahre kündigte der Minister erhöhte Ausgaben zur Verbesserung der Reaktorsicherheit an.
    Hauptziele sind die Verringerung des Risikos bei Störfällen und die Herabsetzung der Strahlenbelastung des mit Wartung und Reparatur beschäftigten Personals.
    Großbritannien.
    Bei drei Frauen, die in der Wäscherei des Kernwaffenforschungszentrums Aldermeistern westlich von London beschäftigt sind, ist Plutoniumverseuchung der Lunge festgestellt worden.
    Es hatte sich zweimal mehr Plutonium angesammelt, als die internationale Kommission für Strahlenschutz für vertretbar hält.
    Die Wäscherei wurde bis zum Abschluss einer Untersuchung geschlossen.
    USA.
    Vor dem Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses in Washington, der die Mordanschläge auf John F. Kennedy und Martin Luther King aufklären will, wird heute der verurteilte Mörder Kings James Earl Ray aussagen.
    Ray hat angegeben, er habe nur unter dem Druck seiner Anwälte ein Geständnis abgelegt.
    Pastor Abernathy, der Nachfolger Kings, hat das amerikanische Bundeskriminalamt FBI beschuldigt, an einem Mordkommplott beteiligt gewesen zu sein.
    Die Fluglotsen haben ihren Bombenstreik heute früh nach fünf Tagen eingestellt.
    Im Gegensatz zu den Streikaktionen zu Beginn dieses Monats hatte der jüngste Dienst nach Vorschrift nur geringe Auswirkungen für die Flugpassagiere.
    Morgen wollen die 2500 französischen Fluglotsen eine Entscheidung darüber treffen, auf welche Art sie ihre Lohn- und Sicherheitsforderungen endgültig durchsetzen können.
    Das waren die Meldungen.
    Das Wetter.
    Eine Störung überquert derzeit Mitteleuropa, doch schwächt Luftdruckanstieg ihre Wetterwirksamkeit bereits merklich ab.
    Vorübergehend gelangt etwas kühlere Luft in den Alpenraum.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Osten und im Süden teilweise noch heitere, sonst im Durchschnitt stärkere, zum Teil auch quellende Bewölkung.
    Zunächst im Westen und im Norden und in der Folge auch im übrigen Bundesgebiet lokale Schauer- und Gebieterbildungen.
    Dabei kurzzeitig auffrischender Westwind.
    Nachmittagstemperaturen 20 bis 27 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht 9 bis 15 Grad.
    Die Vorschau auf morgen Donnerstag.
    Anfangs meist noch stark bewölkt und stellenweise etwas Regen.
    Im Laufe des Tages aber bereits wieder Bewölkungsauflockerung, zum Teil auch Aufheiterung.
    Schwacher bis mäßiger Wind aus West bis Nordwest.
    Tageshüßtemperaturen 19 bis 24 Grad.
    Das Wetter um 12 Uhr.
    Wien, Heiter 26°, Nordwestwind 10kmh.
    Eisenstadt, Heiter 25°, Ost 10.
    Linz, wolkig 23°, Nordwestwind 10kmh.
    Salzburg, Heiter 24°, Nordwind 5kmh.
    Innsbruck, Wolkig, 22 Grad, Windstille.
    Pregens, Wolkig, 22 Grad, Südwind 3 km pro Stunde.
    Graz, Heiter, 25 Grad, Windstille.
    Und Klagenfurt, Heiter, 25 Grad, Windstille.
    Das also waren Wetter und Nachrichten.
    Es ist in wenigen Sekunden 12.11 Uhr.
    Das außenpolitische Ereignis des Tages, daran besteht kein Zweifel, ist die Europareise des chinesischen Partei- und Regierungschefs Hua Kuo-Feng.
    Rumänien ist seine erste Station, nach fünf Tagen folgt dann Jugoslawien und dann steht noch ein Besuch im Iran auf dem Reiseprogramm des ersten Mannes Pekings.
    Hua, der von mehreren prominenten Parteifunktionären und Regierungsmitgliedern begleitet wird, erwidert den China-Besuch des rumänischen Staats- und Parteichef Ceaușescu vom vergangenen Frühjahr.
    Eine historische Reise, denn seit langem kam kein chinesischer Herrscher so weit nach Westen.
    Eine Reise, die in Moskau mit unverhohlenem Misstrauen verfolgt wird.
    Rumänien, das dem Warschauer Pakt und auch dem östlichen Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe, dem Comecon, angehört, unterhält als einziges Land des Ostblocks normale Beziehungen zum kommunistischen China.
    Unser Korrespondent Gustav Kalupa war bei der Ankunft Hua Kuo-Fengs in Rumänien dabei.
    Trotz Urlaubszeit und hochsommerlicher Temperaturen bereiteten Hunderttausende Bukarester dem chinesischen Parteichef Hua Kuo-Feng einen begeisterten Empfang.
    Stehend in der offenen Staatskarosse danken Hua und sein Gastgeber Nicolae Ceausescu auf der 20 Kilometer langen Strecke vom Flughafen Otto Penn für die Ovationen.
    Bukharis, das auf eine lange Erfahrung pompöser Begrüßungen verweisen kann, überbot sich selbst, um dem Empfang nicht nachzustehen, den Peking im Frühjahr dem rumänischen Staats- und Parteichef Ceausescu bereistet hatte.
    Seit Wochen wurden gymnastische Figuren geübt.
    In blauen, gelben und roten Trikots, den rumänischen Nationalfarben, produzierten sich unzählige Mädchen, Jungen spielten Soldaten, die kleinsten aber sangen eifrig chinesische Lieder.
    Alles für den kurzen Augenblick, da Hua an ihnen vorbeifuhr.
    Aus den Fenstern der sowjetischen Botschaft, das an der Jubelstrecke liegt, beobachteten Funktionäre unbewegt das Spektakel.
    Auf der Piazza Vittorie reihte sich der erste Mann Chinas im schlichten Mao-Anzug in die Kette eines Folklore-Ensembles und tanzte ein paar Takte Horror mit, wie vor ihm schon Nixon oder Brezhnev.
    Dem üblichen Ritual folgte Hua auch mit einer kurzen Ansprache beim Empfang des Schlüssels der Hauptstadt Rumäniens.
    Wir haben dem rumänischen Brudervolk herzliche Grüße des chinesischen Volkes mitgebracht, erklärte Hua Kuo Feng mit undurchsichtigem asiatischem Lächeln.
    Das heiter-festliche Gepränge, das Bucharest zur Schau stellt, kann über die enorme politische Tragweite des ersten Besuches eines chinesischen Parteichefs in Rumänien am Balkan und in Europa kaum hinwegtäuschen.
    Die knisternde Spannung, die Huas Visite begleitet, ist deutlich spürbar, trotz Versuchen seiner Scheinen, mehr inzwischenstaatliche Kanäle zu lenken.
    Für Freundschaft, Brüderlichkeit, Solidarität und Sozialismus werben große Transparente und Plakatwände in den Straßen von Bucharest.
    In Begrüßungsadressen der rumänischen Presse wiederum heißt es, dass dieser Besuch lebendiger Ausdruck der stetigen Entwicklung der Beziehung in enger Freundschaft
    vielseitiger Zusammenarbeit, militanter Solidarität zwischen der rumänischen kommunistischen Partei und der chinesischen kommunistischen Partei, zwischen der sozialistischen Republik Rumänien und der chinesischen Volksrepublik sei.
    Aufschluss darüber wird der Verlauf des fünftigen Besuches des chinesischen Parteichefs und seiner begleitenden Delegation und vor allem die zahlreich vorgesehenen Gesprächsrunden mit Nicolae Ceausescu und seinem Führungsteam geben.
    feststeht, dass das im Mai in Peking von Ceausescu und Hua-Kuo Feng unterzeichnete pragmatische Dokument über Zusammenarbeit jetzt in entscheidenden Details ergänzt werden soll.
    Sie dürfen an Auskunft über den Grad der Zusammenarbeit zwischen den ungleichen Partnern geben, die Selbstständigkeit, Gleichberechtigung und Nicht-Einmischung zu ihrer Parole erkoren haben, die immerhin alle Spannungen in der kommunistischen Welt überstanden hat.
    Über die Ankunft des chinesischen Staats- und Regierungschefs in Bukarest berichtete Gustav Kaluber aus der rumänischen Hauptstadt.
    China will seine 700 Millionen Bauern mobilisieren, um bis zum Jahre 1985 eine Getreideernte von 400 Millionen Tonnen zu erzielen.
    Das ist an sich nichts Neues, denn die Absicht einer Produktionssteigerung bei Getreide war bereits im Regierungsprogramm des ehemaligen Ministerpräsidenten Chuan Lai aus dem Jahre 1975 enthalten.
    Beachtenswert sind die Maßnahmen, mit denen nun die Landwirtschaft Chinas angekurbelt werden soll.
    Sie erinnern in einer für China ungewohnten Weise an westliche Methoden, derartige Probleme zu lösen.
    Vor allem die Wiedererrichtung von Agrarbanken ist ein deutliches Zeichen für einen neuen Kurs.
    Hans Adler analysiert die Wirtschaftslage Chinas.
    Nach der Ideologie kommt die Sorge ums tägliche Brot.
    Nachdem China in der Kulturrevolution mit ihren Nivellierungstendenzen alles zerschlagen hat, was eine Wirtschaft im westlichen Sinne als Voraussetzung braucht, Forschung, Managertum, Industriekonzentration usw., geht es nun den Weg zurück.
    Bis 1985 sollen in China 120 industrielle Großprojekte durchgeführt werden.
    Darunter zehn Eisenhütten, neun Metallfabriken, acht Kohlebergwerke und dazu die dringend benötigte Verkehrsinfrastruktur.
    Sechs neue Eisenbahnlinien sollen gebaut und drei wichtige Häfen eingerichtet werden.
    Damit soll China insgesamt 14 Industriezentren erhalten und man erwartet ein Wachstum der industriellen Produktion um 10 Prozent pro Jahr.
    Große Fabriken aber und Eisenbahnlinien, die in einem Riesenreich wie China mit neuneinhalb Millionen Quadratkilometern tausende Kilometer lang sein müssen, kann man nicht mit Funktionären betreiben.
    Dazu braucht man Manager.
    Denen aber hat das China der 60er Jahre ebenso abgeschworen wie einer geistigen Elite von Wissenschaftlern und Lehrern, die man als Träger antirevolutionären Gedankengutes fürchtete.
    Noch 1971, 72,
    wurde Zhu Enlai angefeindet, weil er deutlich machte, dass der Agrarstaat China dringend westliches Wissen und westliche Technologie zum Aufbau einer eigenen Industrie benötige.
    Der große Sprung nach vorne brachte dann das genaue Gegenteil.
    Eine übertriebene Förderung von Klein- und Kleinstproduktionsstätten für Motoren, Pumpen, Düngemittel, Kleintraktoren, Zement und so weiter.
    Damit wurden die offenen Probleme relativ rasch, aber nur scheinbar gelöst.
    China hat natürlich nur eine sehr unterentwickelte Verkehrsstruktur und verfügt nur über Ansätze einer Warenverteilungsorganisation, wie sie im Westen der Handel darstellt.
    Selbst wenn all die notwendigen Produktionsmittel in großen, zentralen Fabriken rasch, billig und in ausreichender Menge hergestellt worden wären,
    Niemand wäre imstande gewesen, sie dann auch wirklich bis in die letzten Winkel und bis zur letzten Kommune des Landes zu bringen.
    So gesehen war der Aufbau einer kleinstrukturierten Industrie zu Beginn der 70er Jahre ein Gebot der Stunde.
    Denn sie arbeitet ja dort, wo die Waren dann auch verbraucht werden.
    Immerhin wurden 1976 aus den Kleinbetrieben 11% des gesamten in China benötigten Stahls, 70% der chemischen Düngemittel, 60% des verbrauchten Zements und 33% der benötigten Kohle geliefert.
    Wenn die chinesische Wirtschaft jetzt aber weiter wachsen soll, dann braucht sie, ebenso wie die Landwirtschaft, neue Mittel und Wege und darum nun plötzlich der Bau neuer Häfen und Eisenbahnlinien.
    Das Entwicklungsprogramm für Industrie und Landwirtschaft Chinas hat Li Xiannian bereits am 22.
    Juli dieses Jahres vorgestellt.
    Es wurde aber bereits offensichtlich seit Beginn 1978 nach der Eliminierung der Viererbande praktiziert.
    Beweis dafür ist der steigende Außenhandel Chinas, an dem auch Österreich einen Anteil hat.
    Im Bericht des österreichischen Handelsdelegierten Helmreich aus Peking findet sich die Bemerkung, 1978 werde der österreichische China-Handel alle bisher erzielten Rekordwerte weit in den Schatten stellen.
    Das größte Geschäft mit China wird sicherlich Japan machen.
    Die Japaner können sich auf ein achtjähriges Handelsabkommen mit China stützen, das einen Warenaustausch im Wert von 20 Milliarden Dollar, das sind 277 Milliarden Shilling, vorsieht.
    Und bezeichnend ist, dass die Chinesen ihre Importe an Industrieanlagen und Transportmitteln mit Erdöl und Kohle bezahlen wollen.
    Dazu wieder haben sie aus Amerika Bohranlagen sowohl für die Arbeit auf dem Festland als auch vor der Küste im Meer gekauft.
    Dass China nun dabei ist, die Folgen der Kulturrevolution auch auf dem Agrarsektor zu überwinden, beweist die Wiedererrichtung von Agrarbanken als Finanzierungsinstrument für landwirtschaftliche Investitionen.
    Aufgabe dieser Banken ist nach dem offiziellen Programm die Umsetzung von Spargeld aus der Bevölkerung in die Finanzierung von Bewässerungsanlagen und Urbarmachung von neuem landwirtschaftlich nutzbarem Boden.
    Daraus wieder kann man schließen, dass die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität in China durch eine Vergrößerung der Bodenfläche
    und nur teilweise durch verstärkten Einsatz von Dünge- und Schädlingsbekämpfungsmitteln, an denen es naturgemäß mangelt, erreicht werden soll.
    China aber muss auf sieben Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche der Welt ein Fünftel der Weltbevölkerung ernähren.
    Das ist eine sehr schwer zu bewältigende Aufgabe und bindet derzeit noch fast 90 Prozent aller chinesischen Erwerbstätigen an die Landwirtschaft als Verdienstmöglichkeit.
    Das große Problem der chinesischen Landwirtschaft sind immer wiederkehrende Dürreperioden und in weiten Teilen des Landes Überschwemmungen, von denen immer gleich tausende Quadratkilometer betroffen werden.
    Der Bau von Dämmen auf der einen und Bewässerungsanlagen auf der anderen Seite ist daher nach wie vor wichtigstes Problem, wenn es darum geht, die landwirtschaftliche Produktion zu steigern.
    Derzeit nimmt nach offiziellen Berichten die bewässerte Agrarfläche Chinas im Jahr um 133.000 Hektar, das ist etwa die Fläche des Markfeldes, zu.
    Angestrebt wird eine bewässerte Gesamtfläche in China von 6,6 Millionen Hektar.
    Denn nach wie vor lebt China in seiner Ernährungspolitik von der Hand in den Mund und hat im vergangenen Jahr statt der angestrebten 400 Millionen nur 280 Millionen Tonnen Getreide produziert, sodass 2 Millionen Tonnen Weizen in Vereinigten Staaten gekauft werden mussten.
    Im Kampf gegen den Hunger hat China also erst eine Schlacht, aber nicht den Krieg gewonnen.
    Das also ist in Kürze die Agrarlage Chinas.
    Hans Adler fasste zusammen.
    Unruhen und Spannungen in den Großstädten des Irans, diese Schlagzeile fehlt seit längerem nicht in den Zusammenfassungen der politischen Tagesereignisse.
    Die von der Regierung in Teheran angeordnete Nachrichtensperre wird daran nicht viel ändern, vielleicht erreicht sie sogar das Gegenteil, denn Informationsverbot ist die beste Basis für Gerüchte.
    In der Deutung der jüngsten Ereignisse in Persien gehen die Meinungen auseinander.
    Einerseits ist von einem immer stärker werdenden Druck der Massen auf den Shah und seine Regierung die Rede, dem Iran sofort alle Freiheiten zu geben.
    Andererseits heißt es, eine kleine Gruppe manipuliere im Dunkeln, bausche die Ereignisse auf und spiele das Spiel der Kommunisten.
    Außer Zweifel steht, dass das internationale Prestige des iranischen Souveräns und die Stabilität Persiens im internationalen Kräftegleichgewicht infrage stehen.
    Wahrscheinlich auch der Wunsch des Shah, den Iran von einem aufgeklärt autokratischen Regime zu einer Demokratie westlichen Typs zu entwickeln.
    Über den aktuellen Stand der Dinge informiert uns, trotz Nachrichtensperre, Gerd Rainer Neu aus Teheran.
    Viele Gerüchte über weitere Zwischenfälle
    dienen hier heute in der iranischen Hauptstadt als Beweis dafür, dass nach der neuen schweren Unruhewelle im Land weiter eine latente Spannung herrscht.
    Die wieder eingekehrte Ruhe scheint nur relativ zu sein.
    Der Bazar im Süden der Hauptstadt, wo es ständig gärt und wo es wiederholt Demonstrationen gegeben hat, ist aber, wie zu erfahren war, heute Morgen geschlossen.
    offenbar aus Solidarität mit Demonstranten in Shiraz und Isfahan, wo in der vergangenen Woche mindestens 13 Menschen bei blutigen Ausschreitungen starben.
    Dass Hart durchgegriffen werden soll, zeigen heute nach Teheran gelangte Berichte, dass in Shiraz 101 oder 113 Iraner, die Zahlen schwanken, vor Militärgerichte gestellt werden sollen.
    Diesen festgenommenen Demonstrationsteilnehmern wird vorgeworfen, gegen die Staatssicherheit verstoßen zu haben.
    Weiteren 96 soll der Prozess in Shiraz vor Zivilgerichten gemacht werden.
    Der Militärgouverneur in der unter Kriegsrecht stehenden Stadt Isfahan erklärte, man habe bereits eine Gruppe von Drahttieren und Provokateuren verhaftet, die für die dortigen Unruhen verantwortlich seien.
    Die Sicherheitskräfte würden die Stadt nach weiteren Redeführern durchkennen.
    Unterdessen haben in mindestens acht Städten Irans auch Solidaritätskundgebungen für die Regierung stattgefunden.
    Tausende von Arbeitern, so wurde offiziell berichtet, hätten gestern die jüngsten Ausschreitungen scharf verurteilt.
    Die Regierung sei aufgefordert worden, härter gegen die staatsfeindlichen Aufrührer vorzugehen.
    Ministerpräsident Jamshid Amusegan solle seine gesamten Machtmittel einsetzen, jegliche Bedrohung von Recht und Ordnung im Lande zu unterdrücken, so hieß es.
    Inzwischen liegt auch ein erster Entwurf für das versprochene Demonstrationsgesetz vor.
    Vorliegende Informationen darüber besagen, dass Organisatoren von Demonstrationen ihre geplanten Reden und Flugblätter vorher zur offiziellen Genehmigung vorlegen müssen.
    Auch der Ort der planten Versammlungen bedarf der offiziellen Billigung.
    Das öffentliche Leben darf nicht gestört werden.
    Mit diesem Entwurf befasst sich nun erst einmal die Regierung.
    Das Unterhaus des iranischen Parlaments, das schließlich ein entsprechendes Gesetz verabschieden muss, dürfte mit den Beratungen darüber sicherlich nicht vor dem Frühjahr nächsten Jahres fertig sein.
    Bis dahin ist anzunehmen, dass es weiterhin Demonstrationen in diesem unruhig gewordenen, ölreichen Land geben wird.
    Gerhard Rainer Neu war das aus Teheran.
    Es ist in vier Minuten halb eins, wir kommen zurück nach Österreich.
    Vor wenigen Tagen hat das Institut für Wirtschaftsforschung eine Studie über die Investitionspläne der österreichischen Industrie veröffentlicht.
    Insgesamt werden Österreichs Großbetriebe heuer 29 Milliarden Schilling investieren.
    Das ist real um etwa drei Prozent mehr als im vergangenen Jahr.
    Damit liegt jedoch die sogenannte Investitionsquote der Industrie, also der Anteil der Industrieinvestitionen an den Gesamtinvestitionen, noch weit unter dem Niveau der beginnenden 70er Jahre.
    Ursachen dieser relativen Investitionsunlust unter Österreichs Industriebetrieben sind die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit und im Besonderen die Unsicherheit in der Währungspolitik.
    Der rapide Verfall des Kurses des amerikanischen Dollars auf den internationalen Devisenmärkten hat dazu geführt, dass vor allem die in Dollar abgeschlossenen Verträge für die österreichische Industrie meist uninteressant, weil Verlustgeschäfte sind.
    Über die Situation der österreichischen Industrie und die Unsicherheit, die die Dollarkrise mit sich gebracht hat, führte Matthäus Kattinger mit dem Präsidenten der Industriellen Vereinigung, Hans Igler, in dessen Urlaubsort das folgende Telefongespräch.
    Es war seit 1945 die Situation für die österreichische Industrie, meiner Meinung nach nie so kritisch wie jetzt.
    Fast, kann man sagen, schlechter als das Jahr 75, in dem der letzte große, die Ölkrise stattgefunden hat.
    Und was sind die Ursachen dafür?
    Die Hauptursache scheint mir eine schlechte Absatzsituation vor allem der Exportindustrie zu sein.
    Gleichzeitig eine
    Reduktion der Produktion der Industrie, die durch den Import bedrängt wird, sodass also vor allem die außen handelsabhängige Industrie auslässt.
    Dazu kommt noch die Bauindustrie.
    Aus dieser Umfrage, die zeigt auch, dass 60 Prozent der Firmen, die sagen, der Auftragsbestand aus dem Ausland liegt unter dem saisonüblichen Wert.
    Warum das?
    Ich habe den Eindruck, dass die österreichische Industrie im Export
    wie die Handelsbilanzziffern zeigen, sehr lange mengenmäßig versucht hat, die Märkte zu halten.
    Derzeit aber verlieren mit diesen Preisen, die die Industrie derzeit erzielt, hohe Kosten im Inland, ungünstige Austauschverhältnisse, Wechselkurs, verliert die Industrie Geld.
    Sie kann sich also insbesondere die
    schwächeren Industrien eine Erhaltung von Exportgeschäften nur eine Zeit lang leisten, wenn sie Verluste bringen.
    Und es dürfte doch so sein, dass einem Großteil der Exportindustrie der Harten ausgeht.
    In welchen Industriezweigen ist es notwendig, Exportaufträge zur Sicherung der Beschäftigung hereinzunehmen?
    Also es ist evident und in ganz Europa der Fall, dass die Stahl- und Edelstahlindustrie in der
    Exportpolitik in jenen Produkten, die nicht Spezialitäten sind, Geld verliert.
    Darüber hinaus sind große Teile der Papierindustrie, die einen internationalen Dollarmarkt hat, das heißt also mit Dollarkonkurrenz, der Kanadier und der Finnern und Skandinavier zu rechnen hat, derzeit außerordentlich schlechte Exporterlöse hat und beim Export verliert.
    Und darüber hinaus würde ich sagen, haben die Industrien, die auf den konventionellen Erzeugungen der Metallwaren und Textil- und Lederlinie liegen und sich nicht mit Spezialitäten befassen, ähnliche Probleme, sei es im Export, sei es in der Konkurrenzierung des Imports.
    Sie haben schon auf die Währungssituation durch den Verfall des Dollars hingewiesen.
    Der Präsident der Nationalbank, Corin, hat in einem Interview im Mittagsjournal gesagt, festhalten an der Hartwährungspolitik, der Schilling sei als stabile Währung mit einem Kurs, der gerade richtig liege.
    Also weder eine Auf- noch eine Abwertung.
    Als Vertreter der Industrie, wie stehen Sie dazu?
    Ich glaube, dass die österreichische Industrie
    nur dann einigermaßen expansiv und erfolgreich über die Runden kommen kann, wenn man dem Rate des Prof. Seidels und des Prof. Schwödlejauers folgt und den Zusammenhang zwischen Wechselkurs, Lohnpolitik und Steuerpolitik sieht.
    Wenn man diesen Zusammenhang sieht, ist der Schilling in der Kostenseite der Wirtschaft gegenüber der Ertragsleitung heute überwertet.
    Das ist ein Prozess, der sich über mehrere Jahre hinzog, sodass also im Vergleich zu Deutschland und Schweiz der österreichische Schilling, also währungsmäßig gebunden, die Kostensituation in Österreich nicht richtigerweise.
    Ich halte daher das, was Professor Korin gesagt hat, für die österreichische Industrie außerordentlich unerfreulich.
    Ich glaube weiter an eine relativ harte Währungspolitik, aber so wie seit und glaube ich, dass wir uns etwas von der D-Mark
    gerade bei internationalen Währungsbewegungen wegbewegen müssen und nicht starr darauf hängen, wie es jetzt den Anschein hat.
    In welcher Form würden Sie so ein Wegbewegen befürworten?
    Ich bin nicht ein Währungspolitiker, aber ich glaube, dass bei der Realität, dass der österreichische Schilling Gott sei Dank kein Spekulationsobjekt ist, wenn man so sagen kann, international eine Exotenwährung und die Notenbank ja praktisch die Kurse macht und kein freier Handel da ist, dass es eine Frage einer
    einer sehr sorgfältig dosierten Aktivität der Währungsbehörden sein kann, die durchaus nicht große Sprünge machen müsste, sondern in Schritten vor sich gehen könnte.
    Das war ein Telefongespräch unseres Wirtschaftsredakteurs Matthias Kattinger mit dem Präsidenten der Industriellen Vereinigung Hans Igler.
    Als nächstes der im Mittagsjournal übliche Blick in die Presse, in die österreichischen Zeitungen.
    Themen für Kommentare gibt es im heurigen Sommer ja immer reichlich, so etwa die Diskussion um die Politikereinkommen, die finanziellen Verhältnisse und die wirtschaftliche Lage im Allgemeinen.
    Die Auswahl hat heute Markus Sommersacher getroffen.
    In der Wochenzeitung die Furche kommentiert Alfred Grinstl die jüngste Diskussion um die finanziellen Verhältnisse unserer Politiker, wenn er schreibt.
    In den letzten Tagen war viel Gerede davon, dass die Politiker durch ein Gesetz zur Offenlegung ihres Vermögens angehalten werden sollten.
    Es wäre wünschenswert, wenn mit einer radikalen Neuordnung aller die Stellung von politischen Mandataren betreffenden Regelungen – Bezüge Gesetz, Unvereinbarkeit, Immunität etc.
    – auch der Zwang zur permanenten moralischen Offenlegung verbunden werden könnte, indem der Politiker jederzeit mit seiner ganzen Persönlichkeit öffentlich einschaubar gemacht wird.
    Denn wenn die Schleusen in die tieferen Sphären der Politikerseele nur dann und wann geöffnet werden, ist nicht zu verhindern, dass Dinge mit heraufgespült werden, die besser unten geblieben wären.
    Heißt es in der Wochenzeitung die Furche.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt stellt Walter Salzmann einige Gedanken zu jener Diskussion an, bei der Bundeskanzler Kreisky, ÖVP-Chef Taus und der freiheitliche Abgeordnete Hahnreich am vergangenen Montag zu Fragen der Jugendbeschäftigung Stellung nahmen.
    In der Diskussion mit ÖGB-Jugendvertretern gab es bemerkenswerte Gleichklänge in den Aussagen der Politiker darüber, dass in Österreich das Problem der Jugendarbeitslosigkeit derzeit kein Problem sei.
    Daran anknüpfend meint der Autor, dass es dennoch einen grundlegenden Unterschied gibt, was Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen anbelangt, kam einmal mehr bei einer Pressekonferenz zu Tage, zu der Kreisky am selben Tag gerufen hatte.
    Dort nämlich fragte der Kanzler erneut, ob nicht die Sicherung der Arbeitsplätze wichtiger als eine geringfügige Steuerreform sei und bewies mit dieser demagogischen Fragestellung, dass es ihm und seiner Partei ausschließlich um mehr Dirigismus geht.
    Denn Kreisky verschwieg weiterhin, dass beispielsweise im ersten Halbjahr 1978 die Lohnsteuer netto um 21,7 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres gestiegen ist.
    Er verschwieg ebenso wissenschaftliche Studien, die für den Fall einer weiteren Steuerprogression vor einer Verringerung des privaten Konsums, des Wirtschaftswachstums und auch der Beschäftigung warnen.
    Soweit das ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Ebenfalls mit einer Studie befasst sich der Autor eines Kommentars in der Wochenzeitschrift Präsent.
    Hier geht es um eine Untersuchung des Wirtschaftsforschungsinstituts, aus der hervorgeht, dass die Arbeitsplätze auf die Dauer nicht durch Schuldenmachen des Staates, sondern nur durch weniger Ausgaben des Staates erhalten werden könnten.
    Dazu die Zeitschrift Präsent.
    Der Finanzminister wird, so steht es zumindest zu hoffen, die Studie in erster Linie seinen eigenen Genossen auf den Tisch legen.
    Denn die von den Wirtschaftsforschern verordnete Sparsamkeit muss zuallererst von jenen akzeptiert werden, die mit einer ungezügelten Ausgabenfreudigkeit überhaupt die Löcher gerissen haben.
    Solange allerdings Schulbuchaktion und ähnliche Millionengeschenke nicht ernsthaft in Frage gestellt werden, kann man an den Sparwillen der Regierung nicht so recht glauben.
    Mit derselben Untersuchung beschäftigt sich auch Hans Piringer im Zentralorgan der Freiheitlichen Partei der Neuen Freien Zeitung.
    Er schreibt, in dem vom Finanzminister in Auftrag gegebenen Bericht wird ungeschminkt auf die Notwendigkeit hingewiesen, dass der Staatsbürger wieder mehr Risken selbst übernehmen muss.
    Und es wird als die wichtigste gesellschaftspolitische Aufgabe der Zukunft bezeichnet, die Überforderung des Staates abzubauen und die Eigenverantwortung der Menschen und Gruppen zu stärken.
    Der Ausweg aus der Krise verläuft somit genau in der dem sozialistischen Kurs entgegengesetzten Richtung.
    Die Kehrtwendung ist notwendig, aber sie wird umso schwerer zu bewerkstelligen sein, da den Österreichern von ihren sozialistischen Beglückern allzu lange bequemes Sicherheitsbedürfnis, Scheu vor jedem Risiko und Abhängigkeit von staatlicher Hilfe als höchstes Menschheitsglück eingeredet wurde.
    Das war die Inlandspresse Schau.
    Das letzte Zitat stammte aus der Neuen Freien Zeitung.
    Der kommende Herbst bringt in der österreichischen Innenpolitik vor allem drei Wahlgänge.
    Einen bundesweiten mit der Atom-Volksabstimmung und zwei Landtagswahlen, die eine in Wien, die andere in der Steiermark.
    In der Bundeshauptstadt wie auch in der Steiermark hat dabei natürlich das Werben der politischen Parteien um die Wählergunst schon längst begonnen, obwohl der offizielle Wahlkampf erst kommt.
    Heute hat jedenfalls die kleinste Partei im Wiener Rathaus, die Freiheitliche Partei, ihre Kandidaten vorgestellt.
    Die FPÖ ist derzeit mit drei Mann im Gemeinderat vertreten.
    Würde man das geänderte Wahlrecht auf das Ergebnis der letzten Wahl anwenden, wären es sogar fünf.
    Wie sieht nun der Obmann der Wiener Freiheitlichen, Norbert Steger, die Ausgangsposition für seine Partei?
    Mit ihm spricht Wilfried Seifert.
    Herr Dr. Steger, heute der x-te Wahlkampfauftrag, heute von der Freiheitlichen Partei, der offizielle Start der intensiven Wahlkampfphase, wie Sie es genannt haben.
    Und Sie haben in diesem Zusammenhang immer wieder betont, dass die Freiheitliche Partei in Wien jetzt eine junge Partei sei, eine erneuerte Partei sei.
    Warum betonen Sie dieses jetzt so im Gegensatz zu früher, die erste Frage?
    Und zweite Frage, glauben Sie, dass es günstig ist, in einer Stadt, in der 20 Prozent aller Wähler älter als 65 Jahre sind, dieses jugendliche Flair so zu betonen?
    Ich glaube nicht, dass grundsätzlich die Politik für die älteren Wähler ganz anders ausschaut als die für die jüngeren Wähler.
    Es ist aber einmal eine Tatsache, dass der FPÖ Wien eine sehr junge Partei geworden ist.
    Und diese Tatsache wollen wir auch den Wählern entsprechend offen und ehrlich darlegen.
    Darüber hinausgehend hat diese Jugendlichkeit der FPÖ Wien auch ihre positiven Seiten.
    Wir glauben, mit mehr Schwung in diesem etwas verstaubten Wiener Rathaus auch durchaus für neue Bewegung sorgen zu können.
    Sie haben weiterhin betont oder weiterhin ausgesprochen, die eigentliche Tragödie für Wien am 8.
    Oktober, also bei den Landtags- und Gemeinderatswahlen, wäre das eine Mandat für die SPÖ mehr, das ihr noch auf die Zweidrittelmehrheit fällt.
    Sie haben weitgehend Aussagen im Wahlkampf bestritten mit dem sogenannten Grundstücksskandal über den Ankauf von Baugründen durch die Gemeinde Wien.
    Heißt das, dass es hier schon die eindeutigen Wahlkampf-Aussagen begründet liegen?
    Wir glauben, dass es, so wie in jeder Partei auch selbstverständlich bei den Sozialisten, ehrliche und anständige Bürger gibt, die auf ihrer ideologischen Basis einer anderen als der freiheitlichen Basis Politik machen wollen.
    Wir sind der Auffassung, dass es höchste Zeit ist, diesen ehrlichen und anständigen Sozialisten dadurch zu helfen, dass diesmal das große Übergewicht der SPÖ im Rathaus etwas abgebaut wird, damit wieder das Vernunftdenken auch bei den Sozialisten
    Knapp einen Monat nach den Wiener Wahlen wird der Bürger ein zweites Mal zur Urne gebeten, es geht dann um die Abstimmung pro Atomkraft oder kontra Atomkraft, pro Zwentendorf oder kontra Zwentendorf.
    Inwieweit überlagert die eine Wahl die andere, inwieweit überlagert Zwentendorf-Abstimmung die Gemeinderatswahlen in Wien?
    Wir haben in dieser Frage einen klaren Standpunkt, nämlich wir lehnen diese Form der Atomenergie ab.
    Wir glauben, dass es andere Formen der Atomenergie geben könnte, wenn verstärkt alle Forschungseinrichtungen in diese Richtung tätig werden.
    Darüber hinausgehend sind wir aufgrund aller Wachstumsprognosen, die jetzt ja in den letzten Jahren korrigiert werden mussten, der Auffassung, dass noch sehr lange Atomenergie für Österreich keineswegs erforderlich ist.
    Es ist aber so, dass der Wahlkampf oder der Wahltag am 8.
    Oktober sicherlich nicht sehr stark von der Atomentscheidung bestimmt werden wird.
    Es ist durch die Tatsache, dass am 5.
    November eine eigene Volksabstimmung stattfinden wird, eine Trennung für den Wähler bereits gegeben.
    Meine persönliche Auffassung ist jedoch, dass ein Sieg der Sozialisten am 8.
    Oktober auch automatisch wieder jenes selbstsichere Auftreten der Sozialisten nach sich ziehen wird, das im Ersten ermöglicht hat, dass hier ein Kraftwerk bereits fertig gebaut wurde, bevor überhaupt das Volk seiner Abstimmung aufgerufen wurde.
    Daher glauben wir, dass aus dieser Grundsatzentscheidung heraus auch am 8.
    Oktober es notwendig wäre,
    den Sozialisten ein bisschen ihre Mehrheit geringer zu machen und selbstverständlich sind wir auch der Auffassung, dass die Volkspartei, die an der Atomentscheidung Zwentendorf aktiv mitgewirkt hat seinerzeit im Parlament, dass diese Partei nicht die wirkliche Alternative sein kann.
    Eine wirkliche Alternative zum Thema Atomkraft könnten natürlich die grünen Listen sein.
    Sie haben zumindest in Regionalwahlen in der Bundesrepublik Deutschland in zwei Fällen dazu beigetragen, dass die kleinste der drei Parteien aus den jeweiligen Landtagen hinausgeflogen ist.
    Fürchten Sie Ähnliches für Wien oder haben Sie für Wien den Optimismus, dass Grüne Blau wählen können?
    In Wien sind die Freiheitlichen die eigentliche grüne Liste.
    Wir merken das daran, dass sehr entscheidende Positionen von Umweltschützern bei uns in der FPÖ besetzt sind.
    Wir haben darüber hinausgehend diesen Vereinigungen, den wirklichen Umweltschutzvereinigungen, auch die Möglichkeit der Zusammenarbeit und Mitarbeit geboten.
    So haben sie unter anderem an dem Programmkapitel, das den Umweltschutz berührt, ja schriftlich und mündlich mitgewirkt in mehreren Sitzungen und dann auch an der Beschlussfassung mitgewirkt.
    Das, was sich in Wien als sogenannte grüne Listen anzubieten scheint, ist für mich keine Alternative.
    Hier sind Leute tätig, die alle fünf Jahre eine Partei gegründet haben unter einem scheinbar immer neuen Thema und wo Gerüchte umgehen, dass da andere finanziell dahinter stehen, wo halt einige Leute ihr Leben dadurch finanzieren, dass sie alle fünf Jahre mit einer Liste antreten.
    Eine wirklich
    Glaubhafte Vertretung im Bereich des Umweltschutzes wird in Wien mit der 5%-Klausel, die hier außerdem gegeben ist, nur möglich sein, wenn man freiheitlich wählt.
    Dankeschön.
    Das Gespräch mit dem freiheitlichen Parteiobmann von Wien, Norbert Steger, führte Wilfried Seifert.
    Unter dem Titel ORF-Gebühren hat der Mediensprecher der Volkspartei, Heribert Steinbauer, heute zu einem Pressegespräch eingeladen.
    Wie nicht anders zu erwarten, ging es in dieser Pressekonferenz aber nicht nur um die in der Ankündigung genannte Frage der Gebühren, sondern auch um die Haltung der ÖVP zu der anstehenden Besetzung der Führungspositionen im ORF.
    Hören Sie dazu den folgenden Bericht von Johannes Fischer.
    Das Tauziehen öffentlich, offiziell und hinter verschlossenen Türen um den nächsten ORF-Generalintendanten wurde heute um eine weitere Facette bereichert.
    Hatte Bundeskanzler Kreisky zurzeit auf Mallorca vor kurzem noch parteiöffentlich eingestanden, dass er über die Person von ORF-Generalintendant Otto Oberhammer innerhalb der Regierungspartei geteilte Auffassungen gebe und am vergangenen Montag noch präzisiert, ÖGB-Präsident Peña votiere für SPÖ-Zentralsekretär Blecher
    Er gegen den derzeitigen höchsten ORF-Chef lieferte heute ÖVP-Mediensprecher Steinbauer weitere Informationen zum Verhältnis seiner Partei und zum Verhalten seiner Partei nach.
    Die ÖVP werde, so Steinbauer, sich vor den Hearings der Kandidaten im ORF-Kuratorium auf keinen bestimmten festlegen lassen, sei aber jederzeit gesprächsbereit.
    Eine Einengung der Spitzenanwärter nahm der ÖVP-Mediensprecher aber vor.
    Er habe die Anhörung von Helmut Lenhardt, Gerd Bacher und Dr. Alfred Hartner im Kuratorium ausdrücklich verlangt, was nicht bedeutet, dass Dr. Helmut Zilk für die ÖVP als Kandidat ausscheide.
    Dass nach vier Jahren die ernstzunehmenden Gegenkandidaten für Dr. Otto Oberhammer aus der ehemaligen Führungsspitze des ORF stammen, interpretiert Steinbauer so.
    Ist es nicht erstaunlich und müsste es nicht für SPÖ-Vertreter bedrückend sein, dass vier Jahre nach der Machtergreifung im Rundfunk durch die SPÖ, dass also der Mann, den man damals auf den Schild gehoben hat, zumindest umstritten ist, schwer umstritten ist wahrscheinlich, dass dann der Kandidat Baumgartner noch aufscheint,
    von dem ich auch glaube, dass man ihn hören sollte, von dem ich aber nicht den Eindruck habe, dass er ernstlich in dieses Spitzenfeld hineinkommt.
    Und dass dann aus der Führung, die man beseitigt hat, eigentlich, und bitte das Gefühl werden Sie auch haben, man keinen dieser Leute so ohne weiteres ausschalten kann und sagen kann, na, von dem wollen wir nicht hören, wie seine Vorstellungen für die nächsten vier Jahre sind.
    Und ich glaube, dass auch der Beitrag des Dr. Zilk in seinem Bewerbungsschreiben schon eine sehr interessante für die Rundfunkpolitik und Rundfunklandschaft wichtige Sache war.
    Dezidiert aber meinte Steinbauer neuerlich, dass seine Partei gegen Dr. Otto Oberhammer votieren werde.
    Der ÖVP-Mediensprecher möchte sich allerdings nicht auf Gerd Bacher als ÖVP-Kandidaten festlegen lassen, da sich, wie er sagte, Gerd Bacher zwar nicht verändert habe, wohl aber der ORF in den letzten vier Jahren.
    Der steirische Landtagsabgeordnete Bernd Schilche gab jedoch zu verstehen, dass aus seinem Land es durchaus Bestrebungen gebe, Gerd Bacher den Vorrang gegenüber allen anderen Kandidaten einzureimen.
    Eigentliches Hauptthema der Pressekonferenz aber die Gebührenerhöhung im ORF, die noch für 1.
    Jänner 1979 und 1.
    Jänner 1980 vorgesehen ist.
    Die Volkspartei, so Mediensprecher Steinbauer heute in dieser Pressekonferenz, werde einen Antrag im Kuratorium stellen, diese Gebührenerhöhung inzwischen zurückzunehmen, da sich die Voraussetzungen dafür grundlegend geändert hätten und sie nicht mehr notwendig seien.
    Soviel also über die Einstellung der Volkspartei zu den aktuellen Fragen des ORF.
    Johannes Fischer berichtete über die ÖVP-Pressekonferenz.
    Es ist bereits 12.46 Uhr, eine Minute nach dreiviertel eins.
    Die Kultur kommt zu Wort.
    In Kirchberg am Wechsel findet derzeit das dritte internationale Wittgenstein-Symposium statt.
    Bis zum 19.
    August referieren und diskutieren rund 400 Philosophen aus aller Welt über die Philosophie Ludwig Wittgensteins, seine Beziehungen zum Wiener Kreis und seine Stellung zum kritischen Rationalismus.
    Hören Sie dazu einen Bericht von Ewald Schulze vom Landesstudio Niederösterreich.
    Eigentlich erscheint es paradox, dass Kirchberg am Wechsel eine Wittgenstein-Renaissance in Österreich eingeleitet hat, wodurch Ludwig Wittgenstein von 1920 bis 1926 seine bittersten Jahre als Volksschullehrer in den Nachbargemeinden Tratenbach und Ottertal verbringen musste.
    Heuer fanden sich bis zum 19.
    August rund 400 Philosophen aus aller Welt in Kirchbach ein, die dennoch kein Symposium für Fachgelehrte abhalten wollen, wie Dr. Adolf Hübner, der Präsident der österreichischen Wittgensteingesellschaft, versichert.
    Unsere Symposien sind also durchaus nicht nur für Philosophen gedacht.
    Wir wollen
    alle Menschen ansprechen, die sich für Philosophie interessieren.
    Und wir sind besonders der Meinung, dass die Wittgensteinsche Philosophie für viele Menschen große Bedeutung hat und für unser Leben in der Gemeinschaft nicht ohne Folgen ist.
    Wir wollen einerseits Wittgensteins Philosophie wissenschaftlich, Philosophie wissenschaftlich zu behandeln.
    Wir wollen aber gleichzeitig auch versuchen, seine
    Philosophie volkstümlich darzustellen.
    Dazu haben wir verschiedene weitere Unternehmungen geplant.
    Wissenschaftlicher Mentor des Symposiums ist Universitätsprofessor Werner Leinfellner, der die Philosophie der Wiener Schule und Wittgensteins im Besonderen in Amerika lehrt und seit drei Jahren in Österreich reimportiert hat.
    Das dritte Wittgenstein-Symposium geht nun über Wittgenstein hinaus.
    Es hat die Grundidee, österreichische Philosophien, die in Wien und in Österreich entstanden sind, von hier sich über die ganze Welt erstreckt haben, wiederum nach Österreich zurückzubringen.
    Wittgenstein selbst hat in Wien einen engen Kontakt mit dem Wiener Kreis gehabt.
    Und andererseits ist Popper am Ende einer Entwicklung, die mit Wittgenstein den Wiener Kreis und schließlich ihm selbst endet.
    Diese Entwicklung kann kurz umrissen werden als eine Wendung zu einer kritischen und empirischen Philosophie.
    Eine Wendung, in der die Sprache, in der wir sprechen, kritisch untersucht wird.
    Das ist auch der Name analytischer Philosophie aller drei Philosophien der Wittgensteinschen, des Wiener Kreises und des kritischen Rationalismus.
    Wer waren eigentlich die Vertreter des Wiener Kreises und wodurch zeichnete er sich im Besonderen aus?
    Der Wiener Kreis ist an Namen wie Schlick und Karnap begründet.
    Er zeichnet sich dadurch aus, dass zur Empirie, zu den empirischen Fakten unseres Lebens, unserer Philosophie zurückgegangen wird
    und dass wir über die Welt mit logisch klaren und überprüfbaren Sätzen sprechen.
    Die Überprüfbarkeit der Philosophie, dass sie von jedermann einsichtig ist und dass jedermann auch einen Philosophen korrigieren kann, wenn er etwas Falsches gesagt hat.
    Das ist eigentlich das Wesentliche der Philosophie des Wiener Kreises.
    Daneben aber hat sie die Wissenschaft, die wissenschaftliche Erkenntnis der Welt mit in die Philosophie eingeschlossen.
    Vom Wiener Kreis zu Popper geht eine Brücke, die man am besten bezeichnen kann von der Erkenntnis der Natur mittels der Wissenschaften, Naturwissenschaften zur Erkenntnis der Gesellschaft.
    Das in unserer Gesellschaft ähnliche
    Kriterien angewandt werden müssen, wenn wir Sozialphilosophie, Gesellschaftsphilosophie betreiben.
    Dennoch gibt es für Werner Leinfellner wohl ein ständiges Department an der Universität Nebraska, nicht aber eine Lehrkanzel an der Universität Wien, am Entstehungsort der bedeutendsten philosophischen Richtung, die Österreich im 20.
    Jahrhundert hervorgebracht hat.
    Ich habe zwar in Wien gelehrt und ich habe auch das Semester in Wien verbracht, aber die Wiener Situation an unserer Universität ist nun keine pluralistische.
    In Amerika ist es so, dass an jeder Universität alle Richtungen unterrichtet werden.
    Während es in Wien doch so ist, dass eine bestimmte Richtung dominiert, Wien und die Geisteshaltung auch der heranwachsenden akademischen Jugend in Wien.
    Deswegen war eben für mich kein Platz und ich bin nach Amerika gegangen.
    Aber ich verbringe fast die Hälfte meiner Zeit auf Gastvorlesungen in Deutschland und auch in Österreich.
    Und ich sehe, dass auch durch unser Wirken die analytische Art zu philosophieren, die kritische Art zu philosophieren,
    wiederum also gepflegt wird.
    Und das war ja auch der Sinn unserer Symposien.
    Wir wollten etwas reimportieren, eine Philosophie, die ursprünglich hier entstanden ist, über die Welt gegangen ist.
    Und das ist uns eigentlich gelungen mit den drei Symposien.
    Kirchberg am Wechsel, also derzeit Treffpunkt von mehreren hundert Philosophen aus aller Welt.
    Ewald Schulze hat den Beitrag gestaltet.
    In Ossiach beim karintischen Sommer beginnt heute ein Seminar über die russische Oper.
    Dieses Seminar wird von dem Wiener Musikkritiker Franz Endler geleitet.
    Es dauert bis einschließlich Sonntag und wird mit einer Diskussion über das Gastspiel der Moskauer Kammeroper beendet.
    Mit Franz Endler führt Walter Gellert das folgende Gespräch.
    Herr Endler, welche Funktion hat für Sie das Seminar über russische Oper im Rahmen des Gastspiels der Moskauer Kammeroper beim Karintischen Sommer?
    Und mich würde auch interessieren, für welchen Personenkreis ist dieses Seminar gedacht?
    Das Seminar ist gedacht für alle diejenigen, die
    so gut wie alle Opern hören wollen und die ein bisschen mehr über russische Oper wissen wollen, als wir alle bisher gewusst haben.
    Also mit einem Wort für alle Leute, die bisher nichts gewusst haben, so wie wir auch.
    Das Seminar hat für mich die Funktion gehabt, dass ich mich jetzt ein halbes Jahr lang auf ein Thema vorbereitet habe, von dem ich vorher wenig wusste.
    dass ich endlich wieder mal etwas Neues gelernt habe, dass ich zusätzlich einmal zeigen kann, dass Kritiker auch konstruktiv sein können, indem ich also vorher für etwas bin und nachher nicht darüber schreiben muss, also nachher nicht dagegen sein muss.
    In welcher Weise wollen Sie dieses Seminar abhalten und wer wird von der Moskauer Kammeroper daran teilnehmen?
    Wir haben mehrere Varianten vorbereitet gehabt, unter wir meine ich jetzt den karintischen Sommer und im Augenblick sind wir jetzt bei einer nicht vorbereiteten Variante, die die Moskauer Kammeroper mit ins Spiel gebracht hat.
    Ich habe mit dem Herrn Rostewensky ausgemacht, dass ich den ersten Teil des Seminars allein mache.
    die Geschichte der russischen Oper einigermaßen durchgehe, mit Beispielen, mit Daten, mit nicht zu vielen Namen, dass ich dann mit den Seminarteilnehmern einen Block von Fragen, möglichst Opernfragen und wenig kulturpolitischen Fragen, zusammenstelle, dass wir am nächsten Tag dann den
    Gennady Rozhestvensky dazubieten und ihn dann bieten über die Oper jetzt zu sprechen.
    Also die Oper sagen wir seit Shostakovich.
    Da werden wir ihn dann also um die Gegenwart der russischen Oper fragen und im letzten Teil des Seminars wird dann was gerade frei hat von der Kammeroper inklusive natürlich dem Professor Pokrovsky dazukommen und da werden wir dann die Kammeroper sowohl als Schauner wie auch als Institution
    ansehen und werden da hoffentlich auch noch erfahren, die Zukunft der russischen Oper, die eine sehr interessante sein könnte.
    Es ist ja einer der Komponisten auch hier anwesend, Alexander Kolminov, von dem hier zwei Opern gespielt werden, der Mantel und die Kutsche.
    Wird dieser Komponist auch teilnehmen an dem Seminar?
    Er wird selbstverständlich da sein.
    Er ist ein besonders netter Herr und hat gesagt, er ist bereit, ununterbrochen da zu sein und in Russisch zu sprechen, so viel man will.
    Wir werden ihn nicht zu viel belasten, wir werden ihn ein bisschen über seine Stücke fragen und werden sicher von ihm nicht verlangen, dass er über seine Kollegen spricht.
    Wenn er, wie vorauszusehen, über die Jungen etwas besonders Nettes sagt, dann werden wir ihm das abverlangen.
    Es ist vorhin schon angeklungen, dass wir hier sehr wenig eigentlich über die russische Oper wissen.
    Wie ist es Ihrer Meinung nach, sind die russischen Opern und überhaupt die slavischen Opernwerke an unseren Opernbühnen unterrepräsentiert?
    Ihre Meinung als Kritiker dazu.
    Ja unbedingt, unbedingt.
    Ich meine, slavische Opern ist ein gutes Stichwort angesichts des 50.
    Todestags von Janacek.
    Da ist also sehr viel an uns vorbeigegangen, bis herauf zu Martinu, was uns alles verloren gegangen ist.
    Wenn Sie jetzt von den Russen sprechen, dann muss ich wirklich sagen, dass ich im letzten halben Jahr einen Schock von Opern kennengelernt habe, die alle eigentlich
    gespielt gehörten und die wir alle kennen sollten und von denen wir was hätten.
    Da ist einerseits die Sprachbarriere natürlich, die bisher immer da war und da ist andererseits das große Missverständnis zwischen den zwei, sagen wir, kulturpolitischen Blöcken, das auch natürlich bis in die Gegenwart wirkt und sich sogar auswirkt auf Opern, die längst vorbei sind.
    Dieser Bericht vom karintischen Sommer stand am Ende unseres Beitragsteiles.
    Die angekündigten Korrespondentenberichte zur Philbinger Nachfolge und zum deutschen Terroristen Klein mussten wegen aktueller innenpolitischer Ereignisse zurückgestellt werden.
    Vielleicht können wir sie, aktualisiert natürlich, im Abendjournal aufgreifen, diese Themen.
    Jetzt aber noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Die Industriellen Vereinigung befürchtet für den Fall eines weiteren Kursstürzes des amerikanischen Dollars einen ernstzunehmenden Rückgang österreichischer Experte.
    Für viele Aufträge, die schon voriges Jahr abgeschlossen worden sind, hat der stetige Kursverlust der amerikanischen Währung dazu geführt, dass aus kalkulatorischen Gewinnen Verluste werden.
    Nach einer Erhebung des Fachverbandes der österreichischen Bauindustrie weist die Zahl der Aufträge für die Bauwirtschaft aus dem privaten Bereich steigende Tendenz auf.
    Die öffentlichen Aufträge im Wert von 16,7 Milliarden Schilling sind dagegen seit einem Jahr gleich geblieben.
    USA.
    Die Weltbank in Washington hat alle Industriestaaten aufgefordert, die Entwicklungshilfe für die dritte Welt zu erhöhen.
    In einem Bericht wird festgestellt, dass zurzeit etwa 800 Millionen Menschen in absoluter Armut leben.
    Udo Gwei Nach Ansicht des Generaldirektors der FAO, der UNO-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft, geht die Welt unerträglichen Spannungen entgegen, wenn die Nahrungsmittelproduktion nicht erheblich gesteigert wird und Reserven angelegt werden.
    China.
    Der stellvertretende Partei- und Regierungschef Li Xinjian hat die Mobilisierung von 700 Millionen chinesischer Bauern angekündigt, um die Getreideproduktion zu steigern.
    Bei einer Konferenz über den Aufbau der chinesischen Landwirtschaft legte Li eine Reihe von Plänen vor, die unter anderem die Wiedererrichtung von Agrarbanken, billige Kredite für die Landwirtschaft und die Erhöhung der Preise landwirtschaftlicher Produkte bei allmählicher Senkung der Preise industrieller Güter vorsehen.
    Rumänien.
    Der chinesische Partei- und Regierungschef Hua Guofeng ist zu einem fünftägigen offiziellen Besuch in Bukarest eingetroffen.
    Für heute ist eine erste offizielle Unterredung mit Staats- und Parteichef Ceaușescu vorgesehen.
    Hunderttausende berateten Hua Guofeng einen begeisterten Empfang.
    Nach den blutigen Ausschreitungen der vergangenen Woche in der südpersischen Stadt Shiraz sollen mehr als 100 Personen vor Militärgerichte gestellt werden.
    Gegen 96 Angeklagte wird vor Zivilgerichten verhandelt.
    Wie ein Mitarbeiter des ORF berichtete, kam es allerdings auch in acht Städten zu Solidaritätskundgebungen für die Regierung.
    Libanon.
    Die Zahl der Toten des Sprengstoffanschlages auf ein Hochhaus in Beirut ist nach offiziellen Angaben auf 150 gestiegen.
    In dem Hochhaus, auf das am vergangenen Wochenende der Anschlag verübt wurde, waren Dienststellen palästinensischer Freischirler untergebracht.
    Island.
    Der amtierende Ministerpräsident Hal Grimson hat seinen Auftrag zur Bildung einer neuen Regierung zurückgelegt.
    Damit scheitert zum zweiten Mal seit den Wahlen im Juni der Versuch einer Kabinettsbildung.
    Für heute wird ein Beschluss des isländischen... In einer halben Minute ist es 13 Uhr, eine Stunde Mittagsinformation ist zu Ende und Adolf Poindl sagt für Redaktion und Technik auf Wiederhören.
    Auf Wiederhören vielleicht beim Abendjournal, das heute im Programm Österreich 1 bereits um 18.15 Uhr beginnt.
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    Datum: 1978.08.16 [Sendedatum]
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    Titel Mittagsjournal 1978.08.16
    Spieldauer 00:59:52
    Mitwirkende Poindl, Adolf [Moderation]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1978.08.16 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
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