Mittagsjournal 1978.10.06

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Untertitel der Amara.org-Community
    Guten Tag meine Damen und Herren, Mikrofon des Mittagsschanals ist Roland Machatschke.
    Einige Schlagzeilen zu unserem geplanten Programm bis 13 Uhr.
    Verbesserter Zugang zum Recht, das Generalthema des Rechtsanwaltstages in Innsbruck.
    Rohstoffsuche in Kärnten, die Ergebnisse werden vorgestellt.
    Lebenshaltungskosten im internationalen Maßstab, eine vergleichende Studie der Internationalen Arbeitsorganisation.
    Kämpfe in Beirut bedrohen die Friedensbemühungen im Nahen Osten.
    Die britische Labour Party beendet ihren Jahreskongress um den Kulturteil unter anderem per Paolo Pasolini Ausstellung in Innsbruck.
    Zu Beginn dieses Programms aber jetzt wie immer die Nachrichten.
    Für sie verantwortlich als Chef vom Dienst ist Helmut Koller und gesprochen werden die Meldungen von Wolfgang Hofeneder.
    Trotz der israelischen Intervention mit Schnellbooten vor der libanesischen Küste und Aufrufen der internationalen Öffentlichkeit zu einem Waffenstillstand in Beirut setzen die syrischen Verbände der pan-arabischen Interventionsgruppe ihre Angriffe auf das Christenviertel der libanesischen Hauptstadt mit unverminderter Heftigkeit fort.
    Die Syrer verwenden dabei nach Angaben des christlichen Rundfunksenders schwere Artillerie sowie Raketen und Granatwerfer.
    Der Sender berichtet über bisher 1000 Tote und Verletzte.
    Allein gestern sollen 60 Menschen ums Leben gekommen sein.
    Die Bemühungen um eine Beilegung des Konfliktes im Libanon werden unterdessen fortgesetzt.
    Der amerikanische Präsident Carter hat für heute ein Treffen mit seinen engsten außenpolitischen Beratern einberufen.
    Daran sollen Außenminister Vance, Verteidigungsminister Brown, Vizepräsident Mundale und Sicherheitsberater Brzezinski teilnehmen.
    Der Vorsitzende des Weltsicherheitsrates der Vereinten Nationen, der französische UNO-Botschafter Lepret, will ebenfalls für heute den Sicherheitsrat zu einer Sitzung zusammentreten lassen.
    Frankreich hat vorgeschlagen, die syrischen Einheiten aus Beirut zu verlegen und eine von regulären libanesischen Truppen kontrollierte Pufferzone zwischen den Konfliktparteien einzurichten.
    Der französische Plan wird von den USA unterstützt.
    Österreich
    In einer Aussendung erklärte heute die Vereinigung österreichischer Industrieller, neben der beängstigenden Zunahme der regulären Staatsausgaben, dicke noch ein weiterer Ausgabenposten in Farben von bereits eingegangenen Verpflichtungen für verschiedene Sonderfinanziervorhaben in den Budgetplänen der nächsten Jahre als Zeitbombe.
    Als Beispiele wurden die Unicity, das allgemeine Krankenhaus und der Autobahnbau genannt, die über Sondergesellschaften finanziert werden sollen.
    Die Industrie führt an, dass sich der gesamte Haftungsrahmen des Bundes für solche Projekte seit 1970 bis Ende vergangenen Jahres von 10 auf 75 Milliarden Schilling erhöht habe.
    Der Bundesvorsitzende der jungen Generation in der SPÖ, Koneczny, traut heute in der sozialistischen Korrespondenz für den Abbau von Politikerprivilegien und strenge Unvereinbarkeitsbestimmungen ein.
    Er sagte, es dürfe nicht zu Interessenskollisionen zwischen der politischen und der wirtschaftlichen Tätigkeit eines Mandatars kommen.
    Die Frage der Mandatarebezüge dürfe nicht einseitig nach dem Grundsatz der vom Dienst freigestellten öffentlich Bediensteten gesehen werden.
    Es wäre am sinnvollsten, dem einzelnen Politiker nur die Differenz zwischen seinem persönlichen Einkommen und den gesetzlich festgelegten Bezügen für Mandatare auszuzahlen.
    Allerdings seien hohe Einkommen und Privilegien Fragen, die keineswegs nur am Beispiel der Politiker diskutiert werden sollten.
    Bei der geplanten Steuerreform sei auch das Problem der extrem hohen Spitzeneinkommen, die sowohl von Selbstständigen als auch von einer kleinen Gruppe privilegierter Manager erzielt werden, zu beachten, sagte Koneczny.
    Morgen beginnt in Österreich wieder eine Butterverbilligungsaktion.
    Insgesamt werden 4500 Tonnen Aktionsbutter zum Preis von 54 Schilling 40 pro Kilogramm, das entspricht einem Preis von 13 Schilling 60 für das Viertel-Kilogramm-Paket, verkauft.
    Die Butteraktion endet am 21.
    Oktober.
    Seit der ersten Butteraktion im Jahre 1970 wurden 33.000 Tonnen verbilligte Butter mit einem Stützungsaufwand von fast einer halben Milliarde Schilling verkauft.
    Bei einer Pressekonferenz in Wien legte heute die Bundesvorsitzende der Katastrophenhilfe österreichischer Frauen und engagierte Atomgegnerin Schmitz den eben erschienenen Dokumentationsbank über das von ihr einberufene erste internationale Atomgegnersymposium vor.
    in dem die Universitätsprofessuren und Dozenten Bruckmann, Lorenz, Tollmann, Huster, Münster, Lötzsch und Weiß aus Wien, Vornalassa und Ginzburg aus Zürich, sowie Becher aus Bonn gegen die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf protestieren.
    Die Dokumentation hat den Titel Wir tragen Verantwortung für die Welt von Morgen, Energie und Umwelt im Sonnenzeitalter.
    Iran.
    Shahreza Pahlavi hat heute bei der Eröffnung der neuen Sitzungsperiode des Parlaments in Teheran versichert, er wolle trotz der innenpolitischen Krise die Demokratisierung in Persien fortsetzen.
    Zu den jüngsten Unruhen meinte der Monarch, sie seien bei den raschen Entwicklungen innerhalb der iranischen Gesellschaft nicht unerwartet gekommen, allerdings umfangreicher und heftiger als vorauszusehen war.
    Offensichtlich hätten Irrtümer, extremistische Aktionen und Ämter Missbrauch das Entstehen der Krise beeinflusst.
    Der Verband öffentlicher Dienst hat für morgen zu einem Generalstreik aufgerufen, falls die Regierung in Teheran bis dahin seine Gehaltsforderungen nicht erfüllen will.
    Die Beamten verlangen unter anderem Gehaltserhöhungen von 100 Prozent.
    USA Außenminister Benz will Ende nächster Woche nach Südafrika reisen, um gemeinsam mit Außenministern anderer westlicher Staaten zu versuchen, die Regierung in Pretoria zur Annahme des Unabhängigkeitsplanes für Namibia zu bewegen.
    Die fünf westlichen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates versuchen bereits seit langem, Südafrika für diesen Plan zu gewinnen.
    Die Regierung in Pretoria weigert sich jedoch nach wie vor, dem Vorschlag zuzustimmen, wonach 7.500 UNO-Soldaten und mehr als 1.000 Zivilbeamte der Vereinten Nationen die Wahlen in Namibia überwachen sollen.
    Mit 86 gegen drei Stimmen hat der Senat in Washington das Verteidigungsbudget für das kommende Jahr verabschiedet.
    Mit 116,3 Milliarden Dollar liegt der Verteidigungshaushalt um drei Milliarden unter der ursprünglich von der Regierung Carter geforderten Summe.
    Das Repräsentantenhaus hat bereits 119 Milliarden Dollar gebilligt.
    Darin sind allerdings die Kosten für ein neues Atomunterseeboot enthalten, gegen das Präsident Carter sein Veto eingelegt hat.
    Schweben
    Parlamentspräsident Allard beginnt heute Konsultationen zur Bildung einer neuen Regierung, nachdem das bürgerliche Koalitionskabinett unter Ministerpräsident Veldin gestern zurückgetreten ist.
    Ursache der Demission war ein Konflikt zwischen der Zentrumspartei Veldins und den Koalitionspartnern, der Liberalen und der Konservativen Partei, über die Frage der Atomenergie.
    Feldin, der gegen den Bau von Kernkraftwerken eintritt, konnte sich gegenüber den anderen Parteien nicht durchsetzen.
    Er erklärte nach seinem Rücktritt, er habe versucht, die Regierung durch eine Volksabstimmung über die Atomfrage zu retten.
    Dieser Vorschlag sei jedoch von Liberalen und Konservativen abgelehnt worden.
    Wegen der Regierungskrise in Stockholm hat Außenminister Frau Söder ihre für morgen geplante Reise in die Schweiz abgesagt.
    Großbritannien
    In Blackpool wird heute der Kongress der Labour-Party beendet.
    Gestern haben die Delegierten mit großer Mehrheit eine Kontrolle der britischen Energiepolitik durch die europäischen Gemeinschaften abgelehnt.
    Premierminister Callaghan betonte für Journalisten, seine Regierung wolle an der 5%-Grenze von Lohn- und Gehaltserhöhungen festhalten, obwohl sich die Teilnehmer des Labour-Parteitags dagegen ausgesprochen haben.
    Callaghan hält nach eigenen Angaben künftige Konfrontationen der Regierung mit den Gewerkschaften für möglich.
    Sowjetunion.
    Der syrische Staatschef Assad hat heute in Moskau seine Gespräche mit Staats- und Parteichef Brezhnev fortgesetzt.
    Allen Anzeichen nach wird Assad schon heute die Rückreise nach Damaskus antreten.
    Darauf deutet unter anderem die Tatsache, dass die amtliche Nachrichtenagentur TASS bereits gestern Abend eine Analyse der Gespräche zwischen Brezhnev und Assad veröffentlicht hat.
    Der syrische Staatschef hat nach seiner ersten Unterredung mit Brezhnev die Unterstützung der Sowjetunion für sein Land und für die anderen Mitglieder der sogenannten Ablehnungsfront hervorgehoben.
    Sowohl Syrien als auch die UdSSR weisen die Ergebnisse der ägyptisch-israelisch-amerikanischen Konferenz von Camp David als separatistischen Weg zurück.
    Die vor zwei Tagen gestartete unbemannte Raumfähre Progress 4 hat in der vergangenen Nacht an die Orbitalstation Salyut 6 angedockt.
    Die Nachrichtenagentur TASS meldet, der Raumtransporter habe Nahrungsmittel und Ausrüstungsgegenstände für die beiden Kosmonauten an Bord, die sich seit 15 Wochen in Salyut 6 befinden.
    Sie haben bereits alle Rekorde für die Aufenthaltsdauer von Menschen im Weltraum gebrochen.
    Das Wetter Die Warmfront eines nordeuropäischen Tiefdruckgebietes überquert zurzeit den Ostalpenraum.
    An ihrer Rückseite verstärkt sich in Mitteleuropa der Hochdruckeinfluss.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Süden und im Westen bereits heiter oder wolkig.
    Sonst vorerst noch wechselnd bis stark bewölkt und örtlich Regen oder Regenschauer.
    Im Laufe des Tages Bewölkungsabnahme.
    Westliche Binde.
    Im Osten zum Teil noch recht lebhaft.
    Nachmittagstemperaturen 12 bis 18 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht 3 bis 11 Grad.
    Die Aussichten für morgen Samstag.
    In den nördlichen Teilen unseres Bundesgebietes streichweise noch stärker wolkig.
    Sonst überwiegend sonnig.
    Mäßige Winde aus West.
    Tageshöchsttemperaturen 14 bis 21 Grad.
    Das Wetter um 12 Uhr.
    Wien bedeckt 13°, Westwind 35, Spitzen bis 60 km pro Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt, 16°, Südwest 35, Spitzen bis 60 km pro Stunde.
    Linz bedeckt leichter Regen, 11°, Westwind 10 km in der Stunde.
    Salzburg stark bewölkt, 12°, Südostwind 15 km pro Stunde.
    Innsbruck heiter, 13°, Windstille.
    Bregenz heiter 13 Grad, Westwind 3 Kilometer in der Stunde, Graz wolkig 16 Grad, Südwind 5 Kilometer pro Stunde und Klagenfurt wolkig 14 Grad, Windstille.
    Es ist jetzt 11 Minuten nach 12 Uhr.
    Die Krise im Libanon hat sich in der Nacht auf heute wieder um eine Stufe verschärft.
    Israelische Raketenboote fuhren vor der libanesischen Küste auf und nahmen Stellungen der Palästinenser unter Feuer.
    Von israelischer Seite wurde die Operation als Präventivschlag bezeichnet, der einer geplanten Aktion der Palästinenser zuvorkommen sollte.
    In Wirklichkeit dürfte der Angriff aber eher eine Warnung an die Syrer gewesen sein, ihren Feldzug gegen christliche Stadtbezirke von Beirut einzustellen.
    Die Syrer versuchen seit einigen Wochen christliche Milizen aus ihren Vierteln in der libanesischen Hauptstadt zu vertreiben.
    In den letzten Tagen haben diese Versuche den Charakter eines richtigen Krieges angenommen mit Einsatz von Artillerie, Raketen und Maschinengewehren auf beiden Seiten.
    Appelle an die Syrer, die als Teil der panarabischen Friedenstruppe seit dem Ende des christlich-muslimischen Bürgerkriegs im Libanon stationiert sind, die Kampfhandlungen einzustellen, sind bis jetzt ungehört verhalten.
    Heute will der amerikanische Präsident Carter mit seinen engsten Beratern konferieren.
    Ebenfalls für heute ist eine Sondersitzung des Weltsicherheitsrates geplant.
    Der syrische Präsident, an den alle Appelle gerichtet sind, hält sich zurzeit zu einem offiziellen Besuch in Moskau auf und schweigt.
    Was auf dem Spiel steht, sollten die Kämpfe nicht zum Stillstand gebracht werden können.
    Das schildert nun Peter Brünner.
    In Beirut geht es um mehr als eine Feuereinstellung zwischen christlichen Milizen und den syrischen Truppen, die immer noch den Tarnmantel der arabischen Friedensstreitmacht umhängen haben.
    Auf dem Spiel steht der Friede im Nahen Osten.
    Hafez al-Assad will mit aller Macht die Abkommen von Camp David torpedieren.
    Und das brennende Beirut ist sein Ansatzpunkt.
    Wenn er Israel provozieren kann, militärisch im Libanon einzugreifen, dann brennt nicht nur Beirut, sondern der Nahe Osten.
    Wird er dafür heute die Unterstützung der Sowjetunion gewinnen?
    Seine politische Forderung für die Feuereinstellung hat Assad in Moskau genannt.
    Wiederaufnahme der Genfer Konferenz.
    Was diesem Interesse der Sowjetunion liegt, hat Leonid Brezhnev in Moskau bestätigt.
    Aber wird die Sowjetunion die drohende Ausweitung des Krieges im Libanon riskieren, um dieses Ziel zu erreichen?
    Die Amerikaner werden entscheiden müssen, ob sie den kommenden Friedensschluss zwischen Israel und Ägypten aufzugeben bereit sind, um einen erneuten Anlauf über Genf zu machen, gemeinsam mit der Sowjetunion.
    Es ist kaum anzunehmen, dass sich die USA auf diese Alternative einlassen.
    Die Verträge von Camp David bieten den Amerikanern zu viele Vorteile.
    Nach einem Frieden zwischen Ägypten und Israel mag es noch Grenzgefechte geben können, aber keinen arabisch-israelischen Krieg, weil die wichtigsten arabischen Staaten dann mit den Vereinigten Staaten zusammenarbeiten.
    Doch bevor dieser Friedensvertrag unterzeichnet ist, ist diese amerikanische Vision anfällig und Beirut der Prüfstein.
    Und Beirut brennt.
    Auf den Straßen sterben Menschen und niemand kümmert sich um sie.
    Das Rote Kreuz und der Rote Halbmond rufen um Hilfe.
    Die Stromversorgung ist ausgefangen.
    Allein die brennenden Häuser und die Blitze explodierender Granaten erhellen die Stadt, die einmal das Zentrum orientalischer Lebensfreude war.
    Soweit Peter Brünner zur Lage im Libanon.
    Und nun zu einem Thema, das halb in die Wirtschaft schon hinüberspielt.
    Jeder Auslandsreisende vergleicht beinahe schon automatisch Preise für Waren und Dienstleistungen mit denen in seinem eigenen Land.
    Solche Vergleiche sagen aber überhaupt nichts über die Wirklichkeit aus, weil sie durch Wechselkurseigenheiten und anderes beeinflusst werden.
    Sehr viel näher an das Ziel eines echten Vergleichsmaßstabs kommen jene Berechnungen, die als Grundlage den Arbeitslohn nehmen.
    Eine neue Untersuchung hat jetzt die internationale Arbeitsorganisation ILO in Genf veröffentlicht.
    Wie lange muss der englische Bergmann, der Busfahrer in Burma, der bundesdeutsche oder der kanadische Bäcker arbeiten, um sich ein Kilo Weißbrot, ein Dutzend Eier oder ein Kilo Fleisch kaufen zu können?
    Das Internationale Arbeitsamt hat gerade eine Studie veröffentlicht, in der die Stundenlöhne in 41 Berufen sowie die Verbraucherpreise für eine Auswahl von Lebensmitteln in rund 100 Ländern untersucht werden.
    Man nahm sechs Fachgruppen – Bergmann, Bäcker, Weber, Schreiner, Lastwagenfahrer sowie Straßenbahn- und Busfahrer und Landleute unter die Lupe.
    Dabei wurden sowohl Industrie- als auch Entwicklungsländer berücksichtigt.
    Rumänien ist das einzige Land mit zentraler Planwirtschaft, von dem statistische Angaben eingeholt werden konnten.
    Bei den interessanten Vergleichen muss man allerdings berücksichtigen, dass bei der Aufstellung von diesen Statistiken in den einzelnen Ländern verschiedene Kriterien angewandt wurden und dass die Konsumgüter nicht überall gleich bewertet werden.
    Hinzu kommt, dass die Bedürfnisse der einzelnen Länder sehr unterschiedlich sind.
    Dinge, die in einem Land begehrter Luxus sind, werden im anderen aus Gründen der Tradition oder wegen völlig anderer Lebensweise kaum verlangt.
    Im Ganzen jedoch vermitteln die von der ILO gesammelten Daten eine gewisse Vorstellung von der Lebensmittelkaufkraft für eine Arbeitsstunde.
    So ist Rindfleisch zum Beispiel nur in den fleischproduzierenden Ländern kein Luxusartikel.
    Die Australier arbeiten eine halbe Stunde für ein Kilo bestes Filet.
    In den Industrieländern muss der Arbeitnehmer zwischen zwei und sechs Stunden arbeiten, um sich ein Kilo Steak leisten zu können.
    In der Schweiz, einem Land mit höchstem Pro-Kopf-Einkommen, steuert der Buslenker sein Ungetüm bis zu anderthalb Stunden durch das Stadtgewühl, ehe er das Kilo Steakfleisch auf den Abendbrottisch legen kann.
    In der Bundesrepublik sind es gleich zwei ein Viertelstunden.
    Der englische Arbeiter muss bis zu vier Stunden, der Österreicher bis zu sechs Stunden arbeiten, um sich die gleiche Fleischmenge kaufen zu können.
    In den Entwicklungsländern reicht die Zeitspanne von drei Stunden in Pakistan bis zu 13 in Botswana für ein Kilo.
    Nicht viel besser geht es den Arbeitern in Burma, wenn sie weißen Zucker kaufen wollen.
    Die meisten von ihnen müssen mindestens 13 Stunden aufwenden, bis sie genug für ein Kilo Zucker verdient haben.
    Die Arbeiter in Mexiko haben es besser.
    Ein Kilo Zucker ist in zehn Minuten verdient.
    In unseren marktwirtschaftlich orientierten Ländern brauchen die Arbeitnehmer im Durchschnitt 20 Minuten, um ein Kilo Zucker nach Hause tragen zu können.
    Australische und kanadische Bäcker und Schreiner führen dagegen ein süßes Leben.
    Mit einem Stundenverdienst können sie zehn oder mehr Kilogramm Zucker kaufen.
    Die Butter auf das tägliche Brot ist in vielen Ländern nicht billig.
    Busfahrer in Belgien, Island, Italien, Österreich, der Schweiz und England müssen ein bis zwei Stunden arbeiten, um ein Kilo Butter bezahlen zu können.
    Für die Kraftfahrer der Bundesrepublik ist die Butter nur wenig billiger.
    Passionierte Biertrinker unter den Bäckern und Schreinern in Australien, Belgien, Kanada und der Bundesrepublik können sich eine Literflasche ihres Hausgetränks bereits nach 15 Minuten oder weniger Arbeitszeit leisten.
    Ihre Berufskollegen in England sowie die meisten Arbeitnehmer in Mexiko, Rumänien und Venezuela müssen fast eine volle Stunde arbeiten, bis ein Liter Bier verdient ist.
    Die obligaten Spiegeleier sind für die amerikanischen Schreiner zu Schleuderpreisen zu haben.
    In 45 Minuten verdienen sie knapp 14 Dutzend, das sind 168 Stück.
    Reis, das Hauptnahrungsmittel in vielen Entwicklungsländern, ist ausgerechnet in Indien teuer.
    Busfahrer und Schreiner sind für ein Kilo zwei Stunden oder auch noch länger unterwegs.
    Ihre Kollegen in Holland, Österreich, der Schweiz und der Bundesrepublik müssen es für die gleiche Menge, nur 15 Minuten oder auch noch weniger, auf ihrem Führersitz aushalten.
    Zusammenfassend wird in der Studie festgestellt, dass in manchen Teilen der Welt im vergangenen Jahr sogar die Bäcker unverhältnismäßig lange arbeiten mussten, um ihr tägliches Brot zu verdienen.
    Über diese Vergleichsstudie der ILO berichtete Juliane Stephan aus Genf.
    In Blackpool, dem englischen Seebad am keltischen Meer, geht in diesen Minuten der Jahreskongress der Labour-Party zu Ende.
    Die Konferenz der britischen Regierungspartei stand im Zeichen von innerparteilichen Differenzen um die Lohnpolitik.
    Premierminister Callaghan erlitt eine Niederlage bei dem Versuch, seine Lohnleitlinien von maximal 5% Lohnerhöhungen vor den Delegierten durchzusetzen.
    Die von ihm unterstützte Resolution wurde verworfen.
    Wie ernst das Problem ist, das zeigt der seit Tagen anhaltende Streik bei den Ford-Autowerken wegen Lohnforderungen und die neue Forderung der British Leyland-Arbeiter nach 30% Lohnerhöhung ebenfalls mit Streikdrohung gekoppelt.
    Im Hintergrund des Parteitags steht noch dazu die Tatsache, dass die Regierung zu Beginn ihres fünften und letzten Legislaturjahres keine Mehrheit im Parlament hat und bei Abstimmungen auf das Taktieren mit anderen, kleineren Parteien angewiesen ist.
    Einen zusammenfassenden Bericht vom Parteitag gibt nun Heinz Behrer.
    Trotz aller interessanten Debatten der letzten Tage bleibt als Höhepunkt und auch weiterhin ungelöstes Problem für die britische Arbeiterbewegung die Konfrontation zwischen dem Parteitag, praktisch den Massenstimmen der Gewerkschaften auf diesem Parteitag einerseits und dem Premierminister, dem Chef der Labour-Regierung, James Callaghan, andererseits.
    Er blieb in seiner Rede am Dienstag fest.
    Der Kampf gegen die Inflation ist meine erste Pflicht.
    Ich muss daher auf eine Begrenzung der Lohnförderungen auf fünf Prozent bestehen.
    Die großen Gewerkschaften und ein Drittel der Parteimitglieder sagen, Schluss mit jeder Lohnpolitik.
    Kollektivverhandlungen müssen frei sein.
    Dieser Zwist ist nicht beigelegt und wird in Verhandlungen zu besprechen sein, die mit einer Sitzung des Wirtschaftsausschusses des Gewerkschaftsbundes nächsten Mittwoch beginnen.
    Die meisten Debatten vom Mittwoch, Donnerstag und heute Vormittag gaben Abstimmungsresultate, die sowohl die Parteiexekutive als auch die Regierung durchaus annehmen kann.
    Man beschloss, keine neue Generation von Kernwaffen in Großbritannien zu gestatten.
    Die Rassisten der Nationalen Front zu bekämpfen.
    Die EG-Politik vor allem auf dem Agrarsektor kritisch zu beobachten.
    für Recht und Ordnung zu kämpfen, das heißt gegen Vandalismus und so weiter.
    Dabei wurden gelegentlich radikalere Ansichten geäußert, zum Beispiel solche, die die Macht der Polizei kritisierten oder in der Debatte über eine, wie das hier heißt, offene Regierung.
    Das heißt also weniger Geheimtuerei in Regierungsgeschäften.
    Aber im Ganzen ging es so wie immer.
    Von Mitte der Woche wird man auf diesen Parteitagen eher praktisch und weniger revolutionär.
    Vielleicht lag den Delegierten das Schrecken der Konfrontation mit James Callaghan doch irgendwie in den Knochen.
    Wenn der Parteitag gestern beschloss, das gesamte Nordseeöl unter staatliche Kontrolle zu bringen und British Petroleum, die Ölfirma, deren Aktien sowieso schon zu 51% der britischen Stadt gehören, noch genauer zu kontrollieren, so sind das Vorschläge, die der Parteitag wohl annehmen kann, deren Verwirklichung aber unter den herrschenden finanziellen Umständen der Regierung schwerfallen müssen.
    Ganz abgesehen davon, dass sie ja im Unterhaus über keine Mehrheit verfügt.
    Die letzten Anträge heute galten den Körperbehinderten.
    Ein Blinderdelegierter sprach und ein Delegierter in einem Krankenstuhl.
    Es ging darum zum Beispiel, dass Lokalbehörden nicht immer die gesetzlichen Bestimmungen in dieser Frage durchführen.
    Hier gab es natürlich keine Meinungsverschiedenheit.
    Und es herrschte heute Vormittag eigentlich große Einigkeit.
    Allerdings, die Debatte zwischen Regierung und Arbeiterbewegung über Inflation und Lohnförderungen und Arbeitslosigkeit, die wohl die Aussichten der Labour-Party bei den nächsten Wahlen bestimmen mag, diese Diskussion dauert an.
    Über den Jahreskongress der britischen Labour Party berichtete Heinz Behran.
    Es ist jetzt in sechs Minuten halb eins.
    Und nun Beiträge aus Österreich.
    In Innsbruck hat heute Vormittag der diesjährige österreichische Rechtsanwaltskammertag begonnen.
    Er steht unter dem Motto, verbesserter Zugang zum Recht.
    Das heißt also, wie die berufsmäßigen Parteienvertreter das Problem sehen, dem Staatsbürger die erleichterte Rechtsdurchsetzung zu ermöglichen.
    Aus Innsbruck berichtet Michael Motz vom Landesstudio Tirol.
    Ein Plädoyer für die Freiheit des Rechtsanwaltes und vice versa gegen Rechtsambulatorien.
    Das war der inhaltliche Angelpunkt im Eröffnungsreferat des Präsidenten des österreichischen Rechtsanwaltskammertages in einer Altenburg am Stadtrand von Innsbruck.
    Schuppich gibt sich kämpferisch.
    Wir kämpfen für diese Freiheit.
    Wir bekunden die Notwendigkeit dieser Freiheit in einem demokratischen Rechtsstaat, weil wir überzeugt sind,
    dass nur der Freianwalt im Stand ist, dem Staatsbürger das Gefühl zu geben, im Notfall den richtigen Helfer an der Seite zu haben.
    Herr Präsident Schuppich, sollten diese Rechtsambulatorien tatsächlich kommen, wird es dann Standesaktivitäten geben, die über eine bloß verbale Ablehnung, also quasi über einen Krieg der Worte hinausgehen?
    Wir sind so weit von einer Konkretisierung dieses Gedankens entfernt, dass noch niemand bei uns darüber nachgedacht hat, welche Aktionen gesetzt werden könnten.
    Man spricht heute sehr viel vom besseren Zugang zum Recht.
    Auch Sie selbst haben in Ihrem Referat diese Formulierung gebraucht.
    Glauben Sie, dass man diesen Zugang zum Recht dadurch verbessern könnte, dass man etwa das Prozessieren billiger macht?
    Das würde also bedeuten, dass auch die Anwälte billiger werden.
    Das kann nicht das Ziel sein.
    Es kann nicht das Ziel sein, dass jeder jederzeit gegen jedermann prozessiert, dass zum Nulltarif prozessiert wird.
    Das wäre ein Missverstehen des Wunsches, den Weg zum Recht zugänglicher zu machen.
    Wir sind überzeugt, dass jeder, der sich um sein Recht bemüht, der sich seiner Haut wehrt,
    Auch weiß, dass dieser Aufwand etwas kostet.
    Nichts ist unentgeltlich.
    Auch der Staat stellt seine Einrichtungen nicht unentgeltlich zur Verfügung und kann sie auch nicht unentgeltlich zur Verfügung stellen.
    Und auch der Helfer kann nicht unentgeltlich tätig sein.
    Wie glauben Sie, ließe sich der Zugang zum Recht verbessern?
    Der Zugang zum Recht lässt sich verbessern, indem die Verfahrensvorschriften vereinfacht werden und in dem formale Hindernisse aus dem Weg geräumt werden, die dem Staatsbürger zurzeit hindern, ein Verfahren durchzuführen, die ihn an der Gerechtigkeit verzweifeln lassen, weil zwischen den einzelnen Verhandlungen Wochen und Monate vergehen, weil nach Abschluss eines Verfahrens Wochen und Monate vergehen, bis eine Entscheidung des Gerichtes zugestellt wird,
    weil es oft monatelang zu Streitigkeiten kommt, welches Gericht in der Sache zuständig ist.
    Das sind Dinge, für die der Staatsbürger kein Verständnis hat.
    Das sind Dinge, die ihn davon abhalten, zu Gericht zu gehen.
    Mit dem brisanten Thema der Rechtsanwalt und die Rechtsschutzversicherung befasste sich Dr. Heinrich Orator, der Präsident der Wiener Rechtsanwaltskammer.
    Rechtsschutz gibt es derzeit vor allem in Gestalt des Kraftfahrzeugrechtsschutzes.
    Daneben gibt es Vertragsrechtsschutzversicherungen, die zum Beispiel arbeitsrechtliche oder Fragen des Familienrechtsschutzes betreffen.
    Die bisherigen Erfahrungen beurteilt Orator vorsichtig.
    Ich möchte glauben, dass die Erfahrungen noch nicht so weit gehen, dass man allzu generelle Aussagen machen kann.
    Von Seiten der Rechtsanwaltschaft liegt die Betonung darauf, dass der einzelne Versicherungsnehmer die freie Auswahl des Rechtsanwaltes seines Vertrauens haben muss.
    Und auf der anderen Seite ist es so, dass die Versicherungswirtschaft
    natürlich darauf drängen muss, dass im Verhältnis zwischen Leistung, Versicherungsleistung und Prämie ein kommerziell vernünftiges Verhältnis bestehen bleibt.
    Herr Dr. Orato, man spricht in Österreich jetzt immer mehr von einer generellen Rechtsschutzversicherung, die also praktisch alle oder fast alle Lebensbereiche eines Menschen erfassen würde.
    Die Anwälte haben in ersten Reaktionen sich gegen eine solche generelle Rechtsschutzversicherung ausgesprochen.
    Sehen Sie gewisse Gefahren für Ihren Stand, für Standesinteressen?
    Eine Gefahr für Standesinteressen sehe ich aus einer Erweiterung der Rechtsschutzversicherung eigentlich nicht.
    Ich sehe vielmehr nur eine andere Gefahr.
    Das ist, dass ein derartiger Versicherungsschutz, wenn er die versicherungstechnischen Risken bei der Prämienkalkulation nicht ausreichend berücksichtigt,
    dass dann hier nicht nur einem verzagten Rechtsbürger Mut gemacht wird, sein Recht durchzusetzen, sondern dass ein unverzagter Staatsbürger zu Übermut verleitet werden könnte.
    Nun gibt es also derzeit bereits eine Rechtsschutzversicherung, zum Beispiel im Zusammenhang mit Kraftfahrzeugunfällen, Verkehrsunfällen.
    Hat man hier die Erfahrung gemacht, dass mutwillig prozessiert wird?
    Meines Wissens sind das immer nur krasse Einzelfälle geblieben.
    Eine Wundermedizin gegen Missbräuche des Rechtsschutzes sieht Orator neben einer entsprechenden Erhöhung der Prämien vor allem im Selbstbehalt des Versicherungsnehmers.
    Angemessen erscheinen ihm etwa 20 Prozent.
    Diesen Beitrag über den österreichischen Rechtsanwaltskammertag hat Michael Motz vom Landestudio Tirol geschaltet.
    Wir gehen jetzt weiter mit der Inlandspresseschau.
    Die auszügerste Leitartikeln hat Wilfried Seifert ausgewählt.
    Meinungen über die bevorstehende Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien, immer noch das Thema Bacher, die Auseinandersetzung zwischen dem neuen freiheitlichen Parteihauptmann Götz und Bundeskanzler Kreisky, das sind im Überblick die Inhalte der innenpolitischen Kommentare.
    In der Grazer Kleinen Zeitung kommentiert Kurt Vorhofer die bevorstehenden Wiener Gemeinderatswahlen unter dem Titel Wien, da hilft nur noch ein Erdrutsch.
    Vorhofer ist der Meinung, nirgendwo in Österreich gäbe es eine Mehrheit, die einen heilsamen Schock so nötig habe, wie die Wiener Rathausmehrheit.
    Es spricht viel dafür, dass es in Wien am letzten ist, wenn auch diese Chance, eine gewisse Änderung mithilfe des Wählers zu erreichen, ungenützt verstreicht.
    Denn dann kommt der Rückschlag auf der anderen Seite.
    Jene in den letzten Jahren gerade in Wien festzustellende Renaissance des kommunalpolitischen Interesses in der Öffentlichkeit würde wohl rasch in sich zusammenfallen.
    Denn welcher reformfreudige Politiker und welcher engagierte kommunalpolitische Journalist würde sich angesichts seiner völlig ungebrochenen Graz-Mehrheit noch etwas erhoffen können?
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt notiert Peter Klar unter dem Titel Philzokratie.
    Nichts haben wir dagegen einzuwenden, wenn und dass Leopold Graz mit der Schere in der Hand durch das Vorwahl Wien eilt und Band um Band im festlichen Eröffnungszeremoniell durchschneidet.
    Aber alles ist dagegen einzuwenden, dass jahrelang Kontrollen und Überwachungen von Brücken so sträflich vernachlässigt wurden, dass jetzt die Renovierungseröffnungen überhaupt erst notwendig wurden.
    Solche Zustände sind nur dort möglich, wo eine beispiellose Filzokratie herrscht.
    In der Kronenzeitung bewertet Dieter Kindermann den in Wien stark personalisierten Wahlkampf.
    Kindermann über die Spitzenkandidaten der drei im Landtag vertretenen Parteien,
    Bürgermeister Graz hat trotz Affären, für die er nichts kann, das Charisma des politischen Saubermannes behalten.
    Und das mit Recht.
    Er ist nun einmal ein guter Bürgermeister.
    Sein stärkster Widersacher, Wiens ÖVP-Chef Bussek, hat sich als schlagfertig und ideenreich erwiesen.
    Und schließlich über FPÖ-Klubobmann Herrenschall.
    Er teilte Schläge nach links und rechts aus, war aggressiv und sachlich zugleich, ein ernstzunehmender Gegner.
    Ein Erfolg der FPÖ wäre verdient.
    Soweit also Pressestimmen zu Wiener Wahl und Wiener Wahlkampf.
    Im Kurier findet sich heute ein Kurzkommentar zu den verbalen Auseinandersetzungen zwischen Bundeskanzler Kreisky und FPÖ-Parteichef Götz.
    Nun ist es einerseits ein bisserl komisch, wie Bruno, der bei Gott kein Kleinkrämer, sondern schon eher ein Grossist in politischen Beleidigungen ist, gleich alles als Majestätsbeleidigung empfindet.
    Aber andererseits darf sich ein Steirer nicht wundern, wenn auf einen groben Götz ein grober Keil kommt.
    Und die Märtyrer-Krone des Dissidenten statt des Gamsbarz am Steirerhut ist überhaupt lächerlich.
    Und in einem Kurzkommentar der Salzburger Nachrichten liest man zu den politischen Folgen dieser Auseinandersetzung?
    Eines ist aber gewiss.
    Sollte Kreisky nach den Nationalratswahlen im Herbst 1979 eine bessere Hälfte für eine Koalitions-Ehe brauchen, so würde sich Bräutigam Bruno mit einem Strauß blauer und roter Nelken in die Grüne Mark begeben
    um dort um die Hand jener Alexandra anzuhalten, die er jetzt nicht will.
    Dann würde er sie einem alten Brauch folgend wohl auch über die Schwelle tragen, wenn er sie schon nicht über die Schwelle kommen lässt.
    Das Thema Bacherwahl wird direkt und indirekt noch einmal in zwei sozialistischen Zeitungen aufgegriffen.
    Im SPÖ-Zentralorgan Arbeiterzeitung verteidigt Manfred Scheuch den SPÖ-Mediensprecher Blecher gegen Angriffe im Zusammenhang mit der Suche Blechers nach den drei sozialistischen oder SPÖ-nahen Kuratoren, die mindestens nicht gegen Bacher gestimmt haben müssen.
    Dass mit der Frage nach den Motiven, die sozialistische Kuratoriumsmitglieder zur Wahl Bachers veranlassten, keine kriminalistische Untersuchung und keine Hexenjagd gemeint sein kann, hat Blecher dezidiert erklärt.
    Das schließt jedoch keineswegs die Feststellung aus, dass Verhalten jener drei der SPÖ zugerechneten Kuratoriumsmitglieder, die nicht offen zu ihrer Entscheidung stehen und bei den vorhergehenden fraktionsinternen Diskussionen eine Wahl Bachers ausschlossen,
    setzt alle 16 Kuratoren dem Verdacht aus, sie könnten auch von Beweggründen geleitet gewesen sein, die nicht in der Überzeugung von den überragenden Fähigkeiten Bachers liegen.
    Im sozialistischen Oberösterreichischen Tagblatt kritisiert Hermann Tschekal die Pensionsbedingungen für den mit 10.
    Oktober dieses Jahres aus dem ORF ausscheidenden Generalinden Oberhammer und dessen Vorgänger und Nachfolger Bacher.
    Es geht hier aber weder um Bacher noch um Oberhammer.
    Es geht vielmehr darum, wieder einmal aufzuzeigen, wie groß die Unterschiede zwischen gewöhnlich Sterblichen und einer gewissen Schicht von Managern geworden ist.
    Wer hier von Neidkomplex redet und glaubt, solche Dinge nicht so wichtig nehmen zu müssen, irrt gewaltig.
    Nichts ist gefährlicher, als der Bevölkerung immer wieder das Gefühl zu vermitteln, dass sich auf ihre Kosten eine dünne Schicht von Privilegierten gegenseitig Vorteile zuschanzt, die vielfach schon ins Uferlose gehen.
    Das war die Inlandspresse-Schau.
    Mit Ausstellungen über Energiesparen beim Hausbau und über die praktische Verwendung der Sonnenenergie hat sich heute in Wien der Verein Wohnforum der Öffentlichkeit vorgestellt.
    Die aus Vertretern des Bauten- und des Handelsministeriums sowie der Ingenieurkammer und der Gemeinde Wien gebildete Vereinigung will die Bevölkerung über Neuerungen auf dem Bausektor informieren und in Kursen zum Selbermachen anregen.
    Zum Thema Sonnenenergie sprach bei der Ausstellung Hans Fockenhuber mit Professor Fahninger.
    Herr Professor Fahninger, ein großer Teil der Ausstellung hier ist der Verwertung der Sonnenenergie gewidmet.
    Was kann nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung die Verwertung der Sonnenenergie hier in Österreich leisten?
    Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Sonnenenergie, sei es in direkter oder in indirekter Weise, zu nutzen.
    Dazu gehört die Erzeugung von Niedertemperaturwärme.
    Auf der anderen Seite ergeben sich für die Zukunft weitere Möglichkeiten, etwa die Erzeugung von Strom über thermische Sonnenkraftwerke oder direkt über die Solarzellen, die an und für sich bewährt sind, aber im Preis doch noch zu hoch liegen.
    Oder sei es, was wir alle hoffen, uns vielleicht in den nächsten 20, 30 Jahren gelingen kann, über photosynthetische Prozesse neue Energieträger zu bekommen und in etwas schnellerer Form, als es bisher die Sonnenenergie etwa durch die Herstellung, Erzeugung von Erdöl und Erdgas gemacht hat oder den anderen fossilen Energie.
    Herr Professor, wie utopisch sind bis jetzt die Pläne der Stromerzeugung durch Sonnenenergie?
    Es gibt bereits klare Ansatzpunkte, wo man mit der Forschung und Entwicklung ansetzen soll.
    Es sind die ersten Pilotanlagen schon in Betrieb, derzeit noch in Wüstengebieten mit hoher Sonneneinstrahlung.
    Österreich arbeitet an einem internationalen Projekt mit, wo es darum geht, alle bisherigen Erfahrungen in der Planung von Sonnenkraftwerken unterzubringen.
    Wir glauben, dass sich hier ein neuer Weg auftut und dass es durchaus möglich sein wird, zunächst in den sonnenreichen Gebieten diese Technologie in großtechnischem Maßstab einzuführen.
    Wir machen uns aber auch Gedanken, welche Voraussetzungen in unseren Gegenden dazu gegeben sind.
    Herr Professor, wieder zurück zum Einzelkonsumenten, zum Einfamilienhausbauer.
    Wie steht es derzeit mit der Kosten-Nutzen-Rechnung, mit der Rentabilität von Sonnenenergieanlagen, etwa für die Heizung, für die Warmwasserbereitung?
    Also für den Konsumenten müssen wir noch auf der Basis der Realität bleiben und an die Technologien zur Erzeugung von Niedertemperatur, Wärme denken und damit als Anwendung die Schwimmbadheizung sehen, die Warmwasserbereitung und unter speziellen Bedingungen auch die Raumheizung.
    Also dann, wenn wir durch geeignete Maßnahmen zunächst den Energiebedarf so gesenkt haben, dass sich die Sonnenenergie auch wirklich sinnvoll einsetzen lässt.
    Wie liegt Österreich international gesehen im Bereich der Forschung?
    Sind wir in erster Linie auf Forschungsergebnisse aus dem Ausland angewiesen oder sind wir auch in der Lage, selbst neue Ergebnisse zu bringen?
    Österreich gehört, wie die allermeisten anderen Länder, auch dazu, mit der Forschung und Entwicklung erst relativ spät angefangen zu haben, denn es wird weltweit auf diesem Gebiet ernsthaft erst seit drei und vielleicht vier, fünf Jahren gearbeitet.
    In Österreich besteht eine Priorität für die Forschung und Entwicklung neuer Energieträger.
    Es wird seit zweieinhalb Jahren sehr intensiv auf diesen Gebieten gearbeitet und das in engster Zusammenarbeit mit anderen Ländern.
    Und Österreich hat beispielsweise die Aufgabe bekommen,
    im Zusammenhang mit der Erforschung und Bereitstellung neuer Energieträger, sich vor allem mit der Frage der Solarnstromerzeugung auseinanderzusetzen.
    Und wir waren es auch, die versucht haben, die anderen Länder davon zu überzeugen, solche Projekte in Angriff zu nehmen.
    großes politisches Thema gegenwärtig ist die Nutzung der Atomenergie und zwar der Atomspaltung.
    Glauben Sie, ließe sich durch rationale Nutzung der Sonnenenergie ein Atomkraftwerk wie etwa Zwentendorf einsparen?
    Wenn Sie mich fragen, morgen, dann muss ich Ihnen sagen, nein, denn es geht ja hier um die Bereitstellung einer bestimmten Energie, einer bestimmten Leistungseinheit von 700 MW.
    Das kann man von der Sonnenenergie heute nicht erwarten.
    Herr Professor Fanninger, vielen Dank für das Gespräch.
    Das Gespräch führte Hans Fockenhuber.
    Seit Jahren wird in Österreich ein Bergbaubetrieb nach dem anderen geschlossen.
    Vor allem die wegen Unwirtschaftlichkeit mit Defizit arbeitenden Braunkohlenreviere in Oberösterreich, in der Steiermark und in Kärnten.
    Dennoch werden im Bergbau in ganz Österreich nach wie vor Kohle, Erdöl und Erdgas, verschiedene Erze, Salz und seltene Steine und Erden abgebaut.
    Über 30.000 Stunden im Jahr verbringen die österreichischen Bergleute vor Ort, also an der Arbeitsstätte im Berg.
    Zu den Krisengebieten des Bergbaus gehören die Kärntner Reviere, von denen bereits einige stillgelegt sind.
    Jetzt hat nun die Kärntner Landesregierung die Suche nach neuen, gewinnbaren Bodenschätzen finanziert.
    Das erste Teilergebnis der Arbeiten stellte der Kärntner Landeshauptmann Wagner heute in Klagenfurt der Öffentlichkeit vor.
    Hören Sie ein Gespräch, das Willi Mitsche mit dem Kärntner Landeshauptmann führte.
    Herr Landeshauptmann Wagner, heute sind die Ergebnisse dieser Projektforschung vorgestellt worden.
    Es ist bekannt gegeben worden, dass es im Lavantal wieder Kohlenlagerstätten gibt.
    Welche Bedeutung haben nun diese Ergebnisse für Sie als Landeshauptmann?
    Das hat ausschließlich eine zukunftsweisende Bedeutung, denn wir sind derzeit dabei, für die Zukunft dieses Landes zu eruieren, wo überall es Lagerstätten gibt und die werden derzeit erforscht.
    Im Zusammenhang damit war das erste größere Projekt, das realisiert werden musste, die Erforschung der Lagerstätten im Laberntal und das ist nunmehr geschehen.
    und die Ergebnisse liegen vor.
    Es wird nun zu verhandeln sein, ob die Bundesregierung gemeinsam mit der Bergbaubehörde und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landes Kärnten die Bereitschaft haben wird, durch Probeborgungen das, was auf der wissenschaftlichen Ebene erarbeitet wurde, bestätigt zu finden.
    Welche Konsequenzen ergeben sich daraus?
    Derzeit ergeben sich daraus keine Konsequenzen.
    Es wird nur in einer Lagerstättenkarte festgestellt werden, was alles an Lagerstätten im Lande Kärnten vorhanden ist.
    was die Kohle anbelangt, sondern auch was die Wasservorräte anbelangt und andere Produkte, die eben bergbautechnisch eventueller Verwendung zugeführt werden könnten.
    Überall dort, wo wir die Lagerstättenforschung ergibt, dass es sich um abbaubürdige Vorhaben handelt und um Vorhaben, die auch preisgünstig gelagert sind, sodass sie also mit ausländischer Konkurrenz konkurrieren könnten, wird natürlich ausgehend von dieser Lagerstättenforschung
    ins Kalkül zu ziehen sein, ob man eben an einen Abbau herangeht.
    Das wird nur möglich sein, wenn es dann jeweils gelingt, Interessenten dafür zu gewinnen, die das auf sich nehmen, eben diesen Abbau zu betreiben und das Produkt, das dort gewonnen werden kann, auch dem Verkauf zuzuführen.
    Heißt das, dass Sie mit dieser Forschung erreichen wollen, dass Kärnten mit zumindest gewissen Rohstoffen autark wird?
    Das will ich nicht und wir wollen das nicht in der Gesellschaft und in der Regierung, sondern es geht ganz einfach darum, dass ja in der Vergangenheit die gesamte Bergbauentwicklung eigentlich immer auf die Initiative einzelner Firmen zurückgreifen musste oder auf die Initiative einzelner
    Leute, die eben entschlossen waren, fündig zu werden, die also als Prospektoren unterwegs waren.
    Das ist in einer Erdölgeschichte ganz deutlich bewiesen und das ist auch bei den Goldsuchern so zutage getreten.
    In der Zeit, in der wir leben, muss gepaart mit den technischen Möglichkeiten, die es gibt, ganz einfach, kompromisslos und mit allen Konsequenzen untersucht werden, was es an Vorkommen gibt und wenn es Vorkommen gibt, die wirtschaftlich abbauwürdig sind, dann sollte man rangen, sie abzubauen.
    Und wird man drangehen, irgendwelche Rohstoffe hier in Kärnten jetzt abzubauen aufgrund dieser Ergebnisse?
    Das können wir ja derzeit noch nicht beurteilen, weil wir ja heute das Programm vorgestellt haben, gestaltet von 13 Projekten, die zu untersuchen sein werden und wenn die Ergebnisse darüber vorliegen, dann wird es darüber notwendigerweise zu einer Diskussion kommen und eben zu dem Vorgang, wie ich ihn früher dargestellt habe.
    Konkret die Kohlenlagerstätte im Laberndal könnte ja abgebaut werden.
    Das kann ich noch nicht sagen, weil dort hat die geophysikalische Untersuchung stattgefunden und bewiesen, dass es Kohlevorkommen gibt.
    Nun wird durch Versuchsbohrungen zu ergründen sein, wie groß diese Kohlenvorkommen sind, wie tief sie unter der Erde liegen und wie der Kostenpreis gestaltet werden kann und welche Qualität die Kohle hat.
    Wenn der Preis so sein sollte, der errechnet wird aus der Qualität und aus der Tiefenlage,
    dass er konkurrenzfähig ist, dann wird es sicher Interessenten geben, die darüber nachdenken, ob man dort abbauen kann oder nicht.
    Nach den Aussagen, die ich von den Geologen bis zum Zeitpunkt habe, ist es allerdings so, dass sie derzeit noch nicht daran glauben, dass das Vorkommen abbauwürdig wäre, weil es in den Gestehungskosten zu hoch zu stehen käme und weil das ja natürlich eine Rolle spielt, zu welchem Preis ich Kohle bekommen kann.
    Es gibt ja auf der ganzen Welt genug Kohle und die meisten Kohlenbergwerke stehen ja derzeit
    Das Gespräch mit dem Kärntner Landeshauptmann Wagner über die Suche nach neuen gewinnbaren Bodenschätzen in Kärnten führte Willi Mitsche vom Landesstudio in Klagenfurt.
    Es ist jetzt in wenigen Sekunden, 12.45 Uhr, dreiviertel eins, und wir beginnen die Kulturberichterstattung im Mittagsschanal.
    Als Gala-Premiere der gegenwärtigen Ost-Berliner Festtage ging beim Berliner Ensemble im Theater am Schiffbauerdamm eine Neuinszenierung von Bertolt Brechts Kriegsschwank Mutter Courage und ihre Kinder über die Bühne.
    Der Regisseur Peter Kupke knüpfte im alten Theaterhaus Brechts an die weltberühmte Modellinszenierung von 1949 an, die noch Brechts selbst zusammen mit Erich Engl arbeitet hatte.
    Gisela May spielte zum ersten Mal die Titelrolle, die vorher Helene Weigl und bei der Zürcher Uraufführung 1941 Therese Giese verkörpert hatte.
    Über den neuen Versuch mit der Mutter Courage berichtet Heinz Ritter.
    Die Market-Händlerin, Anna Vierling, genannt Mutter Courage, zieht mit ihrem Planwagen dem Krieg hinterher, der ihr den Handel garantiert und ihr doch ihre drei Kinder und alles andere nimmt.
    Sie erkennt, wie Brecht formulierte, zwar das rein merkantile Wesen des Krieges, aber das ist es gerade auch, was sie an ihm schätzt.
    Sie glaubt, obwohl ein Opfer der Verhältnisse, von ihnen zu profitieren.
    Als wir dem Stück 1949 zum ersten Mal begegneten, war der Eindruck des Leidens am Krieg dominierend.
    Die Mutter Courage der Helene Weigel war auch in ihrem wölfischen Egoismus so etwas wie der anonyme Soldat des Weltkrieges, war ein Mensch, der sich durchschlug, der einfach überleben wollte.
    Heute ist diese Figur ja viel differenzierter
    und so widersprüchlich zu sehen, wie sie Brecht einmal bei seinem Entwurf von 1939 durchaus gemeint hat.
    Gisela May, die jetzt in Ost-Berlin in die berühmten Fußtapfen trat, steuerte dann auch auf diesen Ansatzpunkt hin.
    Wenn ich jetzt auf der Bühne des Berliner Ensembles diese Rolle darstellen darf, so kann ich getrost sagen, dass damit ein langjähriger Wunschtraum von mir in Erfüllung geht.
    Ich liebe diese Figur mit ihrem Witz, mit ihrer Schleue, mit ihrer Kühnheit, mit ihrer Mütterlichkeit.
    ebenso sehr, wie ich sie aber auch kritisch sehe und viele ihrer Verhaltensweisen als falsch empfinde.
    Ich kann mir nur wünschen, dass der Zuschauer beim Betrachten unserer Aufführung selbst die Widersprüche in der Figur entdeckt und dass das Publikum durch diese Aufführung und durch
    in erster Linie natürlich durch die Kunst von Brecht für sich selbst ein Stück Lebenskunst gewinnt, denn die Kunst von Brecht ist immer zugleich auch Lebenskunst.
    Die Inkarnation der kleinen Leute, die Mutter Courage, versucht vergeblich im Geschäft der Großen ihren Schnitt zu machen.
    In der Inszenierung von Peter Kupke wird ihre Geschäftigkeit stärker betont als in den vorherigen Aufführungen.
    Aber das ist so ziemlich auch die einzige Nuance-Verschiebung.
    Sonst verlässt sich auch dieser Regisseur auf das alte Modell der Modelle.
    Das Gefühl, dass man hier auch noch auf andere bezügliche Konflikte, vielleicht auf den Opportunismus im eigenen Lande oder auf den resignierten Rückzug in die eigene kleine Welt, anspielen könnte, kommt nie auf.
    So rollt denn hier der Karren der Muttercourage nicht viel anders als vor 30 Jahren, nur eben etwas distanzierter.
    Vor dem gleichmäßig grauen Rundhorizont wären diesmal die Aufbauten der Technik sichtbar, es ist alles noch kühler,
    noch objektiver, noch didaktischer.
    Aber sonst bringt Gisela Mai mit der vertrauten Diktion auch wieder Paul Dessaus' Lied von der Mutter Courage.
    Das Frühjahr kommt, wach auf du Christ, der Schnee schmilzt weg, die Toten ruhen.
    Doch was noch nicht gestorben ist, das macht sich auf die Socken.
    Gisela Maibe weiß nun freilich, dass sie nicht nur eine prominente Brecht-Diesöse ist, sondern auch über darstellerische Qualitäten verfügt.
    Wenn man sich daran gewöhnt hat, dass eben nun nicht mehr Helene Weigel oder Therese Giese diese Rolle beglaubigen, fühlt man sich auch von ihrer Darstellung angesprochen.
    Ihre großen Vorgängerinnen waren ja noch von der harten Erfahrung des Krieges geprägt.
    Sie brachten in ihr Geschäftsgebaren den elementaren Zug mütterlicher Zeitlosigkeit ein.
    Gisela Mai dagegen ist rein altersmäßig jünger.
    Sie ist noch keine Großmutter, sondern eine Muttercourage.
    Sie verfügt über eine gewisse Lebenslustigkeit und weibliche Berechnung.
    Sie hat nicht die realistisch-kreatürliche Ausstrahlung einer Symbolgestalt, aber sie macht die Doppelgesichtigkeit im Charakter der Courage verständlich.
    In der sonst trocken gehaltenen, pfleglich sauberen Klassiker-Aufführung hielt sich die Anteilnahme in Grenzen.
    Natürlich setzten sich einige berühmte Szenen der anklagenden Bitternis oder des grimmigen Humors durch, freilich sie alle auch schauspielerisch ein bisschen kleiner und dünner, als man sie im Kopfe trug.
    Also eine Courage ohne Courage.
    Im Hause Brechts bleibt der Respekt vor dem Meister weiterhin die erste Theaterpflicht.
    Mutter Courage und ihre Kinder von Bertolt Brecht, gespielt vom Berliner Ensemble im Theater am Schiffbauerdamm in Ostberlin, es berichtete Heinz Ritter.
    Genau drei Jahre nach dem Tod des italienischen Regisseurs, Schriftstellers und Grafikers Pier Paolo Pasolini feiern das italienische Kulturinstitut Innsbruck und das Forum für Aktuelle Kunst den vielseitigen Künstlern mit einer Gesamtschau, wie sie bis jetzt noch nie außerhalb Italiens zu sehen war.
    In der Innsbrucker Galerie Bloch wird heute eine Ausstellung der Zeichnungen Pasolinis eröffnet.
    Ab Montag, dem 9., beginnt dann eine Retrospektive seiner Filme.
    Und abgerundet wird die Schau mit einer Präsentation sämtlicher Druckwerke Pasolinis.
    Hören Sie nun aus Innsbruck einen Bericht von Peter Anderer.
    Einer breiten Öffentlichkeit wurde der italienische Filmregisseur Pier Paolo Pasolini wohl durch seinen gewaltsamen Tod 1976 bekannt.
    Kurz vor seiner Ermordung hatte Pasolini, Jahrgang 22, seinen 22.
    Film, die 120 Tage von Sodom, fertiggestellt.
    Einen Film, der wie kaum ein anderer vor ihm die Grenzen zwischen Kunst, Porno und Paragrafen ins heftige Rede gebracht hatte, obwohl der Film bis heute noch nicht in Österreich gezeigt werden konnte.
    Pasolini war über die Literatur.
    Sein erster Roman, »Ragazzi di Vita«, erschien 1954 zum Film gekommen.
    Er schrieb drei Drehbücher für Mauro Bolognini,… …verfasste die Dialoge für Federico Fellinis »Le Notte di Cabiria«,… …und konnte 1961 seinen ersten Film realisieren.
    Accadone, mit diesem Film wird am Montag die Retrospektive eröffnet, erzählt die Geschichte eines Zuhälters, der es mit ehrlicher Arbeit versuchen will, diese Arbeit nicht gewachsen ist.
    Nach einem missglückten Diebstahl kommt er auf der Flucht vor der Polizei ums Leben.
    In diesem Erstlingsfilm über das Subproletariat, wie es Pasolini nannte, das an Eindringlichkeit und Wirkung nur wenig verloren hat, möglicherweise weil sich Pasolini dem damals noch aktuellen Neorealismo verweigert hatte, hatte er den Ärmsten der Armen ein Denkmal gesetzt und gleichzeitig Sujet und Stil für die folgenden Filme gefunden.
    Mama Roma, Pasolinis zweiter Film, muss eher als Wiederholung seines Accadone gelten, auch wenn der Streifen durch seine formale Perfektion die Schauspielkunst der Annamaniani besticht.
    Sein nächster Film, La Ricotta, der Weichkäse, ist hierzulande, neben den Dokumentarfilmen, erstmals zu sehen, nachdem der Film lange verboten und der Regisseur wegen Blasphemie zu vier Monaten Gefängnis mit Bewährung verurteilt worden war.
    Allerdings wurde dieses Urteil in zweiter Instanz wieder aufgehoben.
    Die folgenden Filme Il Vangelo secondo Matteo 1964, Uccellacci e Uccellini, Große Vögel, Kleine Vögel 1965, Edipore 1967, Teorema 1968, Porcille, der Schweinestall 1969, Medea 1970, Ilde Cameron 1971,
    Raconte di Canterbury 1972 und Il fiore delle mille e una notte, erotische Geschichten aus Tausend und einer Nacht 1974, werden in italienischer Original wie auch in der deutschen Synchronfassung gezeigt.
    Sehr wesentlich zum Verständnis der formal wie inhaltlich unterschiedlichen Arbeiten sind die zumeist parallel zu den großen Spielfilmen
    Oft mit 16 mm gedrehten Dokumentarfilme, die spürbar improvisiert die vielen Interessen Pasolinis offenbaren.
    Religion, Politik und die dritte Welt.
    Diese Interessen sind auch nachzulesen.
    Pasolini hat fünf Romane geschrieben, davon wurden zwei, Una vita violenta und Teorema, ins Deutsche übersetzt.
    Zudem liegen sechs Gedichtbände, drei Essaysammlungen, drei Theaterstücke, mehrere Drehbücher und Textsammlungen auf, die Pasolini als Herausgeber betreut hat.
    In den Zeichnungen wiederum ist Pasolini ganz und gar Erzähler, der am liebsten sich selbst beschreibt oder zeichnet.
    Wer sich freilich Pasolinis letzten umstrittenen Film, die 120 Tage von Sodom erwartet, wird enttäuscht werden.
    Da eine Filmretrospektive unter anderem auch der filmwissenschaftlichen Arbeit dient, ist der Grund besonders obskur.
    Der Inhaber der österreichischen Aufführungsrechte, eine Wiener Verleihfirma, hält den Film für nicht aufführungswert.
    Nach Innsbruck läuft die Retrospektive in Salzburg ab 12.10. und ab 13.10. in Linz.
    Die Zeichnungen bleiben bis 23.10. in Innsbruck, werden dann in Salzburg und in Wien ausgestellt.
    Von Wien aus wandern sie in Sainte-Pompidou.
    Und nach diesem Beitrag von Peter Angerer aus Innsbruck schalte ich nun noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Libanon.
    Die heftigen Kämpfe in Beirut zwischen christlichen Milizen und syrischen Einheiten dauern an.
    Die amerikanische Botschaft im Westteil der Hauptstadt ist heute früh unter schweres Geschützfeuer syrische Verbände geraten.
    Mehrere Personen sollen verletzt worden sein.
    Auch in der Nähe der DDR-Botschaft sind Granaten eingeschlagen.
    Nach Angaben des Senders der christlichen Phalangisten Stimme des Libanons richten sich die syrischen Angriffe auch gegen Dörfer entlang der Küste bis in das angrenzende Bergland.
    Israel.
    Die Sicherheitskräfte befinden sich seit einigen Stunden in höchster Alarmbereitschaft.
    Anlässlich des 5.
    Jahrestages des Jom Kippur-Krieges im Oktober 1973 wird mit Attentatsversuchen palästinensischer Freischerler gerechnet.
    Die israelischen Sicherheitsbehörden schließen auch eine Vergeltungsaktion gegen den Beschuss eines palästinensischen Stützpunktes durch israelische Kanonenboote nicht aus.
    Ägypten
    Der neue Verteidigungsminister General Kamal Hassan Ali wird die ägyptische Delegation bei den Friedensverhandlungen mit Israel leiten, die am kommenden Donnerstag in Washington beginnen.
    Der Verteidigungsminister, der gleichzeitig Oberkommandierender des ägyptischen Heeres ist, sagte heute in seiner ersten öffentlichen Ansprache anlässlich einer Militärparade in der Nähe von Ismailia, der Krieg sei nicht mehr das ideale Mittel, um die Konflikte zwischen den Nationen zu lösen.
    General Alli sprach sich für den Vorrang der Politik vor den militärischen Mitteln aus.
    Österreich In Innsbruck wurde heute die Delegiertentagung des österreichischen Rechtsanwaltskammertages eröffnet.
    Für den erkrankten Justizminister Broder nannte Sektionschef Löwe als wichtigste nächste Aufgabe das Konsumentenschutzgesetz.
    Das Medienrecht ist nach seinen Worten bereits in Behandlung.
    Die Zivilrechtsgesetznovelle sei leider noch nicht fertiggestellt, meinte der Sektionschef.
    Geplant sei unter anderem eine Verbesserung des Entmündigungs- und Anhalterechtes sowie des Strafvollzugsgesetzes.
    Der Präsident des Rechtsanwaltskammertages, Schuppig, kündigte die Einrichtung weitere Beratungsstellen der Rechtsanwaltskammern an.
    Unter Hinweis auf die elementare Bedeutung einer freien Anwaltschaft sprach sich Schuppig gegen die Idee von sogenannten Rechtsambulatorien aus.
    Er plädierte in seiner Redeferne für eine Erneuerung und Vereinfachung der Verfahrensbestimmungen und für eine Entrümpelung der Kompetenzbestimmungen.
    Der Bundesvorsitzende der jungen Generation der SPÖ, Konrad Schnee, hat sich heute für den Abbau noch bestehender Politikerprivilegien und für strenge Unvereinbarkeitsbestimmungen ausgesprochen.
    In einer Aussendung der sozialistischen Korrespondenz meinte Koneczny, es dürfe zu keiner Interessenskollision zwischen der politischen und der wirtschaftlichen Tätigkeit eines Mandatars kommen.
    Die Teuerungsrate ist im September im Jahresvergleich von 1,1 auf 0,8% gesunken.
    Nach der amtlichen Mitteilung in Bern sind die Verbraucherpreise in der Schweiz im September im Vergleich zum August um 0,2% zurückgegangen.
    Damit ist die Schweiz weiterhin das Land mit der niedrigsten Inflationsrate in der westlichen Welt.
    Großbritannien In Blackpool ist heute der Kongress der Labour Party zu Ende gegangen.
    Premierminister Kalahan forderte die Gewerkschaften auf, nach der Abstimmungsniederlage der Regierung über die fünfprozentige Lohnerhöhung eine Alternative zum Anti-Inflationskurs des Kabinetts aufzuzeigen.
    Die Aufforderung Kalahans, eigene Vorschläge zur Bekämpfung der Inflation vorzulegen, sollen Anfang nächster Woche zwischen Regierungsmitgliedern und Gewerkschaftsführern erörtert werden.
    Österreich.
    Im Wiener Unterweltsprozess wurden heute Heinz Bachheimer wegen zweifacher Erpressung, Hehlerei, Passfälschung und Vergehens nach dem Waffengesetz zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.
    Sein mitangeklagter Komplize Waldemar Gemeyer erhielt wegen zweifacher Erpressung dreieinhalb Jahre Freiheitsstrafe.
    Beide Angeklagte erwarten sich Bedenkzeit.
    Morgen beginnt wieder eine Butterverbilligungsaktion.
    Bis 21.
    Oktober werden insgesamt 4.500 Tonnen verbilligter Butter zum Preis von 54 Schilling 40 je Kilogramm abgegeben.
    Das entspricht einem Viertelkilopreis von 13 Schilling 60.
    Mit diesen Nachrichten, meine Damen und Herren, haben wir das Mittagschanal beendet.
    Auf Wiederhören um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 beim Abendschanal.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1978.10.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1978.10.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kämpfe in Beirut gefährden Friedensbemühungen im Nahen Osten
    Mitwirkende: Brünner, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1978.10.06 [Sendedatum]
    Ort: Beirut
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Internationaler Vergleich der Lebenshaltungskosten im Vergleich zum Einkommen
    Mitwirkende: Stephan, Juliane [Gestaltung]
    Datum: 1978.10.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Abschluß vom Labour-Parteitag in Großbritannien
    Mitwirkende: Beran, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1978.10.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Rechtsanwaltskammertag zu Fragen der österreichischen Rechtsreform
    Einblendung: Dr. Walter Schuppich, Dr Heinrich Orator
    Mitwirkende: Motz, Michael [Gestaltung] , Schuppich, Walter [Interviewte/r] , Orator, Heinrich [Interviewte/r]
    Datum: 1978.10.06 [Sendedatum]
    Ort: Innsbruck [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Sonnenenergie im individuellen Wohnbereich in Österreich - Ausstellung
    Einblendung: Prof. Faninger
    Mitwirkende: Vockenhuber, Hans [Gestaltung] , Faninger, Gerhard [Interviewte/r]
    Datum: 1978.10.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ergebnis der bisherigen Rohstoffsuche in Kärnten
    Interview: Landeshauptmann Wagner
    Mitwirkende: Mitsche, Willy [Gestaltung] , Wagner, Leopold [Interviewte/r]
    Datum: 1978.10.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ostberliner Neuinszenierung von Brechts "Mutter Courage"
    Einblendung: Gisela May, Lied der Mutter Courage von Paul Dessauer
    Mitwirkende: Ritter, Heinz [Gestaltung] , May, Gisela [Interviewte/r] , May, Gisela [Interpret/in]
    Datum: 1978.10.06 [Sendedatum]
    Ort: Berlin, Ostberlin [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pier Paolo Pasolini wird in Innsbruck mit Zeichnungen, Druckwerken und Filmen vorgestellt
    Mitwirkende: Angerer, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1978.10.06 [Sendedatum]
    Ort: Innsbruck [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Kultur ; Film ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1978.10.06
    Spieldauer 01:02:09
    Mitwirkende Machatschke, Roland [Moderation] [GND]
    Sterbenz, Edgar [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1978.10.06 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-781006_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo