Mittagsjournal 1978.11.18

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    Rechtliches

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    Das war's.
    Schönen guten Tag, meine Damen und Herren, Sie hören das Mittagsschanal, die einstündige Informationssendung des aktuellen Dienstes.
    Redakteur-Mikrofon ist Wolfgang Steinwendner.
    Aus dem Inland werden wir von zwei Landesparteitagen der Sozialisten berichten, Landesparteitage der SPÖ in Oberösterreich und in Vorarlberg.
    Außerdem stellen wir einen Bericht des Wirtschaftsforschungsinstitutes zur Entwicklung der gewerblichen Betriebe in Österreich vor.
    Mitarbeiter im Ausland werden sich unter anderem melden zu den bevorstehenden Landtagswahlen in Südtirol, zur Regierungserklärung der Militärs heute in Teheran und zum Kongress der europäischen Linksparteien in Berlin.
    Die Kulturredaktion hat seinen Beitrag über diverse Veranstaltungen anlässlich des 150.
    Todestages von Franz Schubert vorbereitet.
    Zunächst aber gibt's Nachrichten.
    Für die Meldungen verantwortlicher Chef vom Dienst ist Adolf Poindl, Sprecherin Annemarie Bertet.
    Österreich.
    ÖVP-Klubobmann Mock erklärte heute vor dem Landestag des Niederösterreichischen Arbeiter- und Angestelltenbundes, die wachsende Belastung durch Steuern und sonstige Abgaben in den letzten fünf Jahren haben die Wettbewerbskraft der österreichischen Wirtschaft entscheidend geschwächt.
    Diese Belastungspolitik gefährde immer mehr die Vollbeschäftigung und sei eine der Ursachen für die derzeitigen Krisenzeichen auf dem österreichischen Arbeitsmarkt.
    Eine besondere Tragik bei den jüngsten Kündigungen liege in dem Umstand, dass vorwiegend Frauen betroffen seien, die ohne dies der doppelten Belastung von Beruf und Familie ausgesetzt seien und jetzt auch noch die Auswirkungen der verfehlten Wirtschaftspolitik zu tragen hätten.
    Beim Landestag des Niederösterreichischen Arbeiter- und Angestelltenbundes der ÖVP dürfte heute ein Führungswechsel vollzogen werden.
    Der bisherige Obmann, der frühere Verteidigungsminister Prader, soll durch Landeshauptmann-Stellvertreter Ludwig abgelöst werden.
    Für eine verstärkte Entwicklungspolitik haben sich sowohl Bundeskanzler Kreisky als auch ÖVP-Obmann Taus bei einer Podiumsdiskussion gestern Abend an der Wiener Wirtschaftsuniversität ausgesprochen.
    Bundeskanzler Kreisky meinte außerdem, in einer Rezessionszeit sei es Aufgabe des Staates, Investitionen zu fördern und selbst mit Aufträgen einzuspringen, wenngleich der Staat nur eine Rahmenplanung geben könne.
    ÖVP-Obmann Taus sprach sich grundsätzlich für eine Teilung der politischen und der ökonomischen Macht aus.
    Die Wachstumsmöglichkeiten seien angesichts neuer Technologien noch keineswegs erschöpft, betonte Taus, was aber nicht bedeute, dass mit weiterem Wachstum vermehrt Umweltprobleme auftreten würden.
    Universitätsprofessor Bruckmann meinte, Österreich könne es sich durchaus leisten, in der Wachstumsfrage einen eigenen Weg zu gehen.
    Es wäre sogar möglich, die Löhne niedriger wachsen zu lassen, wenn gleichzeitig das Leben in Österreich lebenswerter gestaltet werde, etwa durch saubere Luft, was sich dann wieder auf den Fremdenverkehr auswirken würde.
    Professor Matzner gab zu bedenken, dass mehr Wachstum mehr Produkte und damit auch mehr Abfall bedeute.
    Anzustreben sei deshalb nicht ein hohes Wachstum an sich, von dem man dann wieder hohe Sanierungskosten zum Beispiel für die Flussreinhaltung abziehen müsse, sondern ein hohes Netto-Wachstum.
    Bei einer pädagogischen Tagung in Linz kritisierte heute der Klubobmann der Freiheitlichen Partei Peter in seiner Funktion als Schulsprecher die immer noch zunehmende Fülle des Lehrstoffes, besonders an den höheren Schulen.
    Wie Peter sagte, habe der Lehrstoff in den meisten Fächern seit der Einführung des Gratisschulbuches stärker zugenommen, als es die Lehrpläne erfordern würden.
    Der wachsende Umfang der Bücher diene wohl den Geschäften der Verlage, meinte der Redner, nicht aber der Überschaubarkeit des Lehrstoffangebotes.
    Als Beweis für den Widerspruch zwischen schulischem Anspruch und tatsächlicher jugendlicher Leistungsfähigkeit bezeichnete Peter den Anstieg der Zahl der Förderkurse.
    Sie haben seit 1973 um das Dreifache zugenommen.
    Am Sitz der OPEC in Wien wurden heute viertägige Beratungen der Wirtschaftskommission der OPEC beendet, wobei eine Ölpreisempfehlung für die nächste Ministerratskonferenz der Organisation am 16.
    Dezember in Abu Dhabi ausgearbeitet werden sollte.
    Weitere Diskussionsthemen waren die Auswirkungen der Dollarschwäche und der Inflation in den westlichen Industriestaaten auf die Öleinkünfte der OPEC sowie die von einigen Mitgliedsländern geforderte Ablösung des amerikanischen Dollars als Verrechnungseinheit für Ölgeschäfte.
    Einzelheiten über die Ergebnisse der Beratungen wurden nicht veröffentlicht.
    Nach Ansicht von Beobachtern dürften die Minister Mitte Dezember eine eher maßvolle Preiserhöhung für Rohöl beschließen.
    USA, Sowjetunion.
    Die amerikanischen Aufklärungsflüge über Kuba haben bis hier keine Klarheit darüber gebracht, ob auf der Insel Kernwaffen stationiert sind.
    Präsident Carter hat die Wiederaufnahme der Flüge der Fernaufkläre der Typs SR-71 über Kuba vor 14 Tagen angeordnet.
    Sie sollen Aufschluss darüber bringen, welche Version des Düsenjägers MiG-23 die Sowjetunion kürzlich an Kuba geliefert hat.
    Die Moskau-Bravda bestätigt in ihrer heutigen Ausgabe solche Flugzeuglieferungen im Wesentlichen, versichert aber zugleich, die neuen Maschinen unterschieden sich nicht besonders von den Düsenjägern, die bisher auf Kuba stationiert waren.
    Die MiG-23 kann Kernwaffen transportieren.
    Aufgrund des 1962 nach der Kuba-Krise abgeschlossenen amerikanisch-sowjetischen Abkommens ist die Sowjetunion verpflichtet, keine Kernwaffenträger nach Kuba zu liefern.
    Ungarn.
    Nach Abschluss ihres einwöchigen Aufenthalts in der Sowjetunion ist eine Gruppe von zwölf amerikanischen Senatoren heute in Budapest eingetroffen.
    In Moskau waren die Senatoren auch vom Ministerpräsidenten Kassigin und Staats- und Parteichef Brezhnev empfangen worden.
    Brezhnev hatte gegenüber der Gruppe erklärt, auch die Sowjetunion habe die Neutronenwaffe erpobt, deren Produktion aber bisher nicht aufgenommen.
    Bei dieser Gelegenheit warnte Brezhnev in eindringlicher Form vor einer weiteren Verzögerung bei den Verhandlungen über ein zweites SAL-Abkommen.
    Iran
    Ministerpräsident Azari hat heute dem Parlament sein neues Kabinett vorgestellt.
    Die Regierung gehören nach der Berufung von acht weiteren Zivilisten nunmehr fünf Generale und 17 Zivilisten an.
    Azari sagte vor dem Parlament, er wolle mit seinem Regierungsprogramm die Unordnung beenden und die Disziplin garantieren.
    Anschließend erklärte Asseri vor der Presse, der Shah wünsche die Dominierung einer Zivilregierung und die Durchführung freier Wahlen, sobald die Ruhe wieder hergestellt und die Sicherheit garantiert sei.
    Schließlich meinte der neue Regierungschef, es bestehe im Iran nicht die Gefahr eines Bürgerkrieges.
    USA
    Die Menschenrechtskommission der OAS, der Organisation amerikanischer Staaten, hat gestern Abend in Washington einen alarmierenden Bericht über die jüngsten Ereignisse Nicaragua veröffentlicht.
    Der Nationalgarde des Diktators Somoza wird vorgeworfen, während des Bürgerkriegs im vergangenen September zahlreiche Menschen getötet zu haben.
    Außerdem wird in dem Bericht der Kommission, die sich an Ort und Stelle über die Geschehnisse informiert hat, der Regierung Nicaragues vorgeworfen, das Rote Kreuz an seiner Arbeit behindert zu haben und Schuld am Tod zweier Rotkreuz-Helfer zu tragen.
    Spanien Innenminister Villier hat im Zusammenhang mit den jüngsten Unruhen im Baskenland heftige Vorwürfe gegen den baskischen Generalrat erhoben.
    Der Minister beschuldigte die Regionalregierung, die Isolierung der baskischen Separatistenbewegung ETA zu erschweren.
    Die Haltung bestimmter politischer Kräfte, die die Ermordung von Angehörigen des Sicherheitskorps mit Indifferenz verfolgten, sei unerträglich, sagte Vilja.
    Der Minister antwortete damit auf eine Note des Generalrates, in der die Guardia Civil als Kraft bezeichnet wurde, die gegen die Bevölkerung wie gegen eine feindliche Gesellschaft vorgehe.
    In der baskischen Stadt Mondragon sind am Mittwoch bei einer Schießerei zwei ETH-Mitglieder und eine Frau getötet und weitere vier Menschen verletzt worden.
    Hierauf kam es gestern in der Provinz Gibuzor zu einem Generalstreik und in Bilbao, Pamplona, San Sebastian und Vitoria zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei.
    Österreich
    Im Wiener U-Bahn-Netz wurde heute Vormittag die Station Stephansplatz eröffnet.
    Für die vier Kilometer lange Strecke vom Reumannplatz bis zum Stephansplatz benötigt die U-Bahn einschließlich der Aufenthalte in den Stationen nur acht Minuten.
    In den Spitzenzeiten verkehren die Züge in drei Minutenintervallen.
    Im Herbst kommenden Jahres wird die U1 bis zum Schwedenplatz und 1981 bis zum Praterstern geführt werden.
    An der Verlängerung dieser Linie nach Kagran wird bereits gearbeitet.
    Die Verlängerung vom Räumernplatz nach Süden ist in Planung.
    1980 soll die U2 zwischen Kadlsplatz und Schottenring den Betrieb aufnehmen.
    Ein Jahr später soll die gesamte Stadtbahn Wientall-Linie bis Hüttelbörf auf U-Bahn-Betrieb umgestellt sein.
    Anlässlich der Eröffnung der Station Stephansplatz gibt es auf der U1 ganztägig Freifahrt.
    Das waren die Meldungen.
    Und nun zum ausführlichen Wetterbericht.
    Die Wetterlage.
    Das über Südeuropa und dem Alpenraum liegende Hochdruckgebiet bleibt für unser Bundesgebiet wetterbestimmend.
    Über den Niederungen werden sich aber während der kommenden Nacht ausgedehnte Nebelfelder bilden, die den Wetterablauf morgen unfreundlich gestalten werden.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    In den südalpinen Beckenlagen teilweise ganztägig nebelig trüb, sonst meist heiter bis wolkig, schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen in den Nebelzonen um 0 Grad, sonst 4 bis 9 Grad.
    Während der Nacht häufig Nebelbildung.
    Tiefstemperaturen minus 8 bis 0 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen.
    Im Gebirge und in den meisten innalpinen Tälern nach Auflösung einzelner Nebelfelder sonnig.
    Im übrigen Bundesgebiet sehr beständiger Nebel, vielfach ganztägig bedeckt durch Hochnebel.
    Südliche Winde, Tageshöchsttemperaturen in den Nebelzonen um 0 Grad.
    Bei sonnigem Wetter 4 bis 10 Grad.
    Und die Messwerte von 12 Uhr?
    Wien heiter bei 5 Grad, Südwind 15 km in der Stunde.
    Eisenstadt Nebel minus 1 Grad, Ostwind 5.
    Lind stark bewölkt, Bodennebel 0 Grad, Ostwind 2 km in der Stunde.
    Salzburg-Wolkig, 8° Windstille.
    Innsbruck-Heide, 7° Windstille.
    Bregenz-Heide, 6° Südwestwind, 5°.
    Graz-Wolkig, 1° Windstille.
    Und Klagenfurt, bedeckt durch Hochnebel, minus 1° Windstille.
    Es ist jetzt zwölfe und zwölf Minuten zunächst der obligate Blick in die heute in Österreich erschienenen Zeitungen.
    Für die Auswahl der Zitate zeichnet heute Erich Eichinger verantwortlich.
    Hauptthema der Kommentare der österreichischen Tageszeitungen sind heute die Kündigungen bei einigen österreichischen Betrieben.
    So schreibt zum Beispiel Georg Weiland in der Kronenzeitung unter dem Titel Ist Eumig Schuld daran?
    Noch vor wenigen Wochen ran den Regierungsmitgliedern der Name Eumig geradezu genüsslich von den Lippen.
    Jetzt fällt den gleichen Herren zum Thema Eumig plötzlich nichts Positives mehr ein.
    Der Kanzler murmelt etwas von Marktwirtschaft, war ja nie sozial und Privatangestelltenboss Stallinger urgierte eine längerfristige Planung.
    Wie weise.
    Darf man sich bei solchen Verhaltensweisen noch darüber wundern, dass das Investitionsklima in unserem Land so schlecht geworden ist?
    Gerade den Eumig-Besitzern wird man schwer unsoziales Verhalten nachweisen können.
    Sie haben die 40-Stunden-Woche in ihrem Betrieb bereits zu einem Zeitpunkt eingeführt, als die klugen Sozialpolitiker dieses Anlegen noch gar nicht diskutierten.
    Und bei Eumig wurden vor Jahren alle Arbeiter zu Angestellten.
    Die Gewerkschaft wird zur Durchsetzung dieser Dinge noch Jahrzehnte brauchen.
    Als Bundeskanzler Kreisky Eumig-Besitzer Fockenhuber angerufen hatte, weil in Vohnsdorf Ersatzarbeitsplätze geschaffen werden mussten, dauerte es knapp fünf Tage, bis der Eumig-Chef den Entschluss fasste, um rund 500 Millionen Schilling dort ein neues Werk zu errichten.
    Die Kündigungen bei Eumig, Bauknecht, Wagner-Biro und Steyr-Daimler-Puch seien keine Willkürakte, setzt Georg Weiland in der Kronenzeitung Farms.
    Und mitten in diese Gewitterwolken donnert nun Privatangestelltenpräsident Dallinger mit der Forderung nach 80 Prozent Spitzensteuer, paritätischer Mitbestimmung, wollen das die Arbeiter oder in Wahrheit nur die Funktionäre und nach mehr gewerkschaftlichem Einfluss auf die Investitionen.
    Ja, glaubt man denn allen Ernstes, dass es da noch viele Unternehmer geben wird, die bereit sind, ihr Geld für risikoreiche Projekte einzusetzen?
    Zu diesem Thema meint Alfred Peierleitner im Kurier.
    Ohne größeres Aufsehen hat sich eine Art vom politischen Stilwandel vollzogen.
    Intervenierten früher, gleich Kanzler und Finanzminister, wenn es um eine Handvoll Kündigungen ging, tröpfeln solche Abbaumaßnahmen nun schon recht flott und ungehindert dahin.
    Erst wenn eine vierstellige Entlassungszahl erscheint, gibt's plötzlich einen kalten Schauder.
    Offensichtlich wurde damit eine Reizschwelle erreicht.
    Eben deshalb verblüffte eine Bemerkung des Kanzlers nach dem Ministerrat dieser Woche, schließlich könne die Regierung ja den Österreichern nicht Polaroid-Kameras schenken, nur damit die Beschäftigung bei Eumig aufrecht bleibe.
    Das ist ein Satz, der in seiner goldrichtigen Einfachheit direkt vom Großvater der freien Marktwirtschaft, Adam Smith, stammen könnte.
    Nur hat sich die gleiche Bundesregierung früher nicht an solche Spruchweisheiten gehalten, sondern kräftigst über staatliche Ausgabenlawinen günstiges Konjunkturwetter zu schaffen versucht.
    In allen SP-Postwürfen der letzten Jahre kann man es nachlesen.
    Und Alfred Peierleitner im Kurier weiter?
    Darf man raten, was kommt.
    Höchstwahrscheinlich wird demnächst irgendwo der Satz fallen, dass man angesichts der drohenden Beschäftigungskrise ohne weiteres auch ein Defizit von 55 oder gar 60 Milliarden in Kauf nehmen müsse.
    Nicht nur das der projektierten 50 Milliarden laut Androschs Voranschlag.
    Und ebenso wahrscheinlich wird solch ein Vorschlag bereits am kommenden Mittwoch beim Gipfel Krajski-Tausz auftauchen.
    Mit doppelter politischer Verwendlichkeit.
    Sagt Tausz ja, so ist er mitverpflichtet, ohne mitentscheiden zu können.
    Sagt er nein, ist er der böse Vollbeschäftigungsverhinderer.
    Aus allen diesen Erwägungen sollte man sich von diesem pseudokoalitionären Tätertät nicht allzu viel erwarten.
    Anderer Meinung ist Günter Baburek im sozialistischen Oberösterreichischen Tagblatt.
    Seit in einigen Renommierbetrieben, wie Eumik und Stardaimler-Puch, Kündigungen drohen, sorgt sich auch VP Obmann-Taus um die Arbeitsplätze.
    Bei den Parteiengesprächen in der kommenden Woche will er mit Kreisky über deren Sicherung reden, kündigte er an.
    Hoffentlich kramt er dabei nicht im beschäftigungspolitischen Erfahrungsschatz der ÖVP, denn dann wäre diese Ankündigung als Drohung aufzufassen.
    Als die ÖVP noch in Österreich regierte, sah es mit der Arbeitsplatzsicherung traurig aus.
    Zwischen 1966 und 1969 gingen 30.000 Arbeitsplätze verloren.
    Erst die 70er Jahre mit einer SPÖ-Regierung brachten den Umschwung.
    Von 1970 bis Ende September 1978 wurden fast 400.000 neue Arbeitsplätze geschaffen.
    Eine Leistung, die umso mehr an Bedeutung gewinnt, als in diesem Zeitraum der schwerste Konjunktureinbruch der Nachkriegszeit zu verzeichnen war.
    Wenn Tauss die Notwendigkeit der Vollbeschäftigung heute anerkennt, so zeugt dies von der Bewältigung eines Lernprozesses.
    Wenn er sie als sein geistiges Eigentum reklamiert, dann beweist er damit lediglich ein schwaches Gedächtnis.
    Er kann die Sicherung der Arbeitsplätze auch in Zukunft jenen überlassen, deren Hauptanliegen dies schon bisher war.
    Es ist jetzt 12.17 Uhr.
    Landesparteitag der SP vor Adlberg.
    Der heute und morgen in Lustenau stattfindende Landesparteitag steht ganz im Zeichen diverser Wahlgänge.
    Bei der Atomabstimmung vor einem Monat gab es in diesem Bundesland den höchsten Prozentsatz an Nein-Stimmen aller Bundesländer.
    Vermutlich im Frühjahr wird es dann Landtagswahlen geben, im Juni folgen die Arbeiterkammerwahlen.
    In Vorarlberg gibt es den einzigen Arbeiterkammerpräsidenten, den die ÖVP stellt, nämlich Bertram Jäger.
    Im Oktober 1979 kommen dann die Nationalratswahlen.
    Von Seiten der Bundes-SPÖ wird für morgen Zentralsekretär Karl Blecher zu einem Referat erwartet.
    Im Mittelpunkt des heutigen Vormittags stand die Rede des Landesparteiobmannes.
    des Bregenzer Bürgermeisters Fritz Mayer.
    Elmar Oberhauser vom Landesstudio Vorarlberg berichtet nun aus Lustenau.
    Erster Parteitag der sozialistischen Partei Vorarlbergs unter Landesparteiobmann Fritz Mayer, letzter Parteitag der Vorarlberger Sozialisten vor den im kommenden Jahr fälligen Landtagswahlen, die terminlich noch immer nicht festgelegt sind.
    Da jedoch allgemein damit gerechnet wird, dass die Landtagswahlen 1979 vom Herbst ins Frühjahr vorverlegt werden, gilt dieser SPÖ-Landesparteitag auch in den Augen der Partei als eigentlicher Auftakt zum Landtagswahlkampf.
    Und diesem Wahlgang kommt ja aus der Sicht der SPÖ in Fadlberg besondere Bedeutung zu.
    Denn in der zu Ende gehenden Legislaturperiode befand sich die SPÖ im Fadlberger Landtag erstmals in der Opposition, nachdem die über die absolute Mehrheit verfügende ÖVP den ehemaligen Landesrat Winder nicht mehr als Regierungsmitglied akzeptiert hatte.
    Mit dem Hinweis, dass man sich keine personellen Vorschriften machen lasse, zog sich die SPÖ in die Oppositionsrolle zurück.
    Gerade deshalb wird im kommenden Wahlkampf die Frage einer möglichen Rückkehr der Sozialisten in die Landesregierung eine besondere Rolle spielen.
    Liebe Genossinnen und Genossen, jede politische Partei, die etwas bewirken will, sucht nach Möglichkeiten, ihre Ideen tatsächlich auch in einer Regierung verwirklichen zu können.
    Aber, Genossinnen und Genossen, wir sind nicht bereit,
    für die Beteiligung und Mitverantwortung in der Regierung ein Diktat der Mehrheitspartei zu akzeptieren, die uns vorschreiben will, wen wir in die Regierung entsenden wollen, beziehungsweise wen ihrer Meinung nach nicht in die Regierung von uns entsandt werden darf.
    Wir werden daher abwarten, ob die ÖVP gedenkt
    uns in der Landesregierung jene Anzahl von Regierungssitzen zugestehen, die ohne einen formellen Proporz einführen zu wollen, der Anzahl unserer Wähler stimmen und damit jenem Maß an Verantwortung entspricht, mit dem uns die Wähler bei den nächsten Wahltagswahlen ausstatten werden.
    Zweites Hauptthema im Referat des SPÖ-Landesparteiobmannes, die im Juni kommenden Jahres über die Bühne gehenden Arbeiterkammerwahlen.
    Farlberg stellte mit Bertram Jäger den einzigen ÖVP-Arbeiterkammerpräsidenten Österreichs.
    Und Jäger stand auch im Schussfeld der Kritik des SPÖ-Landesparteiobmannes.
    Anstatt Arbeitnehmerinteressen zu vertreten, habe er ein Nahverhältnis zur Wirtschaft.
    Knossenjäger aber ist ein eklatantes Beispiel dafür, wie man mit politischer Skrupellosigkeit die Arbeiter und Angestelltenschaft ständig hinters Licht zu führen versucht, sie gegeneinander ausspielt und sich damit zum gewissenlosen Handlanger jener Interessen macht, gegen die aufzutreten, ein Arbeiterkammerpräsident eigentlich gesetzlich verpflichtet wäre.
    Geschätzte Parteifreunde, es ist höchste Zeit, dass die Vorarlberger Arbeiterkammer zu einer echten Interessenvertretung aller Arbeitnehmer dieses Landes wird.
    Es ist höchste Zeit, dass Jäger seine Karriere dort beendet, wo er eigentlich hingehört, in den Wirtschaftsbund oder in die Industriellenvereinigung oder in die Vorarlberger Handelskammer.
    Schließlich ging es noch um das Thema Zwentendorf-Volksabstimmung.
    Die Fahlberger Sozialisten waren ja mit ihrer klaren Nein-Haltung auf die mehr oder weniger deutlich ausgesprochene Kritik der Bundespartei gestoßen.
    Die Haltung der Fahlberger Sozialisten sei aber nicht als Opportunismus zu sehen, wurde heute erklärt.
    Ist es denn, geschätzte Parteifreunde, Opportunismus, wenn eine Partei wie die Sozialdemokratische in diesem Land zehn Jahre lang gegen Rüthi ankämpft, übrigens unterstützt von führenden Genossen aus der Bundesregierung, aus unserer Bundesregierung und aus unserem Bundesparteivorstand?
    und zehn Tage vor der Volksabstimmung bei ihrem Nein bleibt, auch wenn die Bundespartei ein Ja empfiehlt.
    Der Dank des Landesparteitages gelte den beiden Fadelberger SPÖ-Nationalratsabgeordneten Heinz und Streichl, die durch ihr Verhalten im Parlament die Atomvolksabstimmung erst ermöglicht hätten.
    Soviel zu den bisherigen Schwerpunkten des Fadelberger SPÖ-Landesparteitages
    der am Nachmittag mit den Neuwahlen fortgesetzt und morgen Vormittag mit einem Referat von Zentralsekretär Karl Blecher abgeschlossen wird.
    Das war ein Bericht aus Vardelberg, aber auch die SPÖ in Oberösterreich hält heute ihren Landesparteitag ab, und zwar in Linz.
    Und auch dieser Landesparteitag ist eine Art Wahlkampfauftakt für die Landtagswahlen im nächsten Jahr.
    Anders als in Vorarlberg gibt es aber in Oberösterreich keine Anzeichen, dass die regulär für Oktober angesetzten Landtagswahlen, um den Nationalratswahlen auszuweichen, ins Frühjahr vorverlegt werden.
    Dazu kommt, dass Oberösterreich der einzige Landtagswahlgang des nächsten Jahres ist, bei dem sich die SPÖ Hoffnungen auf den Landeshauptmann macht.
    Gastin Linz von Seiten der Bundes-SPÖ ist Parteivorsitzender.
    Kreiskehrer aus Linz meldet sich nun Franz Rohrofer vom Landesstudio Oberösterreich.
    Der SPÖ-Bundesvorsitzende Bruno Kreisky versprach gleich zu Beginn seines Referates vor dem Parteitag in Linz, dass er keines der vielen sogenannten heißen Eisen liegen lassen wolle.
    Als erstes griff er auch die letzten Kündigungen auf und meinte, dass beäumig im Februar dieses Jahres Neuaufnahmen durchgeführt wurden, die einen Teil der jetzigen Kündigungen ausmachten.
    Grundsätzlich müssten aber Regelungen überlegt werden, wie rechtzeitig auf Kündigungen reagiert werden könnte.
    Ich will durchaus nicht,
    denjenigen das Wort reden oder die Idee vertreten, dass man Unternehmen verbieten muss, Leute zu entlassen, wenn sie sich unter gar keinen Umständen beschäftigen können.
    Derartiges kann man zwar beschließen, aber es wird keine reale Chance haben, verwirklicht zu werden.
    Aber ich glaube doch, dass eine Art Vorwarnsystem geschaffen werden muss, um den Arbeitsmarktbehörden bessere Möglichkeiten zu bieten, auf derartige Entwicklungen zu reagieren.
    Kreisky ging dann auf ein in Oberösterreich bodenständiges Problem, nämlich auf die Kündigungen im Werk Steyr der Steyr Daimler Buch AG ein, die ja ein Konzernbetrieb einer verstaatlichten Bank ist.
    Und damit komme ich aber auch auf einen wunden Punkt, der meiner Meinung nach auch Beachtung, besondere Beachtung verdient.
    Nämlich, dass die Vorsicht, mit der wir Arbeitsplatzprobleme innerhalb der verstaatlichten Betriebe nun seit Jahren praktizieren, dass das zumindest auch für die Konzernbetriebe der verstaatlichten Banken wird gelten müssen.
    Denn sehen Sie, gerade in dem Fall, den ich jetzt meine, es gibt andere auch, kann nicht nur der Generaldirektor der Verstaatlichten Bank die einzige letzte Instanz sein, hier muss doch auch noch ein bisschen mehr geschehen.
    Zum Steirer-Problem meinte Kreiske noch, er habe bei Gesprächen mit BMW in München den Eindruck gewonnen, dass es für Steier noch große und interessante Entwicklungen geben werde.
    Allerdings müsse auch das Land Oberösterreich überprüfen, ob es sein Angebot für weitere BMW-Projekte nicht erhöhen sollte.
    Jedenfalls habe das ehemalige Austro-Porsche-Projekt offensichtlich dazu geführt, dass Produktionen auf dem Autosektor nach Österreich gebracht werden konnten und vor allem der Mittelindustrie zustattenkommen.
    Kreisky ging dann unter anderem noch auf die sogenannte Generalvollmacht ein, die ihm vom Parteivorstand der SPÖ eingeräumt worden ist und meinte, er verstehe sie so, dass dadurch gewisse Dinge rascher entscheidungsreif gemacht werden sollten.
    Der Parteivorstand habe aber dadurch auf keines seiner Rechte verzichtet.
    Soweit Bundeskanzler Kreisky in Linz.
    Nun zum SPÖ-Landesparteitag selbst.
    Oberösterreich ist ja für die Sozialistische Partei bundesweit Hoffnungsgebiet.
    Immerhin war die SPÖ in diesem Bundesland schon einmal stimmenstärkste Partei, wenn sie auch damals 1967 nicht den Landeshauptmann stellen konnte.
    1973 hat sie zwar nicht zuletzt aufgrund einer heftigen Personaldiskussion ihren Stimmenvorsprung wieder eingebüßt und hält heute bei 24 Landtagsmandaten gegenüber 28 der ÖVP und 4 der FPÖ.
    Die Führungsfrage ist aber seit 1973 ausgestanden und so hoffen die Parteifunktionäre wieder einmal, bei den Landtagswahlen 1979 mit Dr. Hubert Hartl so gut abzuschneiden, dass mit Unterstützung der Freiheitlichen Partei erstmals ein SPÖ-Landeshauptmann in Oberösterreich möglich wird.
    Unter diesen Vorzeichen steht auch der 25.
    Ordentliche Landesparteitag im Linzer Brucknerhaus.
    Landesparteiobmann Hartl fand in seinem Grundsatzreferat lobende Worte für die Freiheitliche Partei unter ihrem Obmann Horst Schender, der sich aus der Umarmung mit der ÖVP gelöst habe.
    Die politischen Angriffe Hartls richteten sich ausschließlich gegen die ÖVP und gegen seinen Konkurrenten um den Landeshauptmann-Sessel, den ÖVP-Obmann Ratzenböck.
    Der Landesparteitag in Linz sollte angesichts dieser Ausgangssituation ein Aufbruch für die Partei werden, gekennzeichnet durch Parolen wie »Wir packen es an« gemeinsam in die 80er Jahre.
    Landesparteiobmann Hartl ist als Spitzenkandidat für die Landtagswahlen außer Frage, wenn er auch, wie der heutige Parteitag zeigt, nicht völlig unbestritten ist.
    Berichterstatter war Franz Rohhofer vom Landesstudio Oberösterreich mit einem Blick auf die Uhr zwölf und 28 Minuten, zwei Minuten vor halb eins ist es mittlerweile geworden.
    Gewählt wird morgen in Südtirol.
    Die 293.000 stimmberechtigten Bewohner der Provinz Bozen, von denen zwei Drittel der deutschen Sprachgruppe angehören, wählen morgen den achten Südtiroler Landtag seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
    Es handelt sich dabei um die erste Wahl seit der Einführung des zweiten Autonomiestatuts im Dezember 1976, das Südtirol nicht nur weitgehende Eigenständigkeit gegenüber der italienischen Regierung in Rom, sondern auch die beinahe vollständige Unabhängigkeit von der Regionalverwaltung in Trient gewährt.
    Und wie war es bisher in Südtirol im Landtag?
    Von den 34 Sitzen des Bozener Landtags eroberte die Südtiroler Volkspartei, das ist die mit Abstand stärkste Partei, vor 5 Jahren 20 Sitze, die Demokratie Christianer 5, die KPI 2, die Sozialisten 2, die deutschsprachigen Sozialdemokraten 2 Sitze.
    Die übrigen drei Sitze gingen an die Faschisten, an die italienischen Sozialdemokraten und an die deutschsprachige Soziale Fortschrittspartei.
    Morgen also Wahlen zum Südtiroler Landtag.
    Dazu ein Bericht von Leonhard Paul Michel.
    Die Südtiroler Volkspartei als weitaus größte Partei im Lande stellt sich den Wählern wieder als Partei mit bisher absoluter Mehrheit.
    Sie kann vor den Wählern mit einer stolzen Bilanz über die letzte Legislaturperiode hintreten.
    Viele Zuständigkeiten sind Kraft des neuen Autonomiestatutes vom Staat und von der Region auf die Provinz übergegangen.
    Nicht weniger als 320 Landesgesetze wurden in den letzten fünf Jahren verwirklicht.
    Gleichzeitig muss die Volkspartei auch Rechenschaft ablegen über die 30-jährige Regierungszeit.
    Ein Teil ihrer Politiker zieht es jedoch im Wahlkampf vor, nicht so sehr das Hauptgewicht auf die Erfolge der letzten fünf Jahre zu legen, sondern eine kritische Analyse der derzeitigen politischen Situation im Zusammenhang mit einer weiteren Durchführung des Autonomiestatutes in den Vordergrund zu stellen.
    Es ist unverkennbar, dass seit zwei Jahren in der 12. und 6.
    Kommission kaum bis keine Fortschritte erzielt wurden.
    Wichtige Durchführungsbestimmungen wie die Gleichstellung der Deutschen mit der italienischen Sprache oder die Errichtung eines eigenen Verwaltungsgerichtshofes in Bozen stehen noch aus.
    Seit zwei Jahren haben die italienischen Kommunisten in Rom mit Verantwortung für den Staat übernommen.
    In diesen beiden Jahren wurden immer häufiger Landesgesetze von Rom rückverwiesen.
    Die italienischen Parteien in Südtirol einschließlich dem Koalitionspartner Democratia Christiana gehen in Frontstellung zur Volkspartei.
    Ihr Motiv – Minderheit in Südtirol sind nicht die Südtiroler und die Ladiner, sondern die Italiener selbst.
    Am deutlichsten kommt diese Haltung im Zusammenhang mit der Verwirklichung des ethnischen Proporzes und der sogenannten Zweisprachigkeit zutage.
    Während die Volkspartei eine strikte Einhaltung der Autonomiebestimmungen verlangt, kämpft die italienische Volksgruppe für eine elastische Anwendung dieser Bestimmungen.
    Am deutlichsten in dieser Hinsicht ist die Kommunistische Partei.
    Trotzdem führte sie einen ausgesprochen zurückhaltenden Wahlkampf und vermied es grundsätzlich, auf den teilweise harten antikommunistischen Kurs der SVP ebenso hart zu erwidern.
    Als Wahlhelfer für die eigene Partei weilte Berlinguer einen Tag in Südtirol, ergriff zu lokalen Fragen jedoch nicht das Wort.
    Den deutschsprachigen Oppositionsparteien ist es nicht gelungen, sich gegen die starke Volkspartei zu vereinigen.
    Neben den deutschsprachigen Vertretern in der KPI und im Partito Socialista Italiano sowie in der neuen Linken Nuova Sinistra kandidieren drei deutschsprachige Oppositionsparteien.
    Da ist einmal Dr. Egmont Jeni von der Sozialen Fortschrittspartei, der schon bei den letzten Wahlen nur mit einem Reststimmenmandat in den Landtag kam, und die Partei der Unabhängigen, die bis vor einem halben Jahr mit demselben Dr. Jeni die sogenannte Vereinigte Opposition in Südtirol bildete, dann sich wieder von ihm trennte.
    Die stärkste Opposition im Lande ist mit derzeit zwei Mandaten im Landtag die Sozialdemokratische Partei Südtirols.
    Ihr wahlpolitisches Ziel ist mehr Demokratie, mehr Freiheit, mehr Gerechtigkeit.
    Auch innerhalb der Südtiroler Volkspartei selbst bildeten sich während des Wahlkampfes Richtungen, die die eigene Partei kritisieren.
    So entstand vor rund einem Monat eine Bürgerinitiative, die von der Landesregierung mehr Aufgeschlossenheit gegenüber der Bevölkerung verlangt.
    Dieser Bürgerinitiative gehören neben Industriellen und Angestellten auch Vertreter des autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbundes an.
    Diese Strömung wirft der Landesregierung vor, sie habe das Ohr nicht mehr am Volk.
    Sie habe den Zentralismus Roms nach Bozen übertragen und verwalte die Gemeinden von oben herab.
    Eine weitere kritische Richtung innerhalb der Partei verlangt, man solle in Südtirol jenen Personen gegenüber wachsam sein, die das Land mit noch mehr Beton und mit noch mehr fremden Betten überziehen.
    Diesen Leuten, die dafür verantwortlich sind, solle man bei der Wahl keine Stimme geben.
    Den lebendigsten Wahlkampf führte ohne Zweifel die Partei der Neuen Linken, Nuova Sinistra, die sich als eine Gegenliste und nicht als Parteiliste versteht.
    Auf ihrer Liste stehen italienische und Südtiroler Kandidaten.
    Sie stellt sich gemeinsam mit der radikalen Partei und betreibt während der Wahlzeit einen eigenen Privatsender.
    Einige Kandidaten dieser Neuen Linken haben sich geweigert, bei der Kandidatur die Bescheinigung ihrer Volksgruppenzugehörigkeit beizulegen.
    Sie wurden deshalb von der Wahlbehörde von der Liste gestrichen.
    Hier wird von verschiedener Seite die rechtliche Frage aufgeworfen, ob die Verpflichtung für das passive Wahlrecht, die Volksgruppenzugehörigkeit anzugeben, nicht in Widerspruch zur italienischen Verfassung stehe.
    Nach oberflächlichen Schätzungen sollen in Südtirol an die 20.000 Mischlinge leben, die sich weder der deutschen noch der italienischen Volksgruppe zugehörig fühlen.
    Ohne Zweifel wird dieses Thema auch nach dem Wahlkampf in Südtirol lebendig bleiben.
    Besonders schwierig ist der Wahlkampf für die Demokrazia Christiana.
    Seit Jahrzehnten mitverantwortlich an der Regierung im Land und an den Durchführungsbestimmungen des neuen Autonomiestatutes läuft sie Gefahr, bei der italienischen Wählerschaft als Mitläuferin der Volkspartei verschrien zu werden.
    Ihre Wahlhelfer waren Giulio Andriotti und der Parteisekretär Benigno Zaccanini.
    Die italienische Volksgruppe ist am stärksten von einer Zersplitterung bedroht, da insgesamt elf Parteien um rund 100.000 Wählerstimmen werben.
    Das war Leonhard Paul Michel aus Bozen und jetzt ein wirtschaftspolitischer Beitrag.
    Das österreichische Gewerbe ist neben der Landwirtschaft jener traditionelle zweite Wirtschaftszweig, der in der Wirtschaftsentwicklung der vergangenen Jahre einem tiefgreifenden Strukturwandlungs- und Anpassungsprozess unterworfen war.
    Während der Jahre 1960 bis 1967 hat sich zum Beispiel die Zahl der im Gewerbe selbstständig Tätigen um 50 Prozent verringert.
    Außerdem haben Betriebskonzentrationen nahezu zu einem Aussterben der Kleinstbetriebe geführt.
    Ein mittlerer Gewerbebetrieb umfasst heute ungefähr neun Beschäftigte.
    Im österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung hat man in den vergangenen Monaten eine Untersuchung darüber angestellt, wie sich das österreichische Gewerbe in den Jahren 1964 bis 1977 strukturell verändert hat.
    Und darüber führte Michael Kerbler mit Diplom-Kaufmann Dr. Martha Zinnecker das folgende Gespräch.
    Frau Diplom-Kaufmann Zinnecker, welche Veränderungen haben sich im österreichischen Gewerbe, in der Struktur des österreichischen Gewerbes, in diesem Zeitraum ergeben?
    Ja, man kann sagen, dass das österreichische Gewerbe sich innerhalb des Beobachtungszeitraums relativ gut gehalten hat.
    Es steht derzeit mit etwa siebeneinhalb Prozent am Bruttonationalprodukt nach
    Industrie, Handel und Bauwirtschaft an der vierten Stelle und beschäftigt rund 11 Prozent aller Erwerbstätigen.
    Die Produktion im Gewerbe wuchs annähernd so rasch wie in der Industrie und sogar etwas rascher als in der Gesamtwirtschaft.
    Das Gewerbe hat sich den heutigen Markt- und Nachfragebedingungen angepasst.
    Es hat neue Funktionen und Produktionsweisen übernommen.
    Und zwar kam es zu einer Verlagerung vom Erzeugungsanteil zum Handels-, Service- und Reparaturanteil.
    Das heißt also, dass das Gewerbe von einem Produzierenden zu einem Dienstleistungsgewerbe geworden ist.
    Wer hat das Gewerbe dahin gebracht?
    Das Gewerbe konnte im Gegensatz zur Konkurrenz der Industrie sich jetzt nur dadurch behaupten, dass es andere Produktionen und Funktionen
    Zum Beispiel produziert es in Kleinserien, dann ist es spezialisiert auf die Produktion von ganz bestimmten Spezialprodukten und ist bedeutend für die Produktion für einen gehobenen Bedarf sowie als Zulieferer für die Industrie.
    Das heißt, das Gewerbe ist ziemlich bedeutend für den konsumnahen Inlandsverbrauch.
    Können Sie einen Gewerbebetrieb des Jahres 1964, der typisch für dieses Jahr war, skizzieren und einen aus dem Jahr 1977?
    Welche strukturellen Änderungen haben sich bis heute ergeben?
    Ja, es kam innerhalb dieser Zeit zu einem starken Schrumpfungsprozess von den früher typisch arbeitsintensiven Gewerbebranchen, wie zum Beispiel das Textilgewerbe, Bekleidungsgewerbe, also Schuster, Schuhmacher, Wäsche, Warnerzeuger, die sind sehr stark zurückgegangen.
    Hingegen haben kapitalintensive technische Gewerbezweige, wie zum Beispiel das chemische Gewerbe, die Kunststoffspritzer etc.,
    stark an Bedeutung gewonnen.
    Zudem gibt es Wachstumsbranchen, bei denen die technischen Servicebetriebe dominieren.
    Das ist zum Beispiel das Kraftfahrzeugmechanikergewerbe, Karosseriebauer, Elektromechaniker etc.
    dass Gewerbe, die Klein- und Mittelbetriebe in Österreich werden immer wieder als der Grund dafür genannt, dass die österreichische Wirtschaft im Grunde genommen den internationalen Wirtschaftskrisen flexibel gegenübersteht.
    Wie hat sich die Gewerbestruktur, wie hat sich das Gewerbe in den Krisenzeiten der vergangenen Jahre bewähren können?
    Das Gewerbe hat in den letzten Jahren, insbesondere während der Rezession, sich als krisenfester erwiesen als zum Beispiel die Industrie.
    Dies war vorwiegend darauf zurückzuführen, dass das Gewerbe weniger für die stark schwankenden Nachfrageaggregate produziert, wie Export- und Investitionsgüter, als beispielsweise die Industrie.
    Frau Dr. Zinniger, glauben Sie, dass das Gewerbe auch in Zukunft ein Wirtschaftszweig bleiben wird, wo der Arbeitsplatz im Gegensatz zur Industrie, siehe Eumig, siehe Bauknecht, sicher sein wird?
    Es hat sich in der letzten Zeit gezeigt, dass die Gesamtbeschäftigung von 1975 bis 1977 wieder etwas gewachsen ist und somit trug das Gewerbe ähnlich wie der gesamte Dienstleistungssektor zur Stabilisierung der Gesamtwirtschaft bei.
    Danke für das Gespräch.
    Reporter war Michael Kerbler, 12.40 Uhr ist es jetzt wieder Außenpolitik.
    In Persien hat heute Ministerpräsident Dascharis ein neues Kabinett vorgestellt.
    Erst am Donnerstag hat Daschar acht Zivilisten zu neun Ministern ernannt.
    Gestern gab es anlässlich des 57.
    Gründungstages der kaiserlichen Streitkräfte in Teheran eine Militärparade, eine Demonstration der Macht der Militärs.
    Man wollte offensichtlich demonstrieren, dass nach den Unruhen der vergangenen Wochen die Regierenden das Zepter wieder fest in der Hand haben.
    Aus Teheran berichtet nun unser Redaktionsmitglied Ferdinand Hinnerbichler.
    Die iranische Armee weiß offensichtlich auch keine endgültige Lösung.
    die drängendsten Probleme des Landes.
    Sie zeigt sich aber entschlossen, das Schlimmste in Persien zu verhindern.
    Das ist die Kurzbilanz der Parlamentssitzung heute Vormittag in Teheran.
    Die Opposition unter den insgesamt 263 Abgeordneten war aus Protest nicht ins Parlament gekommen.
    Die Opposition, das ist eine im Grunde genommen zersplitterte Gruppe von elf bis 15 Politikern,
    Ganz genau weiß man das auch im Parlament, wegen der Wirrnisse im Land im Augenblick nicht, wer sich noch wohin zählt.
    Gesprochen haben nur sieben Abgeordnete der Einheitspartei Rastakis.
    Fast alle waren Jubelredner für den Schah und nur ganz gelegentlich blitzte leise Kritik an den Menschenerschießungen der vergangenen Wochen durch die Armee durch.
    Ein Rahmzimmer blieb die Frage der Menschenrechte.
    und die Kritik des amerikanischen Präsidenten Carter an den Zuständen hier im Iran.
    Ein Abgeordneter sagte, der amerikanische Präsident habe anscheinend noch immer nicht begriffen, dass der Islam weit über den Menschenrechten stehe.
    Um 10.25 Uhr lokalen Zeit kam dann der neue Regierungschef General Aschari ans Rednerpult.
    Er begann seine Ansprache mit einer Darstellung der innenpolitischen Lage.
    Diese innenpolitischen Lage ist seiner Meinung nach kritisch, triste und äußerst schwierig.
    Aschadi sagte wörtlich, hätte die Armee in Persien nicht eingegriffen, dann wäre der Iran heute schon kaputt und zerstört.
    Der Chef der iranischen Militärregierung präzisierte dann im Einzelnen.
    Sein Kabinett habe drei Hauptanliegen.
    Erstens, dem Land Sicherheit zu bringen und dann versprach er neuerlich aufgrund dieser Sicherheit die Innenpolitik und die Regierung wieder an eine Zivilregierung weiterzugeben.
    Zweitens, die Nahrungsmittelversorgung sicherzustellen.
    Drittens, den Kampf gegen die Korruption im Land rigoros zu verschärfen.
    Neu scheint unter diesen Zielen
    Vor allem der betonte Vorrang der Lebensmittelversorgung.
    Ein Hinweis, dass die Armee entschlossen ist, neue Unruhen nicht aufkommen zu lassen, sollten die Iraner in den kommenden Wintermonaten tatsächlich einmal die letzten eisernen Reserven aus Blechbüchsen aufgegessen haben.
    Der Iran ist ja im Augenblick nach wie vor zwischen 70 und 90 Prozent von Nahrungsmittelversorgung aus dem Ausland abhängig.
    General Aschari fasste schließlich sein Regierungsprogramm in sieben Punkten zusammen.
    Er sagte, erstens, die Armee wolle die Einheit des Irans.
    Sie wolle also verhindern, dass das Land durch die Unruhen zerfällt.
    Zweitens, die Armee wolle den Frieden wiederbringen.
    Drittens, der Kampf gegen die Korruption soll verstärkt fortgesetzt werden.
    Viertens, Nahrungsmittel, Elektrizität,
    Wasserversorgung sollen garantiert werden.
    Fünften Wiederaufbau der Wirtschaft.
    Sechsten freie, unabhängige Politik für den Iran und sieben Beziehungen zu allen Ländern der Welt.
    Gleichzeitig welchen politischen Lagern sie angehören.
    Al-Dari sagte kein Wort zur Opposition.
    Er sagte kein Wort zu Grundrechten, wie etwa zur Frage der Frechdefreiheit im Iran.
    Es ist ein eher dürftiges Regierungsprogramm, das nicht desto weniger immer wieder im Parlament durch Jubelrufe von den Abgeordneten Rängen unterbrochen wurde.
    Eine Lösung der Krise dürfte dieses Programm nicht bringen.
    Berichterstatter war Ferdinand Henner-Bichler.
    Seit Donnerstag tagt in West-Berlin der erste Kongress für und über Rudolf Barro.
    Tagungsgrundlage ist das Buch »Die Alternative«, eine Abhandlung des in der DDR zu acht Jahren Freiheitsstrafe verurteilten Regimekritikers Rudolf Barro.
    Barrow hatte in diesem Buch den Weg der Sowjetunion nach der Oktoberrevolution nicht als Entwicklung zu Sozialismus und Kommunismus, sondern als nicht-kapitalistischen Weg zur Industrialisierung definiert und dies alles mit scharfer Kritik an den Zuständen in der DDR verbunden.
    Der Kongress vereinigt einen Großteil der europäischen Linken, mit dabei sind auch die italienischen und die spanischen Kommunisten.
    Es berichtet Heiner Giersberg.
    Die SEW, der in West-Berlin zugelassene Ableger der Sozialistischen Einheitsparteien der DDR, höhnte vor den Türen des Auditorium Maximum.
    Rudolf Barrow sei zu Recht ins Zuchthaus gewandert, denn er habe eine geheimdienstliche Tätigkeit ausgeübt, behaupteten die SEW-Genossen.
    Bei der Internationalen Linken ernteten sie für diese These nur kalte Verachtung.
    In übereinstimmenden Beiträgen wurde Rudolf Barros Haft als eklatanter Verstoß gegen die auch und gerade vom Sozialismus eingestandene Berechtigung zur konstruktiven Kritik bezeichnet.
    Das 30-köpfige Komitee für die Freilassung des DDR-Systemkritikers forderte die Machthaber in Ost-Berlin auf, Barrow aus der Haft zu entlassen und ihn voll zu rehabilitieren.
    Für die Internationale Liga für Menschenrechte appellierte Professor Osip Flechtheim, an Ost-Berlin Barrow die Entgegennahme der von der Liga verliehenen Karl von Osjitzki-Medaille zu gestatten.
    Von anderen Referenten wurde hinzugefügt, jedes politische System, mithin auch das der DDR, verliere seine Glaubwürdigkeit, wenn es Gedankenfreiheit verfolge.
    Die Solidarität für Rudolf Barro wurde an diesem zweiten Kongresstag allenthalben deutlich.
    Freilich, die Auseinandersetzung mit seinen Thesen im Buch »Die Alternative« verlief weniger einheitlich.
    Die divergierenden Meinungen kamen offen zum Ausdruck.
    Kein Wunder bei so polaren Teilnehmern wie Peter von Oertzen aus dem Bundesvorstand der bundesdeutschen SPD und Ernest Monvel, dem Sekretär der Vierten Internationale in Brüssel.
    Von der Generallinie der SPD in der Bundesrepublik, Koexistenz mit dem politischen Gegner in der DDR durch Zurückhaltung zu erreichen, hielt in den Diskussionen niemand etwas.
    Auseinandersetzung mit den Repräsentanten des real existierenden Sozialismus, das wurde schon mehr postuliert.
    Vor allem, weil die gegenwärtigen Regime der osteuropäischen Staaten nicht fähig seien, die Herausforderung durch bürgerliche Demokratien anzunehmen,
    und die dort deklarierten Menschenrechte zu respektieren und zusätzlich den Weg zu einer politischen Emanzipation zu finden.
    Darin werde, wie ein Vertreter der tschechoslowakischen Oppositionen erwähnte, eine zutiefst konservative und repressive Haltung deutlich.
    DDR und Sowjetunion seien sich darin ähnlich.
    Die Thesen Barros, betonte der Berliner Professor Altvater, stellten die vorläufig größte Herausforderung an die DDR-Bürokratie innerhalb der wieder erwachenden sozialistischen Opposition dar.
    Der Versuch, die wachsenden Widersprüche im eigenen Land durch Ausbürgerung von linken Kritikern zu lösen, zeige nur, wie sehr die DDR-Führung um den Verlust ihrer Legitimität fürchte.
    Die DDR habe es sich also selbst zuzuschreiben, wenn die internationale Solidarisierung immer mehr in der Kritik an Ost-Berlin wurzele.
    Barros Auseinandersetzung mit seinem Land und seiner parteipolitischen Führung habe die Augen geöffnet für all diejenigen, die zehn Jahre nach dem Prager Frühling erneut Möglichkeiten und Denkbarkeiten einer Änderung des real existierenden Sozialismus erkennen würden.
    Das war ein Bericht von Heiner Giersberg.
    Wahlen, Regionalwahlen, hat es am vergangenen Mittwoch in Brasilien gegeben.
    Wahlberechtigt waren ungefähr 47 Millionen Brasilianer.
    Allgemein hatte man damit gerechnet, dass die regierende Arena-Partei auch diesmal wieder die Mehrheit erringen würde.
    Der einzigen zugelassenen Oppositionspartei waren dennoch gewisse Außenseiterschancen eingeräumt worden.
    Jetzt liegen die ersten Ergebnisse vor, Karl Brugger berichtet.
    Besorgnis und kaum verholene Enttäuschung bei den einen, Zufriedenheit und offene Schadenfreude bei den anderen.
    So haben in Brasilien Regierung und Opposition auf die ersten Ergebnisse der am Mittwoch stattgefundenen Parlamentswahlen reagiert.
    Zwar durfte die Regierungspartei Arena die knappe Mehrheit im Abgeordnetenhaus und im Senat behalten, doch der überwältigende Vorsprung der Oppositionspartei MdB in den städtischen Zentren
    ist ein eindeutiges Plebiszid gegen das herrschende Regime.
    Die politisch aufgeklärten Bevölkerungsschichten, so erklärte das MdB-Mitglied Franco Montoro, haben mit ihrer Stimmabgabe gegen das kapitalistische Wirtschaftsmodell und die politische Repression protestiert.
    Eine Aufschlüsselung der bisherigen Teilergebnisse unterstreicht die These des meistgewählten Kandidaten der Opposition.
    Im Vergleich mit den Wahlen vor vier Jahren hat die demokratische brasilianische Bewegung ihre Vormachtstellung in den Industriebezirken weiter ausgedehnt.
    In verschiedenen Elendsgebieten von Rio de Janeiro erhielt sie mehr als 70 Prozent.
    Selbst die städtische Mittelklasse beginnt zur Opposition überzulaufen, da auch sie unter den steigenden Lebenshaltungskosten zunehmend leidet.
    Die Regierungspartei Arena kann ihre knappe Mehrheit, wenn überhaupt nur behaupten,
    weil sie von dem zurzeit gültigen Wahlrecht eindeutig begünstigt wird.
    Inzwischen hat ein offizieller Sprecher erklärt, dass die Regierung das Wahlergebnis respektieren werde.
    Das ist eine beruhigende Zusage, die in der Praxis jedoch nicht allzu viel bedeuten muss.
    Von einem Wechsel, der dem neuen politischen Kräfteverhältnis Richtung tragen würde, kann schon deshalb keine Rede sein, weil Präsident Kaiser seine Nachfolger General Jean-Baptiste de Figueredo
    noch vor der Abstimmung durch inzwischen abgewählte Repräsentanten des Volkes bestätigen ließen.
    In 8,5 Minuten ist es 13 Uhr zum angekündigten Kulturbeitrag.
    Morgen jährt sich zum 150.
    Mal der Todestag Franz Schubert.
    Aus diesem Anlass gibt es an diesem Wochenende zahlreiche Veranstaltungen in Wien, die dem Komponisten gewidmet sind.
    Volkmar Parschalk hat dazu den folgenden Beitrag gestaltet.
    Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus.
    Der Mai war mir gefogen mit manchem Blumen.
    Fremd bin ich eingezogen, fremd ziehe ich wieder aus.
    Kein anderer Satz aus Schuberts umfangreichem Liedschaffen steht so typisch für das Leben und Werk des bedeutenden österreichischen Komponisten, der am 30.
    Jänner 1797 im Pfarrsprengl-Lichtental in der Wiener Vorstadt Himmelpfortgrund geboren wurde und am 19.
    November 1828 nachmittags um drei Uhr, bloß 31 Jahre und neun Monate alt, an einer Typhuserkrankung starb.
    Schubert war und ist populär, obwohl seine grandiosen Werke, die Sinfonien, die Lieder, die Kammermusik und Klaviermusik vor allem immer noch nur einem kleinen Kreis, den Konzertbesuchern, genau bekannt sind.
    Aber das Klischee des armen, verkannten österreichischen Genies
    Des dicklichen, gemütlichen Schullehrergehilfen, dem wenig Glück bei den Frauen beschieden war, der aber viele Freunde hatte und auch dem heurigen Besuch nicht abholt war, ist dank der Kitsch-Industrie, vor allem aber des Schwammerl-Romans von Rudolf Hans Bartsch und der Dreimeterlhaus-Operette von Berthet sowie zahlloser Schubert-Filme in die Öffentlichkeit eingedrungen.
    Nur schwer ist eine Korrektur möglich, wie man sie immerhin zu diesem Jubiläumsjahr versucht.
    Da wäre einmal der Schubert-Film Fremd, bin ich eingezogen, zu erwähnen, der morgen Vormittag im Künstlerhauskino uraufgeführt wird und in dem der junge Wiener Titus Leber versucht, die doppelte Schubert-Einsamkeit, nämlich die Einsamkeit als zentrales Motiv im Werk, aber auch im Leben des Komponisten und die Gründe, warum Schubert auch nach seinem Tode einsam und verkannt bleiben musste, in einer optisch fesselnden, inhaltlich vielleicht zu sehr der tiefen Psychologie verhafteten Technik darzustellen.
    Titus Leber.
    Ich nenne das die Schichtungsmethode.
    Es ist ein Verfahren, das sich der Mehrfachüberlagerung von Bildern in Form von Überkopierungen bedient.
    Und das ist meine persönliche Kritik, beziehungsweise mein Vorschlag, der heutigen Situation unseres Bildbewusstseins entgegenzukommen.
    Wenn man jetzt mehrere Bilder überlagert, erreicht man einen Effekt,
    einer fotografierten Unwirklichkeit, in dem man mit Realbildern die Wiedergabe von Gedankenschritten, von Assoziationen, von Träumen erzeugen kann.
    Und ich glaube, dass gerade in einem Fall einer so komplizierten Psyche, wie sie Schubert hat, dieses Verfahren wahrscheinlich sehr adäquat war.
    Noch dazu, weil die Methode also sehr musikaläquat arbeitet.
    Ich verwende die Bilder wie Noten.
    Das heißt, sie werden also nicht nur aneinandergereiht in einem Hintereinander, sondern auch übereinander, wie in der Musik der Akkordbauer folgt.
    Natürlich meldet sich zu diesem runden Jubiläumsjahr auch Wissenschaft und Literatur zu Wort.
    Am Freitag wurde in Schuberts Geburtshaus eine Gesellschaft für die Förderung der Schubert-Forschung in Wien gegründet.
    Als Startkapital spendete Shell Austria eine halbe Million.
    Erste Aufgabe wird die Neubearbeitung der von Otto Erich Deutsch vorgelegten Schubert-Dokumente sein.
    Morgen wird übrigens der Wiener Vizebürgermeisterin Fröhlich-Sandner das erste Exemplar des neu aufgelegten und überarbeiteten Schubert-Werkkatalogs des sogenannten Deutschverzeichnisses des Standardwerkes der Schubert-Forschung und Interpretation überreicht.
    In der Akademie der Wissenschaften wiederum werden morgen Abend die Schubert-Studien vorgelegt,
    die Franz Grasberger und Ottmar Wesseli herausgegeben haben.
    Im Musikverein ist noch bis 22.
    November die Ausstellung Schubert und seine Zeit zu sehen.
    Schubert-Messner klingen morgen im Stephansdom, in der Piaristenkirche, in St.
    Ursula und Lichtenthal sowie heute Nachmittag in der Hofburgkapelle.
    Christa Ludwig hat in dieser Woche grandios die Winterreise gesungen und mit dem Vorurteil, nur Männer könnten diese Lieder singen, aufgeräumt.
    Alfred Brendel begann am Dienstag seine Interpretation der Klavierwerke Schuberts, die er heute, Montag und Mittwoch fortsetzen wird.
    Das ORF-Sinfonieorchester brachte gestern ein Schubert-Programm, im Konzerthaus gibt es Schuberts Kammermusik und morgen das Geistliche Oratorium Lazarus.
    Anton Dermota wird am Donnerstag die Winterreise singen und Erwin Ringl wird anhand dieses Liederzyklus über den Todestrieb sprechen.
    Von den Biografien nennen wir Bücher von Josef Wexberg, Karla Höcker, Horst Osterheld, Robert Werber und vor allem von dem deutschen Schriftsteller Hans-Jürgen Fröhlich, bei dem mit dem gemütlichen Schubert-Klischee gründlich aufgeräumt wird.
    Wir haben Vermutungen, wir können uns gewisse Vorstellungen von Schubert machen, aber was mir immer wieder aufgefallen ist, indem ich die ganzen Biografien nebeneinander gelesen und gehalten habe, sind
    Unzählige Widersprüche.
    Angefangen schon bei seinem Aussehen.
    Es gibt also Äußerungen der Freunde, die so widerspruchsvoll sind, dass man also unmöglich sich, gäbe es nicht einige Porträts und gäbe es nicht einige Bilder, sich diesen Mann vorstellen könnte.
    Ich habe versucht zu verunsichern oder bin selber unsicher geworden über diese Biografien.
    Ich habe viele Fragen an dieses Leben Schuberts zu stellen.
    Fragen auch an diese Biografen.
    wollte durch Fragen versuchen, vielleicht doch der Person näher zu kommen.
    Wie sieht ein Wissenschaftler wie Hofrat Franz Grasberger heute den Menschen und Künstler Franz Schubert?
    Er ist nicht als Mensch der, der durch Jahrzehnte lang in dieser verniedlichten Form dargestellt wurde.
    Er ist wahrscheinlich in seiner Zwiespältigkeit nach außen nie erkannt worden.
    Er ist genauso zwiespältig wie Beethoven.
    Schubert ist einer der zukunftsträchtigsten Künstler, die es je gegeben hat.
    Nicht in sich ruhend, wie man immer glaubt, sondern wenn Sie das C-Dur-Streichquintett nehmen oder die H-Moll-Symphonie oder gar die große C-Dur, so sind die Brücken zu Bruckner ganz klar erkennbar.
    Gestaltet hat diesen Beitrag Volkmar Paschalk und jetzt noch einmal das Wichtigste in Kürze.
    Österreich.
    Sowohl in Oberösterreich als auch in Veredelberg halten die Sozialisten heute Landesparteitage ab.
    In Linz erklärte Bundeskanzler Kreisky zu den Kündigungen bei der Firma Eumig, diese seien zum Teil auf Neuaufnahmen im vergangenen Februar zurückzuführen.
    Zur definitiven Bestellung eines ORF-Generalintendanten sagte Kaisky, er sei dafür, dass derjenige die Position bekommen solle, der die beste Garantie für die genaue Durchführung des Rundfunkgesetzes biete.
    In Bregenz warf der vor Adlberger SPÖ-Landesparteiobmann Meier dem ÖVP-Arbeiterkammerpräsidenten Jäger vor, in der Frage der Arbeiterkammerwahlen die Arbeitnehmer zu verunsichern.
    Vor dem Landestag des Niederösterreichischen Arbeiter- und Angestelltenbundes der ÖVP sagte der Klubobmann der Volkspartei MOK, die wachsende Belastung durch Steuern und sonstige Abgaben habe in den vergangenen fünf Jahren die Wettbewerbskraft der heimischen Wirtschaft entscheidend geschwächt.
    In einer halben Minute ist es 13 Uhr.
    Das Mittagsschanal ist beendet.
    Für das Team verabschiedet sich Wolfgang Steinwendner.
    Schönes Wochenende noch.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1978.11.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1978.11.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Eumig Kündigungen
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung]
    Datum: 1978.11.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    SPÖ-Landesparteitag Vorarlberg
    Einblendung: Fritz Mayer
    Mitwirkende: Oberhauser, Elmar [Gestaltung] , Mayer, Fritz [Interviewte/r]
    Datum: 1978.11.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    SPÖ-Landesparteitag Oberösterreich
    Einblendung: Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Rohrhofer, Franz [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1978.11.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Landtagswahlen in Südtirol
    Mitwirkende: Paulmichl, Leonhard [Gestaltung]
    Datum: 1978.11.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bericht des österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung zur Entwicklung des Gewerbes
    Interview: Dipl. Ing. Dr. MarthaZinnegger
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Zinnegger, Martha [Interviewte/r]
    Datum: 1978.11.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Regierungserklärung in Teheran, dürftiges Programm der neuen Regierung im Parlament vorgelegt
    Mitwirkende: Hennerbichler, Ferdinand [Gestaltung]
    Datum: 1978.11.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Rudolf Barro Kongreß in Berlin
    Mitwirkende: Giersberg, Heiner [Gestaltung]
    Datum: 1978.11.18 [Sendedatum]
    Ort: Berlin, Westberlin [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Brasilianische Wahltrends
    Mitwirkende: Brugger, Karl [Gestaltung]
    Datum: 1978.11.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Veranstaltungen zur 150. Wiederkehr des Todestages von Franz Schubert
    Einblendung: Titus Leber, Hans Jürgen Fröhlich, Franz Grasberger
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Leber, Titus [Interviewte/r] , Fröhlich, Hans Jürgen [Interviewte/r] , Grasberger, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1978.11.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1978.11.18
    Spieldauer 00:59:48
    Mitwirkende Steinwendner, Wolfgang [Moderation] [GND]
    Holy, Friedrich [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1978.11.18 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-781118_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt