Mittagsjournal 1985.11.11

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    Rechtliches

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    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, beim Montag-Mittagsjournal, am Martinitag, dem Tag des Patrons der gleichnamigen Gansln und auch des Burgenlandes, begrüßt Sie Werner Löw.
    Auf unserem Programmzettel für die folgende Stunde stehen folgende Themen.
    Beginn des 29.
    Bundesparteitags der SPÖ.
    Und am Rande des Parteitags wird deutlich, es gibt unter den Delegierten keine einheitliche Meinung, wie lange Präsidentschaftskandidat Steirer Minister bleiben soll.
    Dann Kritik der ÖVP an Sozialminister Dahlingers Arbeitsverfassungsgesetz.
    Die Opposition nennt den derzeit diskutierten Entwurf ein Betriebsentmündigungsgesetz.
    die erste österreichweite Bestandsaufnahme über den Zustand des Waldes und weiterhin Schwierigkeiten rund um das Zellstoffwerk Pölz in der Steiermark.
    Aus dem Ausland erwarten wir heute Korrespondentenberichte zum Streik bei der deutschen Lufthansa, zu den Flick-Spendengeldern auch an den deutschen Bundesnachrichtendienst BND, zu den großen Anti-NATO-Demonstrationen in Spanien vom Wochenende
    und zum Ölpreiskrieg, wie ihn der saudi-arabische Ölminister Jamani für nächstes Jahr erwartet.
    Im Kulturteil schließlich eine Vorschau auf die letzte Inszenierung des scheidenden Burgtheaterschefs Achim Benning.
    Benning verabschiedet sich mit Henrik Ibsens, Jean-Gabriel Borgmann.
    Erster Programmpunkt im Mittagsjournal aber die Nachrichten.
    Zusammengestellt hat sie Helmut Koller, Nachrichtensprecher Wilfried Schirrlbauer.
    Österreich.
    In Wien ist am Vormittag der 29.
    Bundesparteitag der SPÖ eröffnet worden.
    Die für drei Tage angesetzten Beratungen stehen unter dem Motto «Mutig in die neuen Zeiten».
    Außenminister Leopold Graz sagte in seiner Begrüßungsansprache, die Zukunft stelle für die SPÖ keine Bedrohung, sondern eine Chance dar, in diesem Sinn sei auch das Parteitags-Motto zu verstehen.
    Graz gab gegenüber Gesundheitsminister Kurt Steirer das Versprechen ab, dass die SPÖ ihn als Kandidaten für das Bundespräsidentenamt voll unterstützen werde.
    Besonderes Interesse auf dem Parteitag gilt der Forderung des Wiener Frauenkomitees nach einer Quotenregelung für die Verteilung von Mandaten in politischen Gremien.
    Fast jedes zweite österreichische Industrieunternehmen beabsichtigt, im kommenden Jahr mehr zu investieren als heuer.
    Nach einer Umfrage der Industriellen Vereinigung bei 165 Unternehmen sollen die Investitionen in erster Linie zur Rationalisierung, zur Verbesserung der Qualitätskontrolle und zur Staffelung der Organisation dienen.
    Jedes fünfte Unternehmen will allerdings den Investitionsrahmen gegenüber heuer kürzen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Das Personal der Fluggesellschaft Lufthansa ist in den Vormittagstunden in einen Streik getreten.
    Nach Angaben der zentralen Streikleitung in Stuttgart sind sieben deutsche Flughäfen betroffen.
    Über die Auswirkungen des Ausstands liegen unterschiedliche Meldungen vor.
    Die Lufthansa betont, der Flugbetrieb funktioniere fast vollständig reibungslos.
    Lediglich der Flug von München nach Bremen und zurück sei gestrichen worden.
    Die Gewerkschaft spricht dagegen von zahlreichen Ausfällen und erheblichen Verspätungen.
    Die Proteste erstrecken sich lediglich auf den Inlandsverkehr.
    Flüge ins Ausland sind nach vorliegenden Informationen nicht beeinträchtigt.
    Die Gewerkschaft will eine einkommensunabhängige Beteiligung für die etwa 30.000 Inlandsbeschäftigten des Lufthansa-Konzerns durchsetzen.
    Es ist der erste Streik bei der Fluggesellschaft seit 14 Jahren.
    USA.
    Der Zusammenstoß zweier Privatflugzeuge über Vororten von New York hat in der vergangenen Nacht möglicherweise mehr als 20 Menschenleben gefördert.
    Die beiden Maschinen stürzten nach der Kollision brennend in Wohngebiete.
    Eines der Flugzeuge, ein Düsenjet für Geschäftsleute vom Typ Falcon 50, prallte auf ein Wohnhaus in der Gemeinde Cliffside Park.
    Das Haus und vier benachbarte Gebäude gingen in Flammen auf.
    In der Wohnanlage lebten 90 Familien.
    Das zweite Flugzeug, eine Piper, stürzte gegenüber von Manhattan, jenseits des Hudson River, im Bundesstaat New Jersey ab.
    Auch dieses Flugzeug prallte auf ein Wohnhaus.
    Die Ursache des Unglücks ist noch nicht geklärt.
    Bisher wurden nach jüngsten Meldungen fünf Tote geborgen.
    USA, Sowjetunion.
    Der amerikanische Außenminister George Shultz hat sich zuversichtlich über das bevorstehende Gipfeltreffen in Genf geäußert.
    In einem Fernsehinterview meinte Shultz, die Begegnung werde die Beziehungen zwischen Washington und Moskau konstruktiver und fester machen.
    Zugleich wies er jedoch darauf hin, dass die Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden Supermächten weiterhin groß seien.
    Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS hat die Radioansprache von Präsident Reagan, die vor allem an die Sowjetbürger gerichtet war, als Friedensgeschwätz abgetan.
    In einem Kommentar heißt es, aus der Rede Reagan sei nicht zu schließen, dass die amerikanische Regierung ihren Beitrag leisten werde, einen Rüstungswettlauf im Weltraum abzuwenden und ihn auf der Erde drastisch zu verringern.
    Polen.
    Arbeiterführer Lech Walesa hat die angekündigte Freilassung politischer Gefangener in Polen als selektiv verurteilt.
    Gegenüber westlichen Journalisten sagte Walesa, er sei schockiert, dass nur eine Handvoll der Gefangenen enthaftet werden solle.
    Die Führer der verbotenen Gewerkschaft Solidarität würden weiter in Haft bleiben müssen.
    Die Behörden hatten angekündigt, die Akten aller politischen Häftlinge zu überprüfen.
    In Warschau tritt heute das Zentralkomitee der Polnischen Arbeiterpartei zu einer Sitzung zusammen, von der umfangreiche personelle Veränderungen erwartet werden.
    Spanien.
    Etwa 200.000 Menschen haben gestern in Madrid für den Austritt Spaniens aus der NATO demonstriert.
    Auch in anderen spanischen Städten wurden Protestmärsche organisiert.
    Zu den Kundgebungen hatte eine Vereinigung spanischer Friedensbewegungen aufgerufen.
    Belgien.
    Nach dem blutigen Überfall auf einem Supermarkt in Alst will die belgische Regierung die Sicherheitsmaßnahmen im ganzen Land verstärken.
    Justizminister Jean Gaulle sagte, man werde alles tun, um die Gangster aus dem Verkehr zu ziehen.
    Bei dem Überfall am vergangenen Wochenende hatten drei maskierte Räuber wahllos um sich geschossen.
    Nach jüngsten Meldungen wurden dabei acht Menschen getötet.
    Ein Opfer erlag gestern seinen schweren Verletzungen.
    Von den Tätern fehlt weiterhin jede Spur.
    Österreich.
    Unter der Bezeichnung Flinker Igel beginnen heute in Ostösterreich die für fünf Tage angesetzten Herbstmanöver des Bundesheeres.
    Etwa 7000 Soldaten sowie Panzer und Kraftfahrzeuge werden heute in die Manövergebiete im nördlichen Burgenland, im Raum Wiener Neustadt und im Wiener Wald antransportiert.
    Mit Verkehrsbehinderungen ist zu rechnen.
    Ab heute wird wieder in ganz Österreich eine Schluckimpfungsaktion gegen Kinderlähmung durchgeführt.
    Die Kinderlähmung gilt in Österreich selbst zwar als ausgerottet, in vielen Urlaubsgebieten der Österreicher, etwa in der Türkei oder in Spanien, ist diese Krankheit jedoch noch zu finden.
    Die diesjährige Impfaktion soll vor allem Säuglinge und Kleinkinder erfassen.
    Informationen über Ort und Zeit der Impfungen geben die Landesgesundheitsämter.
    Bei einem schweren Verkehrsunfall in der Nähe von Graz sind gestern zwei Menschen getötet und vier schwer verletzt worden.
    Aus unbekannter Ursache stieß eine 35-jährige Angestellte auf einer Brücke frontal gegen ein anderes Auto.
    Der Lenker dieses Autos und sein vier Jahre alter Sohn waren sofort tot.
    Der Wagen der Angestellten prallte gegen einen weiteren PKW.
    Aus den Wracks der drei Autos parkt die Feuerwehr mit Brechstangen vier Schwerverletzte, darunter zwei Kinder.
    Die Wetterlage.
    An der Rückseite eines kräftigen Skandinavientiefs gelangen mit nördlicher Strömung kalte Luftmassen in den Alpenraum.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Über die Niederungen teilweise heiter, sonst bei veränderlicher Bewölkung lokale Regen- oder Schneeschauer.
    Mäßiger bis lebhafter Wind aus West bis Nord.
    Nachmittagstemperaturen 1 bis 7 Grad, Frühtemperaturen morgen minus 5 bis plus 2 Grad.
    Die Prognose für morgen Dienstag.
    Im Norden und Osten teilweise sonnig, sonst bei veränderlicher Bewölkung einzelne Regen- oder Schneeregenschauer.
    Schwacher bis mäßiger Wind.
    Tagesschüchstemperaturen 2 bis 8 Grad.
    Die Vorschau bis zum Freitag, vorerst keine Änderung, ab Wochenmitte insgesamt unbeständig und häufig Schneeschauer.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien heiter 7°, Westwind 25 km in der Stunde, Spitzen bis 50 km.
    Eisenstadt wolkig 7°, Nordwest 35, Spitzen bis 55 km.
    Linz heiter 2°, West 25, Salzburg stark bewölkt 2°, Nordwest 20, Innsbruck wolkig 6°, Ostwind 10 km.
    Pregenz bedeckt 3°,
    Graz bedeckt, Regen 2 Grad, Süd 15 und Klagenfurt bedeckt, Regen 4 Grad, Ostwind 15 Kilometer in der Stunde.
    Es ist gleich zehn Minuten nach zwölf, Sie hören das Mittagsschornal des aktuellen Dienstes.
    In der Wiener Stadthalle begann heute Vormittag der 29. ordentliche Bundesparteitag der SPÖ.
    Es ist der zweite SP-Parteitag unter einem Bundeskanzler und Parteivorsitzenden Fred Sinowaz.
    Das Motto des Parteitags, mutig in die neuen Zeiten, soll den Wunsch der Parteiführung signalisieren, mit neuer innerer Geschlossenheit in die Zukunft zu gehen.
    Der Zukunftsaspekt dieses Parteitags und damit der SPÖ wird erst am Mittwoch mit der Diskussion über die sogenannten Perspektiven 90 zur Sprache kommen.
    Der heutige Vormittag war neben rein formalen Dingen der Eröffnung durch den Wiener Landesparteivorsitzenden Außenminister Graz und Rechenschaftsberichten der beiden Zentralsekretäre Fritz Marsch und Peter Schieder gewidmet.
    Den bisher stärksten Parteitagsapplaus erhält der sozialistische Präsidentschaftskandidat, Gesundheitsminister Kurt Steirer.
    Aus der Wiener Stadthalle meldet sich Ernest Hauer.
    Die rund 600 Delegierten zum Parteitag in der Wiener Stadthalle werden schon im Foyer mit den beiden bestimmenden Themen konfrontiert.
    Mit den Themen Zukunft und Steirer.
    Eine Fotoausstellung ist dem Perspektiven 90 gewidmet, jener parteiinternen Zukunftsdiskussion, in der auf diesem Parteitag ja eine Art Zwischenbilanz gezogen werden soll.
    Und für Präsidentschaftskandidat Steirer wirbt unter anderem ein Videofilm, den die Delegierten auch kaufen können, zum Selbstkostenpreis von 180 Schilling.
    Das Eintreffen von Kurt Steirer war auch einer der ersten geplanten Höhepunkte der Eröffnungssitzung.
    Die Delegierten bereiteten ihren Präsidentschaftskandidaten eine stehende Ovation.
    Er aber, der Wiener Landesobmann Kratz und Zentralsekretär Marsch zu den Erwartungen der Partei für die Zukunft und insbesondere natürlich für die Präsidentschaftswahlen Stellung nehmen konnten, gab es eine kurze Geschäftsordnungsdebatte.
    Zwei junge Delegierte kritisierten, dass nach den Empfehlungen der Antragsprüfungskommission nur jeweils ein Pro- und ein Kontraredner Stellung nehmen sollen.
    Dies sei zu wenig für eine offene, diskussionsfreudige Partei, meinten die beiden Delegierten.
    Graz und Marsch wiesen auf die langjährige Tradition hin und darauf, dass es ja nach den Berichten ohnehin Diskussionsmöglichkeiten gebe.
    Die Geschäftsordnung blieb also unverändert.
    Der Wiener Landeshauptmann Graz ging dann auf die großen Leistungen der SPÖ beim Aufbau der Zweiten Republik ein.
    Die Sozialisten haben, so Graz, auch die Umwelt gestaltet, allerdings ohne Bäume zu umarmen.
    Graz dann zum Motto des Parteitags?
    Für uns, liebe Genossinnen und Genossen, ist die Zukunft
    nicht eine Bedrohung, vor der man Angst zu haben hat.
    Für uns ist die Zukunft eine Chance, eine Chance für die Entwicklung unseres Landes im Interesse seiner Menschen.
    Und so leitet uns das Motiv, optimistisch und mit Zukunftsglauben die Herausforderungen und auch die Probleme anzunehmen und aufzugreifen.
    Aber uns leitet nicht nostalgische Sehnsucht nach der Vergangenheit
    sondern uns leitet das Bestreben, alles, was der menschliche Geist ersonnen hat und ersinnen wird, Technik und Wirtschaft in den Dienst der Menschen zu stellen, Technik und Wirtschaft nicht als Selbstzweck zu betrachten, sondern sie als Mittel, als Instrument zur Erreichung eines besseren und glücklicheren Lebens für die Menschen zu betrachten.
    Der Zentralsekretär Fritz Marsch zeigte sich optimistisch für die bevorstehende Bundespräsidentenwahl.
    Die Bundespräsidenten der Zweiten Republik, der Genosse Graz hat es schon gesagt, waren gute Präsidenten und sie waren alle unsere Kandidaten, worauf wir sehr stolz sind.
    Wir wollen diese Wahl gewinnen und wir werden diese Wahl gewinnen.
    Aber dazu brauchen wir die ganze Kraft und den vollen Einsatz unserer Bewegung.
    Positiv beurteilte Marsch auch die Arbeit der Koalition.
    Hier gibt es in den Anträgen ja einige Kritik.
    Unter anderem registriert die junge Generation in der SPÖ einen Verlust der politischen Hegemonie der Sozialisten.
    Die junge Generation verlangt in einem Antrag eine Partei-Urabstimmung über den Weiterbestand der Koalition mit den Freiheitlichen.
    Fritz Marsch zur Wechselwirkung zwischen Partei- und Regierungspolitik
    Es ist immer gelungen, die Politik im engsten Einvernehmen mit den Parteigremien zu entwickeln.
    Vielleicht war gelegentlich manche Erwartung in der Partei zu groß, um erfüllt zu werden.
    Aber die Voraussetzungen sind eben andere geworden.
    Und liebe Genossinnen und Genossen, wir können einfach nicht Politik im keimfreien Raum machen, weil es doch einen solchen in der politischen Realität nicht gibt.
    Wer so wie wir ein so hohes Maß an Verantwortung übernommen hat, der muss mit beiden Füßen am Boden der Tatsachen stehen.
    Zentralsekretär Peter Schieder ging in seinem Bericht auf den gesellschaftlichen Strukturwandel und auf seine Auswirkungen auf die SPÖ ein.
    Die These, dass es eine große Kernschicht bei den Wählern gäbe und nur wenige Wechselwähler, stimme nicht mehr.
    Der Wechselwähleranteil sei vielmehr von 10% auf ca.
    30% angestiegen und liege bei den Jungwählern und beim sogenannten Bildungsbürgertum noch höher.
    Das bedeutet, die SPÖ sei einer Verkleinerung ihres eigentlichen Lagers ausgesetzt.
    Schieder weiter.
    Keine Angst, liebe Genossinnen und Genossen.
    Das heißt nicht, dass wir auf unsere Kernschichten verzichten wollten oder dies gar tun könnten.
    Ganz im Gegenteil.
    Das soll nur die Situation beschreiben und auf die Notwendigkeit aufmerksam machen,
    Lager Ungebundene bei jeder Wahl, bei jeder Aktion immer und immer wieder auch anzusprechen und auch für uns zu gewinnen.
    Wahrscheinlich ist dies die wirklich große Herausforderung unserer politischen Tagesarbeit.
    Eine Politik zu machen,
    in der sich unsere Kernschichten vollen Herzens wiederfinden und mit der gleichzeitig in jedem Einzelfall und immer wieder aufs Neue über sie hinausgehend Zustimmung bei allen Menschen gefunden wird.
    Zentralsekretär Peter Schieder ist hier in der Wiener Stadthalle noch immer an Bord.
    Ich gebe vorläufig zurück ins Studio des Mittagschanals.
    Berichterstatter war Ernest Hauer.
    Ein Aspekt dieses SPÖ-Parteitags ist ja auch die offizielle Mobilmachung der Partei für ihren Präsidentschaftskandidaten Kurt Steirer.
    Offen ist in diesem Zusammenhang derzeit noch, wie lange der Kandidat sein jetziges Amt als Gesundheitsminister noch ausüben soll.
    Fritz Besater und Gisela Hopfmüller haben sich zu dieser Frage unter den, wenn man so will, einfachen Parteitagsdelegierten umgehört.
    Sie sind der Herr Stange, lieber Österreich.
    Ich wäre der Meinung, dass der Steirer als Minister bleibt, weil alle anderen Kandidaten auch der österreichischen Volkspartei in der Vergangenheit ihre Funktionen nicht zurückgelegt haben.
    Weder der Herr Dr. Geissner damals, noch der Herr Dr. Lobner.
    Ich glaube, das Ganze ist mehr als eine staatspolitische Angelegenheit, eine Propaganda der österreichischen Volkspartei.
    Und was wäre Ihrer Meinung nach der Vorteil, wenn Steirer bleibt Minister?
    Der Vorteil wäre, dass der Minister nach wie vor gerade die wichtigen Aufgaben des Umweltschutzes und der Gesundheitspolitik kontinuierlich weiterführt, wenn es zu keiner Ablöse kommt.
    Sie sind der Herr Gerhard Mock, sind aber trotzdem bei der SPÖ.
    Was ist Ihre Meinung zu dieser Frage?
    Ja, unserer Meinung.
    Ich komme also von einer jungen Generation.
    Ich bin dort also in Kärnten Landesvorsitzender.
    Also ich glaube schon, dass es zu überlegen ist, ob Minister Steirer nicht doch als Ministeramt vorher zurückzieht.
    Warum?
    Was wäre der Vorteil?
    Na, es wäre der Vorteil,
    dass er sich erstens als Kandidat zum Präsidenten angenehmer vorbereiten kann, dass er sein Ministeramt deswegen ablegen soll, weil er doch als Minister sehr viel Aufgaben hat und dass er sich nicht so konzentrieren kann zur Kandidatur.
    Herr Mattelko, die Meinung der Jugendgegenwart von Kärnten, die von Ihrem Kollegen Mock gerade vertreten wurde, lautet dahingehend, Steirer sollte frühzeitig sein Amt zurücklegen.
    Was sagen Sie?
    Wir haben ja in Kärnten eine sehr breite Meinungsbasis.
    Ich sehe überhaupt keinen Grund, dass der Herr Minister Steirer vorzeitig sein Mandat zurücklegen sollte.
    Bisher haben alle diejenigen, die in Funktionen waren und für den Bundespräsidenten kandidiert haben, bis zum letzten Augenblick ihre Funktionen auch wahrgenommen.
    Es ist ja ganz offensichtlich, dass die österreichische Volkspartei bemüht ist,
    weil eben ihr Kandidat keine öffentliche Funktion mehr hat, sondern sozusagen aus dem Pensionsfonds herausgezogen wird, gegenüber Steirer auf die gleiche Ebene zu stellen, weil er ist eben ein amtierender Bundesminister und das sollte meiner Meinung nach auch bleiben.
    Der frühere Justizminister Dr. Christian Broder.
    Was ist Ihre Meinung, Herr Minister?
    Broder, zur Frage, soll Steirer gehen oder soll er bleiben bis zur Wahl?
    Also ich sehe darin überhaupt kein Problem.
    Alle bisherigen Bundespräsidentschaftskandidaten der SPÖ haben ihre Funktionen ausgeübt bis zum Wahltag und bis zur Wahlentscheidung und sogar
    sinngemäß, wahrscheinlich noch einige Tage darüber hinaus und ich glaube auch der Minister Steirer soll es halten, wie er es für richtig und hält und er soll selbst das entscheiden.
    Frühere Verkehrsminister Karl Lausicker, was ist Ihre Meinung?
    Das ist ausschließlich seine Entscheidung, politisch ist das eine und das andere möglich und ich glaube das liegt ausschließlich beim Kandidaten selber, wann er den Zeitpunkt für Gekommene hatte.
    Frau Rinhofer, Sie sind Abgeordnete hier am Bundesparteitag der SPÖ.
    Wie stehen Sie zu der Frage, ob Kurt Steirer damit besser fährt, wenn er vor der Präsidentenwahl seinen Ministeramt zurücklegt oder ob er es bis zur Wahl hinaus übt?
    Ja, ich glaube nicht, denn er braucht ja eine gewisse Zeit für die Wahlkampagne, dass er sich der Bevölkerung richtig als Präsidentschaftskandidat präsentieren kann.
    Das heißt, Ihrer Meinung nach wäre es besser, je eher Steirer sein Ministeramt zurücklegt?
    Je eher vielleicht nicht, aber vielleicht zwei, drei Monate vor der Wahl.
    Gisela Hopfmüller und Fritz Besata haben sich am Rande des SPÖ-Parteitags umgehört zur Frage, wann Minister Steirer sein Ministeramt zurücklegen soll, um Vollkandidat der SPÖ für die Präsidentschaftswahl im nächsten Jahr zu sein.
    Es ist jetzt neun Minuten vor halb eins.
    Die Novelle zum Arbeitsverfassungsgesetz, bisher bekannt unter der Kurzformel Dallingers 29 Punkte, nämlich zur Ausweitung der Mitbestimmung, hat heute von Oppositionsseite ein neues Etikett bekommen.
    Der Generalsekretär des ÖVP-Wirtschaftsbundes, Abgeordneter Wolfgang Schüssel, nennt die Änderung des Arbeitsverfassungsgesetzes nämlich konsequent Betriebsentmündigungsgesetz.
    Und unter dieses Motto stellte Schüssel heute bei einer Pressekonferenz auch seine Ablehnung der Dallinger Vorschläge.
    Manfred Steinhuber berichtet.
    Bewaffnet mit einer dicken Mappe voller Umfrageergebnisse des Fessel-Instituts formulierte heute Wirtschaftsbund-Generalsekretär Wolfgang Schüssel sein klares Nein zu den meisten der 29 Mitbestimmungspunkte, die derzeit von den Sozialpartnern verhandelt werden.
    Drei Punkte sind es ganz konkret, für die Schüssel keine Kompromissmöglichkeit zieht.
    In den entscheidenden Fragen, um die geht's nämlich.
    Erstens, hineinregieren von Gewerkschaftsfunktionären von außen in die Betriebe.
    Zweitens, abhängig machen der Arbeitnehmer von den Betriebsräten durch Einstellung, Kündigung, Beförderungen und, und, und.
    Und dritter Punkt,
    wirtschaftsfremde oder praxisfremde Kündigungsbestimmungen, wodurch die Wirtschaft insgesamt nicht mehr flexibel genug wäre, um auf die wirtschaftliche Situation reagieren zu können, dort wird es sicherlich keinen Kompromiss geben.
    Schüssel untermauert seinen Standpunkt mit einer Umfrage unter 1000 Arbeitnehmern, von denen nahezu die Hälfte ÖGB-Mitglieder und zwei Drittel Sozialisten sind.
    Und bei den Antworten dominiert klare Ablehnung zu vielen Dallinger Forderungen.
    In den Details der Umfrage tauchen allerdings Widersprüchlichkeiten auf.
    Und manchmal fordern die Arbeitnehmer mehr, als selbst der Sozialminister vorschlägt.
    Zum Beispiel, was die Speicherung von Mitarbeiterdaten betrifft.
    Dalling erfordert, dass Personalinformationssysteme nur eingeführt werden dürfen, wenn der Betriebsrat dem zustimmt.
    Die Umfrage zeigt, dass jeder Fünfte die Speicherung von Daten überhaupt ablehnt.
    Wenn es um Familiendaten geht, steigt die Ablehnung auf 80 Prozent und bei der Parteizugehörigkeit auf 88 Prozent.
    Auffallend dabei, dass sich die Mehrheit durch ein Mitspracherecht des Betriebsrates hier keineswegs geschützt fühlt und daher auch gegen den Dallinger-Vorschlag ist.
    Widersprüche zeigen sich in der Frage des Kündigungsschutzes.
    Dallinger fordert eine Ausweitung auf Betriebe mit weniger als 20 Beschäftigten.
    Mehr als zwei Drittel der Befragten aber wollen, dass hier alles bleibt, wie es ist.
    Gleichzeitig hält aber ein noch höherer Prozentsatz die Verstärkung des Kündigungsschutzes ganz allgemein für wichtiger als mehr Mitbestimmung.
    Und auch in einer 13 Ziele für Arbeitnehmer umfassenden Liste scheint nach den Forderungen nach Vollbeschäftigung, Steuersenkung, Lohnerhöhung und niedrigerem Pensionsalter schon an sechster Stelle der Kündigungsschutz auf.
    Diese Liste der 13 Arbeitnehmerziele ist auch aufschlussreich bei der Beurteilung anderer Wünsche von Interessenvertretungen und Parteien.
    An siebter Stelle rangiert nämlich flexiblere Arbeitszeit, ganz knapp gefolgt von der 35-Stunden-Woche.
    Dann kommt der Wunsch nach mehr Mitbestimmung für den Einzelnen, eine Forderung, für die sich die ÖVP-Arbeitnehmer und die Freiheitlichen derzeit stark machen.
    Dann erst folgt der Wunsch nach mehr Mitsprache für Betriebsräte und an letzter Stelle schließlich die ÖVP-Forderung nach Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand.
    Soweit die Umfrageergebnisse.
    Wie wird es nun mit der Novelle zum Arbeitsverfassungsgesetz weitergehen?
    Wolfgang Schüssel deutet eine Kompromissmöglichkeit an, wenn die Forderung nach mehr Mitbestimmung für den einzelnen Arbeitnehmer einbezogen wird.
    Vom Standpunkt der Wirtschaft aus ist eine Ausdehnung der Mitbestimmung in keiner Weise gewünscht.
    Aber vor die Wahl gestellt, die kollektivistische Tendenz Dalingers, Betriebsentmündigungsgesetz oder Stärkung individueller Rechte, wird uns sicherlich gesellschaftspolitisch das Letztere lieber sein.
    Aber es wird nicht so sein, dass jetzt plötzlich die Arbeitgeberseite Verhandlungen oder Forderungspunkte der christlichen Gewerkschaft oder des ÖAB in die Verhandlungen einbringen wird.
    Das müssen sie schon selber tun.
    Ob die Sozialpartner diesen Ball aufgreifen, ist allerdings ungewiss.
    Denn die ÖVP-Arbeitnehmer haben nur einen christlichen Gewerkschafter im Komitee und der ist an Beschlüsse des ÖGB und der Arbeiterkammer gebunden.
    Manfred Steinhuber berichtete von einer Pressekonferenz vom ÖVP-Wirtschaftsbund-Generalsekretär Wolfgang Schüssel zum Thema Novelle des Arbeitsverfassungsgesetzes.
    Und wir bleiben im Bereich Wirtschaft, wechseln zu den andauernden Schwierigkeiten des ursprünglich vielversprechenden Industrieprojekts Zellstofffabrik Pölz.
    Die Baukosten für dieses Werk im steirischen Krisengebiet Eichfeld-Murboden haben sich um ein Drittel erhöht.
    Dazu kommen noch laufende Betriebsverluste für heuer und das Vorjahr in der Höhe von rund 800 Millionen Schilling.
    Wie es mit Pölz nun weitergehen soll und vor allem wer die Verluste bezahlen soll, darüber haben sich jetzt die Eigentümer, das sind die OEAG, der Dachverband der Verstaatlichen Betriebe also, die Föst und der italienische Burgo-Konzern in einer außerordentlichen Hauptversammlung den Kopf zerbrochen.
    Mehr über die Probleme des Pölzer Zellstoffwerks hören Sie im folgenden Beitrag von Susanna Gassner.
    Mit der Pölser Zellstofffabrik hat es von Anfang an nur Schwierigkeiten gegeben.
    Als 1982 mit der Errichtung des hochsubventionierten Werkes begonnen wurde, geriet der ehemalige Mehrheitseigentümer, der italienische Cartieri-Burgo-Konzern, in Zahlungsschwierigkeiten.
    Die Folge.
    Die Dachgesellschaft der Verstaatlichten, die OEAG, übernahm einen Teil des Kapitals und hat heute die Verluste am Hals.
    Damit aber nicht genug.
    Die Baukosten für das ursprünglich mit 2,5 Milliarden Schilling veranschlagte Projekt haben sich um ein Drittel erhöht.
    Die Gründe dafür liegen zum einen in den Umweltschutzauflagen.
    Da das Werk, das vor einem Jahr in Betrieb gegangen ist, nur holprig gelaufen ist, hat sich für die Bevölkerung in der Umgebung von Pölz eine teilweise unerträgliche Geruchsbelästigung ergeben, die nun zumindest gemildert werden konnte.
    Zum anderen haben erhebliche Planungsmängel die Baukosten in die Höhe getrieben.
    So wurde zum Beispiel auf ein Zellstoffendlager verzichtet, weil man mit einem kontinuierlichen Verkauf gerechnet hat.
    Alles in allem mussten 800 Millionen Schilling dazugelegt werden, sodass das Werk bisher 3,3 Milliarden Schilling verschlungen hat.
    Das Werk wurde von der Föst gebaut, die sich damit eine Referenzanlage schaffen wollte, die ihr Know-how in der Zellstofftechnik demonstrieren sollte.
    Aber die Anlage ist bisher, wie gesagt, nur so recht und schlecht gelaufen.
    Die Qualität des erzeugten Zellstoffs entspricht noch nicht ganz dem Wünschen der Kunden und das Werk war bis vor kurzem auch nicht einmal nur annähernd ausgelastet.
    Zu dem wesentlich höheren Baukosten gesellten sich also noch laufende Verluste aus der Produktion, die erst im September nach monatelanger Verspätung voll angelaufen ist.
    Und noch etwas macht den Pölser-Managern zu schaffen.
    Das Abrutschen der Zellstoffpreise, für die niemand etwas kann, die aber trotzdem ein Faktum sind.
    Der Zellstoffpreis, zu dem die Pölse ihre Produkte verkaufen können, liegt derzeit um ein Viertel niedriger als vor einem Jahr.
    Mit einer Besserung ist frühestens Mitte 1986 zu rechnen.
    Die Verluste werden sich heuer, wie schon im Vorjahr, in der Größenordnung von rund 400 Millionen Schilling bewegen.
    Mit einigen hundert Millionen mehr ist in den nächsten zwei bis drei Jahren noch zu rechnen.
    Das Grundkapital der Zellstofffabrik in der Höhe von rund 500 Millionen Schilling ist allein durch die Verluste des heurigen Jahres beinahe schon aufgezehrt.
    Wenn die Pölser weiterarbeiten wollen, dann brauchen sie mehr Geld.
    Das wurde auch den Eigentümern klar, die vergangenen Freitag in einer außerordentlichen Hauptversammlung die Zukunft des Werkes beraten haben.
    Die Eigentümer sind die Föst und die ÖAG mit 42 Prozent des Kapitals, das Land Steiermark mit 18 Prozent und der Kadierer Bürgerkonzern mit 40 Prozent.
    Beschlossen wurde jedenfalls, dass alle vier Eigentümer bei der Sanierung finanziell mitmachen werden.
    Welche konkreten Schritte unternommen werden sollen, wird in einer weiteren außerordentlichen Hauptversammlung im Dezember beraten.
    Will man Pölz nicht zusperren, immerhin hängen 500 Arbeitsplätze in einem Krisengebiet daran, dann ist eine kräftige Kapitalspritze notwendig.
    Die Rede ist von rund 600 Millionen Schilling, um für heuer eine ordentliche Bilanz legen zu können.
    Und fürs nächste Jahr werden wohl auch noch einige hundert Millionen Schilling zur Verlustabdeckung benötigt.
    Unter einer Milliarde Schilling wird kurzfristig wohl nichts zu machen sein.
    Es ist genau halb eins und wir hoffen in der verbleibenden halben Stunde in diesem Mittagsjournal noch folgende Themen unterzubringen.
    Aus Österreich noch die erste österreichweite Bestandsaufnahme über den Zustand des Waldes und aus dem Ausland der Streik bei der deutschen Lufthansa, Fliegspendengelder auch für den deutschen Bundesnachrichtendienst BND und die großen Anti-NATO-Demonstrationen in Spanien am vergangenen Wochenende.
    Im Kulturteil eine Vorschau auf die nächste Burgtheater-Premiere auf Henrik Ibsens, John Gabriel Borgmann.
    Bevor wir aber ins Ausland wechseln, zunächst noch ein Hinweis auf unser heutiges Abendprogramm.
    Heute geht es um das neue Geschichtsbild der DDR, am Beispiel Otto von Bismarck.
    Hat man sich nach 1945 in der sowjetischen Besatzungszone und dann in der DDR radikal und emotional von Preußen und allem, was man damit verbannt, abgewandt, so sieht man das heute anders, differenzierter und damit weitaus positiver.
    Letzter Beweis dafür ist eine neue Bismarck-Biografie, die übrigens noch vor ihrem Erscheinen in der DDR im renommierten Westberliner Siedler Verlag herausgekommen ist.
    Der Autor ist Ernst Engelberg, der 76-jährige Doyen der DDR-Geschichtswissenschaft.
    Ich warne davor, dass man das Nazireich vorwurzelnd sieht im Bismarckreich.
    Das wäre aus zwei Gründen falsch.
    Einmal würde man in gewissem Sinne den Nazis nachreden.
    Und zum anderen würde man diejenigen entlasten, die in der Zeit der Weimarer Republik auf den Faschismus hingesteuert haben.
    Ein ausführliches Gespräch mit Ernst Engelberg über Bismarck und das neue Geschichtsbild der DDR gibt es heute Abend im Journal Panorama um 18.30 Uhr in Österreich 1.
    Bei der Deutschen Lufthansa hat mit heutigem Tag der erste Streik seit 14 Jahren begonnen.
    Anlass für den von der Gewerkschaft für öffentliche Dienste, Transport und Verkehr ausgerufenen Ausstand ist ein Streit um die Auszahlung der bei der Lufthansa üblichen Gewinnbeteiligung für die Mitarbeiter.
    Im konkreten Fall die Gewinnbeteiligung für das Jahr 1984.
    Das Unternehmen bot einen nach dem jeweiligen Einkommen gestaffelten Betrag an.
    Die Gewerkschaft forderte die Beibehaltung der bisherigen Praxis, einen für alle 38.000 Beschäftigten der Lufthansa gleichen Einheitsbetrag auszuzahlen.
    Über die Entwicklung der Verhandlungen bis zum heutigen Streikbeginn und über die ersten Auswirkungen des Streiks bei der Lufthansa ein Bericht von Michael Kerbler.
    Die ÖTV, die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr mit ihren 10.000 Mitgliedern, will mit ihrem Streik, von dem gegenwärtig sieben bundesdeutsche Flughäfen betroffen sind, dafür sorgen, dass möglichst viele Flugzeuge am Boden bleiben.
    Sie will die Geschäftsführung der Lufthansa damit zwingen, von ihrem Vorhaben abzurücken, erstmals seit 15 Jahren statt eines einheitlichen Prämienbetrages eine Leistungsprämie an die Lufthansa-Mitarbeiter einzuführen.
    Statt des Einheitsbetrages soll ein Sockelbetrag plus 6% des Monatsverdienstes, mindestens jedoch 1.025 Mark, auf die Gehaltskonten der Lufthansa-Mitarbeiter fließen.
    Damit beträgt die Differenz zwischen dem von der ÖTV geforderten Einheitsbetrag und dem angebotenen Leistungsbetrag lediglich 75 Mark, also etwas mehr als 500 Schilling.
    Trotz dieses geringen Betrages, der die Verhandlungspartner trennt, entschlossen sich mehr als 80 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder in einer Urabstimmung für den Streik.
    Sie schlossen sich damit der Argumentation der Gewerkschaftsführung an, die es als ungerecht bezeichnet, wenn Bezieher niedriger Einkommen weit weniger an der Gewinnausschüttung partizipieren als hochbezahlte Flugkapitäne.
    Jeder der Lufthansa-Mitarbeiter, so argumentiert die ÖTV-Gewerkschaft, trage auf seinen Posten und mit seiner Arbeit zum Gesamtgewinn des Unternehmens gleich viel bei.
    Hinter dem Tarifkonflikt, der nun in die heiße Phase getreten ist, verbirgt sich eine Auseinandersetzung zweier Gewerkschaften, nämlich der nun streikenden ÖTV und der DAG, der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft.
    In der DAG sind nämlich zu 70 Prozent Flugkapitäne und zu 30 Prozent fliegendes Lufthansa-Personal organisiert.
    In der ÖTV sind überwiegend Mitarbeiter des Bodenpersonals aus Wartung, Flug- und Gepäckabfertigung vertreten.
    Die Deutsche Angestelltengewerkschaft hat der Leistungsprämienregelung der Lufthansa Geschäftsführung bereits zugestimmt.
    Für ihre Mitglieder ist diese Regelung von Vorteil.
    An einem Beispiel lässt sich dies leicht ablesen.
    Nach der Einheitsprämienregelung würde ein Flugkapitän 1100 DM, nach der Leistungsprämienregelung aber 1800 DM bekommen.
    In den deutschen Medien stößt der Streikbeschluss der ÖTV, die immer wieder betont, dass es ihr um das Prinzip und nicht um einen geradezu lächerlichen Betrag von 75 Mark geht, überwiegend auf Ablehnung.
    Eine ideologische Auseinandersetzung, so heißt es, werde da auf dem Rücken des Unternehmens, zulasten des guten Rufs der Lufthansa und zum Schaden der Passagiere ausgetragen.
    Schon am Wochenende hagelte es bei den Lufthansa Buchungsschaltern in Erwartung des Streiks, Stornos bzw.
    Umbuchungen auf andere Luftfahrtlinien.
    Seit heute früh wird nicht nur am Flughafen Hamburg, sondern auch in Frankfurt, Hannover, München, Düsseldorf und Bremen gestreikt.
    Von den 93 geplanten Flügen seien nur zwei vom Streik betroffen gewesen und mussten ausfallen, waren von Seiten der Lufthansa zu erfahren.
    Bei knapp 30 Flügen kam es zu Verspätungen.
    In der Gewerkschaft dagegen spricht man von zwölf Flugausfällen.
    Dass der Streik sich ausweiten werde, damit ist zur Stunde zu rechnen, denn auf sieben Flughäfen haben auch die Wartungstechniker mit Arbeitsniederlegungen begonnen, was über kurz oder lang dazu führen wird, dass mehrere Flugzeuge wegen eines fehlenden technischen Okay am Boden bleiben müssen.
    Außerdem haben auch Mitarbeiter der Lufthansa-Service GmbH zu streiken begonnen.
    Das ist jenes Lufthansa-Unternehmen, das nicht nur für die Bordverpflegung der bundesdeutschen Luftfahrtlinie, sondern auch für ausländische Luftfahrtunternehmen sorgt.
    Der letzte Streik vor 14 Jahren hat übrigens zehn Tage gedauert und einen Verdienstentgang der Lufthansa von fast 150 Millionen Schilling gekostet.
    Wie lange diesmal der Arbeitsausstand dauern wird, ist zur Stunde schwer abzuschätzen.
    Die ÖTV-Funktionäre sind nach eigenen Angaben nicht bereit, sich dem Diktat, wie sie es nennen, des Lufthansa-Vorstandes zu beugen und eine Wende in der Tarifpolitik hinzunehmen.
    Soweit Michael Kerbler aus Bonn.
    Nach Auskunft des österreichischen Lufthansa Büros ist übrigens der Streik bisher ohne Auswirkungen auf Lufthansa-Flüge aus und nach Österreich.
    Wir bleiben aber noch in der Bundesrepublik.
    Dort ist der viel diskutierte Skandal um Parteispenden aus dem Hause Flick jetzt um eine schillernde Facette reicher geworden.
    Im laufenden Flick-Prozess gegen den ehemaligen Konzernmanager Eberhard von Brauchitsch sowie gegen die ehemaligen Minister Friederichs und Graf Lambsdorff
    sagte Brauchitsch am vergangenen Freitag aus, es habe Geld nicht nur für politische Parteien gegeben, sondern auch für den deutschen Geheimdienst, den Bundesnachrichtendienst.
    Eine halbe Million Mark sei 1978 von insgesamt zehn deutschen Firmen dem Bundesnachrichtendienst zur Verfügung gestellt worden, um damit, so heißt es, zusätzliche Antiterrorexperten anstellen zu können.
    Die Schaffung dieses sogenannten Sonderfonds hat die Bonner Regierung mittlerweile bestätigt.
    bei Politikern aller Couleur und in den Medien macht sich jetzt das Unbehagen breit über dieses ungewöhnliche Mäzenatentum der Industrie für einen Geheimdienst in personellen Nöten.
    Markus Peter informiert.
    Der Flick-Prozess brachte es zu Tage.
    Die deutsche Großindustrie hatte nicht nur Geld für Parteien und Politiker übrig, sondern sie hatte auch Geld direkt für den Staat.
    Der ehemalige Generalbevollmächtigte von Flick, Eberhard von Brauchitsch, plauderte vor Gericht aus der Spendenschule des Konzerns.
    Flick habe gemeinsam mit neun anderen Industriekonzernen im Jahre 1978 dem Bundesnachrichtendienst insgesamt umgerechnet dreieinhalb Millionen Schilling als Spende zur Verfügung gestellt.
    Dieser Sonderfonds, so sagte von Brauchitsch, habe zur vorübergehenden Überbrückung eines fehlenden Etatpostens gedient.
    Der Geheimdienst hätte damit zwei oder drei
    Terrorismusexperten anstellen sollen.
    Die weltweite Fahndung nach deutschen Terroristen Ende der 70er Jahre hat anscheinend die Haushaltsmittel der Geheimdienste überfordert.
    Dass das Geld gegeben worden ist, ist sicher.
    Regierungssprecher Ost hat dies bestätigt.
    Wie es verwendet worden ist, liegt noch im Dunkeln.
    Zum einen heißt es, der Bundesnachrichtendienst habe damit Privatdetektive engagiert, die im Ausland nach deutschen Terroristen fahndeten.
    Die Welt am Sonntag will wissen, dass die Spendengelder zur gezielten Intensivierung der Fahndung nach der Terroristin Brigitte Monhaupt verwendet worden sind.
    Brigitte Monhaupt war eine der Köpfe der Roten Armee Fraktion.
    Sie wurde im November 82 festgenommen und im April dieses Jahres wegen der Beteiligung an der Ermordung Bubaks, Pontos und Schleyers zu fünfmal lebenslänglich verurteilt.
    Das, was jetzt durch die Aussage des Angeklagten von Brauchitsch ruchbar wurde, hat eine neue Dimension.
    Da sind Spenden von der Industrie an die Parteien, also ins staatliche Vorfeld geflossen.
    Dafür hat man dem Staat widerrechtlich Steuergelder vorenthalten, um dann großzügig dem notleidenden Staatseckel mit Spenden auszuhelfen.
    Und wenn das so war, so heißt das, dass der Staat nicht in der Lage gewesen wäre, seine Aufgaben zu erfüllen und zu finanzieren.
    Und das hat nun alle Bonner Parteien in Aufregung versetzt.
    Die Affäre fällt in die Zeit der Regierung Schmidt.
    Zuständig für den Bundesnachrichtendienst war auch damals das Bundeskanzleramt.
    Und direkt der Kanzleramtsminister Schüler.
    Er musste davon gewusst haben.
    Helmut Schmidt hat bereits beteuert, von diesen dubiosen Finanzierungspraktiken seines Geheimdienstes keine Ahnung gehabt zu haben.
    Er hätte so etwas auch nicht zugelassen, sagte er in einem Interview.
    Die Koalitionsparteien und die SPD fordern heute auf jeden Fall, dass die ganze Angelegenheit vor der Parlamentarischen Kontrollkommission, die zuständig ist für die Überwachung der Geheimdienste, schnellstens untersucht wird.
    Ein Hauch von Bananenrepublik wehe über Bonn.
    Das sagte der Vorsitzende des Haushaltsausschusses des Bundestags, der SPD-Politiker Rudi Walter.
    Und er meinte damit, dass es nicht angehen könne, dass der Staat über Mittel verfüge, die nicht vom Parlament kontrolliert werden können.
    Das böse Wort von der gekauften Republik macht in Bonn auf jeden Fall wieder die Runde.
    Industrie finanziert Geheimdienst, diese Schlagzeile sorgt derzeit in der Bundesrepublik Deutschland für einige Aufregung, Markus Peter berichtete.
    In den großen Städten Spaniens haben am Wochenende hunderttausende Menschen gegen den Verbleib ihres Landes in der NATO und gegen die amerikanischen Stützpunkte in Spanien demonstriert.
    Allein in der Hauptstadt Madrid beteiligten sich gestern rund 200.000 Spanier an den Protesten, die sich auch gegen die offensichtliche Kehrtwendung des sozialistischen Ministerpräsidenten Felipe González in dieser Frage richteten.
    Noch bei seinem Regierungsantritt, das war kurz nach dem NATO-Beitritt Spaniens im Mai 1982, hatte González eine Politik des Herauslösens aus dem Atlantikpakt und eine Volksabstimmung zu diesem Thema angekündigt.
    Jetzt erklärt er offen, seine Meinung geändert zu haben.
    Hören Sie mehr dazu aus der spanischen Hauptstadt von Robert Gerhardt.
    NATO nein, Militärbasen raus, Referendum und Neutralität, so der Schlachtruf.
    In fast allen Großstädten von Spanien gingen Pazifisten, Grüne und Linke Organisationen auf die Straße.
    In Madrid waren es eine halbe Million.
    Die Polizei spricht allerdings von nur 15.000 Demonstranten.
    Über die Frage, NATO ja oder nein, spaltet sich die spanische Linke.
    Die Regierungslinie ist inzwischen klar.
    Der Sozialisten-Chef und Ministerpräsident Felipe González legte sich eindeutig fest.
    Kurz vor Beginn der Massendemonstration sagte er öffentlich, zwei Jahre habe er sich für die Analyse Zeit gelassen.
    Die Folge für Felipe González, ich glaube ehrlich, die Interessen von Spanien besser zu verteidigen, wenn ich sage, wir sollen in der Allianz bleiben.
    Die Regierung und die Spitzenfunktionäre der Sozialisten wurden im Verlauf der vergangenen Wochen auf diese Marschrichtung eingeschworen.
    Kurz gefasst heißt sie, wir können nicht in die Ägä eintreten, vorgesehen ab 1.
    Januar kommenden Jahres, und aus der NATO austreten.
    Neben dem Bonbon Ägä muss die bittere Pille NATO geschluckt werden.
    Und damit basta.
    Das ist die offizielle Version.
    Philippe wird sie mit dem vollen Einsatz seiner Persönlichkeit gegenüber dem Volk vertreten.
    und er wird das versprochene Referendum gewinnen.
    Kurz nach den EG-Beitrittsfeiern auf der Welle der Europa-Euphorie wird es abgehalten, wahrscheinlich Anfang März.
    Die Wähler der Sozialisten, es waren immerhin 10 Millionen, müssen bis dahin auf neuen Kurs eingeschworen werden.
    Denn als die Partei noch Opposition war und in den Wahlkampf zog, hieß eine wichtige Parole, raus aus der NATO, Referendum.
    Die Wähler, zumindest die mit längerem Gedächtnis, pochen jetzt auf Referendum.
    Und zwar Referendum Claro.
    Ein ehrliches Referendum mit ehrlicher Frage.
    Daran basteln nun die herrschenden Sozialisten.
    Unterstützt werden sie diesmal von der gesamten Rechten.
    Die konservativ bis reaktionäre Volksallianz unter ihrem listigen Oppositionsführer Fraga Eribarne steht voll hinter den Sozialisten.
    Alleingelassen sind Kommunisten, sind Pazifisten, die Grünen und die gesamte heimatlose Linke.
    Ihre Argumente, NATO-Mitgliedschaft erhöht Kriegsgefahr, bedeutet Nuklearwaffen, bedeutet Spaltung Europas in Blöcke.
    NATO ist nicht freie Welt.
    NATO-Verbleib schafft Feinde, beschränkt die Außenpolitik, erhöht Militarisierung und Aufrüstung bis zum Wahnsinn.
    Die sozialistische Regierung zögerte lange bis zur Entscheidung.
    Sie hat ein schlechtes Gewissen.
    Nun muss sie ihren Wählern klaren Wein einschenken und ein positives Referendum schmackhaft machen.
    Philippe verspricht Reduzierung der US-Militärbasen, keine Stationierung von Nuklearwaffen auf spanischem Boden sowie Nicht-Teilnahme an der militärischen Kommandostruktur.
    Vorbild NATO-Halbmitglied Frankreich, der Nachbar im Norden.
    Mit EG-Beitritt ködern die regierenden Sozialisten nun das Volk und verkaufen NATO beim Referendum.
    Gewiss erfolgreich.
    Die Manifestationen bringen keinen Kurswechsel, auch nicht der Ruf der Anarchisten, Whisky und Marihuana in jede Basis Amerikaner.
    Spanien hat die traditionelle Neutralitätspolitik längst aufgegeben.
    Der Ruf, Hamburger nein, lieber Brot mit Tomate, hilft auch nicht mehr.
    Amerika hält heute auch Spanien fest im Griff.
    Es ist drei Viertel eins, zwölf Uhr fünfundvierzig und im Mittagsschanal haben wir vor den Schlussnachrichten noch zwei Beiträge auf dem Programm.
    Im Kulturteil eine Premierenvorschau auf die Burgtheateraufführung von Ibsens Schauspiel J. Gabriel Borgmann und im folgenden das Thema Waldsterben.
    Denn bei fast jeder Diskussion um den Zustand unserer Umwelt geht es natürlich auch immer um den Wald.
    45 Prozent des österreichischen Staatsgebietes sind bewaldet.
    Österreich ist also im Vergleich zu anderen europäischen Staaten ein waldreiches Land.
    Wie krank ist unser Wald?
    Diese Frage wollte die Bundesregierung von der Forstlichen Bundesversuchsanstalt beantwortet haben.
    Während des Sommers wurden auf 2200 Beobachtungsflächen, Beobachtungsstellen von etwa 100 Forstakademikern mit wissenschaftlicher Genauigkeit die entsprechenden Werte erhoben.
    Heute sind die ersten bundesweiten Ergebnisse in einer Pressekonferenz vorgestellt worden, Wolfgang Fuchs berichtet.
    Der österreichische Wald stirbt nicht mehr so schnell wie in den vergangenen Jahren.
    Nach den jüngsten Zahlen gibt es offenbar eine Verschnaufpause für die bereits angegriffenen Bäume.
    Die Waldzustandsinventur der forstlichen Bundesversuchsanstalt ergibt, dass im heurigen Sommer drei Viertel der österreichischen Waldbestände gesund waren.
    etwa jeder fünfte Baum schwach geschädigt und etwa jeder zwanzigste Baum schwer geschädigt war.
    Eine Untersuchung im Jahr davor, im Sommer 1984, durchgeführt, allerdings nur in den westlichen Bundesländern, diese 84.
    Untersuchung hatte schlechtere Ergebnisse gebracht.
    Die jetzige Verbesserung des Zustandes des Waldes ist aber leider nicht auf die Verbesserung der Luftgüte zurückzuführen, bedauern die Forstleute.
    Der für die Forstwirtschaft zuständige Sektionschef im Landwirtschaftsministerium, Edwin Plattner, sieht einen ganz banalen Grund für die Verbesserung.
    Es wird in erster Linie eine Verbesserung in der Niederschlagsmenge sein.
    Es war das Jahr 84, 85, der Sommer 85 bis zum Erhebungszeitraum, der in den August fällt, für das Waldwachstum sehr günstig.
    und das führt zu einer besseren Kronenform.
    Die Trockenheit der letzten Wochen könnte die optimistischeren Zahlen also bereits wieder zunichte gemacht haben.
    Eines ist ohnehin schon traurige Gewissheit.
    Es stirbt nicht nur der Nadelwald, also Tanne oder Fichte.
    Der Projektleiter der Erhebung
    Universitätsprofessor Josef Pollan-Schütz.
    Es ist zurzeit so, dass praktisch in manchen Bereichen Österreichs jede der Baumarten irgendwelche Schadsymptome, die eine weniger stark, die andere deutlicher ausgeprägt, zeigt.
    Man muss allerdings, ich habe es jetzt im ersten
    Teil des Satzes schon angehen lassen, sehr klar aber unterscheidend zwischen den verschiedensten verschiedenen Regionen und den verschiedenen Ursachen, die dort denkbar oder möglich sind.
    Die Tatsache, dass in manchen Gebieten nun Buche, Eiche, Ahorn, Esche ebenfalls Schadsymptome zeigen, das muss uns zu denken geben und hier müssen wir prüfen, wie weit hier neben
    schwachen oder mittleren Beeinträchtigungen durch Luftverunreinigungen, doch andere Faktoren abiotischer Natur, Trockenheit, Frost oder biotische Faktoren, Pilzkrankheiten und Insekten von der Partie sind und den Bäumen zusetzen.
    Die Ursachen sind also nicht genau erforscht.
    Was den Wissenschaftlern derzeit bleibt, ist auf Regen zu hoffen und die 2200 über ganz Österreich verteilten Beobachtungsflächen immer wieder zu vermessen.
    70.000 Probebäume sollen nun jährlich auf ihre Vitalität untersucht werden.
    Allein heuer wurden mehr als eine Million Daten erfasst und mit Computern verarbeitet.
    Am gesündesten ist der Wald in Kärnten und Salzburg, besonders geschädigt im Burgenland und in Wien.
    Aber auch Vorarlberg meldet erschreckende Zahlen.
    Jeder zehnte Baum im Ländle ist schwer krank.
    Und in Tirol ist es jeder zwölfte.
    Das österreichische Ergebnis lässt sich etwa mit unseren Nachbarn vergleichen.
    Auch in Bayern und in der Schweiz ist so wie bei uns jeder zwanzigste Baum schwer geschädigt, jeder fünfte Baum leicht erkrankt und drei Viertel des Waldes noch gesund.
    Wolfgang Fuchs berichtete von der heute präsentierten Waldzustandsinventur 1985, der ersten gesamtösterreichischen Erhebung über den Zustand unseres Waldes.
    Der Kernsatz vielleicht noch einmal, jeder zwanzigste Baum muss als schwer geschädigt gelten in Österreich.
    Die genützte und ungenützte Macht, Menschen glücklich zu machen, das ist eines der Hauptthemen in Henrik Ibsens Schauspiel »John Gabriel Borgmann«, das der scheidende Direktor des Burgtheaters Achim Benning am Wiener Burgtheater einstudiert hat und das übermorgen Premiere hat.
    Prominente Besetzung, Romuald Pekny in der Titelrolle, Martha Wallner und Annemarie Düringer als seine Partnerinnen.
    Erich Gabriel hat die letzten Proben besucht.
    Das Stück spielt an einem Winterabend, an dem Bilanz gezogen wird über das Leben und die Träume des verkrachten Bankdirektors Ion Gabriel Borgmann.
    Acht Jahre Gefängnis brachte ihm sein Betrug an den Bankkunden und anschließend daran lebt er seit acht Jahren in der Einsamkeit seines Zimmers.
    Er fühlt sich betrogen um den Sieg, den er zum Segen der Menschheit erringen wollte.
    An der Lebenslüge Borgmanns scheitern auch seine Frau und seine Jugendliebe, deren Zuneigung er seinem Machtwahn geopfert hat.
    Für Achim Benning, der das 1896 in London uraufgeführte Schauspiel inszeniert, ist es ein Stück übers Sterben, an der Grenze zwischen Leben und Tod, wo den Menschen das verpfuschte Leben bewusst wird.
    Es ist natürlich auch ganz konkret, wenn man das jetzt noch anders ausdrücken will, auch das Scheitern von so kapitalistischen Weltträumen, die können jetzt rechts oder links sein, ich meine das nicht politisch,
    Und eben das furchtbare Grunderleben, dass man an einer bestimmten Stelle seines Lebens auf einen Weg gerät, der einen ins Unglück führt.
    Ella Rentheim, Martha Wallner spielt sie, hat Borgmann seinen Machtträumen geopfert.
    Und ihre Zwillingsschwester Gunnhild, Annemarie Düringer, ist die Darstellerin wegen der Mitgift geheiratet.
    Lebendig geblieben ist zwischen beiden Frauen der Hass und der Kampf um Gunnhilds Sohn.
    Borgmann lebt in der Wahnidee eines endlosen, unerschöpflichen Reiches, das von ihm beherrscht wird.
    Romuald Pekny ist von der Monomanie dieser Figur fasziniert.
    Er spricht oft davon, dass er das für viele, viele Tausende, Abertausende auch machen wollte, eine ganz wesentliche Stelle.
    Seine Frau sagt, du hast nur dich geliebt, und er verbessert sofort mit aller Überzeugung, das muss man auch glauben, ich habe die Macht geliebt, die Macht, Menschen glücklich zu machen.
    Überall, nah und fern, unzählige Menschen.
    Ich glaube, er wollte diese allerhöchste Wolllust auch empfinden.
    Nur der von Borgmann mit in den Ruin gerissene Jugendfreund Volldahl, Kurt Sowinetz spielte ihn, durchbricht noch seine Einsamkeit.
    Während wir beide hier reden, spielt deine Flieder.
    Bei wem, der mich verraten und ruiniert hat, zum Tanz auf!
    Ach, das arme Kind!
    Weißt du, für wen sie noch spielt?
    Für meinen Sohn!
    Was?
    Wilhelm!
    Wie findest du das?
    Mein Sohn!
    Tanz!
    Heute Abend bei dem, der mich ruiniert hat!
    Ist das eine Komödie?
    Benning versucht in seiner Inszenierung einem penetranten Naturalismus oder Symbolismus zu entgehen.
    Die Gefahr auf der einen Seite ist also die naturalistische Familienstory und auf der anderen Seite eben symbolistische, schicke, mythische Zeichen auf die Bühne zu hängen.
    und irgendwelche tieferen Bedeutungen vom Schnürboden darunter zu lassen.
    In Ibsens' John Gabriel Borgmann spielen im Bühnenbild von Matthias Kralje außerdem noch Kitty Speiser oder Thor Mayer und Ulrich Rheinthaler.
    John Gabriel Borgmann hat übermorgen am Wiener Burgtheater Premiere.
    Bei uns im Mittagsschanal jetzt noch die Schlussnachrichten.
    Österreich.
    In Wien wurde am Vormittag der 29.
    Bundesparteitag der SPÖ eröffnet.
    Die Beratungen stehen unter dem Motto Mutig in die neuen Zeiten.
    Außenminister Leopold Graz sagte in seiner Begrüßungsansprache, die Zukunft sei für die SPÖ keine Bedrohung, sondern eine Chance.
    Zentralsekretär Fritz Marsch sagte, die Ohnmacht der ÖVP, eine Antwort auf die Fragen der Zeit zu geben, habe zur Verrohung der politischen Sitten geführt, wie das noch vor einigen Jahren nicht für möglich gehalten worden sei.
    Gesundheits- und Umweltschutzminister Kurt Steirer gab bekannt, dass er nicht mehr für den Bundesparteivorstand kandidieren werde, um den bevorstehenden Wahlkampf um das Amt des Bundespräsidenten frei von parteipolitischen Überlegungen fair und objektiv führen zu können.
    Der Generalsekretär des Wirtschaftsbundes, Wolfgang Schüssel, hat sich heute gegen die meisten der 29 von Sozialminister Dallinger aufgestellten Punkte in der Novelle zum Arbeitsverfassungsgesetz ausgesprochen.
    Vor allem drei Punkte sind es, die auf entscheidenden Widerstand des Wirtschaftsbundes stoßen werden.
    Schüssel zitierte in diesem Zusammenhang das hineinregierende Gewerkschaft in die Betriebe, eine zu befürchtende Abhängigkeit der Arbeitnehmer von den Betriebsräten sowie wirtschaftsfremde Kündigungsbestimmungen.
    Fast jedes zweite österreichische Industrieunternehmen will im kommenden Jahr mehr als heuer investieren.
    Nach einer Umfrage der Industriellenvereinigung sollen die Investitionen in erster Linie zur Rationalisierung dienen.
    Unter der Bezeichnung Flinker Igel beginnen heute in Ostösterreich die für fünf Tage angesetzten Herbstmanöver des Bundesheeres.
    Etwa 7000 Soldaten sowie Panzer und Kraftfahrzeuge werden heute in die Manövergebiete im nördlichen Burgenland, im Raum Wiener Neustadt und im Wiener Wald eintreffen.
    Mit Verkehrsbehinderungen ist zu rechnen.
    Ab heute wird in ganz Österreich wieder eine Schluckimpfungsaktion gegen Kinderlähmung durchgeführt.
    Die Kinderlähmung gilt in Österreich zwar als ausgerottet, in vielen Urlaubsgebieten, etwa in der Türkei oder in Spanien, tritt die Krankheit jedoch noch immer auf.
    USA, Sowjetunion.
    Der amerikanische Außenminister George Shultz hat sich zuversichtlich über das bevorstehende Gipfeltreffen in Genf geäußert.
    In einem Fernsehinterview meinte Shultz, die Begegnung werde die Beziehungen zwischen Washington und Moskau konstruktiver gestalten.
    Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS hat unterdessen die Radiorede von Präsident Reagan, die vor allem an die Sowjetbürger gerichtet war, als Friedensgeschwätz abgetan.
    Spanien.
    Etwa 200.000 Menschen haben gestern in Madrid für den Austritt Spaniens aus der NATO demonstriert.
    Auch in anderen Städten kam es zu sogenannten Friedensmärschen.
    Die Proteste verliefen friedlich.
    Polen.
    Arbeiterführer Lech Walesa hat die angekündigte Freilassung politischer Gefangener in Polen als selektiv verurteilt.
    Gegenüber westlichen Journalisten sagte Walesa, er sei schockiert, dass nur eine Handvoll Häftlinge freigelassen werden sollen.
    Die Führer der verbotenen Gewerkschaft Solidarität würden weiter in Haft bleiben müssen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Das Personal der Lufthansa ist heute in den Streik getreten.
    Am Vormittag waren sieben deutsche Flughäfen betroffen.
    Flüge ins Ausland waren bisher allerdings nicht beeinträchtigt.
    Die Gewerkschaft will eine einkommensunabhängige Gewinnbeteiligung für die etwa 30.000 in der Bundesrepublik Beschäftigten des Lufthansa-Konzerns durchsetzen.
    USA.
    Beim Zusammenstoß zweier Privatflugzeuge über einem Vorort von New York sind in der vergangenen Nacht möglicherweise mehr als 20 Menschen ums Leben gekommen.
    Die beiden Maschinen stürzten nach der Kollision brennend in Wohngebiete.
    Mehrere Häuser gingen dabei in Flammen auf.
    Nun noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Über die Niederungen teilweise heiter, sonst bei veränderlicher Bewölkung lokale Regen- oder Schneeschauer.
    Nachmittagstemperaturen 1 bis 7 Grad.
    Soweit die Schlussnachrichten im Mittagsjournal und ganz zuletzt noch die Wiederholung eines Programmhinweises.
    Heute Abend im Journal Panorama um 18.30 Uhr geht es um das neue Geschichtsbild der DDR und zwar um Beispiel Otto von Bismarck.
    Denn seit diesem Herbst gibt es eine neue Bismarck-Biografie, die Ernst Engelberg, der 76-jährige Doyen der DDR-Geschichtswissenschaft verfasst hat und mit ihm spricht heute Abend im Journal Panorama Ferdinand Olbort.
    Mit diesem Hinweis geht das Mittagsjournal zu Ende.
    Redakteur im Studio war Werner Löw.
    Ich verabschiede mich auch im Namen von der Redaktion und Technik und wünsche noch einen angenehmen Tag.
    Auf Wiederhören!

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1985.11.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1985.11.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    SPÖ-Parteitag in der Wiener Stadthalle
    Einblendung: Wiener Landesparteivorsitzender Gratz, Zentralsekretär Marsch, Zentralsekretär Schieder
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung] , Gratz, Leopold [Interviewte/r] , Marsch, Fritz [Interviewte/r] , Schieder, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1985.11.11 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Stadthalle [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    SPÖ-Parteitag: Bundespräsidentschafts-Wahl: Steyrer, vorläufiger Verbleib als Minister?
    Einblendung: Delegierte Stangl, Mock, Metelko, Ex-Justizminister Broda, Ex-Verkehrsminister Lausecker, Abgeordnete Ringhofer
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Hopfmüller, Gisela [Interviewte/r] , Stangl, ... [Interviewte/r] , Mock, Gerhard [Interviewte/r] , Metelko, Siegbert [Interviewte/r] , Broda, Christian [Interviewte/r] , Ringhofer, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1985.11.11 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Stadthalle [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖVP-Wirtschaftsbund schießt sich auf Dallinger ein
    Einblendung: Wirtschaftsbundgeneralsekretär Schüssel
    Mitwirkende: Steinhuber, Manfred [Gestaltung] , Schüssel, Wolfgang [Interviewte/r]
    Datum: 1985.11.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Probleme ohne Ende rund um Zellstofffabrik Pöls
    Mitwirkende: Gassner, Susanna [Gestaltung]
    Datum: 1985.11.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Tailer Journal-Panorama: Das neue Geschichtsbild der DDR am Beispiel Otto von Bismarcks
    Einblendung: Historiker Engelberg
    Mitwirkende: Olbort, Ferdinand [Gestaltung] , Engelberg, Ernst [Interviewte/r]
    Datum: 1985.11.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Streik der Deutschen Lufthansa
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1985.11.11 [Sendedatum]
    Ort: Bonn [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Flick-Parteispenden-Gelder für BND-Antiterrofonds sorgen für Aufregung
    Einblendung: Autor Engelberg
    Mitwirkende: Peter, Markus [Gestaltung]
    Datum: 1985.11.11 [Sendedatum]
    Ort: Bonn [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Große Anti-NATO-Demonstration in Spanien
    Mitwirkende: Gerhardt, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1985.11.11 [Sendedatum]
    Ort: Madrid [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Erster österreichweiter Waldzustandsbericht präsentiert
    Einblendung: Sektionschef Plattner, Projektleiter Polanschütz
    Mitwirkende: Fuchs, Wolfgang [Gestaltung] , Plattner, Edwin [Interviewte/r] , Polanschütz, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1985.11.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Burgchef Achim Benning verabschiedet sich mit Henrik Ibsens "John Gabriel Borkman" am Burgtheater als Regisseur
    Einblendung: Regisseur Benning, Szenenausschnitte, Darsteller Pekny
    Mitwirkende: Gabriel, Erich [Gestaltung] , Benning, Achim [Interviewte/r] , Pekny, Romuald [Interviewte/r]
    Datum: 1985.11.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1985.11.11
    Spieldauer 00:59:46
    Mitwirkende Löw, Werner [Moderation]
    Bachmair, Udo [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1985.11.11 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-851111_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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