Mittagsjournal 1986.06.24

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    12 Uhr, Mittagjournalzeit in Österreich 1 und Ö3, Udo Bachmeier begrüßt Sie.
    Was steht auf unserem heutigen Themenzettel?
    Wie an fast jedem Dienstag das Pressegespräch nach der Sitzung der Bundesregierung, zum zweiten Mal geleitet von Franz Franitzki, Hauptthema des journalistischen Frage- und Antwortspiels war der Streit um die geplante Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf.
    Das Pressefrühstück mit ÖVP-Generalsekretär Michael Graf galt ebenfalls diesem Thema.
    Graf warf dem neuen Kanzler in dieser Frage einen Zick-Zack-Kurs vor.
    Den Journalisten stellte sich heute auch ÖGB-Chef Anton Peña.
    Er bekräftigte sein Ja zu einer Steuersenkung ab 1.
    Jänner und tritt erneut vehement für den Ausbau der Donau östlich von Wien ein.
    Das Trauziehen um die neue Zusammensetzung des Verbundaufsichtsrates geht weiter.
    Dessen Präsident soll ja nach dem Wunsch Norbert Stegers Friedrich Peter werden.
    Die steirischen Landtagswahlen werden um zwei Wochen auf den 21.
    September vorverlegt.
    Dazu ein Bericht aus Graz.
    Und die Steierdaimler Buch AG bekommt nach dem Abgang des jetzigen verstaatlichten Ministers Streicher einen neuen Generaldirektor.
    Und zwar ist der Auslandsösterreicher Otto Warsa im Gespräch.
    Ausland?
    Der Westen zögert weiterhin mit Wirtschaftssanktionen gegen das Apartheid-Regime von Südafrika.
    einer der Gründe dafür Südafrikas strategische Bedeutung.
    In Nordirland wurden Politikerprotestaktionen gegen die Parlamentsauflösung spektakulär beendet.
    Und der Beitrag der Kulturredaktion ist dem Schauspieler, Regisseur und Autor Hans Jarai gewidmet, der heute 80 geworden ist.
    Wir beginnen mit den Nachrichten, zusammengestellt von Fedor Holi.
    Es liest Wolfgang Riemerschmidt.
    Österreich.
    Der österreichische Gewerkschaftsbund beharrt auf seiner Forderung nach einer Lohnsteuersenkung zu Beginn kommenden Jahres.
    In einer heute vom Bundesvorstand des ÖGB beschlossenen Resolution heißt es, die Steuersenkung dürfe aber nicht durch Kürzung sozialer Aufwendungen oder durch eine Streichung beschäftigungswirksamer Budgetmittel finanziert werden.
    Weiters wird in der Resolution das Eintreten des ÖGB für eine branchenweise Arbeitszeitverkürzung bekräftigt und eine Lösung der Probleme der verstaatlichten Industrie durch eine enge Zusammenarbeit mit der Personalvertretung angeregt.
    Zum Thema Energiepolitik unterstreicht der Gewerkschaftsvorstand, die Debatte über eine Inbetriebnahme des Atomkraftwerkes Zwentendorf sei nach der Katastrophe von Tschernobyl auch für den ÖGB beendet.
    Der Gewerkschaftsbund messe deshalb dem Ausbau der Wasserkraft und der Forschung nach alternativen Energiequellen umso größere Bedeutung zu.
    ÖVP-Generalsekretär Michael Graf hat der Regierungskoalition von SPÖ und FPÖ jede Fähigkeit zur Erneuerung abgesprochen.
    Unter Hinweis auf eine wissenschaftliche Analyse der Regierungserklärung meinte Graf, der neue Bundeskanzler Franz Franitzki könne nur noch ein Wirtschaftsdesaster administrieren.
    Außerdem werde bei 80 Prozent der Zielaussagen seines politischen Programms nicht gesagt, wie diese Ziele erreicht werden sollen.
    Der ÖVP-Generalsekretär kündigte an, er wollte die beim gestrigen Gespräch zwischen Franitzki und ÖVP-Obmann Alois Mock zum Ausdruck gebrachte Absicht zur Zusammenarbeit an den Themenkreisen Steuerreform, Privatisierung und Demokratiereform messen.
    Das Gesundheitsministerium geht von dem Grundsatz aus, dass durch die zurzeit geltenden Strahlenhöchstwerte die ständige Versorgung der Bevölkerung mit einwandfreien Lebensmitteln sichergestellt ist.
    In einer Aussendung betont das Gesundheitsministerium, verschiedene Schwierigkeiten, die durch die fortdauernde Belastung einzelner Nahrungsmittelkategorien mit Cesium entstehen, würden im Bereich der Produktion gelöst und beeinträchtigten die Konsumenten nicht.
    Der niederösterreichische Landeshauptmann Siegfried Ludwig hat durch eine Verordnung den Abschuss von Wildkaninchen und Schwarzwild ab heute wieder gestattet.
    Das Abschussverbot für das übrige Wild bleibt aber bis 15.
    Juli aufrecht.
    Wild ist in den vergangenen Wochen als stark strahlenbelastet bezeichnet worden.
    Der Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium, Gerolf Murer, und der Agrarsprecher der Freiheitlichen Partei, Josef Hintermeier, haben heute zu Falschdeklarationen von Honig Stellung genommen.
    Murer hat angekündigt, er wolle mit Landwirtschaftsminister Erich Schmidt Gespräche über die Einführung einer Verordnung für Qualitätsklassen bei Honig führen.
    Dabei soll auch die Möglichkeit eines staatlich garantierten Gütezeichens für Honig erörtert werden.
    Hintermeier sagte, die Verfehlungen bei der österreichischen Imkergenossenschaft gingen sowohl auf Kosten der Konsumenten als auch zulasten der einzelnen Mitglieder, unter deren Namen gefälschte Rechnungen ausgestellt worden seien.
    Der Obmann der Imkergenossenschaft, Christian Wallner, hat gestern bestätigt, dass seit 1979 tonnenweise Auslandshonig im Ankaufswert von etwa 16 Schilling je Kilogramm erworben und als Inlandshonig zum Preis von etwa 50 Schilling pro Kilogramm weiterverkauft worden ist.
    Die Wirtschaftspolizei ist in die Affäre bereits eingeschaltet.
    Die Landtagswahl in der Steiermark ist auf den 21.
    September vorverlegt worden.
    Ursprünglich sollte die Wahl am 5.
    Oktober durchgeführt werden.
    Der neue Wahltermin soll heute offiziell im Landtag in Graz bekannt gegeben werden.
    Die Einigung kam in Absprachen zwischen den Landesparteiobmannen der ÖVP, der SPÖ und der FPÖ, Krainer, Groß und Rader, zustande.
    Die beiden Großparteien, ÖVP und SPÖ, wollen für den Wahlkampf ein sogenanntes Fairness-Abkommen schließen.
    Wegen einer Unterbrechung der U-Bahnlinien U1, U2 und U4 im Bereich des Wiener Karlsplatzes ist es am Vormittag in der Innenstadt zu umfangreichen Verkehrsbehinderungen gekommen.
    Verursacht wurde das Chaos durch eine anonyme Bombendrohung.
    Ein Anrufer bei der Polizei hatte die Explosion einer Bombe in der U-Bahnstation Karlsplatz angekündigt.
    Bei einer Durchsuchung des weitläufigen Stationsgebäudes wurde allerdings nur ein leerer Kanister gefunden.
    Der U-Bahn-Verkehr konnte bald danach wieder aufgenommen werden.
    Außenminister Peter Jankowitsch sagte heute, er werde alles Notwendige unternehmen, um den Anliegen der Bevölkerung der betreffenden Bundesländer im Zusammenhang mit der geplanten atomaren Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf in Bayern zu entsprechen.
    Er werde dabei selbstverständlich auch die Frage eventueller rechtlicher Schritte, besonders auf völkerrechtlicher Ebene eingehen, prüfen lassen, sagte Jankowitsch.
    Der Außenminister betonte dabei, dass Völkerrecht verpflichtet die Staaten, alle bewussten Handlungen zu unterlassen, deren Folgen sich nachteilig auf das Gebiet eines Nachbarlandes auswirken könnten.
    Nordirland Die Bereitschaftspolizei in Belfast hat heute früh mehr als 20 protestantische Abgeordnete gewaltsam aus dem Gebäude des aufgelösten nordirischen Regionalparlaments entfernt.
    Die Polizisten mussten die meisten Politiker, unter ihnen den militantengeistlichen Ian Paisley, aus dem Sitzungssaal des Parlamentsgebäudes tragen.
    Die Politiker hatten vorher mit einem zehnstündigen Sitzstreik gegen die Auflösung des Regionalparlaments durch die Zentralregierung in London protestiert.
    Das Forum war 1982 für die Protestanten und Katholiken Nordirlands zur gemeinsamen Arbeit eingerichtet worden.
    Anfang des Monats wurde aber in London die Auflösung mit der Begründung beschlossen, das Regionalparlament habe seine Aufgabe verfehlt und nicht erfüllt.
    Japan.
    Ein Erdbeben mit der Stärke von 6,9 auf der Richterskala hat heute früh Tokio und die umliegenden Gebiete erschüttert.
    Viele Hochhäuser schwankten sichtbar.
    Der Flug- und Eisenbahnverkehr wurde kurzzeitig unterbrochen.
    Schäden oder Verletzte gab es jedoch nicht.
    Österreich.
    Hans Jarrey, Schauspieler, Regisseur und Bühnenautor, vollendet heute sein 80.
    Lebensjahr.
    Der gebürtige Wiener debütierte schon mit 19 Jahren, wurde später von Max Reinhardt in die Josefstadt und zu den Salzburger Festspielen geholt und wirkte auch in zahlreichen Filmen mit.
    Jarrey emigrierte 1938 in die Vereinigten Staaten und konnte auch am Broadway Fuß fassen.
    Seit 1979 gehört Hans Jarrey wieder dem Theater in der Josefstadt an.
    Die Wetterlage.
    Eine Störungszone, die heute noch weite Teile Österreichs beeinflusst, wird durch zunehmenden Hochdruckeinfluss langsam abgeschwächt.
    Eine nördliche Strömung wird vor allem im Osten des Bundesgebietes für nur mäßig warmes Wetter sorgen.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Zunächst noch häufig starke Bewölkung und einige Niederschläge, die im weiten Tagesverlauf allmählich nachlassen werden.
    Im Osten nur noch teilweise bewölkt in hohen und mittelhohen Schichten.
    Schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen 20 bis 26 Grad, Tiefstwerte der kommenden Nacht 10 bis 15 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch.
    Anfangs teilweise noch einzelne Wolkenfelder, allgemein aber Übergang zu sonnigem Wetter.
    Schwache bis mäßige Winde aus nördlichen Richtungen.
    Tageshöchsttemperaturen 19 bis 26 Grad.
    Das Wetter übermorgen Donnerstag.
    Häufig sonnig, aber nur mäßig warm.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien heiter 20°, Eisenstadt wolkig 21°, Linz bedeckt 15°, Salzburg stark bewölkt 16°, Innsbruck stark bewölkt 20°, Bregenz heiter 20°, Graz bedeckt 17° und Klagenfurt heiter 19°.
    Die Zeit, es war soeben 12.10 Uhr.
    Vor allem Fragen der Energie- und Steuerpolitik standen heute im Mittelpunkt der Sitzung des ÖGB-Bundesvorstands.
    Es war das die letzte vor der Sommerpause.
    In einer Resolution wird betont, dass in Österreich die Voraussetzungen für den Strukturwandel günstiger seien als in den meisten anderen Industrieländern.
    Konkrete Forderung des Gewerkschaftsbundes im Hinblick auf die neue Bundesregierung, eine Senkung der Lohn- und Einkommensteuer mit Beginn des nächsten Jahres.
    Mit ÖGB-Präsident Anton Benja führte Fritz Besata das folgende Interview.
    Herr Präsident Menja, der ÖGB hat in seiner heutigen Bundesvorstandssitzung die rasche Weiterführung der Verhandlungen über eine Senkung der Lohnsteuer ab 1.
    Jänner 1987 gefordert.
    Nun gibt es seit kurzem eine Äußerung des neuen Bundeskanzlers Franitzski, der gesagt hat, allzu viel wird nicht drinnen sein, man soll sich keine Illusionen machen.
    Wie groß sind die Illusionen des ÖGB in der Frage?
    Wir haben eigentlich nie Illusionen gehabt.
    Wir haben immer untersucht, wie die gesamte wirtschaftliche Lage, wir haben untersucht, wie die Steuerbelastung für die einzelnen Arbeitnehmer ist, haben deswegen unsere Anträge gestellt und Kollege Brunner, der Vorsitzende der Steuerkommission, hat jetzt berichtet, dass er gestern beim Herrn Bundesminister Dr. Latziner gewesen
    und ihm die Frage gestellt hat, wie das nun weitergehen soll, beziehungsweise er sucht hat, dass wir ihn rasch die Gespräche wieder aufnehmen und der Bundesminister Latschen hat das zugesagt.
    Nun ist wie gesagt bekannt, das ÖGB-Forderungspaket sieht vor einen ungefähren Bruttoeinnahmenentfall von 12 bis 13 Milliarden Schillen per 1.1.87.
    Glauben Sie, dass der ÖGB mit dieser Forderung durchkommt?
    Fest steht für uns einmal der 1.
    Jänner 1987.
    Da lassen wir nichts zu rütteln.
    Über das Forderungspaket kann verhandelt werden.
    Bei Verhandlungen wird man erst dann sehen, wie es läuft.
    Und vorher kann man nicht sagen, ob und wie eigentlich das Ergebnis am Ende ausschauen kann.
    Können Sie sagen, was für den durchschnittlichen Arbeitnehmer, nehmen wir jetzt einen Bruttoverdienst von sagen wir 20 oder von 25.000 Schilling im Monat an, was sollte der nach Meinung des ÖGB per 1.
    Jänner 87 weniger Steuern zahlen?
    Das kann man nicht so genau sagen.
    Wir wollen ja, dass die Gruppen, die zwischen bis zu 25 oder etwas drüber am stärksten von der Senkung bekommen können, hinauf zu wird es viel weniger werden.
    Man kann doch nicht durchschnittssichernd sagen, das ist alles Aufgabe der Verhandlungen, denn das System kann sich ja während der Verhandlungen ändern.
    Andere Frage zum Thema Energiepolitik.
    Da hat es zu jüngst eine Äußerung des Gesundheitsministers gegeben, Zwentendorf ist tot, Heimburg ist für ihn jedenfalls gestorben.
    Die Aussage vom neuen Bundeskanzler über Heimburg hat sinngemäß gelautet, die Einreich-Variante wird es wahrscheinlich nicht sein.
    Zwentendorf ist vorbei aufgrund von Ternopil.
    Die Frage der Ausbau der Wasserkraft wird weiter forciert werden, darüber gibt es keinen Zweifel.
    weil die österreichische Bevölkerung, weil Österreich auch in Hinkunft mehr elektrischen Strom brauchen wird und es hat wenig Sinn, wenn wir Wasserkräfte zur Verfügung haben, dass wir ausländische Energieträger, sprich Öl, Gas, Kohle, für die Gewinnung elektrischer geeinsetzen.
    Wo Kraftwerke gebaut werden, wann sie gebaut werden,
    Ja, das können wir nicht sagen.
    Wir sind jedenfalls der Meinung, dass man mit dem Ausbau der Wasserkräfte nicht säumern sollte.
    Herr Präsident Peña, was ist Ihre persönliche Meinung zum Standort Heimburg konkret?
    Nach den bis jetzt vorliegenden Berechnungen ist Heimburg das ergiebigste, baubilligste und stromerzeugend die größte Leistung.
    Aber was damit geschieht, ist nicht unsere Frage.
    Aber so liegt es derzeit.
    Eine Frage an den Parteipolitiker.
    Wenn ja, würden Sie meinen, dass es sinnvoll wäre, dass die Legislaturperiode schon im Herbst beendet wird?
    Oder plädieren Sie persönlich dafür, dass man noch zehn Monate quasi Wahl kämpft?
    Ich habe immer vertreten, man soll Funktionsperiode auslaufen lassen und die Funktionsperiode läuft nächstes Jahr im April ab.
    Bis dorthin soll die Regierung regieren.
    Sie braucht es auch, denn sie kann im Verlauf der zehn Monate sehr deutlich beweisen, zumindest das in den Vordergrund rücken, was bei dem Präsidentenwahlkampf ganz einfach verschwiegen wurde.
    welche große Leistungen diese Regierung zustande gebracht hat und was sie jetzt mit dieser neuen Regierung für die nächste Zeit und darüber hinaus für Programme hat und da brauchen wir diese zehn Monate.
    ÖGB-Chef Benja für Steuersenkung ab 1.
    Jänner und für den Ausbau der Donau östlich von Wien.
    Die ÖVP, die sich nach dem Waldheim-Sieg und dem Bundeskongress in Innsbruck weiter im Aufwind zieht, vor diesem Hintergrund präsentierte sich heute Vormittag ÖVP-Generalsekretär Michael Graf, den Journalisten, bei seinem schon traditionellen Pressefrühstück.
    Die Funktionsperiode des für seine markigen Sprüche und pointierten Äußerungen bekannt gewordenen ÖVP-Generalsekretärs wurde ja in Innsbruck erneut verlängert.
    Graf konnte, ausgestattet mit einem 92-Prozent-Vertrauen, bei seiner Wiederwahl um ca.
    4 Prozent der delegierten Stimmen gegenüber dem letzten Parteitag zulegen.
    Solcherart gefestigt, ergriff Graf erneut sein kritisches Wort, Leopold Esterle informiert.
    Von der Vorgangsweise der Bundesregierung bitter enttäuscht, zeigte sich heute ÖVP-Generalsekretär Michael Graf beim traditionellen Pressefrühstück.
    Grafs Hauptvorwurf im Streit um die bayerische Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf redet die Regierung mit gespaltener Zunge.
    Da habe Bundeskanzler Branitzki seine ursprüngliche Haltung aufgegeben und im Interesse der Grünen innerhalb und außerhalb der SPÖ einen Schwenk vollzogen.
    Gleichzeitig aber, via Außenministerium und deutschem Botschafter, CSU-Chef Franz Josef Strauß wissen lassen, die Regierung in Wien werde sich in den Streit um Wackersdorf nicht einmischen.
    Sie sei von der Sicherheit der deutschen Anlage überzeugt.
    Kraft dazu.
    ich mich der Illusion hingebe, dass Strauß so leicht unzustimmen gewesen wäre, aber man könnte doch wenigstens verlangen, dass hier die Österreicher, wenn sie nach außen auftreten, die gleiche Sprache sprechen und dass Wranitzki seine Beteuerungen, die er öffentlich abgibt, doch auch über die diplomatischen Kanäle, über den Außenminister nicht desavouiert, sondern wahr macht.
    Soviel vom Pressefrühstück Michael Grafs und damit zurück ans Studio des Mittagschanals.
    Zum zweiten Mal nach dem Rücktritt von Fred Sinowaz als Bundeskanzler leitete heute der neue Regierungschef Franz Franitzki die Dienstagssitzung der Bundesregierung.
    Im Anschluss daran gab es dann wieder das gewohnte journalistische Frage- und Antwortspiel.
    Dominantes Thema, auch dabei das Reizwort Wackersdorf.
    Für uns im Bundeskanzleramt Erich Aichinger.
    Ja, von sich aus hat heute Bundeskanzler Franz Franitzki, er hat das wöchentliche Pressefoyer offensichtlich um ein ständiges Einleitungstatement bereichert.
    Von sich aus hat also Franitzki das Thema Wackersdorf vorgegeben.
    Dazu ein Ausschnitt aus seinem Einleitungstatement und dem nahtlos folgenden Frage-Antwort-Spiel gewohnten Zuschnitts.
    Wert darauf, dass wir in dieser Frage ganz sicherlich keine Diskrepanzen zwischen etwa Bundesregierung und Landesregierung haben dürfen und auch nicht über Parteigrenzen hinausgehende Diskrepanzen haben dürfen und letztendlich schließe ich nicht aus, dass aus den Beratungen dann auch eine Kontaktnahme mit der Bundesregierung in Bonn
    eingeschlossen sein wird.
    Denken Sie auch daran, sich persönlich mit Franz Josef Strauß zu treffen in dieser Sache?
    Wenn es dem Ziel dienlich und nützlich ist, werde ich das nicht scheuen.
    Zuletzt hat es den Eindruck gegeben, als ob es unterschiedliche Auffassungen zwischen Bundesregierung oder zwischen Ihnen und dem Salzburger Landeshauptmann Haslauer gebe in dieser Frage.
    War das alles sehr geschickt, was gesagt worden ist in den vergangenen Wochen?
    Es mag den Anschein haben, als würden hier unterschiedliche Einstellungen gegeben gewesen sein.
    Das ist aber nicht der Fall.
    Ich habe mit Haslauer selber darüber gesprochen.
    Ich habe in einer allerersten Stellungnahme gemeint, und dabei bleibe ich auch, es kann von unserer Warte aus nicht darum gehen, den Deutschen den Streit zu verkünden.
    sondern wir werden mit allem Nachdruck und mit aller Klarheit unseren Standpunkt vertreten und zwar auf diplomatischem Weg, auf dem Weg der Verhandlungen, auf dem Weg der Verhandlungen dann allenfalls auch mit der Bundesregierung.
    Es ist hier nicht wirklich in der Sache eine Uneinigkeit.
    Der Salzburger Landeshauptmann hat gestern gesagt, er habe einen taktischen Fehler begangen.
    Sie haben ganz zu Beginn der Wackersdorf-Diskussion gesagt, Sie würden in Deutschland dominieren, aber nur im Sinne einer Information, nicht im Sinne einer Reklamation.
    War das ein taktischer oder vielleicht nur ein sprachlicher Fehler?
    Schauen Sie, ich bin gefragt worden zu diesem Thema, ich glaube, am ersten Tag, in dem ich das Amt als Bundeskanzler angenommen habe.
    Es kann nicht die Idee zwischenstaatlicher Beziehungen sein, noch dazu mit einem Land, mit dem wir wirtschaftlich, kulturell, historisch so eng verbunden sind wie mit Deutschland,
    hier an einem ersten Tag, um es salopp auszudrücken, starke Sprüche zu klopfen.
    Ich glaube nicht, dass das Stil und Notwendigkeit der Austragung solcher Angelegenheiten ist.
    Das darf aber auf der anderen Seite nicht dazu führen, dass man nicht ausreichende Festigkeit in diesem Punkt
    hat und man kann Festigkeit auch demonstrieren, indem man nicht Kraftakte setzt.
    Und sagen wir es ehrlich heraus, es ist uns Österreichern bisher nicht wirklich gelungen, die Deutschen davon zu überzeugen, hier abzugehen.
    Und wir dürfen aber diesen Kampf nicht aufgeben.
    Und was wir jetzt weitertun müssen ist, eben Bundesregierung und Landesregierungen ohne Ansehung irgendwelcher politischer Differenzen oder Grenzen den Weg gemeinsam weiterzugehen und je mehr wir uns da gemeinsam anstrengen, umso eher werden wir Aussicht auf Erfolg haben.
    Garantie ist damit noch keine erreicht.
    Nach dem derzeitigen Informationsstand, Herr Bundeskanzler, haben Sie volles Zutrauen in die Sicherheitsvorkehrungen an die Deutschen, was Wackersdorf betrifft?
    Ich habe das ja in allererster Linie gar nicht technisch.
    Ich bin nicht in der Lage, das technisch zu beurteilen.
    Die deutsche Industrie ist auf diesem Gebiet sicherlich eine moderne und eine fortschrittliche Industrie, nur wir können uns darauf nicht zurückziehen und wir können uns darauf nicht verlassen,
    Und es geht auch nicht nur darum, dass jetzt industrielle Argumente ausgetauscht werden.
    Wir haben eine ganz andere Situation in unserem Land.
    Wir haben die Situation, dass wir nach Tschernobyl und nach einer
    grundlegenden, sehr breit gefächerten Ablehnung der Atomtechnik durch unsere Bevölkerung, hier der Zustand, und ich wiederhole mich, der Zustand der Bedenken, des Widerstandes, und vergessen wir das nicht, der Angst herrscht.
    Tenor aller Ausführungen des Bundeskanzlers Wranicki.
    Es gelte nun, mit den Vertretern der Bundesrepublik Deutschland Argumente auszutauschen, auch wenn die Chance, Wackersdorf zu verhindern, realistischerweise als nicht sehr groß eingeschätzt werden dürfe.
    Und damit gebe ich wieder zurück an das Studio.
    Zu viel aus dem Bundeskanzleramt.
    Nächstes Thema, das Dauziehen und die Neubestellung des Aufsichtsrates der Verbundgesellschaft.
    Die Nominierung des ehemaligen FPÖ-Chefs und FPÖ-Klubobmanns Friedrich Peter in den Aufsichtsrat der Verbund hat ja in der letzten Zeit für eine Menge Aufsehen gesorgt.
    Vizekanzler Norbert Steger hat sich mit seinem Wunsch auch innerparteilich eine Menge Kritik eingehandelt.
    Dass er ein Versorgungsposten für Peter, der sich nicht mit dem immer wieder propagierten Gedanken von der Entpolitisierung des Aufsichtsrates und der Aufsichtsräte überhaupt vertrage, lautete die Hauptstoßrichtung der Kritik.
    Diese verstärkte sich noch als bekannt wurde, Peter solle sogar zum Aufsichtsratsvorsitzenden bestellt werden.
    Doch ob mit diesem Plan Vizekanzler Stegers in der heutigen Aufsichtsratssitzung der Verbundgesellschaft alles so glatt gehen wird, ist nun nicht mehr so ganz sicher.
    Gisela Hopfmüller meldet sich aus dem Reportagewagen bei der Verbundzentrale in der Wiener Innenstadt.
    Seit 10 Uhr Vormittag ist hier in der Zentrale der Verbundgesellschaft am Wiener Rudolfsplatz ein Sitzungskarussell im Gange, nach dessen Ende der Aufsichtsrat der Verbundgesellschaft einen neuen Vorsitzenden haben wird.
    Oder einen neuen alten Vorsitzenden.
    Am Einzug des Ex-FBÖ-Klubobmannes Friedrich Peter in den Aufsichtsrat ist nicht zu rütteln.
    Spannend könnte es allerdings noch rund um die Entscheidung werden, ob Peter auch den jetzigen Aufsichtsratsvorsitzenden Arthur Mussil, den ehemaligen Generalsekretär der Industriellen Vereinigung,
    in seiner Vorsitzendenfunktion ablöst.
    Denn dieser von Vizekanzler Steger geplante Schachzug wurde mittlerweile von der Bundeskammer mit einem Gegenzug beantwortet.
    Zur Vorgeschichte.
    Steger hatte per Brief den von der Bundesregierung in den Verbund Aufsichtsrat entsandten Arthur Mussil von seinem Mandat abberufen.
    Quasi um Platz zu schaffen für Friedrich Peter.
    Und in der Bundesregierung einigte man sich offenbar auch darauf, Peter im Aufsichtsrat gleich zum neuen Vorsitzenden wählen zu lassen.
    Der 36-köpfige Aufsichtsrat der Verbundgesellschaft besteht ja aus je acht Vertretern von Bund, Ländern und Sozialpartnern sowie aus zwölf Belegschaftsvertretern.
    Und Friedrich Peter konnte nach Mussils Abgang mit einer ziemlich sicheren Wahl rechnen.
    Nur, heute Morgen kam Arthur Mussil nicht nur als scheidender Aufsichtsrat und scheidender Aufsichtsratsvorsitzender in die Verbundzentrale, sondern er wird dem Aufsichtsrat auch in der neuen Zusammensetzung angehören.
    Denn der Gegenzug der Bundeskammer gegen die Stegerpläne bestand darin, dass der oberösterreichische Elektroinnungsmeister-Kommerzialrat Franz Ranzmeier zu einem Mandatsverzicht bewogen wurde und der von der Bundesregierung abberufene Mussil auf einem Bundeswirtschaftskammer-Mandat nun neuerlich in den Aufsichtsrat einzieht.
    Und natürlich, damit quasi als Gegenkandidat zu Friedrich Peter, sich der Wahl des Aufsichtsratsvorsitzenden stellt.
    In den Sitzungen der verschiedenen Fraktionen soll es gestern Abend jedenfalls heiß hergegangen sein.
    Und jetzt tagt hinter den fest verschlossenen Türen des Sitzungssaals in der Verbundzentrale erst der Aufsichtsrat in der alten Zusammensetzung.
    dann die Hauptversammlung, in der die neuen Aufsichtsratsmitglieder Peter und Musil bestätigt werden müssen und dann hat anschließend der neue Aufsichtsrat in einer weiteren Sitzung seinen neuen Vorsitzenden zu wählen, sich also entweder für Peter oder für Musil zu entscheiden.
    Die wahrscheinlichere Möglichkeit, so heißt es hier, lautet Friedrich Peter.
    Überraschungen sind aber durchaus möglich.
    Wie lange die Sitzungen dauern, also wann tatsächlich die Entscheidung fällt, lässt sich im Moment noch schwer abschätzen.
    Soviel hier im Moment von der Verbundzentrale und ich gebe zurück ans Studio.
    Ein Bericht von Gisela Hopfmüller.
    12 Uhr 27 ins Ausland.
    Die Auflösung des Parlaments von Nordirland hat in dieser unruhigen Region erneut zu Protesten und Ausschreitungen geführt.
    Bereitschaftspolizei ging diesmal in erster Linie nicht gegen normalsterbliche Demonstranten, sondern gegen Politiker vor.
    Gewaltsam beendete die Polizei einen Protestsitzstreik von 22 protestantischen Abgeordneten,
    gegen die Parlamentsauflösung.
    Ein Großteil der heftig Widerstand leistenden Abgeordneten wurde aus dem Parlamentsgebäude geschleift, dem Sitz der von den Katholiken boykottierten nordirischen Selbstregierung.
    London rechtfertigte die Auflösung des Parlaments in seiner Nordirland-Provinz mit Unfähigkeit und der Weigerung der Abgeordneten, die ihnen zugedachte Funktion zu erfüllen.
    Vor vier Jahren war die ursprünglich 78 Mitglieder zählende nordirische Volksvertretung in der Hoffnung konstituiert worden, einen Ausgleich herzustellen zwischen der protestantischen Mehrheit und der katholischen Minderheit im Nordirland-Konflikt.
    Die Protestanten dachten jedoch nicht an eine Teilung der Gewalt, was die Katholiken zu einem Parlamentsboykott veranlasste.
    Ergebnis, die Versammlung bestand daraufhin nur mehr aus einem Departierklub von 49 protestantischen Abgeordneten.
    über Hintergründe und Folgen der Auflösung des nordirischen Schrumpfparlaments Nehres im folgenden von Gundomar Eibäcker.
    Mit einem Knalleffekt änderte heute Nacht der Versuch, in Nordirland so etwas ähnliches wie ein demokratisches Forum für Meinungsauseinandersetzungen länger aufrecht zu erhalten.
    Die Polizei drang in den Stormont, das lokale Parlament in Belfast, ein und schleppte die Abgeordneten, die sich weigerten, das Haus freiwillig zu verlassen, mit Gewalt auf die Straße.
    Mit einem Federstrich hatte die Königin am Nachmittag über Antrag der britischen Regierung die Institution eines lokalen Parlaments in Nordirland abgeschafft.
    Den Abgeordneten war der Beschluss um vier Uhr Nachmittag während einer Sitzung mitgeteilt worden.
    19 Abgeordnete der demokratischen Unionisten des Pastor Paisley, zwei Abgeordnete der offiziellen Unionisten und ein weiterer Unionist weigerten sich
    den Beschluss zur Kenntnis zu nehmen und setzten die Sitzung mit Brandreden gegen die Regierungspolitik fort.
    Rechtlich gesehen hatten die Abgeordneten mit Mitteilung des Auflösungsbeschlusses ihr Mandat verloren und waren nur noch gewöhnliche Bürger, die von diesem Augenblick an ein öffentliches Gebäude illegal besetzt hielten.
    Daher, so argumentieren die Behörden, hatte die Polizei das Recht und die Pflicht,
    das Gebäude von den Besetzern zu befreien und die Ordnung im Namen der Königin wiederherzustellen.
    In Großbritannien gibt es keine geschriebene Verfassung.
    Auch die Schaffung des lokalen Parlaments vor vier Jahren erfolgte über Antrag der Regierung in London, die die Provinz für die Königin verwaltet.
    Ein Parlament im richtigen Sinn war das Dormund nie.
    Er hätte nur die Aufgabe gehabt, den Nordirlandminister zu beraten,
    ähnlich wie die Bürgervertretungen in den Kolonien, die dem Gouverneur Ratschläge geben, aber keinen Einfluss auf die tatsächliche Verwaltung haben.
    Der Stormont wurde von den Katholiken boykottiert, nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Protestanten ihn als Machtfaktor missbrauchten und ihn nur als Propaganda-Forum benutzten.
    Nach dem Abschluss des anglo-irischen Abkommens verschärften sich die Gegensätze zwischen den protestantischen Loyalisten und der Regierung in London so sehr,
    dass der Nordirland-Minister nun den Antrag stellte, das lokale Parlament, in dem die Protestanten durch ihre Immunität als Abgeordnete geschützt, sich mit Vehemenz gegen die Verwaltung wandten, aufzulösen.
    Als Begründung gab heute früh der Staatssekretär für öffentliche Sicherheit in Nordirland im Fernsehen an, dass Dormund habe keine produktive Arbeit geleistet und den Steuerzahler mehr als 900 Millionen Schilling pro Jahr gekostet.
    Das Geld könne besseren Zwecken zugeführt werden.
    Von einer Einschränkung der Demokratie könne man nicht reden.
    Die zuständigen Vertreter Nordirlands seßen im Parlament in London und noch immer sei das Parlament in London und nicht eine lokale Vertretung der Garant für die Demokratie in Großbritannien.
    Master Paisley, der Führer der stärksten protestantischen Parteien der Provinz Nordirland, kündigte weitere Schwierigkeiten für die Regierung an und drohte indirekt mit einem Aufstand.
    Nun ist die Zeit gekommen, sagte er, dass jeder Loyalist jeden Loyalisten in seiner Straße kennenlernt und Straße für Straße, Bezirk um Bezirk und Stadt um Stadt sich vereinigen, um zum geeigneten Zeitpunkt die Massen zu mobilisieren.
    Das Einzige, was uns jetzt noch übrig bleibt, ist die Stärke unserer Mehrheit, die wir wohlorganisiert gegen die Pläne der britischen Regierung einsetzen werden, meinte Pastor Paisley.
    Berichterstatter war Gundamar Aibäcker.
    Nächstes Stichwort, Südafrika.
    Wirtschaftssanktionen, ja oder nein?
    Seitdem in Südafrika wieder der Ausnahmezustand herrscht, eine Frage, die in den Hauptstädten der westlichen Welt verstärkt diskutiert wird.
    Die Verurteilung des Apartheid-Systems ist weltweit, trotzdem konnten sich die wichtigsten Handelspartner Südafrikas, Großbritannien, die USA, die Bundesrepublik Deutschland und Frankreich, bisher nicht auf Wirtschaftssanktionen einigen.
    Nur beschränkte Maßnahmen werden für den diese Woche in Den Haag bevorstehenden Gipfel der europäischen Gemeinschaft erwartet.
    Eine Boykott-Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen scheiterte vergangene Woche am Veto der USA und Großbritanniens.
    Wohl auch, um die sich daraus ergebende schlechte Optik auszugleichen, hat die Londoner Regierung für den morgigen Mittwoch erstmals eine offizielle Kontaktaufnahme mit dem Präsidenten des im Untergrund gegen das Apartheid-System kämpfenden Afrikanischen Nationalkongresses, Oliver Tambo, angekündigt.
    In den Beziehungen zum Regime in Pretoria setzen aber sowohl die britische Premierministerin Thatcher als auch Präsident Reagan lieber auf konstruktiven Dialog als auf wirtschaftlichen Druck.
    Denn trotz aller Meinungsverschiedenheiten kommt der Republik Südafrika nach wie vor eine Schlüsselfunktion für die westliche Welt zu.
    Eine Analyse von Raimund Löw.
    Ohne Wirtschaftssanktionen droht das schlimmste Blutbad seit dem Zweiten Weltkrieg.
    So lautet der apokalyptische Schluss einer Sonderkommission von sieben sogenannten eminenten Persönlichkeiten, die unter der Leitung des ehemaligen australischen Premierministers Malcolm Fraser im Auftrag des Commonwealth die Lage in Südafrika in den letzten Monaten untersucht hat.
    Das Urteil der sieben Weisen des Commonwealth ist eindeutig.
    Die Regierung Südafrikas ist nicht bereit, von sich aus die Herrschaft der weißen Minderheit aufzugeben.
    Damit Südafrika nicht in Gewalt und Blutvergießen versinkt, müssen die regierenden Weißen durch einen internationalen Wirtschaftsboykott dazu gezwungen werden.
    Eine Forderung, die vor allem die Regierung Thatcher unter Druck setzt.
    Denn bis jetzt war der größte Handelspartner Südafrikas, Großbritannien, zu wirkungsvollen Sanktionen nicht bereit.
    Eine Haltung, die zu einer schweren Krise im Commonwealth geführt hat.
    In einem ähnlichen Dilemma befinden sich die USA.
    Erst vergangene Woche forderte das Repräsentantenhaus ein totales Wirtschaftsembargo gegen Südafrika.
    Innerhalb von 90 Tagen sollen alle amerikanischen Unternehmen in Südafrika, es sind über 300, aus dem Land abgezogen werden.
    Verwirklicht wird dieser Beschluss mit Sicherheit nicht.
    Präsident Reagan würde sein Veto dagegen einlegen.
    zu mehr als einem Verkaufsstopp für den Krügerrand, die südafrikanische Goldmünze und das leicht zu umgehende Verbot von Krediten an südafrikanische Staatsbanken hat es auch in den USA bis jetzt nicht gereicht.
    Die Erklärung für diese Zurückhaltung liegt in der für die westliche Welt zentralen geopolitischen Bedeutung Südafrikas.
    Die Burenrepublik ist erster und fast ausschließlicher Exporteur von Mineralien und Edelmetallen wie Platin, Mangan, Chrom und Vanadium, die Grundlage für friedliche und militärische Hochtechnologie sind.
    Die Hälfte der gesamten Weltproduktion von Gold und Diamanten erfolgt auf dem Territorium Südafrikas.
    Ein Viertel der westlichen Uranium-Exporte gehen von hier aus um die Welt.
    Und in Südafrika liegt das Kap der guten Hoffnung, um das eine der wichtigsten Meereshandelsstraßen der Welt führt.
    60 Prozent des westeuropäischen Erdölbedarfs werden über die Route rund um Afrika befriedigt.
    Im Falle eines weltumspannenden militärischen Konflikts hat jene Seite, die diesen Verbindungsweg unter Kontrolle hält, einen Vorteil von strategischer Bedeutung.
    Und wer in der Republik Südafrika, dem reichsten Staat Afrikas, herrscht, dessen wirkliche Macht reicht weit über die Staatsgrenzen hinaus und erstreckt sich über den gesamten südlichen Teil des Kontinents.
    Namibia, das ehemalige Deutsch Südwestafrika, wird von Pretoria als Sicherheitsglasie angesehen.
    In Angola kontrollieren Zehntausende von Südafrika angeleitete Rebellen weite Landstriche.
    Sambia, Mozambique, Zimbabwe und Botswana sind vom feindlichen Nachbarn im Süden wirtschaftlich total abhängig.
    Militärischen Angriffen der südafrikanischen Armee sind die Nachbarstaaten relativ wehrlos ausgeliefert.
    Südafrika ist so etwas wie eine regionale Supermacht.
    Einen solchen Verbündeten will man in Washington und London nicht ernsthaft schwächen, solange weit und breit keine für den Westen vertrauenswürdige Alternative in Sicht ist.
    Denn im Lager der Weißen gab es in den letzten Monaten eine Radikalisierung nach rechts.
    Mit einem intakten und allen Nachbarn weit überlegenen Militärapparat in der Hand, der höchstwahrscheinlich sogar über Atombomben verfügt, ist man überzeugt, der Rebellion der schwarzen Mehrheit Herr werden zu können.
    Auf der anderen Seite steht der Afrikanische Nationalkongress als zwar nicht einzige, aber politisch stärkste Kraft der Schwarzen.
    Und im ANC gibt es einflussreiche Mitglieder der südafrikanischen Kommunistischen Partei, die seit Jahrzehnten für die Gleichberechtigung von Schwarz und Weiß eintritt und daher bei den Schwarzen über entsprechendes Ansehen verfügt.
    Die tausend wirtschaftlichen, politischen und militärischen Fäden, die ihre Länder mit dem Apartheid-Regime verbinden, wollen weder das Kabinett Thatcher noch die Regierung Reagan abschneiden.
    Man fürchtet offensichtlich dadurch einen Umsturz zu fördern, durch den die gesamte Region für den Westen verloren gehen könnte.
    Die Befürworter von Sanktionen ziehen genau den entgegengesetzten Schluss.
    Durch wirtschaftlichen Druck, so argumentieren sie, müssten Reformen erzwungen werden, bevor es zu einer unkontrollierbaren revolutionären Explosion kommt.
    Die strategische Bedeutung Südafrikas vor dem Hintergrund der nur zögernden Bereitschaft des Westens, Südafrika wirtschaftlich zu boykottieren, Raimund Löw hat analysiert.
    12.38 Uhr, zurück nach Österreich.
    Mit mehr als 600 Millionen Schilling-Verlust im vergangenen Jahr zählt die Steyr-Daimler-Puch AG zu den schwerst defizitären Unternehmen des Landes.
    Die Tochter der Kreditanstalt Bankverein hat Probleme in nahezu allen Bereichen.
    Von der Wehrtechnik angefangen über den LKW-Sektor bis hin zum Zweiradbereich.
    An einem Sanierungskonzept wird seit langem gebastelt.
    Zuletzt werkte ja Rudolf Streicher daran, der nach einem kurzen Zwischenspiel in der Vorstandsetage in die Funktion des Ministers für die verstaatlichte Industrie gewechselt hat.
    Die Einzelheiten der Bilanz 1985 waren aber nicht das einzige Thema des Steyr-Pressegesprächs von heute Vormittag.
    Dazu kam noch die Diskussion um die geplante Kündigung von einigen hundert Mitarbeitern und nicht zuletzt die Präsentation des neuen Chefs von Steyr, der in der Aufsichtsratssitzung vor der Pressekonferenz gekürt wurde.
    Herbert Hutar berichtet.
    Dazu nichts zur schlechten Nachricht zu den bevorstehenden Kündigungen.
    Etwa 800 Leute sind für die nächsten Monate zu viel bei Steyr-Taimler-Buch.
    450 in Steyr selbst und 350 in Graz-Dohndorf im Süden der Stadt im Buchwerk.
    Dort können nämlich beleibe nicht alle Leute, die beim Fahrrad- und Mopedbau überflüssig sind vom aufstrebenden Bereich Allradantrieb, Stichwort sind hier Puch-G und VW-Transporter, untergebracht werden.
    Und für einen Teil dieser von der Kündigung bedrohten Beschäftigten
    hat Steyr-Aufsichtsratsvorsitzender und CA-Generaldirektor Hannes Androsch eine gute Nachricht, nämlich vor der Landtagswahl im September Ersatzarbeitsplätze in der ebenfalls der CA gehörenden Papierfabrik Laikam in Kratkorn nördlich von Graz.
    In den nächsten Monaten wird
    diese Papiermaschine in Betrieb gehen und wir werden in Gratkorn, also wenige Kilometer außerhalb Graz, 140 zusätzliche Arbeitsplätze benötigen und der Generaldirektor hat mich heute schriftlich davon verständigt, dass er
    das jetzt schon ankündigt und anbietet, um uns zu helfen, allfällige Probleme, wie sie bei Buchingrads entstanden sind, doch zu einem beträchtlichen Teil lösen zu können, indem
    den Freistellungen einerseits Arbeitsplätze in einer Anzahl von 140, also Ersatzarbeitsplätze bei Leikam in Gratgorn zur Verfügung gestellt werden.
    Soviel zu den dringendsten Problemen.
    Nun aber zum neuen Generaldirektor.
    Der neue Mann heißt Otto Voisard, ist Auslandsösterreicher und war bis vor drei Wochen noch Chef von MAN, einem der größten LKW- und Nutzfahrzeughersteller in Deutschland.
    Otto Voisard ist geborener Wiener und 59 Jahre alt.
    1951 wurde er an der Technischen Hochschule Wien Diplomingenieur und verdiente seine ersten Sporen bei der Alpine Montagne in Donauwitz.
    1954 ging er zur MAN in Deutschland, wo er die Karriereleiter bis zum Vorstadsvorsitzenden 1979 emporgetterte.
    In der Krise Anfang der 80er Jahre hatte er MAN zu sanieren.
    Und als MAN heuer mit der Muttergesellschaft, der Gute-Hoffnung-Hütte, verschmolzen wurde, wollte sich Otto Warsar nicht mehr mit der Nummer 2 zufrieden geben, als er schon Nummer 1 war.
    Und er ging.
    Der Steyr-Daimler Buchaufsichtsrat griff zu, denn nicht nur die Sanierungserfahrungen sind wertvoll, MAN kennt als Mehrheitsaktionär der ÖAF Gräfundstift auch den österreichischen Lkw-Markt genau.
    Der neue Steyr-Generaldirektor auf die Frage, warum er gekommen ist.
    Ich habe in dem Bereich, in dem ich drei Jahrzehnte gearbeitet habe,
    durch eine im Grunde positive neue Konstellation, die ich selber begrüße und selber mit herbeigeführt habe, keine Gelegenheit, diese Erfahrung mehr anzuwenden und komme ein bisschen vor wie ein Nikolaus mit einem Sack von Erfahrung, den er nicht mehr aufmachen könnte.
    Und hier habe ich die Gelegenheit dazu und die will ich gern wahrnehmen.
    Sein Ziel ist vor allem langfristig Arbeitsplätze zu schaffen.
    Und wie beurteilt er die Chancen von Steyr Daimler Buch?
    Ich möchte im Grunde zunächst davon ausgehen, dass Steyr in seiner Größenordnung lebensfähig ist, wenn man die richtigen Konzepte und Rezepte
    in Kooperationen bei den Komponenten findet und überdies eine gewisse tiefere Markteindringung erreichen kann.
    Ich will aber wohl sagen, dass ich die Grundlinien, die in den Konzepten stehen, nämlich eine verstärkte Eigenverantwortlichkeit von Produktbereichen,
    also eine ganz, ganz wesentliche Komponente zur Gesundung und zur Eigenständigkeit, zur Überlebensfähigkeit der einzelnen Produktbereiche halte, mit möglichst viel unternehmerischer Verantwortung an den operativ maßgeblichen Stellen.
    Wann er wieder schwarze Zahlen schreiben will, das wollte Otto Voisard noch nicht sagen.
    Aufsichtsratspräsident Hannes Andros schließt aber durchblicken, dass es nach einer Neuordnung nach dem Vorbild von Semperit in drei bis vier Jahren soweit sein könnte.
    Soweit mein Bericht von Steyr Daimler Buch und damit zurück zum Mittagschonal.
    Otto Voisard heißt der neue Steyr Generaldirektor.
    Herbert Hutar hat informiert.
    12.43 Uhr, jetzt wieder mit einem Beitrag ins Ausland.
    Vor einigen Wochen ist der letzte polnische Solidaritätsführer im Untergrund, Bujak, verhaftet worden und wartet nun auf seinen Prozess.
    Seither hat es auch eine Welle von Verhaftungen weniger bekannter Oppositioneller gegeben und
    Verhöre und Reisebeschränkungen für die Großen der Solidarität.
    Die Propaganda der Opposition soll gelehnt werden, sagen die Behörden.
    Freilich, diese Propaganda erhält nach wie vor Nachschub aus den Untergrundverlagen im Inneren und denen von draußen aus der Emigration.
    Ein Bericht von Barbara Kudenhofe-Kalergi.
    Der Solidarność-Schriftzug, in Polen längst verboten, klebt heute auf einem unscheinbaren Haus im Pariser Vorort Waw.
    Hier operiert das wichtigste Auslandsunternehmen der jüngsten polnischen Emigration, die Zeitschrift Kontakt und die Filmproduktion Videokontakt.
    Zeitschriften und Videokassetten gehen von hier aus in großer Zahl auf Schleichwegen nach Polen.
    Nachrichten aus der Heimat treffen hier ein und werden im Westen weitergegeben.
    Wie etwa jüngst ein gefilmtes Interview mit dem in dessen Verhafteten Solidaritätsführer Zbigniew Bujak.
    Die jungen Chefs des Unternehmens, Miroslav Hrojecki und Bronislav Wildstein, sind beide bewährte Aktivisten aus Warschauertagen.
    Ihr Ziel?
    Keine ideologischen Leitartikel für die Freunde zu Hause, sondern handfeste Information über das, was im Westen los ist und in Polen interessieren könnte.
    Alles handlich, im leicht versteckbaren Taschenformat.
    Isolation soll verhindert werden.
    Dem dient auch die neue Videoproduktion, Filme über Politik, Religion, Kultur, finanziert aus Spenden.
    Besonders erfolgreich und in Polen oft bestellt, war kürzlich ein Film über Kultura, den nun schon legendären Auslandsverlag der polnischen Nachkriegsimmigration.
    Auch Kultura, Zeitschrift und Buchverlag, residiert in der Nähe von Paris.
    Jerzy Giedroycz, ein litauischer Edelmann und einstiger Offizier der auf westlicher Seite kämpfenden Armee des Generals Anders, hatte sein Unternehmen unmittelbar nach dem Krieg gegründet.
    Seither ist dort praktisch die gesamte polnische Literatur erschienen, die im eigenen Land tabu war.
    Darunter der spätere Nobelpreisträger Czeslaw Miłosz und der Klassiker Witold Gombrowicz.
    Was in der Kultura steht, wird bis heute auch vom polnischen Kulturestablishment sehr ernst genommen.
    Obwohl die Exilzeitschrift natürlich offiziell nie erwähnt wird, nimmt die polnische Presse oft indirekt auf sie Bezug.
    Jerzy Giedroicz, diese lebende Legende, einmal leibhaftig im Film zu sehen, war kürzlich für viele junge Polen in der Heimat ein Erlebnis.
    Die Emigrationskultur ist Teil der Kultur Polens, nicht erst seit dem Krieg.
    In Paris residierte im 19.
    Jahrhundert, als es keinen polnischen Staat gab, der heimliche König Fürst Adam Czartoryski.
    Die großen Dichter von Miskiewicz bis Norwid lebten und schrieben hier.
    Eine polnische literarische Gesellschaft samt Museum erinnert heute noch an sie.
    Auch die Emigration hat eben eine Geschichte und für kaum ein anderes Ostland ist sie so wichtig wie für Polen.
    Die jüngsten Emigranten haben diese Tradition übernommen.
    Neuestes Projekt?
    Eine videoverfilmte Wochenschau für die polnischen Zuschauer.
    Sie hatten einen Bericht von Barbara Kudenhove-Kalergi.
    Wir warten noch weiter auf den Beitrag aus der Steiermark über die Vorverlegung der Landtagswahlen auf den 21.
    September und ziehen daher den Kulturbeitrag vor.
    Ein feiner Herr wird heute 80.
    Ein feiner Herr ist auch der Titel einer der Konversationskomödien, die Hans Jarey verfasste.
    Denn er ist auf der Bühne wie im Leben ein Gentleman alter Schule.
    Der gebürtige Wiener wurde mit 19 Jahren ans Wiener Volkstheater engagiert, mit 24 von Max Reinhardt an die Josefstadt.
    1938 emigrierte er in die USA und nach seiner Rückkehr in die Heimat spielte er wieder am Volkstheater.
    Gastierte in München und Hamburg und ist im letzten Jahrzehnt hauptsächlich im Theater in der Josefstadt als Schauspieler und Regisseur tätig.
    Dort steht heute Abend, auch als Festvorstellung für Hans Jahrers 80.
    Geburtstag, seine bisher letzte Inszenierung Bernard Shaws Heilige Johanna auf dem Spielplan.
    Eva-Maria Glinger gestaltete den Geburtstagsbeitrag.
    Ema, was fällt denn dir ein?
    Schau, ich hab dich schon früher.
    Weißt du, ganz am Anfang hab ich dich immer gebeten, du sollst mir aus deiner Jugend was erzählen.
    Warum interessiert dich denn das?
    Bist du denn nicht mein Mann?
    Und ist das nicht geradezu eine Ungerechtigkeit, dass ich von deiner Vergangenheit eigentlich gar nichts weiß?
    Nein, Mann, du wirst mich doch nicht für so geschmacklos halten, dass ich... Nein, genug, nein, genug, mein Kind.
    Das ist ja wie eine... Das ist ja wie eine Entweihung.
    Eva Kerbler als junge Frau und Hans Jahrei als Ehegatte in Schnitzlers Reigen.
    Der ideale Gatti von Oscar Wilde begleitete Hans Jarai durchs Leben.
    1923 debütierte er darin als 17-Jähriger an der Neuen Wiener Bühne.
    Später spielte er den Lord Goring an der Josefstadt und vor drei Jahren inszenierte er den idealen Gatten als Fernsehspiel für den ORF.
    Obwohl er bereits 1925 am Volkstheater den Hamlet spielte und in den 70er Jahren dort auch den Herzog in Maß für Maß, entfaltete er seine Schauspielkunst vor allem in der sogenannten Gehobernen Salonkomödie, in Winslow Boy von Rettigen, in Gesellschaft von Gronsworthy oder im Schwan von Molnar.
    Vor dem Krieg setzte auch seine Filmkarriere ein, mit dem Franz Schubert im Willi-Forst-Film »Leise flehen meine Lieder«.
    Dennoch, sein lebenslängliches Bemühen galt, dem Boulevardstück Ansehen zu verleihen.
    Durch stilsichere Darstellung als Schauspieler und durch perfekte Inszenierung als Regisseur.
    Und wissen Sie, ich glaube überhaupt, das Wort Boulevard ist sehr abgehärtet worden im deutschen Sprachraum, weil es leider Gottes oft sehr
    primitiv und doch ein bisschen ordinär gemacht worden ist, das Boulevardtheater.
    Also ich glaube, dass dieser, ich möchte sagen, dieser Hochmut dem Boulevardspiel gegenüber, ist nicht angebracht.
    Denn schauen Sie nach Paris und nach London und nach New York, dort sind Boulevardspiele ganz hoch im Kurs und werden nach wie vor gespielt.
    Der Unterschied ist nur der, es wird dort halt noch sehr viel auf diesem Gebiet geschrieben.
    und bei uns leider nichts mehr.
    Aber ich glaube, dass diese Art von Stücken genauso ihre Daseinsberechtigung haben, wie beispielsweise der Klassiker und das Problemstück und das Zeitstück.
    Neben unzähligen Bearbeitungen von Stücken, die er inszenierte, und einigen Komödien, verfasste er im amerikanischen Exil auch den Roman »Es fehlt eine Seite«, der vor einigen Jahren neu aufgelegt wurde.
    Statt Memoiren plant er, eine Anekdotensammlung nun zu veröffentlichen.
    Immerhin hat Hans Jarey durch 63 Jahre Theatergeschichte miterlebt.
    Er stand mit Albert Bassermann, mit Alexander Moisy und mit Raoul Aslan auf der Bühne, kannte noch Max Pallenberg und spielte unter Max Reinhardt.
    Wie sieht ein Künstler, der seit so langer Zeit mit dem Theater als Schauspieler, Regisseur und Autor verbunden ist, Theater heute?
    Selbstverständlich soll das Theater experimentieren.
    Es soll immer experimentieren, das ist klar.
    Es kommt halt nur darauf an, wer diese Experimente macht.
    Ob das wirkliche Fachleute sind, die ihren Beruf beherrschen.
    Das heißt, ob es verantwortungsvolle Regisseure sind, die wirklich in diesem Beruf trainiert sind, die die Fähigkeit besitzen, ein Stück und den Schauspieler wirklich zu führen.
    Oder, was leider nicht selten vorkommt, dass es eben Amateure sind, die sich hinter dem Deckmantel der Avantgarde verstecken und in Wirklichkeit einfach
    nicht gut sind, sie wären auch im konservativen Theater nicht gut.
    Es gibt schon natürlich, es gibt sehr, sehr bahnbrechende Regisseure heute, die wirklich Merkmale dieser Zeit sind und die auch den Beruf sehr, sehr beherrschen, wie beispielsweise der Stein oder der Zadek, solche Menschen, die haben etwas zu sagen.
    Dann gibt es Regisseure, die natürlich allgemein gültig große Regisseure sind, wie der Strehler und der Zeffirelli, die nicht modisch oder modern sind, sondern die wären vor 50 Jahren genauso gut gewesen, wie sie in 50 Jahren gut sein werden.
    sogenannte moderne Regisseure.
    Ich weiß ja nicht, wissen Sie, das Wort modern ist ein so, das ist so, alles ist modern auf der Welt.
    Wissen Sie, zum Beispiel, wenn in Amerika einer über die Fifth Avenue in einem Biedermeier-Frack geht, so ist es modern.
    Alles ist modern, was sich auf dieser Welt abspielt.
    Und ich finde, es ist so gefährlich, wenn man sich der Modernität bewusst wird und modern sein will.
    Denn das ist der sicherste Weg, altmodisch zu sein.
    Hans Jahrei ist 80, Eva-Maria Klinger hat aus diesem Anlass einen Beitrag gestaltet.
    12.53 Uhr ist es gleich.
    Die Steirer wählen um zwei Wochen früher als geplant ihren neuen Landtag, nämlich am 21.
    September.
    Dieser leicht vorgezogene Wahlsonntag, auf den sich die beiden Parteiobmänner Josef Kreiner und Hans Gross geeinigt haben,
    soll offenbar für genügend Distanz zu etwaigen vorgezogenen Nationalratswahlen sorgen.
    Die Verkürzung des Wahlkampfs gilt ebenfalls als möglicher Grund, vielleicht als der Hauptgrund für die Vorverlegung.
    Die Steirer werden ja nur eine Woche nach Ferienende bereits zur Wahl gehen.
    Über den Wahltermin hatte es schon seit längerem Verhandlungen und Gespräche gegeben.
    Jetzt ist es nach dem Kreiner-Gross-Vier-Augen-Gespräch fix.
    Der Termin 5.
    Oktober ist gefallen.
    Gewählt wird schon am 21.
    September.
    Aus Graz, Günter Ziesl.
    Zum Wahltermin 21.
    September, sagte Landeshauptmann Dr. Krainer.
    Damit gewährleisten wir erstens eine möglichst kurze Phase der Wahlwerbung und eine rasche Wiederaufnahme der Landtagsarbeit im Herbst.
    Ich möchte persönlich auch noch für mich und für meine Partei sagen, dass wir damit auch das stets vertretene Prinzip steirisch wählen heißt eigenständig wählen.
    Auch für den Fall, dass die Nationalratswahlen auf Herbst
    Manche sprechen vom 5., manche vom 19.
    Oktober, manche reden von Novemberwahlen, vorverlegt werden sollten.
    In den Verhandlungen zwischen ÖVP und SPÖ ist es auch um die Frage gegangen, eine schriftliche Zusicherung vonseiten der Bundesregierung zu bekommen, dass die Nationalratswahlen nicht auf den Herbst dieses Jahres vorverlegt werden.
    Eine solche schriftliche Zusicherung gab es nicht und Landeshauptmann-Stellvertreter Hans Gross von der SPÖ sagte dazu.
    Eine solche Erklärung kann man nur interpretieren als Aussage des Bundeskanzlers, aber sie ist schriftlich nicht erhaltbar.
    Und daraufhin haben wir auch diesen Wahltermin gewählt, weil auch wenn es zu einer Vorverlegung käme, obwohl bis jetzt immer betont wird, und ich zweifle nicht daran, es ist an eine Vorverlegung nicht gedacht,
    haben wir noch immer einen entsprechenden Abstand, um einen eigenständigen steirischen Wahlkampf oder eine Wahlwerbung durchzuführen.
    Und das war ja mit Überlegung, dann den 21. zu wählen.
    Für die Freiheitliche Partei begründete Mag.
    Ludwig Rader, warum auch die FPÖ diesem Übereinkommen beigetreten sei.
    Im Zuge des Wahlkampfes für die Bundespräsidentenwahl, an dem wir ja nicht beteiligt waren, bin ich mehrfach angesprochen worden, darauf unter dem Motto, bitte
    Wenn es wiederum um einen solchen Wahlkampf geht, macht euch das irgendwo aus, aber lasst uns nicht mehr wählen.
    Das ist eine erschreckende Erkenntnis für einen liberalen Politiker, der ja das Wahlrecht und die Ausnützung des Wahlrechts im Vordergrund stehen hat.
    Wenn diese Abkürzung des Wahlkampfes und der jetzige Wahltermin und die Gemeinsamkeit dazu führen, dass im Herbst bei der Landtagswahl das Wählen für die Menschen im Vordergrund steht,
    und nicht die Wahlauseinandersetzung, dann war das für uns der Grund, uns dieser Übereinkunft anzuschließen.
    Die Parteiobmänner wurden dann auch noch nach ihrem Wahlziel für den 21.
    September gefragt.
    Landeshauptmann Dr. Krainer sagte, man wolle die 30 Mandate, also die absolute Mehrheit, halten.
    Das werde nicht leicht sein, aber die ÖVP sei optimistisch.
    Landeshauptmann-Stellvertreter Gross von der SPÖ meinte, man wolle die 24 Mandate halten.
    Die SPÖ hatte bei den Wahlen 1981 ein Mandat dazugewonnen.
    Es sei schwierig, diese 24 Mandate zu halten, weil ja auch die politische Landschaft sich so verändert habe, dass der SPÖ der Wind ins Gesicht blase, meinte Gross.
    Und Landtagsabgeordneter Rader von der FPÖ sagt, es sollen wieder drei Parteien im Landtag vertreten sein und die dritte Partei soll eben auch eine mit parlamentarischer Erfahrung sein, also die FPÖ, die ebenfalls ihre zwei Mandate mindestens halten wolle.
    Das veranlasste Landeshauptmann Kreiner zu folgender Schlussbemerkung.
    Dann geht es sich also ganz genau aus, kann man nur hinzufügen.
    Die steirische Landtagswahl findet also schon am 21.
    September statt, nicht wie ursprünglich geplant am 5.
    Oktober.
    Aus Graz hörten Sie Günter Ziesl.
    Und nun folgt um drei Minuten vor 13 Uhr wieder ein Nachrichtenüberblick.
    Österreich.
    Bundeskanzler Franz Franitzki hat sich für ein gemeinsames Vorgehen des Bundes, der Länder und der Parteien zur Verhinderung des Baus der Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf in Bayern ausgesprochen.
    Franitzki betonte nach dem Ministerrat, es gebe jetzt schon keine Meinungsverschiedenheiten in der Frage Wackersdorf zwischen Bund und den Landesregierungen.
    Der Kanzler kündigte an, er werde Verhandlungen mit der Regierung in Bonn suchen, aber auch ein Gespräch mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß nicht scheuen.
    Franitzki bemerkte, er wolle nicht, wie er sagte, starke Sprüche klopfen.
    Vielmehr könne man Festigkeit ohne Kraftakte demonstrieren.
    ÖVP-Generalsekretär Michael Graf hat der Regierung Franitzki vorgeworfen, in der Frage der atomaren Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf den Landeshauptleuten Haslauer und Ratzenberg in den Rücken gefallen zu sein.
    Graf meinte, Franitzki habe einerseits nach außen hin einen Schwenk zum Anliegen des Umweltschutzes und der Grünen vollzogen, andererseits aber auf diplomatischem Weg der Bundesrepublik Deutschland mitteilen lassen, Wien wolle sich nicht in die Angelegenheiten des Nachbarstaates einmischen.
    Zur weiteren Entwicklung des Gesprächsklimas zwischen Opposition und Regierung, kündigte Graf an, die Volkspartei werde diese vor allem an den Bereichen Steuerreform, Privatisierung und Demokratiereform beurteilen.
    Außenminister Peter Jankowitsch versicherte heute, er werde alles tun, um in der Diskussion bezüglich der atomaren Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf den Anliegen der Bevölkerung Rechnung zu tragen.
    Jankowitsch erinnerte daran, dass das Völkerrecht den Staaten die Pflicht auferlege, alle bewussten Handlungen zu unterlassen, deren Folgen sich auf das Gebiet eines Nachbarstaates in erheblicher Weise nachteilig auswirken könnten.
    Der österreichische Gewerkschaftsbund bekräftigte heute sein Verlangen nach einer Steuersenkung zu Beginn des nächsten Jahres.
    Der Bundesvorstand des ÖGB betonte dazu, die Steuersenkung dürfe nicht durch ein Kürzen sozialer Aufwendungen oder durch ein Streichen beschäftigungswirksamer Budgetmittel finanziert werden.
    Außerdem tritt der Gewerkschaftsbund für eine branchenweise Arbeitszeitverkürzung ein.
    Zum Thema Energiepolitik unterstreicht der Vorstand des ÖGB, neben dem Ausbau der Wasserkraft werde auch das Energiesparen im Mittelpunkt stehen müssen.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Im Osten meist sonnig, sonst noch stärker bewölkt mit einigen Niederschlägen gegen Abendbewölkungsabnahme.
    Nachmittagstemperaturen 20 bis 26 Grad.
    Ein kurzer Hinweis noch, im Journal Panorama um 18.30 Uhr werden Sie heute Ausschnitte aus einem Vortrag von Fritjof Capra zum Thema eine neue ökologische Ethik.
    Das Mittagsschanal ist damit beendet.
    Im Namen des Teams verabschiedet sich Udo Bachmeier.
    Einen recht angenehmen Tag noch.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1986.06.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1986.06.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz nach ÖGB - Vorstandssitzung
    Interview: ÖGB-Präsident Benya
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Benya, Anton [Interviewte/r]
    Datum: 1986.06.24 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Presseclub Concordia [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressefrühstück ÖVP - Generalsekretär Graff
    Einblendung: VP-Generalsekretär Graff
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung] , Graff, Michael [Interviewte/r]
    Datum: 1986.06.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz nach Ministerratssitzung: Vranitzky zu Wackersdorf
    Einblendung: Bundeskanzler Vranitzky
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Vranitzky, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1986.06.24 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Bundeskanzleramt, Ballhausplatz [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Tauziehen um Verbund - Aufsichtsratspräsidenten
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung]
    Datum: 1986.06.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Parlamentsauflösung in Nordirland
    Mitwirkende: Eibegger, Gundomar [Gestaltung]
    Datum: 1986.06.24 [Sendedatum]
    Ort: London [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Strategische Bedeutung Südafrikas für den Westen
    Mitwirkende: Löw, Raimund [Gestaltung]
    Datum: 1986.06.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neuer Steyr-Daimler-Puch - Generaldirektor
    Einblendung: Aufsichtsratsvorsitzender Androsch, Generaldirektor Voisard
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Androsch, Hannes [Interviewte/r] , Voisard, Otto [Interviewte/r]
    Datum: 1986.06.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nachschub für den polnischen Untergrund
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1986.06.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Hans Jaray 80
    Einblendung: Szenenausschnitt, Hans Jaray
    Mitwirkende: Klinger, Eva Maria [Gestaltung] , Jaray, Hans [Interviewte/r]
    Datum: 1986.06.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorverlegung der steirischen Landtagswahlen
    Einblendung: Landeshauptmann Krainer, LH-Stellvertreter Gross, FPÖ-Obmann Rader
    Mitwirkende: Ziesel, Günther [Gestaltung] , Krainer, Josef junior [Interviewte/r] , Gross, Hans [Interviewte/r] , Rader, Ludwig [Interviewte/r]
    Datum: 1986.06.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1986.06.24
    Spieldauer 00:59:56
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Moderation]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1986.06.24 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-860624_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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