Mittagsjournal 1985.07.30

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    Rechtliches

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    Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, beim Mittagschanal begrüßt Sie Werner Löw.
    Folgende Beiträge stehen heute auf unserem Programm.
    ÖVP-Agrarsprecher Riegler zum Weinskandal.
    Die ÖVP wird dem geplanten strengen Weingesetz zustimmen, sagt Riegler.
    Und der Rücktritt von Landwirtschaftsminister Heiden wäre eine demokratische Selbstverständlichkeit.
    Dann werfen wir einen Blick in die Weinregale der Supermärkte und fragen, wie hat der Lebensmittelhandel bisher auf den Weinskandal reagiert.
    Und in der Inlandspresseschau geht's dann um die Millionenbestechung an einem Wiener Staatsanwalt.
    Die Auslandsthemen heute Mittag.
    Die Jubiläumsfeiern 10 Jahre KSZE in Helsinki.
    Die Verbindungen des italienischen Geheimdienstes zu Rechtsterroristen, zumindest jetzt ein ehemaliger stellvertretender Geheimdienstchef, verurteilt worden.
    Die Aidserkrankung von Filmstar Rock Hudson und was sie in der amerikanischen Öffentlichkeit bedeutet.
    Eine Reportage aus dem amerikanischen Stahlkrisengebiet Pittsburgh.
    Und im Kulturteil eine Vorschau auf die Tiroler Volksschauspiele von Telfs.
    Da ist das Stück »Daheim ist daheim« am Programm.
    Zunächst aber die Nachrichten, zusammengestellt hat sie Adolf Poindl, Nachrichtensprecher, Josef Wenzl-Knatek.
    Finnland.
    Staatspräsident Mauno Koivisto hat heute Mittag in Helsinki das Außenministertreffen anlässlich des 10.
    Jahrestags der Unterzeichnung der KSZE-Schlussakte eröffnet.
    Vor den Delegationen der 35 Teilnehmerstaaten an der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa nannte Koivisto die Schlussakte und andere Dokumente der KSZE ein lebendiges Programm für die Gegenwart und ein Versprechen für die Zukunft.
    Zugleich rief er die Unterzeichnerstaaten aber zu einer kritischen Überprüfung des Erreichten auf.
    Am Nachmittag werden bei der Konferenz in der Finlandia-Halle in Helsinki unter anderem der neue sowjetische Außenminister Eduard Shevardnadze, sein amerikanischer Ressortkollege George Shultz und Österreichs Außenminister Leopold Graz sprechen.
    Shultz hat unterdessen den sowjetischen Vorschlag für ein Moratorium bei Atomwaffentests zurückgewiesen.
    Er bezeichnete das Angebot Moskaus als wertlos, weil die Sowjetunion nicht bereit sei, einer Überprüfung zuzustimmen.
    Der sowjetische Parteichef Michael Gorbatschow hat gestern Abend ein einseitiges Moratorium für Atomversuche bis zum Jahresende bekannt gegeben und die Vereinigten Staaten aufgefordert, diesem Beispiel zu folgen.
    Bereits vorher hatten die USA die Sowjetunion eingeladen, Beobachter zum nächsten Atomtest in die Wüste von Nevada zu entsenden.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Altbundeskanzler Bruno Kreisky hat die Absicht der USA kritisiert, die Jubiläumstagung in Helsinki zu einer Verurteilung der Menschenrechtsverletzungen in der Sowjetunion zu nützen.
    In einem Interview für eine in Hannover erscheinende Zeitung wendet sich Kreisky gegen eine Ideologisierung der Außenpolitik.
    Die Enttäuschung über die Politik nach Helsinki hält der Altbundeskanzler für vollkommen unbegründet.
    Wer damals nicht die Illusion gehabt habe, der Kommunismus könne abgeschafft werden, der könne jetzt auch nicht enttäuscht sein, meinte Kreisky.
    Österreich.
    Der Wiener Erzbischof Kardinal König hat die Hoffnung auf eine Wiederbelebung des Geistes von Helsinki geäußert.
    In einer Erklärung zum 10.
    Jahrestag der Unterzeichnung der Helsinki-Schlussakte ruft Kardinal König die Regierungen der Unterzeichnerländer auf, sich im Interesse der Menschen in Europa vor allem um Fortschritte im humanitären Bereich zu bemühen.
    Ein zentrales Element der Menschenrechte sei die Religionsfreiheit, betont König.
    Diesbezüglich stünden Fortschritten in einzelnen Staaten, Stagnation oder sogar Rückschritte in anderen Ländern gegenüber.
    Die Kirchen gehörten zu jenen Kräften, die das Bemühen um den Abbau der Spannungen in Europa von Anfang an unterstützt hätten, ergänzt der Wiener Erzbischof.
    Wegen des Weinskandals sind in Österreich jetzt bereits 20 Weinbauern, Weinhändler und Chemiker hinter Gittern.
    Gestern Abend wurden nach Angaben der Niederösterreichischen Sicherheitsdirektion weitere vier Personen verhaftet, und zwar der Geschäftsführer der Firma Billa in Wiener Neudorf, Karl Siegfried Peer, und sein Mitarbeiter, der Chemiker-Ingenieur Thomas Eckert, sowie der Kellermeister der Firma Gebrüder Grill, Franz Arterit, und der in Krems als Drogist arbeitende Günther Vieröckel.
    Unter Hinweis auf den gestrigen Weingipfel im Bundeskanzleramt verlangte der Agrarsprecher der ÖVP, Josef Riegler, mehrere zusätzliche Konsequenzen.
    Das Wichtigste ist nach Meinung Rieglers die Klarstellung für den Konsumenten.
    So seien Ziviltechniker zu mobilisieren, damit innerhalb kürzester Zeit der zweifelsfreie Genuss von Wein wieder möglich ist.
    Nach Auffassung des Bundesobmanns des Rings freiheitlicher Wirtschaftstreibender Hermann Aigruber sollte unverzüglich eine weiße Liste unverfälschter österreichischer Weine erstellt und an die Einzelhändler der Lebensmittelbranche versendet werden.
    Unter Hinweis auf den Weinskandal und auf die Millionenbestechung eines Staatsanwaltes hat der Bundesvorsitzende der Vereinten Grünen Josef Buchner heute Neuwahlen verlangt.
    Der Leiter der Wiener Staatsanwaltschaft, Werner Olscher, wird persönlich die Strafsache der Bestechungsaffäre des Staatsanwalts Lutz Moser durch den Vorarlberger Kaufmann Bela Rablbauer übernehmen.
    Olschler sagte heute gegenüber der Austria Presseagentur, es müsse geprüft werden, ob die Begründung, mit der Moser das Strafverfahren gegen Rablbauer wegen Verdachts eines Millionenbetrugs eingestellt hat, der Sach- und Rechtslage entsprach.
    Ebenso wie Justizminister Harald Ofner äußerte der Leiter der Wiener Staatsanwaltschaft die Überzeugung, dass der Fall Lutz Moser ein Einzelfall sei.
    Moser hat gestanden, Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen zu haben.
    Er hatte Rablbauer angeboten, gegen einen größeren Geldbetrag das Betrugsverfahren gegen ihn einzustellen.
    Südafrika
    Staatspräsident Peter Botha hat mit der Ausweisung schwarzer Gastarbeiter gedroht, sollten deren Heimatländer weiterhin internationale Aufrufe zur Verhängung von Sanktionen gegen die Apartheid-Regierung unterstützen.
    Bei einer Kundgebung, sagte Botha, er habe bereits die Aufstellung von Listen zur Erfassung der Gastarbeiter angeordnet.
    Die Mehrzahl der Gastarbeiter in Südafrika kommt aus Mosambique, Lesotho, Swaziland, Malawi und Botswana.
    Die Unruhen in Südafrika seit der Verhängung des Ausnahmezustands haben inzwischen mindestens 20 Menschenleben gefordert.
    Die Verhaftungswelle dauert an.
    Japan.
    Die Regierung in Tokio hat die Privatisierungspläne für die hochverschuldete japanische Staatsbahn genehmigt.
    Als Zeitpunkt ist der April 1987 vorgesehen.
    Die Staatsbahn soll in sechs Einzelgesellschaften aufgeteilt werden.
    Von den derzeit etwa 300.000 Beschäftigten sollen 100.000 abgebaut werden.
    Österreich.
    Ein Doppelmart und ein Selbstmart sind in Rohrendorf im Bezirk Krems in Niederösterreich entdeckt worden.
    Der 57-jährige Pensionist Johann Krummböck hat vermutlich bereits in der Nacht zum 21.
    Juli den Mann seiner Freundin, den 61-jährigen Vinzenz Poche, erschossen.
    Krummböck und die 22-jährige Veronika Poche, die Gattin des Ermordeten, lebten einige Tage neben der Leiche.
    In der Nacht zum 24.
    Juli tötete Krumbeck seine Freundin und beging dann Selbstmord.
    Krumbeck war bereits 1950 wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden, wurde jedoch 1973 aus dem Gefängnis entlassen.
    In der vergangenen Nacht kam es in Salzburg, in Oberösterreich und in Niederösterreich zu heftigen Sommergewittern, die stellenweise das Ausmaß von Unwettern annahmen.
    Im Innenviertel wurden mehrere Häuser beschädigt, Straßen blockiert und Bäume entwurzelt.
    Besonders heftig wütete das Unwetter im Raum von St.
    Pantaleon, wo mehrere Häuser vom Sturm abgedeckt wurden.
    Große Hagelschlossen zerstörten weite Teile der landwirtschaftlichen Kulturen.
    Größere Schäden wurden ferner aus Moosdorf und Perwang gemeldet.
    In Niederösterreich mussten mehrere Feuerwehren, besonders im Raum Hollabrunn und Lahn der Theia, stundenlang Keller auspumpen sowie Straßen und Kanäle freimachen.
    Bereits gestern Abend haben schwere Gewitter mit Hagelschlag im Salzburger Flachgau Obstkulturen und Getreidefelder vernichtet.
    In den Gemeinden Lambrechtshausen, Berndorf und Obereching wurden Häuser abgedeckt und Bäume entwurzelt.
    Der Sachschaden geht in die Millionen.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage?
    Mit dem Durchzug einer Kaltfront gelangen nun kühlere Luftmassen in den Ostalpenraum.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh, wechselnde, im Allgemeinen aber meist starke Bewölkung und zeitweise teils gewittrige Strichregen.
    Schwacher bis mäßiger Wind aus West bis Nordwest, Nachmittagstemperaturen 18 bis 25, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 10 bis 16 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch, keine durchgreifende Wetteränderung.
    Wechselnd bis stark bewölkt, einige gewittrige Strichregen.
    Mäßiger bis lebhafter Wind aus West bis Nordwest, Tageshöchsttemperaturen morgen 18 bis 24 Grad.
    Das Wetter übermorgen Donnerstag, vorübergehend Übergang zu wechselnd aufgelockerter Bewölkung, regional auch länger sonnig.
    Hier die Messwerte von 12 Uhr Mittag.
    Wien bedeckt leichter Regen, 21 Grad, Westwind 10, Eisenstadt stark bewölkt, 22, Nordwestwind 10, Linz bedeckt 16 Grad, Salzburg bedeckt leichter Regen, 17, die Werte aus Innsbruck sind nicht eingelangt, Bregenz bedeckt 18 Grad, stark bewölkt, 23 und Klagenfurt wolkig, 27 Grad, Südwestwind 20 Kilometer in der Stunde.
    Es war gerade zehn Minuten nach zwölf, Sie hören das Mittagsschonal des aktuellen Dienstes.
    Und wir beginnen den Beitragsteil im Ausland.
    Morgen am 1.
    August ist es genau zehn Jahre her, dass in Helsinki die Schlussakte der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, KSZE, mit ihren seither viel zitierten verschiedenen Körben unterzeichnet wurde.
    Um diesen 10.
    Jahrestag zu feiern, treffen ab heute die Außenminister von 33 europäischen Staaten, darunter auch Österreich, sowie aus den USA und Kanada in der finnischen Hauptstadt zusammen.
    Das Motto lautet, Fortsetzung des vor 10 Jahren vereinbarten Entspannungsprozesses.
    Skeptiker meinen freilich, Fortsetzung sei schon ein zu optimistisches Wort, allzu wenig aus den Verträgen von 1975 sei überhaupt Wirklichkeit geworden.
    Immerhin wird es während der dreitägigen Veranstaltung in Helsinki auch ein Gespräch zwischen dem neuen sowjetischen Außenminister Schewadnarze und dem amerikanischen Außenminister Schulz geben.
    Und immerhin haben die beiden Supermächte, vermutlich als Gäste für Helsinki, Mini-Konzessionen bei Atomwaffentests angekündigt.
    Die USA wiederholten ihre Einladung an die Sowjetunion, Beobachter zu amerikanischen Atomversuchen zu entsenden und Parteichef Gorbatschow kündigte einen befristeten Atomteststopp an.
    In Helsinki selbst stehen die Feiern zum Jubiläum der Sicherheitskonferenz im Zeichen von äußerst strengen Sicherheitsmaßnahmen und speziellen Durchsuchungsvollmachten der Behörden, die zum erhofften Geist der Freiheit von Helsinki leider im Widerspruch stehen.
    Günther Grafenberger berichtet.
    Heute Vormittag ist im Finnlandiaus in Helsinki der Vorhang zur Jubiläumstagung der europäischen Sicherheitskonferenz KSTD hochgegangen.
    35 Außenminister aus Ost- und Westeuropa sowie den USA und Kanada werden im Laufe der kommenden drei Tage sprechen und im Namen ihrer Regierungen darlegen, was sie zur Situation Europas zu sagen haben und wie der Prozess der KSZE verläuft, der vor zehn Jahren in Gang gesetzt wurde.
    Denn dass es ein Prozess über Zeit ist, wie die Entspannung auch, die ja nicht von heute auf morgen kommt, und dass man diesen vor zehn Jahren in der finnischen Hauptstadt eingeleiteten permanenten Dialog als ein Hellwinkie auf Raten bezeichnen könnte, darüber sind sich alle hier versammelten Delegationen einig.
    Finnlands Präsident Mauno Koivisto, der heute Vormittag die Jubiläumstagung eröffnete, wies darauf hin, dass Sicherheit mehr ist als nur ein Schutz der Grenzen und Gesellschaftssysteme.
    Sicherheit setzt zu voraus, dass die Menschenrechte respektiert werden, weil nur dann Vertrauen zwischen den Völkern als Voraussetzung für Sicherheit geschaffen werden könne.
    Vertrauen, Kontakte und Zusammenarbeit seien vor allem wichtig für die kleinen Nationen, die bündnisfrei sind.
    Und Koivisto wies auf die Worte seines großen Vorgängers Uro Kekkonen als dem Initiator der KSZE hin, der vor zehn Jahren bei der Gründung gesagt hatte, Sicherheit heißt nicht etwa, die Tore zu verschließen, sondern sie im Gegenteil weit zu öffnen.
    Noch ehe heute Nachmittag die ersten Delegationschefs das Wort ergreifen werden, darunter die Außenminister der Sowjetunion Österreichs und der USA, ist ziemlich gewiss, dass es ein Abschlusskommuniqué nach der 3T in Sitzung nicht geben wird, wie es sich die Finianalsgastgeber gewünscht hatten.
    Offenbar ist daran auch die bisherige Eidszeit im Verhältnis zwischen Ost und West schuld, die nach den Worten des sowjetischen Außenministers Eduard Szybad-Nadze bei der Ankunft in Helsinki schnellstmöglich überwunden werden sollte.
    Er verwies dabei auf die jüngsten Vorschläge seines Landes über ein fünfmonatiges Moratorium bei allen unterirdischen Atomversuchen und einen befristeten Stopp bei der Platzierung neuer Atomraketen in Osteuropa.
    Amerikas Außenminister Georg Schulz wies bei der Ankunft in Helsinki die sowjetischen Vorschläge als unbefriedigend zurück und sagte, die USA könnten solange nicht Ja dazu sagen, solange sich nicht die Sowjets bereit erklären, sich dabei vor Neutralen überwachen und kontrollieren zu lassen.
    Die USA hätten Anfang der 60er Jahre schlechte Erfahrungen gemacht und seien hintergangen worden.
    Die ganze Jubiläumskonferenz ist ein Spiegel dessen, was sich hier vor zehn Jahren abspielte.
    Ich entwinne mich sehr wohl jene Ereignisse vor zehn Jahren, als Österreichs damaliger Bundeskanzler Bruno Kreisky an das Rhener Pult trat und darauf hinwies,
    dass das ständig von Kriegen heimgesuchte Europa heutzutage eine in seiner Geschichte einzigartige Friedensperiode erlebte, trotz aller Spannungen in der Welt und dass es in Europa, so sagte damals Bruno Kreisky, seit immerhin 30 Jahren keinen Krieg mehr gegeben hat.
    Heute sind es inzwischen 40 Jahre und wenn man daran denkt, dass in den vergangenen 10 Jahren wahnsinnig gerüstet worden ist und trotz allen Kriegsgeschreies die Verantwortlichen einen klaren Kopf behalten haben,
    dann kann man trotz allem doch optimistisch sein.
    Auch die sonnige Stimmung in Helsinki trägt gewiss zu einem hier deutlich zu verspürenden Optimismus bei, dass es in den kommenden drei Tagen in den Kulissengesprächen gelingen wird, jenen Helsinki-Geist wiederzubeleben.
    Das Gruppenbild mit den Delegationschefs heute Mittag und das Händeschütteln von Schulz und Szevanadze können gewissermaßen als ein Versuch dazu gewertet
    Günther Grafenberger aus Helsinki.
    Zehn Jahre KSZE, das ist auch der Anlass für unser heutiges Journal Panorama.
    Um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1.
    Wir bringen da ein Interview über die Lage der Menschenrechte und der Menschenrechtsbewegungen im Osten mit dem prominenten russischen Regimekritiker Lev Kopelev.
    Popeluszko wurde ermordet.
    Aber er lebt.
    Und sein Geist lebt.
    Und seine Mörder, die, ich weiß nicht, vielleicht wird man sie noch amnestieren, aber die sind tot.
    Das sind tote Seelen.
    Popieluszko ist der Sieger, der Mörderer.
    Und das ist ein Beispiel, das ist ein Zeugnis von der simplen Wahrheit, die leider immer noch nicht
    wahrgenommen wird, auch von Staatsmännern und von Politikern, dass Frieden und Menschenrechte untrennbar sind.
    Da sind zwei Grundpfeiler.
    Und in der heutigen Welt, die von einer globalen Katastrophe bedroht ist, muss es besonders gut verstanden und praktiziert werden.
    Man kann nicht nur für Frieden eintreten oder nur für Menschenrechte.
    Beides muss zusammengehalten werden.
    Wer nur für eines einzutreten versucht, schadet beiden.
    Kein Frieden ohne Menschenrechte.
    Keine Menschenrechte ohne Frieden.
    Im Mittagsschanal aber kommen wir zunächst zu Inlandsthemen, zu dem Inlandsthema Nummer 1, zum Weinskandal.
    Aus Anlass des gestrigen Weingipfels im Bundeskanzleramt nahm heute der Agrarsprecher der Volkspartei, Landesrat Josef Riegler, zu den bisher vorliegenden Vorschlägen zur Rettung der österreichischen Weinwirtschaft Stellung.
    Riegler verlangte bei aller Zustimmung zu den gestrigen Vorschlägen der Bundesregierung als zusätzliche Konsequenzen auch einen lückenlosen Schutz der Konsumenten und der Weinbauern.
    Außerdem alternative Verwendungsmöglichkeiten für die Weinüberproduktion, wie etwa die Verwertung des Überschusses für Traubensaft, Weinbrand oder die Herstellung besonders alkoholarmer Weine.
    Im Mittelpunkt der anschließenden Journalistenfragen standen aber dann doch die politischen Konsequenzen des gestrigen Weingipfels, Leopold Esterle berichtet.
    ÖVP-Agrarsprecher Josef Riedler will also als Konsequenz aus dem wörtliches Zitat tragischen Wirtschaftsskandal erstens eine rasche Bereinigung der aufgetauchten Fehler und Mängel und zweitens in Anlehnung an Bundeskanzler Sinowaz übrigens zum Schutz der Konsumenten, aber auch der Weinbauern für die Zukunft einen neuen Boden legen.
    Ein neuer Boden, der, so Riedler, vom Konzept her dem kriminellen Weinpanscher und den Spekulanten alle Chancen drastisch verringere.
    Konkret wie?
    Wir wollen, so Riedler, dass nicht mehr auf Weinmenge, sondern auf Weinqualität hin gearbeitet wird.
    Und dass, um den Weinbauern einen angemessenen Preis für ihr Produkt zu garantieren, vernünftige Alternativen wie Traubensaft, alkoholarmer Wein, aber auch Weinbrandproduktion staatlich gefördert wird.
    Soweit zu den Fakten.
    Nun zur Politik.
    Den Weingipfel von gestern begrüßte Riegler in seiner Richtung auf ein europäisch vorbildliches Weingesetz und auf die von der Regierung angekündigte Sondersitzung des Nationalrates dazu.
    Ende August, Anfang September soll sie stattfinden.
    Riegler dazu.
    Wir begrüßen eine solche Sondersitzung, weil sie dazu dienen soll, rasch für die nächste
    Produktion jene besseren gesetzlichen Grundlagen hinsichtlich Forcierung des Qualitätsweinbaus zu schaffen.
    Es wäre eher problematisch und in die Richtung gab es ja auch eine Äußerung des Generalsekretärs Dr. Graf, wenn eine solche Sondersitzung dazu führen würde, dass es
    nur zu einer wechselseitigen Schuldzuweisung führt, weil das sicher nicht im Interesse der Lösung des Problems und auch der Bewältigung vor allem auch der internationalen Schwierigkeiten gelegen wäre.
    Eine Zustimmung der ÖVP als Oppositionspartei zu der Gesetzesvorlage der Regierung ist also so gut wie sicher.
    Diffizil, diffiziler wurde heute Riegler allerdings in der Frage eines Rücktritts von Landwirtschaftsminister Günther Heiden.
    Diesen Rücktritt hatten unter anderem ÖVP-Gesundheitssprecher Günther Stummvoll, MOK-Stellvertreterin Marga Hubinek, aber auch andere ÖVP-Landespolitiker vehement gefordert, während sich ÖVP-Chef Alois Mock, derzeit auf Amerika-Besuch verreist, eher zurückhaltend geäußert hatte.
    ÖVP-Agrarsprecher Riegler heute dazu,
    Meiner Ansicht nach ist nicht nur aus diesem Anlass heraus, sondern aus der gesamten Situation, in der sich heute die Bauernschaft befindet und die ja doch im Wesentlichen auch eine Folge der Gesamtagrarpolitik ist, die ja in besonders hohem Maße vom Landwirtschaftsminister zu verantworten ist, ein solcher Rücktritt wäre an sich eine demokratische Selbstverständlichkeit.
    Nachdem es
    in Österreich in den vergangenen Jahren zum politischen Stil wurde, dass ein Minister dann besonders fest im Sattel sitzt, wenn die Opposition seinen Rücktritt fordert, halte ich es nicht für angebracht.
    dass wir nun besonders lautstark diese Forderung in den Vordergrund stellen, sondern ich glaube, es gäbe einerseits für den Landwirtschaftsminister selbst die Chance, von sich aus Konsequenzen zu ziehen, beziehungsweise die Chance für den Bundeskanzler, wenn man schon von einem neuen Boden legen redet, für die künftige Entwicklung der Weinwirtschaft und des Weinbaues, auch im Bereich der Ressortführung und der Bundesregierung einen neuen Boden zu legen.
    Soweit mein Bericht aus der ÖVP-Zentrale von der Pressekonferenz des ÖVP-Agrarsprechers und damit zurück ans Studio des Mittagsjournals.
    Reporter war Leopold Esterle.
    Ja, von der Weinskandalfront selbst gibt es ja jetzt die Meldung, dass es bereits 20 Verhaftete gibt.
    20 Weinbauern, Weinhändler und Chemiker sind hinter Gittern.
    Gestern Abend wurden nach Angaben der niederösterreichischen Sicherheitsdirektion weitere vier Personen verhaftet, darunter der Chef der Weinkellerei der Firma Billa, Karl Siegfried Peer.
    Und nicht zuletzt das war auch für uns Anlass einmal nachzusehen, wie sieht es denn mit dem Handel aus?
    Nicht mit dem spezialisierten Weinhandel, sondern mit den Supermärkten, mit den Lebensmittelketten.
    Wer heute Wein im Supermarkt kaufen will, der wird sicher dauernd dort nur gehende Leere in den Regalen vorfinden.
    Die heimischen Lebensmittelhändler sind natürlich vorsichtig geworden.
    Sie gehen kein Risiko mehr ein.
    Bevor man glikolverseuchten Wein verkauft, dann lieber gar keinen, sagen die einen.
    Andere Händler wiederum bemühen sich derzeit eifrig um Prüfungszeugnisse der Bundesversuchsanstalten, damit sie ihre Regale mit garantiert reinem Wein wieder anfüllen können.
    Wie die Manager der Supermärkte so auf den Weinskandal reagieren, welche Maßnahmen getroffen werden, dem ist Susanne Gassner nachgegangen.
    Gestern ging es Schlag auf Schlag.
    Der Chef der Billa-Weinkellerei, Peer, wurde verhaftet und kurze Zeit später der gesamte Weinverkauf in den Billa-Supermärkten gestoppt.
    Seither gibt es bei Billa weder Wein, Sekt noch Wermut, welche Herkunft auch immer, zu kaufen.
    In den Weinregalen herrscht gehende Leere.
    Wein wird erst wieder angeboten, wenn die Prüfergebnisse der Bundesversuchsanstalten vorliegen.
    Ein weniger tristes Bild zeigen die Filialen des Konsum.
    Dieser größte Einzelhändler Österreichs bezieht knapp die Hälfte seines Weinbedarfs aus der hauseigenen Kellerei, von dem die Konsumchefs wissen, dass er sozusagen sauber ist.
    Die zugekauften Weine wurden im ebenfalls hauseigenen Labor sofort untersucht und je nachdem aus dem Verkehr gezogen.
    Bei neuen Zughäufen wird von den Produzenten ein Zertifikat der Bundesversuchsanstalt verlangt, das aber nach dem 12.
    Juli dadiert sein muss, denn erst ab diesem Zeitpunkt ist ganz bewusst nach dem Zusatz Glykol geforscht worden.
    Das alles bringt den derzeit fast zum Stillstand gekommenen Weinabsatz aber nur dann in Schwung, wenn die Konsumenten auch davon wissen.
    Daher hat Consume Islands ein Flugblatt für die Kunden gedruckt, das sie über die Vorgangsweise aufklären soll.
    Um die Verunsicherung der Konsumenten zu mildern, haben sich auch die Adek-Kaufleute etwas einfallen lassen.
    Auf den Schaufenstern und Regalen kleben derzeit Werbestreifen mit der Aufschrift, ehrlicher Qualitätswein aus der Wachau garantiert.
    Und nächste Woche werden die Adek-Händler ihre Kunden mit einer großen Werbekampagne für Wein überraschen.
    Die Weinsorten, die auf der schwarzen Liste stehen, wie zum Beispiel von der Firma Grill oder von Morandell, wurden freilich schon aus den Regalen entfernt.
    Trotzdem ist der Weinverkauf in den Adekgeschäften dann dort schon zur Gänze zum Erliegen gekommen.
    Und wenn doch noch Wein gekauft wird, dann keinesfalls aus dem Burgenland.
    Bei den Sparhändlern wiederum hält man die Verunsicherung der Konsumenten für so groß, dass man beim Weinverkauf wieder von vorne anfangen will.
    Bereits vor dem Wochenende wurden alle Weine aus den Regalen genommen.
    Wieder zurück dürfen nur jene Flaschen, die doppelt geprüft sind, und zwar vom Produzenten, der eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vorlegen muss, und von den Bundesversuchsanstalten.
    Die sind aber derzeit überlastet.
    Die Spar AG hat erst vier Atteste erhalten, sodass es ein bis zwei Wochen dauern wird, bis die Sparhändler wieder das volle Weinsortiment führen.
    Die Angst, das Image von Rosttäuschern zu bekommen, haben auch die Besitzer von Weinfachgeschäften und sogenannten Winotheken.
    In ihren Regalen stehen zwar durchwegs Weinflaschen unverdächtiger Winzer, trotzdem müssen auch die Spezialgeschäfte gegen starke Vorurteile ihrer Kundschaft kämpfen.
    Vor allem die Laufkundschaft will allerdings immer wissen, ob der gewünschte Wein auch sicher nicht gekohlhältig ist.
    Um das so halbwegs garantieren zu können, verlangen die Weinfachhändler von ihren Lieferanten eidesstaatliche Erklärungen über die Reinheit des Weines.
    Können oder wollen die Weinbauern eine solche Erklärung nicht abgeben, wird der Verkauf der betreffenden Flaschen eingestellt.
    Erst für die nächsten Wochen erwarten die Händler die Testergebnisse der staatlichen Labors.
    Der heimische Lebensmittelhandel bemüht sich also, die Kunden zu beruhigen.
    Wo es geht, nicht nur im Interesse des Konsumenten.
    Der Wein ist nämlich für den Handel ein nicht unwichtiges Produkt, das im Sortiment nicht fehlen sollte.
    Rund 1,2 Millionen Hektoliter werden jährlich im Supermarkt oder im Laden verkauft.
    Das sind rund 40 Prozent des ganzen österreichischen Weinkonsums.
    Susanna Gassner berichtete über die Situation, über die Reaktion im Weinhandel zum Weinskandal.
    Ein zweiter Skandal prägt heute die Schlagzeilen der Zeitungen.
    Zum Weinskandal ist ein Justizskandal gekommen.
    Der Wiener Staatsanwalt Lutz Moser hat ein Betrugsverfahren gegen den Kaufmann Bela Rablbauer eingestellt, nachdem er dafür etwa 7 Millionen Schilling angenommen hatte.
    Rablbauer wurde ja seinerzeit als der Mann mit dem schwarzen Koffer bekannt, der eine 10 Millionen Spende für die ÖVP übergab, die mittlerweile übrigens aber zurückgezahlt wurde.
    Staatsanwalt Moser hat ein volles Geständnis abgelegt.
    Wie die Zeitungskommentatoren diesen Fall heute beurteilen, das hat sich Manfred Steinhuber angesehen.
    In der sozialistischen Arbeiterzeitung rätselt Peter Pellinker über das Motiv, das Staatsanwalt Moser bewogen haben könnte, sich von Bela Rablbauer bestechen zu lassen.
    Für Pellinker ist das nicht allein ein persönlich-psychologisches Problem.
    Wem derart astronomische Summen geboten werden wie 10 Millionen Schilling, er hat es wohl mit dieser Summe der gute Bela, der kann schon nachzudenken beginnen.
    Der eine ein bisschen länger, der andere kürzer, der eine empörter, der andere nachgiebiger.
    Das ist die individuelle Seite.
    Die Seite des Systems ist es, möglichst wenig Menschen in solch verantwortlicher Position in Versuchung kommen zu lassen.
    Und das ist die justizpolitische Seite der unglaublich klingenden Geschichte vom Staatsanwalt, der Millionen im Boden vergräbt.
    Je weniger solch weitreichende Entscheidungen von einem Einzelnen getroffen werden können, umso seltener können sie auch nur theoretisch passieren.
    Ein Kontraargument gegen jene, die gegen jedes Kontroll- oder Weisungsrecht, gegen jede Berichts- und Begründungspflicht in der Justiz auftreten.
    Nahezu gleicher Meinung ist auch Erich Witzmann in der Presse.
    Hier stehen Richter und Staatsanwälte, dort der Minister, der neben den unabhängigen Richtern weisungsgebundene Staatsanwälte sehen will.
    Den öffentlichen Anklägern hat das schwarze Schaf Lutz Moser einen mehr als schlechten Dienst erwiesen.
    Denn der Minister hat ohne Zweifel Recht, wenn er darauf hinweist, dass bei einer stärkeren Bindung der Staatsanwälte ein derartiger Skandal verhindert werden kann.
    Zumindest diese Runde hat Harald Hofner gewonnen.
    In den oberösterreichischen Nachrichten beschäftigt sich Reinhard Hampel mit den parteipolitischen Hintergründen des Falles.
    Es heißt, Rablbauer hätte Angst gehabt, während des roten Falles Udo Proksch als Schwarzes, heißt VP-nahes Pendant, zum Ausgleich herangezogen zu werden.
    Und immer wieder war bei den diversen Skandalen von politisch motivierten Weisungen des Justizministers die Rede.
    Hofner benützte gleich die Gelegenheit, den Fall Moser für seine Reform des Weisungsrechtes heranzuziehen.
    In dem bedauerlichen Fall von Einzelkorruption hat die Aufsichtsbehörde nicht versagt, meinte er.
    Mag sein, dass solche politische Spekulationen verfrüht sind.
    Manfred Steinhuber hat heute die Kommentarauszüge zum Fall Dr. Moser zusammengestellt.
    Es ist genau halb eins, zwölf Uhr dreißig und auf unserem Programm in diesem Mittagsschornal stehen noch drei Auslandsthemen und ein Beitrag der Kulturredaktion.
    Wir informieren über die Hintergründe der Verurteilung eines ehemaligen stellvertretenden Geheimdienstchefs in Italien.
    Dann die AIDS-Erkrankung von Filmstar Rock Hudson und was sie in der amerikanischen Öffentlichkeit für Diskussionen auslöst.
    Und eine Reportage aus dem amerikanischen Stahl-Krisengebiet Pittsburgh.
    Im Kulturteil bringen wir eine Vorschau auf die heurigen Tiroler Volksschauspiele in Telfs, wo man das Stück »Daheim ist, daheim spielen« wird und ein umfangreiches Rahmenprogramm dazu anbietet.
    In Rom wurde gestern der frühere stellvertretende Leiter des italienischen Geheimdienstes, der Ex-General Pietro Musumeci, zu neun Jahren Gefängnis verurteilt.
    Und zwar wegen Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung, wegen Unterschlagung und wegen Besitz und Transport von Sprengstoff.
    Diese Verurteilung, neben dem General, erhielten zwei weitere Angeklagte, einer davon in Abwesenheit hohe Gefängnisstrafen.
    Diese Urteile sind die drastische Bestätigung dessen, was in Rom schon lange gemunkelt wurde, nämlich, dass die Geheimdienste des Staates enge Kontakte zu Rechtsterroristen unterhielten und zum Teil gemeinsame Sache mit ihnen machten.
    So wurde jetzt General Musumeci unter anderem auch für schuldig befunden.
    Er habe die Behörden bei ihren Ermittlungen nach dem verheerenden Bombenanschlag auf den Hauptbahnhof von Bologna im Jahr 1980 auf eine falsche Spur locken wollen, nämlich weg von den Rechtsextremisten.
    Natürlich darf bei solchen italienischen Geheimdienst-Stories die geheimnisvolle Loge P2 nicht fehlen.
    Der gestern verurteilte Musumeci gilt als enger Vertrauter des Logengründers Licio Gelli,
    und der in Abwesenheit verurteilte Angeklagte, ebenfalls ein hoher Geheimdienstler, soll Verbindungen zu dem unter einer Londoner Brücke erhängt aufgefundenen Bankier Roberto Calvi gehabt haben.
    Mehr über diesen Italo-Thriller von Rolf Gallus.
    Ein monatelanger Prozess wegen krimineller Entgleisungen des militärischen Geheimdienstes Sismi in den Jahren 1980 und 81 endete am gestrigen späten Abend mit einer Reihe von Urteilen,
    die sowohl in italienischen Justizkreisen als auch in der heutigen Tagespresse als exemplarische Strafen bezeichnet werden.
    Von den sechs Angeklagten sind drei, ein General, ein Oberst und ein Agent für schuldig erklärt worden.
    Ihnen wurden hohe Gefängnisstrafen wegen Bandenbildung, Amtsmissbrauch und Unterschlagung sowie wegen unbefugten Besitzes und illegaler Beförderung von Sprengstoff auferlegt.
    Allerdings hatte das mit diesem Strafverfahren beauftragte römische Schwurgericht unter dem Vorsitz von Richter Francesco Amato zur Urteilsfindung fast zehn Stunden beraten.
    Schließlich lautete der Urteilsspruch, der sogar das vom Vertreter der Anklage Loreto D'Ambrosio geforderte Strafmaß übertraf,
    auf neun Jahre Freiheitsentzug für den General Pietro Musumeci, Ex-Chef des Büros Kontrolle und Sicherheit des militärischen Abwehrdienstes SISMI, sieben Jahre und acht Monate Freiheitsentzug für den Hauptmann Giuseppe Belmonte, Adjutant Musumecis, und achteinhalb Jahre Gefängnisstrafe für Francesco Pazienza, eine zwielichtige Figur des internationalen Agentenwesens,
    der sich freilich zurzeit wegen des Verdachts ähnlicher Vergehen in Untersuchungshaft in New York befindet.
    Rom hat bereits einen Auslieferungsantrag an die Justizbehörden der USA gerichtet.
    Einstimmig wird in den Kommentaren und Analysen zum Ausgang des Prozesses gegen Musumeci, Belmonte und Patienza, die anderen drei Beschuldigten wurden freigesprochen, der Schwerpunkt auf jenen Anklagepunkt gelegt,
    der mit dem unbefugten Sprengstoffbesitz zusammenhängt.
    Er ist der gravierendste unter den strafbaren Handlungen, die sich die drei Angeklagten und jetzt Verurteilten haben zu Schulden kommen lassen.
    Denn er steht in unmittelbarem Konnex zu dem Bombenattentat im Hauptbahnhof von Bologna vom 2.
    August 1980, bei dem über 80 Menschen getötet und um 200 Menschen verletzt wurden.
    Es scheint damit nunmehr erwiesen, dass Sismi direkt für den Anschlag verantwortlich zu machen ist.
    Dessen ehemaliger Chef, General Santovito, der vor circa eineinhalb Jahren in der Untersuchungshaft verstorben ist,
    wäre in dem Prozess der Hauptschuldige gewesen und ohne allen Zweifel mit der schwersten Strafe belegt worden.
    Immerhin Musumeci und Belmonte sind hauptsächlich wegen eines Koffers mit Sprengstoff, dem gleichen, der in Bologna verwendet wurde, Koffer, den sie im Januar 1981 heimlich in den Schnellzug Mailand-Tarent eingeschmuggelt hatten,
    vom Schwurgericht für schuldig befunden worden, Grund des Manövers, die damals in vollem Gange befindlichen Ermittlungen und Fahndungen der Staatsanwaltschaft Bologna irre zu leiten, was auch tatsächlich zusätzlich mit der Hilfe des Agenten Pazienza gelang.
    Musumeci, Belmonte und Pazienza gelten als die materiellen Täter des Massakers von Bologna, was aus der Gerichtsverhandlung klar hervorgegangen ist.
    Und das wird einen zweiten, viel schwerwiegenderen Prozess gegen sie zur Folge haben.
    Dabei werden gewiss auch ihre mutmaßlichen Verbindungen zu rechtsextremistischen Terroristen, zur Geheimloge P2 sowie zu anderen staatsfeindlichen Verschwörergruppen zur Sprache kommen.
    Rolf Gallus berichtete aus Rom.
    Mittlerweile weiß es die ganze Welt, der 59-jährige Filmschauspieler Rock Hudson, als Filmpartner unter anderem von Doris Day und Elizabeth Taylor, der Inbegriff attraktiver amerikanischer Männlichkeit, leidet nicht nur an der Immunschwäche Krankheit AIDS, er gehört auch zu jenen Personenkreis, die von dieser Seuche ganz besonders häufig betroffen sind.
    Er ist homosexuell.
    Der Patient Rock Hudson hat sein Pariser Krankenhaus in der Nacht auf heute verlassen und ist in die USA zurückgeflogen.
    Dort wird auf die Meldungen von der Aids-Erkrankung und der Homosexualität des Stars, der übrigens auch bei Kollegen, die von seiner Veranlagung wussten, sehr beliebt war und ist, da wird unterschiedlich darauf reagiert.
    Einerseits hört man von weiblichen Hudson-Fans, hätten sie es gewusst, hätten sie ihn nicht so sehr verehrt.
    Andererseits wird das jetzt offene Bekenntnis von Rock Hudson zu seiner Homosexualität und zu seiner Krankheit
    respektvoll anerkannt.
    Das Schicksal von Rock Hudson könnte sogar die Einstellung der amerikanischen Öffentlichkeit zur Krankheit AIDS entscheidend ändern.
    Hören Sie mehr von Lorenz Gallmetzer.
    Er ist gesund, er hat keine Ausdünstungen, er hat keine Pickel, er riecht nach Milch.
    Seine ganze Ausstrahlung ist Reinlichkeit und Achtbarkeit.
    Dieser Boy ist makellos.
    Das schrieb die Zeitschrift Luke 1958 über Rock Hudson.
    Jahrzehntelang hat der Filmstar das Hollywood-Traumbild amerikanischer Männlichkeit verkörpert.
    Ob als Partner Elisabeth Taylors und Doris Days in den 50er und 60er Jahren, ob als Polizeikommissar in beliebten Fernsehserien der 70er Jahre und zuletzt im Dienste, Brock Hudson war immer der Inbegriff des gutaussehenden, tugendhaften und liebenswerten Machos made in USA.
    Mit einem mutigen Schritt hat Hudson jetzt gleich zwei Tabus gebrochen und für viel Aufsehen, aber auch für selbstkritische Reflexion in der amerikanischen Öffentlichkeit gesorgt.
    So wie er unter dem Druck Hollywoods jahrelang seine Homosexualität verheimlicht hat und zu diesem Zweck sogar eine kurzlebige Ehe eingegangen ist, so hätte Hudson jetzt auch seine wahre Krankheit barnen können, als Krebs zum Beispiel.
    Mit dem Eingeständnis an Apes zu leiden, wurde die amerikanische Öffentlichkeit nicht nur mit ihrer eigenen Image-Heuchelei konfrontiert,
    Die Tabuisierung der Homosexualität wurde an ihrem heikelsten Aspekt, der unheimlichen Krankheit Aids, deutlich.
    11.800 Amerikaner sind seit dem Bekanntwerden der Krankheit vor fünf Jahren als Aids-Kranke registriert worden.
    5.900 davon sind an deren Folgen gestorben.
    Der Aids-Virus zerstört einen Teil der weißen Blutkörperchen und damit das natürliche Abwehrsystem im Körper.
    Dadurch ist der Kranke praktisch jeder Infektion hilflos ausgeliefert.
    Die moderne Medizin hat bisher kein wirksames Mittel gegen Aids entwickelt.
    Ebenso wenig konnte wissenschaftlich erklärt werden, warum die Krankheit vorwiegend Homosexuelle befällt.
    70 Prozent der Aidskranken sind homosexuell.
    In den übrigen Fällen wurde die Krankheit durch Bluttransfusionen, durch Prostituierte oder bei der Selbstinjektion von Drogen übertragen.
    Die überwiegende Mehrheit der Amerikaner hat deshalb allen alarmierenden Berichten in den Medien zum Tropfen
    Aids als eine Seuche der Außenseiter, manchmal sogar als gerechte Strafe für unmoralischen oder sogenannten abartigen Lebenswandel betrachtet.
    Dass ein Bildschirmidol wie Rock Hudson jetzt zu diesen Außenseitern gehört, hat viele erschüttert.
    Die in den amerikanischen Großstädten selbstbewusst auftretenden und im Vereinen organisierten Homosexuellen hoffen, dass Hudsons öffentliches Eingeständnis seiner Krankheit das Verständnis der Amerikaner fördern wird, dass Aids wenigstens als Krankheit hochfähig wird.
    Bisher waren die AIDS-Kranken versteckt und anonym.
    Jetzt ist es ein Freund des Präsidenten, erklärte ein Homosexueller in einem Fernsehinterview.
    Ronald Reagan hatte seinen Hollywood-Freund Hudson in Paris angerufen, um sich nach seinem Befinden zu erkunden.
    Einen positiven Effekt erhoffen sich auch jene Ärzte und Wissenschaftler, die an der Entwicklung neuer Medikamente gegen die Viruserkrankung arbeiten.
    Immer wieder haben sie darauf hingewiesen, dass die von der amerikanischen Regierung zur Verfügung gestellten Mittel nicht einmal die Kosten der Grundlagenforschung decken,
    von landesweiten Tests, Koordinierung der Forschungsergebnisse und der medizinischen Betreuung der Patienten ganz zu schweigen.
    Die ersten Folgen des Hudson-Effekts sind schon sichtbar.
    Die Regierung ließ mittlerweile wissen, dass sie die ursprünglich vorgesehenen Budgetmittel für die AIDS-Forschung um 48 Prozent erhöhen will.
    Die Gelder sollen allerdings aus anderen Bereichen, wie etwa der Krebsforschung, abgezweigt werden.
    Aber noch auffallender ist der Stimmungsumschwung im öffentlichen Bewusstsein.
    In San Francisco wurden Demonstrationen und Veranstaltungen abgehalten, Gelder werden gesammelt, der Bürgermeister der Stadt hat einen AIDS-Bewusstwerdungs-Tag verkündet und viele sprechen gar nicht mehr von AIDS, sondern schlicht und einfach von dem Rock-Katzenleid.
    Lorenz Galmez aus Washington informierte über die möglichen fast politischen Auswirkungen der Aids-Erkrankung des Filmstars Rock Hudson.
    Wir bleiben in den Vereinigten Staaten.
    Dieses sicher reichste Land der Welt kennt trotzdem viele Arme.
    Der Wohlstand der USA ist alles andere als immer gerecht verteilt.
    Das soziale Netz, in Europa doch recht engmaschig geknüpft, ist jenseits des Atlantiks viel durchlässiger.
    Und so kommt es, dass auch Angehörige des Mittelstandes, die plötzlich von Arbeitslosigkeit oder Krankheit betroffen werden, vom sozialen Abstieg bedroht sind.
    Etwa dort, wo traditionelle Großindustrien geschlossen und damit tausende Lohnabhängige arbeitslos werden.
    Ein Beispiel dafür ist die amerikanische Stahl- und Kohlemetropole Pittsburgh.
    Hans-William Fahlefeld hat sich in den Veramtenvierteln von Pittsburgh umgesehen und die folgende Reportage gestaltet.
    Es war eine kleine Gemeinde.
    Zwei Dutzend Erwachsene saßen auf Klappstühlen, zehn Kinder hockten auf dem Fußboden.
    Aber sie waren nicht in ihrer Kirche versammelt, sondern in der guten Stube des ärmlichen Hauses ihres allerkirchlichen Ämter entkleideten Pastors.
    Ihr Pastor Roth hat Schlagzeilen gemacht, als sei mit ihm in der Lutherischen Kirche des Bundesstaates Pennsylvania plötzlich ein Sozialrevolutionär geboren worden, der den Aufstand gegen das Reich des Bösen gegen die Bosse von Big Business predigt.
    In Clareton ist dieser Pastor Roth zu Hause.
    Dieser Ort gehört im tiefen und engen Tal des Monongahela-Flusses zum amerikanischen Ruhrgebiet im Großraum Pittsburgh.
    Heute aber sind dort viele Schlote der großen Stahlwerke erkaltet.
    Ihr Stahl ist kaum noch gefragt, weil zu teuer.
    In Ländern der Dritten Welt wird Stahl heute billiger produziert.
    Im Mon Valley, wie die Bewohner sagen, machte die Krise der Stahlindustrie 140.000 Menschen arbeitslos.
    Die Geschäftshäuser rechts und links der Hauptstraße, die hinter den Stahlkochereien und Kokereien vorbeiführt, sind vergammelt.
    Sie brauchten dringend Farbe und Putz.
    Aber wer investiert schon in einem sterbenden Tal?
    Zahlreiche Geschäftsleute haben es verlassen und leere Schaufenster zurückgelassen.
    Trist und traurig sieht es aus, aber in Amerika-Städten wird man an einen solchen Anblick gewöhnt.
    Es gibt Straßen in der Hauptstadt Washington, die sehen noch viel schlimmer aus.
    Aber im Tal gibt's kaum noch Hoffnung und das ist das Deprimierende.
    Über der Stahlindustrie dort scheint das Todesurteil gesprochen.
    Von den Bossen von US Steel und einer Großbank, so wenigstens behauptet Pastor Roth.
    Rund 30 andere Pastoren der Lutherischen Kirche dieser Region haben sich seinem sozial engagierten Protest angeschlossen.
    Anyone who says that layoffs and shutdowns are not violent events
    hat nur einen nicht überlebt.
    Das Böse, das durch Melon, US-Steel und Drevaux durchgeführt wird, während sie Tausende Menschenleben zerstören, ist tatsächlich massiv.
    So predigte Pastor Roth an diesem Sonntagmorgen.
    Jeder, der behaupte, Entlassungen und Betriebsstilllegungen seien nicht schlimm, der habe ihre Folgen noch nie am eigenen Leibe gespürt.
    Das Übel, das von dem Konzernriesen US Steel ausgehe, habe das Leben von Tausenden vernichtet.
    Das spüre selbst die Kirche in einer Nachbargemeinde, sitze ein Pastor gegenwärtig im Gefängnis.
    Auch Pastor Roth hat schon im Gefängnis gesessen 102 Tage, weil er seine Kirche besetzt hielt und dem Gerichtsurteil zur Räumung nicht weichen wollte.
    Später verlor er alle kirchlichen Ämter.
    Pastor Roth verbündete sich mit gewerkschaftlich organisierten Arbeitern.
    Die beließen es nicht bei Worten, sondern protestierten mit Taten.
    In die Schließfächer der Saves der größten Bank legten sie tote Fische.
    Schaltehallen, Büros und Kaufhäuser verräucherten sie mit Stinkbomben.
    Gottesdienste, an denen leitende Angestellte des industriellen Establishments teilnahmen, wurden gestört.
    Warum das alles?
    What we're doing is simply calling for the people of God to be taken care of.
    Wir wollen, dass sich die Großen um die Menschen kümmern, sagte Pastor Roth.
    Wenn das Big Business über den Profit die Menschen vergisst, dann ist das ein Übel.
    Wir als Kirche müssen das sagen und für jene kämpfen, die für sich selbst nicht kämpfen können.
    Aber das ist allgemeine Einsicht im Tal.
    So wie in den ersten Nachkriegsjahren wird es nie wieder werden.
    Damals konnte die Sonne kaum scheinen, weil die Schlote so qualmten.
    Nachts glühte von den Feuern der Himmel blutig rot.
    Rund um die Uhr wurde gearbeitet.
    Die Menschen werden fast sentimental, wenn sie von den alten, besseren Zeiten erzählen, obwohl damals ein Wort wie Umweltschutz so gut wie unbekannt war.
    Damals produzierten im Tal 255.000 Arbeiter jährlich 27 Millionen Tonnen Stahl.
    Heute ist die Produktion auf 11 Millionen Tonnen gesunken und beschäftigt sind nur noch 115.000.
    Damals lieferte Amerika die Hälfte des Stahls der ganzen Welt, heute nur noch 13 Prozent.
    Über eine halbe Million Arbeiter standen in Lohn und Brot, heute nur noch die Hälfte.
    Der Staat leistet der da niederliegenden Stahlindustrie keine Hilfe, so wenigstens behauptet die Regierung in Washington.
    Die Stahlgiganten müssten sich ganz allein helfen, im Gegensatz zu ihren Konkurrenten in der europäischen Gemeinschaft.
    Die würden von ihren Regierungen subventioniert mit vielen Milliarden Dollar.
    Auf den Führungsetagen der Konzerne und Banken auf der Wolkenkratzerinsel im Zentrum von Pittsburgh ist man optimistischer als draußen im Tal.
    Die Härten des Abschieds von der Monokultur Stahl und Kohle werden nicht geleugnet.
    Aber wenn der Raum Pittsburgh überleben wolle, dann müsse die Maxime heißen Zukunftsorientierung, Forschung und Entwicklung, Hightech und Dienstleistung.
    Und bei dieser Umstrukturierung weist die Stadt Pittsburgh beachtliche Erfolge auf.
    Der Stadt mit einem Lächeln, wie sie sich nennt, wurde kürzlich bescheinigt, in ihr lasse es sich von allen amerikanischen Städten am besten leben.
    Diese Art von Public Relation sollte man nicht wortwörtlich nehmen.
    Für Pastor Roth und seine gewerkschaftlich organisierten Stahlarbeiter aber ist das ein Kompliment, für das das Tal, wo so viele Hochöfen erkaltet seien, bitter bezahlen müsse.
    Eine Reportage aus der amerikanischen Stahl-Krisenstadt Pittsburgh von Hans-Wilhelm Fahlefeld.
    Auf unserem Programm steht noch der Kulturbericht über die morgen beginnenden Tiroler Volksschauspiele in Telfs, bis dahin aber ein paar Takte Musik.
    SWR 2021
    Eine kleine Musikpause im Mittagschanal.
    Was 1981 in der alten Salinenstadt Heil mit einem Kranewitterzyklus begonnen hatte, sah sich schon im zweiten Jahr heftigem Widerstand ausgesetzt, als es darum ging, Stigma von Felix Mitterer, dem Tiroler Dichter und Vorstandsmitglied der Tiroler Volksschauspiele, aufzuführen.
    Die Rede ist natürlich von den Tiroler Volksschauspielen.
    Hall widersetzte sich diesem Stigmaplan.
    Die Volksschauspiele zogen nach Telfs und spielten im einstigen Rathaussaal, der schon zum Abbruch bestimmt war.
    Es folgten dann als weitere Telfser Spielstätten, der Pilatushof, eine Baugrube und ein alter Obstanger, in dem im Vorjahr Dietmar Schönherrs Fassung von Aristophanes' Friedensstück gezeigt wurde.
    Heuer hat man 2,3 Millionen Schilling zur Verfügung.
    Sie kommen vom Bund, vom Land, vom Fernsehen und aus dem Verkauf der Karten.
    Sparsamkeit bedeutet das, auch wenn 2,3 Millionen Schilling viel klingt.
    Anfänglich hatte man davon gesprochen, man wolle ein Stück des Tirolers Hans Haidt aufführen.
    Warum morgen ein anderes Stück gespielt wird, darüber informiert Hans Garzana.
    Es waren Gründe technischer und natürlich finanzieller Natur.
    Haidts Stück nach einer alten Sage, die Auswüchse des Fremdenverkehrs satirisch geißelnd, wäre zu aufwendig geworden.
    Zudem gab es Terminschwierigkeiten mit der für diese Uraufführung vorgesehen gewesenen Regisseuse Ruth Drexel aus München.
    Heid muss warten.
    Und nachdem auch ein wenig gespieltes Schönhörstück ausgeschieden war, fand man in Fitzgerald Kuss, einem gebürtigen Nürnberger, der schon einige brisante Volksstücke wie Saubreißen und Stinkwut geschrieben hat, den rechten Mann und das passende Stück.
    Felix Mitterer, zur Stückwahl und zur Tiroler Fassung von Daheim ist daheim.
    Wir haben natürlich irgendwas gesucht,
    was auch mit dem beabsichtigten Stück von Heid zu tun hat.
    Und da bin ich eben auf das Stück von Kuss gestoßen.
    Und der Hamm ist daheim, spielt den Katholiker am Strand und berichtet von den Erlebnissen einer Kegelparty, die da ihren Urlaub verbringt und gleichzeitig trainieren will.
    Und da geht so ziemlich alles schief, was man sich vorstellen kann, was im Urlaub schief gehen kann.
    Man sieht die Probleme, die die Touristen mit dem Gastland haben und miteinander haben und das ist wahnsinnig köstlich und auch bissig beschrieben.
    Ich habe zwar keine Änderungen vornehmen müssen und das darf man ja auch nicht, aber ich habe kürzen müssen, weil das Fränkische ist doch ausholender.
    Also die plaudern ein bisschen mehr als die Tiroler.
    Ich habe kürzen müssen und dadurch sind die Figuren auch
    ein bisschen härter geworden.
    Spielort ist heuer der im Rohbau fertige Saal des Neuen-Mehrzweck-Gebäudes im Telfer Rathaushof.
    Dieser Rohbau eignet sich ganz wunderbar für das Kussstück, weil der spielt ja auch am Strand, wo hinten die Hotelfassaden aus Beton sind und so eignet sich sehr gut und vor allem hat das für uns den großen Vorteil, dass wir wieder einmal unter Dach sind.
    Wir haben nämlich in den letzten Jahren schon Probleme gehabt mit dem Wetter.
    Es sind Vorstellungen ausgefallen, was uns auch finanziell geschadet hat.
    Und es sind halt viele Leute nicht gekommen, weil ihnen schon zu kalt war Ende August.
    Regisseur dieser österreichischen Erstaufführung ist Klaus Rohrmoser, der im Vorjahr Kranewitz als André Hofer inszeniert hatte.
    Er ist sicher, dass sich die Zuschauer in mancher der Figuren von Doham ist Doham wiedererkennen werden.
    Ja, also es gibt bestimmt Parallelen.
    Allein schon diese Situation in Italien, in Katholika in dem Fall, auf überlaufenden Stränden und in Hotels.
    Also ich glaub, dass sich da jeder damit identifizieren kann.
    Die schenken der Tour gerade so, als hätten sie noch nie einen nackten Busen gesehen.
    Genau.
    Die haben ihre Glotz rausgestellt.
    Na, was war denn los, Fräulein Anita?
    Ja, geschlafen hab ich, und wie ich aufgewacht bin, stehen auf einmal 50 Männer um mich herum, und das Oberteil von meinem Bikini war weg.
    Ich glaub, das waren mehr als 50.
    Bestimmt.
    Na, wach damit!
    Im Hotelzimmer, da kannst du was erleben.
    Ich tu's eh nicht mehr, Mama.
    Ehrenwort!
    Also, Fräulein Anita, in meinen Augen seien Sie selber schuld.
    Das Oberteil vom Bikini tut man einfach nicht herunter.
    Daheim ist Daheim von Fitzgerald Kuss wird bis 18.
    August gespielt.
    Vom 21. bis 29.
    August sieht man Ruth Drexl und Hans Brenner in Angst und Bang, eine Folge von Karl Fallendins Szenen.
    Auch ein Rahmenprogramm gibt es wieder, unter anderem werden Dieter Hildebrandt, Otto Grünmangel und Konstantin Wecker in Telfs zu Gast sein.
    Natürlich stellt man angesichts der bisherigen Geschichte der Tiroler Volksschauspiele die Frage, ob es denn im kommenden Jahr vielleicht mit Hans Heids Stück weitergehen werde.
    Felix Mitterer?
    Ja, mein Gott, wir wissen ja jedes Jahr nicht, ob es wieder stattfindet.
    Das ist ja das unglaublich Spannende an den Spielen, dass wir eigentlich oftmals ein paar Wochen vorher nicht wissen, gibt's uns noch oder gibt's uns nicht.
    Die Tiroler Volksschauspiele in Telfs spielen ab morgen Fitzgerald-Kuss-Stück »Daheim ist daheim« bzw.
    aus dem fränkischen übertragen in eher ein »Daheim ist daheim«.
    Fünf Minuten vor eins, wir schalten ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    ÖVP-Agarsprecher Josef Riegler hat die für Ende August oder Anfang September vorgesehene Sondersitzung des Nationalrats über den Weinskandal grundsätzlich begrüßt.
    Riegler ließ durchblicken, die ÖVP werde dem neuen Weingesetz zustimmen.
    Zu Landwirtschaftsminister Günther Heiden meinte Riegler, sein Rücktritt wäre nicht nur im Hinblick auf die Weinaffäre, sondern auch wegen der gesamten Agrarpolitik eine demokratische Selbstverständlichkeit.
    Im Weinskandal sind weitere vier Personen verhaftet worden, nämlich der Geschäftsführer der Firma Billa in Wiener Neudorf, Karl Siegfried Peer, sein Mitarbeiter, der Chemiker-Ingenieur Thomas Eckert, der Kellermeister der Weinfirma Gebrüder Grill, Franz Autherit und der in Krems als Drogist arbeitende Günther Vieröckel.
    Der Leiter der Wiener Staatsanwaltschaft, Werner Olscher, wird persönlich die Strafsache der Bestechungsaffäre des Staatsanwaltes Lutz Moser durch den Vorarlberger Kaufmann Bela Rablbauer übernehmen.
    Olscher sagte, es müsse geprüft werden, ob die Begründung, mit der Moser das Strafverfahren gegen Rablbauer wegen Verdachts eines Millionenbetrugs niedergeschlagen habe, der Sach- und der Rechtslage widersprochen habe.
    Olscher meinte, der Fall Lutz Moser sei ein Einzelfall.
    Moser hat gestanden, für die Niederschlagung des Verfahrens gegen Rablbauer Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen zu haben.
    Brot wird ab kommendem Donnerstag, dem 1.
    August, teurer.
    Die amtlichen Höchstpreise für das Kilo Schwarzbrot steigen um 60 Groschen auf 14 Schilling 60.
    Um 10 Groschen erhöht wird der paritätisch festgelegte Preis für eine Maschinensemmel.
    Sie kostet künftig einen Schilling 80 Groschen.
    Finnland.
    Staatspräsident Mauno Koivisto hat in Helsinki das Treffen der Außenminister der 35 Signatarstaaten der Schlussakte der Europäischen Sicherheitskonferenz eröffnet.
    Die Schlussakte wurden vor genau zehn Jahren unterzeichnet.
    Koivisto bezeichnete sie als ein lebendiges Programm für die Gegenwart und als ein Versprechen für die Zukunft.
    Am Nachmittag werden der sowjetische Außenminister Eduard Shevardnadze, sein amerikanischer Ressortkollege George Shultz und der österreichische Außenminister Leopold Graz sprechen.
    Shultz hat inzwischen den sowjetischen Vorschlag für eine Vereinbarung Atomwaffentests zu stoppen zurückgewiesen.
    Japan.
    Die Regierung in Tokio hat die Pläne für die Reprivatisierung der hochverschuldeten japanischen Staatsbahnen genehmigt.
    Die Staatsbahnen sollen ab April nächsten Jahres in sechs Einzelgesellschaften aufgeteilt werden.
    Von den derzeit etwa 300.000 Beschäftigten sollen 100.000 abgebaut werden.
    Jugoslawien.
    Bei einem Zugsunglück im Bahnhof der Ortschaft Librovljani, etwa 100 Kilometer östlich von Zagreb, sind in den Morgenstunden mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen.
    Nach Angaben der amtlichen Belgrader Nachrichtenagentur Tanjuk ist der Expresszug Venedig-Belgradskopje vermutlich wegen überhöhter Geschwindigkeit entgleist.
    Österreich.
    Erst jetzt werden die Ausmaße der schweren Unwetter offenbar, die gestern Abend vor allem den Flachgau in Salzburg und angrenzende Gebiete in Oberösterreich heimgesucht haben.
    Ein orkanartiges Hagelgewitter hat eine etwa drei Kilometer breite Schneise der Verwüstung durch die Gemeinde St.
    Georgen an der Salzach, Lamprechtshausen, Nussdorf am Harnsberg, Mattsee und Berndorf gerissen.
    Mehr als 100 Gebäude wurden abgedeckt, Obst- und Laubbäume entwurzelt, Straßen vermuert und die gesamte Ernte vernichtet.
    Die Moorkuranstalt St.
    Felix in der Gemeinde St.
    Georgen wurde fast völlig zerstört.
    In Rohrendorf im Bezirk Krems in Niederösterreich sind ein Doppelmord und ein Selbstmord entdeckt worden.
    Ein 57-jähriger Pensionist hat den 61-jährigen Mann seiner Freundin erschossen.
    Später tötete er dann auch die Frau und beging anschließend Selbstmord.
    Der Täter war bereits 1950 wegen eines Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, 1973 aber aus dem Gefängnis entlassen worden.
    Das waren die Meldungen, die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Vielfach stark bewölkt und zeitweise gewittrige Strichregen.
    Nachmittagstemperaturen zwischen 18 und 25 Grad.
    Josef Enzl-Chnatek lässt die von Helmut Koller zusammengestellten Schlussmeldungen und damit geht, wie immer, das Mittagsjournal zu Ende.
    Redakteur im Studio war heute Werner Löw.
    Ich verabschiede mich, auch im Namen von Redaktion und Technik, und wünsche noch einen angenehmen Tag.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1985.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1985.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    KSZE-Jubiläum in Helsinki
    Mitwirkende: Graffenberger, Günter [Gestaltung]
    Datum: 1985.07.30 [Sendedatum]
    Ort: Helsinki [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Panorama-Trailer: 10 Jahre KSZE - Gespräch mit Lew Kopelewski
    Einblendung: Regimekritiker Kopelew
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Kopelew, Lew Sinowjewitsch [Interviewte/r]
    Datum: 1985.07.30 [Sendedatum]
    Ort: Bonn [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz ÖVP-Agrarsprecher Josef Riegler zu Weinskandal
    Einblendung: VP-Agrarsprecher Riegler
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung] , Riegler, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1985.07.30 [Sendedatum]
    Ort: Wien, ÖVP Parteizentrale Palais Todesco Kärntnerstraße [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Reaktionen des Handels auf Weinskandal
    Mitwirkende: Gassner, Susanna [Gestaltung]
    Datum: 1985.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau zu Staatsanwalts-Millionen
    Mitwirkende: Steinhuber, Manfred [Gestaltung]
    Datum: 1985.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Italienischer Geheimdienstgeneral verurteilt
    Mitwirkende: Gallus, Rolf [Gestaltung]
    Datum: 1985.07.30 [Sendedatum]
    Ort: Rom [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Rock Hudson Story
    Mitwirkende: Gallmetzer, Lorenz [Gestaltung]
    Datum: 1985.07.30 [Sendedatum]
    Ort: Washington D.C. [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Stahlkrise - Im Notgebiet bei Pittsburgh
    Einblendung: Atmo, Kirchenlied, Pastor Roth
    Mitwirkende: Vahlefeld, Wilhelm [Gestaltung] , Roth, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1985.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Musik
    Datum: 1985.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Vorschau auf Festspiele Telfs
    Einblendung: Autor Mitterer, Szenenausschnitt
    Mitwirkende: Garzaner, Hans [Gestaltung] , Mitterer, Felix [Interviewte/r]
    Datum: 1985.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1985.07.30
    Spieldauer 00:59:47
    Mitwirkende Löw, Werner [Moderation]
    Kritsch, Gerald [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1985.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-850730_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt