Mittagsjournal 1985.09.12

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Grüß Gott, sage ich Ihnen beim Mittagsjournal des aktuellen Dienstes, Redakteurin im Studio ist Ilse Oberhofer.
    Ein kurzer Überblick wie immer zunächst über unsere Themen.
    Wir berichten aus dem Ausland über das schwere Eisenbahnunglück in Portugal und über den Besuch von Bundespräsident Kirchschläger in der Volksrepublik China.
    Der Schwerpunkt der Beiträge kommt heutest im Inland.
    Hier ein paar Stichworte.
    Es hat ein Treffen der Spitzen der Sozialpartnerschaft zu Fragen der Mitbestimmung gegeben.
    Auf Expertenebene soll weiter beraten und verhandelt werden.
    Der burgenländische SPÖ-Landesparteisäge der FRAS schreibt in einem offenen Brief in der AZ zur Affäre Matysek.
    Die Hintergründe der Enthebung ist das übertitelt.
    Und zum Fall Matissek nahm gestern Abend übrigens auch der Präsidentschaftskandidat der SPÖ, Kurt Steirer, bei einer Diskussionsveranstaltung in St.
    Pölten Stellung.
    Seine Sicht der Dinge?
    Persönlich bin ich für mehr Liberalität.
    Das möchte ich einmal sagen.
    Ich bin für mehr Diskussionsfreiheit.
    Ich habe auch zum Beispiel es nicht geschätzt, dass man Günter Nenning ausgeschlossen hat, weil ich glaube, dass eine politische Partei davon profitiert, wenn sie viele Flügel hat, wenn sie viele Meinungen hat, die zusammenkommen können.
    Auch über diese Veranstaltung, wie gesagt, berichten wir also im Mittagsschanal.
    Dazu gibt es Informationen von einer Pressekonferenz, die der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, der künftige SPD-Präsidentschaftskandidat Johannes Rau, heute Vormittag in Wien gab.
    Wir berichten von der Eröffnung des Frankfurter Automobilsalons und die Kulturredaktion stellt Matthias Manders neues Buch Wüstungen vor.
    Im Mittagsschanal, das jetzt wie immer mit den Nachrichten beginnt.
    Robert Stoppacher hat sich zusammengestellt und ist für ihren Inhalt verantwortlich und gelesen werden die Meldungen von Wolfgang Grimerschmidt.
    Portugal.
    Einen halben Tag nach dem schweren Eisenbahnunglück ist die genaue Zahl der Opfer noch immer nicht bekannt.
    Bisher sind aus den Trümmern 38 Leichen geborgen worden.
    Es gilt als wahrscheinlich, dass 50 Menschen ums Leben kamen.
    Etwa 160 Personen wurden vermutlich verletzt.
    In ersten Meldungen war von 150 Toten und etwa ebenso vielen Verletzten die Rede gewesen.
    Unter den Opfern befinden sich auch einige Ausländer, aber keine Österreicher.
    Der Zusammenstoß zwischen einem Schnellzug und einem Nahverkehrszug ereignete sich auf einer eingleisigen Strecke nahe der Stadt Mangualda südöstlich von Porto.
    Mehrere Waggons des Expresszuges entgleisten und fingen Feuer.
    Der Brand griff auf Buschwerk entlang der Strecke über und konnte erst nach Stunden unter Kontrolle gebracht werden.
    Als Ursache der Katastrophe wird menschliches Versagen vermutet.
    Möglicherweise wurde der Schnellzug mit Verspätung auf den eingleisigen Streckenabschnitt gelassen.
    Die portugiesische Regierung hat dreitägige Staatstrauer angeordnet.
    China.
    Bundespräsident Rudolf Kirchschläger ist in Peking zu einem ersten Gespräch mit Ministerpräsident Zhao Ziyang zusammengetroffen.
    Der chinesische Regierungschef nannte Kirchschläger einen alten Freund des chinesischen Volkes, der maßgeblich zur Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Staaten beigetragen habe.
    Die Unterredung dauerte fast zwei Stunden.
    Auch Handelsminister Steger, Außenminister Graz und Unterrichtsminister Moritz nahmen daran teil.
    Steger und Graz wollen heute mit ihren chinesischen Ressortkollegen Abkommen über Flugverkehr und Investitionsschutz unterzeichnen.
    Die Wiener Albertina eröffnet heute in der Großen Halle des Volkes in Peking eine Ausstellung von 75 Meisterzeichnungen.
    Österreich.
    Bundeskanzler Sinovac ist zu einem dreitägigen offiziellen Besuch nach Rom abgereist.
    Mit Vertretern der italienischen Regierung wird Sinovac vor allem über das Südtirol-Problem sprechen.
    Einige Punkte des sogenannten Autonomie-Paketes sind noch immer nicht erfüllt.
    Ein weiteres Gesprächsthema sind Verkehrsfragen.
    Noch vor seiner Abreise hat Sinovac den stellvertretenden SPD-Vorsitzenden und Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen Johannes Rau empfangen.
    Die Sozialpartner haben sich bei ihrem Gipfelgespräch im Sozialministerium heute früh nur darauf geeinigt, die Verhandlungen über eine Novelle des Arbeitsverfassungsgesetzes fortzuführen.
    Industriellen Generalsekretär Herbert Kretschy sagte nachher, die Wirtschaft sei nicht sehr optimistisch, einen Kompromiss zu erzielen.
    Bundeskammerpräsident Rudolf Salinger meinte, viele Punkte der Forderungen von Sozialminister Alfred Dallinger seien nicht annehmbar.
    Dallinger will vor allem die Mitbestimmung im Betrieb erweitern.
    Notfalls erweckt der Minister die Novelle, im Parlament mit der Stimmenmehrheit der Regierung durchzusetzen.
    Der Sozialbericht 1984 bestätigt, dass die Gewinneinkommen im vergangenen Jahr deutlich rascher gestiegen sind als die Lohneinkommen.
    Die Gewinne der Kapitalgesellschaften wuchsen um 7,5 Prozent, die Einkünfte aus Besitz und Unternehmung um 10,5 Prozent, die Bruttolöhne für unselbstständig Beschäftigte nur um 5,4 Prozent.
    Das mittlere Bruttoeinkommen der Arbeitnehmer betrug 1984 11.670 Schilling.
    Das mittlere Einkommen der Männer lag weiterhin um etwa die Hälfte höher als das der Frauen.
    USA
    Der Chef der Rüstungskontrollbehörde, Kenneth Adelman, hat den für morgen angesetzten Versuch mit Weltraumwaffen verteidigt.
    Vor einem Unterausschuss des Repräsentantenhauses versicherte Adelman, dieser Test sei keine Gefahr für die amerikanisch-sowjetischen Abrüstungsverhandlungen.
    Nach Ansicht der Regierung könnte die Erprobung amerikanischer Satellitenabwehrraketen die Sowjetunion zu einem Abkommen über ein Verbot von Weltraumwaffen drängen.
    Die amerikanische Luftwaffe will morgen eine Rakete von einem Jagdflugzeug aus auf einen ausgedienten Forschungssatelliten abfeuern.
    Vier Abgeordnete des Repräsentantenhauses haben bei Gericht eine einstweilige Verfügung gegen den Test beantragt.
    Ein Anhörverfahren soll heute stattfinden.
    Frankreich.
    Mit einem politischen Eklat ist gestern eine mehrstündige Debatte des Europaparlaments in Straßburg über Südafrika zu Ende gegangen.
    Die Abgeordneten nahmen keinen der insgesamt sieben Entschließungsanträge zur aktuellen Situation in Südafrika an.
    Die Entwürfe hatten schärfere Sanktionen vorgesehen, als von den Ministern der Europäischen Gemeinschaft beschlossen worden waren.
    USA.
    Der Senat in Washington hat es zum zweiten Mal innerhalb von drei Tagen abgelehnt, über ein eigenes Sanktionsgesetz gegen Südafrika abzustimmen.
    Damit votierte der Senat für den Standpunkt Präsident Reagans, der ein eigenes Gesetz des Kongresses für eine unnötige Einmischung in die Außenpolitik der Regierung hält.
    Chile.
    Staatschef General Augusto Pinochet hat Gespräche mit den Oppositionsparteien neuerlich nachdrücklich abgelehnt.
    In einer Rede anlässlich des 12.
    Jahrestages seiner Machtübernahme betonte Pinochet, hinter der scheinbar demokratischen Zielsetzung der Oppositionsgruppen komme der totalitäre Kommunismus zum Vorschein.
    Zugleich bekräftigte der General seine Entschlossenheit, bis zum Jahr 1989 im Amt zu bleiben.
    Nach der Ansprache Pinochet kam es zu Unruhen und Protestaktionen.
    Mehr als 1000 Regimegegner versammelten sich am Grab des ehemaligen Präsidenten Salvador Allende, der bei der Machtübernahme der Militärs 1973 ums Leben gekommen war.
    Die Polizei ging mit Tränengas gegen die Kundgebungsteilnehmer vor.
    El Salvador.
    Präsident José Napoleón Duarte hat sich in San Salvador vor Journalisten gezeigt, um Falschmeldungen über seinen Gesundheitszustand nach der Entführung seiner Tochter entgegenzutreten.
    Gestern hatte es geheißen, Duarte habe einen Herzinfarkt erlitten und deshalb eine Reise nach New York absagen müssen.
    Von der 35-jährigen Tochter Duartes fehlt noch immer jede Spur.
    Die Entführer haben sich bisher nicht gemeldet.
    Die Wetterlage.
    Hochdruckeinfluss bestimmt zurzeit das Wetter in Mitteleuropa.
    In der Folge verlagert sich eine atlantische Störung von den britischen Inseln zum Kontinent.
    Sie erreicht in der Nacht von Freitag auf Samstag den Ostalpenraum.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Heiter bis wolkig.
    Wind aus West bis Nordwest.
    Nachmittagstemperatur 19 bis 24 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht 3 bis 12 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Freitag.
    Noch Schönwetter.
    Am Morgen lokale Frühnebel.
    Tagsüber sonnig und warm.
    An der Alpen-Nordseite zeitweise Wolkenfelder.
    Gegen Abend im Westen beginnender Störungseinfluss.
    Wind aus Südost bis Südwest.
    Tageshöchsttemperaturen 19 bis 24 Grad.
    Das Wetter zum Wochenende.
    Am Samstag veränderlich und einige Regenschauer.
    Sonntags vorübergehend Wetterbesserung.
    Später neuerlich unbeständig.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien, Heiter 18°, Nordwestwind 15 km in der Stunde.
    Eisenstadt, Heiter 18°, Südwestwind 20 km in der Stunde.
    Linz, Heiter 18°, Salzburg, Heiter 19°, Innsbruck, Heiter 19°, Bregenz, Heiter 16°, Graz, Heiter 19° und Klagenfurt, Heiter 17°.
    Zehn Minuten nach zwölf Uhr ist es jetzt.
    Portugal steht im Wahn des schwersten Eisenbahnunglücks in der Geschichte des Landes.
    Beim Zusammenstoß zweier Personenzüge nahe der Stadt Mangualde in Mittelportugal sind möglicherweise bis zu 300 Menschen ums Leben gekommen.
    Wir haben ja schon im Morgenschanal ausführlich berichtet.
    Es müssen sich unvorstellbare Szenen am Unglücksort abgespielt haben.
    Viele noch lebende Opfer des Zugzusammenstoßes sind verbrannt.
    Die Regierung hat drei Tage Staatstrauer in Portugal angeordnet.
    Für uns berichtet jetzt Roland Fessler.
    Luto e Confusão.
    Trauer und Verwirrung herrschen in Portugal, so melden der Rundfunk und die Nachrichtenagenturen des Landes.
    Denn auch 16 Stunden nach der Eisenbahnkatastrophe von Mangualde besteht noch immer keine Klarheit über die Zahl der Opfer.
    Die makabren Zahlenspiele der Feuerwehrchefs vor Ort, der hohen Polizeibeamten in Lissabon und schließlich der Politiker reichten von 4, 14 über 150 bis hin zu 300 Opfern, während jetzt wenigstens die offiziellen Stellen des Landes nach einer improvisierten Pressekonferenz von Premierminister Mario Svaris um 4 Uhr heute Morgen übereinstimmend von 50 Toten sprechen.
    Die Experten vor Ort freilich befürchten nach wie vor, dass sich noch über 150 Tote in zwei völlig zerstörten und ausgeglühten Wagen befinden, an die man sich erst jetzt heranmacht, weil die Rettungstrupps bisher nur dort suchten, wo sie noch Überlebende zu finden gehofft hatten.
    Das Unglück ereignete sich gestern Abend um 18.48 Uhr portugiesischer Zeit, als der Südexpress Porto Paris und der Eilzug nach Coimbra auf eingleisiger Strecke in der Nähe von Mangualde in voller Fahrt frontal zusammenstießen und entgleisten.
    Überlebende wollen unmittelbar nach der Kollision
    mehrere Explosionen gehört haben.
    Jedenfalls fingen die beiden vollgetankten Diesellokomotiven und anderes brennbares Material in den Güterwagen des Eilzuges Feuer, das schnell um sich griff und auch den Wald in Brand setzte, der dort an den Bahndamm grenzt.
    In diesem Inferno verbrannten nach Augenzeugenberichten viele Fahrgäste, die zwar den Zusammenstoß mehr oder weniger verletzt überlebt hatten, aber in ihren Abteils eingeklemmt waren bei lebendigem Leibe.
    Ein zufällig des Weges kommender Feuerwehrmann alarmierte die Rettungsmannschaften, denen es erst nach Stunden gegen Mitternacht gelang, den Brand unter Kontrolle zu bringen.
    In den Krankenhäusern der nahegelegenen Städte von Viseu und Coimbra liegen etwa 170 Verletzte, die die Katastrophe überlebt haben und von den grauenvollen Szenen berichten, die sich an der Unglücksstelle abgespielt haben.
    Kinder hätten in den brennenden Trümmern nach ihren Eltern gerufen, ehe ihre Schreie von den Flammen erstickt worden.
    Fahrgäste, die unter Schock standen, seien mit brennenden Gleitern in der Umgebung umhergeirrt.
    Noch in der Nacht waren Staatspräsident Antonio Ramalho-Janisch und Ministerpräsident Mario Svaric an der Unfallstelle eingetroffen, um sich über den Fortgang der Erbergungsarbeiten und das Ausmaß der Katastrophe zu unterrichten.
    Vier Wochen vor den Parlamentswahlen droht das Zugunglück nun auch noch in den Wahlkampf hineingezogen zu werden.
    versucht die Opposition der Regierung die politische Verantwortung für das Desaster zuzuweisen, während der Ministerpräsident seinerseits abwiegelt und erklärt, ganz so schrecklich sei es ja nun auch wieder nicht gewesen.
    Inzwischen haben Experten der portugiesischen Staatsbahnen begonnen, nach der Unfallursache zu forschen.
    So viel steht schon jetzt fest.
    Menschliches Versagen trägt die Schuld an dem Zusammenstoß.
    Entweder, so heißt es, habe der Stationsvorsteher von Nerlasch den verspäteten Südexpress nicht wie vorgeschrieben angehalten, oder aber der Lokomotivführer habe das Stoppsignal übersehen und sei weitergefahren.
    Die meisten Opfer sind portugiesische Gastarbeiter, die mit der Bahn zu ihren mitteleuropäischen Zielorten weiterreisen wollten.
    Ein überlebender Fahrgast berichtete, er habe ein deutsches Urlauber-Ehepaar aus den Trümmern retten können.
    Das volle Ausmaß der Katastrophe wird freilich nicht vor heute Abend abzuschätzen sein.
    Ein Bericht von Roland Fessler war das.
    Und geplant bei uns im Mittagsschanal war jetzt eigentlich ein Bericht vom Beginn des Staatsbesuchs von Bundespräsident Kirchschläger in Peking.
    Unser Reporter mit dabei in Peking, Harry Sichrowski, hat sich aber noch nicht gemeldet.
    Also zunächst Inlandsberichte in diesem Mittagsschanal.
    Der Fallhotelier Mattisek beschäftigt wieder einmal die SPÖ und auch die breite Öffentlichkeit.
    Während sich drei Landesparteiobmänner, nämlich Wagner, Kärnten, Groß Steiermark und Radlegger Salzburg, gestern reserviert über den Schritt der burgenländischen Landes-SPÖ äußerten,
    und Ottilie Matissek selbst, der APA ein Interview gab, in dem sie ihren Ausschluss aus dem burgenländischen Landtagsklub wörtlich als einen Schlag ins Gesicht demokratischer Gesinnung bezeichnete, verfasste der Landesparteisekretär der SPÖ Burgenland Gerhard Fraß einen offenen Brief an AZ-Chefredakteur Manfred Scheuch.
    Fraß gibt darin erstmals die Begründung für die Enthebung Ottilie Matissex als Klubobfrau.
    Diese Begründung hatte Manfred Scheucher zwei Tage zuvor in einem Leitartikel in der AZ verlangt.
    Dieser offene Brief aus dem Burgenland ist heute auf Seite 4 des Sozialistischen Zentralorgans abgedruckt und will vom Autor, also vom Landesparteisekretär der SPÖ Burgenland als Aufklärung der wahren Vorgänge
    rund um Ottilie Matissek verstanden werden.
    Leopold Esterle hat Auszüge aus diesem offenen Brief zusammengestellt.
    Mit Lieber Chefredakteur und Genosse beginnt der offene Brief des burgenländischen SPÖ-Landesparteisekretärs Gerhard Fraß an AZ-Chefredakteur Manfred Scheuch über die Hintergründe der Enthebung Ottilie Matisseks.
    Zuerst geht es im Detail um ihre Ablöse als Klubchefin am 20.
    Mai.
    Es handelte sich weder um eine Nacht- und Nebelaktion, noch um eine plötzlich erfolgte Hinrichtung.
    Ottilie Matisse war, nachdem sie sich noch im September 1984 für eine neuerliche Kandidatur von Landeshauptmann Theodor Kery persönlich stark gemacht hatte, im Herbst 1984 mit gravierenden Vorwürfen in die Öffentlichkeit getreten.
    Die SPÖ Burgenland sei ein Trauerspiel.
    Ihre Kollegen würden mehr an persönliche Karriere und ans Geld denken und zu panischen, gar hysterischen Reaktionen tendieren.
    Scheuch könne sich vorstellen, meint der sozialistische Landesparteisekretär Weiters, dass solche Aussagen bei lang gedienten Mandataren einige Empörung ausgelöst hätten.
    Und Gerhard Fraß dann?
    Dass Ottilie Matisek am 9.
    September vom Clubgeschehen ausgeschlossen wurde, sei zwar eine außergewöhnliche Vorgangsweise gewesen, warum sie aber leider notwendig gewesen sei, begründet Gerhard Fraß so.
    Matisek hat ihre Kollegen, man muss es wörtlich wiedergeben, als gedobte Partei-Zombies bezeichnet, die Politik mit Schmäh, Schwindeln, Lüge betreiben würden.
    würdest du so eine Abqualifizierung auf dir sitzen lassen?"
    ", fragt Landesparteisekretär Gerhard Fraßmann-Fritschhoich und erläutert, es sei den Abgeordneten des Landtagsklubs darum gegangen, ein Signal zu setzen.
    Sie wollten nicht als Entmündigte hingestellt werden, die nur irgendeiner Obrigkeit gehorchen.
    Das geheime Abstimmungsergebnis spricht für sich.
    Es ist in Abwesenheit von Fred Sinowatz und Theodor Kehre erfolgt, ohne angeblichen Druck.
    Zu der von Ottilie Matisek mehrfach verlangten Rehabilitierung geht Gerhard Fraß anschließend ein, indem er Vergleiche mit den im Vorjahr abgelösten Bundesministern Lausecker und Karl zieht.
    Niemand würde im Traum daran denken, dies als Ehrabschneidung oder Hinrichtung zu betrachten, die eine Rehabilitierung notwendig habe.
    Der sogenannte Fall Matissek, schreibt Gerhard Fraß, sei auf ihr eigenes Betreiben hin zu einem solchen geworden.
    Erst seit dem Zeitpunkt, ab dem Ottilia Matissek ihre Wunschposition als Kulturreferentin in der burgenländischen Landespolitik nicht erreicht hat, ist ein unerträgliches Gesprächsklima entstanden.
    Matisseks jetzige Ansicht, sie könne sich mit ihrer Partei erst wieder versöhnen, wenn sie eine entsprechende Position bekomme, unterstreicht nur die Richtigkeit dieser Aussage.
    Im letzten Absatz eines offenen Briefes geht der burgenländische Parteisekretär dann auf die konkrete Berichterstattung in den Medien und die seiner Meinung nach dahinter verborgene Strategie des politischen Gegners ein, wenn er Manfred Scheuch darauf aufmerksam macht, dass die Affäre Mattisek selbstverständlich auch als Attacke gegen den burgenländischen Bundeskanzler Fred Sinowatz benutzt wird.
    Nicht erst einmal ist auf diese Weise ein der Zukunftsplanung verschriebener Parteitag in ganz nebensächliche Geleise geführt worden.
    Es tut uns daher besonders weh, wenn einige von den Tatsachen in unserem Bundesland völlig unbeleckte Jung- und Mittelaltergenossen auf diese Strategie zum ungezählten Male hereinfallen.
    Es schmerzt auch, zwischen der Argumentation Mattiseks, der dieser Junggenossen und jener der ÖVP allzu viele Parallelen entdecken zu müssen.
    Und zum Abschluss seines offenen Briefes an AZ-Chefredakteur Manfred Scheuch räumt Gerhard Fraß, Zitat, mit einem in der Medienlandschaft herumgeisternden Aspekt auf, um alle Unklarheiten auszumerzen.
    Es ist richtig, dass Ottilie Matissek seinerzeit, aufgrund ihrer damaligen Tüchtigkeit, ihre Funktion als Schuldirektorin bekommen hat.
    Diese Tätigkeit ist logistisch nicht abgesichert und es könnten daraus Schwierigkeiten erwachsen.
    Es denkt aber im Burgenland niemand daran, ihr diese existenzbildende Arbeit wegzunehmen.
    Tüchtigkeit, heißt es bei uns, soll entlohnt werden.
    Deshalb hoffen wir auch auf eine Rückkehr zu ursprünglichem loyalem Engagement innerhalb der SPÖ Burgenland.
    Mit freundschaftlichen Grüßen Gerhard Fraß, Landesparteisekretär.
    Auszüge aus einem offenen Brief in der AZ waren aus einem Brief, den der burgenländische SPÖ-Landesparteisekretär Fraß im Zusammenhang mit der Affäre Matisek geschrieben hat.
    Die Mitglieder des Roundtable-Klubs St.
    Pölten-Krems, des Lions-Klubs St.
    Pölten sowie des Forums der Wirtschaftsführungskräfte dieser niederösterreichischen Stadt haben in dieser Woche Gelegenheit, noch vor Beginn des offiziellen Wahlkampfs mit beiden Präsidentschaftskandidaten der Großparteien diskutieren zu können.
    Gesundheitsminister Kurt Steirer, der Kandidat der SPÖ und Ex-UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim, Kandidat der ÖVP, stehen in dieser Woche in St.
    Pölten Rede und Antwort.
    Den Anfang machte gestern Abend Kurt Steirer, morgen Abend ist Kurt Waldheim an der Reihe.
    Unsere innenpolitische Redaktion ist beide Mal in St.
    Pölten dabei.
    Wir werden in einem Journalpanorama die Aussagen der beiden Präsidentschaftskandidaten zu Fragen des Wahlkampfs sowie zu konkreten Vorstellungen über das Präsidentenamt gegenüberstellen.
    Darüber hinaus berichten wir aber über Aussagen der beiden Politiker zu aktuellen Themen jeweils am Tag nach den Diskussionen.
    Kurt Steirer hat etwa gestern zu den aktuellen Affären und Skandalen in Österreich Stellung genommen und darüber berichtet jetzt Roland Adrovice.
    Kurt Steirer wehrt sich vehement dagegen, Österreich als angebliches Skandal-Land zu bezeichnen.
    Durch gemeinsame Arbeit sei nach dem Krieg eine Republik aufgebaut worden, auf die wir stolz sein könnten, sagte der SPÖ-Präsidentschaftskandidat gestern Abend.
    Es zeigten sich allerdings Sorgenfalten auf der Stirn des Konsens-Politikers Steirer, als er mahnend meinte, dass Gemeinsame in der Politik Drohe zugrunde zu gehen.
    Als Grund nannte Steirer das Auseinanderdriften der beiden Großparteien und fügte auch hinzu, dass es zu einer Vergiftung des Klimas beitrage, wenn eine große Bevölkerungsgruppe allzu lange Zeit von der Mitwirkung an politischen Entscheidungen ferngehalten werde.
    Soviel generell zum Thema Skandale, nun zu den Affären im Einzelnen.
    Kurt Steirer ist der Meinung, dass es sich dabei zum Teil um hochgespielte Ereignisse handelt.
    Der Weinskandal verdiene diese Bezeichnung zweifellos, obwohl nur etwa 60 von 40.000 Weinbauern und Händlern darin verwickelt seien.
    Als viel größeren Skandal bezeichnet es der Antialkoholiker Steirer allerdings, dass in Österreich 200.000 Alkoholkranke leben und 600.000 Menschen alkoholgefährdet sind.
    Zur Auseinandersetzung Androsch Salcher, bei der in der kommenden Woche klärende Worte und Taten von den führenden Parteigremien der SPÖ erwartet werden, sagte Steirer, dieser Streit sei zweifellos da und er bringe Unruhe in die SPÖ.
    Das Wort Affäre werde in Österreich allerdings mitunter großgespielt.
    Auch den Fall der burgenländischen Landtagsabgeordneten Ottilie Matizek will der SPÖ-Kandidat für das höchste Amt im Staate nicht als Affäre verstanden wissen.
    Was ist da jetzt eine Affäre?
    Ich gebe zu, dass das nicht erfreulich ist, wenn heute so ausschaut nach außen, als ob eine...
    aufmüpfige Abgeordnete diszipliniert wird.
    Ich kann das nicht beurteilen, ich kenne die Situation dort überhaupt nicht, möchte allerdings sagen, dass ein einstimmiges Abstimmungsergebnis in einem Club immerhin eine gewisse Aussagekraft hat.
    Das ist das Problem.
    Ich gebe zu, dass hier ich keine Detailkenntnisse habe, was zu dieser Auseinandersetzung geführt hat.
    Aber sogar so, glaube ich, eindeutig sind die Verhältnisse dort im Burgenland ja nicht.
    Ich persönlich bin für mehr Liberalität.
    Das möchte ich einmal sagen.
    Ich bin für mehr Diskussionsfreiheit.
    Ich habe auch zum Beispiel nicht geschätzt, dass man Günter Nenning ausgeschlossen hat, weil ich glaube, dass eine politische Partei, es ist zuerst einmal gefragt worden, Flügelbildung und so weiter.
    Ich glaube, dass eine große politische Partei davon profitiert, wenn sie viele Flügel hat.
    Ich persönlich glaube, dass wir eine größere Toleranz und eine größere Großzügigkeit haben sollten, aber die Abgeordnete Matesek ist meines Wissens nicht ausgeschlossen worden, sie ist ihrer Clubfunktion entbunden worden.
    Steirer wurde dann auf die Affäre Broksch sowie auf die Erklärung von Bundeskanzler Sinowaz angesprochen, wonach die Regierung mit derartigen Skandalen nichts zu tun habe.
    Der Minister fühlte sich zu einer Interpretation dieser Aussage berufen.
    Der Bundeskanzler hat dort nur gemeint, und das möchte ich jetzt so in diesem Sinn interpretieren, dass kein Regierungsmitglied, kein derzeitiges Regierungsmitglied in diese Skandale verwickelt ist.
    Aber ich möchte schon sagen, dass solche Skandale alle etwas angehen, das heißt auch die Regierung.
    Ich glaube, dass kein Mensch, ich will das jetzt gar nicht die Skandale aufwerten, ob sie groß oder klein sind, aber Skandale, die in einem Land passieren, müssen jeden angehen, natürlich auch die Regierung, die für
    die Behebung solcher Skandale natürlich auch die Kompetenzen hat.
    Da würde ich also sagen, aber ich glaube, dass der Bundeskanzler das eher mehr darauf bezogen hat, zu sagen, dass kein Regierungsmitglied involviert war.
    Es ist ja immer wieder kritisiert worden, angeblich hätte es Interventionen zugunsten von Broksch gegeben.
    Also das hat er, glaube ich, sagen wollen.
    Und zum Engagement von Außenminister Graz in der Affäre Broksch meinte Steirer, Grazer ein anständiger Mensch, der sich für einen Freund engagiere.
    Ob es ein würdiger Freund ist, das werden die Gerichte entscheiden.
    Und nun schließlich noch die Antwort von Kurt Steirer auf die Frage, ob er im Falle seines Wahlsieges als Bundespräsident bei Messeeröffnungen Zurückhaltung üben würde, um nicht Gefahr zu laufen, eventuell dann als Flaggeland bezeichnet zu werden.
    Eines möchte ich einmal sagen.
    Ich würde als Bundespräsident so agieren, wie ich immer seit meines Lebens agiert habe.
    Das heißt, ich habe immer versucht, die Wahrheit auszusprechen.
    Ich habe das als Gesundheits- und Umweltschutzminister getan.
    Nicht immer zur Freude aller, aber das ist letzten Endes auch eine Funktion des Bundespräsidenten, dass er der moralische Wächter und der Schiedsrichter sein soll in gewissen Fragen.
    Aber ich möchte auch sagen, der Bundespräsident kann auch und darf auch kritisiert werden.
    Ich muss Ihnen mal sagen, wenn sie in dem Amt angemessenen Formen folgt, da ist ja auch von sehr jungen Abgeordneten kritisiert worden, und es hat halt jeder Kritiker die große Gefahr, dass an der großen moralischen Qualifikation des Bundespräsidenten gemessen wird und dann vielleicht das zu leicht befunden wird.
    Steirer meinte dann nach der Diskussion ausdrücklich, er habe diese Äußerung nicht als Kritik am burgenländischen Landeshauptmann Theodor Kehre verstanden wissen wollen.
    Die Zusammenfassung einer Diskussionsveranstaltung war das gestern Abend mit dem SPÖ-Präsidentschaftskandidaten Kurt Steirer.
    Alles, was Rang und Namen hat in der Sozialpartnerschaft, versammelte sich heute Vormittag im Büro des Sozialministers.
    ÖGB-Präsident Benja in Begleitung des leitenden Sekretärs Verzetnitsch, Bundeswirtschaftskammerpräsident Sallinger mit Generalsekretär Kehrer, Arbeiterkammerpräsident Zettler und der Generalsekretär der Industriellenfeindigung Kretschi mit seinem Sozialreferenten, dem ÖVP-Abgeordneten Stumvoll.
    Das Thema dieses Gipfelgesprächs war die Mitbestimmung.
    Die von Sozialminister Dallinger vorgelegten 29 Punkte, in denen das Arbeitsverfassungsgesetz novelliert werden soll.
    In diesen 29 Punkten stecken ja einige heiße Eisen.
    So sollen beispielsweise Betriebsräte verhindern können, dass mittels EDV die Personaldaten von Arbeitnehmern gespeichert und verknüpft werden, dass also alles vom Krankenstand über die Überstunden bis hin zur Konsumation in der Kantine registriert und auf Knopfdruck abrufbar wird.
    Die Gewerkschaften wollen auch mehr Mitwirkung der Betriebsräte bei Entscheidungen, die bis jetzt dem Unternehmer allein vorbehalten sind und einen Kündigungsschutz auch in Kleinbetrieben.
    Um diese Details ging es aber im heutigen Gespräch noch gar nicht, sondern nur um die Frage, ob die Sozialpartner sich mit der Materie überhaupt weiter beschäftigen oder ob bereits das Parlament über die Mitbestimmung debattieren soll, Manfred Steinhuber berichtet.
    Pünktlich um 8 Uhr früh steigen die Vertreter der einzelnen Interessenvertretungen aus dem Pater Noster im Sozialministerium.
    Als erster Herbert Kretschi, der Generalsekretär der Industriellenvereinigung.
    Frage an ihn, was wird beim Gipfelgespräch herauskommen?
    Wir sind nicht sehr optimistisch, dass hier etwas ganz Großes herauskommen wird.
    Wir glauben, dass die ganze Richtung, wie das derzeit angelegt ist, nicht stimmt, sind aber bereit, in sachliche Gespräche einzutreten.
    Können Sie sich vorstellen, dass von den 29 Punkten
    mehr als zwei übrig bleiben?
    Ich glaube, man sollte jetzt überhaupt nicht quantifizieren, sondern man sollte heute dem Herrn Sozialminister klar machen, worum es in der jetzigen Situation für die Wirtschaft Österreichs in Europa und in einer verstärkten Wettbewerbswirtschaft überhaupt geht und daraus wird man seine Konsequenzen ziehen müssen.
    Der Minister hat angekündigt, wenn es heute nicht zu einer Einigung kommt, dann hätte er die Absicht, via Regierungsvorlage die Mitbestimmungsdebatte ins Parlament zu bringen, also außerhalb der Sozialpartner abzuführen.
    Empfinden Sie das als Drohung?
    Es ist nicht sehr elegant, wenn ich das sagen darf.
    Es widerspricht auch dem österreichischen Stil, wenn man so etwas macht, dass man vor einer Sitzung schon sagt, wenn ihr euch nicht einigt, werd's schon sehen.
    Zuversichtlich ergibt sich vor Beginn des Gesprächs Sozialminister Alfred Dallinger.
    Ich hoffe, dass sich die Bereitschaft auf allen Seiten durchsetzen wird, doch Sozialpartnergespräche zu führen und auch zu einem Ergebnis zu gelangen.
    Das natürlich ein Kompromiss sein muss.
    Sie rechnen also nicht damit, dass die Route im Fenster, nämlich die Ankündigung ins Parlament zu gehen, wenn es keine Einigung gibt, notwendig wird?
    Ich glaube nicht.
    Ich glaube, dass zwischenzeitlich genug Zeit vergangen ist, dass man sich darüber Gedanken machen konnte, dass es nicht sinnvoll ist, eine so wichtige Materie aus den Händen der Sozialpartner entgleiten zu lassen.
    Eine Dreiviertelstunde später ist der Sozialpartner-Gipfel auch schon wieder vorbei.
    Und der GB-Präsident Anton Benja stellt sich den wartenden Journalisten.
    Wir sind übereingekommen, dass jetzt neuerlich
    die Vertreter der verschiedenen Interessenorganisationen sich mit den schon aufgezeigten Punkten beschäftigen und dass die Gespräche weitergeführt werden.
    Herr Präsident, wenn ja, heißt das nun, dass der Wunsch von Sozialminister Dallinger im Frühjahr, diese Materie bereits im Parlament zu behandeln, wenigstens hinausgeschoben wurde?
    Da wurde gar nichts verschoben.
    Wir haben nur festgestellt, dass wir über die Probleme diskutieren werden.
    Rechnen Sie damit, dass das über den Winter geschehen kann?
    Verhandlungen werden geführt, ohne dass man sich Zeitlimit gibt.
    Verhandlungen werden ernst geführt.
    Das heißt, eine Lösung im Frühjahr, eine parlamentarische, wäre vom Termin her durchaus noch möglich?
    Möglichkeiten gibt es immer.
    Eine Spur konkreter wird dann Bundeswirtschaftskammerpräsident Rudolf Salinger.
    Sie wissen, dass diese 29 Punkte ein sehr schwieriges Problem sind.
    Es sind viele Punkte drinnen, die für uns unernehmbar sind, aber trotzdem in sozialpartnerschaftlicher Zusammenarbeit haben wir Experten eingesetzt.
    Eine Verhandlung hat heute nicht stattgefunden und wir werden dann dazu Stellung nehmen, wenn die Experten gesprochen haben.
    Wie optimistisch sind Sie, dass es eine Lösung gibt?
    Es soll immer einen Optimismus geben, aber die Schwierigkeit ist so groß, dass so viele Punkte drinnen sind, über die wir nicht diskutieren können.
    Das Thema Mitbestimmung dürfte die Innenpolitik also noch einige Zeit beschäftigen.
    Denn Expertengespräche können, wie man weiß, auch sehr lange dauern.
    Und Termine wurden heute noch nicht festgelegt.
    Die Sozialpartner beraten über Fragen der Mitbestimmung.
    Das war ein Beitrag von Manfred Steinhuber.
    12 Uhr und 31 Minuten ist es Halbzeit im Mittagsschanal.
    Vier Beiträge stehen noch fix auf unserem Programm bis 13 Uhr.
    Wir berichten über den Besuch von Bundespräsident Kirchschläger in der Volksrepublik China, über eine Pressekonferenz, die der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Johannes Rau, heute Vormittag in Wien gab.
    Rau ist ja der künftige Kanzlerkandidat der westdeutschen SPD.
    Wir berichten von der Eröffnung des Frankfurter Automobilsalons und die Kulturredaktion stellt Matthias Manders neues Buch Wüstungen vor.
    Bundespräsident Kirchschläger hat also heute in der Volksrepublik China sein offizielles Besuchsprogramm aufgenommen.
    Er ist in Peking zu einem ersten Gespräch mit dem chinesischen Ministerpräsidenten zusammengetroffen.
    Am Nachmittag beginnen dann die Wirtschaftsgespräche.
    Mit in China sind ja auch neben Außenminister Graz Handelsminister Steger und eine mehrköpfige hochrangige Wirtschaftsdelegation.
    Heute Vormittag aber, wie gesagt, Beginn des offiziellen Staatsbesuchs am Platz des himmlischen Friedens in Peking, erklingt Österreichs Bundeshymne.
    Gefolgt von der der Volksrepublik China.
    Unser Reporter ist Harri Sichrovski.
    Ganz großer Bahnhof für Bundespräsident Kirschneger vor dem Tor des himmlischen Friedens, dem mit über 40 Hektar größten Platz der Welt.
    Die Hymnen ertönen zum 21-Salben-Salut, österreichische Flaggen werden gehisst, Militärparade und Kinder mit Blumen.
    Das ist der Aufstieg zum ersten Besuch eines österreichischen Staatsoberhaupts in der 5000-jährigen Geschichte Chinas und der 2000-jährigen Geschichte Österreichs.
    Es ist auch nach den Worten Kirschlegers die größte Detektion, die je ein österreichischer Bundespräsident ins Ausland geführt hat.
    Das sei ein Beweis für das österreichische Vertrauen in den neuen Weg Chinas, der nichts kopieren wolle und dessen Mut zu bewundern sei, meinte der Bundespräsident in einem Interview für die chinesische Presse.
    Rudolf Kirschleger ist für China kein Unbekannter.
    Er war vor elf Jahren als Außenminister hier und kann Vergleiche anstellen.
    Damals war es das absterbende Stadium der Kulturrevolution, aber Mao und die Viererbande waren noch voll da.
    Und wenn Rudolf Kirchsteiger damals aus einem Land kam, dessen musikalische Herrscher wie Mozart, Beethoven und Schubert von Maos Frau Jiang Qing verbönt und verboten waren, so löst diese Musik heute Begeisterungsstürme bei Jung und Alt aus, wie gestern ein Konzert des Eisenstädter Heidenquartetts vor über tausend Menschen bewies.
    Kirchsteiger wird auch noch aus einem anderen Grund in China gut empfangen.
    Er war es, der vor 14 Jahren als Außenminister die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Österreich und China einleitete und die Chinesen haben ein gutes Gedächtnis für ihre Freunde.
    Erst vor wenigen Tagen hat US-Präsident Nixon nach einem Besuch als Ehrengast China verlassen.
    Er hat die Wandlung in den amerikanisch-chinesischen Beziehungen herbeigeführt und das wird in Peking trotz aller Watergates niemals vergessen.
    Symptomatisch vielleicht, dass das erste Gespräch zwischen dem Bundespräsidenten und Ministerpräsidenten Zhao Ziyang
    Staatspräsident Lixian Nian ist durch eine Augenoperation verhindert, das für eine Stunde anberaumt war, mehr als zwei Stunden dauerte.
    Es gehört mit zur neuen Politik der Öffnung, Reform und Modernisierung, wenn der Regierungschef eines kommunistischen Landes eine improvisierte Pressekonferenz gibt, wo nicht, wie im Ostblock üblich, die Fragen vorher eingereicht werden müssen.
    Als Standpunkt zu Österreich kann dabei gelten, was Cao über die Rolle der kleinen, mittleren und blockfreien Staaten Europas zu sagen hatte.
    Wir haben es berücksichtigt, dass in jüngster Zeit mittelgroße und kleine Länder einschließlich der blutsfreien und neutralen Länder Europas
    eine aktive Rolle zur Entspannung und zur Sicherung des Friedens in Europa und in der Welt gespielt hat.
    Und wir betrachten dies als eine positive Entwicklung.
    China befindet sich gegenwärtig in einem Daumel der Reform und Öffnung.
    Damit ist auch das Tor für die österreichische Wirtschaft aufgestoßen, wenn sie davon Gebrauch macht.
    Die große Wirtschaftsdelegation kann auf der Basis eines Handelsverkehrs agieren,
    der von 1983 auf 1984 um 140 Prozent gestiegen ist.
    Verstaatlichte und private Betriebe führen mehrere Projekte in China durch, von denen der Bundespräsident einige besuchen wird.
    Ein österreichischer Kredit von 6 Milliarden Schilling wurde China gewährt, morgen wird hier eine Filiale der Länderbank eröffnet.
    Allerdings steht für China dieser Tage auch ein innenpolitisches Ereignis ins Haus.
    Noch diese Woche soll eine außerordentliche Parteikonferenz zusammentreten,
    um über die Reformen und den siebenten Fünfjahrplan zu beraten.
    Vor allem aber sollen die tausend Delegierten die angekündigte Verjüngung der Parteikader vollziehen, nachdem bereits angekündigt wurde, dass schon jetzt 74 Prozent der Spitzenfunktionäre in den 26 Provinzen unter 60 Jahre seien.
    All das würde zwar dem österreichischen Staatsbesuch in der chinesischen Öffentlichkeit etwas die Chance stehlen, aber andererseits könnte das Zusammentreffen der Ereignisse diesen Besuch auch zu einem Markstein in der chinesischen Geschichte machen.
    Aus Peking, berichtete Harry Sichrovsky.
    Zu einem Kurzbesuch in Österreich ist gestern Abend der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Johannes Rau, eingetroffen.
    Der künftige Kanzlerkandidat der deutschen Sozialdemokraten hat diese Zwischenvisite nach seinem Besuch in Moskau eingelegt, wo er auch vom Parteichef Gorbatschow empfangen worden war.
    Eine Tatsache, die Rau bei den westdeutschen Christdemokraten herbe Kritik eingetragen hat.
    So hat man ihm nicht zimperlich Einäugigkeit in der Außenpolitik vorgeworfen und den Verdacht geäußert, Rau strebe ein Los vom Bündnis mit den USA an.
    Was der sozialdemokratische Spitzenpolitiker mit der Bemerkung konterte, man dürfe nicht jede Bemühung um Abrüstung als den Versuch diffamieren, gleich aus dem westlichen Verteidigungssystem aussteigen zu wollen.
    Allein dieses Geplänkel rund um die Moskau-Reise raus, mit der dieser natürlich außenpolitisches Profil gewinnen will, zeigt bereits, dass in unserem Nachbarland schon durchaus Vorwahlkampfstimmung herrscht.
    Und rau werden ja gute Chancen gegen einen Kanzlerkandidaten Kohl nachgesagt.
    Heute Vormittag, wie gesagt, gab nun Johannes Rau hier in Wien eine Pressekonferenz, von der nun Brigitte Fuchs berichtet.
    Eigentlich ist Ministerpräsident Rau ja nach Wien gekommen, um die Wiener Messe zu besuchen.
    Sein Bundesland, das 17-Millionen-Einwohner-Land Nordrhein-Westfalen, stellt hier in erster Linie Umwelttechnologie aus, der österreichische Markt sei dafür ausgesprochen interessant, meinte Johannes Rau.
    Bei der heutigen Pressekonferenz stand aber nicht so sehr Raus' Messebesuch im Mittelpunkt der Fragen, als vielmehr seine jüngste Reise in die Sowjetunion, wo der deutsche Politiker auch mit Michael Gorbatschow, dem neuen, starken Mann im Kreml, zusammentraf.
    Rao, der als nächster Kanzlerkandidat der SPD gehandelt wird, hatte von Gorbatschow einen ähnlichen Eindruck wie schon vor einiger Zeit die konservative britische Premierministerin Margaret Thatcher, nämlich, dass er verbindlicher, flexibler in der Gesprächsführung ausgesprochen
    frei ist.
    Das war mein Eindruck.
    Es war ein Gespräch, bei dem nicht Statements ausgetauscht wurden, sondern bei dem man sich gegenseitig Anregungen und Fragen stellte.
    Es ging nicht, wie man das bei manchen Gesprächen kennt, so, dass man dann den Sprechzettel sieben aus der Tasche zog, sondern es war ein unmittelbarer Austausch.
    nicht nur sympathisch, sondern auch wohlinformiert, standfest und flexibel.
    Ich kann nicht sagen, dass der sowjetische Generalsekretär auf mich optimistisch gewirkt hätte im Blick auf die Verhandlungen in Genf, aber eben auch nicht resignativ, sondern entschlossen, ein Stück voranzukommen.
    Ich denke, diesen Wunsch teilen alle Völker,
    die von den Verhandlungen betroffen sind.
    Wichtig war für mich die Frage, ob bei Testversuchen bzw.
    bei dem Verzicht auf Tests Beobachter möglich seien.
    Hier hat mir der Generalsekretär erklärt, dies sei ein Thema, das in den Verhandlungen eine Rolle spielen könnte.
    Ein in seiner Fraktion zurzeit heftig diskutiertes Papier über die zukünftige Sicherheitspolitik der SPD, das auf mehr europäische Eigenständigkeit innerhalb der NATO hinausläuft, kam in Moskau nicht zu Gespräch.
    Rauh hält dieses sogenannte Bülow-Papier im Übrigen nur für eine Diskussionsgrundlage.
    Jedenfalls ist das Papier nicht Ergebnis von Diskussionen innerhalb der Partei, sondern es ist ein Diskussionsbeitrag,
    der in der Partei jetzt diskutiert werden soll.
    Und da sind wir der Meinung, es darf keine Denkverbote geben.
    Und sich vorzustellen, dass im Jahre X einmal eine Situation in Mitteleuropa ist, wo die Konfrontation auf beiden Seiten abgebaut ist und deshalb auch militärische Präsenz abgebaut werden kann,
    Die halte ich für eine Überlegung, die man wohl anstellen sollte.
    Auf die Entwicklungen in der deutschen Innenpolitik angesprochen, sagte Rau, er stünde als Kanzlerkandidat noch nicht fest.
    Die gute Zusammenarbeit mit Parteichef Willy Brandt und Fraktionschef Vogl sei jedenfalls die ideale Voraussetzung für den nächsten Bundestagswahlkampf.
    Er wolle weder die Grünen noch eine andere Partei als potenziellen Koalitionspartner nennen, da die SPD bei den nächsten Wahlen eine regierungsfähige Mehrheit anstrebe.
    Wörtlich sagte Rau, wir bewerben uns nicht um die Teilhaberschaft in einer Firma, sondern um die Mehrheit.
    Ein Bericht von Brigitte Fuchs war das.
    In Frankfurt am Main ist heute die internationale Automobilausstellung eröffnet worden.
    Sie steht im Zeichen wachsender Exporte der westdeutschen Autoindustrie und großer Anstrengungen für den Umweltschutz.
    Alle Pkw-Hersteller bieten in Frankfurt einen Überblick über Maßnahmen zur Reduzierung des Schadstoffausstoßes.
    Das reicht von verschiedenartigen Katalysatoren über Anlagen zur Abgasrückführung bis zu aufwendigen Verbrennungsverfahren.
    Im Detail informiert Michael Kerbler.
    Schon der erste Eindruck auf der Internationalen Automobilausstellung hier in Frankfurt signalisiert, die Automobilindustrie erlebt gegenwärtig einen echten Nachfrageboom.
    Und dies trotz oder gerade wegen der Katalysator-Diskussion, die in den vergangenen zwölf Monaten europaweit für eine Verunsicherung potenzieller Kunden gesorgt hatte.
    Nun liegen die EG-Beschlüsse bezüglich des abgasarmen Autos vor und der Käuferstau in den ersten Monaten dieses Jahres hat sich gelöst.
    Die Auftragsbücher, etwa der deutschen Pkw-Hersteller, so ist hier in Frankfurt zu hören, sind so gut wie schon lange nicht mehr gefüllt.
    Die Fließbänder laufen auf Hochtouren, Sonderschichten müssen gefahren werden.
    Auf nahezu allen Ausstellungskojen dominieren die Katalysator-Autos, gleichgültig, ob es sich um den ungeregelten oder um den Dreiweg-Katalysator handelt.
    Die Autofirmen wollen offenkundig beweisen, dass sie sich an der Umweltinitiative beteiligen wollen.
    Übrigens, das Interesse der Käufer nach Katalysator-Modellen ist gegenwärtig verschwindend gering.
    Bei Ford und VW etwa machen Katalysator-Autos nicht einmal 2% vom Gesamtbestell-Eingang aus.
    Erst wenn alle Rahmenbedingungen wie europaweite Bleifreizapfstellen, Preisgleichheit von Unverbleiten und Verbleitentreibstoff in der Bundesrepublik hergestellt,
    und der Förderungsdschungel für Katalysator-Fahrzeuge überwunden ist, wird die Nachfrage nach diesen Autos zunehmen, hofft man hier bei den Ausstellern in Frankfurt.
    Auch auf den Ausstellungskreuen der französischen, britischen und italienischen Hersteller sind Katalysator-Modelle zu finden, also gerade bei jenen Automobilherstellern, deren Regierungschefs in Luxemburg die Einführung der strengen amerikanischen Abgasnorm aus Rücksicht auf die heimische Automobilerzeugung verhinderten.
    Als Anachronismus erscheint es, wenn just zu dem Zeitpunkt, zu dem über ein Tempo-100-Geschwindigkeitslimit auf deutschen Autobahnen diskutiert wird, wahre PS-Giganten auf der IAA präsentiert werden.
    Bestes Beispiel, das teuerste Auto auf der diesjährigen Frankfurter Ausstellung hat sage und schreibe 450 PS und kostet umgerechnet rund drei Millionen Schilling.
    Der Hersteller Porsche.
    Nur zum Vergleich, für diesen Preis erhält man 27 VW Golf mit einem 75 PS Motor.
    Auch sonst locken chromblitzende PS-Ungetüme die Messebesucher an, oft auch deshalb, weil die Aussteller noch immer auf das alte Klischee von der Wasserstoffblondine in knappem Badeanzug, die sich auf der Kühlerhaube eines Boliden regelt, setzen.
    Neben diesen PS-Protzen, den verschiedenen Variationen der Katalysator-Modelle, sind es die Autos mit Allrad-Technik, die das Interesse der Messebesucher auf sich ziehen.
    Nicht nur Ford mit seinem allradbetriebenen Scorpio, sondern auch die Volkswagen-Werke präsentieren allradbetriebene PKW, zum Beispiel den Golf Synchro.
    Die Kraftübertragung erfolgt permanent auf alle vier Räder, die sich automatisch auf die Straßenverhältnisse einstellen.
    Geraten etwa die Vorderräder auf Glatteis, übernehmen automatisch blitzschnell die Hinterräder die volle Antriebskraft.
    Das Auto wird also technisch weiter perfektioniert.
    Die Elektronik ist weiter im Vormarsch, auch im Dienste der Sicherheit.
    Denn immer mehr Automobilhersteller bieten serienmäßig das sogenannte ABS-System, das Anti-Blockiersystem, an.
    Damit bleibt selbst bei Vollbremsungen das Auto spurtreu, Gerät nicht in Schleudern, gefährliche Fahrsituationen können leichter gemeistert werden.
    Ein Bild von den Angeboten an Kraftfahrzeugen auf der IAA wiederzugeben, ohne die Dieselfahrzeuge zu erwähnen, wäre unvollständig.
    Es scheint gerade die Katalysator-Diskussion gewesen zu sein, die zumindest am bundesdeutschen Markt tausende Käufer zum Erwerb eines Dieselfahrzeuges bewogen hat.
    Die durch ausgefeiltere Technik bestechenden 5- und 6-Zylinder-Dieselmotoren, die lange nicht mehr das typische Dieselgeräusch, das sogenannte Nageln, hören lassen, sind für umweltbewusste Fahrer attraktiv geworden.
    Im Verbrauch können sich diese Fahrzeuge, die von allen großen Herstellern wie etwa Audi, BMW, Daimler, Benz, Opel, Citroën, Peugeot und Volvo angeboten werden, ebenso sehen lassen wie vergleichbare Benziner.
    Und im nächsten Beitrag geht es um Erdöl und Erdgas, beziehungsweise um das, was Österreich diesbezüglich im eigenen Land hat.
    Österreichs Abhängigkeit vom Erdöl als Energieträger wird ja nach einer Studie der Internationalen Energieagentur weiter zunehmen.
    Während 1983 34 Prozent der Energie aus dem Erdöl kamen, wird der Anteil des Erdöls bis 1995 auf 35,5 Prozent steigen.
    Die Österreicher werden also auch in Zukunft immer mehr Dollar Richtung Nahosten überweisen müssen.
    Angesichts dieser Situation mag es beruhigend sein, dass Österreich im Gegensatz zu den meisten anderen westeuropäischen Staaten nicht unbedeutende Erdöl- und Erdgasvorkommen hat.
    Die Felder im niederösterreichischen Weinviertel und in Oberösterreich werden seit Jahrzehnten ausgebeutet und die Vorkommen werden auch noch für einige Zeit reichen.
    Gefördert wird das Öl und Gas von zwei Großfirmen, von der staatlichen ÖMV und von der den beiden Ölmultis Shell und Mobil gehörenden Rohölaufsuchungs GSMBH.
    Diese RAG feiert heuer das 50-jährige Firmenjubiläum und hat heute aus diesem Anlass in Krems Münster in Oberösterreich eine Pressekonferenz gegeben.
    Wolfgang Fuchs meldet sich von dort und schildert im folgenden Bericht die Bedeutung der Erdöl- und Erdgasförderung in Österreich.
    Die goldenen Zeiten der Erdölförderung sind in Österreich leider schon vorbei.
    Ende der 50er Jahre war Österreich nämlich sogar ein Erdöl-Exportland.
    Etwa drei Millionen Tonnen Rohöl wurden damals aus den Bohrlöchern an der Grenze zur GSSR und in Oberösterreich gewonnen.
    Die Österreicher verbrauchten selbst aber nur ein Drittel dieser Menge.
    Der Rest wurde nicht nur für Reparationszahlungen an die Russen geliefert, wir konnten Öl auch ans Ausland verkaufen.
    Die ÖMV dachte sogar an eine Pipeline nach Theresist, um als großer Exporteur auf den Weltmärkten auftreten zu können.
    Aus den Träumen ist nichts geworden, aber die Realität ist rosig genug.
    Denn Österreich ist in Westeuropa die Nummer drei bei den Fördermengen.
    Nur Großbritannien und Norwegen sind mit ihrem Nordseeöl bedeutendere Produzenten in Westeuropa.
    Und in Osteuropa haben nur die Sowjetunion und Rumänien größere Vorkommen.
    In den vergangenen Jahren ist die Förderung in Österreich zwar kontinuierlich zurückgegangen, sie lag 1984 aber immerhin bei 1,3 Millionen Tonnen Erdöl.
    Das ist ein Sechstel des österreichischen Bedarfs.
    Bei Erdgas ist unser Land noch besser dran.
    Mit 1,2 Milliarden Kubikmeter Gas konnte ein Viertel des Verbrauchs aus heimischen Quellen abgedeckt werden.
    Und die heimischen Vorkommen werden nicht so schnell versiegen.
    Zwar sind viele Felder fürs Erste ausgebeutet, neue Gewinnungstechniken sichern uns aber noch über die Jahrtausendwende hinaus eigenes Rohöl.
    Denn in den 50er und 60er Jahren hat man nur 30 Prozent des Öls aus den Feldern holen können, der Rest blieb im Gestein.
    Heute, beim höheren Ölpreis der OPEC, ist es interessant, auch mit aufwendigeren Methoden mehr Öl aus dem Untergrund zu pressen.
    So wird Gas oder CO2 in den Boden gedrückt, um das Öl an die Oberfläche zu bringen.
    Und auch neue Hoffnungsgebiete für Öl und Gas gibt es.
    Der Generaldirektor der Rohölaufsuchungsgesellschaft Johann Schachinger ist optimistisch.
    Wir haben auch immer noch Hoffnung, dass wir in der Steiermark letztlich Kohlenwasserstoffe finden.
    Die Wahrscheinlichkeit dort ist, dass es eher Gas als Öl ist.
    Das hängt mit den geochemischen Verhältnissen zusammen.
    Aber das tut auch dem Anreiz keinen Abbruch.
    Die ÖMV wiederum hofft auf Bohrungen im Alpengebiet.
    Sowohl in Vorarlberg als auch im oberösterreichischen Almtal sind Suchtrupps unterwegs.
    Das Interesse ist verständlich.
    Jeder Liter eigenes Öl spart nicht nur die Wiesen, sondern bringt den beiden Konzernen ÖMV und RAG auch satte Gewinne.
    Klettert der Preis der OPEC, so streifen die Firmen auch mehr Geld für ihr Inlandsöl und Inlandsgas ein.
    Und so hat Österreich seine eigenen Scheichs.
    nach diesem Bericht von Wolfgang Fuchs jetzt zum Beitrag unserer Kulturredaktion.
    Wirtschaftsmanager, Lehrbeauftragter an Wirtschaftsuniversitäten und erfolgreicher Schriftsteller in einem, das ist Matthias Mander.
    1980 hat er für seinen Roman Der Casuar den Anton-Wilkerns-Preis erhalten.
    Nun hat Matthias Mander im Styria Verlag ein neues Werk vorgelegt.
    In dem Roman Wüstungen, einer Realienkunde der 80er Jahre, behandelt der Autor die gegenwärtigen Spannungen zwischen Ökonomie und Ökologie, zwischen Wirtschaft und Moral und projiziert diese auf menschliche Einzelschicksale.
    Für den folgenden Beitrag hat Robert Bilek mit Matthias Mander gesprochen.
    Der Roman Wüstungen von Matthias Mander ist eine recht ungewöhnliche Aussteigergeschichte.
    Der Industriemanager Zwigott kündigt da sein Dienstverhältnis bei der Firma Erz Blech Chemie und geht als Handelsakademie-Professor nach Gensundorf.
    Dort wird er nicht nur mit der geschichtlichen Entwicklung des Markfeldes vertraut, lernt nicht nur jene Wüstungen genannten Überreste verlassener mittelalterlicher Dörfer, die im Buch eine gleichmisshafte Rolle spielen können, sondern wird auch in ein Romanprojekt verwickelt.
    Matthias Mander entwirft ein Netz aus Ökonomie und Ökologie, aus ethischen Erörterungen und schriftstellerischen Reflexionen, in dessen Mittelpunkt Zwigott als Beispiel für einen Menschen zwischen harter Realität und der Idee von einer besseren Welt steht.
    Die Parallelen zwischen dem Autor und seinem Helden sind unübersehbar.
    Matthias Mander?
    Selbstverständlich spiegeln sich in diesen Texten
    meine eigenen Erfahrungen wieder, aber keineswegs ist es ein autobiografischer Roman.
    Dieser Roman ist ein Kunstwerk im Wahnsinn des Wortes.
    Ich habe es konzipiert und eben die von mir zu transportierenden Ideen in die dort vorkommenden Protagonisten eingebracht.
    Diese Ideen laufen auf eine planvolle und vor allem unblutige Umgestaltung der Welt hinaus.
    Manders von wirtschaftsethischen Standpunkten aus vorgetragene Kritik an der modernen Industriegesellschaft übt auch deshalb einen skurrilen Reiz aus, weil sie hier von einem Insider und nicht von einem außenstehenden Revolutionär angebracht wird.
    Ich möchte mit meinen Überlegungen Ansätze dafür bieten, wie es weitergehen könnte.
    Also um das zusammenzufassen.
    Realeinkommenssenkungen ohne Lebensstandardsenkung und Gewinn der dadurch frei werdenden finanziellen Mittel zur
    Erschließung des Erdballs als eine menschlich vertretbare Heimstätte für alle, der er ja jetzt nicht ist.
    Wie sein Held Zwigott, der am Ende des Romans wieder in die Firma, die er anfangs enttäuscht verlassen hatte, zurückkehrt, so bleiben auch die Ideen des Schriftstellers Matthias Mander bloß literarische Fiktion.
    Man muss die Kraft haben, ohne jede Bestätigung in scheinbar falscher, verlorener Position zu dienen, sagt an einer Stelle des Romans der Betriebsrat Pirnat zu Zwigaut.
    Dem Autor könnte man daraus den Vorwurf machen, Wirklichkeit und Ideal zu sehr zu trennen.
    Aber gerade das gibt dem Buch eine Qualität, hinter der Reales steht.
    Programmatisches findet sich in dem Roman Wüstungen, aber auch über die schriftstellerische Arbeit selbst.
    Der Satz, Realien, gebrochen durch Zweifel, mehr können wir nicht leisten, ist auch für Manders schriftstellerische Haltung bezeichnend.
    Ja, das ist ein aus dem Kontext gezogenes Zitat, zu dem ich mich wohl bekenne.
    Es ist nur nicht erschöpfend.
    Das heißt, wogegen ich tatsächlich ankämpfe, sind festgeschriebene Idiome, die sich selbst quasi zweifelsfrei darstellen.
    Insofern ist es durchaus meine Position, dass ich Realität mit besten Kräften darzustellen versuche,
    aber die Instrumente des Zweifels daran redlicherweise mitliefere.
    Der Roman Wüstungen von Matthias Mander ist eine tagebuchartige Zusammenstellung von vielen kleinen Handlungen, Gesprächen und Reflexionen, die zusammen ein dichtes Geflecht, ein mögliches Bild von Wirklichkeit ergeben.
    Eine wichtige, auch symbolische Rolle spielt darin das Marchfeld, als Ort, an dem sich Geschichte ereignet hat.
    Nochmals Matthias Mander.
    Ich habe das Machfeld gewählt durch diese mir dadurch ermöglichte Schlüsselszene der ökologischen Reparatur durch den Machfeldkanal.
    Das ist insofern eine symbolische Botschaft, als damit gezeigt wird, dass wir nicht aussteigen können, auch aus Fehlleistungen, in dem Fall der Fehlleistung vor genau 100 Jahren anlässlich der Donauregulierung.
    während der man nicht beachtet hat, dass durch den Hubertusdamm die Grundwasserversorgung des Moorfelds zusammenbrechen würde.
    Das heißt, dieser dramatische Vorgang einer fundamentalen, großökologischen Fehlentscheidung und deren Reparatur erscheint mir gleichnishaft für die Aufgabe, vor der wir generell in der ökologischen, aber auch in der ökonomischen Frage heute stehen.
    Und nach diesem Gespräch mit dem Schriftsteller Matthias Mander gibt es bei uns im Mittagschnall jetzt eine Zusammenfassung der wichtigsten Meldungen.
    Portugal.
    Bei dem Eisenbahnunglück in Portugal dürften nach jüngsten Meldungen etwa 50 Menschen ums Leben gekommen sein.
    Bisher wurden 40 Tote geborgen.
    Etwa 10 sollen sich noch in den ausgebrannten Waggons befinden.
    In ersten Schätzungen war von bis zu 300 Toten die Rede gewesen.
    170 Personen wurden verletzt.
    Als Ursache der Katastrophe wird menschliches Versagen vermutet.
    Die beiden Züge waren auf einer eingleisigen Strecke zusammengestoßen.
    Ministerpräsident Suarisch hat eine Untersuchung angekündigt.
    China.
    Bundespräsident Rudolf Kirschläger ist in Peking zu einem ersten Gespräch mit Ministerpräsident Zhao Ziyang zusammengetroffen.
    Die Unterredung dauerte fast zwei Stunden.
    Auch Handelsminister Steger, Außenminister Graz und Unterrichtsminister Moritz nahmen daran teil.
    Zhao Ziyang nannte Kirschläger einen Freund des chinesischen Volkes, der maßgeblich zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen den beiden Staaten beigetragen habe.
    Österreich.
    Bundeskanzler Sinovac ist zu einem dreitägigen offiziellen Besuch nach Rom abgereist.
    Sinovac wird mit Vertretern der italienischen Regierung vor allem über das Südtirol-Problem sprechen.
    Ein weiteres Thema werden Verkehrsfragen sein.
    Die Sozialpartner haben sich heute früh lediglich auf eine Fortsetzung der Gespräche über eine Novelle des Arbeitsverfassungsgesetzes geeinigt.
    Zur Diskussion stehen die Pläne von Sozialminister Alfred Tallinger für eine Erweiterung der Mitbestimmung in den Betrieben.
    Bundeskammerpräsident Rudolf Sallinger meinte, viele Forderungen seien nicht annehmbar.
    Die Gewinneinkommen sind im vergangenen Jahr stärker gestiegen als die Lohneinkommen.
    Wie aus dem Sozialbericht hervorgeht, sind die Einkünfte aus Besitz und Unternehmung um 10,5% gestiegen, die Bruttolöhne für unselbstständig Beschäftigte nur um 5,4%.
    Das mittlere Bruttoeinkommen der Arbeitnehmer betrug im vergangenen Jahr 11.670 Schilling.
    Dabei lag das mittlere Einkommen der Männer etwa um die Hälfte höher als das der Frauen.
    Der SPÖ-Präsidentschaftskandidat, Gesundheitsminister Kurt Steirer, hat bei einer Diskussionsveranstaltung in St.
    Pölten auch zu den jüngsten Affären Stellung genommen.
    Zum Fall Mattisek meinte er, es sei nicht erfreulich, wenn es so aussähe, dass eine aufmüpfige Abgeordnete diszipliniert werde.
    Andererseits habe auch das einstimmige Abstimmungsergebnis im burgenländischen SPÖ-Landtagsklub gewisse Aussagekraft.
    Persönlich, betonte Steirer, trete er für mehr Liberalität und mehr Diskussionsfreiheit sowie für größere Toleranz ein.
    Er habe auch den Ausschluss von Günter Nenning aus der SPÖ nicht geschätzt.
    An der Innsbrucker Frauenklinik sind heute Vierlinge, zwei Mädchen und zwei Buben zur Welt gekommen.
    Die Mutter eine 31-jährige Tirolerin und die vier Kinder sind wohl auf.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Schönwetter.
    Nachmittagstemperaturen 19 bis 24 Grad.
    Und das war wieder ein Mittagsschanal des aktuellen Dienstes, durch das sie heute Ilse Oberhofer geführt hat.
    Im Namen von Redaktion und Technik verabschiede ich mich.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1985.09.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1985.09.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Schweres Eisenbahnunglück in Portugal
    Mitwirkende: Fässler, Roland [Gestaltung]
    Datum: 1985.09.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Burgenländischer SPÖ-Landesparteisekretär schreibt offenen Brief zum Fall Matysek an AZ
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung]
    Datum: 1985.09.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    SPÖ-Präsidentschaftskandidat Steyrer diskutierte in St. Pölten
    Einblendung: Präsidentschaftskandidat Steyrer
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Steyrer, Kurt [Interviewte/r]
    Datum: 1985.09.12 [Sendedatum]
    Ort: St. Pölten [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Sozialpartnerschaft zur Mitbestimmung
    Einblendung: Industriellenvereinigungs-Generalsekretär Krejci, Sozialminister Dallinger, ÖGB-Präsident Benya, Bundeswirtschaftskammer-Präsident Sallinger
    Mitwirkende: Steinhuber, Manfred [Gestaltung] , Krejci, Herbert [Interviewte/r] , Dallinger, Alfred [Interviewte/r] , Benya, Anton [Interviewte/r] , Sallinger, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1985.09.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bundespräsident Kirchschläger in China - Ankunft, Begrüßung
    Einblendung: Atmo, Hymne, Ministerpräsident Ziyang
    Mitwirkende: Sichrovsky, Harry [Gestaltung] , Kirchschläger, Rudolf [Interviewte/r] , Zhao, Ziyang [Interviewte/r]
    Datum: 1985.09.12 [Sendedatum]
    Ort: Peking [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressegespräch mit dem künftigen SPD-Kanzlerkandidaten Rau
    Einblendung: Kanzlerkandidat Rau
    Mitwirkende: Fuchs, Brigitte [Gestaltung] , Rau, Johannes [Interviewte/r]
    Datum: 1985.09.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Frankfurter Automobilsalon
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1985.09.12 [Sendedatum]
    Ort: Frankfurt am Main [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Erdölförderung in Österreich
    Einblendung: Generaldirektor Schachinger
    Mitwirkende: Fuchs, Wolfgang [Gestaltung] , Schachinger, Johann [Interviewte/r]
    Datum: 1985.09.12 [Sendedatum]
    Ort: Kremsmünster [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Matthias Manders neuer Roman "Wüstungen"
    Einblendung: Autor Mander
    Mitwirkende: Bilek, Robert [Gestaltung] , Mander, Matthias [Interviewte/r]
    Datum: 1985.09.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1985.09.12
    Spieldauer 00:59:49
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Wendl, Fritz [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1985.09.12 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-850912_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt