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KI-generiertes Transkript
Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
Zwölf Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Guten Tag meine Damen und Herren, bei einem Samstag-Mittag-Journal bei schönem aber kalten Wetter begrüßt Sie Reinhold Henke.
In der Nahostpolitik ist morgen ein historischer Tag.
Mit der Übergabe der Sinai-Halbinsel an Ägypten vollzieht Israel den Camp David-Friedensvertrag.
Nach gewaltsamer Räumung der Siedlungen durch israelisches Militär gestern werden jetzt aber Zweifel größer, ob der Preis, den Israel mit der Übergabe zahlt, nicht doch ein wenig zu groß ist.
Am Rand der jetzt 44.
Regierungskrise in Italien diskutiert man heftig über ein Volksbegehren über neue Abfertigungsregelungen.
Im Inlandsteil des Mittagsjournals die Pressekommentare und einen Bericht über die österreichische Beteiligung an der größten Industrieschau der Welt, der Messe in Hannover.
Helmut Glitzander fasst seine Eindrücke von dieser Mammutmesse zusammen, die alljährlich Hannover in einen Hexenkessel verwandelt.
Sie hören auch einen Beitrag über einen Wahlgang besonderer Art in Österreich.
Drei Millionen Katholiken wählen nämlich ihre Pfarrgemeinderäte.
Es gibt rund 1700 Pfarren in Österreich.
Im Journal zu Gast heute der Linkssozialist und SP-Denker Manfred Matzka.
Und im Kulturteil gibt es einen Bericht vom Wiener Stadtfest der ÖVP.
Schöne Aussichten ist der Titel.
Eröffnung war heute Vormittag in der Wiener Innenstadt.
In welchem Stadium sich der Falkland-Konflikt befindet, das und weiteres, das hören Sie jetzt im Meldungsblog des Mittagsschanals.
Elisabeth Mahners ist für ihn verantwortlich und gesprochen werden die Meldungen von Wolfgang Riemerschmidt.
Großbritannien, Argentinien.
Der britische Außenminister Pym ist nach Beendigung seiner Gespräche in Washington über die Falkland-Krise am Vormittag wieder nach London zurückgekehrt.
Vor seiner Abreise aus den USA hatte Pym erklärt, er habe bei seinen Unterredungen mit dem amerikanischen Außenminister Haig keine besonderen Fortschritte erzielt.
Das britische Verteidigungsministerium machte bisher keine Angaben über die Position der britischen Kampfflotte im Südatlantik.
Nach argentinischen Meldungen wurden britische Kriegsschiffe vor der Insel Südgeorgien, etwa 2000 Kilometer südöstlich der Falkland-Inseln, gesichtet.
Es wird nicht ausgeschlossen, dass die Briten vor der Rückeroberung der Falklands zunächst auf dem ebenfalls von Argentinien besetzten Südgeorgien landen könnten.
Die im Südatlantik herrschenden schweren Stürme und Wellen bis zu vier Metern Höhe könnten jedoch einen britischen Angriff zumindest behindern.
Argentinien will sich bei der OAS, der Organisation amerikanischer Staaten, über die Anwesenheit der britischen Schiffe vor Südgeorgien beschweren.
Bei der Landung der Briten wollen die Argentinier die OAS auffordern, das interamerikanische Verteidigungsabkommen von 1947 anzuwenden.
Der Vertrag sieht vor, dass alle Unterzeichnerstaaten, auch die USA, einem amerikanischen Staat im Falle eines Angriffs beistehen.
Nahe Osten.
Die Sinai-Halbinsel wird morgen, entsprechend den Vereinbarungen von Camp David, termingerecht von Israel an Ägypten zurückgegeben.
Die israelische Armee hat gestern den letzten Widerstand jüdischer Siedler gebrochen und die Zwangsräumung der Halbinsel abgeschlossen.
Ab Montag soll eine internationale Sinai-Streitmacht, gebildet aus 2600 Soldaten aus 10 Staaten, für die Einhaltung des israelisch-ägyptischen Friedensabkommens wachen.
Kommandant der Streitmacht ist der Norweger Frederik Bull Hansen.
Die Truppe wurde auf Initiative der Vereinigten Staaten geschaffen.
Mit dem israelischen Abzug aus dem letzten Drittel der Sinai-Halbinsel wird ein sechseinhalb Jahre dauernder Rückgabeprozess beendet.
Die erste Etappe fand vor den Friedensvereinbarungen von Chemtevit im September 1975 anlässlich des sogenannten Entflechtungsabkommens statt.
USA, Vereinte Nationen.
Die Vereinigten Staaten haben die UNO-Vollversammlung davor gewarnt, die Mitgliedschaft Israels in der UNO oder ihren Unterorganisationen zu suspendieren.
Die amerikanische UNO-Botschafterin Kirkpatrick kritisierte vor allem einen entsprechenden Resolutionsantrag der arabischen Staaten, in dem Israel als nicht friedliebendes Land bezeichnet wird.
Die arabischen UNO-Vertreter haben die Vollversammlung aufgefordert, die Mitgliedschaft Israels zu überprüfen.
Frau Kirkpatrick erklärte, der Status Israels dürfe nicht infrage gestellt werden.
Ein derartiger Schritt sei nicht im Sinne der Ziele der Vereinten Nationen.
Das staatliche Fernsehen hat scharfe Kritik an der unabhängigen polnischen Gewerkschaft Solidarität geübt.
In einer Dokumentarsendung wurden Filme über die Ereignisse in Polen seit dem August 1980 gezeigt.
In dem Streifen wurde die Tätigkeit der Solidarität und der Bürgerrechtsbewegung KOR als schädlich bezeichnet.
Das sowjetische Fernsehen bemühte sich nachzuweisen, dass bis zur Verhängung des Kriegsrechtes in Polen Verbindungen zwischen den beiden Organisationen und westlichen Geheimdienstagenten bestanden hätten.
Einige der Funktionäre der Solidarität hätten sich an ausländischen Hilfsgeldern bereichert und seien zu Millionären geworden, während die polnische Bevölkerung kaum etwas zu essen gehabt habe, hieß es in der Polen-Dokumentation des sowjetischen Fernsehens.
Frankreich
Nach dem blutigen Sprengstoffanschlag im Pariser Stadtzentrum hat Staatspräsident Mitterrand gestern mit führenden Sicherheitsexperten Abwehrmaßnahmen gegen den Terrorismus erörtert.
Innenminister Defer sprach von einem kleinen Kriegsrat.
In einem Aktionsplan zur Bekämpfung des Terrorismus sind nach Angaben des Innenministers verschärfte Einreise- und Visa-Bestimmungen sowie die strengere Überwachung von Ausländern vorgesehen.
Defer erklärte, Frankreich wolle zwar weiter Asylant bleiben, doch würden künftig alle Asylanten zu strikter Zurückhaltung verpflichtet.
Sie sollten nicht mehr das Recht haben, sich politisch zu äußern und damit Attentaten Vorschub zu leisten.
Italien.
Der mutmaßliche Anführer der Mailänder Gruppe der Terrororganisation Rote Brigaden, Lo Bianco, ist in Mailand verhaftet worden.
Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuter wurde der 32-Jährige bereits am vergangenen Mittwochabend festgenommen.
Lo Bianco wird die Beteiligung an mindestens sechs Morden vorgeworfen.
Er wurde 1981 wegen Mitgliedschaft zu einer Untergrundorganisation in Abwesenheit zu 19 Jahren Gefängnis verurteilt.
Türkei.
In Istanbul hat neuerlich ein Massenprozess gegen Angehörige der Opposition begonnen.
Vor Gericht stehen mehr als 1100 Mitglieder verbotener linksgerichteter Organisationen.
Ihnen wird vorgeworfen, einen Aufstand gegen die türkische Militärregierung geplant zu haben.
Einige Angeklagte werden auch der Mitschuld an politischen Morden bezichtigt.
Niederlande.
Zur Finanzierung eines Beschäftigungsprogramms hat die Regierung in Den Haag eine Sondersteuer beschlossen.
Demnach sollen die Lohn- und Einkommensteuern in den Niederlanden ab 1.
Juli für sechs Monate um durchschnittlich eineinhalb Prozent erhöht werden.
Die Koalitionsregierung unter Ministerpräsident Van Acht bezeichnet dies als Solidaritätsabgabe.
Ob die Maßnahme vom Parlament gebilligt wird, ist noch nicht sicher.
Vor allem die christlichen Demokraten haben starke Bedenken.
In Lausanne sind beim Einsturz eines Baukranes sieben Menschen ums Leben gekommen.
20 Personen wurden schwer verletzt.
Der Kran stürzte aus bisher unbekannter Ursache auf einen Autobus.
Unter den Opfern sind mehrere Kinder.
Belgien.
Der Einsturz eines Hauses in der Brüsseler Innenstadt hat mindestens vier Menschenleben gefordert.
Nach Angaben der Polizei liegen noch etwa 20 Menschen unter den Trümmern.
Das Unglück ist möglicherweise auf eine Gasexplosion zurückzuführen.
Nach Berichten von Augenzeugen sprang eine junge Frau mit ihrem Baby aus dem Fenster des brennenden Hauses.
Sie starben an den Folgen des Sturzes.
Österreich
Noch vor dem Sommer wird der Entwurf zum Sozialgerichtsgesetz im Nationalrat eingebracht werden.
Dies erklärte Justizminister Broda vor sozialistischen Funktionären.
Mit dem neuen Gesetz soll das Gerichtsverfahren in Arbeits-, Rechts- und Sozialversicherungsangelegenheiten für die Sozialschwächeren im Interesse eines verbesserten Rechtsschutzes auf eine zeitgemäße Grundlage gestellt werden.
Den raschen Rücktritt des ÖVP-Landesparteiobmannes Sauerzopf hat heute der burgenländische Landesparteiobmann der Freiheitlichen, Pellikan, gefordert.
Die bisher feststehenden Fakten, dass nämlich unter der Obmannschaft Sauerzopfs Siedlern zustehende Provisionen an die ÖVP geflossen seien, dass ÖVP-Parteisekretäre mit WBO-Geldern bezahlt wurden und dass ÖVP-Parteilokale ebenfalls aus Mitteln der WBO finanziert wurden, seien für einen Rücktritt Sauerzopfs ausreichend.
Der Wiener Vizebürgermeister Busseck eröffnet zur Stunde das fünfte Wiener Stadtfest der Volkspartei.
Das Fest steht unter dem Motto »Schöne Aussichten«.
Die Wiener Innenstadt ist damit heute Bühne für Artisten, Gauklern und Musikanten.
Für Kinder wird vor dem Hauptportal des Stephansdomes ein großes Spiel »Reise mit der Zeitmaschine« veranstaltet.
Die Wetterlage.
Die in den Ostalpenraum eingedrungene Störung beeinflusst vor allem den Westen, Norden und Süden unseres Landes.
Der Osten bleibt wetterbegünstigt.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
In Ostösterreich meist aufgelockerte, gebietsweise auch nur geringe Bewölkung.
Im Westen und Norden häufig stark bewölkt und wiederholt Regen- oder Schneeschauer.
Im Tagesverlauf auch im Süden Wetterverschlechterung.
Schwacher bis mäßiger Wind aus Nord bis Ost.
Nachmittagstemperaturen je nach Bewölkung 6 bis 14 Grad, Frühwerte minus 2 bis plus 5 Grad.
Die Wetteraussichten für morgen Sonntag.
Im Osten einige sonnige Abschnitte, sonst wechselnde, häufig auch starke Bewölkung und weitere Regen- oder Schneeschauer.
Im Westen örtlich auch Gewitter.
Kühl.
Winde aus West bis Nord.
Tageshöchsttemperaturen 7 bis 14 Grad.
Die Vorschau auf übermorgen Montag.
Weiterhin unbeständig und kühl.
Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
Wien, heiter, 12°, Südostwind 10 km in der Stunde.
Eisenstadt, heiter, 11°, Ostwind 10 km.
Linz, heiter, 11°, Ost 5.
Salzburg, stark bewölkt, 5°, Nordwest 25 km.
Innsbruck, bedeckt, 7°, Wind still.
Bregenz, bedeckt, leichter Regen, 4°, Süd 3.
Graz heiter 9 Grad Windstill und Klagenfurt heiter 9 Grad Ostwind, 5 Kilometer in der Stunde.
Das war der Meldungsteil mit der Wetterübersicht im Mittagsjournal.
12 Uhr und 11 Minuten ist es, wir fangen mit der Auslandsberichterstattung an.
Morgen geht auf der Halbinsel Sinai also die offizielle Übergabe des restlichen von den Israelis gehaltenen Teils der Halbinsel an die Ägypter über die Bühne.
Über diesen östlichen Streifen des Sinai hat es ein langes Tauzin gegeben.
Von den Camp David Verhandlungen angefangen bis ganz zuletzt zu den Verhandlungen mit den israelischen Siedlern auf dem Sinai, die ja ihre Dörfer nicht und nicht räumen wollten.
Gestern gab es dazu den letzten dramatischen Akt.
Zuletzt wurden die Siedler der Stadt Jamid gewaltsam evakuiert.
Ein angedrohter Massenselbstmord blieb glücklicherweise aus.
Die Häuser aber wurden dem Erdboden gleichgemacht.
Bei Einholen der israelischen Fahne auf der Marinebasis Sharm el-Sheikh gab es herzzerreißende Szenen unter den Soldaten, als die Armee offiziell Abschied von der Süd-Sinai-Region nahm.
Von anderen Regionen, vor allem den Touristensiedlungen,
haben die Ägypter eigentlich schon vor Tagen Besitz ergriffen.
Die Israelis haben die Einrichtungen voll und ganz den Ägyptern verkauft, die seit Tagen schon Material hinschaffen.
Viele Ägypter sind bereits inoffiziell in die ehemaligen israelischen Häuser eingezogen.
Vor der morgigen Übergabe des Sinai an die Ägypter verstärkt sich aber in Israel selbst jetzt eine Diskussion, die so etwas nach den Friedenschancen fragt, ob die eigentlich größer geworden sind.
In Israel könnten nämlich die Zweifler Oberwachsorg bekommen, auch in der Frage der Palästinenser Autonomie.
Sogar der Sozialist Rabin hat gestern in einem ORF-Exklusivinterview gemeint, man solle das Westjordanland und den Gazastreifen ja nicht ganz aufgeben.
Eine Diskussion, die in den kommenden Monaten noch sicherlich für genügend Zündstoff sorgen wird.
Ob die Israelis bis dahin wenigstens die Zweifel an der jetzigen Sine-Ö-Lösung beseitigen, das bleibt nach wie vor offen.
Aber hören Sie, Brigitte Fuchs.
Morgen Mitternacht ist es soweit.
Israel wird auch den letzten Teil der Sinei-Halbinsel zurückgeben, die es vor fast 15 Jahren im Sechstagekrieg erobert hatte.
Ägypten wird sein Gebiet östlich des Suezkanals zurückgehalten.
Zum dritten Mal seit der Gründung des Staates Israel übrigens.
Denn schon nach den Kriegen von 1948 und 1956 hatte Tel Aviv den Sinei unter massivem internationalen Druck wieder an Kairo zurückgegeben.
Diesmal liegen die Dinge aber anders.
Erstmals nämlich nach mehr als 30 Jahren Feindschaft haben Ägypter und Israelis einen Friedensvertrag abgeschlossen.
Einen Friedensvertrag, der, wenn man seinen Unterzeichnern glauben darf, für ewige Zeiten halten soll.
Die Vorgeschichte dieses Friedens ist bekannt.
Seit dem sensationellen Sadat-Besuch in Israel vor nahezu fünf Jahren versuchten Ägypter und Israelis mit gewichtiger Schützenhilfe der Amerikaner und gegen den massiven Widerstand der arabischen Welt zu einer für beide Seiten akzeptablen Lösung zu kommen.
Nicht immer während der langen und zähen Verhandlungen schien ein Kompromiss möglich.
Oft genug schienen die beiderseitigen Standpunkte so weit voneinander entfernt zu sein, dass ein Abbruch der Verhandlungen niemanden überrascht hätte.
Trotzdem gelang es dem damaligen amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter, den Ägypter Sadat und den Israeli Begin am Verhandlungstisch von Camp David zu halten und am 26.
März 1979 wurde der historische Friedensvertrag unterzeichnet.
Sadat und Begin bekamen dafür gemeinsam den Friedensnobelpreis.
Sadat musste den Frieden mit dem israelischen Erzfeind zuerst mit der totalen Isolierung in der arabischen Welt und letztlich mit dem Leben bezahlen.
Eine Handvoll fanatischer Islamisten ließen ihn die Vollendung seines Lebenswerks nicht mehr erleben.
Auch seine Mörder erlebten die Erfüllung des für sie so schmachvollen Vertrags mit dem Feind nicht mehr.
Sie wurden vor wenigen Tagen hingerichtet.
Trotz aller Befürchtungen in Tel Aviv und Washington blieb auch der neue ägyptische Präsident Hosni Mubarak auf der Linie von Camp David.
Der Frieden mit Israel, so sagte er wiederholt, bleibe auch weiterhin ein fixer Bestandteil der ägyptischen Politik.
Die rund 100.000 ägyptischen Toten in vier Nahostkriegen seien genug.
Damit die Sinai-Halbinsel in Zukunft eine Zone des Friedens wird und bleibt und auch das israelische Bedürfnis für Sicherheit erfüllt wird, soll das Gebiet eine weitgehend entmilitarisierte Zone bleiben.
Als zusätzliche Friedensgaranten werden ab Morgen Mitternacht fast 2.600 Soldaten aus zehn Ländern unter dem Kommando des Norwegers Frederik Bolhansen die Grenzen zwischen Ägypten und Israel sichern.
Ihr Beobachtungsgebiet erstreckt sich auf einen 600 Kilometer langen und bis zu 40 Kilometer breiten Streifen der 61.000 Quadratkilometer großen Halbinsel.
Auch durch verstärkte Kontakte zwischen der Bevölkerung Ägyptens und den Israelis soll der Frieden in Zukunft gesichert bleiben.
Bisher ist nämlich die Normalisierung der Beziehungen auf diesem Gebiet zumindest hinter den israelischen Erwartungen deutlich zurückgeblieben.
Seit dem Friedensschluss reisten etwa 50.000 israelische Touristen nach Ägypten, aber nur 2.000 Ägypter kamen nach Israel, und bei ihnen handelte es sich zumeist um offizielle Gäste.
Auch der Handel zwischen Kairo und Tel Aviv entwickelte sich keinesfalls in dem Ausmaß, das erhofft worden war.
Für Israel ist daher die endgültige Rückgabe des Sinei morgen Mitternacht gewissermaßen eine Vorleistung auf künftige Friedensbemühungen auch von Seiten Ägyptens.
Denn während Kairo mit der Sicherung seiner Ostfront alle seine Bemühungen auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und die Aussöhnung mit den arabischen Brüdern konzentrieren kann, liegt Israel nach wie vor mit den meisten seiner Nachbarn in Fede.
Und für die brennenden Probleme Westjordanland und Südlibanon zeichnet sich nach wie vor keine Lösung ab.
Morgen um 10 Uhr Vormittag soll der letzte israelische Soldat die Halbinsel Sinai verlassen haben.
Zum Mittag werden dann die Gouverneure von Nord- und Südsinai in Rafah und Sharm el-Sheikh die ägyptische Flagge aufziehen.
Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak nimmt an diesen Zeremonien allerdings nicht teil, wird heute gemeldet.
Am Dienstag dieser Woche wurde in Hannover die größte Industrieschau der Welt eröffnet.
Man sagt, das ist die Messe der Messen, wie sie sich auch selbst da nicht gerade bescheiden bezeichnet.
Sie lockt Jahr für Jahr allerdings mehr Prominenz aus Wirtschaft und Politik an und so hielt ja auch beispielsweise Bundeskanzler Kreisky eine viel beachtete Eröffnungsrede.
Die Dimensionen dieser Veranstaltung, die noch bis zum kommenden Mittwoch geöffnet ist, die sprengen ja tatsächlich das Vorstellungsvermögen.
Die rund 5.600 Aussteller und die etwa 500.000 Besucher, die verwandeln den ja an sich eher kleinen Ort Hannover zur Messezeit in einen wahren Häckselkessel mit praktisch ständigem Verkehrsstillstand.
86 österreichische Firmen und die Bundeswirtschaftskammer präsentieren die österreichische Wirtschaft in Hannover.
Helmut Gezander war bei dieser Messe dabei und fasst nun seine Eindrücke zusammen.
Am Rand der Lüneburger Heide liegt ein rund ein Quadratkilometer großes Grundstück, wo vom größten Kran der Welt bis zum kleinsten Mikrokopierer der Welt in endlosen mehrstöckigen Hallen und in einem unüberschaubaren Freigelände der Stand der Technik präsentiert wird.
Das Motto dieser Monsterschau bringt der österreichische Handelsdelegierte in der Bundesrepublik Deutschland Dr. Rupert Roth auf den kurzen Satz.
der kann etwas.
Und so zählt auch jedes der 86 österreichischen Unternehmen zur Spitze der österreichischen Industrie oder des Gewerbes.
Die Palette der österreichischen Aussteller reicht vom kleinen Lustererzeuger mit der Spezialität gegossener Stilbeleuchtung bis zum größten österreichischen Unternehmen, der Voest Alpine AG, deren Generaldirektor Herbert Abfalter zur Bedeutung der Hannover Messe sagt.
Das ist wirklich der Barometer.
Denn wenn man hier überhaupt im Westen Europas hat, spürt, was tut sich, kann man das, was sich hier an Optimismus, Pessimismus zeigt, umsetzen, kann man das in jenes Wagen oder nicht.
Und zu diesem Barometer vielleicht ein kurzer Satz, eher optimistisch und hoffnungsvoll.
Die direkten Geschäfte stehen nun nicht so sehr im Vordergrund.
Hannover ist in erster Linie ein internationaler Treffpunkt, wo die Weichen für spätere Geschäfte gestellt werden.
Natürlich bestätigen Ausnahmen diese Regel und diese Ausnahmen betreffen dann zumeist wieder nicht die Fachbesucher aus der Bundesrepublik Deutschland, sondern aus anderen Staaten.
So kann es dann kommen, dass ein österreichischer Hersteller von Schnitt- und Stanzwerkzeugen mit einem südafrikanischen Interessenten ins Geschäft kommt, um nur ein Beispiel zu nennen.
Angesichts des ungeheuren Angebots auf der Messe fällt es schwer, wirkliche Schwerpunkte zu nennen.
Zweifellos sind aber zwei solche vorhanden.
Unübersehbar ist einmal das Angebot zum Energiesparen.
Sozusagen an jeder zweiten Ecke steht eine Wärmepumpe, zig Anbieter stellen ihre Solarkollektoren aus und als neues System in diesem Bereich wird ein Verfahren zur Nutzung der Erdwärme vorgestellt, das mit bis zu 40 Meter langen Stahlsonden arbeitet.
Nach Angaben des in Österreich noch nicht vertretenen Herstellers soll das Sondenprinzip kostengünstiger und einfacher sein als die bisher verwendeten eingegrabenen Rohrschlangen zur Nutzung der Erdwärme.
Zum Bereich der Alternative Energie gehört auch eine österreichische Erfindung, für die bereits vier Patente angemeldet sind.
Es handelt sich dabei um einen von dem österreichischen Siemens-Ingenieur Bibel entwickelten Windgenerator, der folgende Vorteile hat.
Das System zeichnet sich durch extrem einfache Mechanik aus und benötigt fast keine Wartung.
Es muss lediglich nach einigen Jahren die Lager des Drehgestelles und des Generators neu gefettet werden.
Weitere Wartungsarbeiten sind nicht erforderlich bei Systemen mit
Der üblichen Technik mit mechanisch verstellten Blattwinkeln ist eine wesentlich häufigere Wartung der mechanischen Verstelleinrichtung notwendig.
Der extrem einfache Aufbau und eine relativ unkomplizierte elektronische Steuerung sollen auch einen günstigen Preis dieses Windkraftwerks ermöglichen.
Die Vorziege dieses Modells sollen übrigens bei einem Besuch von Wissenschaftsministerin Hertha Firnberg am kommenden Montag gewürdigt werden.
Der zweite Schwerpunkt der Hannover Messe heißt Elektronik.
Elektronik in Haushaltsgeräten, Elektronik im Büro, Elektronik in den Werkzeugmaschinen, Elektronik einfach überall, ist man hier versucht zu sagen.
Rolf Günther, Siemens-Direktor im Bereich Datentechnik, erläutert als jüngste Trends
Das ganze Interesse an Innovation konzentriert sich auf den sogenannten Dialogbereich zwischen dem nicht auf EDV spezialisierten Anwender, einem ganz normalen Angestellten, einer ganz normalen Führungskraft in einem Unternehmen und dem Computer.
Also es geht um die Schnittstelle Mensch-Maschine.
Normalerweise haben wir bis jetzt immer Tastatur zur Eingabe von Texten und Daten und zur Visualisierung des eingegebenen Bildschirms.
Das sind die beiden Elemente des Dialogs zwischen Mensch und Maschine.
Für die Vereinfachung des Dialogs zwischen Mensch und Maschine haben nun die Computerhersteller neue Möglichkeiten entwickelt.
Dank besserer Programme und schnellerer Rechner ist die Methode der Spracherkennung mittlerweile weit fortgeschritten.
Lag hier vor einigen Jahren die maximale Unterscheidungsgrenze der Computer bei 10 Wörtern, so ist der Standard mittlerweile bei 300 Wörtern angelangt.
Mit einem Sprachschatz von eben diesen 300 Wörtern kann der Computer nun 300 unterschiedliche Befehle oder Aufgaben entgegennehmen,
mit allen sich nur vorstellbaren daraus ergebenden Möglichkeiten, sei es beispielsweise als dritte Hand beim Bedienen von Maschinen oder zur direkten Dateneingabe in den Computer.
Die zweite Neuheit im Zusammenhang mit dem Dialog zwischen Mensch und Maschine war das wohl meistumlagerte Exponat der Hannover Messe, nämlich der flache Bildschirm.
Siemens stellte einen Prototyp dieses flachen Bildschirms vor, der bei einer Bilddiagonale von rund 40 cm inklusive Gehäuse nur mehr 6 cm dick ist.
Vorläufig ist der Einsatz dieses Bildschirms wegen der absoluten Flimmerfreiheit des Bildes für Datensichtgeräte geplant, woher das ständige Betrachten des Bildes sonst die Augen rasch ermüden lässt.
Die Qualität des Bildes ermöglicht aber auch durchaus den Einsatz in einem normalen Farbfernseher, wo man dann eben den Schirm an die Wand hängen kann.
Der Preis des flachen Bildschirms ist noch nicht fixiert.
Die Markteinführung ist für die zweite Hälfte der 80er Jahre geplant.
Das alles gibt es also an technischen Neuheiten auf der wichtigsten Messe der Welt.
In Hannover, Helmut Klezander war dort.
In sieben Minuten ist es halb eins und wir werfen im Mittagsschanal einen Blick in die Zeitungsspalten der heutigen Tageszeitungen.
Erich Eichinger hat die Kommentare heute Vormittag durchgelesen, hier einige Auszüge.
Ganz unterschiedlichen Themen sind heute die wenigen innenpolitischen Kommentare in den österreichischen Tageszeitungen gewidmet.
Im neuen Volksblatt der ÖVP stellt Martin Stieglmeier die Frage, ob im Lichte der WBO-Affäre der burgenländische ÖVP-Obmann, Landeshauptmann-Stellvertreter Sauerzopf, bleiben oder zurücktreten solle.
Wäre es nicht besser, Sauerzopf nur dann fallen zu lassen, wenn echte Beweise gegen ihn auftauchen?
Oder offen zu sagen, diesen Mann wolle man nicht, weil er vermutlich die Landtagswahlen im Herbst verlieren werde?
Dann aber müsste man auch sagen, wer an seiner Stelle mehr Stimmen gewinnen würde.
Zu behaupten, dies würde Dr. Grochotolski gelingen, hieße dem eventuellen neuen Mann im Burgenland keinen guten Dienst erweisen.
Man sollte sich aber auch immer die verheerende Wirkung vor Augen führen, die dieses Läuferopfer politisch haben muss.
Sicher muss sich eine Partei selbst reinigen und wenn Sauerzopf schuldig ist, soll er gehen.
Aber nicht nur dann.
Es gibt auch politische Schuld.
Ob diese bei Sauerzopf so klar auf der Hand liegt, ist fraglich.
Nun jenen Mann zu opfern, der als erster im WBU-Skandal Konsequenzen zog, könnte Politiker künftig davon abhalten, bei Skandalen die Initiative zu ergreifen.
In den oberösterreichischen Nachrichten beschäftigt sich Karl Danninger mit dem Autobahnprogramm von Bautenminister Sekanina.
Speziell mit dem Wunsch Sekaninas, die EG-Staaten sollten bei der Pyren Autobahn mitfinanzieren.
Der Bautenminister hat den EG-Staaten mit einem Nachtfahrverbot gedroht.
Geld her oder eure Autos stehen die halbe Zeit, lauten die Alternativen, die Sekanina ein paar Tage vor den Verhandlungen angeboten hat.
Doch Sekhanina hat da in fremden Gärten Blumen geholt, um sich zu schmücken.
Denn seine Kompetenzen reichen gar nicht so weit, dass er ein Nachtfahrverbot verhängen könnte.
Dafür ist Verkehrsminister Lausecker zuständig.
Doch der hält nichts davon, wie er in öffentlichen Veranstaltungen bereits kundgetan hat.
Dem Bautenminister bleiben mehrere Möglichkeiten offen.
Er kann beispielsweise Lausäcker auf seine Linie bringen.
Aber eines kann er auf gar keinen Fall.
Erfolglos aus den EG-Verhandlungen herauskommen.
Denn dann wäre sein Image besiegelt, nur Luft von sich zu geben.
Im Falle Konferenzzentrum haben sich seine starken Worte ja schon einmal als Luft erwiesen.
Die kommunistische Volksstimme kommentiert die bevorstehende Übernahme des AKH-Bauers durch die Voest folgendermaßen.
Bisher haben die Umorganisationen der AKP nur Zeit und Geld gekostet, aber keinen Baufortschritt gebracht.
Der Fertigstellungstermin hat sich in den zwei Jahren, in denen die Kreisgeherfindung Kandutsch die Finger im AKH-Spiel hatte, von 1987 auf 1989 verzögert.
Die Föst kann sich auf derartige Spielchen nicht einlassen.
Wenn sie die AKH-Aufgabe nicht meistert, steht ihr Ruf als größtes österreichisches Unternehmen zur Diskussion.
Das war die Inlandspresse-Schau im heutigen Mittagsjournal.
Es ist 12 Uhr und 27 Minuten.
Und nun zu unserer Samstagsserie.
Im Journal zu Gast.
Heute Dr. Manfred Matzka.
Er ist einer jener jungen Linksozialisten, die so etwas wie das Parteigewissen der Sozialistischen Partei Österreich sein wollen.
Manfred Matzka ist 32 Jahre alt und ist Herausgeber der Tribüne, einer Zeitschrift, die sich als Diskussionsforum für linkstehende Sozialisten versteht.
Für die offizielle SPÖ ist aber die Tribüne in letzter Zeit zumindest mehr und mehr zu einem Ärgernis geworden.
Ihre ständige Kritik an der Parteilinie, danach noch persönliche Angriffe gegen sozialistische Spitzenpolitiker, etwa Präsident Peña, und schließlich die alte traumatische Furcht der SPÖ vor Fraktionierungen, also Abspaltungen, das alles zusammenführte schließlich dazu, dass der SPÖ-Vorstand einen Beschluss gegen die Tribüne fasste.
In diesem Beschluss heißt es, die Zeitschrift wolle das Ansehen der SPÖ nicht fördern, sondern die Politik der SPÖ bekämpfen und sei daher kein Organ der Sozialisten.
Die jungen Parteilinken schlugen aber mit weiteren kritischen Artikeln zurück und Tribüne-Herausgeber Manfred Matzger brachte sogar eine presserechtliche Entgegnung.
gegen die AZ, gegen die Arbeiterzeitung, das Zentralorgan der SPÖ, ein.
Was Sozialisten der AZ noch nie angetan haben, wie AZ-Chefredakteur Manfred Scheuch prompt vermerkte.
Rudolf Nagilla sprach für die folgende Serie mit Manfred Matzka.
Herr Dr. Matzka, in der letzten Nummer der Tribüne, da gibt es einen Artikel über den Zustand der SPÖ.
Da lauten die ersten Sätze folgendermaßen.
Es wird kälter, Überschrift, und dann heißt es,
Es ist der Zug der Lemminge.
Bestimmende Teile unserer Parteiführung gehen sehenden Auges ins politische Meer.
Sie wollen die SPÖ konsequent von den neuen sozialen Bewegungen abkoppeln, die die politisch aktiven Teile der Jugend nun auch in Österreich erfassten.
Was wollen Sie damit sagen?
Ich glaube, dass wir jetzt gerade in Österreich vor einer Situation stehen, wo sich junge Menschen, vor allen Dingen junge Menschen, aber nicht nur junge, sehr massiv interessieren und artikulieren zu gesellschaftlichen Themen.
Die beiden großen Themen, ein drittes wird noch anzuhängen sein, die beiden großen Themen sind im Augenblick die Friedensbewegung,
und ist ohne Zweifel die Ökologiebewegung.
Inwieweit hier die Frauenbewegung auch noch eine Rolle spielt, das können wir zurückstellen.
Ich glaube, dass es so ist.
Und hier kann nun eine sozialdemokratische Partei, wie die SPÖ eine ist, zwei Wege einschlagen.
Sie kann versuchen, einen sehr ernsthaften Dialog mit diesen Strömungen einzugehen.
Das bedeutet nicht, dass man sich völlig anpasst.
Das bedeutet aber auch nicht, dass man versucht, diese Strömungen zu integrieren und so lange zu umarmen, bis sie tot sind.
Sondern das bedeutet eine echte, ehrliche, aufrechte Partnerschaft.
Die SPD ist, glaube ich, den anderen Weg gegangen, sich zu distanzieren von diesen Bewegungen und hat damit sehr viel verloren an Rückhalt in der Bevölkerung.
Und die SPÖ?
Die SPÖ sollte diesen Weg nicht gehen.
Aber sie tut es offensichtlich auch, wie diesem Artikel zu entnehmen ist.
Da wird von Lemmingen und so weiter, von den Parteichefs, die sind damit gemeint, geredet.
Es gibt sehr gewichtige Stimmen in unserer Partei.
die meinen, man sollte sich hier sehr kritisch gegenüber der Friedensbewegung verhalten.
Sie kennen diese Stimmen, glaube ich, aus den letzten Wochen, das ging ja durch die Medien.
Wer zum Beispiel, um es für die Hörer transparent zu machen?
Es haben sich sehr deutlich gegen die Friedensbewegung ausgesprochen, etwa der Genosse Marsch vor der Bundeskonferenz der jungen Generation in Linz, aber auch die Genossin Offenbeck, die Chefin der sozialistischen Frauen,
Umgekehrt aber, und das gibt zu Hoffnung einen Anlass, haben sich auch Organisationen der Partei sehr deutlich dafür ausgesprochen.
Die Wiener SPÖ wird, glaube ich, am 15.
Mai sehr stark vertreten sein bei der Friedensdemonstration.
Das halte ich für gut.
Das ist ein Weg, für den wir uns eingesetzt haben und wo man einen Erfolg verzeichnen kann aus unserer Sicht.
Das heißt, wenn ich Sie richtig verstehe, die Situation der SPÖ, was die Akzeptanz dieser neuen Bewegungen betrifft, ist irgendwie ein bisschen auf der Kippe zurzeit.
Man weiß nicht recht, wo geht's hin?
Die ist noch nicht fertig ausdiskutiert und das Verhalten ist noch nicht entschieden.
Insgesamt kann man sagen, dass Sie unzufrieden sind mit der Partei, mit der Parteiführung, mit vielen in der Parteiführung oder wie auch immer?
Das kann man schon sagen.
Es gibt viele Dinge, die kritisiert werden sollen.
Wenn es gelingt, aus dieser Kritik zu erreichen, dass die Partei sich die Sache überlegt und anders handelt, noch einmal Beispiel Wien und Friedensbewegung,
dann ist es ja gut.
Wenn es nicht gelingt, naja, dann muss man halt weiter argumentieren in der Partei und versuchen halt doch eine Mehrheit oder eine Akzeptanz für seine eigenen Positionen zu erreichen.
Sie haben in den letzten Wochen, Sie und Ihr Kreis sozusagen, um es jetzt ganz ungenau zu definieren, sehr genau kann man das ja nicht definieren, Sie haben in den letzten Wochen ziemliche Auseinandersetzungen mit der Partei, mit der Parteiführung gehabt.
Es wurde sogar festgestellt, dass die Zeitung, die sie herausgeben, die Tribüne, nicht auf dem Boden des sozialistischen Parteiprogramms steht.
Fühlen Sie sich schlecht behandelt von der Parteiführung, vom Parteivorstand?
Ja, das trifft einen Sozialisten, der jetzt 15 Jahre lang bei der Partei nicht nur dabei ist, sondern auch mitarbeitet, natürlich schon sehr, wenn ihm gesagt wird, man betreibe hier parteifeindliche Aktivitäten.
Das ist ein sehr ernster Vorwurf, mit dem man sich auch sehr ernst auseinanderzusetzen hat.
Das haben wir auch getan.
Ich glaube,
Ganz emotionslos gesagt, der Parteivorstand irrt sich bei seiner Einschätzung der Tribüne und bei seiner Einschätzung der Genossinnen und Genossen, die hier mitarbeiten.
Die wollen der Partei nicht schaden.
Die haben nur eine andere Vorstellung davon, was der SPÖ in Österreich nützt.
Sind Sie eingeschüchtert?
Ich bin nicht eingeschüchtert.
Ihre Kollegen natürlich auch.
Die sind auch nicht eingeschüchtert, denn man eignet sich eine ziemliche Praxis an nach 15-jähriger Parteimitgliedschaft.
Überspitzt gesagt könnte man jetzt die Frage stellen, wer steht jetzt eigentlich auf dem Boden des Parteiprogramms, der Parteivorstand oder Sie?
Streng genommen kann einer der beiden nicht auf dem Boden des Parteiprogramms stehen, jedenfalls nicht so wie der andere, nicht in derselben Intensität.
Wie schaut das als Übersicht aus?
Weil das Parteiprogramm breit ist, haben viele drauf Platz.
Ich bin schon überzeugt davon, dass wir sehr, sehr fest auf dem Boden des Parteiprogramms, unserer sozialistischen Ziele stehen.
Fester als der Parteivorstand?
Es wird schon Fragen geben, wo der Parteivorstand
schwieriger oder es schwerer haben wird, das, was er vertritt, mit dem, was im Parteiprogramm steht, zu koordinieren.
Wenn zum Beispiel im Parteiprogramm steht, die Sozialisten treten ein für den Frieden und für die Abrüstung, immer, überall, dann ist es sicherlich gar nicht so leicht, zu argumentieren, warum man für eine österreichische Rüstungsindustrie ist.
Es lässt sich schon argumentieren, aber leicht ist es nicht.
Und es lässt sich sicher auch schwerer argumentieren, warum man nicht mitmacht bei einer breiten Friedensbewegung.
Da lässt es sich eher leichter argumentieren, warum man schon mitmacht.
Der Bundeskanzler hat vor kurzem festgestellt, dass die jungen Linksozialisten innerhalb der SPÖ, dass denen eigentlich die KPI, also die Kommunistische Partei Italiens, besser gefällt als die SPÖ.
Das heißt, er hat sie in die Nähe der KPI gestellt und ein bisschen weg von der SPÖ.
Das hat uns auch ein bisschen getroffen.
Und wenn man diesem Vorwurf ernsthaft nachgeht, dann stellt sich heraus, das ist kein Vorwurf.
Wir haben keine Veranlassung zu leugnen, dass viele Dinge, die etwa Antonio Gramsci, prominente KPD-Rätiger, vertritt,
uns sehr gut gefallen.
Aber, da muss man was dazu sagen, was sich in Gramschis Büchern findet, findet sich auch bei Otto Bauer.
Hier haben zur gleichen Zeit, 1930 etwa und ein bisschen davor, zwei Theoretiker der Arbeiterbewegung viele parallele Ideen gehabt.
Ich glaube, dass Bauer und Gramsci, das müssen wir mal wissenschaftlich untersuchen, im großen Ganzen auf derselben politischen Linie liegen.
Was glauben Sie, wie Otto Bauer in dieser Situation mit Ihnen, verzeihen Sie den Ausdruck, umgesprungen wäre?
Glauben Sie, er wäre toleranter gewesen als Bruno Kreisky?
Otto Bauer hätte sicher auch die Einheit der Partei sehr stark beschworen.
Das ist keine Frage.
Ich glaube aber, dass man bei Otterbauer nachlesen kann, in vielen seiner Bücher, dass er den Linken in der Partei, den Marxisten in der Partei, immer eine sehr, sehr wichtige Rolle eingereimt hat.
Auch wenn er das in seiner Praxis mitunter nicht getan hat, hat er im Nachhinein sehr oft diese Praxis als nicht die richtige hingestellt.
Wäre Ihnen eine hypothetische Frage, wäre Ihnen lieber als Geiske in der Situation, ich meine jetzt nicht als Bundeskanzler, sondern als Parteichef,
Das ist eine hypothetische Frage, die man so nicht beantworten kann.
Ich glaube, dass das, was Kreisky auszeichnet und was es auch für die Linken in der Partei positiv erscheinen lässt, dass es Kreisky gibt, ist der Umstand, dass für Kreisky Otto Bauer durchaus ein, wenn Sie so wollen, sozialistisches Über-Ich darstellt.
Das ist das Positive an seiner Funktion in der Partei.
Das macht auch seine Stärke aus.
Und ich glaube, wenn man ihn selber fragt, bekennt er sich auch dazu, sowas wie ein Otto Bauer sein zu wollen.
Er ist, glaube ich, auch der Einzige, der heute in der SPÖ diese Rolle annähernd, annähernd repräsentieren kann.
Das heißt, nach ihm wird es ein bisschen trüb?
Nach ihm gibt es niemanden, der so persönlich diese Rolle des alten, gestandenen Sozialisten, der auch persönlich gelitten hat, verkörpert.
Aber es wird gleichzeitig mit ihm, nach ihm, hoffentlich wird diese Zeit erst sehr spät sein,
Sehr viele in der Partei, die sich heute mehr denn je ernsthaft mit dem Austro-Marxismus auseinandersetzen.
Und die glauben, das ist eine Theorie, die interessant ist für die Menschen und die auch heute was bringen kann.
Der Rekurs auf die eigene Vergangenheit ist etwas, was der SPÖ in diesem Punkt zweifellos sehr gut tun kann.
Herr Dr. Matzka, ich gehe jetzt weg von der SPÖ und ich gehe jetzt zu Österreich insgesamt sozusagen, zu unserem
politischen System, zu unserem Gesellschaftssystem, dass er von Ihnen auch immer wieder, das weiß ich nicht, in Teil oder insgesamt kritisiert wird.
Könnten Sie da Ihre Kritik an dem, was wir in Österreich haben, auf den Punkt bringen?
Wir haben in Österreich eine sehr merkwürdige Form des Kapitalismus.
der sich wie jeder andere Kapitalismus dadurch auszeichnet, dass immer noch das Interesse an der Realisierung von Profit, von Unternehmensgewinn, die Arbeitssituation und die gesellschaftlichen Verhältnisse prägt.
Merkwürdig ist dieser Kapitalismus deshalb, weil auf der einen Seite
sehr viele sozialistische Elemente enthält, wie etwa die breite verstaatlichte Industrie, aber auf der anderen Seite gerade diese Dinge, verstaatlichte Industrie und Sozialpartnerschaft, überhaupt nicht in sozialistischem Sinne genutzt werden, sondern agieren, etwa die Unternehmen der Verstaatlichten, wie private Konzerne und agieren, wie etwa die Sozialpartnerschaft, in undemokratischer und nicht transparenter Weise.
Es gibt das Wort vom Grundkonsens.
Das heißt, man ist beim Grundkonsens dabei, wenn man im Großen und Ganzen mit dem, was ist, sicher auch mit Entwicklungsmöglichkeiten einverstanden ist, wenn man die Gesellschaftsordnung nicht völlig verändern will.
Sind Sie in diesem Sinne Teil dieses österreichischen Grundkonsenses?
Nein, denn das, was hier als Grundkonsens in Österreich bezeichnet wird, bezeichnen Otto Bauer und wenn Sie so wollen auch Gramsci als bürgerliche Hegemonie.
Jene Ansichten, die sich in der Gesellschaft durchgesetzt haben und nach denen man sich hier ausrichtet.
Und die große Gefahr, die wir sehen, ist, dass sich auch die SPÖ an diese bürgerliche Hegemonie anpasst.
Das sollte vermieden werden.
Ich habe in der Vorbereitung auf das Interview einen Aufsatz von Ihnen gelesen über ein juridisches Thema, Rechtsthema Rechtsreformen.
Das ist Ihr spezifisches berufliches Metier.
Und da heißt ein Kapitel Eindämmung des Polizeistaates, des österreichischen nämlich.
Da erschrickt man fast ein bisschen.
Das heißt, Sie sind der Meinung, Österreich ist ein Polizeistaat.
In dem spezifischen Zusammenhang lässt sich das auch begründen.
Es ist in vielen anderen Ländern viel schwerer, Leute einzusperren, als es in Österreich ist.
Die Polizei hat bei uns zu viel Macht.
Die Polizei hat bei uns keine gesetzlichen Bindungen und das steht auch im Parteiprogramm drin, dass man hier was tun sollte.
Ich glaube, dass auch der Innenminister hier ein gewisses Interesse hat, unser konkreter jetziger Innenminister, der Genosse Lanz, hier Dinge zu tun.
Das ist offenbar nicht sehr leicht, weil hier der Apparat einer großen Institution wie der der Polizei natürlich eigene Interessen hat.
Die Polizei ist ein ziemliches Feindbild von Ihnen, von den jungen Linkssozialisten.
Ich habe da eine Broschüre der jungen Generation der SPÖ Wien zum Thema Rechtshilfe für den politischen Alltag.
Die Hälfte ungefähr befasst sich mit der Polizei und wie man sich ihr gegenüber wehren kann.
Da gibt es auch Karikaturen drinnen, in denen die Polizisten als Schläger dargestellt werden und so.
Also gut kommen die nicht weg, die Polizisten.
Die Polizei ist sicher kein Fanbild von mir persönlich, auch nicht von den Linken.
Ganz im Gegenteil, man muss sagen, dass gerade bei der Wiener Polizei es sehr viele fortschrittliche Leute auch gibt.
Nur natürlich haben Menschen, die politisch aktiv sind, immer wieder mit der Polizei unangenehme Erfahrungen.
Denken Sie nur dran, heute und morgen und übermorgen wird plakatiert für die Friedensdemonstration.
Ja, wo soll man plakatieren?
Man kann sich ja keine großen teuren Werbeplakate leisten.
Es wird wild plakatiert.
Wild plakatieren führt dazu, dass einem die Polizei nachfährt und dann Geldstrafen verhängt oder kurzfristig einsperrt und sonstige Dinge.
Oder ich brauche ja nicht, ich sammle selber Zeitungsausschnitte über
Aktionen und Aktivitäten der Polizei.
Ich brauche ja, glaube ich, das nicht im Einzelnen belegen, dass es immer wieder Fälle gibt, nicht nur der Herr Mihawitz in Vorarlberg, der sehr lange eingesperrt war, sondern auch kleinere Übergriffe, wo offensichtlich die Polizei in einer Art und Weise mit Menschen verfährt, wie man in einem so weit entwickelten demokratischen Rechtsstaat wie in Österreich nicht verfahren sollte.
Herr Dr. Matzger, wie sollte Österreich im Jahr 2000 aussehen Ihrer Ansicht nach?
Österreich sollte im Jahr 2000 mehr an sozialistischen Strukturen aufweisen.
Das bedeutet für mich sehr viel mehr Demokratie an der Basis.
Machen wir es konkret, mit Beispielen geht es immer viel besser.
Es sollte im Jahr 2000 in Wien in jedem Bezirk viele Grätzl geben, wo in jedem ein Grätzlerat besteht und die entscheiden selber, wie die Grünanlagen in ihrem Bereich ausschauen.
wie sie sich ihre Umwelt gestalten.
Es sollte eine Mitbestimmung geben in den Betrieben, die mindestens das gleiche Recht den Vertretern der Arbeit zubilligt wie den Vertretern des Kapitals.
Es sollte aber in der verstaatlichten Industrie so sein, dass hier echte Selbstverwaltung unter Einschluss der Produzenten und Konsumenten besteht.
Das wären einige Beispiele.
Und im persönlichen Lebensbereich der Menschen, Familie und so, fällt Ihnen da was ein?
Es fällt mir auch einiges ein, da sollte der Druck der Arbeitssituation geringer sein auf das Leben des Einzelnen.
Es wäre schön, wenn man um zwei Uhr nachmittags aufhören könnte zu arbeiten, wenn man nicht gezwungen wäre in Kolonnen hinauszufahren aufs Land, sondern weil man halt nur 35 Stunden oder weniger arbeitet und das möglichst gleichmäßig über die Woche aufgeteilt.
Privatleben und Hobby, politisches Leben,
und Kultur als Einheit für sein eigenes Leben integrieren kann.
Wie leben Sie persönlich?
Ich versuche persönlich diese Vorstellungen in die Praxis umzusetzen, so schwer das halt auch immer ist.
Es ist eigentlich verwunderlich, dass man einen jungen Linksozialisten als juristischen Beamten in einem Ministerium, kann man sagen, also im Bundeskanzleramt, wiederfindet.
Das ist gar nicht verwunderlich, denn auch Sozialisten sind imstande, die Rechtsordnung zu lernen.
Das ist ein Beruf wie jeder andere und ich bin froh darüber, dass ich den Beruf habe, denn auf eigenen Beinen zu stehen, ist auch für einen Sozialisten und gerade für einen kritischen Sozialisten sehr notwendig.
Das stärkt das Rückgrat.
Sie sind der Meinung, das österreichische Recht ist aber vielfach jedenfalls ein Instrument für die bürgerliche Hegemonie, wie Sie sagen.
Trotzdem müssen Sie dieses Recht möglichst objektiv anwenden.
Wenn Sie Gutachten in Ihrem Beruf machen, gibt es da manchmal persönliche Spannungsverhältnisse bei Ihnen dann?
Die gibt's selten, denn das eine ist, die Rechtsordnung, wie sie besteht, auszulegen.
Das muss man erlernen, das ist eine Arbeit, ein Handwerk wie jedes andere.
Da haben Sie einen Spielraum, auch bei der Auslegung, das hat jeder Jurist.
Versuchen Sie da auch im Sinne Ihrer Ideen zu wirken?
Selbstverständlich bringt jeder, der auslegt, seine eigenen Vorstellungen ein.
Und wer meint, das könnte man auch anders machen, ohne sich selber einzubringen, der irrt sich.
Diese Art von Positivismus ist eine falsche Auffassung von der Tätigkeit des Juristen.
Dann gibt es auf der anderen Seite die Möglichkeit für Änderungen des Rechts einzutreten.
Das kann jemand, der Sachverstand hat, durchaus besser machen als jemand, der sich nicht auskennt.
In dem Bereich gibt es keine Restriktionen.
Wie sind Sie zum Sozialismus gekommen?
Sie kommen aus Niederösterreich, Ihr Vater war Volksschuldirektor.
War das eine sozialistische Familie?
Nein, das war es nicht.
Im Gegenteil, eine bürgerliche?
wie alle Familien im Waldviertel halt so sich politisch orientieren.
Politik spielt am Dorf mit 47 Häusern keine große Rolle.
Ich bin persönlich zum Sozialismus gekommen durch persönliche Kontakte, durch eine sehr gute Gruppe, die auch heute noch sehr gut zusammenhält.
Das sind die, wenn Sie so wollen, 30-jährigen, Anführungszeichen, jungen, Anführungszeichen,
Linken in der Partei, die heute in den verschiedensten Funktionen tätig sind.
Wir kennen uns persönlich sehr gut und sehr lange.
Danke für das Gespräch.
Das war Manfred Matzka, einer der jungen österreichischen Linksozialisten im Journal.
Zu Gastgesprächsführer war Rudolf Nagilla.
Eine Minute nach drei Viertel eins ist es nun.
Ein Wahlgang besonderer Art findet an diesem Wochenende in den Bundesländern Wien, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark und auch in Teilen von Tirol und Niederösterreich statt.
Unter Wahlgang stellt man sich etwas Politisches vor, hier geht es aber um die Kirche.
Drei Millionen Katholiken in den Diözesen Wien, Linz, Salzburg und Graz wählen nämlich an diesem Wochenende ihre Pfarrgemeinderäte.
Gewählt wird in rund 1700 Pfarrern.
Wahlberechtigt sind alle Katholiken ab dem 16.
Lebensjahr.
In der Erzdiözese Wien können Eltern für jedes Kind auch eine halbe Stimme zusätzlich abgeben.
Pfarrergemeinderäte, das ist eine junge Einrichtung in der katholischen Kirche.
Ein Ergebnis des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Vor zwölf Jahren hat man mit ersten Experimenten begonnen.
Seit vier Jahren muss jede Pfarre einen Pfarrgemeinderat haben.
Es ist ein Gremium von Laien, das dem Pfarrer beratend und mitverantwortend in allen Fragen der Seelsorge, der Finanzen, der Verwaltung und auch der Organisation zur Seite steht.
Ilse Vögel berichtet.
Vor einer Sowjetisierung der Kirche durch ein Rätesystem haben die einen noch vor zwölf Jahren gewarnt.
Augenauswischerei und Scheindemokratie haben andere befürchtet, die dritten den Aufbruch zu ganz neuen Ufern, den Beginner Basiskirche erhofft.
Inzwischen hat es sich, wie so oft in der Praxis, in der Mitte eingependelt.
Die Pfarren sind von demokratiesüchtig gewordenen Laien nicht auf den Kopf gestellt worden, die Pfarrgemeinderäte haben das System nicht aus den Angeln gehoben und wie in allen Gremien ist das Zusammenraufen nicht immer einfach.
Ein Punkt der Kritik, vor allem der Jungen, im Pfarrgemeinderat hat der Pfarrer letztlich das alleinige Vetorecht.
Kraft seiner Stimme kann er Mehrheitsbeschlüsse unwirksam machen.
Obwohl es allerdings Schiedsgerichte gibt, an die sich die Laien wenden könnten.
Ein junger Pfarrgemeinderat nach vierjähriger Funktionsperiode.
Er scheint demokratisch einfach deshalb, weil der Pfarrer sich letztlich über alles hinwegsetzen kann.
Aber trotzdem sieht er natürlich
welche Pfarrgruppen Anliegen haben, Probleme haben, etwas Bestimmtes tun wollen.
Und wenn der Druck zu stark wird, kann er einfach daran nicht vorbeigehen.
Und auch Horst Ries, Vorsitzender der diözesanen Pfarrgemeinderatsausschüsse, sieht Schönheitsfehler im System, von dem er aber grundsätzlich glaubt, dass es immer besser funktioniert.
Da gibt es zum Beispiel Probleme mit Pfarrern, denen es schwerfällt, die Kompetenz von Laien anzuerkennen.
Da gibt es Laien, die ihre Pfarrer terrorisieren.
Das kann bis zum nervlich bedingten Rückzug führen.
Da gibt es das Problem der nicht adäquaten Vertretung aller sozialen Schichten.
Mittel- und Oberschicht sind breiter vertreten als Arbeiter und Handwerker.
In Pendlerpfarrern zum Beispiel stellt die Minderheit der ansässigen Bauern dem Pfarrgemeinderat, während die Mehrheit der auspendelnden Nebenerwerbsbauern und Arbeiter kaum vertreten ist und damit auch nicht ihre Anliegen und Probleme.
In den Pfarrgemeinderat können auch Mitglieder delegiert oder direkt vom Pfarrer ernannt werden, was unter Umständen natürlich gewisse Möglichkeiten der Mehrheitsbildung erlaubt.
Auch Frauen sind nur zu einem Drittel im Pfarrgemeinderat repräsentiert.
Wiederverheiratete Geschiedene dürfen überhaupt nicht kandidieren.
Und nicht zuletzt gibt es das grundsätzliche Problem, die gesamten Mitglieder einer Pfarre zur Mitarbeit zu motivieren.
Ein Kandidat für den Pfarrgemeinderat sieht das Problem so.
Schwierig wird es sein, die hinterm Ofen hervorzulocken, die immer nur sagen, man müsste.
Ich bin überzeugt, es wird sehr, sehr schwierig sein.
Ich bin überzeugt, dass man mehr Leuten auf die Zehen tritt, als man es ihnen recht macht.
Aber das Ganze wäre ja nie so groß geworden, hätte es nicht Leute mit Optimismus gegeben.
Jugend-, Kinder-, Altenbetreuung, karitative Aufgabengestaltung des Pfarrblattes, des Gottesdienstes, organisatorische Mitverantwortung, Erstellung von Strukturanalysen der Pfarre, Verantwortung für die Vermögensverwaltung, das sind so die wichtigsten Bereiche der Mitarbeit von Pfarrgemeinderäten.
Wobei sich alle Gewählten verpflichten müssen, sich in ihrer Funktionsperiode nicht nur religiös, sondern auch fachlich für ihr Schwerpunktthema im Pfarrgemeinderat weiterbilden zu lassen.
Die Angst vor Inkompetenz der Laien kann dem Pfarrer also weitgehend genommen werden.
Wie sieht das ein alter Pfarrer nun für seinen trockenen Humor bekannt, der nach 40-jähriger Tätigkeit nun einen Pfarrgemeinderat zur Seite hat?
Hat ihm das seine Aufgabe erleichtert?
Das möchte ich nicht unbedingt sagen.
Ich stelle mich aber positiv zum Pfarrgemeinderat, weil ich der Überzeugung bin, dass die Zeit vorüber ist, dass der Pfarrer alles allein tut.
gewissermaßen wie ein Autokrat, dass wir ja nach dem Konzil die Kirche das Volk Gottes nennen, dass wir also alle zusammen helfen müssen.
Was haben Sie gelernt aus den Erfahrungen?
Wo sind Sie zum Beispiel ein bisschen anders geworden?
Waren Sie früher eher, wie man es eben gelernt hat, ein Mann der einsamen Entschlüsse als Pfarrer?
Erst einmal habe ich, mache ich nicht so viele Entschlüsse, aber ich möchte sagen, zwei sind da, schweigen und schlucken.
Und das haben Sie gelernt im Pfarrgemeinderat.
Da steht gerade ein anderes Mitglied des Pfarrgemeinderates.
Würden Sie meinen, Sie sind jetzt schon zwei Perioden lang im Pfarrgemeinderat gewesen, dass sich am Pfarrleben etwas geändert hat durch diese Institution?
Ich glaube schon.
Es ist durch eine gewisse Demokratisierung doch ein Mehr in das Volk hineinkommen entstanden.
Früher hat man gesagt, naja, das hat, weiß ich, der Pfarrer entschlossen oder beschlossen.
Jetzt ist es doch ein größeres demokratisches Publikum.
das hier mitwirkt.
Und natürlich ist das große Problem, dass nur Ideen manchmal gebracht werden und die Durchführung nicht gemacht wird.
Das ist ein Problem.
Aber ich glaube, da hat also unser Pfarrer sehr gut vorgesorgt, indem er gesagt hat, wer also eine Idee hat, die dann für gut befunden wird, der soll bitte auch gefälligst diese Idee zum Durchbruch verhelfen.
Übrigens, wer für einen Pfarrgemeinderat kandidieren will, muss nicht nur 20 Unterstützungsunterschriften bringen, sondern sollte auch nachweisen können, dass er seinen Kirchenbeitrag korrekt bezahlt.
In sieben Minuten ist es 13 Uhr, 1 Uhr Mittag und jetzt gibt's Spektakel im Mittagsschanal.
In Wien steigt derzeit nämlich das fünfte Wiener Stadtfest und das verspricht diesmal unter dem Motto schöne Aussichten, neues großstädtisches Lebensgefühl.
Den ganzen Tag über gibt es in der Wiener Innenstadt auf Bühnen, Plätzen und Höfen ein Non-Stop-Programm mit Popmusik, Jazz, Ernstermusik, Blaskapellen und auch Varietés jeder Menge.
In der Regieanweisung für dieses aus vielen kleinen Einzelaktivitäten zusammengesetzte Monsterprogramm steht, in jeder Ecke muss sich was tun.
Der Veranstalter, die Wiener ÖVP, verweist auch auf eine steigende Besucherzahl.
Wurden beim ersten Stadtfest im Jahre 1978 noch 100.000 Besucher gezählt, so waren es im Vorjahr bereits 200.000.
Der Zuschauer soll sich treiben lassen, da und dort stehen bleiben, schauen und genießen.
So die Absicht der Organisatoren.
Ein Spektakel für viele, Kultur für jedermann.
Generalintendant dieses Szenarios ist der Wiener Vizebürgermeister Erhard Bussegg.
Er bezeichnet dieses Stadtfest als eine Art Überlebenstraining für Wien, für den Fall, dass eines Tages angesichts steigender Energiepreise man es sich nicht mehr leisten wird können, an den Wochenenden die Stadt zu verlassen.
Eine ähnliche Entwicklung wird auch von Nostradamus Anastasius Mostbartel prophezeit.
Er ist übrigens einer der derzeit am Judenplatz stattfindenden Programmpunkte.
Vernehmt die Warnung des Propheten, solange euch Zeit verbleibt zum Beten.
Denn ach, vor meinem seher Blick enthüllt sich grausiges Geschick,
Erste Prophezeiung!
Es reiht sich der Planetenschar in Reih und Glied in diesem Jahr.
Welch große Konstellation!
Ich spür das große Zittern schon.
Weh, Jupiter!
Es geht darum, meint Busseck, dass man auch in der Stadt bleiben kann und nicht unbedingt fortfahren muss, um sich wohlzufühlen.
Die Vision, dass die Großstädte eines Tages kollabieren werden, ist die Triebfeder dieses Programmes.
Nun, für Wien vielleicht ein doch sehr stark überzeichnetes Bild?
Sieht nun Busseck die Zukunft der Bundeshauptstadt zu schwarz, wenn er Wiener als berufstätigen Ghetto, als Eremitage der Massen in der Wiener Luft nur Bleigehalt und Lärm sieht und in ihren Straßen aggressive Kinder und Jugendliche ortet?
Worum es eigentlich geht, ist eine Entwicklung,
eine Gegensteuerung zu bieten, die wir doch sehr deutlich spüren, dass am Wochenende die Menschen die Stadt verlassen, dass sie sich dann wohlfühlen in ihrer Zweitwohnung, aber nicht dort, wo sie eigentlich zu Hause sind, dass sie miteinander keinen Kontakt haben.
Und das alles hat uns zum Wiener Stadtfest gebracht, nämlich Gelegenheiten zu schaffen, damit die Menschen zusammenkommen können.
Nun, die Kosten für diese Mischung aus Kultur, Karneval und Kirtagsatmosphäre stehen für dieses Stadtfest noch nicht fest.
In den vergangenen Jahren lagen sie je nach Engagement zwischen 1 und 1,5 Millionen Schilling.
Bei derartigen Größenordnungen von Parteiveranstaltungen, sei es auch immer welche, liegt der Verdacht nahe, dass es nicht nur darum geht, den Besuchern einen netten Tag zu bereiten.
Steckt hinter diesem Stadtfest auch eine parteipolitische Absicht?
Da haben Sie recht.
Wir wollten ein Kontrastprogramm zum 1.
Mai bieten.
Während die Sozialisten toternst über die Ringstraße marschieren und schreiende Redner auftreten, sind wir der Ansicht, dass es auch Aufgabe einer Partei sein kann, Anlass zu bieten, zusammenzukommen und miteinander sich zu freuen, zu unterhalten, aber auch über die verschiedensten Dinge zu reden.
Und dann gibt es einen sogenannten Speakers Corner, das ist so ein bisschen dem Hyde Park Corner nachgebildet, wo jeder die Möglichkeit hat, an Politiker Anfragen zu stellen und mit ihnen zu diskutieren.
Und letztlich auch dann eine pädagogische Seite.
Wir versuchen, die Kinder darauf aufmerksam zu machen, wie sich eine Stadt entwickelt hat.
Es ist eine Traumreise in die Vergangenheit mit auf dem Programm und zu zeigen, wie Wien gewachsen ist und welche politischen Probleme es auch gegeben hat.
Und wenn am Rand da und dort ein Saurier auftritt, so fürchte ich, ist damit das Konferenzzentrum gemeint.
Nun, den Versuch, sich in die Welt und Argumente der Erwachsenen einfühlen zu können, diesen Versuch bieten Malstaffeleien beim Kinderspektakel am Schulhof.
Für die Großen steht am Nachmittag Programm, Folklore aus Südamerika, jüdische Lieder, Jazz und Boogie.
Auf der Bühne der Illusionen und schwarzen Magie sind ferner Zauberer, Entfesselungskünstler, Feuerschlucker und Bauchredner zu sehen und zu hören.
Und während draußen am Platz am Hof der Hardrock regiert, erklingt nebenan in der Kirche Musik, vom Klassischen bis zum Negro-Spiritual.
Weitere Aktivitäten am Graben, im Haarhof, am Michaelerplatz, Trattnerhof und am Judenplatz.
Ende der letzten Vorstellungen zwischen 19 und 20 Uhr.
Jörg Rummenig war das, viel Hetz beim Startfest und bei uns ernstes Kurzmeldungen.
Großbritannien.
Außenminister Pim ist von seinen jüngsten Gesprächen mit seinem amerikanischen Ressort-Kollegen Haig nach London zurückgekehrt.
Er hat am Vormittag Regierungschefin Thatcher informiert.
Einzelheiten über die neuen Friedensvorschläge wurden nicht bekannt.
Aus offiziellen britischen Kreisen verlautere jedoch, sie seien unbefriedigend.
Unterdessen sind bereits zwei britische Kriegsschiffe in die argentinische Sperrzone um Südgeorgien eingedrungen.
Österreich.
Der Bundesvorsitzende der jungen Generation in der SPÖ, Edlinger, hat die von Klubobmann Fischer vorgeschlagene Verankerung einer sogenannten Menschenrechtsklausel im Gesetz über den Waffenexport begrüßt.
Dies könne aber nur ein erster Schritt in einer Reihe von weiteren konkreten Maßnahmen sein, sagte Edlinger.
Noch vor dem Sommer wird der Entwurf zum Sozialgerichtsgesetz im Nationalrat eingebracht werden.
Dies kündigte Minister Broda vor sozialistischen Funktionären an.
Mit dem neuen Gesetz sollen Verfahren im Arbeitsrecht für die sozial Schwächeren auf eine zeitgemäße Grundlage gestellt werden.
Und zum Abschluss der Meldungen die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
Im Osten sonnig, sonst meist stark bewölkt und wiederholt Regen oder Regenschauer.