Mittagsjournal 1993.01.14

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Marker
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Guten Tag, zum Mittagschanal begrüßt Sie Werner Löw.
    Unsere Themen heute, ein schweres Fernglück vor der Ostseeinsel Rügen, noch steht die Zahl der Todesopfer im eiskalten Wasser nicht fest.
    Analysen zum gestrigen Luftangriff der Golfkriegsalliierten auf den Irak, die serbischen Standpunkte zum Genfer Friedensplan für Jugoslawien und zum dementsprechenden EG-Ultimatum,
    Die politische und wirtschaftliche Lage in der neuen Slowakei, speziell auch die Unsicherheiten mit der geplanten eigenen Währung.
    Dann die laufende Regierungsbildung in Slowenien.
    In Laibach zeichnet sich ein historischer Kompromiss ab, nämlich das Zusammengehen der Reformkommunisten mit den Christdemokraten und ein lokal augenscheinender Ukraine.
    Christian Schüller registriert eine Art Katzenjammer nach der Auflösung der Sowjetunion.
    Aus dem Inland neue Politikerstimmen zum bevorstehenden Ausländervolksbegehren der Freiheitlichen, neue Erkenntnisse über die Behandlung von Atemwegserkrankungen mit Cortison und eine internationale Tagung wichtiger Museumsdirektoren in Wien.
    Erster Programmpunkt, wie immer, der Meldungsüberblick, geschrieben von Hans-Christian Scheidt, gelesen von Wilfried Schirrlbauer.
    Deutschland.
    Ein Fehrunglück vor der Ostseeinsel Rügen hat heute möglicherweise mehr als 50 Menschen Leben gefordert.
    Nach Angaben der Reederei sollen neben Polen und Schweden auch Österreicher an Bord der polnischen Fähre gewesen sein.
    Nähere Angaben waren bisher nicht zu erhalten.
    Ein Sprecher der Bundeswehr sagte, bisher konnten lediglich neun Menschen lebend geborgen werden.
    An Bord des Schiffes waren insgesamt 60 Menschen.
    Die Rettungsarbeiten werden durch einen schweren Sturm behindert.
    USA, Irak, Kuwait.
    Bei der Militäraktion der Alliierten gestern Abend auf Ziele im Südirak sind 19 Menschen ums Leben gekommen.
    15 wurden verletzt.
    Diese Zahlen gab heute früh die amtliche irakische Nachrichtenagentur INAB bekannt.
    Mehr als 100 amerikanische, französische und britische Kampfflugzeuge griffen Raketenstellungen an.
    Die Luftoffensive dauerte etwa drei Stunden.
    Es gab kaum Widerstand.
    Nach amerikanischen Angaben kehrten alle Maschinen der Alliierten unversehrt zu ihren Stützpunkten zurück.
    Mehrere irakische Raketenstellungen sollen zerstört worden sein.
    Die USA, Großbritannien, Frankreich und Russland drohten dem Irak mit einem weiteren Militärschlag, sollte das Land die Waffenstillstandsresolutionen der UNO erneut verletzen.
    Der scheidende amerikanische Präsident Bush will tausend Soldaten nach Kuwait entsenden, um künftig Grenzverletzungen zu verhindern.
    Die gestrige Militäraktion bezeichnete unterdessen der künftige amerikanische Präsident Clinton als einzig richtige Entscheidung.
    Der irakische Staatschef Saddam Hussein reagierte auf den Luftangriff mit den Worten, die Kriminellen seien zurückgekehrt.
    In Kuwait feierten tausende Menschen die Militäraktion gegen den Irak.
    Österreich Außenminister Mock hat die internationale Aktion gegen den Irak als verständlich und gerechtfertigt bezeichnet.
    Mock zog einen Vergleich zur Lage im ehemaligen Jugoslawien und sagte, es sei wenig verständlich, dass in der Krise in Bosnien-Herzegowina keine entsprechende Reaktion der internationalen Gemeinschaft zu erwarten sei.
    USA
    Der künftige amerikanische Präsident Clinton schließt einen Militäreinsatz im ehemaligen Jugoslawien nicht aus.
    In einem Interview mit der New York Times bezeichnete er einen begrenzten Militäreinsatz als denkbar.
    Grundsätzlich setzte er jedoch auf einen Erfolg des Genfer Friedensplanes, sagte Clinton.
    Vehement warnte sich der designierte Präsident gegen ethnische Säuberungen.
    Er bekräftigte zugleich, noch entschiedener Druck ausüben zu wollen, als dies sein Vorgänger Bush getan habe.
    Frankreich.
    Die EG-Außenminister haben den bosnischen Serben bei ihrem Treffen in Paris ein Ultimatum gestellt.
    Sollten die Serben den jüngsten Friedensplan für Bosnien-Herzegowina nicht innerhalb von sechs Tagen annehmen, droht die europäische Gemeinschaft mit weiteren Zwangsmaßnahmen.
    Der amtierende Ratspräsident, der dänische Außenminister Elleman Jensen, nannte dabei die völlige Isolierung Rest-Jugoslawiens und die Durchsetzung des Flugverbots über Bosnien.
    In Paris ist am Abend die UNO-Konvention über das Verbot und die Vernichtung von chemischen Waffen unterzeichnet worden.
    Mehr als 100 Staaten bekennen sich zu dieser Konvention.
    UNO-Generalsekretär Butros Ghali meinte, erstmals in der Geschichte werde eine ganze Kategorie von Massenvernichtungswaffen verboten.
    Deutschland.
    Orkanartige Stürme mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 120 Kilometern pro Stunde haben in der vergangenen Nacht über Norddeutschland schwere Schäden angerichtet.
    Besonders schwer betroffen waren Hamburg und Schleswig-Holstein.
    Menschen wurden nicht verletzt.
    USA.
    Kalifornien wird derzeit von schweren Unwettern heimgesucht.
    Heftige Regenfälle haben zu teilweise katastrophalen Verhältnissen geführt.
    Wegen Überflutung mussten zahlreiche Straßen gesperrt und Häuser geräumt werden.
    Die Meteorologen erwarten, dass die Regenperiode noch mehrere Tage anhalten wird.
    Und wir wechseln von diesen internationalen Wettermeldungen zur Frage, wie das Wetter in Österreich ist und wird.
    Andreas Thiesner, bitte.
    Und so überquert nun die Zone mit leichten Regen aus dem Nordwesten her.
    Morgen schon wird es wieder sonnig.
    Immer wieder Regen gibt es von Vorarlberg bis nach Oberösterreich.
    In Wien, Niederösterreich und im Burgenland vor allem jetzt um die Mittagszeit und bis zum Abend auch ein wenig in Kärnten, der Steiermark und in Osttirol.
    Die Schneefallgrenze sinkt auf etwa 1400 Meter.
    Auffallend rasch sind die Temperaturen gestiegen.
    Ein Beispiel dazu in Wiener Neustadt, ein Sprung von 2 auf 15 Grad innerhalb etwa einer Stunde.
    Grund dafür war der kräftige Westwind.
    Auch sonst werden sie am Nachmittag noch steigen, sie liegen da meist bei 10 Grad.
    Ausnahmen davon gibt es im Süden.
    Hier bleiben die Werte stellenweise bei 0 Grad und der Regen kann hier frieren.
    Bereits in der kommenden Nacht ziehen die Wolken so rasch wie sie gekommen sind auch wieder ab.
    Die Tiefstwerte 0 bis minus 5 Grad.
    Der Freitag meist sonnig, oft wolkenlos, im Rheintal wird sich Hochnebel bilden.
    Die Temperaturen morgen 4 bis 8 Grad, auch im Gebirge mild, die Temperaturen steigen von 0 auf 5 Grad in 2000 Metern.
    Und meist sonnig auch Samstag und Sonntag mit Hochnebel wieder im Rheintal und Bodennebel vor allem im Süden, Temperaturen etwa 6 bis 11 Grad.
    Soweit der Blick aufs Wetter gleich bis zum Wochenende von Andreas Diesner.
    Sieben nach zwölf kommen wir zurück zur Spitzenmeldung auch der Nachrichten zu dem schweren Fährungunglück vor der Ostseeinsel Rügen.
    Eine polnische Fähre mit 60 Passagieren und Besatzungsmitgliedern ist da heute früh bei schweren Stürmen bei Orkanen in Seenot geraten.
    Was man bis jetzt über das Unglück weiß und näher sagen kann, das berichtet Kurt Rammersdorfer.
    Die Chancen, noch Überlebende aus der eiskalten Ostsee herauszufischen, werden von Minute zu Minute geringer.
    Normalerweise können Schiffbrüchige maximal 40 Minuten bei diesen Wassertemperaturen überleben.
    Die Rettungsaktion läuft derzeit immer noch auf vollen Touren.
    Eine erste Bilanz von Günter Lubkowski von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger.
    Wir haben soeben erfahren, dass die SAR-Hubschrauber der Bundesmarine mehrere Verletzte aufgenommen haben und jetzt in Krankenhäuser und Kliniken nach Stralsund fliegen.
    wo sie jetzt erst behandelt werden sollen.
    Es wird auch schon von Toten berichtet.
    Endgültige Zahlen gibt es aber noch nicht.
    Der Nachrichtenfluss ist gestört.
    Einige Leitungen sind zerstört worden durch den Orkan.
    Und so müssen wir uns auf das beschränken, was wir im Moment wissen.
    Auf jeden Fall sind alle beteiligten Rettungseinheiten, darunter auch polnische, deutsche und dänische Handelsschiffe und Schiffe der Behörden, an der Aktion beteiligt und man versucht so viel wie möglich Schiffbrüchige aufzunehmen.
    Acht Überlebende konnten die Rettungsmannschaften bisher aus der immer noch stürmischen Ostsee herausholen.
    Drei befinden sich in einem kritischen Zustand.
    Auch zahlreiche Tote wurden bereits geborgen.
    Inzwischen gehen die Behörden von 53 Opfern aus.
    Die Bergungsaktion selbst verläuft äußerst schwierig.
    Die Retter werden von Hubschraubern mit einem Seil zu Wasser gelassen und müssen die Überlebenden und Toten mit den Händen aus dem Wasser fischen.
    Das polnische Fährschiff Hevelius treibt zur Stunde immer noch kieloben ca.
    15 Meilen vor der Ostseeinsel Rügen.
    Die Polizei schließt nicht aus, dass sich im Rumpf des Schiffes sogar noch Überlebende aufhalten.
    Eine Bestätigung dafür gibt es allerdings nicht.
    Das Fährschiff mit rund 60 Menschen an Bord war auf dem Weg von Swinemünde nach Istad in Südschweden.
    Der Orkan, der in den frühen Morgenstunden mit Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 160 Stundenkilometern über die Ostsee hinwegfegte, brachte das Schiff in Seenot und schließlich zum Kentern.
    Nur wenigen gelang es, noch ein Rettungsboot zu besteigen.
    Die meisten der etwa 40 Passagiere und 20 Besatzungsmitglieder sprangen in ihrer Verzweiflung ins eiskalte Wasser.
    Kurt Rammersdorfer über das Fernunglück in der Ostsee.
    Wie wir gemeldet haben, waren angeblich auch Österreicher an Bord.
    Allerdings gibt es darüber noch keinerlei nähere Angaben.
    Fast eine Tonne Bomben haben die westlichen Golfkriegsalliierten also gestern Abend binnen 30 Minuten auf irakische Raketen- und Radarstellungen abgeworfen.
    Insgesamt vier Stunden hat dieser Einsatz von 112 Flugzeugen gedauert.
    Über den tatsächlichen militärischen Erfolg der amerikanisch-französisch-britischen Aktion, darüber wird man erst in einigen Tagen genauer Bescheid wissen.
    Das heißt, welche Ziele wirklich vernichtet wurden.
    Was Opfer anlangt, so sprechen neueste Angaben aus dem Irak von 19 Toten und 15 Verletzten, darunter sowohl Zivilisten als auch Soldaten.
    Die Amerikaner schätzen, dass sich auf den angegriffenen Stützpunkten insgesamt bis zu 200 Menschen befunden haben können.
    Bei diesem begrenzten Angriff auf den Irak ging es aber erklärtermaßen nicht um militärische Gewinne.
    Vielmehr hielten vor allem die Amerikaner es hoch an der Zeit, Saddam Hussein in seine von der UNO und den Golfkriegsverbündeten gesetzten Schranken zu weisen.
    Auch und gerade in der Übergangszeit zwischen dem scheidenden Präsidenten Bush und seinem Nachfolger Bill Clinton.
    Aus Washington, Franz Kößler.
    Präsident Bushs Entschluss, noch eine Woche vor der Amtsübergabe im Weißen Haus einen militärischen Schlag gegen den Irak anzuordnen, war eine außergewöhnliche Entscheidung.
    Saddam Hussein hatte offensichtlich auf die begrenzte Handlungsfähigkeit des Präsidenten in dessen letzten Amtstagen gesetzt und die Grauzonen der Waffenstillstandsbestimmungen herausfordernd ausgelotet.
    Sein Kalkül war zu einem politischen Risiko auch für die neue amerikanische Regierung geworden.
    hätte man ihn gewähren lassen, wäre Bill Clinton mit einer neuen, veränderten Krisensituation konfrontiert gewesen.
    So waren die vergangenen Tage bestimmt von engen Konsultationen zwischen der scheidenden und der neuen Regierungsmannschaft und Bill Clinton hat sich voll hinter die politische Linie Präsident Bushs gestellt.
    Es war die richtige Entscheidung richtig durchgeführt, erklärte er gestern nach dem Angriff
    Man kann die Anwendung militärischer Gewalt in dieser Region nicht ausschließen, solange die Waffenstillstandsbestimmungen vom Irak immer wieder verletzt werden.
    I think it was the right decision, done in the right way.
    You can't rule it out, especially with regard to Iraq.
    There is a ceasefire agreement, which that nation signed off on, in which they have regularly violated.
    So you can't rule out
    Aus Clintons Erklärung geht hervor, dass er die bisherige amerikanische Politik in der Golfregion fortsetzen will.
    Ein Signal an den Gegner und an die Verbündeten.
    Entscheidend für den gestrigen Einsatz war also nicht nur die persönliche Ambition des scheidenden Präsidenten, noch einmal ein Zeichen zu setzen in der Krise, in der ihm der endgültige Triumph versagt geblieben ist.
    Den alten und den neuen Präsidenten verbindet eine gemeinsame Überzeugung.
    Das Versagen des Westens im Schutz der Moslems in Bosnien und die Handlungsunfähigkeit in der Krise um die von Israel abgeschobenen Palästinenser hat der radikalen Position Saddam Husseins neue Sympathien im arabischen Lager gebracht und seine globalpolitischen Ambitionen neu geweckt.
    Bush und Clinton sind sich einig, dass die Stabilität im Nahen Osten nur dann gewährleistet werden kann, wenn Saddam Hussein in die engen Schranken der Waffenstillstandsbestimmungen zurückverwiesen wird,
    die ihm nach der Niederlage im Golfkrieg auferlegt worden sind.
    Somit Franz Kössl aus den USA.
    Und dazu die Frage gleich an unseren Nahost-Korrespondenten Ulrich Tildner.
    Herr Tildner, wir haben gerade gehört, Bush wollte und musste vielleicht mit dem Angriff auf den Irak ein Zeichen setzen.
    War dieses Zeichen jetzt stark genug, um Saddam Hussein davon abzuhalten, weiterhin gegen das aus seiner Sicht Friedensdiktat der Sieger aufzubegehren?
    Auf absehbare Zeit wird es ausreichen.
    Der irakische Präsident hat ja nicht umsonst seinen UN-Botschafter signalisieren lassen, dass man die Forderungen des Weltsicherheitsrates erfüllen wolle.
    Es ist auch so, dass 95 Prozent der Forderungen aus den Resolutionen des Rates insgesamt erfüllt worden sind.
    Das hat ja Rolf Ekeus, der schwedische Beauftragte für die Abrüstung Iraks, gestern im Rundfunk seines Landes gesagt.
    Ich glaube, Saddam Hussein wird jetzt versuchen, durch eine Politik der Diplomatie sehr gezielt darauf hinzuarbeiten, dass die Sanktionen aufgehoben werden oder zumindest teilweise nicht mehr in Kraft sind.
    Sollte sich dieses Ziel nicht verwirklichen lassen, kann ich mir vorstellen, dass der irakische Präsident wieder den Weg der Provokationen einschlägt.
    Ich glaube nicht, dass er überhaupt durch militärische Angriffe von seiner Politik grundsätzlich abzubringen ist.
    Selbst ein großer Angriff hätte eigentlich daran nichts geändert.
    Ich glaube, Saddam Hussein wäre es dann wesentlich schwerer gefallen, diese Zugeständnisse zu machen.
    Ich glaube, erst einmal wird der irakische Präsident versuchen, politisch zu arbeiten und nicht mehr durch Provokationen.
    Herr Tiegner, auch aus politischer Raison haben ja wohl die Golfkriegsalliierten, die Westlichen, vor zwei Jahren den Irak nicht zerschlagen, das Regime Saddam Hussein weiter bestehen lassen.
    Alles nachher wäre wohl ein ungewisser Ausgang gewesen.
    Und, Sie haben das auch schon öfter bei uns gesagt, die arabischen Verbündeten vor allem hätten da nicht mitgespielt beim endgültigen Sturz von Saddam Hussein durch den Westen.
    Lässt sich sagen, ob und wie weit diese Araber jetzt beim Vergeltungsschlag des Westens mitgespielt haben.
    Aktiv beteiligt waren ja nur amerikanische, englische und französische Einheiten.
    Aber aus einem irakischen Militärkommuniqué geht ja hervor, dass diese Maschinen über die saudische Grenze in den Luftraum des Iraks vorgestoßen sind.
    Von da aus hat es ja zumindest eine stillschweigende Unterstützung Saudi-Arabiens gegeben.
    In Kuwait hatte ja nicht nur die Presse des Landes ein militärisches Vorgehen gegen Saddam Hussein gefordert.
    Von da aus, glaube ich, kann man sagen, dass die südlichen Nachbarn für eine militärische Intervention gewesen ist und sie auch zumindest passiv unterstützt haben.
    Aber man muss sehr genau unterscheiden, dass die westlichen Nachbarn Iraks und auch Ägypten die Sache grundsätzlich anders sehen.
    Die arabische Koalition
    ist zerfallen.
    Es gibt die stillschweigende Zusammenarbeit mit den Golfstaaten seitens der USA, Großbritanniens und Frankreichs und eine doch immer deutlicher werdende Kritik seitens Ägyptens und Syriens.
    Ich glaube, das hat der vergangene Abend nochmal gezeigt.
    Ägypten und Syrien, die Präsidenten der beiden Länder, haben sich ja zu einem überraschenden Gipfeltreffen in Damaskus zusammengesetzt.
    sind nicht zufrieden mit der Entwicklung.
    Sie haben gesagt, es könne nicht sein, dass man die Forderung gegenüber Irak gewaltsam durchsetzen wolle, dass gegenüber Israel aber überhaupt nichts unternommen werde.
    Der ägyptische Präsident hat den Vorfall bedauert und hat gesagt, ich hoffe, es wird zu nichts Weiterem kommen.
    Assad, sein syrischer Kollege, meinte, in Bosnien ist der West nicht aktiv und Israel hat quasi freie Hand.
    So kann es nicht gehen.
    Ja, und dazu kommt auch wohl der doch eigenartige Status quo des Irak, der ja de facto dreigeteilt ist in die Schutzzonen im Norden und im Süden und sozusagen in der Mitte das eigentliche Reich des Saddam Hussein.
    Da auch die Fortsetzung der Frage, wie lange werden die Araber und nicht nur Saddam Hussein diesen Zustand tolerieren oder zuschauen?
    Ich glaube, Herr Löw, Sie haben den entscheidenden Punkt getroffen, der in der arabischen Welt zum Umdenken geführt hat.
    Die Einrichtung der Flugverbotszone im Süden ist ja bei nahezu allen arabischen Staaten zu Anfang auf Kritik gestoßen.
    Es wäre überzogen, wenn man von einer Dreiteilung Iraks spricht.
    Der Luftraum ist dreigeteilt, aber Saddam Hussein beherrscht ja auch den Süden.
    Er hat dort seine Elite-Truppen stationiert.
    Im Grunde haben die Alliierten mit der Einrichtung der Zone und dem täglichen Überfliegen
    durch ihre Militärmaschinen nicht erreichen können, dass es eine politische Bewegung im Süden gegeben hat, dass Saddam Hussein dort unter Druck geraten ist.
    Es gibt die Zweiteilung Iraks, wenn man die innenpolitischen Kräfteverhältnisse ansieht.
    Das ist der Norden mit der Flugzone, aber dort der Kontrolle des Bodens durch die Opposition.
    Und es gibt den Rest des Iraks, in dem Saddam Hussein letztlich machen kann, was er will.
    Im Süden muss er eben auf Flugzeuge und Hubschrauber verzichten, aber er hat am Boden die Kontrolle.
    Das darf man niemals vergessen.
    Herr Tiegl, abschließend, vielleicht noch einmal zusammenfassend Ihre Einschätzung, wie geht es in nächster und fernerer Zukunft weiter?
    Was sind die Perspektiven?
    Sie haben anfangs gesagt, Saddam Hussein wird versuchen, die Sanktionen politisch aufheben zu lassen.
    Es wird ein zähes Ringen zwischen Irak und dem Weltsicherheitsrat auf absehbare Zeit geben.
    Es wird von außerordentlicher Bedeutung sein, wie sich der neue amerikanische Präsident, nämlich Bill Clinton, in dieser Auseinandersetzung verhalten wird.
    Wird er mehr auf die Politik der Vereinten Nationen einschwingen, wird er sich im Grunde
    an den Weltsicherheitsrat anschließen oder wird er wie sein Vorgänger George Bush eine eigenständige US-Politik gegenüber dem Irak fortsetzen?
    Das scheint mir der entscheidende Moment zu sein und sollte Clinton
    die Politik der UN stärker als seinen Vorgänger unterstützen, das heißt eben auch Kompromissbereitschaft signalisieren, wie es ja aus den Reihen des Rates schon mehrfach gekommen ist, dann könnte ich mir vorstellen, dass es langfristig zu einer Entspannung kommt.
    Sollte es diese Dreier-Koalition des Tauziehens geben, also Irak auf der einen, der Weltsicherheitsrat in der Mitte und die USA, Frankreich und Großbritannien auf der anderen Seite, dann sind Spannungen, dann sind Provokationen langfristig
    Das heißt aber unter Umständen könnte Saddam Hussein aus dieser jüngsten Kontroverse sogar leicht gestärkt hervorgehen.
    Ich glaube, er ist sicherlich nicht geschwächt worden.
    Innenpolitisch dürfte sich kaum etwas ändern.
    Regionalpolitisch hat er doch deutliche Signale der Toleranz aus Kairo und Damaskus erhalten.
    Und man darf nicht vergessen, auch der Vorsitzende des Weltsicherheitsrates, der japanische Botschafter, hat in der vergangenen Nacht gesagt, die Flugzone ist durch UN-Resolutionen nicht gedeckt.
    Also auch im Weltsicherheitsrat versucht man jetzt, politischen Spielraum gegenüber den USA zu gewinnen.
    Das kann natürlich alles zugunsten Saddam Hussein sein.
    Ich glaube, eine echte politische oder militärische Niederlage waren die Luftangriffe in den vergangenen Stunden nicht.
    Vielen Dank, Herr Tegner.
    Ja und wir machen bei einem Thema weiter, das hier gerade kurz angeklungen ist, das Ringen um eine Lösung für den Krieg in Bosnien-Herzegowina.
    Hier heißt es vorerst wieder einmal warten und diesmal auf die Entscheidung des selbsternannten Parlaments der Serben in Bosnien.
    Sie sollen ja bis kommenden Dienstag darüber entscheiden, ob sie den Verfassungsentwurf der Genfer Friedenskonferenz für Bosnien annehmen oder nicht.
    Die Außenminister der EG haben den Serben vergangene Nacht ein Ultimatum gestellt.
    Sollten sie den Plan nicht binnen sechs Tagen akzeptieren, dann würden sie völlig von der Außenwelt isoliert.
    Und der amerikanische Präsident Clinton schließlich meint heute in einem Zeitungsinterview, ein militärisches Eingreifen der USA in Bosnien sei möglich, sollte die Genfer Friedensinitiative scheitern.
    Nun hängt also vorerst einmal alles vom Parlament dieser selbst ausgerufenen Republik Serbien in Bosnien ab.
    Und dort mehren sich die Stimmen gegen die zumindest nach außen hin gezeigte Kompromissbereitschaft von Serbenführer Radovan Karadzic.
    Veronika Seyer berichtet aus Belgrad.
    Genf ist ein Umweg, aber auch Umwege führen letztendlich zum Ziel.
    Die Serben würden ihren eigenen Staat in Bosnien schon noch bekommen.
    So beruhigte Radovan Karadzic die Gegner nach seinem Einschwenken auf die Genfer Friedensverhandlungen.
    Der Serbenführer hat die Uminterpretation der Genfer Verhandlungsergebnisse für den Hausgebrauch auch bitter nötig, denn in den Augen der bosnischen Serben hat er nicht die gewünschten Ergebnisse mitgebracht, sondern vor EG und UNO kapituliert.
    Sie haben in ihrer Optik so viele Opfer gebracht für die Befreiung Bosnien-Herzegowinas und die Errichtung eines unabhängigen Staates.
    Sie werden nicht abrücken von diesem Ziel, das sie kriegerisch absicherten und nun international anerkannt bekommen wollten.
    dass es heftigen Widerstand in der serbisch-bosnischen Führung geben wird, haben die raschen Wortmeldungen der Präsidiumsmitglieder Plavsic und Koljevic schon gezeigt.
    Geradezu in Panik sind aber die Wortführer der Serben in der Kraina geraten.
    Denn wenn es den bosnischen Serben in einem neunmonatigen Krieg mit großen Gebietsgewinnen und ethnischen Säuberungen, einer starken Armee und einer diplomatischen Offensive nicht gelungen ist, internationale Anerkennung ihres selbsternannten Staates durchzusetzen,
    sind die Chancen der Krainer Serben geradezu schwindend.
    Sie sind es auch, die am lautesten nach einer massiven militärischen Unterstützung durch Belgrad rufen und in der serbischen Öffentlichkeit dafür Stimmung machen.
    Weil auch der serbische Präsident Milosevic und der neue, starke Mann, radikalen Führer Sesel die Genfer Verhandlungsergebnisse gelobt haben, schlugen die Krainer Serben Alarm.
    Milosevic sei dabei, alle Serben außerhalb Serbiens im Stich zu lassen.
    Er habe mit dem Wahlsieg seine Position gefestigt und nun habe er sie nicht mehr nötig.
    Trotz der hysterischen Töne aus Knien entspräche diese Vorgangsweise dem bisher gezeigten taktischen Talent des serbischen Präsidenten.
    Jemanden aufzubauen, zu unterstützen, zu benutzen und dann fallen zu lassen, wenn er seiner Machterhaltung nicht mehr dienlich ist.
    Milošević möchte in die Geschichte als der größte Serbe eingehen,
    Und dafür muss er jetzt Ballast abladen und seine Position ausbauen.
    Dazu hat er es bitter nötig, als Friedenstifter aufzutreten und Serbien aus der internationalen Isolation herauszuführen.
    Der wirtschaftliche Zusammenbruch Serbiens lässt sich nicht mehr propagandistisch übertünchen.
    Er muss etwas tun, um das internationale Embargo loszuwerden.
    Außerdem ist ihm seit den Wahlen eine ernstzunehmende Konkurrenz erwachsen.
    In der radikalen Partei und ihrem Wortführer Wolfgraf Scheschel.
    Sie wurden landesweit zur zweitstärksten Partei und beginnen in vielen Bereichen die Bedingungen zu diktieren.
    Sei es mit ihren Mehrheiten oder mit Gesetzesbrüchen oder auch mit brachialer Gewalt.
    Scheschel, der bisher gesagt und getan hat, was Milosevic dachte, könnte über kurz oder lang aus dem Schatten heraustreten und den Führungsanspruch stellen.
    Das Ziel der Richtung eines Großserben würde dann den Radikalnationalisten überlassen bleiben.
    Veronika Seyer war das aus Belgrad.
    Im Mittagsschnell haben wir bisher berichtet über das Fernunglück in der Ostsee, sowie Analysen gebracht zum gestrigen Angriff der Alliierten gegen den Irak und über die weiteren Entwicklungen bei den Friedensverhandlungen um Bosnien.
    Jetzt um 12.25 Uhr wechseln wir zunächst zu einem Inlandsthema, zwölf Tage vor Beginn des Ausländervolksbegehren der Freiheitlichen.
    Ende November des vergangenen Jahres stand es ja fest, die Freiheitliche Partei ist entschlossen, ihr Ausländervolksbegehren durchzuführen.
    Und seit das Innenministerium die Eintagungswoche für dieses Volksbegehren für die Zeit vom 25.
    Jänner bis zum 1.
    Februar festlegte, formieren sich die Pro- und Kontraaktivisten.
    Jetzt, eben zwölf Tage vor Beginn der Eintragungswoche, werden die Bekenntnisse zu sachlicher Diskussion immer wiederholt, aber eine wahlkampfähnliche Flut von Aktionen, Veranstaltungen, Presseterminen, Postwurfsendungen, all das will für die verschiedenen Positionen sehr wohl auch Stimmung machen.
    Wobei die Position pro Volksbegehren fast ausschließlich von den Freiheitlichen bezogen wird.
    Gisela Hopfmüller versucht die Szene zu beleuchten.
    Die Mobilisierung der Kräfte hat ein stattliches Maß erreicht.
    Kaum gab es in den letzten Jahren außerhalb deklarierter Wahlkampfzeiten für bundesweite Wahlen eine solche Flut politischer Veranstaltungen und Aktionen zu einem einzigen Thema quer durch Österreich und das noch Ende Jänner, also in einer politisch sonst nicht von permanenter Spannung getragenen Zeit.
    Das freiheitliche Volksbegehren löst das nun aus.
    Fest steht, selten sind so viele Informationen zum Thema Ausländer auf die Österreicher eingeprasselt, richtige und falsche, aber das zu beurteilen ist ja für den Bürger nicht immer einfach.
    Daneben sind die Töne der politischen Auseinandersetzung fallweise rau und polemisch und deshalb inhaltlich auch meist vernachlässigbar.
    Im Zeitalter medialer Vereinfachung lässt sich die Szene vielleicht am besten an zwei Gegenpolen beschreiben.
    Das sind die, die für das Unterschreiben des Volksbegehrens werben, also die Freiheitlichen.
    Und auf der anderen Seite sind die, die diesem Volksbegehren, die von der Plattform SOS Mitmensch quer durch Österreich organisierten Lichterketten entgegenhalten wollen.
    Ehe am 23.
    Jänner in Wien die Hauptlichterkette, oder eigentlich wird es Lichtermeer genannt, stattfinden soll, finden vorab in den Bundesländern ähnliche Veranstaltungen statt, die ersten am kommenden Wochenende.
    Und während die Freiheitliche Partei seit ihrem Neujahrstreffen in Graz in ungezählten größeren und kleineren Veranstaltungen für ihr Volksbegehren wirbt, mehren sich die Unterstützungserklärungen für die SOS-Mitmensch-Lichtermeere.
    Eine Vielzahl kirchlicher und anderer gesellschaftlicher Gruppierungen positioniert sich hier.
    Auch etwa die Grün-Alternative Partei, deren Abgeordnete Theresia Stoisitz heute neuerlich die Volksbegehrensablehnung der Grünen unterstrich, aber auch festhielt, in Wahrheit gehe es nicht ums Volksbegehren, sondern darum, eine liberalere Ausländerpolitik der Regierung zu erreichen.
    Die Sozialdemokratische Partei hat, wie berichtet, gestern im Bundesparteivorstand eine Resolution beschlossen, das Volksbegehren nicht zu unterzeichnen, sondern am Lichtermeer teilzunehmen.
    Heute bekundet der Österreichische Gewerkschaftsbund insgesamt seine Unterstützung für die SOS-Mitmensch-Aktion und verschickt diese Unterstützungserklärung, seine Position,
    gleich an 22.000 Betriebsratsobmänner quer durch Österreich.
    Offen ist noch die Frage, ob die zweite Regierungspartei, die ÖVP, die ja ihre Volksbegehrensablehnung mehrfach intensiv durch ihre Vertreter artikuliert hat, einen Bundesparteivorstandsbeschluss ähnlich dem der SPÖ fassen wird.
    Die Ausländerbeauftragte der ÖVP, Marilis Fleming, heute danach gefragt, antwortet,
    Das ist Sache der ÖVP und sie wird es tun, wenn sie es für richtig hält.
    Es ist nicht meine Aufgabe, den Herrn Vizekanzler zu drängen, sondern Aufgabe des Herrn Vizekanzlers, mich zu drängen, meine Aufgabe ordentlich zu erfüllen.
    Und das werde ich tun, indem ich zum Beispiel mit vielen anderen Mitgliedern der österreichischen Volkspartei bei der Lichterkette teilnehmen werde.
    Mein Leitsatz ist, nicht über die Dunkelheit zu klagen, sondern selbst ein Licht anzuzünden.
    Und ich glaube, wir haben in Österreich noch keine Dunkelheit, aber es werden lange Schatten geworfen.
    ÖVP-Chef Vizekanzler Busek selbst lässt via Pressesprecher mitteilen, schon beim ÖVP-Neujahrstreffen in Salzburg Anfang Jänner habe sich der ÖVP-Vorstand der Busek-Meinung, das Volksbegehren sei überflüssig und unnötig, einhellig angeschlossen.
    FPÖ-Chef Jörg Haider, der politische Taktiker, wäre nicht Jörg Haider, würde er nicht erkennen, dass sich da eine Frontbildung alle gegen einen, sprich alle gegen die Freiheitliche Partei, mehr und mehr verstärkt.
    Was ja im Prinzip für jemanden, der gerne jedes Protestpotential um sich sammelt, nicht unangenehm ist.
    Nur bei diesem heiklen Thema kann das auch gefährlicher sein als sonst.
    So ließ es sich erklären, dass Haider sich nun offenbar mit dem Gedanken trägt, selbst an der Lichtermeer-Aktion teilzunehmen, wie er in einem Interview der Zeitung täglich alles mitteilte.
    Jörg Haider mit der Kerze in der Hand bei der Aktion der Plattform SOS Mitmensch, wird es das wirklich geben?
    Das werden wir sehen.
    Ich kann ja das noch entscheiden.
    Ich habe zwar wahnsinnig viele Termine, aber irgendwie wäre das ganz nett.
    Es gäbe an sich keinen Hindernisgrund, warum ich nicht dabei sein dürfte.
    Denn wenn also auch der Herr Löschner geakzeptiert ist und der Herr Chapp, der also gesagt hat, die Ausländer sollen auf der Grenze 24 Stunden bei laufenden Motoren warten müssen, damit ihnen die Lust nach Österreich einzureisen vergeht, dann muss ich sagen, bin ich eigentlich ein viel humanerer Politiker als die beiden Herren.
    Und würde es eigentlich
    wahrscheinlich dort mit Begeisterung begrüßt werden.
    Frauenministerin und SPÖ-Frauenvorsitzende Johanna Donal sieht derlei so.
    Die Plattform SOS-Mitmensch mit ihrer Zielsetzung ist sehr klar und sehr eindeutig, aber manche Menschen sind innerlich so gefasst, dass sie alles können.
    Sagt Ministerin Donal.
    Die Szene ist also in Bewegung.
    Eine Zusammenfassung von Gisela Hopf-Müller.
    Und wir wechseln um 12.31 Uhr wieder zu Auslandsthemen.
    Seit zwei Wochen sind Tschechien und die Slowakei selbstständige, getrennte Staaten.
    Genauso alt ist die Beibehaltung der alten Währung in Form einer neuen Währungsunion.
    Aber jetzt beginnt diese tschechisch-slowakische Währungsunion zu zerbrechen.
    Beide Staaten beginnen mit den Vorbereitungen für ihre eigenständige Währung.
    Das verläuft in Tschechien im Bewusstsein, der Stärkepartner zu sein, relativ ruhig.
    In der Slowakei jedoch, dem Erbenteil,
    Der ehemalige Bundespartner versucht die sich abzeichnende neue Währung, verursacht sie einige Aufregung.
    Die Slowakische Nationalbank hat bereits damit begonnen, ihre Geldreserven auf eine neue Währung umzustellen.
    Die Slowaken reagieren geschockt.
    Konstanze Rippe informiert.
    Die Ankündigung der Slowakischen Nationalbank mit der Stempelung der Bankreserven zu beginnen, hat in Bratislava eine regelrechte Panik ausgelöst.
    Die Menschen stürmen die Bankschalter, um ihr Geld noch schnell auf einem Konto unterzubringen.
    Denn schon vor Tagen hat der slowakische Finanzminister angekündigt, dass alles Geld, das ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht auf einem Konto liegt, wertlos wird.
    Ausgenommen davon soll nur eine bestimmte Summe von Bargeld sein.
    Gerüchteweise werden 10.000 Kronen pro Familie kolportiert.
    Alles andere muss auf einem Konto liegen.
    Die 10.000 bekommt der Kunde dann in abgestempelter Form zurück und kann das neue Geld wieder in sein Portemonnaie stecken.
    Das Wort abgestempeltes Geld ist eigentlich nicht ganz korrekt.
    Es wird eine bestimmte Marke auf das Geld geklebt, dann gilt es als gestempelt.
    Die Devise in der Slowakei lautet also, alles Geld auf die Bank, sonst bleiben einem nur wertlose Papierscheine übrig.
    Das eingezahlte Geld kann dann jederzeit wieder abgehoben werden.
    Es trägt dann aber die Marke, die es vom tschechoslowakischen zu slowakischem Geld macht.
    In Tschechien kann man für diese slowakischen Krone nichts mehr kaufen.
    Es kann aber auch sein, dass der Bankkunde nach einiger Zeit am Schalter kein gestempeltes Geld mehr bekommt, sondern einen druckfrischen Schein, von dem ihm ein slowakischer Nationalheld entgegenblickt.
    Nationalhelden sind nämlich das Hauptmotiv der neuen slowakischen Währung, die schon irgendwo im Ausland gedruckt wird.
    Wo genau, ist streng geheim.
    Im Grunde geht es also darum, ein neues slowakisches Geld einzuführen.
    Das Ziel der slowakischen Regierung dürfte es sein, die Geldmenge unter Kontrolle zu bringen, die Krone voraussichtlich abzuwerten und zu versuchen, durch staatliche Interventionen die Wirtschaft auf Trab zu bringen.
    Da viele Slowaken wohl zurechtfürchten, dass die neue slowakische Krone weniger wert sein wird als die bisher gemeinsame Krone, versuchen sie, in eine harte Währung wie den Schilling zu flüchten.
    mit wenig Erfolg.
    Bis auf kleinere Geldmengen bei bestimmten Banken kann man in Österreich nichts umtauschen.
    Die österreichischen Banken haben nämlich den Ankauf von Kronen gestern eingestellt.
    Die Währungstrennung zwischen Tschechien und der Slowakei war ja ursprünglich für die erste Jahreshälfte 1993 ins Auge gefasst worden.
    Man hatte geglaubt, sich Zeit lassen zu können.
    Aber man hatte diese Rechnung ohne den Wirt gemacht, sprich ohne die Reaktionen der Bevölkerung.
    Die Menschen setzen jetzt selbst ihr Geld in Bewegung und auch der neue slowakische Staat wird also zum Handeln gezwungen sein.
    Was sich wirklich abspielt, wissen nicht einmal die unmittelbar Beteiligten in der neuen Slowakischen Nationalbank wahrscheinlich bis ins Detail, was sich da in den nächsten Tagen und Wochen währungspolitisch entwickeln wird.
    Hans Adler hat versucht aus den vorhandenen Informationen einen Überblick über die aktuellen Vorgänge und ihre Hintergründe zu erarbeiten.
    Das größte Problem für die neuen slowakischen Geldmanager ist die Frage, was ist die Produktion der slowakischen Wirtschaft wert?
    Da es festzustellen ist, schon in einem westlichen Land ein Problem, aber in einem Staat nach der Teilung und mit jahrelang falsch geführten und frisierten Statistiken, die praktisch wertlos sind, wird diese Frage nahezu unbeantwortbar.
    Beantwortet man sie aber falsch, hat das schwere Folgen, denn die Notenbank muss feststellen, wie viel Geld überhaupt im Umlauf bleiben darf, wenn sie nicht eine lebensgefährliche Inflation oder Probleme mit den Wechselkursen riskieren will.
    Die Rechnung ist ganz einfach.
    Ist mehr Geld als Angebot in einem Land vorhanden, wird alles teurer, denn die Leute wollen etwas kaufen, was nicht da ist.
    Die Inflation beginnt.
    Ist zu wenig Geld da, stürzt jeder auf die Bank und versucht einen Kredit zu bekommen und die Zinsen geraten außer Kontrolle.
    Also versuchen die Slowaken ihren Geldbestand vorsichtig aufzubauen.
    Sie wechseln den Menschen nur einen Teil ihrer Ersparnisse, voraussichtlich 10.000 Kronen pro Familie, in neue slowakische Kronen um.
    Die neuen Kronennoten sind schon bestellt.
    Wenn die Umstellung beginnt, haben die Währungsmanager in der Slowakei also einen gewissen Spielraum.
    Sie können sich quasi von unten her von einer niedrigen Menge an Geld ausgehend an die wirklichen Bedürfnisse des neuen Staates herantasten.
    Auf Kosten der Bürger natürlich, denen man nur einen Teil ihres Geldes umwechselt.
    Dazu steht schon fest, dass man die slowakische Krone gegenüber der tschechischen Krone wird abwerten müssen, denn tatsächlich ist die slowakische Wirtschaft in einer wesentlich schlechteren Situation als die tschechische.
    Auch hier zeigt sich die Unsicherheit darin, dass man von Abwertungssätzen zwischen 15 und 30 Prozent spricht.
    Wahrscheinlich wird man sich auch hier in mehreren Abwertungsstufen an die wirklichen Verhältnisse herantasten.
    Und natürlich müssen die Slowaken mit massiven Preissteigerungen auch dann rechnen, wenn sich die Währungshüter nicht verspekulieren.
    Schließlich ist der neue Staat stark von Importen, vor allem aus Tschechien, abhängig.
    Dort ist alles geblieben, was für den täglichen Bedarf notwendig war.
    Praktisch der größte Teil der Konsumgüterindustrie und der Energiewirtschaft, einschließlich der Kohlebergbaue.
    Wenn die slowakische Krone weniger wert wird, braucht man auch mehr davon, um diese lebensnotwendigen Importe, die bisher keine waren, zu bezahlen.
    Vorhanden ist in der Slowakei eine relativ große Menge an Hartwährung auf Devisenkonten.
    In den vergangenen zwei Jahren haben die Banken Zinsenaktionen für Devisenkonten gestartet und wer konnte, hat sein Geld in Dollar, Franken oder Schilling veranlagt.
    In den vergangenen Wochen haben viele Leute ihr Geld, Kronen natürlich, kofferweise nach Tschechien gebracht und dort bei Banken angelegt.
    Vor allem die vielen neu entstandenen kleinen Unternehmer und Schwarzmarkthändler.
    Wie viel Geld auf diese Weise, wenn man so will, als Reserve in Tschechien liegt und vielleicht nach einer Abwertung wieder in die Slowakei zurückkommen wird, ist unbekannt.
    Es ist aber sicher eine Geldmenge, die man nicht vernachlässigen kann.
    Eher gering schätzt man jenes Geld ein, welches noch in irgendwelchen Strümpfen oder Matratzen liegt.
    Den Slowaken ist inzwischen klar geworden, dass die Umwechslung vor allem über das Bankkonto funktioniert.
    Über all diesen Vorgängen wacht eine Kommission aus drei slowakischen und drei tschechischen Währungs- und Wirtschaftsexperten,
    also nur aus sechs Leuten bestehend.
    Sollte irgendetwas schiefgehen und die Umwechslung außer Kontrolle geraten, haben sich allerdings die beiden Trennungsverhandler, der tschechische Ministerpräsident Klaus und sein slowakischer Partner Mečiar, die letzte Entscheidung oder eine Feuerwehraktion vorbehalten.
    Der Zeitpunkt ist unbekannt, aber nach den aktuellen Vorgängen dürfte er nicht mehr lange auf sich warten lassen und wenn er beginnt, wird er, wenn alles glatt geht, in zwei Tagen abgeschlossen sein.
    Ein Beitrag von Hans Adler.
    Wir wechseln von der Slowakei nach Slowenien.
    Slowenien ist ja die Ausnahme unter den jugoslawischen Nachfolgestaaten.
    So war es in Slowenien die kommunistische Partei selbst, die den ersten Schritt zur Demokratie und Unabhängigkeit getan hat.
    Trotzdem schienen die Differenzen zwischen den beiden großen politischen Lagern in Slowenien unüberbrückbar.
    Zwischen den konservativ-katholischen Christdemokraten auf der einen Seite und der starken, wenn auch zersplitterten Linken auf der anderen.
    Mit dem nun neu gewählten Ministerpräsidenten Drunowskik könnte es aber zur Überraschung kommen, zum historischen Kompromiss Christdemokraten und Reformkommunisten in einer Regierung.
    Gerhard Roth berichtet.
    Der neu gewählte slowenische Ministerpräsident Janis Drunowskik macht noch ein Geheimnis aus seiner künftigen Regierungsmannschaft.
    Für die politischen Insider und Zeitungen in der slowenischen Hauptstadt ist freilich die Entscheidung längst gefallen.
    Mit großer Wahrscheinlichkeit werden die Liberaldemokraten des Regierungschefs nun doch mit den Christdemokraten zusammenarbeiten.
    Die Liberalen sind ja aus dem Wahlen im Dezember als stärkste Partei hervorgegangen, die Christdemokraten wurden mit deutlichem Respektabstand Zweite.
    Von dieser großen Koalition, in Slowenien gehandelt als österreichische Lösung, war schon während des Wahlkampfs die Rede.
    Da berichteten Zeitungen bereits von fertigen Koalitionsabkommen und Regierungslisten in den Schubladen der beiden Parteichefs Dronoschek und Peterle.
    Die scharfen Attacken, wie sie dann in der Endphase des Wahlkampfs gegeneinander geritten wurden, haben dann aber all diese Spekulationen in Richtung großer Koalition zerschlagen.
    Auch nach dem Wahlsonntag gab es vorerst keine Annäherung zwischen den beiden stärksten Parteien.
    Es schien eher so, dass es zu einer Zusammenarbeit der Liberalen mit den Linken kommen würden, also den Reformkommunisten und Sozialdemokraten.
    Auch diese Lösung hätte Dronoschek, der als Ministerpräsident nicht zur Diskussion stand, die knappe Mehrheit im Parlament gebracht, 46 der 90 Mandatare in der Abgeordnetenkammer.
    Dronoschek hätte sich aber mit diesem Bündnis voll in die Hand der Reformkommunisten gegeben, die vor allem in vielen Fragen der Wirtschaftsreform konträre Zielvorstellungen haben.
    So wurde, und das anscheinend mit Erfolg, die Versöhnung mit den Christdemokraten gesucht.
    Deren Parteichef Loise Peterle, gescheitert als erster Ministerpräsident des unabhängigen Slowenien, drängt ohnehin wieder in die Regierung.
    Peterle dürfte jetzt Außenminister werden, wie die Leibacher Zeitungen heute schreiben.
    Die Überraschung ist aber die Zusammenarbeit mit den Reformkommunisten, die bisher von den Christdemokraten strikt abgelehnt wurde.
    Geburtshelfer für diesen historischen Kompromiss soll ein Italiener gewesen sein, der prominente Christdemokrat Bruno Longo.
    Er war einige Tage in Slowenien und soll seine Parteifreunde dazu gebracht haben, auf jeden Fall in die Regierung zu gehen.
    Auch mit dem Teufel persönlich, wie es heißt.
    Der Italiener soll Petaleh außerdem mit einem zusätzlichen Zuckerl geködert haben.
    Petaleh soll nun zu einem der Präsidenten der EDU gewählt werden, dem Dachverband der Europäischen Christdemokraten und Konservativen.
    Doch noch ist die Katze nicht aus dem Sack.
    Ministerpräsident Donoschek will aber schon morgen seine Regierungsmannschaft vorstellen.
    Es scheint auch höchste Zeit.
    Seit dem Wahlen ist immerhin mehr als ein Monat vergangen und so dringende Fragen wie die Privatisierung sind weiter unerledigt geblieben.
    Gerhard Roth zur laufenden Regierungsbildung in Slowenien.
    Zwei Beiträge sind noch auf unserem Programm in diesem Mittagsjournal, nämlich neue Erkenntnisse über die Behandlung von Atemwegserkrankungen mit Kortison und ein Bericht über eine internationale Tagung hochrangigster Museumsdirektoren in Wien.
    Zunächst aber ein Hinweis auf unser heutiges Abendprogramm.
    Vor 500 Jahren wurde in Einsiedeln in der Schweiz eine der berühmtesten Persönlichkeiten, die das Mittelalter hervorgebracht hat, geboren.
    Es handelt sich dabei um den Arzt, Alchemisten, Philosophen und vielleicht auch Magier Theophrastus Bombastus von Hohenheim, den man heute unter dem Namen Paracelsus kennt.
    Seine Lehren revolutionierten den damaligen Stand der Medizin und der Chemie und seine These von der Ganzheitlichkeit des Menschen und seiner Umgebung ist heute aktueller denn je.
    Heute Vormittag wurde in Klagenfurt die größte Gesundheitsmesse Österreichs eröffnet, die Paracelsusmesse.
    Den Festvortrag hielt der Klagenfurter Historiker, Universitätsprofessor Dr. Günther Hödl.
    Sein Thema, der Geist des Paracelsus.
    Die faszinierende Persönlichkeit Paracelsus fegte wie ein Sturmwind an der Zeitenwende vom Mittelalter zur Neuzeit durch ganz Europa.
    Mehr über diese großartige und widersprüchliche Persönlichkeit hören Sie heute um 18.20 Uhr im Programm Österreich 1.
    Ja, und wir danken dem Herrn Professor für den Programmhinweis und bleiben gleich im Bereich Medizin.
    Etwa jeder fünfte Österreicher leidet unter Atemwegserkrankungen.
    Das wurde in einer österreichweiten Studie erhoben, die nun Professor Karl-Arnon Kuhr vom Institut für Vorsorgermedizin Johannia-Montengrats präsentiert hat.
    Nicht selten bleiben diese Erkrankungen unbehandelt, weil die Betroffenen Angst vor einer Behandlung mit Cortison haben.
    Viel zu viel hat man in der Vergangenheit über die gefürchteten Nebenwirkungen des Cortison gehört.
    Neuesten medizinischen Forschungen zufolge ist diese Angst aber unbegründet.
    Und dazu der Bericht von Evelyn Schütz.
    Mit der Entdeckung der entzündungshemmenden Wirkung von Cortison, einem Hormon der Nebenniere, schien die Medizin ein Wundermittel zur Behandlung weit verbreiteter Erkrankungen in der Hand zu haben.
    Gelenksrheumatismus und Atemwegserkrankungen konnten mit Cortison wirksam behandelt werden.
    Doch aufgrund der Nebenwirkungen wie Muskelschwäche und Knochenerweichung, Wachstumshemmung und Blutbildveränderungen, um nur einige anzuführen, musste die Verabreichung von Cortison schon bald radikal eingeschränkt werden.
    Und unter den Patienten machte sich Cortison angstbreit.
    Nicht unbegründet, denn das in Tablettenform oder durch Injektion verabreichte Cortison gelangt nicht nur zu den entzündeten Organen, sondern es verteilt sich im ganzen Körper und erhöht den normalen Cortison-Pegel.
    Wo keine krankhafte Entzündung vorhanden ist, die durch das Kortison gehemmt werden soll, hemmt das Hormon die normalen Entzündungs- und Heilungsvorgänge und führt zu den bereits beschriebenen Nebenwirkungen.
    Neu ist nun, dass Kortison nicht nur geschluckt oder gespritzt, sondern inhaliert werden kann und so direkt und fast ausschließlich in die Bronchien gelangt.
    Der übrige Organismus bleibt verschont, die Nebenwirkungen lassen sich vermeiden.
    Prof. Karl Arnon Kuhr vom Institut für Vorsorgemedizin Ioaneum in Graz.
    Der Grund, warum die inhalativen Kortisonpräparate keine Gefahr im ganzen Organismus bringen oder nahezu keine, liegen darin, dass sich den ausreichenden Behandlungsspiegel in der Lunge durch Inhalation
    mit einer Dosis erreichen kann, die mit 0,2 bis maximal 2 viel, viel niedriger liegt als die Dosis, die ich bei Tabletten brauchen würde, die bei 5 Milligramm bis 30 Milligramm, also das 15-fache, 15 mal höher liegt.
    Ich brauche für den gleichen Behandlungseffekt viel weniger.
    Nicht selten leiden heute bereits Kinder an Asthma.
    Wird ihr normaler Hormonpegel durch die Kortisontherapie erhöht, so kann es unter anderem zu Wachstumsstörungen kommen.
    Nach Prof. Friedrich Kummer vom Wilhelminenspital in Wien ist die Gefahr bei Kortisonpräparaten, die eingeatmet werden, nicht gegeben.
    Es gibt Langzeitstudien, wo Kinder mit Asthma mit inhalativen Kortisonpräparaten behandelt wurden und keine Wachstumsstörungen haben.
    Und es gibt Beobachtungen von Patienten in wirklich
    Zehntausenden Praxen auf der ganzen Welt, wo eindeutig die überlegene Wirkung dieser kleinen, aber örtlich wirksamen Cortison-Dosis festgestellt worden ist und wo man auch die Tabletten, die bis dahin die Patienten schlucken mussten, reduzieren konnte.
    Ärzte geben also Entwarnung, was bestimmte Formen der Cortison-Behandlung von Atemwegserkrankungen betrifft, Evelyn Schütz informierte.
    In Wien konferieren derzeit die Direktoren der wichtigsten Museen Europas.
    Die obersten Vertreter des Prado, des British Museum, der Hermitage, des Louvre und des Amsterdamer Reichsmuseums sind angereist, um hier über die für 1996 geplante große Historismus-Ausstellung zu diskutieren.
    Aber auch über Probleme, die sie alle gemeinsam haben.
    Knappe öffentliche Geldmittel, kaum noch zu bewältigende Besucherströme,
    oder die Belastungen der Kunstwerke durch den oftmaligen Transport eben zu internationalen Superausstellungen.
    Hören Sie mehr von Gustav Trampitsch.
    Sanierungen, Investitionen oder gar Ankäufe sind aus den ordentlichen Budgets der großen staatlichen Museen kaum noch zu finanzieren, wiewohl die Einnahmen da und dort noch steigen.
    Das British Museum zum Beispiel verzeichnete im Vorjahr einen Besucherzuwachs um 15 Prozent auf stolze 6,2 Millionen.
    Klaus Gallwitz, der Direktor des Frankfurter Städelmuseums, sieht in der Geldknappheit einen kulturhistorisch immer wiederkehrenden Zyklus.
    Nach den sieben fetten Jahren kommen die sieben mageren Jahre.
    Das wussten schon die alten Ägypter ganz gut und haben ihren ganzen Kulturbau ja auch darauf ein wenig eingerichtet.
    In der Tatsache, dass das Geld in den Kassen der großen Museen zusehends knapper wird, findet Gallwitz allerdings auch eine Chance und regt an, aus der finanziellen Not eine konservatorische Tugend zu machen.
    Eine andere Frage ist es, ob die großen Renner
    die Ausstellungen, die heute sicher aus den großen Museen auch rekrutieren in ihren Beständen, in dieser Weise fortgesetzt werden können und sollen.
    Und da kann ich mir sogar vorstellen, ist das knappere Geld
    Ein willkommener Hinweis darauf, mit diesem Ausstellungskarussell weltweit einmal kritisch umzugehen und daran zu erinnern, dass es den Bildern ab das abträglichste ist, das dauernde Tournee-Geschäft, und dass man sich wieder mal erinnern könnte,
    dass die Kunstwerke vor Ort auch ihr eigenes historisches Gedächtnis haben und da präsent sein sollten.
    Wie viele andere seiner Kollegen auch, versucht der neue Direktor des British Museum, Robert Anderson, Sponsoren aus der Privatwirtschaft für sein Haus zu interessieren und wendet sich dabei mit Erfolg, wie er sagt, an Finanzgruppen in den USA und im fernen Osten.
    Allerdings fürchtet er beim Erschließen nicht öffentlicher Geldquellen auch wesentliche negative Aspekte.
    Man kann leider notwendigerweise nur das machen, was im Sinne der Sponsoren liegt und nicht immer das, was gut und interessant für die Öffentlichkeit wäre.
    Internationale Großausstellungen werden aber auch weiterhin zu den Hauptattraktionen des Kultur-Tourismus zählen.
    Derzeit beraten die europäischen Museumsdirektoren in Wien über Details der für 1996 geplanten großen Historismus-Ausstellung.
    Hermann Filiz, der ehemalige erste Direktor des Kunsthistorischen Museums, hat dieses Thema dem Europarat vorgeschlagen, der nun auch geringfügig mitfinanziert und die Patronanz übernimmt.
    Das Schwergewicht der Ausstellung liegt auf dem künstlerischen Phänomen der Epoche, wobei selbstverständlich die Wiener Ringstraße als Gesamtkunstwerk im Zentrum stehen wird.
    Zum Zeitalter des Historismus sagt Henk van Oos, der Generaldirektor des Amsterdamer Reichsmuseums, Es ist ein europäisches Phänomen.
    und es ist immer übersehen und das hat zu tun mit dieser avantgardistische Idee, dass man nur fortschrittlich sein könnte und jetzt in dieser Zeit hat man wieder ein Auge dafür, für die historische Umgebung vom 19.
    Jahrhundert und wie wichtig das für Europa gewesen ist.
    Ich finde das eine ausgezeichnete Idee und besonders ausgezeichnet, dass man es hier auch in Wien versucht.
    Diese Historismus-Ausstellung wird also in der zweiten Hälfte des Jahres 96 in Wien zu sehen sein, im Wiener Künstlerhaus und im Heeresgeschichtlichen Museum.
    Es ist acht Minuten vor eins, die Schlussnachrichten.
    Deutschland.
    Bei einem schweren Fährenunglück vor der Ostseeinsel Rügen sind heute möglicherweise mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen.
    An Bord der polnischen Fähre sollen auch Österreicher gewesen sein.
    Über ihre Identität ist noch nichts bekannt.
    Bisher konnten acht Überlebende aus der eiskalten Ostsee gerettet werden.
    Drei von ihnen befinden sich in kritischem Zustand.
    Auch zahlreiche Tote wurden bereits geborgen.
    An Bord der Fähre waren etwa 60 Menschen.
    Das Schiff war unterwegs nach Schweden und kenterte bei orkanartigen Stürmen.
    Sturm und schwere See behindern auch die Rettungsarbeiten.
    Russland Die russische Regierung unterstützt das militärische Vorgehen der USA, Frankreichs und Großbritanniens gegen den Irak.
    Ein Vertreter des Außenministeriums in Moskau erklärte, die Luftangriffe seien im Zusammenhang mit den Bemühungen der internationalen Gemeinschaft ausgeführt worden, bestehende Beschlüsse zu erfüllen.
    Es sei zu hoffen, dass der Irak jetzt alle Resolutionen der Vereinten Nationen streng beachte.
    USA, Irak, Kuwait.
    Bei den Luftangriffen der westlichen Alliierten im Südirak sind nach irakischen Angaben 19 Menschen getötet worden.
    Die amtliche irakische Nachrichtenagentur INA berichtete außerdem von 15 Verletzten.
    Mehr als 100 amerikanische, französische und britische Kampfflugzeuge hatten am Abend irakische Raketenstellungen angegriffen.
    Die Aktion dauerte etwa drei Stunden, es gab kaum Widerstand.
    Alle Maschinen der Alliierten kehrten nach amerikanischen Angaben unversehrt zu ihren Stützpunkten zurück.
    Mehrere irakische Raketenstellungen sollen zerstört worden sein.
    Die USA, Großbritannien, Frankreich und Russland haben Bagdad mit einem weiteren Militärschlag gedroht, sollte der Irak die Waffenstillstandsresolutionen der UNO erneut verletzen.
    1.000 amerikanische Soldaten werden nach Kuwait entsandt, um neue Grenzverletzungen der Iraker zu verhindern.
    Der künftige amerikanische Präsident Clinton hat die jüngste Militäraktion der Alliierten als einzig richtige Entscheidung bezeichnet.
    Der irakische Staatschef Saddam Hussein meinte nach den Luftangriffen wörtlich, die Kriminellen seien zurückgekehrt.
    In Kuwait haben tausende Menschen die Militäraktion mit Hubkonzerten und Hochrufen gefeiert.
    Österreich Außenminister Mock hat die internationale Aktion gegen den Irak als verständlich und gerechtfertigt bezeichnet.
    Mock meinte allerdings, es sei wenig einleuchtend, dass im Krieg in Bosnien-Herzegowina keine entsprechende Reaktion der internationalen Gemeinschaft zu erwarten sei.
    USA.
    Der künftige amerikanische Präsident Clinton schließt einen Militäreinsatz im früheren Jugoslawien nicht aus.
    In einem Interview für die New York Times bezeichnete Clinton eine begrenzte Militäraktion als denkbar.
    Prinzipiell setze er aber auf einen Erfolg des Genfer Friedensplanes, sagte der künftige Präsident.
    Frankreich.
    Die EG-Außenminister haben den bosnischen Serben ein Ultimatum gestellt.
    Sollten die Serben den jüngsten Friedensplan für Bosnien-Herzegowina nicht innerhalb von sechs Tagen annehmen, droht die europäische Gemeinschaft mit weiteren Zwangsmaßnahmen.
    Der amtierende Ratspräsident Eleman Jensen erwähnte dabei eine völlige Isolierung Rest-Jugoslawiens und die Durchsetzung des Flugverbotes über Bosnien.
    Österreich.
    Die Flüchtlingsbeauftragte der ÖVP, Marie-Lise Fleming, hat alle Österreicher aufgerufen, das Ausländervolksbegehren der FPÖ nicht zu unterschreiben.
    Fleming kündigte an, sie werde an der Lichterkette der Plattform SOS-Mitmensch am 23.
    Jänner in Wien teilnehmen.
    FPÖ-Chef Haider meinte, er sehe kein Hindernis, warum er nicht an der Veranstaltung teilnehmen dürfte, wenn auch Innenminister Löschnack und SPÖ-Zentralsekretär Zsapp dabei seien.
    Das Wetter heute, in ganz Österreich bewölkt und zeitweise leichter Regen.
    Vor allem im Donauraum und auf den Bergen windig.
    Weiterhin mild, bei Werten zwischen 5 und 13 Grad.
    Wilfried Schirrlebauer war das mit den Nachrichten, die Susanne Meisner-Sindeler zusammengestellt hat.
    Eine Erinnerung noch, heute im Journal Panorama, 18.20 Uhr, Programm Österreich 1, Paracelsus.
    Das Mittagsjournal geht damit zu Ende.
    Im Namen aller Mitarbeiter verabschiedet sich Werner Löw.
    Auf Wiederhören.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1993.01.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1993.01.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Fährenunglück vor Rügen
    Einblendung: Günter Lubkowsky. Polnische Fähre mit 60 Personen bei einem schweren Sturm in Seenot geraten, es ist unwahrscheinlich, dass Personen in dem eiskalten Wasser überlebt haben. Bergung äußerst schwierig aufgrund der orkanartigen Stürme.
    Mitwirkende: Rammerstorfer, Kurt [Gestaltung] , Lubkowsky, Günter [Interviewte/r]
    Datum: 1993.01.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Irak-Schlag: Einschätzung der Lage
    Interview: Tilgner
    Mitwirkende: Löw, Werner [Interviewer/in] , Tilgner, Ulrich [Interviewte/r]
    Datum: 1993.01.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Serbische Reaktionen zu Genf
    Im serbischen Parlament mehren sich die Stimmen gegen den nach außen demonstrierten Kompromisswillen Karadzics. Vor allem in den Augen extrem nationalistischer bosnischer Serben hat Karadzic vor dem Westen kapituliert.
    Mitwirkende: Seyr, Veronika [Gestaltung]
    Datum: 1993.01.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Wahlkampf" Ausländer-Volksbegehren
    Einblendung: Flemming, Haider, Dohnal
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung] , Flemming, Marilies [Interviewte/r] , Haider, Jörg [Interviewte/r] , Dohnal, Johanna [Interviewte/r]
    Datum: 1993.01.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Unsicherheit der slowakischen Währung
    Angst vor neuer Währung in der Slowakei, Menschen wollen ihr Geld noch schnell auf einem Konto unterbringen, da der Finanzminister angekündigt hat, dass alle Summen über 10.000 Kronen, die nicht auf einem Konto liegen, wertlos sind.
    Mitwirkende: Ripper, Konstanze [Gestaltung]
    Datum: 1993.01.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vor Bildung der slowenischen Regierung
    Mögliche Koalition zwischen Christdemokraten und Reformkommunisten unter dem neuen Ministerpräsidenten Janez Drnovsek.
    Mitwirkende: Roth, Gerhard [Gestaltung]
    Datum: 1993.01.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Panorama: Der Geist des Paracelsus
    Einblendung: Historiker Günther Hödl
    Mitwirkende: Weidner, Hartmut [Gestaltung] , Hödl, Günther [Interviewte/r]
    Datum: 1993.01.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medizin ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ärzte gegen Cortison
    Einblendung: Harnoncourt, Kummer
    Mitwirkende: Schütz, Eveline [Gestaltung] , Harnoncourt, Karl [Interviewte/r] , Kummer, Friedrich [Interviewte/r]
    Datum: 1993.01.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medizin ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Museumsdirektorentagung in Wien
    Einblendung: Klaus Gallwitz, Robert Anderson, Henk van Oos
    Mitwirkende: Trampitsch, Gustav [Gestaltung] , Gallwitz, Klaus [Interviewte/r] , Anderson, Robert [Interviewte/r] , van Oos, Henk [Interviewte/r]
    Datum: 1993.01.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1993.01.14
    Spieldauer 00:56:11
    Mitwirkende Löw, Werner [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1993.01.14 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-930114_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo