Mittagsjournal 1985.02.15

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit, in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Einen schönen guten Tag, meine Damen und Herren.
    Luis Glück begrüßt Sie beim Freitag-Mittag-Journal.
    Für diese Sendung haben wir ein Interview mit dem freiheitlichen Staatssekretär Mario Ferrari-Brunnenfeld gemacht.
    Und zwar zur Frage, wie er die jüngste Kritik seines Kärntner Parteikollegen Jörg Haider an der Wiener FPÖ-Spitze bewertet.
    Ferrari nimmt sich kein Blatt vor den Mund, nennt Haider einen Ehrgeizling, der den Parteivorsitz anstrebt, sich aber besser um die Arbeit als Landesrat in Kärnten kümmern sollte.
    Weitere Inlandsthemen, eine neue Studie beschreibt die Lage der Gastarbeiter in Österreich und letzte Weichenstellungen für den Bau des Marchfeldkanals.
    Ausland, der Katalysatorstreit zwischen den EG-Partnern Deutschland und Frankreich verschärft sich.
    Die Pariser Regierung strebt eine umfassende Reform der Volksschule an, weil die kleinen Franzosen immer schlechter schreiben, lesen und rechnen lernen.
    Und in Moskau wurde die Schachweltmeisterschaft abgebrochen.
    Sie brachte in fast 50 Spielen noch keine Entscheidung.
    Kultur, ein Bericht aus Berlin, wo heute die Filmfestspiele eröffnet werden.
    Und ein Gespräch mit dem Kulturkritiker Piero Rismondo, der heute seinen 80.
    Geburtstag feiert.
    Am Beginn stehen unsere Nachrichten.
    Verantwortlicher Redakteur ist Christian Auer, der Sprecher Wolfgang Riemerschmid.
    USA.
    Das Außenministerium in Washington hat Berichte dementiert, wonach die Außenminister der Supermächte, Schulz und Grameco, anlässlich der Staatsvertrag feiern, Mitte Mai in Wien zusammentreffen sollen.
    Ein Sprecher des Außenministeriums erklärte, es stehe noch nicht fest, welche Persönlichkeiten die Vereinigten Staaten bei den Jubiläumsfeiern vertreten werden.
    Die Zeitung Washington Post hatte für den 15.
    Mai eine Begegnung zwischen Schulz und Grameco in Wien angekündigt.
    Belgien, Sowjetunion.
    Nach Ansicht der Vereinigten Staaten würde ein Raketenabwehrsystem im Weltraum auch den Verbündeten in Europa und in Kanada zugutekommen.
    Der mit diesem Entwicklungsprogramm beauftragte amerikanische Experte Abrahamson vertrat diesen Standpunkt vor dem NATO-Rat in Brüssel.
    Die Sowjetunion hat unterdessen gedroht, sie werde die bevorstehenden Abrüstungsgespräche in Genf sofort verlassen, sollten die Vereinigten Staaten mit dem Test von Weltraumwaffen beginnen.
    Auch der griechische Ministerpräsident Papandreou stimmt mit der Kreml-Führung darin überein, dass eine Militarisierung des Weltraums unbedingt verhindert werden müsse.
    Ein entsprechendes Kommuniqué wurde nach Beendigung des Moskau-Besuches Papandreous veröffentlicht.
    Vereinte Nationen.
    Nach einer UNO-Studie sind seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges bei bewaffneten Konflikten weltweit 21 Millionen Menschen getötet worden.
    Wie aus dem Jahresbericht über die soziale Situation auf der Erde hervorgeht, kamen pro Monat durchschnittlich etwa 40.000 Menschen ums Leben.
    Die Ausgaben für die Rüstung waren im vergangenen Jahr viermal so hoch wie 1945, im letzten Jahr des Zweiten Weltkrieges.
    Europäische Gemeinschaft
    Vizekanzlerhandelsminister Norbert Steger stattet heute der Kommission des Gemeinsamen Marktes in Brüssel einen Besuch ab.
    Auf dem Programm steht unter anderem ein Gespräch mit dem neuen Präsidenten der Kommission, Jacques Delors.
    In seiner Eigenschaft als Ratsvorsitzender der EFTA, der Europäischen Freihandelszone, wird Steger die Vorbereitung einer Konferenz der Europäischen Gemeinschaft und der EFTA im Mai in Wien erörtern.
    ÖVP-Bundesparteiobmann Mock und sein Sportsprecher Höchtl haben heute in Wien einen Diskussionsentwurf für ein Sportkonzept vorgelegt.
    Der Sport wird darin als wichtiges Mittel bezeichnet, das körperliche und geistige Wohlbefinden des Einzelnen zu stärken und Zivilisationsschäden vorzubeugen.
    Sportstätten statt Krankenhäuser müsse ein wesentlicher Grundsatz sportpolitischer Überlegungen sein, heißt es in einer Aussendung des ÖVP-Pressedienstes.
    Sowjetunion.
    Die in Moskau ausgetragene Schachweltmeisterschaft zwischen Anatoly Karpov und Garry Kasparov wurde heute abgebrochen.
    Die seit 10.
    September des Vorjahres dauernde Weltmeisterschaft wird voraussichtlich im September an einem noch nicht bestimmten Ort neu ausgetragen.
    Nach 158 Tagen, an denen 48 Partien gespielt wurden, stand es beim Abbruch 5 zu 3 für den Titelverteidiger Karpov.
    Der Weltschachverband versuchte bereits seit einer Woche, die Weltmeisterschaft zu beenden.
    Wegen der langen Dauer ist es angeblich bei beiden Spielern zu gravierenden Übermüdungserscheinungen und Gewichtseinbußen gekommen.
    Indokina.
    Vietnamesische Truppen haben nach Angaben der thailändischen Armee einen wichtigen Stützpunkt der pro-chinesischen Widerstandsorganisation Rote Khmer am Phnom Malai-Berg in Kambodscha erstürmt.
    Die meisten Kämpfer der Roten Khmer, deren Stärke auf etwa 10.000 Mann geschätzt wird, sollen in das Landesinnere geflohen sein.
    Phnom Malai galt als eine der Hochburgen des Widerstandes gegen die Vietnamesen.
    Syrien
    Der amerikanische Journalist Jeremy Levin, der nach einjähriger Geiselhaft im Libanon aus der Gefangenschaft flüchten konnte, wurde jetzt dem amerikanischen Botschafter in Damaskus übergeben.
    Levin hat nach seiner Flucht einen syrischen Militärposten in der Bekaa-Ebene im Südlibanon erreichen können.
    Nach Angaben der syrischen Nachrichtenagentur befindet sich der Amerikaner in gutem Gesundheitszustand.
    Äthiopien.
    Die Bundesrepublik Deutschland, Großbritannien, Polen und die Sowjetunion haben gemeinsam eine Luftbrücke für nahezu 200.000 hungerleitende Bewohner Nordäthiopiens errichtet.
    Nach Angaben eines UNO-Sprechers werfen Hubschrauber und Transportflugzeuge mit Weizen gefüllte Säcke über abgelegenen Dörfern ab, die sonst nur mit Eseln über ausgetretene Bergpfade erreicht werden könnten.
    Die Dorfbewohner erhalten über die Luftbrücke auch Saatgut.
    Die Regenperiode in Äthiopien ist schon seit drei Jahren ausgeblieben.
    Österreich
    Beim 30.
    Wiener Opernball hat Bundeskanzler Sinovac vergangene Nacht für die Hungernden in Äthiopien gesammelt.
    Sinovac löste damit seine in der Fernsehshow verlorene Wette ein.
    Es wurden etwa 700.000 Schilling gespendet.
    Beim Opernball waren auch heuer wieder zahlreiche prominente Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport anwesend.
    Unter ihnen Bundespräsident Kirchschläger, ÖVP-Chef Mock und der deutsche Außenminister Genscher.
    Professor Piero Rismondo, Schriftsteller, Kulturpublizist und Übersetzer, feiert heute seinen 80.
    Geburtstag.
    Der in Trieste als Sohn einer altösterreichischen Rehdersfamilie geborene Rismondo betätigte sich bereits als Student journalistisch und wurde später durch mehrere Theaterstücke bekannt.
    Unschätzbare Verdienste hat er sich als Übersetzer der italienischen Autoren Italo Svevo und Alberto Moravia erworben.
    Bei der Wiener Tageszeitung Die Presse wirkte Rismondo 25 Jahre lang als Kulturredakteur, Ressortchef und Kritiker.
    Berlin.
    In Westberlin wird am Abend die 35.
    Berlinale eröffnet.
    Die internationalen Filmfestspiele dauern bis zum 26.
    Februar und bringen ein überaus reichhaltiges Programm von mehr als 600 Streifen.
    Präsident der internationalen Jury ist heuer der französische Schauspieler Jean Marais.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Auf schneeglatter Fahrbahn ist es heute früh auf der Autobahn Salzburg-München nahe Traunstein zu einem Busunglück gekommen.
    Ein nur mit Sommerreifen ausgerüsteter jugoslawischer Reisebus stürzte zehn Meter tief über eine Böschung.
    Einer der Reisenden erlag seinen Verletzungen am Unfallort.
    Weitere 17 mussten in Krankenhäuser gebracht werden.
    Das waren unsere Nachrichten, wie immer.
    Freitagmittag setzen wir jetzt etwas ausführlicher mit dem Thema Wochenendwetter fort.
    Dr. Felix Hufnagel von der Hohen Warte ist jetzt, wie ich hoffe, mit mir verbunden.
    Ja, das ist gut.
    Ja, meine Frage also, wie immer, jeden Freitagmittag, wie wird denn das Wetter am Wochenende?
    Ich möchte es gleich kurz zusammenfassen und vorwegnehmen.
    Es bleibt weiterhin bei einem winterlichen Wetter.
    Der Winter weist sich heute oder heuer als sehr beständig und wird uns auch in den nächsten Tagen erhalten bleiben.
    Zurzeit hat eine Störung Österreich erreicht.
    und sie verursacht im Westen und im Norden verbreitet Schneefall.
    Auch der Süden ist ein bisschen davon betroffen, speziell das Grazerbecken.
    Ich möchte das an den Mittagswerten von 12 Uhr kurz erläutern.
    Wien bedeckt minus 5 Grad, ein Nordwestwind mit 15 Kilometern pro Stunde.
    Eisenstadt bedeckt minus 5 Grad.
    Nordwind 20 km pro Stunde, Linz bedeckt minus 6, Salzburg bedeckt Schneefall minus 6, Nord 15 km pro Stunde, Innsbruck bedeckt Schneefall minus 3°, Ostwind 10 km pro Stunde, Pregens bedeckt Schneefall minus 4°, Graz bedeckt Schneefall minus 4° und Klagenfurt stark bewölkt minus 3°.
    Im Moment also relativ viel Störungseinfluss in Österreich.
    Zum Wochenende nimmt der Hochdruckeinfluss aber etwas zu.
    Der Kern eines Hochs liegt zurzeit über Schottland und von diesem Hoch weitet sich ein Ausläufer bis zu den Alpen aus, sodass in den nächsten beiden Tagen bei uns ein relativ ruhiges, wenn auch weiterhin kaltes Winterwetter zu erwarten ist.
    Bei durchwegs starker Bewölkung ist zunächst kaum mit Schneefällen noch zu rechnen.
    Die Temperaturen in den Morgenstunden, wenn es in den Nachtstunden aufklärt, unter Umständen örtlich wieder sehr strenger Frost bis örtlich minus 20 Grad.
    Das sind immer diese exponierten Lagen.
    die mit diesen strengen Temperaturen dann betraut werden, tagsüber Mittagswerte ungefähr minus 9 bis minus 4 Grad.
    Aber es wird sich auch immer wieder die Sonne dann tagsüber durchsetzen können.
    Dann am Sonntag nimmt die Bewölkung allmählich wieder zu und es wird dann wahrscheinlich auch im Westen und Südwesten im Laufe des Tages wieder Niederschlag einsetzen, natürlich in Form von Schnee.
    Und zu Wochenbeginn, wenn ich da noch eine kurze Vorschau vielleicht wagen darf,
    Es bleibt weiterhin winterlich und zwar deswegen, weil im Mittelmeerraum die Tiefdrucktätigkeit immer nach wie vor recht aktiv ist und es ist ein typisches Zeichen für Winterwetter, wenn Hochdruckgebiete im Norden und Tiefdruckgebiete im Süden etabliert sind.
    Eine kurze Bemerkung noch zur Lawinensituation.
    Es ist im Westen, wie ich erwähnt habe, relativ viel Schnee gefallen in Vorarlberg 30 bis 50 Zentimeter Neuschnee.
    Und hier hat die Lawinengefahr eigentlich erheblich zugenommen.
    Sonst ist die Situation nicht ganz so kritisch, aber trotzdem, wie bei solchen Situationen, immer sollten Skifahrer und Tourengeher auf die Schneebrettgefahr achten, dass hier nichts losgetreten wird.
    Hier ist immer eine sehr große Gefahr gegeben.
    Einen schönen Gruß und ein Dankeschön an die Hohe Warte.
    Auf Wiederhören.
    Ein Ende der innenpolitischen Auswirkungen, die die Begrüßung des begnadigten Kriegsverbrechers Walter Reder durch den freiheitlichen Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager ausgelöst hat, scheint noch lange nicht in Sicht zu sein.
    In der kommenden Woche wird Frischenschlager selbst in der Fragestunde des Parlaments wieder im Kreuz feuerweiterer Attacken der Opposition stehen.
    Darüber hinaus hatte die ganze Angelegenheit aber bekanntlich auch erhebliche innerparteiliche Folgen in der kleinen Regierungspartei FPÖ.
    Zentralfigur dabei war der Kärntner Landesrat und FPÖ-Landesparteiobmann Jörg Haider.
    Zunächst kritisierte er die Entschuldigung Frischeschlagers für dessen Handschlag mit Walter Reda und wurde daraufhin von SPÖ-Abgeordneten zum Teil massiv attackiert.
    Er forderte Parteiobmann Steger auf, ihn gegen diese Angriffe in Schutz zu nehmen und drohte sogar mit Parteiaustritt unter Gründung einer eigenen Partei.
    Steger meinte dazu, er sei betroffen darüber, dass Haider nach wie vor Konflikte in der Öffentlichkeit auszutragen versuche.
    Wer überdies Applaus aus der NDP-Ecke bekomme, schade der Partei.
    Die Wogen innerhalb der FPÖ haben sich zwar gestern etwas geglättet, die Spannungen zwischen Parteihauptmann Steger und der Kärnter Landesgruppe scheinen aber unübersehbar.
    Wir haben heute Haiders Vorgänger als Landesparteihauptmann in Kärnten, den Staatssekretär Mario Ferrari-Brunnenfeld in seinem italienischen Kurort Abano Terme zu den jüngsten Entwicklungen in der FPÖ befragt.
    Ein Telefoninterview von Roland Adrovica.
    Herr Staatssekretär, in Ihrer Abwesenheit hat sich einiges getan.
    Wie kommentieren Sie eigentlich diesen innerparteilichen Streit jetzt wieder?
    Ich würde meinen, dass es übertrieben ist, wenn man feststellt, dass das die FPÖ-Kärnten ist.
    Denn ich bin sehr gut orientiert über die Beschlüsse der Landesgruppe.
    Und ich würde darüber hinausgehend meinen, dass das private Meinungsäußerungen des Parteiobmannes sind, die nicht durch
    Entschlüsse und Beschlüsse der entsprechenden Gremien abgedeckt sind.
    Wenn Jörg Haider seine Attacken reitet, dann spricht er immer von der Kärntner FPÖ, er sagt nie ich.
    Sie meinen also, das seien reine Alleingänge des Jörg Haider?
    Bisher war es in der Regel so, dass Landesrat Haider mit Erklärungen an die Öffentlichkeit gegangen ist, die nicht in den Parteigremien und damit meine ich in den Kärntner Parteigremien abgedeckt waren,
    und wo man dann mehr oder weniger aus Solidarität im Nachhinein die Vorgangsweise des Parteihauptmanns abdecken musste.
    Und das wird in Zukunft nicht mehr so sein?
    Ich werde, was mich anlangt, alles daran setzen, dass das nicht mehr passiert, denn es ist schon etwas stark, wenn man den Bestand der Gesamtpartei auf den Prüfstand stellt,
    und glaubt, seine eigenen Überlegungen auszufüllen zu müssen, um eben die Gesamtpartei dazu zu bringen, entweder nach seiner persönlichen Pfeife zu tanzen,
    Nun ist ja insgesamt um die Person des Jörg Haider eine Diskussion im Gange in Österreich.
    Die einen, das sind führende Sozialisten, linke Sozialisten, die bezeichnen ihn als Gefahr für die Demokratie.
    Die anderen meinen einfach, er sei ein Opportunist, der sich halt immer wieder am Parteiobmann reibt, um damit sich selbst zu profilieren.
    Sie haben ja einige Erfahrungen mit ihm.
    Sie haben ihn seinerzeit nach Kärnten geholt.
    Wie würden Sie Jörg Haider charakterisieren?
    Ich würde meinen, dass er den Anschein hat,
    dass die Aufgabenstellung ihm, wenn er auf Bundesebene agieren möchte, über den Kopf zu wachsen droht.
    Er hat in Kärnten eine Aufgabe übernommen, die soll er so gut als möglich erledigen.
    Er soll aber nicht versuchen, von Klagen vor der Bundespolitik zu betreiben.
    Denn wenn er, und ich denke daran,
    wie er der Gesamtpartei und der Koalitionsriege den Rat gegeben hat, in einer schwierigen Belastungsprobe, nämlich in der Frage Heimburg, einfach so quasi sich davonzuschleichen und aus der Koalition auszusteigen.
    Und wenn er jetzt die Frage um einen alten Mann zur wiederum Koalitionsfrage, ja und sogar zum Bestand der Freiheitlichen Partei, Fragestellungen aufwirft,
    so glaube ich, droht er die Qualitäten nicht zu erreichen, die für einen Mann für erste Positionen notwendig sind.
    Ich würde meinen, dass er in seinem Ehrgeiz, die Aufgaben für Kärnten gut zu erfüllen,
    Sie haben ja selbst einige Erfahrungen mit ihm.
    Es hat geheißen, er habe Sie zunächst als Landesrat und dann als Landesparteiobmann, wenn man so sagen darf, demontiert.
    Würden Sie das auch so sehen?
    Und glauben Sie, plant er das Gleiche jetzt mit dem Vizekanzler?
    Es ist natürlich sehr schwierig, in ein paar kurzen Worten die Vorgänge, die Sie abgespielt haben, zu erläutern.
    Denn dazu gehört nicht nur einer, sondern dazu gehören mehrere.
    Ich war damals der Auffassung, dass ich vielleicht als etwas erfahrenerer nach Wien gehen sollte, um einem jungen Agilen den Weg in Kärnten freizumachen.
    Und selbstverständlich musste er Aktionen setzen, um sich als solcher Nachfolger von mir zu profilieren, das ist ganz klar.
    Nur würde ich meinen, so wie er die Aufgabe in Kärnten sieht, nämlich, dass er sich zu jedem wie immer geordneten Bundesthema äußert,
    und die Arbeit in Kärnten in seinem Ressort offenbar sekundär betrachtet, würde ich meinen, dass sein Ehrgeiz wahrscheinlich doch so groß ist, trotz gegenteiliger Beteuerungen seinerseits, wahrscheinlich doch der Griff nach dem Bundesparteiobmann in seinem Sinne steht.
    Und glauben Sie, hat er da Chancen, wenn er so weitermacht?
    Glaube ich nicht.
    Ich meine, Haider wäre gut beraten, und ich habe es auch schon getan,
    ihm klarzumachen, dass erstens einmal ich und sicherlich viele andere Funktionäre in Kärnten auf gar keinen Fall mittun würden, wenn er es zu einer Spaltung der Partei hinbringen möchte.
    Und zweitens würde ich meinen, ist es notwendig, dass er jetzt einmal in seinem Bereich, in seinem Ressort, in seiner Landesgruppe den Weg weitergeht, den wir seit 75 eingeschlagen haben, nämlich den Weg zur erfolgreichsten Landesgruppe Österreichs.
    Und nicht er stand hier an der Wiege dieser erfolgreichsten Landesgruppe, sondern ich.
    Und ich habe ihn dann zu mir geholt, um die Aufgaben weiter zu betreiben.
    Er hat sich ein vollgemachtes Nest gesetzt.
    Und jetzt soll er mal zeigen, was er wirklich von sich aus kann, ohne auf erprobtes Altes zurückgreifen zu müssen, dass man ihm praktisch in die Hand gegeben hat, sondern er soll selber mal beweisen, was er kann.
    Und dann würde man erst darüber reden sollen,
    und wann es notwendig ist, einen Bundesparteiobmann, der jetzt erst knapp über 40 ist, ablösen zu müssen.
    Ich würde meinen, dass Haider ein übergroßer Ehrgeizling in der Politik ist und den man dadurch in die Schranken verweisen muss, indem man einfach zur tagespolitischen Arbeit übergeht, ohne das Ziel,
    Fragen von Roland Adrowitzer also und recht klare Antworten von Mario Ferrari-Brunnenfeld in der FPÖ geht die parteiinterne Diskussion weiter nach dem Fall Reeder und dem Fall Frischenschlager, jetzt sozusagen parteiintern sowas wie ein Fall Haider.
    Themenwechsel jetzt um 12.20 Uhr.
    Wer an einem winterlichen Tag wie heute durch das Maachfeld fährt, kann eine braune Schicht auf dem Schnee nicht übersehen.
    Erde vom Wind vertragen, sogar im Winter.
    Ein Zeichen dafür, dass das Maachfeld nach wie vor einer der trockensten Winkel Österreichs ist.
    Nach wie vor deshalb, weil seit fast einem Jahrhundert darüber gesprochen wird, die Äcker in diesem fruchtbarsten Gebiet Niederösterreichs und wahrscheinlich besten Getreideanbaugebiet Österreichs zu bewässern.
    Das Machfeld im äußersten Osten Niederösterreichs ist neben den Ebenen rund um den Neusiedlersee jener Bereich in Österreich, der bereits im wärmeren und trockenen panonischen Klima liegt.
    Die Grenze des panonischen Klimas hat bis zum Zweiten Weltkrieg etwa im Norden Wiens gelegen, bewegt sich aber relativ rasch nach Westen, so dass heute auch die Ausläufer des Wiener Walds trockener sind als noch vor 40 oder 50 Jahren.
    Das ist einer der Gründe dafür, dass man sich seit dem Krieg neuerlich Gedanken um eine künstliche Bewässerung des Machfeldes macht.
    Heute könnte eine Entscheidung fallen, die nach fast 100 Jahren drüber reden, planen und verhandeln zu einem echten Baubeginn führt.
    Derzeit nämlich verhandeln im Wiener Finanzministerium Ressortchef Franitzski und die beiden Landeshäuptler der betroffenen Bundesländer Siegfried Ludwig und Helmut Zilk.
    Über das Ergebnis werden wir im Abendschanal berichten.
    Jetzt erzählt uns Hans Adler die lange Geschichte des Projektes Machfeldkanal.
    Das Marchfeld war immer ein Trockengebiet mit Niederschlagsmengen, die manchmal tatsächlich einer Steppe entsprechen würden.
    1908 z.B.
    betrug der Jahresniederschlag 318 mm.
    Nur zum Vergleich.
    Der durchschnittliche Jahresniederschlag in dem sehr trockenen Waldviertel beträgt 750 mm.
    Und im eher regenreichen Voralpengebiet werden im Durchschnitt 1400 mm Niederschlag gemessen.
    Die periodisch auftretenden Trockenzeiten im Marchfeld haben schon im vorigen Jahrhundert immer wieder
    den Ruf nach Bewässerungsmaßnahmen laut werden lassen.
    Die Vergrößerung Wiens und die damit verbundene Donauregulierung hat riesige Auwaldflächen trockengelegt, wo heute Wiener Bezirke stehen.
    Und das hat das Klima sicherlich weiter beeinflusst und trockener gemacht.
    1938 wurde zum ersten Mal das unglückliche Schlagwort von der Versteppung des Markfeldes geprägt, angeblich als Folge der Donauregulierung.
    Obwohl inzwischen längst widerlegt, hält sich dieses damals als Politflostel gebrauchte Wort bis heute.
    Tatsächlich hat die Donauregulierung das Grundwasser auf der untersten Terrasse des Marchfeldes um durchschnittlich eineinhalb Meter absinken lassen.
    Das ist inzwischen mehr als 60 Jahre her, aber erst nach dem Krieg hat ein weiteres Absinken des Grundwasserspiegels im Marchfeld eingesetzt, sodass man mit Sicherheit sagen kann, dass an dem heutigen Zustand des Grundwassers in diesem Bereich längst nicht mehr die Donauregulierung, sondern die Bewässerung riesiger Ackerflächen
    und die Ausbreitung von großräumigen Siedlungen im Bereich von Deutsch-Wagram, Genserndorf und an den Wiener Stadträndern die Ursache für den hohen Grundwasserverbrauch sind.
    Das Grundwasser im Markfeld ist leicht zu haben.
    Unter dem Ackerboden liegt eine tiefe Schotterschichte.
    Man braucht also nur ein Rohr in den Boden zu treiben und den darunter liegenden Grundwasserstrom anzuzapfen.
    Dieser Grundwasserstrom kommt klarerweise nicht von der Donau, sondern von den höher liegenden Terrassen und aus dem Weinviertel, weil Wasser bekanntlich nicht nach oben fließt und die Donau, wie jeder Fluss, am tiefsten Punkt der Landschaft liegt.
    Bereits 1962, als der Wiener Ziviltechniker, Diplom-Ingenieur Fritz Kopf, das heute noch geltende Detailprojekt über die Bewässerung des Markfeldkanals erarbeitet hat,
    war durch Beregnungsmaßnahmen dieser Grundwasserstrom unter dem Marchfeld über seine Kapazität hinaus angezapft.
    Dieser Zustand hat sich inzwischen sicherlich noch wesentlich verschlechtert, weil durch die Siedlungen und durch die Vertragsanbauflächen von Gemüse für eine Tiefkühlfirma und die zunehmende Beregnung von Zuckerrüben und Mais immer noch mehr Grundwasser verbraucht wird.
    Das Projekt des Marchfeldkanals sieht nach wie vor die Wasserentnahme für den Kanal aus der Donau im Bereich von Langenzersdorf nördlich von Wien vor.
    Dort hat man bereits bei der Errichtung der Donauuferautobahn die Einlaufschleusen für den künftigen Marchfeldkanal mitgebaut.
    Und von dort sollte dann das Wasser die Donau entlang bis Großjedlersdorf, dann vorbei an Stammersdorf und Gerersdorf, bei Deutsch-Wagram in den Russbach geführt werden.
    Der Russbach selbst fließt die unterste Terrasse des Marchfeldes entlang und das Projekt sieht vor, von dort aus über die bestehenden Bäche einen Großteil des Marchfeldes mit Wasser für eine künstliche Bewässerung zu versorgen.
    In den vergangenen Jahren war das Gespräch über dieses Projekt durch die politischen Verhandlungen und durch mehr oder weniger Begeisterung der Anrainer gekennzeichnet,
    die entweder einen Grund nicht hergeben wollten oder andererseits dringend auf eine Bewässerungsmöglichkeit für ihre Felder gewartet haben.
    Solange die Finanzierung nicht gesichert ist, über die heute letztlich verhandelt wird, kann man natürlich keine Gespräche über Grundablösen führen.
    Sollte das heutige Gespräch positiv enden, dann werden diese Grundablösen sicherlich der nächste Schritt vor einem endgültigen Baubeginn dieser sicherlich wichtigsten Bewässerungsanlage für eines der trockensten, aber auch fruchtbarsten Ackerbaugebiete Österreichs sein.
    Hans Adler hat berichtet, es sieht also recht konkret aus mit dem Bau des Machfeldkanals, über den ja wirklich schon sehr lange gesprochen wird.
    Wir kommen ins Ausland.
    Italiens Polizei macht seit einigen Monaten ernst mit dem Kampf gegen die Mafia.
    Großrazien sollen das organisierte Verbrechertum besonders im Süden des Landes aus den Angeln heben.
    Zu Gute gekommen ist den Behörden dabei die Redefreudigkeit eines inhaftierten Mafiapaten, der zahlreiche Ex-Kumpane verraten hat.
    Inzwischen sind hunderte Mafiosi festgenommen, Waffenlager aufgespürt, schwarze Konten enttarnt und so weiter.
    Große Prozesse werden folgen.
    Nun ist den Italienern wieder ein spektakulärer Schlag gegen die Mafia gelungen.
    In Palermo wurde fast so etwas wie eine unterirdische Stadt der Mafiosi entdeckt.
    Alfons Dalma berichtet.
    Für alle italienischen Zeitungen ist es heute eine große Story, von der die Fantasie der Lese gefesselt wird, weil die Geschichte vor allem äußerst romantisch ist.
    etwa im Stil von Abenteuerromanen wie der Graf von Monte Cristo.
    Die Entdeckung eines weitverzweigten Systems von unterirdischen Gängen und Sälen, die der sizilianischen Mafia von Palermo als Versteck, Magazine und auch, so heißt es, Gerichtsstätte über die Verräter und Versager in den eigenen Reihen gedient haben soll.
    Welchen konkreten Wert für die Zerschlagung der traditionellen Verbrecherorganisation
    diese Entdeckung der Carabinieri haben mag, ist im Augenblick schwer zu sagen.
    Auf jeden Fall war es eine außerordentlich spektakuläre Operation der Carabinieri.
    Unterstützt von den Angaben aus der Höhe, die von den Hubschraubern kamen, hatten die lokalen Kräfte, die zu diesem Zweck aus dem Norden herbeigeholten Fallschirmjäger und die Pionierabteilungen der Carabinieri
    einen Kreis um das Gelände am Rande der Großstadt Palermo gezogen, in dessen Mittelpunkt die luxuriöse Villa der seit drei Jahren flüchtigen Mafia-Bosse und Gebrüder Michele und Salvatore Greco steht.
    Von dieser Ausgangsstellung, die garantieren sollte, dass niemand, selbst durch die weit entfernten Ausgänge aus dem unterirdischen Labyrinth das Weite suchen könnte,
    sowie dass alle eventuellen und versteckten Zugänge entdeckt werden, gingen die Gendarmen konzentrisch vor.
    In der Villa selbst entdeckten sie in einem mit antiken Möbeln eingerichteten Salon und unter dem kostbaren Perser Teppich eine bewegliche Marmorplatte, die als Zugang in das Netz von unterirdischen Gängen, Räumen und sogar Sälen diente.
    Ein Ausgang aus dieser unterirdischen Welt war im Weinkeller eines zwei Kilometer entfernten, äußerlich vernachlässigten, im Inneren aber aufwendig eingerichteten Landhauses, das mitten in den Weingärten und Orangenhainen stand.
    Es wurden keine bedeutenden Waffenlager entdeckt, dagegen aber 4.000 Kilo Schießpulver und Munition älteren Datums.
    Die Einrichtungen scheinen seit der Flucht der Brüder Greco nicht mehr benützt worden zu sein, wenigstens nicht von größeren Gruppen.
    Es gibt Spuren, dass einzelne von der Polizei gesuchte Mafiosi sich kurzfristig darin aufgehalten haben.
    Die heutige Mafia arbeitet mit modernsten Kommunikations- und Tarnungsmitteln.
    Das romantische Labyrinth unter dem palermitanischen Stadtviertel Chakuni ist eben für die Gegenwart nur noch romantisch.
    Die Greco haben übrigens ihre Luxusvilla vor 15 Jahren über der schon bestehenden unterirdischen Welt mit Absicht natürlich errichtet.
    Diese dunklen Gänge und Räume, über denen heute auch die moderne Autobahn rollt, gehen auf das 18.
    Jahrhundert zurück.
    Sie wurden von der geheimen Gesellschaft der seligen Paoli angelegt, die eine Mischung zwischen der traditionellen Mafia
    einer religiösen Sekte und einer primitiven Nachahmung der Freimaurerei in die Geschichte eingegangen ist.
    Der größte Raum der Unterwelt, ein Rundsaal mit einer Mittelsäule und mit 70 in den weichen Tuffstein getriebenen Sitzen, diente für die Kapitelversammlungen der Beati Paoli.
    In der neueren Vergangenheit aber, so scheint es, als Gerichtssaal der Greco-Mafia.
    Diese Mafia ist auf jeden Fall nach der Operation der Carabinieri ohne ein wertvolles Versteck und vor allem Fluchtsystem geblieben.
    Die wirklichen Schläge gegen sie sind mit den zwei Wellen von Verhaftungen aufgrund der ersten geständigen Mafiosi in den letzten Wochen des vergangenen Jahres geführt worden.
    Aus Rom war das Alfons Thalmar.
    12.30 Uhr ist es.
    Machen wir einen Blick auf das geplante Programm bis um eins.
    Sechs Geschichten, wenn es sich so ausgeht, wobei fraglich ist, ob wir den Beitrag über den Abbruch der Schach-WM in Moskau zustande bringen.
    Der Kontakt mit dem Korrespondenten hat noch nicht funktioniert.
    Sonst geplant?
    Eskalation im Katalysatorstreit der EG-Partner Deutschland und Frankreich.
    Eine Volksschulreform ist in Frankreich geplant.
    Das ist auch noch ein
    Beitrag mit einer Frankreich-Tangente.
    Dann aus Österreich noch der Bericht über die neue Studie über die Lage der Gastarbeiter in unserem Land und die beiden Kulturberichte zu den Themen.
    Piero Rismondo, der Kulturkritiker, feiert heute den 80.
    Geburtstag.
    Ein Interview mit ihm.
    Und in Berlin beginnt heute zum 35.
    Mal das große Filmfestival.
    Von dort werden wir auch berichten.
    Zunächst aber in die Bundesrepublik
    Deutschland und Frankreich in den EG-Bereich.
    In Österreich werden ab Beginn des Jahres 1988 nur mehr Neuwagen zugelassen, die den strengen amerikanischen Abgasnormen entsprechen, also Katalysator-Autos.
    Damit sind wir in Europa schneller dran als alle anderen, vor allem als die Länder der europäischen Gemeinschaft.
    Innerhalb der zehn EG-Staaten herrscht nach wie vor Uneinigkeit über Termin und Vorgangsweise bei der Einführung des sogenannten Umweltautos.
    Die Deutschen wollen, dass das abgasarme Auto ab 1989 obligatorisch ist.
    Und sie wollen dem Autofahrer das Umsteigen durch Steuererleichterungen schmackhaft machen.
    Die EEG-Mehrheit blockiert den deutschen Alleingang, unter anderem aus Rücksicht auf die eigenen Auto-Industrien, denen die Umstellung ihrer Modelle vorerst zu teuer erscheint.
    An die Spitze der Bremse hat sich Frankreich gesetzt.
    Die Franzosen haben bei der EG-Kommission in Brüssel Einspruch gegen die deutschen Pläne erhoben.
    Bonn will hart bleiben, muss aber letztlich Kompromisse suchen, denn die EG-Verträge schreiben ein koordiniertes Vorgehen ihrer Mitgliedsländer vor.
    Markus Peter berichtet.
    Der Umweltschutz ist eine der großen europäischen Aufgaben.
    Diesen Satz kann man bei allen möglichen Gipfelbegegnungen und bei allen möglichen politischen Sonntagsreden hören.
    Und wer nicht geglaubt hat, dass Umweltschutz ein europäisches Problem ist, der wurde jetzt eines besseren belehrt.
    Frankreich wehrt sich auf gut europäisch gegen die deutschen Katalysator-Autopläne.
    Paris hat Einspruch erhoben, bei der Brüsseler Kommission gegen Bonns Pläne die Normen für Autoabgase neu festzulegen.
    Nach EG-Recht kann das jedes Mitgliedsland tun, um sich besser über die neue Normenregelung informieren zu können.
    Das Ganze hat aber nur aufschiebende Wirkung für sechs Monate.
    Dies hat Frankreich nun getan und dahinter steckt aber wohl mehr als bloße Neugier über die Abgasnormen katalysator-entgifteter Autos auf bundesdeutschen Straßen, die ja bis zum Ende dieses Jahrzehnts stufenweise zur Pflicht werden sollen.
    Dahinter steckt der französische Wunsch, der eigenen Autoindustrie kostspielige Umrüstungsinvestitionen zu ersparen und ihr den Zugang zum deutschen Markt offen zu halten.
    Die Franzosen produzieren ja eher Mittelklassewagen und für die ist die Umrüstung nicht so leicht bzw.
    in Relation zum Kaufpreis eines Autos teuer.
    Und so wünschen die Franzosen, dass die deutschen Normen vorläufig nicht für Klein- und Mittelklassewagen eingeführt werden.
    Bonn bleibt aber bei seinen Plänen sukzessive den Katalysator für alle Wagenklassen einzuführen.
    Die durch den französischen Einspruch nun eingetretene Verzögerung will man nützen, um mit den Franzosen im Gespräch doch noch eins zu werden.
    Kommt man dabei nicht auf einen grünen Zweig, befürchten viele einen deutsch-französischen Handelskrieg.
    Denn Frankreich hat noch ein Eisen im Feuer gegen die deutschen Katalysatorpläne.
    Die steuerliche Förderung abgasarmer Autos könnte von der EG nämlich durchaus als ein Verstoß gegen die Beschränkung von staatlichen Subventionen gewertet werden.
    Den Schritt in diese Richtung hat Frankreich noch nicht getan.
    Doch diese Streitfrage könnte letztlich nur vor dem Europäischen Gerichtshof geklärt werden.
    Es ist schon erstaunlich, dass die viel gerühmte europäische Achse Bonn-Paris gerade in dieser Frage einen Knacks bekommen sollte.
    Die anderen EG-Partner halten sich nämlich durchaus zurück.
    Aber die Franzosen waren immer schon der Meinung, dass die deutsche Beschäftigung mit dem Waldsterben nicht einer gewissen Hysterie entbehrt.
    Und sie sind der Meinung, wenn man die Umwelt schon schützen muss, sollte man zuerst einmal ein Tempolimit, wie auf fast allen europäischen Straßen, einführen.
    Und man sollte, so wie in Frankreich, konsequent von den dreckschleudernden kalorischen Kraftwerken auf Kernkraftwerke umrüsten.
    So hat in diesem gelobten Europa eben doch jeder seine handfesten nationalen Interessen.
    Das war ein Beitrag von Markus Peter aus Bonn, 12.35 Uhr.
    Schulreformen sind in Frankreich eine brisante Sache.
    Kein Gesetzesvorhaben der Pariser Sozialisten hat heftigeren Widerstand ausgelöst, mehr Menschen auf die Straße getrieben als die geplante Abschaffung der Autonomie der Privatschulen.
    Staatschef Mitterrand gab dem Druck damals nach, blies die Reform ab.
    Der Erziehungsminister nahm schmollend den Hut und nach zwei Tagen war die ganze Regierung umgebildet, inklusive des Premierministers.
    Der neue Unterrichtsminister ist nun wieder mit einem Reformplan an die Öffentlichkeit getreten, einer umfassenden Neugestaltung der Grundschule.
    Aber diesmal erhält der früher besonders linke Jean-Pierre Gevenment Applaus von der rechten Opposition.
    Denn der Ressortchef will ganz einfach die Grundausbildung im Rechnen, im Schreiben und im Lesen wieder forcieren.
    Da liegt es im Argen.
    Auch Frankreich kämpft mit dem, was von Amerika bis Japan als neuer Analphabetismus beklagt wird.
    Die Video- und Taschenrechner-Generation verlernt das Lesen und Rechnen.
    Thomas Fuhrmann berichtet.
    Frankreichs sozialistischer Unterrichtsminister Jean-Pierre Chevénement hat das unmöglich scheinende geschafft.
    Die Oppositionszeitungen umjubeln ihn, die linken Lehrergewerkschaften schreien Achtung, Vorsicht.
    Die Freude der einen, die Skepsis der anderen gilt der Reform des Lehrplanes für die Volksschulen.
    Eine Reform, die im nächsten Schuljahr in Kraft treten soll und eine weitgehende Rückkehr zur traditionellen Volksschulbildung ist.
    Schreiben, Lesen und Rechnen sollen verstärkt unterrichtet werden.
    Ein alter Unterrichtsgegenstand wird wieder auf den Lehrplan gesetzt, die Bürgerkunde, ein neues Fach zieht ein, Wissenschaft und Technologie.
    Die wöchentliche Zahl der Unterrichtsstunden soll bei 27 unverändert bleiben.
    Der Versuch des Unterrichtsministers, die Hausaufgaben generell wieder einzuführen, scheiterte allerdings am Veto des Regierungschefs und am Druck der Lehrergewerkschaften.
    Das alte Argument dabei lautet, begüterte Kinder, deren Eltern einen höheren Bildungsgrad und mehr Zeit zur Verfügung haben, hätten es außerhalb der Schule leichter.
    Aufgaben würden Ungleichheit schaffen.
    Die Ursachen für die Lernplanreform der Volksschulen sind einfach.
    40 Prozent der 7 Millionen französischen Volksschüler kämpfen mit Schwierigkeiten und haben mindestens einmal eine Volksschulklasse wiederholt.
    Je länger Kinder in der Vorschule gewesen sind, desto geringer sind die Auswahlsquoten.
    Herkunft, Kinderanzahl in der Familie, Nationalität beeinflussen die Lernerfolge ebenfalls sehr deutlich.
    So sind Schüler aus kinderreichen Gastarbeiterfamilien statistisch am schlechtesten.
    Das Ziel der Reform ist es, allen Schülern die Grundfächer beizubringen.
    Auch ohne Aufnahmsprüfung in die einheitliche Mittelschule soll jeder Schüler am Ende der Volksschule ordentlich lesen und leserlich schreiben können.
    Dazu noch die vier Grundrechenarten beherrschen und die einfachsten geometrischen Figuren benennen und unterscheiden können.
    Diese traditionellen Grundkenntnisse sind wieder oder bleiben weiterhin das Wichtigste.
    Daneben gilt es den Kindern Geschichte und Geografie Frankreichs,
    nicht immer ihre eigene Heimat beizubringen.
    Der Volksschüler muss die wichtigsten Städte, Flüsse und Berge kennen und die Jahreszahlen chronologisch aufzählen können.
    Völlig neu ist die Einführung des Gegenstandes Wissenschaft und Technologie, dem in den fünf Volksschuljahren zwischen 50 und 80 Unterrichtsstunden gewidmet werden sollen.
    Dabei geht es in erster Linie um das Erlernen der Grundbegriffe der Informatik mit Kleinkomputern.
    Neu, aber eigentlich alt, ist die Wiedererweckung des Gegenstandes Bürgerkunde.
    Dieser Traditionsgegenstand der alten öffentlichen Volksschule dürfte die begeisterten Kommentare der bürgerlichen Presse hervorgerufen haben.
    Bravo, chauvinement, hieß es im oppositionellen Quotidien de Paris gestern begeistert.
    Der Unterrichtsminister sorgt seit seinem Amtsantritt im Juli des Vorjahres laufend für Aufsehen.
    Zunächst liquidierte er im Handumdrehen den tobenden Konflikt um die Reform der Privatschulen.
    Die von seinem Vorgänger ausgearbeitete Gesetzesvorlage zur langfristigen Angleichung der Privaten an die öffentlichen Schulen wurde sang- und klanglos abgesetzt.
    Danach predigte Chauvinement, der Fähnleinführer des linken marxistischen Parteiflügels der Sozialisten, die Schüler müssten sich mehr anstrengen, mehr lernen und mehr Disziplin an den Tag legen.
    Die Volksschulreform mit ihrer Rückbesinnung auf traditionelle Werte macht Jules Venement nun überhaupt zum Liebkind der Konservativen, der Eltern und vor allem der Opas und Omas.
    Die meisten Elternverbände schwelgen in Lob und Rudel.
    Und der volkstümliche Parisien-Liberé titelte gestern auf seiner ersten Seite, 1 plus 1 ist gleich 2.
    Endlich!
    Thomas Wuhmann war das, aus Paris, 12.40 Uhr zurück nach Österreich, jetzt in der Berichterstattung im Mittagsschanal.
    Im Wissenschaftsministerium am Minoritenplatz in Wien hat heute Minister Heinz Fischer das Buch der Universitätsprofessorin Elisabeth Lichtenberger über Gastarbeiter vorgestellt.
    Der genaue Titel des Buches lautet, Gastarbeiter leben in zwei Gesellschaften.
    Und die Kernaussage des Buches, kurz zusammengefasst, lautet, Gastarbeiter leben insofern in zwei Welten, als sie zwar bei uns in Österreich durch oft schlecht bezahlte Arbeit in Jobs, für die sich Österreicher zu gut sind, jeden Status schaffen, der sie in ihrem Heimatland zur gehobenen Gesellschaftsklasse macht,
    Sie andererseits aber bei der zu meist wirtschaftlich bedingten Entlassung aus dem Arbeitsverhältnis in Österreich, der Bundesrepublik oder der Schweiz, dann in ihren Herkunftsländern kaum noch jene Posten einnehmen können, die sie vorher hatten.
    Über die Studie und ihre Präsentation berichtet Leopold Esterle.
    Wissenschaftsminister Heinz Fischer und die Autorin der Gastarbeiterstudie, Frau Universitätsprofessor Elisabeth Lichtenberger, räumten heute mit zahlreichen Vorurteilen auf.
    Auf mehr als 500 Seiten weist Frau Prof. Lichtenberger in ihrem Gastarbeiterbuch nach, dass nämlich am Beispiel der rund 46.000 jugoslawischen und der rund 10.000 türkischen Gastarbeiterfamilien in Österreich
    nach, dass tiefgehende Unterschiede weder in der Lebenshaltung noch in der Lebensqualität zwischen den aus einer primitiven Denkweise heraus oft als Juschen bezeichneten Gastarbeitern und der Puncto Bildung und Ausbildung vergleichbaren österreichischen Bevölkerung bestehen.
    Auf einen Umstand legt Frau Prof. Elisabeth Lichtenberger allerdings besonderen Wert.
    Gastarbeiter leben quasi in zwei Gesellschaften und zwar insofern, als sie im Gastgeberland trotz oft mühsam angeeigneter Qualitäten und eine untergeordnete Rolle spielen, im Herkunftsland dank ihrer Einkommen jedoch einen Aufsteigerstatus genießen, der sich beispielsweise im eigenen Auto, im eigenen Haus, im eigenen Grund und Boden widerspiegelt.
    Aber es ist ein Leben in Unsicherheit, ein Leben in permanentem Zweifel.
    Wann werde ich aus wirtschaftlichen Überlegungen des Gastgeberlandes wieder heimgeschickt?
    Was geschieht in meiner Heimat dann mit mir?
    Die Fragen sind berechtigt.
    Denn die Returnierungsquoten des Gastarbeiterstromes wechseln je nach Wirtschaftslage und in den Stammländern selbst haben die Heimkehrer, wenn man so will, aus einem Neidkomplex ihrer Landsleute heraus nur geringe Chancen, einen ihrer Ausbildung adäquaten Job wiederzubekommen.
    Will Wissenschaftsminister Heinz Fischer heute also mehr Verständnis für Gastarbeiter in Österreich durch die Österreicher erreichen?
    Versucht Frau Prof. Lichtenberger das durch das Aufzeigen des Lebens in Unsicherheit?
    Wenn man die Gastarbeiter gefragt hat, 1974, zu einer Zeit, wo gar keine Bush-Faktoren da waren, von Seiten des Arbeitsmarktes noch, wie viele in Wien bleiben wollen oder nach Jugoslawien zurückgehen und wann, hat die Hälfte gesagt, sie weiß es nicht.
    Und die gleiche Frage wird 1981 gestellt und ebenso hat die Hälfte der Bevölkerung wieder geantwortet.
    Sie weiß es nicht.
    Das heißt, eine mittelfristige Lebensplanung ist diesen Bevölkerungen nicht möglich.
    Und ich glaube, es sollte sich jeder von uns einmal in die Lage versetzen, acht oder zehn Jahre in einem Staat zu leben,
    seine Arbeit ordentlich zu machen, sonst wäre er ja längst nicht mehr hier, und de facto nicht zu wissen, ob er im nächsten Jahr, wenn er hier arbeiten will, de facto hier auch noch arbeiten kann.
    Die in Österreich durchaus bestehende Ausländerfeindlichkeit führt die Autorin der Gastarbeiterstudie auf die geringe Mobilität des Österreichers selbst zurück.
    Die Ausländerfeindlichkeit ist ja kein Österreichspezifikum, es ist in der Bundesrepublik sehr viel stärker ausgeprägt, vielleicht als erstes.
    Und zweitens hängt es meines Erachtens grundsätzlich damit zusammen, dass man bei uns in Österreich eigentlich gewohnt ist, Ausländer nur dann freundlicher oder besonders freundlich zu bekommen oder zu willkommnen, wenn sie eben Fremde sind, Touristen.
    Während ansonsten durch die geringe Mobilität des Österreichers, der ja bestenfalls auch nur selbst als Tourist ins Ausland reist, in einem Staat, der ja keine Minoritäten oder nur ganz Unbedeutende hat, die Bevölkerung es sich ja abgewöhnt hat, einfach mit Ausländern zu leben oder mit Gastarbeitern.
    Wenn wir zurückblicken, und ich meine, wenn man da Wien untersuchen würde, vor 100 Jahren,
    wo also nach dem heutigen Terminus 70 Prozent der Bevölkerung Gastarbeiter waren, so wäre die Situation völlig anders.
    Wir sind heute eine abgeschlossene Nation, wir bewegen uns.
    Der Wiener ist schon unglücklich, wenn er nach Graz versetzt wird.
    Der Grazer ist schon unglücklich, nach Wien versetzt zu werden.
    Und genau das Gleiche haben wir auch in der Schweiz und in der Bundesrepublik.
    Das spielt ja so eine große Rolle.
    Elisabeth Lichtenberger Gastarbeiter leben in zwei Gesellschaften, leben in permanenter Unsicherheit.
    Soweit die wesentlichsten Eindrücke der heutigen Pressekonferenz und damit zurück ans Studio des Mittagsschonals.
    Ein Bericht von Leopold Österle, dreiviertel eins, Zeit für zwei Kulturbeiträge.
    In Berlin beginnen heute Abend die 35. internationalen Filmfestspiele.
    Neben Cannes und Venedig weltweit eins der größten Filmfestivals überhaupt.
    Bis 26.
    Februar werden insgesamt an die 600 Filme gezeigt, darunter 25 Spielfilme aus 19 Ländern im Wettbewerbsprogramm.
    Um den goldenen oder silbernen Bären von Berlin bewirbt sich heuer auch Österreich, weil die Exports Politthriller Die Praxis der Liebe ist ins offizielle Wettbewerbsprogramm aufgenommen worden.
    Daneben gibt es auch diesmal wieder eine fast nicht so überblickende Reihe von Nebenveranstaltungen in Berlin, etwa eine Rückschau auf die Entwicklung des Spezialeffekts im Kino.
    Reich an solchen Tricks ist auch der Film, mit dem die Festspiele heute Abend eröffnet werden, 2010, das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen, die Fortsetzung des legendären Science-Fiction-Films 2001 Odyssee im Weltraum.
    Und mit einer musikalischen Reminiszenz an diesen Film beginnt auch Karin Bauer ihren Festivalbericht aus Berlin.
    Untertitel der Amara.org-Community
    Seit 2010 von Peter Himes ist die comic-stripartige, mit riesigem technischen Aufwand produzierte Fortsetzung des poetischen Science-Fiction-Meisterwerkes 2001 – Odyssee im Weltraum von Stanley Kubrick.
    Mit einer 70mm-Kopie in 6-Kanal-Dolby-Stereo in einer angeblich noch nie dagewesenen Qualität wird heute im Berliner Zoo-Palast nicht nur Supertechnik zelebriert, sondern auch angekündigt, welche Filmtrends in den Kinos zu erwarten sind.
    Science-Fiction im Jahr 2010, in dem die Amerikaner und Russen gemeinsam in den Weltraum starten, um das Rätsel der Discovery-Katastrophe von 2001 zu lösen.
    Und Science-Fiction aus der komischen Sicht des Monty-Python-Mitgliedes Terry Gilliam, der mit Brasil eine verrückte Version von Orwells 1984 vorstellt.
    Sehr stark im Vordergrund des Hauptwettbewerbes stehen heuer auch die historischen Themen.
    Zweiter Weltkrieg, Kolonialismus, Unabhängigkeitskriege wie der Deutsche Bauernkrieg im 16.
    Jahrhundert in Christian Zievers' Der Tod des Weißen Pferdes oder der Ungarische Unabhängigkeitskrieg des vorigen Jahrhunderts in Blüten, Blumen, Grenze von Laszlo Lugoschi.
    Aus Japan, Südkorea und der Sowjetunion stammen Rekonstruktionen geschichtlicher Epochen und die USA sind mit Filmdramen vertreten, die ebenfalls in der Vergangenheit angesiedelt sind, wie etwa ein Platz im Herzen von Kramer gegen Kramer Regisseur Robert Benton.
    Oscar-Preisträgerin Sally Field, die Sie gerade hören, spielt darin eine junge Witwe, die in den 30er Jahren ihre Ranch alleine führt.
    Ich habe nie etwas getan in meinem Leben, aber ich habe Kinder gebracht und diese Hausaufgaben gemacht.
    Als er einem Neger Arbeit gibt, bekommt sie Schwierigkeiten mit dem Ku-Klux-Klan.
    Soziale und politische Gegenwartsprobleme, Gewalt, Verbrechen und Psychiatrie sind weitere Themen der Filme des Hauptwettbewerbes, aus dem Festivalleiter Moritz de Hadeln auch filmpolitisch sehr bedeutende Trends abliest.
    Ich habe das Eindruck, dass die Weltfilmlandschaft
    endet sich langsam, dass neue Länder hochkommen und die alte, wie der ziemlich tragische Fall von Italien, runterführen.
    Sehr erfreulich ist heuer wieder die starke Präsenz Österreichs in Berlin, vor allem die Auswahl von Waldexports Praxis der Liebe für den Hauptwettbewerb.
    Für die Österreicherin bedeutet diese Teilnahme eine künstlerische Weiterentwicklung in Berlin.
    Unsichtbare Gegner wurde in Berlin ins Forum eingeladen, ich glaube das war 1977, und hat hervorragende Kritiken gehabt und wurde sofort dann angekauft, zum Beispiel vom ZDF, hat Verleihe gefunden.
    Also es war so richtig ein schöner Start in Berlin mit dem ganzen Filmgeschehen.
    Und das ist natürlich auch ein schöner Weg, weil man vom Forum, was ich ja sehr schätze,
    dann den Schritt weitermacht in den Wettbewerb hinein.
    Ein eigener Österreich-Stand und neun neue österreichische Streifen auf der Filmmesse, die Försterbuben von Peter Patzak und White Elephant von Werner Grusch bei den Sondervorführungen, Wer war Edgar Allen von Michael Haneke in der Informationsschau und Küchengespräche mit Rebellinnen über österreichische Widerstandskämpferinnen im Videoprogramm des Forums bedeuten weitere Möglichkeiten, den neuen österreichischen Film auf einer internationalen Plattform zu präsentieren.
    Das war ein Beitrag von Karin Bauer aus Berlin und jetzt geht es im nächsten Beitrag um den bekannten Wiener Schriftsteller und Theaterkritiker Piero Rismondo.
    Er feiert heute seinen 80.
    Geburtstag.
    Rismondo, als Sohn einer altösterreichischen Redas-Familie in Triest geboren, war 25 Jahre lang als Kulturredakteur und Theaterkritiker der Zeitung Die Presse tätig.
    Er hat sich aber auch durch eigene Publikationen, unter anderem Theaterstücke, einen Namen gemacht.
    Als Übersetzer aus dem Italienischen hat Piero Rismondo sich vor allem für Italo Svevo und Alberto Moravia eingesetzt.
    Mit dem Jubilar, der 1979 mit dem österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik ausgezeichnet wurde, führte Volkmar Paschalt ein Geburtstagsgespräch.
    Herr Prof. Rismondo, es ist eigentlich ungewöhnlich, wenn man sich mit 80 Jahren noch seine Liebe zum Theater erhalten hat, noch aktiver Kritiker ist.
    Man pflegt sehr oft gerade die österreichische Theaterkritik zu verteufeln, dass sie nur porntensüchtig sei und dass sie sich wenig mit Stückanalyse oder Schauspielanalyse beschäftigen würde.
    Worauf kommt es Ihrer Meinung nach bei einer Theaterkritik an?
    Ja, also ich betrachte das Theater als einen Teil des Lebens.
    Und betrachte die Theaterkritik auch als Konfrontation mit einem stückgestalteten Leben.
    Und ich möchte also gerade Fachsimpeleien oder so weiter in einer Kritik möglichst vermeiden.
    Die versteht ja das Publikum auch gar nicht so genau.
    sondern es soll doch eine lebendige Reaktion auf eine Provokation von künstlerischer Seite her sein.
    Was kann uns das Theater heute noch bieten?
    Ja, das hängt vom Autor und von den Schauspielern ab, nicht?
    Wenn ein Autor also etwas zu sagen hat, dann hat er natürlich immer etwas zu bieten.
    Außerdem bin ich der Überzeugung, dass das Theater also unsterblich ist, nicht nur weil, nicht etwa vielleicht, weil das
    die Menschheit ein solches Bedürfnis nach dem Theater hat, sondern weil es immer wieder Menschen geben wird, die ein ungeheures Bedürfnis haben zu spielen, sich zu verwandeln, zu spielen.
    Und dieser Spieltrieb, dieser Verwandlungstrieb, der ist die Garantie dafür, dass es Theater immer geben wird.
    Herr Prof. Rismondo, es hat eine Epoche in Ihrem Leben gegeben, in der Sie auf der anderen Seite waren, also nicht im Zuschauerraum, sondern sozusagen hinter der Bühne.
    Sie waren Theaterdirektor.
    Wie ist das dazu gekommen?
    Ja, das ist so gekommen, ganz einfach.
    Das war unmittelbar nach dem Krieg.
    Ich war damals sozusagen in der Immigration in Jugoslawien, beziehungsweise in Italien, in Fiume, Abazia.
    Und da ich an der Widerstandsbewegung beteiligt war, hat man dann nach dem
    Nach der Errichtung des neuen Staates, mich zu einem ... Da man wusste, dass ich am Theater interessiert bin, journalistisch tätig war usw., hat man mich also bestellt zum Direktor des italienischen Ensembles am Theater in Fiume, das also jetzt Rieke heißt.
    War das interessanter, fürs Theater zu arbeiten, als übers Theater zu schreiben?
    Fast.
    Ja, aber ich kann das schwer beurteilen, denn damals, es begann fast in einer stalinistischen Ära damals in Jugoslawien und da war eben das Theaterboot, war so eine Art Freiheitsraum.
    Man konnte da atmen und sich mit großer Dichtung mehr oder weniger beschäftigen und das war natürlich schon sehr gut.
    Es gibt eine andere Facette von Piero Rismondo, den Schriftsteller und vor allem den Übersetzer.
    Sie sind ja bekannt geworden unter anderem auch mit Übersetzungen der Werke von Italo Svevo und Pirandello, um nur einige zu nennen.
    Andere Italiener auch natürlich.
    Ja, Moravia vor allem.
    War das eine mühevolle Arbeit?
    Sind Sie von vornherein doppelsprachig aufgewachsen oder wie?
    Ja, ich bin insofern doppelsprachig.
    Deutsch ist selbstverständlich meine Muttersprache, vor allem auch, weil meine Mutter eine Grazerin war und in meinem Elternhaus Deutsch gesprochen wurde.
    Aber da ich in Trieste zur Welt kam und meine Eltern selbstverständlich wollten, dass ich mich mit der Umgebung verständigen kann, war die erste Sprache, die ich lernte, also das Italienische bzw.
    der Triestiner,
    Dialekt, und erst mit fünf Jahren lernte ich dann Deutsch.
    Es war eine schwierige Zeit, Piero Rismondo, in der Sie gelebt haben.
    Wenn Sie zurückblicken, war das auch eine interessante Zeit?
    Ja, interessant auf jeden Fall, manchmal sehr unangenehm.
    Ich habe daraus, glaube ich, einiges gelernt.
    Piero Rismondo, also 80, wir gratulieren.
    Nach der Kulturredaktion ist jetzt nochmal die Nachrichtenredaktion am Wort.
    Österreich.
    Der freiheitliche Staatssekretär im Gesundheitsministerium, Mario Ferrari-Brunnenfeld, erklärte zu jüngsten Äußerungen des Kärntner FPÖ-Landesparteiobmannes Jörg Haider, dies seien private Ansichten, die sicher nicht durch Parteibeschlüsse gedeckt seien.
    Den Bestand der freiheitlichen Gesamtpartei auf den Prüfstand zu stellen, ist ein arges Unterfangen.
    Haider sei als Ehrgeizling zu bezeichnen, meinte Ferrari-Brunnenfeld.
    Seiner Ansicht nach solle Haider seine Kärntneraufgaben erfüllen und sich nicht in jede Frage auf Bundesebene einmischen.
    In seinem Ehrgeiz schieße Haider oft übers Ziel.
    Hätte er Aufgaben auf Bundesebene, würden ihm diese wahrscheinlich über den Kopf wachsen, sagte Ferrari-Brunnenfeld.
    USA.
    Das Außenministerium in Washington hat Berichte zurückgewiesen, wonach die Außenminister der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion, Schulz und Grameko, aus Anlass der Staatsvertragsfeiern Mitte Mai in Wien zusammentreffen sollen.
    Ein Sprecher des amerikanischen Außenministeriums erklärte, es stehe noch nicht fest, welche Persönlichkeiten die USA bei den Jubiläumsfeiern vertreten werden.
    Die Zeitung Washington Post hatte eine Begegnung zwischen Schulz und Grameko für den 15.
    Mai in Wien angekündigt.
    Österreich.
    Der deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher hat den neuen Vorschlag des Ostens zur Verringerung der sowjetischen und amerikanischen Truppen in Mitteleuropa grundsätzlich begrüßt.
    Genscher hält sich zu einem kurzen Besuch in Wien auf.
    Die Truppenabbaugespräche in der österreichischen Bundeshauptstadt dauern bereits elf Jahre.
    Der neue sowjetische Vorschlag sieht vor, dass 20.000 Mann der UdSSR und 13.000 Soldaten der Vereinigten Staaten abgebaut werden.
    Bundeskanzler Sinovac hat in der vergangenen Nacht beim 30.
    Wiener Opernball für die Hungernden in Äthiopien gesammelt.
    Sinovac löste damit seine in einer Fernsehshow verlorene Wette ein.
    Es wurden insgesamt etwa 700.000 Schilling gespendet.
    ÖVP-Bundesparteiobmann Mock und der Sportsprecher der Volkspartei Höchtl haben einen Diskussionsentwurf für ein Sportkonzept vorgelegt.
    Darin wird der Sport als das tauglichste Mittel bezeichnet, das körperliche und geistige Wohlbefinden zu stärken und Zivilisationsschäden vorzubeugen.
    Sportstätten statt Krankenhäuser, solle das Motto für alle sportpolitischen Überlegungen sein, wird in einer Aussendung des ÖVP-Pressedienstes angeführt.
    Europäische Gemeinschaft
    Vizekanzlerhandelsminister Norbert Steger besucht heute die Kommission des Gemeinsamen Marktes in Brüssel.
    Steger wird unter anderem ein Gespräch mit dem neuen Präsidenten der Kommission, dem früheren französischen Finanzminister Jacques Delors, führen.
    Außerdem soll eine Konferenz der Europäischen Gemeinschaft und der EFTA, der Europäischen Freihandelszone, in Wien vorbereitet werden.
    Bundesrepublik Deutschland
    Auf schneeglatter Fahrbahn hat sich in den Morgenstunden auf der Autobahn Salzburg-München in der Nähe von Traunstein ein Autobusunglück ereignet.
    Ein nur mit Sommerreifen ausgerüsteter jugoslawischer Reisebus stürzte über eine Böschung zehn Meter in die Tiefe.
    Einer der Fahrgäste ist seinen Verletzungen am Unfallsort erlegen.
    Beide 17 Personen wurden in Krankenhäuser gebracht.
    Belgien.
    Bei einem Brand in einem Altersheim in einer Ortschaft südöstlich von Brüssel sind heute früh drei Frauen im Alter zwischen 83 und 90 Jahren ums Leben gekommen.
    Das Feuer richtete einen Sachschaden von umgerechnet zweieinhalb Millionen Schilling an.
    Die Ursache des kurz nach Mitternacht ausgebrochenen Brandes ist noch nicht geklärt.
    Schweden.
    Das skandinavische Land wird gegenwärtig von einer Grippewelle heimgesucht.
    Nach Angaben der Behörden sind 770.000 Menschen oder 9,3% der schwedischen Bevölkerung erkrankt.
    Ärzte haben festgestellt, dass die Grippeerkrankungen durch den Virus der Type Philippinen A verursacht wird.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Im Westen noch Schneefall, sonst Bewölkungsauflockerung.
    Nachmittags nur leichter Frost.
    In einer Minute ist es 13 Uhr.
    Noch kurze Zeit für einen Programmhinweis.
    Und zwar auf die Sendung im Brennpunkt.
    Heute ab 21 Uhr im Programm Österreich 1 und morgen ab 10 Uhr 05 im Programm Österreich Regional.
    Titel der Sendung diesmal Bedrohte Völker.
    Wenn der letzte Indianer stirbt, wird die Welt einstürzen.
    Es geht um die Situation dieser bedrohten Völker, eben etwa der Indianer und Indios in Amerika, ethnische Minderheiten in Afrika, der Aborigines in Australien, der Basken, der Lappen oder der Zigeuner etwa.
    Die Sendung im Brennpunkt gestaltet von Dolores Bauer und Helfried Brandl, also heute um 21 Uhr und morgen um 10.05 Uhr im Radio.
    Das Mittagsschanal ist beendet.
    Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1985.02.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Das Wetter am Wochenende
    Mitwirkende: Hufnagl, Felix [Gestaltung]
    Datum: 1985.02.15 [Sendedatum]
    Ort: Hohe Warte, Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ferrari-Brunnenfeld zu Konflikt Steger - Haider
    Einblendung: Mario Ferrari-Brunnenfeldt
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Ferrari-Brunnenfeld, Mario [Interviewte/r]
    Datum: 1985.02.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gespräche Wien - Bund über Projekt Marchfeld-Kanal
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1985.02.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Italien: Unterirdische Mafia-Stadt in Palermo entdeckt
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1985.02.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    EG: Katalysatorstreit zwischen Deutschland und Frankreich
    Mitwirkende: Peter, Markus [Gestaltung]
    Datum: 1985.02.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Frankreich: Reform der Volksschullehrpläne
    Mitwirkende: Fuhrmann, Thomas [Gestaltung]
    Datum: 1985.02.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Bildung ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neue Gastarbeiterstudie des Wissenschaftsministeriums
    Einblendung: Elisabeth Lichtenberger
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung] , Lichtenberger, Elisabeth [Interviewte/r]
    Datum: 1985.02.15 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Bundeskanzleramt, Ballhausplatz [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Eröffnung der Berliner Filmfestspiele
    Einblendung: Musik, Filmausschnitt, Moritz de Hadeln, Valie Export
    Mitwirkende: Baur, Karin [Gestaltung] , Hadeln, Moritz de [Interviewte/r] , Export, Valie [Interviewte/r]
    Datum: 1985.02.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kulturkritiker Piero Rismondo 80
    Interview: Piero Rismondo
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Rismondo, Piero [Interviewte/r]
    Datum: 1985.02.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1985.02.15
    Spieldauer 00:59:59
    Mitwirkende Glück, Luis [Moderation]
    Löw, Werner [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1985.02.15 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-850215_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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