Mittagsjournal 1983.03.07

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    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Und hier meldet sich Udo Bachmeier mit dem Mittagsjournal.
    Sie hören eine Stunde ausführliche Information.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Schwerpunkt unserer Berichterstattung sind weiterhin die westdeutschen Bundestagswahlen, die einen Sieg für die konservativ-liberale Koalition unter Helmut Kohl brachten, Verluste für die Sozialdemokraten sowie den Einzug der Grünen ins Parlament.
    Aus Bonn erwarten wir eine politische Analyse, berichten über die Folgen dieser weit über Bonn hinaus bedeutsamen Wahl und darüber, welche Strategie jetzt in Bonn verfolgt werden soll.
    Eine viel diskutierte Frage ist, wird CSU-Chef Strauß in Bonn ein Regierungsamt übernehmen?
    Welche werden weitere mögliche personelle Konstellationen sein.
    Wir gehen auch dem Wählerverhalten der Deutschen nach.
    Nach ersten Wählerstromanalysen verdanken CDU, CSU ihren Erfolg vor allem einem Zustrom aus dem Lager der SPD-Wähler.
    Die Bundestagswahl ist natürlich auch zentrales Thema von Berichten und Kommentaren in der in- und ausländischen Presse.
    Wir zitieren daraus.
    Die Bonner Wahlergebnisse stehen neben österreichischen Wahlkampfthemen auch im Mittelpunkt einer Pressekonferenz von ÖVP-Obmann Mock.
    Dieses Thema kam auch bei einem offiziell der Parlamentsbilanz gewidmeten Pressegespräch von FPÖ-Klubobmann Peter zur Sprache.
    Aus Frankreich erwarten wir Reaktionen über die dortigen Kommunalwahlen mit ihrem überregionalen Testcharakter und unsere Wirtschaftsredaktion befasst sich mit den Problemen der OPEC-Ölministerkonferenz, die in London einen Ausweg aus der Ölpreiskrise sowie jetzt vor allem aus der Problematik der Fördermengen sucht.
    Im Kulturteil des Mittagsschonals erfahren Sie Näheres über Laurie Anderson, dem Star eines Multimedia-Spektakels im Wiener Konzerthaus.
    Wir beginnen mit den Nachrichten aus aller Welt.
    Verantwortlicher Redakteur dafür ist heute Mittag Edgar Theider.
    Gelesen werden die Meldungen von Wilfried Schierlbauer.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Das Ergebnis der gestrigen Bundestagswahl ist heute Thema von Beratungen der Führungsgremien der Unionsparteien, der Freien Demokraten, der Sozialdemokraten und der Grünen.
    CDU und Grüne haben für die Mittagstunden Pressekonferenzen angekündigt.
    Am Nachmittag wird der Vorsitzende der bayerischen CSU, Franz Josef Strauß, in Bonn erwartet, wo er mit Bundeskanzler Kohl zu einem Gespräch über Sach- und Personalfragen zusammentrifft.
    Bei den gestrigen Parlamentswahlen haben die Unionsparteien mit 48,8 Prozent der Stimmen und 244 Sitzen im Bundestag einen klaren Gewinn erzielt.
    Verlierer der Wahl ist die SPD, die nur auf 38,2 Prozent der Stimmen kam und mit 193 Abgeordneten in das Bonner Parlament einziehen wird.
    Die Freien Demokraten konnten die 5-Prozent-Hürde überspringen und 6,9 Prozent der Stimmen und damit 34 Mandate erreichen.
    Auch die Grünen konnten die 5-Prozent-Hürde überwinden.
    Sie erreichten 5,6 Prozent der Stimmen und werden mit 27 Abgeordneten erstmals im Bundestag vertreten sein.
    Einen beachtlichen Erfolg für die CDU gab es auch bei den gestern parallel stattfindenden Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz.
    Dort konnten die christlichen Demokraten ihre absolute Mehrheit von 50,1 auf 51,9 Prozent der Stimmen ausbauen.
    Die SPD fiel von 42,3 auf 39,6 Prozent zurück.
    Die Freien Demokraten blieben unter 5 Prozent und sind im neuen Landtag nicht mehr vertreten.
    Auch die Grünen scheiterten an der 5-Prozent-Hürde.
    Die CDU-CSU verdankt ihren Erfolg bei der gestrigen Bundestagswahl vor allem einem starken Zustrom aus dem Lager ehemaliger SPD-Wähler.
    Aus einer Analyse des Infass-Instituts geht hervor, dass fast zwei Millionen frühere SPD-Wähler zu den Unionsparteien abgewandert sind.
    Hingegen sind nur 150.000 den Weg in umgekehrter Richtung gegangen.
    Als Überraschung wird dabei gewertet, dass die CDU diese Gewinne vor allem in traditionellen Hochburgen der Sozialdemokraten in Nordrhein-Westfalen und in Norddeutschland erzielt hat.
    Gewinne verzeichneten die Unionsparteien auch aus dem Wählerreservoir der Freien Demokraten, insgesamt etwa 400.000 Stimmen.
    CDU und CSU profitierten auch von der hohen Wahlbeteiligung mit etwa 500.000 Stimmen.
    Das zweite deutsche Fernsehen hat einer eigenen Wahlanalyse entnommen, dass die Wähler der Unionsparteien eher als der SPD zutrauen, das vorrangige Problem der Arbeitslosigkeit zu lösen.
    USA, Sowjetunion.
    Mit ungewöhnlicher Schnelligkeit hat das amerikanische Außenministerium auf das Ergebnis der Bundestagswahlen reagiert und dieses begrüßt.
    In einer in Washington veröffentlichten Erklärung heißt es, die Wahlen hätten wieder einmal die Kraft und die Stabilität der deutschen Demokratie gezeigt.
    Noch in der Nacht hat Präsident Reagan dem deutschen Bundeskanzler Kohl telefonisch zu seinem Wahlsieg gratuliert.
    Ohne jeden Kommentar berichtet heute die amtliche sowjetische Nachrichtenagentur TASS über den Wahlsieg der CDU-CSU in der Bundesrepublik Deutschland.
    In der Meldung wird vom Block der konservativen Parteien gesprochen, der als Sieger aus den Wahlen hervorgegangen ist.
    Außerdem zitiert Tass den Bundesgeschäftsführer der unterlegenen SPD, Peter Glotz, der erklärte, die Sozialdemokraten hätten die von ihnen gesteckten Ziele nicht erreicht.
    Im sowjetischen Parteiorgan Pravda, der einzigen heute in der Sowjetunion erscheinenden Tageszeitung, werden die deutschen Bundestagswahlen überhaupt nicht erwähnt.
    Österreich.
    Zum Ausgang der deutschen Bundestagswahlen erklärte Bundeskanzler Kreisky, es sei damit zu rechnen gewesen, dass die SPD diese Wahl nicht erfolgreich bestehen dürfte.
    Das Resultat habe für Österreich keinerlei Bedeutung, meinte Kreisky, weil hier die Uhren anders gingen.
    ÖVP-Bundesparteiobmann Alois Mock sagte, das Ergebnis beweise, dass der politische Wechsel in der Bundesrepublik Deutschland richtig gewesen sei.
    Den Wahlsieg der CDU-CSU bezeichnete Mock als besonderen persönlichen Erfolg Helmut Kohls.
    Der freiheitliche Parteiorban Norbert Steger erwartet sich von dem Resultat politischen Rückenwind für seine Partei.
    Frankreich.
    Bei der gestern ersten Runde der Kommunalwahlen haben die bürgerlichen Parteien mit 51,5 Prozent der Stimmen einen klaren Vorsprung vor den regierenden Sozialisten und Kommunisten erzielt.
    Die Linksallianz kam nur auf 46,5% der Stimmen.
    In Paris ging Bürgermeister Chirac als klarer Wahlsieger hervor.
    In Marseille sieht der sozialistische Innenminister und Bürgermeister der Hafenstadt Defer einer schwierigen zweiten Runde am kommenden Sonntag entgegen.
    Parteien, die gestern nicht auf Anhieb die absolute Mehrheit erreichten, müssen sich am Sonntag einer Stichwahl stellen, bei der die einfache Mehrheit entscheidet.
    Die etwa 36 Millionen wahlberechtigten Franzosen hatten über die Zusammensetzung von 36.400 Stadt- und Gemeinderäten zu entscheiden.
    Großbritannien.
    Die Ölminister der OPEC, die Organisation Erdöl exportierender Länder, treffen heute am späten Nachmittag in London neuerlich zu Beratungen über eine Senkung des Ölpreises und die Festlegung neuer Förderquoten zusammen.
    Bisherige Gespräche sind erfolglos geblieben.
    Ausgelöst wurde die gegenwärtige Ölpreiskrise durch die Verringerung des Preises für Nordseeöl um drei Dollar durch Großbritannien und Norwegen.
    Als bisher einziges OPEC-Mitglied ist Nigeria diesem Schritt gefolgt.
    Angestrebt wird jetzt im Wesentlichen die einheitliche Senkung des Preises für das Fasro-Öl zu 159 Litern, von derzeit 34 auf künftig 30 Dollar.
    Guatemala.
    Papst Johannes Paul II.
    ist heute früh in Guatemala, dem fünften Gastland, während seiner achttägigen Mittelamerikareise eingetroffen.
    Das Oberhaupt der katholischen Kirche wurde auf dem Flughafen von Präsident Efraín Ríos Montt und zehntausenden begeisterten Menschen begrüßt.
    Unmittelbar nach seiner Ankunft erklärte Johannes Paul II., es müsse erreicht werden, dass auch in Guatemala der soziale Friede wieder einkehre.
    In jüngster Zeit sei dieses Land wie auch schon früher Schauplatz von Unheil gewesen, das in vielen Häusern Tod und Zerstörung gesät habe.
    Mit tiefer Trauer reagierte der Papst auf die Hinrichtung von sechs jungen Männern in Guatemala am vergangenen Donnerstag.
    Schon vor den Exekutionen waren die Beziehungen zwischen Guatemala und dem Vatikan wegen des schnell wachsenden protestantischen Einflusses in den mittelamerikanischen Staat gespannt.
    Präsident Ríos-Montt hatte vor dem Eintreffen des Papstes drei Wahlgesetze angekündigt, die eine politische Öffnung ermöglichen sollen.
    Nach den Worten des Präsidenten sollen die Gesetze am 23.
    März veröffentlicht werden.
    Demnach wird es allen Gruppen ohne ideologische Unterscheidung erlaubt sein, sich am politischen Leben in Guatemala zu beteiligen.
    Indien.
    In Neu Delhi wurde heute die siebente Gipfelkonferenz der blockfreien Staaten eröffnet.
    Ministerpräsidentin Indira Gandhi schlug eine Art Weltgipfeltreffen aller Staats- und Regierungschefs bei der nächsten Sitzungsperiode der UNO-Vollversammlung in New York vor.
    Außerdem warnte sich Frau Gandhi gegen das Wettrüsten, vor allem im Bereich der atomaren Waffen, und verlangte mehr wirtschaftliche Gerechtigkeit für die Entwicklungsländer.
    Wörtlich sagte die indische Regierungschefin, die Menschheit stehe derzeit vor dem Abgrund eines weltwirtschaftlichen Zusammenbruchs und der Zerstörung durch einen nuklearen Krieg.
    Frau Gandhi verurteilte den von der Führung in Südafrika betriebenen Rassismus und rief den Irak und den Iran auf, ihren Krieg gegeneinander zu beenden.
    Moskau hat unterdessen in einer Botschaft an die Blockfreien versichert, die Ziele dieser Bewegung unterstützen zu wollen.
    Österreich.
    Auf die Filiale der Raiffeisenkasse in Ostlieb im Bezirk Eisenstadt wurde am Vormittag ein bewaffneter Raubüberfall verübt.
    Als mutmaßlicher Täter konnte kurze Zeit später der 20-jährige Kurt Mark festgenommen werden.
    Er hatte bei dem Überfall mehr als 45.000 Schillinge erbeutet.
    Die Wetterlage.
    Der Alpenraum befindet sich in einer stürmischen Nördwestströmung, mit der milde und teilweise feuchte Luftmassen in unser Land geführt werden.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Westen teilweise im Süden aufgelockerte, sonst rasch wechselnde, meist aber starke Bewölkung und mitunter Regenschauer.
    Mäßige, im Norden und Osten lebhafte bis stürmische Winde aus West bis Nordwest.
    Nachmittagstemperaturen 6 bis 12 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 4 bis plus 6 Grad.
    Die Prognose für morgen Dienstag.
    Im Westen und Süden bei aufgelockerter Bewölkung zeitweise sonnig.
    Sonst rasch wechselnde, zum Teil auch starke Bewölkung und einzelne Regenschauer.
    Mäßige im Norden und Osten lebhafte bis stürmische Winde aus West bis Nordwest.
    Tageshöchsttemperaturen 6 bis 13 Grad.
    Das Wetter übermorgen Mittwoch.
    Bei aufgelockerter Bewölkung zeitweise auch sonnig.
    Mild.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien, wolkig 10°, Westwind 50 km in der Stunde, Spitzen bis 95 km.
    Eisenstadt, wolkig 11°, West 45, Spitzen bis 55 km.
    Linz, bedeckt 6°, West 30, Spitzen bei 55 km.
    Salzburg bedeckt leichter Regen, 4 Grad, Wind still.
    Innsbruck stark bewölkt, 4 Grad, Wind still.
    Pregenz bedeckt, 5 Grad, Südwind 3 Kilometer.
    Graz stark bewölkt, 12 Grad, Nordwestwind 20 Kilometer in der Stunde.
    Und Klagenfurt wolkig, 5 Grad, Wind still.
    Zwölf Uhr und zwölf Minuten ist es jetzt.
    Die deutsche Bundestagswahl ist also geschlagen und zwar ziemlich eindeutig.
    Schon in den ersten Hochrechnungen stand fest, dass die Regierungskoalition bestehend aus CDU, CSU und FDP einen gladen Sieg erringen würde.
    Die oppositionellen Sozialdemokraten mussten starke Verluste hinnehmen, die Grünen übersprangen die Fünf-Prozent-Hürde und ziehen erstmals in den Bundestag ein.
    Noch einmal genauer zu den Ergebnissen dieser mit Spannung erwarteten Wahl.
    CDU und CSU erhielten 48,8 Prozent der Stimmen.
    Die Unionsparteien gewannen gegenüber der letzten Wahl knapp 4,5 Prozent.
    Die SPD verlor etwa 4,5 Prozent und kam auf 38,2 Prozent der Stimmen.
    Und die Freidemokraten, die man nach ihrem Wechsel in eine Regierungskoalition mit den Unionsparteien ja schon im parlamentarischen Out sah,
    sind mit 6,9 Prozent, der Stimmenverlust beträgt hier fast 4 Prozent, weiterhin im Bonner Bundestag präsent.
    Die Grünen schafften ihren Sprung mit 5,6 Prozent, das letzte Mal hatten sie nur 1,5 Prozent der Stimmen.
    Noch einmal auch zur Sitzverteilung, CDU, CSU 244 Sitze, SPD 193, FDP 34 und die Grünen stellen 27 Abgeordnete.
    Bundeskanzler Kohl wird also die nächsten vier Jahre Bundeskanzler sein, er sprach von einer großartigen Bestätigung der CDU, CSU und der Regierungspolitik mit den Freien Demokraten.
    Der unterlegene SPD-Kanzlerkandidat Hans-Jochen Vogel kündigte für seine Partei eine konstruktive Opposition an.
    FDP-Vorsitzender Genscher sieht mit dem Wiedereinzug ins Parlament sein Wahlziel erreicht.
    Sprecher der Grünen erklärten nach der Wahl, sie würden ihre ganze Kraft vor allem in den Kampf gegen Arbeitslosigkeit und gegen die Stationierung neuer amerikanischer atomarer Mittelstreckenraketen in Deutschland investieren.
    Heute tagen die Vorstände der Bundestagsparteien, um ihre weitere Strategie abzustecken.
    Besonderes Augenmerk kommt einem Gespräch zwischen Kanzler Kohl und CSU-Chef Strauß zu.
    Dabei soll die Entscheidung fallen, ob Strauß nun in Bonn ein Regierungsamt übernehmen wird oder nicht.
    Hören Sie folgende Analyse von Paul Schulmeister.
    Es war ein Erdrutsch zugunsten der Unionsparteien, wie es ihn seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hatte.
    Zugleich ein Idealergebnis für Helmut Kohl.
    Der erstmalige Einzug der Grünen in den Bundestag ersparte dem Kanzler eine absolute Mandatsmehrheit, wie sie sich zunächst abzeichnete.
    Kohl hatte immer betont, dass eine knappe Mehrheit für die Lösung der schwierigen Probleme nicht ausreichend sei.
    Er wollte die Koalition der Mitte fortsetzen und dieses Konzept ging voll auf.
    Es war eine geradezu plebiszitäre Bestätigung des vielfach angezweifelten Kalküls, sich in riskanten Neuwahlen nachträglich legitimieren zu lassen.
    Es war aber auch eine Bestätigung für die heiß umstrittene Wendeoperation Hans-Dietrich Genschers.
    Entscheidend sind nicht die FDP-Verluste,
    gegenüber dem Traumresultat von 1980.
    Entscheidend sind der verblüffend klare Wiedereinzug der Totgesagten ins Parlament und vor allem die Unverzichtbarkeit der FDP als Koalitionspartner.
    Sie bleibt zünglein an der Waage, wenngleich mit verringertem Gewicht und nahezu ohne Einfluss der Linksliberalen.
    Auch für die FDP ist es ein Geschenk des Himmels, dass CDU, CSU die absolute Mehrheit um vier Sitze verfehlten.
    Deprimierend die Niederlage für Hans-Jochen Vogel.
    Es ist das schlechteste SPD-Ergebnis seit 20 Jahren.
    Nahezu katastrophal die Einbrüche im Ruhrgebiet.
    Insgesamt gingen fast zwei Millionen SPD-Wähler zur CDU über.
    Dass die Sozialdemokraten in Nordrhein-Westfalen von
    der CDU überholt wurden, ist ein Menethekel für die Landtagswahlen in zwei Jahren.
    Es schadete der SPD bei ihrer Facharbeiterklientel, dass der gescheiterte Kanzlerkandidat Vogel sein Verhältnis zu den Grünen im Unklaren ließ und seine Mannschaft auch in dieser Hinsicht personell viele Fragezeichen aufwies.
    Zugleich konnte die SPD die Abwanderung von Jungwählern zu den Grünen nicht stoppen.
    Das alte Dilemma also.
    Der Integrationskurs der Parteispitze erhielt eine Absage, die für Vogel weit bitterer ausfiel, als er nach seinen gewaltigen Wahlkampfanstrengungen glaubte.
    Die Suche nach dem Sündenbock hat schon begonnen, wie erste Äußerungen des aus dem Bundestag ausgeschiedenen Vizepräsidenten Georg Leber beweisen.
    Die SPD dürfte vor einem neuen Richtungsstreit stehen.
    Der Erneuerungsprozess, den Herbert Wehner schon vor langer Zeit mit mindestens acht Jahren veranschlagte, muss nach allgemeiner SPD-Ansicht in den Städten und Gemeinden beginnen.
    Hier gab es wieder schwere Verluste.
    So löste die Union gestern die SPD als stärkste Partei in Wiesbaden, Düsseldorf, Nürnberg, Wolfsburg, Frankfurt und Freiburg ab.
    In ganz Bayern und ganz Baden-Württemberg haben die Sozialdemokraten nur mehr je einen Wahlkreis gewonnen.
    In Schleswig-Holstein, wo die SPD 1980 alle elf Wahlkreise erobert hatte, gewann sie diesmal nur zwei.
    Insgesamt konnte die CDU der SPD 59 Wahlkreise abnehmen.
    Die Union schickt nun 180, zählt 248 direkt gewählten Abgeordneten in den Bundestag, die SPD nur mehr 68.
    Zu den prominenten Wahlen
    Geschäftsführer Glotz, Ferner Egon Bahr und die ehemaligen Minister Anke Fuchs, Volker Hauf, Hans Matthöfer und Antje Huber.
    Sie waren allerdings auf der Landesliste abgesichert.
    Sogar Ex-Kanzler Schmidt musste in seinem Hamburger Wahlkreis ein Minus von rund 6% hinnehmen, was aber immer noch mehr als 55% bedeutet.
    Von den drei FDP-Überläufern zur SPD scheiterte Andreas von Schöler.
    Umgekehrt Unionserfolge auf der ganzen Linie bis hin zum Sensationsresultat von fast 74% CSU im bayerischen Wahlkreis Deggendorf.
    Auch das Nord-Süd-Gefälle, das der CDU 1980 im Zeichen des Kanzlerkandidaten Strauß schwer zu schaffen gemacht hatte, wurde weitgehend eingeeben.
    Bundeskanzler Kohl konnte den traditionellen SPD-Wahlkreis in seiner Heimatstadt Ludwigshafen zwar nicht erobern, verringerte aber den Rückstand von 14.000 auf 1.800 Stimmen.
    Die Grünen erreichten ihren knappen Erfolg in den Großstädten, bei den Jungwählern und dank des von der SPD angeheizten Raketenwahlkampfs.
    Pikanterie am Rande?
    Der 75-jährige grüne Abgeordnete Werner Vogel, ehemals leitender Ministerialdirektor im Düsseldorfer Innenministerium, wird als Alterspräsident die konstituierende Sitzung des neuen Bundestages eröffnen.
    Ob sie vor Ostern stattfinden kann, ist zur Stunde noch unklar.
    Nach der Tagung der Spitzengremien aller Parteien heute Vormittag
    wendet sich das Hauptinteresse der Begegnung zwischen Kohl und Strauß am Nachmittag in Bonn zu.
    Dabei könnte die Vorentscheidung über eine mögliche Rückkehr des CSU-Chefs in das Kabinett fallen.
    Die FDP hatte sich im Wahlkampf entschieden, gegen einen Außenminister Strauß ausgesprochen und den Anspruch erhoben, wieder das Innenministerium zu besetzen.
    Ausgeschlossen ist nicht, dass die geschwächte FDP zwar das Innenministerium für Genscher erhält, der zugleich Vizekanzler bliebe, Strauß aber Außenminister wird.
    Als Wahrscheinlicher gilt zur Stunde allerdings, dass Strauß lediglich auf Korrekturen in der Bonner Außenpolitik dringt, selbst aber als Ministerpräsident in München bleibt.
    Kohl ist auch deshalb glücklich über das Überleben der FDP, weil er sich mit diesem Koalitionspartner leichter gegen die Einflüsse aus Bayern behaupten kann und weil damit gleichzeitig die beste Grundlage für eine Fortsetzung der Koalition nach den nächsten Wahlen von 1987 besteht.
    Zusammengefasst lässt sich sagen, in der Bundesrepublik gibt es wieder stabile Verhältnisse.
    Das gespenstische Gerede über Unregierbarkeit ist gegenstandslos.
    Die Absage der Wähler an einem neutralistischen dritten Weg zwischen den Blöcken ist überdeutlich.
    Kurz, Westdeutschland bleibt ein berechenbarer Faktor.
    Und dies, so hofft Bundeskanzler Kohl, wird nicht zuletzt auch die Sowjets zu einem
    einlenken bei den Genfer Abrüstungsverhandlungen dringend, da sie jetzt nicht mehr mit einer Verhinderung der NATO-Nachrüstung durch innenpolitischen Druck rechnen könnten.
    Sie hörten Paul Schulmeister.
    Wie nach jeder Wahl, so stellt sich auch jetzt wieder die Frage, aus welchem Stimmenreservoir konnten die Wahlgewinner ihren Zustrom schöpfen, wohin gingen die Stimmen der Verlierer?
    Wählerstromanalysen geben darüber Auskunft.
    Zum Wahlverhalten der Deutschen am gestrigen Wahlsonntag sprach Edgar Sterbens heute mit dem Kölner Wahlforscher, Diplom-Kaufmann Manfred Güllner.
    Hält man sich das deutsche Wahlergebnis vor Augen, so fällt einem auf, dass die SPD vor allem in traditionellen Hochburgen verloren hat.
    Herr Diplom-Kraftmann Güllner, was ist unter diesem Aspekt ausschlaggebend gewesen für den klaren Sieg der Unionsparteien, was ausschlaggebend für die massive Niederlage der Sozialdemokraten?
    Nun, der Sieg der Union war eigentlich programmiert, denn die Union verfügt seit 1976 eigentlich über ein Anhängerpotenzial, was der Zahlen spricht, der Wähler vom 6.
    März.
    Dieses Wählerpotenzial konnte 1980, als der Kanzlerkandidat Strauß hieß, wegen der Antipathien auch vieler CDU-Anhänger gegen diesen Kandidaten nicht voll mobilisiert werden.
    Aber diese Anhänger sind der Union erhalten geblieben.
    Das Wahlergebnis von gestern mit knapp 19 Millionen Stimmen zeigt, dass dieses Potenzial festgefügt war und dass die Union eigentlich nur einen Mobilisierungswahlkampf führen musste.
    Dies hat sie optimal fertiggebracht.
    Die Sozialdemokraten
    haben es nicht mehr vermocht, das Anhängerpotenzial vom Oktober 1980, der letzten Bundestagswahl, voll zu motivieren und zu mobilisieren.
    Hier muss man sehen, dass die SPD bereits in den 70er-Jahren sehr stark Vertrauen verloren hat bei früheren Wählern im Angestellten- und Beamtenbereich.
    Diese sind ihr in den 70er-Jahren bereits als Anhänger verloren gegangen.
    ist eigentlich die eigentliche Wählersubstanz der SPD angekratzt worden und berührt worden.
    Von daher kommen auch die Verluste in den Ruhgebietstädten.
    Auch das Ruhgebiet als bisherige Oase der SPD ist also von diesen Verlusten nicht verschont geblieben.
    Was waren nun vermutlich die Hauptmotive jener zwei Millionen SPD-Wähler, die etwa im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland in Nordrhein-Westfalen von der SPD zur CDU abgewandert sind?
    Ich glaube, dass hauptsächlich der Vertrauensverlust in die SPD der wesentliche Faktor war, der Vertrauensverlust darin, dass die SPD noch Interessen von SPD-Wählern vertritt.
    Dieses, wie gesagt, begann bei den Mittelschichten, dieses hat sich aber fortgesetzt auch in den Arbeiterbereich hinein.
    Dieses ist, glaube ich, das Hauptmotiv, dass auch die Kompetenzzuweisung
    an die SPD, gerade auf klassischen Feldern der SPD, Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, Beschäftigungspolitik, nicht mehr da war.
    Das heißt, die Arbeiterschaft etwa im Ruhrgebiet hat die Meinung vertreten, die Unionsparteien sind besser in der Lage, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen?
    Das ist richtig.
    Die Union hat ein besseres Kompetenzprofil.
    Die SPD
    hat dieses Vertrauen auch auf diesen klassischen Feldern verloren und auch beim Arbeiter offenbar verloren, wie das Wahlergebnis gestern gezeigt hat.
    Das zweite ins Auge stechende Phänomen ist die Tatsache, dass die Grünen im Deutschen Bundestag vertreten sind.
    Von wem sind die Grünen gewählt worden und wo liegen eigentlich ihre Zentren?
    Die Grünen sind im Wesentlichen gewählt worden von
    jüngeren Wählern, von Wählern zwischen 18 und 25, zum Teil noch zwischen 25 und 35.
    Die älteren Jahrgänge haben sie überhaupt nicht gewählt.
    Und das wichtige Merkmal der grünen Wähler ist, dass sie sehr gut ausgebildet sind, dass sie Abitur haben, dass sie Studenten sind, dass sie aus wohlhabenden Elternhäusern kommen.
    Dieses kennzeichnet eigentlich die Anhänger
    Der Grünen, sie sind konzentriert in den großen Städten, nicht auf dem flachen Lande, weil natürlich in den großen Städten die Ausbildungsstätten sind, die Universitäten sich konzentrieren.
    Womit lässt sich eigentlich der Wiedereinzug der Freien Demokraten in den Deutschen Bundestag erklären?
    Das ist sicherlich eine große Frage, die im Augenblick wohl nicht beantwortet werden kann, denn es ist sehr ganz erstaunlich, dass nach der Rolle, die die FDP
    bei dem Regierungswechsel in Bonn gespielt hat und die einhellig von allen Anhängern aller Parteien abgelehnt wurde, dass eine Partei eigentlich ohne festes Programm, ohne klar erkennbare Themen und ich möchte mal sagen ohne ein kontrollierendes Über-Ich dennoch so viele Wähler gewinnen konnte.
    Das ist für mich ein Phänomen, ich habe dafür noch keine Erklärung.
    Was bedeutet das gestrige Wahlergebnis für die deutsche Parteienlandschaft aus der Sicht des Wahlforschers?
    Die Parteienlandschaft hat sich eigentlich dramatisch, möchte ich fast sagen, verändert.
    Erstens ist durch den Wiedereinzug der FDP die FDP als Kraft im Parteienspektrum erhalten geblieben, auf allen Ebenen.
    Sie ist nicht aufgesaugt worden, nicht integriert worden im konservativen Wählerbereich, was hätte vermutet werden können.
    Und die Grünen haben sich als vierte Partei durchgesetzt.
    Dieses wird, glaube ich, enorme Auswirkungen haben, gerade auf der kommunalen Ebene, wo die Grünen ja ihre ersten Erfolge gehabt haben.
    Und beispielsweise in einer Stadt wie Köln heißt das Ergebnis, was die Grünen gestern erzielt haben hier mit sieben Prozent und 40.000 Stimmen, dass sie auf der Ebene der Kommunalwahl, wo die Wahlbeteiligung sehr viel geringer ist,
    mit Anteilen von weit über 10 Prozent rechnen können.
    Und das, glaube ich, signalisiert, welche dramatischen Veränderungen hier noch zu erwarten sind, durch diese gestern durch das Wahlergebnis gesetzten Rahmenbedingungen.
    Herr Diplomkraftmann Güllner, danke für dieses Gespräch.
    Edgar Sterbens sprach mit dem Kölner Wahlforscher Manfred Güllner.
    Dass die westdeutschen Bundestagswahlen nicht nur innenpolitische Bedeutung haben, das liegt angesichts der wichtigen europäischen und auch weltpolitischen Position der Bundesrepublik Deutschland auf der Hand.
    Neben möglichen weitreichenden Veränderungen im Inneren sind im Bereich der Außenpolitik und Sicherheitspolitik unter anderem die Fragen von besonderem Interesse.
    Wird sich die Regierung Kohl noch enger an die USA anlehnen?
    Wie wird sie das Verhältnis zur Sowjetunion gestalten?
    Diese und andere Fragen sind Gegenstand der Kommentare in den in- und ausländischen Zeitungen.
    Roland Machatschke hat Zitate ausgewählt.
    Sehr viele Zeitungen rühmen in ihren heutigen Kommentaren zum Ausgang der Bundestagswahl die Eindeutigkeit des Wahlergebnisses.
    So etwa die Bonner Welt.
    Eine klare bürgerliche Mehrheit wird das Land regieren.
    Die Republik wird nicht anders.
    Sie bleibt die Republik, wie sie Konrad Adenauer an ihrem Anbeginn aufbaute.
    Die Entscheidung für die Kräfte der sozialen und freien Marktwirtschaft und für den Platz der Bundesrepublik Deutschland im westlichen Bündnis ist trotz massiver Versuche Moskaus, das Ergebnis zu beeinflussen, gefallen.
    Und ähnlich die Washington Post.
    Letzten Endes haben die Deutschen für Stabilität und bekannte Größen gestimmt.
    Die neue sowjetische Führung war mit ihrer aggressiven und offenen Kampagne zur Beeinflussung der deutschen Wählerstimmen ungewöhnliche Risiken eingegangen.
    Dieses Spiel wurde gestern verloren.
    Eine britische Pressestimme, die Times.
    Kohls massiver Sieg hat bedeutende Auswirkungen.
    Zu Hause stärkt er seine Position gegenüber politischen Rivalen und Verleumdern.
    Es gibt ihm das geeignete politische Mandat für seine Politik, das ihm in den fünf Monaten des Interregnums fehlte, die seiner Einsetzung durch eine parlamentarische Abstimmung folgten.
    Auch die in Bern erscheinende Zeitung Der Bund meint, dass sich die Wähler zur Wende von 1982 bekannt haben.
    Kohl hat den Klanauftrag gehalten, seine im Oktober eingeleitete Sparpolitik durchzuführen und den NATO-Doppelbeschluss durchzusetzen.
    Vogel hat in seiner Betonung der Nachrüstungsfrage die Stimmung in Deutschland falsch eingeschätzt.
    Die Bürger sind in erster Linie besorgt über die Rezession und Arbeitslosigkeit und trauen es der Partei des Wirtschaftswunders von Adenauer und Erhard eher zu, mit der Krise von heute fertig zu werden.
    Ähnlich beurteilt Ernst Trost in der Neuen Kronenzeitung den Wahlausgang.
    Die Deutschen haben den Machtwechsel in Bonn überzeugend bestätigt, aber sie sind doch dort geblieben, wo sie immer waren.
    Raketendiskussionen und atomare Weltuntergangsvisionen werden zweitrangig, wenn die Arbeitslosenzahl mit zweieinhalb Millionen über die 10-Prozent-Marke geklettert ist.
    Da denken die Wähler vor allem daran, wie sie ihren Job sichern können und stimmen für die Partei, von der sie am ehesten eine Besserung der Wirtschaftslage erwarten.
    Der Mann des Vertrauens, so betitelt Otto Schulmeister in der Tageszeitung die Presse seine Wahlanalyse.
    Der erste Eindruck von dem Wahlergebnis ist also, dass die deutsche Demokratie allen Unkennrufen zum Trotz erstaunliche Stabilität erwiesen hat, das aber zugleich in das vertraute Kräftebild starke Bewegung kommt und parallel dazu eine Führungsablöse sich in allen Lagern anbahnt.
    Markant der Jahrgang Helmut Kohls.
    Ab heute regiert dann wieder der Alltag.
    der wird erst dem Wahlergebnis die weiter wirkende, auch den Nachbarn betreffende Schubkraft geben.
    Einige Blätter spekulieren über das Verhältnis der christlichen Schwesternparteien CDU und CSU nach dem Rekordergebnis von Franz Josef Strauß in Bayern, unter anderem die Londoner Financial Times.
    Viele in der CSU glauben, dass ihr Führer die Begabung und aufgrund des Wahltriumphes auch das Recht hat, Außenminister in Bonn zu werden.
    Genscher, ein Meister in der Kunst, sich nicht festlegen zu lassen, vermied gestern Abend eine Menge gezielter Fragen nach seiner ministeriellen Zukunft.
    Aus den unterschiedlichsten politischen Richtungen wird die Tatsache begrüßt, dass die Freien Demokraten den Wiedereinzug in den Bundestag geschafft haben.
    So etwa in der Prager Gewerkschaftszeitung Pratze.
    Strauß ist enttäuscht, denn er spekulierte auf den Posten des Vizekanzlers und Bundesaußenministers und hat sich scharf gegen eine erneute Koalition der CDU-CSU mit der FDP ausgesprochen.
    Er kann jetzt die Koalition nicht demontieren, denn ohne die FDP kann die CDU-CSU nicht regieren.
    Und die in Freiburg erscheinende badische Zeitung?
    Dass die Union die absolute Mehrheit wegen des Einzugs der Grünen in den Bundestag verfehlt hat, ist eher ein Glücksfall.
    Denn es stabilisiert die Koalition und enthebt die FDP der Peinlichkeit, trotz achtbarer Gewinne in die Opposition gehen zu müssen.
    Für Kohl bedeutet das zugleich ein Gegengewicht gegen den durch das phänomenale Ergebnis der CSU in Bayern gestärkten Franz-Josef Strauß zu haben.
    So etwas nennt man ein Traumergebnis.
    Gerhard Maurer in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Zwei deutsche Pressestimmen zur Niederlage der Sozialdemokraten.
    Zuerst die Essener Westdeutsche Allgemeine.
    Der eigentliche Verlierer der Wahl ist die SPD.
    Sie hatte zwar keine große Hoffnung, gegen CDU und FDP den Sieg zu erringen, doch mehr als 40% der Stimmen hat sie doch erwartet.
    Unverdient kam die Niederlage freilich nicht.
    Die SPD hatte sich in der Regierungsverantwortung zerstritten und damit verbraucht.
    Mit Helmut Schmidt hätte sie vielleicht etwas besser abgeschnitten.
    Und ähnlich auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
    Der Aufschwung, den die SPD in Landeswahlen Hessen-Hamburg Ende letzten Jahres erlebte, nachdem ihr Kanzler Helmut Schmidt gegangen war, hat nicht angehalten.
    Offenbar hat sich doch ein erheblicher Anteil der Wähler nach dem Schmerz über den Abgang des geschätzten, freilich nicht mit hohen Stimmenprozenten bedachten Kanzlers Schmidt daran erinnert, dass die SPD die Leistungsfähigkeit der Bundesrepublik gefährlich überzogen hat.
    Viele Pressestimmen gibt es zum Wahlerfolg der Grünen.
    Dazu zunächst die linksliberale französische Zeitung Libération.
    Der Einfall der Grünen ist mehr als nur das Ende einer Gewohnheit.
    Die umfassende Ablehnung des deutschen Systems der drei Parteien dringt ins Herz des Systems selbst ein.
    Die Auswirkungen dieses Sandkorns in der schönen deutschen Maschinerie sind noch unvorhersehbar, doch sie werden auf jeden Fall gigantisch sein.
    die liberale britische Zeitung The Guardian.
    Indem sie so wählten, haben die Westdeutschen sich ohne Bedenken für ein großes Maß an Sicherheit entschieden.
    Indem sie die Grünen ermunterten, gaben sie der Bundesrepublik Aussicht auf mehr statt weniger Stabilität.
    Franz Josef Strauß hat keinen bestimmenden Einfluss gewonnen.
    Und Heinz Nussbaumer im Kurier?
    Zum Aufschwung der Grünen hat jener Verdacht sicher beigetragen, Parlament und Politiker hätten im vergangenen Oktober ihre südlich-moralische Integrität gefährdet.
    Und zum Abschluss noch eine Pressestimme aus Österreich.
    Der Kommentar der kleinen Zeitung unter dem Titel Folgen für uns?
    Willy Brandt wurde im Herbst 1969, Bruno Kreisky im Frühjahr 1970 Bundeskanzler.
    Da gibt es innere Zusammenhänge.
    Im Jahr 1983 sind freilich einige wichtige Unterschiede zwischen Wien und Bonn zu sehen.
    So hatte die SPD keine einzige Persönlichkeit mehr, die über eine ähnliche Integrationskraft wie Kreisky verfügt.
    Die Grünen in der Bundesrepublik sind linker als in Österreich.
    Sie nahmen offenbar der SPD-Stimmen weg.
    In Österreich könnten die Grünen die ÖVP mehr gefährden.
    Andererseits ist die Quellensteuer in Österreich für die SPÖ in besonderer Weise bedrohlich.
    Das war die Inlandspresseschau, zusammengestellt von Roland Machatschke.
    Die Zeit 12.34 Uhr ist es jetzt, vier Minuten nach halb eins.
    In der verbleibenden Zeit bis um 13 Uhr hören Sie im Mittagsschonal noch Reaktionen von ÖVP und FPÖ auf das Bonner Bundestagswahlergebnis, dann darüber hinaus eine Analyse des Ringens der OPEC um Ölpreise und Förderquoten
    und einen Beitrag über eine Multimedia-Show mit Laurie Anderson im Wiener Konzerthaus.
    Wieder zurück zu den Ergebnissen der bundesdeutschen Wahl.
    Diese werden ja naturgemäß in Österreich mit großem Interesse von den politischen Parteien registriert, nicht zuletzt im Hinblick auf die kommenden Nationalratswahlen am 24.
    April.
    Bundeskanzler Kreisky, den wir gestern Abend zu einer kurzen Stellungnahme erreicht haben, hat davon gesprochen, er habe den Wahlerfolg der CDU-CSU ebenso erwartet wie die Wahlniederlage der Sozialdemokraten.
    Zur Situation der Grünen meinte der Kanzler, sie sei mit Österreich nicht vergleichbar, da in der Bundesrepublik die Grünen eher links von der SPD angesiedelt seien und dort der Partei fehlen würden.
    Der Kanzler war heute nicht mehr zu einer Stellungnahme bereit und verwies auf das Pressefoyer nach der morgigen Regierungssitzung.
    Stellung bezog hingegen neuerlich die Opposition.
    Parteichef Alois Mock stellte sich im Presseclub Concordia den Fragen der Journalisten.
    Zunächst meldet sich von dort Erich Aichinger.
    Zählbare Auswirkungen wird das Wahlergebnis in der Bundesrepublik Deutschland auf Österreich nicht haben, aber natürlich klimatische.
    So schätzt das ÖVP-Obmann Alois Mock, Kanzlerkandidat der großen Opposition, ein.
    Das deutsche Wahlergebnis sei in erster Linie ein Vertrauensbeweis für Kanzler Helmut Kohl gewesen, einen Staatsmann von europäischem Format.
    Alois Mock heute
    Was das Ergebnis in der Bundesrepublik anbelangt, ist das natürlich eine Ermutigung für uns.
    Nämlich, dass auch in der Bundesrepublik die Christlich Demokratische Union und die CDU, CSU als die qualifizierten Parteien angesehen werden, um wirtschaftliche Stabilität wiederherzustellen und damit die Vollbeschäftigung im ehemaligen Wirtschaftswunderland wieder zurückzuerobern.
    Insofern ist ja in der Entwicklung
    eine gewisse Parallelität auch in der Bundesrepublik, wo 1969 schon der Wechsel erfolgt ist, haben wir mit 1.
    Oktober, als die CDU, CSU die Regierungsverantwortung wiederbekommen hat, hatten wir eine Arbeitslosenquote von 7,7 Prozent oder 2 Millionen Arbeitslose.
    Und damit hat offensichtlich auch die sozialistische Partei ihren Kredit als wirtschaftspolitisch kompetente
    Partei, die die Vollbeschäftigung sichert, verloren.
    Es ist natürlich kein Zufall, dass gerade auch in Bereichen sozialistischen Hochburgen mit einer starken Wählerschaft aus dem Bereich der Arbeitnehmerschaft
    die CDU, CSU besonderes Vertrauen erhalten hat.
    Parallele eben auch zu Österreich.
    Auch bei uns sei nach 13 Jahren sozialistischer Politik die Vollbeschäftigung verloren gegangen.
    Sie müsse mit dem mehrfach vorgestellten Mobilisierungskonzept der ÖVP wieder zurückgewonnen werden, sagte Mock.
    Weiter zum deutschen Wahlergebnis.
    Ein Wirtschaftsaufschwung in der Bundesrepublik würde auch auf andere europäische Länder ausstrahlen.
    Positiv für die Sicherheitspolitik so mock sei, dass die Bundesrepublik als verlässlicher NATO-Partner auch im Ost-West-Verhältnis alles tun werde, um den Frieden zu stärken.
    Freude hat Mock auch über die Ergebnisse der Kommunalwahlen in Frankreich.
    Er hätte nicht geglaubt, dass dort der Wähler so rasch, so kritisch die sozialistisch-kommunistische Regierung beurteilen werde.
    Mocks Wahlziel für die heimischen Parlamentswahlen am 24.
    April?
    Wie bereits mehrfach gesagt, eine relative Mehrheit.
    Die Erringung der Absoluten für die ÖVP halte er für nicht möglich.
    Gäbe es, wie im Spätherbst von ihm beklagt, in der Partei nach wie vor Defaitisten, Mock, der Optimismus in der ÖVP habe insgesamt zugenommen.
    Frage.
    ÖVP-Gesundheitssprecher Wiesinger scheine nach den bisherigen Kandidatenlisten-Fixierungen kein Mandat mehr zu erhalten.
    Mock.
    Auch andere hätten sich in der Vergangenheit den Gesundheitsfragen zu Wort gemeldet.
    Zum Beispiel die Parteiobmann-Stellvertreterin Marga Hubinek.
    Entschieden werde aber das alles erst nach dem Wahltag.
    Und damit wieder zurück ins Studio.
    Soviel von der ÖVP aus dem Presseclub Concordia.
    Auch der Klubobmann der Freiheitlichen Partei, Friedrich Peter, ließ die Gelegenheit nicht vorübergehen, auf die gestrigen Bundestagswahlen in Deutschland zu reagieren, vor allen Dingen zum relativen Erfolg der Freien Demokraten beim gestrigen bundesdeutschen Wahlsonntag.
    Dazu der folgende Bericht von Wilfried Seifert.
    Das Berühmte einerseits, andererseits.
    Die beiden Seiten der Medaille bestimmen offensichtlich die Reaktion der Freiheitlichen auf das Wahlergebnis in der Bundesrepublik Deutschland.
    Natürlich mit besonderer Berücksichtigung des Abschneidens der FDP, der Schwester oder sonst irgendwie die Verwandtenpartei der FPÖ.
    Zwischen Euphorie über den Verbleib der zerrissenen Freidemokraten im Deutschen Bundestag und Schmerz über den Verlust von drei Stimmenprozenten der Deutschen Blauen schwankt etwa FPÖ-Klubobmann Friedrich Peter.
    Bei dem heterogenen Wählerpotential des dritten Lagers in der Bundesrepublik Deutschland
    ist innerhalb von 13 Jahren zweimal die Gesamtwählerschaft ausgetauscht worden.
    Und zwischen 1969 und 1983 sind ja Veränderungen im Rahmen der FDP passiert, die bislang unvorstellbar gewesen sind.
    Und bitteschön vor gar nicht allzu langer Zeit hat man überhaupt nur mehr die Lungenschwinsucht attestiert und was anderes überhaupt nicht mehr.
    Ich verweise nur auf die verschiedenen Äußerungen in der gesamtdeutschen Medienlandschaft, wie sehr sie draußen sind und wie sie nicht mehr hineinkommen würden.
    Natürlich haben sie eine Schwere auf den Hut gekriegt, aber andererseits hat meines Erachtens der Agencia eine gigantische Leistung vollbracht.
    Vergleiche mit der österreichischen Situation sind nach Peters Meinung nur bedingt zulässig.
    Etwa der Erfolg der Grünen in der Bundesrepublik Deutschland.
    Einen vergleichbaren Erfolg der nach bürgerlicher Manier bereits jetzt zerstrittenen österreichischen Grünen und Alternativen schließt Peter aus.
    Genauso übrigens wie einen Mandatsverlust der FPÖ bei den Wahlen am 24.
    April.
    Formell hat Peter heute eine Parlamentspressekonferenzrunde der Klubobmänner eingeleitet, um Rückblick auf die auslaufende Gesetzgebungsperiode und Ausblick auf die kommende zu halten.
    Peter zu seinen Erwartungen für die in den vergangenen fünf Jahren an Haupt und Gliedern völlig neu gestaltete Freiheitliche Partei.
    Aufgrund meiner Erfahrungswerte bin ich der Auffassung, dass wir weiterhin Kontrollen
    Antikorruptions- und Veränderungspartei in der nächsten Gesetzgebungsperiode des österreichischen Nationalrates sein werden.
    Auf diese Aufgabe sind wir in jeder Weise vorbereitet und mit der Arbeit und den Leistungen auf diesem Gebiet treten wir jetzt in der heißen Phase vor den Wähler hin.
    um sein Vertrauen zu erbitten und seine Stimme zu erhalten.
    Als Absage an Koalitionen mit der FPÖ, mit wem auch immer, wollte Peter das allerdings nicht verstanden wissen.
    Er selbst würde übrigens den Wunsch seiner Fraktion vorausgesetzt, als Klubobmann wieder zur Verfügung stehen.
    Soviel zur Reaktion der beiden Oppositionsparteien auf den gestrigen Deutschen Wahltag.
    Zurück zu Udo Bachmeier.
    Danke Wilfried Seifert für diesen Bericht.
    Heute Nachmittag werden in London die Bemühungen der Ölproduzenten der Welt um eine Vermeidung eines Ölpreiskrieges fortgesetzt.
    Am Freitag hat der Erdölminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Otaiba, auch die restlichen fünf der insgesamt 13 OPEC-Mitglieder eingeladen, nach London zu kommen, um die kritische Lage der Ölproduzenten zu bereden und vor allem um zu einer Einigung zu kommen.
    Bis zum Freitag haben Vertreter von acht OPEC-Mitgliedsländern in der britischen Hauptstadt beraten.
    In der Hauptstadt jenes Landes, das mit seiner offiziellen Ölpreissenkung zunächst Nigeria ebenfalls zu Preisreduktionen veranlasst hat, womit der letzte Rest von Einigkeit innerhalb der OPEC beseitigt war.
    Der Konferenzort London wurde nicht zuletzt auch deswegen gewählt, um im engsten Kontakt mit dem wichtigsten Ölförderland außerhalb der OPEC zu bleiben.
    Die Ausgangslage für die heute Nachmittag beginnenden Gespräche über Ölpreis und Fördermengen fasst Herbert Hutar im folgenden Beitrag zusammen.
    Der Konflikt um die Überschussmengen auf dem Weltertölmarkt und damit um die Ölpreise spielt sich grob genommen auf drei Ebenen ab.
    Da ist erstens die wirtschaftliche Ebene mit den verschiedenen Interessen der einzelnen OPEC-Mitgliedsländer untereinander.
    Dann zweitens das Verhältnis der OPEC zu den Produzenten außerhalb der Organisation, vor allem zu Großbritannien.
    Und drittens gibt es dann noch die politische Ebene, nämlich den Krieg zwischen dem Iran und dem Irak.
    Deutlichstes Zeichen für die unterschiedlichen Wirtschaftsinteressen der einzelnen OPEC-Mitglieder war zuletzt die Vertreibung von zwei Millionen Gastarbeitern aus Nigeria.
    Nigeria hat eine große Bevölkerung zu versorgen und hat in der Annahme der Ölpreiswürde bei knapp 40 Dollar das Fass bleiben, offensichtlich zu teure Entwicklungsprojekte in Industrie und Landwirtschaft gestartet.
    Nigeria war daher als erstes OPEC-Mitgliedsland gezwungen, für hochwertiges, schwefelarmes Rohöl extrem hohe Rabatte zu gewähren.
    Das hatte zur Folge, dass die reichen Öl-Scheichtümer am persischen Golf auf ihrem Öl sitzen geblieben sind.
    Denn vor allem Saudi-Arabien verlangt ja nach wie vor 34 Dollar für das Fass, Nigerien aber für das bessere Öl 30 Dollar.
    Eine Ölpreissenkung seitens der Golfländer soll dazu führen, dass das bessere Öl auch wieder teurer verkauft wird.
    Zu den Ländern mit großer Bevölkerung und ehrgeizigen Entwicklungsprojekten gehört innerhalb der OPEC dann noch Algerien, Libyen und der Iran.
    Außerhalb der OPEC hat Mexiko ähnliche Interessen.
    und damit zur zweiten Ebene, zum Verhältnis der OPEC zu den Produzenten außerhalb der Organisation.
    Der Anteil der 13 OPEC-Mitgliedsländer an der Erdölförderung der Welt liegt zurzeit bei knapp einem Drittel.
    Zur Zeit des ersten Ölschocks waren es zwei Drittel.
    Und eben dieser erste Ölschock hat die großen multinationalen Ölgesellschaften und die Industrieländer dazu bewogen, die Ölsuche in politisch stabilere Gegenden der Welt zu verlegen.
    Mexiko und die Nordsee sind das Ergebnis dieser Politik und Großbritannien hat ja letzten Endes gezeigt, dass die Scheichs nicht mehr allein am Ölhahn und an der Preisschraube drehen können.
    Die Briten haben als direkte Konkurrenten des wirtschaftlich ohnehin schwachen Nigerian das OPEC-Preisgefüge endgültig zum Einsturz gebracht, denn bis zuletzt standen die offiziellen Preise innerhalb der OPEC wenigstens noch auf dem Papier.
    Die Briten sind relativ flexibel.
    Zwar haben sie mit etwa 20 Dollar das Fass relativ hohe Produktionskosten, doch machen die Öleinkünfte nur 6 Prozent der Staatseinnahmen aus.
    Außerdem steht in London der ideologisch geprägte Wille der Regierung dahinter, möglichst die freien Marktkräfte spielen zu lassen.
    Daher auch die bisherige offizielle Ablöhnung der Briten, sich an Mengen- oder Preisabsprachen bindend zu beteiligen.
    Mexiko hingegen verhält sich eher OPEC-konform.
    Es hatte auch als Entwicklungsland ähnliche Interessen wie jene OPEC-Länder, die eine große Bevölkerung zu versorgen haben.
    Was die Frage der Fördermengen betrifft, so wollen sich die Briten nicht in die Karten schauen lassen.
    Aber auch die OPEC-Mitglieder untereinander haben mit den offiziellen Absprachen über Fördermengen Schiffbruch erlitten, weil sich etliche Mitglieder nicht an die offiziellen Förderquoten gehalten haben.
    Und damit sind wir auf der dritten Ebene im Ölpreiskonflikt, nämlich beim Krieg zwischen dem Irak und dem Iran.
    Der Irak, ursprünglich ja der Angreifer, ist bei seinen Ölexporten schwer getroffen.
    Das Land verfügt nur mehr über eine einzige Pipeline, nämlich die über die Türkei.
    Und über die kann der Irak nur etwa ein Fünftel seiner Vorkriegsmengen exportieren.
    Diese Pipeline allerdings soll jetzt erweitert werden, sodass man auf etwa zwei Fünftel der Vorkriegsmengen kommt.
    Andererseits aber kam der Irak auf massive Finanzhilfe durch Saudi-Arabien zählen.
    Und das geht etwa so vor sich.
    Saudi-Arabien verkauft aus eigenen Beständen Ölmengen, die eigentlich der Irak liefern sollte.
    Saudi-Arabien erfüllt also zum Teil irakische Öllieferverträge.
    Dieses Geld, das so hereinkommt, wird dann den Irakern als Kredit zur Verfügung gestellt.
    Saudi-Arabien kontrolliert damit fast völlig die Ölwirtschaft des nördlichen Nachbarn Irak.
    Was in Bagdad offenbar nicht besonders schmerzlich empfunden wird, weil man sich ja schon seit Jahren den Saudis angenähert hat.
    Der Iran wiederum hat sich um OPEC-Beschlüsse so gut wie überhaupt nicht gekümmert, will aber sehr wohl von der Politik der Organisation profitieren.
    Die Perser haben sich weder an die Fördermengen gehalten, noch an die Preisabsprachen.
    Sie haben mit Rabatten gearbeitet und so ihren Marktanteil vor allem auf Kosten Saudi-Arabiens vergrößert.
    Die Iraner haben auch ganz offen erklärt, dass jedes Perl, das die Saudis weniger verkaufen, ein Schritt zum Sieg über die Irakis sei.
    Andererseits aber spricht sich Teheran gegen jede offizielle Ölpreissenkung aus.
    Denn es ist offenbar recht bequem, unter dem Schirm der OPEC Ölexporteur zu sein.
    Nichtsdestoweniger hat Teheran das Londoner Treffen wieder einmal als Verschwörung Riads und Londons bezeichnet, aber auch hier sind die Mullahs nicht besonders konsequent.
    Eine iranische Delegation soll bereits in London eingetroffen sein und soll mit den Venezolanern erste Gespräche geführt haben.
    Es informierte sie Herbert Hutar.
    Das war ihm die Frage der Fördermengen, den Scheichs unter den Nägeln brennt, geht aus folgender letzter Meldung hervor.
    Der Überwachungsausschuss für die zwar beschlossenen, aber nicht eingehaltenen Förderquoten ist um 12 Uhr in einem Londoner Hotel zusammengetreten.
    Näheres weiß man jetzt noch nicht.
    12.49 Uhr ist es gleich zum Showauftritt Laurie Andersons in Wien.
    Die amerikanische Performance-Künstlerin, die im Rahmen einer Europa-Tournee ihr mehrstündiges Werk United States Part 1 to 4 präsentiert, gastiert heute im Wiener Konzerthaus.
    Hören Sie dazu den folgenden Beitrag, den Heidi Grundmann gestaltet hat.
    Oh, Johannes!
    Oh, Mama und Papa!
    Mama und Papa!
    Ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha!
    Mit diesem Lied kam die 1947 in Chicago geborene, seit 1966 in New York lebende Laurie Anderson Ende 1981 in die Top Ten europäischer Hitparaden.
    Zur großen Überraschung all jener, die Laurie Anderson bereits seit Jahren kannten.
    Als Teilnehmerin an allen wichtigen Großveranstaltungen der internationalen Kunstszene, wie der Pariser Biennale 1977, der Documenta 1977 oder der Biennale in Venedig 1980.
    In Berlin war sie 1976 bei der großen Ausstellung über den New Yorker Künstlerbezirk Soho aufgefallen.
    Im Frühjahr 1977 drängten sich im Museum von Bologna so viele Menschen in und vor dem verdunkelten Saal, in dem Laurie Anderson mit ihrer Geige und Medias eine Performance machte, dass diese Performance kaum stattfinden konnte.
    In Österreich war das Publikum des Internationalen Performance Festivals 1978 genauso von Laurie Anderson begeistert wie das der Audioszene 1979 in der Modern Art Galerie in Wien,
    oder der Galerie H. in Graz.
    Laurie Anderson war aber zur Zeit ihres Sprunges in die Hitparaden nicht nur mit ihren Performances bereits in der internationalen Kunstszene eine Art von Star, man kannte auch ihre Zeichnungen, ihre Fotoarbeiten mit Text und ihre Objekte.
    Mit einem solchen Objekt hätte sie auch in der zur Zeit laufenden Ausstellung der Hang zum Gesamtkunstwerk in Zürich vertreten sein sollen,
    Stattdessen aber bezog man sie dann lieber in das Rahmenprogramm der Ausstellung ein, und zwar mit einer kompletten Aufführung ihrer fast achtstündigen Performance United States Teil 1 bis 4, die sie jetzt bei einer Europa-Tournee auf zwei Abende verteilt aufführt.
    Und zwar aufgrund ihres Hitparaden-Erfolges in viel größeren, meist ausverkauften Räumen, als sie Galerien und Museen anbieten können.
    In Wien wird sie heute an ihrem einzigen Abend im Konzerthaus nur Ausschnitte aus United States bringen.
    Ich habe mich für einen großen Titel entschieden, weil ich mich, glaube ich, erschrecken wollte, indem ich versucht habe, etwas Reales zu machen.
    Wahrscheinlich habe ich einen so großen Titel gewählt, weil ich mir selbst Angst machen wollte, mich selbst dazu zwingen wollte, etwas zu machen, das wirklich ist, real, ein reales Porträt.
    Herausgekommen ist, wie bei jedem Kunstwerk, die Vorstellung des Künstlers, keine Soziologie, keine Geschichte und nicht einmal die Wahrheit.
    Wenn ich zu wählen hätte zwischen etwas, das wahr ist, historisch oder politisch gesehen wahr, und etwas, das schön ist, dann würde ich das wählen, was schön ist.
    Bei einer Arbeit von diesem Ausmaß muss ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, was mein eigentliches Ziel ist, nämlich eine Serie von Bildern zu machen, und zwar so gut ich das nur kann.
    Wie schon in den früheren Performances von Laurie Anderson werden auch in der Monster Performance United States drei Elemente miteinander verwoben.
    Musik, Bild und Wort.
    Und zwar zum Beispiel mit Hilfe von Geigen, die leuchten können, deren Bogen mit Tonband statt mit Seiten bespannt sind.
    Mit Hilfe von Vocoder-Effekten oder eines Keyboards, das Laurie Anderson oft nur mit einer Hand spielt, während sie mit der anderen Schattenspiele auf eine Leinwand wirft, auf die wiederum Filme und Dias mit einer Fülle von Bildmaterial projiziert werden.
    Manchmal sehe ich etwas, das ich filmen möchte.
    Ohne Grund, einfach so und ohne zu wissen, was ich damit anfangen werde.
    Und wenn der Film dann zu nichts anderem passt, dann lasse ich ihn neben liegen.
    Manchmal beginne ich mit Wörtern und überlege, welche Art von Bild würde zu diesem Wort passen, ohne es einfach zu wiederholen.
    Denn das ist mir auch sehr wichtig, dass die Dinge nicht auf diese Weise überflüssig sind oder nur illustrativ, sondern dass man ganz Verschiedenes auf einmal mitbekommt.
    Was sich in der vielschichtigen Arbeit von Laurie Anderson darstellt, ist das beängstigende und doch poetische Bild einer von Elektronik, Massenverkehr, Massenmedien, Großkonzernen, Rüstung, dem Missbrauch der Natur und der Suche nach Liebe gekennzeichneten Welt.
    I met a man in Canada.
    Und jeden Tag hatte er das selbe für den Mittagessen.
    Er hatte eine Kartoffel.
    Und er hatte eine Schüssel Schokoladenpudding.
    Zuerst hat er die Kartoffel in der Form eines Spüls gegessen.
    Dann hat er die Kartoffel in der Form eines Spüls gegessen.
    Und dann hat er eine Kartoffel gegessen.
    Untertitel im Auftrag des ZDF, 2021
    Monster Performance heute im Wiener Konzerthaus.
    Sie hatten einen Beitrag gestaltet von Heidi Grundmann.
    Fünf Minuten vor eins ist es jetzt.
    Wir wechseln noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Das Ergebnis der gestrigen Bundestagswahlen ist heute Thema von Beratungen der Führungsgremien der Unionsparteien, der SPD, der Freien Demokraten und der Grünen.
    Bei den Wahlen haben die Unionsparteien mit 48,8% der Stimmen und 244 Mandaten einen klaren Sieg erzielt.
    Die SPD verlor Stimmen und Mandate und erreichte 38,2% und 193 Abgeordnete.
    Die Freien Demokraten kamen auf 6,9% und 34 Sitze, die Grünen auf 5,6% und 27 Mandate.
    Einen beachtlichen Erfolg für die CDU gab es auch bei den parallel abgehaltenen Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz.
    Die christlichen Demokraten bauten ihre absolute Mehrheit aus, die SPD-Verlorstimmen.
    Im Landtag sind nur mehr die beiden Großparteien vertreten, da die FDP an der Fünf-Prozent-Hürde ebenso scheiterte wie die Grünen.
    Die CDU-CSU verdankt ihren Erfolg bei den Bundestagswahlen vor allem einem starken Zustrom ehemaliger SPD-Wähler.
    Aus einer Analyse des Infassinstituts geht hervor, dass fast zwei Millionen frühere SPD-Wähler zu den Unionsparteien abgewandert sind.
    Dagegen sind nur 150.000 den Weg in umgekehrte Richtung gegangen.
    Ihre Gewinne erzielte die Union vor allem in den traditionellen Hochburgen der SPD in Nordrhein-Westfalen und in Norddeutschland.
    USA, Sowjetunion.
    Das Außenministerium in Washington hat das Ergebnis der Bundestagswahl begrüßt.
    In einer Erklärung heißt es, die Wahlen hätten wieder einmal die Kraft und die Stabilität der deutschen Demokratie gezeigt.
    Die sowjetischen Massenmedien haben den Wahlausgang noch nicht kommentiert.
    Österreich.
    Auch österreichische Spitzenpolitiker haben zu den deutschen Bundestagswahlen Stellung genommen.
    ÖVP-Obmann Mock erklärte, die Unionsparteien seien als wirtschaftlich kompetente Partei anerkannt worden.
    Er rechne mit klimatischen Auswirkungen auf die österreichische Nationalratswahl, sagte Mock.
    Bundeskanzler Kreisky hat bereits gestern erklärt, das Resultat habe für Österreich keinerlei Bedeutung.
    Im Übrigen habe er damit gerechnet, dass die SPD die Wahl nicht erfolgreich bestehen werde.
    FPÖ-Klubobmann Peter hob vor allem die Leistung des FDP-Parteichefs Genscher hervor und sagte, der Wahlausgang habe die Richtigkeit der Politik Genschers bestätigt.
    Frankreich.
    Bei der gestrigen ersten Runde der Kommunalwahlen haben die bürgerlichen Parteien mit 51,5 Prozent der Stimmen einen klaren Vorsprung vor den regierenden Sozialisten und Kommunisten erzielt.
    Die Linksallianz kam auf 46,5 Prozent.
    In Paris ging Bürgermeister Jacques Chirac als klarer Sieger hervor.
    Guatemala.
    Papst Johannes Paul II.
    ist in Guatemala, der fünften Station seiner Mittelamerikareise, eingetroffen.
    Der Papst trat sofort nach seiner Ankunft für die Mobilisierung aller Kräfte für ein friedliches Zusammenleben, Gerechtigkeit und Versöhnung ein.
    Der Aufenthalt Johannes Pauls in Guatemala ist von der Hinrichtung von sechs mutmaßlichen Untergrundkämpfern überschattet, für die der Papst um Begnadigung gebeten hatte.
    Großbritannien.
    Die Erdölminister der 13 OPEC-Staaten haben heute in London Gespräche über eine Senkung des Ölpreises und die Festlegung neuer Förderquoten begonnen.
    Angestrebt wird eine einheitliche Senkung des Preises von derzeit 34 auf 30 Dollar pro Fass Rohöl.
    Zwischen den verschiedenen Ländern strittig ist die Zuteilung der Förderquoten.
    Spanien.
    Beim Zusammenstoß eines Nahverkehrszuges mit einem Güterzug in der Nähe von Barcelona sind heute mehrere Menschen ums Leben gekommen.
    Eine bisher noch unbekannte Zahl von Personen wurde verletzt.
    Einzelheiten sind noch nicht bekannt.
    Die Unfallursache soll eine fehlerhafte Weichenstellung gewesen sein.
    Österreich.
    Auf der Wiener Lerchenfelder Straße hat heute ein Straßenbahnzug der Linie 46 mehrere auf den Geleisen stehende Personenautos gerammt.
    Dabei wurden zwei PKW-Insassen verletzt.
    Der Straßenbahnfahrer stand nach einem ersten Alkotest unter Alkoholeinfluss.
    Die Wetteraussichten bis heute Abend für ganz Österreich.
    Im Westen und Süden zeitweise etwas sonnig, sonst rasch wechselnde bis starke Bewölkung und mitunter einzelne Regenschauer.
    Im Norden und Osten lebhafte bis stürmische Winde aus West bis Nordwest.
    Nachmittagstemperaturen 6 bis 12 Grad.
    Nachrichten und Wetterbericht waren der letzte Programmpunkt im Mittagschanal.
    Im Namen von Regie und Technik verabschiedet sich Udo Bachmeier.
    Einen angenehmen Tag noch.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1983.03.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1983.03.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    BRD-Wahl: Analyse von Wählerströmungen, Wählerverhalten - Inerview mit dem Kölner Wahlforscher Manfred Güllner
    Interview: Manfred Güllner
    Mitwirkende: Sterbenz, Edgar [Gestaltung] , Güllner, Manfred [Interviewte/r]
    Datum: 1983.03.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Presseschau: BRD-Wahl
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung]
    Datum: 1983.03.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz ÖVP-Obmann Mock stellt sich zu Ausgang der BRD-Wahl den Journalisten
    Einblendung: ÖVP-Obmann Mock
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Mock, Alois [Interviewte/r]
    Datum: 1983.03.07 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Presseclub Concordia [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz FPÖ-Klubobmann Peter stellt sich zu Ausgang der BRD-Wahl den Journalisten
    Einblendung: FPÖ-Klubobmann Friedrich Peter
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung] , Peter, Friedrich [Interviewte/r]
    Datum: 1983.03.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vor großer OPEC-Konferenz in London
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung]
    Datum: 1983.03.07 [Sendedatum]
    Ort: London [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Laurie Andreson im Wiener Konzerthaus
    Einblendung: Ausschnitt aus "O Superman" und "United States" von Laurie Anderson, Interview mit Laurie Anderson
    Mitwirkende: Grundmann, Heidi [Gestaltung] , Anderson, Laurie [Interpret/in] , Anderson, Laurie [Interviewte/r]
    Datum: 1983.03.07 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Konzerthaus [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Kultur ; Literatur ; Musik ; E-Musik ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1983.03.07
    Spieldauer 00:59:52
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Moderation]
    Glück, Luis [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1983.03.07 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
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    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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