Mittagsjournal 1979.08.22

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Sie hören das Mittagschanal, meine Damen und Herren, zu dem Sie im Namen von Technik und Redaktion Reinhold Henke sehr herzlich begrüßt.
    Was hören Sie bis 13 Uhr im Mittagschanal?
    Sie hören heute ein Interview mit ÖGB-Präsident Anton Benjer, unter anderem auch zur gegenwärtig sehr heißen Atomfrage.
    Die Bundesregierung will jetzt endgültig das Energiesparprogramm vorlegen und sagen, wie es mit den Energiemaßnahmen weitergehen soll.
    Dann hören Sie wie immer die Inlandspresse, schaut zum Mittag sowie einen Beitrag über den sich jetzt verknappenden Koks, da ja die Stahlindustrie derzeit Hochkonjunktur hat und auch sie teilweise von Öl auf Koks umgestiegen ist.
    Die Frage, die sich daraus ergibt, welche Auswirkungen gibt es für die Konsumenten, die mit Koks heizen?
    Aus Land, die UNO-Stadt Genf ist weiterhin vergrämt, dass Wien dritter UNO-Sitz wird.
    Morgen wird ja die UNO-Sitz in Wien feierlich eröffnet.
    In Dänemark und Schweden soll es jetzt nach dem Vorbild Österreichs eine Atomvolksabstimmung geben.
    In Nicaragua plant die neue Regierung jetzt eine Fülle an Reformmaßnahmen und in Italien ist heute Vormittag ein Streik der Fährschiffer zu Ende gegangen, der ein Chaos unter vielen Urlaubern hinterlassen hat.
    Die Kultur schließlich plant ein Interview mit Andrej Sinjavski.
    Das ist das Programm, jetzt kommen aber die Nachrichten.
    Chef vom Dienst ist Georg Schalgruber, Sprecher Peter Fichner.
    Österreich.
    Der stellvertretende ÖAAB-Generalsekretär Edmeier kündigte heute an, die ÖVP werde sich ab sofort verstärkt um eine Senkung der Lohn- und Einkommensteuer bemühen.
    Diese sei notwendig, sagte Edmeier, weil allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres die Lohnsteuereinnahmen gegenüber dem Vorjahr um 8 Prozent gestiegen seien.
    Dies habe dem Finanzminister Mehreinnahmen von etwa 1,8 Milliarden Schilling gebracht.
    Nicht festlegen wollte sich Ed Meyer darauf, ob die ÖVP im Parlament einen entsprechenden Antrag einbringen würde.
    Wissenschaftsminister Frau Fehrenberg forderte heute anlässlich der Generaldebatte der UNO-Konferenz über Wissenschaft und Technik im Dienste der Entwicklung neue Formen der internationalen Zusammenarbeit.
    Diese Konferenz, sagte Frau Minister Fehrenberg, sei der Abschluss einer wichtigen Phase der weltweiten Erfassung der Wissenschafts- und Forschungskapazitäten.
    Gleichzeitig sollte sie als ein Startsignal für nationale und internationale Maßnahmen gesehen werden.
    Die Bundeswirtschaftskammer hat die Ergebnisse einer von ihr in Auftrag gegebenen Meinungsumfrage präsentiert.
    Aus dieser Untersuchung schließt die Bundeswirtschaftskammer, dass in der österreichischen Wirtschaft allmählich wieder Pessimismus über die weitere Entwicklung einkehre.
    Vor allem, meint die Kammer, überwiege bei den Wirtschaftstreibenden und bei den Angehörigen der freien Berufe der Wirtschaftspessimismus.
    Iran.
    Im westiranischen Kurdengebiet kommt es weiterhin zu schweren bewaffneten Auseinandersetzungen.
    Nach Angaben des staatlichen Rundfunks hat ein Gefecht 70 Menschenleben gefordert, 60 Aufständische sollen getötet worden sein.
    Auch zehn Angehörige der Volksmilizen sind demnach ums Leben gekommen.
    Außerdem sind in verschiedenen kurdischen Städten Säuberungsaktionen gegen Rebellen im Gang.
    In der kurdischen Stadt Sanandaj sind in den vergangenen 24 Stunden mehr als 100 sogenannte Konterrevolutionäre, Mitglieder der pro-sowjetischen Tudeh-Partei, der verbotenen Demokratischen Partei des iranischen Kurdistans und der marxistisch orientierten Fedayeen-Bewegung verhaftet worden.
    In der Stadt Arkan in Zentralpersien wurde der frühere Polizeichef hingerichtet.
    Er war für schuldig befunden worden, während des Shah-Regimes Gefangene gefoltert zu haben.
    In der Stadt Bechar wurde eine verheiratete Frau wegen Ehebruchs hingerichtet.
    Ihr Freund wurde öffentlich ausgepeitscht.
    USA.
    Führende Vertreter der Regierung in Washington haben Bilanz der jüngsten Naos-Mission des amerikanischen Sonderbotschafters Strauss gezogen und Präsident Carter, er hält sich derzeit auf einem Mississippi-Dampfer auf, telefonisch Empfehlungen über das weitere Vorgehen in der Palästinenser-Frage unterbreitet.
    Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt.
    Möglicherweise wird sich Qatar um eine Verschiebung der für morgen geplanten Sitzung des Weltsicherheitsrates über die Palästinenser Frage bemühen.
    Offensichtlich wollen die USA keine neue Nahost-Resolution mehr vorlegen.
    Libanon.
    Einheiten der israelischen Armee und christliche Milizen auf der einen und palästinensische Freischeller auf der anderen Seite haben einander in der Nacht auf heute neuerlich heftige Artillerie-Duelle geliefert.
    Vor allem die Hafenstadt Tyrus und Nabatjie lagen unter dem Beschuss der Israelis.
    Jordanien.
    Die Regierung in Amman und die PLO, die Palästinensische Befreiungsorganisation, haben beschlossen, künftig zusammenzuarbeiten.
    PLO-Chef Arafat und König Hussein vereinbarten, den Widerstand der Bewohner in den von Israel besetzten Gebieten gegen die Regierung in Jerusalem zu stärken.
    Arafat hielt sich erstmals seit dem sogenannten Schwarzen September 1970 wieder zu einem offiziellen Besuch in Jordanien auf.
    Indien.
    Staatspräsident Reddy hat heute das Unterhaus in Neu-Delhi aufgelöst und Neuwahlen angesetzt.
    Sie werden vermutlich im November stattfinden.
    Die letzte Koalitionsregierung unter Ministerpräsident Jaran Singh ist am Montag kurz vor einer Vertrauensabstimmung zurückgetreten.
    Ausgelöst wurde diese Entwicklung durch den Beschluss der Kongresspartei der ehemaligen Regierungschefin Indira Gandhi, das Kabinett nicht mehr zu unterstützen.
    Jaran Singh bleibt geschäftsführend im Amt.
    Staatspräsident Reiti hat mit der Ausschreibung von Neuwahlen gegen den Wunsch des Oppositionsführers Jajivan Ram vom Janata-Block entschieden, der das Amt des Regierungschefs beansprucht und behauptet hat, er könne eine tragfähige Mehrheit im Unterhaus finden.
    Europäische Gemeinschaften Die Kommission in Brüssel hat offizielle Statistiken über die Arbeitslosigkeit im gemeinsamen Markt veröffentlicht.
    Im Juli stieg demnach die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Juni um 4,4%.
    In absoluten Zahlen wurden Ende Juli um 250.000 Menschen mehr als arbeitslos registriert.
    Insgesamt sind 5,4% der arbeitsfähigen Bevölkerung in den europäischen Gemeinschaften arbeitslos.
    Eine andere Statistik betrifft die Bevölkerungsentwicklung.
    Demnach wird die Zahl der Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren trotz steigender Bevölkerungszahlen in den europäischen Gemeinschaften bis zum Jahr 1990 von derzeit 24 auf etwa 22 Prozent sinken.
    Italien
    Die Fähren zwischen Italien und zahlreichen kleineren und größeren Inseln haben heute früh den Betrieb wieder aufgenommen.
    Die Seeleute haben einen Streik beendet, nachdem die Regierung gestern mit zwangsweisem Dienst gedroht und auch Kriegsschiffe zum Heimtransport von Urlaubern eingesetzt hatte.
    Tausende Touristen waren durch den Streik, mit dem Lohnforderungen durchgesetzt werden sollten, in Mitleidenschaft gezogen und saßen teilweise ohne Bargeld auf den Inseln fest.
    Frankreich.
    Aufgrund eines Streiks der Eisenbahner ist der Bahnverkehr seit heute Mitternacht schwer in Mitleidenschaft gezogen.
    Der Ausstand soll bis Freitag früh dauern.
    Die Gewerkschaften wollen damit einerseits eine Art politische Herbstoffensive nach einer sommerlichen Kampfpause einleiten und andererseits höhere Gehälter erzwingen.
    Auch sollen bessere Arbeitsbedingungen durchgesetzt werden.
    Nach einer Mitteilung der österreichischen Bundesbahnen ist der Zugverkehr in Österreich durch den Streik in Frankreich kaum betroffen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die Belastung der Bevölkerung durch radioaktive Strahlung hat im Jahr 1977 nicht zugenommen.
    Dies ist die wichtigste Aussage eines Berichts des Innenministeriums über Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung.
    Insbesondere betrage die Strahlenbelastung durch Kernkraftwerke nach wie vor weniger als ein Prozent der sogenannten zivilisatorischen Strahlenbelastung, behauptet der Bericht.
    Der größte Teil dieser Strahlenbelastung, nämlich 85 Prozent, wird demnach durch die etwa 100 Millionen jährlichen Röntgenuntersuchungen in der Bundesrepublik Deutschland verursacht.
    Österreich.
    Die Studiengesellschaft für Atomenergie im Forschungszentrum Seibersdorf hat zur Energieproblematik eine Untersuchung über die Verwendung von sogenannter Biomasse durchgeführt.
    Aus der Studie geht unter anderem hervor, dass durch Verwendung derartiger Stoffe wie zum Beispiel Abfallholz, Weinreben, Getreidestroh, Rinde und nasses Holz das gesamte Lavandtal in Kärnten, so man die dort vorhandene Biomasse nützte, vom Heizöl unabhängig werden könnte.
    Die Heizmaterialien stünden in der Land- und Forstwirtschaft in reichlichem Ausmaß zur Verfügung, argumentiert die Studiengesellschaft für Atomenergie.
    Sie würden aber bisher nur wenig verwendet.
    Mit Forschung auf dem Gebiet der Biomasse sei es aber nicht getan, heißt es abschließend.
    Grundbedingungen seien enge Kontakte zwischen Laboratorien, Industrie und Wirtschaft.
    Großbritannien.
    Für umgerechnet 7 Schilling kann jedermann die Anleitung für die Herstellung eines gefährlichen chemischen Kampfstoffes kaufen.
    Die Formel ist vom britischen Patentamt möglicherweise irrtümlich veröffentlicht worden.
    Die zuständigen Sicherheitsdienste haben eine Untersuchung eingeleitet.
    Der Kampfstoff wird von der Weltgesundheitsorganisation als militärisches Geheimnis eingestuft.
    Es ist eine Psychodroge, 100 mal stärker als LSD.
    Sie setzt feindliche Truppen tagelang außer Gefecht und führt zu nachhaltigen Schädigungen der Gehirnzellen.
    Nach der Veröffentlichung der Formel kann nun jeder Hobbychemiker diesen Kampfstoff gleichsam in Heimarbeit herstellen.
    Das waren die Meldungen und nun der Wetterbericht.
    Die Wetterlage.
    Eine zurzeit nur schwach wirksame Kaltfront nähert sich den Alpen.
    Daher wird das Wetter wieder unbeständig.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Zunächst allgemein heiter oder leicht wolkig.
    Im Laufe des Tages im Westen und Norden Bewölkungszunahme und örtlich etwas Regen.
    Winde aus Südost bis West.
    Nachmittagstemperaturen 22 bis 26 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 10 bis 16 Grad.
    und die Aussichten für morgen.
    Im Süden und Osten teils wechselnde, teils aufgelockerte Bewölkung und nur geringe Neigung zu Gewittern oder Regenschauern.
    Im übrigen Bundesgebiet bei meist reichlicher Bewölkung wiederholt Strichregen.
    Winde aus Süd bis West, Tageshöchsttemperaturen morgen 19 bis 25 Grad.
    Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien wolkig 24 Grad, Nordwind 2 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt, wolkenlos, 24° Windstil.
    Linz, heiter, 21° Südostwind, 2 km in der Stunde.
    Salzburg, heiter, 23° Nordwestwind, 10.
    Innsbruck, heiter, 24° Windstil.
    Bregenz, heiter, 20° Südwestwind, 2.
    Graz, heiter, 23° Windstil.
    Klagenfurt, heiter, 21° Windstil.
    Nach der innenpolitischen Sommerpause beginnt in Österreich schon bald die politische Herbstarbeit.
    In wenigen Wochen, nämlich am 10.
    September, treten im Wiener Konzerthaus die Delegierten des Gewerkschaftsbundes zu ihrem Bundeskongress zusammen, bei dem die Richtlinien der Gewerkschaftsarbeit für die nächsten vier Jahre bestimmt werden sollen.
    Es steht außer Zweifel übrigens, dass der derzeitige ÖGB- und Nationalratspräsident Anton Benyar in seiner Funktion neuerlich bestätigt wird.
    Allerdings zum letzten Mal, da Benyar selbst erklärt hat, dies sei seine letzte Periode als ÖGB-Chef.
    Hans Gassner von der Fraktion Christliche Gewerkschaft wird aller Voraussicht nach zu einem der Vizepräsidenten Benyars bestellt werden, nachdem die Christliche Fraktion des österreichischen Gewerkschaftsbundes vier Jahre lang diesen Posten nicht inne hatte.
    Ein Thema wird allerdings neben zahlreichen Sachproblemen den Gewerkschaftskongress ganz sicher auch dominieren, nämlich die Frage der friedlichen Nutzung der Kernenergie.
    Hier hält ja die Debatte weiterhin unvermindert an, nicht zuletzt auch angeheizt durch Präsident Benja selber.
    Hören Sie jetzt das folgende Gespräch, das Johannes Fischer mit Anton Benja in seinem Urlaubsort in Bad Kleinkirch heimführte.
    Herr Präsident Peña, Sie haben einige politische Diskussionen dieses Sommers bestimmt mit Ihrer jüngsten Äußerung zur Frage Kernkraftwerk Zwentendorf und zur Frage Atom als Energieform generell.
    Sie sind mit Ihrer Äußerung ein bisschen innerhalb der SPÖ
    sozusagen im Regen stehen gelassen worden.
    Auch der Bundeskanzler hat erst nach seiner Rückkehr aus Mallorca erklärt, er hoffe auf eine rasche Beendigung der Kernkraftdiskussion.
    Was waren Ihre ursprünglichen Motive, das Thema Atom noch einmal in die Diskussion zu bringen?
    Ich darf sagen, ich habe nicht das Gefühl, von den Parteifreunden im Stich gelassen worden zu sein, sondern die haben erklärt, dass derzeit sie keine Veranlassung sehen, über das Problem neu zu diskutieren.
    Für mich hat sich das als folgende ergeben.
    Ein Interview über die wirtschaftliche Situation in Österreich und über die Energiesituation.
    Und da habe ich meine bekannte Meinung gesagt, die aber absolut nie in die Richtung gegangen, dass wir jetzt momentan eine Volksabstimmung oder ein Gesetz machen, sondern wenn ich über Wirtschaftsfragen gefragt werde, ist in der Wirtschaft enthalten die Energieversorgung auch in der Zukunft.
    Sie haben in der Kärntner Tageszeitung unter anderem gesagt, ob Kernenergie doch einmal zum Einsatz kommen wird, wird ganz davon abhängen, ob im Parlament ein diesbezügliches Gesetz eingebracht wird und ein solches Gesetz einer neuerlichen Volksabstimmung unterworfen wird.
    Ich möchte sagen, man soll dieses Problem ruhig überlegen, soll es diskutieren, aber nicht in einer Phase von Angstzuständen, sondern im Zusammenhang mit der Notwendigkeit an Energie.
    Ihre Meinung ist an sich bekannt, dass Sie die Kernenergie als Energieträger in Österreich haben wollen.
    Trotzdem ist es zumindest von einigen SPÖ-Spitzenpolitikern so verstanden worden, einen neuerlichen Vorstoß, hier noch einmal einen Denkanstoß zu geben, um vielleicht in ein, zwei oder drei Jahren eine neuerliche Volksabstimmung herbeizuführen.
    Ja, das kann man so aufgefasst haben.
    Es wurde natürlich in den Medien hochgespielt.
    Es war wieder, nachdem der Sommer in der Sauergurkenzeit ist, da hat man sich mehr damit beschäftigt, als es sonst der Fall gewesen.
    Aber in Wirklichkeit ist die Meinung ziemlich gleich.
    Wenn die herkömmlichen Energieträger nicht da seien, wird man diskutieren, aber das hat alles Zeit.
    War diese Äußerung jetzt nachträglich betrachtet zu einem taktisch nicht günstigen Zeitpunkt gemacht?
    Das mag sein.
    Aber man soll nicht taktieren.
    Die Wirtschaft ist nicht da zum Taktieren.
    Und wenn man gefragt wird über Wirtschaftsprobleme, kann ich mir den Zeitpunkt nicht aussuchen, wann ich zur Wirtschaft die richtige Antwort gebe.
    Herr Präsident, im Herbst gibt es den Gewerkschaftskongress.
    Im Mittelpunkt dieses Kongresses wird die Frage nach der Vollbeschäftigung, nach der weiteren Aufrechterhaltung der Vollbeschäftigung stehen.
    Es wird auch über Arbeitszeitverkürzung diskutiert werden.
    Da gibt es jetzt eine ganze Reihe von Vorschlägen, von 5 Wochen Mindesturlaub bis zur Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit und der Verkürzung der Lebensarbeitszeit.
    Was ist für Sie das Wesentliche an diesem Kongress und was wird von Ihnen aus dort an Richtlinien vorgegeben werden?
    Die wichtigste Frage, die den Kongress beschäftigen wird, ist die Weiterentwicklung der Wirtschaft und zwar eine positive Entwicklung mit einem entsprechenden Wirtschaftswachstum.
    Dann müssen wir aus diesem Wachstum auch immer wieder versuchen, eine Verbesserung in den Einkommen herbeizuführen.
    Darüber hinaus
    muss versucht werden, die Preise in Griff zu halten.
    Das wird nicht so leicht sein, weil ja gerade vom Energiesektor weiterhin ein starker Preisauftrieb zu erwarten ist.
    Das ist die wirtschaftliche Frage.
    Sicher wird die Frage der Arbeitszeit und da denke ich mehr, wir müssen das Problem von der Lebensarbeitszeit sehen und da gibt es eine Reihe von Varianten, wo man eben verkürzen kann, ob das mehr Schule, ob das kürzere
    Früher in Pension, ob das eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit oder eine Verlängerung des Urlaubs ist, das sind die Probleme, die durchdiskutiert werden müssen.
    Da kann man nicht von Haus aus sagen, das eine oder andere ist das Richtige.
    Was halten Sie davon vom Energiesparen über den Preis?
    Man spricht ja auch schon über eine 18-prozentige Mehrwertsteuer auf Strom zum Beispiel.
    Ich möchte sagen, das ist etwas, was wir nicht gutheißen können, denn dann trifft man ja wirklich die wirtschaftlich Schwächeren.
    Denn die wirtschaftlich Stärkeren werden beim teuren Strompreis, werden beim teuren Benzinpreis immer noch.
    aufgrund ihrer besseren wirtschaftlichen Situation die Dinge sich leisten können und den Schwächeren in der österreichischen Wirtschaft und Gesellschaft wird man das abdrehen.
    Da können wir nicht mit.
    Es gab in der Vergangenheit keinen ÖGB-Kongress oder fast keinen, der nicht eine Diskussion um das Lohnsteuersystem geführt hat.
    Wird der ÖGB-Kongress jetzt im Sinne der von Ihnen erwähnten Wirtschaftsentwicklung eine Forderung nach Lohnsteuerreform oder Lohnsteuersenkung, Progressionsmilderung formulieren?
    Wir haben im Vorjahr bei den Gesprächen um die Lohnsteueranpassung von dem Herrn Finanzminister verlangt, er möge eine Steuerkommission einsetzen, damit man eine Übersichtlichkeit im Steuersystem zustande bringt.
    Diese Kommission ist tätig und wir werden im Herbst oder im Frühjahr einige Ergebnisse zu hören bekommen.
    Eine Förderung nach Lohnsteuerreform oder nach einer Milderung der Provision wird vom ÖGB nicht mehr erhoben in der nächsten Zeit.
    Jetzt wollen wir einmal sehen, welche Vorschläge für das Steuersystem auf den Tisch gelegt werden.
    Stimmt der ÖGB z.B.
    einer Reduzierung der Sparförderung und einer unter Umständen notwendig werdenden Erhöhung etwa der Pensionsbeiträge zu?
    Über die Sparförderung habe ich schon einmal gesagt, man soll sich das sehr genau überlegen.
    In einer Zeit, wo man einen Kapitalmarkt gebraucht hat, war die starke Förderung richtig.
    Das ist derzeit nicht mehr notwendig, daher kann man die staatlichen Mittel, die in die Förderung gepumpt werden, etwas verkleinern.
    Über die Probleme muss man reden.
    Und vielleicht muss man auch reden, dass möglichst gleichmäßige Eigenaufbringungen der Versicherten zustande kommen.
    Das heißt bei den Selbstständigen?
    Selbstständig und Landwirtschaft bringt weniger als die Unselbstständigen, wobei man sicherlich nicht ganz gleichziehen kann, aber etwas mehr könnte dort geschehen.
    Wenn Sie die Einkommensentwicklung generell hernehmen, die Frage der Unselbständigen und der Selbständigen und auch die Steuerleistung dieser beiden großen Gruppen, wird man sich da seitens des ÖGB etwas einfallen lassen, um die Steuerleistung etwa bei den Selbständigen etwas zu erhöhen zugunsten der Unselbständigen?
    Wenn Sie sagen, die Belastungen sollen gleichmäßig verteilt werden.
    Gibt es auch im ÖGB bestimmte Vorstellungen in bestimmten Steuernformen, Mehrwertsteuer oder?
    Sicher gibt es meiner Meinung nach bei der Mehrwertsteuer zu starke Durchlöcherungen.
    Wie das aufgefangen wird, ist Sache der Herren, die mit den Finanzen beschäftigt sind.
    Da gibt es schon einiges, glaube ich, was etwas gebremst werden sollte.
    Dann die Frage,
    Meinetwegen Honorare ohne Rechnung, das ist eigentlich auch ein Verlust für den Staat.
    Die Mehrwertsteuer bringt zu wenig Ihrer Ansprache?
    Bringt zu wenig, bringt weniger glaube ich als wirklich bezahlt werden sollte.
    Das war ein Gespräch mit ÖGB-Präsident Anton Wenier.
    Die heutigen österreichischen Tageszeitungen interpretieren die gestrigen Aussagen des Bundeskanzlers Kreisky nach der Sitzung des Ministerrates, in der Kreisky gemeint hatte, man könne auch eine Änderung des Atomsperrgesetzes nur durch eine Zweidrittelmehrheit bzw.
    durch eine qualifizierte Mehrheit erreichen.
    Die Auszüge aus der Auslandspresseschau hat Bruno Berger zusammengestellt.
    Dem gegenwärtigen Stand der Atomdiskussion bzw.
    der Meinung des Bundeskanzlers nach Schluss der Debatte sind auch heute einige Zeitungskommentare gewidmet.
    Die oberösterreichischen Nachrichten glauben nun, dass es Zeit wäre, sich aus den verbalen Gefechten herauszulösen, wenn Josef Laschober auf Kreisky ansprechend schreibt.
    Man mag es ihm glauben, dass ihn die sommerlichen Atomsprünge überhaupt nicht störten.
    Nur scheint es doch höchste Zeit, in die vielschichtigen Äußerungen von allen Seiten entschiedener einzugreifen und eine feste Führungshand spüren zu lassen.
    Auf Dauer geht es sicher in eine falsche Richtung, wenn man um einen heißen Punkt nur einen weiten Bogen macht.
    Genauso schaut es am Atomfeld derzeit aus.
    Unbehagen mit dem wörtlichen Zitat Schweigegebot des Bundeskanzlers äußern die Salzburger Nachrichten, die aber noch weitergehen und auch dem ÖVP-Politiker und Vorarlberger Arbeiterkammerpräsidenten Jäger in ihre Kritik miteinbeziehen.
    Jäger hatte gemeint, die Erklärung Kreiskis nach Schluss der Debatte reiche nicht aus.
    In den Salzburger Nachrichten liest man nun.
    Wirkt es schon demokratisch eigenartig, wenn der Regierungschef eines Landes die Öffentlichkeit zum Schweigen über ein politisches Problem bringen will?
    So ist es gänzlich unverständlich, dass ein Oppositionspolitiker das nicht nur zur Kenntnis nimmt, sondern auch noch hofft, dass dieses Schweigegebot befolgt wird.
    Und schließlich wird auch noch Nationalbank-Generaldirektor Heinz Kinzel mit Kritik bedacht.
    Demokratisch bedenklich wird es dann schon, wenn einer der führendsten Wirtschaftsmanager Österreichs, Kienzel, unverhohlen mit nicht zufälligen Stromengpässen droht, um so die Atomgegner von der Notwendigkeit der Kernenergie in Österreich zu überzeugen.
    Darüber zu reden, lohnte sich im Dienste der Demokratie und der österreichischen Wirtschaft.
    Ruhe aufgrund befohlenen Schweigens, verbunden mit Drohungen, nützt anderen Gesellschaftssystemen.
    Mit Demokratie haben diese aber nichts zu tun.
    Und in einem Kurzkommentar der Tageszeitung die Presse wird eine andere Kreisgeäußerung kommentiert.
    Der Bundeskanzler hatte nämlich gemeint, derzeit wolle niemand das Atomsperrgesetz ändern, deshalb bestehe derzeit auch kein Grund, eine qualifizierte Mehrheit für eine etwaige Änderung zu vereinbaren und deshalb auch schon gar kein Grund, dem Gesetz formell Verfassungsrang zuzuerkennen.
    In der Presse wird besonders das Kreisgewort derzeit kommentiert, wenn sie schreibt,
    Wer will, kann sich, je nach Standpunkt, positiv oder negativ, im Wörtchen derzeit verbeißen.
    Aber ist nicht in der Politik alles von der derzeitigen Lage aus zu beurteilen?
    Wir sind demnach alle so klug wie zuvor.
    Denn dass Gesetze zu beachten sind, solange sie gelten, sollte doch in einer Demokratie nicht immer wieder ausdrücklich betont werden müssen.
    Das ist ebenso klar wie die Tatsache, dass jedes Gesetz geändert werden kann, wenn sich die dazu notwendige Mehrheit findet.
    Normen mit Ewigkeitswert kann der Mensch nicht schaffen, schließt der Kommentar in der Presse.
    Nun auch noch ein Zitat zur derzeit aktuellen Diskussion um den Autobahnbau und Ausbau in Österreich.
    Konkret zur Diskussion um den Ausbau der Pyren-Autobahn.
    Die Grazer Kleine Zeitung bezieht sich auf eine Äußerung des Kärntner Landeshauptmannes Wagner, dass er für den Ausbau der Südautobahn in Kärnten vom Bund 400 Millionen Schilling bekommen soll und auf dessen Ansicht zur Pyren-Autobahn diese sei eine Erfindung.
    Kurt Wimmer in der kleinen Zeitung wirft nun Leopold Wagner Kantönli-Geist vor und setzt fort.
    Er soll sich bei seinem Parteigenossen, dem Verkehrsminister Lausecker, erkundigen, wie sehr die Pyrenroute durch die Straßengüter-Transporte belastet ist.
    Und von seinen steirischen Genossen kann er sich Zahlen geben lassen über die Menschenopfer, die diese Verkehrsader nicht zuletzt durch den Gastarbeiterverkehr fordert.
    Von einem Politiker wäre zu erwarten, dass er um solche Fakten sowieso Bescheid weiß.
    Sollte Wagner aber auch dann noch bei seiner These bleiben, könnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ihm das Wahlfieber den Sachverstand getrübt hat.
    Ja, das waren Auszüge aus heutigen österreichischen Tageszeitungen, also die Inlandspresseschau.
    Das Ministerkomitee tagt gegenwärtig im Bundeskanzleramt und will noch heute Mittag das sogenannte Energiesparkonzept endgültig vorlegen.
    Wir wollten jetzt schon im Verlauf der Sendung einen Beitrag darüber bringen, aber wie ich eben gehört habe, ist diese Sitzung noch im Gange.
    Wir werden wahrscheinlich gegen Schluss der Sendung noch ins Bundeskanzleramt schalten können.
    Handelsminister Staribacher hat Mitte des Monats in einer Pressekonferenz betont, dass die Energieversorgung Österreichs in diesem Winter gesichert sei.
    Überhaupt könne man annehmen, erklärte der Handelsminister, dass es auf lange Sicht keine Energieprobleme geben werde.
    Die Ölkrise sei eine Erfindung der Spekulanten, die Ölproduktion im Weltmaßstab sei ausreichend und die Rohölversorgung Österreichs bedarfsdeckend.
    In der ganzen Diskussion um Rohölversorgung, Benzinkrise und Alternativenergien wurde immer häufiger die Kohle als jener Energieträger genannt, der mögliche Lücken in der Ölversorgung decken soll.
    Wie sieht es aber nun tatsächlich mit der Versorgung mit Kohle im Speziellen und mit Kokskohle und Koks aus?
    Hören Sie dazu folgenden Beitrag von Michael Kerbler.
    Die ersten Meldungen über eine Verknappung von Koks-Kohle bzw.
    Koks wurden Anfang dieses Monats in der Bundesrepublik Deutschland laut.
    Der größte Kohlenförderer der Bundesrepublik Deutschland, die hochsubventionierte Ruhrkohle-Aktiengesellschaft, teilte den deutschen Stahlunternehmern mit, dass der Brennstoff mittelfristig knapp werden könnte.
    Diese Meldung überraschte selbst Branchenkenner.
    Denn noch im vergangenen Jahr wurde etwa ein Drittel der geförderten deutschen Kohle auf Lager gelegt.
    Der Hauptgrund, warum die Kohlehalden zur Zeit stark schrumpfen, liegt darin, dass die Stahlkonjunktur in Europa wieder angezogen hat.
    Wie sieht die Versorgungssituation mit Koks bzw.
    Koks-Kohle in Österreich aus?
    Die Voestalpine AG, die etwa 2,6 Millionen Tonnen dieser Brennstoffsorten pro Jahr braucht, blickt der sich ankündigenden Koks-Kohleverknappung in der Bundesrepublik Deutschland mit Ruhe entgegen.
    Der Grund dafür?
    Das Unternehmen hatte im Jahr 1977 in den USA eine Kohlengrube erworben.
    Ursprünglich war nicht daran gedacht, aus den Vereinigten Staaten nach Österreich Kohle zu importieren.
    Diese amerikanische Kohle sollte zum Beispiel in den USA selbst verkauft werden.
    Nun ist es heuer erstmals notwendig geworden, annähernd 70.000 Tonnen amerikanischer Kokskohle nach Österreich zu importieren.
    Der Transport über das Meer und über das Festland rentiert sich dennoch.
    Die USA-Kohle ist trotzdem billiger als die Ruhrkohle.
    Der Stahlkonzern versorgt sich zu fast 85 Prozent mit Kokskohle aus den Oststaaten, Polen, Tschechoslowakei und Sowjetunion zu je einem Drittel.
    15 Prozent des Kohlebedarfs wird aus westlichen Ländern wie etwa der Bundesrepublik Deutschland gedeckt.
    Steinkohle ist auf der ganzen Welt in genügender Menge vorhanden.
    Jene Art von Kokskohle, die im Hochofen zur Erschmelzung von Roheisen benötigt wird, macht aber nur etwa 5 bis 10 Prozent der Weltsteinkohlevorkommen aus.
    Die Stahlwerke brauchen nämlich Schwefel- und Phosphorarme sowie abriebfeste Kokskohlestücke, die ungefähr so groß wie eine Männerfaust sein müssen.
    Die in den Haushalten Österreichs verfeuerte Kokskohle oder der Koks erreicht im Gegensatz zum sogenannten Hüttenkoks nur Nussgröße.
    Etwa 200.000 Tonnen dieser Koksart wird von der Vöstalpine AG für den österreichischen Haushaltsbedarf geliefert.
    Die Versorgungslage mit Brennmaterialien in Österreich ist nach Auskunft der Kohlenhändler gesichert.
    Zurzeit läuft in Österreich die Einlagerung von Koks und Kohle auf Hochtouren.
    Bis Ende September, so rechnet der Fachhandel, werden die österreichischen Haushalte sich mit den notwendigen Vorräten eingedeckt haben.
    Aber auch dann wird es Koks und Kohle in ausreichender Menge geben.
    Langfristige Lieferverträge mit den Ostblockländern Polen, Tschechoslowakei und Sowjetunion, aber auch mit der Bundesrepublik Deutschland und Italien, vom letztgenannten Land aus wird der Süden Österreichs versorgt, sorgen für ausreichende Mengen dieses Heizmaterials in unserem Land.
    Einzig im Monat November könnte es im Raum Wien kurzfristig zu Versorgungsschwierigkeiten mit Koks bzw.
    Kokskohle aus den Ostblockländern kommen.
    Im Monat November findet nämlich sowohl in der Tschechoslowakei als auch in Österreich die Zuckerrübenkampagne statt, für die jeder nur freistehende Eisenbahnwagon dringend gebraucht wird.
    Der Run auf die festen Brennstoffe, zu denen eben jetzt auch der Koks gehört, hat natürlich zwangsläufig zur Folge, dass auch die Öfen wieder eine Renaissance erleben.
    Hans Adler untersucht im folgenden Beitrag, wie dieser Markt der Koksöfen aussieht.
    Wer aus dem letzten Ölkrach seine Lehren zieht und vorsichtshalber einen Ofen für feste Brennstoffe kaufen will, der muss mit einigem Pech Lieferfristen befürchten, die länger sind als beim Kauf eines Modeautos.
    Der Kremialvorsteher des Eisenwarenhandels, Kommerzialrat Seemann, kennt jedenfalls bereits Ofentypen, die heuer gar nicht mehr lieferbar sein werden.
    Und er macht der Ofenindustrie, die in Österreich ohnehin nur noch aus wenigen Firmen besteht, den Vorwurf, sie habe den bevorstehenden Trend nicht rechtzeitig erkannt und sei auf Sommerurlaub gegangen, anstatt zu produzieren, was die Maschinen hergeben.
    Dabei hat sich ja die Reaktion der Konsumenten auf Ölverknappungen schon 1974-75 nach dem ersten Ölkrach gezeigt.
    Jetzt ist es jedenfalls so, dass die Industrie teilweise noch an den Frühjahrsaufträgen arbeitet und der Handel mit seinen Herbstaufträgen gelegentlich vor verschlossenen Türen steht.
    Im Augenblick registriert der Handel eine Nachfragesteigerung nach Öfen für feste Brennstoffe, von der man annimmt, dass sie nur der Beginn eines Booms ist.
    Denn erst im September beginnt im Allgemeinen der saisonübliche Einkaufsrummel bei allen Arten von Öfen.
    Der Verkauf von Ölöfen ist jedenfalls, so schätzt man, um die Hälfte zurückgegangen.
    Wie groß die Steigerung der Nachfrage nach Feststofföfen ist, kann man zumindest im Handel noch nicht mit Zahlen belegen.
    Schließlich registrieren ja auch die Hafner und Ofensätze eine enorme Steigerung der Nachfrage.
    Vor allem der Kachelofen scheint wieder modern zu werden.
    Auch hier gibt es bereits Wartezeiten von vielen Monaten.
    Eine besondere Schwierigkeit für die industriellen Ofenhersteller besteht darin, dass sie einzelne Modelle von deutschen Firmen importieren und dann unter dem eigenen Namen in Österreich verkaufen.
    Diese Importe bleiben nun fast aus, denn auch in Deutschland machen die Ofenfabrikanten ein Jahrhundertgeschäft.
    Ein besonderes Problem besteht darin, dass man Öfen praktisch kaum auf Lager halten kann, so komisch das klingt, aber sie werden innen rostig.
    Der Schamottbelag wird ja bekanntlich nass montiert und daher beginnen die Öfen von innen her zu rosten.
    Das ist dann zwar nur ein Schönheitsfehler, aber für viele Konsumenten Grund genug,
    einen solchen innen angerosteten Ofen nicht zu übernehmen.
    Und das wieder ist die Ursache dafür, dass sich weder Handel noch Industrie größere Mengen an Öfen auf Lager halten.
    Umso mehr, als die Erfahrung gezeigt hat, dass der Run auf Koks, Kohle oder Holzöfen sehr schnell zu Ende sein kann, wenn zum Beispiel die erste stärkere Kältewelle ohne Ölkrise vorüber geht.
    Da kommen die Konsumenten zu der Einsicht nur also.
    Es geht ja auch ohne.
    Und das große Geschäft mit den Feststoffbrennern ist von einem Tag zum anderen vorbei.
    Auf lange Sicht allerdings rechnen sich aber die Ofenhersteller auf jeden Fall neue Chancen mit der Feststoffheizung aus.
    Das beweist als Beispiel die Tatsache, dass sich zwei Firmen in Österreich mit der Konstruktion eines neuen Holzdauerbrandofens beschäftigen.
    Den kommenden Wochen sehen jedenfalls sowohl die Eisenwarenhändler wie auch die Hafner mit recht angenehmen Erwartungen entgegen.
    Glücklich jedenfalls der, der schon von der Urgroßmutter ein Koksöfferl noch zu Hause im Keller stehen hat.
    Im November des vergangenen Jahres, als die Österreicher in einer Volksabstimmung über die Inbetriebnahme oder Nicht-Inbetriebnahme des Kernkraftwerks Zwentendorf abstimmten, gab es international weitreichende Reaktionen.
    Österreich war ja immerhin das erste Land, in dem über die weltweit heiße Atomfrage per Volksabstimmung entschieden wurde.
    In vielen anderen europäischen Staaten, in denen die Kernkraftfrage politisch ebenso aktuell war und ist, wurde diskutiert, ob man ebenfalls im Wege einer Volksabstimmung einen zukünftigen Weg bestimmen könnte.
    In Schweden, wo über die Kernkraftfrage ja schon die sozialdemokratische Regierung Olaf Palmes gestürzt war und danach die Regierung des bayerlichen Zentrums als Kernkraftgegner sich im Dickichtes Pro und Contra Kernenergie verstrickt hatte, soll jetzt auch das Volk über die Nutzung der Kernenergie entscheiden.
    Und auch in Dänemark überlegen die Politiker, sich durch eine Volksabstimmung aus der Affäre zu ziehen.
    Dazu Günter Grafenberger.
    Nach der Schweiz und Österreich und nach Schweden, das im kommenden März seine Bevölkerung über Ja oder Nein zur Kernkraft abstimmen lässt, hat sich nun auch die dänische Regierung an ihre Bevölkerung gewandt, wie sie es denn nun mit der Kernkraft in Zukunft halten will.
    Im Gegensatz zu Schweden hat Dänemark bisher keine Atomkraftwerke.
    Sieht man einmal vom schwedischen Werk in Barsebek am Öresund ab, das direkt vor den Toren Kopenhagens liegt und nicht erst seit dem Unglück von Harrisburg ein ständiger Stein des Anstoßes in Dänemark ist.
    Dänische Forderungen, die Schweden mögen gefälligst ihr Werk in Barsebäck stilllegen, werden von den Schweden damit gekontet, dass die Schweden jährlich tausende von Tonnen Schwefelabgase einatmen müssen, die aus dänischen Schornsteinen über den Öresund nach Schweden ziehen.
    Es gibt jedoch keinen Zweifel darüber, dass das schwedische Werk in Baselbeck die dänischen Pläne beeinflusst hat, nun ebenfalls wie die Schweden auch seiner Majestät den Wähler zu befragen.
    Und es gibt auch keinen Zweifel darüber, dass es sich die Schweden heute gar nicht mehr leisten könnten, ein solches Werk einem anderen Staat gewissermaßen vor die Nase zu setzen.
    Die Skandinavier haben eine Art Gentleman Agreement bereits vor Jahren geschlossen, sich bei Bauplänen für Kernkraftwerke erst vorher zu beraten und die Zeichnungen gegenseitig einzusehen, ehe man ein solches Werk zu bauen beginnt.
    Hätte es dieses Übereinkommen bereits vor zehn Jahren gegeben, dann wäre das Werk gewiss nicht in Barsebeck errichtet worden.
    Nach der Kirche ist man bekanntlich immer klüger, wie ein Sprichwort sagt.
    Als die gegenwärtige Regierungskoalition zwischen Sozialdemokraten und Rechtsliberalen vor einem Jahr in Kopenhagen gebildet wurde, hieß es im Programm, Dänemark solle bis 1981 den Schritt ins Kernkraftzeitalter hineintun.
    Dies jedoch unter der Voraussetzung, dass einmal Kernkraft so sicher wie möglich sein sollte, zum anderen die Frage des Atommülls gelöst sein müsse.
    Die Rechtsliberalen sind eindeutig für Kernkraft, die Sozialdemokraten seit Harrisburg gespalten, wenn Gleichpartei- und Regierungschef Anka Jörgensen heute früh in einem Interview erklärte, er sei nach wie vor für Kernkraft, weil sie bis auf Weiteres unvermeidbar sei.
    Und er wies darauf hin, was von seinen Parteifreunden in Schweden dieser Tage mitten im Wahlkampf gesagt wird, dass es zwar auch ohne Kernkraft gehen wird, aber dann mit einer Senkung des allgemeinen Lebensstandards um mindestens 25 Prozent.
    Wenn die Schweden bereit sind, dies in Kauf zu nehmen, werden wir auf Kernkraft verzichten können, erklärte der schwedische Gewerkschaftschef Gunnar Nilsson.
    Und er appellierte an seine Landsleute, aus dem Dornröschenschlaf aufzuwachen, um diese Frage sachlich zu diskutieren statt leidenschaftlich.
    Dänemark sitzt, was die Energieversorgung anbetrifft, noch tiefer in der Tinte als Schweden.
    Die Schweden sind bis zu 70 Prozent vom Öl abhängig, die Dänen bis nahezu 90 Prozent.
    In Dänemark gibt es zwei etwa gleichstarke Gruppen des Pro und Contra gegen die Kernkraft.
    Die Ereignisse von Harrisburg drohten, sowohl die sozialdemokratische Regierungspartei als auch den Gewerkschaftsbund in dieser Frage zu spalten.
    Außerdem war die sozialliberale Regierung in Gefahr, ebenso wie vor gut einem Jahr die bürgerliche Dreiparteienregierung Schwedens gesprengt zu werden.
    Insofern hat die gestrige Entscheidung auf Schloss Christiansburg in Kopenhagen wie ein Gewitter die Luft gereinigt.
    Jetzt wird dem Bürger der Schwarze Peter zugespielt.
    Bis dahin wird ihm der Wirtschaftsrat der Regierung anhand von Zahlen und Fakten vor Augen führen, was es im Portemonnaie des Einzelnen bedeutet, auf Kernkraft zu verzichten.
    Acht Monate hat der Wirtschaftsrat Zeit, das Material zusammenzustellen.
    Danach beginnt dann die große öffentliche Debatte im Lande, sodass die eigentliche Volksabstimmung vermutlich im Frühjahr 1981 zustande kommt, kurz vor den Parlamentswahlen im Februar.
    Dass das Ergebnis aus Schweden vom kommenden März die dänische Öffentlichkeit sehr wesentlich beeinflussen wird, steht außer Zweifel.
    Und so wie die Dinge zur Stunde in Schweden liegen, neigt sich die Meinung langsam aber sicher einem Jahr zur Kernkraft zu.
    Die Schweden sind Realisten bis zur letzten Öre im Portemonnaie.
    Und der jetzige Wahlkampf zeigt deutlich, dass dieses Mal der Anti-Atomkraft-Weizen des Bauern Turbjörn Veldin nicht aufgehen wird.
    Die Zeit scheint über ihn hinweggegangen zu sein.
    Das war ein Beitrag von Günther Grafenberger.
    Es ist 12 Uhr und 38 Minuten.
    Mit einem Staatsakt wird morgen Vormittag die Wiener UNO-City von der Bundesregierung an die Vereinten Nationen übergeben.
    Aber während Wien im festen Tummel liegt, blickt man aus Genf eher mit Neid und Argwohn auf die österreichische Hauptstadt.
    Zuerst waren die Genfer gegen Wien als UNO-Stadt Sturm gelaufen, mittlerweile hat sich aber die Erregung ein bisschen gelegt.
    In Genf reagierte man ja lange Zeit mit Verstimmung auf den Ausbau Wiens zum dritten UNO-Zentrum.
    Man tat dabei auch so manchen Griff in die Schublade der Geschichte, wenn man Argumente gegen Wien als UNO-Sitz suchte und verwies beispielsweise darauf, dass nach dem Ersten Weltkrieg wohl niemand daran gedacht hätte, den Völkerbund in der österreichischen Hauptstadt anzusiedeln und dass die durch mehr als 150 Jahre gewachsene Neutralität der Schweiz die Stadt Genf eher als Standort für Einrichtungen der UNO prädestiniert erscheinen lassen.
    Davon ausgehend, schildert Jolane Stephan, wie man heute aus der Sicht der Schweizer Konferenzmetropole die Anstrengungen Wiens beurteilt.
    Die Genfer sehen diese Anstrengungen eher verdrossen.
    Sie lieben zwar die Fremden nicht, leben aber recht gern und vor allem gut von ihnen.
    Die internationalen Organisationen, staatliche und nicht staatliche zusammengenommen, beschäftigen fast 20.000 Personen und sind damit der größte Arbeitgeber im Kanton Genf.
    Gut 16 Prozent der Beschäftigten sind immerhin Schweizer.
    Man rechnet, dass von den 2,2 Milliarden Mark, die die internationalen Organisationen und die ausländischen diplomatischen Vertretungen im Jahr in Genf ausgeben, über die Hälfte hier am Orte bleiben.
    Die fette Pfründe möchten sich die Genfer ungern abnehmen lassen, auch wenn sie dafür selbst in ihrer eigenen Stadt hohe Preise für Wohnung und Lebensmittel in Kauf nehmen müssen.
    Genf gilt international nach Tokio als die teuerste Stadt der Welt.
    Die 62.000 Delegierten, die nach ersten Schätzungen 1978 zu Konferenzen nach Genf kamen, ließen ebenfalls ihren Anteil hier.
    Ohne sie wären mehr als ein Viertel der Hotelbetten leer geblieben.
    So verbreitete sich in Genf Unbehagen, als der Österreicher Kurt Waldheim mit seiner verständlichen Vorliebe für Wien Generalsekretär der UNO wurde.
    Das Unbehagen wuchs sich zur Panik aus, als die ersten Gerüchte über die Verlegung von UNO-Gremien von Genf nach Wien auftauchten.
    Sie wurden noch zusätzlich von UNO-Funktionären angeheizt, die zwar immer über das teure Genf und die niedrigen Gehälter klagten, aber doch lieber im Zentrum Europas, in Reichweite von Zürich, Burgund und Mailand leben, als am Rande der ungarischen Tiefebene.
    Das traditionell freundliche Verhältnis zwischen den Bundesregierungen in Bern und Wien kühlte merklich ab.
    Die österreichische Offensive wurde als unfein empfunden.
    Inzwischen jedoch glätteten sich die Wogen wieder.
    Wiens UNO-Zentrum füllt sich, teils mit Organisationen, die bereits länger an der Donau angesiedelt sind, teils mit Institutionen, denen im Nahen Osten der Boden zu heiß wird und teils mit Funktionären aus New York.
    Aus Genf werden nur etwa 0,5 Prozent der gesamten hier ansässigen internationalen Funktionäre etwa 100 Personen nach Wien umziehen.
    Umgezogen ist vor allem die mehrgliedrige Drogenbekämpfungsabteilung mit ihrer 87-köpfigen Belegschaft.
    Die Genfer Stadtväter haben beschlossen, das Beste aus der Sache zu machen.
    Sie reisen zur Einweihungsfeier der österreichischen UNO-Stadt mit einer vielköpfigen Delegation nach Wien.
    Man muss die Feste feiern, wie sie fallen.
    Und feiern können die Wiener unbestritten immer noch besser als die Genfe.
    Na gut, das war Juliane Stephan.
    Gegen Ende der Urlaubszeit stöhnen jetzt Italienurlauber, die auf irgendeiner Insel Urlaub gemacht haben, besonders.
    Ein Streik der Fährschiffe bringt nämlich viele Touristen in ärgste Verlegenheit und macht es ihnen allenthalben unmöglich, rechtzeitig ans Festland und damit nach Hause zu kommen.
    Heute Vormittag wurde dieser Streik zwar vorerst beendet, das Chaos herrscht allerdings weiter.
    Alfons Thalmer dazu.
    Kaum sind drei italienische Kriegsschiffe mit 900 Vietnamflüchtlingen in die Heimat zurückgekehrt, verlassen bereits ein halbes Dutzend Einheiten der Kriegsmarine, Torpedoboote und Transportschiffe die Kriegshäfen von La Spezia und von Tarent, diesmal aber nicht, um eine neue Ladung von Vietnamiten an Bord zu nehmen, sondern um Häfen der großen und kleinen italienischen Inseln anzulaufen,
    um dort Massen von Landsleuten aus der Not zu erretten.
    Denn auf Sardinien und Sizilien, aber auch auf den gottverlassenen Mini-Inseln Lampedusa, Pantelleria und Linosa sind Tausende von Sommergästen nicht imstande, ihre Heimfahrt anzutreten, weil die Fähr- und Transportschiffe bestreikt werden.
    Der Streik ist zwar von den kleinen autonomen Gewerkschaften ausgerufen worden,
    die in dieser Kategorie der Seeleute lediglich eine Minderheit von vielleicht 15 Prozent der Arbeiter des Meeres vertreten, aber das hat genügt, angesichts der von allen Gewerkschaften durchgesetzten Vorschriften für die erforderlichen Schiffsbesatzungen und deren Zusammensetzung, um die Schiffe in den Häfen zu blockieren.
    Seit drei Tagen bereits und erst ab heute Vormittag mit einer Aussicht auf die vorläufige
    Beendigung des Streiks bis zum kommenden Samstag, was sicher nicht genügen wird, um die angestauten Probleme zu lösen.
    Denn der Notstand ist groß geworden.
    Es ist die Zeit der massiven Heimkehr aus dem Urlaub.
    In den sardischen Häfen Kajari und Olbia warten gegenwärtig etwa 10.000 Personen auf Einschiffung.
    In Palermo sind es 5.000.
    Auf den drei kleinen, aber wegen ihrer ruhigen Abgeschiedenheit besonders beliebten Inseln noch einmal so viele.
    Auf diesen zwischen Afrika und Sizilien vereinsamten Eilanden mangelt es bereits an Lebensmitteln und Wasser.
    Nehmen Sie doch im Sommer das 10- bis 20-fache der normalen Bevölkerung auf.
    In den großen Küstenstädten Sardiniens erstrecken sich inzwischen die Kolonnen von wartenden Fahrzeugen von den Hafenkäs bis in das Stadtzentrum hinein.
    Viele Touristen haben kein Geld mehr, während die Händler die Lage ausnützen und für Versorgungsgüter Wucherpreise verlangen, wie zum Beispiel fürs Mineralwasser, das kaum noch zu finden ist.
    Die Bezirkshauptmannschaften versuchen, Übernachtungslage in Schulgebäuden und unter Zelten einzurichten, aber die gestrandeten Touristen vermeiden es aus Angst vor Dieben und Einbrechern, ihre schwer beladenen Fahrzeuge zu verlassen.
    Tausende von sardischen und sizilianischen Auslandsarbeitern, die auf Heimaturlaub waren, fürchten den Verlust ihrer Beschäftigung in Deutschland, Belgien und in der Schweiz,
    wo das Ausbleiben von Arbeitsplatz durch solche in diesen Ländern unbekannten Zustände schwer zu erklären und zu rechtfertigen ist.
    Jedenfalls kann man nur sagen arme Italienurlauber.
    Es ist jetzt genau dreiviertel eins.
    Nach der Revolution im mittelamerikanischen Staat Nicaragua und nach der Absetzung des Diktators Somoza steht jetzt die neue Regierung, die sandinistische Revolutionsregierung, vor großen Problemen.
    Die Frage geht, was macht man mit den ehemaligen Feinden?
    soll man eine Standgerichtsbarkeit einsetzen oder eher friedlich weitermachen.
    Welche Probleme und vor welchen Problemen und welche Politik jetzt diese neue Regierung in Nicaragua betreiben will, das berichtet nun Leo Gabriel.
    Militärisch und politisch gesehen hat sich Nicaragua, das noch vor einem Monat der seit Jahrzehnten heiß umkämpfteste Flecken auf dem amerikanischen Kontinent war, normalisiert.
    Wirtschaftlich steht das Land noch immer vor einem Abgrund,
    über den nur die Luftbrücken internationaler Hilfsaktionen hinweg retten können.
    Während in der Hauptstadt neben dem Zentrum des Erzbebens die ersten Restaurants ihre halb zerschossenen Tore geöffnet haben, ist der Speisezettel der Bevölkerung so gut wie leer.
    Die Sandinistischen Versorgungskomitees verteilen in den Gemeinden des ganzen Landes je ein Kilo Reis, Mais, Zucker, Mehl pro Kopf und Woche.
    Seit über einem Monat gibt es keine Mehls mehr.
    Denn Anastasia Somoza hat in den letzten Monaten vor seinem Sturz Nicaragua ausgepresst wie eine Zitrone.
    Vergangenen Sonntag fuhr er nach Paraguay, um seinem Kollegen Strößen einen dreimonatigen Besuch abzustatten.
    Dass sie auf seinen immensen Glättern in Nicaragua wurde fast zur Gänze zum Markt getragen, die im Eigentum Somozas stehenden Banken trotz des Widerstandes seiner eigenen Bankdirektoren total verschuldet.
    So Moser selbst soll sich noch ein Taschengeld nach eigenen Aussagen von 800 Millionen Dollar auf die Reise mitgenommen haben.
    Der Gesamtstand der Auslandsschulden, die von der neuen Regierung begriffen werden sollen, beleuchtet sich auf 1300 Millionen Dollar.
    Trotzdem bleibt die erwartete massive Auslandshilfe aus.
    Niemand will die Katze im Sack kaufen, obwohl sich alle mit ihrem rot-schwarzen Halsband schmücken wollen.
    Die venezolanische Regierung der Christdemokraten wollte an ihre Hilfe die Zusage von Ministerposten, die an Mitglieder der sozialchristlichen Partei Nicaraguas vergeben werden sollten, knüpfen.
    Im Namen der Sozialistischen Internationale ernannte der Portugiese Mario Suárez bei seinem Besuch Nicaragua bereits als Vorposten der Sozialdemokratie in Lateinamerika, konnte aber ebenso wenig wie die Bundesdeutschen und die Holländer substanzielle Hilfe zusagen.
    Ganz zu schweigen von den USA, die den Transport von Hilfspaketen noch immer über das Rote Kreuz abwickeln, weil sie der neuen Regierung nicht genügend vertrauen.
    Jede der politischen Strömungen wartet auf ein eindeutiges ideologisches Glaubensbekenntnis, um sich dem Zwei-Millionen-Staat propagandistisch einverleiben zu können.
    Angesichts dieser Tatsache bleiben die Revolutionsführer aber hart.
    Obwohl es uns fast an allem fehlt, sind wir lieber bereit zu verungern, als irgendjemanden des Bedingungen zu akzeptieren, erklärt Thomas Borchee, das ungekrönte Oberhaupt der sandinistischen Befreiungsbewegung, und fügt hinzu.
    In der Zwischenzeit müsste die Welt eigentlich schon bemerkt haben, dass hier eine Revolution stattgefunden hat und dass Revolutionen keine Spielereien sind.
    Das war ein Bericht von Leo Gabriel aus Nicaragua.
    In regelmäßigen Abständen tauchen immer wieder in irgendwelchen Zeitungen Meldungen auf, wonach irgendein intelligenter Privatmann in der Lage gewesen sein soll, die Atombombe in Heimarbeit herzustellen.
    Und jetzt wird gemeldet, dass es einem halbwegs gebildeten Privatmann auch möglich ist, einen hochgiftigen chemischen Kampfstoff herzustellen.
    In Großbritannien wurde jetzt die Formel für diese Herstellung des Kampfstoffes veröffentlicht.
    Dazu Hans-Heinz Wocker.
    Jeder Gymnasiast der Oberstufe könne es herstellen, sagen die Chemiker.
    Eine Gruppe von Demonstranten führte jetzt in London vor, wie wenig dazu gehört,
    das Gift namens BZ zu fabrizieren.
    Fünf Chemikalien, ein paar simple Laborgeräte.
    Die Chemikalien sind alle frei erhältlich, wenn auch nicht sehr gebräuchlich.
    Und die Formel liegt im britischen Patentamt und kann in der British Library um ein paar Schillinge erstanden werden.
    Das Patentamt besitzt eine Sektion, in der Geheimpapiere aufbewahrt werden, aber die Droge BZ ist nicht als geheim klassifiziert.
    Das Verteidigungsministerium begründet das damit,
    Die Formel für dieses Halluzinogen sei ja doch so geläufig, dass man sie im Patentamt, also über die britische Library, erwerben könne.
    Eine sehr merkwürdige Logik, wenn man bedenkt, was die Militärs und die Ärzte über BZ wissen.
    Im gasförmigen Zustand genügen wenige Gramm um tausende von Menschen zunächst in den Zustand,
    einer akuten Übelkeit mit Dauererbrechen zu versetzen.
    Nach einigen Stunden geht das in Besinnungslosigkeit über, die einen halben Tag anhalten kann.
    Dies ist der in chemischer Kriegführung erwünschte Effekt.
    Er macht den Gegner kampfunfähig, ohne ihn zu töten.
    Bis zu vier Tagen können die Nachwirkungen festgestellt werden.
    BZ ist an amerikanischen Soldaten ausprobiert worden und hat in einigen Fällen zu Gehirnschäden geführt, mit Schadensansprüchen gegen die Armee.
    Eine amerikanische Sekte war es denn auch, die zuerst Lärm schlug.
    Die Schädlichkeit des Rauschgifts, das als hundertmal so stark wie LSD beschrieben wird, ist an sich nicht neu.
    Die Weltgesundheitsorganisation beschrieb das BZ schon in einem Bericht des Jahres 1970, nahm aber an, es handele sich um eine geheim gehaltene Waffe.
    Auch in Großbritannien mehren sich nun die Widerstände gegen die freie Verfügbarkeit der BZ-Formel.
    Es stellt sich heraus, dass auch die britische Armee mit BZ experimentiert hat und zwar schon vor zwölf Jahren.
    Ein medizinisches Handbuch des Londoner Verteidigungsministeriums beschreibt BZ als das wichtigste der Giftgase, die auf das zentrale Nervensystem einwirken.
    Was beunruhigt ist die Vorstellung, auch Terroristen könnten sich eines Tages solch einer Waffe bedienen.
    Bei der Ermordung des Exilbulgaren Georgi Markov am helllichten Tag an einer Londoner Bushaltestelle hatte ein Gift namens Rizin, dessen Formel ebenfalls ungeschützt im Patentamt einzusehen ist, den Tod herbeigeführt.
    Damals war es durch die Spitze eines Regenschirms dem Opfer injiziert worden.
    Experten wiesen aber darauf hin, dass auch eine gasförmige Verbreitung durch Sprühdosen keinerlei Schwierigkeiten bereite.
    Ein Labour-Abgeordneter verlangte damals von der Regierung, die Gefahrenquelle zu schließen, die in solchen britisch-amerikanischen Patenten liege.
    Das war im November vorigen Jahres.
    Inzwischen scheint nicht viel geschehen zu sein im Verteidigungsministerium.
    Da kann man jedenfalls nur sagen, Halleluja!
    Das war ein Beitrag von Hans-Heinz Wocker, 8 Minuten vor 1 Uhr, zur Kulturberichterstattung.
    Im künstlerischen Programm des Europäischen Forums Alpbach gibt es heute einen Theaterabend.
    Pienz von Abraham Terz alias André Sinyavski, gespielt und inszeniert von Herbert Sasse aus Wien, der schon im Jahre 1973 im Düsseldorfer Schauspielhaus die Uraufführung des Stückes besorgte.
    Die Hauptfigur in Pience heißt Andrzej Kazimierowicz.
    Ein Zufall wird für ihn zum Unglück und in der Angst, als Außenseiter entlarvt zu werden, passt er sich der menschlichen Gemeinschaft an, bis er aus seinem Individuum in Nichts zu werden droht.
    Mit Andrzej Siniawski, der die heutige Aufführung mit einer Lesung ergänzen wird, sprach Walter Zsoll.
    Andrzej Siniawski, wie weit sind Andrzej Kazimierowicz in Pience und Andrzej Siniawski identisch?
    Ja, diese Figuren sind in gewisser Weise identisch, aber nur in gewisser Weise.
    Denn das Wort-Vergleich der Namen von Andrei Kazimierowitsch-Suschinsky ist in gewisser Weise eine Kalke,
    schon die Wortverbindung Andrei Kazimierowitsch-Sinjavski ist in einem gewissen Sinn eine Angleichung an meinem Namen Andrei Kazimier Donatovich-Sinjavski.
    Aber in Wirklichkeit ist er ja nicht Andrei Kazimirovich, sondern er ist Pjentz, ein Wesen aus einer anderen Welt.
    Er ist das Ich des Schriftstellers.
    Für mich ist es eine Erzählung über einen Schriftsteller.
    Dieser Schriftsteller, oder Andrei Kazimirovich, ist vergraben mit Kakteen und lebensnotwendiger Gießkanne.
    Er zieht das Resümee seines Lebens, seine eigene Identität muss er verleugnen und so verliert er alles, was ihm bleibt.
    Als einziges Wort bleibt ihm Pjentz.
    Was heißt eigentlich Pjentz?
    Wörtlich genommen heißt es nichts.
    Es ist ein ausgedachtes, fantastisches Wort.
    Aber gleichzeitig ist es für den Helden das Wort des Landes, aus dem er gekommen ist, wo er geboren ist.
    So bedeutet Pjentz diese wunderschöne Welt, aber in der menschlichen Sprache, also im russischen Tönt es grob.
    Von Pjentz, von Andrei Kazimirovich zu Andrei Donatovich-Zinjewski.
    Er wurde im Jahre 1925 geboren, 1949 an der philologischen Fakultät der Universität Moskau, nach der Dissertation im Gorkinstitut für Weltliteratur in der Abteilung für sowjetische Literatur tätig,
    1965 aufgrund seiner Veröffentlichungen in Westeuropa, wegen der fantastischen Geschichten und Jubiläumsverhaftet, Grund dafür war, dass die Schriften antisowjetisch bezeichnet wurden.
    Es wurde ihm dann ein öffentlicher Prozess angehängt.
    Sieben Jahre wurde er zur Arbeitslage verurteilt und im Jahre 1971 wurde er vorzeitig oder frühzeitig aus der Haft entlassen.
    Dann lebt er einige Zeit in Moskau zurückgezogen.
    Was ist nachher passiert?
    Zwei Jahre nach meiner Entlassung lebte ich in Moskau oder in der Nähe von Moskau.
    Ich habe nicht gearbeitet, sondern nur geschrieben.
    Meine Frau hat für den Lebensunterhalt verdient.
    Und dann, da ich weiter als Schriftsteller leben wollte und nur im Westen gedruckt wurde, habe ich mich zur Emigration entschlossen.
    Schreiben Sie jetzt unter Abram Terz oder Sinyavsky?
    Ich schreibe sowohl als Abram Terz als auch als Sinyavsky.
    Meine akademischen, also Professorenarbeiten veröffentliche ich unter dem Namen Sinyavsky.
    Und alle künstlerischen Arbeiten, nicht nur die künstlerischen, sagen wir, die grotesken, fantastischen Arbeiten veröffentliche ich immer noch unter dem Namen Abram Terz.
    Das war ein Gespräch mit dem Schriftsteller Andrzej Siniawski und jetzt kommen noch Kurzmeldungen.
    Österreich.
    ÖGB-Präsident Benja sagte heute zum bevorstehenden Kongress des österreichischen Gewerkschaftsbundes, wichtigste Frage werde die Weiterentwicklung der Wirtschaft sein, eine positive Entwicklung mit einem entsprechenden Wirtschaftswachstum.
    Daraus müsse versucht werden, eine Verbesserung der Einkommen herbeizuführen.
    Außerdem gehe es darum, die Preise im Griff zu halten.
    Weitere Fragen, mit denen sich der ÖGB-Kongress befassen wird, sind laut Benja Probleme der Arbeitszeitverkürzung, wobei verschiedene Varianten zur Diskussion stehen.
    Zum Thema Energiesparen meinte der ÖGB-Präsident, eine Lösung des Problems von der Preisseite her lehne der Gewerkschaftsbund ab, weil damit die wirtschaftlich Schwächeren betroffen würden.
    Die ÖVP will sich verstärkt um eine Senkung der Lohn- und Einkommensteuer bemühen.
    Dies erklärte heute der stellvertretende Generalsekretär des Arbeiter- und Angestelltenbundes der ÖVP, Ed Meyer.
    Eine Senkung der Lohn- und Einkommensteuer sei schon deshalb notwendig, meinte Ed Meyer, weil die Lohnsteuereinnahmen allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres gegenüber dem Vorjahr um acht Prozent gestiegen sind.
    Nach einer von der Bundeswirtschaftskammer veröffentlichten Meinungsumfrage kehrt in der österreichischen Wirtschaft allmählich wieder Pessimismus über die weitere Entwicklung ein.
    53 Prozent der Befragten glauben an einen Konjunkturaufschwung der Wirtschaft, 43 Prozent sehen der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung mit Skepsis entgegen.
    Bei den wirtschaftlich Selbstständigen sind 65 Prozent pessimistisch, im vergangenen Winter waren es 45 Prozent.
    Nach einer Untersuchung von 4.000 Arbeitnehmern durch Ärzte der Salzburger Gebietskrankenkasse hat sich herausgestellt, dass nur jeder vierte Arbeiter oder Angestellte völlig gesund ist.
    21 Prozent der untersuchten Arbeitnehmer wiesen eine ernsthafte Erkrankung auf.
    Der Beitrag, meine Damen und Herren, über das Energiesparkonzept der Bundesregierung ist leider nicht zustande gekommen.
    Das Ministerkomitee tagt gegenwärtig noch im Bundeskanzleramt.
    Ich hoffe, dass wir dann im Abendjournal Näheres berichten können.
    Das war wieder einmal ein Mittagsjournal.
    Im Namen von Redaktion und Technik verabschiedet sich Reinhold Henke.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1979.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1979.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview: Präsident Benya zu Atomkraft, Steuerreform etc.
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Benya, Anton [Interviewte/r]
    Datum: 1979.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Atom, Phyrntalautobahn, Dallinger
    Mitwirkende: Berger, Bruno [Gestaltung]
    Datum: 1979.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Koks durch bessere Stahlkonjunktur in Europa mittelfristig knapp
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1979.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Lange Lieferfristen für einige Ofentypen
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1979.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Vor Atomvolksabstimmung in Schweden
    Mitwirkende: Graffenberger, Günter [Gestaltung]
    Datum: 1979.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Genfer Kritik an UNO-Übersiedlung nach Wien
    Mitwirkende: Stephan, Juliane [Gestaltung]
    Datum: 1979.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Streik der Fährschiffer in Italien, Urlauber sitzen fest
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1979.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Umfassende Reformmaßnahmen der Regierung in Nicaragua
    Mitwirkende: Gabriel, Leo [Gestaltung]
    Datum: 1979.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Formel für chemischen Kampfstoff in Großbritannien veröffentlicht
    Mitwirkende: Welser, Hans Heinrich [Gestaltung]
    Datum: 1979.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit Andrei Sinjawski
    Mitwirkende: Tscholl, Walter [Gestaltung] , Sinjawski, Andrei Donatowitsch [Interviewte/r]
    Datum: 1979.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1979.08.22
    Spieldauer 00:59:56
    Mitwirkende Henke, Reinhold [Moderation] [GND]
    Vockenhuber, Hans [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1979.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
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    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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