Mittagsjournal 1977.01.28

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    Rechtliches

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    Mittagsjournal.
    Guten Tag meine Damen und Herren, es war soeben 12 Uhr, 60 Minuten Information zur Mittagszeit im Hörfunk in den Programmen Österreich 1, nur im Programm Österreich 3 hören Sie heute ein Kurzjournal.
    Redakteur, Mikrofon ist jetzt Helmut Bock.
    Einige Schlagzeilen für unser Programm.
    Serie der Sprengstoffanschläge in und bei Wien aufgeklärt, Polizeidirektion gibt Einzelheiten bekannt.
    Interview mit dem enthafteten Kärntner Slowenenführer Varas und weiters aus Österreich Gesundheitsministerin Lea Deuter bringt Einsparungsvorschläge für Spitäler.
    Aus dem Ausland berichten wir Tschechoslowakei.
    Unterzeichneter Karte 77 bei Passbehörde vorgeladen und zur Ausreise aufgefordert.
    Sie überbringen einen Originalbericht direkt aus Prag.
    Nahe Osten.
    PLO-Führer Arafat kündigt Bildung einer palästinenser Exilregierung an und damit Weg frei für Verhandlungen in Genf.
    Unsere Kulturaktion berichtet über die Burgtheaterpremiere Marie Tudor von Victor Hugo.
    Das sind nur einige Ausschnitte aus dem reichhaltigen Programm bis 13 Uhr.
    Nun aber Nachrichten aus aller Welt.
    Chef von Dienst Georg Schalgruber, Sprecher Wolfgang Riemerschmid.
    Österreich.
    Die gestrige Bombenexplosion in Wien-Pensing und die teilweise wochen zurückliegenden Anschläge auf die Rosauer Kaserne in der Bundeshauptstadt und auf die Westbahnstrecke in Niederösterreich sind aufgeklärt.
    Sie sind von dem 31-jährigen Versicherungskaufmann Hans-Georg Wagner organisiert worden, der gestern Abend in der Hütteldorfer Straße in Wien-Pensing in seinem Auto bei der Explosion einer selbst gebastelten Bombe ums Leben kam.
    Sein Komplize, der 24-jährige Autoverkäufer Peter Hörmann, wurde schwer verletzt.
    Der Gesundheitssprecher der Volkspartei Wiesinger bezeichnete heute gegenüber dem ORF die gestern vorgelegten Vorschläge des Bundes zur Spitalsfinanzierung als völlig indiskutabel.
    Der Bund hatte verschiedene Zuschläge zu mehreren Steuern, darunter zur Grund- und zur Lohnsummensteuer vorgeschlagen, die von den Ländern eingehoben und zweckgebunden zur Sanierung der Spitäler Finanzen verwendet werden sollten.
    Nach genauer Prüfung der Vorschläge meint nun die ÖVP, dies würde eine Änderung der Finanzverfassung bedeuten, die nur im Parlament mit zwei Drittel Mehrheit verabschiedet werden könne.
    Nach dem Vorschlag des Bundes würden außerdem die Gemeinden zu Steuereintreibern des Finanzministers, sagte Wiesinger.
    Die Speisung eines zentralen Fonds durch diese zusätzlichen Abgaben bedeute für die Volkspartei den Beginn des staatlichen Gesundheitsdienstes, ergänzte der ÖVP-Gesundheitssprecher.
    Offenbar, so Wiesinger weiter, habe die Regierung das Gefühl für die Belastbarkeit der Bevölkerung verloren.
    Die Verwendung der zusätzlichen Einnahmen aus der Zigarettenpreiserhöhung, eine Anhebung des Bundesbeitrages zum Spitalsdefizit von 19 auf 28 Prozent sowie eine Aufhebung der Zweckbindung der Mittel für die gesunden Untersuchungen würden nach Ansicht Wiesingers zur Spitalsfinanzierung völlig ausreichen.
    Nach Angaben des Statistischen Zentralamtes lagen die Kollektivvertragslöhne im Dezember des Vorjahres um insgesamt 9,6 Prozent über dem Niveau des Vergleichszeitraumes 1975.
    Die Löhne der Arbeiter stiegen dabei in diesem Jahr um 10 Prozent, die Gehälter der Angestellten um 9,6 und die Bezüge der öffentlich Bediensteten um 8,7 Prozent.
    Mitglieder der jungen ÖVP veranstalten heute vor allen österreichischen Finanzämtern Flugblatt-Aktionen, in denen auf die Gebühren-, Tarif- und Steuererhöhungen der letzten Zeit hingewiesen werden soll.
    Die junge ÖVP will außerdem eine Bürgerinitiative für Steuersenkung und Belastungsstops starten.
    Dazu soll schon in der kommenden Woche eine Unterschriftenaktion durchgeführt werden.
    Die junge ÖVP vor Adelberg veranstaltet auch eine Demonstration vor dem Finanzamt in Feldkirch.
    Tschechoslowakei, Österreich.
    Die Behörden in Prag wollen offensichtlich ihre Drohung verwirklichen, die Bürgerrechtskämpfer des Landes zu verweisen.
    Mehrere prominente Unterzeichner des Menschenrechtsmanifestes Carta 77, unter ihnen der Dramatiker Pavel Kohut und der frühere Sekretär des Zentralkomitees Mlinar, wurden für heute zum Passamt in Prag bestellt.
    Die Regimekritiker befürchten, dass ihre Ausweisung unmittelbar bevorsteht.
    Sie haben erst vor kurzem entschieden erklärt, die GSSR nicht freiwillig verlassen zu wollen.
    Bundeskanzler Kreisky hatte gestern vor Journalisten klargestellt, dass Österreich den Unterzeichnern der Charta 77 politisches Asyl gewähren würde, allerdings nur, wenn sie dies wünschten.
    Nach Angaben der österreichischen Sektion der Gefangenenhilfsorganisation Amnesty International soll demnächst ein dritter Prozess gegen nonkonformistische Künstler in der Tschechoslowakei beginnen.
    Die Anklagepunkte sind laut Amnesty International ebenso unbekannt wie Datum und Ort der Verhandlung.
    In den tschechoslowakischen Massenmedien werden die Angeklagten, überwiegend Mitglieder von Jazz- und Popgruppen, als Kriminelle, Alkoholiker und Drogensüchtige dargestellt.
    China.
    Als Folge der Ereignisse um die Menschenrechtsdeklaration Carta 77 prophezeit die Pekinger Volkszeitung einen neuen Prager Frühling.
    Wörtlich heißt es in dem Artikel, kein Regime könne auf längere Zeit mit der Macht der Bayonette gehalten werden.
    Die Volkszeitung hat bereits zu Beginn dieser Woche den Unterzeichnern der Charta 77 ihre Unterstützung zugesichert.
    Großbritannien, Frankreich.
    Nach Abschluss der Gespräche in London wird der amerikanische Vizepräsident Mondale heute in Paris erwartet.
    Bei seinen Gesprächen mit dem britischen Premierminister Callaghan standen die weltpolitische Lage und die geplante Wirtschafts-Gipfel-Konferenz der wichtigsten Industriestaaten im Vordergrund.
    In Paris wird der amerikanische Vizepräsident mit Mitgliedern der Regierung konferieren, aber auch mit dem Chef der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Van Lennep, zusammentreffen.
    Japan.
    Außenminister Hatoyama hat heute globale Maßnahmen zur Rezessionsbekämpfung als wichtigstes Thema seiner bevorstehenden Aussprache mit dem amerikanischen Vizepräsidenten Mondale genannt.
    Mondale wird am kommenden Montag in Tokio erwartet.
    Ägypten.
    Nach Angaben von PLO-Chef Arafat will die palästinensische Befreiungsorganisation eine Exilregierung bilden.
    In einem Interview für die halbamtliche Tageszeitung Al-Ahram erklärte Arafat Ferner, dass sich die PLO entschlossen habe, an einer neuen Genfer Nahostfriedenskonferenz teilzunehmen.
    Der PLO-Chef kündigte auch weitere Aktivitäten der palästinensischen Freischerler gegen Israel an.
    Die nicht näher bezeichneten Aktionen sollen nach den Worten Arafats jedoch nicht vom Süd-Libanon aus durchgeführt werden, um keine Krise für die Araber im südlichen Libanon heraufzubeschwören.
    In einem Artikel, der heute in der halbamtlichen Tageszeitung Al-Ahram veröffentlicht worden ist, wird der Sowjetunion vorgeworfen, wirtschaftlichen Druck auf Ägypten auszuüben.
    Der Autor erwähnt in diesem Zusammenhang die wiederholte Verschiebung der Ratifizierung eines neuen Handelsabkommens mit der UdSSR.
    Wörtlich heißt es in Al-Ahram, die Regierung in Kairo sei an sowjetische Repressionsversuche, besonders auf wirtschaftlichem und militärischem Gebiet gewöhnt, werde sich aber unter keinen Umständen einem derartigen Druck beugen.
    In derselben Ausgabe berichtet Al-Ahram unter Berufung auf das Innenministerium in Kairo, die Unruhen in den vergangenen Wochen seien von Kommunisten aus dem Ausland ausgelöst worden.
    USA.
    Ein neuer Bestechungsskandal erregt die amerikanische Öffentlichkeit.
    Die New Yorker Elektrogesellschaft General Telephone Electronics hat angeblich Schmiergelder in der Höhe von umgerechnet 238 Millionen Schilling gezahlt, um Aufträge zu erhalten.
    Unter anderem sollen Regierungsbeamte aus dem Iran und von den Philippinen in die Affäre verwickelt sein.
    Die Kältewelle, die seit zwei Wochen in den Vereinigten Staaten andauert, hat die Gouverneure der Bundesstaaten Ohio, New Jersey und New York veranlasst, den Notstand auszurufen.
    In New Jersey ist aus Gründen der Brennstoffeinsparung angeordnet worden, die Temperaturen sowohl in allen öffentlichen Gebäuden als auch in den Wohnhäusern zu senken.
    Im Bundesstaat Ohio sind zurzeit zwei Drittel der Schulen geschlossen, da nicht mehr geheizt werden kann.
    Die Situation wird zusätzlich dadurch verschärft, dass Frachter, die Öl und Gas geladen haben, durch zugefrorene Flüsse im Osten der Vereinigten Staaten blockiert sind.
    Das waren die Meldungen und nun das Wetter.
    Die Wetterlage.
    Das heute über dem Alpenraum liegende Zwischenhoch zieht rasch nach Osten ab.
    Eine Tiefdruckwelle, die heute über Nordwestspanien liegt, wird morgen über dem westlichen Mittelmeer erwartet.
    Der Wolkenschirm dieser Strömung wird zunächst den Südwesten des Bundesgebietes erreichen.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Süden gebietsweise Hochnebel von größerer Beständigkeit, sonst heiter bis wechselnd bewölkt und niederschlagsfrei.
    Schwachwindig.
    Tageshöchsttemperaturen 4 bis 10 Grad, in Nebelgebieten 2 bis 5 Grad.
    Tiefstemperatur in der kommenden Nacht minus 6 bis plus 3 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Samstag.
    Im Südwesten Österreichs Bewölkungszunahme.
    Im späteren Tagesverlauf Aufkommen von Niederschlägen.
    Sonst abgesehen von lokalen Nebelfeldern heiter bis wolkig.
    Im späteren Tagesverlauf zunehmend bewölkt in höheren Schichten.
    Winde aus Südost bis Südwest.
    Tageshöchsttemperaturen 6 bis 12 Grad.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien, wolkig, 11 Grad, Südwind, 5 Kilometer in der Stunde.
    Die Messwerte aus Eisenstadt sind nicht eingelangt.
    Linz, heiter, 4 Grad, Ostwind, 10 Kilometer in der Stunde.
    Salzburg, wolkig, 5 Grad, Südost 10.
    Innsbruck, stark bewölkt, minus 1 Grad, Windstill.
    Bregenz, heiter, 6 Grad, Nordostwind, 5 Kilometer in der Stunde.
    Graz heiter, 1 Grad windstill und Klagenfurt bedeckt, 3 Grad windstill.
    Und gleich eine Zeitansage, es ist 12 Uhr und 11 Minuten.
    Die Situation um die Unterzeichner des Manifestes Charta 77 in der Tschechoslowakei spitzt sich immer mehr zu.
    Österreichs Bundeskanzler Dr. Kreisky hat gestern vor Journalisten in Wien erklärt, dass Österreich den Unterzeichnern der Charta 77 politisches Asyl gewähren werde, wenn sie dies wünschen.
    Eine Methode, so sagte Kreisky, unliebsame und unbequeme Staatsbürger das Recht auf ihre Heimat für verlustig zu erklären, widerspreche aber der Charta bzw.
    den Beschlüssen von Helsinki.
    Gegen einen solchen Versuch müsse Österreich ganz entschieden protestieren.
    Die Unterzeichner der Charta 77 haben auch gestern noch erklärt, sie würden nicht ihre Heimat verlassen wollen und haben vielmehr gebeten, ausländische Staaten mögen sich doch dafür einsetzen, dass eben die Beschlüsse von Helsinki auch in der Tschechoslowakei eingehalten werden.
    Nun wurden heute Vormittag auf die tschechische Pass- und Visumbehörde in Prag verschiedene prominente Unterzeichner vorgeladen.
    Unter ihnen befindet sich der Dramatiker Pavel Kohut, der frühere ZK-Sekretär Mlinaš und die Reformpolitiker der Dubček-Ära Kriegl und Hübl.
    Nun, alle befürchten, dass sie ausgewiesen werden sollen.
    Hat sich diese Befürchtung bestätigt?
    Diese Frage richte ich jetzt direkt an Walter Tauber in Prag, mit dem wir verbunden sind.
    Die tschechoslowakische Führung möchte die unbequem gebortenen Bürgerrechtler loswerden.
    Die prominenten Unterzeichner der Charta 77, Babel Kohout, Frantisek Riegel und Stenjek Mlinarš, wurden heute aufs Passamt bestellt, wo man ihnen nahe legte, sie sollten die Tschechoslowakei freiwillig verlassen.
    Die nötigen Ausreisepapiere wurden ihnen angeboten.
    Dieses Ansinnen lehnten sie einhellig ab.
    Der Schriftsteller Bawel Kohout hatte bereits zuvor erklärt, niemand sei berechtigt, ihn um seine Familie, seine Freunde und die Landschaften zu bringen, die seinem Leben den eigentlichen Sinn geben.
    An die Regierungen und Parteien in Ost und West appellierte Kohout, es nicht zuzulassen, dass nach Helsinki noch jemand gegen seinen Willen aus seiner Heimat ausgewiesen werde.
    Die Propagandakampagne der letzten Tage lässt freilich vermuten, dass sich die tschechoslowakische Regierung mit der Weigerung der Bürgerrechtler, das Land freiwillig zu verlassen, nicht einfach abfinden wird.
    Seit Mittwochabend bringen Rundfunk und Fernsehen Erklärungen von Werktätigen, in denen gefordert wird, die Bürgerrechtler sollten dorthin gehen, wo man sie mehr schätze als in der Tschechoslowakei, nämlich in den Westen.
    Auch die Tageszeitungen machen Stimmung für eine Ausweisung der Bürgerrechtler.
    Wie es die Regierung freilich bewerkstelligen will, die unbequemen Kritiker gegen deren Willen ans Ausland loszuwerden, ist bislang nicht klar.
    Auch nach den tschechoslowakischen Gesetzen dürfte das zwangsweise Abschieben eines CSSR-Bürgers ins Ausland nicht ohne weiteres möglich sein.
    Der ehemalige Direktor der Parteihochschule Milan Hübel, der heute Mittag ebenfalls zur Passbehörde bestellt ist, sagte, es bestehe zwar theoretisch die Möglichkeit, dass das tschechoslowakische Parlament in kürzester Frist einen Beschluss über die Abschiebung der Bürgerrechtler fasse.
    Er glaube allerdings nicht, dass es so weit kommen wird.
    Für die Tschechoslowakei mit ihren demokratischen und humanistischen Traditionen wäre es ganz ungewöhnlich, wenn man intellektuelle Wissenschaftler und Künstler auf diese Weise ihrer Heimat beraubte.
    Freilich, so Hübel, die gegenwärtige Situation in der Tschechoslowakei ist sehr ernst.
    Danke Herr Dauber für diesen Bericht direkt aus Prag.
    Es ist jetzt 12.15 Uhr zur Inlandsberichterstattung.
    Gestern Abend kurz nach 19 Uhr ist in der Hütteldorfer Straße in Wien-Pensing ein Sprengkörper in einem Personenkraftwagen explodiert.
    Wir berichteten ja gestern Abend schon darüber und ausführlich im heutigen Morgenschanal.
    Dabei wurde der Insasse des Autos, der 31-jährige Versicherungskaufmann Hans-Georg Wagner, getötet.
    Der 24-jährige Autoverkäufer Peter Hörmann, der gerade im Begriff war, die Wagentür zu öffnen, wurde durch die Explosion schwer verletzt.
    Durch die Wucht der Detonation wurde das Auto völlig zerstört.
    Fensterscheiben gingen in Brüche.
    Es gab großen Schaden.
    Der Verkehr auf der Hütteldorfer Straße war lange Stunden unterbrochen.
    Heute Vormittag hat die Polizeidirektion Wien Einzelheiten über diesen Fall bekannt gegeben.
    Eugen Freund berichtet jetzt direkt aus der Polizeidirektion.
    Der Festsaal der Wiener Polizeidirektion glich heute einem Waffenarsenal.
    Zugleich gab es aber sehr zufriedene Gesichter der Erhebungsbehörden.
    Mit dem Tod des 31-jährigen Hans-Georg Wagner konnte nämlich eine Reihe von bisher rätselhaften Anschlägen oder versuchten Anschlägen aufgeklärt werden.
    Aber nicht der gestrige Explosionsort und auch nicht die Vernehmung des Schwerverletzten, von dem man nicht genau weiß, wie sehr er in die ganze Angelegenheit verwickelt ist.
    Nicht all das, sondern die Hausdurchsuchung half der Polizei zum Durchbruch.
    Oberpolizeirat Dr. Liebhardt.
    Die Durchsuchung erbrachte zunächst einige schriftliche Unterlagen, aus denen wir entnehmen konnten, dass Hans-Georg Wagner sich mit der
    Planung und auch mit der tatsächlichen Durchführung von Versendungen von Drohbriefen befasste.
    Er bezeichnete sich selbst offensichtlich und seinen Mitarbeiter, den Herrn Hörmann, als Befreiungsgruppe Bock.
    Wir haben aufgrund dieser schriftlichen Unterlagen und
    aufgrund der später durchgeführten Vergleiche bei uns in der Dienststelle festgestellt, dass mit Sicherheit Herr Wagner jener war, der verschiedene andere Drohbriefe versendet hat.
    Der Name Bock fiel in diesem Zusammenhang deshalb, weil die Frau Bock im Dezember vergangenen Jahres
    im Zusammenhang mit einem Überfall auf ein Wiener Geldinstitut verhaftet und dann in die Polizeidirektion bzw.
    ins Polizeigefangenenhaus eingeliefert worden ist.
    Nur noch zurück zur Hausdurchsuchung.
    Was kam dabei heraus?
    Man hatte im Keller des Hauses, in dem Wagner wohnte, einen eigens eingerichteten Skistand gefunden.
    Wagner hatte sich gegenüber Hörmann, so gab dieser den Polizeibehörden bekannt, damit gebrüstet, dass er im Tag oft bis zu 1000 Schilling verschieße.
    Dieser Schießstand war mit mehreren Decken hermetisch abgedichtet.
    Wagner hatte dort auch gemeinsam mit Hörmann Schießübungen durchgeführt.
    Die Polizeibehörden gaben weiters bekannt, dass Wagner sichtlich und ständig in Geldnöten war.
    Das scheint eines der Motive für seine Taten gewesen zu sein.
    Auch in seinen Drohbriefen wurde ja immer wieder Geld verlangt.
    Nur noch zu anderen Dingen, die man im Haus gefunden hat.
    So, unter anderem zwei Trommelrevolver, zwei Pistolen.
    Einige Kuchen Gelatin-Donnerit mit einem Durchmesser von 65 mm und 34 Stangen Gelatin-Donnerit mit einem Durchmesser von 25 mm.
    Diese Gelatin-Donnerit-Patronen waren es auch, die den Zusammenhang zwischen dem versuchten Anschlag auf die Westbahn und dem gestrigen Anschlag bzw.
    der gestrigen Explosion hergestellt hatten.
    Schließlich wurden gefunden zwei Wecker, Batterien, Kabel, auch mittels der Kabel konnte ein Zusammenhang zwischen dem versuchten Anschlag auf die Westbahn, aber auch dem geglückten Anschlag auf das Verkehrsamt der Polizeidirektion hergestellt werden.
    Außerdem wurden gefunden Munition, Patronenhülsen und Zielscheiben.
    Darüber hinaus fanden die Beamten auch durchaus einschlägige Literatur.
    So wurde heute den Journalisten gezeigt,
    unter anderem Bücher wie Der Weg des Adolf Hitler, Wir standen schon vor Moskau, Infanterie vom Zweiten Weltkrieg, geheime Kommandosache und darüber hinaus auch einige ausgeschnittene Zeitungsartikel mit Schlagzeilen etwa aus der Kronenzeitung Kommando Waltrautburg und schließlich wurde auch eine alte Schreibmaschine gefunden, jene Schreibmaschine auf der die Drohbriefe geschrieben wurden.
    Nur noch kurz zur Frage, was einen möglichen Zusammenhang zwischen Wagner und eventuell ausländischen Tätern herstellen könnte.
    Dazu Polizeiher Dr. Heckerlich.
    Dass es hier sich um österreichische Täter handelt, dass keine Beziehungen zu Terrororganisationen nach außen bestehen, zur Bundesrepublik hin.
    Bis jetzt nicht im geringsten nachgewiesen werden konnte.
    Konnten nicht nachgewiesen.
    Und wir haben auch damals bekündigt, dass
    die Art, Abfassung der Briefe usw.
    atypisch für diese Methoden sind.
    Das damals bezog sich auf die vergangene Pressekonferenz der Polizeibehörden.
    Übrigens wird derzeit auch noch die Lebensgefährtin Wagners verhört.
    Die Erhebungen gehen insgesamt weiter.
    Es ist nicht auszuschließen, dass noch weitere überraschende Ergebnisse ans Tageslicht gelangen.
    Diesen Bericht über die Aufklärung der Sprengstoffanschläge in und um Wien verfasste Eugen Freund.
    Er meldete sich direkt aus der Polizeidirektion Wien.
    Wir haben diesen Bericht über einen Übertragungswagen direkt eingespielt bekommen in die Sendung.
    Und nun um 12.21 Uhr ein Blick in Österreichs Tageszeitungen.
    Die Leiden des alten Kanzlers überschreibt Peter Rabl im Kurier seinen Kommentar zu den politischen Folgen der Munitionsaffäre.
    Er führt aus,
    Kreisky kämpft immer noch gegen diese für ihn so ungeheuerlich enttäuschende Erkenntnis, dass ihn ein Mann, der ihm politisch alles verdankt, angelogen hat.
    Mehrfach und fortgesetzt.
    Dieser Abwehrreflex ist bei Kreisky nichts Neues.
    Schon als Franz Ola von der Partei verstoßen wurde, hielt der damalige Außenminister Kreisky bis zuletzt zu ihm.
    Bis es ihn fast selbst den Kopf kostete.
    Er konnte das nicht einsehen.
    Ein Mann, mit dem er über die Politik hinaus befreundet war, sollte kriminell gehandelt haben.
    sollte deshalb die gemeinsame Partei verlassen müssen.
    Bruno Graski ist seither 15 Jahre älter geworden.
    Und starrer.
    Und eitler.
    Und mächtiger.
    Und ihm, dem unbestritten Mächtigsten in diesem Land, sollte ein Minister einfach ins Gesicht lügen?
    Das sind jetzt die Leiden des alten Kanzlers.
    Der trotzige Kanzler heißt die Überschrift der Betrachtungen, die Peter Gnam in der Kronenzeitung einstellt.
    Hier kann man lesen.
    Vergisst Dr. Kreisky eigentlich, dass dieser Lütgendorf eines Tages für ihn zum politischen Sargnagel werden könnte und dass dieser Skandal auf die ganze Regierung abfärbt?
    Im sozialistischen Zentralorgan Arbeiterzeitung kommentiert Günther Traxler folgendermaßen.
    Während Mittwoch im Sitzungssaal des Parlaments um den Verteidigungsminister eine Redeschlacht tobte, wie man sie nur selten erlebt, erklärte derselbe in der Milchbar des Hohen Hauses, er habe selten so gut geschlafen wie in den letzten Tagen.
    Wir wünschen wohl, geruht zu haben.
    Nicht alle, die an diesem Tag ebenfalls mit der Munitionsaffäre befasst waren, werden eine ähnlich erquickende Nachtruhe hinter sich gehabt haben.
    Dazu sind vermutlich die Führer der beiden Oppositionsparteien zu rechnen.
    Schließlich geht Günther Traxler auf die von der Kronen-Zeitung in Auftrag gegebene Umfrage ein, wonach eine Mehrheit der Österreicher für einen Rücktritt Lütgendorfs plädiere.
    Dazu die Arbeiterzeitung.
    Die Veranstaltung einer Umfrage ist legitim.
    Ihre Umfunktionierung in ein Zeitungsplebiszit ist es nicht.
    Wie immer man zu einem Minister steht, die Entscheidung über seinen Rücktritt haben in einer Demokratie andere Instanzen zu treffen als meinungsbefragte Telefonbesitzer.
    Und ob man die Honorierung eines Ministers als seinen Leistungen angemessen betrachtet oder nicht, auch vom Inkrafttreten allfälliger Pensionsansprüche kann der Termin eines Rücktritts wohl kaum abhängen.
    Das ÖVP-Organ Neues Volksblatt schreibt, dass Verteidigungsminister Lüttgendorf für heute Nachmittag zur Jagd eingeladen habe.
    Dazu kommentiert Peter Klar unter dem Titel Weidmannsheil,
    Dass er aber zwei Tage nach der beschämenden Nationalratssitzung vom Mittwoch gemeinsam mit hohen Militärs auf Wildsaujagd geht, als ob nichts geschehen wäre, zeugt von wenig politischem Gespür.
    Da haben ihm, dem schwer Angeschlagenen, die Genossen von der SPÖ unter Zähneknirschen die Stange gehalten.
    Da nimmt die Regierung und nimmt die ganze SPÖ kübelweise die bittere Galle der Unpopularität auf sich, um ihren Lüt zu halten.
    Und dieser stellt deutlich und unberührt eine – ihr könnt mich alle – Gesinnung zur Schau, die vielleicht westfälischen Freihandkreisen angemessen erscheint, österreichischen Sozialdemokraten aber den Schaum des Zorns auf die Lippen treibt.
    Warum nur, fragt man sich, hält diese Partei diesen Mann?
    Einige Zeitungen beschäftigen sich heute auch mit der andauernden Diskussion über die Spitalsfinanzierung.
    Dazu schreiben die Salzburger Nachrichten... Die Spitalsfinanzierung in Österreich scheint weiterzukommen.
    Der Vorschlag, 3 Milliarden Schilling aus Zuschlägen zu den Gemeindeabgaben, Grundsteuer, Getränkesteuer und Lohnsummensteuer aufzubringen, klingt zwar ziemlich übertrieben, weil damit eine Erhöhung der erwähnten Steuern um 44% erfolgen müsste, aber vom Grundsätzlichen her erfasst er die Situation.
    Man kann die Spitäler nicht allein durch Rationalisierung finanziell sanieren.
    Man muss ihnen auch mehr Geld geben.
    Dieses Geld kann letztlich nur wieder vom Staatsbürger kommen.
    Unbefriedigend bleibt nach wie vor, dass man sich auf keiner Seite zu einer Selbstbeteiligung des Patienten in einem erträglichen Maß durchringen kann.
    In den oberösterreichischen Nachrichten wählt Wolfgang Vogl den Titel Alle kommen dran für seinen Kommentar.
    Er führt aus,
    Es darf ja keine Erhöhung der Kopfsteuer sein, mit der die Spitäler ihre Finanznot decken, so hieß es vor den Verhandlungen um neue Konzepte.
    Eine Kopfsteuer belastet alle gleich und ist daher mit einer allgemeinen Belastungswelle gleichzusetzen.
    Es steht zu befürchten, dass mit den neuen Vorschlägen zur Spitalsfinanzierung alle Spuren in dieser Richtung verwischt werden.
    Das war unsere heutige Inlands-Presseschau.
    Sie befasste sich zum Schluss mit der Spitalfinanzierung.
    Nun, durch den erst gestern von den Ländern und der großen Oppositionspartei ja sehr unterschiedlich beurteilten Vorschlag einer eigenen Landesspitalabgabe ist die Frage der Krankenhausfinanzierung wieder in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt.
    Sie haben es ja in den Nachrichten gehört.
    Der Gesundheitssprecher der Volkspartei, Dr. Wiesinger, bezeichnete die gestern vorgelegten Vorschläge des Bundes zur Spitalfinanzierung als völlig indiskutabel.
    Der Bund hatte ja verschiedene Zuschläge zu mehreren Steuern, darunter zur Grund- und zur Lohnsummensteuer vorgeschlagen, die von den Ländern eingehoben und zweckgebunden zur Sanierung der Spitälerfinanzierung verwendet werden sollten.
    Nun, die ÖVP lehnt ab.
    Aber parallel mit den Bemühungen, mehr Geld für die Spitäler aufzutreiben, laufen Bestrebungen, die Betriebskosten der Spitäler durch Reformen zu senken.
    Seit etwa einem Monat bereist eine eigene Rationalisierungskommission des Gesundheitsministeriums elf genau ausgesuchte Spitäler im ganzen Bundesgebiet, um Vorschläge für konkrete Einsparungsmöglichkeiten zu erarbeiten.
    Detaillierte Zwischenergebnisse dieser Nachforschungen liegen zwar noch nicht vor, doch zeichnen sich im Gesundheitsressort schon erste Trends ab.
    Hans Langsteiner sprach mit Minister Leodolter und berichtet jetzt darüber.
    Zwar haben die Experten des Gesundheitsministeriums erst drei der insgesamt elf als repräsentativ ausgesuchten Spitäler besucht, doch ist sich Ressortchefin Ingrid Leodolter schon jetzt in großen Umrissen über die Ansatzpunkte im Klaren, von denen aus bei den Spitälern konkret eingespart werden könnte.
    Das meiste Geld, nämlich mehr als zwei Drittel des Aufwandes, verschlingt in den Krankenhäusern das Personal.
    Ministerin Leodolter sieht zwar nicht allzu viele Möglichkeiten, hier mit dem Rotstift für kräftige Kürzungen zu sorgen, möchte aber wenigstens die vorhandenen Ärzte, Krankenschwestern und Verwaltungsbeamte durch Reorganisationen der Diensteinteilung besser als bisher auslasten.
    Ich will mich da nicht reinmischen, das wird sich bei den einzelnen Spitälern und Abteilungen eben ergeben, dass man vielleicht doch die Schwestern oder auch die Pfleger oder was immer mehr in eine Organisation einschließt, wodurch sie dann etwas anders ausgenutzt werden, als vielleicht heute das manchmal der Fall ist.
    Wenn man Küchenpersonal nimmt,
    Wenn in einem Haus zwei Küchen sind, die alle zwei dasselbe tun, dann glaube ich, ließe sich manches vereinsam machen, wenn da eine Küche für das ganze Haus wäre.
    Das ist doch ein sehr gutes Beispiel, wo man sich alles vorstellen kann.
    Hand in Hand damit sollte nach den Vorstellungen der Ressortchefin eine Änderung der Öffnungszeiten von Röntgenabteilungen und Ambulatorien gehen.
    Minister Leodolta?
    Ich weiß halt nicht, ob es sehr vernünftig ist, dass die Ambulanzzeiten nur sehr kurz sind, dort wo man sie also länger brauchen würde, denn wir müssen ja langsam zu einer prästationären Diagnostik übergehen, sicher dort, wo es die Fachärzte nicht mehr
    machen können und nicht leisten können, weil es gar keine gibt zum Beispiel.
    Aber da müsste man sich halt dann wirklich überlegen, ob nicht hier eine durchlaufende Ambulanzzeit sein könnte.
    Umgekehrt könnte man wieder sagen, Abteilungen könnte man also als Fünf-Tage-Kliniken führen oder man kann sie als halbstationäre Abteilungen führen, wo man also keinen Nachtdienst dann braucht.
    Also es ließe sich auf diesem Sektor sicherlich auch vieles rationalisieren.
    In der Praxis läuft dies wohl auf eine Ausweitung der ambulanten Medizin hinaus.
    Ein Plan, gegen den es nicht erst einmal heftige Proteste der Ärzteschaft gegeben hat.
    Befürchtet Ingrid Leodolta diesmal ähnliche Reaktionen?
    Ich glaube nicht, weil man sollte das ja wirklich dort machen, wo eben keine Kapazität mehr bei den praktizierenden Ärzten ist, wo es die Fachärzte eben nicht gibt oder wo Leistungen in der Facharztpraxis gar nicht gemacht werden können.
    Ich denke an Isotopenuntersuchungen und an solche Untersuchungen.
    Weitere Einsparungsvorschläge der Ministerin?
    Bei der Beschaffung von Arzneimitteln und Medikamenten soll preisbewusster vorgegangen werden.
    Die Ärzte sollen einen Überblick darüber erhalten, was die einzelnen Medikamente kosten und welche eventuell billigeren Ersatzmittel die gleiche Wirkung haben.
    Ähnliches wäre auch für die Beschaffung kostspieliger medizinischer Apparaturen vorstellbar.
    Hier denkt man im Gesundheitsministerium sogar an die Installierung einer eigenen zentralen Beratungsstelle für die Anschaffung derartiger Geräte, wobei Auskünfte über einzelne Typen und ihre Zweckmäßigkeit erteilt werden sollen.
    Wie beurteilt nun Ingrid Leodolter die eventuellen Erfolge all dieser Einsparungsbemühungen?
    Ich halte es nicht, wie irgendwo gesagt worden ist, für eine kosmetische Sache, sondern ich halte es wirklich für einschneidend.
    Denn dann müsste man also auch wirklich, wenn man das zu Ende gedacht hat und die Konsequenzen gezogen hat, zu einer anderen Bettenkapazität kommen.
    Ich gebe zu, das ist ein längerer Weg, aber wir könnten dann an Akutbetten allmählich einsparen und um das geht es.
    Genaueres lässt sich vermutlich erst sagen, wenn die Rationalisierungskommission ihre Vorschläge detailliert ausgearbeitet und vorgelegt hat.
    Dies wurde noch für das Frühjahr angekündigt.
    Inzwischen liegen auch schon erste Stellungnahmen der Opposition vor.
    ÖVP-Gesundheitssprecher Wiesinger äußerte sich am Vormittag skeptisch gegenüber den Umschichtungsmöglichkeiten im Personalbereich und meinte, die Funktion des praktischen Arztes könnte auch von Ambulatorien mit verlängerten Öffnungszeiten nicht erfüllt werden.
    Das war ein Bericht von Hans Langsteiner zum Thema Spitalfinanzierung und Spitalreorganisation.
    Wir erwarten noch einen Beitrag aus dem Studio Kärnten, ein Interview mit dem aus der Haft entlassenen Kärntner Slowenenführer Varas.
    Dieser Beitrag ist bis jetzt noch nicht eingelangt.
    Wir gehen daher jetzt weiter in unserer Berichterstattung im Ausland.
    Nahe Osten.
    Der Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation, PLO, Yassir Arafat, hat die Bildung einer Exilregierung angekündigt.
    Nun, man sagt ja allgemein, dass das Jahr 1977 vielleicht ein Friedensjahr für diesen Nahen Osten sein könnte.
    Und gerade die Bildung einer Exilregierung der Palästinensischen Befreiungsorganisation könnte ein Schritt dazu sein.
    In einem Interview für die Kairoer Tageszeitung Al-Ahram gab Arafat Ferner bekannt, dass sich die PLO entschlossen habe, an einer neuen Genfer Nahost-Friedenskonferenz teilzunehmen.
    Auch dies ist ein neuer Schritt.
    Gleichzeitig kommt von Israel die Meldung, dass nach den Worten von Außenminister Alon die Regierung in Jerusalem zu einem weitgehenden Rückzug aus den besetzten arabischen Gebieten als Gegenleistung für eine Friedenslösung bereit sei.
    Friedensmöglichkeiten für den Nahen Osten.
    Was aber bedeutet nun die Bildung einer palästinensischen Exilregierung?
    Barbara Kudenhofe-Kalergi analysiert.
    Yasser Arafat, legendenumwobener Chef der PLO, trägt in der Öffentlichkeit zwar immer noch sein Markenzeichen, die Maschinenpistole, mit sich herum.
    Sie hat aber nur noch symbolischen Charakter.
    Mit seiner lange erwarteten Erklärung in Präsident Sadats Hofzeitung Al-Ahram ist der Chef dafür dahin, endgültig auf den Kurs jener arabischen Staaten eingeschwenkt, die eine Friedensregelung mit Israel wünschen.
    eine Exilregierung für die PLO und die Teilnahme an der Genfer Konferenz.
    Das bedeutet ein Ja zu den Vorschlägen Präsident Saadats, der einen palästinensischen Mini-Staat in Westjordanien und dem Gazastreifen vorsieht.
    Und implizit heißt das auch, die PLO gibt ihren Anspruch auf ganz Palästina inklusive Israel auf und ist bereit, den Staat Israel anzuerkennen.
    Statutengemäß kann eine solche Entscheidung allerdings nur der Palästinensische Nationalrat fällen, das Exilparlament, das die drei Millionen in alle Welt verstreuten Palästinenser vertritt.
    Es soll nächsten Monat in Kairo zusammentreten.
    Die Delegiertenzahl hat man vorsorglich von 187 auf 305 erhöht.
    Das dürfte eine Mehrheit für Arafat garantieren.
    Sonst hätte der PLO-Chef die Erklärung wohl kaum vorweggenommen.
    Die Palästinenser müssten nämlich logischerweise ihre eigene Verfassung, die Charta von 1968, widerrufen, die als Ziel angibt, einen Staat in ganz Palästina, in dem Moslems, Juden und Christen friedlich zusammenleben sollen.
    Diese Formel war bisher heilig.
    Von einer Aufgabe dieser Formel hat Arafat freilich vor der Hand nichts gesagt.
    Er hat im Gegenteil erklärt, die Aktivitäten der Palästinenser gegen Israel würden weitergehen, allerdings nicht mehr vom südlichen Libanon aus.
    Dort werden in der Tat derzeit die letzten Widerstandsnester der PLO von den syrischen Truppen liquidiert.
    Die radikalsten und kompromisslosesten Kämpfer sind zumeist ohne dies gefallen oder sind ermordet worden.
    Am Tag von Arafats Interview rückten die syrisch kommandierten arabischen Friedenstruppen ins Grenzgebiet vor, um dort den Fedayeen ihre letzten schweren Waffen wegzunehmen.
    Yasser Arafats Ja zur Mäßigung ist der jüngste Schritt auf einem langen Weg, der mit dem Bürgerkrieg im Libanon begonnen hat.
    Dort sind die Palästinenser nur knapp der physischen Ausrottung durch ihre einstigen Verbündeten, die Syrer, entgangen.
    Die Folge war ein neuer Dreibund der einst verfeindeten Staaten Ägypten, Syrien und Saudi-Arabien, wobei die Saudis als zahlungskräftige Bankiers Geburtshelfer spielten.
    Unter dem sanften Druck des konservativen und millionenschweren Saudi-Arabien ist die Dreierallianz ins rechte und provestliche Lager eingeschwenkt und will nun, einig wie nie zuvor, nach Genf gehen.
    Das Einzige, was die PLO mit ihrer Exilregierung nun noch tun kann, ist, wenigstens für ein Maximum an Autonomie am Verhandlungstisch zu kämpfen.
    Sadat möchte nämlich Jordanien eine wichtige Rolle in Genf zubilligen und auch die Israelis bestehen darauf, in Genf nur mit einer jordanischen Delegation zu verhandeln, in der die Palästinenser mit vertreten sind.
    Am Vorabend der Wiederaufnahme der Nahostkonferenz bietet sich das seltsame Schauspiel eines relativ einigen arabischen Lagers, nur die Ablehnungsstaaten Libyen, Irak, Algerien und das kleine Häuflein der palästinensischen Ablehnungsfront stehen abseits, während Israel gespalten ist.
    Der Wahlkampf, der derzeit abrollt, geht nicht zuletzt um die Frage, ob in Genf große Konzessionen gemacht werden sollen oder nicht.
    Aber schon in den nächsten Tagen wird in Tel Aviv der abgesandte Präsident Katas, Außenminister Vance erwartet und es besteht kaum ein Zweifel, dass er den Israelis zur Nachgiebigkeit zureden wird.
    Mit Yasser Arafat's Ja zu Genf wird jedenfalls Vance-Vorgänger Kissinger bestätigt, der kurz vor seinem Abschied gesagt hat, die objektiven Bedingungen für einen Fortschritt in Nahost seien nun so günstig wie nie zuvor.
    Yasser Arafat ist also für die Bildung einer Exilregierung einer palästinensischen.
    Gleichzeitig kündigte er aber auch an, dass er eine Fortsetzung der Aktivität der palästinensischen Freischeller gegen Israel befürworte.
    Nach seinen Angaben würden diese Aktivitäten nicht vom Südlibanon aus durchgeführt werden, um keine Krise für die Araber im südlichen Libanon heraufzubeschwören.
    Das sind die neuesten Nachrichten aus dem Nahen Osten, der trotz der Friedensbemühungen immer noch Krisenherd Nummer 1 ist.
    Und dort in diesem Krisenherd Nr.
    1 geschieht das Geschäft mit dem Tod, das Geschäft mit Waffen und es ist dort ein gutes Geschäft.
    Zwar geschieht es nur selten, dass für kurze Zeit der Mantel des Geheimnisses gelüftet wird und die Öffentlichkeit einen Einblick in dieses Geschäft erhält, manchmal aber geschieht es doch.
    Österreich und die Munitionsaffäre um das Bundesheer sind ja ein gutes Beispiel dafür.
    Und dann zeigt sich, um welche Geldsummen es meistens geht und es zeigt sich auch, dass selbst kleine Länder wie Österreich nicht abseits stehen können.
    Die Rüstungsindustrie, in Österreich ein sehr kleiner Faktor, spielt aber eine große Rolle in den Volkswirtschaften westlicher und östlicher Länder, nicht zuletzt in der Wirtschaft der Vereinigten Staaten.
    Wie der neue amerikanische Präsident Jimmy Carter gegenüber der heimischen Rüstungsindustrie und dem Waffengeschäft verfahren wird,
    Darüber berichtet uns nun in einem Telefongespräch Hans Kirchmann.
    Wird es der amerikanischen Rüstungsindustrie unter der Regierung Carter schlechter gehen?
    Dem neuen Präsidenten liegen Pläne des Außenministeriums vor, die auf Studien des Nationalen Sicherheitsrates basieren und die eine erhebliche Einschränkung des Waffenexports in andere Länder vorsehen.
    Noch sind die USA mit einem Jahresumsatz von mehr als 10 Milliarden Dollar
    Der größte Waffenhändler der Welt, mehr als die Hälfte davon gehen an Israel und an Iran.
    Doch die Sorge unter den amerikanischen Waffenproduzenten scheint nicht zu groß zu sein.
    Das Pentagon hat Schätzwerte angeboten, wonach inländische Waffenverkäufe im kommenden Haushaltsjahr einen Aufschwung von 20,4 Milliarden Dollar oder 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr nehmen werden.
    Das allein sorgt schon für Optimismus, doch die Gesamtentwicklung der amerikanischen Rüstungsindustrie tut ihr Übriges.
    Nicht länger trägt der Unternehmer das Risiko für die Vorstufen von Forschung und Konstruktion bei den einzelnen Waffensystemen, sondern das Pentagon ist beteiligt oder genauer gesagt der amerikanische Steuerzahler, der für dabei entstehende Pannen finanziell aufkommen muss.
    Die Verluste werden mithin sozialisiert.
    Die Gewinne aber bleiben den Produzenten und das Manager Magazin Business Week kann darum auch mit Stolz vermelden.
    Die Profite werden größer.
    Außerdem werden fast bei allen Waffentypen längere Produktionszeiten erwartet.
    Beispiel der von Kreisler gebaute Panzer, der in zwei Jahren auf Fließband gehen soll und dort voraussichtlich bis zum Jahr 2000 bleiben kann.
    Es finden also nicht länger die gewohnten hektischen Wechsel der Modelle statt.
    Wenn die Rüstungsindustrie noch Zweifel an Präsident Carter's Standfestigkeit hat, so setzt sie doch auf mächtige Bundesgenossen.
    Der wichtigste Verbündete für uns, sagt dennoch Mr. Horns von der Eurasien-Gesellschaft, ist augenblicklich die Sowjetunion.
    Gemeint ist die ankirchig wachsende militärische Überlegenheit Moskaus, die auch von einer Studie des Geheimdienstes CIA Ende Dezember behauptet wurde.
    Diese Studie, welch ein Zufall, wurde trotz ihres Geheimstempels von der New York Times veröffentlicht und seitdem allenthalben zitiert.
    Auch die Gewerkschaften sind mit von der Partie in der Hoffnung auf neue Arbeitsplätze.
    Der Bau der kostspieligen B1 Bomberflotte zum Beispiel, so rechnet die Industrie vor, wird 69.300 neue Arbeitsplätze bringen.
    Eine Zahl, die sogleich auch vom Pentagon verbreitet wurde.
    Noch immer klappt in den USA die Zusammenarbeit des militärisch industriellen Komplexes, vor dem der scheidende Präsident Eisenhower seinerzeit gewarnt hatte.
    Die Entwicklung geht auch dahin, dass immer weniger Firmen immer weniger Truppen produzieren.
    Rund 20 Firmen stehen dabei an der Spitze, wobei die Flugzeugfirma McDonnell Douglas bei einem Jahresumsatz von rund zweieinhalb Dollar Milliarden führt.
    Wenn Carter den Exportmarkt wirklich einschränken wollte, so hört man von der Industrie, dann müssen wir uns stärker auf unsere Verbündeten konzentrieren.
    Verkaufsziel Nummer eins die NATO.
    Das war ein Bericht von Hans Kirchmann aus Amerika über die Rüstungsindustrie.
    Nun, Rüstungsindustrie und Forschung.
    Eine der wesentlichsten Voraussetzungen für wirtschaftliche Wachstum ist ja überhaupt die Forschung.
    Unter den sogenannten Wachstum-Industrien findet man nur solche Betriebe, die mit hohem Einsatz überhaupt Forschung betreiben können.
    Neben der Rüstungs-, neben der Atom- und der Weltraumindustrie ist die Arzneimittelforschung in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu den teuersten und forschungsintensivsten Industriezweigen geworden.
    In Österreich forschen nach den bisher letzten Aufstellungen des Gesundheitsministeriums noch neun österreichische Unternehmen.
    Über die Besonderheiten der pharmazeutischen Forschung in Österreich berichtet jetzt Matthäus Katinger.
    Trotz der Prognosen der deutschen und amerikanischen Wissenschaftler, dass in 20 Jahren nur mehr multinationale Konzerne pharmazeutische Forschung betreiben werden, sind sich Arbeiterkammer und Industrie einig.
    Österreich braucht eine eigene Arzneimittelforschung.
    Nur wie diese Forschung aussehen soll und vor allem wer sie bezahlen soll, darüber gehen die Ansichten auseinander.
    Denn gerade für Firmen, die Arzneimittelforschung betreiben, ist das unternehmerische Risiko besonders groß.
    Während auf der einen Seite die Forschungskosten stark zunehmen, sinkt auf der anderen Seite die Zahl der zugelassenen Medikamente.
    Mit anderen Worten, nur ein Bruchteil der neu entwickelten Produkte wird schließlich auch als neue Spezialität anerkannt.
    Von der Idee bis zum Verkauf in der Apotheke rechnet man derzeit für ein neues Produkt mit Forschungskosten von mehr als 50 Millionen Schilling.
    In den Vereinigten Staaten sind es sogar 150 Millionen, denn hier sind die Auflagen besonders hoch.
    Die Bestimmungen wurden nach den Erfahrungen mit dem Beruhigungsmittel Contagan im Jahre 1962 außerordentlich verschärft.
    Damals waren zahlreiche Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft Kontergang einnahmen, mit Missbildungen an Armen und Beinen zur Welt gekommen.
    In Österreich durften bisher, das heißt bis Ende Juni des vergangenen Jahres, 6% der Forschungskosten im Fabriksabgabepreis einkalkuliert werden.
    Dies dürfen allerdings nur jene Firmen, deren ausländischer Kapitalanteil 25% nicht übersteigt.
    Außerdem müssen die Forschungskosten mindestens 500.000 Schilling betragen.
    Im internationalen Vergleich nicht einmal der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein.
    War bisher dieser Forschungskostenerlass immer wieder um ein Jahr verlängert worden, verweigerte die Arbeiterkammer die Verlängerung im vergangenen Jahr.
    Der wirtschaftspolitische Referent der Wiener Arbeiterkammer, Robert Markon, begründet dies so.
    Die wesentliche Kritik gründet sich vor allen Dingen darauf, dass diese
    Forschungskosten auch handelsspannend wirksam waren und daher den Endverbraucher nicht nur mit 6%, sondern etwa mit 10% belasten.
    Die Arbeiterkammer will nun die Forschungsförderung in der pharmazeutischen Industrie gänzlich umgestalten.
    Es gibt etwas über 400 Kopfepulver in Österreich.
    Und es ist durchaus nicht einzusehen, dass jetzt eine Forschung gefördert wird, die also noch mehr als diese 400 Kopfepulver fördern oder forschen will.
    Wir glauben daher, dass man
    eine Forschungsförderung betreiben soll, die auf ein Projekt bezogen ist.
    Und zu diesem Zweck könnten wir uns vorstellen, dass
    Mittel über einen Fonds für die Forschungsförderung in der Industrie bereitgestellt werden sollten.
    Diese neue Stelle beim Forschungsförderungsfonds der gewerblichen Wirtschaft.
    Die Industrie ist anderer Ansicht.
    Sie will weiterhin eine Anhebung der anrechenbaren Forschungskosten auf 10 Prozent.
    Wer forscht nun eigentlich in Österreich?
    Von den neuen Firmen, die den Erlass in Anspruch nehmen, gibt die staatliche Chemie Linz mehr an Forschungskosten aus, als die anderen acht Betriebe zusammen.
    Bis jetzt konnten zwar einzelne Firmen immer wieder ein bestimmtes Produkt im Ausland absetzen, der große Durchbruch fehlt aber noch.
    Die Chemie Linz hat nun einen neuen Weg beschritten.
    Vor wenigen Wochen wurde die Hormonchemie in München aufgekauft.
    Unter dem Namen dieser Firma werden in Zukunft die Produkte der Chemie Linz in der Bundesrepublik vertrieben.
    Dass es mit der Effizienz österreichischer Forschungseinrichtungen nicht schlecht steht, zeigt eine Untersuchung der UNESCO.
    Gemessen am technischen und finanziellen Einsatz steht Österreich hier ziemlich an der Spitze.
    Ungeklärt ist allerdings die Frage, ob diese nur deshalb so ist, weil zu wenig Geld zur Verfügung steht und daher besonders rationell gearbeitet werden muss.
    Sollte man sich nicht bald einigen, ist das Ende der österreichischen Forschung abzusehen.
    Was etwa heißen könnte?
    Österreich hat Erfolg, wenn es forscht, doch es forscht nicht mehr.
    Das war ein Bericht von Matthäus Kartinger über pharmazeutische Forschung in Österreich.
    Und nun zwei Minuten nach dreiviertel eins zur Kulturberichterstattung.
    Am kommenden Sonntag ist im Wiener Burgtheater Erstaufführung.
    Erstaufführung von Maria Tudor von Victor Hugo in der Übersetzung von Georg Büchner.
    Diese Aufführung bringt erstmals eine Begegnung mit der Schauspielerin Gisela Uhlen auf einer Wiener Bühne.
    Brigitte Hofer berichtet nun über diese österreichische Erstaufführung.
    Als blutrünstigen Krimi des 19.
    Jahrhunderts bezeichnet Gerhard Klingenberg das von ihm inszenierte Drama der Marie Tudor, deren Titelfigur mit der historisch überlieferten Mary Tudor nicht mehr viel gemein hat.
    Diese, Tochter Heinrichs des 8. und Schwester der Elisabeth I., geht nach nur fünfjähriger Regierungszeit, bis 1558, als Bloody Mary in die Annalen der englischen Geschichte ein.
    Diesen historischen Hintergrund hat sich Victor Hugo für sein romantisches Drama von der Liebe der alternden Maria zu dem jungen Emporkömmling Fabiani gewählt.
    Aus der Eifersucht auf die junge, schöne Jane entwickelt sich ein blutiges Intrigenspiel, ein Kampf auf Leben und Tod.
    Als unhistorisch, aber theaterwirksam sieht Gerhard Klingenberg dieses Stück.
    Marie Tudor ist ein Theaterstück des 19.
    Jahrhunderts, wo der Akzent auf Theater liegt.
    Es ist für den Zuschauer, oder soll sein, spannend, unterhaltend.
    Wenn Sie wollen witzig, es soll nicht sein erschütternd und belastend.
    Es ist ein James Bond des 19.
    Jahrhunderts mit allen Ingredienzen dieses Genres.
    mit Intrigen, Mord, Totschlag, Blut, Schlacht, Gefängnis, Tower, Kettengerassel.
    Das alles von einer literarisch hohen, distanzierten Warte.
    Ich glaube, es ist ein Unterhaltungsstück im besten Sinne und es ist ein Stück Literaturgeschichte geworden und wir versuchen einfach so ein Stück Theater des vorigen Jahrhunderts herüberzuretten und zu zeigen, dies ist ein Muster seiner vergangenen Epoche.
    Ein typischer Vertreter der höfischen Epoche ist die Figur des jungen, leichtsinnigen Fabiano Fabiani, dessen Schicksal zum Angelpunkt des Stückes wird.
    Frank Hoffmann charakterisiert seine Rolle.
    Daraus ergibt sich eigentlich schon, dass der Charakter dieses jungen Mannes, den ich da spiele, der wie gesagt aus kleinen Verhältnissen kommt und sich über die Bettenhierarchie bis in das Bett der Königin vorgearbeitet hat,
    dass es sich da um keinen besonders intelligenten und intellektuellen Menschen handeln kann, der nimmt halt das, was er bekommt.
    Bekommen hat Frank Hoffmann eine neue Partnerin als Maria Tudor.
    Judith Holzmeister wurde krank, Gisela Uhlen, die besonders in den 30er und 40er Jahren durch Filme wie Tanz auf dem Vulkan oder Rembrandt bekannt wurde und später an vielen deutschen Bühnen, Klassisches und Boulevardtheater spielte, übernahm die Rolle.
    Hören Sie eine der leidenschaftlichen Begegnungen zwischen der Königin und ihrem Geliebten, Gisela Uhlen und Frank Hoffmann.
    Marie, noch einen Augenblick.
    Aber es ist die Stunde, wo der geheime Rat sich versammelt.
    Bisher war nur das Weib hier.
    Jetzt muss die Königin eintreten.
    Ich will, dass das Weib die Königin vor der Türe wartet.
    Ihr Wollt!
    Ihr Wollt!
    Sieh mich an!
    Du hast einen jungen und reizenden Kopf, Fabiano.
    Ihr seid schön.
    Ihr werdet nichts als eure Schönheit nötig haben, um allmächtig zu sein.
    Neben Judith Holzmeister mussten aber auch Marisa Hörbiger und Paul Hoffmann ihre Rollen aus gesundheitlichen Rücksichten abgeben.
    Kurt Beck übernahm den Hoffmann-Part und ist vor allem von der deutschen Übersetzung des Stückes, die schon 1835, drei Jahre nach Hugo's Niederschrift, durch Georg Büchner entstanden ist, fasziniert.
    Der hat die Französische Revolution sehr gut studiert und dem sind eigentlich diese Menschen, die gehandelt und wenig gesprochen haben, sehr entgegengekommen.
    Das war sein Ideal.
    Und dieser junge Büchner hat in dieser Übersetzung auch einen sprachlichen Schwung, eine Pranke schon, obwohl er es einfach nur rein aus Geldverdienstgründen gemacht hat, denn es ging ihm damals sehr schlecht.
    Sehr gut fühlt sich Kurt Schossmann, der vorläufig für zweieinhalb Jahre ans Burgtheater engagiert wurde.
    Nach seiner Ausbildung am Reinhard-Seminar spielte er in Bonn und Linz unzählige große Rollen.
    Im Gegensatz zu seinen bisherigen Theatererfahrungen schätzt er die intensive Probenmöglichkeit an der Burg.
    Ich bin ja dankbar für alles, weil in Linz musste man doch, es musste schneller gehen.
    Wenn man also kurze Probenzeiten hat, dann muss man alles
    doch grobklötziger zuschlagen erstmal und dann die kleine Pfeile und was eben bis zur Premiere geht.
    Also das eben an der Figur zu arbeiten versuchen.
    So bedeutet also die kommende Premiere der Maria Tudor nicht nur eine Begegnung mit einem in Österreich noch nie gespielten Stück, sondern auch die Begegnung mit profilierten, am Burgtheater aber neuen, Darstellern.
    Ein Bericht von Brigitte Hofer über diese österreichische Erstarfführung und nun noch eine Ausstellung, die heute in der Wiener Albertine eröffnet wird, Zeichnung Heute Drawing Now.
    Diese Ausstellung kommt aus New York und war schon in vielen europäischen Städten zu sehen.
    Hören Sie dazu einen Bericht von Peter Weyermeyer.
    Drawing Now – Zeichnung heute ist sicherlich innerhalb der von Amerika nach Europa gesamten Ausstellungen eines der ambitioniertesten Unternehmungen.
    Die Schau, welche in Zürich und Baden-Baden bereits viel Interesse, aber auch Kritik hervorgerufen hatte, weil in ihr Bernice Rose das Licht europäischer Zeichenkunst unter den Scheffel stellte,
    und den Vorrang amerikanischer Kunst über der gleichzeitigen europäischen Kunst dokumentiert hat, ist nämlich keine lockere Versammlung zeitgenössischer Zeichner, sondern vielmehr eine Analyse des Funktionswandels des Mediums.
    Kein anderes Medium wie die Zeichnung hat sich trotz zahlreicher Stilwandlungen so gehalten und einen jeweils unterschiedlichen Stellenwert im Rahmen des jeweiligen Oeuvres eines Künstlers erreicht.
    Bernice Rose's Konzept, welches sie im Katalog, der die Ausstellung begleitet und ihre notwendige Ergänzung bedeutet, ausführt, sieht die Untersuchung der Arbeiten amerikanischer Künstler des Abstract Expressionism, der Pop, Minimal und Concept Art der letzten 20 Jahre vor, wobei die analytischen Funktionen der Zeichnung vor den handwerklichen Qualitäten rangieren.
    Zu ihrem Konzept bemerkt die Kuratorin Bernice Rose.
    Das Konzept der Ausstellung bestand darin, die vielen Funktionen der Zeichnung zu zeigen und zu analysieren, wie dieses Medium von zeitgenössischen Künstlern eingesetzt wird.
    Die Absicht war von Anfang an, nicht nur amerikanische, sondern auch europäische Künstler einzubeziehen.
    Ich entdeckte dann, dass die amerikanischen Künstler an der Zeichnung weit mehr interessiert waren als ihre europäischen Zeitgenossen der letzten 20 Jahre.
    Diese Situation ändert sich jetzt vielleicht, aber in dieser bestimmten Periode scheinen die Amerikaner die Zeichnung sowohl analytischer eingesetzt zu haben und zur gleichen Zeit für praktischere Zwecke als ihre europäischen Zeitgenossen.
    Ich glaube, dass die europäischen Künstler an anderen Ausdrucksmitteln interessiert waren und in andere Richtungen arbeiteten.
    Die Zeichnung ist ja ein sehr traditionelles Medium und es scheint mir, dass die europäischen Künstler sehr damit beschäftigt waren, mit der Tradition zu brechen.
    Und so verwendeten sie die Zeichnung nicht so häufig.
    Sie wollten in direkterer Art arbeiten.
    Das war zum Teil auch in den USA der Fall, aber mit der Minimal Art wurde die Rolle der Zeichnung wieder betont, weil die Zeichnung zur Herstellung der Kunstobjekte benötigt wurde.
    Und das führte wiederum zu einem Interesse an zweidimensionaler Arbeit.
    Ich glaube, dass es diese Entwicklung in Europa weder zur gleichen Zeit noch auf die gleiche Art gegeben hat.
    Die europäische Kunst war mit anderen Dingen beschäftigt.
    Natürlich gibt es sehr gute Zeichner in Europa, aber mehr auf dem Gebiet der sehr traditionellen Zeichnung.
    Unter den in der Ausstellung vertretenen europäischen Künstlern, die prominentesten sind David Hockney, Richard Hamilton, Palermo, Haneda Bowen und Joseph Beuys, nimmt Beuys für Bernice Rose eine Sonderstellung ein.
    Seinen immensen Einfluss auf die mitteleuropäische Zeichenkunst streift die Kuratorin Bernice Rose nur.
    Seine Zeichnungen sind sehr gut, sehr spontan, sehr mystisch.
    Sie gehören in eine sehr europäische Tradition.
    Zugleich ist an ihnen etwas sehr Antitraditionelles und was mir bei meinen Studien in Europa auffiel war, dass es eine grosse Anzahl von jüngeren Künstlern gibt, die von ihm beeinflusst worden sind.
    Und obwohl diese jüngeren Künstler sehr faszinierende Arbeiten machen, schien es mir nicht möglich, ihnen die Art der Darstellung zu geben, die ihnen in einer solchen Ausstellung zukommen müsste.
    Ich fand vielmehr, das könnte das Thema einer anderen Ausstellung sein.
    Und so beschloss ich, mich bei der Darstellung dieser europäischen Auffassung der Zeichnung auf Beuys selbst zu konzentrieren.
    So sehr die Schau, die Vorstellung von der Vorherrschaft der amerikanischen Künste über die europäischen weiterhin zementiert und von starkem amerikanischem Selbstbewusstsein getragen ist, gibt sie Einblick in ein Kapitel amerikanischer und damit Weltkunst, welches in Österreich in der Regel zu kurz kam.
    Nach diesen Berichten unserer Kulturredaktion noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Die gestrige Bombenexplosion in Wien-Pensing und die teilweise wochen zurückliegenden Anschläge auf die Rosauer Kaserne in der Bundeshauptstadt und auf die Westbahnstrecke in Niederösterreich wurden aufgeklärt.
    Der Täter, der 31-jährige Versicherungskaufmann Hans-Georg Wagner, kam gestern beim unvorsichtigen Hantieren mit einem selbst gebastelten Sprengkörper in seinem Auto ums Leben.
    Sein Bekannter, der 24-jährige Autoverkäufer Peter Hörmann, wurde schwer verletzt.
    In der Wohnung Wagners fanden sich zahlreiche Waffen, Sprengstoff und Kriegsliteratur.
    Auch ein Schießstand wurde entdeckt.
    Wagner hat sich damit gebrüstet, in diesem Schießstand Munition im Wert von bis zu 1000 Schilling pro Tag verschossen zu haben.
    Eines der Motive für die Anschläge dürften finanzielle Schwierigkeiten gewesen sein.
    Gesundheitsministerin Leo Dolder hat sich heute für eine Ausweitung der Eröffnungszeiten von Ambulatorien und Röntgenabteilungen ausgesprochen.
    Nach Ansicht der Ressortchefin könnte diese Maßnahme zur besseren Auslastung des Krankenhauspersonals und damit indirekt zur Senkung der Spitalskosten führen.
    Der Gesundheitssprecher der Volkspartei, Wiesinger, bezeichnete heute die gestern vorgelegten Vorschläge des Bundes zur Spitalsfinanzierung als völlig indiskutabel.
    Der Bund hat verschiedene Zuschläge zu mehreren Steuern, darunter zur Grund- und zur Lohnsummensteuer angeregt.
    Wiesinger meinte nun unter anderem, dies würde nur durch eine Änderung der Finanzverfassung möglich sein.
    Der Sekretär des Rates der Kärntner Slowenen, Varas, der gestern aus der Untersuchungshaft entlassen worden war, erklärte heute gegenüber dem Kärntner Landesstudio des ORF, er habe mit Sprengstoffanschlägen in Kärnten überhaupt nichts zu tun.
    Alle Anschuldigungen gegen ihn seien haltlos.
    Er habe immer die Auffassung vertreten, dass die Rechte der Kärntner Slowenen demokratisch und auf friedlichem Wege erkämpft werden müssen.
    Mitglieder der jungen ÖVP veranstalten heute vor Finanzämtern Flugblattaktionen, um gegen die Gebühren-, Tarife- und Steuererhöhungen der letzten Zeit zu protestieren.
    Demnächst soll auch eine Bürgerinitiative für Steuersenkung und Belastungsstopp gestartet werden.
    Mehrere prominente Bürgerrechtskämpfer haben heute das Angebot der Prager Behörden abgelehnt, freiwillig auszureisen.
    Die Regimekritiker, darunter der Dramatiker Pavel Kohut und die ehemaligen Reformpolitiker Kriegel, Mlinarš und Hübl, vertraten einhellig den Standpunkt, sie würden die Tschechoslowakei nicht aus freiem Willen verlassen.
    Frankreich
    Den heutigen Damenslalom in St.
    Gervais gewann die Französin Perrine Pellin vor Patricia Emonet 81 Hundertstel Sekunden Rückstand.
    Dritte und beste Österreicherin Monika Kasarer mit einem Rückstand von 1,10 Sekunden.
    Die im Weltcup führende Lise-Marie Murerow schied bereits im ersten Durchgang aus.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.01.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.01.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    CSSR will Unterzeichner der "Charta 77" abschieben
    Mitwirkende: Tauber, Walter [Gestaltung]
    Datum: 1977.01.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Pressekonferenz Polizeipräsidium: Aufklärung der Bombenanschläge
    Mitwirkende: Freund, Eugen [Gestaltung]
    Datum: 1977.01.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Bundeskanzler Kreisky, Munitionsaffäre, Spitalsfinanzierung
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung]
    Datum: 1977.01.28 [Sendedatum]
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    Inhalt: Nachrichten
    Gesundheitsministerium will bei Spitälern einsparen
    Einblendung: Gesundheitsministerin Leodolter
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1977.01.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Arafat kündigt Bildung einer PLO-Exilregierung an
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1977.01.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Einschränkungen bei der US-Rüstungsindustrie ?
    Mitwirkende: Kirchmann, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1977.01.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pharmazeutische Forschung in Österreich
    Einblendung: Robert Marcon (Wirtschaftspolitischer Referent der Arbeiterkammer Wien)
    Mitwirkende: Kattinger, Matthäus [Gestaltung] , Marcon, Robert [Interviewte/r]
    Datum: 1977.01.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorbericht Premiere "Maria Tudor" im Burgtheater
    Einblendung: Gerhard Klingenberg, Frank Hofmann, Gisela Uhlen, Kurt Beck, Kurt Schossmann, Szene
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Uhlen, Gisela [Interpret/in] , Hoffmann, Frank [Interviewte/r] , Hoffmann, Frank [Interpret/in] , Klingenberg, Gerhard [Interviewte/r] , Beck, Kurt [Interviewte/r] , Schossmann, Kurt [Interviewte/r]
    Datum: 1977.01.28 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Burgtheater [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ausstellung "Drawing Now" in der Albertina
    Einblendung: Bennie Rose
    Mitwirkende: Vollkermaier, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1977.01.28 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Albertina [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Kultur ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.01.28
    Spieldauer 00:59:46
    Mitwirkende Bock, Hellmuth [Moderation]
    Steinwendner, Wolfgang [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.01.28 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-770128_k02
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