Interview mit dem Komponisten Böhmer über Automation in der Musik

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    Zu Gast in Wien ist heute auch der in Amsterdam lebende deutsche Musikwissenschaftler, die Kritiker, Dirigent und Komponist Dr. Konrad Böhmer.
    Dr. Böhmer gehört zu den interessantesten Vertretern der neuen Musik.
    Ihn interviewte Lothar Knessel.
    Herr Dr. Böhmer, Sie halten heute Abend in der österreichischen Gesellschaft für Musik einen Vortrag mit dem Titel Musikdenken und Automation.
    Ich gehe nicht fehl in der Annahme, wenn ich glaube, dass es sich da hauptsächlich um elektronische Musik handelt.
    Zweifelsohne, wie wohl heute sehr viel mehr Schlagermusik mit Computers hergestellt wird als elektronische Musik.
    ist die Frage der Automation von musikalischen Produktionsprozessen vor allem wichtig und interessant in Bezug auf elektronische Musik, aber nicht in dem Sinne, dass man glaubt, ach Gott, diese Leute, die sowieso nur Maschinenmusik machen, jetzt fangen sie schon an und lassen die Computers komponieren.
    Das Problem ist sehr viel komplizierter,
    Denn es handelt sich gerade um das Gegenteil, dass der Komponist mithilfe von Computers, die so gewissermaßen seine verlängerten Hirnzellen sind, mithilfe dieser Instrumente eine sehr viel größere Verfügungsgewalt über sein musikalisches Material erhält.
    Das klingt paradox, lässt sich aber durchaus ausführen.
    Ich entnehme Ihren Worten, dass Sie der Meinung sind, dass Sie als Komponist die sogenannte Maschine, also den Computer, beherrschen und nicht die Maschine komponiert, sondern in erster Linie und letztlich auch ja vor allem Sie oder nur Sie.
    Ganz ohne Hilfe die Maschine.
    Ganz ohne Zweifel, wenn derjenige, der seine musikalischen Vorstellungen mit einem Computer realisieren will, nicht den Computer auf der Höhe seines eigenen musikalischen Bewusstseins programmiert und seiner kompositorischen Fähigkeiten, dann wird der Computer minderwertige musikalische Resultate liefern.
    Ganz ohne Zweifel.
    Nun gut, ich habe in Köln und in Utrecht in den beiden Studios gearbeitet und habe da elektronische Musik produziert, habe da auch vor allem in Utrecht Klangforschung betrieben und mich auch mit Fragen der Programmierbarkeit von musikalischen Strukturen beschäftigt, ansonsten aber doch recht viel Instrumentalmusik geschrieben.
    Sie leben jetzt in Amsterdam.
    Ich lebe in Amsterdam, weil für einen jungen Komponisten die Deutsche Bundesrepublik meines Erachtens ein völlig unerträglicher Platz geworden ist.
    Man hat dort die neue Musik in eine Art von Ghetto hineingesperrt, sogar mehrere.
    Die Deutschen haben ja eine sehr große Vorliebe für solche Plätze.
    Und man hat sie nach Donaueschingen und in die großen Rundfunkanstalten gesperrt und da lässt man sie nicht hinaus.
    Und diese Ghettos sind einfach von einer Art von musikalischen Kapos besetzt.
    Und die Namen könnte man Stockhausen und vielleicht auch Penderecki nennen.
    Und die stehen dort für neue Musik ein.
    Das heißt, es stehen dort Namen für eine Sache ein, die selber nicht mehr recht zur Sprache kommt.
    Und daher habe ich Deutschland verlassen, um mich doch dem auch im Musikleben wesentlich demokratischeren Holland zuzuwenden.
    Und ich bin nicht unglücklich darüber, dass ich diese Entscheidung getroffen habe.

    Katalogzettel

    Titel Interview mit dem Komponisten Böhmer über Automation in der Musik
    Spieldauer 00:03:36
    Mitwirkende Knessl, Lothar [Gestaltung] [GND]
    Böhmer, Konrad [Interviewte/r] [GND]
    Datum 1968.11.18 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 60er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-681118_b_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal 1968.11.18

    Information

    Inhalt

    Anmoderation (Nidetzky) vorhanden
    elektronische Musik
    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Medien und Kommunikation , Musik ; E-Musik , Radiosendung-Mitschnitt
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