Mittagsjournal 1986.04.19

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Grüß Gott beim Mittagsschonal.
    Des aktuellen Dienstes Redakteurin im Studio ist heute Ilse Oberhofer.
    Der Wahlkampf ruht auch am Wochenende nicht.
    Seit gestern gibt es einen neuen Vorwurf des jüdischen Weltkongresses gegen Kurt Waldheim.
    Sein Sohn Gerhard habe eine Unterlage über Waldheims Anwesenheit in Griechenland im April 1943 verfälscht.
    Kurt Waldheim wird zu diesem Vorwurf bei uns im Mittagsschonal Stellung nehmen.
    Und wir bringen heute, 15 Tage vor dem Wahltermin am 4.
    Mai, eine Reportage über die Wahlveranstaltungen der vier Kandidaten, das heißt der drei Kandidaten und der einen Kandidatin.
    Landauf, landab wird Wahl gekämpft, stilistisch und inhaltlich durchaus verschieden.
    Meine Kollegen von der Inlandsredaktion werden berichten und dieses Wahlveranstaltungsrundab, recht umfangreich natürlich, ersetzt heute ausnahmsweise auch unser traditionelles Gespräch mit dem Gast im Samstag-Mittag-Journal.
    Ein weiteres Inlandsthema, Landesparteitag der Freiheitlichen Oberösterreichs, interessant deshalb, weil sich dort vielleicht bereits erkennen lassen wird, wie die Weichen jetzt für eine Nachfolge von Friedrich Peter zum Klubobmann der Freiheitlichen gestellt werden.
    Auslandsthemen im Mittagsjournal, natürlich die Libyen-Krise im Mittelpunkt, dazu kommt ein aktueller Beitrag aus Tripolis und ein Stimmungsbericht aus den Vereinigten Staaten.
    Ein weiteres Stichwort zu dem Auslandsthema 25 Jahre nach der gescheiterten Schweinebucht-Invasion in Kuba.
    Ein Debakel der Amerikaner war das damals.
    Brigitte Fuchs bringt uns dazu eine Analyse.
    Kultur im Mittagsschornal.
    Der heutige Beitrag ist Attila Hörbiger gewidmet, der am Montag, am kommenden Montag, 90 Jahre alt wird.
    Zunächst aber stehen Nachrichten auf dem Programm.
    Rainer Warnecke ist für ihre Zusammenstellung verantwortlich und gelesen werden die Meldungen von Maria Pife.
    Vereinte Nationen, der Weltsicherheitsrat hat die Beratungen über den amerikanischen Angriff gegen Libyen auf Montag vertagt.
    Zur Diskussion steht ein Resolutionsentwurf, in dem der Bombenangriff verurteilt wird, aber auch alle terroristischen Aktivitäten, gleichgültig ob sie von Einzelpersonen, Gruppen oder Staaten ausgeführt werden.
    Der libysche UNO-Botschafter Ali Traiki hat heftige Angriffe gegen die USA gerichtet und ihnen vorgeworfen, nur zivile Ziele angegriffen zu haben.
    Der amerikanische Delegierte bedauerte, dass es Opfer unter der Zivilbevölkerung gegeben hat.
    Er warf Libyen neuerlich vor, den internationalen Terrorismus zu fördern.
    Der amerikanische Vizepräsident George Bush hat die Entschlossenheit der USA bekräftigt, sich nicht durch Morde vom Vorgehen gegen den Terrorismus abbringen zu lassen.
    Einer der drei in Beirut, offenbar als Vergeltung auf den amerikanischen Bombenangriff ermordeten Ausländern, war amerikanischer Staatsbürger.
    Nach Angaben von Major Djaloud, dem Stellvertreter von Revolutionsführer Gaddafi, haben die Angriffe auf Tripolis und Benghazi 37 Menschenleben und 93 Verletzte gefordert.
    Djaloud bekräftigte die Absicht Libiens, sich stärker dem Ostblock anzunähern.
    Er betonte, die NATO habe sich gegen das libysche Volk gestellt.
    Die Parteizeitung Pravda richtet heute schwere Angriffe gegen die Vereinigten Staaten.
    Die Zeitung schreibt, der ganzen Welt habe sich die abscheuliche Fratze des Staatsterrorismus offenbart, der durch die mächtige Militärmaschine einer Großmacht unterstützt werde.
    Die USA respektierten weder die Normen des Völkerrechts, noch die der zivilisierten Beziehungen zwischen den Völkern.
    USA, Österreich.
    Der Jüdische Weltkongress hat neue Vorwürfe gegen Kurt Waldheim erhoben.
    Waldheim wird beschuldigt, eine Unterlage über seine Anwesenheit in Griechenland im April 1943 verfälscht zu haben.
    Der Jüdische Weltkongress betont, aus einem von Waldheims Sohn Gerhard, dem amerikanischen Justizministerium übergebenen Dossier sei hervorgegangen, dass Waldheim damals in Saloniki gewesen sei.
    Eine wenige Tage später der Presse übergebene Kopie weise eine andere Version auf.
    Darin heisse es, Waldheim sei erst im Juli 1943 nach Saloniki gekommen.
    In dem Kommuniqué weist der Jüdische Weltkongress darauf hin, dass von Mitte März bis Mitte Mai 1943 an die 42.000 Juden aus Saloniki nach Auschwitz deportiert worden seien.
    Der Sohn Waldheims, Gerhard Waldheim, sagt in Washington, er habe das umstrittene Datum in der Kopie geändert, weil er inzwischen neue Informationen erhalten habe.
    Demnach habe ein ehemaliger Wehrmachtsoffizier bestätigt, dass Kurt Waldheim Saloniki vor Beginn der Deportationen verlassen habe und erst nach ihrem Ende zurückgekehrt sei.
    Dies sei auch der Grund, warum sein Vater nichts von den Deportationen gehört habe.
    Der Leiter des Wahlkampfbüros der ÖVP, Herbert Steinbauer, bezeichnete die neuerlichen Angriffe gegen Waldheim durch den Jüdischen Weltkongress als Beweis dafür, dass die Verleumdungskampagne zusammengebrochen sei.
    Durch Zeugenaussagen sei die lückenlose Beweisführung gelungen, meinte Steinbauer.
    SPÖ-Zentralsekretär Peter Schieder hob in Graz hervor, dass die verschiedenen Versionen des Waldheim-Lebenslaufes in zahlreichen Staaten und von einer Reihe prominenter Medien kritisiert werden.
    Durch die Verlumdungskampagne gegen die SPÖ solle verschleiert werden, dass Waldheim die Öffentlichkeit weltweit über seine Vergangenheit irregeführt habe.
    Die oberösterreichischen Freiheitlichen halten heute in Vöcklerbruck ihren 19. ordentlichen Parteitag ab.
    Auf dem Programm stehen Wahlen in die Spitzenfunktionen der Landespartei.
    Landesparteiobmann Horst Schender dürfte in seiner Funktion bestätigt werden.
    Nach den Worten von Sozialminister Alfred Dallinger wird das Geld für den Ausbau des Sozialstaates zur Verfügung stehen, solange es Geld für andere, nicht unbedingt notwendige Ausgaben gebe.
    Dallinger sagte in Graz, die Ausnutzung des Sozialstaates werde krass überbewertet.
    Er wies darauf hin, dass die Hälfte der Arbeitslosen weniger als 5000 Schilling erhalte, zwei Drittel weniger als 54 Prozent ihres letzten Gehaltes.
    Zugleich ziehe Arbeitslosigkeit für die Betroffenen auch einen Verlust der gesellschaftlichen Position sowie des Selbstwertgefühles nach sich.
    Ungarn
    Das kommunistische Parteiorgan Nepsa Baja kritisiert heute 30 ungarische Intellektuelle, die in der österreichischen Tageszeitung Die Presse in einer Anzeige gegen das Donaukraftwerksprojekt Nadji Marosch Stellung bezogen hatten.
    Den Unterzeichnern wird vorgeworfen, sie sorgten sich in Wirklichkeit nicht um die Umwelt, sondern handelten aus politischen Motiven.
    In dieser Anzeige werde kein einziges wissenschaftlich fundiertes Resultat angeführt, kritisiert das ungarische KP-Organ.
    Vereinte Nationen Der Weltsicherheitsrat hat das Mandat der UNO-Friedenstruppe im Südlibanon einstimmig bis zum 19.
    Juli verlängert.
    Erstmals seit der Aufstellung der Einheit im Jahre 1978 stimmten auch die Sowjetunion sowie Bulgarien für eine Verlängerung.
    Die Ostblockländer hatten sich bisher stets der Stimme enthalten.
    Moskau hat sich erstmals auch zur Beteiligung an den Kosten der Truppe bereit erklärt.
    USA.
    Bei der Weltraumbehörde NASA gibt es offenbar unterschiedliche Auffassungen über den Tod der sieben Astronauten bei der Explosion der Raumfähre Challenger am 28.
    Jänner.
    Nach Angaben der Fachzeitschrift Aviation Week and Space Technology vertritt ein Teil der NASA-Experten die Auffassung, dass die sieben Astronauten nach der Explosion noch bis zum Aufschlagen der Mannschaftskabine auf dem Atlantik bei Bewusstsein gewesen sein könnten.
    Andere NASA-Experten lehnen diese Meinung ab.
    Bisher hatte es geheißen, die Mannschaftskabine sei zwar vermutlich weitgehend intakt auf das Wasser aufgeschlagen, doch seien die Astronauten mit grösster Wahrscheinlichkeit schon bei der Explosion des riesigen Aussentanks der Fähre getötet worden oder zumindest bewusstlos gewesen.
    Nun zur Wetterlage.
    An der Rückseite des nordosteuropäischen Tiefs gelangen feuchtkühle Luftmassen in den Alpenraum.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Osten und im Süden einzelne Auflockerungen, sonst meist stark bewölkt und häufig Niederschlag.
    Schneefallgrenze zwischen 800 und 1000 Meter.
    Wind aus westlicher Richtung.
    Nachmittagstemperaturen 3 bis 10, Frühtemperaturen minus 2 bis plus 4 Grad.
    Die Prognose für morgen Sonntag.
    Im Osten und im Süden teilweise sonnig, sonst stark bewölkt, besonders an der Alpen-Nordseite noch etwas Regen.
    Wind aus West bis Nordwest.
    Frühtemperaturen minus 2 bis plus 4, Tageshöchsttemperaturen 7 bis 12 Grad.
    Eine Vorschau auf Übermorgen, meist sonnig und wieder wärmer.
    Das Wetter um 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 9 Grad.
    Westwind mit 25 Kilometern pro Stunde, Spitzen bis 55.
    Eisenstadt-Heiter 11 Grad, Nordwest 30.
    Linz stark bewölkt, 7 Grad, Nordwest 25.
    Salzburg stark bewölkt, 6 Grad.
    Nordwest 5,10.
    Innsbruck stark bewölkt, 7 Grad.
    Bregenz bedeckt, Gewitterregen 2 Grad, Nord 10.
    Graz stark bewölkt, 11 Grad.
    Südwestwind mit 10 Kilometern pro Stunde.
    und Klagenfurt stark bewölkt bei 8 Grad.
    10 Minuten nach 12 Uhr ist es jetzt.
    Die internationale Diskussion über die Kriegsvergangenheit vom Bundespräsidentschaftskandidat Kurt Waltheim nimmt kein Ende.
    Der jüdische Weltkongress hat, wie wir schon in den Nachrichten gemeldet haben, jetzt neuerlich Vorwürfe gegen den Ex-UNO-Generalsekretär erhoben.
    Der neue Stein des Anstoßes ist ein Dossier, das Waldheim dem amerikanischen Justizministerium übergeben hat und in dem er über seine Kriegszeit berichtet.
    Darin heißt es, Waldheim sei im April 1943 nach Saloniki gekommen.
    Einige Tage später allerdings übergab Waldheims Sohn Gerhard eine Kopie dieses Dossiers der amerikanischen Presse.
    Als Zeitpunkt von Waldheims Eintreffen in Saloniki scheint darauf jedoch der Juli 1943 auf.
    Diese Unterscheidung ist deshalb wesentlich und wichtig, weil im Zeitraum von März bis Mai 1943 42.000 Juden aus Saloniki nach Auschwitz gebracht wurden und Waldheim immer wieder beteuert, er habe nichts von diesen Deportationen gewusst.
    Der Jüdische Weltkongress bezichtigt nun Waldheim der Fälschung eines Dokuments und bezeichnet ihn als Lügner.
    Kurt Waldheim befindet sich heute auf Wahlreise in Tirol.
    In Innsbruck hat er in einem Interview mit unserem Kollegen Wolfgang Schopper vom Landesstudio Tirol zu diesen neuerlichen Vorwürfen des jüdischen Weltkongresses Stellung genommen.
    Ihr Sohn Gerhard hat gestern in Washington erklärt, er habe in einer Kopie eines Originaldokuments einen Zeitraum betreffend das Jahr 1943, ihre Zeit in Saloniki oder Tirana, abgeändert.
    Warum diese Abänderung bzw.
    Verfälschung, wie es der jüdische Weltkongress bereits nennt?
    Das ist natürlich, wie schon so oft, absolut unwahr.
    Mein Sohn hat nur aufgrund von Informationen, die wir ihm geschickt haben aus Wien, den lückenlosen Beweis für meine früheren Erklärungen erbracht, dass ich zur Zeit, und zwar zur gesamten Zeit, der jüdischen Deportationen aus Saloniki gar nicht in Saloniki anwesend war, sondern in Tirana,
    in Albanien, wo ich damals als Verbindungsoffizier und Dolmetscher tätig war.
    Das heißt also, dass mein Sohn nichts anderes gemacht hat, als aufgrund von inzwischen erhaltenen Zeigenaussagen
    von Leuten, die damals mit mir in Tirana waren, die genau die Zeiträume präzisieren konnten, der Beweis erbracht wurde, dass ich tatsächlich in Tirana war und nicht in Salonika.
    Es geht also nicht um Abänderungen, sondern lediglich um die Präsentierung des lückenlosen Beweises, dass meine Angaben von seiner Zeit richtig waren, dass ich nämlich
    zu diesen Zeiträumen in Albanien war und nicht in Saloniki.
    Ihre Kritiker werden aller Voraussicht noch wieder sagen, ein weiteres Beispiel, dass sich Dr. Kurt Waldheim nur zitzelweise auf diese Jahre erinnert.
    Na, das ist ein Unsinn.
    Sie werden doch verstehen, dass man nach 43 Jahren nicht auf den Tag genau sagen kann, von bis wann ich in Tirana war.
    Ich habe daher in der Zwischenzeit meine damaligen Kameraden ausfindig gemacht, die haben mir nun aufgrund ihrer Tagebücher mitgeteilt, schriftlich mitgeteilt, wann wir dort anwesend waren und diese Unterlagen habe ich ergänzend
    und um auch den Wahrheitsgehalt meiner seinerzeitigen Angaben zu beweisen, meinem Sohn mitgeteilt.
    Also das ist alles in bester Ordnung.
    Hier geht es wieder nur um einen der vielen Versuche des jüdischen Weltkongresses, mich für unglaubwürdig zu erklären, statt dass sie mir dankbar sein sollten, dass ich bewiesen habe, dass ich zum Zeitpunkt der Jugenddeportationen aus Saliniki dort gar nicht anwesend war.
    Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang, Herr Dr. Waldheim, eine Äußerung des Chefs des jüdischen Weltkongresses, Bromfmann, in diesem Zusammenhang mit den jüngsten Dingen, wo er in einem Schreiben an den amerikanischen Außenminister George Schultz Sie als einen erwiesenen Lügner bezeichnet?
    Schauen Sie, das ist so unwahr wie alle anderen Behauptungen Herrn Promfmanns und des jüdischen Weltkongresses.
    Ich habe in allen diesen Erklärungen die volle Wahrheit gesagt, die man offenbar seitens dieses Kongresses nicht zur Kenntnis nehmen will.
    Kurt Waldheim war das, zu den jüngsten Vorwürfen des jüdischen Weltkongresses.
    Nur noch 15 Tage trennen uns vom Tag der Bundespräsidentenwahl.
    Erst dann wird eine der härtesten Wahlauseinandersetzungen in der Geschichte dieser Zweiten Republik zu Ende gegangen sein, wenn nicht eine Stichwahl am 8.
    Juni notwendig wird.
    Praktisch seit Ende Februar, Anfang März befindet sich dieser Bundespräsidenten-Wahlkampf, im wahrsten Sinne des Wortes schön langsam, in der sogenannten heißen Phase.
    Seit Profil und New York Times begannen, sich mit der militärischen Vergangenheit Kurt Waltheims zu beschäftigen, hat das Parteien-Hickhack sich praktisch tagtäglich verschärft.
    Die Auseinandersetzung um Waldheims Kriegsvergangenheit hat darüber hinaus dazu geführt, dass der Wahlkampf an sich, mehr als in anderen Wahlzeiten üblich, sich mit der Frage der bewältigten oder unbewältigten Vergangenheit der Republik selbst auseinandergesetzt hat und damit andere, vielleicht näher liegende Fragen überlagert.
    Die insgesamt vier Kandidaten, die am 4.
    Mai zur Wahl stehen, sind bis zu diesem Datum in unterschiedlicher Weise um die Zustimmung der mehr als 5,4 Millionen Wahlberechtigten bemüht.
    SPÖ-Präsidentschaftskandidat Kurt Steirer und der von der Volkspartei unterstützte ehemalige UNO-Generalsekretär Waldheim können in ihrer jeweiligen Wahlbewegung dabei auf dem Parteiapparat zurückgreifen, führen daher einen, wenn auch unterschiedlich akzentuierten Wahlkampf im traditionellen Sinn.
    Während sich die beiden aussichtslosen Kandidaten in diesem Rennen, wie Otto Skrinzi hauptsächlich auf Einzelveranstaltungen in geschlossenen Räumen oder die grün-alternative Kandidatin Freda Meisner-Blau auf kurze Gutwill-Touren in ausgesuchten Orten beschränken.
    Die Kollegen der Inlandsredaktion haben nun die vier Kandidaten in der abgelaufenen Woche auf ihren Wahlreisen begleitet und den folgenden Beitrag gestaltet, der mit einem Besuch von Friedermeister Blau in Baden bei Wien beginnt.
    Wäre schön, wenn Sie sich überlegen würden, ob man mal eine Frau unterstützt in Österreich.
    Sicher, sicher.
    Es ist ein Wahlkampf ohne Autokonvoi und ohne Blasmusik, den Freda Meisner-Blau führt.
    Einsatzziele, die von Wien aus zu erreichen sind, fährt sie selbst mit dem Auto an.
    Und in die anderen Bundesländer geht's per Eisenbahn.
    Finanziert wird alles aus Spenden.
    Und nach Auskunft ihres Wahlkampfleiters Pius Strobl kann bei einem bisherigen Spendenaufkommen von 940.000 Schilling von einem aufwendigen Wahlkampf keine Rede sein.
    Sie hat zwar keine Viertelmillion Hände geschüttelt, betont die Kandidatin,
    aber ein paar tausend Gespräche geführt, wie gestern in Baden in der Fußgängerzone.
    Sie werden es vielleicht etwas schwer halten.
    Ja, das ist ein Anfang.
    Die ganze Sache, was da war mit dieser Auta, wo andere Leute in den Untergrund gegangen sind, die sind untergetaucht, und trotzdem hat sich keiner etwas sagen gebracht.
    Nur das kostet so und so viele Stimmen.
    Heimburg also, Ökologie, Energiefrager.
    Die Rolle des Bundespräsidenten sind ihre Wahlkampfthemen.
    Veranstaltungen dazu gab es in den verschiedensten Größenordnungen.
    Von Innsbruck, wo ein tausend Zuhörer fassender Saal an der Universität zu klein wurde, bis zur bisher schwächsten Veranstaltung mit rund 20 Leuten in einem Ort, der im Wahlkampf der Großparteien auch schon seine Rolle gespielt hat, in Braunau am Inn.
    Freda Meisner-Blau legt aber Wert darauf, dass sie keinerlei Zusammenhang mit der Vergangenheit herstellen will.
    wie sie auch über die anderen Kandidaten und deren Vergangenheit nur redet, wenn sie ausdrücklich darauf angesprochen wird.
    Weit wichtiger sind eher Fragen der Demokratie.
    Ich glaube, wichtiger als sich zu beklagen und über die herrschenden Zustände zu jammern, die Zustände, die wirklich nicht sehr schön sind, finde ich es einfach wichtiger, dass wir uns einmischen und zeigen, dass dieses Land, dieses schöne Österreich uns, seinen Bürgerinnen und Bürgern gehört und nicht irgendwelchen Machtapparaten.
    Und Demokratie heißt sich einmischen, Demokratie heißt aktiv werden und die Zustände verändern, wenn einem die Zustände nicht passen.
    Und ganz vorn in Friedermeistern Applaus-Argumentation Frauenfragen.
    Vom ungleichen Lohn bis zur Diskriminierung in der Politik.
    Mit manchmal für sie durchaus ermutigenden Ergebnissen.
    Hochschulprofessor, ich werde Sie wählen.
    Ich freue mich sehr und warum wählen Sie mich?
    Ich wähle Sie, weil Sie eine Frau sind und weil Frauen nie zum Zug kommen.
    Das habe ich in meinem ganzen, meiner Karriere erlebt und bitter erlebt und weil Sie vernünftig reden und nicht um den Brei herum.
    Ich muss sagen, sie haben sehr viel Mut.
    Ich bewundere sie.
    Ja?
    Ja, der gehört dazu.
    Ja, wir Frauen müssen mehr Mut bekommen.
    Wir können nicht einfach alles schleifen lassen.
    Nein, es ist so.
    Ich finde, eine Frau alleine, wenn sie nicht irgendwie versucht, sich auf die Füße zu stellen, steht auf verlorenen Posten.
    Durchaus auf den Posten, wenn auch historisch bewiesen, bisher mitunter auf dem Verlorenen steht Primarius Otto Skrinzi, Eigenbezeichnung der dritte Mann in diesem Wahlkampf.
    Otto Skrinzi, langjähriges parlamentarisches Aushängeschild der Freiheitlichen Partei, dessen Mitgliedschaft allerdings zurzeit auf eigenen Wunsch ruht, führt einen anderen Wahlkampf als die beiden aussichtsreichsten Kandidaten.
    Anders, weil er, wie er sagt, nicht 150 Millionen Steuerschillinge zur Verfügung hat, sondern bei jeder seiner bisher 46 Wahlveranstaltungen den Ausseerhutspenden heischend kreisen lässt.
    Anders, weil er seine Ehre der treue, stramme Stammwähler überantwortet.
    Auch wenn seine Plakate mit der Aufschrift »Protestiere auf gut Deutsch und wähle Otto Skrinzi« auch in Wien affischiert werden, konzentrierte sich der 1918 in Südtirol geborene Wahlkärntner bewusst auf das nationalliberale Wählerpotential Kärntens und der Weststeiermark.
    Auf gut Deutsch protestieren sollen die Protestwähler des Dritten Mannes vor allem gegen die Aufteilung der Republik in Rot und Schwarz.
    Wissen Sie, warum die Präsidentschaftswahlkämpfe in den USA
    Nicht so schmutzig und dreckig verlaufen wie bei uns?
    weil dort die Roten in Reservaten und die Schwarzen in Ghettos leben.
    Seine Kandidatur begründet Otto Skrinzi, der sich mindestens 200.000 Stimmen erwartet, um nicht enttäuscht zu sein, mit dem Hinweis, es den Großparteien zeigen zu müssen.
    Aber auch zeigen zu müssen, dass ausländische Einmischungen in innerösterreichische Angelegenheiten unerwünscht sind, vor allem von Seiten des jüdischen Weltkongresses.
    Ich habe Verständnis, wenn der Herr
    Israel Singer, der ja der Hauptsprecher ist, persönlich durch das offenbar tragische und furchtbare Schicksal seiner Familie uns Österreichern insgesamt nicht grün ist.
    Ich habe nur kein Verständnis für dieses kollektive Denken.
    Und insbesondere nicht auf Kosten von Hunderttausenden anständig gekämpft habenden Soldaten des Zweiten Weltkrieges.
    Das Krinzis-Anhänger teilen dann auch nach der Veranstaltung im abseitsgelegenen steirischen Landgasthaus dessen Argumentation.
    Den Vorwurf, dass wir die ewig Gestrigen sind, den lehne ich sofort ab.
    Wir sind die Ersten von morgen.
    Ich begrüße auch
    Die Stetigkeit des Waldheimer Soldat, ich schätze ihn als anständigen Kameraden.
    Nur hat er das versäumt, aus welchen Gründen wie immer, das weiß ich nicht, dass er sich nicht zur Vergangenheit bekannt hat.
    Und ein Mensch, der sich nicht zur Vergangenheit bekannt hat, hat auch vielleicht keine Zukunft.
    Unverkämpfer amerikanisches Know-How zeichnet die Wahlkampftournee des von der ÖVP unterstützten Präsidentschaftskandidaten Kurt Waldheim aus.
    New York, New York erklingt beim Einzug des Ex-UNO-Generalsekretärs in einen Versammlungsort, in diesem Fall einem Gasthaussaal in der südburgenländischen 2500-Sälen-Gemeinde Stegersbach.
    Der Saal ist zur Mittagszeit mehr als überfüllt, die Veranstaltung läuft, wie an allen anderen Orten, nach einem einstudierten Schema ab.
    Beinahe überall wird das Ehepaar Waldheim von Kindern begrüßt, wie etwa im burgenländischen Jennersdorf, hart an der ungarischen Grenze.
    Sie dürfen heute begrüßen einen lieben Gast.
    Und mit Freude unterbrechen wird das Alltagshaus.
    Grüß Gott aus ganzem Herzen.
    Ein Gruß in große Freude.
    Den allen froh und bieten dem hohen Gaste heute.
    Das Gedränge um Kurt Waldheim ist vor und nach den Wahlreden beinahe lebensbedrohlich.
    Vor allem der älteren Generation scheint es Waldheim angetan zu haben, man sieht aber auch viel Jugend.
    Fixe Wahlhelfer schießen ununterbrochen Polaroid-Fotos, die Waldheim im Gespräch mit Menschen zeigen.
    Der Kandidat muss hunderte Aufnahmen signieren.
    Hier ein Beispiel für typische Wahlkampf-Dialoge.
    Das ist mein 33.
    Hobby.
    Aber ich bin zu Fuß gekommen, von der Kleinhöcklein zu Ihnen.
    Das ist mir ein herzlicher Dank.
    Wir werden beten für Ihnen, da haben wir auch viel.
    Das ist mir ein Dankeschön.
    Ich bewundere Sie in Ihrem Kampf.
    Wir werden gewinnen.
    Das ist die Jugend, das habe ich gehört.
    Das Interesse der ausländischen Medien am Waldheim-Wahlkampf ist enorm.
    Zur selben Zeit wie wir verfolgten das erste und das zweite deutsche Fernsehen, der deutsche Privatsender Sat.1, ein französischer und ein norwegischer Hörfunkkollege die Tournee.
    Die Wahlhelfer an Waldheim zeigen sich zwar bemüht, andere Themen als die Vergangenheit des Kandidaten anzusprechen, machen aber natürlich um das beherrschende innenpolitische Thema der letzten Zeit keinen Bogen.
    So meinte etwa der burgenländische ÖVP-Chef Franz Sauerzopf in Eisenstadt.
    Und ich weiß,
    wie es weh tut, wenn man als Kandidat nicht mit Ideen in Konkurrenz treten kann, mit besseren Vorstellungen, sondern wenn man auf der Strecke bleibt, weil man verleimdet wird.
    Und ich sage Ihnen, immer noch gilt der alte Satz, wer den Wind sät, wird den Sturm ernten.
    Das meinte der WBO-geschädigte Sauerzopf.
    Kurt Waldheim selbst betont in seinen Wahlreden, es gehe ihm mehr um die Zukunft, um die Renaissance der Zusammenarbeit in Österreich, um die Wiederauferstehung christlicher Werte wie Anstand und Nächstenliebe.
    Am meisten Applaus erntet er aber natürlich für die Verteidigung gegen die Vorwürfe aus dem In- und Ausland.
    Meine Damen und Herren, alles was ich getan habe in diesem Kriegsjahr, zuerst an der russischen Front, dort wurde ich verwundet und dann auf den Balkan war
    als anständiger Soldat meine Aufgaben zu erfüllen, genauso wie hunderttausende Österreicher es auch im Zweiten Weltkrieg getan haben."
    Immer wieder wird Waldheim von Alters- und Schicksalskollegen auf die Kriegszeit angesprochen.
    Vor dem Wirtshaus in Stegersbach erzählte ihm ein Mann, dass er in ähnlichen Einheiten wie Waldheim gedient habe, der Kandidat darauf.
    Ich hoffe, sie tun sich nicht so viel kritisieren wie mich, weil wir alle die Kämpfer sind.
    Ich bin auch ein Verbrecher.
    Ich bin in guter Kompatibilität.
    Ich glaube, die Stimmung ist ausgezeichnet.
    Wir haben uns nicht ausgesucht an Griechenland, wo wir hingehen.
    Wir haben eine ganze Generation, die möchte es schlecht machen.
    Von Ort zu Ort geht die Harz des Wahlkampftrosses.
    250 Veranstaltungen hat man bisher durchgeführt, rund eine Viertelmillion Menschen persönlich angesprochen.
    An die 200 Musikkapellen haben für Kurt Waldheim aufgespielt.
    Die einzelnen Wahlveranstaltungen gleichen einander beinahe bis ins Detail.
    Jörg, Jörg, Jörg, mitgesungene Bundeshymne, oh du mein Österreich, ansprachen.
    Die Helfer vom Wahlkampfdross, die die Artiges mehrmals am Tag hören müssen, unterhalten sich mittlerweile an Videoautomaten.
    Vor dem Lokal bekommt ihr Chef zur selben Zeit moralische Aufmunterung von der Menge.
    Wir stehen hier, fest dahinter.
    Alles gut.
    Alles gut.
    Die Zahl der Blaskapellen, die in den letzten Wochen für den SPÖ-Präsidentschaftskandidaten Kurt Steirer aufgespielt haben, ist ohne Zweifel stattlich, aber im Detail nicht zu eruieren.
    Seit drei Monaten rollt jedenfalls Kurt Steirers Wahlkampftross, bestehend aus vier mit Aufklebern markant gezierten Fahrzeugen, durch Österreich.
    Niemand weiß genau, wie viele Hände Steirer geschüttelt hat, wie viele Autogramme er gegeben und Karten mit seinem Konterfei samt Kugelschreiber er verschenkt hat.
    Und nach mehr als tausend Veranstaltungen hat Steirer, wie er erzählt,
    Kontakt zu mehr als 400.000 Menschen gefunden.
    Nach wie vor platzt der Terminkalender aus allen Nähten, so wie vor zwei Tagen in Oberösterreich.
    Da jagt zum Beispiel ein Betriebsbesuch den anderen.
    Der Donnerstagmittag bei einer Büromöbelfirma in Everding ist schon der zweite dieses Tages.
    Es folgt ein Rundgang durchs Werk.
    Das sind die Trennwände?
    Das sind Trennwänden mit der Vorfertigung.
    In den Werkshallen schüttelt Steirer jedem die Hand.
    Auch dem, der auf seiner Werkbank ein Pro-Steirer-Flugblatt mit dem Schriftzug Nein Danke versehen hat.
    Steirer hat das Flugblatt nicht bemerkt.
    Eine ganz andere Art von Besuch ist der im Altenheim Läumühle bei Everding.
    Der Arzt Steirer ist in seinem Element.
    Er erkundigt sich nach Krankheiten, gibt ärztliche Tipps.
    Man mag ihn, auch wenn mancher Pflegling des Altenheims nicht ganz genau weiß, wer da so freundlich zu Besuch kommt.
    Ich bin der ehemalige Gesundheitsminister und der Bundespräsidentschaftskandidat.
    Lassen Sie den Appetit nicht verderben.
    Ein Fotograf begleitet Steirer auf der ganzen Wahlreise.
    Der macht von jedem, dem Steirer die Hand schüttelt, blitzschnell ein Polaroid-Foto, das dann der Betreffende bekommt.
    Nächste Station, Vöcklerbruck.
    Während Steirer wieder einen Betrieb besucht, geht's am Stadtplatz schon hoch her.
    SPÖ-Bauern streichen Schmalzbrote, Musikanten spielen auf und die Vöcklerbrucker Jungsozialisten haben sich auch eine Aktion einfallen lassen.
    Oberösterreicher für Doktor Kurt Steirer versuchen einen Rekord.
    Beteiligen Sie sich.
    Am Rekordversuch die Grußbotschaft mit den meisten Unterschriften der Welt.
    Vielleicht kommen wir gemeinsam ins Buch der Rekorde.
    Sie haben dafür den Dr. Steirer unterschrieben.
    Möchten Sie auch gerne ins Buch der Rekorde kommen?
    Nein, es geht nicht ums Buch der Rekorde.
    Warum kommen Sie eigentlich zu einer Wahlveranstaltung?
    Weil ich überzeugt bin für den Dr. Steirer.
    Würden Sie auch zu einer Wahlveranstaltung vom Dr. Waldheim gehen?
    Ich mein, man kann sich's anrufen, aber ich geh nicht.
    Warum kommt man eigentlich zu Wahlveranstaltungen wie diesen hier?
    Ja, ich glaub, man sollte ihm zeigen, dass man mag und dass man irgendwie zu seinen Veranstaltungen kommt.
    Warum unterschreiben Sie dafür den Dr. Steirer?
    Er ist einfach ein Kandidat, der mir sympathisch ist.
    Wie beurteilen Sie so den Wahlkampf, wie er in der letzten Zeit passiert ist?
    Ja, dazu möchte ich keine Meinung nicht abgeben.
    Warum?
    Ja, das ist...
    Als Steirer auf dem Stadtplatz eintrifft, herrscht sofort riesiges Gedränge.
    Etliche sind auch aus der unmittelbaren Heimat des Oberösterreichers Steirer, aus Kleinmünchen bei Linz, gekommen.
    Und man redet den Kandidaten auch auf die gemeinsame Heimat an.
    Wir sind im Aufengrenz bis der Traunbrücken, oben an den Traun, da sind wir runtergeschwommen und bis ewig spät.
    Das war aber noch ein schönes Wasser damals.
    Heute Trängerei wie der Berger.
    Halten Sie mir die Daumen.
    Ich bin Bürgermeister von Timmelkamm.
    Wir würden unserer Gemeinde gerne eine Wahlwahl machen mit einem gemeinsamen Foto.
    Jetzt kommt ein gemeinsames Foto.
    Sofort, wir müssen Staatsministerin schauen.
    Ein Bürgermeister und ein Kandidat.
    Er hat ein Foto, er ist schon im Amt.
    Und natürlich keine Kundgebung ohne Steirer-Rede.
    Die in Vöcklerbruck ist mit einem intensiven Appell Steirers an die älteren Mitbürger versehen.
    Gebt eure Erfahrungen weiter.
    Sagt den jungen Menschen, wie es einmal gewesen ist, nach den Hungerjahren des Ersten Krieges, nach diesen großen politischen Auseinandersetzungen der Ersten Republik, nach dem Bürgerkrieg und dem Verlust der Eigenständigkeit Österreichs.
    Sagt ihnen, wir haben es zu wenig gemacht.
    Wir sollen über die Vergangenheit reden.
    Wir brauchen uns dieser Vergangenheit nicht zu schämen, aber wir müssen sie den jungen Menschen sagen.
    Soviel zum Thema Wahlkampf in Österreich.
    12 Uhr und 32 Minuten ist es in der Zwischenzeit geworden.
    Ich sage Ihnen noch schnell, was wir bis 13 Uhr zeitmäßig noch an Themen unterbringen.
    Es gibt einen kleinen Schwerpunkt zur Libyen-Krise.
    einen Beitrag, eine Analyse 25 Jahre nach der gescheiterten Schweinebucht-Invasion in Kuba.
    Das war damals ein Debakel der Amerikaner.
    Und Strafsanktionen gibt es für die aufständischen nationalistischen Tiroler Schützen, die vergangene Woche den SVB-Parteitag in Maram empfindlich gestört haben.
    Auch darüber ein Beitrag und Kultur-Mittagsjournal.
    Der heutige Beitrag ist Attila Hörbiger gewidmet, der am kommenden Montag 90 Jahre alt wird.
    Seit der Bombenüberraschung im wahrsten Sinn des Wortes, die die Amerikaner am Dienstag dieser Woche den Libyern bereitet haben, geht die Angst in Europa um.
    Angst vor neuen Terroranschlägen pro-libyscher Gruppen, wie sie etwa schon im Libanon demonstriert worden ist.
    An Amerikanern und Briten, die als schuldlose Opfer zur Vergeltung für die Politik ihrer Regierungen hingemordet worden sind.
    So sinnlos und brutal wie die Toten von Tripolis und Benghazi, die gestern beerdigt worden sind.
    Und während libysche Politiker Gaddafi eingeschlossen verbal gemäßigt reagieren, ruft Radio Tripolis zum heiligen Krieg gegen Amerikaner und Briten überall auf der Welt auf.
    Die Libyer selbst, zumindest die Bewohner von Tripolis und Benghazi, dürften ihrerseits Angst vor neuen Bombenangriffen der Amerikaner haben.
    Zehntausende Menschen sind angeblich in die Wüste geflüchtet.
    Wieder einmal geht eine alte Rechnung von Terror und Krieg auf.
    Betroffen sind zumeist jene, die völlig schuldlos ins Geschehen verstrickt werden.
    Noch nicht aufzugehen scheint die Rechnung, die die Amerikaner offensichtlich angestellt haben, mit ihrem Bombardement zu einer Destabilisierung des Regimes Gaddafi beizutragen.
    Der Revolutionsführer ist nicht nur unverletzt geblieben, der amerikanische Überfall scheint seine Position vielmehr politisch eher noch gestärkt zu haben.
    Direkt aus Tripolis berichtet Antonia Rados.
    Die Rufe zu Ehren des allmächtigen Revolutionsführers tönen wieder wie eh und je durch die Straßen der libyschen Hauptstadt Tripoli.
    Als gestern Nachmittag 20 bei den Bombenangriffen der Amerikaner ums Leben gekommene Tote zu Grabe getragen wurden, waren die Anhänger Gaddafis energischer denn je.
    In die islamische Tradition, Verstorbene mit Trauergesängen zu begleiten, mischten sich die wütenden Protestsprüche gegen die Vereinigten Staaten.
    Kinder und Jugendliche erhoben die Fäuste gegen den Feind Nummer 1 des Gaddafi-Regimes.
    Bilder wie diese
    erwecken den Eindruck, dass die Basis dem Kolonel treu bleibt.
    Mehr noch, sie drängt sich nun, nach den Stunden der Bedrohung von außen, fest an seine Seite.
    Nach Vietnam, verkündete ein Lybier stolz, sind wir nun gegen die USA standhaft geblieben.
    Um die in den vergangenen Tagen kursierenden Gerüchte von inneren Machtkämpfen zu zerstreuen, stellte sich auch Charlotte, Nummer zwei des Regimes,
    in einer Pressekonferenz vor westliche Journalisten.
    Von unverminderten Kampfesgeister Libyen erzählte er und bestätigte, was eigentlich auf der Hand liegt.
    Libyen werde sich in Zukunft näher an die Sowjetunion schmieden.
    Diese Warnung an den Westen lässt auch vermuten, dass die natürlichen Verbündeten Gaddafis die arabischen Nachbarn nicht die erwartete Hilfe bereit sind zu geben.
    Kolonel Gaddafi selbst
    hält sich zu der Zeit im Hintergrund.
    Um zu beweisen, dass er unverletzt blieb, ließ er sich beim Gang durch die Krankenhäuser filmen.
    Wie viele Wunden aber die Bombenangriffe an seinem Regime sonst hinterlassen haben, ist schwer zu beurteilen.
    Denn die Angst ist in Tripoli mehr denn je zu spüren.
    Ein Bericht von Antonio Rados war das direkt aus Tripolis.
    In den Vereinigten Staaten selbst ist die Stimmung seit Dienstag nach der ersten Euphorie wieder nüchterner geworden.
    Zwar erzeugt Kritik vor allem aus Europa am amerikanischen Vorgehen quer durch die Parteien eher eine Bunkerstimmung des Zusammenhalts und des Jetzt-Erst-Recht.
    Nun verschaffen sich aber doch auch Stimmengehör, die davor warnen, militärische Macht zur Beilegung politischer Konflikte einzusetzen.
    Um dem Terrorismus den Nährboden zu entziehen, müsste man an die Wurzeln des Übels gehen.
    Eine Theorie, die etwa Altbundeskanzler Kreisky seit Jahren predigt und erst wieder vor zwei Tagen bekräftigt hat.
    Zwei Drittel der Amerikaner aber, so zeigten jetzt jüngste Umfragen nach dem Bombenangriff, sind eher noch für die militärische Option.
    Das heißt, begrüßen in diesem Fall das Vorgehen der Regenadministration.
    Wenn sie nun auch erleben müssen, dass die Terrorangst auch auf ihr eigenes Land übergreift, Klaus Emmerich berichtet.
    Der Schock sitzt tief, der weite Teile der amerikanischen Öffentlichkeit in den letzten Stunden erneut erfasst, als der Tod des nächsten Amerikaners auf der Terrorszene klar und klarer wurde, nämlich des Archivars Kilburn, das er 20 Jahre hinaus lebte und die Araber liebte.
    Ein Umschwung der Gefühle beginnt sich abzuzeichnen, dass die Kettenreaktion von Gewalt und Gegengewalt mehr und mehr auch auf Amerika zukommt, nicht nur politisch, sondern auch gegenständlich.
    Die Reaktion darauf zeigen zwei Denkschulen, wie mit Terrorismus eigentlich und jetzt umzugehen sei.
    Wie in Europa verfechten prominente Amerikaner und Durchschnittsamerikaner diese These.
    dass der Kreislauf von Gewalt nachhaltig und verlässlich nur unterbrochen werden könne, wenn man den wahren Ursachen politisch und psychologisch auf den Grund gehe und dabei vor ungewöhnlichen Verhandlungen nicht zurückschrecke, um schließlich zu Dauerlösungen hinaus zu gelangen, die die Interessen aller Beteiligten abdecken, also sowohl Israels als auch der Araber, vor allem der Palästinenser.
    Nachdem die Verfechter dieser Verhandlungsthese nach dem mondtäglichen Anschlag auf Libyen zunächst geschwiegen haben und die in den USA übliche Solidarität mit dem jeweiligen Präsidenten übten, treten diese bisher stillen Widersacher von Ronald Reagan mehr und mehr aus der Kulisse.
    Prominente Wissenschaftler, Politiker, Kirchenleute oder Intellektuelle versuchen die schweigende Mehrheit der Amerikaner anzusprechen und zu erreichen jene Mehrheit,
    die auch nach neuesten Umfragen zu zwei Dritteln oder mehr das harte militärische Vorgehen der Regierung Rechen gegenüber Libyen nach wie vor unterstützen.
    Diese Unterstützung bildet auch den Hintergrund vor der anderen Denkschule, zu der sich der amerikanische Präsident und seine Regierung laut und täglich eindeutig bekennen.
    Alles Bedenken, Verstehen, Verhandeln und Verharren habe bisher nichts geholfen.
    Der Terrorismus sei wie ein Krebsgeschwür, den man nicht mehr mit Heilpraktikermethoden beikommen könne, sondern nur noch operativ.
    Die einzige Sprache, die die Verursacher und Ausführenden des Terrorismus wirklich verständen, wäre jene der Stärke der Gewalt und der Herstellung von Furcht und Angst vor den Folgen weiterer terroristischer Aktivitäten.
    Als Beweis werden nicht nur Verhandlungsversuche Libyens über den belgischen Außenminister Tindemans genannt, der schon bei früheren Gelegenheiten vertrauliche Kontakte zwischen Tripolis und Washington herstellte und behutsam pflegte.
    Der neue libysche Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York, Treiki, lässt keine Gelegenheit vergehen, um im UNO-Sicherheitsrat bei diplomatischen anderen Gelegenheiten und seit einigen Stunden auch in amerikanischen Medien
    die Gesprächsbereitschaft der Region Gaddafi gegenüber der Region Regen zu betonen.
    Nach den Planungen dieser Region Regen will und soll die amerikanische Seite darauf zunächst nicht eingehen.
    Im Weißen Haus legt man Wert darauf, diesen Ablauf so unbehört zu befolgen wie bisher.
    Er sah und sieht vor, erstens langfristige Planungen der Auseinandersetzung mit Libyen einschließlich eines militärischen Angriffs, zweitens
    psychologische Vorbereitung der amerikanischen Bevölkerung, vor allem in den Medien.
    Drittens, militärischer Einsatz zum geeigneten Zeitpunkt, wie am letzten Montag geschehen.
    Viertens, durchstehende Folgen dieses Einsatzes, etwa durch Gegenschläge der Terroristen, Missstimmung in Europa oder Spannung in der Sowjetunion, zumal viele nach dieser Washingtoner Lesart über Gaddafi anders, nämlich ablehnend denken, als sie momentan öffentlich zu sagen, sich trauen.
    Obwohl man in Washington enttäuscht ist, dass bisher nur drei Staaten das amerikanische Vorgehen offen und öffentlich unterstützen, nämlich Großbritannien, Israel und Japan, will man sich weder von eigenen Denkschulen noch anderen Regierungen abbringen lassen, den Antiterrorkampf auf Libyen zu konzentrieren und nicht auch andere Staaten wie Syrien.
    Soviel zur amerikanisch-libyschen Krise.
    Das war ein Beitrag von Klaus Emmerich.
    Und im nächsten Beitrag geht es um einen Jahrestag, der nicht gerade zu den Ruhmeskapiteln amerikanischer Geschichte gehört.
    Um das Debakel der Schweinebucht-Invasion vor 25 Jahren.
    Damals hieß der Hauptfeind der Amerikaner eben nicht Gaddafi, sondern Castro.
    Revolutionär und Ministerpräsident eines Landes, das den Amerikanern schon geografisch weit näher liegt als Libyen jetzt.
    Vor 25 Jahren sollte der politisch ungeliebte Marxist Fidel Castro ausgeschaltet werden, eben durch die Operation Schweinebucht, die am 17.
    April 1961 begann und am 20.
    April mit einer völligen Niederlage endete.
    Hören Sie mehr von Brigitte Fuchs.
    In den frühen Morgenstunden des 17.
    April 1961 landeten etwa 1700 Exilkubaner und andere zusätzlich angeheuerte Mittelamerikaner an der Playa de Cuchinos, der 13 Kilometer breiten Schweinebucht an der Südküste Kubas.
    Das Ziel der Freischärler war der Sturz des damals seit zwei Jahren regierenden Revolutionärs Fidel Castro, der sich durch eine große Bodenreform, durch die Verstaatlichung der Industrie und durch die Verfolgung von Anhängern des früheren Diktators Batista
    zahlreiche Feinde unter den 10.000 Exilkubanern in den Vereinigten Staaten und unter den Amerikanern selbst geschaffen hatte.
    Training und Ausrüstung hatten die Freischeller schon seit zwei Jahren, seit der Machtübernahme Fidel Castros, in den Vereinigten Staaten erhalten.
    Die Ausbildner stellte der amerikanische Geheimdienst CIA.
    Als John F. Kennedy 1961 Präsident der Vereinigten Staaten wurde, waren die Pläne für die Schweinebucht-Invasion längst ausgearbeitet.
    Und obwohl Kennedy starke Zweifel daran hegte, dass der Geheimplan gelingen würde, stimmte er zu.
    Durch zwei Luftangriffe sollte zunächst die kubanische Luftwaffe außer Gefecht gesetzt werden.
    Diese Angriffe, so sah es der CIA-Plan vor, sollten wie eine spontane Revolte innerhalb der kubanischen Luftwaffe gegen Fidel Castro aussehen.
    Die in der Schweinebucht gelandeten Freischerler würden sich dann auf dem Landweg in Richtung Havanna durchkämpfen.
    Und schließlich, so glaubten die CIA-Strategen, würden wohl große Teile der 400.000 Mann starken kubanischen Miliz Fidel Castro die Gefolgschaft aufkündigen.
    und zusammen mit der kubanischen Zivilbevölkerung Fidel Castro und seine Regierung stürzen.
    Der Plan scheiterte in nahezu allen Einzelheiten.
    Mit einem ersten Bombardement der kubanischen Luftstützpunkte konnte Fidel Castros Luftwaffe nicht ausgeschaltet werden.
    Die Legende von einem angeblichen Aufstand der kubanischen Piloten setzte sich nicht durch und Präsident Kennedy untersagte den geplanten zweiten Luftangriff, da er bei einem Bekanntwerden der amerikanischen Hintermänner dieser Aktion
    eine internationale Krise befürchten musste.
    Damit aber blieben die kubanischen Luftstreitkräfte weitgehend intakt und beherrschten den Luftraum über der Karibikinsel.
    Die Versorgungsschiffe der Schweinebucht-Invasoren wurden versenkt.
    Munition und Funkgeräte der Freischeller wurden auf diese Weise vernichtet.
    Ausschlaggebend für das Scheitern der Aktion war aber wohl die politische, völlige Fehleinschätzung der innerkubanischen Situation.
    Die CIA-Planer, die ihre Informationen vor allem von Exil-Kubanern bezogen, rechneten fest mit einer Massenerhebung der Kubaner gegen Castro.
    Alles, was zu dieser Revolte fehlte, meinte der amerikanische Geheimdienst damals,
    sei ein kleiner Anstoß von außen, eben die Invasion in der Schweinebucht.
    Diese völlig falsche Annahme versetzte dem Unternehmen Schweinebucht den Todesstoß, denn Castro blieben sowohl seine Truppen als auch die Bevölkerung treu.
    Zwei Tage nach dem Beginn der Aktion waren die Invasoren auf ihrem Brückenkopf in der Schweinebucht von den Castro-Milizen eingeschlossen und selbst der Versuch, die Freischeller zu evakuieren, schlug fehl.
    Die meisten der unter dem Schutz amerikanischer Zerstörer fahrenden Frachtschiffe, die die Invasoren hätten aufnehmen sollen, kehrten um, als sie von Kuba aus beschossen wurden.
    Mehr als 1000 Exil-Kubaner wurden festgenommen.
    Für die USA und den damals erst seit drei Monaten regierenden Präsidenten John F. Kennedy wurde die Schweinebucht der Invasion zum Synonym für eine militärische, politische und geheimdienstliche Niederlage.
    Ein Jahr später schloss Fidel Castro ein militärisches Bündnis mit der Sowjetunion, das schließlich im Oktober 1962 zur Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen in Kuba und zur Kuba-Krise führte.
    Die USA antwortete darauf mit einer Seeblockade
    und die Auseinandersetzungen der beiden Supermächte brachten die Welt damals an den Rand des Dritten Weltkriegs.
    Erst mit dem Einlenken beider Seiten wurde eine militärische Konfrontation vermieden.
    Seither leben Kuba und die Vereinigten Staaten praktisch in einem nicht erklärten Kriegszustand miteinander.
    Kuba hat sein Bündnis mit der Sowjetunion ausgebaut, Fidel Castro hat nicht weniger als acht Mordkomplotte der CIA gegen ihn überlebt.
    Ein Beitrag von Brigitte Fuchs war das.
    Zurück nach Europa.
    Gestern Abend beriet in Bozen die Führung des Südtiroler Schützenbundes über die Bestrafung jener Schützen, die vor genau einer Woche bei der Bundesversammlung der Südtiroler Volkspartei in Meran einen Tumult ausgelöst hatten.
    Das Paket ist tot, Südtirol in Not, so skandierten damals plötzlich nationalistische Schützen, die damit gegen die gemäßigte Autonomie-Politik von Silvius Maniago protestierten.
    Die Parteitagsveranstaltung drohte zu platzen.
    Den Ordnerdienst konnte man nicht rufen, um den Tumult zu beenden, denn die aufständischen Schützen wären ja die eigentlichen Saalordner gewesen.
    Die Anführer dieses rechten Aufstandes sind nun von der Führung des Schützenbundes zur Verantwortung gezogen worden.
    Peter Biok aus Meran und Wolfram Glotz aus Bersaia.
    Glotz ist übrigens der Sohn des seinerzeitigen Südtiroler Bumsers Georg Glotz.
    Reinhard Frauscher berichtet.
    Die Sitzung im Deutschen Kulturhaus von Bozen dauerte viel länger als erwartet, nämlich vier Stunden, und sie war zeitweise sehr hitzig.
    Vor allem das Erscheinen der beiden Anführer des Tumults von Meran vor der zwölfköpfigen Bundesleitung sorgte für Aufregung.
    Keiner der beiden Vorgeladenen zeigte eine Spur von Bedauern, im Gegenteil.
    Es war für sie eine gute Gelegenheit, noch einmal ihre Argumente den Schützenkameraden auf den Tisch zu legen.
    Sie fanden auch einen standhaften Verteidiger ihrer Sache in dem Bezirksmajor von Lahna, Georg Pircher, in der österreichischen und deutschen Öffentlichkeit bekannt als fleißiger Besucher von rechtsradikalen Veranstaltungen.
    Er, der stellvertretende Landeskommandant ist, war, wie sich gestern herausstellte, sogar bei der Einsatzbesprechung der Schützen dabei, als sie die Störaktion planten.
    Außerdem lag gestern Abend eine schriftliche Solidaritätserklärung jener 15 Burgfelschützenkompanien vor, deren Mitglieder an der Aktion teilgenommen hatten.
    Trotzdem fiel der Beschluss der Bundesleitung dann doch härter aus, als viele in Südtirol erwartet hatten.
    Degradierung für beide Hauptleute und im Falle des Meraner Hauptmannes Piock ein Ausschluss aus der Kompanie Meran und dem Schützenbund für fünf Jahre.
    Für Wolfram Klotz ein Ausschluss aus Kompanie und Schützenbund für drei Jahre.
    Dies ist die zweithärteste Strafe, die verhängt werden konnte.
    Nur der dauernde Ausschluss aus dem Schützenbund wäre noch möglich gewesen.
    Dieser Beschluss bedeutet einen Sieg des Landeskommandanten Bruno Hosp und des Bundesmajors der Südtiroler Schützen Michael Ebner.
    Beide sind ja im Hauptberuf maßgebliche Politiker der Südtiroler Volkspartei.
    Hosp ist deren Generalsekretär, Ebner Abgeordneter in der Römischen Kammer und beide hatten noch auf der Landesversammlung heute vor einer Woche nach den Vorfällen in ihren Wortmeldungen den Rücktritt angekündigt, im Falle, dass die Anführer des Tumults nicht klar bestraft werden würden.
    Dieser Rücktritt galt allerdings als eher unwahrscheinlich, denn beide, Ebner und Hosps, sind bei dem in Südtirol gültigen Wahlsystem auf die Vorzugsstimmen, also die auf ihren Namen abgelehnten Stimmen, der rund 5000 Schützen angewiesen.
    Überrascht über die Härte des Beschlusses sind aber auch die beiden Betroffenen.
    Wie mir heute Peter Piok erklärte, empfänden beide den Spruch als ungerecht.
    Erstens, weil sie nicht allein gehandelt hätten, sondern 15 der 138 Südtiroler Kompanien sie unterstützt hätten.
    Zweitens, weil vor drei Jahren die Bundesgeneralversammlung der Schützen, das höchste Gremium, darunter auch mit Hosp und Ebner, eine Entschließung gefasst hätten, dass ein vordringliches Ziel der Südtiroler Schützen die friedliche Erreichung der Selbstbestimmung für die Heimat sein müsse und die SVP in diesem Sinne aufgefordert werde, zu handeln.
    Drittens habe er selbst zur PIOG seine Hauptmannfunktion schon niedergelegt und könne also nicht mehr degradiert werden.
    Wir sind nicht die Parteigarde der SVP, sagte PIOG und kündigte an, dass er und Wolfram Klotz gegen den Beschluss das Schiedsgericht des Schützenbundes anrufen werden, wo aber wenig Chancen auf eine Milderung des Spruches bestehen.
    Dass der Beschluss nicht noch härter ausgefallen ist, dürfte vor allem daran liegen, dass man den Heimatbundflügel und den SVB-Flügel im Schützenbund nicht noch weiter, womöglich bis zur Spaltung, auseinander treiben wollte.
    Aber auch daran, dass die Vorfälle vom letzten Wochenende schließlich doch einen positiven Effekt für die SVB und deren Obmann Maniago gehabt haben.
    Die italienische Öffentlichkeit ist sich seither einig, dass in Südtirol die Stimmung wieder gereizter ist und dass daran nicht der oft misstrauisch betrachtete Maniago schuld ist, sondern andere Personen, vielleicht sogar, so ist schon zu hören, wirklich eine berechtigte Unzufriedenheit.
    Maniago jedenfalls gilt seit vergangenem Samstag, als er den Schützen mit bebender Stimme das Wort Verrat hinschleuderte, als ein gemäßigter und höchstens als ein getriebener.
    Dementsprechend zufrieden ist die Stimmung des Südtiroler Landeshauptmannes seither, der jetzt wieder etwas Bewegung in die Südtirol-Politik kommen sieht.
    Dass dies aber nicht durch illegale Mittel geschehen soll, darüber sind nicht nur er, sondern auch die Schützen und auch die beiden Anführer des Tumults vom letzten Samstag einer Meinung.
    Die Bundesleitung der Schützen hat gestern jedenfalls noch einmal in einer Erklärung festgehalten, Sprengstoffanschläge, so wie der gestrige auf das Postamt in Burgstall, werden, von wem auch immer sie kommen, einhellig verurteilt und als für die Südtiroler Sache schädlich und unverantwortlich angesehen.
    Nach diesem Beitrag von Reinhard Fauscher jetzt Kultur im Mittagsjournal.
    Am kommenden Montag wird Attila Hörbiger 90 Jahre alt.
    Er hat gemeinsam mit seiner Frau Paula Wesseli österreichische Theatergeschichte gemacht.
    Bis zum Vorjahr konnte er noch auf der Bühne des Wiener Burgtheaters stehen, wo er Rollen wie den Rudolf von Habsburg ebenso spielte wie den Pär Günd oder den Pianisten Heinke im Basskonzert.
    Die Brüder Paul und Attila wurden für Theater- und Filmfreunde ein ebensolcher Begriff, wie auch die drei Schauspielertöchter von Attila Hörbiger, Elisabeth Ort, Christiane und Marisa Hörbiger.
    Seit dem Vorjahr gibt es auch einen Bildband, in dem man über Theater- und Filmarbeit der Hörbigers in Österreich und Deutschland nachlesen kann.
    Am Montag wird im Rahmen einer Feierstunde ein Gemälde von Attila Hörbiger im Burgtheater enthüllt werden.
    Mit einem Ausschnitt aus einer der Starrollen Attila Hörbigers beginnt der folgende Beitrag von Brigitte Hofer.
    Es is ka Ordnung mehr jetzt in die Stern' Kometen müssten sonst verboten wärn So ein Komet reist ohne Unterlass Um am Firmament und bock an Hoss
    Attila Hörbiger, unvergesslich als Knieriemen in gestreichten zu kurzen Hosen mit Stoppelbart und eingedrückten Zylinder.
    Ein verschlampter, resonierender, philosophierender Wiener.
    Attila Hörbigers Figuren, Helden und arme Schlucker konnten erbärmlich, eitel, rücksichtslos wirken, genauso aber zerbrochen, hilflos oder kindlich.
    Die Per Gint und der Cornelius Melodin Fast ein Poet wurden neben dem Knieriem seine liebsten Rollen.
    Nicht von ungefähr, im Laufe einer langen Entwicklung, bei der Familiaris, auch in der Erinnerung, immer besondere Bedeutung hat.
    Mein Bruder Paul, der schon in seiner Amateurlaufbahn, also früher schon oft Leihentheater gespielt hat, hat mir da irgendeinen Weg gezeigt, wo man rasch verdienen kann, denn meine Eltern waren ja durch den Krieg ganz verarmt.
    Da habe ich mir den Weg überlegt, Theater, Theater, das ist nicht schlecht.
    Der Paul hat gleich in Reichenberg das erste Jahr ziemlich gut verdient und jetzt habe ich den Sprung gemacht.
    Aber das ist etwas, was ich keinem rate, denn das ist furchtbar.
    Ohne jede Kenntnis, ohne literarische Kenntnis, ohne wirklich sprechen zu lernen.
    Sprechen und sprechen ist ja bekanntlich ein großer Unterschied.
    Ich bin ja gebürtiger Budapester, also habe noch einen ungarischen Axon mitgeschleppt.
    Noch dazu habe ich in einem ungarischen Regiment gedient.
    Dann ist das Wienerisch.
    Ich habe nie Deutsch gelernt, sondern ich habe Wienerisch gelernt.
    Also Sie können sich vorstellen, so das Unbrauch bastelt.
    des Theatersprechens.
    Ich war zwei Jahre in Prag, dort lernte ich Paula Veselik kennen, meine Frau, Gott sei Dank, das war für mich ein großer Gewinn.
    Und von da kam ich dann nach Wien, Josestadt, und von Josestadt nach Berlin abwechselnd, denn die Reinhard-Bühnen waren ja koordiniert, das heißt gemeinsam Berlin und Wien, das war also sehr gut für mich, denn da
    lernte ich erst so richtig, wirklich das gute, schöne Bühnendeutsch.
    Dann habe ich sehr schöne Jahre gehabt, Josefstadt, und sehr viel gefilmt um diese Zeit.
    Ich habe mich also nicht binden lassen.
    Gebunden bin ich dann erst worden weit nach dem Zweiten Weltkrieg, erst im Jahre 1950.
    Dass diese Zeit der sogenannten Freiheit auch wesentliche Irrtümer mit einschließt, vor allem was die Auswahl von Filmrollen in den 30er und 40er Jahren betrifft, das bedauert Attila Hörbiger heute.
    Die Begegnung mit Max Reinhardt dagegen, die ihm zudem Salzburger Jedermann werden ließ, ist lebendige, positive Erinnerung.
    Meine Frau, die ja sehr vorsichtig ist und der ich überhaupt sehr viel zu verdanken habe in meiner ganzen Karriere, aber das nur nebenher gesagt, der hat gesagt, nein, du kannst jetzt nicht in Jedermann spielen, denn das kann nur Reinhard inszenieren und der war damals schon in Amerika.
    Ja, wenn er
    hierher fahren würde und mit dir persönlich arbeiten würde, dann ja.
    Und, oh Wunder, so geschah es.
    Reinhard ist um anderthalb Monate früher nach Europa wieder zurückgekommen, um mit mir zu arbeiten.
    Und er sagte, ja, Moisy war ein besonderer Mann, aber du bist ein jedermann.
    Nach dem Jedermann spielte er in den 50er und 60er Jahren am Wiener Burgtheater eine Unzahl von großen Rollen, sogenannte Charakterrollen.
    Vom Petruchio in der widerspenstigen Zemung über Schnitzlers Hofreiter und Brechts Puntila bis hin zum Nathan.
    Umjubelt bei der Wiedereröffnung des Hauses am Ring, den Rudolf von Habsburg, in Grillpatzes König Ottukar.
    Ich bin nicht der, den ihr voreinst gekannt.
    Nicht Habsburg bin ich, selber Rudolf nicht.
    In diesen Adern rollet Deutschlands Blut und Deutschlands Pulsschlag klopft in diesem Herzen.
    Was sterblich war, ich habe es ausgezogen und bin der Kaiser nur, wer niemals stirbt.
    Bei den Festspielen in Salzburg dann ein unintellektueller, naturnaher Faust von Attila Hörbiger.
    Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft,
    Es sollte stehen, im Anfang war die Kraft.
    Doch auch indem ich dieses niederschreibe, schon warnt mich was, dass ich dabei nicht bleibe.
    Mir hilft der Geist.
    Auf einmal sehe ich Rat und schreibe getrost, im Anfang war die Kraft.
    Und noch im Vorjahr stand Attila Hörbiger in einer kleinen Rolle im Diamant des Geisterkönigs auf der Bühne des Burgtheaters.
    Der dunkle Kraftlakel von einst ist schmal und weiß geworden.
    Und er ist bei seinem Publikum unvergessen.
    Und nach diesem Geburtstagsbeitrag für Attila Hörbiger gibt es jetzt bei uns im Journal noch Meldungen.
    Österreich.
    Der von der ÖVP unterstützte Präsidentschaftskandidat Kurt Waldheim hat die jüngsten Angriffe des jüdischen Weltkongresses gegen ihn als unwahr zurückgewiesen.
    Waldheim erklärte zur Beschuldigung, eine Unterlage über seine Anwesenheit in Griechenland im April 1943 verfälscht zu haben,
    Sein Sohn habe aufgrund von Informationen den Beweis geliefert, dass er während der Zeit der jüdischen Deportationen aus Saloniki dort gar nicht anwesend gewesen sei.
    Er habe sich zu dieser Zeit in Tirana und nicht in Saloniki aufgehalten.
    Waldheim hob ferner hervor, er habe in der Zwischenzeit mehrere seiner damaligen Kameraden ausfindig gemacht und diese hätten ihm die Richtigkeit seiner Angaben bestätigt.
    Der Jüdische Weltkongress führt an, dass in der besagten Zeit von Mitte März bis Mitte Mai 1943 an die 42.000 Juden aus Saloniki nach Auschwitz deportiert worden seien.
    Der Leiter des Wahlkampfbüros der ÖVP, Heribert Steinbauer, bezeichnete die neuerlichen Angriffe des Jüdischen Weltkongresses gegen Waldheim als Beweis dafür, dass die Verleumdungskampagne zusammengebrochen sei.
    Durch Zeugenaussagen sei die lückenlose Beweisführung gelungen, sagte Steinbauer.
    SPÖ-Klubobmann Sepp Wille hob heute hervor, die Stellung und die Aufgaben des Bundespräsidenten erforderten es, die Kandidaten nach strengsten persönlichen und moralischen Massstäben zu messen.
    Die bisherigen Präsidenten hätten sich ausnahmslos durch besondere persönliche Integrität sowie durch hohes internationales Ansehen ausgezeichnet.
    Dieses Ansehen gelte es zu wahren, sagte Wille.
    Vereinte Nationen, USA, Libyen.
    Der Weltsicherheitsrat hat seine Beratungen über die amerikanischen Angriffe auf Ziele in Libyen auf Montag vertagt.
    In einem Resolutionsentwurf wird die Aktion verurteilt.
    Es wird aber auch gegen alle terroristischen Aktivitäten Stellung genommen, gleichgültig ob sie von Einzelpersonen, Gruppen oder Staaten durchgeführt werden.
    Der amerikanische Vizepräsident George Bush hat die Entschlossenheit der USA bekräftigt, sich durch Morde nicht vom Vorgehen gegen den Terrorismus abbringen zu lassen.
    Nach offiziellen libyschen Angaben haben die amerikanischen Luftangriffe auf Tripolis und Benghazi 37 Menschenleben und 93 Verletzte gefordert.
    Libyen hat seine Absicht bekräftigt, sich stärker dem Ostblock anzunähern.
    Nur noch die Wetteraussichten bis heute Abend.
    Im Osten und im Süden Auflockerungen, sonst stark bewölkt und wiederholt Niederschläge.
    Nachmittagstemperaturen 3 bis 10 Grad.
    Und das war wieder ein Mittagsschanal des aktuellen Dienstes.
    Ilse Oberhofer hat sie durch die Sendung geführt.
    Für Redaktion und Technik verabschiede ich mich.
    Auf Wiederhören.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1986.04.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1986.04.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview Waldheim zu neuen Anschuldigungen
    Interview: Kurt Waldheim
    Mitwirkende: Schopper, Wolfgang [Gestaltung] , Waldheim, Kurt [Interviewte/r]
    Datum: 1986.04.19 [Sendedatum]
    Ort: Innsbruck [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wahlkampf round up
    Einblendung: Freda Meissner-Blau, Otto Scrinzi, Franz Sauerzopf, Kurt Waldheim, Kurt Steyrer, Passanten
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung] , Esterle, Leopold [Gestaltung] , Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Hopfmüller, Gisela [Gestaltung] , Meissner-Blau, Freda [Interviewte/r] , Scrinzi, Otto [Interviewte/r] , Sauerzopf, Franz [Interviewte/r] , Waldheim, Kurt [Interviewte/r] , Steyrer, Kurt [Interviewte/r] , Anonym, Passantin, Passant, Passanten [Interviewte/r]
    Datum: 1986.04.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Aktueller Bericht aus Tripolis
    Mitwirkende: Rados, Antonia [Gestaltung]
    Datum: 1986.04.19 [Sendedatum]
    Ort: Tripolis [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre ; Libyen
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    US-Reaktionen Libyen
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1986.04.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    25 Jahre seit der Schweinebuchtinvasion in Kuba
    Mitwirkende: Fuchs, Brigitte [Gestaltung]
    Datum: 1986.04.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Schützengericht" tagt in Südtirol
    Einblendung
    Mitwirkende: Frauscher, Reinhard [Gestaltung]
    Datum: 1986.04.19 [Sendedatum]
    Ort: Bozen [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Attila Hörbiger 90
    Einblendung: Musik, Attila Hörbiger, Szenenausschnitte
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Hörbiger, Attila [Interviewer/in]
    Datum: 1986.04.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Kultur ; Film ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1986.04.19
    Spieldauer 00:59:59
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Bachmair, Udo [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1986.04.19 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-860419_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Nachrichten

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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