Mittagsjournal 1987.01.10

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Herbert Dobrowolny begrüßt Sie zum Mittagsschanal des aktuellen Dienstes, das heute folgende Schlagzeilen hat.
    Letzter Stand der Koalitionsverhandlungen und Pressekommentare dazu.
    Im Schanal zu Gast ist der neue Generalprokurator der Republik, Otto F. Müller.
    Aus dem Ausland informieren wir Sie über den jüngsten Stand im Golfkrieg, über neue Enthüllungen im Iran-Gate, über mehr als 700 Beschwerden, die im vergangenen Jahr bei der Menschenrechtskommission in Straßburg einlangten, und über neue Schutzmaßnahmen gegen die Verbreitung von Aids.
    Die Kulturredaktion spricht schließlich mit Hilde Kral, die heute ihren 70.
    Geburtstag feiert.
    Begonnen wird aber, wie immer, mit dem Meldungsüberblick, den Georg Schalgruber zusammengestellt hat.
    Sprecher ist Wolfgang Riemerschmidt.
    Österreich.
    Die Koalitionsverhandlungen zwischen SPÖ und ÖVP sind gestern Abend unterbrochen worden.
    Die nächste, die zehnte Gesprächsrunde, findet am Montag ab 14 Uhr statt.
    Verhandlungsführer waren gestern wieder Bundeskanzler Franitzski und ÖVP-Obmann Mock.
    Von beiden Seiten wurde betont, die Verlängerung der Verhandlungen dürfe nicht als Indiz für unüberbrückbare Hindernisse aufgefasst werden.
    Es gelte vielmehr der Grundsatz, dass Genauigkeit vor Schnelligkeit gehe, wurde erklärt.
    In einem gemeinsamen Papier heißt es ferner, es seien weitere Sachgebiete abgeklärt worden.
    Iran, Irak.
    Nach Beginn der jüngsten Offensive des Irans im Krieg am Persischen Golf kommt es an der Südfront offensichtlich zu heftigen Infanteriekämpfen.
    Einer der Brennpunkte ist die irakische Stadt Basra.
    In diesem Gebiet konnten die iranischen Truppen, nach Schätzungen von Beobachtern, etwa 7 bis 8 Kilometer tief auf irakisches Territorium vordringen.
    Die irakische Taktik bezweckt eine Isolierung der iranischen Truppen.
    So etwa fliegt die irakische Luftwaffe massive Einsätze gegen den iranischen Nachschub.
    Irakische Hubschrauber werden auch verstärkt gegen iranische Truppenkonzentrationen eingesetzt.
    Allerdings liegen weiterhin keine verlässlichen Berichte über die militärische Lage vor.
    Der Iran hat mit Luftangriffen auf alle größeren irakischen Städte gedroht.
    USA.
    In Washington rechnen Vertreter des Verteidigungsministeriums mit einem Scheitern auch der neuen iranischen Offensive.
    Für diese Prognose werden taktische Fehler, ähnlich wie sie bei dem Angriff im Dezember von der Führung in Teheran begangen worden sind, als Gründe genannt.
    Vor mehr als zwei Wochen dürften bei der damaligen iranischen Offensive zwischen 25.000 und 30.000 Soldaten umgekommen sein.
    Auch wird angenommen, dass der Iran zum ersten Mal in dem sechs Jahre dauernden Golfkrieg Rekrutierungsprobleme hat.
    Frankreich.
    In den Streiks bei den Eisenbahnen dürfte sich die Lage weiter normalisieren.
    Vor allem der Fernverkehr von und nach Paris ist in fast vollem Umfang wieder aufgenommen worden.
    Schwierigkeiten gibt es noch in Südwest- und Südfrankreich.
    Eher verhärtet hat sich dagegen die Situation bei der Untergrundbahn in Paris.
    Heute Nacht beschlossen die Streikenden, die Arbeit vorerst bis Anfang nächster Woche ruhen zu lassen, um neue Lohnverhandlungen zu erzwingen.
    Zunehmend Unmut in der Bevölkerung lösen neue Stromabschaltungen aus, bedingt durch Streikaktionen im staatlichen Elektrizitätskonzern.
    Demonstrierende Unternehmer und Händler zogen durch die Straßen.
    Unter anderem warfen Bäcker Fenster ein, wobei sie als Geschosse Teigkugeln verwendeten, die wegen des Stromausfalls nicht gebacken werden konnten.
    In den französischen Zeitungen wird bereits die Frage aufgeworfen, ob das Streikrecht im öffentlichen Dienst nicht eingeschränkt werden soll.
    Im europäischen Währungssystem fallen am Wochenende möglicherweise wichtige Entscheidungen.
    Die Entwicklung wurde durch den Verfall des Dollarkurses und der Francnotierung ausgelöst.
    Die französische Währung ist in den vergangenen Tagen massiv unter Druck geraten.
    Nach Informationen von Devisenhändlern stützte die Deutsche Bundesbank die amerikanische und die französische Währung mit insgesamt etwa 5 Milliarden Mark.
    Es gab auch immer wieder Gerüchte über eine bevorstehende D-Mark-Aufwertung und eine Franc-Abwertung.
    Paris will sich aber nicht zu diesem Schritt entschließen.
    Nun tagt heute der Europäische Währungsausschuss.
    Morgen kommen wahrscheinlich die Finanzminister des gemeinsamen Marktes zusammen.
    Beide Konferenzen finden in Brüssel statt.
    USA.
    Das Weiße Haus hat jetzt vertrauliche Dokumente zur Iran-Waffenaffäre veröffentlicht.
    Aus den Dokumenten lässt sich schließen, dass Präsident Reagan vor einem Jahr die Waffenverkäufe an den Iran gebilligt hat.
    Es gibt allerdings keine Hinweise auf eine mögliche Verwendung der Gewinne aus dem Waffengeschäft für die antisandinistischen Rebellen in Nicaragua.
    In Israel hat ein Regierungssprecher neuerlich die Darstellung zurückgewiesen, auf Geheiß der USA seien Waffen an die Contras geliefert worden.
    Unterdessen hat der amerikanische Geheimdienst in seiner ersten öffentlichen Darstellungnahme zu der Affäre zugegeben, dass CIA-Chef Casey bereits im Oktober Hinweise auf die mögliche Umleitung von Geldern aus dem Waffengeschäft an die Contras gehabt habe.
    NASA-Direktor James Fletcher ist optimistisch, dass der Termin für den nächsten Raumfernstart am 18.
    Februar 1988 eingehalten wird.
    Die NASA sei dabei, sich von der Katastrophe zu erholen, bei der am 28.
    Jänner vergangenen Jahres, kurz nach dem Start, alle Astronauten an Bord der Challenger ums Leben gekommen sind, sagte Fletcher.
    Schritt für Schritt, systematisch und geordnet werde die NASA umgestaltet, sagte der Direktor.
    Die neue Ära der Raumfahrt werde stabiler, zuverlässiger und sicherer sein als zuvor.
    Jetzt wurden auch jene Astronauten namentlich genannt, die am 18.
    Februar 1988 mit der nächsten Raumfähre starten sollen.
    Der amerikanische Fernsehfilm »The Day After«, der das Grauen eines Atomkrieges beschreibt, wird auch in der Sowjetunion ausgestrahlt.
    Moskau hat 25.000 Dollar für die Senderechte gezahlt und will den Film in zwei Teilen im Februar zeigen.
    Zugesagt wurde, dass der Text wortgetreu übersetzt und ohne zusätzliche Kommentare gebracht wird.
    Sowjetunion
    Für die Arbeiter des Atomkraftwerkes bei Tschernobyl soll eine ganz neue Siedlung errichtet werden.
    In der Partazeitung Pravda ist die Rede von einer Energiestadt, die Slavutich heißen wird.
    Offensichtlich ist daran gedacht, Tschernobyl auf diese Weise zu ersetzen.
    Diese Stadt ist nach der Reaktorkatastrophe im April evakuiert worden.
    Zurzeit leben die Arbeiter der Atomeinlage in Notunterkünften.
    Österreich.
    Kammer-Schauspielerin Hilde Kral begeht heute ihren siebzigsten Geburtstag.
    Seit 1960 gehört Hilde Kral dem Burgtheater an.
    Hier war sie zuletzt in der Dramatisierung von Peter Handtkes wunschlosem Unglück zu sehen.
    Die Schauspielerin stammt aus Kroatien, sie ist in Wien aufgewachsen.
    Vorerst studierte sie Musik, später wechselte sie ins Schauspielfach und debütierte 1935 am legendären Cabaret Literatur am Naschmarkt.
    Später kam sie ans Theater in der Josefstadt.
    Weltbekannt wurde Hilde Kral auch durch zahlreiche Filme, unter anderem unter der Regie ihres Mannes Wolfgang Liebeneiner.
    Beim Damen-Weltcup-Abfahrtslauf in Schwarzenberg im Bregenzer Wald in Vorarlberg gab es heute einen Schweizer Doppelsieg.
    Überraschend gewann Beatrice Gafner vor Maria Walliser, dritte die Österreicherin Sieglinde Winkler.
    Kathrin Gutenson erreichte Rang 7.
    Die Wetterlage?
    Der Ostalpenraum liegt zur Zeit im Übergangsbereich kontinentaler Kaltluft und feuchter Atlantikluftmassen.
    Über dem westlichen Mittelmeer verstärkt sich die Tiefdrucktätigkeit.
    Sie wird später gebietsweise zu heftigen Schneefällen führen.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Meist starke bis geschlossene Bewölkung.
    Anfangs noch örtlich, dann verbreitet, zum Teil starke Schneefälle, vor allem im Süden und im Osten.
    Allmählich auffrischender Wind.
    Bereits in der Nacht gebietsweise Schneeverwehungen.
    Nachmittagstemperaturen minus 7 bis minus 1 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht minus 12 bis minus 5 Grad.
    die Aussichten für morgen Sonntag.
    Zum Teil noch heftige Schneefälle, besonders im Süden und Osten.
    Lebhafte, später stürmische nördliche Winde.
    Gebietsweise starke Schneeverwehungen.
    Frühtemperaturen minus 9 bis minus 4 Grad, Tageshöchstwerte minus 8 bis minus 3 Grad.
    Das Wetter übermorgen Montag.
    Allmählich Wetterbesserung, regional aber extrem kalt.
    Langsam abflauender Wind.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien bedeckt leichter Schneefall, minus 6 Grad, Ostwind 10 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt minus 6 Grad, St.
    Pölten bedeckt leichter Schneefall, minus 6 Grad, Nordwestwind 10 Kilometer.
    Linz stark bewölkt, minus 5 Grad, Ostwind 15 Kilometer in der Stunde.
    Salzburg bedeckt, leichter Schneefall, minus 2 Grad.
    Innsbruck, startbewölkt, minus 5.
    Bregenz, Schneefall, minus 1 Grad.
    Graz bedeckt, minus 3.
    Und Klagenfurt bedeckt, minus 7 Grad.
    12 vor 10 war es so eben.
    Nach rund 10 stündigen intensiven Beratungen trennten sich
    gestern die Koalitionsverhandler von SPÖ und ÖVP, um sich für Montagnachmittag wieder im Kanzleramt zu verabreden.
    Nach übereinstimmender Ansicht beider Seiten bedeutet die gestrige Unterbrechung – allgemein hatte man ja bereits einen Abschluss der Sachverhandlungen erwartet – nicht, dass die Große Koalition nun unwahrscheinlicher geworden ist.
    Eher das Gegenteil sei der Fall, wenn man den letzten Stand der Verhandlungspositionen analysiert.
    Für sie hat es Fritz Pesata getan.
    Rein vom Umfang der Sachthemen her, die beide wahrscheinlich künftigen Koalitionsparteien ursprünglich in die Verhandlungen eingebracht hatten, dürften bereits vier Fünftel als erledigt zu betrachten sein.
    Was nicht heißt, dass bei den noch offenen Sachfragen doch noch eine Einigung scheitern könnte.
    Allerdings, bei Durchsicht dieser noch offenen Punkte scheint es sich zu zeigen, dass es keinen unüberwindlichen Stolperstein geben dürfte.
    Im Großen und Ganzen entverhandelt, wenn auch nicht im Detail ausformuliert, sind im Wesentlichen folgende Themenbereiche.
    Budget und Steuerreform, Bildung und Forschung, Fragen des Umweltschutzes, der Wohnbaupolitik und auch die zuletzt umstrittenen Bereiche Soziales und österreichische Bundesbahnen.
    Einige Details zum Kapitel Soziales.
    Hier haben sich etwa SPÖ und ÖVP auf einen fließenden Übergang in die Pension geeinigt.
    Ebenso einig ist man sich über die finanzielle Begünstigung privater Pensionsvorsorgen.
    Im Bereich des Umweltschutzes beispielsweise soll es in Hinkunft eine Bundeskompetenz für die Festlegung von Luftverschmutzungsgrenzen geben.
    Und nun zu jenen Punkten, bei denen es sich noch spießt.
    Im Wesentlichen betrifft das drei Bereiche, nämlich Fragen der Landwirtschaft, bestimmte Fragen der Verstandlichten und Fragen der Demokratiereform.
    Zur Landwirtschaft.
    Hier geht es, wie könnte es anders sein, in erster Linie ums Geld.
    Offenkundig sind die beiden Großparteien noch um einen Betrag, der die Milliardengrenze überschreitet, auseinander.
    Es handelt sich im Wesentlichen dabei um die sogenannten Altlasten, wie es im Verhandlungsdeutsch heißt.
    Nach Ansicht der Volkspartei hätte nämlich schon in der Vergangenheit der Landwirtschaftsminister aufgrund der Erntesituation den Bauern höhere Beiträge für den Absatz ihrer Produkte auferlegen müssen.
    Dies aber aus politischen Gründen nicht getan.
    Obendrein reklamieren die ÖVP-Bauernvertreter noch rund 350 Millionen Schilling an Entschädigung aus der Tschernobyl-Katastrophe.
    Nach ihrer Ansicht sollte ein von der ÖVP gestellter Landwirtschaftsminister eine neue Landwirtschaftspolitik quasi schuldenfrei beginnen können.
    In diese Richtung weist auch eine heutige Aussendung des steirischen ÖVP-Bauernbunds, in der eine Koalition um jeden Preis eine Absage erteilt wird.
    Ein Zusammengehen mit der SPÖ kommt für den Städtischen Baubund nur in Frage, heißt es, wenn ein vernünftiger Neubeginn der Agrarpolitik möglich sei.
    Nächster Bereich, in dem es sich noch spießt.
    Bestimmte Fragen der Verstaatlichen.
    So ist keineswegs der künftige Finanzbedarf der einzelnen maroden Staatsbetriebe fixiert.
    Ja, es werden nach dem Willen beider Seiten auch keine konkreten Summen genannt werden.
    Noch offen ist, in welcher Form die erforderlichen Finanzzuschüsse des Staates an die einzelnen Betriebe gehen und in welcher Form dies kontrolliert werden soll.
    Bleibt als drittes haariges Thema das der Demokratiereform.
    Zwar ist man sich einig über die Einführung eines Persönlichkeitswahlrechts nach bundesdeutschem Muster, nicht geklärt ist jedoch, ob es dabei einen oder zwei Stimmzettel geben wird.
    Keine Einigung bisher bei der ÖVP-Forderung nach Einführung des Briefwahlrechts.
    Eine mögliche Kompromissvariante, Stimmabgabe durch Brief nur auf Länderebene.
    Ziemlich totale Meinungsdifferenz herrscht zwischen den beiden Großparteien noch darüber, ob es nach einem erfolgreichen Volksbegehren zwingend eine Volksabstimmung geben soll oder nicht.
    Die ÖVP verlangt eine Volksabstimmung im Falle von 500.000 Unterschriften, die SPÖ ist strikt dagegen.
    Strittige Punkte auch noch eine Änderung des Arbeiterkammerwahlrechts und im Bereich der Familienpolitik.
    Hier verlangt die Volkspartei die Aufnahme der Familie in die Bundesverfassung.
    Dort geht es hier um ein minderheitenfreundlicheres Wahlrecht.
    Dies sind im Wesentlichen die bereits akkordierten und die noch nicht einvernehmlich abgehandelten Themenbereiche.
    Ob diese noch offenen Punkte bereits in der kommenden Montagklausur fertig verhandeln können, ist nicht abzusehen.
    Erst wenn dies der Fall ist, geht es dann um die künftige Gestaltung der Regierung Gfranitzky MOK, um die Aufteilung der Ressorts und vor allem darum, wer wie viele davon bekommt.
    will die SPÖ jedenfalls um ein Ministerium mehr als die Volkspartei, beharrt diese auf der vollen Parität.
    Und welche Rolle die Auswahl der Personen für die Regierungsämter spielen wird, darüber gehen die Meinungen der Kommentatoren der heutigen Tageszeitungen auseinander.
    Manfred Steinhuber hat einige Zitate ausgewählt.
    In den Salzburger Nachrichten analysiert Ronald Barazon, was bei den Gesprächen über die Sachthemen bisher herausgekommen ist.
    Und er kommt zu folgendem Ergebnis.
    Wenn den Herrschaften, die 85 Prozent der Bevölkerung vertreten, nichts Besseres einfällt, dann ist es um die Lösung der anstehenden Probleme schlecht bestellt.
    Die Frage, wer welches Ministersesselchen drücken darf, ist unter diesen Umständen völlig gleichgültig.
    Auch die reizvollen Spekulationen über Querverbindungen zwischen den verschiedensten politischen Lagern verlieren jede Bedeutung.
    Mit den nun vorliegenden Rezepten setzt der Staat Österreich seine Fahrt in den Bankrott mit atemberaubender Geschwindigkeit fort.
    Auch Thomas Korherr in der Presse vermisst bei den Koalitionsverhandlungen die große Perspektive.
    Das Konzept, das nicht nur für morgen, sondern auch für übermorgen passt.
    Korherr hält aber auch die Personalfrage für wichtig.
    Wer wofür verantwortlich und zuständig sei, müsste doch eigentlich genauso wichtig sein, wie die sogenannte Sachfrage.
    Jetzt auf einmal wird so getan, als sei dies nebensächlich.
    Als sei es auch für die Sache völlig egal, wer dann, wenn man sich über die Ressortverteilung geeinigt habe, Minister wäre.
    Vielmehr spielten da ganz andere Kriterien mit.
    Geschlecht, geografische Herkunft, gewerkschaftlicher oder bündischer Stahlgeruch.
    Soweit die Presse.
    Ein ähnlicher Gedanke findet sich auch im SPÖ-Organ Neue AZ.
    Andi Kaltenbrunner erwartet ein hartes Ringen um Ministerposten, weil manche Ergebnisse der Verhandlungen doch eher allgemeine Absichtserklärungen seien.
    Vielfach fehlen die Durchführungsbestimmungen.
    Bei deren Erstellung nach Festschreibung der Großen Koalition wird im jeweiligen Ressort jene Partei die meisten Vorstellungen durchsetzen können, die den Minister stellt.
    Wir können uns noch auf hitzige Personaldebatten gefasst machen.
    Und in den oberösterreichischen Nachrichten erklärt Reinhard Hampel, welche Hintergedanken bei der Auswahl der Minister eine Rolle spielen.
    Das Wohl der Partei heißt, Erfolgsmöglichkeiten zum Herzeigen im nächsten Wahlkampf.
    Sie spielen in der SP und VP bei der Aufteilung der Ministerposten auch eine erklägliche Rolle.
    Soweit also Auszüge aus heutigen Kommentaren in den Tageszeitungen.
    Jetzt um 12.17 Uhr ins Ausland.
    Auch eineinhalb Tagen nach Beginn der jüngsten iranischen Offensive im Golfkrieg halten die mörderischen Kämpfe im Bereich der südirakischen Stadt Basra unvermindert an.
    Gestern haben der iranische Sturm Truppen die irakischen Verteidigungslinien im Südabschnitt der Front durchbrochen und Stützpunkte auf irakischem Territorium errichtet.
    Für den Irak ist es eine Überlebensfrage, sie von dort wieder wegzubekommen.
    Der politische Druck auf die arabischen Staaten, den iranischen Präsidenten Saddam Hussein fallen zu lassen und einen Modus Vivendi mit den Mullahs in Teheran zu suchen, dieser Druck wächst.
    Hören Sie eine Analyse von Raimund Löw.
    Die iranische Großoffensive im Sumpfgebiet des Shat-el-Arab im Südabschnitt der Front ist auch diese Nacht mit unverminderter Heftigkeit fortgesetzt worden.
    In der Gegend der südirakischen Stadt Basra ist nach wie vor eine blutige Schlacht im Gang.
    Radio Teheran hat heute behauptet, dass die Iraner ihre bereits gestern eroberten Brückenköpfe am Westufer des Shat-el-Arab und am Stadtrand von Basra ausgebaut haben.
    In mehreren Wellen sollen iranische Soldaten von neuem irakische Verteidigungsstellungen überrannt haben.
    Angeblich ist eine ganze irakische Infanteriebrigade vernichtet worden.
    Man will 16 Flugzeuge und ein Dutzend Panzer zerstört haben.
    Das irakische Oberkommando spricht davon, dass die Iraner Berge von Leichen bei ihren selbstmörderischen Angriffen hinterlassen.
    Der Oberkommandierende des 3.
    Irakischen Armeekorps, Generalmajor Duri, gab heute zu, dass die Invasoren sich auf irakischem Territorium festgesetzt haben.
    Die gestrigen Gegenangriffe der Iraker haben also offensichtlich nicht den gewünschten Erfolg gebracht.
    Jetzt wird für heute eine irakische Gegenoffensive angekündigt, um die umkämpfte Gegend wieder unter Kontrolle zu bringen.
    Die irakische Taktik besteht offensichtlich darin, die Vorhut der Iraner zu isolieren und ihnen den Nachschub abzuschneiden.
    Dazu wird massiv die Luftwaffe eingesetzt, die diese Nacht auch mehrere iranische Städte bombardiert hat.
    Das Gros der angreifenden Iraner besteht nicht aus regulären Armeeeinheiten, sondern aus sogenannten freiwilligen Verbänden und Revolutionswächtern.
    Militärische Beobachter sprechen von einer todesmutigen Kampfmoral dieser Einheiten, es fehlt aber an Ausbildung und vor allem an schweren Waffen.
    Der irakische Präsident Saddam Hussein meinte gestern Abend im Fernsehen, das Ziel der Iraner sei es, die Millionenstadt Basra zu erobern und dadurch die Südspitze des Irak vom Rest des Landes abzutrennen.
    Von dort aus könnte dann eine pro-iranische Gegenregierung, zudem in Bagdad herrschenden Basregime, ausgerufen werden.
    Aber auch ohne einen unmittelbaren Einmarsch der Iraner in Basra können die Folgen dieses Vorstoßes weitreichend sein.
    Etwa, wenn es den Iranern gelingt, auch nur einige wenige wichtige Stellungen am Westufer zu behalten.
    Das ist vor genau einem Jahr in der ganz im Süden gelegenen Halbinsel Fao der Fall gewesen.
    wo die Iraner Befestigungsanlagen des Gegners erobert haben und Stunden später ihrerseits in Betrieb nahmen.
    Für die Iraker erwiesen sich ihre eigenen und nun von den Iranern betriebene Bunkeranlagen dann als uneinnehmbar.
    Wenn dem Iran nur wenige Kilometer von einer Großstadt wie Basra jetzt etwas ähnliches gelingt, so wäre das ein äußerst harter Schlag für das Regime in Bagdad.
    Wie ein Damoklesschwert schwebt ja schon seit einem Jahr die Abtrennung des Südens über Saddam Hussein.
    Irans Staatspräsident Khamenei hat gestern beim Freitagsgebet deutlich gemacht, dass die Offensive vor allem ein politisches Ziel verfolgt.
    Man will Saudi-Arabien und die Golfstaaten, die die Kriegsführung des Irak finanzieren, dazu bewegen, den irakischen Präsidenten fallen zu lassen.
    Erst in der letzten Dezemberwoche fand in Teheran eine große Konferenz von mit dem Iran verbündeten irakischen Oppositionellen statt, an der sowohl islamische Oppositionsgruppen als auch die kurdischen Widerstandsorganisationen des Irak teilgenommen haben.
    Verbunden mit den militärischen Offensiven des Iran lautet die Botschaft Teherans an die konservativen arabischen Staaten.
    Entweder es gibt einen für den Iran akzeptablen Regimewechsel in Bagdad oder Golfstaaten und Saudis riskieren eine Destabilisierung ihrer eigenen Länder.
    Nach dem Sturz des provestlichen saudischen Ölministers Jamani diesen Sommer gab es erstmals eine Verständigung zwischen dem Iran und Saudi-Arabien.
    Außer einer für den Iran vorteilhaften Erhöhung des Ölpreises ist aber bis jetzt dabei nicht sehr viel herausgekommen.
    Gerade nach dem Platzen des Waffengeschäfts mit den USA möchte die iranische Führung wohl auch in Richtung der provestlichen arabischen Staaten demonstrieren, dass sie im Golfkrieg nach wie vor die entscheidenden Karten in der Hand hält.
    Und nach dieser Analyse von Raymond Löw bleiben wir gleich beim Thema Iran, wechseln aber in die Vereinigten Staaten.
    Die amerikanisch-iranische Waffenaffäre lässt Ronald Reagan nicht los.
    Auch nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus, nach seinen beiden operativen Eingriffen, muss er sich damit auseinandersetzen.
    Überhaupt, weil neue Enthüllungen von verschiedenen Fernsehanstalten veröffentlicht wurden.
    Das Weiße Haus hat nun in Reaktion darauf auch einige Dokumente veröffentlicht.
    Edgar Sterbens berichtet.
    streng geheim gehaltenen Dokumente will das Weiße Haus in einer Entlastungsoffensive seinen Aktionsspielraum zurückgewinnen.
    Doch das nach den jüngsten Medienentüllungen unausweichliche Manöver kommt eher einem politischen Rohrkrepierer gleich.
    Die Präsidentenweisung und das Memorandum vom 17.
    Jänner vorigen Jahres sollten aus der Sicht des Weißen Hauses beweisen, dass die mit den iranischen Waffengeschäften angepeilte Geiselfreilassung
    nur ein Nebenprodukt des Versuchs gewesen sei, diplomatische Kanäle zu Teheran zu öffnen.
    Aus dem Unterlagen geht aber vielmehr hervor, im Widerspruch zu dem offiziell deklarierten Prinzip, keine Zugeständnisse an Terroristen und deren Hintermänner zu machen, hat Ronald Reagan die Politik genehmigt, Waffen als Lösegeld für Geiseln zu liefern.
    Das wäre der einzige Weg, um die im Libanon festgehaltenen Amerikaner aus der Gewalt pro-iranischer Schichten freizubekommen, heißt es in dem dreiseitenstarken Memorandum, verfasst von Oliver Knowles und dem Präsidenten mündlich vorgetragen von Ex-Sicherheitsberater John Pointexter.
    Pointexter hat auch Ronald Reagan's Initialen unter das für genehmigt stehende Kürzel OK gesetzt und ebenfalls anschriftlich angemerkt,
    dass bei der folgeschweren Entscheidung auch Vizepräsident George Bush und Staatschef Ronald Reagan anwesend waren.
    Wann Pointexter diese Anmerkung tatsächlich gemacht hat, ist nicht bekannt.
    Fest steht, der Präsident hat das als Entscheidungsgrundlage dienende Memorandum nie selbst gelesen.
    Der Präsident hat nach der mündlichen Information durch seinen Sicherheitsberater die Waffenlieferungen genehmigt und die Weisung erteilt, die amerikanischen Ausfluggesetze zu umgehen.
    Interesse der nationalen Sicherheit.
    Mit derselben Begründung wurde der in die Transaktionen eingeschaltete Geheimdienst CIA angewiesen, seine gesetzliche Informationspflicht gegenüber dem Kongress zu verletzen.
    Laut dem ominösen Memorandum kam die Anregung, mit gemäßigten Iranern ins Geschäft zu kommen, vom damaligen israelischen Ministerpräsidenten Shimon Peres.
    Peres bestreitet das und erklärt, die Idee stammte aus Washington.
    Ein weiterer Widerspruch
    In dem Memorandum heißt es, wenn nicht alle US-Geiseln im Libanon nach der ersten Lieferung von 1.000 Panzerabwehrraketen an den Iran freigelassen werden, dann wird die Operation eingestellt.
    Tatsächlich verkauften die USA 2.000 Panzerabwehrraketen und 400 Reparaturgarnituren für Bodenluftraketen, ohne alle Geiseln frei zu bekommen.
    Vielmehr wurden nach Jänner 1986 drei weitere Amerikaner im Nahen Osten in Geiselhaft genommen.
    Wer hat wann und warum die Fortsetzung der Waffenlieferungen genehmigt, obwohl der angestrebte Erfolg ausblieb?
    War es der Präsident?
    War sich der Präsident über die möglichen Folgen und Gefahren seiner Grundsatzentscheidung überhaupt nicht klar?
    Fehlt doch in dem Memorandum jeder Hinweis auf Gegenargumente?
    Fehlt doch die politischen Prüfungspapieren übliche Auflistung aller Für und Wider?
    Fragen über Fragen.
    Fragen werden sich auch vielleicht die Sportfans, wie es derzeit steht bei der Herren-Weltcup-Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen.
    Keine angenehmen Nachrichten haben wir dazu vermelden.
    In Führung liegt der Schweizer Pirmin Zurbriggen vor dem Italiener Michael Maier und dem Schweizer Peter Müller.
    An vierter Stelle ist Markus Wasmeier Deutschland und der beste Österreicher heißt heute Peter Wiernsperger auf Platz 5.
    Das ein Zwischenstand des Rennens, das noch derzeit im Gang ist.
    Ein Blick auf die Uhr, es ist jetzt 12.26 Uhr.
    Im Journal zu Gast.
    Das ist heute Dr. Otto F. Müller, im letzten Jahrzehnt vielleicht der umstrittenste Jurist in Österreich.
    Seit 1975 Leiter der Staatsanwaltschaft Wien, dann Leiter der Oberstaatsanwaltschaft und jetzt seit 1.
    Jänner Generalprokurator.
    Das heißt, oberster Anklagevertreter beim obersten Gerichtshof.
    Vom finanziellen und von der juristischen Reputation gesehen eine absolute Spitzenposition der Justiz.
    Zum Unterschied von Staatsanwälten und Oberstaatsanwälten
    Anwälten, in deren Händen der Anfang eines Strafverfahrens liegt oder auch dessen Einstellung, steht der Generalprokurator sozusagen am Verfahrensende mit der Möglichkeit, allenfalls eine Nichtigkeitsbeschwerde zur Wahrung des Gesetzes erheben zu können.
    Es war jahrehindurch der Vorwurf der Politjustiz, der den heute 57-Jährigen begleitet hat.
    Wörtliche Zitate, der Einstellungsmüller, der Mann, der am Tatort keine Fingerabdrücke hinterlässt oder zum Beispiel von ÖVP-Abgeordneten Bergmann die Filiale der SPÖ.
    Bei Aktivitäten im Fall Androsch habe er stets gebremst, bei Ermittlungen gegen den niederösterreichischen Landeshauptmann Ludwig unmittelbar vor der letzten Landtagswahl habe er sich beeilt, so lauten beispielsweise konkrete Vorwürfe.
    In den wenigen Interviews, zu denen Müller sich bereit fand, erklärte er stets, ich habe korrekt gehandelt.
    Eine Ergänzung noch zur Person, jahrelang war Müller auch gewählter und wiedergewählter gewerkschaftlicher Vertreter der Staatsanwälte.
    Hören Sie nun Erich Aichinger im Gespräch mit Otto F. Müller.
    In den letzten zehn Jahren, Herr Dr. Müller, haben Sie kaum Interviews gegeben.
    Ich habe nachgesehen, es gibt nie ein Interview, in dem Sie sozusagen auch auf persönliche Fragen eingegangen wären.
    Warum sind Sie jetzt bereit?
    Ist es die neue Funktion?
    Es ist unter anderem auch die neue Funktion.
    der Umstand, dass man bei dieser oder in dieser neuen Funktion doch dem tagespolitischen Streit entrückt zu sein scheint.
    Sie haben sozusagen zugelassen, dass irgendwo geschrieben wird.
    Direkt nachweisen kann man ihm nie etwas, aber man hat den Eindruck, hier handelt jemand als Staatsanwaltsleiter, als Leiter der Oberstaatsanwaltschaft Wien, auch vielleicht parteipolitisch motiviert.
    Für mich hat immer die Sache gesprochen.
    Ich war Staatsanwalt und bin Staatsanwalt der Republik Österreich, habe meine Arbeit nie parteipolitisch gesehen, sondern meine Tätigkeit war immer von meinem Bemühen geprägt, für mehr Humanität, für mehr Gerechtigkeit, für mehr Richtsicherheit innerhalb der Strafheizpflege zu sorgen.
    Können Sie sich noch an frühere Fälle erinnern?
    Man erzählt, Sie hätten beispielsweise auch im Jahr der Studentenunruhen 1968 damals die Prädoyers bei dem berühmten, wie manche sagen, unappetitlichen Uni-Happening gehalten und hätten damals die Höchststrafen verlangt, weil also Leute wie Nietzsche, Bruce etc.
    schädlich für das System seien.
    Können Sie sich da noch erinnern?
    Das ist bereits
    Zeitgeschichte, das waren Verfahren, die, wie Sie richtig gesagt haben, damals beim Landesgericht für Strafsuche in Wien abgelaufen sind und ich glaube auch da ist ein Wandel im Bewusstsein eingetreten.
    In Ihrem Bewusstsein, heute würden Sie das anders sehen.
    Ich würde die Rechtslage nicht anders sehen können.
    Es gibt aber einen Interpretationsraum vor allem im Zusammenhang mit der Frage was denn unter Kunst zu verstehen ist.
    Würden Sie sich persönlich in Ihre Wohnung oder in Ihre Amtsräume Werke dieser damals angeklagten Künstler heute hängen?
    Also ich bin an sich ein sehr liberaler Mensch und das gilt auch für die Kunst und ich habe sehr viel für die Kunst übrig.
    bezeichne mich selber als musischer Mensch und habe mir auch einmal für meine Amtsräume ein Bild des Günter Bruss in einer der Galerien ausgesucht.
    Es ist mir leider damals nicht gelungen, es zu bekommen, weil es meiner Erinnerung nach für irgendeine österreichische Botschaft im Ausland gedacht war.
    Wie ging es dann bei Ihnen beruflich weiter?
    Sie sind ja dann zur Generalprokuratur gekommen, waren jüngster Generalanwalt Österreichs und sind heute an der Spitze der Generalprokuratur gelandet, nach 17 Jahren auswärts sozusagen.
    Ist man da sentimental?
    Ich bin also rund vor 17 Jahren zur Generalprokuratur gekommen und zwar über Einladung des damaligen Generalprokurators Paling.
    einer der ganz großen Strafjuristen unseres Landes und bin dann nach kurzer Zeit der Zuteilung zum Generalanwalt ernannt worden.
    Ich habe das wie so viele andere hier als die hohe Schule der Strafjurisprudenz gesehen und kennengelernt.
    Und wer einmal hier jetzt ganz einfach gesagt Blut geleckt hat,
    Wer also engagierter Strafjurist ist, den zieht es wohl immer wieder dann dorthin zurück.
    Wenn Sie heute da zurückblicken an Ihre Jahre in der Staatsanwaltschaft, als Leiter der Oberstaatsanwaltschaft, würden Sie auch da das eine oder andere vielleicht innerhalb
    des von Ihnen als unverrückbar erkannten Rechtsspielraumes anders entscheiden.
    Es gibt so viele große Chausen, die immer wieder in den Medien mit ihrem Namen verbunden werden, wo immer wieder behauptet wird, da ist eine kleine Korrektur passiert, Androsch, Broksch, Krebsverein, ich kann das jetzt aufzählen, Sie kennen das besser als ich.
    Würden Sie da vielleicht irgendetwas anders heute anders sehen, anders entscheiden?
    Die Kritik, die da
    mancherorts erhoben wurde, war keine sachliche, war eine, die aus, wie ich meine, rein parteipolitischen und tagespolitischen Gründen erhoben wurde.
    Diese Kritik hat einer sachlichen Überprüfung nie standgehalten.
    Alle meine Amtshandlungen sind kaum wie bei einem anderen
    Beamten oder gar Staatsanleute in der Republik Österreich transparent gewesen, überprüft worden durch die zuständigen Organienvorgesetzten.
    Und es hat sich in keinem Fall eine unsachliche oder gar unkorrekte Vorgangsweise meinerseits ergeben.
    trifft sie eigentlich ein solcher Vorwurf im Sinne von Kränkung.
    Es tut mir wirklich weh, wenn es heißt beispielsweise, in der Causa Androsch ist sechs Jahre lang nichts weitergegangen.
    Wenn es darum geht um den niederösterreichischen Landeshauptmann Ludwig, da geht's blitzartig, da werden sofort Vorerhebungen eingeleitet.
    Kränkt Sie so einen Vorwurf?
    Mich haben alle unsachlichen Vorwürfe, die manchmal ja sehr in sehr persönliche Gangen sind, immer betroffen gemacht.
    Das waren schwerwiegende Vorwürfe, die auch für mich, das gebe ich offen zu, große Standfestigkeit erfordert haben, die mir es aber deshalb wieder leichter gemacht haben, hier konsequent und standfest zu bleiben, weil ich zutiefst überzeugt war und nicht nur ich, sondern alle meine engsten Mitarbeiter und meine Vorgesetzten, dass meine Vorgangsweise absolut korrekt und einwandfrei war.
    Und ich möchte auch noch einmal eins dazu sagen, es wird ja da viel zu viel überbewertet.
    Die Stellung des damaligen Leiters oder Oberstaatsanwalts Müller ist ja so zu sehen, dass ich eingebettet war in das hierarchische System der Staatsanwaltschaft, die bis zum Bundesministerium für Justiz reicht.
    Einer allein, auch ich allein, kann ja gar nicht entscheidend in solchen Chaosen tätig werden.
    Und dazu kommt als Zweites, dass diese wenigen Fälle, die Sie hier angeführt haben, ja eine verschwindende Menge
    zu jenen vielen, vielen Tausenden von Straffällen darstellen, die etwa die Staatsanwaltschaft Wien pro Jahr zu bearbeiten hat.
    Und wiederum sind sie nur einseitig dargestellt, diese Fälle, in Bezug auf so viele andere ebenso allenfalls für die Medien interessanten Causen, die aber aus verständlichen
    für mich einsichtigen parteipolitischen Gründen eben nicht in der Öffentlichkeit gedrungen sind.
    Also das ist eigentlich eine Ungerechtigkeit des Schicksals sozusagen, dass beispielsweise der Leiter der Linzer Staatsanwaltschaft oder der Kranzer Staatsanwaltschaft nie in der Zeitung steht und der Dr. Müller schon.
    Da würde ich eins dazu ganz deutlich jetzt sagen wollen.
    Einer der Angriffsgründe gegen mich mag sicherlich darin liegen, dass ich, und das hiebte ich für eine ganz große Ehre und Auszeichnung für mich, dazu berufen worden war, als Leiter der Staatsanwaltschaft Wien das neue Strafrecht, das wir im Jahr 1975 bekommen haben, in die Praxis umzusetzen.
    Aber die anderen Behördenleiter haben sich doch sehr wohl auch bemüht, den Geist des neuen Strafgesetzes umzusetzen in die Praxis.
    Vielleicht nicht so deutlich, vielleicht nicht so präzise.
    Und vor allem, die Wiener Staatsanwaltschaft hat ja immer gewisse Schaufensterleitbildfunktionen gehabt.
    Das ist einfach so groß.
    Das ist die größte staatsanwaltschaftliche Behörde Österreichs.
    Hier fallen eben die heikelsten und für die Medien interessantesten und auch für die Öffentlichkeit interessantesten Chausen an.
    Ihr Vorgänger in Wien, der über Sie die Dienstbeschreibung auch verfassen musste, da wird immer kolportiert, der habe einmal bei Ihnen hineingeschrieben in die Dienstbeschreibung, mangelnde Entscheidungsfreude.
    Erstens stimmt das und zweitens, wenn ja, hat sich das nicht eigentlich geärgert.
    Jetzt bin ich wirklich überfragt, ob das in meinem Akt steht.
    Da bin ich überfragt.
    Wenn es denen steht, würde es mich insoweit ehren, als ich immer versucht habe, bei all meiner schnellen Arbeitsweise dennoch im Einzelfall behutsam und wohlüberlegt vorzugehen.
    Also wer sich gerade der Entscheidungsgewalt und der Entscheidungsmacht eines Staatsanwalts bewusst ist.
    Und das muss sich ein Behördenleiter, ein verantwortungsvoller, der muss hier mit doppelter Vorsicht vorgehen, denn wir spielen wirklich Schicksal.
    Uns sind Menschenschicksale anvertraut, die im Einzelfall, wo es um Eingriffe in Menschenrechte geht, in Grundrechte, wie die Verhängung der Haft, die Durchfälle einer Hausdurchsuchung,
    wo man es sich wirklich zwei- und dreimal überlegen sollte, um zu einer solchen Maßnahme zu greifen.
    Daher, wenn es so gemeint gewesen sein sollte und so gesagt worden wäre, würde es mich nur doppelt ehren und freuen.
    Freut sie Lob, ärgert sie Tadel?
    Unter welchen Voraussetzungen?
    Zunächst einmal ist das Gespräch über meine Vergangenheit geführt, wie ich sehe, und nicht über mein nahes Amt als Generalprokurator, wozu es ja mir am Herzen liege, wenigstens sehr kurz zu sagen, dass es hier eines der ehrenvollsten und
    sehr verantwortungsvollen Aufgaben der österreichischen Strafjustiz ist und der Generalprokurator die Staatsanwaltschaftliche Behörde beim obersten Gerichtshof darstellt, entrückt allem tagespolitischen und täglichen Streit innerhalb von Strafsachen, von Straffällen.
    und nur dazu da ist, völlig unbefangen, wie es auch im Gesetz so schön heißt, dem Recht zum Durchbruch zu verhelfen.
    fingieren wir einmal, der nächste Justizminister hieße Dr. Michael Graf, Ihnen seit vielen Jahren auch als Einschreiter in Sachen Causa Androsch bekannt.
    Wäre das ein ganz normales Verhältnis, eben weil beide Kontrahenten von anno dazumal eben in neuen Funktionen sind, wo man ganz korrekt miteinander verkehrt, oder wie wird sich das abspielen?
    Ja, ich habe mich bisher immer korrekt verhalten.
    Ich habe mit allen meinen bisherigen Vorgesetzten, insbesondere soweit sie auch den Justizminister betroffen haben, korrekt und so verhalten, wie es mein Amt erfordert.
    Ich würde doch sagen, Sie waren mit mehr Eifer oder mit mehr Enthusiasmus bei Justizminister Broda dabei als beispielsweise bei Justizminister Ofner oder vielleicht in Zukunft bei Justizminister Graf.
    Ich würde sagen, dass ich meine Aufgabe in allen Fällen, in allen diesen Zeiten, mit gleichem Entourage-Suasmus betrieben habe.
    Ich sehe da für meine Person keinen Unterschied.
    Sie sind mit dem Namen Otto F. Müller in der Öffentlichkeit bekannt.
    Ist Ihnen das passiert?
    Haben Sie selber das F eingefügt oder wie kam es dazu?
    Nein, nein, das ist ein ganz einfacher Vorgang.
    Mein Taufvater hat, mein Onkel hat Franz geheißen und das war das Unterscheidungsmerkmal, das dazu gekommen ist.
    So hat man mich unterschieden, auch in der Schule schon und es gibt ja mehrere Ottomänner.
    Ist es eigentlich richtig, dass Sie einmal Klavier im Konservatorium studiert haben?
    Am Horrorkonservatorium ist richtig.
    Üben Sie noch etwas aus?
    Derzeit habe ich leider sehr wenig Zeit dazu.
    Würden aber gerne.
    Ich würde gerne, wenn wieder Zeit wäre, würde ich es gerne tun.
    Haben Sie irgendwelche Sportarten, die Sie noch betreiben?
    Ich bin ein alter Bergwanderer.
    Das machen Sie allein oder mit Freunden?
    Teils allein, teils durch Gruppen.
    Das hängt immer davon ab, wie die anderen bereit sind, zum Beispiel auf ein Dreitausender zu steigen.
    Haben Sie eigentlich in diesem Berufsleben viel Zeit gehabt, Freundschaften zu pflegen?
    Ich glaube, dass ich gute Freunde habe.
    Ich bemühe mich immer, für andere Menschen da zu sein.
    Das ist wirklich einer meiner Grundeinstellungen.
    Und ich glaube, dass ich auch gute Freunde gefunden habe.
    Schauen Sie, einer allein im Leben, auch in unserer Arbeit hier, kann ja gar nichts weiterbringen.
    Der ist ja völlig isoliert.
    Er braucht ja ein Umfeld von Freunden, von guten Mitarbeitern, von Menschen, auf die man sich verlassen kann und zu denen man Vertrauen haben kann.
    Da bin ich ja nicht anders als viele andere Menschen.
    Ich komme nochmal kurz zurück auf die Berge.
    Ich kenne Sie eben nur aus der Stadt.
    Sie sind stets wirklich penibel korrekt gekleidet.
    Sind Sie auch so korrekt gekleidet bei einer Bergwanderung?
    Na sicher nicht, da bin ich ja adäquat gekleidet.
    Da bin ich so gekleidet, leger.
    Das ist aber ein notwendiges Übel unter Anführungszeichen, dass man hier, wie Sie meinen, da sehr penibel gekleidet ist.
    Ich lege sonst da keinen besonderen Wert darauf.
    Wie sind Sie in die Partei gekommen?
    War das mehr Zufall zum BSA, weil man irgendwann einmal dazugeht, weil die Freunde dabei sind?
    Ich habe das auch schon einmal gesagt, als ich da gefragt wurde.
    Mich haben die Grundideen der Sozialistischen Partei als junger Mensch tief beeindruckt, vor allem was ich ja jetzt in meiner täglichen Arbeit umsetzen kann.
    Das ist also Humanität, das ist liberale Auffassung, das ist Solidarität.
    Das sind also Grundeinstellungen, die mich beeindruckt haben und die haben mich auch dazu bewogen, Mitglied der SPÖ zu werden.
    Das ist jetzt auch schon 30 Jahre her oder ewig?
    Ich könnte es auf den Tag genau nicht sagen.
    Vielleicht abschließend eines von Ihnen.
    Weiß man die Vorliebe und man sieht es auch hier bei diesem Gespräch für Biedermeier Möbel.
    Interessiert Sie die Epoche oder sind die Möbel einfach schön?
    Mir scheint es in der Farbe, das Mobiliar in der Farbe freundlicher zu sein.
    Es sind klarere Linien.
    Ich vertrete überhaupt eher die Tendenz zu einer klaren, auch klaren Sprachregelung, klaren Auffassungen.
    Ich spiele nicht mit gezinkten Karten, ich führe ein offenes Visier.
    möchte berechenbar sein, möchte überschaubar sein, auch meine Tätigkeit soll es so sein, es soll jeder wissen, mit wem habe ich es zu tun, das habe ich immer versucht, ich glaube, dass dieser Eindruck
    wirklich überall so weit angekommen ist.
    Es sind eine wunderbare Maserung dieser Möbel, wenn Sie sich anschauen.
    Und das alles scheint etwas, wie es heute biedermeierisch war, etwas verspielt, vielleicht auch etwas nostalgisch zu sein.
    Jedenfalls etwas, das ich ja heute im Original ja nicht mehr bekommen kann oder sehr schwer nur bekommen kann.
    Dann danke ich für dieses Gespräch.
    Im Journal zu Gast war Otto Franz Müller, der Generalprokurator der Republik Österreich.
    Mit ihm sprach Erich Aichinger.
    Jetzt eine Minute vor dreiviertel eins, wieder ins Ausland.
    AIDS, dieses Kürzel, steht für erworbenes Immunschwäche-Syndrom und stellt nach Meinung der Weltgesundheitsorganisation WHO das schwerwiegendste Gesundheitsproblem der Menschheit in diesem Jahrhundert dar.
    AIDS wird hervorgerufen durch ein Virus, das in der Lage ist, sich in das körpereigene Abwehrsystem einzuschleichen und es lahmzulegen.
    Dadurch gelangen Krankheitserreger in den Körper, die beim gesunden Menschen sofort von der Immunabwehr erkannt, lokalisiert und bekämpft würden.
    Beim AIDS-Infizierten können, müssen aber nicht zwingend solche Krankheitserreger zu einem Ausbruch einer Krankheit führen.
    Jüngste wissenschaftliche Veröffentlichungen zeigen, dass es offenbar einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der im Blut befindlichen AIDS-Viren und der Wahrscheinlichkeit des Ausbruchs einer lebensbedrohenden Krankheit gibt.
    In mehreren Ländern hat man in dieser Woche zu einschneidenden Schutzmaßnahmen gegen die Verbreitung von Aids gegriffen.
    Kein Wunder, denn neue Prognosen der Weltgesundheitsorganisation sprechen von weltweit bis zu drei Millionen Aids-Kranken in fünf Jahren.
    Michael Kerbler informiert über die jüngsten Bemühungen, die Ausbreitung der Aids-Infektion einzudämmen.
    Wir alle haben Aids völlig unterschätzt.
    Das sagt kein Geringerer als der Chef der Weltgesundheitsorganisation Halftan Mahler.
    Und tatsächlich, die Zahlen, die Anfang der 80er Jahre über Aids-Erkrankte weltweit vorlagen, gaben keinerlei Anlass für ernste Beunruhigung.
    Mittlerweile haben rund 80 Staaten Aids-Erkrankungen gemeldet.
    Mehr als 36.000 Menschen gibt es, die an der tückischen Immunschwäche-Krankheit leiden.
    Drei Viertel der gemeldeten Fälle wurden in den USA registriert.
    Aber diese gemeldeten Erkrankungen sind nur die Spitze eines Eisberges.
    Den rund 29.000 AIDS-Kranken in Amerika etwa stehen mindestens ein bis eineinhalb Millionen AIDS-infizierte Personen gegenüber, die von ihrem Schicksal nichts wissen.
    Nicht wissen bedeutet aber, den jeweiligen Sexualpartner dem Risiko der Infektion auszusetzen.
    Denn eines ist trotz der vielen Rätsel, die das Aids-Virus den Forschern aufgibt, bekannt.
    Die Übertragungswege.
    Nur durch ungeschützten Sexualkontakt mit einer infizierten Person, durch verseuchte Blutkonserven oder gemeinsames Benutzen von Injektionsnadeln, Stichwort Drogenabhängige, ist eine Ansteckung möglich.
    Eines ist mittlerweile klar geworden.
    AIDS unterscheidet nicht zwischen Mann oder Frau, zwischen Hetero- oder Homosexuellen, auch nicht zwischen Weiß und Schwarz.
    Was angesichts der AIDS-Erkrankungen Erschrecken macht, ist die Geschwindigkeit, mit der sich die Infektion ausbreitet, die Geschwindigkeit, mit der die Krankheitsfälle zunehmen.
    In der westamerikanischen Stadt San Francisco etwa sind im Vorjahr um 58 Prozent mehr Edstote zu verzeichnen gewesen als 1985.
    In Großbritannien wusste man 1982 von drei Edsterkrankungen.
    Nun hält die Gesundheitsbehörde bei 610 Fällen, wobei die Hälfte der Erkrankten inzwischen verstorben ist.
    Österreich hat der WHO, der Weltgesundheitsorganisation, bisher 54 Aids-Erkrankungen melden müssen.
    Dem Virus, das das Immunsystem des Menschen empfindlich schwächt, sind in Österreich bisher 32 Erkrankte erlegen.
    Was angesichts der Aids-Erkrankungen neben der hohen Ausbreitungsgeschwindigkeit erschrecken lässt, ist der Umstand, dass es bisher noch nicht gelungen ist, ein Heilmittel zu entwickeln, geschweige denn eine Schutzimpfung.
    Solange solche Wirkstoffe der Medizin fehlen, ist Vorsorge der beste Schutz, ist eine breite Aufklärung in einer unmissverständlichen Sprache ein Muss.
    In Großbritannien ist eine Informationskampagne angelaufen, die AIDS als das größte Problem für die Volksgesundheit dieses Jahrhunderts bezeichnet.
    Zitat, solange Sie sich Ihres Partners nicht sicher sind, verwenden Sie ein Kondom.
    Ein Präservativ verringert das Infektionsrisiko.
    So heißt es in einem an alle britischen Haushalte verteilten Flugblatt.
    Nicht nur jeder Einzelne ist aufgefordert, die Ansteckungsgefahr auf ein Minimum zu verringern.
    Auch Staaten, genauer Gesundheitsbehörden in Ost und West sehen sich zu rigorosen Maßnahmen veranlasst.
    Jugoslawien hat in dieser Woche verfügt, dass alle Blutspender einem Aids-Antikörpertest unterzogen werden müssen.
    Die Regierung in Belgrad kommt damit einer Empfehlung der WHO nach, die verhindern will, dass über Bluttransfusionen das lebensbedrohende Virus weiterverbreitet wird.
    Auch Polen hat sich in dieser Woche dafür entschieden, solche Blutspender-Tests durchzuführen, nachdem sich mehrfach herausgestellt hat, dass Blutspender Aids infiziert waren.
    Indien wiederum hat angeordnet, dass alle ausländischen Studenten auf Aids-Antikörper untersucht und Infizierte in ihre Heimat zurückgeschickt werden.
    Es sind vor allem Studenten aus afrikanischen Ländern wie Kenia, Äthiopien und Tansania, die als AIDS-Träger identifiziert wurden.
    In manchen Regionen Ost- und Zentralafrikas sind sexuell aktive Frauen und Männer im Alter von 30 bis 35 Jahren in erheblichem Ausmaß betroffen.
    Also jene Gruppe der jungen Generation Afrikas, an die die neuen Staaten des Kontinents ihre Zukunftshoffnungen knüpfen.
    Während in Europa und den USA großflächige Aufklärungskampagnen via Medien möglich sind, fehlen in den afrikanischen Ländern meist die dafür notwendigen Einrichtungen.
    Und auch die Versorgung der Bevölkerung mit den bei uns jetzt propagierten Präservativen ist kaum möglich, weil so gut wie nicht finanzierbar.
    Am Geldmangel liegt es auch, dass die AIDS-Erkennungsuntersuchungen, die circa 30 Schilling kosten, am schwarzen Kontinent nicht durchgeführt werden.
    Sie sind schlicht zu teuer.
    Eine derartige Untersuchung von Blutkonserven oder Blutspendern können wir unmöglich selbst bezahlen, sagt der Gesundheitsbeamte Cech Jagve aus Uganda.
    Es würde unser gesamtes Gesundheitsbudget überfordern.
    Alle Hoffnung, nicht nur in den afrikanischen Ländern, konzentriert sich darauf, dass in den Forschungslabors der pharmazeutischen Konzerne ein wirkungsvoller Impfstoff gegen Aids gefunden wird.
    Aber bis zu dem Zeitpunkt des Serum-Einsatzes werden noch mindestens fünf bis gar zehn Jahre vergehen.
    Selbstschutz und Aufklärung lautet bis dahin die im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtige Losung.
    Ein Bericht von Michael Kerbler.
    Wenn heute um 17 Uhr in FS2 in der lieben Familie Geburtstag gefeiert wird, dann handelt es sich um einen echten Anlass.
    Hilde Kral, Kammerschauspielerin des Burgtheaters, wird 70.
    1917, im damals noch österreichischen Kroatien geboren, wuchs sie in Wien auf und wurde nach der Schauspielausbildung gleich an die Josefstadt engagiert, wo sie bis 1966 immer wieder gastierte.
    Auch für den Film wurde sie entdeckt und mit 23 Jahren bereits mit dem Streifen der Postmeister berühmt.
    Nach dem Krieg gehörte sie zehn Jahre den Hamburger Kammerspielen unter Ida Ehre an und 1960 holte sie Ernst Heussermann ans Burgtheater, wo sie zuletzt in der vorigen Saison die Mutter in Tennessee Williams Glasmenagerie spielte.
    Ihre nächste Aufgabe wird die liebenswert versponnene Maud in Harold and Maud im Berliner Renaissance-Theater bei Gerhard Klingenberg sein.
    Seit 42 Jahren ist sie mit dem Regisseur Wolfgang Liebeniner verheiratet, mit dem sie in Wien lebt.
    Eva-Maria Klinger führte mit Hilde Kral das folgende Gespräch.
    Frau Kral, Sie werden heute in der lieben Familie im Fernsehen gefeiert, zu Ihrem 70.
    Geburtstag.
    Im Burgtheater aber, an dem Sie über 25 Jahre arbeiten, gibt es weder eine neue Rolle, noch eine Vorstellung Ihnen zu ehren.
    Nein, da macht man so gar nichts, dass ich manchmal das Gefühl habe, ich bin ein Loch in der Natur.
    Also Herr Peimann hat mich weder einmal grüßen lassen, noch mir eine Zeile geschrieben, noch
    mich zu einer Aussprache gebeten, noch irgendetwas, wie wenn ich nicht existent wäre, bis zum heutigen Moment.
    Und heute habe ich eine Einladung bekommen von der Direktion aus, da sind ja viele Herren,
    unter anderem auch Herr Blasche.
    Und heute bekomme ich einen Brief von ihm, dass er mich sehr herzlich zum 80.
    Geburtstag von Paula Wessely einlädt, aber nicht richtig einlädt, sondern nur, dass ich dann nachher also mit den anderen Kollegen auch auf der Bühne bin.
    Also werde ich der Paula einen privaten kleinen Brief schreiben und werde natürlich das Theater nicht betreten, weil ich finde, das ist fast eine Beleidigung.
    Könnten Sie den Jüngeren einen Rat geben, wie man 70 wird?
    und Frohnmute sein kann, denn viele nehmen ja nicht nur an Erfahrung zu, sondern auch an Bitterkeit.
    Naja, also bitter darf man nicht werden, bitter darf man bei keinem Erlebnis werden, weil sonst geht es nicht richtig weiter.
    Man muss sich halt bescheiden, wenn man so alt wird.
    Und dass man sich jetzt über die vielen Falten freut, müsste ich lügen.
    Schön wäre es schon, wenn das weg bliebe.
    Aber es ist die Natur.
    die das verlangt.
    Frau Kahl, Sie wurden gleich nach der Schauspielausbildung schon als 18-Jährige engagiert.
    Sie haben in der Literatur am Naschmarkt in einem antifaschistischen Programm mitgewirkt zunächst und haben aber dann eine ganz steile Filmkarriere gemacht.
    Sie waren ein Star.
    Ich war nicht das, was man heute einen Filmstar nennt.
    Ich habe weder so gelebt, noch war ich es eigentlich.
    Man hat mich gekannt und ich hatte viele Titelbilder und ich hatte eine gute Gage, aber mir war immer das Theater wahnsinnig wichtig und der Hilbert hat schon darauf geschaut, dass nicht eine typische Filmschauspielerin aus mir wird.
    Einer dieser vielen Filme hat auf jeden Fall Filmgeschichte gemacht, der Postmeister mit Heinrich Georgi.
    1940 ist der entstanden.
    Nun haben Sie in der Nazizeit viele Filme gedreht.
    Sind Sie nie in Konflikt mit dem Regime gekommen oder andererseits mit Ihrem Gewissen?
    Nie.
    Nie.
    Ich meine, mit dem Gewissen bin ich nachher in Konflikt gekommen, dass ich, ich habe mir große Vorwürfe gemacht, dass ich nicht rechtzeitig das Land verlassen habe.
    Ich hätte es vielleicht gekonnt.
    Ob ich dort dann in Amerika oder in London hätte spielen können, ist eine andere Sache.
    Ich bin nicht sehr sprachbegabt.
    Aber ich bin nie in die Verlegenheit gekommen, auch nur Nein sagen zu müssen.
    Es wurden an mich nie diese Filme herangetragen.
    Ich war gar kein Typ für diese Leute eigentlich.
    Ich meine, man konnte überleben, wenn man nicht im unrichtigen Moment den Mund aufgemacht hat.
    Wenn jetzt hier jemand sitzen würde und sagen würde, naja, aber da waren Sie keine große Heldin, da muss ich dann leider sagen, nein, ich war keine große Heldin.
    Sie sind Österreicherin mit zusätzlicher deutscher Staatsbürgerschaft.
    Fühlen Sie sich als Wienerin, als Österreicherin oder als Deutsche?
    Oh Gott, ich fühle mich ja schon als Wienerin, weil ich ja eine Wienerin bin, das ist ja nicht zu leugnen.
    Aber
    Ich habe viele andere Gegenden, wo ich mich auch zu Hause fühle.
    Ich sage immer, meine zweite Heimat liegt also wirklich ganz weit weg und das war Hamburg.
    Da habe ich meine glücklichsten Jahre erlebt, verlebt, gearbeitet und das war schon sehr prägend für mich.
    Aber letzten Endes bin ich natürlich eine Wienerin."
    Nach diesem Gespräch mit Hilde Kral nun nochmals Kurzmeldungen.
    Frankreich.
    Während sich die Lage bei den Eisenbahnen weiter normalisiert, verhärtet sich die Situation bei der Untergrundbahn in Paris.
    Der Fernverkehr von und nach Paris ist fast in vollem Umfang wieder aufgenommen worden.
    Schwierigkeiten gibt es nur noch in Südwest- und Südfrankreich.
    Bei der Pariser Metro beschlossen die Streikenden heute Nacht, die Arbeit vorerst bis Anfang nächster Woche ruhen zu lassen, um neue Lohnverhandlungen zu erzwingen.
    Zunehmend Unmut in der Bevölkerung lösen neue Stromabschaltungen durch Streikaktionen im staatlichen Elektrizitätskonzern aus.
    Demonstrierende Unternehmer und Händler zogen durch die Straßen.
    Bäcker warfen mit Kugeln aus Teig, der wegen Stromausfalls nicht gebacken werden konnte, Fensterscheiben von Gebäuden der Elektrizitätsgesellschaft ein.
    USA Das Weiße Haus hat jetzt vertrauliche Dokumente zur Iran-Waffenaffäre veröffentlicht.
    Aus den Dokumenten lässt sich schließen, dass Präsident Reagan vor einem Jahr die Waffenverkäufe an den Iran gebilligt hat.
    Es gibt allerdings keine Hinweise, dass er von der Verwendung der Gewinne aus dem Waffengeschäft für die antisandinistischen Rebellen in Nicaragua gewusst hat.
    Iran, Irak.
    Nach Beginn der jüngsten Offensive des Irans im sogenannten Golfkrieg, kommt es an der Südfront zu heftigen Infanteriegefechten.
    Einer der Brennpunkte ist die irakische Stadt Basra.
    In diesem Gebiet konnten die iranischen Truppen, nach Schätzungen von westlichen Beobachtern, etwa sieben bis acht Kilometer tief auf irakisches Territorium vordringen.
    Die irakische Luftwaffe bekämpft massiv den iranischen Nachschub.
    Verlässliche Berichte über die genaue militärische Lage liegen aber nicht vor.
    Österreich.
    Die Koalitionsverhandlungen zwischen SPÖ und ÖVP sind gestern Abend unterbrochen worden.
    Die nächste, die zehnte Gesprächsrunde, findet am Montag ab 14 Uhr statt.
    Gestern wurde von beiden Seiten betont, die Verlängerung der Verhandlungen dürfe nicht als Indiz für unüberbrückbare Hindernisse aufgefasst werden.
    Es gelte vielmehr der Grundsatz, dass Genauigkeit vor Schnelligkeit gehe.
    Generalprokurator Otto F. Müller hat in der Radioreihe im Journal zu Gast den Vorwurf der Politjustiz zurückgewiesen.
    Müller, der seit Jahresbeginn Generalprokurator ist, war in seiner vorherigen Tätigkeit als Staatsanwalt und Oberstaatsanwalt mehrfach dem Vorwurf, mit parteipolitischer Motivation vorzugehen, ausgesetzt gewesen.
    Müller entgegnete, er hätte in Fällen wie Androsch oder Ludwig allein gar nicht entscheidend tätig werden können.
    Er habe seine Arbeit als Staatsanwalt auch nie parteipolitisch aufgefasst.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Bedeckt und gebietsweise sich intensivierender Schneefall.
    Nachmittagstemperaturen minus sieben bis minus ein Grad.
    Und damit sind wir am Ende von 60 Minuten Information.
    Fürs Team verabschiedet sich Herbert Dobrowolny.
    Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1987.01.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1987.01.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Analyse Koalitionsverhandlungen
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung]
    Datum: 1987.01.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau / Koalitionsverhandlungen
    Mitwirkende: Steinhuber, Manfred [Gestaltung]
    Datum: 1987.01.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neue Entwicklung im Golfkrieg
    Mitwirkende: Löw, Raimund [Gestaltung]
    Datum: 1987.01.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neue Enthüllungen Irangate
    Mitwirkende: Sterbenz, Edgar [Gestaltung]
    Datum: 1987.01.10 [Sendedatum]
    Ort: Washington D.C. [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Otto F. Müller
    Interview: Generalprokurator Müller
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Müller, Otto F. [Interviewte/r]
    Datum: 1987.01.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neue Schutzmaßnahmen gegen Verbreitung von AIDS
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1987.01.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Hilde Krahl 70
    Einblendung: Schauspielerin Krahl
    Mitwirkende: Klinger, Eva Maria [Gestaltung] , Krahl, Hilde [Interviewte/r]
    Datum: 1987.01.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1987.01.10
    Spieldauer 01:00:11
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Glück, Luis [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1987.01.10 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-870110_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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