Mittagsjournal 1983.01.04

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Grüß Gott, sage ich Ihnen beim Mittagschanal des aktuellen Dienstes.
    Redakteurin im Studio ist Ilse Oberhofer.
    In Zeiten wie diesen, wo uns die Wirtschaftskrise ja immer näher an den Leib rückt, wird manchen auch ganz biblisch ums Herz.
    Die große deutsche Wochenzeitung Die Zeit etwa bemüht in ihrem Leitartikel zum neuen Jahr das Alte Testament mit der Geschichte vom Pharao und den sieben Fetten und den sieben mageren Jahren.
    Und zitiert wird auch der alttestamentarische Prediger Salomon, der schon vor zweieinhalbtausend Jahren wusste, dass Reichtum immer nur die Ausnahme, Wohlstand nie die Regel ist.
    Um die aktuelle Wirtschaftssituation geht es schwergewichtig auch heute in diesem Mittagsschanal.
    Aus Bonn werden wir über die neueste Arbeitslosenstatistik informiert.
    Mehr als 2,2 Millionen Bundesbürger waren im Dezember ohne Arbeit, ohne Beschäftigung.
    Das Wirtschaftsforschungsinstitut in Wien präsentiert eine Studie über Entwicklungstendenzen der österreichischen Industrie.
    Da ist zum Beispiel von irrationaler Skepsis die Rede, die Strukturanpassung erschwert.
    Und aktuelle Wirtschaftsprobleme bzw.
    all das, was an konkreten Belastungen in diesem neuen Jahr ja ganz sicher auf uns zukommt, das steht auch im Mittelpunkt eines Gesprächs, das wir heute im Mittagsschanal mit dem ÖVP-Parteiobmann Alois Mock führen.
    Er nimmt zu all dem Stellung, was Bundeskanzler Kreistky ja gestern im Mittagsschanal angedeutet hat.
    Und Mock kommt dabei schließlich zum Schluss.
    Ich glaube, es wird auch am 24.
    April oder wann immer die Wahlen sind, Österreich entscheiden, ob sein Wort wieder Gewicht hat oder ob er sich weiterhin als Untertan behandeln lässt, den man eigentlich dauernd politisch an der Nase herumführt oder wenn man die Dinge beim Namen nennt auch politisch bedrückt, indem man ihm sagt,
    Wenn wir werden das Konferenzzentrum nicht bauen, verbindlich erklären wir das.
    Acht Wochen später erklärt man, dass man es trotzdem baut, indem man eine Volksabstimmung zur Kenntnis nimmt, dass Zwentorf nicht aufgesperrt wird und dann man dann einige Monate später wieder sagt, man muss es doch aufsperren.
    Wichtige Auslandsthemen im Mittagsschanal, das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der Warschauer Paktstaaten in Prag.
    Man erwartet davon eine neue östliche Friedensoffensive, neue Angebote an den Westen, der bis jetzt ja eher skeptisch reagiert hat über die Signale aus Moskau.
    Ein weiterer Beitrag kommt aus Madrid.
    Spaniens Regierung hat eine schärfere Gangart gegen den Terror im Land angekündigt.
    Die Kulturredaktion schließlich berichtet über die jetzt erschienene Autobiografie des fast jetzt schon legendären britischen Schauspielers Lorenz Olivia.
    Zunächst aber stehen die Nachrichten auf dem Programm.
    Adolf Poindl ist für sie als Chef vom Dienst verantwortlich und Sprecherin im Mittagsschanal ist Eva Wächter.
    Tschechoslowakei.
    Die Führer der sieben Mitgliedstaaten des Warschauer Paktes haben am Vormittag ihre Gipfelberatungen in Prag aufgenommen.
    Unter Vorsitz des sowjetischen Parteichefs Andropow nehmen die ranghöchsten Mitglieder der Staats- und Parteiführungen an dem Treffen teil.
    Ziele der Beratungen sind nach Angaben der tschechoslowakischen Nachrichtenagentur GTK neue Friedensinitiativen und gemeinsame Verteidigungsbemühungen der Warschauer Paktstaaten.
    Im Westen wird damit gerechnet, dass die Teilnehmer des Gipfeltreffens die jüngsten Abrüstungsvorschläge des sowjetischen Parteichefs Andropow als Beschluss des gesamten Bündnisses bestätigen werden.
    Auch die Lage in Polen und die Wirtschaftssituation der osteuropäischen Länder dürften in Prag zur Sprache kommen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die Zahl der Arbeitslosen hat in der Bundesrepublik Deutschland im Dezember mit 2.223.000 einen neuen Höchststand erreicht.
    Die Zunahme gegenüber November betrug 185.000.
    Die Arbeitslosenquote lag zum Jahreswechsel bei 9,1% gegenüber 7,3% am Ende des vergangenen Jahres.
    Außerdem gab es im Dezember in der Bundesrepublik Deutschland 1.114.000 Kurzarbeiter.
    Die Zahl der offenen Stellen wird mit 61.000 angegeben.
    Österreich Das Institut für Wirtschaftsforschung hat heute eine Studie zum Thema Perspektiven der österreichischen Industrie vorgelegt.
    Ich weiß nicht, ob wir auf Sendung sind.
    Irgendwas dürfte hier nicht klappen.
    Unsere Nachrichtensprecherin ist nicht mehr zu hören.
    Ich weiß nicht, ist das Mikrofon kaputt?
    Haben wir sonst irgendwo ein Problem bei unserem Tisch?
    Probieren wir es vielleicht noch einmal.
    Vielleicht kann sie jetzt weiterlesen.
    Nein.
    Dann würde ich bitten, dass Eva Wächter vielleicht zu mir ins Studio kommt und hier die Nachrichten liest.
    Die Regie muss ja das erst sagen.
    Schade, dass Sie, meine Damen und Herren, das daheim nicht mitbekommen.
    Das ist die reinste Pantomime.
    Wir alle deuten, sind aufgeregt.
    Es gibt ein Hin- und Herlaufen.
    Eva Wächter kommt herein.
    Ja, die Tür geht ein bisschen streng auf.
    Wenn Sie da bitte Platz nehmen.
    Das Mikrofon müsste eingeschaltet sein.
    Und wenn Sie mit den Nachrichten fortsetzen.
    Österreich.
    Das Institut für Wirtschaftsforschung hat heute eine Studie zum Thema Perspektiven der österreichischen Industrie vorgelegt.
    Darin heißt es, die notwendige Strukturanpassung werde nicht nur durch die verschlechterte Ertragslage behindert, sondern auch durch eine irrationale Skepsis gegenüber der Industrie.
    Für die 80er Jahre rechnen die Experten nicht mit einer Änderung der weltwirtschaftlichen Situation und daher auch nicht mit einer ähnlich hohen industriellen Dynamik wie in den vergangenen 25 Jahren.
    In der Studie wird unter anderem darauf hingewiesen, dass die Kleinheit des Binnenmarktes und die ungenügende internationale Orientierung Österreichs zu einer verletzlichen Marktposition bei zahlreichen Produkten geführt hätte.
    Der freiheitliche Abgeordnete Bauer hat den Umstand, dass Bundeskanzler Kreisky und Finanzminister Salcher neue Steuern und Abgaben für das Jahr 1983 von Mallorca aus ankündigen, als Missachtung des Parlaments bezeichnet.
    Im FPÖ-Pressedienst meint Bauer heute, weder Kreisky noch Salcher hätten bei den wochenlangen Budgetberatungen im Parlament ein Wort darüber verloren, ob und welche Steuererhöhungen auf die österreichische Bevölkerung zukommen würden.
    Staatssekretär Latsina hat heute auf die Wichtigkeit eines konstruktiven Nord-Süd-Dialogs hingewiesen.
    In der sozialistischen Korrespondenz erklärt Latsina, angesichts der weltwirtschaftlichen Krisenerscheinungen hätten besonders die ärmeren Entwicklungsländer Rückschläge hinnehmen müssen.
    In zahlreichen Staaten der Dritten Welt verschlechtere sich die Lebensmittelversorgung.
    Die Rohstoffpreise, von denen die Exporteinnahmen dieser Länder abhängen, seien gefallen.
    Die Entwicklungshilfe Österreichs erreichte nach den Worten Lazinas im vergangenen Jahr einen Anteil am Bruttonationalprodukt von 0,48 Prozent und liegt damit zum ersten Mal über den Durchschnitt der westlichen Länder.
    Ärztekammerpräsident Piatti hat in einem Interview für die Grazer Kleine Zeitung mitgeteilt, gegen alle Ärzte, die im Zusammenhang mit dem steirischen Rezeptskandal aufscheinen, sei eine disziplinare Untersuchung eingeleitet worden.
    Berichte über Erhebungen gegen 90 Ärzte seien falsch, meinte Piatti, tatsächlich seien 14 Ärzte gekündigt, gegen weitere 4 bis 5 werde ermittelt.
    Der Ärztekammerpräsident vertrat die Ansicht, man müsse unterscheiden zwischen strafrechtlichen Tatbeständen, zum Vorteil des Arztes und seiner Angehörigen, und Tatbeständen, die letztlich dem Patienten zugute gekommen seien.
    So habe eine Gruppe fingierte Rezepte ausgestellt und dafür Kosmetika und andere Waren bezogen.
    Die zweite Gruppe habe an Patienten Ärztemuster ausgegeben und dann Rezepte geschrieben, um das Medikament wieder zu erhalten.
    Das sei zwar nicht korrekt, dieser Tatbestand sei jedoch mit anderen fingierten Rezepten nicht zu vergleichen, meinte Piatti.
    Zehn Wochen nach den Gemeinderatswahlen im Burgenland ist die Konstituierung der Gemeinderäte in den 138 Gemeinden nun abgeschlossen.
    Die SPÖ stellt in 74 Gemeinden den Bürgermeister, die ÖVP in 62.
    Zwei Gemeinden werden von Bürgermeistern geleitet, die auf einer ÖVP-nahen Namensliste kandidiert haben.
    Bei den Gemeinderatswahlen am 24.
    Oktober vergangenen Jahres konnten die Sozialisten Gewinne verbuchen.
    Die Volkspartei musste leichte Verluste hinnehmen.
    Italien Das Gesundheitswesen ist bis zum kommenden Freitag durch einen Streik der Ärzte und des Krankenhauspersonals gelähmt.
    Das italienische Krankenhauspersonal will damit die seit einem Jahr fälligen neuen Kollektivverträge durchsetzen.
    Die jüngsten Vorschläge des Gesundheitsministeriums in Rom werden als ungenügend abgelehnt.
    Die Gewerkschaften haben für heute zu einem massiven Proteststreik auf nationaler Ebene aufgerufen.
    Die mit den Krankenhäusern in Italien zusammenarbeitenden Laboratorien, Kantinen und Tankstellen haben ihrerseits gedroht, sie würden ihre Leistungen einstellen, falls seit Monaten offene Rechnungen nicht beglichen werden.
    In der nordlibanesischen Hafenstadt Tripoli kam es in den vergangenen 24 Stunden zu den bisher heftigsten Kämpfen zwischen verfeindeten muslimischen Milizen seit Ausbruch der Feindseligkeiten.
    Auf beiden Seiten wurden Artillerie, Granatwerfer und Raketenwerfer eingesetzt.
    Die Gefechte forderten nach Angaben der Polizei mindestens 30 Menschenleben.
    Eine syrische Militärdelegation, die zwischen den Milizen vermitteln soll, konnte Tripoli nicht mit dem Hubschrauber erreichen, weil über dem Nordlibanon heftige Stürme toben.
    In Kalde, südlich der Hauptstadt Beirut, ist gestern auch die dritte Runde der israelisch-libanesischen Verhandlungen ohne Ergebnis zu Ende gegangen.
    Argentinien
    Nach Ansicht führender Politiker sollte Argentinien einen neuerlichen Angriff auf die unter britischer Herrschaft stehenden Falkland-Inseln nicht ausschließen.
    Anlässlich des gestrigen 150.
    Jahrestages der ersten Besetzung der Inseln durch die Briten erklärten mehrere Parteiführer, falls es nicht gelingen sollte, die Inselgruppe auf friedlichem Wege zu erhalten, müsse eine bewaffnete Intervention möglich sein.
    Der Vorsitzende der peronistischen Partei, Bitel, meinte, er würde jede Militäraktion von einem Volksentscheid abhängig machen.
    Chile.
    In den Gewässern vor der chilenischen Küste haben Wissenschaftler eine hohe Konzentration radioaktiver Teilchen festgestellt.
    Die Anzahl der strahlenden Partikel ist in manchen Bereichen bis zu 2000 Mal so groß wie der Normalwert im Stillen Ozean.
    Nach Ansicht der chilenischen Wissenschaftler ist die Radioaktivität auf die französischen Atomwaffenversuche auf dem Muroroa-Atoll oder auf Atommüllablagerungen im Meer zurückzuführen.
    Tschechoslowakei
    Aus Anlass des 100.
    Geburtstages von Jaroslav Hašek, des Schöpfers der unsterblichen Figur des braven Soldaten Švejk, wird das Jahr 1983 in der CSSR als Švejk-Jahr festlich begangen.
    Hašek wurde am 24.
    April 1883 in Prag geboren.
    In der kleinen ostböhmischen Stadt Leipnig, wo er 1923 starb, werden im Juni und Juli Festspiele des Humors und der Satire den Höhepunkt des Schweigjahres bilden.
    Die Wetterlage
    Mit der herrschenden milden Westströmung werden in rascher Folge milde Atlantikluftmassen in den Alpenraum geführt.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Allgemein veränderliche bis starke Bewölkung.
    An der Alpen-Nordseite strichweise Regen.
    Schneefall lokal oberhalb 1500 Metern.
    Null-Grad-Grenze um 2000 Meter.
    Mäßige in Feinlagen stürmisch auffrischende westliche Winde.
    Nachmittagstemperaturen 3 bis 10 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht minus 6 bis plus 3 Grad.
    Die Aussichten für morgen Mittwoch.
    Überwiegend aufgelockerte Bewölkung.
    Im Süden auch länger sonnig.
    Im Tagesverlauf von Westen her erneut Bewölkungszunahme in höheren Schichten.
    Mäßige westliche Winde.
    Anhaltend mild.
    Tageshöchsttemperaturen 3 bis 8 Grad.
    Das Wetter übermorgen Donnerstag, Westwetter, veränderlich bewölkt, zeitweise Niederschläge und weiterhin mild.
    Jetzt noch die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien bedeckt, Regen, 9 Grad, Westwind mit 30 Kilometern mit Spitzengeschwindigkeiten bis 60 Kilometer.
    Eisenstadt bedeckt, Regen, 5 Grad Windstille.
    Linz stark bewölkt, 8 Grad, Südwestwind mit 5 Kilometern.
    Salzburg stark bewölkt 7°C, Südost 20°C, Innsbruck stark bewölkt Bodennebel, 2°C Windstille, Bregenz bedeckt 9°C, Süd 10°C, Graz stark bewölkt 1°C Windstille und Klagenfurt bedeckt minus 2°C Windstille.
    Ja, und ich danke der Eva Wächter für die guten Nerven, die sie da jetzt bewiesen hat.
    Draußen im Regieraum geht es zu wie in einem aufgescheuchten Wespennest.
    Man ist eifrig dran, den Fehler zu beheben.
    Wir wissen noch nicht genau, was wirklich kaputt ist.
    Ich zum Beispiel habe hier auch kein Rotlicht im Studio.
    Das ist immer das Zeichen dafür, dass man sprechen kann, dass man quasi auf Sendung ist, dass Sie einen daheim hören.
    Also wir hoffen, das klappt.
    Soweit können wir das überprüfen.
    Was wirklich kaputt ist, wissen wir nicht.
    Sollte es im Laufe der Sendung
    noch zu Störungen kommen, tragen Sie es mit neujahrlichem Humor, kann ich Sie nur bieten.
    Vielleicht ist auch das ORF-Teufel böse auf uns, weil zu viele Frauen da im Studio sind.
    Die Sprecherin, die Moderatorin, die Tonmeisterin, die Cutterin, das ist vielleicht zu viel auf einmal.
    So, jetzt geht es aber wirklich weiter mit unseren politischen Beiträgen.
    Wirbel hat es gestern in der Bundesrepublik Deutschland um eine Äußerung von Arbeitsminister Blüm gegeben, der das Verhalten der Unternehmer gerückt hat.
    Blüm, er gehört dem linken Flügel der CDU an, warf den Unternehmern mangelnde Bereitschaft zu Investitionen vor, wodurch, wie er sagte, viel Zeit im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit verloren gehe.
    Wörtlich sagte der Arbeitsminister, ich erwarte, dass die Unternehmer wie alle anderen die Ärmel hochkrempeln und endlich mehr Mut zeigen.
    Man werde den Arbeitnehmern nur dann Verzicht auf Lohnerhöhungen empfehlen können, sagte Blüm, wenn sie dafür auch eine Gegenleistung erhielten.
    Diese müsse in Neueinstellungen und Preisdisziplin der Unternehmer bestehen.
    Harte Worte eines Arbeitsministers, die Unternehmer haben auch dementsprechend sauer reagiert.
    Die neuesten Arbeitslosenzahlen aus der Bundesrepublik Deutschland machen aber doch klar, wie drastisch die Situation ist.
    Mehr als 2,2 Millionen Bundesbürger waren im Dezember ohne Arbeit.
    Hatte man früher Arbeitslose noch gerne als Faulpelze und Drückeberger tituliert, ist jetzt der Verlust des Arbeitsplatzes zum Massenschicksal geworden, das ausnahmslos eigentlich jeden treffen kann.
    Paul Schulmeister informiert sie.
    Der Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik auf mehr als 2,2 Millionen im Dezember kommt nicht überraschend.
    Der Tiefpunkt ist auch noch lange nicht erreicht.
    Aber um die politische Signifikanz dieser Zahlen zu erhellen, zunächst einige Sätze.
    Noch vor wenigen Wochen waren die meisten CDU-Politiker davon überzeugt, dass die Wähler den dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit der alten und nicht der neuen Regierung anlasten würden.
    Die Unionsparteien hatten sich griffige Wahlkampfslogans zurechtgelegt.
    Von Erblast sprachen sie und davon, dass man nun mühsam den Schutt wegräumen müsse, den die sozialliberale Regierung nach 13 Jahren hinterlassen habe.
    Doch dann kam die eiskalte Dusche der Hamburger Bürgerschaftswahl am 4.
    Adventssonntag.
    Die Bonner Regierungsparteien mussten erkennen, dass ihre Argumentation und die Strategie, Opfer nicht nur zu predigen, sondern konkret zuzumuten, nicht so erfolgsträchtig waren, wie sie dachten.
    Politiker wie Strauß sahen sich bestätigt, die im Herbst auf sofortige Neuwahlen gedrängt hatten in der Sorge, dass bei Frühjahrswahlen, wie sie jetzt am 6.
    März stattfinden sollen, in den Augen der Wähler aus den Arbeitslosen Helmut Schmitz die Arbeitslosen Helmut Kohls geworden sein könnten.
    Vor diesem Hintergrund sind die heute bekanntgegebenen neuen Zahlen für die Bonner Regierung doppelt schmerzhaft.
    Danach hat die Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik im vergangenen Dezember mit 2.223.352 Erwerbslosen einen neuen Höchststand erreicht.
    Die Arbeitslosenrate beträgt nunmehr 9,1 Prozent.
    Im Vergleich zum Dezember 1981 wurden eine halbe Million mehr Arbeitslose gezählt.
    Allein von November auf Dezember stieg die Zahl um rund 185.000.
    Wäre der Winter bisher nicht so mild verlaufen, hätte es noch weit mehr Entlassungen aus saisonalen Gründen, besonders in der Bauwirtschaft, gegeben.
    Zwar verhindert das dicht gewebte soziale Netz in der Bundesrepublik Elendserscheinungen, wie sie etwa aus einzelnen Städten der USA berichtet werden.
    Doch von den nackten Zahlen hier gesehen ist es der bitterste Winter in der westdeutschen Nachkriegszeit.
    Besonders deutlich wird dies in der grotesk niedrigen Zahl der offenen Stellen.
    Sie ist abermals um 5.500 auf etwas mehr als 61.000 in der gesamten Bundesrepublik zurückgegangen.
    Das heißt, rein statistisch bewerben sich derzeit 40 Arbeitslose um einen Arbeitsplatz.
    Auch die Zahl der Kurzarbeiter ist von November auf Dezember um 81.000 gestiegen und hat mit 1.114.000 einen neuen Rekordstand erreicht.
    Anders als bei allen anderen sozusagen normalen Konjunkturkrisen der Nachkriegszeit herrscht diesmal auch in der Bundesrepublik Ratlosigkeit.
    Experten und Politiker widersprechen sich, wenn es um Diagnose und Therapie geht.
    Arbeitsminister Norbert Blüm, CDU, fordert seit Wochen die Wirtschaft immer wieder dazu auf, den Gedanken an eine Arbeitszeitverkürzung als ein Mittel im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit nicht zu tabuisieren.
    Dabei geht es Blüm und auch in Gewerkschaftskreisen neigt man zunehmend diesem Weg zu, vor allem um eine Verkürzung der Lebensarbeitszeit durch die Möglichkeit einer freiwilligen Frühpension.
    Blüm beziffert die Zahl jener, die für eine Rente mit 60 Jahren in Frage kommen könnten, auf mehr als 400.000.
    Wenn nur jeder zweite von einem solchen Angebot gebraucht macht, sobald die gesetzlichen Voraussetzungen dafür geschaffen sind, könnten 200.000 junge Westdeutsche auf einen Arbeitsplatz hoffen.
    Noch streitet man freilich über die Frage, wer die Frühpensionskosten tragen soll, die durch den Entfall von Rentenbeiträgen entstehen.
    Im Bewusstsein, dass die Arbeitslosenwelle der Regierung im Wahlkampf weit mehr zu schaffen machen wird als gedacht, bemüht sich der CDU links außen Blüm seit einigen Wochen und betont arbeitnehmerfreundliche Vorschläge.
    Blüm, der im Oktober noch den Gewerkschaftstorn auf sich gezogen hatte mit dem Vorschlag einer sozialen Atempause bzw.
    einer halbjährigen Lohnerhöhungspause, hatte noch im Spätherbst das Steuer herumgeworfen.
    Nach seinem Plädoyers Unbefangen über Arbeitszeitverkürzungen nachzudenken, machte er, offenbar unter dem Schock der Hamburger CDU-Wahlniederlage, den Vorschlag, die Wohlhabenden stärker zu belasten und den Spitzensteuersatz von 56 auf 60 Prozent zu erhöhen.
    Damit sorgte er in den Wirtschaftskreisen der CDU-CSU ebenso für Verwirrung wie gestern mit seiner offenen Kritik an den Unternehmen, die bisher zu wenig Mut beim Investieren gezeigt und damit noch keinen ausreichenden Beitrag zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit geleistet hätten.
    Blüm appellierte an die Wirtschaft, so schnell wie möglich Investitionsentscheidungen zu treffen und dabei nicht erst die Wahlentscheidung am 6.
    März abzuwarten.
    Die Unternehmer sollten Entlassungen vermeiden oder hinausschieben und den vorhandenen Spielraum für längere Kurzarbeit nutzen.
    Konkret können solche Äußerungen wohl kaum etwas bewirken.
    Sie spiegeln vor allem die Sorge der Unionsparteien wider, dass die SPD-Wahlkampfvorwürfe von der sozialen Demontage und dem Kaputtsparen verfangen könnten.
    Dabei ist der Tiefpunkt, wie gesagt, noch gar nicht erreicht.
    Schon heute gilt es als nahezu sicher, dass die Arbeitslosenzahlen im Februar, also knapp vor den Wahlen, die zweieinhalb Millionen und zum Jahresende die drei Millionen Grenze erreichen dürfte.
    Im Jahresdurchschnitt 1983 dürfte jeder zehnte Arbeitnehmer in der Bundesrepublik arbeitslos sein.
    Eine beklemmende Zukunftsaussicht ist das.
    Paul Schulmeister war das aus Bonn.
    Jetzt ins Inland.
    Nur bei einer absoluten Mehrheit der SPÖ will Bruno Kreisky Bundeskanzler bleiben.
    Alles andere würde er als persönliche Niederlage empfinden und nur noch Parteivorsitzender sein.
    Dies war eine der Aussagen, die Bundeskanzler Kreisky gestern im Mittagsschanal gemacht hat.
    Sie haben ja vielleicht dieses Interview gehört.
    Ohne Namen zu nennen, skizzierte Kreisky auch ein Wunschbild seines Nachfolgers.
    Das müsse ein Mann sein, dessen politische Integrität außer Zweifel steht.
    Bei den für alle Österreicher zu erwartenden Belastungen, sie werden ja derzeit auf Kreiskys Urlaubsinsel Mallorca in einem Gespräch mit Finanzminister Salcher festgelegt, nannte der Bundeskanzler auch einen höheren Pensionsbeitrag für die öffentlich Bediensteten.
    Und eine weitere Aussage in diesem gestrigen Interview mit Bundeskanzler Kreisky.
    In der nächsten Gesetzgebungsperiode soll auch ohne Beachtung der bisherigen Zweidrittelbindung der Parlamentsfraktionen eine Volksabstimmung über Zwentendorf kommen.
    Wie steht nun der Führer der großen Oppositionspartei, nämlich ÖVP-Parteichef Alois Mock, zu all diesen Problemen, zu all dem, was Bundeskanzler Kreisky da aufgeworfen hat?
    Mit Alois Mock sprach Erich Aichinger.
    Die Regierungspartei, Herr Dr. Mock,
    hat angekündigt, es werde eine Reihe von Belastungen auf die Österreicher zukommen, eine Erhöhung des Pensionsbeitrages für Beamte, eine Erhöhung der Mehrwertsteuersätze, eine höhere Steuer auf Sparzinsen, eine Besteuerung des 13. und 14.
    Monatsgehaltes und so weiter, käme theoretisch eine ÖVP-Regierung ohne solche Maßnahmen aus.
    Wir haben seit einigen Jahren einen Steuerstopp verlangt,
    Das heißt, eine neuerliche steuerliche Belastung, wie sie die Regierung vorsieht, ist ein abgenütztes Konzept.
    Es zeigt sich ja, dass man mit immer mehr Steuern, indem man die Betriebe immer mehr aushöhlt, finanziell ausplündert, auch dem Steuerzahler immer mehr in die Brieftasche greift, man die wirtschaftliche Entwicklung nicht in den Griff bekommt, sondern die Menschen entmutigt werden zu investieren, sich überhaupt zu engagieren.
    Ich glaube, wir müssen einen anderen Weg gehen.
    Wir müssen versuchen, wieder zu ertragsfähigen Betrieben zu kommen, die wieder
    Gewinne haben, die investieren können und auf diese Weise die vorhandenen Arbeitsplätze nicht nur absichern, sondern, was überhaupt das zentrale Problem ist, neue Arbeitsplätze für die junge Generation schaffen.
    Und das können wir sicherlich nicht mit einer neuen Mehrbelastung.
    Das hat man schon zwei, dreimal versucht.
    Wir haben heute die höchste Steuerbelastung in der Geschichte unseres Landes.
    Wir sind an der zweiten Stelle, was das Tempo der Staatsverschuldung anbelangt.
    Und trotzdem nimmt die Arbeitslosigkeit Monat für
    Das heißt, die ÖVP würde sie an der Regierung sein, könnte garantieren, dass keine einzige dieser Belastungen kommen würde, weil es eben einen anderen Weg, so sagt die ÖVP, gibt.
    Es gibt einen anderen Weg, nämlich des Steuerstopps, d.h.
    die Belastungsquote von 42% inkültig einmal einzuhalten.
    Und wir haben ja ein Steuerkonzept vorgelegt, das dann eine Umschichtung der Steuern zugunsten von investitionsfördernden Steuerreformen vorsieht und damit wieder zu einer Absicherung der Arbeitsplätze und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze für die junge Generation, für die jungen Menschen.
    Auch eine ÖVP in einer theoretisch denkbaren Koalitionsregierung nach den nächsten Nationalratswahlen würde mit keiner solchen Belastung mitgehen.
    unter keinen Umständen einverstanden erklärt.
    Die Regierung hat überhaupt, würde ich sehr klar sagen, eine entscheidende Verantwortung für die hohe Zahl von Arbeitslosen, indem sie die Betriebe in den letzten zehn Jahren durch ihre Steuerpolitik systematisch finanziell geschwächt hat.
    Und man darf nicht wundern, wenn dann finanziell schwache Betriebe in einer wirtschaftlich harten Zeit ins Rutschen kommen und dann die Konkursrate in die Höhe schnellt.
    Allein in diesem Jahr gibt es um 16.000 Arbeitslose
    Nur deswegen mehr, weil eine große Anzahl von Betrieben in den Kurs oder in den Ausgleich getrieben wurde.
    Das heißt aber nach Ihren Worten, die sozialistische Regierungspartei hat diese Entwicklung bewusst in Kauf genommen.
    Offensichtlich ist die offen von uns gesagt worden, es ist von unabhängigen Experten gesagt worden, lange bevor wir eine 4-prozentige Arbeitslosigkeit gehabt haben, jetzt liegt sie bereits drüber.
    Aber sie ist hier mit Blindheit geschlagen und ich glaube es kann nur der Wähler entscheiden, dass wir in Österreich
    einen anderen Weg einschlagen, bevor es zur gleichen Entwicklung kommt, wie in anderen Ländern nach einer langen sozialistischen Regierung, wo man dann fünf, sechs oder wie in Deutschland siebenprozentige Arbeitslosigkeit gehabt hat und dann musste eine andere Regierung diese Erbschaft übernehmen.
    Wir müssen vorher eine andere Politik machen, damit uns diese großen Arbeitslosigkeit
    Eine andere Politik, einen anderen Weg propagiert auch die Freiheitliche Partei.
    Heißt das, dass das eine Art innere Koalitionsfähigkeit zwischen ÖVP und Freiheitlicher Partei signalisiert?
    Ich habe mich bisher an den Koalitionsspielereien nicht beteiligt.
    Ich bin froh,
    über jeden Politiker in den anderen politischen Parteien.
    Es gibt sie sowohl in der freiheitlichen Partei wie auch einige in der sozialistischen Partei, nur dort setzen sie sich nicht durch, die unsere Bedenken teilen und auch unsere Ideen teilen über den anderen Weg für die Zukunft, aber das bedeutet für mich nicht, dass ich mich jetzt in
    Ist es wirklich unlogisch, in einer wirtschaftlich kritischen Zeit zumindest den Gedanken an ein Aufsperren, an ein Inbetriebnehmen von Zwentendorf zu haben?
    Ja, sehen Sie, was man da in den letzten Tagen gehört hat, ist die x-te Zwentendorf-Diskussion, ohne dass sich die äußere Situation in der Frage der Kernenergie geändert hat.
    Die Volkspartei bleibt bei ihrem Standpunkt, sie nimmt
    eine Volksabstimmung sehr ernst.
    Ich glaube überhaupt, dass es in Zukunft darum geht und die kommenden Wahlen wird auch eine Volksabstimmung darüber sein, ob man das Wort des Bürgers, seine Entscheidung wieder ernst nimmt in einer Regierung oder nicht.
    Es hat eine Volksabstimmung gegeben, man soll sie respektieren.
    Es ist ja nicht umsonst oder es ist kein Zufall,
    dass es in der Zeit der ÖVP-Alleinregierung Volksbegehren gegeben hat, wo jedes von der Regierung, von der damaligen ÖVP-Alleinregierung durchgeführt und respektiert worden ist.
    Es ist nicht ein Zufall, dass kein einziges Volksbegehren, auch nicht das größte Volksbegehren der Republik gegen den Bau des Konferenzzentrums und für den Bau von Wohnungen, dass kein einziges Volksbegehren von der sozialistischen Regierung ernst genommen wurde und verwirklicht worden ist.
    Wir nehmen diese Dinge ernst und ich glaube, es wird auch am 24.
    April oder wann immer die Wahlen sind, der Österreicher entscheiden, ob sein Wort wieder Gewicht hat oder ob er sich weiterhin als Untertan behandeln lässt, den man eigentlich dauernd politisch an der Nase herum führt oder, wenn man die Dinge beim Namen nennt, auch politisch betrügt, indem man ihm sagt, wir werden das Konferenzzentrum nicht bauen, verbindlich erklären wir das, acht Wochen später erklärt man, dass man es trotzdem baut.
    indem man eine Volksabstimmung zur Kenntnis nimmt, dass Zwentorf nicht aufgesperrt wird und dann man dann einige Monate später wieder sagt, man muss es doch aufsperren.
    Es muss wieder mal eine Zeit kommen, wo die Menschen dieses Landes den Eindruck haben, wenn sie mit Zivilcourage und mit Mündigkeit in eine Wahlurne gehen oder offen unterschreiben, sie wollen etwas nicht, dann wirkt das in der Demokratie und wird auch von
    Nun hat der Obmann der jungen ÖVP, Karas, den Slogan geprägt, wer zwenden darf, wählt, wählt Kreis.
    Ist das mehr oder minder ein parteioffizieller Slogan für die Wahl am 24.
    April?
    Nein, dass dieser Eindruck entsteht, dadurch habe ich durchaus zu verstehen.
    Es ist gar nichts parteioffizielles.
    Aber jeder, der die Szene so betrachtet, hat den Eindruck, dass die Volksabstimmung
    Nun hat einer ihrer Stellvertreter im Parteivorstand, der Wiener Vizebürgermeister Busseck, offenbar auch seine Bedenken.
    Er meinte nämlich, er glaube, es gebe im ÖVP-Vorstand eine Mehrheit für Zwentendorf und er würde Konsequenzen androhen für den Fall, so ziemlich wörtlich, dass die ÖVP in Sachen Zwentendorf umfallen würde.
    Schauen Sie, das ist die x-te Zwentendorf-Diskussion, das ist die einmal von diesem
    einmal von Ihnen locker oder weniger locker kommentiert wird.
    Ich habe andere Prioritäten.
    Bundeskanzler Kreisky hat angekündigt, wenn er nicht die absolute Mehrheit schaffen würde bei den Wahlen, dann wäre das für ihn eine Niederlage, dann würde er Konsequenzen ziehen.
    Sie haben als Ihr Wahlziel die relative Mehrheit angegeben.
    Wenn Sie das nicht erreichen, welche Konsequenzen gäbe es dann oder gäbe es gar keine?
    Was die Aussage des Bundeskanzlers anbelangt, dann hoffe ich ja wirklich, dass der Bundeskanzler auch sagt, wer endgültig einmal sein Nachfolger als sozialistischer Parteiabmann sein wird, wenn er sich dauernd mit Konsequenzen beschäftigt.
    Und wenn es ja auch kein Geheimnis ist, dass er die nächste Legislaturperiode nicht voll ausdehnen wird, selbst wenn er gewinnen würde.
    Und wenn er nicht gewinnt, tritt überhaupt zurück.
    Ich glaube, es wäre notwendig, dass der Bundeskanzler sagt, für diesen Fall ist mein Nachfolger einer der Herren, ich weiß nicht, ob der Parteiobmannchef oder der Blecher oder einer der anderen, die hier genannt werden.
    Bitte, ich habe diese Sorge Gott sei Dank nicht.
    Sie sind plakatiert worden als logische Nachfolger.
    Für den logischen Nachfolger gibt es also in keinem Fall einen Nachfolger.
    Sie haben als Führer der Opposition eine Art Bericht zur Lage der Nation angekündigt.
    Was soll dieser Bericht enthalten?
    Was soll er den Österreichern sagen?
    Er soll den Österreichern dem Inhalt nach sagen, wie wir die derzeitige Situation beurteilen.
    Es wird ein ernster Bericht sein, aber wie wir auch klar zum Ausdruck bringen, wir haben schon schwierigere Situationen gemeistert, vor allem damals nach dem zweiten
    Im Weltkrieg haben wir Österreich eine schwierigere Situation gemeistert, sicherlich unter einer absoluten Mehrheit der österreichischen Volkspartei im damaligen Parlament.
    Und wenn wir ein hohes Maß an Zusammenarbeit und Gemeinsamkeit sicherstellen, werden wir mit einer anderen Politik auch die derzeitigen Verhältnisse und Schwierigkeiten lösen.
    Wenn Sie wollen, ein ernster, aber optimistischer Ausblick, wenn wir in diesem Land wieder mehr Gemeinsamkeit praktizieren.
    Und ich werde sicherlich auch verlangen, einen neuen Stil in der Politik, der vielleicht nicht so spektakelhaft ist wie der bisherige, nicht so viel Aufmerksamkeit gelegentlich findet in der Berichterstattung, aber der wieder solider ist, verlässlicher, aber der auch für unsere Demokratie und beim Bürger wieder mehr Glaubwürdigkeit sicherstellt.
    Mehr Optimismus für Österreich ist angebracht, wenn man sie lässt.
    Mit ÖVP-Parteichef Dr. Alois Mock sprach Erich Aichinger.
    Drei Minuten nach halb eins ist es 12.33 Uhr.
    Kurz darf ich Ihnen noch sagen, was wir noch geplant haben bis 13 Uhr, was wir noch an Beiträgen unterbringen.
    Wir informieren Sie über eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts über Entwicklungstendenzen der österreichischen Industrie.
    Einziges Auslandsthema, aber wichtiges Auslandsthema, das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der Warschauer Paktstaaten in Prag und Kultur.
    Da gibt es Informationen über eine Autobiografie von Lorenz Olivia.
    Weiter geht es jetzt aber mit der Inlandspresseschau.
    Die Zeitungen bzw.
    die Journalisten der österreichischen Zeitungen kommentieren das gestrige Interview von Bundeskanzler Greisky.
    Bei uns im Mittagsschonal Fritz Besata hat Auszüge zusammengestellt.
    Zuerst ein Blick in die Parteizeitungen.
    Das sozialistische Zentralorgan Arbeiterzeitung befasst sich insbesondere mit jenem Aspekt des gestrigen Kreisky-Interviews, der sich mit möglichen Steuerbelastungen nach der Wahl auseinandersetzt.
    Herbert Lackner zur Ankündigung Kreiskys
    dass man jedenfalls noch vor dem Wahltag den Österreichern reinen Wein einschenken werde.
    Eine gefährliche Strategie mag sein, aber eine wohltuend ehrliche.
    Der Wähler wird solchen Wahlkampfstil eher schätzen.
    Und manch einer wird sich an die alten Geschichtsbücher erinnern.
    Nur die starken Ritter wagten sich mit offenem Visier in die Schlacht.
    Sie blieben meist siegreich.
    Peter Klar in der ÖVP-Zeitung Neues Volksblatt greift Kreiskys gestrige Bemerkung auf, eine Niederlage der SPÖ bei den Nationalratswahlen wäre auch eine persönliche für den Kanzler.
    Klar, als ob es heute noch darum ginge, ob nun Kreisky oder ein anderer Sozialisten Vorsitz im Ministerrat führt.
    Das ist nämlich vollkommen egal.
    Bedeutung hat einzig und allein, dass keiner aus jener Gruppe, die Österreich in den Dschungel hineingeschlittert hat, die Führung behalten darf.
    Jetzt geht es darum, jemanden zu finden, der uns wieder herauszieht.
    Mit der Frage, wer nach Kreisky kommen könnte, beschäftigt sich auch Hans-Werner Scheidl in der Presse.
    Scheidl kommentiert Kreiskys Ankündigung, dass er im Falle einer Niederlage bei den Wahlen
    zwar den Kanzlerposten, aber nicht den SPÖ-Vorsitz zurücklegen würde, so.
    Armer, trauriger Fritz Inowatz.
    Um sein Schicksal mag ihn wahrlich niemand beneiden.
    Gleichgültig, ob der melancholische Burgenländer etwa ab Mai eine rot-blaue Koalition oder eine rot-schwarze anführt, oder auch nur als Vizekanzler einer schwarz-roten Koalition angehört, eineinhalb Jahre wird er mit einem Parteivorsitzenden Keisky leben müssen.
    Und was das heißt, davon könnte etwa Helmut Schmidt ein Lied singen.
    Er hat Willy Brandt politisch nicht überlebt.
    Die oberösterreichischen Nachrichten widmen Kreiskys gestriger Charakterisierung der notwendigen Fähigkeiten seines Nachfolgers sogar den Aufmachertitel.
    Wie sich Kreisky seinen Nachfolger vorstellt.
    Kreisky hatte nämlich im gestrigen Mittagsschanal dafür folgende Qualifikationen angegeben.
    Politische Integrität, zutiefst mit den Grundsätzen der SPÖ verbunden und fern von Kameraderie.
    Dazu Reinhard Hampel.
    Wer hätte das gedacht?
    Kanzler Kreisky würde nur einen solchen Mann als seinen Nachfolger vorschlagen, der zweifelsfrei politisch integer ist.
    Was für eine großartige Bedingung!
    Wird denn Integrität nicht ohnehin von jedem Politiker verlangt?
    Auch der Ofen-Tschentsche in der sozialistischen Kärntner Tageszeitung, ein Kärntner Original, das in Kurzform zumeist bissig Tagesereignisse kommentiert, ließ sich zu Kreiskys Nachfolgerqualitäten etwas einfallen.
    Sein Nachfolger muss völlig integer sein, sagt der Kreisky.
    Jetzt werden alle, denen Integrität ein Fremdwort ist, im Lexikon nachschlagen.
    Trumpf ist wieder Kreisky, übertitelt Gerhard Neureiter in den Salzburger Nachrichten seinen Kommentar zur jüngsten Kanzlerbotschaft aus Mallorca.
    Aus Palma konnte über Rundfunk der Österreicher gestern auch vernehmen, welche Trumpfkarte die Regierung für den Wahlkampf auszuspielen gedenkt.
    Es sticht Kreisky, heißt es.
    Wer sonst?
    Neureiter dann zu Kreiskys Ankündigung, noch vor den Wahlen Klarheit über die Zeit nach der Wahl zu schaffen.
    Die erste klare Auskunft erfolgte postwendend.
    Wenn die SPÖ nicht die absolute Mehrheit erreicht, betrachtet Bundeskanzler Bronokalski dies als eine Niederlage und zwar als eine persönliche.
    Diese Alles-oder-Nichts-Methode ist in Zeiten des Persönlichkeitswahlkampfes nicht neu.
    Sie wurde mit wenig Glück 1970 vom damaligen ÖVP-Bundeskanzler Josef Klaus angewandt und sie brachte bei den letzten zwei Wahlen Bruno Kreisky jeweils wieder die absolute Mehrheit.
    Das Motiv für Kreiskys neuerliches Kreisky-Wer-Sonst sieht Neureiter in der wieder aufgefärbten Atomdiskussion als Versuch, von dieser Diskussion wieder wegzukommen.
    Mit einer Zwentendorf-Wiederholung sind Nationalratswahlen sicher nicht zu gewinnen.
    Jene ÖVP-Wähler, die für die Kernenergie eintreten, werden wegen Zwentendorf nicht SPÖ wählen.
    Aber jene SPÖ-Anhänger, die gegen die Kernkraft sind, werden sicher auch gegen Kreisky oder gar nicht stimmen, so wie sie das schon einmal im November 1980 getan haben.
    Mit seinen Aussagen von Montag hat der Bundeskanzler das Ruder wieder herumgerissen.
    Es geht im April nicht mehr um Zwentendorf, auch nicht mehr um Arbeitslose oder um Steuern auf Sparzinsen.
    Es geht wieder einmal um Kreisky.
    Fritz Besata hat die heutige Inlandspresse-Show zusammengestellt.
    Der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts Helmut Kramer hat heute eine Studie über die Entwicklung der österreichischen Industrie der Öffentlichkeit vorgestellt.
    Schlage- und Stichworte wie Ertragskraft, Produktivität, Lohnkosten
    und so weiter, sollten in eine Situationsübersicht der österreichischen Industrie eingegliedert werden.
    Das war eine der Aufgaben, die die Bundeskammer der Gewerblichen Wirtschaft den Wirtschaftsforschern gestellt hat.
    Hans Adler war bei der Präsentation dieser Studie dabei und meldet sich direkt mit einem ersten Überblick.
    Produktivität ist das, was eine Arbeitskraft in einem Unternehmen in einer bestimmten Zeit, meist rechnet man eine Arbeitsstunde, herstellt oder als Dienstleistung vollbringt.
    Die Statistik rechnet mit Durchschnittswerten und so gesehen vollbringt die Durchschnittsarbeitskraft derzeit in Österreich 87 Prozent von dem, was der Durchschnittsarbeiter in allen anderen westlichen Industriestaaten zustande bringt.
    Nach dem Krieg war das viel weniger.
    Bis vor einigen Jahren haben wir aufgeholt.
    Seit etwa drei Jahren stehen wir auf dem erwähnten Wert 13 Prozent unter dem Durchschnitt.
    Einer der Gründe für dieses Stehen bleiben die Kostenentwicklungen in Österreich.
    Anfang der 70er Jahre.
    Frage an den Wirtschaftsforscher Kramer.
    Welche?
    Die Lohnkosten?
    Es sind die Lohnkosten in internationaler Währung.
    Das heißt also, der Wechselkurs spielt dabei ebenfalls eine wichtige Rolle.
    Und man kann sogar feststellen, dass die Lohnkostenentwicklung für sich allein in Österreich auch in der ersten Hälfte der 70er Jahre etwas geringer war als im europäischen Durchschnitt.
    Dennoch im Zusammenspiel mit der Wechselkursentwicklung hat das dazu geführt, dass sich die Arbeitskosten in Österreich im Vergleich zu den Konkurrenten um fast ein Viertel verschlechtert haben in relativ wenigen Jahren.
    Und das hat natürlich die Lage der Österreicher auf dem internationalen Markt nicht gerade verbessert.
    Darüber hinaus gab es aus der Studie auch massive Kritik an der Industrie.
    Man habe lange nach dem Krieg, genau wie Japan, ausländische Erfindungen in Österreich nachgebaut.
    Während aber in Japan längst eigene Erfindungen gemacht würden, versuche Österreich am Tisch der Fleißigen weiter mitzunaschen.
    Das aber werde in Zukunft immer schwerer sein und dann Kramer zur allgemeinen Struktur der heimischen Industrie.
    Österreich hat einerseits, wie bekannt, einen überdimensionierten Grundstoffsektor
    der im Grunde in der weltwirtschaftlichen Arbeitsteilung hier kaum mehr jenen Platz behalten kann, den er in der Vergangenheit hatte.
    2.
    Österreich hat eine Konsumgüterindustrie und wie bekannt wandern die Standorte für Konsumgüterindustrie in die schwach entwickelten, an der Schwelle der Industrialisierung sich befindlichen Entwicklungsländer in Südostasien oder in anderen Gegenden der Welt ab.
    Also auch hier keine Chance.
    3.
    Wir haben im Investitionsgüterbereich einen auffälligen Rückstand an
    Anverfügbarkeit von hoher Technologie.
    Das heißt also, High Technology wird außerhalb Österreichs gemacht und wir haben mit diesen Möglichkeiten, die sich hier auftun, wenig zu tun, jedenfalls nichts Profitables.
    Kramers Appell, man muss die Industrie mehr verdienen lassen, sonst kann sie die fällige Erneuerung aus eigener Kraft nicht bezahlen und das
    kann für die zum Export einfach gezwungenen Industrieunternehmen, die sich nicht wie in Japan, Deutschland oder in den USA auf einen großen Markt im eigenen Land verlassen können, schwerste Folgen haben.
    Ergänzung des Bundessektionsobmannes der Industrie Philipp Schöller zu dem von Bundeskanzler Kreisky im gestrigen Mittagsschonal angekündigten Belastungspaket.
    Als Unternehmer kommt das einer gefährlichen Drohung gleich.
    Fazit, Ausgangslage gut, aber es ist fällig, dass etwas geschieht und zwar geplant und konsequent.
    Ein Bericht von Hans Adler war das und jetzt ins Ausland.
    Ganz im Zeichen der neuen Abrüstungsoffensive der Sowjets soll der Gipfel der Warschauer Paktstaaten stehen, der heute in Prag eröffnet worden ist.
    Es ist sicher, dass in einigen Tagen von Prag aus eine überzeugende Stimme des Friedens ausgehen wird.
    Das deutete schon am Wochenende ein Sprecher des Prager Fernsehens an und die Vermutung liegt auch nahe angesichts der gerade in jüngster Zeit aus Moskau gemachten Vorschläge zur Abrüstung oder doch zumindest zu einem Rüstungsstopp.
    Der neue sowjetische Parteichef Andropow hat dem Westen angeboten, die Zahl der in Europa stationierten sowjetischen Mittelstreckenraketen auf 162 und damit auf den Umfang der britischen und französischen Waffen dieser Art zu reduzieren.
    Voraussetzung, die NATO verzichte auf die beabsichtigte Stationierung von 572 neuen Pershing-2-Raketen und Marschflugkörpern in Europa.
    Erst am Wochenende hatte die Pravda erklärt, dass die Sowjetunion vorschlage, die Gesamtzahl der beiderseitigen strategischen Waffenträger, einschließlich Unterseeboote und Bomber, bis 1990 stufenweise auf je 1.800 zu verringern.
    Nun, im Westen reagierte man skeptisch, ablehnend, eher zurückhaltend.
    Dort ist man der Ansicht, dass die USSR ja jetzt schon ein Übergewicht an atomaren Waffen besitzt.
    Das alte gegenseitige Aufzählen, hast du, hab ich, beginnt also wieder, aber das mag immer noch besser sein als totale Stagnation.
    Aber hören Sie Erich Macho aus Prag.
    Seit heute Vormittag 10 Uhr tagt im Prager Ratschinn das politische Konsultativkomitee das höchste Organ des Warschauer Paktes.
    Dem Komitee gehören die Regierungs- und Parteichefs der sieben Staaten des Warschauer Paktes an.
    Das sind neben der UdSSR Polen, die DDR, Ungarn, Bulgarien, Rumänien und die Tschechoslowakei.
    Schon gestern waren die Außenminister und die Verteidigungsminister der Warschau-Paktstaaten zu vorbereitenden informellen Gesprächen zusammengetroffen.
    Dabei dürften jene Dokumente letzte Form bekommen haben, die dann heute und morgen von den Ostblockführern beraten werden.
    Besonderes Interesse unter den in Prag anwesenden östlichen Parteichefs gilt dem neuen sowjetischen KP-Chef Yuri Andropov.
    Für ihn ist es die erste Auslandsreise in seiner Funktion als Generalsekretär der KPDSU.
    Mit den östlichen Satellitenführern war der neue Herr im Kreml aber schon zuvor beim Brezhnev-Begrebnis und anlässlich des 60.
    Staatsjubiläums der UdSSR zusammengetroffen.
    Vorläufig gibt es keinen Grund daran zu zweifeln, dass Andropov auch in Prag wie seine Vorgänger die Führungsrolle der UdSSR, die sowjetische Hegemoniestellung innerhalb des Ostblocks, klar unter Beweis stellt.
    Neben der kommunistischen Friedensoffensive, die in dem für morgen erwarteten Schlusskommuniqué sicherlich breitersten Raum einnehmen wird, dürften auf der Konferenz oder am Rande von dieser einige Themen besprochen werden, die dann im Schlusskommuniqué fehlen.
    Dazu gehören die Lage in Polen.
    Hier sollen sich vor allem die Tschechoslowakei und die DDR über zu große Hilfeleistungen beklagen, zu denen sie von Moskau verpflichtet wurden.
    Auch die Verwicklung des bulgarischen Geheimdienstes in dem Papst-Attentat und die in den westlichen Medien negative Berichterstattung darüber dürfte zur Sprache kommen.
    Ein Thema dürfte auch die Wirtschaftskrise der Volksdemokratien sein, die auch eine Krise des Comecon der östlichen Wirtschaftsgemeinschaft ist.
    Hier laufen ja schon längere Zeit Vorbereitungen für einen Comecons-Gipfel.
    Die nach außen hin demonstrierte Einigkeit steht hier in krassem Gegensatz zu den tatsächlichen blockinternen Differenzen, was wirtschaftspolitische Fragen betrifft.
    Während Ungarn und zum Teil auch Bulgarien wirtschaftspolitische Einzelgänge unternehmen, eine Dezentralisierung und eine beschränkte de facto Reprivatisierung betreiben, sucht die Tschechoslowakei ihr Heil in einer verstärkten Integration und in einer multilateralen Verknüpfung ihrer Industrie.
    Aber wie schon gesagt, von diesen Differenzen wird offiziell sicherlich nicht die Rede sein.
    Die Konferenz wird, und das ist ihr propagandistisches Hauptziel, die Einigkeit des Ostblocks gegenüber der NATO herausstellen.
    Die Satellitenstaaten Moskaus werden, wie auch in der Vergangenheit, auch diesmal in Prag im Rahmen des Warschauer Paktes dazu herhalten müssen, die politische und militärische Position der Sowjetunion gegenüber der westlich-demokratischen Welt
    Die Warschauer Paktstaaten sind übrigens nur ein einziges Mal gemeinsam militärisch aktiv geworden und das war, wenn Sie sich erinnern, zur Niederschlagung des Prager Frühlings und gerade da gibt es heute einen Denktag.
    Heute, vor genau 15 Jahren, am 4.
    Jänner 1968, ist Alexander Dubczek zum Parteichef der KPG gewählt worden, hat das begonnen, was wir den Prager Frühling nennen.
    Jetzt aber Kultur im Mittagsschanal.
    Die Memoirenliteratur ist um ein interessantes Buch reicher.
    Autor Lord Lorenz Olivier, einer der größten britischen Schauspieler aller Zeiten.
    Konrad Zobel informiert Sie näher.
    Schon der erste Satz der Autobiografie, Bless me reader, for I have sinned, sei mir gnädig, Leser, denn ich habe gesündigt, lässt die Geständnisse des Pastorensohns Lorenz Olivier den leicht manövrierten Ton einer selbstbewussten Beichte annehmen.
    Tatsächlich ist dieses Buch streckenweise ein Akt der virtuosen Selbstentblösung.
    Eine Offenlegung, die Olivier ungeachtet der Rolle ausgewählter Bescheidenheit so verwundbar erscheinen lässt, dass sie zum Teil schockierend wirken mag, die aber jedenfalls jenen Paradoxeneffekt maskenhafter Nacktheit erzielt, der auch in Oliviers Schauspielkunst, den Perfektionismus der theatralischen Mittel, mit einer fast schamlosen Rücksichtslosigkeit sich selbst gegenüber verbindet.
    So ist man mehr als einmal peinlich fasziniert, wie Olivia hier sein Privatleben seziert und sich beschuldigt, ein moralischer und physischer Feigling zu sein.
    Wir erfahren vom heimlichen Beginn seiner Romanze mit seiner späteren zweiten Frau, der berühmten Schauspielerin Vivienne Leigh.
    Damals, Ende der 30er Jahre, waren viele über den öffentlichen Ehebruch der beiden empört.
    Olivia beschreibt aber auch das quälende, lange Ende dieser 20 Jahre dauernden Beziehung, die von der Untreue und den manischen Depressionen Vivienne ließ, auf eine immer härtere Probe gestellt wurde.
    Ein Teil des Problems, schreibt Olivia, mag freilich seine eigene Unfähigkeit gewesen sein, ihren sexuellen Ansprüchen gerecht zu werden, was ihn schließlich veranlasste, ihr mitzuteilen, dass ein Athlet auf der Bühne nicht immer auch ein Athlet im Bett sein könne.
    Im Übrigen, meint Olivier, bietet die Schauspielerei einen gewissen Schutz in schweren Zeiten.
    Oh ja, ich hatte ziemlich elende Zeiten in meinem Leben.
    Wer hat sie nicht?
    Zum Beispiel, ich erinnere mich an eine spezielle Phase, wo ich sehr gelitten habe und viele Sorgen hatte.
    Und ich dachte, Gott sei Dank, die nächsten drei Stunden werde ich nicht ich selbst sein.
    Ich werde Coriolanus sein.
    Und das war ein großer Trost.
    Es gibt da etwas Wunderbares an diesem Beruf, das einen von einem selbst entfernt.
    Meine Technik erlaubt mir natürlich nicht, mich völlig zu verlieren, aber genug, um meine Probleme zu vergessen, die mich tagsüber bedrücken.
    Und das ist eine große Erleichterung.
    Glücklicher verläuft das Zusammensein mit der englischen Schauspielerin Joan Plowright.
    1957 spielte sie in Osborne ein Stück wie Entertainer Olivia's Tochter.
    Vier Jahre später waren sie verheiratet.
    Heute haben sie drei fast erwachsene Kinder.
    Seit acht Jahren spielt Olivier nicht mehr auf der Bühne.
    Aber seit 1975 hat er in fast 20 Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt.
    Sofern er also nicht gerade irgendwo einen Film dreht, lebt er auf seinem Landsitz in West Sussex, von dem ihn ein weißer Bentley in sein Stadthaus in London bringt.
    Vor zwölf Jahren wurde er, übrigens als erster Schauspieler, Mitglied des House of Lords.
    Für jede größere Filmrolle kann Olivier heute 20 Millionen Schilling verlangen.
    Aber der äußere Komfort, der ihn umgibt, steht in Kontrast zu seinem, in seiner Biografie ausführlich beschriebenen, physischen Verfallsprozess.
    In den 70er Jahren machte er eine Krankheit nach der anderen durch.
    Venenentzündung, Prostatakrebs, Blinddarmoperation, Lungenentzündung und schließlich eine seltene schwere Hautkrankheit, die die Muskeln zerstört und Oliviers einst so ausgeprägt physische Art des Schauspielens lahmlegt.
    In einer kürzlich fertiggestellten englischen Fernsehproduktion von Shakespeare's König Lear soll Olivier dieses Handicap auf großartige Weise in die Charakterisierung des zerrütteten Monarchen eingebracht haben.
    Über seine Arbeit als Schauspieler erfährt man in Oliviers Buch relativ wenig.
    Er hält nichts von großen Theorien auf diesem Gebiet.
    Die Schauspielerei ist für ihn eine, Zitat, masochistische Form des Exhibitionismus.
    Das stimmt.
    Ich glaube, das ist eine recht niedliche Beschreibung, denn man leidet.
    Man leidet unter einer großen Befangenheit, die man überwinden muss.
    Also das ist, fürchte ich, eine ziemlich treffende Beschreibung.
    In seinen Geständnissen geht Olivier auch auf die schrecklichen fünf Jahre ein, während der er, bereits Direktor des National Theaters im Old Vic, durch eine Periode fürchterlichsten Lampenfiebers ging.
    Die Darstellung großer Rollen frisst den Schauspieler auf, schreibt Olivier.
    In jeder Hinsicht.
    Natürlich hängt das von der Größe der Anstrengung ab, die nötig ist, die Rolle in der richtigen Perspektive unter dem richtigen Druck darzustellen.
    Ein sehr emotionaler Charakter ist immer sehr harte Arbeit.
    Man wendet viel Energie dabei auf.
    Und ich glaube, die herrlichste Sache ist wahrscheinlich die leichte Komödie.
    Aber sogar für sie benötigt man meist enorme Disziplin.
    Olivier stand bereits mit 14 Jahren auf der Bühne seiner Schule.
    Mit 18 hatte er sein Debüt als Berufsschauspieler in Brighton, mit 24 spielte er am Broadway und ein Filmvertrag mit Hollywood folgte.
    Größere Erfolge ließen Freilich zunächst auf sich warten.
    Wieder in England gelang ihm als Partner von Elisabeth Bergner in As You Like It und von Vivien Leigh in Fire Over England ein erster Durchbruch.
    Aber auch Enttäuschungen gab es in jener Zeit genug, etwa als ihn Greta Garbo als Partner in Königin Christine ablehnte.
    Der große Star-Rum kam erst in den USA, wo er 1939 in Wylers Wuthering Heights spielte.
    Binnen weniger Jahre wurde Laurence Olivier mit einer Folge denkwürdiger Shakespeare-Rollen auf der Bühne und mehreren romantischen Charakterrollen in Hollywood-Filmen, man denke nur an Rebecca, Pride and Prejudice oder Lady Hamilton,
    einer der aufregendsten Schauspieler der englischsprachigen Welt.
    In diesen 40er Jahren entstanden auch seine populären Shakespeare-Filme Heinrich V. und Hamlet.
    Für seine Hamlet-Darstellung erhielt er den Oscar.
    Insgesamt wurde Olivier neunmal für diese höchste Auszeichnung der Filmwelt nominiert.
    1979 erhielt er einen Spezial-Oscar für sein Gesamtwerk.
    Hören Sie einen Ausschnitt aus der Filmversion von Richard III., bei der Olivier 1955, wie schon bei den vorangegangenen Shakespeare-Verfilmungen, auch Regie führte.
    of our discontent, made glorious summer by this sun of York, and all the clouds that lowered upon our house in the deep bosom of the ocean.
    In seiner Autobiografie lässt uns Olivier wissen, dass er diese Rolle auf der Bühne 1944 ursprünglich gar nicht übernehmen wollte.
    Regisseur Tarun Ghazri musste ihn erst dazu überreden.
    Vier Jahre später wurde Olivier in den Adelstand erhoben.
    1963 wird er Direktor der National Theatre Company.
    In seinem Buch schreibt er ausführlich über die bürokratischen Schwierigkeiten in dieser Position.
    Von den zahlreichen Filmrollen, die Olivia in den letzten 25 Jahren gespielt hat, ragen jene in The Entertainer, Sleuth und Love Among the Ruins heraus.
    Auch in mittelmäßigen Filmen, wie etwa Marathon Man, besticht Olivias Schauspielkunst.
    Über diese Arbeit, überhaupt über das Schauspielerhandwerk Oliviers, sein Zusammenspiel mit anderen Bühnen- und Leinwandgrößen, würde der Leser seiner Autobiografie noch gerne mehr erfahren.
    Manches davon dürfte jener Perspektive zum Opfer gefallen sein, die den Verlag bewogen hat, Oliviers 600-Seiten-Manuskript auf die Hälfte einzukürzen.
    Vielleicht ergeben die Reste bald ein neues Buch.
    Die Autobiografie von Lorenz Olivia liegt bis jetzt nur in einer englischen und einer amerikanischen Ausgabe vor.
    Titel des Buches Confessions of an Actor.
    Jetzt aber gibt's im Mittagschanal zum Abschluss die wichtigsten Meldungen, gelesen von Eva Vecht aus einem reparierten Nebenstudio.
    Österreich.
    In der Diskussion um das Kernkraftwerk Zwentendorf hat ÖVP-Obmann Mock heute verlangt, dass das Ergebnis der Zwentendorf-Volksabstimmung ernst genommen werden müsse.
    Mock sagte, die äußere Situation im Zusammenhang mit dem Kraftwerk habe sich nicht geändert.
    Neuerlich verlangte der ÖVP-Chef einen Steuer- und Belastungstopp und meinte, durch die ständige Mehrbelastung der Bürger würden keine Arbeitsplätze gesichert.
    Wichtig sei es, ertragsfähige Betriebe zu haben.
    Sollte die Volkspartei an der Regierung sein, so würde sie eine Steuerumschichtung zugunsten der Investitionsförderung vornehmen, betonte Mock.
    Bundeskanzler Kreisky hat betont, das Netz der Sozialleistungen werde auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten so bleiben, wie es ist.
    Abstriche seien nicht notwendig, da die Sozialleistungen in Österreich von Anfang an zurückhaltender gewesen seien als in vielen anderen Ländern.
    Neue Steuerbelastungen nach den nächsten Wahlen wollte Kreisky allerdings nicht ausschließen.
    SPÖ-Clubobmann Fischer hat neuerlich die Ansicht vertreten, das Atomsperrgesetz dürfte auch in der nächsten Gesetzgebungsperiode nur mit zwei Drittel Mehrheit aufgehoben werden.
    Damit steht Fischer im Gegensatz zu Bundeskanzler Kreisky und ÖGB-Präsident Benja, die gemeint haben, eine derartige Bindung gelte nur bis zu den Wahlen.
    Fischer nennt für seinen Standpunkt sowohl sachliche als auch politische Gründe.
    Zum Beispiel, dass in der Frage der Endlagerung des Atommülls noch kein neues Resümee vorliege.
    Das Institut für Wirtschaftsforschung rechnet für die nächsten Jahre nicht mit einer Änderung der weltwirtschaftlichen Situation und damit auch nicht mit einem Wirtschaftsaufschwung.
    In einem heute veröffentlichten Bericht heißt es außerdem, die notwendige Strukturanpassung der österreichischen Industrie werde nicht nur durch die verschlechterte Ertragslage behindert, sondern auch durch eine irrationale Skepsis gegenüber der Industrie.
    Bei der Grazer Gemeinderatswahl am 23.
    Jänner werden sechs Listen kandidieren.
    Außer den vier etablierten Parteien, ÖVP, SPÖ, FPÖ und KPÖ, sind dies die alternative Liste Graz und die grüne Mitte Österreich.
    Diese Entscheidung wurde heute von der Wahlkommission getroffen.
    Drei Listen wurden nicht zugelassen, weil sie die erforderliche Zahl von 200 gültigen Unterschriften nicht erreichten.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die Zahl der Arbeitslosen hat im Dezember mit mehr als 2.200.000 einen neuen Höchststand erreicht.
    Die Arbeitslosenquote beträgt damit 9,1 Prozent.
    Ende 1981 hatte sie 7,3 Prozent ausgemacht.
    Die Staats- und Parteichefs der sieben Mitgliedstaaten des Warschauer Paktes haben heute Vormittag ihre Beratungen in Prag begonnen.
    Hauptthemen dürften die jüngsten Abrüstungsvorschläge des sowjetischen Parteichefs Andropow, die Lage in Polen und die wirtschaftliche Situation der osteuropäischen Länder sein.
    Die Gespräche werden unter strenger Geheimhaltung geführt.
    USA.
    Die Regierung in Washington hat positive Aspekte der jüngsten Abrüstungsvorschläge des sowjetischen Parteichefs Andropov hervorgehoben.
    Der Sprecher des Weißen Hauses, Speaks, erklärte, Präsident Reagan sei vom positiven Grundton der Anregungen Andropovs ermutigt.
    Speaks wies jedoch zugleich sowjetische Vorwürfe zurück, die USA seien für den Stillstand bei den Genfer Abrüstungsgesprächen verantwortlich.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend veränderlich bewölkt, in Nordstau lagen etwas Regen, für die Jahreszeit zu mild.
    Nachmittagstemperaturen 3 bis 10 Grad.
    Ein Mittagsschanal des aktuellen Dienstes war das wieder.
    Einen besonderen Dank heute der Technik, dass dann doch alles noch so gut abgelaufen ist.
    Ilse Oberhofer verabschiedet sich im Namen aller Beteiligten.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Trailer: O-Ton ÖVP-Obmann Alois Mock (Reaktion auf Kreisky Interview)
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Mock, Alois [Interviewte/r]
    Datum: 1983.01.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nachrichten
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Mock, Alois [Interviewte/r]
    Datum: 1983.01.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Mock, Alois [Interviewte/r]
    Datum: 1983.01.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neueste-BRD-Arbeitslosenzahlen: 2,2 Millionen
    Mitwirkende: Schulmeister, Paul [Gestaltung]
    Datum: 1983.01.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit ÖVP-Obmann Mock - Reaktionen auf Kreisky-Interview der letzten Tage
    Interview: ÖVP-Obmann Alois Mock
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Mock, Alois [Interviewte/r]
    Datum: 1983.01.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Studie über Entwicklungstendenzen der österreichischen Industrie
    Einblendung: Kramer
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Kramer, Helmut [Interviewte/r]
    Datum: 1983.01.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Erstes Warschauer-Pakt-Gipfeltreffen seit 3 Jahren in Prag: Einigkeit des Ostblocks gegenüber der NATO
    Mitwirkende: Macho, Erich [Gestaltung]
    Datum: 1983.01.04 [Sendedatum]
    Ort: Prag [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Laurence Olivier-Autobiographie
    Einblendung: Laurence Olivier
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Olivier, Laurence [Interviewte/r]
    Datum: 1983.01.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Film ; Theater ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1983.01.04
    Spieldauer 01:00:01
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Wendl, Fritz [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1983.01.04 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-830104_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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