Mittagsjournal 1984.03.10

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, beim Samstag-Mittag-Journal begrüßt sich als Redakteur Karl Jakowski.
    Chemische und biologische Waffen werden im Golfkrieg zwischen dem Iran und dem Irak eingesetzt.
    Untersuchungen an iranischen Soldaten, die in Wien behandelt werden, erbrachten den Nachweis von Senfgas und Mykotoxinen, giftigen Stoffen aus Pilzen.
    Drei Soldaten sind an den Vergiftungen in Wien und Stockholm bereits gestorben.
    Dazu ein Interview.
    Innenpolitische Entwicklungen in Syrien.
    Wir analysieren die innen- und außenpolitische Rolle von Präsident Assad.
    Weiters informieren wir über die Todesschwadrone in El Salvador.
    Sie beherrschen nach wie vor auf blutige Weise das politische Leben des Landes.
    Im Journal zu Gast ist heute Michael Graf, der ÖVP-Generalsekretär.
    Er meint in dem Interview unter anderem, die ÖVP nehme von Monat zu Monat in der Wählergunst zu und habe die SPÖ bereits überholt.
    Die Kulturredaktion berichtet über das österreichische Kulturgespräch zum Thema Musik macht Sinnlichkeit.
    Erster Programmpunkt sind jetzt die Nachrichten.
    Verantwortliche Redakteurin ist Elisabeth Manners und Sprecherin Maria Piffl.
    Österreich, Belgien.
    Im Krieg zwischen dem Iran und dem Irak werden offenbar doch chemische Kampfstoffe verwendet.
    Bei zwei iranischen Patienten, die wegen Vergiftungen in Wien behandelt werden, konnte ein belgisches Institut für Toxikologie im Blut und im Harn zwei Kampfstoffe nachweisen.
    Die Testergebnisse deuten auf den Einsatz von Mykotoxinen hin.
    Das sind Pilzgifte, die auch unter dem Namen Gelber Regen bekannt sind.
    Nachgewiesen wurde auch Senfgas, bekannt als Gelbkreuz oder Lost.
    Gegen diese Kampfstoffe gibt es keine spezifischen Gegenmittel.
    Der Iran hat dem Irak mehrfach Giftgaseinsätze vorgeworfen, die von irakischer Seite jedoch weiterhin bestritten werden.
    Eine UNO-Delegation soll an Ort und Stelle klären, ob der Irak chemische Waffen einsetzt.
    Österreich.
    Bundeskanzler Sinovac hat seinen offiziellen Besuch in der Schweiz beendet und ist am Vormittag nach Wien zurückgekehrt.
    In einem Interview für das Morgenjournal führte Sinovac die Ergebnisse seiner Gespräche mit der Schweizer Regierung an, unter anderem wurde angesichts des jüngsten Chaos an den Grenzen eine verstärkte verkehrspolitische Zusammenarbeit zwischen Österreich und der Schweiz vereinbart.
    Sinovac kündigte auch einen verstärkten menschlichen Kontakt zwischen beiden Ländern an.
    Künftig sollen mehr als bisher jugendliche Lehrer und Künstler das jeweilige Nachbarland besuchen.
    Gestern Abend hatte Sinovac an der Universität Zürich in einem Vortrag die österreichische Außenpolitik erläutert.
    Dabei meinte der Kanzler, kleine und neutrale Länder könnten ein Ort der Begegnung sein.
    Österreich wolle aber keine Mission erfüllen, die über seine realistische Position hinausgehe.
    In Wien sind heute die Leopold-Kunschak-Preise für 1984 überreicht worden.
    Mit den Preisen, Sie erinnern an den Sozialpolitiker und früheren ÖVP-Obmann Leopold Kunschak, werden jährlich Arbeiten auf dem Gebiet der Publizistik, der Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet.
    Die Pressepreise gingen an Karl Gruber von der Tageszeitung Die Presse und Georg Weiland von der Kronenzeitung.
    Die Kunschak-Wissenschaftspreise gingen an den Oberarchivar des Landes Vorarlberg, Benedikt Bilgeri, die Wiener Rechtsdozenten Wolfram Kahl und Franz Marholt, den Salzburger Rechtswissenschaftler Willibald Posch und den Wiener Volksgruppenforscher Arnold Suppan.
    In Wien ist heute die Einrichtungsmesse Wiener Interieur eröffnet worden.
    Die Ausstellung auf dem Wiener Messegelände dauert bis zum 18.
    März.
    Mehr als 300 Firmen aus dem In- und Ausland zeigen in zwölf Hallen Möbel und Einrichtungsgegenstände.
    Am kommenden Montag und Dienstag wird die Einrichtungsmesse bis 20 Uhr geöffnet bleiben, um auch Berufstätigen den Besuch zu ermöglichen.
    Jugoslawien.
    Staatspräsident Mika Spiliak hat die gute Entwicklung der Beziehungen zwischen Österreich und Jugoslawien hervorgehoben.
    Anlässlich seines am Dienstag beginnenden Staatsbesuches in Wien sagte Spiliak gegenüber österreichischen Journalisten, man sollte bei diesen Beziehungen keine Schwachstellen suchen, sondern die positiven Seiten hervorkehren.
    Gewisse Ereignisse bei den Olympischen Winterspielen in Sarajevo seien, seiner Ansicht nach, von einem Teil der Presse hochgespielt worden.
    Eine Vertiefung des Verhältnisses zwischen Wien und Belgrad sei besonders auf wirtschaftlichem Gebiet wünschenswert.
    Zur Frage der slowenischen Minderheit meinte Spiliak, Jugoslawien trete für die Durchführung des Artikels 7 des Staatsvertrages ein.
    Dies würde einen positiven Beitrag zu den gegenseitigen Beziehungen darstellen.
    Polen.
    Hunderte polnische Schüler haben heute früh eine Wallfahrt zum polnischen Nationalheiligtum in Częstochowa angetreten, um dort für die Wiederzulassung von Kruzifixen in den staatlichen Schulen zu beten.
    Die Teilnehmer dieser Protestwallfahrt sind vor allem Schüler einer Landwirtschaftsschule in der Kleinstadt Garwolin, 60 Kilometer südöstlich von Warschau.
    Die polnischen Behörden wollen unter Hinweis auf die Trennung von Kirche und Staat keine religiösen Symbole in den Schulen mehr zulassen.
    Ein Vertreter der Kirche und der für Religionsfragen zuständige Minister treffen heute zu einem Gespräch über diese Problematik zusammen.
    Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Demokratische Republik.
    Der westdeutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher hat in einem Interview vor zu viel Publizität um die steigende Zahl der Ausreisegenehmigungen für DDR-Bürger gewarnt.
    Genscher meinte, die Bundesrepublik Deutschland könne in dieser Frage mehr erreichen, wenn sie Diskretion bewahre.
    Der CSU-Vorsitzende Strauss hatte gestern erklärt, voraussichtlich würden heuer bis zu 40.000 DDR-Bürger in die Bundesrepublik Deutschland ausreisen können.
    Strauß wird morgen einen Besuch bei der Leipziger Messe zu einem Gespräch mit Staats- und Parteichef Erich Honecker nutzen.
    Auch der führende SPD-Politiker Oskar Lafontaine dürfte in Leipzig mit Honecker zusammentreffen.
    Großbritannien.
    Ein Sprengstoffanschlag auf einen Nachtclub in der Londoner Innenstadt hat heute in den frühen Morgenstunden mindestens 26 Verletzte gefordert.
    Bisher hat sich noch keine Organisation zu diesem Attentat bekannt.
    Der Besitzer des Nachtclubs ist Libanese.
    Auch die meisten Gäste kommen aus dem Nahen Osten.
    Ein weiterer Sprengsatz explodierte in der Nähe des Londoner Hyde Parks.
    Verletzt wurde niemand.
    Weitere zwei Sprengsätze konnten noch rechtzeitig entschärft werden.
    USA.
    Präsident Reagan hat den demokratischen Kandidaten um die Investitur für die Präsidentenwahlen, Senator Gary Hart, erstmals direkt angegriffen.
    In Washington sagte Reagan vor Journalisten, der bei mehreren Vorwahlversammlungen erfolgreiche Senator habe bisher noch keine einzige seiner propagierten neuen Ideen tatsächlich dargelegt.
    Niemand könne konkret sagen, was Hart als Präsident machen würde, meinte Reagan.
    Gary Hart liegt in der Wählergunst derzeit angeblich vor Reagan.
    Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Gallup würde Hart bei Wahlen zum gegenwärtigen Zeitpunkt 52 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinigen können, Reagan nur 43.
    Ein anderes Institut ermittelte allerdings einen Vorsprung Reagans vor Hart.
    Griechenland, Türkei.
    Die Beziehungen zwischen den beiden NATO-Ländern haben sich nach dem jüngsten Zwischenfall in der Ägäis wieder entspannt.
    Die griechische Regierung hat am Abend die Abberufung ihres Botschaftes aus Ankara überraschend rückgängig gemacht.
    Damit hat Athen auf neue Erklärungen Ankaras zu dem Zwischenfall reagiert.
    Der Staatssekretär im Außenministerium, Yannis Kapsis, teilte mit, die von der Türkei abgegebenen Erläuterungen zu dem See-Zwischenfall zeigten, dass die türkische Regierung nicht die Absicht habe, einen solchen gefährlichen Zwischenfall zu provozieren.
    Griechenland hatte am Donnerstag der Türkei vorgeworfen, einen in griechischen Gewässern kreuzenden Zerstörer unter Beschuss genommen zu haben.
    Kanada.
    Die Regierung in Ottawa hat gestern offiziell alle Forderungen abgelehnt, die umstrittene Jagd auf Baby-Robben zu unterbrechen.
    Unter anderem hatte die kanadische Robbenjägervereinigung eine einjährige Unterbrechung der Jagd verlangt.
    Ihrer Ansicht nach sollte damit gezeigt werden, dass das Töten der Tiere aufgehört habe.
    Die Regierung argumentiert, sie wolle eine seit 400 Jahren übliche, ihrer Meinung nach legitime Tätigkeit nicht untersagen.
    Großbritannien.
    Der Diebstahl eines Schlüssels zu Downing Street Nr.
    10, dem Amtssitz von Premierministerin Margaret Thatcher in London, hat eine innenpolitische Debatte ausgelöst.
    Die der Tochter Margaret Thatchers, der 30-jährigen Journalistin Carol, war in einer Bar ihre Handtasche gestohlen worden.
    Neben Kreditkarten und Bargeld befand sich in der Tasche auch der Schlüssel zum Amtssitz ihrer Mutter.
    Ein Sprecher der Regierungschefin betonte, die Sicherheit des Amtssitzes sei nicht gefährdet, er werde schließlich Tag und Nacht von der Polizei bewacht.
    Ein oppositioneller Liebeabgeordneter jedoch sieht in diesem Diebstahl ein Sicherheitsrisiko.
    Er forderte neue Schlösser für Downing Street Nummer 10.
    Nun zur Wetterlage.
    Der Alpenraum verbleibt am Wochenende in einer kühlen Nordostströmung.
    Erst im Lauf der kommenden Woche ist mit merklicher Erwärmung zu rechnen.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Örtlich stärkere Wolkenfelder, meist aber heiter bis wolkig.
    Winde aus Nordwest bis Ost.
    Nachmittagstemperaturen minus 1 bis plus 5 Grad.
    Tiefsttemperaturen der kommenden Nacht minus 9 bis 0 Grad.
    Die Aussichten für morgen Sonntag.
    Bei unterschiedlicher Bewölkung teilweise sonnig.
    Vor allem im Osten und im Süden lokal etwas Schneefall möglich.
    Winde aus Nordwest bis Ost.
    Tageshöchsttemperaturen 1 bis 6 Grad.
    Noch die Forscher auf Montag.
    Teilweise stark bewölkt und strichweise Schneefall.
    Noch kühl.
    Nun die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien, Heiter 4 Grad, Nordwind mit 15 Kilometern pro Stunde.
    Eisenstadt, Wolkig 3, Nord 5, 10, Linz, Wolkig 1 Grad, Ost 10, Salzburg stark bewölkt 2, Innsbruck Heiter minus 2, Bregenz stark bewölkt 0, Graz Heiter 5 und Klagenfurt Heiter bei 4 Grad.
    Zwölf Minuten nach zwölf ist es jetzt.
    Seit einigen Stunden ist es auch wissenschaftlich nachgewiesen.
    Im Golfkrieg zwischen dem Iran und dem Irak ist von irakischer Seite der chemische Kampfstoff Lost oder Senfgas und das noch wesentlich gefährlichere Mykotoxin, auch als gelber Regen bekannt, eingesetzt worden.
    Die iranischen Soldaten, die in Wien und Stockholm behandelt werden, sind von diesen Giftstoffen verseucht worden.
    Drei Soldaten sind inzwischen in den Spitälern gestorben.
    Zur Identifizierung der Giftstoffe wurden international bekannte Toxikologen herangezogen.
    Kurz vor dem Mittagjournal führte ich mit Dozent Mandl von der Wiener Universitätsklinik ein Gespräch darüber und meine erste Frage an Dozent Mandl war, wer konnte jetzt die beiden Giftstoffe identifizieren?
    Diese Giftstoffe wurden aus Proben, die wir von zwei Patienten nach Belgien geschickt haben, von Professor Hendricks, den Leiter des Toxikologischen Instituts in Gent, festgestellt werden.
    Es waren dies Stoffwechselprodukte und Abbauprodukte, die im Urin, im Blut und im Stuhl festgestellt werden konnten, mit einem sicheren Nachweis.
    Und zwar war das der Nachweis für gelben Regen.
    So ist das unter dem allgemeinverständlichen Namen bekannt.
    Der Giftstoff selber ist Mykotoxin.
    Und der zweite Giftstoff ist Senfgas.
    Was bewirken nun diese beiden Giftstoffe?
    Senfgasvergiftungen sind aus dem Ersten Weltkrieg bekannt, machen Hautschäden, sogenannte chemische Verbrennungen, aber auch Schädigungen an inneren Organen, am Blut, an den Blutkörperchen und an der Lunge.
    Es ist aber aus dieser Zeit bekannt, dass
    Vergiftungen leichteren Ausmasses, also wenn die Betroffenen mit geringeren Mengen in Kontakt gekommen sind, auch überlebt werden können.
    Über Mykotoxin ist relativ wenig bekannt.
    Mykotoxine sind Stoffwechselprodukte von Pilzen, giftige Stoffwechselprodukte von Pilzen, die ebenfalls Schäden am Körper anstellen, wobei im Unterschied zum Senfgas die Schäden
    eine viel protrahiertere, d.h.
    verzögerte Wirkung haben, sodass im Gegensatz zum Senfgas offenbar auch noch nach Monaten Verschlechterungen des Zustandsbildes möglich ist.
    In welch hoher Konzentration wurden nun diese beiden Giftstoffe bei den iranischen Soldaten festgestellt?
    Die Größenordnung liegt also an den Unterlagen, die man mir übergeben hat zwischen
    0,07 und 30 Teilchen auf pro Million.
    Das wird abgekürzt im wissenschaftlichen Bereich mit ppm.
    Und das ist eine recht hohe Konzentration, wurde mir erklärt.
    Ich bin aber selber kein Toxikon.
    Herr Dozent Mandl, Sie behandeln die iranischen Soldaten in Wien.
    Gibt es überhaupt ein Gegenmittel gegen die beiden Giftstoffe oder ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die noch überlebenden Soldaten sterben werden?
    Wie ich schon vorhin sagte, ist über die Überlebenschance nach Mycotoxin-Vergiftung wenig bekannt.
    Senfgasintoxikationen können überlebt werden und wurden zum Beispiel auch von Menschen
    die hantiert haben in Fabriken oder beim Entgiften von noch aus dem Krieg stammenden Giftbehältern sich verletzt haben, die haben diese Verletzungen überlebt.
    Ein spezifisches Gegenmittel ist nicht bekannt.
    Wir haben also bisher die Patienten nach ihren Symptomen behandelt und müssen das auch weiterhin so durchführen.
    Wissen Sie vielleicht, wo das gefährlichere Gift Mykotoxin, also der gelbe Regen, bisher eingesetzt worden ist?
    Meldungen gibt es ja, die davon sprechen, dieses Gift soll von den sowjetischen Truppen in Afghanistan und von den vietnamesischen Truppen in Kambodscha eingesetzt worden sein.
    Ja, diese Meldungen kenne ich auch aus Zeitungen von früher, sind mir aber natürlich nicht persönlich bekannt.
    In der medizinischen Fachliteratur gibt es über das Gift Mykotoxin sehr wenig.
    Soweit Dozent Mandl.
    Der Einsatz chemischer und biologischer Waffen im Golfkrieg konnte also jetzt nachgewiesen werden.
    Auch unser nächster Beitrag beinhaltet Vorgänge im Nahen Osten.
    Syriens Präsident Assad steht im Golfkrieg auf der Seite des Irans, weil er aus machtpolitischen Gründen gegen den irakischen Präsident Hussein ist.
    Denn sowohl der irakische als auch der syrische Präsident wetteifern seit Jahren um die Vormachtstellung als panarabische Integrationsfigur.
    Das zeigt sich auch an Assads Engagement im Libanon.
    Während nämlich die letzten Vorbereitungen für die zweite libanesische Versöhnungskonferenz in der Schweiz
    Zur Stadt Lausanne auf Hochtouren laufen, halten die Kämpfe zwischen verfeindeten Milizen in Beirut nach wie vor an.
    Letztendach gab es an der sogenannten Grünen Linie, die den muslimischen Westsektor der libanesischen Hauptstadt vom christlich dominierten Osten trennt, wieder zahlreiche Schießereien.
    Die Hoffnungen der libanesischen Regierung bis zum Montag, wenn die libanesische Versöhnungskonferenz beginnen wird, eine verbindliche Feuerpause zwischen den Streitparteien zu erzielen, ist also zumindest bis jetzt nicht Realität geworden.
    Einer derjenigen, die bei der Lausanner-Konferenz nächste Woche zwar nicht persönlich anwesend sein wird, aber doch die Fäden im Hintergrund zieht, scheint jetzt selbst in Schwierigkeiten gekommen zu sein.
    Syrien-Staatspräsident Hafez al-Assad ernannte im Rahmen einer größeren Regierungsumbildung drei stellvertretende Präsidenten.
    Dieser Schachzug, offiziell mit Arbeitsüberlastung des Präsidenten begründet, deutet darauf hin, dass Assad seine Macht künftig teilen wird müssen.
    Die jüngsten Entwicklungen in Damaskus analysiert Brigitte Fuchs.
    Hafez Al-Assad, der Name heißt zu Deutsch so viel wie der ausdauernde Löwe, wurde von Henry Kissinger einmal der interessanteste Mann im ganzen Nahen Osten genannt.
    Interessant deshalb, weil seine Karriere in einem Ausmaß erfolgreich verlaufen ist, wie sie das aufgrund der innersyrischen Gegebenheiten eigentlich gar nicht hätte tun dürfen.
    Assad wählte zunächst eine militärische Laufbahn.
    Als armer Bauernsohn aus den nordsyrischen Bergen um Latakia stammend, war die Armee die einzige Karriermöglichkeit, die Assad gesellschaftlichen Aufstieg versprach.
    Denn Assad stammte nicht nur aus armen Verhältnissen, sondern gehört auch noch einer religiösen Minderheit, den Aleuten, an.
    Diese Alawiten sind eine Abspaltung der schiitischen Glaubensrichtung des Islam.
    Etwa eine halbe Million der insgesamt neun Millionen Syrer gehören dieser Religionsgemeinschaft an.
    Seit Assad 1971 syrischer Präsident wurde, ist der Einfluss der Alawiten aber weit größer, als dies ihrem Bevölkerungsanteil entspricht, weil Assad die Schlüsselpositionen Syriens mit Glaubensbrüdern besetzte.
    Eine Tatsache, die in der syrischen Bevölkerung immer wieder Unmut hervorgerufen hat.
    Vor zwei Jahren kam es daher in der Stadt Hamar zu einem Aufstand, angezettelt von der fundamentalistischen Muslim-Brüderschaft der Sunniten.
    Dieser Aufstand wurde mit brutaler Gewalt niedergeschlagen, man sprach von bis zu 30.000 Toten.
    Niedergeschlagen wurde der Aufstand von Hamar nicht zuletzt mit den etwa 25.000 mannstarken Elite-Truppen Syriens, die vom jüngeren Bruder des Präsidenten, Rifat Assad, befähigt werden.
    Dieser Rifat Asad ist, obwohl er seinen Bruder immer unterstützte, ein Sorgenkind des syrischen Präsidenten.
    Denn während der Präsidenz ein Image als spartanisch lebender Landesvater und kühlrechnender Pragmatiker bei der syrischen Bevölkerung und der dominierenden Bas-Partei durchaus erfolgreich pflegt, sagt man dem jüngeren Bruder einen ganz anderen Lebensstil nach.
    Rifat Asad gilt als Mann mit einem Hang zum Luxus und als machtgierig, was immer wieder zu Korruptionsverdacht und Gerüchtenanlass gab.
    In der Vergangenheit musste sich der Kommandant der Elite-Truppen daher auch einige öffentliche Rüffel von seinem Präsidentenbruder gefallen lassen.
    Das ausbalancierte Kräftegefüge in Damaskus geriet aber in Zwanken, als der 56-jährige Präsident im letzten Herbst schwer erkrankte.
    Offiziell sprach man von einer Blinddarmentzündung.
    Die Gerüchtebörse in Damaskus sagte dem Präsidenten einen Herzinfarkt nach.
    Tatsache ist, dass Präsident Assad erst zwei Monate nach seiner Erkrankung körperlich sichtlich geschwächt an die Öffentlichkeit zurückkehrte.
    Seine Krankheit und alle Gerüchte darum setzte den Kampf um seine Nachfolge im Gang.
    Ein Kampf, der vom kleinen Bruder eröffnet wurde.
    Rifaat Assad ließ binnen weniger Tage die Autobusse und Hauswände in Damaskus mit Plakaten pflastern, die sein Foto zeigten.
    Dieser Zug rief aber führende Mitglieder der Bass-Partei ebenso auf den Plan wie die Führer der regulären syrischen Armee, denn schließlich wollen auch noch andere den kränkelnden Präsidenten beerben.
    Die Armeeführung beschuldigte den Kommandanten der Elitekräfte.
    Seine 25.000 Mann Elite-Soldaten bildeten eine Armee in der Armee.
    Eklatant wurde der schwelende Konflikt, als vor einigen Tagen routinemäßige Beförderungen in den syrischen Streitkräften anstanden.
    Rifat Assad wollte bestimmte, ihm loyale Offiziere an entscheidende Stellen hieven, um seine Position im Kampf um die Präsidentennachfolge zu stärken.
    Dieser Versuch misslang, obwohl Rifat Assad seine Muskeln spielen ließ, indem er seine Eliteeinheiten in den Straßen von Damaskus patrouillieren ließ und angeblich auch den Präsidentenpalast von seinen Truppen umstellen ließ.
    Innerhalb kurzer Zeit war dieser Spuk aber vorüber.
    Die Armee-Umbesetzungen gingen routinemäßig über die Bühne, ohne dass irgendeine Seite gegenüber einer anderen entscheidende Vorteile hätte erzielen können.
    Präsident Hafez Al-Assad, der kühle Rechner, hatte sich durchgesetzt und das Gleichgewicht der Kräfte wiederhergestellt.
    Gefestigt werden soll dieses Gleichgewicht durch die Ernennung von drei stellvertretenden Präsidenten.
    Dass der jüngere Bruder Rifat Assad stellvertretender Präsident mit dem Aufgabenbereich Sicherheit und Verteidigung wurde, zeigt, dass er trotz seiner einflussreichen Gegner auch künftig eine wichtige Rolle in Syrien spielen wird.
    Vorläufig kann er diese Rolle aber nur spielen, wenn er sich an die Spielregeln hält, die immer noch von Hafez Assad bestimmt werden.
    Denn der durch seinen Libanon-Erfolg gestärkte Präsident lässt sich die Zügel wohl für einige Zeit noch nicht aus der Hand nehmen.
    Brigitte Fuchs verfasste die eben gehörte Analyse und wir setzen das Mittagsschornal mit der Presse scharfort.
    Auszüge aus den innenpolitischen Kommentaren stellte Wilfried Seifert zusammen.
    Wie an Samstagen häufig beschäftigen sich die Kommentatoren der heutigen Tageszeitungen mit sehr grundsätzlichen politischen Themen.
    Zum Beispiel mit dem Bild, das Bundeskanzler Fred Sinowatz in der Öffentlichkeit abgibt.
    Anlass dafür sind Äußerungen des Kanzlers über seinen persönlichen politischen Stil, seine unterschiedlichen Auffassungen gegenüber Vorgänger Bruno Kreisky und seine Bereitschaft zu langen, klärenden Diskussionen.
    In den oberösterreichischen Nachrichten meint Hermann Polz, Sinovac mache einen unsicheren, zögernden, manchmal hilflosen Eindruck.
    Dem Bild nach außen ist das nach innen völlig entgegengesetzt.
    In der Partei hat sich Sinovac schnell den Ruf eines beinharten Exekutors der Parteidisziplin erworben.
    Es ist die logische Gegenhaltung.
    Will er nicht das Chaos in der Partei ausbrechen lassen, muss er seine Hilflosigkeit nach außen mit der Härte nach innen kompensieren.
    Je weniger einer mit Inhalten überzeugen kann, desto mehr muss er mit Formalen operieren.
    Sinovac war ein guter Landesparteisekretär im Burgenland und das ist er offenbar geblieben, auch als Bundesparteiobmann.
    Diese von Hermann Polz behauptete Härte nach innen hat Sinovac bewiesen, als er vor einigen Tagen der sozialistischen Jugend unter ihrem neuen Vorsitzenden
    Alfred Gusenbauer mit dem Einfrieren der Beziehungen drohte.
    Anlass dafür angebliche oder tatsächliche, nach dem Parteistatut verbotene, Kontakte zu Kommunisten.
    Gerhard Steininger notiert dazu in den Salzburger Nachrichten.
    Gusenbauer und seine SJ-Freunde sind zu extrem, um für die SPÖ mehr als eine periodische Unbequemlichkeit zu sein.
    Der Radikalismus der S.J., wie Steininger das sieht, ist aber nur die eine Seite der Medaille.
    Die andere?
    Ein gewisses Unbehagen über Ideologie und Stil des neuen Parteivorsitzenden Fred Sinowatz, der oft allzu pragmatisch und impulslos empfunden wird, vor allem im Vergleich mit seinem Vorgänger Bruno Kreisky.
    Was Wunder, der Großbürgersohn hat in seiner Jugend den Sozialismus als intellektuelles Abenteuer empfunden.
    Sinovat-Sozialismus ist da schon profanerer Natur.
    Bei ihm ging es zunächst wahrscheinlich eher um den Magen als um das Hirn.
    Im Kurier glaubt Hans Rauscher, dass die SPÖ-FBÖ-Koalition derzeit deutliche Zeichen von Führungsschwäche signalisiert, dass darüber hinaus konservativere Werte nach einem Jahrzehnt Sozialismus in Österreich wieder an Bedeutung gewinnen, dass aber trotz allem die ÖVP nicht in der Lage ist, politisches Kapital daraus zu schlagen.
    Man liest bei Hans Rauscher.
    Die ÖVP hat einen Spitzenmann von wachsender Attraktivität, Alois Mock.
    Dann hat sie einen Generalsekretär, der sich in den täglichen Guerillakrieg stürzt, aber kein Sympathieträger ist.
    Und die Volkspartei habe eine Unzahl von Bereichssprechern, nach einer Zählung 27, die jeder für sich ihre Meriten haben, aber in ihrer Summe kein überzeugendes und klares Bild von dem präsentieren, was die Partei eigentlich will.
    Unfair?
    Man mache den Test anhand von ein paar großen Fragen, wie konkrete Maßnahmen für den Umweltschutz oder zur Pensionsreform.
    Welchem ÖVP-Kopf ist da welche klar identifizierbare Aussage zuzuordnen?
    Zum Schluss noch einmal eine Erinnerung an den AKH-Skandal.
    Nach einem Mittagsschanalbericht vor einigen Tagen sorgte die Tatsache für Aufmerksamkeit, dass nur einer der im ersten AKH-Prozess Verurteilten, nämlich Adolf Winter, derzeit seine Strafe abbüßt.
    In den beiden sozialistischen Zeitungen, Oberösterreichisches Tagblatt und Neue Zeit, kritisiert Paul Fritz diese Tatsache.
    Er erinnert aber an den ehemaligen niederösterreichischen Landesfinanzreferenten Viktor Müllner, der wegen illegaler Parteienfinanzierung für die ÖVP verurteilt wurde.
    Müller wurde für das Beispielsdelikt zu vier Jahren Kerker und 20 Millionen Schadenersatz verdonnert.
    Das war vor 16 Jahren.
    Von dieser Strafe hatte er aber nichts abgesessen.
    Er wurde für haftunfähig erklärt.
    Diese Bemerkung soll keine verspätete Rache auslösen, sondern nur zeigen, dass die ÖVP-Medien eben sehr vergesslich werden, wenn es um niederösterreichische Landesväter geht.
    Vier Minuten vor halb eins ist es jetzt.
    Im Journal zu Gast.
    Heute Michael Graf, der in dieser Woche vor genau zwei Jahren zum Generalsekretär der ÖVP gewählt wurde.
    Zwei Jahre General Graf also.
    In diesen zwei Jahren ist Michael Graf nicht nur zu einem der bekanntesten Politiker Österreichs geworden, er ist auch als Abgeordneter in den Nationalrat eingezogen.
    Vor einem Jahr war das.
    Und er hat sich auch privat verändert.
    Er hat geheiratet.
    Ebenfalls vor einem Jahr.
    Seine Frau, Maria Graf, macht auch Politik in der Wiener ÖVP und in führender Funktion bei den Wiener ÖVP-Frauen.
    Diese Woche wurde sie zur stellvertretenden Landesleiterin gewählt.
    Generalsekretär Michael Graf ist der breiten Öffentlichkeit nicht nur quasi automatisch bekannt geworden, weil er in einer politischen Spitzenfunktion ist, er hebt sich von den meisten anderen Politikern auch durch seine spitze Zunge ab, durch seine Lust am Formulieren.
    So kündigte er schon wenige Stunden nach seiner Generalsekretärswahl vor zwei Jahren einen Wahlsieg an, der sich gewaschen hat.
    Inzwischen sind, wie gesagt, zwei Jahre vergangen und Graf hat zumindest zur Hälfte Recht bekommen.
    Rudolf Nagiller sprach mit ihm.
    Herr Generalsekretär, Sie sind jetzt zwei Jahre im Amt.
    Haben Sie sich in dieser Zeit so mittendrin in der Politik verändert?
    Ja, ich würde sagen, ich habe etwas von meiner
    Unbefangenheit, glaube ich, eingebüßt.
    Man ist etwas vorsichtiger mit seinen Äußerungen.
    Ich habe ja immer eine relativ lockere Goschen gehabt.
    Und wenn man merkt, wie jede Äußerung oder auch jede Kritik
    doch wesentlich verstärkt wirkt, wenn sie von einem Politiker kommt.
    In dieser Funktion?
    In dieser Funktion.
    Dann passt man schon etwas mehr auf.
    Das schließt nicht aus, dass man dort, wo es notwendig ist, in aller Fairness auch sehr direkt dem politischen Gegner die Wahrheit sagt.
    Das heißt, Sie würden das eine oder andere nicht mehr sagen, was Sie so in diesen zwei Jahren gesagt haben?
    Ich würde manches nicht mehr so locker dahin sagen.
    Zum Beispiel?
    Ja, wenn Sie mich so fragen, zum Beispiel die Geschichte, Sie erinnern sich, vor dem Volksbegehren gegen das Konferenzzentrum habe ich geschrieben in einem Brief, das sei ein Probegalopp für die Nationalratswahlen.
    Nun, das Volksbegehren ist grandios ausgegangen, 1,3 Millionen.
    Die Nationalratswahlen sind dann auch erstaunlich gut ausgegangen.
    Die Volkspartei hat Stimmen und Mandate gewonnen.
    Kreisky ist abgewählt worden.
    Das hätte sich ja damals kaum jemand vorgestellt.
    Aber wenn ich mir denke, wie lange ich gepflanzt worden wäre, wenn der Probegalopp sich nicht so entwickelt hätte, nämlich das tatsächliche Rennen dann, wie es nach dem Probegalopp ausgesehen hat, dann sage ich mir, du musst schon ein bisschen schauen, dass du nicht einfach aus einem momentanen, aus einer momentanen Laune oder Stimmung heraus irgendwas dahersagst.
    Aus der Lust am Formulieren?
    Aus der Lust am Formulieren.
    Und solche Worte kriegt man dann nie mehr so recht los oder lange Zeit nicht so recht los?
    Kriegt man nicht los, das kann auch positiv sein, das kann auch mal ein guter Sager einem nachhängen, aber es kann natürlich auch sehr unangenehm sein.
    Worte, die einem immer vorgehalten werden dann?
    Natürlich, wenn der Bundeskanzler Sinovac sagt, das ist alles sehr kompliziert, dann wird ihm das wahrscheinlich noch ziemlich lang nachhängen.
    Der versucht jetzt auch davon wegzukommen?
    Er versucht es, ja, aber ich weiß nicht, ob es ihm nicht in Wirklichkeit ein bisschen zu kompliziert ist.
    Gut, Herr Generalsekretär, gibt es auch grundsätzliche ideelle Änderungen?
    Ich gebe ein Beispiel vor.
    Sie haben immer besonderen Wert darauf gelegt, als ein Liberaler bezeichnet zu werden, als ein ÖVP-Liberaler.
    Sie haben weniger Wert auf das Wort konservativ gelegt.
    Ist das gleich geblieben oder hat sich da was geändert?
    Ich habe mich immer als Liberaler verstanden und glaube, dass wir das liberale Element in unserem Gedankengut neben dem christlichen keinesfalls missen dürfen.
    Im Gegenteil, dass wir durchaus noch etwas liberaler im Sinn von aufgeschlossener mehr der Freiheit verbunden werden könnten.
    Aber ich bin mir andererseits auch in stärkerem Maße, glaube ich, bewusst geworden,
    dass das Konservative im positiven Sinn, nämlich das Bewahren vorhandener Werte und nicht gleich neuen Dingen nachlaufen, schon auch viel für sich hat.
    Haben Sie sich in die Richtung Konservativ geändert?
    Also ich glaube nicht, dass man mich unter die Konservativen einordnen kann, aber wenn ich mir etwa denke, wie ich an das Problem des Friedens herangegangen wäre, dann hätte ich mir früher wahrscheinlich mehr die Sache
    angeschaut und nicht so sehr die Bundesgenossen oder mit wem zusammen etwa dieses Ziel verfolgt wird.
    Und heute würde ich wesentlich mehr aufpassen, weil ich sehe, wie etwa die sozialistische Jugend den Kommunisten hineinfällt und wie hier mit einem an sich positiven Gedanken Missbrauch getrieben wird.
    Ich habe irgendwo gelesen, ich weiß nicht, ob es stimmt, ich frage Sie jetzt, als junger CV-er hätten Sie auch an Vietnam-Demonstrationen teilgenommen, die von Kommunisten mitgesteuert zumindest worden sind.
    Demonstrieren war ich nie, aber ich habe etwas unterschrieben.
    Und das haben dann auch ein paar andere unterschrieben, mit denen ich mich nicht gerne auf einem Blatt Papier gesehen hätte.
    Das könnte Ihnen heute nicht mehr passieren?
    Würde ich heute besser aufpassen, ja.
    Für mich gibt es gewisse Anzeichen, dass Sie auch versuchen, von Ihrem Image als Scharfmacher wegzukommen.
    Ich glaube, dass man, und gerade der Generalsekretär muss das ja in erster Linie machen, der Parteiobmann ist da,
    die positiven Dinge zu sagen und der Generalsekretär in erster Linie den Angriff auf den politischen Gegner vorzutragen.
    Eine gewisse Arbeitsteilung, die nicht abgesprochen ist, die sich aber aus der Funktion ergibt.
    Ich glaube aber, dass auch eine gegebenenfalls notwendige harte Kritik dann natürlich ihren Wert verliert, wenn einer undifferenziert immer nur kritisiert.
    Und ich bemühe mich daher sehr,
    eine differenziertere Haltung auch zum Ausdruck zu bringen und auch zu loben, wo was zu loben ist, aber umso deutlicher auch zu sagen, wenn mir was nicht passt.
    Also mein Eindruck stimmt ein bisschen, dass Sie da ein bisschen wegkommen wollen, zumindest vom Image des Scharfmachers.
    Also das Image hat niemand gern.
    Ich sage nur noch einmal, ich bemühe mich von der Sache her um differenzierte Aussagen.
    Das habe ich immer getan, es ist vielleicht nicht immer so durchgekommen.
    Warum hat man das Image eigentlich nicht gern?
    Weil
    Die Erwartungshaltung zu einer politischen Meinungsäußerung natürlich eine andere ist.
    Wenn ich weiß, von dem kommt auf jeden Fall ein Nein oder eine Kritik, dann nehme ich diese Kritik nicht ernst.
    Während wenn ich nicht weiß, was wird er jetzt dazu sagen, so ist mir seine Meinung wichtiger.
    Ich habe jetzt das Wort Schafmacher verwendet.
    Vor einigen Monaten hat einmal ein Kommentator das Wort Kläffer verwendet.
    Den haben Sie geklagt dann.
    Ich distanziere mich natürlich von dem Wort.
    Sie brauchen sich nicht zu distanzieren, ich werde Sie gewiss nicht klagen.
    Aber ich finde die Vergleiche sollen nicht ins Animalische hinüberspielen.
    Ich habe solche Worte auch nie gegenüber einem Gegner gebraucht.
    Ist es zu einem Vergleich gekommen inzwischen oder geht der Prozess?
    Er ist verurteilt worden.
    Er ist verurteilt worden.
    Aber wie gesagt,
    Von ihrem Typus her liegt Ihnen das andererseits etwas, glaube ich, das scharfe, das kalpellartige Schnitt, das ja auch intelligent wirkt und intelligent ist und zugleich eine Arbeitsteilung mit dem Parteiobmann ist.
    Eine Arbeitsteilung, die aber auch ihren politischen Sinn hat, glaube ich.
    Nicht nur von den Typen her, da drängt es sich auch auf bei Ihnen und bei Mock.
    Es war schon beim früheren Generalsekretär Hermann Wittheim, der in diesem
    belang mein Vorbild ist so, und er hat mir das ja auch bei meiner Wahl vor jetzt fast genau zwei Jahren ins Stammbuch geschrieben, dass es eben die Aufgabe des Generalsekretärs ist, in voller Loyalität zum Parteiobmann den Angriff vorzutragen.
    Damit der Parteiobmann in der Öffentlichkeit geschont wird, damit er eben etwas vornehmer sein kann, und das ist ja gut für ihn.
    Das ist gut für die Partei und das ist auch die richtige Aufgabenteilung.
    Noch eine Arbeitsteilung fällt auf.
    Im Vergleich Alois Mock, Michael Graf.
    Alois Mock hat immer recht, wenn sie unterschiedlicher Meinung sind.
    Selbstverständlich.
    Es kommt nur eigentlich fast nicht vor, dass wir unterschiedlicher Meinung sind.
    Erstens einmal sind wir ja laufend in Kontakt und zweitens
    denken wir doch ziemlich stark auf derselben Wellenlänge.
    Und dort, wo ich weiß, dass ich ein bisschen anders denke, weiß ich schon, wie er denken würde, sodass es eigentlich zu wirklichen Widersprüchen nie gekommen ist.
    Wenn es aber zu einem solchen käme, dann gilt natürlich das, was der Mock sagt, und nicht das, was der Graf sagt.
    Haben Sie sich da nie so verleugnen müssen, innerlich?
    Sie haben ja konturierte Meinungen.
    Es ist mir noch nie notwendig gewesen, wirklich in einem ernsten Punkt gegen meine Überzeugung zu sein.
    Herr Generalsekretär, es werden immer wieder Umfragen zitiert, aus denen hervorgeht, der ÖVP geht's gut.
    Geht's ihr gut?
    Wir dürfen nicht übermütig werden.
    Und das ist meine größte Sorge, dass wir zu sehr jetzt schon in eine gewisse Euphorie verfallen.
    Wenn Sie mich ehrlich fragen, muss ich Ihnen schon sagen, wir gewinnen von Mal zu Mal, von Monat zu Monat, ich überprüfe das ja laufend an den Meinungsforschungsergebnissen, an Vertrauen in der Bevölkerung.
    Insofern geht es der ÖVP gut und darüber freut sich der Generalsekretär.
    ohne jetzt auf die Zehntelprozent eingehen zu wollen, die stimmen eh nie.
    Wie schaut es ungefähr aus?
    Ich möchte keine Ziffern nennen, aber wir haben die Sozialisten nach diesen Umfragen bereits überholt.
    Ich möchte aber auch noch einmal ganz deutlich dazu sagen, das sind immer nur Momentaufnahmen.
    Und wir sind durchaus noch dafür gut, dass wir irgendwann einmal einen großen Blödsinn machen.
    Davor müssen wir uns in Acht nehmen und wir können andererseits auch im positiven Bereich uns natürlich noch weiter verbessern und das wird auch notwendig sein, um wirklich dann bei der nächsten Nationalratswahl einen Erfolg zu erzielen.
    Sind Sie in der politischen Auseinandersetzung wirklich präsent genug?
    im positiven Sinn.
    Sie wissen, es gibt die ewigen Kommentare, bin ich jetzt versucht zu sagen, die ÖVP ist zwar mit dem Nein-Sagen ständig da, aber man weiß eigentlich nicht, was sie selber will.
    Der Doktor Mock hat in der Erklärung zur Lage der Nation im Belvedere sehr deutlich die Konturen angegeben, sehr kantig, wenn Sie wollen,
    die Politik der ÖVP von der sozialistischen Politik und die Freiheitlichen unterstützen ja derzeit die sozialistische Politik von der Politik der anderen, also abgegrenzt.
    Es ist durchaus ein positives Programm, das wir dem Wähler vorlegen und wo wir niemanden zu scheuen haben.
    Und was ist der Kern dieses Programms?
    Der Kern dieses Programms ist eine
    auf dem Prinzip der sozialen Marktwirtschaft, der persönlichen Freiheit, des Eigentums basierende Politik.
    Und wenn Sie was Konkreteres hören wollen, etwa in der Wirtschaftspolitik der Gedanke der Flexibilität, dass man nicht in starren Modellen Arbeitszeitverkürzung, wie der Herr Sozialminister Dallinger, reißt, sondern dass man sagt, es soll nach den Bedürfnissen des Betriebes und des Arbeitnehmers auch möglich sein, die Arbeitszeit flexibel zu gestalten.
    Aber nicht nur die Arbeitszeit,
    Etwa auch den Pensionszeitpunkt oder den Ladenschluss.
    Und so lässt sich der Gedanke durchziehen.
    Es läuft letztlich wieder darauf hinaus, dass der Mensch wichtiger ist als das Kollektiv.
    Inwieweit, Herr Dr. Graf, kann eigentlich eine Oppositionspartei ihre Lage in der Wählergunst wirklich selbstvoll beeinflussen?
    Und inwieweit ist sie mehr vom Glück, vom Zeitgeist, von den Fehlern der anderen abhängig?
    Natürlich spielen die Fehler der anderen eine große Rolle und es gehört zur eigenen politischen Aufgabe, diese Fehler herauszuarbeiten und transparent und sinnfällig für die Bevölkerung zu machen.
    Ich glaube, dass der Zeitgeist, der große Trend gegen den Sozialismus und für die persönliche Freiheit, für die Gedanken, für die wir stehen, arbeitet.
    Das ist eine Entwicklung, die man in
    vielen Ländern sieht und das begünstigt uns mit.
    Er spart uns aber nicht die eigene Arbeit, das möchte ich gleich wieder dazu sagen.
    Herr Generalsekretär, gegen Schluss des Interviews, in den letzten Tagen und Wochen, da hat es manchmal in verschiedenen Zeitungen so gewisse Spitzen gegen Ihre Frau gegeben.
    Ich nehme an, indirekt gegen Sie.
    Das geht bis ins Persönliche hinein.
    Ich weiß nicht, darf ich Ihnen da ein paar Fragen stellen?
    Bitte.
    Es hatte gegeben ein Programmheft des Wiener Opernballs, da gab es ein Inserat drinnen, in dem eine hübsche junge Frau in einem weißen Ballkleid aus Leder für ein Wiener Modegeschäft geworben hat.
    Also ihre Frau, wie sie sagten, war diese hübsche junge Frau.
    Dazu hat es dann einige ironische bis hämische Kommentare und Klossen gegeben in den Zeitungen.
    Also ich bin erstens sehr stolz auf sie und freue mich, wenn sie gut ausschaut und wenn sie sich auf dem Opernball gut unterhält.
    Ich war auch mit ihr gern auf dem Opernball, bitte das möchte ich gleich sagen und nicht um irgendwelche Pflichten zu erfüllen.
    Es geht eigentlich nicht um den Opernball, sondern die Frau Generalsekretär wirbt für ein Modegeschäft, entsetzlich in Österreich offensichtlich.
    Sie hat das getan auf Versuchen der Geschäftsinhaberin, die eine junge Unternehmerin ist und jetzt im Aufsteigen ist und sie hat bitte das Kleid voll bezahlt, das möchte ich nur anmerken.
    Sie hat sich vielleicht auch durch die Einladung geschmeichelt gefühlt, dass man sie überhaupt in den Kreis derer, die neben berufsmäßigen Models in Betracht kommen, für sowas einbezieht.
    Ich finde da gar nichts dabei.
    Ich habe das sehr nett gefunden.
    Dazu kommt noch, wie die Wochenpresse schreibt, ein gewagt tiefes Rücken-Dekolleté.
    Ein Skandalchen, schreibt die Wochenpresse.
    Es möge sich skandalisieren, wer will.
    Ich finde, ein Dekolleté kann man so tief tragen, wie man es sich leisten kann.
    Gut.
    Es gibt noch etwas, gab es immer wieder im Zusammenhang mit Ihrer Frau, der Frau Graf also, in den letzten Wochen.
    Es gab manchmal so von Kommentatoren den unterschwelligen Vorwurf, dass Sie die politische Karriere Ihrer Frau aus Ihrer Funktion heraus, naja, etwas sehr fördern.
    Also wenn sie das hört, wird sie sich sehr ärgern, denn sie,
    und ich denke auch gar nicht dran, es zu tun, nicht die geringste Einmischung in ihre eigene politische Tätigkeit.
    Sie war auch Politikerin, nämlich Bezirksrat in Meidling, lange bevor ich in die Politik gekommen bin und ich muss sogar sagen, ich bin für sie ein Müllstein am Hals, den der Dr. Mockert sie wahrscheinlich bei der letzten Wahl in den Nationalrat genommen, wenn ich nicht gewesen wäre.
    Insofern
    Das heißt, es ist umgekehrt?
    Ja, es ist umgekehrt und sie wird sicher als besonders unfair empfinden, wenn man ihre Leistung, die sie erbringt, nun dadurch mindert, dass man sagt, das ist, weil sie die Frau vom Herrn Generalsekretär ist.
    Sind das Sticheleien, um Sie, den Herrn Generalsekretär, zu ärgern oder um Ihnen zu schaden?
    Es ist ja schwer zu fassen, aber es kommt offensichtlich schon ein bisschen auch aus der Partei heraus, nicht nur, glaube ich, aus den Zeitungen, dass die es sozusagen selber erfinden.
    Ich weiß es nicht, aber mir wäre es lieber, wenn die Leute mir was vorzuwerfen haben, wenn sie sich an mich wenden würden und meine Frauen ruhig sind.
    Danke für das Gespräch.
    ÖVP-Generalsekretär Michael Graf war heute im Journal zu Gast.
    Und jetzt nochmals ins Ausland, und zwar nach Mittelamerika.
    Die Vereinigten Staaten von Amerika haben den Führer der Arena-Partei von El Salvador, Robert Dobizón, erneut das Einreisevisum verweigert.
    Dafür wurden technische Gründe angegeben.
    Tatsächlich lehnen
    Die USA offizielle Beziehungen zu Tobisó ab, weil ihm engste Beziehungen zu den sogenannten Todesschwadronen nachgesagt werden, jenen rechtsextremen Einheiten, die für tausende Morde an salvadorianischen Zivilisten verantwortlich gemacht werden.
    Tobisó ist Spitzenkandidat der extremen Rechten und Washington will auf keinen Fall der Unterstützung für ihn bezichtigt werden.
    An der Tatsache, dass die Todesschwadrone nach wie vor das politische Leben El Salvador auf blutige Weise beherrschen, dürfte das freilich wenig ändern, wie Christian Schüller im folgenden Situationsbericht aus San Salvador feststellt.
    Alberto Amaya, ein 28-jähriger Campesino aus dem Norden von El Salvador, könnte vielleicht heute Besitzer einer kleinen Parzelle Land am Abhang des Hügels sein, wo Mais und Bohnen für seine zehnköpfige Familie wachsen.
    Er müsste nicht Jahr für Jahr die letzten Colonies zusammenkratzen, um umgerechnet 2000 Schilling Pacht bezahlen zu können.
    Von dem bisschen Bargeld, das seine Frau mit dem Verkauf von Tortillas und Tamarindensaft an der Bushaltestelle verdient,
    könnte etwas übrig bleiben, um ein paar Schuhe zu kaufen oder Medizin gegen die Hustenanfälle, mit denen der Allerkleinste zur Welt gekommen ist.
    Aber Alberto hat nicht erst versucht, einen Besitztitel für seine Parzelle zu bekommen, wie es das Agrarreformgesetz aus dem Jahr 1980 versprochen hat.
    Er hatte Angst, sich zu melden und damit den Zorn des Grundherrn auf sich zu laden.
    Der Schatten der Escuadrones de la Muerte, der Todesschwadronen, liegt über diesem Gebiet, seit mehrere gewerkschaftlich organisierte Campesinos frühmorgens mit durchschnittener Kehle aufgefunden worden waren.
    Wenn es das Ziel der vor vier Jahren gegründeten Todesschwadronen war, die Agrarreform zu stoppen, dann könnten sie jetzt ihre Operation erfolgreich abschließen.
    Das von nordamerikanischen Experten nach Erfahrungen aus Vietnam entworfene Programm zur Befriedung der Campesinos ist auf allen Ebenen fehlgeschlagen.
    Fehlender politischer Wille, Angst bei den potenziellen Nutznießern, Korruption bei Armee und Behörden haben sowohl den Aufbau von Kooperativen als auch die Aufteilung von Land an Kleinpächter zum Stillstand gebracht.
    Und es bestehen wenig Aussichten, dass ein neu gewählter Präsident die Agrarreform wieder aufleben lässt.
    Aber die Todesschwadronen sind keine politische Polizei der Rechtsparteien, die beliebig abschaffbar wäre, auch nicht auf Druck der USA.
    Diese Erkenntnis hat in den vergangenen drei Jahren zwei US-Botschafter in San Salvador die Karriere gekostet.
    Die Todesschwadronen sind vielmehr das Produkt einer Kultur der Gewalt, für die Wahlen, Gesetze und Verhandlungen immer nur ein vorübergehendes Mittelwahn.
    1980 war Major Roberto Davison wegen Gründung einer paramilitärischen Organisation vorübergehend verhaftet worden.
    Unter seinen Dokumenten der Plan zur Bildung einer parallelen politischen Bewegung, der Partei ARENA.
    Unter dem Druck der extremen Rechten wurde Davison bald wieder freigelassen.
    Gedeckt vom legalen Mantel der ARENA konnte er seine Verflechtungen mit Armee, Justiz und Verwaltung seither immer weiter ausbauen.
    Im September vergangenen Jahres erreichte die Zahl der zivilen Mordopfer plötzlich einen neuen Höhepunkt, schnellte von 350 Toten im Monat auf über 500.
    Militärische Erfolge der Guerilla und der Beginn von Gesprächen zwischen US-Diplomaten und der Linken hatten die Todesschwadronen zu noch schärferem Vorgehen provoziert.
    Seither hat es unter heftigem Druck Washingtons eine Reihe von Umbesetzungen gegeben.
    Wenigstens die Armee, immerhin Empfänger massiver US-Hilfe, sollte von den Todesschwadronen sichtbar getrennt werden.
    Aber die hauptsächlichen Verantwortlichen, Offiziere, die als Führer der Escuadrones gelten, bleiben auf ihren Posten oder sind sogar aufgerückt.
    Nur zwei schwer belastete Offiziere, beide Leiter der militärischen Sicherheitsdienste, wurden ins Ausland abgeschoben.
    Ein Hauptmann, dem unter anderem der Mord an einem amerikanischen Agrarexperten nachgewiesen wurde, sitzt als einziger eine Strafe ab.
    Aber nicht wegen seiner Verwicklung mit den Squadronen, sondern wegen militärischen Ungehorsams.
    Er hatte sich geweigert, den angenehmen Posten eines Militärattachés in Costa Rica aufzugeben und nach Salvador zurückzukehren.
    Der meistbelastete Soldat im Zusammenhang mit der Ermordung von vier amerikanischen Nonnen im Jahr 1980 wurde in der Zwischenzeit auf freien Fuß gesetzt.
    Und das nach einer Justizfahrt mit El Salvador.
    Als das Gericht Augenzeugen vorlud, um den Mann zu identifizieren, wurde ihm vorher erlaubt, sein auffällig rötliches Haar schwarz zu färben.
    Niemand erkannte ihn wieder.
    Vor unserem Kulturbeitrag zum österreichischen Kulturgespräch, Musik macht Sinnlichkeit, einige Takte Musik.
    ... Musik ...
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    Untertitel der Amara.org-Community
    Musik macht Sinnlichkeit ist das Thema des österreichischen Kulturgesprächs 1984, das heute Vormittag in Wien begonnen wurde.
    Es ist dies übrigens die zehnte Veranstaltung dieser Art.
    Hatte man sich in früheren Jahren vor allem mit kulturpolitischen Themen auseinandergesetzt, so sollte diesmal die Musik im Mittelpunkt des Kulturgesprächs stehen.
    Zu der Veranstaltung wurden prominente Musikwissenschaftler eingeladen.
    Heute Vormittag referierten zum Beispiel Helga Delamotte und Heinz-Klaus Metzger.
    Walter Gellert berichtet.
    Musik kann vieles bewirken.
    Der Satz von der Macht der Musik deutet dies schon an.
    Schließlich findet sich diese These ja auch in den klassischen Sagen, wenn etwa Orpheus die Herrscher der Unterwelt durch seinen Gesang so rührt, dass ihm gewährt wird, Eurydike aus dem Reich der Schatten wieder in die Oberwelt zu führen.
    Dies mit einer Auflage, die ein Mensch letztlich nicht erfüllen kann.
    Musik kann stimulieren, Musik kann aber auch in Trance versetzen.
    Musik wird auch von denen, die Macht besitzen, bewusst zur Beeinflussung der Menschen eingesetzt.
    All diese Aspekte berührte die an der Technischen Universität in Berlin Musikpsychologie-Lehrende Helga Delamotte heute Vormittag bei ihrem Vortrag im Rahmen des Kulturgesprächs.
    Dieser Vortrag stand unter dem Motto Musik, Macht und Sinnlichkeit.
    Also ich hatte eine These aufgestellt, die besagt, dass im 20.
    Jahrhundert Macht und Sinnlichkeit auseinandergetreten sind.
    dass wir einerseits Formen erhöhter Sinnlichkeit haben, also auf ein großes Ausmaß von Sensibilisierung bei Menschen zielen, und dass wir andererseits Formen extremer Machtausübung haben, die vor allem auf körperliche Sensationen zielen.
    Ich habe darüber hinaus anglingen lassen, in diesem kurzen Referat, dass es Musik gibt, die von der Macht spricht und ich glaube, dass Les Préludes von Liszt ein sehr gutes Beispiel dafür ist, wie Musik von der Macht sprechen kann.
    Ein Beispiel, was ja dann auch verzerrt eingesetzt wurde.
    Daneben gibt es Musik, die Macht ausübt, Musik, die in unserem Jahrhundert zugenommen hat, die aber ein Vorbild schon im 19.
    Jahrhundert hat, und zwar im sogenannten Walkürenritt, wo wir ähnliche Wiederholungsstrukturen und ähnliche Repetitionen haben.
    Es passiert ja dort musikalisch nichts weiter.
    wo wir solche repetitiven Musikmuster haben, wie wir sie sowohl in der ernsten Musik, in der Minimal Music, als auch in der Pop- und in der Rockmusik haben, Muster, die unmittelbar auf die körperliche Stimulation und auf die körperlichen Sensationen zielen, so dass im Taumel der Sinne dann eigentlich das sinnliche Vermögen im Körperbewusstsein untergeht.
    In dieser Spielart der Musikwirt zu Helga Delamotte die intellektuelle Verarbeitung keineswegs gefördert.
    Gesellschaftskritisch äußerte sich dann Heinz Klaus Metzger, der Mitherausgeber der Zeitschrift Musikkonzepte, in seinem Vortrag über Musik in der unterhaltenen Welt.
    Das ist natürlich im Doppelsinne gemeint von Unterhaltung und Unterhalt.
    Die Welt wird inzwischen dadurch in Gang gehalten, dass sie amüsiert wird und durch sie abgelenkt wird von der Reflexion auf ihren wahren Zustand.
    Mein Vortrag handelt natürlich nicht von der
    Unterhaltungsmusik, die dieses Geschäft besorgt und unmittelbar der Erhaltung der Welt so, wie sie ist, dient, sondern von den besonderen Schwierigkeiten, in die die Musik in der unterhaltenen Welt gerät.
    Und unter Musik verstehe ich natürlich nicht die Unterhaltungsmusik.
    Unter der Diktatur der Unterhaltungsindustrie hat die Musik ja kaum noch eine Chance, sich zu Gehör zu bringen.
    Wenn sich junge Komponisten an Moden wie neue Einfachheit, neue Tonalität oder neue Romantik klammern, so ist das für Heinz-Klaus Metzger nicht die Schuld der Musiker, sondern die Folge eines gesellschaftlichen Unrechts.
    Die gesellschaftliche Lage der modernen Musik, so Metzger, sei dadurch gekennzeichnet, dass ungezählte Menschen aus allen Klassen und Schichten die Unterhaltungsmusik dafür halten und nicht einmal wüssten, dass es moderne Musik gäbe.
    Und Metzger erklärt, warum seiner Meinung nach die junge Komponistengeneration nicht mehr in den Reihen der Avantgarde zu finden ist, sondern eben ihr Heil im Blick auf die Vergangenheit sucht.
    Ja, was sollen sie tun?
    Beliebtheit entsteht durch Bekanntheit und Bekanntheit durch Beliebtheit.
    Das ist eine Schlange, die sich an deinen Schwanz beißt.
    Jeder Discjockey in einer Diskothek wählt die beliebtesten Platten aus.
    Und welche sind die beliebtesten Platten?
    Das sind die eh schon bekanntesten.
    Und dadurch, dass er sie dann wieder spielt, werden sie noch bekannter und dadurch noch beliebter.
    Was sich im Bereich der sogenannten E-Musik abspielt, ist natürlich nur ein sehr kümmerlicher Abglanz des Funktionierens dieser Industrie.
    Niemand würde in dieser Welt funktionieren, meint Heinz Klaus Metzger weiter, würde er nicht unterhalten.
    Das österreichische Kulturgespräch 1984 zum Thema Musik macht Unsinnlichkeit wird heute Nachmittag fortgesetzt.
    Musik im Medienverbund das Thema.
    Morgen wird die Veranstaltung abgeschlossen.
    Zum Abschluss des Mittagsjournals jetzt noch die Meldungsübersicht.
    Österreich.
    Wissenschaftliche Untersuchungen haben nunmehr eindeutig ergeben, dass im Krieg zwischen dem Iran und dem Irak chemische Kampfstoffe eingesetzt werden.
    Bei zwei iranischen Soldaten, die zurzeit in Wien behandelt werden, konnte ein belgisches Institut für Toxikologie Schäden nachweisen, die durch Senfgas und durch Mykotoxine, das sind Giftstoffe aus Pilzen, hervorgerufen werden.
    Dozent Mandl von der Wiener Universitätsklinik sagte dazu, dass es in der medizinischen Literatur besonders über die Wirkung der Mycotoxine nur sehr vereinzelte Angaben gibt und man auch keinerlei Erfahrungen auf diesem Gebiet habe.
    Aus diesem Grund können auch keine Angaben über die Überlebenschancen der Patienten gemacht werden.
    Saudi-Arabien.
    Die Eskalation des seit 42 Monaten dauernden Golfkrieges zwischen dem Iran und dem Irak ist Hauptthema der heute in Riyadh eröffneten Konferenz der Außenminister der Ölländer am Persischen Golf.
    Die Golfanrainer sind über eine mögliche ausländische militärische Intervention besorgt, falls durch die weitere Eskalation des Golfkrieges der Ölnachschub für die westlichen Industrienationen gefährdet würde.
    Österreich.
    Bundeskanzler Sinovac hat seinen offiziellen Besuch in der Schweiz beendet und ist am Vormittag nach Wien zurückgekehrt.
    Sinovac hat eine verstärkte verkehrspolitische Zusammenarbeit zwischen Österreich und der Schweiz vereinbart und kündigte auch einen verstärkten menschlichen Kontakt zwischen beiden Ländern an.
    Künftig sollen mehr als bisher jugendliche Lehrer und Künstler das jeweilige Nachbarland besuchen.
    Nach Darstellung von ÖVP-Generalsekretär Michael Graf gewinnt die Volkspartei von Monat zu Monat in der Wählersympathie.
    Im Moment habe die Volkspartei die SPÖ bereits überholt, sagte Graf.
    Der Generalsekretär warnte in diesem Zusammenhang allerdings vor einer verfrühten Euphorie und meinte, die ÖVP sei durchaus jederzeit auch für einen großen Blödsinn gut, der diesen Vorsprung wieder kosten könne.
    Karl Gruber von der Tageszeitung Die Presse und Georg Weiland von der Kronenzeitung sind mit dem Leopold-Kunschak-Preis für publizistische Leistungen 1984 ausgezeichnet worden.
    Die Kunschak-Wissenschaftspreise 1984 gingen an den Oberarchiver des Landes Vorarlberg, Benedikt Bilgri, die Wiener Universitätsdozenten Wolfram Karl und Franz Marholt, den Salzburger Rechtswissenschaftler Willibald Posch sowie den Wiener Volksgruppenforscher Arnold Suppan.
    In Wien ist heute die Einrichtungsmesse Wiener Interieur eröffnet worden.
    Die Ausstellung auf dem Wiener Messegelände dauert bis zum 18.
    März.
    Mehr als 300 Firmen aus dem In- und Ausland zeigen in zwölf Hallen Möbel und Einrichtungsgegenstände.
    Jugoslawien.
    Staatspräsident Milka Spiliak hat die gute Entwicklung der Beziehungen zwischen Österreich und Jugoslawien hervorgehoben.
    Anlässlich seines am Dienstag beginnenden Staatsbesuches in Wien sagte Spiliak gegenüber österreichischen Journalisten, man sollte bei diesen Beziehungen keine Schwachstellen suchen, sondern die positiven Seiten hervorkehren.
    Polen.
    Hunderte polnische Schüler haben heute eine Wahlfahrt zum polnischen Nationalheiligtum in Częstochowa angetreten, um dort für die Wiederzulassung von Kruzifixen in den staatlichen Schulen zu beten.
    Die polnischen Behörden wollen unter Hinweis auf die Trennung von Kirche und Staat keine religiösen Symbole in den Schulen mehr zulassen.
    Großbritannien.
    Ein Sprengstoffanschlag auf einen Nachtclub in der Londoner Innenstadt hat heute früh mindestens 26 Verletzte gefordert.
    Da sich zur selben Zeit fünf weitere Anschläge ereigneten, sprechen die Sicherheitsbehörden von der Möglichkeit eines Bandenkrieges zwischen verfeindeten Ausländergruppen.
    Nun noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Meist aufgelockert, bewölkt bis heiter.
    Nachmittagstemperaturen minus ein bis plus fünf Grad.
    In wenigen Sekunden wird es 13 Uhr.
    Eine Stunde ausführliche Mittagsinformation ist beendet.
    Karl Jokowsky verabschiedet sich für Redaktion und Technik.
    Ein schönes Wochenende noch.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1984.03.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1984.03.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Giftwaffe im Golfkrieg identifiziert: Dozent Mandl bestätigt, dass Senfgas und "gelber Regen" bei iranischen Soldaten nachgewiesen seien
    Mitwirkende: Jirkovsky, Karl [Moderation] , Mandl, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1984.03.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medizin ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Toxikologen , Nachrichten
    Innen- und außenpolitische Rolle des syrischen Präsidenten Assad
    Mitwirkende: Fuchs, Brigitte [Gestaltung]
    Datum: 1984.03.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Lausanner-Konferenz , Nachrichten
    Im Journal zu Gast: ÖVP-Generalsekretär Michael Graff
    Mitwirkende: Nagiller, Rudolf [Gestaltung] , Graff, Michael [Interviewte/r]
    Datum: 1984.03.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Todesschwadrone in El Salvador
    Mitwirkende: Schüller, Christian [Gestaltung]
    Datum: 1984.03.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Österreichisches Kulturgespräch 1984: "Musik, Macht und Sinnlichkeit"
    Interview: Musikwissenschaftlerin Helga de la Motte und Musiktheoretiker Heinz Klaus Metzger
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Motte, Helga de la [Interviewte/r] , Metzger, Heinz-Klaus [Interviewte/r]
    Datum: 1984.03.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Unterhaltung ; Medizin ; Wissenschaft und Forschung ; Kultur ; Musik ; U-Musik ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1984.03.10
    Spieldauer 01:00:04
    Mitwirkende Jirkovsky, Karl [Moderation] [GND]
    Bachmair, Udo [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1984.03.10 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-840310_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
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