Mittagsjournal 1999.04.03

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    Rechtliches

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    Es ist Karlsamstag, der 3.
    April.
    Herzlich willkommen zu einer Stunde Mittagsinformation.
    Durch die Sendung führt Sie heute Petra Schönbacher.
    Zunächst ein Überblick über unsere Themen.
    Die NATO hat heute Nacht das Stadtzentrum von Belgrad bombardiert.
    Das serbische und das jugoslawische Innenministerium gingen in Flammen auf.
    Auch an der zweiten Front in diesem Balkan-Krieg herrscht kein Osterfriede.
    Die Serben vertreiben weiterhin die Kosovo-Albaner.
    Dadurch wird auch die Flüchtlingssituation in Albanien und Mazedonien von Tag zu Tag schlimmer.
    Zum Thema Kosovo und Flüchtlinge nimmt auch der Grazer Diözesanbischof Weber Stellung.
    Er ist bei uns heute im Journal zu Gast.
    Ungarn ist erst seit kurzem Mitglied der NATO und schon erlebt es den Ernstfall.
    Wir bringen einen Beitrag über die Stimmung in unserem Nachbarland.
    In Wien leben etwa 150.000 Serben.
    In den Medien müssen sie täglich mitverfolgen, wie ihre Heimat bombardiert wird.
    Thomas Mudry hat zwei serbische Familien in Wien besucht.
    Das Lohnsystem der Lehre ist kompliziert und unübersichtlich.
    Ein mögliches neues Gehaltsmodell liegt jetzt auf dem Tisch.
    Zuerst soll es bei den Schulinspektoren erprobt werden.
    Außerdem wird im Mittagsschanal der Bürgermeister von Galtür über das Leben nach der Lawinenkatastrophe erzählen.
    Und in unserem Kulturbeitrag geht es um eine neue Fledermaus-Inszenierung an der Wiener Volksoper.
    Die beliebte Operette feiert ihr 125-jähriges Jubiläum.
    Erster Programmpunkt im Mittagsjournal ist ein kompakter Nachrichtenüberblick, erstellt hat ihn Elisabeth Mahners und gelesen wird er von Alexander Jonach.
    Bundesrepublik Jugoslawien.
    Der unablässige Flüchtlingsstrom aus dem Kosovo bringt sowohl die Nachbarstaaten der Bundesrepublik Jugoslawien als auch internationale Hilfsorganisationen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit.
    Allein gestern sind 40.000 Flüchtlinge nach Albanien gekommen, mehr als an allen Tagen zuvor.
    Heute werden bis zu 30.000 weitere vertrieben erwartet.
    Auch an der Grenze zu Mazedonien droht die Lage außer Kontrolle zu geraten.
    Auch dort warten tausende Menschen darauf, ins Land gelassen zu werden.
    Es kommt bereits zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen den verzweifelten Menschen.
    Schlechtwetter verschlimmert ihre Situation.
    Hauptproblem ist es, zu den Hilfsbedürftigen vorzudringen.
    Zehntausende sitzen im Niemandsland fest, serbische Einheiten bedrohen Helfer, die sich zu weit vorwagen.
    Das UNO-Flüchtlingshilfswerk hat bisher mehr als 40 Tonnen Lebensmittel sowie zehntausende Decken und Schlafsäcke verteilt.
    Das Deutsche Rote Kreuz und die Belgische Luftwaffe haben heute mit der Lieferung von weiteren Hilfsgütern begonnen.
    Die Transporte werden über die Osterfeiertage rund um die Uhr fortgesetzt.
    Bei einem NATO-Angriff mit Marschflugkörpern sind in der vergangenen Nacht Regierungsgebäude im Zentrum Belgrads zerstört worden.
    Die Gebäude des serbischen und des jugoslawischen Innenministeriums gingen in Flammen auf und brannten vollständig aus.
    Opfer gab es offenbar keine.
    Am NATO-Sitz in Brüssel wurde heute Vormittag mitgeteilt, die Angriffe seien als Schlag gegen die Schaltzentrale der im Kosovo tätigen Geheimpolizei gedacht gewesen.
    Die Gebäude seien von acht Marschflugkörpern getroffen worden.
    Die Schäden außerhalb der fixierten Gebäude seien minimal.
    Zugleich wurde betont, die NATO werde in der Bundesrepublik Jugoslawien kein Ziel verschonen, das mit dem militärischen Vorgehen im Kosovo im Zusammenhang steht.
    Nach Angaben aus dem albanischen Innenministerium sind heute früh zwei offensichtlich fehlgeleitete NATO-Raketen in der Nähe der Hauptstadt Tirana eingeschlagen.
    Es soll weder Personen noch Sachschäden gegeben haben.
    Österreichs Verteidigungsminister Fasselabend sieht vorerst keine Alternative zu den NATO-Luftangriffen.
    Gegenüber dem ORF äußerte sich Fasselabend besorgt über die Gefahr einer Destabilisierung der gesamten Balkanregion.
    Der Wahnsinn sei, dass ein politischer Verbrecher eine ganze Großregion Europas über Jahre hinaus destabilisieren könne, sagte Fasselabend wörtlich.
    NATO-Generalsekretär Solana hat den jugoslawischen Präsidenten Milosevic vor einem Putschversuch in der Teilrepublik Montenegro gewarnt.
    Falls Milosevic plane, die ihm kritisch gegenüberstehende Regierung Montenegros zu stürzen, werde die NATO das verhindern, sagte Solana.
    Eine entsprechende Militäraktion könne während der derzeitigen Luftangriffe unternommen werden.
    Libyen, Vereinte Nationen.
    Die Auslieferung der mutmaßlichen Lockerbie-Attentäter durch Libyen steht offenbar unmittelbar bevor.
    Der stellvertretende UNO-Generalsekretär Correll ist nach Libyen gereist, um die beiden Männer abzuholen.
    Sie sollen entweder bereits heute, spätestens aber am Dienstag in die Niederlande überstellt werden.
    Dort soll ihnen vor einem schottischen Gericht der Prozess gemacht werden.
    Die Libyer müssen sich für den Anschlag auf eine Pan Am-Maschine im Dezember 1988 verantworten.
    Durch die Explosion einer Bombe stürzte die Maschine damals über der schottischen Ortschaft Lockerbie ab.
    Dabei kamen 270 Menschen ums Leben.
    USA.
    Die amerikanische Bundespolizei FBI hat einen Mann festgenommen, der den Computer-Virus mit dem Namen Melissa in Umlauf gebracht haben soll.
    Der 30-Jährige wurde mithilfe des Online-Anbieters AOL gefasst.
    Der Virus löste am vergangenen Wochenende die bisher folgenschwerste Epidemie in der Computervernetzung aus.
    Zahlreiche Firmen und Dienststellen in den USA wurden dadurch lahmgelegt.
    Der Filmschauspieler Marlon Brando begeht heute seinen 75.
    Geburtstag.
    Legendär wurde er durch Rollen in Streifen wie Endstation Sehnsucht, Mäuterei auf der Bounty, Die Faust im Nacken oder Der Pate.
    Anlässlich des Geburtstages zeigt ORF 2 ab 23.40 Uhr die ganze Nacht durch Filme mit Marlon Brando in der Hauptrolle.
    Das Osterwochenende hat also begonnen.
    Die Wetterberichte der vergangenen Tage haben uns sonne- und frühlingshafte Temperaturen in Aussicht gestellt.
    Rainer Schultheiß, bleibt es bei dieser Prognose?
    Nun, nicht mehr ganz.
    Schon gestern hat sich trendmäßig abgezeichnet.
    Der Ostersonntag wird vor allem im Westen nicht mehr ganz so ungetrübt sein.
    Und aus den heutigen Prognosekarten lässt sich ablesen, dass man morgen von Vorarlberg sogar bis nach Oberösterreich hinein mit etwas Regen rechnen muss.
    Und am Ostermontag wird dann auch der Osten nicht mehr ganz trocken bleiben.
    Die aktuellen Meldungen, es ist überall heiter, nur in Innsbruck wolkig die Temperaturen.
    Wien und Eisenstadt 16 Grad, Sankt Pölten 14, Linz und Salzburg 15, Innsbruck 10 Grad, Bregenz 13, Graz 17 und Klagenfurt 15 Grad.
    Am Nachmittag wird es noch einmal recht sonnig sein, nur ab und zu ziehen ein paar hochliegende Wolken herein und auch im Tiroler Unterland lockert es jetzt mehr und mehr auf.
    Es bleibt heute jedenfalls trocken.
    Zeitweise weht lebhafter Nordwind und die Temperaturen liegen zwischen 14 und 20, im Süden vielleicht auch 21 Grad.
    Morgen Sonntag scheint zwar noch oft die Sonne und vor allem zwischen dem Mühlviertel und dem Burgenland und im Süden sollte es auch morgen trocken bleiben.
    Zwischen dem Pregenserwald und dem Innviertel ziehen mehr und mehr Wolken auf und es ist mit einigen Regenschauern zu rechnen.
    Selbst Gewitter sind möglich.
    Die Temperaturen liegen morgen zwischen 14 und 21 Grad, im Westen kann es auch etwas kühler bleiben.
    In 2000 Meter hat es am Nachmittagmorgen etwa 2 Grad am Arlberg und 5 Grad auf dem Schneeberg.
    Übermorgen am Ostermontag ist es meist wechselnd bewölkt, am ersten Sonnig ist es noch im Süden.
    Vor allem am Nordrand der Alpen und im Osten kann es auch den einen oder anderen Regenschauer geben.
    Allmählich kommt lebhafter Westwind auf und es bleibt weiterhin mild für die Jahreszeit mit Höchstwerten zwischen 12 und 18 Grad, in 2000 Metern am Ostermontag um 3 Grad.
    Der Trend für die weitere Woche, es wird unbeständig, windig und sukzessive kühler.
    Am Dienstag und am Mittwoch ist vor allem im Norden und Osten mit Regen zu rechnen, in der zweiten Wochenhälfte verlagert sich der Schwerpunkt der Regenschauer dann in den Süden.
    Der Kosovo-Konflikt bleibt im Zentrum unserer Berichterstattung.
    Osterfrieden wird es nicht geben, auf keiner der beiden Seiten.
    Die NATO setzt ihre Angriffe auf Jugoslawien fort, intensiviert sie sogar.
    Und die Serben setzen die Vertreibung der Kosovo-Albaner fort.
    Am 11.
    Kriegstag auf dem Balkan hat die NATO erstmals Ziele mitten in Belgrad unter Beschuss genommen.
    Das serbische und das jugoslawische Innenministerium gingen in Flammen auf, nachdem mehrere Marschflugkörper eingeschlagen sind.
    Über die derzeitige Situation informiert Fabio Polli.
    Die NATO hat immer wieder betont, dass ihre Angriffe sehr präzise sind und Zivilisten nur in den seltensten Fällen gefährdet werden.
    Beim Angriff heute Nacht mit Marschflugkörpern, die von Kriegsschiffen in der Adria aus abgeschossen worden sind, scheint sich diese These bestätigt zu haben.
    Mitten im Stadtzentrum der jugoslawischen Hauptstadt sind das serbische und das jugoslawische Innenministerium in Schutt und Asche gelegt worden.
    Die Stadtverwaltung hat gegenüber einem lokalen Radiosender erklärt, es gebe keine Opfer.
    Auch die Patienten in der nahegelegenen Frauenklinik sind mit dem Schrecken davongekommen.
    Mütter und ihre Babys wurden nach den Explosionen in Sicherheit gebracht.
    Inzwischen ist der Luftalarm in Belgrad wieder aufgehoben.
    Die NATO scheint vorerst keine weiteren Angriffe geplant zu haben.
    An der Propagandafront geht die Schlacht aber unvermindert weiter.
    Jugoslawien will das Wrack des abgeschossenen amerikanischen Tarnkappenbombers F-117 angeblich an Russland weitergeben.
    Eine Sticheltaktik gegenüber den Amerikanern, die diese Information damit quittieren, dass dieses Flugzeug relativ veraltete Technologie habe, über dies aber auch sehr schwer nachzubauen sei.
    Interessant ist vermutlich vor allem die Metalllegierung des Flugzeugs und die Lackierung, die gemeinsam dafür sorgen, dass es im Radar kaum erfasst werden kann.
    Deutliche Drohungen Richtung USA kamen heute auch von Arkan, dem schon im Bosnienkrieg berüchtigten Kommandanten, der jetzt als Kriegsverbrecher gesucht wird.
    Er betrieb in einem TV-Interview Realitätsverweigerung, in dem er sagte, im Kosovo gäbe es gar keine Vertreibungen, die Menschen würden nur vor den NATO-Bomben flüchten.
    Sollte die NATO Bodentruppen schicken, will Arkan ihnen die Hölle heiß machen.
    Nichts gehört hat man heute von dem Belgrader Propagandaobjekten Nr.
    1, den drei gefangenen amerikanischen Soldaten.
    Gestern hieß es, die Beweisaufnahme für ein Verfahren vor einem Kriegsgericht habe begonnen.
    Heute sollen Details dazu veröffentlicht werden, die wurden aber bis jetzt nicht preisgegeben.
    Vermisst werden jetzt auch zwei Mitarbeiter der Hilfsorganisation CARE.
    Zwei Australier wollten erst am Mittwoch Belgrad verlassen, weil es ihnen zu unsicher wurde.
    Von serbischer Seite wurde ihnen freies Geleit bis zur Grenze Richtung Kroatien zugesichert, doch haben sie sich seit Tagen nicht mehr gemeldet, obwohl ein telefonischer Kontaktrhythmus abgesprochen war.
    Die Flüchtlingskatastrophe im Kosovo und den Nachbarstaaten hat inzwischen ein so großes Ausmaß angenommen, dass die Caritas alle Regierungen aufgefordert hat, zu helfen.
    Aus privaten Spendensammlungen ist das, was notwendig ist, nicht mehr zu finanzieren, sagte Caritas-Präsident Küberl.
    Österreich hat mit Albanien deshalb schon direkten Kontakt aufgenommen.
    Jetzt wird eine Liste mit den dringendst benötigten Gütern erstellt.
    Österreich könnte auch ein Feldspital nach Albanien schicken, beschlossen ist das aber noch nicht.
    Eine gemeinsame Koordination mit Albanien steht bereits.
    Zunächst sollen Hubschrauber des Bundesheeres zum Transport in Albanien eingesetzt werden.
    Die Vorgespräche dazu sind bereits im Laufen.
    Dazu muss man sich aber auch mit dem UNHCR abstimmen, das in Albanien und in Mazedonien für die Koordination aller Hilfskräfte zuständig ist.
    Bei derartigen Krisen sind bis zu 300 Organisationen vertreten, deren Arbeit nicht durcheinander gehen sollte.
    Jeden Tag gibt es dazu in der mazedonischen Hauptstadt Skopje und in der albanischen Hauptstadt Tirana um 10 Uhr ein Treffen, in dem die Einzelheiten für den Tag besprochen werden.
    Doch trotz allem, die Geschwindigkeit mit der hunderttausende Menschen aus dem Kosovo vertrieben worden sind, geht derzeit über alle Hilfsmöglichkeiten weit hinaus.
    Unser Korrespondent Soran Obra hat auch die Elfte-Bombennacht in Jugoslawien miterlebt.
    Vor seinem Bericht ein Hinweis.
    Seine Berichterstattung aus Belgrad unterliegt wegen des Kriegsrechts der Zensur der jugoslawischen Behörden.
    Laut starker Musik am Belgrader Platz der Republik und wieder versammeln sich die Menschen mit kleinen Zielscheiben aus Papier.
    Die Konzerte gegen die NATO-Luftangriffe gehen weiter.
    Die vergangene Nacht war für viele die schlimmste in diesem Krieg.
    Denn das Ziel des nächtlichen NATO-Angriffes lag im Stadtzentrum.
    Das serbische Innenministerium, nur 50 Meter von der großen städtischen Klinik entfernt, sollte zerstört werden.
    Auch das gegenüberliegende jugoslawische Innenministerium war das Ziel der NATO-Raketen.
    Die Großbahn konnte rasch unter Kontrolle gebracht werden.
    Die Feuerwehr radierte schnell.
    Die umliegenden Häuser blieben verschont.
    Doch auch nach diesem Bombenangriff im Stadtzentrum will sich die Bevölkerung dem Druck nicht beugen.
    Die Menschen hier sind sich einig.
    Das Land muss verteidigt werden.
    Die Versorgung mit den wichtigsten Nahrungsmitteln funktioniert problemlos und immer mehr Bauern aus der Stadtumgebung bringen ihre Produkte zu den Märkten in Belgrad.
    Die jugoslawische Bundesregierung hat nach Mitteilung des staatlichen Fernsehens auch für die Treibstoffversorgung gesorgt.
    Jeder Autofahrer erhält Gutscheine für 40 Liter Treibstoff im Monat.
    Enttäuscht sind die Belgrader nur von der Weltgemeinschaft.
    Nach dem Besuch des Päpstlichen, in dem ich saß in Belgrad, hat man mit der Einstellung von Bombenangriffen über Ostern gerechnet.
    Der NATO-Luftangriff in den frühen Stunden von Karlsamstag hat diese Hoffnung zerschlagen.
    Aus Belgrad hat Zoran Obra berichtet.
    In Albanien ist die Flüchtlingssituation besonders dramatisch.
    Jede Nacht kommen Zehntausende Kosovo-Albaner über die Grenze.
    Mein Kollege Franz Renne ist zur Zeit in Tirana.
    Er berichtet, dass die Lage immer dramatischer wird.
    In Albanien gibt es nur ein zutreffendes Wort.
    Katastrophal.
    Ich habe vor wenigen Minuten mit Izmir Beschiri gesprochen.
    Sie ist Mitarbeiterin der OSZE, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa.
    Frau Beschiri war vergangene Nacht im Nordosten Albaniens, dem Gebiet an der Grenze zu Kosovo.
    Man kann das nur nicht in Worten beschreiben, was ich da gesehen habe.
    Es kommen Tausende von Leuten, von Leute rein.
    Es ist ein Meer von Leuten und das kann man
    erst verstehen oder so, wenn man das gesehen hat.
    Ich bin sehr betroffen davon, was ich da gesehen habe.
    Leute sind müde, die sind tagelang gelaufen, die sind hungrig, die sind durstig.
    Es gibt keinen Transport da, weil die albanische Regierung alle Kapazitäten in Bewegung gesetzt hat.
    Aber das ist alles, was wir haben und was wir können.
    Und die Situation ist einfach katastrophal.
    Fast 200.000 Flüchtlinge sind seit Beginn der NATO-Angriffe nach Albanien gekommen.
    75.000 waren es allein in den vergangenen 24 Stunden.
    Und drüben an der Grenze warten weitere 100.000, vielleicht 200.000, niemand kann das genau sagen.
    Die Versorgungssituation im Norden ist katastrophal, es gibt zu wenige LKWs, die Straßen sind schlecht, nicht einmal das Notwendigste kann zu den Flüchtlingen gebracht werden.
    Die OSZE-Beobachterin Beshmiri befürchtet sogar eine Hungersnot.
    Ja, wenn das so weitergeht und wenn dann nichts anderes unternommen wird von der Weltgemeinschaft oder UNHCR oder wer dafür auch verantwortlich ist, dann werden auch Leute sterben, bestimmt.
    So wie bisher könne es nicht weitergehen, sagt auch der Chef der OSZE-Delegation in Albanien, der Niederländer, Dan Everts.
    It's a totally dramatic situation right now.
    It's getting completely out of control.
    Die Lage sei höchst dramatisch, sie gerade außer Kontrolle.
    Das einzige, was jetzt noch helfen könnte, wäre eine Luftbrücke in den Norden Albaniens.
    Die NATO sei grundsätzlich dazu bereit, berichtet Evert.
    Konkrete Schritte wurden aber noch nicht eingeladen.
    Katastrophal also die Flüchtlingssituation in Albanien.
    Die internationalen Hilfsorganisationen bitten dringend um Spenden.
    Es werden vor allem Medikamente, Lebensmittel, Betten und Zelte benötigt.
    Die Kontonummern der Hilfsorganisationen erfahren Sie auf der ORF-Teletextseite 132.
    Das ungarische Parlament hat Anfang Februar mit überwältigender Mehrheit dem Gesetz über den NATO-Beitritt zugestimmt.
    Am 12.
    März erfolgte dann der offizielle Beitritt des früheren Warschau-Pakt-Mitglieds zur Nordatlantischen Militärallianz zusammen mit Polen und Tschechien.
    Keine zwei Wochen später erlebte das neue NATO-Mitglied Ungarn nun den Ernstfall.
    Das Bündnis, dem es jetzt angehört, griff Jugoslawien an.
    Eine schwierige Situation für Ungarn hat es doch eine 170 Kilometer lange Grenze zu Serbien.
    Und in der Vojvodina lebt eine ungarische Minderheit.
    Im Kosovo-Konflikt verhält sich Ungarn deshalb zurückhaltend, es stellt für die NATO-Partner lediglich seinen Luftraum und Flugplätze zur Verfügung.
    Die Freude in Ungarn über den NATO-Beitritt wird auf die Probe gestellt.
    Mit einem Stimmungsbericht aus Budapest meldet sich Harriet Ferenczi.
    Dass eine NATO-Mitgliedschaft nicht nur aus Fahnenhissen und Friedensübungen besteht, das mussten die Ungarn sehr schnell erkennen.
    Denn kaum zwei Wochen als neues Mitglied in der Allianz erlebte die Donaurepublik bereits den Ernstfall.
    Der Balkankrieg vor ihrer Haustür wirft den Schatten der Angst über das ganze Land, das noch dazu der einzige NATO-Staat ist, mit einer gemeinsamen Grenze zu Jugoslawien.
    So vergeht kaum ein Tag, an dem die politische Klasse in Budapest das Volk nicht beruhigt.
    Ministerpräsident Viktor Orban erklärte, Zitat, in Ungarn ist kein Menschenleben wegen der Kosovo-Krise in Gefahr.
    Der Premier erinnert an den Schutzschirm der NATO, unter dem sich Ungarn befände.
    Nach einer jüngsten Umfrage stimmen 60 Prozent der Madiaren für die NATO-Schläge in Jugoslawien, um so dem Völkermord im Kosovo ein schnelles Ende zu setzen.
    Ein weiteres Drittel der Ungarn wiederum lehnt den Einsatz der NATO-Bomber und Raketen ab.
    Hinter diesem Nein stehen zumeist Ängste.
    Ängste vor Drohungen aus Moskau, vor einer Eskalierung des Krieges.
    Doch auch Ängste vor serbischen Geschossen und Terroraktionen, vor wirtschaftlichen Auswirkungen, einem Fernbleiben der Touristen und ausländischen Investoren.
    Dennoch ist die Lage ruhig im Lande.
    Weder Panik noch Hamsterkäufe charakterisieren den Alltag in Ungarn.
    Ruhe auch an dem 174 Kilometer langen ungarisch-serbischen Grenzabschnitt.
    Denn der erwartete große Flüchtlingsstrom ist bisher ausgeblieben.
    Offiziell haben rund 300 Menschen aus Jugoslawien beim ungarischen Flüchtlingsamt um Schutz ersucht.
    Doch in Wirklichkeit halten sich weit mehr Menschen aus dem Nachbarland in Ungarn auf.
    So sind Pensionen und Hotels in der Grenzstadt Szeged ausgebucht.
    Denn wer es sich finanziell leisten konnte, der mietete sich mit Beginn der NATO-Militärschläge in Ungarn ein
    wartet ab, solange das Geld reicht.
    Es handelt sich dabei vor allem um Frauen, Kinder und alte Männer.
    Ungarn ist zwar in der NATO, nimmt jedoch nicht an den Militäraktionen der Allianz in Jugoslawien teil.
    Nach Parlamentsbeschluss stellt die Donaurepublik nur ihren Luftraum und einige Militärflughäfen zur Verfügung.
    Als Grund für diese Zurückhaltung werden die 400.000 Ungarnstämmigen in der Vojvodina angeführt, die mit Vorliebe in die serbische Armee rekrutiert und in den Kosovo verlegt werden.
    und nehme Ungarn mit Soldaten an NATO-Einsätzen in Jugoslawien teil, dann könnte es vorkommen, dass sich Ungarn im Kampfe gegenüberstehen.
    Das will Budapest vermeiden.
    Und besteht hier ein Einvernehmen der Parlamentsparteien, sind die Meinungen hinsichtlich einer eventuellen Vermittlerrolle Ungarns geteilt.
    Während Premier Viktor Orban eine Vermittlung Budapest in der Krise konsequent ablehnt, stimmt Ex-Außenminister Laszlo Kovac für mehr politische Aktivitäten seines Landes bei der Beendigung des Krieges vor der eigenen Haustür.
    Es ist jetzt 20 Minuten nach 12.
    Wir bleiben beim Thema Kosovo wieder mit einem anderen Aspekt.
    In Österreich leben etwa 300.000 Serben.
    Die Hälfte davon lebt in Wien.
    Seit Beginn der Bombenangriffe beteiligen sich viele von ihnen an Protestkundgebungen.
    Amerikanische Fahnen werden verbrannt, die NATO als faschistisch beschimpft.
    Die meisten verstehen nicht, warum ihre Heimat bombardiert wird.
    In den Medien müssen sie täglich die Bilder von brennenden und zerstörten Gebäuden mitverfolgen.
    Viele fürchten um das Leben ihrer Angehörigen in Jugoslawien.
    Thomas Mudry hat zwei serbische Familien in Wien besucht.
    Hören Sie seine Reportage.
    Milka Stojanovic lebt gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem erst sieben Monate alten Sohn Viktor in einer Wohnung im dritten Bezirk in Wien.
    Die ganze Situation im Kosovo erleben sie sowie all ihre Bekannten wie in Trance, sagt Milka.
    Man sieht Tag und Nacht von dem Fernseher, also die erste Nacht der Anschläge ist
    Kaum jemand von uns hat geschlafen und ist die ganze Zeit vor dem Fernseher gesessen und hat geblättert von einem Sender zum anderen und geschaut, was jetzt gerade unten vor sich geht.
    Man hat Angst und Bang.
    Man hat Angst um die eigenen Verwandten und Familie unten.
    Milkas Schwiegereltern leben in einer Flüchtlingsunterkunft in Belgrad.
    Sie sind Serben, haben aber ihr ganzes Leben in Bosnien verbracht.
    Während des Krieges in Bosnien sind sie dann von Sarajevo nach Belgrad geflüchtet.
    Die Angst, dass den Eltern während der Luftschläge der NATO etwas zustoßen könnte, ist natürlich groß.
    Noch können sie jeden Tag miteinander telefonieren.
    Es ist so, dass
    Meine Schwiegereltern waren auch unter den Menschen, die gegen Milošević protestiert und demonstriert haben.
    Sie sind sicher nicht Milošević-Anhänger.
    Nur ist es so, dass dieser Angriff der NATO gegen einen souveränen Staat
    Also sicher die Menschen jetzt total anders gestimmt hat und gerade das Gegenteil hat die NATO sicher erreicht von dem, was sie eigentlich vorhatten.
    Milosevic ist dadurch nur tausendmal stärker, als er vorher war.
    Die NATO hat sicher ein Volk, das total entzweit war durch Milosevic-Politik, jetzt wieder vereint.
    Nur drei Häuser weiter wohnen gute Freunde der Familie Stojanovic.
    Koran ist Serbe, Ida Amerikanerin.
    Sie hat aber ihre ersten sechs Lebensjahre in Jugoslawien verbracht.
    Naja, ich war gestern beim Arzt und er hat mich gefragt, woher kommen Sie?
    Und ich habe gesagt, ich bin Amerikanerin, aber serbische Herkunft, ich bin eigentlich meine eigene schlimmste Feinde.
    Goran und Ida, die, wie sie selbst sagen, in gelungener Wilder Ehe zusammenleben, haben ebenfalls eine kleine Tochter.
    Larissa, sieben Monate alt, ist in Österreich geboren, trägt den amerikanischen Namen ihrer Mutter und den serbischen ihres Vaters.
    Bisweilen hat sie allerdings nur den amerikanischen Pass.
    Nur, bis jetzt hat sie nur den amerikanischen.
    Jetzt wird sie auch einen serbischen bekommen.
    Naja, werden wir sehen.
    Wir brauchen sie nicht schizophren erziehen.
    Gurran war Nationalbibliotheker in Belgrad.
    Er hat Jugoslawien 1991, wie er sagt, aus mentalhygienischen Gründen verlassen.
    Er wollte und konnte die kriegerischen Auseinandersetzungen nicht mehr ertragen.
    Gurran fühlt sich ohnmächtig.
    Seit Beginn der NATO-Luftangriffe hat er nichts mehr gegessen.
    Schlafen kann er kaum noch.
    Ich gehe natürlich protestieren, weil ich gegen jeden Angriffskrieg protestieren würde.
    und insbesondere gegen einen, der meine Stadt Belgrad täglich zerstört.
    Nicht nur zerstört, sondern psychisch kaputt macht.
    Jetzt bekomme ich zum Beispiel die E-Mails aus Belgrad, wo mir eine Freundin sagt, dass sie ihrem Sohn, wann immer die Sirenen heulen, sagt, dass ein besoffener alter Mann schlecht einheimt.
    Trompete spielt.
    Gedichte zu schreiben hilft Goran den Schmerz zu lindern.
    Propaganda gibt es auf beiden Seiten, sagt er.
    Die Berichterstattung der serbischen Zeitungen und des serbischen Fernsehens verfolgt Goran allerdings nicht.
    Aber ich lese deshalb alle österreichischen Zeitungen, Zeitschriften und so.
    Und ich kann einfach nicht glauben, dass ich in einer Zeitung für die angeblich kluge Leser, wie es der Standard ist,
    eine Karikatur erscheinen kann, wo ein Serbe mit Messer im Mund steht, auf dessen Uniform Serbe steht und nicht Chetnik steht.
    Also dann fühlt man sich wirklich so mit Verzeihung beschissen und gleichzeitig so ohnmächtig, dass man am liebsten
    überhaupt keine Zeitung mehr in die Hand nehmen möchte.
    Und auch mein beliebtester Satz, wenn es die Nazis in diesem Jahrhundert nicht gegeben hätte, dann wären die Serben absolut die größten, bösesten und schlimmsten Töter der Welt.
    Sagt der in Wien lebende Goran.
    Ida und Goran haben darum gebeten, ihre Familiennamen nicht zu nennen.
    Um den Kosovo-Konflikt geht es unter anderem auch in unserer Samstag-Mittag-Journal-Serie.
    im Journal zu Gast.
    Morgen am Ostersonntag begehen Christen das höchste Fest im Kirchenjahr.
    Aus diesem Anlass kommt der heutige Gast aus dem kirchlichen Bereich.
    Der Grazer Diözesanbischof und bis zum Vorjahr auch Vorsitzende der Bischofskonferenz Johann Weber sprach mit Mathilde Schwabeneder über das Osterfest, die Lage der katholischen Kirche und über den Kosovo.
    Herr Bischof Weber, das diesjährige Osterfest ist von einem blutigen Konflikt überschattet, der sich nicht einmal 1.000 Flugkilometer von hier abspielt.
    Der Krieg im Kosovo steht daher im Mittelpunkt vieler Friedensgebete.
    Gleichzeitig bemüht sich der Vatikan, und zwar auf diplomatischem Weg, ein Ende herbeizuführen.
    Zurück bleibt aber ein Gefühl der Ohnmacht.
    Der deutsche Außenminister Joschka Fischer hat diese Woche die Frage gestellt, wie können Christen Ostern feiern, wenn zur selben Zeit Muslime abgeschlachtet werden?
    Meine Frage an Sie, wie kann man Ostern wirklich feiern?
    Wir Christen feiern den Sieg über Hass und Tod.
    Daneben haben wir jetzt dieses furchtbare Bild vom Kosovo, aber wir stellen das dagegen.
    Das wäre aber nur die eine Hälfte.
    Zugleich muss bei uns dieser Blick auf diese Menschen, die wir auch sehen können in der Berichterstattung, eine ganz große persönliche Zuwendung erwecken.
    Das sind nicht irgendwelche Ausländer, sondern das sind meine Brüder und Schwestern.
    Und so viel ich kann, so viel wir können, soll man ihnen geben.
    Der Krieg im Kosovo ist ja mit einem regelrechten Exodus verbunden.
    Betroffen, wie immer, die Zivilbevölkerung.
    Die Nachbarländer Albanien und Mazedonien sind angesichts dieses Flüchtlingsstromes ja ziemlich überfordert.
    Was müsste denn Österreich Ihrer Meinung nach tun in dieser Situation?
    Für Österreich, glaube ich, sollte man nicht krämerisch zählen, wie viel kann man aufnehmen, wie viel kann man nicht aufnehmen.
    Wahrscheinlich kommt ja gar keine Lawine, aber jedes Schicksal ist wert.
    Das zweite, wir sind ja zwar ein kleiner Staat, aber im Konzert von Europa nicht unbedeutend, diese Aufforderung, Europa, kenne deine Stunde jetzt.
    Die Zahl der Flüchtlinge scheint ja größer zu sein als überhaupt in vergleichbaren Zeiträumen.
    Europa, das geht uns alle an, ob wir Nachbarländer sind oder weiter weg.
    Und schließlich eine Stimmung, der Ächtung des Krieges.
    wird auch durch Stimmen erzeugt.
    Der Papst hat sich geäußert, ich glaube, es müssen diese Stimmen, vor allem des Papstes, aber auch vieler, vieler anderer, verstärkt werden.
    Ja, es ist einfach kein Weg.
    Eine Niederlage des Humanum hat es geheißen.
    Und eine Kriegsstimmung gehört abgelöst durch eine Stimmung des Mitleids und der Ablehnung vom Krieg.
    Eine der wichtigsten Säulen im Christentum neben der Verkündigung ist ja die Caritas, ist das soziale Engagement, die Nächstenliebe, die Barmherzigkeit.
    Gerät das nicht alles ein bisschen zu kurz, gibt es nicht wieder eine gewisse Verhärtung in der Gesellschaft?
    Stichwort nochmals Flüchtlingsproblem.
    Ich bin mir nicht so sicher, ob diese Verhärtung überall ist.
    Ich glaube noch, dass in Österreich dieser Umbruch zu einer neuen Welt 1989, als der eiserne Vorhang aufgehört hat, noch nicht ganz zur Kenntnis genommen ist.
    Aber hier, glaube ich, sollte der Schwung
    der ganz einfachen, vom Evangelium geprägten Nächstenliebe.
    Auf einmal sind Entfernte auch sehr nahe geworden.
    Der dürfte nicht erlammen.
    Und dafür wollen wir beitragen als Kirche, als Caritas, nochmals als Organisation, aber in den persönlichen Entscheidungen ebenfalls.
    Herr Bischof Weber, wenn wir über die Grenzen hinausschauen, gerade jetzt, muss man zu Recht sagen, dass es den Österreicherinnen und Österreichern sehr gut geht.
    Das Wort Krise fällt bei uns eigentlich sehr häufig im Zusammenhang mit der katholischen Kirche.
    Was bedeutet jetzt die Auferstehungsbotschaft im Lichte dieser Kirchenkrise?
    Um Gott muss gerungen werden.
    Und es mögen viele völlig überflüssige und dumme Auseinandersetzungen jetzt auch sein.
    Dahinter aber steht schon, wie ist das eigentlich mit Gott?
    Wie kann man mit ihm leben, mit ihm umgehen, ihm nachfolgen?
    Was ist nach meinem Tod?
    Mich ärgert es, mir tut es sehr, sehr weh, dass so viele Misstöne sind, die viele einfach nicht nötig sind.
    wirklich aus einer menschlichen Schwäche kommen.
    Ein bisschen sollte man die Gewichte verteilen.
    Seit 2000 Jahren tragen die Christen diese Gewissheit vom Kreuz, das heißt,
    Wir sind mit unserem Elend nicht allein, sondern Gott teilt es.
    Und dieser Streit, so ablehnenswert manche Schrille und schlechte Ereignisse sind, ist auch eine Linie davon.
    Wir bemühen uns, dass es richtiger wird, dass man aufatmen kann, aber ganz frei werden wir nie davon werden.
    Wenn man sich aber nun die jüngsten Statistiken ansieht, sprechen sie alle eine ziemlich deutliche Sprache.
    Die Gläubigen, und oft sind es ja gerade die Engagiertesten, ziehen sich zurück und sie treten aus der Kirche aus.
    Gleichzeitig steigt aber der Wunsch nach Religiosität und auch das kann man aus den Statistiken heraus lesen.
    Wo hat denn da die Kirche versagt?
    Wenn ich die Ziffern kriege, natürlich ganz zuerst von der Steiermark, dann tut es mir sehr weh, wenn ich sehe, und das war jetzt auch im März so, dass sie wieder steigen.
    Ich kenne sehr viele Menschen, viele schreiben mir und sagen, jetzt gehe ich.
    Das ist eine ganz schlimme Sache.
    Aber ich möchte Ihre Frage von hinten her auch beantworten.
    Es steigt der Wunsch nach Religiosität.
    Wir kommen von Gott nicht los.
    Auch wenn jemand sagt, mir ist das alles egal, ich brauche nichts.
    Irgendwo bleibt diese tiefe Sehnsucht in allen Menschen drinnen.
    Die Kirche hat sicher immer zu wenig zusammengebracht, versagt.
    Und dennoch, wenn ich sozusagen hören würde, macht bloß ein tolles Angebot und die Leute werden immer bei euch sein, das ist, glaube ich, doch etwas zu kurz.
    Das, was ganz wichtig ist und was der Kirche nicht abhanden kommen darf und jetzt wohl auch verstärkt werden muss, die Menschen von heute müssen das deutliche Gefühl haben, unser Leben, wie es heute eben ist, wird von dieser Kirche ganz ernst genommen.
    Trotzdem noch einmal nachgefragt, sehen Sie Spätfolgen, nämlich langfristig gesehen, aus diesem Trend?
    Riskiert die Kirche nicht im nächsten Jahrtausend, das ja vom Papst so oft zitiert wird, das dritte Jahrtausend, zu einer Art Minderheiteneinrichtung zu verkommen?
    Sie war und ist in vielen Ländern Minderheiten, aber es wäre eine ganz schlechte Entwicklung.
    Ich will das einfach nicht.
    Und es geht auch um die Prägung dieses Landes.
    Man denke sich in Österreich einmal die ganze Kultur und die ganzen Lebenslinien des christlichen Glaubens weg.
    Wir könnten Österreich nicht wiedererkennen.
    Und das soll bleiben.
    Und ich glaube schon, die Minderheit ist nicht ein Ziel für uns.
    Nach der Delegiertenversammlung im vergangenen Herbst in Salzburg, also nach dem offiziellen Ende des Dialogs für Österreich, den Sie ja initiiert haben, herrschte Hochstimmung in der katholischen Kirche.
    Nun scheint die Uhr aber wieder zurückgedreht zu werden.
    Die Vorschläge und Forderungen wurden vom Vatikan abgelehnt.
    Kardinal Ratzinger spricht in seinem vor kurzem bekannt gewordenen Brief sogar von Glaubensirrtümern.
    Wie ist denn der Dialog noch möglich auf dieser Basis?
    Ich bin überzeugt, dass der Dialog umso nötiger ist, denn die Fragen der Menschen und die Fragen der Seelsorge bleiben.
    Es war ja nie ein Zweifel, dass wir als Bischöfe von den Grundlinien des Glaubens abweichen wollen.
    Um das ist es ja gar nie gegangen.
    Aber wie kann man heute leben?
    Wie kann man als Christ leben?
    Wie kann man an diesen lebendigen Gott glauben?
    Auch mit den Lebensumständen von heute.
    Dieser Dialog darf nicht aufhören.
    Sie haben es gerade angesprochen, die sogenannte Minderheitensituation.
    Die Spannungen zwischen der Theologie bzw.
    der Amtskirche und dem sogenannten gelebten Christentum verstärken sich aber.
    Und die Kirche scheint immer weniger praxisorientiert zu sein und gleichzeitig sprach zum Beispiel Kardinal Schönborn schon mehrere Male von einer Abkehr von der Volkskirche hin zu einer bekennenden Kirche.
    Also doch Reduktion.
    Liegt da nicht auch die Gefahr eines gewissen Erstarkens eines Fundamentalismus darin?
    Unsere Kraft ist das Volk.
    Dieses weite Volk, der gegen 80 Prozent Katholiken in Österreich und auch für die Leute, die sich von der Kirche getrennt haben oder nie da waren, das ist unsere Kraft.
    In diesen Menschen gibt es dann solche, die sich sehr besonders mühen und neue Wege versuchen.
    Ich wäre nicht froh, wenn sich die abkapseln würden und sagen würden, so, wir sind jetzt die ganz Richtigen, sondern sie sollten sich erinnern an den Satz der Bibel, ihr seid das Salz der Erde.
    Ihr sollt mittendrin sein, ermutigend, befruchtend, das Leben teilend.
    Ich bekenne mich zu einer Kirche des Volkes und in ihr soll es diese ganze Buntheit der Menschen geben.
    Nur eine Kirche der ganz Überzeugten, dann ist der Weg zum Hochmut oft sehr, sehr kurz.
    Das möchte ich nicht haben.
    Herr Bischof, Sie begehen heuer Ihr 30-jähriges Bischofsjubiläum.
    Sie waren jahrelang auch Vorsitzender der Bischofskonferenz.
    Kardinal König schrieb vor einigen Tagen, Bischöfe seien nicht Gesandte des Papstes.
    Wie sehen Sie denn das Amt des Bischofs?
    Ich glaube wirklich, dass ich nach 30 Jahren einige Erfahrungen vorweisen kann.
    Ich bin einfach stolz und ich bin froh, dass ich in dieser Weltkirche drinnen bin.
    Ob man jetzt viel herumkommt auf der Welt, diese eine Kirche mit dem Petrusamt ist nicht nur theologisch etwas sehr Bedeutendes, sondern menschlich auch sehr erfüllend.
    Wir sind als Bischöfe aber ebenso, eben für die Menschen des jeweiligen Landes, der jeweiligen Diözese.
    Ich möchte nicht auftreten als Gouverneur, sondern ich möchte mit ihnen leben.
    Jetzt bin ich schon sehr lange Priester und Bischof.
    Für mich gibt es immer neue Entdeckungen im Evangelium, und das wünsche ich einfach einer ganzen Kirche, dass sie nie sagt, so, jetzt ist alles geregelt, und jetzt wissen wir alles.
    Und ich glaube auch, ein Bischof soll Ratlosigkeit zugeben.
    Da stehen wir an, da wissen wir jetzt keine Möglichkeit, und zugleich alles von Gott erhoffen.
    Bischof sein ist eine sehr spannende Sache.
    Aber ich glaube, sie ist eine unersetzliche Aufgabe in der Kirche, ohne dass man sich viel darauf einbildet.
    Gibt es aber zu viel Zentralismus, römischen Zentralismus?
    Ich glaube, da gibt es so Schwingbewegungen von alles sehr zusammenbündeln, zusammenziehen, man kann ruhig Zentralismus sagen, und dann wiederum die Gegenbewegung, die einzelnen Erfahrungen, die einzelnen Umstände.
    Derzeit sind wir sicher in einer Ära des Zusammenholens und hier gibt es nicht geringe Spannungen.
    Herr Bischof, nochmals Stichwort bei den Menschen sein.
    In Oberösterreich haben sich die Cezanne-Gremien für eine mögliche Segnung von wiederverheirateten Geschiedenen ausgesprochen, nach einer eingehenden Prüfung.
    Sie selber haben zum Beispiel immer wieder betont, dass der Weg des Frauendiakonats weitergegangen werden muss.
    Sind das Zeichen der Hoffnung?
    Ich glaube, dass es nicht ganz einfach ist.
    Das Problem der wiederverheirateten Geschiedenen ist nicht nur zahlenmäßig so ungeheuer groß geworden.
    Wir wissen ja um das Leid, das viele Ehen einfach nicht halten.
    Wir wissen um dieses Erwachen in den letzten Jahrzehnten der Frauen.
    Ich glaube nicht, dass ich Patentlösungen in der Tasche habe.
    Nur bitte wegschauen darf man nicht und sagen, es ist alles entschieden.
    Ich habe kein Wundermittel, aber doch ein Heilmittel.
    Ich glaube, in unserer Kirche muss mehr Vertrauen wachsen.
    Ich bin nicht für Lösungen, laissez-faire, lassen wir alles laufen, dann würden Werte verloren gehen.
    Aber ein ganz tiefes Vertrauen von oben nach unten, von unten nach oben, von links nach rechts muss also wirklich da sein.
    Und dann werden auch, das war ein Konzil, das für viele schon wieder Geschichte ist, und dann wächst etwas.
    Morgen ist Ostersonntag.
    Wie werden Sie denn das Osterfest begehen?
    Was ist Ihnen persönlich besonders wertvoll?
    Es ist nicht nur meine Pflicht oder meine Arbeit, sondern eine ungeheure Freude, konkret in der Grazer Domkirche, diese Tage zu begehen.
    Ich selber nütze die Ostertage, das ist gar nicht ein großer Vorsatz, das kommt ganz von selber, über mein Leben drüber zu schauen.
    Ich weiß auch, dass
    dieses Leben ja auch nicht endlos dauert, bei niemandem.
    Und einfach für mich selber zu vollziehen, die Zuversicht und die Hoffnung, dass wann immer dieses Leben zu Ende ist, es nicht zu Ende ist und der Tod nicht das Letzte ist.
    Neues Leben blüht auf.
    Ich darf wieder ein Baby taufen.
    Ich werde die Osterkerze entzünden.
    Das sind alles wunderbare Zeichen, dass neues Leben kommt.
    Und wenn es auch ein bisschen anstrengend ist, diese Ostertage, für mich sind sie ganz schön.
    Herr Bischof Weber, danke für das Gespräch.
    Ich danke Ihnen vielmals.
    Mathilde Schwabeneder hat mit Bischof Eber gesprochen.
    Ein neues Modell für die Gehälter von Schulinspektoren liegt seit kurzem auf dem Tisch.
    Es nennt sich All-Inclusive-Gehalt.
    Vom Grundgehalt bis zu den Überstunden ist darin alles enthalten.
    Wird es für die derzeit 300 Schulinspektoren eingeführt, gilt es auch als erster Schritt in Richtung eines neuen Gehaltsschemas für Lehrer, die über Machete berichtet.
    Der Rechnungshof hatte ein einfaches, durchschaubares Gehaltssystem gegen den Zulagenwust verlangt.
    Daraus entstanden ist das All-Inclusive-Modell.
    Ein Pauschalgehalt ohne Extrazulagen oder zusätzliche Überstunden.
    Ausverhandelt hat das Modell Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer mit dem Finanzministerium und den Lehrergewerkschaften.
    Gehrer sieht den Zweck erfüllt.
    Dieses Modell hat Vorteile, das ganz klar auf dem Tisch liegt, gerecht für ganz Österreich.
    welche Bezahlung sich ein Bezirksschulinspektor, ein Landesschulinspektor zu erwarten hat, dass die 5-Jahre-Schritte bekannt sind.
    und dass aber auch im Pensionsbereich sich keine Veränderungen ergeben haben.
    Neu sind die Gehaltsstufen, es soll nämlich nur noch drei geben.
    Demnach bekäme ein neuer Landesschulinspektor knappe 64.000 Schilling brutto im Monat.
    Er würde nach fünf Jahren einen Sprung auf 70.000 Schilling machen und nach zehn Jahren fast 78.000er im Monat verdienen.
    Das wäre im Vergleich zu jetzt am Anfang mehr und am Ende weit weniger.
    Die Summe bliebe aber die gleiche, versicherte Unterrichtsministerin.
    Gewinne des All-Inclusive-Gehalts wären jene, die früh zum Schulaufseher gekürt werden.
    Früh heißt mit circa 50 Jahren.
    Inspektoren, die bereits ihren Dienst versehen, hätten die Wahl, ob sie nach dem alten oder dem neuen System bezahlt werden wollen.
    Dieses neue Gehaltsmodell dürfte bis auf Kleinigkeiten auch dem Gewerkschaften recht sein.
    Es allerdings auf die Lehrer umzulegen, gibt großen Widerstand.
    Oberster Pflichtschullehrervertreter Hermann Helm etwa ist strikt dagegen.
    Ein All-Inklusiv-Modell für Lehrer kann ich mir nicht vorstellen, weil die Arbeit doch sehr differenziert ist.
    Ich denke hier an den Sonderschullehrer, der hier mehrere Schulstufen hat oder an den Volksschullehrer, der Integration hat.
    Die Belastungen sind differenziert und natürlich gibt es im Lehrerbereich auch immer wiederum Ausfälle, die aussubliert werden müssen und hier fallen naturgemäß Mehrdienstleistungen an.
    All inclusive heißt ja keine Mehrdienstleistungen mehr.
    Unterrichtsministerin Gehrer will das neue Modell nichtsdestotrotz als Grundlage für die Lehrer heranziehen, wenngleich sie auch davon ausgeht, dass ein All inclusive Gehalt für Schulinspektoren nicht direkt auf Lehrer übertragen werden kann.
    So ist es sicher nicht eins zu eins auf die Lehrer übertragbar.
    Wir müssen da noch weitere Überlegungen anstellen, vor allem geht es darum, wie man die unterschiedliche Belastung im Lehrerbereich durch unterschiedliche Fächer
    durch unterschiedliche Leistungen doch auch bewerten kann beim Gehalt.
    Da braucht es ganz sicher noch mehr Differenzierungen.
    Das All-Inclusive-Gehalt für Schulinspektoren wird möglicherweise noch vor dem Sommer beschlossen.
    Dann gilt es als Probelauf auch für die Lehrer.
    Ein neues Gehaltsschema für Lehrer ist aber frühestens in einem Jahr zu erwarten.
    Das Osterwochenende hat begonnen, wir sind schon auf den Frühling eingestellt.
    Trotzdem machen wir in diesem Mittagsjournal am Karsamstag einen Blick zurück in den Winter.
    Am 23.
    Februar ging eine riesige Lawine auf das Ortszentrum von Galtür nieder.
    Einen Tag später wurde Val Zur verschüttet.
    Die Bilanz, 38 Menschen kamen ums Leben.
    Tagelang waren tausende Touristen von der Umwelt abgeschnitten.
    Das Lawinenunglück im Tiroler Paznauntal hat damals einige Diskussionen ausgelöst.
    Waren Warnungen vor den großen Lawinen ignoriert worden, hat es Fehler beim Rettungseinsatz gegeben.
    Die Staatsanwaltschaft ermittelt, vorerst noch ging unbekannt.
    Weitere Fragen waren, braucht das Bundesheer neue Hubschrauber?
    Die Hilfe der NATO-Transporthubschrauber hat sogar eine NATO-Beitrittsdebatte neu anklingen lassen.
    Jetzt, eineinhalb Monate nach der Katastrophe, ist in Galtür der sogenannte Alltag wieder eingekehrt.
    Es ist Ostern, Urlaubswoche.
    Rainer Unterweger hat mit dem Bürgermeister von Galtür, Anton Mattli, gesprochen.
    Über den Schaden für den Fremdenverkehr, über Sicherheitsmaßnahmen und über die Stimmung der 700 Einwohner von Galtür.
    Herr Bürgermeister Mattle, wie würden Sie denn jetzt, einige Wochen nach dem Unglück, die Stimmungslage in der Bevölkerung in Ihrem Dorf beschreiben?
    Sehr, sehr viele Leute, ich glaube, ich darf sagen, alle Kulturen sind wieder sehr, sehr optimistisch.
    Einfach aus dem Grund, weil diese Karwoche halbwegs angelaufen ist, weil einfach
    wieder Gäste gekommen sind und das ist für uns alle ein Zeichen der Hoffnung, dass es eine Zukunft für Galtür geben wird, dass es eine Entwicklung für unseren Ort geben wird, natürlich jetzt unter anderem Vorzeichen.
    Hat es Tiroler gegeben, die das irgendwie bekundet haben, vor Ort in Galtür, die gesagt haben, es ist für uns eben, wie sie es vorher schon indirekt angesprochen haben, ein
    Zeichen für gelebte Solidarität, dass ich sage, ich mache mein nächstes Skiwochenende, meinen nächsten Skitag demonstrativ in Galtür, um zu zeigen, ich glaube auch an die Zukunft dieses Ortes und seiner Bewohner.
    Er hat es durchaus gegeben, es hat also einige Personen
    der Öffentlichkeit gegeben, die es auch öffentlich oder medial kundgetan haben.
    Sie machen jetzt Urlaub in Kaltür und viele Leute, die wahrscheinlich einfach im Verborgenen da waren, Urlaub gemacht haben, bei uns gelebt haben und uns irgendwo in diesem Zusammenhang auf sich reingegeben haben.
    Jetzt wurde ja der Schaden prinzipiell einmal von Fachleuten geschätzt, bezifferter materielle Schaden, da war von 140 Millionen Schilling die Rede.
    Wie schaut es denn aus mit dem Folgeschaden?
    Sie selber sind Unternehmer.
    Mit welchen Schäden muss man jetzt bei allem Optimismus, bei aller Hoffnung, dass der Tourismus sich wieder ankurbeln lässt, mit welchen Schäden muss der einzelne Unternehmer Leben rechnen, mit welchen Schäden muss die Gemeinde rechnen?
    Wie gesagt, die Folgeschäden und nicht die unmittelbaren Materiellen.
    für diese Katastrophenhilfe gibt, um die wieder abzufangen?
    Für die heurige Saison kann man sicherlich sagen, wird es nicht möglich sein, dass die Betriebe aus ihrer Wirtschaftskraft heraus ihre Zahlungsverpflichtungen erledigen können.
    Es ist einfach so, dass schlussendlich die Saison seit 15.
    Februar nicht mehr stattfindet, dass die Gäste, die jetzt noch kommen, durchaus zu einem Erholen wieder beitragen.
    Aber das heutige Jahr wird sicherlich so sein, dass man Unterstützung im Bereich der Zahlungsverpflichtungen bekommt.
    Die Frage ist einfach, was ist vom Imageschaden her geblieben, was bleibt für die Kultur?
    immer in Verbindung mit Lawinen gebracht werden oder wird der Kaltür auch in Zukunft wieder an und für sich als angenehmer Urlaubsort auftreten können.
    Da hat die Tirol-Werbung die Strategie ausgegeben, wir wollen damit punkten, glaubwürdig, dass wir eine ehrliche Information nach außen geben.
    Was heißt für Sie jetzt nach all den Ereignissen ehrliche Information, wenn man das jetzt auf Kaltür unmittelbar bezieht?
    Ehrliche Information, glaube ich, hat zumindest für unseren Bereich eigentlich immer stattgefunden.
    Wir haben die Leute immer darauf aufmerksam gemacht, es ist lawinengefährlich, sie müssen sich in diesen und diesen Grenzen bewegen.
    Es sind keine Sportmöglichkeiten vorhanden, weil einfach die Straße gesperrt ist.
    Ich glaube, das sollte auch in Zukunft der Weg sein, wie man auftritt.
    Welche Lehren sollte denn jetzt man insgesamt touristisch vom Katastrophenschutz und so weiter aus den Ereignissen ziehen?
    Haben Sie sich da jetzt mit dem Abstand dieser vier, fünf Wochen Gedanken gemacht?
    Weil zur Tagesordnung übergehen wird man ja nicht können, unabhängig davon, dass man versuchen muss, die Wirtschaft in Galtür wieder zu beleben und den Tourismus.
    Für Couture hat natürlich erste Priorität, Sicherheitsmaßnahmen zu setzen, Zeichen zu setzen, dass es im Ort sicherer wird.
    Es wird für Couture unbedingt notwendig sein, eine Anbruchverbauung im Bereich der Schatzlawine zu machen, einen Direktschutz im Bereich
    der Bundesstraße zu machen, damit einfach die hinterliegenden Gebäude dann geschützt sind.
    Es wird aber auch in Zukunft notwendig sein, dass man im Bereich der Zufahrt in Spaznau und zur Zufahrt nach Kaltür sehr hohe Sicherheitsstandards ansetzt.
    Ganz einfach, dass dann die Gäste auch das Gefühl haben, sie können den Ort ja auch wieder verlassen, wenn es gefährlich ist.
    Und das ist ein ganz großes Anliegen, weil das
    ist so ein Vorwurf oder Gäste sagen sehr oft, wir suchen uns einen Urlaubsort auf, bei dem es zwei Möglichkeiten der An- und Abreise gibt.
    Und deshalb, glaube ich, ist die Zufahrtsstraße neben dem Siedlungsschutz sicherlich das Thema, das dringend behandelt werden muss und große Sicherheit dort geboten wird.
    Gibt es Einheimische, die darüber nachgedacht haben,
    Ich gehe weg aus dem Ort, bzw.
    könnten Sie sich vorstellen, dass das jemand tut oder hat es jemand getan?
    Bisher hat es noch niemand getan.
    Speziell in meinem Freundeskreis höre ich solche Sachen eigentlich nie.
    Jeder fühlt sich noch viel stärker als Kaltürer als zuvor.
    Und ich würde hoffen oder ich würde mich freuen, wenn also alle da bleiben und schlussendlich am Wiederaufbau mitarbeiten.
    Also Sie würden sagen unter dem Strich, das Prinzip Hoffnung bleibt trotz aller schmerzlichen Ereignisse vor vier beziehungsweise fünf Wochen?
    Ja, ich würde sagen, das Prinzip Hoffnung ist wahrscheinlich der Pfahl auf dem Bau aufbauen.
    Bürgermeister Mattli glaubt also an die Zukunft von Galtür.
    Mit ihm hat Robert Unterweger gesprochen.
    Jetzt zur Kultur.
    Am Ostersonntag, genau 125 Jahre nach ihrer ersten Aufführung, hat Johann Strauß Operette die Fledermaus an der Wiener Volksoper Premiere.
    Für die meistgespielte aller Operetten ist diese Inszenierung die zehnte an der Wiener Volksoper.
    Für Regie- und Bühnenbildzeichnen Robert Herzl und Pantelis des Sülers verantwortlich.
    Für die musikalische Einstudierung der junge Dirigent Sebastian Weigle, der in der vergangenen Saison bereits die Neuproduktion von Orfs Bernaurin eingeleitet hat.
    Mehr über die Produktion erfahren Sie im folgenden Beitrag von Susanna Bruckner.
    An der Wiener Volksoper steht die Fledermaus seit 1907 auf dem Spielplan.
    Diese Neuinszenierung ist bereits die zehnte und zwar nicht nur für das Haus, sondern auch für Regisseur Robert Herzl, der als vehementer Verfechter des Genres Operette jahrzehntelange Fledermaus-Erfahrung aufweisen kann.
    Trotzdem wird es bei dieser Inszenierung viel Neues zu sehen und zu hören geben, denn das Team Herzl-Weigle hat auf die unzensurierte Originalfassung zurückgegriffen.
    Da gibt es ja hundert Fassungen.
    Es gibt, also der Schenk und der Weiß haben eine Fassung gemacht und der Oskar Fritz Schuh hat eine Fassung gemacht und ich glaube, wir haben auch schon fünf Fassungen gemacht.
    Wir haben uns also dieses Mal bemüht, wirklich die Originalfassung heranzunehmen und sie so kurz und stringent wie möglich zu machen, dass die Geschichte, alles das, was meiner Meinung nach bisher immer zugunsten einiger
    mehr oder weniger bekannter Scherze untergegangen ist herauszuarbeiten.
    Das einzige, wo man sich nicht an die Erstfassung gehalten hat, ist die Rolle des Frosch, der nicht laut Erstausgabe zum Stichwortbringer degradiert wurde.
    Robert Maier ist der neue Frosch der Volksoper.
    Wenn ein österreichischer Beamter in der Früh seinen Dienst abtritt, da will er doch seine Ruhe.
    Die Handlung wurde von 1874 auf Anfang der 30er Jahre unseres Jahrhunderts verlegt.
    Diese erste Gründerzeitgesellschaft ist zu Grund gegangen und eigentlich, das war komisch, wie die auf der Bühne gezeigt wurde, ein Großteil von ihnen war schon pleite.
    Und die Ende der Zwanzigjahre ist auch so eine Endzeit.
    Und es muss auch eine Zeit sein, wo es noch Sturmmäzigen gibt und wo man noch gnädiger Herr sagt.
    Und das stimmt hier auch.
    Aber dadurch, dass es viel mehr aus dieser Zeit gibt, und zwar sehr viele, ist das ganz komisch für uns eine Zeit, die uns irgendwie gegenwärtig erscheint.
    Wenn ich jetzt einen Reuss auf die Bühne stelle und einen S-Kasten und eine Rakete und ein Telefon, dann stimmt es nicht mehr.
    Dann ist die Zeit kaputt.
    Es muss also eine Zeit sein, da kann die Geschichte noch stattfinden.
    Auf der Bühne steht diesmal ein ausgesprochen junges Ensemble.
    Dietmar Kerschbaum als Eisenstein, Edith Lienbacher als Rosalinde, Birgit Steinberger als Adele.
    Am Pult Sebastian Weigle.
    Nach Simon Young und Ascher Fisch ist er bereits der dritte Schüler von Daniel Bahnbaum, der aus dem Schatten des Meisters getreten ist und sich auf dem Weg zur eigenen Karriere befindet.
    Man setzt sich mit Traditionen auseinander, die hier in Wien auch sehr üblich sind.
    Man kann diese Traditionen annehmen, man kann sie übernehmen, man kann sie weglassen.
    Also man muss versuchen, eine ideale Mischung aus beidem zu finden.
    Man muss nur sehen, dass man niemanden frustriert und was vollkommen Neues macht.
    Ja, denn so ein Stück Musikgeschichte ist einfach lebendig.
    Das ist getragen.
    Das pfeifen hier die Sparzen von den Dächern.
    Wenn man im Flugzeug landet, da gibt es also keinen Flug, wo man nicht als Begrüßungs- oder als Verabschiedungsmusik irgendeinen Strauß-Walzer zu hören bekommt.
    Premiere von Johann Strauß Operette Die Fledermaus ist am Sonntag.
    Es ist jetzt 12.54 Uhr und es bleibt noch Zeit für einen kurzen Meldungsüberblick.
    Alexander Jonach bitte.
    Bundesrepublik Jugoslawien.
    Die Hilfe für die Kosovo-Flüchtlinge ist breit angelaufen.
    Mehrere Länder haben heute damit begonnen, Transportflugzeuge mit Hilfsgütern zu den zehntausenden Flüchtlingen im Grenzgebiet von Albanien und Mazedonien zu schicken.
    Die Fracht besteht vor allem aus Lebensmitteln, Medikamenten sowie Zelten und Schlafsäcken.
    Die NATO berät heute über die Koordinierung der Flüchtlingshilfe.
    Die OSZE, die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, verlangt eine Luftbrücke für die Flüchtlinge.
    Die NATO hat heute ihre Luftangriffe ausgeweitet und erstmals das Zentrum Belgrads unter Beschuss genommen.
    Die Gebäude des serbischen und des jugoslawischen Innenministeriums wurden zerstört.
    Verletzt oder getötet wurde offenbar niemand.
    Am NATO-Sitz in Brüssel hieß es, die Angriffe seien als Schlag gegen die Schaltzentrale der im Kosovo tätigen Geheimpolizei gedacht gewesen.
    Der österreichische Verteidigungsminister Fasselabend sind vorerst keine Alternative zu den NATO-Luftangriffen.
    Gegenüber dem ORF äußerte sich Fasselabend besorgt über die Gefahr einer Destabilisierung der gesamten Balkanregion.
    Der Wahnsinn sei, dass ein politischer Vertreter eine ganze Großregion Europas über Jahre hinaus destabilisieren könne, sagte Fasselabend wörtlich.
    Der Grazer Bischof Weber hat an die österreichische Regierung appelliert, Flüchtlinge aus dem Kosovo aufzunehmen.
    Dies sei ein Gebot der Menschlichkeit, sagte Weber in der Radioreihe im Journal zu Gast.
    Man solle nun nicht krämerisch zählen, wie viel man aufnehmen könne.
    Dies gehe alle an, betonte der Bischof.
    Das Wetter für heute Nachmittag.
    Meist sonnig, im Osten nach wie vor windig, die Höchsttemperaturen 14 bis 21 Grad.
    Morgen am Ostersonntag erneut recht sonnig und warm, zwischen Vorarlberg und Oberösterreich jedoch allmählich Wolken und Regenschauer.
    Am Ostermontag dann wechselnd bewölkt und überall etwas Regen.
    Das war das Mittagsschornal am Karsamstag.
    Für den Sendungsverlauf war Christel Reis verantwortlich, die Aufsicht über die Technik hatte Kurt Quatter und als Moderatorin verabschiedet sich Petra Schönbacher.
    Das Schornalteam wünscht ihnen ein angenehmes Osterwochenende.

    Beiträge dieses Journals

    Wetter
    Mitwirkende: Schultheis, Rainer [Gestaltung]
    Datum: 1999.04.03 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Klima und Wetter ; Vorschau ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kosovo-Krieg - Dramatische Flüchtlingssituation in Albanien
    Bericht von Franz Renner mit Einblendung der OSZE-Mitarbeiterin Ismir Beschil
    Mitwirkende: Renner, Franz [Gestaltung] , Beschil, Ismir [Interviewte/r]
    Datum: 1999.04.03 [Sendedatum]
    Ort: Tirana [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Technik ; Krieg ; Militär ; Luftfahrt ; Exekutive ; NATO ; EU ; United Nations Organization ; Technik ; Soziales ; Ethnie ; Nationalismus ; Regierung ; Asyl ; Terror ; Alltag ; Feiertag ; Krisen und Konflikte ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Jugoslawien ; Serbien und Montenegro ; Albanien ; Kosovo ; USA - Vereinigte Staaten von Amerika ; Kontinente / Europa ; Russland ; Regionen / Balkan
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kosovo-Krieg - Reportage über serbische Familien in Wien
    Bericht von Thomas Mhudri mit Interview von Milka Stojanovich, Ida und Goran (serbische Familie)
    Mitwirkende: Muhdri, Thomas [Gestaltung] , Stojanovich, Milka [Interviewte/r] , Ida, Serbin [Interviewte/r] , Goran, Serbe [Interviewte/r]
    Datum: 1999.04.03 [Sendedatum]
    Ort: Wien [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Technik ; Politik Österreich ; Krieg ; Militär ; Luftfahrt ; Exekutive ; NATO ; EU ; United Nations Organization ; Technik ; Soziales ; Ethnie ; Nationalismus ; Regierung ; Asyl ; Terror ; Alltag ; Demonstration ; Familie ; Krisen und Konflikte ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Jugoslawien ; Serbien und Montenegro ; Albanien ; Kosovo ; USA - Vereinigte Staaten von Amerika ; Kontinente / Europa ; Russland ; Österreich ; Regionen / Balkan
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "All inclusive"-Gehälter für Schulinspektoren
    Bericht von Tiba Marchetti über das neue Gehaltsmodell, welches für die gesamte Lehrerschaft als Vorbild dienen könnte, mit Interview von Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer und Gewerkschaftsvorsitzenden Hermann Helm
    Mitwirkende: Marchetti, Tiba [Interviewer/in] , Gehrer, Elisabeth [Interviewte/r] , Helm, Hermann [Interviewte/r]
    Datum: 1999.04.03 [Sendedatum]
    Ort: Wien [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Bildung ; Wirtschaft ; Gesellschaft ; Regierung ; Parteien / ÖVP ; Parteien / SPÖ ; Finanzpolitik ; Bildung und Schulwesen ; Bildungspolitik ; Arbeitsbedingungen ; Arbeitgeberverbände ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit dem Bürgermeister von Galtür Anton Mattle
    Interview von Robert Unterweger mit dem Bürgermeister von Galtür zur Zukunft von Galtür
    Mitwirkende: Unterweger, Robert [Interviewer/in] , Mattle, Anton [Interviewte/r]
    Datum: 1999.04.03 [Sendedatum]
    Ort: Galtür [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Natur ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Politik Österreich ; Interview ; Sport ; Tourismus ; Freizeit ; Landschaft ; Naturkatastrophen ; Finanzwesen und Kreditwesen ; Wirtschaftspolitik ; Soziales ; Alltag ; Kommunalpolitik ; Sicherheit ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Tirol
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    125 Jahre "Fledermaus" - Premiere an der Wiener Volksoper
    Bericht von Susanne Bruckner mit Interview von Regisseur Robert Herzl, Aufführungsausschnitt mit Robert Meyer, kurzen Musikausschnitten und Interview mit dem Dirigenten Sebastian Weigle
    Mitwirkende: Bruckner, Susanne [Gestaltung] , Herzl, Robert [Interviewte/r] , Meyer, Robert [Interpret/in] , Weigle, Sebastian [Interviewte/r]
    Datum: 1999.04.03 [Sendedatum]
    Ort: Wien [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Kultur ; Musik ; U-Musik ; Humor ; Vokalmusik - Operette ; Kulturveranstaltung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1999.04.03
    Spieldauer 00:56:04
    Mitwirkende Schönbacher, Petra [Moderation] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1999.04.03 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-990403_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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