Mittagsjournal 1977.05.18

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Untertitel der Amara.org-Community
    Eine angenehme Mittagstunde, meine Damen und Herren.
    Beim Mittagjournal begrüßt Sie als Redakteur Mikrofon Karl Jakowski.
    Kurz einige Schlagzeilen unseres Programms zur besseren Übersicht.
    Sozialistische Arbeiterpartei verliert Parlamentswahlen in Israel.
    Rechtsgerichtete Likud-Opposition als Siegerpartei beginnt Sondierungen zur Regierungsneubildung.
    deutschstämmige Sowjetbürger flüchten in deutsche Botschaft in Moskau und Wien, derzeit Schauplatz der Weltpolitik, Amerikas Vizepräsident Mondale zu Gesprächen mit südafrikanischen Ministerpräsidenten Forster eingetroffen.
    Weitere Beiträge aus Österreich, Vorentscheidung über Bericht des Parlamentarischen Munitionsausschusses und Einfluss von Prognosen auf die Wirtschaftspolitik.
    Von der Kulturredaktion erwarten wir Berichte über die Filmretrospektive Willi Forst im österreichischen Filmarchiv und über die Ausstellung Max Beckmann im Museum des 20.
    Jahrhunderts.
    Erster Programmpunkt sind nun die Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Fedor Holi und Sprecherin Annemarie Perté.
    Österreich.
    Der amerikanische Vizepräsident Mondale ist vormittag auf dem Flughafen Wien-Schwechert eingetroffen.
    In einer kurzen Erklärung dankte Mondale Österreich für die Gastfreundschaft und wies auf frühere Treffen amerikanische Spitzenpolitiker mit anderen Staatsführern in Wien hin.
    Anschließend ging Mondale auf den jüngsten Besuch vom Bundeskanzler Kreisky in den USA ein und bezeichnete die Gespräche Kreiskys mit Präsident Carter als nützlich und aufschlussreich.
    Außerdem dankte Mondrail der österreichischen Bevölkerung für das Geschenk zur 200-Jahr-Feier der USA.
    Hinsichtlich der Situation in Spanien und Portugal meinte der Vizepräsident, die Welt könne in diesen beiden Ländern die Wiedereinführung der Demokratie und der Menschenrechte miterleben.
    Heute Nachmittag wird Mondail mit Bundeskanzler Kaiski zusammentreffen.
    Morgen beginnen die Gespräche mit dem südafrikanischen Ministerpräsidenten Forster über die Entwicklung im südlichen Afrika.
    Forster ist bereits gestern Abend nach Wien gekommen.
    Israel
    Mit einem eindeutigen Sieg für den konservativen Likud-Block sind gestern die neunten Parlamentswahlen zu Ende gegangen.
    Nach den bisherigen Hochrechnungen wird die Likud-Partei mit 41 Abgeordneten im neuen Parlament vertreten sein.
    Die Sozialistische Arbeiterpartei hat 19 Abgeordnetensitze verloren und stellt nur mehr 32 Mandatare.
    Drittgrößte Partei in der Knesset ist die neu gegründete Demokratische Erneuerungsbewegung mit 14 Abgeordneten.
    Die weitere Mandatsverteilung lautet derzeit Nationalreligiöse Partei 12, Orthodoxreligiöse Partei 6, Kommunisten 6 und für die übrigen kleineren Gruppierungen insgesamt 10 Sitze.
    In der arabischen Welt ist das Wahlergebnis negativ aufgenommen worden.
    Die staatlichen Rundfunksender von Syrien und des Iraks bezeichneten den Führer der siegreichen Likud-Partei, Begin, als notorischen Terroristen, der ein Groß-Israel auf Kosten des arabischen Territoriums errichten wolle.
    Der ägyptische Präsident Sadat verlangte von den Israelis die Räumung der besetzten Gebiete innerhalb der nächsten sechs Monate.
    In Saudi-Arabien und Kuwait wurde der Wahlausgang als Rückschlag für die Friedensbemühungen bezeichnet.
    Der österreichische Bundeskanzler Kaisi legte jede Stellungnahme zu den israelischen Wahlen ab und sagte lediglich, das sei traurig für die Arbeiterpartei.
    Schweiz.
    Der amerikanische Außenminister Vance ist heute Vormittag in Genf eingetroffen.
    Hauptzweck seines Aufenthaltes sind Gespräche mit dem sowjetischen Außenminister Gromyka zur Wiederaufnahme der Verhandlungen über die Begrenzung der strategischen Rüstung.
    Vance und Gromyka wollen in den kommenden drei Tagen auch eine mögliche Wiedereinberufung der Genfer Nahostkonferenz beraten.
    Erster Programmpunkt ist heute die Unterzeichnung einer Konvention, durch die eine Kriegsführung mithilfe umweltvernichtender Waffen verhindert werden soll.
    In einer Dokumentation der Internationalen Juristenkommission in Genf wird die Regierung von Uganda zahlreicher Gräueltaten beschuldigt.
    Danach sollen in dem afrikanischen Land in den Jahren 1974 und 1975 mindestens 90.000 Menschen getötet worden sein.
    Staatschef Amin wird für zahlreiche Gewalttaten persönlich verantwortlich gemacht.
    In dem 170 Seiten umfassenden Bericht mit dem Titel Uganda und die Menschenrechte heißt es, die humanitären Prinzipien würden völlig missachtet.
    Namibia
    Die weiße Bevölkerung der ehemaligen deutschen Kolonie hat sich gestern in einer Volksabstimmung für die Bildung einer gemischtrassigen Regierung und für die Unabhängigkeit von Südafrika ausgesprochen.
    Nach Auszählung von 60 Prozent der abgegebenen Stimmen haben weniger als 5 Prozent der insgesamt 52.000 weißen Wahlberechtigten gegen diesen Plan gestimmt.
    Südafrika hat sich kürzlich mit Wahlen in Namibia unter internationaler Aufsicht einverstanden erklärt.
    Belgien.
    Die Verteidigungsminister des Nordatlantikpaktes sind heute in Brüssel zur abschließenden Sitzung ihrer Frühjahrstagung zusammengekommen.
    Bereits gestern ist eine grundsätzliche Einigung darüber erzielt worden, einer Aufforderung des amerikanischen Präsidenten Carter zu entsprechen und die Verteidigungshaushalte der NATO-Mitgliedstaaten um jährlich drei Prozent zu steigern.
    Sowjetunion.
    Acht deutschstämmige Sowjetbürger sind heute früh in die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Moskau geflüchtet.
    Bevor die Gruppe in das Gebäude eindringen konnte, kam es zu heftigen Handgreiflichkeiten mit drei Milizsoldaten.
    Dabei wurde ein Sowjetdeutscher festgenommen.
    Gegenüber Journalisten erklärten die Männer, sie hätten sich zu der Aktion entschlossen, weil ihnen die Ausreise von den sowjetischen Behörden verweigert worden sei.
    Nach dem Zwischenfall ist die in der Moskauer Innenstadt gelegene deutsche Botschaft von zahlreichen Angehörigen der Sicherheitsorgane umstellt worden.
    Spanien Nach dem gestrigen Appell der Gewerkschaften haben heute auch die großen politischen Parteien in den vier Baskenprovinzen zur Beendigung der gewaltsamen Auseinandersetzungen im Norden Spaniens aufgerufen.
    In einem gemeinsamen Kommuniqué haben Kommunisten, Sozialisten und Christdemokraten weitere Gewalttätigkeiten abgelehnt und sie als Gefahr für die Demokratie bezeichnet.
    Die Parteien unterstrichen die Bedeutung der Parlamentswahlen vom 15.
    Juni, die durch weitere Ausschreitungen in Gefahr kommen könnten.
    Die Streiks im Baskenland wurden bis auf wenige Betriebe bereits gestern beendet.
    Die in Madrid erscheinende linksliberale Tageszeitung Diario 16 berichtet heute, alle Telefongespräche im Sarzuela-Palast, dem jetzigen Amtssitz von König Juan Carlos, seien seit mehr als 40 Jahren vom staatlichen Abhördienst überwacht worden.
    Der Sastrella-Palast war vor dem Tod Frankos Amtssitz des Staatschefs, in dem die wichtigsten Minister ein- und ausgingen.
    Die Zeitung, die sich auf glaubhafte Angaben beruft, schreibt weiter, alle Telefongespräche der wichtigen Persönlichkeiten Spaniens seien abgehört worden und Arias Navarro habe als Ministerpräsident zum Frühstück regelmäßig die Gespräche seiner Minister vom Vortag abgespielt.
    Um ganz sicher zu gehen, habe der Staatschef, der im November 1975 starb, auch die Gespräche des Abhördienstes mitschneiden lassen.
    Frankreich.
    Die Zeitung Le Matin de Paris und mehrere andere Blätter haben heute ein Foto des entführten Chefs der französischen Niederlassung der italienischen Autofirme Fiat Ravelli Beaumont veröffentlicht.
    Der Geschäftsmann, die am 13.
    April von bisher unbekannten Tätern entführt worden ist, soll nur gegen ein Lösegeld von 120 Millionen Franc freigelassen werden.
    Mit dem Foto wollen die Täter offenbar beweisen, dass Ravelli noch am Leben ist.
    Pakistan.
    Kämpfe zwischen Arbeitern aus verschiedenen politischen Lagern haben in der Provinz Punjab zehn Menschenleben gefordert.
    Nach inoffiziellen Angaben lieferten sich in der Stadt Kanpur, etwa 1000 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Islamabad, Anhänger von Ministerpräsident Bhutto und Parteigänger der Opposition ein schweres Feuergefecht.
    Die Todesopfer waren angeblich alle Mitglieder der Opposition.
    Bundesrepublik Deutschland
    Bei einem Raubüberfall auf ein Juweliergeschäft in Kassel im Bundesland Hessen haben heute vier Verbrecher Gold- und Silberwaren sowie Uhren und Diamanten im Wert von etwa sieben Millionen Schilling erbeutet.
    Als sich der Geschäftsinhaber zur Wehr setzen wollte, gab einer der Männer einen Schuss auf ihn ab.
    Der Juwelier erlitt schwere Verletzungen.
    Das waren die Meldungen und nun zum ausführlichen Wetterbericht.
    Die Wetterlage.
    In Österreich verstärkt sich der Hochdruckeinfluss.
    Von Südosten setzt der Zustrom von Warmluft ein.
    Dadurch ist bei uns in den nächsten Tagen frühsommerliche Schönwetter zu erwarten.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Norden teilweise heite, sonst meist noch stark bewölkt.
    Im Süden auch bedeckt.
    Am Nachmittag lokale Gewitter- und Schauerbildungen.
    Schwacher bismäßiger Wind aus Ost bis Süd.
    Nachmittagstemperaturen 16 bis 22 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 6 bis 12 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen.
    Im Allgemeinen heiter bis wolkig.
    Nur im Süden im Bereich des Alpenhauptkammes teilweise stärker bewölkt.
    Wind aus Ost bis Süd.
    Tageshöchsttemperaturen 18 bis 24 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 17 Grad, Südostwind, 15 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt 17°, Südostwind 3.
    Linz heiter, 17°, Südostwind 20 kmh.
    Salzburg wolkig, 17°, Nordwind 10.
    Innsbruck stark bewölkt, 18°, Südostwind 20.
    Bregenz wolkig, 16°, Nordwestwind 5.
    Graz bedeckt 16°, Windstille.
    Und Klagenfurt bedeckt Regen, 14°, Südostwind 3 kmh.
    Es ist jetzt elf Minuten nach zwölf.
    Die gestrigen Parlamentswahlen in Israel, mit Spannung in aller Welt erwartet, haben ein Recht zurückgebracht.
    Nach 29-jähriger Herrschaft ist die Sozialistische Arbeiterpartei in die Opposition gedrängt worden.
    Wahlsieger ist der rechte Likud-Block unter Führung von Menachem Begin.
    Er bezeichnete seinen Erfolg als den größten Wandel in der Geschichte Israels.
    War das Ausmaß des Likud-Sieges überraschend, so kam der Erfolg der neuen demokratischen Bewegung des früheren Generalstabschefs und Archäologen Professor Yadin ebenfalls unerwartet.
    Spekulationen über die Ursachen des Machtwechsels beginnen bereits zu verstummen.
    Jetzt beginnt man darüber nachzudenken, welche Folgen der Aufstieg der Likud für die Innen- und Außenpolitik Israels haben wird.
    Denn von der Neuordnung in Jerusalem hängt das Schicksal einer ganzen Region.
    Vielleicht der Frieden nicht nur im Nahen Osten ab.
    Moschee Michaels berichtet.
    Der Führer der Likud-Liste Menachem Begin hat bereits heute, wenige Stunden nachdem das vorläufige Wahlergebnis bekannt wurde, mit Schritten zur Bildung einer neuen Regierung begonnen.
    Begin hat persönliche Briefe an die Führer sämtlicher gewählten Parteien außer den Kommunisten gerichtet.
    und Ihnen vorgeschlagen, sich an einem Kabinett der Nationalen Einheit unter seiner Führung zu beteiligen.
    Es steht mehr oder weniger fest, dass die aus den Wahlen stark geschwächt hervorgegangene Arbeiterpartei diese Einladung ablehnen wird.
    Eine positive Antwort würde die Partei zwischen Tauben und Falten spalten und der Listenverbindung mit der linksozialistischen Mafam ein Ende setzen.
    Der Arbeiterpartei würde es auch nach einer 29-jährigen Herrschaft im Lande schwerfallen, als Juniorpartner in einer Likud-Regierung zu fungieren.
    Um eine stabile Regierung zu schaffen, müsste man nach dem Beginn eine Koalitionsregierung mit den religiösen Parteien unter Bewegung zur demokratischen Erneuerung bilden.
    Hier zeichnen sich jedoch gewisse Schwierigkeiten ab, die man wahrscheinlich mit Kompromissen ausbilden müssen wird.
    Die Bewegung zur demokratischen Erneuerung von Professor Yigal Yadin ist für territoriale Verzichte im Westjordanland.
    Diese werden jedoch vom Likud-Block und den religiösen Parteien frisch abgelehnt.
    Die Bewegung Yadin stellt die Umwandlung des Popov-Wahlsystems bei Parlamentswahlen und persönlichen Bezirkswahlen zur Bedingung.
    Teile im Likud und die religiösen Parteien bestehen auf Beibehaltung des gegensätzlichen Popov-Wahlsystems.
    Die Bewegung Jardins tritt für eine weitgehende Liberalisierung im Einfluss des Rabbinats auf den persönlichen Status des Bürgers ein, was von den religiösen Parteien strikt abgelehnt wird.
    Sollten die Verhandlungen um die Bildung einer neuen Regierung aus diesen Gründen in eine Sackgasse gelangen, könnte Menachem Begin eventuell versuchen, ein Kabinett ohne Mehrheit oder eine Minderheitsregierung zu bilden.
    Die Arbeiterpartei dürfte jedenfalls nach 29 Jahren zum ersten Mal in die Opposition übergehen.
    Was das bedeutet, ist dem Idraeli im Augenblick noch nicht klar.
    Er hat aus Protest gegen Korruptions- und Unterschlagungsaffären, gegen die riesige Inflationsrate von 38 Prozent im Jahr und gegen die fortwährenden Streiks in lebenswichtigen Diensten für die Bewegung zur demokratischen Erneuerung gestimmt.
    Es stand für ihn jedoch mehr oder weniger fest, dass diese Bewegung und der Arbeiterparteienblock die nächste Regierung bilden würden.
    Nun fragt er sich, ob eine Likud-Regierung genügend flexibel sein würde, um Fortschritte der amerikanischen Nahostinitiative zu fördern und auf Teile des Westjordanlands im Friedenswald zu verzichten.
    Bisher hat der Likud keinerlei Anzeichen dazu gezeigt, dass er in dieser schicksalsschweren Frage nachgeben würde.
    Es ist auch fraglich, wie sich Washington zum Regimewechsel in Israel verhalten und ob es seine massive politische, wirtschaftliche und militärische Hilfe an Israel uneingeschränkt fortsetzen wird oder nicht.
    Soweit die aktuelle Situation von Moshe Meisels aus Tel Aviv.
    Viel wird natürlich davon abhängen, wie der neue Regierungschef die Zukunft beeinflussen wird, welche Pläne er hat, wie er seine Politik zurechtdrücken wird.
    Wer ist überhaupt Menachem Begin?
    Welche Schlüsse lässt seine Biografie zu?
    Hören Sie ein Porträt von Harry Sichrovsky.
    Der Mann, der vermutlich die Geschichte Israels zumindest für die nächsten Jahre lenken wird, ist wohl die schillerndste, aber auch die umstrittenste Persönlichkeit des jüdischen Staates.
    Menachem Begin wurde vor 64 Jahren in der russisch-polnischen Grenzstadt Brest-Litovsk geboren, die nach dem Ersten Weltkrieg Schauplatz von Friedensverhandlungen war und heute zur Sowjetunion gehört.
    In hebräischen Schulen erzogen, absolvierte Begin das Jus-Studium in Warschau und etablierte sich als Rechtsanwalt.
    Seine politische Laufbahn begann er mit 26 Jahren als Führer der radikal-zionistischen Organisation Betar.
    Sie war nur kurzlebig, denn wenige Monate später musste Begin nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor den anrückenden Deutschen nach Litauen flüchten.
    Schon nach einem Jahr endete die Flucht in die Freiheit im Kerker.
    Denn 1940 wurde Litauen der Sowjetunion einverleibt.
    Begin wurde verhaftet und als jüdischer Nationalist zu acht Jahren Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt, saß jedoch nur zwei Jahre ab.
    Nach dem Ausbruch des Krieges mit Hitler-Deutschland konnte er als polnischer Soldat einrücken und gelangte auf diesem Weg nach Palästina.
    Begin ist also einer der wenigen Politiker Israels, die nicht schon in den 20er Jahren zu den Pionieren des jüdischen Aufbaus gehörten.
    In dem damals britischen Protektorat aber setzte Begins Blitzkarriere ein.
    Er schießt zur jüdischen Untergrundbewegung Irgun und stand ab 1943 an der Spitze dieser 10.000 Mann starken Geheimarmee.
    Als solcher trug er die Verantwortung für zahllose blutige Terroraktionen, vor allem für die Sprengung des King David Hotels in Jerusalem, bei der 95 britische Soldaten getötet wurden.
    Wenige Wochen vor der Gründung des Staates Israel vernichteten Stoßtrupps der Irgun das arabische Dorf Deir Yasin und ermordeten alle 250 Einwohner einschließlich der Frauen und Kinder.
    Staatsgründer Ben-Gurion bezeichnete Begin als Verbrecher, der für den Exodus der palästinensischen Araber und für die Todfeindschaft zwischen Juden und Palästinensern verantwortlich sei.
    Die Irgun wurde aufgelöst und in die israelische Armee eingegliedert.
    Begin verlegte sich auf den politischen Kampf.
    Er gründete die rechtsschwerende Herod-Partei und trat 1952 gegen die Versöhnungsaktion des damaligen deutschen Bundeskanzlers Adenauer auf.
    1973 erweiterte Begin seine Oppositionsfront durch die Aufnahme weiterer Rechtsparteien zum Likud-Block.
    Im Sechstagekrieg von 1967 trat Begin als Minister in eine Regierung der Nationalen Einheit ein und blieb bis 1970 im Amt.
    Mit dieser Ausnahme jedoch führte er seit fast 30 Jahren und in neun Wahlgängen die Opposition gegen die regierende Arbeiterpartei.
    Begin lebt mit seiner Familie bescheiden und zurückgezogen.
    Er gilt als zutiefst religiöser Mensch, aber auch als Ultranationalist, der die Kissinger-Abkommen mit Ägypten und Syrien ablehnte, der ein Feind von Konzessionen und ein harter Verhandlungspartner ist.
    Tendenzen, die sich zweifellos auf die nächste Etappe der Nahostfriedensbemühungen auswirken werden.
    Dieses Porträt des Siegers der Parlamentswahlen in Israel, Menachem Begin, verfasste Harry Sichrowski.
    Österreichs Bundeshauptstadt ist derzeit wieder einmal Schauplatz der Weltpolitik.
    Diesmal geht es um die Lösung der Probleme im südlichen Afrika.
    Bereits gestern Abend ist dazu der südafrikanische Ministerpräsident Forster in Wien eingetroffen.
    Vor rund zwei Stunden sein Gesprächspartner, Amerikas Vizepräsident Walter Mondale.
    Morgen Donnerstag wollen sie dann in der Hofburg über die Krise im südlichen Afrika und über die Stellung der USA dazu sprechen.
    Obgleich eine klare Politik der USA gegenüber Südafrika noch kaum feststellbar ist, hat Pretoria heute unter Präsident Carter in Washington einen schwereren Stand als unter Präsident Ford.
    Um Forster für Kompromisslösungen in Salisbury und Windhoek zu gewinnen, war Amerikas ehemaliger Außenminister Kissinger bereit, gegenüber Südafrikas eigener Rassenpolitik Zugeständnisse zu machen.
    Solches Nachsehen ist aber von der neuen Regierung in Washington nicht zu erwarten und daher steht man auch in Wien vor harten Verhandlungen.
    Nun, die Gespräche beginnen morgen.
    Heute treffen sowohl Forster als auch Mondale zur Aussprache mit Bundeskanzler Kreisky zusammen.
    Nun, wie schon gesagt, Forster kam gestern Abend in die Wien an, Mondale vor circa zwei Stunden auf dem Flughafen Schwächert.
    Von der Ankunft berichtet Barbara Kudenhofe-Kalergi.
    Ein Riesenaufgebot an Polizei, ein Trost von Journalisten, ein roter Teppich und eine besonders herzliche Begrüßung für Vizepräsident Mondale in Wien-Schwächert.
    Mondell, ein bubenhafter, fast ein wenig schüchtern wirkender Mann im blauen Anzug, stellte sich nach der Ankunft zu einem kurzen Begrüßungstatement.
    Es wurde ein Loblied auf Österreich.
    Es ist mir eine sehr große Freude, Wien wieder einmal zu besuchen, eine Stadt historischer Schönheit.
    Und es ist mir eine besondere Freude, Bundeskanzler Kreisky wieder zu treffen.
    Ihr Kanzler ist, wie Sie wissen, einer der meist respektierten Staatsmänner der Gegenwart.
    Ich werde heute sehr nützliche Gespräche mit ihm führen.
    Die Beziehungen zwischen Österreich und den Vereinigten Staaten könnten ja nicht besser sein.
    Ihr Land hat schon jahrelang seine Gastfreundschaft amerikanischen Führern angeboten, hier mit anderen Führern der Welt zusammenzutreffen.
    Österreich ist ein lebendes Symbol für Demokratie und für Frieden in der Welt.
    Mondell bedankte sich bei Kreisky und der österreichischen Bevölkerung noch in besonders herzlichen Worten für das Jubiläumsgeschenk zum 200.
    Jahrestag der Gründung der Vereinigten Staaten.
    Kreisky hatte den Lehrstuhl seinerzeit in Minnesota übergeben, den Österreich-Lehrstuhl an der amerikanischen Universität, an der Mondale selber studiert hat.
    Die Wahl von Minnesota war besonders genial, meinte der Vizepräsident heute lächelnd.
    Mondail kam aus Portugal und Spanien, zwei Ländern, so der amerikanische Gast, die dabei sind, ihre Demokratie wieder aufzubauen.
    Das ist ein faszinierendes und ermutigendes Schauspiel für alle, die sich den Menschenrechten verpflichtet fühlen.
    Heute Mittag wird Mondail ein ausführliches Gespräch mit Kreisky beim Mittagessen in dessen Döblinger Haus führen.
    Morgen beginnen dann in der Hofburg die Gespräche mit dem südafrikanischen Premierminister Forster.
    Alles spricht dafür, dass Mondale in diesen Tagen in Wien eine der wichtigsten Feuerproben seiner bisherigen Laufbahn absolvieren wird.
    Er wird vor Forster und vor der internationalen Öffentlichkeit die neue amerikanische Afrika-Politik zu vertreten haben.
    Reporter auf dem Flughafen schwächert war Barbara Kudenhofe-Kalergi.
    Wenn Vizepräsident Mondale und Premierminister Forster morgen in Wien zusammentreffen, wird natürlich auch die Frage Namibia zur Sprache kommen.
    Namibia ist das frühere Deutsch Südwestafrika mit der Hauptstadt Windhoek, das ursprünglich ein Mandatsgebiet des Völkerbundes für Südafrika war.
    1966 entzog die UNO den Südafrikanern das Mandat, doch Pretoria zog keine Konsequenzen.
    Aber Südafrika kann sich dem Lauf der Entwicklung nicht mehr entziehen und so wird seit einiger Zeit in der früheren deutschen Turnhalle in Windhoek über eine Verfassung verhandelt, die sogenannte Turnhallenkonferenz.
    Der Verfassungsentwurf scheint aber zum Scheitern verurteilt, weil zum Beispiel die SWAPO, die South West African People's Organization, nicht teilnimmt.
    Wenn nun die 90.000 Weißen von der 800.000-köpfigen Gesamtbevölkerung in einer Volksabstimmung für den Entwurf gestimmt haben, so hat dies wahrscheinlich nicht allzu viel Bedeutung.
    Ein Bericht dazu von Hans-Joachim Braun.
    Wahlergebnis nicht vor.
    Aber es steht bereits fest, dass die weiße Minderheit in Namibia mit überwältigender Mehrheit sich für den Verfassungsentwurf der zornalen Konferenz ausgesprochen hat.
    Nur etwa 5 Prozent der Wähler sagten Nein, 95 Prozent Ja.
    Sie gaben ihre Zustimmung zu einer Verfassung, die unter anderem vorsieht, dass alle Bürger Namibias gleiche Rechte haben sollen, dass die Hautfarbe kein Grund mehr sein darf, um eine Gruppe gegenüber der anderen zu benachteiligen,
    Kurzum, dass Apartheid und Rassendiskriminierung in Namibia abgeschafft sein sollen.
    Noch vor drei Jahren bei den letzten Parlamentswahlen hatten dieselben Wähler für das Gegenteil gestimmt.
    Für Apartheid, für die fortdauernde Herrschaft der weißen Minderheit, gegen die Teilung der Macht.
    Die 90.000 Weißen in Namibia haben sich inzwischen gefühlt von einem klugen und entschlossenen Politiker namens Dirk Matsch zu der Einsicht durchgerungen,
    dass nur Teilung der Macht ihr Überleben in diesem Land garantiert und nicht etwa die Fortdauer der Minderheitenherrschaft.
    Für Dirk Matsch und seine Mitstreiter in der Turnalen-Konferenz muss dieses Wahlergebnis ein Triumph sein.
    Und dennoch können sie dieses Triumphs kaum froh werden, denn sie wissen, dass ihr Verfassungsentwurf in der gegenwärtigen Form keine Aussicht darauf hat, verwirklicht zu werden.
    Nicht nur die Befreiungsbewegung SWAPO lehnt diesen Entwurf ab,
    Auch die Führer der einflussreichen schwarzen Kirchen in Namibia und mit ihnen die Mehrheit der schwarzen Intelligenz.
    Sie glauben, dass diese Verfassung mit ihrer starken Betonung der ethnischen Gruppen in Wahrheit die alte Politik des Teile und Herrsche unter neuem Namen fortsetzen würde.
    Und sie sehen sich in dieser Befürchtung bestätigt dadurch, dass die Weißen sich ein Vetorecht gesichert haben.
    Kein Gesetz kann nach dieser Verfassung verabschiedet werden.
    ohne dass alle Bevölkerungsgruppen ihm zugestimmt haben, also auch die Weißen.
    Schwerer noch wiegt, dass die im Weltsicherheitsrat vertretenen fünf Westmächte diese Argumentation teilen.
    Sie haben der Turnalen-Konferenz vor 14 Tagen unmissverständlich gesagt, dass ihr Verfassungsentwurf keine Aussicht auf internationale Anerkennung hat und dass die Einsetzung einer Übergangsregierung in Windhoek alle Chancen für eine friedliche Lösung des Namibia-Problems zunichte machen würde.
    Noch während gestern die Weißen zur Wahlurne gingen, beriet der Verfassungsausschuss in der Turnhalle darüber, wie man den westlichen Forderungen entgegenkommen könnte.
    Das Dilemma ist klar.
    Wird die Turnhallenkonferenz nicht in eine Übergangsregierung umgewandelt, dann hat sie keine Machtbasis und läuft Gefahr, bei der Bevölkerung Namibias Glaubwürdigkeit und Einfluss zu verlieren.
    Wird andererseits eine Übergangsregierung eingesetzt, dann gibt es keine international garantierte Lösung, die Swapo-Würde statt sich in freien Wahlen mit der Tornale zu messen, den Guerillakrieg fortsetzen.
    Die Entscheidung darüber liegt ohnehin nicht mehr bei der Tornale.
    Sie wird gefällt, teils bei der UNO-Konferenz in Maputo, wo derzeit westliche Regierungsvertreter intensiv mit Schwarzafrika um eine Verständigung über die Namibia-Frage bemüht sind, teils in Wien,
    wo morgen Amerikas Vizepräsident Walter Mondale und Südafrikas Premierminister John Forster zu einem Gipfelgespräch zusammentreffen.
    Hier auf diesen internationalen Begegnungen wird über Namibias Zukunft verhandelt.
    Das Referendum der Weißen ist nicht mehr als eine leise und ferne Begleitmusik.
    Aus Pretoria berichtete Hans-Joachim Braun.
    Und nun ein Blick auf die Uhr.
    Es ist jetzt 12.27 Uhr, drei Minuten vor halb eins.
    Die Arbeiten rund um den Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Klärung von Waffenexporten des österreichischen Bundesheeres treten heute ins Stadium der Vorentscheidung.
    Seit halb neun Uhr morgens beraten im Lokal 7 des Parlaments die Mitglieder des eigens vom Ausschuss eingesetzten Redaktionskomitees in ihrer letzten Sitzung über die Entfassung jenes Berichts, der nach den Worten von Bundeskanzler Kreisky über das politische Schicksal von Verteidigungsminister Lüttgendorff entscheiden soll.
    Dieser Bericht wird am 24.
    Mai dem Untersuchungsausschuss formell vorgelegt werden.
    Am 1.
    Juni soll dann im Plenum des Nationalrates möglicherweise endgültig der Schlussstrich unter die Causa Lütgendorf gezogen werden.
    Über die Ausgangspositionen der drei Parteien und den gegenwärtigen Stand im Redaktionsausschuss informiert sie nun Leopold Esterle.
    Das aus sechs Mann zusammengesetzte Redaktionskomitee hat ganze Arbeit geleistet.
    Ausschussvorsitzender ÖVP-Justizsprecher Hauser und seine beiden Stellvertreter Pansi von der Regierungspartei und Zeilinger von der FPÖ haben mit Unterstützung ihrer Sekretäre Dr. Labuda, Dr. Kostelka und Grausam aus einem zuletzt 50 Kilogramm schweren Aktenberg und unzähligen Vernehmungsprotokollen im Umfang von mehr als 1300 Maschinschreibseiten ein Konzentrat destilliert, das in gedruckter Form nicht ganz 100 Seiten haben dürfte.
    Diese organisatorische Leistung in nur vier Sitzungen zustande zu bringen, war deshalb möglich, weil man sich auf eine zeitliche Trennung der Untersuchungsabschnitte einigte.
    So bearbeitete Sekretär Grausam vom Klub der Freiheitlichen Partei den Zeitraum vom ersten Kennenlernen Lütgendorfs mit dem syrischen Verteidigungsminister Klaas im Herbst 1975 bis zum ersten Vertragsabschluss über österreichische Materiallieferungen an Syrien Ende Jänner, Anfang Februar des Vorjahres.
    Eine seiner Hauptschwierigkeiten war die wertfreie Darstellung jener Gespräche Ludgendorfs mit Weichselbaumer über die österreichisch-syrischen Verträge, von denen der Waffenhändler behauptet, er habe den Minister auch über Gewehr- und Munitionslieferungen an Syrien informiert.
    Der Minister will sich in dieser Frage an nichts mehr erinnern können.
    Dr. Kostelka von der SPÖ übernahm die Aufarbeitung des Zeitraumes vom ersten Vertragsabschluss bis zur ersten Dezemberwoche, jenem Zeitpunkt also, an dem die Munitionslieferung von 400.000 Scharfschützenpatronen an Syrien vom Zoll in Schwechat aufgehalten wurde.
    Damit fiel dem SPÖ-Klubsekretär die undankbare Aufgabe zu, in konzentrierter Form jene persönlichen Animositäten und Querelen darzustellen, die sich aus dem gespannten Verhältnis des vom Dienst suspendierten Chef des Heeresbeschaffungsamtes Tomschitz und dessen Stellvertreter Oberst Kannitzer ergaben und die laut erstem Vorbericht vom Kabinettschef Brigadier Scharf zu einer Beeinträchtigung der Arbeit des Ministeriums führten.
    und übrigens auch damit endeten, dass Verteidigungsminister Lüttgendorf zu Beginn der Munitionsaffäre davon sprach, er sei von den zuständigen Stellen falsch oder nicht über den wahren Sachverhalt informiert worden.
    Beispielsweise darüber, dass die 400.000 Schuss Munition nach Stornierung eines Teils des Vertrages gar nicht mehr der Steyr Daimler Buch AG, sondern rechtlich gesehen wieder dem Bundesheer gehörten, von wo sie Waffenhändler Weichselbaumer denn auch zweimal abholen ließ und ins Ausland verfrachtete.
    Die Endredaktion des zeitlich letzten Teiles, also der Zeitraum vom Aufliegen der unterschiedlich beschrifteten Fracht am 7.
    Dezember des Vorjahres bis zum Einsetzen des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses durch Bundeskanzler Kreisky hat Dr. Labuda von der Volkspartei übernommen.
    Auch er dürfte mit einem Destillat der Ereignisse, der Zeugenaussagen und Protokolle auskommen, das 35 Maschinschreibseiten nicht übersteigt.
    Über diesen ÖVP-Teil wird wie gesagt heute allerdings noch diskutiert.
    Und nun zum politischen Aspekt der Endredigierung des Ausschussberichtes.
    Trotz verschiedener Zusicherungen von Politikern aller drei Fraktionen ist es zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht sicher, ob es überhaupt zu einem von allen Fraktionen erstellten Abschlussbericht an das Plenum kommt.
    Durch die Zusammensetzung des Ausschusses, nämlich fünf Abgeordnete der Regierungsfraktionen, vier Abgeordnete der ÖVP und ein Abgeordneter, nämlich Zeilinger von den Freiheitlichen, wäre es rein theoretisch möglich, dass überhaupt kein Bericht ans Parlament geht.
    sollten sich ÖVP und FPÖ auf eine gemeinsame Haltung einigen.
    Derzeit ist allerdings wahrscheinlicher, dass, wenn schon kein gemeinsamer Bericht, so ein von Freiheitlichen und Sozialisten erstellter Mehrheitsbericht zustande kommt.
    In der sozialistischen Fraktion tritt man für die Version eines völlig wertfreien Berichtes ein, aus dem sich dann die Sprecher der Fraktionen Schlüsse eigenständig ziehen sollen.
    Die offensichtliche Verwirrung, die in Teilen des Ministeriums am Franz-Josefs-Keh während der Munitionsaffäre deutlich wurde, soll freilich klar im Bericht herausgestellt werden.
    Schon jetzt gibt es Anzeichen für eine weitgehende Reformierung und Kompetenzenänderung der einzelnen Abteilungen im Ministerium.
    Und sicher ist, dass die Regierungspartei, zumindest was den Waffenhandel Österreichs anlangt, entscheidende Stritte unternehmen wird.
    So hat Innenminister Rösch den Entwurf eines Bundesgesetzes über die Ein-, Aus- und Durchfuhr von Kriegsmaterial bereits zur Begutachtung ausgesandt, der einschneidende Verschärfungen der geltenden Bestimmungen vorsieht.
    Bleibt also nur noch die Frage, ob die ÖVP einem gemeinsamen oder einem von ihr erstellten Minderheitsbericht zur Munitionsaffäre den Vorzug gibt.
    Darüber wird derzeit noch verhandelt.
    Also noch keine Entscheidung im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Klärung von Waffenexporten des österreichischen Bundesheeres über Ausschussbericht an das Parlament.
    Leopold Esterle informierte sie.
    Und nun ein Blick in die heutigen österreichischen Tageszeitungen.
    Hauptthema der Leitartikel und Kommentare ist die Atomdiskussion.
    Auszüge hat für die folgende Presseschau Wilfried Seifer zusammengestellt.
    Der Einsatz von Kernenergie in Österreich ist nach den gestrigen Stellungnahmen und Diskussionen heute auch das Hauptthema der Kommentare und Leitartikel der österreichischen Zeitungen.
    Einen speziellen Aspekt greift Fritz Pesata im Kurier auf.
    Er kritisiert, dass Bundeskanzler Kreisky gestern ein Angebot von ÖVP-Bundesobmann Tauß abgelehnt hat, in der Frage der Kernkraftwerke eine Drei-Parteien-Übereinkunft zu erzielen.
    Pesata schreibt,
    Mag sein, dass viele Sozialisten bei der Stange bleiben und sich denken, der Kreisky wird schon wissen, was er tut.
    Die Volkspartei kann auf solche Vasallentreue wohl kaum rechnen.
    Doch auch die Regierungspartei würde ein Alleingang im Parlament, ein Festhalten am Energieprogramm samt Atomkraftwerken kaum gut tun.
    Auch Kreisky denkt an Palmes Schicksal, wenn er an Schweden denkt.
    Deshalb benötigt er, wie in der Minderheitenfrage, die Stimmen aller Parteien.
    Sein Nein war also vorschnell.
    Auch wenn es viele Sozialisten für undenkbar halten, auch Kreisky kann sich irren, meint Fritz Pesata im Kurier.
    In der Presse versucht Dieter Lenhardt zu interpretieren, warum Kreisky Nein zu diesem Vorschlag der ÖVP gesagt hat.
    Kreiskys Nein war eine hochpolitische Entscheidung, offenbar auch wiederum die Frucht einer Interessensabwägung.
    Hier der Vorteil, die Opposition auf deren Wunsch oder Angebot eng in die Entscheidungsfindung einzubinden und ihr damit das freie und kritische Lavieren zu erschweren.
    Dort der Nachteil, in den Augen der Öffentlichkeit eine äußerst heikle Sache nicht allein bewältigen zu können oder bewältigt zu haben.
    Sicherlich wäre die von Taus angebotene breite Basis für Österreich gut gewesen.
    Ob die Volkspartei ihr Offert wiederholen kann, ohne ihrerseits in den Geruch des furchtsamen Anbieterns zu geraten, ist ungewiss.
    Fürs Erste hat jedenfalls die offenbare Empfindlichkeit Kreiskis gegenüber den unterschwelligen Vorwürfen angeblicher zunehmender Führungsschwäche gesiegt.
    Soweit die Presse zum Thema Kernkraftwerke.
    Bundeskanzler Kreisky hat das Angebot der ÖVP auf Zusammenarbeit hauptsächlich mit dem Argument abgelehnt, dass das Stadium der Entscheidungsfindung bereits zu weit fortgeschritten sei.
    Die Entscheidung soll nach einer neuerlich grundlegenden Information der Bundesregierung Anfang Juni fallen.
    Dazu schreibt Johann Draxler im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Sollte jedoch der Wissensprozess doch nicht weit genug fortschreiten, so bleibt noch das Parlament.
    Denn nach der Aussage über die Verantwortung, von der die Regierung nicht zu entbinden sei, meinte der Kanzler im gleichen Atemzug groteskerweise, die letzte Entscheidung über den Atomstrom liege beim Parlament.
    Und somit weiß er sich letztlich von der Verantwortung entbunden.
    nach dem offiziellen ÖVP-Organ ein Blick in das Zentralorgan der Sozialistischen Partei in die Arbeiterzeitung.
    Zum Thema Einsatz von Kernenergie finden sich heute zwei Kommentare.
    Hans Diebold wirft in seinem Artikel der Volkspartei vor, sie habe noch vor ganz kurzer Zeit vehement den Einsatz der Kernenergie befürwortet und sei erst später auf ihre jetzige kritische Haltung eingeschwenkt.
    Aber auf jeden Fall sei genug Zeit für die offene Diskussion, da die Fertigstellung und Inbetriebnahme des ersten österreichischen Kernkraftwerkes in Zwentendorf ohnehin um zwei Jahre verzögert worden sei.
    In einem sehr persönlich gehaltenen Kommentar wehrt sich in der Arbeiterzeitung Günther Poidinger nach eigener Darstellung Atomkraftwerksgegner
    gegen eine Stellungnahme des sozialistischen Nationalbank-Generaldirektors Kienzel, der die Atomkraftwerksgegner als industriefeindliche, pseudolinke Bewegung und romantische und kleinbürgerliche Verirrung bezeichnet hatte.
    Poidinger schreibt, ich, auch ein Gegner von Atomkraftwerken und wie ich glaube kein schlechterer Sozialist als Kienzel, fasse das als Diffamierung auf.
    Unsereins sagt ja auch nicht von den Anhängern der Atomkraftwerke, sie seien industriehörige, reaktionäre Wachstumsfanatiker.
    In einem derartigen Ton kann und soll über eine so heikle und wichtige Sache nicht diskutiert werden.
    Soweit der Kommentar in der Sozialistischen Arbeiterzeitung.
    In den Salzburger Nachrichten nimmt Gerold Christian das Ergebnis der gegenwärtigen Diskussion voraus, so wie er es sieht.
    Österreich wird innerhalb der nächsten zehn Jahre mit Atomstrom versorgt werden und damit leben müssen.
    Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass jene, die vor der Nutzung der Atomenergie Angst haben, mit ihren Argumenten untergehen.
    Denn die Mehrheit der schwergewichtigen Politiker tritt für die Nutzung der Atomenergie auch in Österreich ein.
    Soweit die Inlandspresseschau.
    Die gehörten Auszüge aus den Leitartikeln und Kommentaren hatte Wilfried Seifert ausgewählt.
    An der Wirtschaftsuniversität in Wien fand gestern Abend eine Podiumsdiskussion über Fragen der Wirtschaftsprognosen statt.
    Das genaue Thema lautete Prognose, Leitlinie oder Irrlichter für die Wirtschaftspolitik.
    Prominenter ausländischer Gast bei der Diskussion war der Schweizer Konjunkturforscher Professor Knieschorek, der als langjähriger Berater des Schweizer Bundesrates in Konjunkturfragen für die Wirtschaftspolitik der vergangenen zehn Jahre verantwortlich war.
    Aus österreichischer Sicht nahmen Finanzminister Hannes Androsch und der Wirtschaftsexperte, der ÖVP-Klubobmann Professor Stefan Koren, zum Problem Wirtschaftsprognosenstellung.
    Matthäus Katinger fasste Diskussion zusammen.
    Die vom übervollen Auditorium Maximum der Wirtschaftsuniversität in Wien erwarteten heißen Debatten über Sinn und Unsinn der Wirtschaftsprognose blieben aus.
    Zu sehr stimmten die Ansichten der Diskussionsteilnehmer überein.
    Denn, so der allgemeine Tenor, Prognosen sind als Leitbilder der Wirtschaftspolitik unbedingt notwendig.
    Eine Alternative dazu gibt es nicht.
    Der Schweizer Konjunkturforscher Francesco Kneschorek versuchte dann allzu hohe Erwartungen an die Prognostiker zurechtzurücken.
    Wir alle, inklusive die Mehrzahl unserer Kollegen und die meisten Politiker und die Öffentlichkeit, die erwarten einfach von einer Wirtschaftsprognose etwas, was sie nie geben werden kann.
    Und da liegt einmal das Grundproblem der Wirtschaftsprognostik.
    Man erwartet von einem Prognostiker oder von einer Prognose immer so etwas wie einen wirtschaftlichen Wetterbericht.
    So etwas wird der Prognostiker nie tun können.
    Das wäre nämlich Prophezeiung.
    Finanzminister Androsch nahm die Verfasser von Wirtschaftsprognosen in Schutz.
    Er meinte, allzu oft würden nämlich an und für sich richtige Prognosen, richtig beziehe sich dabei auf die getroffenen Annahmen, falsch ausgelegt.
    Und Androsch legte dann klar, was Prognosen sein müssten.
    So glaube ich, geht es darum, die richtige Verbindung zwischen
    politischer Zielvorstellung zwischen Prognose im Sinne Aufzeigen der Konsequenzen bzw.
    der Möglichkeiten der Instrumente unter bestimmten gegebenen und zugrunde gelegten Voraussetzungen aufzuzeigen.
    und dann die entsprechenden Instrumente bewusst einzusetzen, um die Ziele zu erreichen, um das Gewünschte herbeizuführen.
    Dabei habe man aber, so der Finanzminister, auf das geänderte Bewusstsein der Öffentlichkeit Rücksicht zu nehmen.
    Und das immer unter Beachtung einer viel intensiveren
    Informations- und Kommunikationssituation, wo der psychologische Faktor stärker geworden ist, wo die Erwartungen eine größere Rolle spielen, wo Stimmungen zu beachten sind und vor allem auch der Umstand zu beachten sind, dass diese Erwartungen, diese Stimmungen sich sehr rasch ändern können.
    Und hier hakte der Wirtschaftsexperte der ÖVP, Klubobmann Professor Koren, ein, als er auf die Wirkung von veröffentlichten Prognosen auf das Verhalten der Bevölkerung zu sprechen kam.
    Hier gäbe es noch ein breites Betätigungsfeld für die Wissenschaft, denn derzeit wisse man noch nichts über die Ursachen von Verhaltensänderungen in der Bevölkerung.
    Und Koren warnte dann eindringlich vor dem politischen Missbrauch von Prognosen.
    Das ist völlig undeterminiert an politische Gruppen gerichtet.
    Das tut jede selbstverständlich, weil jede Zahl, jede Unterlage, die scheinbar
    die eigene Meinung fördert oder bestätigt, in der tagespolitischen Auseinandersetzung selbstverständlich Recht ist, genommen wird, als Wert genommen wird.
    Nichts ist besser für den im Prinzip wenig glaubwürdigen Politiker, wenn er sich eine Glaubwürdigkeitshilfe, in Klammer Prognose von irgendjemanden, Klammer geschlossen, scheinbar attachieren kann.
    Die Schlussworte entschädigten dann für die eher wenig kontroversielle Diskussion.
    Am treffendsten fasste es wohl Professor Koren zusammen, der meinte, Prognosen sollten auch in Zukunft aus der politischen Diskussion herausgehalten werden.
    Über die Ziele der Wirtschaftspolitik werde man jedoch auch in Zukunft streiten.
    Diese Diskussion über Wirtschaftsprognosen an der Wiener Wirtschaftsuniversität fasste Matthäus Katinger zusammen.
    Und nun nochmals kurz ins Ausland.
    In Moskau kam es heute, wie schon in den Nachrichten gemeldet, zu einem aufsehenerregenden Zwischenfall.
    Vor der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland kam es plötzlich zu einem Menschenauflauf und zu einem Handgemenge zwischen Sicherheitsorganen und Zivilisten.
    Gleichzeitig gelangten einige von ihnen, es sind Sowjetdeutsche, in das Botschaftsgebäude und damit auf exterritoriales Gebiet, wo die sowjetischen Behörden nicht mehr zuständig sind.
    Näheres zu diesem Vorfall von Erhard Hutter aus Moskau.
    Die Verzweiflungstat von acht deutschstämmigen Sowjetbürgern aus der kirgisischen Stadt Dokmak war offensichtlich sorgfältig vorbereitet.
    In den Morgenstunden näherten sich die Sowjetdeutschen der westdeutschen Botschaft in der Moskauer Balshaya-Gruzinskaja-Straße.
    Die Botschaft wird, wie alle ausländischen Missionen, Tag und Nacht von Polizei bewacht.
    Die Milizsoldaten wurden vorerst abgelenkt.
    Es kam zu einem kurzen Handgemenge, doch die Überzahl der Kirgisen gab schließlich den Ausschlag.
    Einer der Sowjetdeutschen konnte sich aus dem Griff des Milizionärs befreien und alle acht drangen schließlich in die Botschaft ein.
    Bis zur Stunde ist noch nicht bekannt, was mit den Volksdeutschen, die immer noch in der Botschaft sitzen, geschehen soll.
    Sie weigern sich, die Botschaft zu verlassen, bevor ihre Petition an die deutsche Regierung angenommen worden ist.
    Die acht Männer werden von den Diplomaten der Botschaft sorgfältig abgeschirmt.
    In ihrer Aktion wollen die deutschstämmigen Kirgisen die Weltöffentlichkeit darauf aufmerksam machen, dass ihnen die sowjetischen Behörden zum Teil schon seit vielen Jahren die Übersiedlung zu Verwandten in die Bundesrepublik verweigern.
    Die acht Männer haben alle im vorigen Jahr die sowjetische Staatsbürgerschaft unter Protest zurückgelegt.
    Die meisten von ihnen haben daraufhin ihre Arbeit verloren.
    Es ist unser letzter Versuch.
    Wir sind bereit, festgenommen zu werden, erklärte einer der Sowjetdeutschen, Jakob Schulz.
    Und Dmitri Tridecker, ein Mitstreiter, fügte hinzu, wir fühlen uns in Kirgisien nicht zu Hause.
    Wir wollen als Deutsche unter Deutschen leben.
    Der Zeitpunkt vor der Folgekonferenz über europäische Sicherheit und Zusammenarbeit in Belgrad scheint das Anliegen der Volksdeutschen zu begünstigen.
    Viele Anzeichen sprechen dafür, dass die sowjetischen Behörden ihre starre Haltung in Auswanderungsfragen vor der Konferenz lockern.
    Im letzten Jahr hat die Sowjetunion fast 10.000 Sowjetdeutsche aus dem Baltikum und aus Sibirien die Übersiedlung in die Bundesrepublik gestattet.
    In diesem Jahr wurden bisher etwa zweieinhalb Tausend Ausreisegenehmigungen an Deutschstämmige erteilt.
    Schätzungsweise gibt es 1,8 Millionen Volksdeutsche in der Sowjetunion.
    Etwa 200.000 davon wollten die Sowjetunion.
    nach diesem Beitrag von Erhard Hutter aus Moskau nun eine Minute nach Dreiviertel Eint zu den angekündigten Kulturberichten im Mittagsjournal.
    Die achte Sommerausstellung und Retrospektive des österreichischen Filmarchivs im Alten Schloss in Laxenburg bei Wien ist nach Themen wie Gewe Papst, Hans Moser, Meister der Regie oder Fred Astaire, heuer dem österreichischen Filmgestalter Willi Forst gewidmet.
    Die Ausstellung, die morgen eröffnet wird und ebenso wie die Filmretrospektive jeweils am Samstagen und Sonn- und Feiertagen bis 2.
    Oktober zu sehen ist, bietet unter anderem Diapositive mit Arbeitsaufnahmen, ein Tonband mit den bekanntesten Forst-Liedern und ein Videogerät mit Ausschnitten aus den wichtigsten Inszenierungen von Willi Forst, der heute völlig von der Öffentlichkeit zurückgezogen in Wien und im Tessin in der Schweiz lebt.
    Konrad Sobel sprach mit Dr. Walter Fritz, dem Gestalter von Ausstellung und Retrospektive.
    Herr Dr. Fritz, warum ist die Themenwahl für die diesjährige Ausstellung und die Retrospektive des österreichischen Filmarchivs auf das Schaffen von Willi Forst gefallen?
    Wir wollten eigentlich schon vor vielen Jahren eine Ausstellung über Forst machen.
    Heuer bietet es sich vielleicht an.
    Er wird heuer 74 Jahre alt.
    Das heißt, wir bereiten sozusagen seinen 75.
    Geburtstag bereits heuer vor.
    Wir versuchen ab dem Sommer die Aufmerksamkeit auf das Gesamtwerk von Forst zu lenken.
    Warum Forst?
    Nun, Forst ist eigentlich der klassische österreichische Filmregisseur und in einem Jahr, in dem sehr viel über das Filmförderungsgesetz in Österreich gesprochen wird und wo wir vielleicht sogar eins bekommen werden, halten wir es als Filmarchiv hier recht angebracht, auch einmal in die Blütezeit des österreichischen Films, in die 30er-Jahre zurück zu blicken und eben den bedeutenden Mann wieder vorzustellen mit seinem Gesamtwerk mit 35 Filmern.
    Forst war ja nicht nur Regisseur, sondern auch Filmschauspieler, Sänger, Drehbuchautor, Produzent.
    Sie stellen wahrscheinlich die gesamte Breite seines Schaffens vor.
    Ja, das wollen wir auf alle Fälle.
    Wir beginnen also im Jahr 1927, zeigen ihn also auch sogar als Stummfilmdarsteller.
    Er hat in weiteren 15 Stummfilmen mitgespielt.
    Wir zeigen ihn als Tonfilmschauspieler in insgesamt 27 Filmen.
    Und wir zeigen ihn auch in seinen großen Filmen, wo er praktisch fast alle Funktionen ausgeführt hat.
    Ich denke also hier an Bellami oder Operette oder an Wiener Mädel.
    Hier war er Sänger, Drehbuchautor, Produzent und Regisseur.
    Alles in einer Person, in einem Film.
    Ich bin Sebastian Ott, den wir bereits an diesem Wochenende spielen.
    Da spielt er sogar eine Doppelrolle noch dazu.
    Sie haben jetzt einige Titeln erwähnt, ich möchte andere sagen, Leise flehende Lieder, Burgtheater, Operette, Wiener Blut, Wiener Mädeln, das sind Titeln, wo einer, der nicht Bescheid weiß, vermuten könnte, dass es sich da um richtige Schnulzen handelt.
    Sicher wurzelt das Ganze thematisch, all diese Filme, die er über Wien gedreht hat und in Wien gedreht hat, irgendwo
    in einer Welt, die auch zur Zeit Forst schon längst vergangen war.
    Sicher sind das simple Storys, aber ich glaube, wie keiner hat Forst es vermocht, diese simplen Storys doch fast zu Klassikern des Trivialfilms zu machen.
    Ich würde hier denken auch an einen anderen Mann, der vergleichbar ist in den Schaften, nämlich an René Gleer in Frankreich.
    Also das, was René Gleer für den Pariser Film getan hat, das hat Forst für den Wiener Film getan.
    Forst hat sich aber schon vor 20 Jahren aus dem Filmbetrieb zurückgezogen.
    War daran der Geschmackswandel des Publikums schuld oder gab es andere Gründe?
    Ja, wie schon vorhin angedeutet, Forsts Themen für seine Filme gehören der Vergangenheit an, meistens der Zeit um die Jahrhundertwende, die Zeit vor der Jahrhundertwende, die Mackerzeit.
    Es war das sozusagen eine Zusammenschau in den 30er und 40er Jahren über eine vergangene Periode.
    Sicher mit Zusammenbruch des Dritten Reichs nach 1945 hat Forst versucht, sich dem gewandelten Publikumsgeschmack in irgendeiner Form anzupassen.
    Ich denke hier speziell an Filme wie die Sünderin zum Beispiel, die damals also ziemlich viel Staub aufgewirbelt hat.
    Und wie gesagt, es ist ihm eigentlich nicht recht viel mehr gelungen.
    Er konnte sozusagen die neuen Variationen nicht mehr mitspielen.
    Ab morgen Ausstellung und Filmretrospektive Willi Forst im österreichischen Filmarchiv im Alten Schloss in Laxenburg.
    Sie hörten ein Gespräch mit Dr. Walter Fritz, dem Gestalter von Ausstellung und Retrospektive.
    Übrigens, die Ausstellung ist an Samstagen und Sonn- und Feiertagen bis 2.
    Oktober zu sehen.
    Heute Abend wird im Museum des 20.
    Jahrhunderts in Wien ebenfalls eine Ausstellung eröffnet.
    Sie ist dem grafischen Werk von Max Beckmann gewidmet.
    140 Objekte dieses bedeutenden deutschen Malers, vor allem Lithographien und Radierungen, werden bis 24.
    Juli täglich von 10 bis 19 Uhr zu sehen sein.
    Hören Sie dazu einen Beitrag von Brigitte Hofer.
    Die Kunst Max Beckmanns begegnet in letzter Zeit wachsendem Interesse, wohl nicht zuletzt in Folge der zunehmenden Bedeutung der neuen Formen des Realismus.
    Das druckgrafische Werk Beckmanns steht gleichwertig neben seinem malerischen Oeuvre.
    Beckmann, der 1884 in Leipzig als Sohn eines Mehlhändlers geboren wurde, studierte an der Kunstakademie in Weimar und stellte 1906 erstmals in der Berliner Secession aus.
    Nach dem Ersten Weltkrieg, an dem er als Sanitäter teilgenommen hat, wird er als Professor an die Städtische Kunstschule in Frankfurt berufen.
    1938 muss er aus Deutschland fliehen, bis 1947 lebt er unter großen Schwierigkeiten in Amsterdam.
    Die letzten drei Jahre bis zu seinem Tod im Dezember 1950 arbeitete er in New York.
    Die Druckgrafik Beckmanns ist im Wesentlichen zwischen 1911 und 1925 entstanden.
    Durch die Erlebnisse des Krieges gefördert, nimmt sie die neuen Bildstrukturen und Inhalte der späteren Zeit vorweg und ist in eine Linie zu setzen mit der Grafik anderer großer deutscher Expressionisten, also mit Häckl, Kirchner und Dix, in ihrer Nähe zum Grotesken und zur Karikatur.
    Mit einem Unterschied, den Klaus Pack näher erläutert.
    Die Berührung Max Beckmanns, der schon vor dem Ersten Weltkrieg mit seiner Druckgrafik begonnen hat, mit Radierungen und damals also von Meidner und Sleefogt und Meid beeinflusst war, entwickelt sich dann unter dem Einfluss der französischen Kunst zu einer großflächigeren, großformigeren Grafik als etwa die von Dix.
    Er sucht zwar auch wie Dix den Anschluss an die alte deutsche Kunst, entwickelt aber daraus eine besonders eigenständige Art von Zeichnung, von Eradierung und Litografie.
    Hausenstein hat vom chimerischen
    der Beckmannschen Kunst und auch seiner Grafik gesprochen.
    Vom Rätselhaften, das bei Beckmann dazu dient, den Beschauer sich selbst befragen zu lassen.
    Das trifft tatsächlich auf die Grafik Beckmanns zu, die manchmal in verschlüsselten Allegorien und Symbolen den Beschauer dazu bringt, über das Rätsel der Existenz und des Daseins nachzudenken.
    Wie viele Grafiker seiner Zeit hat sich Beckmann in Zyklen artikuliert.
    Die meisten von ihnen sind in dieser Ausstellung vertreten, die schon im Kulturhaus in Graz zu sehen war und auf deren einzelne Exponate jetzt Otto Breicher näher eingeht.
    Es ist da dieser Zyklus, die Hölle, das auch vom Format her ein außerordentliches Stück darstellen.
    Es sind große Lithographien, die den Geist des Nachkriegs, der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, diese turbulente und
    makabre Zeit spiegeln.
    Es sind alle anderen Zyklen von der Fürstin bis zu den Pfandverlieschen vertreten, zumindest teilweise.
    Wenn man das ikonografische von Beckmanns Grafik kurz illustrieren
    soll und möchte.
    So könnte man sagen, dass wie bei vielen Künstlern seiner Zeit das Selbstbildnis aus sehr vielen Gründen eine ganz wichtige Rolle spielt.
    Also der fragende, skeptisch, dreinblickende Mensch.
    Dann ein großer Zusammenhang sind diese
    Spiegelungen der Zeit, von der Kriegserklärung von 1914 bis zu diesen späten Visionen der Stadtnacht, des Traums und alles das ist eigentlich eine Projektion, eine künstlerische Interpretation der Welt, mit der Beckmann lebte und mit der er sich auseinandersetzte, kritisch
    Eine Welt, in der Beckmann einmal in einem Vortrag über seine Malerei sagte, Kunst dient der Erkenntnis, nicht der Unterhaltung, der Verklärung oder dem Spiel.
    Das Suchen nach dem eigenen Selbst ist der ewige, nie zu übersehende Weg, den wir gehen müssen.
    Meine Ausdrucksform ist die Malerei.
    Belastet oder begnadet mit einer furchtbaren vitalen Sinnlichkeit muss ich die Weisheit mit den Augen suchen.
    Ausstellung Max Beckmann ab heute im Museum des 20.
    Jahrhunderts.
    Sie hörten einen Bericht von Brigitte Hofer.
    Und ich gebe jetzt zum Abschluss der ausführlichen Mittagsinformationssendung nochmals ins Nachrichtenstudio.
    Der amerikanische Vizepräsident Mondale, der zu Gesprächen mit dem südafrikanischen Regierungschef Forster in Wien eingetroffen ist, dankte unmittelbar nach seiner Ankunft auf dem Flughafen Wien-Schwechert für die österreichische Gastfreundschaft und wies in diesem Zusammenhang auch auf frühere Treffen amerikanischer Spitzenpolitiker mit anderen Staatsmännern in der österreichischen Bundeshauptstadt hin.
    In den Nachmittagsstunden wird Mondale mit Bundeskanzler Kaiski konferieren.
    Die Mitglieder des Redaktionskomitees zur Erstellung des Endberichtes des Munitionsausschusses sind heute zu ihrer letzten Sitzung zusammengekommen.
    Der Endbericht soll am 24.
    Mai formell dem Untersuchungsausschuss vorgelegt und am 1.
    Juni vom Plenum des Nationalrates behandelt werden.
    Israel.
    Der Führer des aus den Wahlen als Sieger hervorgegangenen Likud-Blocks, Begin, hat bereits erste Schritte zur Bildung einer neuen Regierung unternommen.
    Begin hat sich an alle Parteien, mit Ausnahme der Kommunisten, gewarnt und ihnen vorgeschlagen, sich an einem Kabinett der Nationalen Einheit zu beteiligen.
    Ägypten.
    Staatspräsident Sadat hat in einem heute von einer iranischen Zeitung veröffentlichten Interview Israel ein mit sechs Monaten befristetes Ultimatum gestellt, um die besetzten arabischen Gebiete zu räumen.
    Falls dies bis dahin nicht geschieht, sagt Sadat, wird eine völlig neue Lage entstehen, die Handlungen verlangen wird.
    Sadat betont, er könne jetzt noch nicht sagen, welche Aktionen dann in Betracht kämen, da sich sein Interesse derzeit noch auf die Suche nach einem dauerhaften Frieden konzentriere.
    Schweiz.
    Der amerikanische Außenminister Vance ist vormittag in Genf eingetroffen.
    Hauptzweck seines Aufenthaltes sind Gespräche mit dem sowjetischen Außenminister Graumiker zur Wiederaufnahme der Verhandlungen über die Begrenzung der strategischen Rüstung.
    Die internationale Juristenkommission in Genf hat Dokumente veröffentlicht, in denen die Regierung von Uganda zahlreicher Gräueltaten beschuldigt wird.
    Staatschef Amin wird für viele der Gewalttaten persönlich verantwortlich gemacht.
    Sowjetunion.
    Moskau und Helsinki werden künftig wirtschaftlich noch enger als bisher zusammenarbeiten.
    Der sowjetische KP-Chef Brezhnev und der finnische Staatspräsident Kekkonen unterzeichneten heute im Kreml ein bis 1990 reichendes Abkommen über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit.
    Acht deutschstämmige Sowjetbürger haben sich heute unter den Schutz der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Moskau gestellt.
    Die Gruppe war nach Handgreiflichkeiten mit Milizsoldaten in das Botschaftsgebäude gelangt.
    Die Männer erklärten, sie hätten sich zu der Aktion entschlossen, weil ihnen die Sowjetbehörden bisher die Ausreise verweigerten.
    Polen.
    Der rumänische Staats- und Parteichef Ceausescu hat in Warscha erneut die nationale Souveränität der kommunistischen Staaten im Verhältnis zueinander unterstrichen.
    Die Beziehungen dieser Staaten untereinander, sagte Ceausescu, stützten sich auf die Prinzipien der vollen Gleichheit der Rechte, der gegenseitigen Achtung, der Unabhängigkeit und der nationalen Souveränität.
    Namibia
    In einer Volksabstimmung hat sich gestern die weiße Bevölkerung für die Bildung einer gemischtrassigen Regierung und für die Unabhängigkeit von Südafrika ausgesprochen.
    Weniger als 5 Prozent der insgesamt 52.000 weißen Wahlberechtigten in der ehemaligen deutschen Kolonie stimmten gegen diesen Plan.
    Belgien.
    Die NATO-Verteidigungsminister werden heute in Brüssel ihre Frühjahrstagung beenden.
    Bereits gestern wurde eine grundsätzliche Einigung darüber erzielt, die Verteidigungsbudgets der Mitgliedstaaten der Allianz jährlich um drei Prozent zu erhöhen.
    Spanien.
    Die großen politischen Parteien in den vier Baskenprovinzen haben zur Beendigung der waldsamen Auseinandersetzungen aufgerufen.
    Die Parteien unterstrichen die Bedeutung der Parlamentswahlen vom 15.
    Juni.
    Mit diesen Nachrichten ist eine Stunde Information zur Mittagszeit beendet.
    Ausführliche Berichte, meine Damen und Herren, hören Sie vom aktuellen Dienst heute noch um 18.30 Uhr im Abendjournal Programm Österreich 1 und im Nachtjournal um 22 Uhr in den Programmen Ö3 und Österreich Regional.
    Karl Jokowski verabschiedet sich für Redaktion und Technik.
    Guten Tag.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.05.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.05.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Analyse des israelischen Wahlergebnisses
    Mitwirkende: Meisels, Moshe [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Porträt des siegreichen Likud-Führers Menachem Begin
    Mitwirkende: Meisels, Moshe [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Schwechat: US-Vizepräsident Walter Mondale für Gespräche mit dem südafrikanischen Premierministers Vorster in Wien eingetroffen - Ankunft am Flughafen Schwechat
    Einblendung: US-Vizepräsident Mondale
    Mitwirkende: Sichrovsky, Harry [Gestaltung] , Mondale, Walter F. [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.18 [Sendedatum]
    Ort: Schwechat, Flughafen Wien-Schwechat [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Weiße Bevölkerung Namibias stimmt für Unabhängigkeit
    Mitwirkende: Braun, Hans Joachim [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Endredaktion des Berichtes zur Munitionsaffäre
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Kernenergie in Österreich
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Prognosen - Leitlinie oder Irrlicht für die Wirtschaft
    Einblendung: Stephan Koren, Minister Androsch, Francesco Kneschaurek
    Mitwirkende: Kattinger, Matthäus [Gestaltung] , Koren, Stephan [Interviewte/r] , Androsch, Hannes [Interviewte/r] , Kneschaurek, Francesco [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    8 deutschstämmige Sowjetbürger flüchten in die BRD-Botschaft
    Mitwirkende: Hutter, Erhard [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.18 [Sendedatum]
    Ort: Moskau
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Willi Forst - Retrospektive im österreichischen Filmarchiv
    Interview: Dr. W. Fritz
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Fritz, Walter [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Max Beckmann Ausstellung im Museum des 20. Jhdt.
    Einblendung: Klaus Pack, Otto Breicher
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Pack, Claus [Interviewte/r] , Breicha, Otto [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.18 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Museum des 20. Jahrhunderts [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Kultur ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.05.18
    Spieldauer 00:59:48
    Mitwirkende Jirkovsky, Karl [Moderation] [GND]
    Steinwendner, Wolfgang [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.05.18 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-770518_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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