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KI-generiertes Transkript
Wieder einmal wünsche ich Ihnen eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
Die Redaktion des Mittagsschannals ist dran im Studio, begrüßt Sie als Moderatorin Ilse Vögel.
Gleich am Anfang, wie Sie es auch gewohnt sind, ein erster Überblick über das, was wir bis 13 Uhr berichten und Beiträge aus Österreich und aus dem Ausland planen.
Ungläubiges Erstaunen und sicher auch Erschrecken hat gestern der Absturz eines sowjetischen Aufklärungssatelliten in Kanada ausgelöst.
Der Satellit war ja mit einem Nuklearreaktor bestückt.
Nach offiziellen Angaben gibt es jedoch keine gefährliche Verseuchung der Atmosphäre, keine Gefährdung der Bevölkerung.
Der Satellit selbst ist ja verglüht.
Wir aber wollen der Frage nachgehen, wie viele solcher Weltraumbomben fliegen eigentlich über unseren Köpfen?
Wie gefährlich sind diese Satelliten?
Was ist an Langzeitfolgen eines solchen Unfalls zu befürchten?
Und wie sieht eigentlich ein solcher Weltraumunfall vom Standpunkt des internationalen Rechts, des Völkerrechts aus?
Wer etwa haftet für die Schäden?
Weiter nach Österreich hier berichten wir von einer Enquete der Bundesregierung zum Thema Kampf der Armut und wir gehen Meldungen nach, wonach im Osten Österreichs die Hühnerpest aufgetreten ist.
Eine große Gefahr ja für die Geflügelfarmen.
Kurz noch Schlagzeilen für weitere Beiträge, die wir geplant haben.
Bonner Regierung legt heute Wirtschaftsbericht vor, dies vor dem Hintergrund wilder Streiks in manchen Teilen der Stahlindustrie, Verwirrung in Frankreich über die wirklichen Hintergründe der Entführungsaffäre Ampel und Bundespräsident Kirchschläger spricht vor Europarat in Straßburg.
Die Kulturredaktion berichtet unter anderem über eine Ausstellung des Aktionisten Hermann Nietzsche in der Modern Art Gallery in Wien.
Wir beginnen mit den Nachrichten aus aller Welt.
Für Sie ist heute Henry Goldhahn als Chef vom Dienst verantwortlich und gesprochen werden die Meldungen von Wolfgang Kofeneder.
Als erste Staatsoberhaupt eines Mitgliedslandes hat Bundespräsident Kirchschläger heute vor dem Europarat in Straßburg gesprochen.
Kirchschläger meinte einleitend, er sei glücklich, feststellen zu können, dass die Notwendigkeit der Existenz und der Aktivitäten des Europarates im Gegensatz zu früher heute von keinem seiner Mitglieder mehr in Frage gestellt werde.
Er sei ferner überzeugt, betonte Kirchschläger, dass es den einzelnen Organen des Europarates gelingen werde, sich von dem Konkurrenzdenken gegenüber anderen europäischen Institutionen, insbesondere den europäischen Gemeinschaften, zu befreien.
Als Hauptaufgabe des Europarates bezeichnete der Bundespräsident die Funktion eines Gesprächspartners innerhalb der Konzeption der friedlichen Koexistenz zwischen Ost und West.
Die große Chance des Europarates liege nicht in theoretischen Abgrenzungen, sondern in Taten.
Österreich.
Sozialminister Weißenberg hat im Rechnungshof Ausschuss die für 1978 erwartete Arbeitslosenzahl mit 70.000 beziffert.
Dies würde einer Arbeitslosenrate von 2,5% gegenüber 1,8% im Vorjahr entsprechen.
Abgesehen von Sonderprogrammen zur Unterbringung von Jugendlichen, Frauen, älteren Arbeitnehmern und Behinderten kündigte Weißenberg eine strengere Politik bei der Zulassung ausländischer Arbeitskräfte an, worauf er die Hoffnung gründete, inländische Arbeitskräfte im Wesentlichen unterzubringen.
Es bestehe zwar nicht die Absicht, präzisierte Weißenberg, den derzeit beschäftigten Ausländern die Arbeitsgenehmigung zu entziehen, aber Neuzugänge aus dem Ausland würden eingestellt werden.
Außerdem werde es nur schwer möglich sein, auslaufende Beschäftigungsverträge von Ausländern zu verlängern, schloss Weißenberg.
Die allgemeine Einführung der Schulversuche würde ohne die Kosten für eine eventuelle Einführung der Ganztags- bzw.
der Tagesheimschule jährlich Mehrkosten von knapp 3 Milliarden Schilling verursachen.
Dies ergibt eine nunmehr vorliegende Untersuchung der sogenannten Ökonomiekommission von Experten des Unterrichtsministeriums.
Wie die österreichische politische Korrespondenz heute dazu mitteilt, zeigt die Studie auf der Berechnungsgrundlage des Schuljahres 1975-76 Kostensteigerungen je Klasse bis zu 51% in den Versuchsschulen auf.
Der Zentralausschuss der Lehrer an den allgemeinbildenden höheren Schulen hat in einer ersten Stellungnahme zu dieser Untersuchung die Einstellung der Schulversuche gefordert.
Es erscheine wenig sinnvoll, jährlich mehr als 200 Millionen Schilling für die Versuchsschulen auszugeben, wenn feststehe, dass diese aus Kostengründen auf allgemeiner Basis niemals eingeführt werden könnten, heißt es in der Stellungnahme der AHS Lehrer.
Niederlande
Einer Auslieferung des deutschen Terroristen Knut Volkerts an die Bundesrepublik stehen keine juristischen Bedenken entgegen.
Zu diesem Schluss kam heute ein Gericht in Maastricht.
Volkerts war nach der Ermordung eines holländischen Polizisten in den Niederlanden verhaftet worden.
Nach Ansicht des Gerichtes gibt es keine Gründe, die der von Bonn geforderten Auslieferung im Wege stünden.
Volkerts wird verdächtigt, an den Mordanschlägen auf den deutschen Generalbundesanwalt Bubak und dem Bankier Ponto sowie an der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Schleyer beteiligt gewesen zu sein.
Nach dem Spruch des Gerichtes in Maastricht hat der niederländische Justizminister jetzt das alleinige Entscheidungsrecht über die Auslieferung des Terroristen.
Spanien
Der ehemalige Bürgermeister von Barcelona, Sauret und seine Frau sind heute Vormittag einem Bombenanschlag zum Opfer gefallen.
Wie die Polizei mitteilt, verschafften sich vier unbekannte Täter zu dem im Zentrum der katalanischen Hauptstadt gelegenen Wohnsitz Zutritt und überwältigten die Dienerschaft.
Anschließend wurde das Ehepaar Sauret gefesselt.
Die Täter befestigten sodann mit Zeitzündern versehene Sprengladungen an den Körpern ihrer Opfer und Flüchteten.
Sauret hatte während des Bürgerkrieges auf Seiten der Nationalisten gekämpft und war während des Franco-Regimes Abgeordneter im Ständeparlament und Mitglied des Rates des Königreiches gewesen.
Die Stadtverwaltung von Barcelona leitete der heute 65-Jährige von 1975 bis 1977.
Frankreich
Von dem in Paris entführten Großindustriellen Edouard Ampin fehlt heute Mittag, zwei Tage nach der Tat, noch immer jede Spur.
Auch bei der Familie des belgischen Adeligen und Chefs von 150 Firmen hat sich bis jetzt niemand mit irgendwelchen Forderungen gemeldet.
Allerdings haben sich unterdessen in sechs anonymen Telefonanrufen mehrere Gruppen und Personen zu der Entführung bekannt, ohne dass jedoch eindeutige Beweise für die Stichhaltigkeit der Behauptungen erbracht wurden.
Die linksgerichtete Terrorgruppe, bewaffneter Kern für die Volksautonomie, stellte eine Beteiligung an dem Verbrechen in Abrede.
Vorher hatte ein angebliches Mitglied dieser Organisation ein Lösegeld von umgerechnet 320 Millionen Schilling sowie die Freilassung zweier Deutscher und eines französischen Terroristen verlangt.
Der Chauffeur Ampens gab mittlerweile bei der Polizei an, dass er während der von mehreren Personen ausgeführten Tat Befehle in deutscher Sprache gehört habe.
Kanada, USA.
Militärflugzeuge beider Länder haben bei ihrer Suche nach den Überresten des gestern verglühten sowjetischen Spionagesatelliten bisher keine Spuren von Radioaktivität entdeckt.
Nach Angaben von Regierungskreisen in Washington hatte der Satellit die Aufgabe, mit Radar die Bewegungen amerikanischer Unterseeboote und anderer Kriegsschiffe zu orten.
Wie der Sicherheitsberater Präsident Kadrs Przesinski mitteilte, habe sich das Satellit gestern völlig aufgelöst.
Przesinski sagte, wenn die Wrackteile in einem dicht besiedelten Gebiet niedergegangen wären, hätten für die Bevölkerung gewisse Gefahren bestehen können.
Nach seinen Worten gingen der Meldung über den Absturz in den vergangenen beiden Wochen intensive amerikanisch-sowjetische Konsultationen voraus.
Katar und der kanadische Ministerpräsident Trudeau hatten bereits für den Notfall Entseuchungsverfahren vereinbart.
Der Fall dürfte nach Ansicht von Beobachtern internationale Konsequenzen haben.
Wie betont wird, ist die Gefährdung der Erdatmosphäre durch radioaktive Stoffe eine Angelegenheit, die alle Länder angehe.
Von sowjetischer Seite wurde unterdessen bestätigt, dass sich etwa 45 Kilogramm angereicherten Orans an Bord des Satelliten befanden.
Nach Angaben von Salisbury ist es bei den seit zwei Monaten dauernden Gesprächen zwischen Ministerpräsident Smith und den Vertretern der drei gemäßigten Nationalistenbewegungen in allen Hauptpunkten der Frage einer friedlichen Lösung des Verfassungskonfliktes zu einem Durchbruch gekommen.
Die Delegationen sollen sowohl in der Diskussion über die für die Weißen reservierten Sitze im künftigen Parlament mit schwarzer Mehrheit als auch über die künftige Zusammensetzung der Sicherheitskräfte Einigung erzielt haben.
Bundesrepublik Deutschland.
Seit heute früh streiken etwa 16.000 Hafenarbeiter in acht Seehäfen der Bundesrepublik.
Wie der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, Merten, bestätigte, ruht die Arbeit seit 7 Uhr in Emden, Bracke, Bremen, Bremerhaven, Cuxhaven, Hamburg, Lübeck und Nordenheim.
An den Hafeneinfahrten haben Streikposten Aufstellung genommen.
Bisher kam es zu keinen Zwischenfällen.
Der Versuch des Hamburger Bürgermeisters Klose, im Lohnkonflikt der Hafenwirtschaft zu vermitteln, ist in der vergangenen Nacht gescheitert.
Griechenland
Ministerpräsident Karamanlis reist heute nach London, wo er sich für eine verstärkte Unterstützung der baldigen Aufnahme Griechenlands als Vollmitglied in die europäischen Gemeinschaften einsetzen will.
Karamanlis wird mit Premierminister Kalahan in erster Linie die Frage des Beitrittstermins erörtern, der nach griechischen Vorstellungen auf den 1.
Jänner 1980 fallen soll.
Als weitere Gesprächsthemen werden die griechisch-türkischen Beziehungen und das Zypern-Problem genannt.
Karamanlis wird morgens eine Rundreise durch Europa mit einem Besuch in Brüssel fortsetzen.
Anschließend erwarten ihn die Regierungen in Paris und in Bonn.
Israel.
Verteidigungsminister Weizmann wird voraussichtlich am Wochenende nach Kairo reisen, um die Verhandlungen im ägyptisch-israelischen Militärausschuss wieder aufzunehmen.
Regierungsbeamte in Jerusalem erklärten heute, das Kabinett werde aller Wahrscheinlichkeit nach bei der Routine-Sitzung am Sonntag neue Gespräche befürworten.
Für Ende kommender Woche ist ein Besuch Weizmanns in Washington vorgesehen.
Das waren die Meldungen.
Das Wetter.
Nach Störungsdurchzug stellt sich in Mitteleuropa eine Zwischenhochphase ein.
Im weiteren Verlauf werden mit der gut ausgeprägten Westströmung vom Atlantik weitere Störungen auf den Kontinent geführt.
Der Zustrom milder Meeresluft hält an.
Die Aussichten bis morgen früh.
Im Norden bei veränderlicher bis starker Bewölkung örtlich noch Niederschlag.
In tiefen Lagen Regen oder Regenschauer.
Im größten Teil Österreichs aber bereits aufgelockerte Bewölkung.
Im Osten und im Süden teilweise heiter.
In freien Lagen lebhafter Westwind.
Nachmittagstemperaturen 2 bis 8.
Tiefstwerte der kommenden Nacht.
Im Süden minus 8 bis minus 2.
Sonst minus 3 bis plus 3 Grad.
Die Prognose für morgen Donnerstag.
Nach Auflösung örtlicher Frühnebelfelder meist aufgelockerte Bewölkung, gebietsweise auch heiter.
Im Laufe des Tages im Allgemeinen wieder zunehmende Bewölkung von Westen her.
Mäßiger in freien Lagen auch lebhafter Westwind.
Tageshöchsttemperaturen 0 bis 7 Grad.
Das Wetter um 12 Uhr.
Wien, Heiter 8°, Westwind 20 km in der Stunde.
Eisenstadt, Heiter 6°.
Linz, stark bewölkt 3°, Westwind 30 km in der Stunde.
Salzburg, Wolkig 5°, West 20.
Innsbruck, Wolkig 4° Windstille.
Regens, stark bewölkt 5°, Nordwestwind 5 km in der Stunde.
Graz, Heiter minus 1° Windstille.
Und Klagenfurt, Heiter minus 1° Windstille.
In zweieinhalb Minuten ist es Viertel Eins.
Beträchtliche diplomatische und politische Verlegenheit hat der gestrige Absturz eines mit radioaktiven Substanzen beladenen sowjetischen Militärsatelliten über Kanada ausgelöst.
Abgesehen natürlich einmal vom Schrecken, den die betroffene Bevölkerung vermutlich erlitten hat, die sich jetzt fühlen muss wie der berühmte Reiter über dem Bodensee.
In Ottawa, Washington und Moskau allerdings hat man schon seit Tagen gewusst, dass dieser Satellit aus der Bahn gekommen ist und dass er abstürzen wird.
Moskau hat mehrere Länder, darunter auch die Bundesrepublik Deutschland und die Schweiz und natürlich die Vereinigten Staaten und Kanada schon vorher über diesen bevorstehenden Weltraumunfall informiert.
Der amerikanische Präsident Carter und der kanadische Ministerpräsident Trudeau hatten, wie es jetzt heißt, schon für den Notfall Entzeuchungsmaßnahmen vereinbart.
Bei der Suche nach den Überresten des beim Eintritt in die Atmosphäre vergüten Satelliten wurden allerdings bisher keine Spuren von Radioaktivität entdeckt, gibt man offiziell in Washington bekannt.
Trotzdem stellt sich natürlich gerade für den Laien die Frage, wie gefährlich sind eigentlich derartige künstliche Himmelskörper, solche fliegenden Bomben und wie viele von ihnen gibt es.
Darüber sprach Edgar Sterbens mit Diplom-Ingenieur Dr. Wolfgang Lothaler von der Österreichischen Gesellschaft für Sonnenenergie und Weltraumfragen.
Nach dem gestrigen Weltraum-Zwischenfall über dem nordamerikanischen Kontinent stellt man sich unwillkürlich die Frage, wie viele derartige Satelliten, die radioaktive Substanzen mit sich führen, wohl im Weltall umherschwimmen.
Herr Dr. Lothaler, gibt es darüber Zahlen?
Es wird sicher keine sehr genauen Zahlen darüber geben, da es sich in diesem Fall hauptsächlich um militärische Raumfahrzeuge handelt.
Es sind vielleicht im Augenblick einige tausend Weltraumfahrzeuge in Erdnähe überhaupt und davon ist es nur ein ganz kleiner Prozentsatz oder Promillsatz, also vielleicht in der Größenordnung von 10, 15, ganz grob geschätzt.
Es wird diese Größenordnung sein.
Und diese Satelliten werden in erster Linie von den Vereinigten Staaten und von der Sowjetunion verwendet?
Oder gibt es andere Länder auch, die sich derartiger Satelliten bedienen?
Sie referieren wahrscheinlich an den Ausdruck Spionagesatellit, der in der Presse erschienen ist.
Der Begriff Spionagesatellit ist vielleicht etwas eng.
Man könnte diese Art von Satelliten auch Erdbeobachtungssatelliten nennen.
Die Techniken sind in beiden Fällen gleich.
Derartige Satelliten werden heute nur von den zwei Supermächten gestartet.
Ursprünglich hatte es geheißen, dass dieser sowjetische Aufklärungssatellit, um ihn so zu nennen, mit 50 Kilogramm Uran und mit einem Mini-Reaktor zum Antrieb ausgestattet gewesen sei.
Dann hat es wieder geheißen, er hätte einen Stromgenerator gehabt und um diesen Stromgenerator zu betreiben, hätte er radioaktive Substanzen gebraucht.
Wie sieht der Wissenschaftler diese Diskrepanz und wie kann er sich vorstellen, dass dieser Satellit überhaupt funktioniert?
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ein kompletter Kernreaktor sich in einem derartigen Satelliten befindet.
Normalerweise werden da Isotopenbatterien verwendet.
Isotope sind natürlich radioaktive Materialien, aber nicht sehr hochaktiv.
Und auch die Menge, die Sie mir genannt haben, scheint mir sehr hoch.
Wahrscheinlich wird eine derartige Isotopenbatterie zur Stromerzeugung im Satelliten verwendet, aber nicht für Antriebszwecke.
Dafür verwendet man heute eher Chemikalien.
Warum wird dann überhaupt bei einem derartigen Satelliten radioaktive Substanz als Energiequelle verwendet?
Ich sehe überhaupt keine Notwendigkeit bei einem erdnahen Satelliten und die Spionagesatelliten befinden sich natürlich in Erdnähe, einige hundert Kilometer über der Erdoberfläche.
eine derartige Isotopenbatterie zu verwenden.
Man könnte sehr gut mit Sonnenenergie, mit Hilfe von Sonnenzellen, das ist ja heute eine Technik, die man sowohl im Westen als auch im Osten ausgezeichnet beherrscht, und mit konventionellen Batterien, also Nickel-Cadmium-Batterien, die Energieversorgung eines derartigen Satelliten sicherstellen.
Es gibt andere Fälle, andere Anwendungen, wo man derartige nukleare Batterien verwenden muss, zum Beispiel bei Raumfahrzeugen, die sich sehr weit von der Sonne entfernen, zum Beispiel Raumfahrzeuge, die Neptun, Pluto, die äußeren Planeten des Sonnensystems besuchen wollen, wo die Sonnenstrahlung schon sehr gering ist, sodass man also die Sonnenenergie praktisch nicht mehr benutzen kann.
Dann ist eine mögliche Energiequelle, und wir wissen, die Amerikaner wenden das auch bereits an, die sogenannte Isotopenbatterie, also radioaktive Materialien.
Wie gefährlich sind nun derartige Satelliten, wenn sie wieder in die Atmosphäre eintreten und verglühen für den Menschen?
Wahrscheinlich wird die Gefahr sehr oft übertrieben, weil, wie gesagt, es handelt sich hier auf keinen Fall um hochaktive Materialien.
Zweitens, die Menge ist sehr gering.
Und drittens, diese Art von Raumfahrzeugen verglüht bereits in den allerobersten Luftschichten.
Das heißt,
Das radioaktive Material, das vorhanden ist, wird sehr fein verteilt und es werden nirgendwo auf der Erdoberfläche größere Konzentrationen auftreten.
Die Gefahr ist also meiner Meinung nach äußerst gering.
Herr Dr. Lothaler, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.
So viel also von einem Weltraum-Experten zum Absturz des sowjetischen Militärsatelliten, über dessen technische Ausstattung ja nach wie vor unklar herrscht.
Vor allem offen aber ist auch noch die Frage, wie gefährlich ein mit radioaktiven Substanzen beladener Satellit für den Menschen überhaupt werden kann.
Eine Frage, die auch nicht nur offen ist, sondern umstritten ist.
Von der Sicht des Chemikers aus analysiert Werner Mackwitz dieses Problem.
Aus den bisherigen Angaben über den verglühten Satelliten, der mit einem Radarsystem ausgerüstet war, geht nicht hervor, um welche Art von atomarem Antrieb es sich dabei handelte.
Wenn die Sowjets ihre Radarsatelliten nach dem gleichen Prinzip wie die Amerikaner betreiben, bietet sich der Vergleich mit den sogenannten Snap Devices an.
Das sind Satelliten, die ihre Energie über Thermoelemente aus Plutoniumbatterien beziehen.
Schon in den 60er Jahren wurde zum Beispiel von Arthur Templin, dem Biophysiker und ehemaligen Mitglied der amerikanischen Atomenergiebehörde, darauf hingewiesen, welche enorme Strahlengefährdung von diesen künstlichen Himmelskörpern ausgehen kann.
Templin schreibt in seinem Buch Population Control through Nuclear Pollution, dass der Einsatz dieser fliegenden Plutoniumpakete unverantwortlich sei, und zwar aus folgendem Grund.
Bei dem verwendeten Plutonium-Isotop handelt es sich um Plutonium 238 mit einer Halbwertszeit von 86 Jahren.
Es ist also nicht das Plutonium 239 mit einer Halbwertszeit von 30.000 Jahren, das im schnellen Brüter verwendet wird.
Aufgrund seiner kürzeren Halbwertszeit ist aber das Plutonium 238 auch eine weit intensivere Strahlenquelle.
Wenn nun ein solcher Satellit mit einer Plutonium-Batterie verglüht, so bilden sich dort, wo er verglüht,
eine Unmenge feiner und feinster Plutonium Oxyd Partikel, sogenannte Plutonium Aerosole.
Dr. Hans Aubauer vom Institut für Festkörper Physik in Wien hat ausgerechnet, dass dabei eine Strahlung von ungefähr 35.000 Curry frei werden kann.
Das Plutonium Aerosol verteilt sich in einer Wolke und drängt sich langsam wegen seiner Schwere.
Wenn man davon ausgeht, dass dieser Fallout über eine Gegend mit hoher Bevölkerungswichte niedergeht,
So können mehrere tausend Lungenkrebsfälle als Spätfolge auftreten.
Dies bestätigt auch Professor Sorrentin vom Reaktorzentrum in Seibersdorf.
Zur Erläuterung sei darauf hingewiesen, dass die Menge Plutonium, die Lungenkrebs erzeugt, in der Größenordnung von einem Millionstel Gramm liegt.
Was nun die Sicherheit der amerikanischen Snap Devices im All anbelangt,
So kamen Templin und seine Mitarbeiter in den 60er Jahren zu dem Schluss, dass drei von sieben Raumsatelliten sich dem Einfluss des Menschen entziehen.
Das heißt, sie verglühen entweder irgendwo im All oder in der Atmosphäre.
Das war ein Beitrag von Werner Mackwitz.
Eine Frage nach einem solchen Weltraumunfall stellt sich natürlich auch noch.
Wie sieht eigentlich ein solcher Unfall vom Standpunkt des internationalen Rechts aus?
Wer etwa haftet für auftretende Schäden?
Erich Eichinger sprach darüber mit dem Völkerrechtler Professor Felix Ermakora.
Nach dem Absturz des nuklear getriebenen Satelliten in Kanada
spricht man nun von internationalen Konsequenzen?
Welcher Art könnten diese Konsequenzen sein?
Gibt es hier überhaupt so etwas wie Verträge?
Gibt es verbindliche Normen im Völkerrecht, die für einen solchen Fall Konsequenzen vorsehen?
Oder gilt hier einfach der alte Satz, wer die Macht hat, hat das Recht?
Das würde ich gerade in diesem Fall nicht sagen, wer die Macht hat, hat das Recht, sondern hier haben wir es mit einem doch
durch rechtliche Vorschriften bzw.
durch Erklärungen der Vereinten Nationen weitgehend abgesicherten, juristisch abgesicherten Sachgebiet zu tun.
Sowohl die weltraumrechtliche Frage als auch die friedliche Nutzung der Atomkraft ist weitgehend
mit Resolutionen und Konventionen, die zwar nicht von allen Staaten unterzeichnet sind, vorgezeichnet.
Darüber hinaus haben wir aber ein ganz allgemeines völkerrechtliches Problem, das ist die Frage der Verantwortlichkeit des betroffenen Staates, das heißt jenes Staates, der diesen atombetriebenen Satelliten in Betrieb genommen hat.
Für diesen Betrieb ist der
der Staat, der ihn im Betrieb genommen hat, völkerrechtlich oder international verantwortlich.
Und ich bin fest überzeugt, dass aus dieser Verantwortlichkeit völkerrechtliche Verpflichtungen folgen.
Darüber hinaus, und das wird sicherlich eine politische Frage sein, ist
jeder Staat durch einen derartigen Unfall betroffen oder kann jeder Staat durch einen derartigen Unfall betroffen sein, weil ja nichts in dieser Technik und in dieser Welt verbietet, dass so ein Apparat nicht auch über unser Staatsgebiet abstürzen könnte.
Da erhebt sich dann die Frage, ja wie hat der jeweilige Staat
für sich und seine Bevölkerung vorgesorgt.
Wenn wir jetzt das Problem etwas aufgliedern können, der Staat, auf dessen Boden ein solcher Satellit abstürzt, kann der klagen?
Wo kann er klagen?
Kann zum Beispiel auch ein einzelner Betroffener, der also von der Radioaktivität jetzt betroffen wird, irgendwohin klagen gehen?
Bitte, ich könnte mir nur vorstellen, dass, wenn wir nun die Dinge juristisch sehen, eine Klage
denkbar wäre vor dem internationalen Gerichtshof.
Aber der internationale Gerichtshof ist wiederum nur zuständig, um die Klage eines Staates und nicht eines Einzelnen zu behandeln.
Also der Einzelne hat hier in Bezug auf den internationalen Gerichtshof keine Zuständigkeit oder keinen Zugang.
Es müsste, in diesem Fall ist es Kanada, es müsste Kanada
die Verantwortlichkeit der Sowjetunion für den Schaden, den sie durch den vielleicht nicht richtig gewarteten, atombetriebenen sowjetischen Satellit auf sich gelastet hat, geltend machen.
Das aber hängt wiederum davon ab, ob die Sowjetunion die Zuständigkeit des internationalen Gerichtshofes
automatisch anerkannt hat, ob Kanada die Zuständigkeit automatisch anerkannt hat, wenn das nicht der Fall ist, ob sich beide Staaten
darüber vereinbaren können, eine solche Zuständigkeit für den konkreten Fall, um die Ermittlung der Verantwortlichkeiten und die Ermittlung allfälliger Schäden, die sicherlich solche im Bereich des internationalen Nachbarrechts zu suchen sind, hier haben wir einige Präzedenzfälle, zu prüfen.
Der Einzelne selbst, ja ich fürchte, dass allfällige Schäden, die dem Einzelnen erwachsen sind, sich
wahrscheinlich auf sogenannten zivilrechtlichen Wege gegenüber dem Staat, der dafür verantwortlich ist, geltend gemacht werden könnten.
Auch völkerrechtlich gesehen ist also ein solcher Weltraumunfall eine heikle Sache.
Das Gespräch mit Professor Felix Ermakorra führte Erich Eichinger.
Wir bleiben aber indirekt irgendwie noch beim Thema.
Denn ging es in den vorigen Beiträgen sozusagen um die Nutzung der Kernenergie für militärische Zwecke, gibt es ja durchaus auch die Diskussion um jene Form der Kernenergie, die für friedliche Zwecke eingesetzt wird.
Die Atomkraft, die der Energiegewinnung dient.
Stichwort Atomkraftwerke, Kernkraftwerke, Stichwort in Österreich Zwentendorf.
Mit der Diskussion pro und kontra Atomkraft in Österreich, mit den politischen Implikationen dieser Diskussion beschäftigt sich auch heute unsere Inlandspresse-Show.
Kreiskis Hände sind vom Atommist frei.
Das ist für Hermann Stöger im Kurier die Kurzformel für die jüngsten Entwicklungen in der Atomdiskussion.
Der Autor meint dabei die gestrigen Äußerungen des Bundeskanzlers, dass nämlich die Suche nach einem Lagerplatz für den Zwentendorfmüll Sache der Kernkraftwerksgesellschaft sei und dass die Hoffnung auf einen ausländischen Lagerplatz immer mehr schwinde.
Dazu der Kurier.
Man mag sagen, Bruno Kreisky mache es sich jetzt leicht.
Nein.
Er hatte sich im Vertrauen auf die Fachleute schon früher zu leicht gemacht.
Er hat einfach geglaubt, was sie ihm gesagt haben und alle Warnungen in den Wind geschlagen.
Er war der Meinung, dass das Problem der Endlagerung wirklich rasch lösbar ist.
erklären.
Und so hat er zur Beruhigung aller die Lösung der Endlagerung als Vorbedingung für den Betrieb Zwentendorfs in den Regierungsbericht aufgenommen, weil man das ja rasch erfüllen kann, glaubte er.
Zwentendorf Ahoi!
Aber nix ist.
Zwentendorf Gute Nacht?
Der Kanzler schiebt jetzt verärgert und mit großer Grandezza das Atommüllproblem den Zwentendorfer Fachleuten zu.
Sollen die sehen, wie sie damit fertig werden.
Er macht sich die Hände jedenfalls mit dem Atommist nicht dreckig.
Kommentarthema ist auch die jüngste Auseinandersetzung in Niederösterreich über die Atomfrage.
Landeshauptmann Maurer wird von den Sozialisten ein Zick-Zack-Kurs vorgeworfen, dass er nämlich einerseits gegen die Inbetriebnahme Zwentendorfs sei, aber andererseits als NEWAG-Vorsitzender dem Kauf von Uranbrennstäben zugestimmt habe.
In der sozialistischen Arbeiterzeitung schreibt heute Manfred Scheuch.
Nachtegal, ich hör dir trapsen, möchte man eine Anleihe aus dem berlinerischen Volksmund machen.
So also stellen sich die Herren von der Wirtschaft, denen bekanntlich der Bezug von Atomenergie sehr wichtig ist, so stellen sich gewisse Herren Landeshauptleute, die industrielle Entwicklung in ihrem Land und Verdienste ihrer Landeselektrizitätsgesellschaften haben wollen, politische Moral vor.
Die Sozialisten müssen sich ohne dies notgedrungen für das Atomkraftwerk entscheiden.
Die ÖVP kann also passen und das Nützliche der Energie, auf die gerade ihre Interessensgruppen nicht verzichten wollen, mit dem Angenehmen des Stimmensammelns bei all jenen verbinden, die gegen die Atomkraft sind.
In den oberösterreichischen Nachrichten beurteilt Josef Laschober die Konfrontation über die Atomfrage in Niederösterreich als Atomtheater.
Er schreibt, Zwar verteidigte sich Maurer, aber von dem, was da ausgesendet wurde, trifft nur wenig den Kern, sodass die Vorhalte unentkräftet blieben.
Richtig ist sicherlich, dass auch für Maurer Sicherheit wichtiger als finanzielle Erwägungen sind und dass es die Regierung einfach verabsäumte, die Zuständigkeiten unanfechtbar zu erklären.
Aber sonst bleibt nur ein weiteres Beispiel dafür übrig, wie sehr es Übung geworden ist, flink mit Ausreden und Herumreden zu sein.
In der heiß brütenden Kernenergie kann das nur Schaden stiften.
Eine Wurzel des Übels liegt wahrscheinlich auch darin, dass viele Politiker häufig in mehreren Ämtern tätig sind und dann mitunter in ein Dilemma geraten.
Auf einen anderen Aspekt geht Peter Kjarr im ÖVP-Organ Neues Volksblatt ein.
Immer wieder erweckt Kreisky den Eindruck, das Kernkraftwerk sei eine Sache der Landesgesellschaften und die seien ÖVP-dominiert.
Hier kann man nicht einmal mehr von Halbwahrheit sprechen.
Das Kernkraftwerk gehört zu 51% der Verbundgesellschaft und diese Gesellschaft zu 100% der Republik Österreich.
Es geschieht dort also zu 100 Prozent, was die Republik, vertreten durch Sektionschef Frank, im Handelsministerium will.
Und schließlich, Kreisky brachte im gestrigen Mittagsjournal die oberösterreichischen Industrien, etwa die Aluminiumerzeugung, als größte Stromverbraucher ins Spiel.
Diese Industrien, Herr Dr. Kreisky, sind zu 100 Prozent verstaatlichte Industrien, für die wiederum die Bundesregierung die volle Verantwortung trägt.
Was soll also das Gerede?
soweit unsere heutige Inlands-Presseschau.
In Wien hat heute eine Enquete der Bundesregierung begonnen zum Thema Kampf gegen die Armut.
Dieser Kampf gegen die Armut ist ein immer wieder deklariertes Ziel der sozialistischen Partei.
Es tauchte ja bereits in Erklärungen des Bundeskanzlers noch in der Zeit der ÖVP-Alleinregierung auf und war auch wesentliches Bestandteil aller Regierungserklärungen der SPÖ.
Hauptaufgabe dieser ersten offiziellen und von zahlreicher politischer Prominenz besuchten Enquete und ihres Eröffnungstages soll es nun sein, eine Bestandsaufnahme dessen vorzunehmen, was im Kampf gegen die Armut in Österreich bisher erreicht worden ist.
Aber mehr von Wilfried Seifert.
Eben weil es heute zunächst einmal um eine Art Bilanz im Kampf gegen die Armut ging, waren spektakuläre Ergebnisse nicht zu erwarten.
Wer sich konkrete materielle Verbesserungen für Arme vorgestellt hatte, der musste zur Kenntnis nehmen, dass heute lediglich neue Vorstellungen im Umriss diskutiert wurden.
etwa eines der Hauptprobleme.
Obwohl es wissenschaftlich exakte Definitionen der Armut längst gibt, etwa in der Kurzformel, aus finanziellen Gründen unzureichende Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.
Trotz dieser Definition also gibt es auch keine, auch nur annähernd exakten Angaben über die Zahl der Armen in Österreich.
Denn die Auskunft über die Zahl der Beihilfempfänger genügt keineswegs, schließlich gibt es viele, die von dem System gar nicht erfasst werden, aus diesen oder jenen Gründen selbst verschuldet oder nicht, die keinen Zugang zu den sozialen Mechanismen gefunden haben.
Vor allem die historischen Dimensionen der Armut umriss Bundeskanzler Kreisky in seinem Einleitungsreferat.
Denn zweifellos, trotz aller Schätzungen über die Zahl der Armen in Österreich, etwa in der Nähe der halben Million, ist ja sicher nicht zu bestreiten, dass von einer Massenarmut etwa in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, wie auch in noch ferner zurückliegenden Epochen oder aber in weniger entwickelnden Ländern hierzulande ja keine Rede sein kann.
Die Aufgaben der Politik seien daher Sokalski neu zu umreißen.
Das von der Regierung zu gewährleistende Recht auf Arbeit, ein umfassenderes Wort für Vollbeschäftigung, dürfe nicht als Grundsatz ohne Verpflichtung verstanden werden.
Zum Zweiten, der Wohlfahrtsstaat müsse sich mehr als bisher um die unbeachtete Armut, versteckte oder verschämte Armut kümmern.
Und zum Dritten glaube ich, dass es immer einen Zustand relativer Armut dann gibt,
wenn die untersten Bezieher von Unterstützungen im Wohlfahrtsstaat einen Betrag bekommen, von dem sie glauben, dass er
nach allgemeinen und anerkannten Grundsätzen nicht ausreicht, um ein Leben in bescheidener Würde führen zu können.
Vor allem die Ursachen der Armut waren der Hauptinhalt des Referates von Diplom-Menschener Ernst Gemacher, Direktor des Institutes für empirische Sozialforschung.
Er unterschied zwischen zwei verschiedenen Formen der Armut.
Der alten, der traditionellen, auch vom Bundeskanzler angesprochenen Armut, die darauf beruht, dass es für viele Betroffene keine Möglichkeit gibt, ein entsprechendes Einkommen zu erzielen.
Daneben aber, und für die Betrachtung eigentlich interessant, die neue Armut, entstanden aus dem Zusammentreffen verschiedener ungünstiger Umstände.
Behinderung etwa, besonders in solcher Form, in der sie nicht zum Totalen, sondern nur zum teilweisen Verlust des Einkommens führt und daher die sozialen Ausgleichsmechanismen noch nicht in Gang setzt.
Dann unangepasste Verhaltensweisen, wie etwa Süchtigkeit, Mangel an Selbstkontrolle, Unfähigkeit zur Anpassung an den normalen Arbeitsprozess.
Weitere Gründe, übergroßer Kinderreichtum vielleicht oder plötzlicher sozialer Abstieg etwa durch den Verlust des Familienerhalters oder soziale Isolation, die mit überdurchschnittlich hohen Geldaufwendungen kompensiert werden soll.
Oder ein weiterer sehr wichtiger Grund, mangelnde Information oder Motivation Sozialhilfe in Anspruch zu nehmen.
Vor allem diese neue, individuelle Form der Armut, die sich durchaus nicht mit dem traditionellen Bild des völlig unterernährten, schlecht gekleideten Vagabunden decken muss, entzieht sich ja in den meisten Fällen der exakten gesetzlichen Definition der genauen sozialen Erfassbarkeit.
Und sie ist, wie Sozialminister Weißenberg ausführte, wahrscheinlich mit Geld allein nicht zu beseitigen.
Daher müsse auch das Selbstverständnis der bisherigen Sozialhilfe neu überdacht werden.
Kleine, dezentrale und damit dementsprechend anpassungsfähige Modelle müssten entwickelt werden.
Diese regionalen Modellprojekte müssten es unter anderem ermöglichen, dass die am meisten von Armut gefährdeten bzw.
betroffenen Menschen mehr als bisher unmittelbar aufgesucht werden können.
Denn aus verschiedenen Gründen
wie etwa wegen Mangels an Informationen an Artikulationsmöglichkeiten von Bedürfnissen und wegen verschiedener Behinderungen und selbst der Scham vor der Armut kann nicht angenommen werden, dass die Armen selbst zu den entsprechenden Einrichtungen kommen und entsprechende Maßnahmen von diesen Stellen angesprochen werden.
Konkrete Hilfe für diese neue, die individuelle Form der Armut wird es wie gesagt allein aufgrund der heutigen Enquete sicher nicht geben.
Drei Arbeitskreise zur Erörterung von Detailmaßnahmen sollen das Problem allerdings schon in allernächster Zeit in Angriff nehmen.
So viel von der Enquete der Bundesregierung zum Thema Kampf gegen die Armut in Österreich.
Das war ein Bericht von Wilfried Seifert.
Sechs Minuten nach halb eins jetzt ins Ausland.
Neben der mächtigen Zentrale der europäischen Gemeinschaften in Brüssel, dem Club der Reichen in Westeuropa, spielt der Europarat in Straßburg seit Jahr und Tag eigentlich die Rolle des armen Verwandten.
Dabei ist dieses Gremium, dem auch Österreich angehört als politische Schaltstelle aller westeuropäischen Demokratien zwischen den Supermächten, in den Augen vieler einer Institution, die eigentlich aufgewertet gehörte.
Einer der entschiedensten Befürworter dieser Aufwertung ist Bundespräsident Kirchschläger.
Heute Vormittag hat er sich in einer programmatischen Rede in Straßburg an den Europarat gewandt.
Helmut Bock berichtet.
Der Auftritt des österreichischen Bundespräsidenten Dr. Kirchschläger als erstes Staatsoberhaupt vor der parlamentarischen Versammlung des Europarates war sicher für die Journalisten nicht so spektakulär wie das gestrige Erscheinen des französischen Filmstars Brigitte Bardot.
Dafür wurde gegenüber dem gestrigen Tag heute ein klares, ein eindeutiges Bekenntnis zu Europa, zur Völker- und Gesinnungsgemeinschaft unseres Kontinents abgelegt, wie sie seit den Tagen von Winston Churchill nicht mehr erfolgte.
Vor fast 30 Jahren, am 5.
Mai 1949, wurde in London das Statut des Europarates unterzeichnet.
Heute gehören 20 europäische demokratische Staaten dieser Institution an, die ein Gegengewicht zu den Vereinigten Staaten von Amerika bilden sollte.
Ein Gegengewicht ohne Konkurrenz.
Seit damals hat sich viel im politischen und wirtschaftlichen Zusammenspiel der Völker verändert und der Europarat hat nicht immer die Aufgabe erfüllen können, die ihm von seinem geistigen Vater zugedacht war.
Wäre es in einer Zeit wirtschaftlicher Schwierigkeiten nicht möglich oder sogar notwendig, näher zusammenzurücken über politische Gegensätze hinweg?
Dies war zweifellos die zentrale Frage der Ausführungen von Bundespräsident Kirchschläger, dessen Rede von den Abgeordneten mit Begeisterung aufgenommen wurde, richtete er doch einen eindringlichen Appell an West und Ost.
Es kommt auch jene Zeit, wo auch unsere Freunde jenseits des Atlantik erkennen, dass es ein Irrtum ist,
einer 20 Staaten umfassenden europäischen Institution und damit einer sehr wesentlichen Komponente Europas auf nahezu allen Gesprächs- und Kontaktrouten in der Regel nach Rang zu signalisieren.
Jede Unterschätzung des Geistigen und des Ideellen führt letzten Endes zur Enttäuschung.
auch in der Politik.
Gerade wer Ja zur pluralistischen Welt sagt, bedarf zur Bewahrung des Zusammenhalts einer möglichst umfassenden und großen Gesinnungsgemeinschaft.
Vielleicht ist auch den Staaten des sogenannten Europäischen Ostens
die Bedeutung des Europarates noch nicht in vollem Maße bewusst geworden.
Dies deswegen, weil der Europarat vielleicht zu wenig als Gesprächspartner in Erscheinung getreten ist.
Dabei ist bei der gegenwärtigen Konzeption der friedlichen Koexistenz gerade dem Europarat eine große Rolle und Aufgabe zugewiesen.
Denn ob wir dazu ja sagen oder nicht, die ideologische Auseinandersetzung zwischen Ost und West geht unvermindert weiter.
Sie ist weder durch Helsinki noch durch Belgrad eingeschränkt.
Wäre es da nicht, ich sagte das schon vor sechs Jahren von diesem Platze aus, eine europäische, ja eine wahrhaft friedenserhaltende Aufgabe,
im Rahmen des Europarates, im Rahmen insbesondere der parlamentarischen Versammlung für unsere pluralistische demokratische Gesellschaftsform eine gemeinsame politische Position der hier vertretenen großen Gruppierungen zu erarbeiten.
Als eine aktive Standortbestimmung der Demokratie unserer Konzeption
und als Abgrenzung gegenüber totalitären Gesellschaftsformen links und rechts.
Bekenntnis zur Demokratie heißt auch Bekenntnis zu den Menschenrechten und gerade heuer, im Jahr der Menschenrechte, sollten die Staaten des Europarates mit gutem Beispiel vorangehen.
Das war ein Beitrag von Helmut Bock aus Straßburg.
Wenige Wochen vor den Wahlen gibt es in Frankreich eine spektakuläre Entführungsaffäre, von der man auch heute, am dritten Tag nach dem Kidnapping, noch nicht weiß, ob sie nun einen politischen Hintergrund hat oder nicht.
Die Tatsachen, Montagmittag ist in Paris einer der einflussreichsten Industriellen Frankreichs, einer der reichsten Männer Europas, der 41-jährige belgische Baron Edouard Jean Ampin, entführt worden.
Er ist nicht nur Chef eines riesigen Konzerns, sondern gehört auch dem Vorstand der französischen Arbeitgebervereinigung an.
Mit ein Grund, weshalb sofort Spekulationen aufgetaucht sind, wonach hier eine Parallele zum Fall Schleyer in der Bundesrepublik Deutschland vorliegen könnte.
Also eine Entführung von politisch motivierten Kriminellen.
Hier gab es momentan gestern Mittag auch konkrete Verdachtsmomente.
Jetzt allerdings einen Tag später ist die Situation wieder so unklar und verworren, wie in der ersten Stunde nach der Entführung.
Thomas Fuhrmann berichtet aus Paris.
Anrufe und Dementis bei Zeitungen und Nachrichtenagenturen in der Entführungsaffäre um den belgischen Großindustriellen Baron Edouard Jean Ampin überstürzen sich.
Derzeit herrscht hier in Paris über die Hintergründe dieser Affäre völlige Verwirrung.
Einziges neues Element ist eine Aussage des 62-jährigen Chauffeurs von Ampin, Jean Denis, den die unbekannten Kidnapper in einem Kastenwagen gezerrt, gefesselt und eine halbe Stunde später in der Nähe des Tatortes wieder freigelassen hatten.
Einer der drei Entführer, die den Chauffeur verschleppt hatten, soll seinen beiden Komplizen Anordnungen in einer fremden Sprache gegeben haben.
Der Chauffeur vermutet, es sei deutsch gewesen.
Daraus nun direkt auf eine Verbindung zu bundesdeutschen Terroristen zu schließen, erscheint den Behörden gewagt.
Es könnte ebenso gut elsäßig wie flemisch gewesen sein.
Letzteres wäre denkbar, da gestern Nachmittag eine rechtsgerichtete flämische Nationalistenorganisation ebenfalls in einem Telefonanruf die Entführung en Prince für sich reklamiert hatte.
Die Linksextremen, bewaffneten Zellen für die Volksautonomie, NAPAP, haben jedenfalls in einem Brief an die linksgerichtete Pariser Tageszeitung Libération, die in der Schleieraffäre wiederholt Kommuniques und Bilder der Schleierentführer erhalten hatte, eine Beteiligung an der mondtägigen Entführung en Prince abgelehnt.
Am gestrigen Vormittag hatte bekanntlich ein anonymer Anrufer den Anschlag auf das Konto der NAPPAP übernommen und ein Ultimatum für heute Mittag gestellt.
Schließlich erhielt auch die trotzkistische Tageszeitung ROUGE gestern Abend einen Anruf, in dem ein unbekannter Mann meinte, wir haben mit Politik nichts zu tun, wir wollen für die Freilassung en presse ein Lösegeld von 100 Millionen Francs, das sind umgerechnet 340 Millionen Schilling.
Ist es nun ein politisch-terroristischer Akt oder handelt es sich wie im Fall Böhm um Kriminelle, die von der Terrorwelle profitieren wollen?
Man reißt es nicht und wartet eine Nachricht der tatsächlichen Täter ab, indem diese beweisen können, dass sie den Großindustriellen gefangen halten.
Inzwischen setzt die Polizei die groß angelegte Fahndungsaktion fort.
Gestern wurden im Verlauf von 24 Stunden 140.000 Autos und 240.000 Personen durchsucht und überprüft.
ohne Erfolg.
An den Stadtautobahnen und Ausfallstraßen kam es zu kilometerlangen Staus.
Eine Autofahrerin geriet bei der dritten Kontrolle sogar in Panik und durchbrach die Polizeisperre.
Sie wurde bald darauf eingeholt und da sie sich weigerte, nochmals ihre Papiere herzuzeigen und die Türen und Fenster ihres Wagens geschlossen hielt, wurde das Auto samt Insassen kurzerhand auf einen Lastwagen gehievt und Wuckepack in die Polizeizentrale abtransportiert.
Auch eine Durchforstung sämtlicher Gebäude im 16. und 17.
Pariser Gemeindebezirk sowie in den Vororten Neuilly, Quichy und Le Valois blieb ergebnislos.
Französische Polizeibeamte sollen inzwischen nach Belgien, in die Bundesrepublik und nach Italien gereist sein, um die Arbeit mit den Sicherheitsbehörden der Nachbarländer herzustellen.
Im Augenblick heißt es also warten auf eine ernstzunehmende Nachricht, die ein Führer
bevor dann die möglicherweise Wochen und Monate dauernden Verhandlungen um Lösegeld und Freilassungsbedingungen überhaupt erst beginnen können.
Thomas Fuhrmann war das aus Paris und jetzt noch zu einem Beitrag unserer Wirtschaftsredaktion.
In Ostösterreich ist nämlich die Geflügelpest aufgetreten.
Diese Seuche befällt vor allem Hühner und sie ist bereits im vergangenen Jahr in Österreich in Erscheinung getreten.
Allerdings damals nur kurzfristig und in einzelnen Teilen der Steiermark.
Das heurige Auftreten dieser Krankheit ist wesentlich intensiver.
Über mögliche Auswirkungen und die bisherige Ausbreitung der Geflügelpest informiert Hans Adler.
Die Krankheit ist heuer an der gleichen Stelle aufgetreten wie im vergangenen Jahr, nämlich in der Südsteiermark.
Nach den Ermittlungen des Gesundheitsministeriums wurde als erstes ein bäuerlicher Maststall befallen und die Seuche wurde wahrscheinlich durch einen Schlachtbetrieb in Pölfing in der Südsteiermark weiter verbreitet.
Offensichtlich hatte der Schlachtbetrieb Infizierte aber noch nicht Erkrankte Hühner geschlachtet, tiefgekühlt und verkauft.
Dadurch war die Seuche, die auf Menschen nach bisherigen Erfahrungen kaum übertragbar ist, durch den Handel mit tiefgekühlten Hühnern verbreitet worden.
Das würde auch erklären, wieso die Geflügelpest an mehreren Stellen in der Steiermark, in Kärnten, Niederösterreich, dem Burgenland und Wien fast gleichzeitig, nämlich im Dezember vergangenen Jahres und immer nur in kleinen Privatstellen, nicht aber in den großen Geflügelmastanlagen aufgetreten ist.
Kleine Hühnerstallbesitzer pflegen nämlich gelegentlich ihr Brathuhn für Weihnachten zu kaufen und den eigenen Bestand als Legehennen zu halten.
Die Reste des gekauften und verspeisten Huhns landen meist auf dem bäuerlichen Misthaufen, wo sie dann von den anderen Hennen ausgescharrt und aufgenommen werden.
Insgesamt wurden auf diese Weise an 88 verschiedenen Stellen in den schon genannten Bundesländern Seuchenfälle registriert.
Das Gesundheitsministerium hat im Umkreis der befallenen Bauernhöfe bisher etwa 20.000 Hühner impfen müssen.
Immerhin wurde damit erreicht, dass erste Meldungen aus der Steiermark von einem Rückgang der Seuche sprechen.
Die Geflügelzucht funktioniert im Allgemeinen in den Großbetrieben so, dass die Züchter sogenannte Mutterställe halten, in denen die Küken produziert werden, die dann den Vertragsbauern zur Mästung übergeben werden sollen.
Ein Maststall enthält im Durchschnitt etwa 10.000 Hühner und ein solcher Maststall war es auch, in dem die Seuche am 17.
Dezember vergangenen Jahres zum ersten Mal aufgetreten ist.
Bisher wurden nach offiziellen Meldungen 17.000 Hühner von der Seuche befallen.
In der Steiermark sind derzeit neun politische Bezirke als seuchengefährdet registriert.
In Wien und Niederösterreich wird je ein Seuchenfall überprüft, im Burgenland zwei und in Kärnten drei Fälle.
Der Konsument braucht im Augenblick und allem Anschein nach auch in Zukunft, nicht um seinen Sonntagsbraten zu bangen.
Nicht nur, dass die großen Mastställe verschont geblieben sind, gibt es auch im Frühjahr traditionell mehr Hühner als Hühneresser.
Die Bauern umschreiben diese Tatsache mit dem Witz, dass die Städter im Fasching zwar Sekt trinken, aber Burenwurst essen.
Gefahr bestünde nur, wenn einer der großen Mutterställe von der Geflügelpest befallen würde.
Dann bekämen nämlich die vertraglich gebundenen Bauern auf Monate hinaus keine frischen Küken für ihre Mastställe.
Nach Informationen, die inzwischen von den Landwirtschaftskammern eingeholt wurden, wären derzeit aber auch im Ausland kaum Bruteier oder Küken zu bekommen.
Die Seuche ist eine Virenerkrankung und kann daher sowohl durch Staub als auch durch Berührung und durch sogenannte Tröpfcheninfektion, also durch Husten oder Niesen übertragen werden.
Eine Ansteckung des Menschen ist kaum möglich.
Man kennt nur einige Fälle von Augenentzündungen, die, aber auch das ist nicht sicher, als Folge einer Hühnerpestansteckung aufgetreten sein könnten.
Bauern, bei denen die Hühnerpest aufgetreten ist, müssen nach dem Tierseuchengesetz den Seuchenbefall der Veterinärbehörde melden.
Auf Nichtmelden steht Strafe.
Das Tierseuchengesetz schreibt die Desinfizierung der Ställe mit Natronlauge vor, obwohl neuere Untersuchungen Formalin für wirksam erhalten.
Das war ein Beitrag von Hans Adler und jetzt zu Berichten unserer Kulturredaktion.
In den Räumen des österreichischen Kunstvereins und der Modern Art Gallery in der Wiener Kölner Hofgasse wird heute Abend die Ausstellung Hermann Nietzsch Retrospektive 1960 bis 1977 eröffnet.
Eine Ausstellung, die durch Lesungen ergänzt wird, mehr von Heidi Grundmann.
Hermann Nitsch wird im August dieses Jahres 40 Jahre alt.
Seine erste Ausstellung fand 1960 statt, vor 18 Jahren seine ersten Aktionen, 1963 vor 15 Jahren.
Mit seinen nicht einmal 40 Jahren gehört er zu jenen Künstlern, die von ein paar nachfolgenden Künstlergenerationen schon in die Kunstgeschichte eingeordnet werden.
in Nichtsfall samt der Akten- und gerichtskundig gewordenen Ablehnung, die seine oft missverstandene Arbeit besonders zu Beginn in Österreich, aber zum Beispiel auch bei der großen Happening- und Fluxus-Ausstellung von 1970-71 in Köln fand, wo ein völlig unvorbereitetes Publikum mit den toten Lämmern, dem Blut, dem Gedärm usw.
konfrontiert wurde, das Nietzsch in seinen Aktionen verwendet.
Was manche Menschen abstößt, manche – und das in vielen Ländern der Welt – fasziniert, die Aktionen von Hermann Nietzsch sind von mit der Psychoanalyse befassten Kritikern als Auseinandersetzung mit dem Todeswunsch, wie Freud ihn definiert hat, interpretiert worden.
Nietzsch selbst hat sich in zahlreichen theoretischen Schriften zu seiner Auffassung von Kunst geäußert.
Aus diesen theoretischen Schriften wird er auch im Laufe seiner Retrospektive in der Modern Art Galerie lesen.
Was in dem Für und Wider Nitsch meist übersehen wird, ist, dass Nitsch seinen Aktionen bis ins kleinste Detail gehende Partituren unterlegt und mit seinem oft grossen Aufgebot an Schauspielern und Musikern sorgfältig für die Aktionen probt.
Einen Formalisten und Perfektionisten hat der amerikanische Kritiker Jonas Mekas Hermann Nitsch zu Recht einmal genannt.
Jede seiner Aktionen, alles was Nietzsche tut, ist Teil eines sich entfaltenden Lebenswerkes, dessen Höhepunkt die Aufführung eines Sechstagesspieles des Orgien-Mysterien-Theaters sein soll, von dem bisher erst Teile realisiert worden sind.
Und mit dem Theater, mit der Frage danach, was Theater in seinem sehr ursprünglichen Sinne ist, sein könnte, hat die Arbeit des bildenden Künstlers Hermann Nietzsche sehr viel zu tun.
Die Happenings sind von der bildenden Kunst ausgegangen.
weil das Theater eigentlich immer viel zu eng war und auch bis heute noch viel zu eng ist.
Und jetzt war es eigentlich so, dass die Galerien haben eigentlich schon in den frühen 60er-Jahren, in den späten 50er-Jahren in Amerika den Künstlern Gelegenheit gegeben, diese Sachen zu realisieren.
Wo es darum geht, dass nichts mehr gespielt wird, es ereignen sich nur mehr konkrete Geschehnisse.
Und das ist bis heute im Theater nicht möglich, auch weil das Theater ganz anders konzipiert ist.
Es hat einen Zuschauraum, eine Guckkastenbühne.
Der Film ist ja auch eine Fortsetzung des Theaters.
Da sitzt auch das Publikum und schaut auf die Filmleinwand, auf die ersetzte Bühne.
Und bei uns gibt's das nicht.
Mein Theater, das ereignet sich überall.
Kann sich in jedem Raum ereignen, kann sich im Freien ereignen, kann sich in der Großstadt ereignen, eben überall.
Dieses Überall des Schauplatzes von Hermann Nietzschs Aktionen war bisher vor allem in London, in New York, in Deutschland und seit 1973 auch in Italien, wo Nietzsch eine sehr große Anhängerschaft hat.
Im vergangenen Jahr drängten sich in und vor einer aufgelassenen Kirche in Bologna hunderte von Interessierten, die an einer vom Museum veranstalteten Aktion von Nietzsch teilnehmen wollten.
Am 1.
Februar wird in der Modern Art Gallery eine Kassette mit der Partitur zur Aktion in Bologna und drei Langspielplatten mit der Musik zu dieser Aktion vorgestellt.
Ausstellung Hermann Nietzsche Retrospektive 1960-1977, ein Beitrag von Heidi Grundmann.
Im Théâtre des Amandiers in Nanterre bei Paris fand gestern Abend die französische Erstaufführung von Peter Handkes Stück »Die Unvernünftigen sterben aus« statt.
Regie führte Claude Regis, der bereits Handkes »Ritt über dem Bodensee« in Paris erfolgreich inszeniert hatte.
Und auch die gestrige Premiere wurde ein Erfolg, wenn es auch zunächst nicht danach aussah, wie Georges Schlocker berichtet.
Im zweiten Teil prasseln mit einem Male Eier auf die Bühne, Tomaten werden geworfen.
Eine Gruppe grölender Jugendlicher verlässt den Raum und schreit, Schweinisches Bürgerstück, dann ist Ruhe.
Eine halbe Stunde später geht die Aufführung zu Ende.
Ungeheurer Beifall.
Peter Handtke hat ohne jeden Zweifel einen Erfolg davon getragen.
Und doch war unübersehbar diese Manifestation des Missverständnisses, des ewigen Missverständnisses, müssen wir wohl sagen, die sich daneben auch breit gemacht hat.
Was bedeutet das Ganze?
Es bedeutet, dass in einer Aufführung, die vermutlich ihresgleichen sucht, wenn man zum Vergleich
ein Paar im deutschsprachigen Raum heranzieht, das in einer solchen Aufführung mit einem Male wieder die alten politischen Ärgernisse und Missverständnisse handgebetreffend aufkreuzen.
Es ist natürlich Quidd, der immer fort von sich spricht, der sagt, dass das Geschäftsleben ihn, den Großindustriellen, ja doch nur ein Paravent ist vor den Fragen,
nach dem Ernst und der Ehrlichkeit seines Ichs.
Kurzum, diese Befragung des Ichs erscheint nach wie vor einer politisierten, ideologisierten, verblendeten Minderheit, leider Gottes, von Jugendlichen, als Auswuchs des bürgerlichen Theaters und da werden Eier geworfen in einem Augenblick der ungeheuersten, dichtesten schauspielerischen Spannung.
Was war Neues geschehen, bezogen auf die Uraufführung von Horst Zankl seinerzeit in Zürich?
Das entscheidende ist die völlige Abstrahierung von jeglichem konkreten Bühnenraum.
Die Großindustriellen, die hier auftreten, der Salbadan, der Pfarrerkörper, Kent, sie alle sind gewandet, so dass man sieht,
Sie haben nichts zu tun mit der Wirklichkeit.
Nichts, was auch nur Anlass geben könnte zu einer Art von realistischem Stück in gehobenem Milieu, ist hier auf der Bühne zu sehen.
Kalt und auch etwas brutal ist das Grün und der große Bühnenraum, in welchem das alles verfremdet ist, in welchem die unheimliche Fremde der Welt eintritt.
Und kalt stehen die Menschen sich gegenüber und sprechen nur als eine Art von Nachtwandler.
Bei hellem Sinn sprechen sie vor sich her.
Das alles sind Probleme, die Claude Régis seit vielen Jahren dem französischen Publikum
zu Ohren bringt.
Er hat auf Hand abgestellt, das tat er schon im Ritt über den Bodensee, und nun hat er mit den Unvernünftigen einen sehr großen Erfolg erzielt, dadurch, dass er die gesamte politische Atmosphäre, das Geschäftliche ausklammerte und zeigte, hier geht es um die Elegie eines Ich-Suchers, der lieber in den Tod gehen will, als dass er weiterlebt in diesem Maskenspiel, in diesem Spiel der feuchten
Lappen.
Und da folgt das Pariser Publikum, das ja schon eingeführt ist in diesen Ton, wir dürfen ruhig sagen, durch einen der Vorgänger Handkes, der da heisst, Alfred de Musée, von vor 140 Jahren.
Das war ein Beitrag von Georges Schlocker und wir schließen das Mittagschanal mit Kurzmeldungen.
Österreich.
In einer Enquete der Regierung zum Thema Kampf gegen die Armut sagte Bundeskanzler Krasny, es müsse für die staatliche Verwaltung Verpflichtung sein, das Recht auf Arbeit zu gewährleisten.
In einem modernen Wohlfahrtsstaat dürfe es keine unbeachtete Armut geben, stellte der Kanzler fest.
Sozialminister Weißenberg hat im Ausschuss des Rechnungshofes die für heuer erwartete Zahl der Arbeitslosen mit 70.000 beziffert.
Dies entspricht einer Arbeitslosenrate von zweieinhalb Prozent gegenüber 1,8 Prozent im Vorjahr.
Frankreich.
Als erster Staatsoberhaupt eines Mitgliedslandes des Europarates hat Bundespräsident Kirchschläger heute vor diesem internationalen Forum in Straßburg gesprochen.
Er bezeichnet es als die wichtigste Aufgabe des Europarates, die Gespräche zwischen den einzelnen Staaten aufrechtzuerhalten.
Von dem in Paris entführten Großindustriellen Ampère fehlt jede Spur.
In sechs anonymen Telefonanrufen haben sich mehrere Gruppen und Personen zu dem Menschenraub bekannt, ohne dass es den Behörden allerdings bis jetzt gelungen wäre, eine tatsächliche Täterorganisation festzustellen.
Spanien.
In Barcelona sind heute der ehemalige Bürgermeister der Stadt, Sauret, und seine Frau einem Bombenanschlag zum Opfer gefallen.
Sauret hatte während des Spanischen Bürgerkrieges auf Seiten der Nationalisten gekämpft und war während des Franco-Regimes Abgeordneter im Ständeparlament.
Er war Bürgermeister von Barcelona von 1975 bis 1977.
Kanada, USA.
Militärflugzeuge beider Länder haben bei ihren Messungen einer möglichen Radioaktivität im Absturzgebiet eines sowjetischen Militärsatelliten in der Umgebung des Großen Sklavensees im Nordwesten Kanadas bisher keine gefährlichen Werte festgestellt.
Der Sicherheitsberater Präsident Kadrs Brzezinski sagte neuerlich, der Satellit habe sich bereits vor dem Aufschlag auf der Erde total aufgelöst.
Die New York Times schrieb zuletzt, zwei amerikanische Flugkörper, die ebenso wie der sowjetische Satellit mit Atomkraft angetrieben waren, seien bereits vor dem gestrigen Unglück ebenfalls explodiert.
Noch eine Sportmeldung.
Hanni Wenzel, Liechtenstein, gewann heute auch den zweiten Weltcup Slalom von Berchtesgaden vor der Französin Fabienne Serrat.
Die Schweizerin Lise Marie Moreau wurde dritte vor der Amerikanerin Abigail Fischer.
Beste Österreichin Lea Sölkner im fünften Rang.
Mit diesen Kurzmeldungen, meine Damen und Herren, sind wir am Ende des Mittagsjournals für Redaktion und Technik, verabschiedet sich Ilse Vögl.