Mittagsjournal 1978.03.25

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    Rechtliches

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    Guten Tag meine Damen und Herren, hier ist der Aktuelle Dienst mit dem Mittagsjournal.
    Durch die Sendung führt sie heute Herbert Dobrowolny.
    Im Mittelpunkt unserer Auslandsberichterstattung stehen heute die Osterfeierlichkeiten in Jerusalem, Rom und Madrid vor dem Hintergrund von Invasionen, Terroranschlägen und Streikdrohungen.
    Außerdem untersuchen wir eine Meldung, wonach Damaskus Anschlussgedanken an den Libanon hegt.
    In Syrien überlegt man, den Libanon ins eigene Staatsgebiet einzugliedern.
    Und wir ziehen die Bilanz der größten Tankschiffkatastrophe der Geschichte, Amoko Kadiz.
    Der Supertanker ist ja heute in den Nachtstunden völlig auseinandergebrochen.
    Die gesamte Ladung 230.000 Tonnen Rohöl sind ins Meer geflossen.
    Aus Österreich berichten wir dann über einen Trend, der zu Eigentumswohnungen zunimmt und der Trend, der zu Genossenschaftswohnungen abnimmt und werfen einen Blick in die heute erschienenen Tageszeitungen.
    Und schließlich die Kulturredaktion informiert über einen DDR-Film über Terrorismus in der Bundesrepublik und über Händelsxerxes im Salzburger Landestheater.
    Vorerst aber die Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Rainer Warnecke, Sprecher Günter Bahr.
    Österreich.
    Eine vergleichsweise erfreuliche Bilanz der Verkehrsunfälle kann heuer nach dem Karfreitag gezogen werden.
    Gestern ereigneten sich im gesamten Bundesgebiet zwar 91 Verkehrsunfälle mit Personenschaden, wobei 122 Personen verletzt wurden, doch ist kein Todesopfer zu beklagen.
    Am Karfreitag des vergangenen Jahres sind bei 122 Verkehrsunfällen sieben Personen getötet und 181 verletzt worden.
    Als Hauptursache für die günstigere Bilanz wird von Verkehrsexperten das wegen des Schlechtwetters merklich schwächere Verkehrsaufkommen genannt.
    Nahezu gleich geblieben ist hingegen die Zahl der Verkehrsdelikte mit etwa 3.100 Anzeigen oder Organmandaten und etwa 60 eingezogenen Führerscheinen.
    Frankreich.
    Die Entführungsaffäre Ampin hat sich gefährlich zugespitzt.
    Die Polizei hat in der vergangenen Nacht die Übergabe eines Lösegelds in Höhe von etwa 120 Millionen Schilling verhindert.
    Zwei maskierte Männer hatten in einer Telefonzelle an der Autobahn einen Mann überfallen, der das Lösegeld überbringen sollte.
    Sie ergriffen jedoch sofort die Flucht, als sie Polizisten erblickten.
    Bei einem Feuergefecht wurde einer der Entführer getötet, ein zweiter erlitt Verletzungen und wurde verhaftet.
    Drei Männer, die ebenfalls an der Geldübergabe beteiligt waren, konnten flüchten.
    Bei dem Zwischenfall wurden auch zwei Polizisten verletzt.
    Der verhaftete Mann, ein bekannter Krimineller, wurde die ganze Nacht über verhört.
    Er hat jedoch offenbar das Versteck nicht preisgegeben, in dem Ampin festgehalten wird.
    Fest steht nun jedenfalls, dass nicht politische Extremisten, sondern professionelle Verbrecher hinter der Entführung stehen.
    Italien.
    Die Entführer des christdemokratischen Partalforsitzenden Moro hatten nach jüngsten Ermittlungen genügend Zeit, nach dem Anschlag die Stadt Rom zu verlassen.
    Bei den Behörden hat sich ein Zeuge gemeldet, der angab, er habe eine halbe Stunde nach dem Attentat auf dem Autobahnring um Rom zwei Männer gesehen, die ihre Pilotenuniformen auszogen.
    Derartige Uniformen waren von den Mitgliedern des Kommandos getragen worden.
    Damit ist sicher, dass die Entführer noch vor wirksam werdende Straßensperren die Hauptstadt verlassen konnten.
    Ballistische Untersuchungen haben ergeben, dass bei der Aktion insgesamt fünf Attentäter von der Schusswaffe Gebrauch gemacht haben.
    Die Ermittlungsbeamten bestätigten neuerlich die Präzision der Schüsse und betonten, nur wenige Personen in ganz Italien hätten solch Treffsicherheit.
    In Rom kursieren Meldungen, dass sich die Mafia, die sich offenbar durch die umfangreichen Polizeikontrollen gestört fühlt, an der Suche nach Mitgliedern der Roten Brigaden beteiligt.
    Eine Mitwirkung der Mafia an der Entführung gilt als ausgeschlossen.
    Man nimmt an, dass der Untergrundorganisation auch das Versteck nicht bekannt ist, in dem Moro festgehalten wird.
    Libanon
    Im Südlibanon haben heute weitere UNO-Verbände ihre Posten bezogen.
    Insgesamt sind bisher 700 der angekündigten 4000 UNO-Soldaten in dem von Israel besetzten Gebiet eingetroffen.
    Zu einem Zwischenfall ist es in der Hafenstadt Tirus gekommen, als sich muslimische Untergrundkämpfer erst nach längeren Verhandlungen bereit erklärten, ihre Stellungen den französischen UNO-Soldaten zu überlassen.
    Von beiden Seiten waren Waffen in Anschlag gebracht worden.
    Ein Sprecher der linksgerichteten Palästinensischen Volksbefreiungsfront hat die Fortsetzung des Abnutzungskampfes gegen die Israelis angekündigt.
    Der Sprecher drohte, die palästinensisch-progressistischen Kräfte im Südlibanon würden nicht mit verschränkten Armen zusehen, wenn sie von den UNO-Truppen an der Fortsetzung ihrer Aktivitäten gegen die Israelis gehindert würden.
    Sowjetunion
    Das Parteiorgan Pravda wirft den USA heute Komplizenschaft mit Israel vor.
    In einem Kommentar zu den jüngsten Verhandlungen Präsident Carters mit dem israelischen Ministerpräsidenten Begin heißt es, die Gespräche hätten bewiesen, dass Washington die Regierung in Jerusalem in ihrer Politik unterstütze, während diese von allen anderen Ländern der Welt verurteilt werde.
    Frankreich Der Ölteppich vor der bretonischen Küste hat sich in der Nacht auf heute nicht weiter ausgebreitet.
    Gestern Nachmittag hatte die Ölpest die Bucht von Saint-Brieuc erreicht.
    Der größte Teil der Ölmassen wurde jedoch von der Strömung an der Ausbreitung in Richtung auf den Golf von Saint-Malo gehindert.
    Die Regierung in Paris hat unterdessen die Angebote mehrerer ausländischer Firmen abgelehnt, das aus dem gestrandeten Öltanker Amokokadis ausgelaufene Öl sicherzustellen.
    Das Schiff ist gestern unter dem Druck von sieben Meter hohen Flutwellen endgültig in zwei Teile auseinandergebrochen.
    Spätestens morgen dürften die letzten Tanks bersten.
    USA.
    Auf dem Festlandsockel vor der amerikanischen Ostküste beginnt heute die Erdölsuche.
    Eine Spezialplattform ist etwa 20 Meilen südwestlich des Baltimore Grabens vor dem Bundesstaat New Jersey vor Anker gegangen.
    Die Anlage mit 14.700 Tonnen, 115 Mann Besatzung und einer Landebahn für schwere Hubschrauber ist die erste einer ganzen Serie von Bohrplattformen, mit der die Gesellschaft Exxon vor der Ostküste nach Erdöl suchen will.
    Auf dieses Gebiet setzen sowohl Erdölfirmen als auch die Regierung große Hoffnungen.
    Ein Sprecher von Exxon versicherte, dass alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen würden, um jegliche Meeresverschmutzung zu verhindern.
    Der längste Streik im amerikanischen Kohlebergbau wird nach 110 Tagen am Montag wahrscheinlich zu Ende gehen.
    Der Großteil der 160.000 gewerkschaftlich organisierten Bergarbeiter hat in einer Urabstimmung einem Kompromissvorschlag für neue Lohnverträge zugestimmt.
    Das Abkommen wird voraussichtlich noch heute unterzeichnet.
    Hauptziele der Bergleute waren bessere Altersversorgung und Herabsetzung ihres Krankenkassenbeitrages von 700 auf 200 Dollar.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die Lohnverhandlungen für die etwa 560.000 Beschäftigten der Metallindustrie in Nordwürttemberg-Nordbaden sind heute früh fortgesetzt worden.
    Hauptthema ist nach wie vor ein Vertrag über Schutzbestimmungen für Arbeitnehmer bei Umgruppierung in niedrige Lohnstufen.
    Über die Forderungen der Gewerkschaft nach Erhöhung der Löhne um etwa 8% ist bisher noch nicht diskutiert worden.
    Seit vergangenem Mittwoch befinden sich 85.000 Arbeiter und Angestellte der Metallindustrie im Streik.
    Am Montag wurden 146.000 Arbeiter von den Unternehmern ausgesperrt.
    Birma.
    Ein Flugzeugabsturz in unmittelbarer Nähe des Flughafens von Rangoon hat 48 Menschenleben gefordert.
    Die birmanische Verkehrsmaschine befand sich auf einem Inlandsflug.
    Die Ursache des Unglücks ist noch nicht bekannt.
    Sowjetunion, USA.
    Schwere Erdbeben haben gestern Abend weite Gebiete der Unionsrepubliken Kasachstan und Kirgisien erschüttert.
    Meldungen über Schäden liegen nicht vor.
    Ein Sprecher des Seismologischen Institutes in Alma-Ata, der Hauptstadt Kasachstan, berichtete, das Beben habe eine Stärke zwischen 7 und 8 nach der sowjetischen Medvedev-Skala erreicht.
    Es sei vor allem in kleineren Ortschaften, in den Bergen von Kungai-Alatau, verspürt worden.
    Außerdem wurde im Pazifik, im Gebiet der Kurilen, neuerlich ein schweres Seebeben, das sechste seit Dienstag, registriert.
    Die Erdstöße hatten die Stärke 7,3 nach der Richterskala.
    Das Epizentrum lag etwa 500 Kilometer nordöstlich der japanischen Insel Hokkaido.
    Frankreich.
    Als erstes großes Unternehmen sind die British Airways für schuldig befunden worden, gegen das neue Gesetz zur Reinhaltung der französischen Sprache verstoßen zu haben.
    Sie müssen für jeden Flugschein, der ausschließlich in englischer Sprache ausgestellt worden ist, umgerechnet 250 Schilling Strafe zahlen.
    Das am 1.
    Februar in Kraft getretene Gesetz verpflichtet alle Dienstleistungsbetriebe, bei der Abfassung öffentlicher Dokumente die französische Sprache zu benutzen.
    Bei einem Sprachschützertreffen ist in der vergangenen Woche in Paris festgestellt worden, dass das neue Gesetz weitgehend befolgt werde.
    Bei fast 1400 Kontrollen in Handelsunternehmen wurden lediglich drei Verstöße gegen die Bestimmungen zur Reinhaltung der französischen Sprache festgestellt.
    Das Wetter.
    Mitteleuropa bleibt weiterhin im Einflussbereich atlantischer Störungen.
    Eine zur Zeit über Westeuropa gelegene Front greift in der kommenden Nacht auf den Ostalpenraum über.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Räumlich stark unterschiedliche Bewölkungsverhältnisse.
    An der Alpen-Nordseite örtlich geringer Schneefall.
    Winde aus West bis Nordwest.
    Nachmittagstemperaturen 4 bis 9 Grad.
    In der kommenden Nacht in Westösterreich Eintrübung und Aufkommen von Niederschlägen.
    Temperaturen morgen früh zwischen minus 4 und plus 3 Grad.
    Die Wetteraussichten für den morgigen Ostersonntag.
    Bedeckt und verbreitet Niederschläge.
    Schneefallgrenze in Talnähe.
    Im weiteren Verlauf am Alpenostrand und in Südösterreich Tendenz zur Wetterbesserung.
    Lebhafte Winde aus West bis Nord.
    Tagestemperaturen 2 bis 7 Grad.
    Das Wetter heute um 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 7 Grad.
    Nordwestwind 25 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt, 8°, Nordwest 45.
    Linz stark bewölkt, 5°, Nordwest 20.
    Salzburg wolkig, 7°, Windstille.
    Innsbruck wolkig, 6, Windstille.
    Bregenz bedeckt, 5°, Südwind 10 km in der Stunde.
    Graz heiter, 9°, Nord 20.
    Und Klagenfurt heiter, 10°, Nordwestwind 20 km in der Stunde.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 11 Minuten.
    Im Krisengebiet des Südlibanon dürfte sich in den letzten Stunden die Lage stabilisiert haben.
    Die Israelis erklärten ja vor kurzem, sie hätten das ihnen gesteckte Ziel erreicht und würden nun Waffenstillstand halten.
    UNO-Generalsekretär Waldheim, der ja auch in Österreich anfragte, ob man bereit sei, seinen Beitrag für eine UNO-Friedenstruppe zu leisten, hat angeblich die Zusagen der Palästinenser und Libanesen, nicht auf die im Süden des Landes stationierten Soldaten zu schießen.
    Es herrscht Ruhe im besetzten Gebiet, wenn auch die Bevölkerung die einmarschierenden UNO-Truppen zum Teil mit Steinen bewarfen.
    Der Konflikt in diesem Gebiet hat ein wenig von einem seit langem aktuellen Problem des Libanon abgelenkt, nämlich der indirekten Abhängigkeit von Syrien, die ja schon seit einigen Jahren besteht in Form von Militäreinheiten, die im Libanon stationiert sind.
    Nun dürfte sich diese Abhängigkeit in eine gefährliche Richtung entwickelt haben.
    In Damaskus hegt man nämlich Anschlussgedanken.
    Näheres von Walter Krause aus Beirut.
    Syrien ist auf dem Wege, ein für alle Male den Libanon zu kassieren.
    Aus den hier stationierten syrischen Friedensgruppen, wohlmehr einer Besatzungsmacht, wird allmählich die vollendete Tatsache eines Anschlusses.
    Das Ziel Damaskus heißt Wiedererrichtung des historischen Großsyrien.
    Diese massive Unterstellung richtet heute Ägyptens Staatspräsident Haddad in der Wochenzeitschrift Oktober direkt an die Adresse des syrischen Staatschefs Hafiz el-Assad.
    Naheliegen.
    dass sie nicht nur weitere Bestützung im Libanon anrichtet.
    Eben haben Großmächte wie etwa die USA im Zusammenhang mit Israels Besetzung des Südlibanons einmal mehr die Souveränität des Landes bestätigt.
    Anschluss, Föderation oder Konfederation, Heim ins Arabische Großreich.
    Das hochexplosive Thema steht immer wieder seit Geburt des Libanon im Jahre 43 gleichermaßen in Syrien und Libanon zur Debatte.
    Noch während des jüngsten Bürgerkrieges, als die Syrer Palästinenser und libanerische Linksozialisten unterstützen, erklärte Syriens Außenminister Abdulhanem Kadam, eine Frage von Monaten und der Libanon ist wieder Teil Großsyriens.
    Historische Ansprüche, gewisse ethnische und religiöse Bindungen, hier besonders muslimische, sind eine Sache.
    Gefühle, Sympathien oder nicht, der Libanesen für die Syrer eine andere.
    Sentiments und Ressentiments der Libanesen für Damaskus liegen sich ständig im Widerstreit.
    Bis zum Zusammenbruch des Ottomanischen Imperiums 1917 war der Libanon über 300 Jahre nur Teil einer türkischen Verwaltungseinheit, Provincia Syria.
    Das Federnland gehörte zum sogenannten fruchtbaren Halbmond, der heutige Irak, Syrien, Libanon, Jordanien und Palästina umfasst.
    Dank wiederholter französischer Intervention beim Sultan hatten allerdings die Christen des Libanons einen autonomen Sonderstatus.
    Es waren französische Mandatsmächte, die nach dem Prinzip Teile und Herrsche in den 20er Jahren die Kreation eines selbstständigen Staates Groß-Libanons durchsetzten.
    Sie konzedierten den Christen ohne Zensus die Mehrheit, eine besonders heute fragwürdige Mehrheit.
    Ob sie wollten oder nicht, große, ausschließlich von Moslems besetzte Gebiete wurden aus dem alten Syrien herausgeschnitten und diesem neuen Libanonstaat im Nahost zugeschlagen.
    Syrien hat bis heute mit Libanon keine diplomatischen Beziehungen.
    Im Programm der syrischen Baad-Partei, gegenwärtig Machthaber in Damaskus, wird unmissverständlich der Pan-Arabismus postuliert.
    Ergo, Wiedervereinigung in Großsyrien.
    In Libanon rumort tausendlos eine pro-syrische Anschlusspartei.
    Während des Bürgerkrieges kämpfte sie auf Seiten der Guerillas und Libanon-Sozialisten.
    Ein Anschlussversuch Nassers wurde im Rahmen eines interlibanesischen Bürgerkrieges 1958 abgeschlagen.
    Ein Coup 1961 durch die damals verbotene pro-syrische Partei im Libanon vereitelt.
    Immer wieder hat Syrien während der letzten zehn Jahre Libanons Grenzen gestört, um das kleine Land unter Druck zu halten.
    Wollen die Libanesen den Anschluss?
    Die Mehrheit der Bevölkerung, auch die Muslimen.
    Antworten mit einem schrocken Nein.
    Libanons Christen blicken strikt nach dem Westen, vor allen Dingen auf Frankreich, überhaupt keine Araber zu sein.
    Ein Anschluss würde sie zu einer schaffnungslosen Minderheit im Meer des Islams machen.
    Sie hörten Walter Krause aus Beirut.
    Diese Tage standen und stehen in aller Welt im Zeichen der kirchlichen Tradition, dem Leiden und der Auferstehung Jesu Christi vor fast 2000 Jahren zu gedenken.
    Und wie auch in den vergangenen Jahren liegt das Zentrum der Feierlichkeiten in zwei Städten, in Jerusalem und Rom.
    Israel hat in den vergangenen Tagen wieder einen Ansturm von Pilgern aus aller Welt zu verzeichnen gehabt.
    Leute, die vielleicht in diesen Tagen die Aktualität vergessen und sich geistig in die Vergangenheit zurückversetzen wollen.
    Aber an den traditionsträchtigen Städten im Heiligen Land ist die Aktualität nicht spurlos vorbeigegangen.
    Erst vor einigen Wochen richteten Palästinenser ein Massaker in Tel Aviv an und nun stehen israelische Soldaten am Litane-Fluss im Südlibanon.
    Ostern in Israel vor dem Hintergrund der aktuellen Osterereignisse.
    Moshe Meisels berichtet.
    Die gespannte Situation im Nahen Osten nach dem letzten Terroranschlag in Israel, der militärischen Aktion im Südlibanon und dem Zusammenbruch der Gespräche beginnend in Washington
    findet heute in der starken Verringerung des Besucherstroms von Pilgern, Touristen und Christen des Landes in die Jerusalemer Altstadt ihren Ausdruck.
    Nur ca.
    10.000 Pilger aus aller Welt und 60% weniger als im Vorjahr sind in Israel eingetroffen, um sich am Fest der Auferstehung Christi am Schauplatz der biblischen Ereignisse zu beteiligen.
    Auch die außerordentlichen Sicherheitsmaßnahmen der israelischen Behörden weisen auf die Spannung hin.
    Ca.
    1.000 Soldaten und Polizisten halten auf Fächern und strategischen Plätzen Jerusalems Wache, um die Ordnung aufrecht zu halten und jede Störung der Osterfeierlichkeiten durch Terrorakte zu verhindern.
    Die Sorge um das Schicksal des Heiligen Landes, die Ungewissheit, was nach den letzten Ereignissen geschehen wird, die Frage, ob eine Erneuerung der Verhandlungen zwischen Jerusalem und Cairo möglich ist, haben den Osterfeiern ihren besonderen Stempeln aufgeberückt.
    Die tausenden Pilger füllen heute bei trübem und kühlem Frühlingswetter mit ihren verschiedenfarbigen Trachten die engen Straßen der Jerusalemer Altstadt, in denen man an allen Ecken und Enden Ostergesänge in verschiedenen Sprachen, Glockenklänge und Orgelmusik vernimmt.
    In der Früh fand in der Basilika der Grabeskirche die Einsegnung des Feuertunkaufsteins statt und anschließend wurde eine Messe zelebriert.
    Einen Höhepunkt der Osterfeiern bildete gestern am Karfreitag die traditionelle Kreuzzugprozession durch die Via Dolorosa entlang der 14 Stationen des Kreuzes vom Praetorium bei der Antonia nach Golgatha.
    Tausende Pilger wandelten in den Fußstapfen Jesu.
    Viele gingen mit Holzkreuzen auf ihren Schultern.
    Am Abend fand die traditionelle Grablegungsprozession um das Grab Jesu in der Grabeskirche statt.
    Am Nachmittag wird sich der lateinische Patriarch von Jerusalem, Monsignore Gioscomo Beltrici, an der Spitze einer feierlichen Prozession durch die Straßen der Altstadt zur Grabeskirche begeben.
    Die Prozession wird von berittenen israelischen Polizisten, christlichen Honoratoren und tausenden Pilgern begleitet werden.
    Am Abend findet am Grabeskirche die feierliche Auferstehungszeremonie Resurrexit Sikuzixit statt.
    Die Osterfeiern werden morgen am Ostersonntag ihren Höhepunkt erreichen, wenn der lateinische Patriarch einen offiziellen Empfang für Notabeln und Pilger vor der Grabeskirche geben, nachher die große Ostermesse in ihrer Basilika zelebrieren und anschließend eine Prozession durch die Straßen der Altstadt führen wird.
    Die protestantischen Kirchen halten Gottesdienste in englischer und deutscher Sprache in der Löserkirche und Himmelfahrtskirche auf dem Ölberg ab.
    Morgen wird auch die Osterwoche der orthodoxen Kirche mit der Palmsonntagsprozession beginnen.
    Im Laufe des Tages werden sich Prozessionen mit Zeremonien der katholischen, protestantischen, griechisch-orthodoxen, armenischen, koptischen, syrischen und abedienischen Kirchen in der Jerusalemer Altstadt und der Grabischkirche ablösen.
    Sämtliche christliche Religionsgemeinschaften werden gemeinsam
    für den durch die letzten Entwicklungen wieder gefährdeten Frieden im heiligen Lande und für Frieden in aller Welt beten.
    Mosche Meisles war der Berichterstatter aus Israel.
    Auch im zweiten Land der groß angelegten Feierlichkeiten in Italien sind die letzten Tage nicht so ruhig verlaufen, wie es eigentlich der Karwoche entsprechen sollte.
    Aber der Terror hält sich nicht an den kirchlichen Kalender.
    Während wieder tausende Wallfahrer die heiligen Städten in Rom aufsuchen, halten die Roten Brigaden noch immer den Vorsitzenden der christlichen Demokraten Aldo Moro fest.
    Aber dieser jüngste Anschlag hat die Menschen aus aller Welt sichtlich nicht abgehalten, wieder nach Rom zu fahren.
    Heuer sollen es nach ersten Schätzungen um 15 Prozent mehr als in den vergangenen Jahren sein.
    Aber hören Sie Rolf Gallus aus der italienischen Hauptstadt.
    Ostern in Rom 1978 unter ganz anderen Umständen als in den Vorjahren in einem dramatischen und bleischweren Klima.
    Es fängt damit an, dass es der Wettergott mit den Römern und Ostertouristen in der diesjährigen Karwoche überhaupt nicht gut meint.
    Auch Italien blieb von dem neuerlichen fast winterlichen Kälteeinbruch nicht verschont.
    Schneit es in verschiedenen Alpenzonen und gebietsweise auch in den Apenninen, stürmt und regnet es in anderen Landesgegenden und längs der Meeresküsten.
    Die Temperaturen sind weit unter dem jahreszeitlichen Durchschnitt gesunken und auch für die Ostertage lauten die Wetterprognosen nicht gerade günstig.
    Aber Italien steckt vor allem im tiefen Stock der jüngsten grausamen Taten der Terroristen und der Entführung des christlich-demokratischen Parteipräsidenten Aldo Moro, von dem nach wie vor jegliche Spur fehlt.
    Das ganze Land steht deswegen seit zehn Tagen im Zeichen einer riesenhaften Fahndungsoperation, die circa 40.000 Uniformierte im Einsatz sieht, Polizisten, Karabinieri, Finanzwache und etliche Einheiten der Armee.
    Nicht nur die schlechten meteorologischen Aussichten, sondern wohl eben auch der Terrorschock sowie die umfassenden Sicherheitsvorkehrungen mögen viele Fremden und Touristen bewogen haben, diesmal von ihrer traditionellen Osterreise nach Italien abzusiehen.
    Der Andrang an den Landesgrenzen ist viel geringer als in früheren Osterwochen.
    Auf den Autobahnen und Fernstraßen läuft der Verkehr in regelmäßig geordnetem Fluss.
    Zahlreiche Hotel- und Zimmerbestellungen wurden abgesagt.
    Eine heilsame Wirkung hatten freilich bisher die dicht und weit verzweigten Fahndungs- und Antiterrormaßnahmen, dass nämlich die gewöhnliche Kriminalität schlagartig veräppte.
    In erster Linie natürlich in Rom, wo Kontrollen durch Suchungs- und Durchkämmungsaktionen sowie systematische polizeiliche Nachforschungen auf mehreren Ebenen noch immer sehr intensiv durchgeführt werden.
    Seit mehreren Tagen schon kein einziger Raubüberfall und kaum mehr ein Schippo.
    Das ist das blitzschnelle Entwenden von Hand- und Tragtaschen, erklärte ein Kriminalkommissar den Reportern, die die römische Polizeidirektion Tag und Nacht belagern.
    Aber auch Einbrüche großen Stils haben wie auf Anhieb aufgehört.
    Die Autodiebstähle sind um 70 Prozent zurückgegangen, sagte der Kriminalbeamte ergänzend.
    Die normale, organisierte Unterwelt fürchtet zurzeit jedes Risiko, auch das minimalste.
    Nur die Taschen und sonstigen Bagatelldiebstähle haben nicht abgenommen.
    Es sei noch daran erinnert, dass die Polizei berechtigt ist,
    jede Person, die sich nicht ausweisen kann oder die Angabe der Personalien verweigert, für die Höchstdauer von 24 Stunden in polizeilicher Gewahrsam zu halten.
    Es ist also sehr wichtig, dass Italienurlauber ihre Ausweispapiere stets bei sich haben.
    Zum ersten Mal in seinem nunmehr fast 15-jährigen Pontifikat konnte Papst Paul VI.
    nicht die traditionellen liturgischen Feiern der römischen Karwoche zelebrieren.
    Der 80-jährige Montini-Papst leidet unter den Nachwirkungen einer Grippe, weshalb ihm die Ärzte aller dringlichste gesundheitliche Schonung angeraten haben.
    Trotzdem hofft Paul VI., am morgigen Sonntag das österliche Pontifikalamt im Freien vor der Peterskirche zu zelebrieren, seine Osterbotschaft zu lesen und den Ostersegen Urbi et Orbi spenden zu können.
    Ostern in Rom vor dem Hintergrund der Moro-Entführung Berichterstatter war Rolf Gallus.
    In dem traditionell katholischen Land Spanien kam es in der K-Woche zu ernsten Unruhen.
    Die junge Demokratie sieht sich wieder einer politischen Belastungsprobe ausgesetzt.
    Die Gewerkschaften sind mit dem Regierungskurs nicht zufrieden und drohen mit Streikaktionen.
    Wie sich diese Auseinandersetzung auf die Osterfeierlichkeiten in Spanien auswirken, darüber informiert sie im folgenden Volker Mauersberger.
    Spanien feiert seine diesjährige Heilige Woche, die Semana Santa, in einer Mischung aus vorgezogener Ferienfreude, tiefgreifender Religiosität und nachklingender politischer Betroffenheit.
    Seit Beginn der Osterwoche am vergangenen Montag haben sich die Großstädte Madrid und Barcelona in geruhsame Zentren mit gemächlichem Verkehr verwandelt.
    Allein die Hälfte der vier Millionen Einwohner von Madrid hat nach Angaben des Bürgermeisteramtes die Stadt in Richtung Costa del Sol, Kanarische Inseln oder Balearen verlassen.
    Von dort wird ein touristischer Massenansturm gemeldet, der bereits als Feuerprobe für die Hauptreisezeit von Juni bis September gilt, in der die iberische Halbinsel nach allen bisherigen Prognosen erneut zum bevorzugten Reiseziel nach Österreich reüssieren wird.
    Die andalusische Stadt Sevilla, die schon der spanische Dichter Lope de Vega ein stolzes Welttheater nannte, steht auch in diesem Jahr im Mittelpunkt aller Semana Santa Prozessionen.
    Seit Mittwoch
    werden allabendlich Prozessionen der Kofradias, der Bruderschaften veranstaltet, die in langem, von Trommelwirbeln begleiteten Umzug festlich geschmückte Altäre durch Straßen und Gassen tragen und die schönsten Figuren vom Publikum begutachten lassen.
    Zur Semana Santa von Sevilla gehören die jungen Altarträger im Büßerhemd ebenso wie jene andalusischen Sänger, die das Publikum mit einem alten spanischen Klagelied, der Saeta, unterhalten.
    In der Ehrenloge der Prominenz sitzen in diesem Jahr nicht nur die Allgewaltigen von Sevilla, sondern mit den prominenten Kommunisten Santiago Carrillo und Rafael Alberti, auch zwei Politiker, die vor kaum zwei Jahren noch zum politischen Untergrund gehörten.
    Die rechtsradikale Organisation Fuerza Nueva hat in Sevilla und Malaga Flugblätter mit der Warnung verteilen lassen, dass man sich die spanische Karwoche auch durch Marxisten jedweder Couleur nicht verderben lassen werde, so als habe diese Nachfolgeorganisation der Falange das jahrhundertealte katholische Osterritual geistig gepachtet.
    Zur tiefgreifenden Religiosität dieser K-Woche gehören nicht nur die zahlreichen Prozessionen, die in allen Teilen Spaniens von Bilbao bis Malaga veranstaltet werden, es gibt auch Beweise eines radikal verstandenen, neu interpretierten Christentums.
    In einem kleinen Dorf nördlich von Madrid schleppte ein junger Mann ein 60 Kilogramm schweres Holzkreuz 30 Kilometer weit.
    Der junge Mann, der sich selbst als Sozialist bezeichnete, sah sich in der geistigen Nachfolge eines Jesus Christus, der für die revolutionäre Programmatik seiner Philosophie von seinen Gegnern ans Kreuz genagelt worden sei.
    Unter ausdrücklichem Verweis auf die christlichen Postulate der Nachsicht und Barmherzigkeit ließ in der südspanischen Stadt Malaga der dortige Erzbischof und der zuständige Justizminister des Landes einen jungen Gefangenen frei, der zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt war.
    Die Geste, die in spanischen Zeitungen viel Beachtung findet, wird zugleich als Reaktion auf die Folter-Szenen des Madrid-Gefängnisses Carabanchel interpretiert, wo in der vergangenen Woche ein junger Anarchist von seinen Wärtern zu Tode geprügelt worden war.
    Die tiefe Betroffenheit über diesen Vorfall, der viele Spanier an die Schatten des Franco-Regimes erinnert, prägt die diesjährige K-Woche ebenso wie die Empörung über das Attentat, bei dem drei junge Terroristen den Direktor der spanischen Strafvollzugsanstalten auf offener Straße ermordet haben.
    Spaniens Innenminister Martin Villa hat für die spanische Polizei erhöhte Bereitschaft angeordnet, nachdem die Terroristenorganisation Grappo in einem anonymen Telefonanruf an eine in Madrid erscheinende Tageszeitung angekündigt hat, dass dem ermordeten Gefängnisdirektor bald ein zweites Opfer folgen werde.
    Berichterstatter aus Spanien war Volker Mauersberger.
    Es ist jetzt in wenigen Sekunden zwölf Uhr und dreißig Minuten halb eins.
    Vor der bretonischen Küste sind die Experten und auch alle angebotenen Hilfsmaßnahmen zu spät gekommen.
    Der liberianische Supertanker Amoko Kadith ist vor wenigen Stunden völlig auseinandergebrochen.
    Fast die gesamte Ladung 230.000 Tonnen Rohöl ist ins Meer geflossen.
    In der Bucht von Saint-Malo, in der Nähe des berühmten Mont Saint-Michel, breitet sich ein Ölteppich von 2000 Quadratkilometer Fläche aus, der eine Länge von mehr als 100 Kilometern hat.
    Das entspricht in etwa der Entfernung zwischen Wien und Ybbs.
    Internationale Experten haben zwar ihre Hilfe bei der Bekämpfung der Katastrophe angeboten, aber wie aus Paris verlautet, wären die Kosten für die französische Regierung zu hoch gewesen.
    Das Büro der Firma Shell, für diesen Konzern hatte die Amoco Cadiz das sogenannte Schwarzigold transportiert, ist schon mehrmals mit Bombenanschlägen bedroht worden.
    In Frankreich steigert sich der Unmut.
    Thomas Fuhrmann fasst zusammen.
    Drama, Katastrophe, Desaster.
    Es fehlt einem bald an Worten, um das zu beschreiben, was sich vor der Küste der Bretagne seit bald zehn Tagen abspielt.
    Unaufhaltsam fließt das Öl aus dem liberianischen Tankerriesen
    Amokokadis aus.
    Bis morgen dürften die Wellen auch den letzten Tropfen Aravian Light, so ist die Bezeichnung des Rohöls, aus dem inzwischen gestern früh in zwei Teile auseinandergebrochenen Wrack herausgeschwemmt haben.
    Einen Knick hatte die Amokokadis ja bereits seit dem Unglück gehabt, doch erst gestern hatten sich die beiden noch zusammenhängenden Teile endgültig voneinander getrennt.
    Das Meer macht mit dem Schiff und seiner unheilbringenden Ladung, was es will.
    Die Ölpest treibt immer weiter nach Norden.
    Bereits beginnen auch die Austernzüchter an der Westküste der Normandie, ihre Kulturen zu evakuieren.
    Die Umweltkatastrophe hat in den vergangenen Tagen eine breite Welle der Solidarität in ganz Frankreich ausgelöst.
    Die private Rundfunkstation Europe 1 hat ihre Hörer zur Mithilfe aufgerufen und koordiniert seit gestern den Transport von Gummistiefeln, Fahrzeugen und Behältern, die aus allen Ecken Frankreichs angeboten werden.
    Ebenso pausenlos wird an die Bevölkerung appelliert, die Bretagne zu meiden, um die bescheidenen Aufräumungsarbeiten nicht zu behindern.
    Hunderte Kilometer Küstenstraßen sind für den privaten Verkehr gesperrt worden.
    Die Bretagne erlebt im wahrsten Sinne des Wortes schwarze Ostern.
    Die Verzweiflung über das Ausmaß der Katastrophe wird von Stunde zu Stunde größer.
    Das Vogelreservat der Sept Îles, der sieben Inseln, ist praktisch vom Untergang bedroht.
    Für die meisten der 25.000 Vögel bedeutet die Ölpest das Todesurteil.
    Denn nur die Möwen können sich am Land ernähren, alle anderen Arten brauchen das Meer.
    Sie gehen in der krebrigen Masse Elend zugrunde.
    Sie sterben den Kältetod, weil das Öl den wärmespeichernden Luftpolster unter den Flügeln zerstört.
    In wenigen Minuten sinkt die Körpertemperatur um 20 Grad.
    Nach der Tankerkatastrophe der Torrey Canyon, die 1967 ein Massaker unter den seltenen Vögeln auf den Set Ile verursachte, hatten die Vogelforscher mühsam das Vogelreservat wieder in die Höhe gebracht.
    Und nun ist wieder alles zerstört.
    Millionen werden sich noch lange an jene erschütternde Sequenz in einer Dokumentation des französischen Fernsehens erinnern, die Donnerstagabend über die Auswirkungen der Ölpest gezeigt wurde.
    Ein Vogel schwimmt in der klebrigen Masse,
    und versucht immer wieder, seine verpickten Flügel auszubreiten.
    Er erreicht einen Steg, zieht sich mit letzter Kraft hoch, fällt nach einigen Hüpfern wieder ins Wasser, schwimmt noch ein paar Meter und geht plötzlich unter.
    Über ihm schließt sich das Meer.
    Eigentlich sollte man sagen, das Teer.
    Ich bin sicher nicht der Einzige gewesen, dem es in diesem Augenblick die Tränen aus den Augen getrieben hat.
    Die Pariser Tageszeitung Le Martin gibt heute ein Gerücht wieder, wonach die französische Kriegsmarine einen Teil der Schuld an der Katastrophe treffen würde.
    Statt die Amoco Cadiz in den nahegelegenen Kriegshafen Brest abzuschleppen, versuchte der deutsche Schlepper Pacific, den Tanker in Richtung Le Havre, das gut 200 Kilometer von der Unglücksstelle entfernt ist, zu retten.
    Dies sei deshalb versucht worden, weil am Tag der Katastrophe das französische Atom-U-Boot Le Redoutable, das im Kriegshafen von Brest stationiert ist, ausgelaufen wäre.
    Die Marine hätte dem deutschen Schlepper deshalb den Befehl erteilt, sich von Brest fernzuhalten.
    Diese Geschichte ist jedoch gegenwärtig nicht mehr als ein Gerücht.
    Eines der vielen Gerüchte, die bei derartigen Katastrophen rasch um sich greifen.
    Ganz abgesehen von der Umweltverschmutzung ist auch dieser Superunfall vor der Brettonischen Küste ein prekärer Versicherungsfall.
    In den großen Versicherungs-Schaltzentralen in London, wo ja fast sämtliche hohen Risiken versichert werden, hat man bereits erste Kalkulationen angestellt.
    Für den Untergang des Tankers am Okokadis müssen wahrscheinlich 200 Millionen Schilling auf den Tisch gelegt werden.
    Das große Rätselraten herrschte aber über die Höhe des Schadens, der den Fischern und den fremden Verkehrsorten entstanden ist.
    Vorerst wurden einmal aus London quasi als Vorschuss etwa 250 Millionen Schilling an die französische Regierung zur Abdeckung der Schäden überwiesen.
    Sehr leicht werden es aber die französischen Küstenbewohner nicht haben, eine Entschädigung zu bekommen.
    Es hat sich nämlich in der Vergangenheit des Öfteren gezeigt, dass bei derartigen Katastrophen jahrelang prozessiert werden musste, um sich auf eine entsprechende Abgeltung zu einigen.
    So viel nur als Ergänzung zu dem Beitrag von Thomas Fuhrmann aus Paris.
    Es ist jetzt 12.35 Uhr, Beiträge aus Österreich.
    Pro Jahr werden in Österreich etwa 50.000 Wohnungen gebaut, ein Drittel davon von gemeinnützigen Wohnbauvereinigungen.
    Der Verband der gemeinnützigen Bausiedlungs- und Wohnungsvereinigungen hat seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs etwa ein Viertel des gesamten Wohnbauvolumens übernommen.
    Dabei zeigte sich Folgendes.
    Nicht nur bei den gemeinnützigen Wohnbauträgern, sondern auch bei den gewerblichen ergibt sich ein Trend weg von der Miet- oder Genossenschaftswohnung hin zur Eigentumswohnung.
    Wie dies zustande kommt, erklärt Markus Sommersacher im folgenden Beitrag.
    Die jüngsten Daten über das Bauaufkommen der gemeinnützigen und gewerblichen Wohnbauträger stammen aus dem Jahr 1976.
    In diesem Jahr zeigt sich, dass die gemeinnützigen Bauvereinigungen Österreichs insgesamt 21.746 Wohnungen gebaut haben.
    Der Großteil, nämlich fast ein Drittel, entfiel auf Wien.
    Von diesen fertiggestellten Objekten wurden fast 57% als Eigentumswohnungen gebaut, während Miet- und Genossenschaftswohnungen 40% ausmachen.
    Der Rest von 4% entfällt auf Siedlungshäuser und sonstige Objekte.
    Gegenüber dem Vorjahr ergibt sich damit eine Zunahme des Anteils der Eigentumswohnungen bei einem Rückgang des Anteils der Genossenschaftswohnungen.
    Ein Trend, den Diplomkaufmann Herbert Wöber vom Verband der Gemeinnützigen so erklärt.
    Das ist vorwiegend darauf zurückzuführen, dass nach den derzeit geltenden Förderungsbestimmungen der Preis für die Miet- oder Genossenschaftswohnung und für die Eigentumswohnung etwa gleich ist.
    und daher verständlicherweise die Forderung des Konsumenten auf eine Eigentumswohnung im Vordergrund steht.
    Das heißt für den Konsumenten stellt sich folgende Überlegung, er muss für eine Eigentumswohnung ungefähr gleich viel bezahlen wie für eine Genossenschaftswohnung und sagt, warum soll ich zum Schmiedl gehen, wenn ich gleich zum Schmied gehen kann und nimmt also eine Eigentumswohnung.
    Ist das richtig?
    Das könnte man etwa so umschreiben.
    Einen Zusammenhang zwischen diesem sich noch verstärkenden Trend und der Tatsache, dass 1975 das neue Wohnungseigentumsgesetz in Kraft trat, bestreitet der Vertreter der Gemeinnützigen.
    Das Inkrafttreten des Wohnungseigentumsgesetzes 1975 hat meines Erachtens an der Bautätigkeit der gemeinnützigen Bauvereinigungen keine wesentliche Änderung gebracht.
    da ja der Rechtsgrundsatz des Wohnungseigentums sich nicht geändert hat.
    Es sind also nur Bestimmungen dazugekommen, die dem Wohnungseigentumsbewerber, wie er jetzt heißt, mehr Rechte als bisher gibt.
    Allerdings hat das Wohnungseigentumsgesetz 1974 sehr wohl etwas anderes bewirkt.
    Nämlich die schnellere Überschreibung der Wohnungen in das persönliche Eigentum der Wohnungswerber, die sogenannte Übereignung.
    Es kann damit gerechnet werden, dass sich diese Tendenz noch verstärken wird.
    Unklar sind sich die Experten derzeit allerdings noch darüber, ob der starke Trend hin zur Eigentumswohnung auch weiterhin anhalten wird.
    So gab es zum Beispiel heftige politische Attacken der ÖVP, als vor nicht langer Zeit die Wohnbauförderungsgesetznovelle 1976 in Kraft trat, die dem genossenschaftlichen Wohnbau höhere Förderungsmittel zubilligte.
    Es könnte also durchaus sein, dass aufgrund dieser höheren Förderung und der damit verbesserten Bedingungen für den Erwerb von Genossenschaftswohnungen wieder mehr Genossenschaftswohnungen gefragt sein werden.
    Eine Ansicht, der sich die gemeinnützigen Wohnbauträger allerdings nicht anschließen, wie Diplomkaufmann Wöber erläutert.
    An und für sich ist aus der Statistik anzunehmen, dass sich der Trend nach Eigentumswohnungen noch verstärken wird.
    Auf Kosten der Genossenschafts- bzw.
    der Mietwohnungen.
    Welche Konsequenzen hat das für Sie vom Verband der Gemeinnützigen?
    Nach meiner Ansicht das Festhalten an einem vor vielen Jahren ausgesprochenen Grundsatz, so viele Mietwohnungen wie nötig und so viele Eigentumswohnungen zu bauen wie verlangt werden.
    Da gewerbliche Wohnbauträger fast ausschließlich Eigentumswohnungen bauen, sind auch die Gemeinnützigen der Ansicht, dass immer mehr Nachfrage nach Eigentums- und weniger Nachgenossenschaftswohnungen sein wird, was sich ja dann auch in der Bautätigkeit der Wohnbaugesellschaften auswirken müsste.
    Diesen Beitrag hat Markus Sommersacher gestaltet und wir werfen nun einen Blick in die heutigen Tageszeitungen.
    Die Inlandspresseschau hat Wilfried Seifert zusammengestellt.
    Nur einige wenige Kommentare finden sich in den heutigen Ausgaben der Tagespresse angesichts der innenpolitischen Feiertagsruhe in Österreich wohl auch verständlich.
    Das bevorstehende Osterfest nimmt etwa Hermann Polz in den oberösterreichischen Nachrichten zum formalen Anlass für seinen heutigen Kommentar.
    Ein Leitartikler, der weiß, was sich gehört, hält sich zu Ostern an das Stichwort Auferstehung.
    Also halten wir uns.
    In der Politik bedürfte Österreich am dringendsten eine Auferstehung der großen Oppositionspartei, damit der Machtpräpotenz der Regierungspartei, die für das demokratische Kräftespiel unerlässlichen Grenzen gesetzt werden.
    Nach wie vor aber dürften sich Kreisky und Designen eher ermuntert fühlen.
    Der Auferstehung der ÖVP müsste nämlich ein Aufwachen vorangehen.
    Wunschträume verschleiern ihr immer noch den Blick für die Wirklichkeit.
    Zumindest lässt ihr Verhalten darauf schließen.
    Als Argumente für seine Ansicht führt Hermann Polz die seiner Ansicht nach falschen Schwerpunkte an, wie sie von der ÖVP in der politischen Auseinandersetzung gewählt werden.
    Ein Beispiel dafür die Ideologie-Debatte.
    Und ein zweites?
    Ebenso sollte der ÖVP allmählich eingehen, dass die SPÖ-Führung eine bürgerliche, pragmatische Politik vor allem im Bereich der Wirtschaft macht, über die sie einen Teil ihrer Mitglieder und Anhänger durch ein gewisses Quantum an verbalem Marxismus hinwegtäuschen muss.
    Darauf fallen neben etlichen sehr alten und sehr jungen Genossen nur noch ÖVP-Funktionäre hinein.
    Soweit Hermann Polz in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Das sozialistische Parteiorgan Arbeiterzeitung kommentiert heute den Beginn der Verhandlungen um eine Milchmarktreform.
    Hans Besenberg vertritt die Meinung, dass angesichts ähnlicher Ausgangsüberlegungen, nämlich Reduktion der angebotenen Milchmenge ohne Einkommenverluste bei den Bauern, mit sachorientierten Verhandlungen zu rechnen sei.
    Man liest dazu in der Arbeiterzeitung.
    Die ÖVP-Agrarier können nicht vergessen haben, was alles sie in den Verhandlungen mit der Regierung erreicht haben, zuletzt vor wenigen Wochen bei den Gesprächen über die Neufestsetzung des Milchkrisengroschens.
    Aber man fragt sich angesichts des jüngsten und keineswegs ersten Säbelgerassels, warum die gleiche Erinnerung dem Bauernbund nicht auch zu der Einsicht verhilft, dass Drohgebärden überflüssig sind.
    Und unverständlich, wenn alles für Sachgespräche spricht.
    So sehr nämlich der Bauernbund von der Konsensbereitschaft bei der Marktordnungsreform überzeugt sein kann, so sehr muss er auch wissen, dass Imponiergehabe sie nicht stärkt.
    Nach diesem Blick in die Arbeiterzeitung ein Auszug aus einem Kommentar des ÖVP-Organes Neues Volksblatt.
    Walter Salzmann beschäftigt sich mit der gestern im SPÖ-Pressedienst veröffentlichten Reaktion von Zentralsekretär Blecher auf kirchliche Kritik an der sozialistischen Familienpolitik.
    Im Neuen Volksblatt heißt es... Hätte die Kirche nicht schon einen Martin Luther hervorgebracht, in Karl Blecher hätte sie einen gefunden.
    Einen, der es den Kirchenfürsten ganzgehörig gibt.
    Einen, der den Sündern deftig ins Gewissen redet.
    Nun ist Karl Blecher jedoch kein Martin Luther, sondern nur ein sozialistischer Zentralsekretär.
    Und als solchen sei ihm einiges verziehen.
    Beispielsweise seine Vergesslichkeit, dass ein guter Teil der Mittel aus dem Familienlastenausgleich, die der Gesetzgeber den Familien zugedacht hat, nach wie vor zweckwidrig verwendet wird.
    Und schließlich auch sein Ignorieren, dass jedes Anziehen der Steuerschraube kinderreiche Familien am härtesten trifft.
    Aber was erzählt man nicht alles, wenn man sich auf dem Schlips getreten fühlt?
    Abschließend noch Meinungen zur Entsendung oder besser Nicht-Entsendung von österreichischen UNO-Truppen in den Südlibanon.
    Zwei Kommentatoren, nämlich Alfred Peierleitner im Kurier und Thomas Coher in der Presse, konstruieren den Fall, dass Österreich einmal den Einsatz von UNO-Truppen benötigen könnte.
    Etwa bei einer Situation ähnlich 1938 oder bei Unruhen an der nordöstlichen oder südöstlichen Grenze.
    Im Kurier meint Alfred Peierleitner,
    Sie würden das Weltgewissen anklagen.
    Und Thomas Korherr in der Presse?
    Faktum ist, dass nun, da ein halbes Dutzend Staaten bereitwillig Soldaten schickt, darunter auch, dass sonst immer gerade für diese Regierung immer so beispielhafte Schweden, die Österreicher nicht mehr gebraucht werden, und dass man ihnen dies auch entsprechend mitgeteilt hat.
    Zweitens laufen wir Gefahr, dass unsere Wünsche an die Vereinten Nationen – und die sind, weiß Gott, groß genug – ähnlich behandelt werden wie jene, die das UNO-Generalsekretariat nach Wien gekabelt hat.
    Dilatorisch, halbherzig, zögernd.
    Das war die Inlandspresseschau, heute zusammengestellt von Wilfried Seifert.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 45 Minuten dreiviertel eins.
    Wir bringen Kulturberichte.
    Das Landestheater Salzburg bringt morgen in einer Neuinszenierung von Klaus Kmeiner die Oper Xerxes von Georg Friedrich Händl.
    Die Aufführung wird von Leopold Hager musikalisch geleitet.
    Mit dem Dirigenten und dem Regisseurspracher Robert Wolfund gestaltete diesen folgenden Beitrag.
    Nachdem kürzlich die Inszenierung von Schiller's Kabale und Liebe durch den Gastregisseur Gerd Hagen-Sebach einigen Staub aufgewirbelt hat, kann man von Klaus Gmeiner eine richtig kulinarische Inszenierung erwarten.
    Die international renommierten Künstler Bernd Müller und Jörg Neumann konnten für die Ausstattung gewonnen werden.
    Die Rollen sind mit Mitgliedern des hauseigenen Opernensembles besetzt.
    Wodurch es ergiebig wird, dem Publikum heutzutage eine Barockoper zu bieten, begründet der Chef des Mozarteumorchesters, Leopold Hager.
    Vor allen Dingen, dass wir uns mit einem Stil beschäftigen können, der also gerade
    in diesem Landstrich mehr oder weniger vollkommen vergessen ist.
    Und wir haben heute so viele Denkanstöße, was diese Musik betrifft.
    Ich erinnere nur, also seit das Bach-Orchester mit Karl Richter die letzten 15 Jahre herkommt, oder ob es die Akademie ist, oder ob es die Musiker, die Roma sind.
    Es gibt also heute, was die Musikhändler betrifft, so viele Möglichkeiten.
    Und vielleicht, wie immer,
    Einige Richtige, ich will nicht sagen die Richtige, aber einige Richtige und wir versuchen uns in diese Richtung zu bewegen.
    Aber in Verbindung mit der Bühne ist doch auch der Musiker eine vollkommen andere Funktion gegeben.
    Naja, in der damaligen Zeit haben die Leute ihre Gefühle nicht in der Form zum Ausdruck gebracht, wie wir das heute erwarten.
    Und darin entsteht natürlich eine gewisse Diskrepanz.
    Das hat sich ausschließlich musikalisch getan.
    Und das Agieren und alle diese Dinge waren eben nicht in der Form oder in einer anderen und uns vollkommen ungewohnten Form.
    Und das heute auf einen Stand zu bringen oder eine Übereinstimmung zu erzielen mit dem, was sich musikalisch tut und einer Aktion, die ein heutiger Theaterbesucher so versteht, dass er sich angesprochen fühlt, das ist das Problem.
    Herr Gmeiner, welche Lösung haben Sie für Ihre Inszenierung gefunden?
    Es galt in erster Linie, abgesehen vom musikalischen Konzept, eine brauchbare dramaturgische Fassung des doch sehr verworrenen Librettos zu finden.
    An das englische Original der Londoner Uraufführung des Jahres 1738 war nicht heranzukommen, also stand uns nur eine Bearbeitung aus dem Jahre 1925, die für die Händelfestspiele in Halle gemacht wurde, zur Verfügung.
    Diese Bearbeitung hätte meiner Meinung nach ebenfalls wieder gründlich bearbeitet werden müssen.
    Also kam mir die jüngst in Leipzig mit großem Erfolg erprobte Herzfassung sehr zu Pass.
    Joachim Herz, der Leiter der Komischen Oper in Berlin, in Wien durch zwei Operninszenierungen bekannt geworden.
    versucht die Handlung zu entrümpeln und zu vereinfachen, was mir sehr wichtig erscheint.
    Mit einem Wort, verständlich zu machen.
    Und ganz vorwegen ausgedrückt, die bei Händl nicht vorhandene psychologischen Züge der einzelnen Figuren behutsam nachzuzeichnen.
    Und dieses Konzept gefiel mir sehr, da mir für die Realisierung hier in Salzburg junge Sänger, alle um die 30 Jahre, darunter Josef Köstlinger, der herrliche Tamino aus Bergmanns Zauberflötenfilm als Xerxes, zur Verfügung stehen.
    Und mit denen es mir dann ein aufregendes Abenteuer wurde 1978 auf Händels Spuren nach einer interessierenden und hoffentlich nicht musealen Interpretation dieser so an Melodien reichen heiteren Oper aus der Barockzeit zu suchen.
    Morgen also Premiere der Oper Xerxes von Georg Friedrich Händl im Landestheater Salzburg unter der Regie von Klaus Gmeiner und unter dem Dirigenten Leopold Hager, diesen Beitrag hat Robert Wolf gestaltet.
    Das war's für heute.
    ... Musik ...
    Nun zu einem Film aus der Deutschen Demokratischen Republik, der sich mit dem Terrorismus in der Bundesrepublik Deutschland beschäftigt.
    In den 50er Jahren hatten sich die ostdeutschen Filmproduzenten des Öfteren mit bundesdeutschen Zuständen auseinandergesetzt.
    Damals sprach freilich auch die DDR offiziell vom Wunsch nach deutscher Einheit.
    Inzwischen betrachtet man den anderen deutschen Staat als Ausland und treibt in Babelsberg filmische Nicht-Einmischungspolitik.
    Der Streifen Brandstellen bildet seit langem eine der ganz wenigen Ausnahmen von dieser Regel, hören Sie näheres von Heinz Kersten.
    Deutschland im Herbst, eine Gemeinschaftsproduktion namhafter bundesdeutscher Filmemacher als Reaktion auf die Todesfälle Schleyer und Stammheim und ihre Folgen, ist gerade in den Kinos der Bundesrepublik angelaufen.
    Fast zur gleichen Zeit startete in DDR-Kinos ein Film, der sich ebenfalls mit den Terrorismusproblemen des Nachbarstaates auseinandersetzt, wenn auch nicht genau so aktuell auf die Oktoberereignisse des vergangenen Jahres bezogen.
    Brandstellen, eine Leinwandadaption des bereits früher erschienenen gleichnamigen Romans von Franz Josef Degenhardt.
    Es ist das zweite Buch des als Liedermacher bekannteren bundesdeutschen Schriftstellers.
    Die Hauptfigur Bruno Kappel trägt unverkennbar autobiografische Züge ihres Autors.
    Wie dieser ist auch Kappel ein gefragter Hamburger Rechtsanwalt,
    Wie Degenhardt in den letzten Jahren entwickelt sich auch der Roman- und Filmheld im Verlauf der Geschichte vom anti-autoritären Linken zum DKP-Anhänger.
    Kappel hatte als Student auf den Barrikaden des Pariser Mai 1968 gestanden, gemeinsam mit seiner damaligen Freundin Karin Kunze und seinem Kommilitonen Martin Baller.
    Heute lebt Karin im Untergrund der Terroristenszene.
    Kappel ist ihr Rechtsbeistand.
    Baller hat inzwischen Karriere als Staatsanwalt gemacht und
    Gefährtin Anklage erheben, wenn sie nach der Verwicklung in eine Schießerei mit Polizisten gefasst würde.
    Das aber bedeutete eine Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit, die auch seine heutige Stellung gefährden könnte.
    Baller möchte deshalb mit Geld Karin zur Flucht ins Ausland bewegen.
    Kappel will der Überbringer sein.
    Doch seine Mission scheitert.
    Karin lässt sich nicht zum Aufgeben überreden, bleibt entschlossen mit ihren Freunden den aussichtslosen Stadtguerillakampf fortzusetzen.
    Die Reise ins Ruhrgebiet auf der Suche nach der untergetauchten, ehemaligen Geliebten und zur goldenen Hochzeit der Eltern bringt Kappel aber eine andere wichtige Begegnung.
    Durch einen Autounfall lernt er die junge, attraktive Lehrerin Maria kennen, Mitglied der DKP.
    Was als Bettgeschichte beginnt, endet mit einer festen Bindung, die dem Anwalt auch politisch neue Wege weist.
    Zwar führen seine ironische Distanz zu Marias Genossen und deren Misstrauen gegenüber dem intellektuell freischwebenden Bündnispartner aus Liebe zu vorübergehender Trennung, aber das gemeinsame Engagement in einer Bürgerinitiative zur Erhaltung eines Naherholungsgebietes, dem Umwandlung in einen Truppenübungsplatz droht, lässt die beiden wieder zusammenkommen.
    Drehbuchautor Gerhard Bench und Regisseur Horst E. Brandt beweisen Vertrautheit mit dem Milieu ihrer Story.
    Bei der Realisierung in ähnlicher Umgebung angesiedelter Stoffe für das DDR-Fernsehen haben sie bereits mit den westdeutschen Autoren Max von der Grün und Günter Wallraff zusammengearbeitet.
    Ihre Kinofassung von Degenhards Brandstellen leidet denn auch nicht so sehr an einer Verzeichnung bundesrepublikanischer Realität als an der Oberflächlichkeit der Darstellung.
    Die unterschiedlichen Wege der 68er-Studentengeneration, Anpassung und Unbehagen linker Intellektueller, kleinbürgerliche Selbstzufriedenheit und demokratische Protestbewegungen, DKP-Bemühungen um Bündnispolitik, all diese Themen erscheinen vor Äußerlicht zu einem unterhaltsamen Bilderbogen ohne Tiefenschärfe, garniert mit viel Popmusik.
    An diesem unbefriedigenden Gesamteindruck kann auch die überzeugende Besetzung der Hauptrolle mit Dieter Mann, einem der begabtesten Schauspieler des Ostberliner Deutschen Theaters, nichts ändern.
    Vor vier Jahren hatte die DEFA schon einmal mit einem Film auf das Problem anarchistischer Tendenzen innerhalb der jungen Linken in der Bundesrepublik reagiert.
    Woltz, Leben und Verklärung eines deutschen Anarchisten.
    Damals diente die Biografie von Max Holz, Führer des Mitteldeutschen Aufstandes von 1921, als authentischer Hintergrund einer filmisch anspruchsvoll erzählten parabelhaften Legende, die als aktuelle Lehre vermitteln sollte.
    Revolutionäre Strategie und Disziplin können im politischen Kampf nicht durch Spontaneität ersetzt werden.
    Statt solch assoziativer Reflexion bundesdeutscher Gegenwart in historischem Gewande, versuchte man in Babelsberg jetzt eine ähnliche Thematik direkt anzugehen.
    Diesen Beitrag gestaltete Heinz Kersten und wir schließen das Journal mit Kurzmeldungen.
    Österreich.
    Am gestrigen Karfreitag haben sich im gesamten Bundesgebiet 91 Verkehrsunfälle mit Personenschaden ereignet.
    Insgesamt wurden 122 Menschen verletzt, doch gibt es keine Todesopfer.
    Am Karfreitag vergangenen Jahres sind bei 122 Unfällen sieben Menschen getötet und 181 verletzt worden.
    Nahezu gleich geblieben ist die Zahl der von den Sicherheitsorganen verfügten Anzeigen oder Organmandaten.
    Auch die etwa 60 eingezogenen Führerscheine entsprechen der gleichen Anzahl des Vorjahres.
    Frankreich.
    Der nach einer Schießerei zwischen Polizisten und mutmaßlichen Entführern des belgischen Industriel Nampin in der vergangenen Nacht festgenommene Gangster Alain Cayolle hat nach Angaben der Pariser Sicherheitsbehörden einige Hinweise auf seine Komplizen gegeben, denen die Flucht gelang.
    Diese Hinweise werden nun ausgewertet.
    Cayolle ist in Frankreich und in der Schweiz wegen bewaffneten Raubüberfalls mehrfach vorbestraft.
    Der Ölteppich vor der bretonischen Küste breitet sich weiter aus.
    Der gestrandete Öltanker Amokokadis war gestern unter dem Druck des hohen Seeganges in zwei Teile gebrochen.
    Die Regierung in Paris hat die Angebote mehrerer ausländischer Firmen abgelehnt, das abgelassene Öl sicherzustellen.
    Libanon.
    Der Befehlshaber der UNO-Truppen im Nahen Osten, der finnische General Silas Wo, ist heute aus Jerusalem kommend zu einem mehrstündigen Besuch in Beirut eingetroffen.
    Nach seinen Gesprächen mit dem libanesischen Verteidigungs- und Außenminister hat Silas Wo die Weiterreise in die syrische Hauptstadt Damaskus angetreten.
    Dänemark.
    Eine bis Montag anberaumte internationale Solidaritätskonferenz mit den Palästinensern verläuft zurzeit in Kopenhagen ohne Zwischenfälle.
    Die Tagung wird an einem geheim gehaltenen Ort in der dänischen Hauptstadt abgehalten.
    Zur Stunde findet im Zentrum Kopenhagens auch eine Demonstration statt, die von einem Komitee gegen den internationalen Terrorismus organisiert wurde.
    Die Demonstration wird von mehreren politischen Parteien und einigen Mitgliedern des Stadtrates von Kopenhagen unterstützt.
    Italien.
    Die Entführer von Aldo Moro haben nach jüngsten Untersuchungsergebnissen genügend Zeit gehabt, nach dem Anschlag die Stadt zu verlassen.
    Ein Zeuge hat angegeben, er habe eine halbe Stunde nach der Entführung auf dem Autobahnring um Rom zwei Männer gesehen, die ihre Fliegeruniformen auszogen.
    Derartige Uniformen waren von den Mitgliedern des Kommandos getragen worden.
    Ballistische Untersuchungen haben überdies ergeben, dass bei der Aktion insgesamt fünf Attentäter von der Schusswaffe Gebrauch gemacht haben.
    USA.
    Am kommenden Montag wird der längste Streik im amerikanischen Kohlenbergbau nach 110 Tagen wahrscheinlich beendet werden.
    Der Großteil der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter hat in der vergangenen Nacht in einer Urabstimmung einem Kompromissvorschlag für neue Lohnverträge zugestimmt.
    Das Abkommen dürfte noch heute unterzeichnet werden.
    Saudi-Arabien.
    Der saudi-arabische Rial wird ab 1.
    Juni für die nächsten fünf Jahre eine der Leitwährungen für die Festlegung der Sonderziehungsrechte des Weltwährungsfonds sein.
    Nach einer Meldung der Saudi-Arabischen Nachrichtenagentur ist diese Entscheidung bereits in der Vorwoche in einer Tagung der Exekutivdirektoren des Internationalen Währungsfonds gefallen.
    China.
    Erdölminister Sung Cheng Ming und 50 leitende Angestellte seines Ministeriums nehmen nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Neues China zur Zeit an einem Abendkurs über Förderung und Verarbeitung von Erdöl teil.
    Nach Worten des Ministers folgte damit den Anweisungen von Ministerpräsident Hua Kuo-Feng.
    Diese Kurzmeldungen standen am Schluss von 60 Minuten Information des aktuellen Dienstes.
    Die Journalredaktion meldet sich wieder am Ostermontag um 18.30 Uhr mit dem Abendjournal.
    Bis dahin zu jeder vollen Stunde die Nachrichten mit dem Wichtigsten aus aller Welt.
    Für das Team des Mittagjournals verabschiedet sich Herbert Dobrowolny.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel von Stephanie Geiges

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    Nachrichten
    Datum: 1978.03.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1978.03.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Syriens Bestrebungen, sich den Libanon anzueigenen
    Mitwirkende: Krause, Walter [Gestaltung]
    Datum: 1978.03.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Israel: Nahostlage wirkt sich ungünstig auf Tourismus aus
    Mitwirkende: Meisels, Moshe [Gestaltung]
    Datum: 1978.03.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ostern in Rom - vor dem Hintergurnd der Moro-Entführung
    Mitwirkende: Gallus, Rolf [Gestaltung]
    Datum: 1978.03.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Spaniens Fremdenverkehrsboom - Prozessionen als Hauptattraktion
    Mitwirkende: Mauersberger, Volker [Gestaltung]
    Datum: 1978.03.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zunahme der Eigentumswohnungen auf Kosten der Genossenschaftswohnungen
    Einblendung: Dkfm. Herbert Wöber (Verband der Gemeinnützigen Wohnbauer)
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Wöber, Herbert [Interviewte/r]
    Datum: 1978.03.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Premierenvorschau: Xerxes von Händel im Salzburger Landestheater
    Einblendung: Leopold Hager, Klaus Gmeiner, Musikausschnitt
    Mitwirkende: Wolf, Robert [Gestaltung] , Hager, Leopold [Interviewte/r] , Gmeiner, Klaus [Interviewte/r]
    Datum: 1978.03.25 [Sendedatum]
    Ort: Salzburg, Landestheater [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    DDR-Film "Brandstellen" über Terrorismus in der BRD
    Mitwirkende: Kersten, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1978.03.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1978.03.25
    Spieldauer 00:59:55
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Machatschke, Roland [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1978.03.25 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
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