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KI-generiertes Transkript
Die Zeit?
In fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Und hier meldet sich die Redaktion des Mittagschanals.
Guten Tag meine Damen und Herren.
Im Studio begrüßt Sie heute Ilse Vögel.
Kurz zu unserem Programm ein erster Überblick.
Inland.
Wir berichten vom Landesparteitag der Wiener Sozialisten.
Am Vormittag sprachen Bürgermeister Kratz und Bundeskanzler Kreisky.
Aus Innsbruck kommt ein Beitrag vom Bundestag des ÖAAB, heute Vormittag auf dem Programm ein Referat von Alois Mock.
Und die Bestimmungen des neuen Kreditwesensgesetzes, das am 1.
Jänner kommenden Jahres in Kraft tritt, erläutert dann ein Kollege der Wirtschaftsredaktion.
Ins Ausland, Alfons Thalmer meldet sich aus Rom.
In drei Stunden läuft ja das Ultimatum der Roten Brigaden für die Freilassung des Christdemokraten Aldo Moro ab.
Wie reagieren die politischen Parteien, will man vielleicht doch noch auf die Forderungen der Politgangster eingehen.
Und aus Frankreich meldet sich Ulrich Manz, ein westdeutscher Kollege, der sich mehrere Tage lang an der ölverseuchten Küste der Bretanen umgesehen hat.
Sein Eindruck, vieles deutet auf eine Katastrophe hin, für die man Jahre brauchen wird, um sie halbwegs zu bewältigen.
Die Kulturredaktion bringt dann heute Mittag unter anderem einen Vorbericht zur heutigen Premiere der Dreikroschenoper im Wiener Akademietheater.
Wir aber beginnen wie immer zunächst mit den Nachrichten.
Helmut Kollner ist heute der verantwortliche Chef vom Dienst und gesprochen werden die Meldungen von Josef Knatek.
Italien.
Papst Paul VI.
hat heute an die Entführer des christlich-demokratischen Parteipräsidenten Muro appelliert, ihr Opfer bedingungslos freizulassen.
Der Leiter des internationalen Caritas-Verbandes Monsignore Hüßler forderte unterdessen die Roten Brigaden auf, in Hinblick auf eine eventuelle Vermittlung seiner Organisation in der Muro-Affäre Kontakt mit ihm aufzunehmen.
Die römische Zeitung La Republica hat in ihrer heutigen Ausgabe einen Appell Moros an seine Parteifreunde veröffentlicht, die Forderungen der Terrororganisation zu erfüllen und durch einen Gefangenenaustausch seine Freilassung zu erwirken.
Die Zeitung erhielt den Brief nach Angaben der Redaktion gestern Abend von den Roten Brigaden, die mit der Ermordung Moros für den Fall gedroht haben, dass die Regierung nicht bis heute 15 Uhr auf die Forderung nach Freilassung einer nicht bekannten Zahl kommunistischer Häftlinge eingeht.
Von der christlich-demokratischen Partei wurde bisher nicht bestätigt, dass der in der Republika abgedruckte Brief mit dem Schreiben identisch ist, das Parteisekretär Zaccagnini am Donnerstag von Moro erhielt.
Moro bezeichnet sich in seinem Brief neuerlich als politischen Gefangenen und kritisiert die unnachgiebige Haltung der italienischen Regierung.
Die Presse des Landes nimmt auch heute eine feste Haltung ein.
So schreibt die Turiner Zeitung Last Tampa, der Austausch zwischen Gefangenen sei in einem Rechtsstaat unmöglich.
In Padua haben unterdessen heute früh unbekannte Täter den Verleger der Zeitung Il Gazzettino, Riondato, durch mehrere Schüsse verletzt.
Südkorea, Finnland.
Bei der am vergangenen Donnerstag in der Sowjetunion zur Landung gezwungenen südkoreanischen Verkehrsmaschine sind offenbar mehrere Mängel festgestellt worden.
Wie heute in Seoul bekannt wurde, soll das Flugzeug nicht mit dem auf der Nordpolroute erforderlichen Navigationssystem ausgerüstet gewesen sein.
Dem Flugzeugführer soll ein Verfahren wegen Verletzung sowjetischen Luftraumes drohen.
An Bord der Boeing 707 sollen sich derzeit 97 Fluggäste befinden.
Angeblich wurden bei der Landung zwei Personen getötet und mehrere Passagiere verletzt.
Da Südkorea keine diplomatischen Beziehungen zur Sowjetunion unterhält, sollen die Passagiere heute Abend von einem Flugzeug der amerikanischen Gesellschaft Pan Am abgeholt und nach Helsinki gebracht werden.
Von dort sollen sie die Reise mit einer südkoreanischen Maschine fortsetzen, die bereits in der finnischen Hauptstadt eingetroffen ist.
Österreich.
Vor den Teilnehmern an einer Enquete über Möglichkeiten der Kriminalitätsvorbeugung sagte Justizminister Broda heute in Wien, Sicherheits- und Kriminalpolitik dürfe niemals Strafpolitik allein sein.
Verbrechensverhütung und Verbrechensvorbeugung seien Stets Aufgaben der gesamten Gesellschaft.
Broda tat für verstärkte Anstrengungen ein, dass Verurteilte nach der Haftentlassung nicht neuerlich straffällig werden.
In diesem Zusammenhang tat der Justizminister für den raschen und erfolgreichen Abschluss der Strafrechtsreform ein.
Vor dem Landestag des Bundes Sozialistischer Akademiker in Oberösterreich sagte heute Nationalbankdirektor Kienzl, die Konjunkturprognosen sagten auch für die nächsten Jahre nur Wachstumsraten von etwa 3 Prozent voraus.
Dies bedeute unter anderem, dass die Frage zu stellen sei, ob eine sinkende Arbeitszeit und die Befreiung vom Leistungsdruck überhaupt überlegt werden könnten oder ob nicht alle Kräfte mobilisiert werden müssten, um zumindest die reduzierten Wachstumsraten realisieren zu können.
Zur Energiefrage meinte Kienzel, die Kernkraftwerkstechnologie habe es den europäischen Volkswirtschaften möglich gemacht, sich aus dem energiewirtschaftlichen Würgegriff der Öl-Scheichs zu befreien.
USA.
In einer Rede vor der amerikanisch-arabischen Handelskammer in Washington ersuchte gestern Finanzminister Blumenthal, die Vertreter der Erdöl exportierenden Länder mit Rücksicht auf die krisenhafte Lage der Weltwirtschaft den Rohölpreis zumindest in diesem Jahr nicht zu erhöhen.
Blumenthal betonte, die Vereinigten Staaten hätten zuletzt mit den Öl produzierenden Staaten eng zusammengearbeitet, um die weltweite Inflation zu mindern und die Wirtschaftsrezession zu überwinden.
Nach den Worten des amerikanischen Finanzministers ist Washington bemüht, durch eine Verminderung der Öleinfuhren in den USA und die Bekämpfung der Inflation den Wert des Dollars zu stützen.
Bundesrepublik Deutschland.
Wenige Stunden nach Verkündung der Urteile im sogenannten Exorzisten-Prozess in Aschaffenburg, wo gestern zwei katholische Geistliche und die Eltern der nach Teufelsaustreibungen verstorbenen 23-jährigen Studentin Anneliese Michel bedingte Freiheitsstrafen von je sechs Monaten wegen fahrlässiger Tötung erhielten, plädierte gestern Abend der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Ratzinger, in einer Sendung des Bayerischen Fernsehens für eine Reform des Rituale Romanum.
Die aus dem Jahre 1614 stammende Schrift enthält die kirchlichen Regeln und Anweisungen für den Exorzismus.
Ratzinger betonte, dass im Falle einer Teufelsaustreibung ein Arzt beigezogen werden solle.
Im Übrigen könnten Dämonen von der Seele nicht Besitz ergreifen.
Grundsätzlich bekannte sich der Kardinal auf philosophischer Ebene zum Teufelsbegriff als einem Symbol für das Böse.
Sowjetunion.
Der amerikanische Außenminister Vance, der in den vergangenen Tagen mit seinem Ressortkollegen Gromyko Verhandlungen über ein neues Abkommen zur Begrenzung der strategischen Rüstung geführt hatte, wurde heute Vormittag von Staats- und Parteichef Brezhnev empfangen.
Außer den Israel-Gesprächen dürften die Lage in Afrika und die Situation im Nahen Osten zwischen Vance und Brezhnev erachtet worden sein.
Bei den SAL-Verhandlungen dürfte kein entscheidender Durchbruch gelungen sein, obwohl von beiden Seiten das gute Gesprächsklima betont wurde.
Vance wird morgen Moskau verlassen und auf der Rückreise nach Washington in London Zwischenstation machen, wo er mit den Außenministern Großbritanniens, Frankreichs, Kanadas und der Bundesrepublik Deutschland zusammentrifft.
USA.
In einer vom Weißen Haus veröffentlichten Erklärung rief Präsident Carter alle Länder der Erde auf, ihre Stimmen gegen die Menschenrechtsverletzungen in Kambodscha zu erheben.
Wörtlich sagte Carter, Massenhinrichtungen seien an der Tagesordnung und das kommunistische Regime verbreite ein Klima der Angst und des Schreckens.
Bei einem Kambodscha-Hearing in Oslo erklärte unterdessen der Chefredakteur der Asien-Ausgabe des Magazins Reader's Digest, seit der kommunistischen Machtübernahme vor drei Jahren seien in Kambodscha an die 750.000 Menschen ermordet worden.
Vereinte Nationen.
Mit 99 gegen 14 Stimmen billigte in der vergangenen Nacht die UNO-Vollversammlung in New York die Bereitstellung von 54 Millionen Dollar zur Deckung der Kosten für die Stationierung der UNO-Friedenstruppen im südlichen Libanon.
Das Geld reicht vorerst bis 18.
September.
Ägypten.
Der amerikanische Sonderbeauftragte für den Nahen Osten, Atherton, berät heute in Kairo mit dem ägyptischen Außenminister Kamel Möglichkeiten für eine Wiederaufnahme der seit Anfang Jänner unterbrochenen Friedensgespräche zwischen Ägypten und Israel.
Morgen ist eine Zusammenkunft mit Staatspräsident Sadat in der Hafenstadt Hurghada am Roten Meer geplant.
Nach Angaben der in Kairo erscheinenden Tageszeitung Al-Ahram von heute haben die Sicherheitsbehörden des Landes an die 20 angebliche Mitglieder einer extremistischen Organisation festgenommen, die eine Serie von Attentaten vorbereitet haben soll.
Die Behörden prüfen derzeit mögliche Verbindungen der Organisation zu den roten Brigaden in Italien.
Das waren die Meldungen.
Die Wetterlage, großräumiger Luftdruckanstieg über Mitteleuropa führt zum Aufbau eines Hochdruckgebietes.
Die im Alpenraum noch vorhandenen Störungsreste werden aufgelöst.
Die Wetteraussichten bis morgen früh, unterschiedlich, vielfach auch aufgelockert oder gering bewölkt und durchwegs niederschlagsfrei.
Mäßige Winde aus verschiedenen Richtungen, Nachmittagstemperaturen 12 bis 16 Grad, Frühtemperaturen morgen 1 bis 6 Grad.
Die Wetteraussichten für morgen.
Allgemein sonniges Wetter.
Übermittag gebietsweise Haufenwolkenbildung.
Schwachwindig.
Tageshöchsttemperaturen 13 bis 18 Grad.
Und nun noch die Messwerte von heute 12 Uhr.
Wien, Wolkig 15 Grad, Nordwestwind 15 Kilometer in der Stunde.
Eisenstadt-Heiter 15, Nordwest 30.
Linz, Wolkig 13 Grad, Westwind 20 Kilometer in der Stunde.
Salzburg, Wolkig 13 bei Windstille.
Innsbruck stark bewölkt 11 Grad, Südostwind 10 Kilometer in der Stunde.
Bregenz, Wolkig 10, Nordwest 2, Graz, Wolkig 14 Grad bei Windstille und schließlich Klagenfurt, Heiter 13 Grad, Südostwind 10 km in der Stunde.
In fünf Minuten ist es Viertel eins.
Hochspannung kärcht in dieser Mittagsstunde in Italien.
Man bangt um das weitere Schicksal von Aldo Moro.
In knapp drei Stunden läuft hier das Ultimatum der Roten Brigaden ab.
Sie fordern die Freilassung aller inhaftierten Gesinnungsgenossen im Austausch für Moro.
Das, nachdem erst Anfang der Woche fast so gut wie festzustehen schien, dass Moro von seinen Entführern ermordet worden ist.
Aber die Politgangster hatten die Öffentlichkeit, die Sicherheitsbehörden, die Politiker nur genarrt.
Ihnen nur gezeigt, welche Marionetten sie in ihren Augen sind.
Fast zwei Tage lang suchte man nach der Leiche Moros.
Dann kam ein neues Lebenszeichen.
Und wieder steht man am Ausgangspunkt.
Wird nun die Regierung Andriotti der Erpressung von Politgangstern nachgeben oder nicht?
Aus Rom meldet sich Alfons Thalmer.
Gerade wird im Vatikan ein Handschreiben des Papstes Paul VI.
an die Roten Brigaden verteilt, indem der Papst um das menschliche Leben im Allgemeinen und im Besonderen für das des Aldo Moro bittet.
Aber wenn die italienischen Terroristen sich an den Buchstaben ihrer Mitteilung Nr.
7 vom vergangenen Donnerstag, an den Wortlaut des darin enthaltenen Ultimatums und an die gesetzte Frist halten,
Dann ist ab heute 15 Uhr in weniger als drei Stunden das Schicksal des Staatsmannes Aldo Moro im Prinzip besiegelt.
Denn das Ergebnis der fast ununterbrochenen zweitägigen Beratungen der Regierung, der christlich-demokratischen Partei und der Koalition entspricht nach seinem jetzigen Stand in keiner Weise den Forderungen der Roten Brigaden.
Die Terroristen haben direkt die Democracia Christiana und die Regierung angesprochen.
und eine Entscheidung über die Freilassung ihrer von staatlichen Behörden festgehaltenen Genossen verlangt.
Die Regierung und die Demokratie Christianas sind aber nicht bereit, mit ihnen zu verhandeln, geschweige denn, den Austausch zwischen Moro und den festgehaltenen Terroristen ins Auge zu fassen.
Die christlich-demokratische Partei hat sich lediglich im moralischen und seelischen Notstand zum Vorschlag durchgerungen,
die internationale katholische Caritas-Organisation zu bieten, ihre Dienste anzubieten, um mit den Roten Brigaden in Kontakt zu treten.
Diese Aktion will offensichtlich auch der Heilige Vater unterstützen.
Die Regierung ihrerseits werde es nicht verhindern, das ist weiter beschlossen worden, wenn die Familie Moro eine Möglichkeit finde,
mit den Terroristen eine Verbindung aufzunehmen und um eine Präzisierung der Forderungen zu suchen.
Die Grundlage dieser beschlossenen Verhaltensweise ist das Prinzip, wonach der Staat und die Parteien das Bestreben der Roten Brigaden als eine zumindest revolutionär legitimierte Kraft und als ein konkreter Partner des Staates anerkannt zu werden, nicht fördern können.
Vor allem aber in der Sache selbst, die Freilassung der gefangenen Terroristen, ist der Grundsatz ausschlaggebend, dass eine solche Maßnahme gesetzlich nicht möglich ist und politisch zufolge haben würde, dass der Entführung Moros eine unübersehbare Kette von weiteren Entführungen und Erpressungen folgen müsste.
Sollte jedes Mal ein politischer Preis gezahlt werden und nach einem Präzedenzfall Moros würde es erst recht schwer sein, es abzulehnen,
könnten die roten Brigaden Schritt für Schritt den bestehenden Staat zersetzen und eine eigene Herrschaft errichten.
Ganz abgesehen davon, dass die Sicherheitsorgane des Staates, 80.000 Karabinieri, 60.000 Polizisten und so weiter, jede politische und berufsethische sowie psychologische Motivierung für ihren Dienst
und ihre allein in den letzten zwei Jahren über 200 Mann zählenden Todesopfer aus dem Kampf mit dem Terror verlieren müssten.
Das ist im Grunde genommen auch der Standpunkt aller anderen demokratischen Parteien.
Keine zieht die Erfüllung der ultimativen Forderung der Roten Brigaden in Betracht.
Die Meinungsverschiedenheit etwa zwischen den Kommunisten und den Sozialisten betrifft lediglich die Frage der Aufnahme von Verhandlungen.
und die Bereitschaft, irgendeinen anderen politischen Preis den Roten Brigaden anzubieten.
Zum fachgerecht gewählten Zeitpunkt der psychologischen Kriegsführung haben indessen die Terroristen Fotokopien des letzten Briefes von Moro an die Familie so zugespielt, dass der Text heute früh der Öffentlichkeit bekannt wurde.
Stilistisch besser als die vorangegangenen Schreiben verfasste
Auch mit einer normaleren und persönlicheren Handschrift geschrieben, stellt der Text den verzweifelten Versuch eines Menschen in größter Bedrängnis dar, seine Freunde zu überzeugen, dass sowohl ihre menschliche Pflicht als auch die politischen Interessen des Staates es erfordern, dem Ultimatum der Roten Brigaden stattzugeben und in diesem Sinne Verhandlungen aufzunehmen.
Das Dramatische an diesem Dokument ist es,
dass Moro die Verantwortung für seinen Tod höchstens in fernen Andeutungen den Terroristen, sonst aber mit Nachdruck und vordergründig der Demokratia Christiana auflastet.
Unter dem bewegenden Eindruck dieses Briefes beginnt nun das Warten auf das Kommende.
Es kann auch noch Tage, ja Wochen vielleicht dauern, wenn nicht neue und ausschlaggebende Momente auftauchen.
Alfons Dalma berichtete aus Rom.
Wir werden natürlich im Abendschanal über den aktuellen Stand dieser Affäre berichten.
Eine Minute nach Viertel Eins ist es jetzt nun zu Themen aus Österreich, zu Inlandsthemen.
Rund ein halbes Jahr vor den Landtagswahlen in der Bundeshauptstadt hält die regierende Wiener SPÖ in der WIG-Halle Oberla ihren letzten Landesparteitag vor diesen Wahlen ab.
Dieser Parteitag steht unter dem Motto Wien in den 80er Jahren.
Nahezu die gesamte SPÖ-Spitze hat sich zu diesem Parteitag eingefunden.
Unter den Gästen des Parteitags sah man auch einige tschelienische Exilpolitiker.
Über die Veranstaltung berichtet im folgenden Beitrag Johannes Fischer.
Eineinhalb Jahre vor der nächsten Nationalratswahl und nur knappe sechs Monate vor den Landtagswahlen in der Bundeshauptstadt bereiten sich alle drei im Nationalrat vertretenden Parteien auf diese Urnengänge vor.
Jede auf ihre Weise.
In Innsbruck setzt die große Opposition derzeit auf ihren Arbeitnehmerflügel und seine bessere Repräsentanz nach außen.
In Graz hat die kleine Opposition einen neuen Parteiobmann bestellt, von dem sich offensichtlich die Rückkehr alter und neuer Wählerschichten erhofft.
In Wien eröffnet und verschärft die größte Teilorganisation der Regierungspartei, die Wiener SPÖ, den politischen Kampf gegen beide, ÖVP wie Freiheitliche.
Deutlicher als in den vergangenen Monaten geht die SPÖ zum Angriff über.
Die Wiener Landtagswahlen vom Oktober dieses Jahres werden erstes Signal dafür sein, ob die Regierung Kreisky auch nach 1979 weiter am Ruder bleibt oder nicht.
Wobei heuer die Situation für die Wiener SPÖ vielleicht schwieriger als früher, für die Opposition in Wien vielleicht leichter als noch vor einigen Jahren ist.
Das Rekordergebnis der Wiener SPÖ aus dem Jahr 1973 mit 60,2 Prozent der Stimmen dürfte aller Voraussicht nach nur schwer wieder erreichbar sein.
Bedenkt man vor allem die Ereignisse der letzten Zeit.
Brückeneinsturz und Sperren, Verkehrssituation, Stadtplanung.
Die ÖVP mit ihrem neuen Obmann Busweg glaubt hier gegenüber Leopold Graz aufholen zu können.
Die Freiheitliche möchte einiges vom Erfolg des Grazer Bürgermeisters Alexander Götz auch auf Wien transponieren.
Daher waren ÖVP und auch FPÖ die Hauptzielscheiben der Rede des Wiener Bürgermeisters.
Eine Partei, liebe Freunde, die ihren Obmann nicht herzeigen will, ja nicht einmal einmütig einen Fraktionsführer im Nationalrat findet, wird auch dann nicht mit den Problemen fertig werden, wenn sie sich einen neuen Bündnispartner anlacht.
Einen Bündnispartner, der anscheinend einigen von Ihnen imponiert hat,
weil er nicht gelernt oder schon wieder verlernt hat, wie man unter zivilisierten Menschen miteinander verkehrt und dessen pflegelhaften Stil sie jetzt selbst sogar noch nachahmen.
Vielleicht gibt es welche, die glauben, sie könnten bekannt werden, indem sie den Bundeskanzler bepflegen.
Bekannt werden vielleicht, berüchtigt werden wahrscheinlich, beliebt werden aber sicher nicht.
Auch Bundeskanzler Kreisky stellte das Modell der Grazer ÖVP-FPÖ-Koalition für den Bürgermeister in den Mittelpunkt seiner Angriffe.
Man kann doch nicht annehmen, dass eine Partei wie die Volkspartei, dem Nachfahrer der alten Christlich-Sozialen Partei, dass eine solche Partei nicht um die Bedeutung des Bürgermeisters in der zweitgrößten Stadt der Republik wüsste.
Man kann also nur zu dem Schluss kommen, dass sich dahinter mehr verbirgt, nämlich die Vorbereitung einer neuen politischen Konstellation, wie sie niemals in der Zweiten Republik gegeben hat, hingegen die meiste Zeit
in der Ersten Republik.
Diese Erinnerung an die Erste Republik verband der Kanzler übrigens mit der Bemerkung, die christlich-sozialen hätten immer eine Front gegen die Sozialdemokraten errichten wollen.
Seinen Hauptangriff auf die Volkspartei und die FPÖ kombiniert der Kanzler aber dann gleichzeitig mit einer Warnung an die eigenen Genossen, dass er, Kreisky, der SPÖ zwar sicher noch bei den nächsten Wahlen, aber doch nicht zeitlich unbegrenzt zur Verfügung stehen werde.
Man soll ja nicht glauben,
dass man in einem demokratischen Staat Wahlen im blinden Vertrauen zur Kraft gewisser Persönlichkeiten gewinnen kann.
Gewinnen kann solche Wahlen nur die ganze Partei für die Ziele der ganzen Partei.
Und deshalb, Genossen und Genossinnen, so beglückend das Vertrauen ist, das der eine oder andere von uns von der Partei bekommt, so beglückend es ist, dass dieses Vertrauen auch bestätigt wird von der Mehrheit des österreichischen Volkes, so sind Wahlen ein so politischer Vorgang,
dass sie um politische Fragen geführt werden müssen.
Und eine der wichtigsten muss doch die sein, soll in Österreich weiter sozialdemokratisch regiert werden oder soll reaktionär regiert werden?
Das ist die Frage, die sich das nächste Mal stellen wird.
Damit dürfte wohl eine der Zentralaussagen für den Wahlkampf 1979 feststehen.
Welchen Stellenwert die Wiener Landtagswahlen für die SPÖ haben, machte der Kanzler dann mehr als deutlich.
Ich möchte heute hier bei dieser letzten großen Gelegenheit vor den Wahlen Sie alle im Namen der ganzen großen sozialistischen Bewegung bitten,
Setzen Sie alle Kraft ein, damit die Wiener Wahlen die große Ankündigung des Wahlerfolgs im Jahre 79 sind.
Die Fronten der heimischen Innenpolitik dürften sich mit diesem indirekten Wahlkampfauftakt der Wiener SPÖ wohl noch um einige Nuancen verschärfen.
Vom Landesparteitag der SPÖ in Wien berichtete Johannes Fischer.
Und bevor wir jetzt weiter nach Innsbruck schalten, dort findet ja der Bundestag des ÖAAB statt, kommen wir kurz vorher noch zu einem anderen Beitrag.
Es geht um einen reinen Wirtschaftsbeitrag und zwar geht es um das neue Kreditwesengesetz.
Es soll ja am 1.
Jänner des kommenden Jahres in Kraft treten und das bisher geltende Kreditwesengesetz aus der deutschen Rechtsordnung ablösen.
Die wichtigsten Punkten der Neufassung betreffen die gesetzliche Verankerung des Bankgeheimnisses und eine Mindestzinssatzregelung für Spareinlagen durch den Finanzminister.
Bei genauem Studium des vom Ministerrat verabschiedeten Gesetzentwurfes, der inklusive Erläuterungen 127 Seiten dick ist, fällt aber noch eine wichtige Neuerung auf.
Erstmals nämlich soll in Österreich auch die Frage der Zahlungseinstellung von Banken und Sparkassen gesetzlich geregelt werden.
Aber hören Sie mehr dazu von Helmut Glezander.
Als Ziel der neuen Rechtsgrundlage für Geldgeschäfte aller Art durch Banken und Sparkassen nannte Finanzminister Androsch Rechtssicherheit und Eingang mit der Bundesverfassung, Erhaltung einer funktionsfähigen Geldwirtschaft sowie Schutz von Gläubigern und Konsumenten.
Zu diesem Schutz der Gläubiger, damit sind die Sparer gemeint, die einer Bank gegen Zinsen Geld geborgt haben, zählt auch der Schutz vor einem Bankenkrach.
Im Paragraf 29 des neuen Kreditwesengesetzes ist festgehalten, dass die Bundesregierung per Verordnung alle österreichischen Banken und Sparkassen zusperren kann.
Der genaue Wortlaut des Paragraf 29 mit der Überschrift Moratorium, zu Deutsch Zahlungseinstellung, lautet, geraten mehrere Kreditunternehmungen durch Ereignisse und Schwierigkeiten, die auf eine allgemeine politische oder allgemeine wirtschaftliche Entwicklung zurückzuführen sind.
Und entstehen dadurch Gefahren für die gesamte Volkswirtschaft, insbesondere für die Aufrechterhaltung des Zahlungsverkehrs, so kann die Bundesregierung nach Anhörung der Österreichischen Nationalbank durch Verordnung bestimmen, dass alle Kreditunternehmungen oder alle Kreditunternehmungen innerhalb eines bestimmten Gebiets für den Verkehr mit ihrer Kundschaft vorübergehend geschlossen werden und Zahlungen und Überweisungen weder leisten noch entgegennehmen dürfen.
Die Beschränkungen im Zahlungsverkehr können auch nur für bestimmte Arten oder für einen bestimmten Umfang von Bankgeschäften ausgesprochen werden.
Eine derartige Bestimmung existiert im geltenden Kreditwesengesetz, das noch aus der deutschen Rechtsordnung stammt, nicht.
Hier heißt es, der Reichswirtschaftsminister, den es bei uns natürlich nicht mehr gibt, könnte im Falle dringender Gefahren einstweilige Anordnungen treffen, die sich aber wiederum nur auf eine einzelne Bank oder Sparkasse beziehen können.
In dem nun von der Bundesregierung verabschiedeten Gesetzentwurf wird dagegen ausdrücklich von allen Kreditunternehmungen oder allen Kreditunternehmungen in einem bestimmten Bereich Österreichs gesprochen.
Der Hintergrund für diesen Schutz vor einem Bankenkrach findet sich in zwei Zahlen begründet.
In ganz Österreich waren im März des heurigen Jahres 72 Milliarden Schilling an Banknoten oder Münzen im Umlauf.
Die Spareinlagen bei den Geldinstituten beliefen sich auf 376 Milliarden Schilling, also fünfmal so viel.
Wenn nun im Fall einer politischen Krise jeder Österreicher seine Spargroschen abheben wollte, so gäbe es ganz einfach nicht so viel Geld bei uns.
Und die zwangsläufige Folge wäre ein totaler Kollaps der Wirtschaft.
Denn umgekehrt können ja auch die Banken und Sparkassen nicht ihre Kredite, die sie mit den Sparanlagen finanziert haben, plötzlich fällig stellen und zurückfordern.
Daher heißt es auch in den Erläuterungen zu diesem Gesetz, um die Auswirkungen und Schwierigkeiten auf Kreditunternehmungen im Inland zu vermeiden, ist es erforderlich, für derartige Ausnahmefälle Vorsorge zu treffen.
Da derartige Maßnahmen nur in besonders wichtigen Fällen ergriffen werden sollen, können solche Vorkehrungen nur von der Bundesregierung durch Verordnung und nur vorübergehend.
höchstens auf sechs Monate getroffen werden.
Der Bundesminister für Finanzen kann in der Zeit zwischen der Beschlussfassung der Bundesregierung über die Verordnung und deren Inkrafttreten einen kurzbefristeten Auftrag an die Kreditunternehmungen erteilen, ihre Schalter geschlossen zu halten.
Mit dem letzten Satz ist gemeint, dass bei Gefahr im Verzug, wenn also schnelles Handeln erforderlich ist, der Finanzminister die Banken und Sparkassen auch telefonisch oder per Pferdenschreiber zum Herunterlassen der Rollbanken fahren lassen kann.
Beamte im Finanzministerium betonen zu diesen Bestimmungen, dass solche Regelungen zur Abwehr von Panikreaktionen in allen modernen Gesetzen über das Geldgeschäft international üblich sind.
Und von den Banken und Sparkassen wurden im Begutachtungsverfahren keine wesentlichen Einwände gegen diesen Krisenparagrafen für die österreichische Geldwirtschaft gemacht.
Soviel also zum neuen Kreditwesengesetz.
Ein Beitrag von Helmut Glitzander war das.
Zwei Minuten vor halb eins ist es jetzt.
Mit der Neuwahl der Führungsspitze geht heute im Innsbrucker Kongresshaus der gestern begonnene Bundestag des ÖVP-Arbeiter- und Angestelltenbundes zu Ende.
Bei dieser Veranstaltung, die unter dem Motto steht, wir tragen Verantwortung, versuchte der ÖAAB seine grundsätzliche politische Position und die konkreten Aktionsschwerpunkte für die nächste Zeit abzustecken.
Über den letzten Tag der ÖAAB-Beratungen berichtet nun direkt aus Innsbruck
Finale des 14.
Bundestages des ÖVP-Arbeitnehmerflügels in Innsbruck.
Durchgehend ein Tenor in den Reden der Führungstroika, ob man mock, geschäftsführender Obmann Kohlmeier, Generalsekretär Heinzinger, nämlich, das Gesellschaftsbild des Sozialismus sei abzulehnen, weil es den totalen Versorgungsstaat anpeile.
Erfolge in der Vergangenheit, etwa bei Arbeiterkammer- oder Personalvertretungswahlen, geben Anlass zu Optimismus für den ÖAB, für die gesamte ÖVP.
Immer wieder Hinweise, dass es in bestimmten Fragen etwa der Lohnsteueranpassung durch lange Zeit Bewusstsein gebildet werden müsse, wie es etwa in der Vergangenheit in der Urlaubsfrage geschehen sei.
Hier machte sich noch vor der Gesamtpartei der ÖAB für eine Woche Urlaub zusätzlich stark.
Vertrauen in die eigene Stärke, etwa im Hinblick auf Umfrageergebnisse, dass heute 77 Prozent der Österreicher den ÖAB kennen, vor vier Jahren waren das lediglich 52 Prozent.
Soweit die Redeleitlinien.
Es gehört nicht übermäßig viel Fantasie dazu, das Tagungssymbol, eine Hand, im Handteller die Worte, wir tragen Verantwortung, als Hand ausgestreckt nach potenziellen Wählern zu sehen.
Die Kurzformel hat ÖAB-Generalsekretär Heinzinger heute Vormittag ausgesprochen, nämlich Vertrauen mal Durchschlagskraft ist gleich Wahlerfolg.
Voraussetzung, nicht ideologischen Wein predigen und sich in Wirklichkeit der pragmatischen Wasserleitung bedienen.
Einige Redeausschnitte.
Der geschäftsführende ÖAB-Obmann Kohlmeier zum Satz, dass der ÖAB Verantwortung auch für die ÖVP zu tragen habe,
Die Zeiten, wo man dem ÖAB gleichsam mit freundlichem Schulterklopfen ein bestimmtes Revier der politischen Arbeit, nämlich Betreuung der Arbeiter und Angestellten und eventuell der Sozialpolitik, zugewiesen hat, sind vorbei.
Mit Recht wird immer wieder darauf hingewiesen, dass wir uns auf dem Weg in die Arbeitnehmergesellschaft befinden.
In dieser Arbeitnehmergesellschaft kann eine Volkspartei nur stark sein und stärker werden, wenn sie sich mit den sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Interessen der Arbeitnehmerschaft voll identifiziert.
Sie ist aber dabei,
allen anderen Parteien überlegen, weil die österreichische Volkspartei eine soziale Integrationspartei ist und weil in ihr Menschen aller Berufsgruppen und sozialer Schichten ihre Heimat haben.
Generalsekretär Heinzinger kritisierte, dass es den Sozialisten, besonders in den Arbeiterkammern und im ÖGB, am Demokratieverständnis mange.
Ein Beispiel, aus dem Heinzinger sozusagen ein Missverhältnis abliest?
2850 Angestellte haben ÖGB und die Arbeiterkammern, 160 Beschäftigte ÖRAB und Fraktion Christlicher Gewerkschafter.
Heinzinger?
Dieses David-Goliath-Verhältnis ist für uns immer wieder eine Herausforderung, den Sozialismus durch bessere Ideen, durch wirksamere Programme und durch mehr persönlichen Einsatz aus dem Feld zu schlagen.
Das Menschenbild der Volkspartei, die Vorstellung vom freien Bürger in sozialer Geborgenheit, ist die unversiegbare Kraftquelle unseres Optimismuses und unseres Kampfgeistes.
Das umfassendste Referat des Tages kam vom alten und neuen ÖAB, ob man alles mag.
Es gipfelte in der Aufforderung, es sei zu wenig, sich gegen sozialistische Gesellschaftspolitik nur defensiv zu verhalten.
Sagen wir diesen sozialistischen Kollegen am Arbeitsplatz und in den Büros, dass jene, die sich zur Familie als zentrale Institution der Gesellschaft, zum Elternrecht, zur Eigentumsbildung in der Hand des Einzelnen und nicht in der Hand des Apparats bekennen,
Sagen wir ihnen, dass ihre natürliche politische Heimat bei uns ist, beim Arbeit- und Angestelltenbund auf politischer Ebene und bei der Fraktion Christlicher Gewerkschafter.
Sprechen wir mit jenen, die wissen, und es sind viele, noch viel mehr als die, die uns bisher gewählt haben, dass sinnvolle, wachsende Freiheit,
wachsende Bereitschaft zur Eigenverantwortung bedingt, dass wachsende Rechte auch wachsende Pflichten bedeuten.
Alle, die das akzeptieren, sich dazu bekennen, sind potenziell unsere politischen Wähler.
Zeigen wir ihnen, dass sie nicht Wegwerfwähler sind, die vielleicht ein Stück des Weges mit uns gehen sollen, sondern dass wir ihnen eine
Bemerkenswertes Extempore am Schluss dieses Redeausschnitts des Fraktionsführers der großen Opposition im Parlament, Alois Mock, seinen ÖAB-Stallgeruch werde er auch als Klubobmann nicht loswerden.
Soweit einige Eindrücke vom Abschluss des 14.
Bundestages des ÖAB in Innsbruck und damit zurück zum Studio des Mittagschannals.
Erich Eichinger war das, der berichtet hat und wir bleiben gleich beim Thema.
Mit den Aussagen, die nämlich gestern beim ÖAAB-Bundestag gemacht worden sind, setzen sich heute die Kommentare und Leitartikel der österreichischen Zeitungen zusammen.
Für die Auswahl der Zitate ist Hans Langsteiner verantwortlich.
Der Bundestag des ÖAAB in Innsbruck ist heute das Zentralthema der innenpolitischen Zeitungskommentare.
In der Presse befasst sich eine Klosse mit dem vom ÖAAB selbst gestern zurückgewiesenen Vorwurf des Linksüberholens.
Man liest, wie richtig doch die Feststellung, dass dieser Ausdruck nicht nur vom politischen Gegner verwendet wurde und wird.
Doch hatten die Kritiker mit dieser Feststellung nicht auch manchmal Recht?
Musste nicht da und dort die taktische Vorgangsweise des ÖAAB dieses Vorurteil erhärten?
Unter der neuen Führung Mock-Kohlmeier soll das nun anders werden.
Man glaubt es nur zu gern.
Den selben Aspekt aus anderer Sicht beleuchtet die kommunistische Volkstimme.
Dort heißt es zur Position des ÖAAB... Gerade weil wir wissen, dass auch im ÖAAB und im Besonderen in der christlichen Gewerkschaftsfraktion
sehr viele Arbeiter und Angestellte anzutreffen sind, denen es um den Kampf um eine Besserstellung der lohnabhängigen Ernst ist, müssen wir mit aller Deutlichkeit sagen, Sie sind in diesem ÖVP-Bund fehl am Platz.
In dieser Partei haben nicht Sie, sondern die Unternehmer das große Wort.
Der ÖAAB dient bloß als Auffanglager für eine Partei, deren Politik nicht den Interessen der Arbeiter und Angestellten, sondern dem Kapital dient.
Soweit die kommunistische Volksstimme.
Im Kurier nimmt Alfred Peierleitner das gestern vom ÖAAB vorgelegte ideologische Grundsatzpapier zum Anlass für folgende Feststellungen.
An Grundsätzen scheint bei den Parteien kein Mangel zu herrschen.
Zum unter Schleinzer proklamierten Salzburger Programm der gesamten Volkspartei gesellt sich an diesem Wochenende die Innsbrucker Deklaration des mächtigsten ÖVP-Bundes des ÖAAB.
Sie ist ideologische Visitenkarte des profiliertesten Sozialpolitikers dieser Partei, Herbert Kohlmeier.
Gut, dass es diese Rückbesinnung auf Prinzipien gibt.
Peierleitner aber dann weiter zur generellen Problematik von Grundsatzprogrammen.
Im Augenblick ist alles richtig.
Alles stand schon irgendwann einmal in einem Programm, in einem Manifest, in einem Aufsatz.
Wenn Kohlmeier die Binsenwahrheit strapaziert, dass nur verteilt werden kann, was produziert wird, so plagiiert er damit Hannes Androsch.
Oder der Finanzminister, seinen Vorgänger Reinhard Kamitz.
Prinzipien sind immer gut, aber wie werden sie konkret angewendet, fragt Alfred Peierleitner im Kurier.
Auch die Salzburger Nachrichten schließlich befassen sich mit der gestern vorgelegten Innsbrucker Deklaration des ÖAAB.
Gerhard Neureiter schreibt, darin gibt es eine starke Aussage, die an den New Deal Roosevelts erinnert, mit dem ein moralisch da niederliegendes Amerika zum Wecken der Leistungskraft veranlasst wurde.
In dem Kohlmeier-Papier heißt es, im Vordergrund stehe für den ÖAAB die Wiedergewinnung eines echten Wirtschaftsoptimismus anstelle der Unterwerfung unter die Angst vor Arbeitslosigkeit, Krisen und Not.
Um wie viel besser klingt das, als alte Aussagen aus ÖVP-Kreisen, eine gewisse Arbeitslosigkeit sei gar nicht schlecht, weil das die Leistung hebe.
soweit die heutige Inlandspresse schau.
Eines der großen derzeit unbewältigten Menschheitsprobleme ist, neben dem Bevölkerungszuwachs und der Bekämpfung des Hungers, die Umweltverschmutzung.
Wer meinte, die Situation an dieser Front sei sowieso nicht so angespannt, einschlägige Fragen seien derzeit noch gar nicht so akut, der wurde spätestens vor einigen Wochen eines Besseren belehrt.
Als nämlich vor der französischen Atlantikküste unweit von Brest ein unter panamesischer Flagge fahrender Öltanker die Amoco Cadiz in der Nacht auf den 17.
März im Sturm auf Grund lief und einige Tage später in zwei Teile zerbarst.
30.000 Tonnen Rohöls ergossen sich ins Meer.
Eine Umweltkatastrophe unvorstellbaren Ausmaßes war die Folge.
Weltberühmte Vogelkolonien sind im Untergang geweiht.
Die Fischbestände gehen praktisch zugrunde.
Die fremde Verkehrswirtschaft dieses Gebiets sendet bereits Alarmrufe.
Wir haben ja schon mehrmals über die Situation in diesem Gebiet berichtet.
Nun hat sich ein westdeutscher Kollege Ulrich Manz mehrere Tage an Ort und Stelle umgesehen.
Hier sein Bericht.
Das kleine Fischerdorf Porzal, Ausgangspunkt der bretonischen Ölpest an einem Nachmittag in dieser Woche.
Draußen auf dem Meer, ein Kilometer entfernt, tragt der Bug der geborstenen Amoco Cadiz 20 Meter über den Wasserspiegel hinaus, steil in den Himmel.
Es stinkt penetrant nach Öl.
Das ist aber auch alles, was an diesem Nachmittag bei Niedrigwasser darauf hinweist, dass es hier eine Ölpest gegeben hat.
Am nächsten Morgen ein völlig verändertes Bild.
Wo vorher der Strand rund um den kleinen Fischerhafen weißlich-gelb geleuchtet hatte, ist nun plötzlich alles schokoladenbraun bis schwarz eingefärbt.
Das Nachthochwasser hat die Arbeit der Reinigungskommando vom Vortag wieder einmal zunichte gemacht.
Zwar ist auf dem Meer mit bloßem Auge keine Ölschicht mehr zu sehen, aber das Wasser führt immer noch genug Dreck mit, um Strände und Felsen bei jeder Flut mit einer Zentimeter dicken Ölschicht zu überdecken.
Dabei liegt Porzal längst nicht mehr im Zentrum.
Der Ölpest ist längst kein Alarmgebiet mehr.
Auch die 200 Kilometer Küste östlich von Porzal, die Nordküste der Bretagne also, zählen nicht mehr zu den erklärten Krisengebieten.
Das heißt keineswegs, dass die Gefahr gebannt ist.
Man hat sich lediglich damit abgefunden, dass Fischgründe und Austernkolonien für Jahre verseucht sind, dass man noch Monate, wenn nicht gar jahrelang mit Tausenden von Hilfskräften nach jedem Hochwasser Strände und Felsen wird reinigen müssen.
Das Krisenzentrum hat sich verlagert an die Küstenschreifen südlich von Brest, wo Seewinde beinahe täglich neue Strände mit dem braun-schwarzen Schmierfilm überziehen.
Strände, die in den fünf Wochen nach der Katastrophe von der schwarzen Flut, wie die Ölpest hier heißt, zunächst verschont worden waren.
Und zweites Krisenzentrum ist die Hafenstadt Brest selber.
Ihr Hafen ist zwar von der Ölpest bislang nicht betroffen, von sie her jedenfalls nicht, aber trotzdem ertrinkt Brest im Öl und im Abfall.
Hierhin nämlich wird fast alles geschafft, was in den vergangenen Wochen von den Stränden geschaufelt, von den Felsen gekratzt und aus dem Wasser gesaugt wurde.
Rund 200.000 Tonnen ölhaltiger Abfälle sind es bisher.
Verölter Sand, brauneingefärbtes Strandgut und vor allem unvorstellbare Mengen verölter und abgestorbene Algen, die einen penetranten, fast ätzenden Gestank verbreiten.
Und die Frage, unter der die Verantwortlichen stöhnen, die lautet Wohin eigentlich mit dem Ölabfall?
Niemand hat Erfahrungen mit einer Katastrophe solchen Ausmaßes.
230.000 Tonnen Rohöl waren aus der Amoco Cadiz ausgelaufen.
Rund 60.000 Tonnen dieses Öl, so schätzen die Experten, sind in den bislang eingesammelten Abfällen enthalten.
Bis zum Sommer rechnet man hier mit insgesamt 1,5 Millionen Tonnen ölverschmutzten Dreck.
Diese Riesenmenge zu beseitigen, überfordert offenkundig die Kapazität eines jeden Landes.
Zu Beginn hatte man gehofft, den Ölabfall deponieren zu können.
Die Wissenschaftler, Geologen vor allem, machten aus Besorge um das Grundwasser einen Strich durch diese Rechnung.
Ein altes Frachtschiff im Hafen von Brest, 15.000 Tonnen Tragfähigkeit, das als Zwischenlager mit Ölabfällen gefüllt worden war, wird nach dieser Erkenntnis im Augenblick schnellstens wieder geleert.
Die Abfälle verfestigen sich.
Es besteht Gefahr, dass das Schiff bald nicht mehr entladen werden kann.
So wird mangels sinnvoller Lösungen der Abfall im Augenblick tausend Tonnenweise auf riesige Freiflächen im Resterhafen gelagert, umweltschädlich natürlich auch hier und zudem sinnigerweise unmittelbar vor der gigantischen Kulisse des britischen Supertankers Camden, der hier im Dock repariert wird, nachdem er vor drei Wochen vor dem deutschen Ölhafen Wilhelmshaven zwölf Stunden lang auf Grund gelegen hatte und nur mit großem Glück einer vergleichbaren Katastrophe entgangen war.
Das Ausmaß der Schäden dringt offenbar erst langsam ins Bewusstsein der Bevölkerung.
Bis jetzt hatte man zu solchen Gedanken überhaupt keine Zeit.
Aber nun zeigen die ersten Berechnungen, dass es in die Hunderte von Millionen D-Mark gehen wird.
Der Tourismus wird im Sommer fast ausbleiben.
Das zeigen jetzt schon die Buchungen.
Fischer und Austernzüchter werden für lange Zeit brotlos.
16,4 Millionen Dollar, das sind rund 70 Millionen Francs, zahlt die Haftpflicht der Amoco Cadiz.
Mehr ist nach internationalen Vereinbarungen nicht drin.
Aber an die 500 Millionen Francs mehr als 200 Millionen D-Mark, das ist eine Mindestschätzung und das wird die Katastrophe und ihre Folgen kosten.
Die Regierung in Paris stellt sich bislang Hilfsforderungen gegenüber weitgehend taub, jedenfalls dann, wenn es um größere Summen wahren Geldes geht.
Unbürokratische Hilfe ist hier bislang ein Fremdwort.
Das war ein Bericht von Ulrich Manz.
Die Augenabteilung des Paracelsus-Instituts in Bad Halleine für Österreich Einmalige Einrichtung feiert heute ihren 25-jährigen Bestand.
Dies bot dem Land Oberösterreich Anlass, die Augenärzte Österreichs und des benachbarten bayerischen Gebietes zu einem Symposium einzuladen, das sich mit der Frage Auge und Kreislauf befasst.
Ernst Beersdorfer sprach über das Tagungsthema mit dem Organisator der Veranstaltung, Dr. Gebhard Rieger.
Das partala Tagungsthema Kreislauf und Auge, Herr Dr. Rieger, ist für den medizinischen Laien insofern etwas überraschend, als man selten von dem direkten Zusammenhang Kreislauf und Auge hört.
Woraus besteht der?
Es ist richtig, dass zunächst für den Laien ein unmittelbarer Zusammenhang nicht aufscheinen mag.
Wenn man aber die Anatomie des Auges kennt, so weiß man, dass das Auge ein überaus gefäßreiches Organ ist und dass zum Beispiel die Netzhaut des Auges, die ja für die Sehfunktion ganz besonders wichtig ist,
von zwei Gefäßsystemen her mit Blut versorgt wird.
Das eine ist also die Aderhaut, ein ganz dichtes Gefäßgeflecht, und das zweite sind also die zentralen Netzhautgefäße.
Es ist daher verständlich, dass sich Kreislaufstörungen oder Durchblutungsstörungen auf die Verhältnisse im Auge ganz besonders auswirken können.
Merkt der Laie eine derartige Auswirkung?
Es gibt, um ein ganz einfaches Beispiel zu nennen, die Beobachtung, wenn man aus einer gebückten Haltung ganz plötzlich sich aufrichtet, dass einem schwarz wird vor den Augen.
Auch das ist letztlich die Auswirkung einer Kreislaufstörung auf das Auge.
Das ist aber eine kurzfristige, eine kurzzeitige Störung.
Kann sich Kreislaufschwäche auf das Auge auch länger wirkend schlecht auswirken?
Wir wissen, dass zum Beispiel der zu hohe Blutdruck, aber auch der zu niedrige Blutdruck sehr wohl auf die Gefäße des Auges auswirken kann und dort zu Veränderungen führen kann, die letztlich zu Durchblutungsstörungen oder zu Kreislaufstörungen Anlass geben.
Diese Kreislaufstörungen und Durchblutungsstörungen werden zunächst beim Patienten keinen merkbaren Eindruck hinterlassen.
Es sei denn, es kommt zum Beispiel, wie das im höheren Alter sehr häufig auftreten kann, zu degenerativen Veränderungen in der Netzhautmitte des Auges, also an der Stelle des schärfsten Sehens.
Dann wird der Patient sehr wohl eine Änderung im Sehvermögen, in der Sehleistung feststellen können.
Wer also weiß, dass er einen zu geringen oder einen zu hohen Blutdruck hat, sollte sozusagen für alle Fälle doch auch zum Augenarzt gehen?
Das ist ganz richtig.
Es sollten zumindest alle, die einen überhöhten Blutdruck aufweisen, immer wieder einmal zu einer Kontrolle des Augenhintergrundes zum Augenarzt gehen.
Es ist ja der Augenhintergrund die einzige Stelle des menschlichen Organismus, wo man Gefäße gewissermaßen frei liegend sehen kann und damit auch beurteilen kann.
Der Augenhintergrund mit seinen Gefäßen ist gewissermaßen der Spiegel für das gesamte Gefäßsystem des menschlichen Organismus.
Wenn nun eine Schädigung festgestellt ist, welche Möglichkeiten der Therapie gibt es?
Sicherlich ist die Behandlung und Therapie von Kreislauf- und Durchblutungsstörungen auch des Auges in erster Linie Sache des Internisten.
Ich möchte da also den Kollegen von der internen Seite nicht vorgreifen.
Sicherlich aber ist eine möglichst genaue Einstellung des
Blutdrucks einerseits, dann aber auch eine möglichst gute Einstellung und Regulierung der Herzleistung, der Herzfunktion von besonderer Bedeutung für den Patienten.
Dafür gibt es also eine Reihe von Medikamenten,
die vom Internisten dann empfohlen werden können.
Das Gespräch führte Ernst Peersdorfer.
Kulturberichte jetzt.
Heute Abend hat am Akademietheater in Wien Brecht Weil's Dreigroschenoper Premiere.
Kurze Zeit also nach der österreichischen Erstaufführung von Václav Havels Gauneroper.
Beide Stücke gehen ja auf dieselbe Vorlage zurück, nämlich auf John Gays Beggars Opera.
Aber hören Sie mehr von Walter Gellert.
Mit der Dreigroschenoper, das Werk wurde 1928 in Berlin-Uhr aufgeführt, wurde der junge Bertolt Brecht über Nacht berühmt.
Die Geschichte vom Räuber Mike Heath, der heimlich die Tochter des Bettlerkönigs Peacham heiratet, der von seinem Schwiegervater an die Polizei verraten wird, aus deren Händen er aber zunächst entkommen kann, weil der Polizeichef sein Freund ist.
Wie Mike Heath wieder eingefangen, zum Tode verurteilt und schließlich durch einen Boten des Königs amnestiert und in den Adel erhoben wird, ist geradezu zu einem Klassiker geworden.
hat das Stück auch die Patina eines Klassikers angesetzt.
Dazu der Regisseur der Aufführung, Adolf Dresen.
Ich glaube allerdings, dass die Dreigorschenoper relativ geeignet ist, um diese Patina zu kratzen.
Und zwar aus dem Grund, weil die Dreigorschenoper nicht, wie manche anderen Stücke, sehr fertig ist und weil es
weil man ihm die Art seiner Herstellung sehr anmerkt.
Es ist aus dem Theater heraus entstanden und sehr für das Theater mehr als alle anderen Stücke Brechts.
Und es ist freier als andere Stücke Brechts von irgendwelchen auch dogmatischen Verfestigungen, die dann später eingetreten sind oder dem Antidogmatismus seiner früheren
seiner frühen Stücke, sodass ich glaube, dass in diesem Stück ein Größtmaß an Freiheit und an noch im Fluss Sein realisiert ist.
Wo ist für Adolf Dresen der Ansatzpunkt für eine Inszenierung der Drei-Groschen-Oper heute?
Ja, ich glaube genau an diesen Stellen, die ich eben sagte.
Keinesfalls an denen, die Brecht später selbst versucht hat hineinzuinterpretieren, vielleicht auch unter dem Einfluss einer Kritik.
Man hat ihm ja vorgeworfen, das Stück sei standpunktlos und es würde nicht die Interessen von irgendjemandem, zum Beispiel vom Proletariat, vertreten.
Das war eine Kritik von Tucholsky.
Und Brecht hat später versucht, auch daraus, er hat sich ja später in einer anderen Richtung weiterentwickelt, und hat versucht, daraus Lehren zu ziehen.
Aber selbst für einen Drei-Groschen-Roman, der Drei-Groschen-Roman ist auch ein Schelmen-Roman geblieben, ist eigentlich unheimlich offen und sehr schön geblieben und er hat
Das Stück nicht vernichtet durch Eindeutigkeit, die dem Stück nicht zuträglich wäre.
Das müssen dann die anderen Dramen leisten, die er später geschrieben hat.
Und genau an dieser Stelle, glaube ich, sollte man ansetzen.
Man sollte nicht versuchen, eine Beweisführung mit diesem Stück, die Brecht selber mal initiiert hat, dass Bürger gleich Räuber sind oder Räuber gleich Bürger.
Das kann das Stück nicht leisten, da wird es immer schwach bleiben.
Sondern ich glaube, man muss es lassen bei
der Kritik der falschen Geste, weil das Theater selbst zur Zeit Brechts und vielleicht auch heute den Charakter von falscher Geste angenommen hat.
Die falsche Geste, von der hier gerade gesprochen wurde, war auch Ansatzpunkt für das Bühnenbild.
Dazu Matthias Krall.
Das bedeutet für das Bühnenbild, dass wir versucht haben, alles auszumerzen, was Theater im üblichen Sinne ist und
in unseren Mitteln so wahr zu sein wie möglich, manchmal geradezu mit einer brutalen Art.
Wir haben die nackte Bühne gezeigt und ganz bewusst den Bühnenplunder als Grundlage für unsere Materialien genommen.
In diesem ein wenig auch an einen Zirkus erinnernden Bühnenbild spielen unter anderem Gertraud Jesserer die Polly, Judith Holzmeister die Frau Pitcham, Blanche Aubry die Jenny, Heinrich Schweiger den McHeath, Bruno Dalansky den Polizeichef Braun und Fritz Mulya den Pitcham.
Dazu ein kurzer Ausschnitt aus der Ansprache des Pitcham zu Beginn des Stückes.
Sie hören Fritz Mulya.
Es gibt einige wenige Dinge, die den Menschen erschüttern.
Einige wenige.
Aber das Schlimme ist,
dass sie mehrmals angewendet schon nicht mehr wirken, denn der Mensch hat die furchtbare Fähigkeit, sich gleichsam nach eigenem Belieben gefühllos zu machen.
So kommt es denn, dass ein Mann, der einen anderen Mann an der Straßenecke mit einem Armstumpf stehen sieht, ihm wohl in seinem ersten Schrecken zehn Pennies zu geben bereit ist, beim zweiten Mal aber nur fünf Pennies, und sieht ihn das dritte Mal,
übergebe den kaltblütig der Polizei.
Soweit ein kurzer Ausschnitt aus der Ansprache des Piedschem aus der Dreikroschenoper.
Die musikalische Einstudierung von Brechts Werk hat am Akademietheater übrigens Kurt Werner besorgt.
Das war ein Beitrag von Walter Gelert.
Einen interessanten Versuch, vor allem der Jugend, einen neuen Weg zur zeitgenössischen Musik zu zeigen, geht man in der oststeirischen Stadt Weiz.
Dort wird heute Nachmittag an der Musikschule ein Institut für zeitgenössische experimentelle Musik offiziell eröffnet.
Es ist das erste Institut dieser Art in Österreich.
Wilhelm Rossbaut berichtet.
Der Unterrichtsplan des neuen Institutes hat das Ziel, die zeitgenössische Musik aus einer, wie die Experten meinen, in den letzten Jahren eingetretenen Isolation herauszuführen.
Dabei steht das Experimentieren mit der grafischen Partitur im Vordergrund.
Junge Musikschüler, aber auch Erwachsene sollen zu mitschöpferischer Tätigkeit angeregt werden.
Die ersten Seminare leitet der bekannte holländische Musikpädagoge Bernhard van Beurden.
Seine suggestive und zugleich zwanglose Unterrichtsmethode lässt Kinder überraschend schnell mit einer ihnen bisher völlig fremden Musikform vertraut werden.
Hier übt van Beurden mit Hauptschülern ein schwedisches Werk für einen dreistimmigen Jugendchor.
Thema der Zauberspruch.
Untertitel der Amara.org-Community
Beim Instrumentalmusizieren machen auch Erwachsene mit.
Nach zwei Probenstunden vertauscht van Bergen die Rolle.
Er spielt Violine, ein Orchestermitglied dirigiert die Orissee von Anestis Logotetis.
Nummer sechs, Tremolo.
Nummer 9, Taschi Santo, bitte.
Lässt sich bei der zeitgenössischen, experimentellen Musik noch eine neue Ausdrucksform finden?
Sind die Grenzen nicht schon erreicht?
Dazu Bernhard van Beurden.
Solange es noch Menschen gibt, gibt es noch Möglichkeiten.
Und solange es noch Jugendlichen gibt, gibt es noch erschrecklich viele Möglichkeiten.
Und es ist meine Lust und Leben und anderen dabei zu beziehen.
Und jedes Mal ist für mich wie
Ein Wunder, dass man in drei, vier Tagen so weit kommt.
Viele Pädagogen sagen immer, ja, die Jugendlichen sind noch nicht so weit musikalisch.
Aber ich glaube mehr und mehr, dass die Pädagogen noch nicht so weit sind.
Die Idee in Weiz, ein Institut für zeitgenössische, experimentelle Musik zu gründen, entstand beim vorjährigen Musikprotokoll des steirischen Herbstes.
Einer der Initiatoren für die Gründung in Weiz war Prof. Franz Bratl, Leiter der Musikschule.
Wie stellt er sich den Betrieb vor, wenn Van Burden wieder abreist?
Ich selber habe so viel Erfahrung gesammelt, dass ich weiß, dass man gut damit, gerade, wie Prof. Würdenscher gesagt hat, bei der Jugend ankommt.
Der geistige Vater wird er immer bleiben.
Seine Anregungen werden wir versuchen zu verwirklichen.
Wir arbeiten mit kleinen Grafiken schon an der Schule.
und wir werden immer kleine Animatoren finden, sodass man von hier aus vielleicht dann doch den Weg dort hinein findet, wo das kein Problem mehr ist, neben dem Traditionellen das Zeitgenössische zu pflegen.
Noch eine Einblendung in die Seminararbeit.
Neben Klang und Tonfolgen haben bei van Beurden auch die Sprache und der Sprechrhythmus eine wesentliche Funktion.
So wie hier bei seinem Chorwerk »I am Erika«, ein Oratorium mit einem Thema über Rassendiskriminierung.
Nothing special, I am nothing special, I am nothing special, I am nothing special, I am nothing special.
Und nach diesen Beispielen zeitgenössischer Musik ins Nachrichtenstudio.
Italien.
In etwa zwei Stunden läuft das Ultimatum ab, dass die Entführer des christlich-demokratischen Parteivorsitzenden Aldo Moro die linksextremistische Terrororganisation Rote Brigaden gestellt haben.
Die Erklärungen zahlreicher Politiker und auch die Leitartikel vieler Zeitungen spiegeln den Zwiespalt zwischen dem Wunsch, Moro zu retten und gleichzeitig die Autorität des Staates zu wahren wieder.
Moro hat in seinem bisher letzten Brief, dessen Inhalt heute bekannt geworden ist, einen verzweifelten Appell zur Aufnahme von Verhandlungen an den Generalsekretär der Christlich-Demokraten, Zaccagnini, gerichtet.
Papst Paul VI.
hat heute in einem dreieinhalb Seiten langen offenen Brief an die Entführer Aldo Moros appelliert, ihr Opfer freizulassen.
Österreich.
Der 14.
Ordentliche Bundestag des ÖAB wird in Innsbruck fortgesetzt und abgeschlossen.
Der geschäftsführende Obmann Kohlmeier sagte, in der kommenden Arbeitnehmergesellschaft könne die ÖVP nur stark sein, wenn sie sich mit den sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Interessen der Arbeitnehmerschaft voll identifiziere.
ÖAB-Obmann Mock sagte, es sei zu wenig, sich gegen die sozialistische Gesellschaftspolitik nur defensiv zu verhalten.
Der Landesparteitag der Wiener Sozialisten steht im Zeichen scharfer Angriffe der SPÖ auf beide Oppositionsparteien.
Bürgermeister Graz beschuldigte den designierten freiheitlichen Parteiobmann Götz eines flegelhaften politischen Ziels, der auch von der ÖVP nachgeahmt werde.
Bundeskanzler Kreisky meinte, bei den kommenden Nationalratswahlen werde sich entscheiden, ob Österreich weiterhin sozialdemokratisch oder aber reaktionär reagiert werde.
Sowjetunion.
Die Boeing 707 der südkoreanischen Fluggesellschaft KAL, die Maschine wurde am Donnerstag in der Sowjetunion zur Landung gezwungen, hatte offensichtlich zahlreiche Mängel, so etwa dürften die für die Nordpolroute erforderlichen Navigationssysteme fehlen.
Dem Flugzeugführer droht ein Verfahren wegen Verletzung sowjetischen Luftraumes.
Und damit, meine Damen und Herren, sind wir auch schon am Ende des Mittagsschnalls.
In einer halben Minute wird es 13 Uhr.
Für Redaktion und Technik verabschiedet sich Ilse Vögel.
Einblendung: Adolf Dresen (Regie), Matthias Krall (Bühnenbild), Szene mit Fritz Muliar
Mitwirkende:
Gellert, Walter [Gestaltung]
, Dresen, Adolf [Interviewte/r]
, Muliar, Fritz [Interpret/in]
, Krall, Matthias [Interviewte/r]
Datum:
1978.04.22 [Sendedatum]
Ort:
Wien, Akademietheater [Ort der Aufführung]
Schlagworte:
Politik Österreich
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Kultur
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Theater
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Musik ; E-Musik
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 70er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten