Mittagsjournal 1978.07.25

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Das war's.
    Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Hier ist wieder der aktuelle Dienst zum Mittagsschanal begrüßt Sie im Namen von Redaktion und Technik Herbert Dobrowolny.
    Für die nächste Stunde haben wir wieder Berichte und Reportagen aus dem In- und Ausland vorbereitet.
    Die Themen im Einzelnen.
    In einem Beitrag aus der Bundesrepublik Deutschland beschäftigen wir uns ausführlicher mit dem Vorschlag von Bundeskanzler Kreisky, Wertpapiere anstelle einer Steuersenkung auszugeben.
    In der Bundesrepublik Deutschland hat man schon einmal so etwas Ähnliches versucht.
    Wir fassen die dabei gemachten Erfahrungen zusammen.
    Außerdem berichten wir über den Beginn der Außenministerkonferenz der blockflyen Staaten in Belgrad, über heftige Diskussionen im Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Italiens und über die diplomatischen Offensiven der Chinesen im karibischen Raum.
    Aus dem Landesstudio Oberösterreich erwarten wir einen Bericht, der sich mit den Folgen des gestrigen Hochofenunglücks bei der Föst Linz beschäftigt und aus Graz bringen wir eine Vorschau auf die Steirische Akademie 1978 zum Thema alternatives Leben.
    Im Kulturteil schließlich hören Sie Berichte zu den Festspielen in Bayreuth und zu einer Ausstellung »Jedermann in Europa« im Schloss Arenberg bei Salzburg.
    Erster Programmpunkt sind aber wie immer die Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Raimund Heller und gesprochen werden die Meldungen von Josef Wenzl-Chnatek.
    Jugoslawien
    Staats- und Parteichef Tito hat am Vormittag in Belgrad die Erstenministerkonferenz der blockfreien Staaten eröffnet.
    In seiner Rede hat Tito in kaum verhielter Form das Engagement der Sowjetunion und Kubas in Afrika kritisiert und die blockfreien Länder aufgerufen, sich allen Versuchen zur Schwächung ihrer Bewegung zu widersetzen.
    Der 86-jährige jugoslawische Staatschef, der zu den Gründern der aus 86 Staaten bestehenden Bewegung gehört, rief die Teilnehmer der Belgrader Konferenz auf, sich mehr als bisher um die Überwindung von Konflikten untereinander zu bemühen.
    Tito sprach dabei von Krisenherden in Afrika und in diesem Zusammenhang von neuen Formen kolonialer Präsenz, von Blockabhängigkeit und fremdem Einfluss.
    Der jugoslawische Präsident forderte die blockfreien Staaten auf, sich vereint gegen solche Bestrebungen zu wehren.
    Die fünftägigen Beratungen gelten vor allem der Vorbereitung der nächsten blockfreien Gipfelkonferenz 1979 in Havanna.
    Österreich nimmt in Belgrad als Beobachter teil und ist durch UNO-Botschafter Klestil vertreten.
    Sowjetunion, China.
    Beide Staaten haben heute zur Eröffnung der Konferenz der Blockfreien Länder Kommentare und Botschaften veröffentlicht.
    Die amtliche sowjetische Nachrichtenagentur TASS erklärte, die Sowjetunion messe der Zusammenarbeit zwischen kommunistischen und Blockfreien Ländern große Bedeutung bei.
    Moskau habe stets Verständnis für die Grundprobleme der blockfreien Bewegung gezeigt und, wie es in dem TASS Kommentar weiter heißt, deren wichtige Rolle im Kampf für Frieden und Unabhängigkeit sowie gegen den Imperialismus und Kolonialismus gewürdigt.
    Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Neues China veröffentlichte eine Glückwunschbotschaft von Außenminister Huang Hua an die Teilnehmer der Belgrader Konferenz.
    Darin wird die feste Unterstützung der blockfreien Staaten bei ihren Bemühungen um eine Politik der Unabhängigkeit, des Friedens und im Kampf gegen Imperialismus und Kolonialismus und jede Form ausländischer Beherrschung ausgedrückt.
    Österreich
    Der geschäftsführende Obmann des ÖVP-Arbeiter- und Angestelltenbundes Kohlmeier hat heute vor neun Horrorziffern über eine steigende Arbeitslosigkeit gewarnt.
    Im Pressedienst der ÖVP erklärte Kohlmeier, wenn die Arbeitslosenzahl in Österreich über drei Prozent beziehungsweise 100.000 Personen ansteige, dann gebe es kein Herumreden und kein Ausreden mehr.
    Dann hätte man zu allen Übeln wie Schuldenwirtschaft, Steuerdruck und Existenzsorgen der Betriebe eine handfeste Arbeitslosigkeit.
    Nur durch einen energischen Kurswechsel der Wirtschaftspolitik könnten die Schwierigkeiten, wie Kohlmeier sagte, bewältigt werden.
    Der Anteil der Staatsausgaben am Bruttosozialprodukt soll nach Ansicht des SPÖ-Nationalratsabgeordneten Nowotny nicht durch ein Verfassungsgesetz begrenzt werden.
    Nowotny bezeichnete entsprechende Vorschläge des FPÖ-Abgeordneten Brüsike als politisch und wirtschaftlich nicht akzeptabel, da durch eine solche Begrenzung eine Ausweitung der Staatsausgaben für die Schaffung von Arbeitsplätzen in Zeiten einer schlechten Wirtschaftsentwicklung nicht möglich wäre.
    Damit wäre, wie Nowotny gegenüber der sozialistischen Korrespondenz erklärte, eine antizyklische Konjunkturpolitik nicht möglich.
    Großbritannien Die regierende Labour-Party hat heute Nacht eine Abstimmungsniederlage erlitten.
    Mit 301 gegen 291 Stimmern wurde im Unterhaus ein Antrag abgelehnt, die Rechte der Hafenarbeiter in einigen inländischen Lagerhäusern zu verbessern.
    Eine weitere Niederlage für Premierminister Kerleherrn zeichnet sich am kommenden Donnerstag ab, wenn sich die Abgeordneten zu dem vergangene Woche von Schatzkanzler Hilli vorgelegten Dividendenkontrollprogramm äußern sollen.
    Sämtliche Oppositionsparteien haben sich bereits gegen den Text ausgesprochen, weil die Regierung das Lohnerhöhungslimit von jährlich 5 Prozent nicht auch auf dem Privatsektor ausdienen will.
    Ein Erfolg ist Callaghan hingegen heute praktisch sicher, wenn sein Anti-Inflationsprogramm zur Abstimmung kommt.
    Norwegen Aus dem Verteidigungsministerium in Oslo verlautet, dass ein sowjetisches Schiff in der vergangenen Nacht neuerlich unerlaubt in norwegische Hoheitsgewässer eingedrungen ist.
    Dem Vernehmern nach ist das sowjetische Schiff mit hochmodernen elektronischen Geräten ausgerüstet.
    Es wurde von einem Torpedo-Boot der norwegischen Marine in ein militärisches Sperrgebiet gestellt.
    Der Kapitän erklärte, er befinde sich auf einer Forschungsfahrt zur Erkundung des Meeresbodens und sei wegen eines Maschinenschadens versehentlich in die Vier-Meilen-Zone geraten.
    Nach norwegischen Angaben ist das der siebente Zwischenfall dieser Art innerhalb der letzten vier Wochen.
    Seit dem 27.
    Juni hatten bereits fünf Sowjetschiffe und ein ostdeutsches Schiff die norwegische Seehoheit verletzt.
    Beobachter in Oslo vermuten in den Vorfällen eine Spionageaktion des Ostblocks im Zusammenhang mit Manövern der NATO-Flotte, die heute im Gebiet der Lofot-Inseln in Nordnorwegen beginnen.
    Kuwait
    Wie die Zeitung Al Anbar meldet, haben Jugoslawien und Libyen ein Abkommen über den Bau einer Rüstungsfabrik in Libyen geschlossen.
    Das Werk soll der Herstellung von Munition und Ersatzteilen für die von Libyen benutzten sowjetischen Waffendienern und die Regierung in Tripolis von sowjetischen Nachschublieferungen unabhängig machen.
    Das Abkommen soll bei dem jüngsten Besuch des libyschen Generalstabschefs in Belgrad ausgearbeitet worden sein.
    Japan.
    Generalstabschef Kuroso ist von seinem Amt zurückgetreten, nachdem er mit der Forderung aufsehenerregt hatte, die Regierung solle den Erwerb von Kernwaffen zur militärischen Abschreckung erwägen.
    Der Generaldirektor der Verteidigungsbehörde Kanemaru hat dazu in einer Pressekonferenz erklärt, der Rücktritt sei von Ministerpräsident Fukuda angenommen worden.
    Japan ist das einzige Land der Welt, in dem während des Zweiten Weltkrieges Atombomben eingesetzt wurden.
    USA.
    Der Schriftsteller Leon Uris, der Verfasser des Buches Exodus, hat einen für den kommenden Herbst geplanten Besuch in der Sowjetunion aus Protest gegen die jüngsten Dissidentenprozesse abgesagt.
    In einem Brief an seinen New Yorker Verleger bezeichnet Uris die Verhandlungen gegen Regimekritiker als widerlich und erklärt, er werde erst dann in die Sowjetunion reisen, wenn ihm die Möglichkeit zu ungehinderten Kontakten mit den Bürgerrechtskämpfern gegeben werde.
    Peru.
    In Lima findet derzeit die dritte Konferenz der Internationalen Drogenbekämpfungsorganisation statt.
    An der Tagung nehmen Delegationen aus 23 amerikanischen und karibischen Ländern teil.
    Der Chef der Interpol, der internationalen Polizei, Nepote, rief bei der Eröffnung alle Länder zur Unterzeichnung eines internationalen Abkommens zum Kampf gegen den Drogenhandel auf und forderte die Einführung strengerer Gesetze in allen betroffenen Staaten.
    Frankreich.
    Wie aus den Ergebnissen einer Meinungsumfrage hervorgeht, die jetzt in Paris veröffentlicht wurde, würde die Mehrzahl der Franzosen einen längeren Jahresurlaub einer Gehaltserhöhung vorziehen.
    Insgesamt 47 Prozent der Befragten wünschen sich eine Verlängerung des Urlaubs auf fünf Wochen pro Jahr, 34 Prozent würden, wenn sie die Wahl hätten, Mehrwert auf Geld legen.
    Dabei ist der Wunsch nach mehr Urlaub innerhalb der gut verdienenden Schichten ausgeprägter als bei den schlechter Verdienenden.
    Das waren die Meldungen.
    Und nun die Wetterlage.
    Mitteleuropa verbleibt bis auf weiteres unter Hochdruckeinfluss.
    Die atlantischen Störungen ziehen derzeit über die britischen Inseln nach Skandinavien.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh, meist heiter, im Westen und Norden zeitweise wolkig, schwachwindig, Nachmittagstemperaturen zwischen 23 und 29, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 10 bis 16 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch, Fortbestand des schönen Sommerwetters, gegen Abend im Westen vereinzelt, Gewitter möglich, südliche Winde, Frühtemperaturen 10 bis 16 Grad, Tageshöchsttemperaturen morgen 24 bis 30 Grad.
    Und nun die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien, Heiter 24°, Nordostwind 5 km in der Stunde.
    Eisenstadt, Heiter 25, West 5.
    Linz, Heiter 24°, Ostwind 3 km in der Stunde.
    Salzburg, Heiter 24°, Windstille.
    Innsbruck, Heiter 23°, ebenfalls Windstille.
    Bregenz Heiter 23 Grad, Westwind 5 Kilometer in der Stunde, Graz Heiter 24 bei Windstille und schließlich Klagenfurt Heiter 22 Grad, Südostwind 3 Kilometer in der Stunde.
    Soweit also die Nachrichten und der optimistische Wetterbericht im Mittagschanal.
    Mittlerweile ist es 12 Uhr und 10 Minuten geworden.
    Die Diskussion über eine vom Gewerkschaftsbund verlangte Lohn- und Einkommensteuersenkung ab 1.
    Jänner nächsten Jahres, um die es angesichts der erst für Mitte September geplanten Fortsetzung der Verhandlungen eher still geworden war, ist seit Beginn dieser Woche neu belebt.
    Bundeskanzler Bruno Kreisky hat nämlich einen Vorschlag zur Diskussion gestellt, wonach sozusagen der Staat sich vom Steuerzahler zunächst Geld ausborgt, dafür mit einer Art Schuldschein bürgt und es dann mit Zinszuschlag wieder zurückzahlt.
    Die Reaktionen von politischer Seite waren je nach Standort zurückhaltend oder aggressiv.
    So sprach zum Beispiel der Obmann der Fraktion Christlicher Gewerkschafter Gassner von einem Gipfelpunkt der Hinhaltetaktik.
    Noch härter gab sich ÖVP-Wirtschaftssprecher Keiml, der die Kreisky-Idee als wörtlich den obligaten Sommer-Mumpitz qualifizierte.
    Nicht äußern wollte sich unter Hinweis auf die Lohnsteuerverhandlungen im September ÖGB-Präsident Benja.
    Der Vorsitzende der ÖGB-Lohnsteuerkommission Dallinger ließ auf Anfrage mitteilen, dass er ebenfalls keine Stellungnahme abgeben wolle.
    Im Finanzministerium beeilte man sich mitzuteilen, dass es sich um eine gemeinsame Kreis-Geandrusch-Idee handele, dass man die Idee schon seit längerem prüfe und dass das Vorbild Konjunkturzuschlagsgesetze in der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1970 und 1973 seien.
    Wenn auch in Österreich nicht an einen Zuschlag gedacht ist, sondern eher an eine Quote in der Höhe der Differenz zwischen derzeitiger Steuerberechnung und einer Steuersenkung,
    So haben doch der österreichische Plan und die westdeutsche Praxis eines gemeinsam.
    Der Steuerzahler borgt sozusagen dem Staat zur Wirtschaftsbelebung Geld und erhält es später zurückbezahlt.
    Welche Erfahrungen man nun in der Bundesrepublik Deutschland gemacht hat, das recherchierte für uns Alois Schwolm.
    Im Juli 1970 führte die damalige Bundesregierung unter Willy Brandt einen sogenannten Konjunkturzuschlag ein.
    Ziel dieses Zuschlages war die Inflationsbekämpfung, oder anders ausgedrückt, Geld sollte aus dem Verkehr gezogen werden, um die Nachfrage zu dämpfen und die Wirtschaft in ein ruhigeres Fahrwasser zu lenken.
    Für eine Zeit von elf Monaten, vom 01.08.1970 bis zum 30.06.1971, sollte auf die Einkommens-, Lohn- und Körperschaftsteuer 10% zusätzlich abgegeben werden.
    Das heißt, ein Steuerpflichtiger, der zum Beispiel 200 DM Lohnsteuer zahlen musste, wurde zu einer Zahlung von 220 DM veranlasst.
    Betroffen war jeder, der mehr als 100 D-Mark monatlich Steuer bezahlen musste.
    Dieses zinslose Darlehen, wenn man es so nennen will, sollte spätestens zum 31.03.1973 zurückgezahlt werden.
    Man rechnete mit 6 Milliarden D-Mark, das wären umgerechnet ca.
    42 Milliarden Schilling zusätzlichen Einnahmen, die bei der Bundesbank stillgelegt wurden und von ungefähr 11 Millionen Steuerzahlern eingezogen wurden.
    Diese Überlegungen der Bundesregierung stießen schon lange vor Verabschiedung durch den Bundestag auf heftige Proteste breiter Bevölkerungsschichten.
    Der Deutsche Gewerkschaftsbund bestritt, dass Steuervorauszahlungen ein geeignetes Mittel seien zur Preisstabilisierung.
    Ferner wären die Forderungen der Regierung sozial unzumutbar.
    Aus Protest gab es verschiedene Wahnstreiks in mehreren Betrieben.
    Die Befürchtung des Steuerzahlers war aber zunächst, dass er das Geld nie wiedersehen würde, denn eine Steuerquelle, die besteht, gibt der Staat so leicht nicht auf.
    Diese Sorge wurde allerdings dadurch verringert, da die Rückzahlung im Wahljahr 1973 vorgesehen war.
    Man ging davon aus, dass eine Regierung Versprechungen während der Wahlzeit halten muss.
    Auch das höchste Gericht der Bundesrepublik, das Bundesverfassungsgericht, musste sich mit dem Stabilitätszuschlag befassen.
    In seinem Urteil ging es davon aus, dass die Verfassungsbeschwerden, die gegen die Bundesregierung eingereicht wurden, unbegründet sind und dass somit der Stabilitätszuschlag verfassungskonform und mit dem Grundgesetz vereinbar sei.
    Die deutsche Wirtschaft, die zunächst dem Stabilitätszuschlag kritisch gegenüberstand,
    Für sie wurde nämlich gleichzeitig auch noch vorübergehend die degressive Abschreibung ausgesetzt, was somit eine doppelte Belastung bedeutete, stützte im Nachhinein die stabilitätspolitischen Maßnahmen der Bundesregierung.
    Die Opposition war nur teilweise mit dem Gesetzesvorhaben einverstanden.
    Sie wollte den Stabilitätszuschlag verzinst wissen und eine Rückzahlung bereits im Jahre 1972 herbeiführen.
    Obwohl diese Pläne der Opposition nicht in das Gesetzesvorhaben aufgenommen wurden, erfolgte die Rückzahlung des Konjunkturzuschlages bereits ab Juni 1972 und nicht bereits erst, wie vereinbart, spätestens 1973.
    Ob der Konjunkturzuschlag als Erfolg für die Inflationsbekämpfung zu werten ist, da scheiden sich die Geister.
    Besonders wenn man bedenkt, dass im Juli 1970 bei Einführung des Konjunkturzuschlages eine Preissteigerungsrate von 3,8% bestand, bei Rückzahlung des Konjunkturzuschlages eine Preissteigerungsrate von 5,2%.
    Alois Schwäum war das, der die Erfahrungen in der Bundesrepublik Deutschland mit den sogenannten Konjunkturzuschlagsgesetzen zusammenfasste.
    Mit dem Vorschlag Bundeskanzler Kreiskis Wertpapiere statt Steuersenkung, um es auf einen einfachen Nenner zu bringen, und mit den darauf folgenden Reaktionen beschäftigen sich auch heute eine Vielzahl der Kommentatoren österreichischer Tageszeitungen.
    Die Auszüge für unsere heutige Inlandspresseschau hat Zita Bernardi zusammengestellt.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt liest man im Leitartikel von Peter Klar.
    Oder kann es der Bundeskanzler gar nicht mehr ermessen, was es heißt, Monat für Monat sich an der viel zu hohen Steuer auszubluten und dann noch einmal für lange Zeit alle Hoffnungen zu verlieren, sein Einkommen wieder aufzubessern, damit man finanziell nicht ganz vor die Hunde geht?
    Ist es seriös ungerecht, das Geld einzubehalten, die Last des Zurückzahlens aber seinen Nachfolgern aufzubürden?
    Denn Kreisky und Androsch brauchen das Geld nicht mehr zurückzuzahlen.
    1980 ist der eine nicht mehr Kanzler und der andere nicht mehr Finanzminister.
    Und im Kurier heißt es zu diesem Thema... Der Vorschlag von Bundeskanzler Kraski, statt einer Steuersenkung den Bürger Wertpapiere zu übergeben, ist eine befremdliche Idee.
    ÖVP-Obmann Taus, sie erinnert an Zwangssparen und an Gold gab ich für Eisen.
    In der Nazi-Zeit kursierte ein Witz.
    Wie heißt Zwangssparen auf Japanisch?
    Die bittere Pointe, pinke pinke fuchi fuchi.
    Das ist die Stimmung des lieben Augustin.
    Alles ist hin.
    In den oberösterreichischen Nachrichten schreibt Josef Laschober, Der Vorschlag eines Steuerpapiers weckt nur den Verdacht, dass der Staat mit seinem Latein bereits am Ende sein könnte.
    Der Hinweis auf ähnliche Beispiele beim deutschen Nachbarn macht die Sache keineswegs bekömmlicher.
    Viel eher erinnert alles an ein Theater, das nur argwöhnisch stimmt.
    Panem et circenses, Brot und Zirkusspiele, verlangte einst das alte Rom.
    Im Fortschritt sind wir nicht recht weitergekommen.
    Soweit ein Auszug aus einem Kommentar der Oberösterreichischen Nachrichten.
    In der kommunistischen Volksstimme meint Ernst Fettner unter dem Titel Kreiskis Sommergag
    Im sommerlichen Diskussionsraum der innenpolitischen Szene bleibt während sich Kreisky in Mallorca sondt, sein Steuerpapier Mumpitz als Ablenkungsobjekt präsent.
    Als Ablenkung vor allem davon, dass der Kampf um eine wirkungsvolle Senkung der Lohnsteuer gerade in den nächsten Monaten verstärkt werden müsste.
    Ebenso wie das Drängen nach einer grundlegenden sozialen Steuerreform, nach einer Umverteilung der Steuerlast zugunsten der Lohnabhängigen und zu Lasten der Gewinne und des echten Luxus.
    Bissiges Schweigen ist der Titel eines Kommentars im Salzburger Volksblatt, in dem sich Karl-Georg Relek mit möglichen Reaktionen des Gewerkschaftsbundes auf den Kreisky-Vorschlag befasst.
    Er schreibt, worum es wirklich geht, ist rasch zu erkennen.
    Der Finanzminister hat sich mit dem Termin 1.
    Jänner 1979 nie an zu Freunden vermocht und auch das schönste Sommerwetter am Grundlsee wird ihn kaum dazu bringen, seine Meinung zu ändern.
    Die Realisierung von Kreisky's Anregung büte Gelegenheit, die Steuerkürzung hinauszuschieben, ohne die Wünsche, die vom Gewerkschaftsbund massiv vertreten werden, direkt abweisen zu müssen.
    Beignat war kurz angebunden.
    No comment.
    Im September reden wir weiter.
    ÖGB-Toni dürfte bei dieser Gelegenheit bissig werden müssen.
    Soweit Karl-Georg Relek im Salzburger Volksblatt.
    In der Grazer Südost-Tagespost schließlich analysiert Paul Kovacic mögliche Reaktionen auf den jüngsten Kreisky-Vorschlag und meint, aber vielleicht kommen einige jetzt auf die Idee, im Gegengeschäft zum Kreisky-Vorschlag dem Finanzamt nach der Steuererklärung ein Wertpapier zu überreichen, das von Androsch dann eingelöst werden kann, wenn er erkannt hat, dass die Steuerschraube längst überdreht ist.
    Das war die heutige Inlands-Presse-Schau, zusammengestellt von Zita Bernardi.
    Zum Zeitvergleich, es ist jetzt 12.20 Uhr und wir kommen zum außenpolitischen Teil des Mittagsschonals.
    In Belgrad ist heute Vormittag vom jugoslawischen Staats- und Parteichef Tito die Außenministerkonferenz der blockfreien Länder eröffnet worden.
    Diese Konferenz soll bis Samstag in einer allgemeinen Debatte die Probleme der Blockvereine erörtern und gleichzeitig in zwei Kommissionen, einer wirtschaftlichen und einer politischen, ein Schlussdokument vorbereiten.
    Dieses hätte dann als Arbeitsunterlage für das für Herbst nächsten Jahres geplante Gipfeltreffen der Blockfreien in Havanna auf Kuba zu dienen.
    An den Beratungen in Belgrad nehmen die Außenminister von 85 Mitgliedsländern und der palästinensischen Befreiungsorganisation PLO als vollberechtigte Delegierte teil.
    Außerdem sind 22 Beobachter und sieben Gastländer, darunter Österreich, vertreten.
    Im Laufe ihrer 17-jährigen Geschichte wurde die blockfreien Bewegung mehrfach schon totgesagt.
    Und auch von Mitgliedsländern dieser Vereinigung wird die Macht dieser Länderversammlung realistisch eingeschätzt.
    Dies zeigt sich an einem Ausspruch, denn blockfreien ist es nicht gelungen, die Welt zu verändern.
    Jedoch ist es sicher, dass diese Welt ohne die Aktionen der Blockfreien anders wäre.
    Zu den kontroversiellsten Themen, die auf dieser Konferenz beraten werden sollen, zählen unter anderem die Frage der Westsahara und der beantragte Ausschluss des nächsten Tagungsortes Kubas.
    Aber hören Sie näheres von Gustav Kalupa aus Belgrad.
    Mahnende Worte errichtete der US-Staats- und Parteichef Josip Broz Tito an die Teilnehmer der Außenministerkonferenz der blockfreien Staaten in Belgrad.
    Unmittelbar nach den einleitenden Worten des Außenministers Hamid von Sri Lanka, wo die letzte Gipfelkonferenz der Blockfrei 1976 vor sich gegangen ist, ergriff Tito unter lebhaften Applaus der weit über tausend Konferenzteilnehmer aus aller Welt das Wort.
    Unter dem Konferenzemblem, das die fünf R-Teile in enger Verbundenheit zeigt, beschwort Tito eben diese Verbundenheit und Einheit zu wahren.
    Keine politische Kraft
    trat in der Nachkriegszeit so konsequent für bessere internationale Beziehungen ein, erklärte Tito, und qualifizierte die blockfreie Politik als Kraft, die in die unruhige Welt positive Elemente der Stabilität eingebracht hat.
    Sein kurzer Rückblick auf den historisch kurzen Bestand der Blockfreien diente Tito offensichtlich nur als Ausgangspunkt für die Präzisierung blockfreier Politik.
    Ihrer Natur nach richtet sie sich gegen jede Machtpolitik,
    Gegen politische und wirtschaftliche Hegemonie, gegen alle Formen fremder Einmischung und Unabhängigkeitsbedrohungen stellte Tito klar und erforderte die Vertreter der zur Konferenz erschienenen 86 Staaten auf, sich für diese voll einzusetzen.
    Es gelte die Blockteilung der Welt zu überwinden, aber auch Versuche zur Aufdrängung gesellschaftspolitischer Systeme und Ideologien.
    Ohne Beschönigungen wandte sich der große alte Mann der Blockfreien gegen jede Verwässerung dieser Politik
    gegen jede Spaltung und Teilung der blockfreien Staaten, ob auf ideologischer oder religiöser Basis, ungeachtet der Motive.
    Als umso wichtiger bezeichnete er die Überwindung von Missverständnissen und die friedliche Beilegung von Konflikten in den eigenen Reihen.
    Das scheint auch die einzige Möglichkeit, den Druck der Großmächte abzuwehren.
    Damit zeigte Dieter aber auch die eigentlichen Probleme der Konferenz auf, an der Vertreter von nahezu zwei Dritteln der Menschheit teilnehmen.
    In den nächsten Tagen wollen die Außenministerin Belgrad in öffentlichen Plenarsitzungen eine Art Bilanz über die zunehmenden Spannungen in der Welt ziehen.
    Parallel hinzu hinter verschlossenen Türen in einem politischen und ökonomischen Komitee Rezepte für die Abwendung von Gefahren und einer besseren Zusammenarbeit der so unterschiedlichen Blockfreien finden.
    Ob es gelingt, die Spannungen in den eigenen Reihen auch nur zu übertünchen, wird der Verlauf der Konferenz zeigen.
    Dieter jedenfalls war sichtlich bemüht, den Konferenzteilnehmern Mut einzuflößen und ihr Selbstvertrauen zu stärken.
    Ich bin überzeugt, dass die Konferenz die Unabhängigkeit, die wirtschaftliche und nationale Emanzipation der Völker stärken wird, schloss Dieter optimistisch seine Eröffnungsrede.
    Soweit also Gustav Kalupa vom Beginn der blockfreien Konferenz in Belgrad.
    Auslösendes Moment für die Gründung dieser Gemeinschaft im Jahr 1969 war die Erkenntnis, dass die Spannungen zwischen den Blöcken und Großmächten den Zusammenhalt der kleinen und mittleren Staaten, die militärisch oder wirtschaftlich schwach sind, notwendig machten.
    Die damalige Art der Spannung hat sich sicher gewandelt, geblieben ist aber die Grundidee.
    Und dass die kleinen zwischen den Blöcken aufgerieben werden können, das zeigt in letzter Zeit das Beispiel Afrika.
    Nun dürften aber die Großmächte zu einer indirekteren Politik übergewechselt haben.
    Militärische Interventionen wurden und werden durch wirtschaftliche oder diplomatische Aktivitäten ersetzt.
    Man wirbt um die kleinen mit wirtschaftlichen Zugeständnissen und Unterstützungszusagen, wie am Beispiel des nächsten Tagungsortes, des Blockfreien Gipfels, nämlich Kuba, deutlich zu sehen ist.
    Denn seit der Kuba-Krise im Jahr 1962 versucht die Sowjetunion im karibischen Raum, also im Gebiet zwischen den Vereinigten Staaten und Südamerika, ihren Einfluss zu vergrößern.
    Natürlich zum Leidwesen der Amerikaner und hauptsächlich der Chinesen, die erhoffte Bastionen dahinschwinden sehen.
    Also entschloss man sich in Peking, einen Politfunktionär auf Werbetour zu schicken.
    Den Auftrag bekam der stellvertretende chinesische Ministerpräsident Teng Jiao, einer von elf stellvertretenden Ministerpräsidenten.
    Über dessen Besuch in der Karibik und die Hintergründe, die dazu geführt haben, informiert sie nun Klaus Ellroth.
    Der überraschende Besuch des stellvertretenden chinesischen Ministerpräsidenten Kang Kiao in der Karibik beweist zwei Dinge.
    China setzt seine Politik, die sowjetische Außenpolitik, zu kontrollieren und möglicherweise zu blockieren fort.
    Und diese ungewöhnliche wie unerwartete Aktivität Pekings bleibt nicht auf Afrika beschränkt, sondern soll offensichtlich weltweit wirksam werden.
    Interessant ist an dem plötzlichen Auftauchen King Piaus in den Anrainerstaaten und Nachbarinseln von Kuba der Zeitpunkt.
    Er stimmte mit dem Besuch von Präsident Kader in Berlin überein.
    Und deshalb haben westliche und östliche Diplomaten wohl nicht zu Unrecht eine Verbindung zwischen dem jüngsten Besuch des amerikanischen Sicherheitsberaters Tritschinski
    und den Reiseplänen des chinesischen Vizepremiers gesehen.
    Andere Spekulationen gehen noch weiter.
    Es wird daran erinnert, dass seit der Ära Kennedy immer ein Jungteam zwischen Berlin und Kuba bestanden hat und das Kader sich genötigt gesehen haben könnte, in West-Berlin eine ernste, unmissverständliche Sicherheitsgarantie abzugeben, bevor er irgendwelche Schritte gegen Kuba einleitet, um den Aufmarsch kubanischer Truppen in Afrika zu stoppen.
    Ganz von der Hand zu weisen in diese Spekulationen nicht, denn immer wenn die Amerikaner Kummer mit Kuba hatten, so 1962 während der Installation von sowjetischen Atomraketen auf der sozialistischen Zuckerinsel und zehn Jahre später unter Präsident Nixon bei der Wiederholung der atomaren Bedrohung gegen das amerikanische Festland, hat es in Berlin Schwierigkeiten gegeben.
    Freilich scheint eine Berlin-Krise heute weit entfernt.
    Aber eine Kuba-Krise ist jeden Tag wahrscheinlicher und das begründet wohl auch die Anwesenheit des chinesischen Vizepremiers in der Pazifik.
    Heng Piao besucht gegenwärtig die Karibikinseln Jamaica, Trinidad, Tobago und den engen Kuba-verbündeten Guyana.
    Alle drei gehören neben Barbados,
    der karibischen Wirtschaftsgemeinschaft CARICOM an und zwei von ihnen, nämlich Jamaica und Guyana, haben Kooperationsverträge mit der Ostblockwirtschaftsgemeinschaft RGB.
    Aber auch Trinidad, Tobago und Barbados, die beide schon diplomatische Beziehungen mit China haben, können entsprechende Angebote aus Moskau vorweisen, freilich, ohne sich schon eindeutig entschieden zu haben.
    Hier wollen die Chinesen, wie Heng-Piao bei seiner Zwischenlandung in Mexiko sagte, schlimme Absichten der Sowjets und ihres trojanischen Pferdes Kuba in Afrika gegen den Weltkrieg befürchten, offensichtlich eingreifen.
    Schlecht sind die Erfolgsaussichten nicht.
    Denn viele einflussreiche Auslandschinesen leben auf den karibischen Inseln und in den Anrainerstaaten.
    Und die Auslandschinesen sind immer ein Aktivposten der jüngsten Außenpolitik Rot-Chinas gewesen.
    Hauptziel des chinesischen Vizepremiers wird wohl Guyana sein, dessen Staatspräsident Arthur Chung chinesischer Abstammung ist.
    Aber auch Ministerpräsident Forbes Burham war im vergangenen Jahr in China und hat dort weitgehende Handelsverbindungen vereinbart.
    Über Guyana an der Gegenküste von Angola haben die Kubaner bislang ihre Truppentransporter nach Afrika zwischengelandet und diesen Tankplatz für ihre Flugzeuge wollen die Chinesen dicht machen.
    Ob das gelingt, steht dahin.
    Und es bleibt ebenso ungewiss wie der Versuch, das Fischereiabkommen der Sowjets mit Jamaika zu brechen, das den Golf von Mexiko und damit die amerikanische Südflanke durch elektronisch hochgerüstete Fischstroller bedroht.
    Immerhin ist der Vorstoß der Chinesen
    In der Karibik ein interessanter Versuch Peking, die sowjetische Außenpolitik weltweit einzugreifen.
    Klaus Ellroth informiert es über diplomatische Offensiven Chinas im karibischen Raum.
    Mittlerweile ist es 12.30 Uhr geworden.
    Seit Jahren scheint der Machtzuwachs der italienischen Kommunisten unaufhaltsam zu sein.
    Immer wieder ist die Rede davon, dass die stärkste kommunistische Partei in Westeuropa
    in absehbarer Zeit direkt an der Regierung beteiligt werden müsse, weil sich für die Lösung der Probleme Italiens keine andere Alternative anbiete.
    Nun ist aber eine Stagnation der KPI eingetreten, die innerparteilich als beunruhigend empfunden wird und deshalb mehren sich an der Basis die Stimmen der Kritik an der Führung unter Enrico Berlinguer.
    Der KP-Chef hat nun jetzt in einer Rede vor dem Zentralkomitee zu allen aktuellen Fragen der Partei und der italienischen Innenpolitik Stellung genommen.
    Rolf Gallus fasst zusammen.
    Die sofortige Stabilisierung der parlamentarischen Fünfermehrheit zwischen Christlich-Demokraten, Kommunisten, Sozialisten, Sozialdemokraten und Republikanern sowie die energischere Inangriffnahme und Verwirklichung des Regierungsprogramms
    vor allem zum Angehen der anhaltend schweren Wirtschaftslage.
    Das waren die vordringlichsten Postulate in der Rede des KPI-Chefs Enrico Berlinguer zur Eröffnung dieser hochsommerlichen Sitzung des Kommunistischen Zentralkomitees zu einer Generalanalyse der innenpolitischen Situation des Landes und entsprechender Überprüfung der Parteilinie einberufen.
    Es muss innerhalb des KPI-Establishments für Berlinguer nicht allzu gut stehen,
    wenn er sich gegenüber der Parteibasis wegen Mangels an idealistischem und politischem Einsatz beschwerte und vor den Parteiführern indirekt unberechtigte Kritiken an seinem Wirken beklagte.
    Ein in diesem Zusammenhang hervorzuhebender Aspekt ist, dass Berlinguer in seinem Referat zwar den Regierungsbeitritt der Kommunisten als Problem des Widerspruchs, das eines Tages so oder so gelöst werden muss,
    deklarierte.
    Aber die Strategie des historischen Kompromisses dürfe keinesfalls ein ausschließliches Macht- oder Regimeabkommen mit der Demokratia Christiana bedeuten oder letztlich in starre, in sich abgekapselte Regierungsarrangements mit den Christlich-Demokraten münden, denn damit würden wir sowohl Ihnen als auch uns selbst die allergrößten Schwierigkeiten bereiten, erklärte Berlinguer.
    Vielmehr solle die Beteiligung an der Regierungsverantwortung der Kommunisten in einen größeren Fächer von Kombinationen eingebettet, also je nach Fall und Modus verwirklicht werden.
    Das ist also eine wesentliche Neuigkeit.
    Das Abstandnehmen des KPI-Chefs von seinem früheren Konzept der historischen Kompromissvereinbarung mit der Demokratie Christiana zugunsten eines Spektrums von Formeln, ohne sie allerdings beim Namen zu nennen,
    ist ohne weiteres einerseits als Konzession an die, ob des weitgehenden Stillstands der Partei beunruhigte, desorientierte Basis zu verstehen, andererseits aber, bekundet sie Berlinguers Besorgnis über außerhalb der KPI sich verstärkende Tendenzen, nämlich die wachsende Unzufriedenheit in der DC über das parlamentarische Übereinkommen mit den Kommunisten,
    Die auffällige Verselbstständigung der sozialistischen Partei, insbesondere bei der jüngsten Präsidentenwahl, wo schließlich der Altsozialist Pertini zum neuen Staatschef bestellt wurde, das sich Ausbreiten der Ultralinken und parallel dazu die brutale Eskalation des Terrorismus.
    Das gebündelte Alarmzeichen für die Kommunisten als ganz klar erkennbares Symptom der immer größeren Schwierigkeit der KPI zur eindeutigen politischen Standorteinnahme bestand in der schweren Niederlage bei den Teilwahlen vom 14.
    Mai und der psychologischen Schlappe bei den beiden Referenten vom Juni über die Parteienfinanzierung und das Antiterrorgesetz.
    Danach schlitterte die Partei in echte Bedrängnis sowohl ihren Wählern als auch ihren Koalitionspartnern gegenüber.
    Von der einen Seite beschuldigt, nach wie vor schematischem Leninismus treu bleiben zu wollen, auf der anderen Seite dem Vorwurf ausgesetzt, die systematische Sozialdemokratisierung der kommunistischen Partei Italiens zu betreiben, sind Berlinguer und sein Führungsteam faktisch im Dilemma in der Zickmühle.
    Letztlich kann erst der für das Frühjahr nächsten Jahres vorgesehene Parteitag eine Änderung anvisieren.
    Bis dahin wird die Phase des sogenannten Halb und Halb anhalten.
    Berichterstatter aus Rom war Rolf Gallus.
    Seit der türkischen Invasion auf Zypern vor genau vier Jahren ist die Mittelmeerinsel geteilt.
    Alle bisherigen Versuche, durch Gespräche zwischen der griechischen und der türkischen Volksgruppe eine Lösung des Konflikts zu erreichen, haben sich als Fehlschlag erwiesen.
    Nun scheint wieder Bewegung in das Zypern-Problem zu kommen, ausgelöst durch den Vorschlag des türkischen Volksgruppenführers Denktaş, die sogenannte Neustadt, also das Hotelviertel des wirtschaftlich und strategisch wichtigen Hafens Famagusta an die Zypern-Griechen zurückzugeben.
    Die abrupte und sehr schroffe Ablehnung des Vorschlages durch den zyprischen Staatspräsidenten Kyprianou ließ vorerst die Hoffnungen auf einen Fortschritt in der Zyperndebatte als illusorisch erscheinen.
    Nun hat Kyprianou aber ebenso plötzlich seine bisherige Haltung geändert und seine Bereitschaft erklärt, die Initiative von Denktasch anzunehmen.
    Welche Gründe dafür maßgebend waren, berichtet im folgenden Beitrag Wolfgang Pfeiffer.
    Mit einem überraschenden Schwenk ist die Regierung des zyprischen Staatspräsidenten Kipriyanu auf einen zyperntürkischen Vorschlag eingegangen, der die Chance zu einer Wiederaufnahme der Volksgruppengespräche und damit der Zypern-Verhandlungen generell in sich birgt.
    Als Vorbedingung und Vorleistung für die Aufnahme von Verhandlungen sollen die Türken die Neustadt von Famagusta, Varosha,
    das moderne Touristenzentrum mit Hotelkomplexen und Apartmenthäusern den Griechen übergeben.
    Die türkischen Truppen sollen abgezogen werden.
    Die UNO soll für eine Übergangszeit die Kontrolle von Neufamagusta übernehmen.
    Noch vor wenigen Tagen hatte Kübriyanu ein fast gleichlautendes Angebot des Führers der Zypern-Türken-Denktasch schroff zurückgewiesen.
    hatte von Seifenblase, von Bananenschale und Falle gesprochen, hatte bei den Amerikanern protestiert, weil er in ihnen die Ratgeber für derartige Vorschläge sah.
    Nach Kyprianos Altversion wäre die endgültige Zementierung der Zyprischen Teilung eingeleitet.
    Nun, Kyprianos jedoch, sobald die Griechen beginnen, unter den festgelegten Konditionen nach Neu-Famagusta zurückzukehren,
    sollen die Gespräche zwischen griechischen und türkischen Cyprioten wieder aufgenommen werden.
    Eine feste Tagesordnung sei nicht vorzusehen.
    Die Gesprächsleitung habe wieder beim Generalsekretär der Vereinten Nationen Waldheim zu liegen.
    Man müsste langatmig analysieren, um eine Begründung für Kyprianos vorhergehende Starrheit zu finden.
    Verhältnismäßig leicht ist es,
    sein zähneknirschendes Einlenken zu verstehen.
    Mit seiner realitätsfernen Exotenpolitik des »Alles für die Griechen« hatte er sich auch im eigenen Lage immer mehr in die Isolierung manövriert.
    Ein ganzer Zauber, den er während der letzten Wochen inszenierte, entpuppte sich als substanzlos.
    Die lautstark angeprangerte Großverschwörung gegen ihn und das gesamte Hellenentum gibt es nicht.
    dem von ihm abgesetzten bisherigen Chefunterhändler mit den Türken, Papadopoulos, musste Kyprianou öffentlich bescheinigen, dass nichts gegen ihn vorliege, die Entlassung falsch begründet ausgesprochen sei.
    Weiter, bei einem Großteil der Zypern-Griechen brach laute Kritik aus, weil Kyprianou Denktasch vom Augusta-Vorschlag zunächst nicht einmal geprüft, sondern gleich abgelehnt hatte.
    Ein Vorgang ohne Beispiel geschah, dem Staatspräsidenten wurde aus den eigenen Reihen öffentlich vorgeworfen, er habe nicht mehr die Fähigkeit, das Zypern-Problem korrekt zu behandeln.
    Köprianus schwenk ist Vollverbissenheit.
    Er spricht weiter und laut von türkischer Starr- und Falschheit, lehnt ab, in der türkischen Freigabe von Neu vom Augusta auch nur ein Zeichen des guten Verhandlungswillens zu sehen.
    hat dem amerikanischen Kongress sein Telegramm gesandt, die Famagusta-Angelegenheit sei ja nicht zum Anlass zu nehmen, das Waffenembargo gegenüber der Türkei aufzuheben.
    Immerhin öffnen sich nun die Türen zur Möglichkeit neuer Verhandlungen.
    Beide Seiten haben Vorschläge ausgearbeitet, die die Basis für Verhandlungen abgeben sollen.
    Beide Seiten lehnen die Vorschläge der anderen als nicht geeignet
    für Gesprächsgrundlagen ab.
    Man wird sich zusammensetzen, wenn man sich zusammensetzt, mit den als undiskutierbar bezeichneten Vorschlägen im Diplomatenköpferchen.
    Am Ende wird es darauf hinauslaufen, so ließe sich voraussagen, dass die Amerikaner das Waffenembargo gegenüber der Türkei aufheben und die türkischen Zyprioten dafür mit der Rückgabe von Famagusta-Hotelstadt an die Zypern-Griechen
    mit Zahlen.
    Das Knäuel der zyprischen Verschlungenheit insgesamt dürfte einer Entwirrung damit kaum näherrücken.
    Wolfgang Pfeiffer informierte sie über neue Initiativen in der Zypern-Frage und nach diesem Beitrag von Wolfgang Pfeiffer nun ein Hinweis auf eine Sendung des aktuellen Dienstes.
    Drüben, das Osteuropa-Magazin des aktuellen Dienstes.
    Heute Abend die Zigeuner in der Slowakei.
    Mein Großvater war ein Böhme.
    Er war als Kapellmeister.
    Die waren drei Brüder.
    Einer war im Budapest.
    Das zweite in Wien und der dritte da in der Slovakia.
    Außerdem die Opposition in Polen, Kriminalromane in Osteuropa und ein Schlagerstar aus Ungarn.
    Alles heute Abend um 20 Uhr im Programm Österreich 1.
    Nach diesem Programmhinweis ein Zeitvergleich, es ist jetzt 12.41 Uhr, vier Minuten vor dreiviertel eins.
    Wir kommen in der Berichterstattung zurück nach Österreich.
    Einer der Schwerpunkte des steirischen Herbstes ist alljährlich die sogenannte Steirische Akademie, die sich immer mit aktuellen Gesellschaftsthemen auseinandersetzt.
    Alternativen zu den gegenwärtigen übertechnisierten und überzivilisierten Lebensformen,
    sollen bei der diesjährigen Steirischen Akademie diskutiert werden, die vom 8. bis zum 12.
    November in Graz veranstaltet wird.
    Heute wurde für diese Akademie mit einem lebenden Plakat geworben.
    Dazu gestaltete Günther Ziesl den folgenden Beitrag.
    Ich würde es hier mit diesem Plakat symbolisch so vorgehen, dass ich jetzt zeige, was überschaubar ist.
    Ungewohnte Aktivitäten heute Vormittag vor dem Landhaus in der Grazer Herrengasse.
    Auf einem langen Tisch einige große Bogen Zeichenpapier, eine kleine Schüssel mit Samenkörnern von Kresse und auf einer Filzunterlage die Worte Alternativen steirische Akademie 78.
    Die Buchstaben sind aus Kresse gewachsen.
    Sie wurzeln in der Filzunterlage und müssen wie eine Kresse im Garten mit Wasser gegossen werden.
    Es ist aber mehr als eine originelle Werbeidee.
    Der Designer Gazi Herzog will mit diesem lebenden Plakat auch auf die alternativen Lebensformen hinweisen, die bei der steirischen Akademie thematisch behandelt werden sollen.
    Ein neues Zurück zur Natur wird zur Zeit vielerorts proklamiert.
    Der Mensch möchte seiner technisierten und zivilisierten Umwelt entfliehen.
    Statt des Plakats im teuren Vier-Farben-Druck eine Filzunterlage mit einfacher Kresse.
    Und wie reagiert das Publikum auf solche Ideen, wenn die Kresse vom Plakat herunter ganz einfach geerntet werden kann und auf ein Butterbrot gegeben wird?
    Was sagen Sie zu dieser Idee?
    Zunächst einmal guten Appetit und wenn es dann bei der Steirischen Akademie auch was anderes gibt als Kresse, ist die Sache richtig.
    Ob die Teilnehmer an der Steirischen Akademie auch Kresse serviert bekommen werden, weiß ich nicht.
    Aber jedenfalls sollen sie sich mit der Praxis und den Visionen alternativer Lebensformen auseinandersetzen.
    Über die Schwerpunkte der Steirischen Akademie 78 sagt Dr. Dieter Zwing.
    Zunächst wird es um eine allgemeine Begründung gehen aus philosophischer, politischer, naturwissenschaftlicher Sicht.
    Was ist wirklich dran an den Alternativen?
    Ist das eine Angelegenheit von ein paar verrückten Spinnen, die sich aus Land zurückziehen und dort von einer heilen Welt träumen?
    Oder was ist dran, lässt sich der Trend, der also heute mit dem Phänomen Dinosaurier vielleicht am besten zu kennzeichnen ist, Dinosaurier in der Arztverwaltung, Dinosaurier in der Technik, diese Großstrukturen
    Soll man den Trend weiterverfolgen oder gibt es ein Umdenken, ein Umstöpseln, ein Abstöpseln aus diesem Trend?
    Und ich glaube, es ist Zeit, dass wir in Österreich auch dieses Thema ventilieren angesichts der krankmachenden Faktoren von solchen großen Industrien, großen Bürokratien.
    hier anreisen an drei Sektoren.
    Der eine wird sein, wie schaut es mit der Energie und der Technik aus?
    Wir kommen zwar drei Tage nach Zwentendorf und es ist vielleicht nicht schlecht, schon aufgrund des Ergebnisses ein Art Szenario dann zu planen.
    Wie reagieren wir?
    Was machen wir?
    Machen wir weiter mit dem Trend der anonymen Technik oder lasst sich Feintechnik, lasst sich Kleintechnik, eine menschenfreundlichere, angepasste Technik, die auch für die Arbeitswelt sehr wichtig ist, gerade bei uns, lasst sich das realisieren, für und wieder.
    Zweiter Schwerpunkt, hab's kurz angedeutet, kann man auch einen ökologisch gesünderen Landbau betreiben, ohne dass man jetzt in eine wirtschaftliche Schere hineinkommt.
    Dritter Schwerpunkt und vielleicht der wichtigste, wir haben ihn genannt, soziale Erfindungen.
    Da geht's um die Frage,
    ist es möglich, dass man fernab von der bürokratischen Zerwaltung unseres Alltags wieder Initiativen schafft, ob das jetzt also für behinderte Kinder ist, ob das für kleine Klassen in der Schule ist, ob das also der Versuch ist, sich selber zu helfen, eben mit solchen
    Inseln, mit solchen Lebensinseln, wo also sich verschiedene Landwirte untereinander treffen und Erfahrungen austauschen.
    Ganz egal, welche Voraussetzungen brauchen wir dazu.
    Das erwarten wir uns von Akademiereferenten, dass sie da internationale Bedingungen klären und dann halt die Frage, was können wir daraus machen.
    Impulse, Anregungen für die Steiermark, Anregungen für Bürger, aber ich hoffe auch für Politiker.
    Alternatives Leben als Thema der heurigen Steirischen Akademie, die im November in Graz veranstaltet wird, diesen Beitrag gestaltete Günther Ziesel.
    Wenn man den Meteorologen glauben darf, dann müsste schon langsam der Sommer auch in unseren Breiten Einzug halten.
    Mit der Sommerzeit ist auch die Zeit der Festspielserien gekommen.
    Die Salzburger Festspiele werden ja morgen eröffnet.
    Mit einer Neuinszenierung des fliegenden Hollanders werden schon heute die Bayreuther Festspiele 1978 eröffnet.
    Alle Vorstellungen der 67.
    Spielzeit der Richard-Wagner-Festspiele, die heuer bis zum 28.
    August dauern, sind bereits ausverkauft.
    Aus Bayreuth meldet sich Klaus-Henning Bachmann.
    Die Anziehungskraft von Bayreuth ist ungebrochen.
    Über dieses Phänomen lohnte sich nachzudenken.
    Hier ereignet sich junges Theater.
    Hier bekommen junge Dirigenten und Sänger ihre Chance.
    Das Werk, um das es dabei geht, ist im zweiten Jahrhundert seiner Wirkungsgeschichte so produktiv umstritten wie am ersten Tag.
    Ein Kulturphänomen zweifellos und ein kulturpolitisches allemal dazu.
    Die Atmosphäre rund um den Hügel ist so geladen wie eh und je.
    Alle Zeichen sprechen dafür, dass die Erregung um die Ringinszenierung von Patrice Chéreau mit Pierre Boulez am Pult sich im dritten Jahr gelegt hat.
    Ein Teil des Wirbels im Jubiläumsjahr 1976 war zweifellos auf das Unfertige dieser grandiosen Theaterarbeit zurückzuführen.
    Entgegen der zuweilen halbherzigen Praxis Wieland Wagners hatte das französische Regie-Team im zweiten Jahr nichts zurückgenommen, nichts geglättet, sondern, wie der Kritiker Ulrich Schreiber es formulierte, den Grundeinfall, historisierende Momente in die fiktive Spielzeit der Tätralogie einzuschieben, präzisiert.
    Und auch für die dritte Fassung in diesem Jahr gilt, dass Giraud, so Sabine Tomzig aus Hamburg, mit seiner Originalität, Fantasie und Intelligenz einen neuen Standard der Wagner-Regie gesetzt hat.
    Wird man das nach der diesjährigen Premiere des Fliegenden Holländer, mit der die Festspiele eröffnet werden, auch von dem Dresdner Opernchef Harry Kupfer sagen?
    Er ist, registrierten die vielen Westbesucher der ersten Dresdner Musikfestspiele vor einigen Wochen, ein später Senkrechtstarter in die hochkarätige internationale Opernszene.
    Kupfer hat seine Diplomarbeit über Tristan und Isolde geschrieben, ist also dem Wagner-Werk seit seinen Studienjahren verbunden.
    Heute gibt es Wagner-Inszenierungen von ihm in ganz Europa.
    An der Wiener Staatsoper wird er demnächst den Ring inszenieren, den er in der Nähe zum zweiten Teil des Faust sieht.
    Aber er möchte nicht festgelegt werden.
    Schönberg ist ihm so vertraut wie Rimsky-Korsakov.
    Und zur Eröffnung der Dresdner Musikfestspiele brachte er Pelleas und Mélisson des Anti-Wagnerianers Debussy heraus.
    In einer Inszenierung, der konsequenter Anti-Illusionismus ebenso nachgerühmt wurde, wie ein grell ausgeleuchteter psychologischer Zug im Sinne August Schrindbergs.
    Ein wesentlich mitwirkendes Moment seiner schöpferischen Arbeit ist die eigengeprägte optische Fantasie des Bühnenbildners Peter Sykora, die auch dem Bayreuther Holländer wesentliche Akzente geben wird.
    Einige Stichworte zur Interpretation der Oper nach Äußerungen von Kupfer selber und Notizen von Probenbeobachtern.
    In einer banalen Welt, in der man nicht leben kann, in der man erstickt, einer gleichsam ipsenschen Welt, entstehen Träume und Sehnsüchte.
    Sie verkörpern sich in der jungen Senta, einem übersensitiven Mädchen, das das ganze Geschehen aus sich heraus projiziert, als Wahngebilde einer Hysterie in der psychoneurotischen Bedeutung des Wortes.
    Eine auch darstellerisch fesselnde Aufgabe für Lisbeth Balsleff.
    Den Holländer gibt der farbige Bariton Simon Estes, der die Partie mit großem Erfolg zu Beginn der letzten Spielzeit in Zürich gesungen hat.
    Zuvor war er ein umjubelter Porgy, von Gershwin zu Wagner, also ein vielseitiger Künstler.
    Ein weiterer interessanter Aspekt, es wird die Dresdner Urfassung gegeben mit härterer Instrumentation, die dem Schluss das Versöhnliche nimmt.
    Für junge Dirigenten ist Bayreuth mit seinen akustischen Besonderheiten ein Prüffeld und ein psychologischer Stress.
    Das Wagner erprobte Eliteorchester, jeweils eigens für Bayreuth zusammengestellt, pflegte es Dirigente, Neulingen auf dem Hügel nicht leicht zu machen.
    Pierre Boulez bekam es als Ringdirigent zu spüren,
    Und die gleiche Erfahrung macht jetzt der junge Amerikaner Dennis Russell Davies, der in Holland mit dem Peleas und mit einem Bartók-Schönberg-Opernabend hervorgetreten ist, der in Stuttgart mit fast sensationellem Erfolg zwei Henze-Opern und kürzlich die Zauberflöte mit Henze am Regiepult einstudiert hat.
    Äußerer Lohn dieser Arbeit, das ihm angetragene Amt des Generalmusikdirektors am Württembergischen Staatstheater.
    Ein Operndirigent im konventionellen Sinn ist er gewiss nicht.
    Er hat zuvor noch nie eine Wagner-Oper geleitet und nach seiner Bayreuth-Berufung ganz bewusst die Auseinandersetzung mit berühmten Vorbildern gemieden.
    Ich möchte nicht nur eine Tradition weitergeben.
    Das hat man schon gehört.
    Das ist nicht mein Ziel, nur etwas zu ändern, einfach zu ändern.
    Das meine ich nicht.
    Aber es ist meine Pflicht, meine eigene Interpretation zu fordern.
    Und das Publikum, die brauchen eine Chance, auch eine neue Entdeckung zu machen.
    Ich bin sehr gespannt, eigentlich, das zu dir zu geben.
    Und ich bin sehr froh, dass ich so eine Chance bekommen habe.
    Und ich habe viel darüber gelesen und ich habe viel in die Partitur geguckt und studiert.
    Und ich hoffe, dass man das spüren kann.
    Was gibt es noch in Bayreuth?
    Zum vierten Mal steht Wolfgang Wagners Parsival-Inszenierung auf dem Programm.
    Der Tannhäuser von Götz Friedrichs Regiehand, 1972 einen Proteststurm auslösend und schon im folgenden Jahr nicht mehr umstritten, ist zum letzten Mal zu sehen.
    Wichtige Gegenakzente setzen das Internationale Jugendfestspieltreffen und das Forschungsinstitut für Musiktherapie
    mit einer Ausstellung Barockfeste im marktkräftigen Opernhaus und einer Tagung über Strukturprobleme des Musiktheaters in Europa und den USA.
    Klaus-Henning Bachmann berichtet über die Eröffnung und den Spielplan der heurigen Bayreuther Festspiele.
    In den letzten Jahren ist es Tradition geworden, dass der österreichische Bundespräsident in Anwesenheit des Unterrichtsministers und der Wissenschaftsministerin unmittelbar vor dem offiziellen Festakt der Salzburger Festspiele auch die alljährliche Theaterwissenschaftliche Ausstellung der Max-Reinhardt-Gedenk- und Forschungsstätte auf Schloss Arnberg eröffnet.
    Die heurige Ausstellung steht unter dem Motto Jedermann in Europa.
    Es berichtet Volkmar Parschalk.
    Viel geschmäht, oft totgesagt und dennoch alljährlich an jedem Festspiel Sonntag um 17 Uhr immer wieder die Attraktion der Touristen und Besucher der Salzburger Festspiele ist Hugo von Hofmannsthals Spiel vom Sterben des reichen Mannes Jedermann.
    Max Reinhardt, der Hofmannsthals Werk schon 1911 in Berlin im Zirkus Schumann inszeniert hatte,
    hatte die grandiose Idee, den Salzburger Domplatz als Naturkulisse zu wählen und so wurden die ersten Salzburger Festspiele am 22.
    August 1920 mit diesem Werk auf diesem herrlichen Platz eröffnet.
    Die dramatische Konfrontation des Menschen mit dem Tod, die schaurigen Jedermannrufe von der Festung und den umliegenden Türmen,
    Die erschreckt aufflatternden Tauben, das Schwinden des Sonnenlichtes während der Aufführung, die dumpfen Glocken des Domes und die mächtige Orgel aus dem Inneren der Kirche haben schon für die Kritiker des Jahres 1920 die fromme Unwahrheit der Dichtung übertönt und auch in der Seele des Widerstrebenden tiefe Spuren hinterlassen, wie es damals hieß.
    Erst 1926 wurde der Jedermann wieder in den Spielplan der Festspiele aufgenommen und wurde dann bis 1937 zum alljährlichen Fixpunkt.
    Paul Hartmann und Attila Hörbiger folgten dem langjährigen Darsteller der Titelrolle Alexander Moisi.
    Während der Nazi-Herrschaft von den Festspielen verbannt ist Hufmannsdals Spiel seit 1946 wieder jedes Jahr vor dem Salzburger Dom aufgeführt worden.
    Heinz Hilpert, Helene Thiemig, Ernst Lothar, William Dieterle, Gottfried Reinhardt, Leopold Lindberg und Ernst Heusermann waren die Regisseure in der Nachfolge Reinhards, Ewald Balser, Attila Hörbeger, Wilk Wattflick, Walter Reier, Ernst Schröder und Kurt Jürgens die Darsteller des Jedermann.
    Sicherlich ein interessantes Thema für die Theaterwissenschaftliche Ausstellung auf Arenberg, die von Dr. Eta Furich-Leisler und Dr. Gisela Prosnitz gestaltet wurde.
    Vom Everyman in England des 15.
    Jahrhunderts, vom fast gleichzeitig entstandenen Elgar-Like in Holland,
    von Totentänzen und mittelalterlichen Weltgerichtsspielen und den berühmten Humanistentramen über Hans Sachs' Jedermann-Spiel, die alpenländisch-volkstümlichen Varianten in der Steiermark, Kärnten, Salzburg und Tirol, führt die Dokumentation bis zu Hofmannsthal-Reinhards krönender Aufführung vor dem Salzburger Dom und den darauf folgenden Variationen überall in Europa.
    Der Theaterwissenschaftler, Universitätsprofessor Heinz Kindermann, der diese erste gründliche wissenschaftliche Bearbeitung des Themas angeregt hat über die Gegenstände der Ausstellung.
    Man zeigt auf der einen Seite die ganze Genealogie von den Frühdrucken an, von den Holzschnitten an,
    von den Totentanzholzschnitten und von den Holzschnitten der frühen Elgar Leik und Everiman Inszenierungen an.
    Wir zeigen die ganzen Humanistendrucke.
    Wir zeigen die ganzen wunderbaren Zeugnisse zum Teil von den alpenländischen Jedermann-Aufführungen, auch Masken zum Beispiel.
    Kostüme.
    Kostüme sind uns zur Verfügung gestellt worden.
    Wir zeigen darüber hinaus dann
    Die ganze Genesis der Salzburger, zuerst Berliner, dann aber der Salzburger Jedermann-Aufführungen, sodass man die ganze Genealogie der Jedermänner, der Bullschaften und so weiter, alles das an sich vorüberziehen lassen kann bis zu heutigen Tag.
    Ab kommenden Sonntag wird dann der Besucher von Schloss Arnberg seine aus der Ausstellung Jedermann in Europa gewonnenen historischen Kenntnisse bei der Aufführung am Domplatz überprüfen können.
    Heuer übrigens zwar wieder in Ernst Häusermanns Inszenierung und in den Kostümen von Colasanti-Mur, aber mit einer fast vollständig neuen Besetzung und mit Maximilian Schell erstmals als Jedermann.
    Das war ein Beitrag von Volkmar Parschalk und zum Abschluss des Mittagsschnalls nochmals ins Nachrichtenstudio.
    Jugoslawien Staats- und Parteichef Tito hat heute Vormittag in Belgrad die Erstenministerkonferenz der blockfreien Staaten eröffnet.
    In seiner Rede kritisierte Tito das Engagement der Sowjetunion und Kubas in Afrika und rief die blockfreien Länder dazu auf, sich allen Versuchen zur Schwächung ihrer Bewegung zu widersetzen.
    Bei den fünftägigen Beratungen soll die nächste blockfreien Gipfelkonferenz vorbereitet werden, die 1979 in Havanna geplant ist.
    Österreich nimmt als Beobachter an dem Treffen in Belgrad teil.
    Portugal.
    Nach dem Austritt der drei Minister des konservativen, demokratisch-sozialen Zentrums aus der Regierung hat die Parteiführung der Sozialisten Ministerpräsident Suárez und seinem Kabinett ihre volle Unterstützung zugesagt.
    Das demokratisch-soziale Zentrum hatte unter anderem den Rücktritt von Landwirtschaftsminister Sayas gefordert, dem es eine kommunistenfeindliche Agrarpolitik vorwirft.
    Italien
    Der kommunistische Parteichef Berlinguer hat vor dem Zentralkomitee der KPI die bestehende Zusammenarbeit der Parteien des Regierungslagers verteidigt.
    Berlinguer betonte, die Ablehnung einer Volksfrontregierung und das Eintreten für das Bündnis der Kommunisten mit den Christlichen Demokraten, den historischen Kompromiss, hätten sich als richtig erwiesen.
    Israel.
    Handelsminister Borowitz hat sich nach einem Gespräch mit Ministerpräsident Begin bereit erklärt, im Amt zu bleiben.
    Der Politiker hatte gestern seinen Rücktritt angekündigt und ihn mit der inflationären Haushaltspolitik der Regierung Begin begründet.
    Heute sagte er, er habe einen Kompromissvorschlag des Regierungschefs angenommen.
    Dieser bestehe darin, dass das vom Kabinett verabschiedete Zusatzbudget, zwar in Kraftbleibe, vom Finanzausschuss des Parlaments jedoch gekürzt werde.
    Sowjetunion.
    Das Moskauer Berufungsgericht hat heute das Urteil gegen den 46-jährigen Ingenieur Josef Begun bestätigt, der wegen Verstoßes gegen Aufenthaltsbestimmungen zu drei Jahren Verbannung verurteilt worden ist.
    Begun wurde im Mai während des Prozesses gegen den Dissidenten Yuri Orlov festgenommen, weil er sich ungeachtet einer früher ausgesprochenen Verbannung in Moskau aufhielt.
    Die Frau Beguns sagte heute, ihr Mann befinde sich im Hungerstreik.
    Das Ehepaar wartet seit sieben Jahren auf ein Ausreisevisum nach Israel.
    Norwegen.
    Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Oslo ist in der vergangenen Nacht neuerlich ein sowjetisches Schiff unerlaubt in norwegische Hoheitsgewässer eingedrungen.
    Das Schiff soll mit hochmodernen elektronischen Geräten ausgerüstet sein.
    Es wurde von einem Torpedoboot der norwegischen Marine in einem militärischen Sperrgebiet gestellt.
    Der sowjetische Kapitän erklärte, er befinde sich auf einer Forschungsfahrt zur Erkundung des Meeresbodens und sei wegen eines Maschinenschadens versehentlich in die Vier-Meilen-Zone geraten.
    Großbritannien.
    Die regierende Labour-Party hat bei einer Abstimmung im Unterhaus eine Niederlage erritten.
    Mit 301 gegen 291 Stimmen wurde ein Antrag abgelehnt, der die Rechte der Hafenarbeiter zu verbessern suchte.
    Diese Kurzmeldungen standen am Schluss von 60 Minuten Information des aktuellen Dienstes.
    Sie hören uns wieder ausführlich ab 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 im Abendjournal.
    Bis dahin zu jeder vollen Stunde das Wichtigste aus aller Welt in den Nachrichten.
    Für Redaktion und Technik des Mittagschanals verabschiede ich Herbert Provolny.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1978.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1978.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Eröffnung der Außenministerkonferenz der Blockfreien in Belgrad
    Mitwirkende: Chalupa, Gustav [Gestaltung]
    Datum: 1978.07.25 [Sendedatum]
    Ort: Belgrad [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Chinesische politische Aktivität im karibischen Raum
    Mitwirkende: Ellrodt, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1978.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ZK der KPI mit Referat Berlinguers
    Mitwirkende: Gallus, Rolf [Gestaltung]
    Datum: 1978.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer: "Drüben"
    Datum: 1978.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Steirische Akademie 78, alternative Lebensformen
    Einblendung: Passanten, Dieter Cwienk
    Mitwirkende: Ziesel, Günther [Gestaltung] , Cwienk, Dieter [Interviewte/r] , Anonym, Passantin, Passant, Passanten [Interviewte/r]
    Datum: 1978.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Kultur ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Eröffnung der Bayreuther Festspiele
    Einblendung: Dennis Russel Davies
    Mitwirkende: Bachmann, Claus-Henning [Gestaltung] , Davies, Dennis Russell [Interviewte/r]
    Datum: 1978.07.25 [Sendedatum]
    Ort: Bayreuth [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ausstellung "Jedermann in Europa" auf Schloß Arenberg
    Einblendung: Prof. Kindermann
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Kindermann, Heinz [Interviewte/r]
    Datum: 1978.07.25 [Sendedatum]
    Ort: Schloß Ahrenberg [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1978.07.25
    Spieldauer 00:59:54
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Machatschke, Roland [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1978.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
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