Mittagsjournal 1980.03.01

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Ja und wieder einmal ist es Zeit für eine Stunde Information beim Mittagsschonal des aktuellen Dienstes.
    Begrüßt Sie Ilse Vögel.
    Wie in fast jeder Sendung, so haben wir auch heute Mittag Kontakt mit der österreichischen Botschaft in Bogotá.
    Was gibt es Neues rund um die Geissler-Affäre zu berichten?
    Sonst dominiert heute im Journal eigentlich österreichische Innenpolitik.
    Wir berichten vom Parteitag der ÖVP in Salzburg.
    Dieser mit Spannung erwartete Reformparteitag geht ja heute zu Ende.
    Ebenfalls mit Spannung erwartet wird der außerordentliche Parteitag der Freiheitlichen in Linz.
    Dort geht es um die Wahl eines neuen Parteiobmanns.
    Wir erwarten hier ebenfalls einen Bericht.
    Geplant ist dann auch ein Interview mit dem neuen Chef der jungen Generation.
    An diesem Wochenende tagt ja die Bundeskonferenz der jungen Generation Österreichs und Fritz Edlinger wird hier Nachfolger von Albrecht Koneczny in dieser Funktion werden, mit ihm also ein Interview.
    Ebenfalls auf dem Programm steht dann auch noch ein Bericht vom Landesparteitag der Sozialisten Niederösterreichs.
    Aus London meldet sich dann noch Heinz Beran mit einem Beitrag zum Thema britische Regierung verschärft Einwanderungspolitik.
    Und die Kulturredaktion berichtet aus Zürich über die Uraufführung der Verfilmung von Monteverdis Krönung der Popäer.
    Eine Aufführung unter Nikolaus Annoncourt und Jean-Pierre Ponel.
    Zunächst aber geben Ihnen die Nachrichten die erste Übersicht über das Wichtigste vom Tag.
    Georg Schalkruber ist heute Mittag der verantwortliche Chef vom Dienst und gesprochen werden die Meldungen von Wilfried Schirrlbauer.
    Kolumbien.
    Über die Besetzung der Dominikanischen Botschaft in Bogotá liegen seit mehreren Stunden keine neuen Meldungen vor.
    Linksgerichtete Freischädler der Extremistenorganisation M19 halten nach wie vor etwa 40 Menschen, darunter zahlreiche Diplomaten und Botschafter, gefangen.
    Sie fordern die Freilassung von mehr als 300 politischen Häftlingen, die Zahlung von 50 Millionen Dollar und einen politischen Dialog mit den Machthabern in Kolumbien.
    Nach einem Verhandlungsangebot der Regierung haben die Extremisten die Drohung zurückgenommen, zwei Diplomaten zu ermorden.
    Die Gespräche zwischen den Geiselnehmern und Regierungsvertretern sollen angeblich in einem Lastkraftwagen vor der besetzten Botschaft stattfinden.
    Dem österreichischen Botschafter Dr. Edgar Seltzer, der sich ebenfalls in der Gewalt der Extremisten befindet, ist es zuletzt gelungen, mit der österreichischen Vertretung zu telefonieren.
    Er erklärte, er sei den Umständen entsprechend wohl auf und er suchte um die Übermittlung von Wäsche und Medikamenten.
    Österreich.
    ÖVP-Obmann Mock ist beim ÖVP-Bundesparteitag in Salzburg mit 461 von 463 abgegebenen Stimmen wiedergewählt worden.
    Generalsekretär Lanner erhielt 68 Prozent der Stimmen.
    Beschlossen wurde weiters ein neues Parteistatut, das der Gesamtparteivorrang vor den Teilorganisationen sichern soll.
    Der oberösterreichische Landeshauptmann Ratzenböck, er ist neu gewählter Stellvertreter von MOK, sagte heute, er werde sich trotz seiner neuen Funktion zunächst dem Bundesland Oberösterreich als seinem ersten Betätigungsfeld widmen, erst danach folge die Bundespolitik.
    Vornehmlich will sich Ratzenböck um die Sachgebiete Arbeitsplätze, Energie, Umweltschutz und soziale Fragen kümmern.
    In Linz beginnt heute der FPÖ-Parteitag mit Sitzungen der Führungsgremien.
    Im Mittelpunkt steht die Wahl eines neuen Bundesparteiobmannes.
    Kandidaten sind der Wiener FPÖ-Obmann Steger und der niederösterreichische Landesparteiobmann Hofner.
    In Wiener Neustadt findet heute der 26. ordentliche Landesparteitag der niederösterreichischen Sozialisten statt.
    Das Motto lautet, zu neuen Erfolgen in den 80er Jahren.
    Unter anderem wird Bundeskanzler Kreisky vor den etwa 500 Delegierten des Parteitages referieren.
    Am Nachmittag wird der Landesparteivorstand neu gewählt.
    Der Parteiobmann der SPÖ NÖ, Zettl, hat in der Nacht auf gestern einen Kreislaufkollaps erlitten und befindet sich in Spitalspflege.
    Anstelle Zettels wird Leopold Grünzweig das landespolitische Referat leiten.
    Die junge Generation der SPÖ wird an diesem Wochenende bei einer Bundeskonferenz einen Nachfolger für Bundesobmann Albrecht Koneczny wählen.
    Koneczny ist 38 Jahre alt.
    Einziger Kandidat für das Amt des Bundesobmannes ist der 32-jährige Wiener Fritz Edlinger.
    Hauptforderungen der jungen SPÖ sind unter anderem eine Erweiterung des Mietrechtes auf Studentenheime, die Einrichtung öffentlicher Wohnungsvermittlungen, die Einführung der 35-Stunden-Woche sowie die Abschaffung der Politikerprivilegien.
    Jugoslawien.
    Über den Gesundheitszustand des 87-jährigen Staats- und Parteichefs Tito wurde heute aus dem Klinikzentrum in Laibach und aus Belgrad keine neuen Meldungen kolportiert.
    In dem bis jetzt letzten ärztlichen Bulletin wurde gestern erklärt, Tito spreche auf eine Intensivbehandlung nicht mehr an.
    Ob auch in den heutigen Mittagstunden, sowie in den vergangenen Tagen ein Kommuniqué veröffentlicht werden wird, lässt sich zur Stunde nicht absehen.
    Iran.
    Ob, wann und unter welchen Umständen die UNO-Kommission zur Untersuchung der angeblichen Verbrechen des Ex-Shadi-Geiseln in der besetzten US-Botschaft besuchen wird, ist derzeit nach wie vor unklar.
    Die Botschaftsbesetzer haben alle Vermutungen zurückgewiesen, der Besuch könnte zu einer schnellen Freilassung der 49 Geiseln führen.
    Dies soll nach offiziellen Angaben einer Entscheidung des in März zu wählenden neuen Parlaments vorbehalten bleiben.
    Sowjetunion.
    Die Sowjetunion hat vorgeschlagen, den freien Zugang aller Länder zu den Ölquellen am Persischen Golf durch eine internationale Garantie zu sichern.
    Demnach sollen die Unterzeichnerstaaten der Schlussakte der Europäischen Sicherheitskonferenz von Helsinki ein entsprechendes Projekt erarbeiten.
    Die amtliche Nachrichtenagentur TASS hat gestern einen derartigen Plan vorgelegt.
    Offensichtlich soll der sowjetische Vorschlag die anlässlich der Afghanistan-Krise im Westen entstandene Sorge über eine sowjetische Bedrohung des freien Zugangs zu den Ölquellen beseitigen.
    Frankreich Staatspräsident Giscard d'Estaing hat heute eine zehntägige Reise durch mehrere Nahoststaaten angetreten.
    Es sind Stationen in Kuwait, Bahrain, Katar, in den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Jordanien und in Saudi-Arabien geplant.
    Im ursprünglichen Reiseprogramm war Saudi-Arabien nicht vorgesehen, eine Mitteilung über einen Aufenthalt in Riyadh wurde erst gestern verlautbart.
    In diesem Zusammenhang schreibt die Nachrichtenagentur Reuter, dieser zusätzliche Besuch von Giscard d'Estaing verstärke Spekulationen, der französische Staatspräsident und seine arabischen Gesprächspartner arbeiteten möglicherweise an einem neuen Friedensplan für den Nahen Osten.
    USA
    Nach seiner schweren Niederlage gegen Präsident Carter bei den Vorwahlen der Demokratischen Partei im Bundesstaat New Hampshire hat Senator Edward Kennedy 100 von 200 bezahlten Wahlkampfmitarbeitern entlassen.
    Wie ein Sprecher des demokratischen Bewerbers um die Präsidentschaftskandidatur mitteilte, will Kennedy versuchen durch einen Werbefeldzug die Gunst der Wähler wieder zu gewinnen.
    Die Kampagne wird umgerechnet etwa 13 Millionen Schilling kosten.
    Italien.
    Der für die Handelsmarine zuständige Minister Evangelisti ist offenbar in eine umfangreiche Schmiergeldaffäre verwickelt.
    Auf Antrag der Linksparteien und der Neofaschisten soll sich das Parlament in Rom mit dem Geständnis des Ministers befassen, er habe größere Geldbeträge von den Eigentümern einer bankrotten Baufirma erhalten.
    Die Bauunternehmer, zwei Brüder, sind vor ihrer Festnahme wegen Verdachts des betrügerischen Bankrotts ins Ausland geflüchtet.
    Ihnen wird vorgeworfen, sie hätten sich durch jahrelange Schmiergeldzahlungen zahlreiche Kredite öffentlicher Banken verschafft.
    Die Wetterlage.
    Mitteleuropa befindet sich auch heute im Bereich einer nordwestlichen bis nördlichen Höhenströmung.
    Eingelagerte Fronten bewirken weiterhin einen wechselhaften Wettercharakter.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Westen und Süden heiter bis wolkig, sonst starke Bewölkung.
    Im Laufe des späten Nachmittags im Norden und Osten Aufkommen von Regen, der später in Schneefall übergeht.
    Nachmittagstemperaturen 3 bis 7 Grad.
    In der Nacht übergreifen der Wetterverschlechterung zum Teil auch auf den Westen und Süden.
    Temperaturen morgen früh minus 4 bis plus 3 Grad.
    Die Prognose für morgen Sonntag
    Zunächst insgesamt reichliche Bewölkung und regional Schneefall, vor allem an der Alpennordseite.
    Im weiteren Tagesverlauf im Osten wechselnd wolkig, im Süden zum Teil Aufheiterungen.
    Winde aus West bis Nord.
    Tageshöchsttemperaturen 1 bis 6 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 6° Nordwestwind, 30 km in der Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt, 8° West 60, Spitzenbiss 90 km in der Stunde.
    Linz bedeckt, 4° West 25,
    Salzburg stark, bewölkt 6° Nordwest, 20.
    Innsbruck heiter, 5° West, 5.
    Bregenz heiter, 0° Süd, 3.
    Graz heiter, 10° Südostwind, 10 km in der Stunde.
    Und Klagenfurt heiter, 7° Windstill.
    In fünf Minuten ist es jetzt Viertel eins.
    Dritter Tag heute der Geiselnahme in der Dominikanischen Botschaft in Bogota.
    An der Situation hat sich rein äußerlich sehr wenig verändert.
    Die Botschaftsbesetzer haben gestern alle Frauen und auch einen verletzten Diplomaten freigelassen.
    Das war die Vorbedingung der Regierung Kolumbiens, ehe man überhaupt an die Aufnahme von Verhandlungen mit den Terroristen denken wollte.
    Erste Verhandlungen könnten dann vielleicht im Laufe des heutigen Tages aufgenommen werden.
    In Bogota ist das ja jetzt etwa sechs Uhr früh.
    Die Forderungen der Terroristen heißen zur Stunde ja immer noch Freilassung von mehr als 300 inhaftierten Gesinnungsgenossen und Erzahlung eines Lösegeldes in der Höhe von fast einer Dreiviertelmillion Schilling umgerechnet.
    Ja, das ist quasi die politische Seite dieser Geißelaffäre.
    Für uns in Österreich hat sie aber auch eine andere, nämlich eine sehr menschliche Seite, einen sehr humanen Aspekt.
    Befindet sich doch unser Botschafter Dr. Seltzer unter den Geißeln.
    Und so haben wir eigentlich die Nachricht, dass er sich heute Nacht telefonisch in der österreichischen Botschaft in Bogotá melden konnte, mit Erleichterung gehört.
    Dr. Seltzer, das sagte er selbst, geht es den Umständen entsprechend gut.
    Der Verwaltungsattaché der österreichischen Botschaft in Bogotá, Rudolf Lenhardt, sagte mir kurz vor unserer Sendung, wie es zu dieser telefonischen Kontaktaufnahme mit Dr. Selzer gekommen ist.
    Es ist so, wie wir mittlerweile erfahren haben, können die Botschafter, die in der dominikanischen Botschaft sind, turnusmäßig ihre Botschaften anrufen.
    Wir haben also kurz vorher mit der haitianischen Botschaft gesprochen und haben erfahren, dass gerade der haitianische Botschafter angerufen hat und haben dann gewartet natürlich, dass auch Herr Botschafter Dr. Felser anruft, was dann auch geschah.
    Er hat dann also mit Herrn Gesandten Hoyen gesprochen und hat gesagt, dass es ihm den Umständen entsprechend gut gehe.
    Er fragt dann nur um Übermittlung von Kleidungsgegenständen und Medikamenten.
    Das geschah dann sofort.
    Es ist so, dass auch täglich einmal von den Terroristen sozusagen ein Transport des Roten Kreuzes mit Sachen, die die Geiseln brauchen, genehmigt ist.
    Und diese Sachen sind schon in die Botschaft gebracht worden vom Roten Kreuz?
    Ja, das ist also sofort geschehen.
    Herr Lenhardt, die Frage jetzt ganz allgemein zur Situation, hat sich da jetzt irgendwas Wesentliches geändert, seitdem alle weiblichen Geiseln freigelassen worden sind?
    Naja, Wesentliches im Moment noch nicht.
    Es ist so, dass jetzt praktisch die Vorverhandlungen, ja,
    die präliminären Vorverhandlungen zwischen dem Botschafterkomitee und dem kolumbianischen Außenminister betreffend Verhandlungsbeginn und Modalität geführt werden.
    Es ist zum Beispiel jetzt in der Nacht ein Kommuniqué hereingekommen der kolumbianischen Regierung, dass eine der Forderungen der Terroristen betreffend den Verhandlungsort von der kolumbianischen Regierung angenommen worden ist.
    Und zwar ist es so, dass
    die Verhandlungen in einem Kleinbus, welcher am Bürgersteig vor der Dominikanischen Botschaft abgestellt werden soll, beginnen, also verhandelt werden soll.
    Dieser Kleinbus sollte eben dann von den anderen Geiselnehmern eingesehen werden können.
    Es wird dann wahrscheinlich ein Vertreter der Geiselnehmer dort hinausgehen, um mit einem möglichst hochrangigen
    Verhandler der kolumbianischen Regierung die Verhandlungen aufzunehmen.
    Haben die Terroristen diesbezüglich noch Forderungen gestellt, mit wem sie verhandeln wollen, weil sie sagen hochrangiger Verhandler?
    Ja, sie haben gesagt, sie möchten einen hochrangigen kolumbianischen Verhandler, aber mit wem, also eine personelle Forderung haben sie nicht gestellt.
    Weiß man jetzt eigentlich schon konkret, wie viele Geiseln sich noch in der Botschaft befinden und wie viele Diplomaten darunter sind?
    Da gibt es ja noch immer einander sehr widersprechende Meldungen.
    Es sind auf jeden Fall 14 Botschafter jetzt, weil ein Botschafter war ja eine Dame.
    Und Angaben über die Zahl der Terroristen?
    weiß man eigentlich schon was über die Person der Terroristen selbst, wer die Männer jetzt und auch die Frauen im Einzelnen sind?
    Naja, es sind alles jüngere Leute.
    Es sind fünf Frauen darunter, unter den Terroristen.
    Und es ist so, dass man zum Beispiel weiß, dass der erschossene Terrorist war ein Lehrer, zum Beispiel.
    Dürfte sich also auf dieser Ebene, dürfte auf dieser Ebene liegen.
    Jedenfalls setzt man jetzt einmal die Hoffnungen auf die Verhandlungen, von denen Sie annehmen, dass sie doch vielleicht heute schon aufgenommen werden.
    Man setzt die Hoffnungen auf die Verhandlungen und wir hoffen alle, dass die Verhandlungen heute aufgenommen werden und dass sie hoffentlich bald zu einem guten Abschluss kommen.
    Die Verhandlungen liegen ja in den Händen der kolumbianischen Regierung.
    So viel also aktuell zur Geisler-Affäre in Bogotá.
    Unser Informant ist der Verwaltungsattaché der österreichischen Botschaft Rudolf Lenhardt.
    Wir werden Sie natürlich dann auch über das Wochenende, wenn es keine Schanale gibt, ganz aktuell in den Nachrichten über den Stand der Dinge informieren.
    Aber jetzt weiter mit österreichischer Innenpolitik.
    Im Salzburger Kongresshaus wurde heute Vormittag der 22. ordentliche Bundesparteitag der ÖVP fortgesetzt.
    Diese Veranstaltung ist Höhepunkt jener Reformbemühungen, die die Volkspartei im Anschluss an ihre Niederlage bei den Nationalratswahlen im Mai vergangenen Jahres eingeleitet hat.
    Wichtigstes Ergebnis dieser Reform, eine von den Delegierten gestern beschlossene neue Parteiverfassung, die der Gesamtpartei eine Vorrangstellung vor den Teilorganisationen sichern soll.
    Laut Parteichef Mock ein Instrumentarium, das die Volkspartei schlagkräftiger und auch aktionsfähiger machen soll.
    Auf der gestrigen Tagesordnung standen auch neue Wahlen der ÖVP-Führungsspitze, in deren Verlauf Parteichef Mock mit großer Mehrheit wiedergewählt wurde.
    Auch Generalsekretär Lanner wurde in seiner Funktion bestätigt, doch votierten für ihn nur etwa 68 Prozent der Delegierten.
    Für einen Bericht über den Parteitagsverlauf am heutigen Vormittag schalten wir nun ins Salzburger Kongresshaus zu Erich Aichinger.
    Ein zweiter Tag des Reformparteitages der ÖVP hier in Salzburg mit Ähnlichkeiten zum ersten Takt.
    Als Auftakt internationales Flair, Optimismus im Part, heute in der Person des Generalsekretärs der Deutschen Christdemokraten, Heiner Geisler.
    Er zeichnet ein Bild des politischen Gegners.
    im letzten Jahrhundert auf keine der großen Fragen schon eine richtige Antwort gegeben.
    Er hat im letzten Jahrhundert wenigstens einige Fragen richtiggestellt.
    Heute stellen die Sozialisten nicht einmal mehr die richtigen Fragen.
    Sie gehen an den Problemen unserer Länder vorbei.
    Sie leben für die Gegenwart, aber sie vernachlässigen die Zukunft unserer Länder und unseres Volkes in einer strafrechtlichen Weise.
    Weitere Parallelen.
    Wahlen.
    Heute die Abstimmung über die 40 Parteileitungsmitglieder.
    Ein Ergebnis ist bis zu dieser Minute noch nicht bekannt.
    Und, wie gestern, eine Diskussion über Anträge.
    Nach dem gestrigen stundenlangen Ringen um ein neues Parteistatut, heute die allerdings weit weniger verästelte Auseinandersetzung über die politischen Inhalte.
    Kernstück heute, wie gesagt, die politischen Anträge.
    Ein paar Überschriften zur Auswahl.
    Kinderfreundliche Gemeinde, Familiensituation, Frau in der Arbeitswelt, qualitative Marktwirtschaft, integriertes Gesamtverkehrskonzept, Briefwahl, Beratungsstellen zur Eindämmung der Abtreibung, Erwerb von Mietwohnungen, Steueranpassung, Karenzgeld für Bäuerinnen, zwei Anträge den ORF betreffend, eine Fernsehregionalisierung und das Objektivitätsgebot.
    Insgesamt 53 Anträge stehen zur Debatte.
    Die Debatte ist gerade jetzt im Gange, sie wird sicher noch eine Stunde dauern.
    Die meisten Anträge, nämlich 16, kommen von der Frauenbewegung, der Rest von anderen Teilorganisationen.
    Nur eine Landesgruppe scheint im Antragsheft auf, nämlich die Wiener ÖVP.
    Ein kleiner Querschnitt durch die Diskussion.
    Der Delegierte Diplom-Kaufmann Böck, in den Anträgen sind viele gute Ideen enthalten, aber auch viel Liebloses, unglückliche Ausdrücke.
    Notwendig wäre in der Partei ein ständiger Arbeitskreis für Grundsatzfragen.
    Die Aufgaben, also dieses Programm weiterzuentwickeln, würde uns von dem Verdacht befreien, dass wir hier nur einmal etwas über Ideologie und Grundsätze reden und dann das Gleiche tun, was wir bisher getan haben auf diesem Sektor, nämlich herzlich wenig.
    Der Delegierte Ernest Schwindsacki über Kinderfreundlichkeit
    Wie man Kinderbetreuung nicht machen soll, praktizieren die Sozialisten mit ihren Organisationen, die unter Pseudonamen wie Kinderfreunde, Rote Falken geführt werden.
    All diese Gruppen sind ähnlich, und die Älteren unter Ihnen werden das bestätigen.
    Es handelt sich um ähnliche Organisationen, wie das zur Zeit des Dritten Reiches war.
    Dort wurden Kinder ebenfalls für Ideologiezwecke missbraucht.
    Maria Hampel-Fuchs engagiert sich grundsätzlich für neue Lebensqualitäten.
    Wir müssen die Technik auf ein Maß zurückdrängen, dass wieder mehr Menschlichkeit Platz hat.
    Und ich glaube, es ist höchste Zeit, den Götzen Auto auf ein erträgliches Maß zu drängen, damit endlich auch der Mensch wieder sich frei bewegen kann.
    frei bewegen, nämlich nach Hause, werden sich die Parteitagsdelegierten vermutlich erst in drei oder vier Stunden können.
    Es kommt nämlich noch die Abstimmung über die Anträge, dann eine Abschlussrede von Parteichef Mock und als Ausklang mischen sich ab 17 Uhr Spitzenpolitiker der ÖVP in Salzburger Gaststätten und das Volk.
    Um 17 Uhr hören Sie übrigens in einem Sonderschanal eine Zusammenfassung des weiteren Geschehens auf dem ÖVP-Parteitag in Salzburg und was sich als Auftakt des Freiheitlichen Parteitags in Linz abspielt.
    Jetzt gebe ich aber zurück an das Studio in Wien.
    Danke Erich Eichinger und er hat mir auch gleich das Stichwort gegeben für den nächsten Beitrag.
    Denn die zweite Oppositionspartei, die Freiheitliche Partei, hält ja heute einen wahrscheinlich ebenso entscheidenden Parteitag wie die ÖVP ab und zwar in Linz.
    Heute und morgen geht es in der oberösterreichischen Landeshauptstadt darum, den vorläufigen Schlussstrich zu ziehen unter die parteiinterne Führungsdiskussion, die ja seit dem Mai des Vorjahres auch in der Öffentlichkeit äußerst heftig geführt worden ist.
    Bekanntlich hat sich der Vorstand der Freiheitlichen Partei nach dem Rücktritt von Alexander Götz für Norbert Steger als neuen Parteiobmann ausgesprochen.
    Dagegen gab es aber Widerstände, die sich in der Gegenkandidatur des Niederösterreichers Harald Ofner manifestiert haben.
    Vor diesem Hintergrund hat nun heute in Linz im Brucknerhaus ein außerordentlicher Parteitag der Freiheitlichen begonnen und von dort berichtet Markus Sommersacher.
    Der heutige Samstag und noch mehr der morgige Sonntag sind wieder einmal Lostage für das Schicksal der kleinsten Parlamentspartei.
    Einer Partei, die in den letzten Monaten schon eine Reihe solcher Lostage erlebte.
    Ein kurzer Rückblick.
    Mai 1979.
    Der neue Parteichef nach Friedrich Peter, der Grazer Bürgermeister Alexander Götz, erreicht zum ersten Mal seit Jahren und bei seinem ersten bundespolitischen Wahlauftritt Stimmen und Mandatsgewinne.
    Er erbittet sich Zeit, um zu klären, wie und ob er die Aufgabenteilung zwischen Wien und Graz lösen kann.
    Herbst 1979.
    Götz zögert diese Entscheidung hinaus.
    Oktober 1979.
    Götz stellt seiner Partei das Ultimatum, entweder alle Vollmachten als Parteichef oder Rückzug nach Graz.
    November 1979.
    Götz verzichtet auf sein Nationalratsmandat.
    Anfang Dezember 1979, Götz tritt als Parteiobmann zurück.
    Der Oberösterreicher Schender wird interimistischer Chef der Blauen Riege.
    Ende Dezember 1979, der Wiener Obmann Norbert Steger wird vom Parteivorstand als neuer designierter FPÖ-Bundesparteiobmann nominiert.
    Anfang Jänner 1980, Widerstand gegen Steger formiert sich unter Gerolf Stix in Tirol, Harald Ofner in Niederösterreich und Klaus Durig in Vertretung von Alexander Götz in der Steiermark.
    Vorläufig letzter Stand, Harald Ofner wird zweiter Kandidat für den Obmann-Posten.
    Hinter dieser Chronologie verbirgt sich aber mehr als das Ringen um einen neuen Parteichef.
    Es geht vielmehr um den Kurs, den die Freiheitlichen als dritte Kraft in der Parteienlandschaft steuern wollen.
    So gesehen ist auch die Härte der Auseinandersetzung zwischen dem Wiener Steger und dem Niederösterreicher Offner kein Wunder.
    Eine Auseinandersetzung, die fast im Stile amerikanischer Wahlkämpfe geführt wurde.
    Mit persönlichen Angriffen, mit geheimen Rundschreiben, mit Intrigen und offenem verbalen Schlagabtausch.
    Und so gesehen ist zu bezweifeln, dass diese Art der Auseinandersetzung nicht tiefe Spuren und Risse im Gefüge der FPÖ zurücklassen wird, gleich wer nun morgen zum neuen FPÖ-Obmann gekürt wird.
    Harald Hofner meint zwar, dass das Faktum seiner Kandidatur nicht nur keine Gräben in der Partei aufgerissen, sondern durch die seiner Ansicht nach vorschnelle Designierung Stegers entstandene Risse erst gekittet habe.
    Eine Ansicht, der sich aber die Mehrheit der politischen Beobachter nicht anschließen kann.
    Dazu sind auch die Unterschiede zwischen den politischen Vorstellungen Stegers und Offners zu groß.
    Steger sieht sich vor die Aufgabe gestellt, der FPÖ ein neues Image zu geben.
    Frei nach dem Motto, klein aber oho.
    Sollte die Partei einmal einseitig an eine der Großparteien gebunden gewesen sein, sei sie jetzt nur mehr an sich selbst gebunden, meint er.
    Dem Schlagwort des von Alexander Götz geforderten Attackierens statt Arrangierens stellt Steger die Forderung gegenüber, den eigenen Standpunkt klar darzulegen, aber eine geordnete Gesprächsbasis zu erhalten.
    Offener wieder meinte, vor dem Arrangieren müsse der Erfolg, der erkämpfte Erfolg stehen.
    Während Steger Unterstützung aus den Reihen prominenter Alt-FPÖler und prominenter Jungmandatarier hielt, sieht sich Offner als Mann der breiten Parteibasis des Fußvolks.
    Die Gegensätze könnten kaum größer sein.
    Was Wunder, dass die Kronenzeitung die beiden Kontrahenten heute als Boxkämpfer mit genauer Angabe persönlicher Maße, Eigenschaften und Eigenheiten in einer Fotomontage darstellt.
    Gerolf Stix von Ofen heute früh mit der Frage konfrontiert, hast schon gesehen, man zeigt uns heute als Boxer, meint ihr etwas entgeistert?
    Was?
    Als Hunde?
    Der interimistische Chef der FPÖ, Oberösterreichs Landesobmann Horst Schender, glaubt aber nicht an ein neuerliches, öffentliches Austragen der Personaldiskussion hier in Linz.
    Ich könnte mir vorstellen, dass bei diesem Bundesparteitag gar keine große Bereitschaft mehr besteht, diese Personaldiskussionen neuerlich über die Bühne gehen zu lassen, weil ja ohnehin nur noch bekannte Argumente wiederholt werden könnten.
    Lässt sich aus dem ableiten, dass praktisch schon alles für Dr. Steger gelaufen scheint?
    Das habe ich damit überhaupt nicht gesagt.
    Ich habe gemeint, dass eigentlich alle Argumente für beide Kandidaten
    in ausreichende Masse den Delegierten zugänglich gemacht worden sind.
    Und es gibt viele, die jetzt den Standpunkt vertreten, wozu sollen wir noch lang alle diese Argumente, die wir in den letzten Jahren ausführlich, in den letzten Wochen ausführlich diskutiert haben, neuerdings vor dem außerordentlichen Bundesparteitag wiederholen.
    Zum Zeitplan.
    Heute Vormittag tagten die Mitglieder des Parteipräsidiums.
    Hauptsächlich rein technische Fragen betreffend Abstimmungen, Rednerlisten etc.
    wurden dabei erörtert.
    Für heute ist auch noch eine Sitzung des Vorstands vorgesehen und eine Tagung der Parteileitung.
    Darüber aber später, am Nachmittag wahrscheinlich und jetzt wieder zurück nach Wien.
    Das war Markus Sommersacher und gleich nochmals zur Erinnerung, um 17 Uhr gibt es dann eine Sondersendung über die Parteitage von ÖVP und FPÖ.
    Jetzt aber weiter mit der Presseschau, das Thema auch hier die Parteitage von ÖVP und FPÖ und alle damit zusammenhängenden internen Probleme dieser beiden Parteien.
    Zita Bernardi ist für die Presseschau verantwortlich.
    Der Parteitagsreigen an diesem Wochenende ist heute für fast alle Kommentatoren Anlass für grundsätzliche Betrachtungen der politischen Kräfteverhältnisse in Österreich.
    Fallen die Parteigroßveranstaltungen von ÖVP und FPÖ doch auf jenes Datum, dass der SPÖ vor genau zehn Jahren die erste relative Mehrheit gebracht hat?
    Die Nationalratswahlen am 1.
    März 1970.
    Dazu heißt es bei Thomas Kurherr in der Presse,
    Ein Dezennium nach jenem Tag versammeln sich Volkspartei und Freiheitliche zu, wie es scheint, entscheidenden Tagungen.
    Der Anlass, eine Herschau der Opposition zu veranstalten, ist demnach durchaus gegeben.
    Die Bestandsaufnahme des nicht-sozialistischen Österreich ist indes eine, die für Euphorie keinen Platz hat.
    Nüchternheit ist ratsam.
    so die Presse.
    Für Peter Rabl im Kurier ist die ÖVP eine immer noch große Partei, die sich derzeit aber weit weg von der Rückkehr an die Macht befindet und der eher Selbsterkenntnis und Langmut rät.
    Diese innere Einstellung wird die große Oppositionspartei umso mehr brauchen, wenn die Personalentscheidung der FPÖ am Sonntag ausfällt, wie es sich abzeichnet.
    Wird Favorit Norbert Steger Parteichef der Freiheitlichen, dann muss sich die ÖVP für die Zukunft andere Berechnungsmethoden angewöhnen.
    Zu den Stimmprozenten der SPÖ darf sie dann ab sofort gedanklich die der FPÖ dazuzählen.
    Die absolute Mehrheit der Sozialisten zu brechen, wird neben einer Steger-FPÖ zu wenig sein.
    Die darf man mit einem hohen Maß an Sicherheit für diesen Fall als Partner einer rot-blauen Koalition avisieren.
    schreibt Peter Rabl im Kurier.
    Speziell zum ÖVP-Parteitag heißt es bei Hermann Polzin, den Oberösterreichischen Nachrichten, Die ÖVP sollte sich davor hüten, diesen Parteitag als Erfolgserlebnis zu nehmen.
    Er kann nur eine Station auf einem noch langen Weg der Umsetzung ihrer Wirkung von innen nach außen sein.
    Dazu bedarf es zäher Beharrlichkeit beim Vertreten von Konzepten wie beim Angriff auf Konkurrenten.
    Bisher aber macht die ÖVP neben dem Langstreckenläufer SPÖ bestenfalls den Eindruck eines Weltmeisters im Ein-Meter-Lauf.
    Liest man in den oberösterreichischen Nachrichten und im SPÖ-Zentralorgan Arbeiterzeitung meint Günther Traxler,
    Die wichtigste Frage für die Partei, mit welchen neuen politischen Alternativen sie das Interesse des Bürgers bis zu den nächsten Wahlen wecken will, blieb völlig ungeklärt.
    Dieser Parteitag war der Parteitag Alois Mox.
    Er trat vor einem halben Jahr aus der starken Position des Mannes an,
    der sich bitten lassen konnte, die Funktion des Obmannes zu übernehmen.
    Das ermöglichte ihm jene Reform, die Taus der Partei von oben her verordnen wollte, mit Hilfe der Basis doch durchzudrücken, mit einem deutlichen Akzent gegen die Bünde und deren starke Apparate.
    also die Arbeiterzeitung der SPÖ.
    Im Parteiorgan der ÖVP, dem Neuen Volksblatt, vertritt Martin Stieglmeier unter dem Titel Zukunft die Ansicht, dass gerade Auseinandersetzungen und Diskussionen im Zuge der Parteireform ein Beweis für die demokratische Reife der ÖVP seien.
    Er schreibt, das ist die innere Strukturschwäche aller marxistischen Parteien, der große lange Marsch zum politischen Stillstand in der Einheitspartei, in der Einheitsgewerkschaft, im Einheitsstaat.
    Allein die Tatsache, dass es eine Volkspartei gibt, die ihr Gewicht auf eine Harmonie von Vielfalt und Einheit legt, ist gut für alle Österreicher.
    Marxismus reformiert in kleinen Schritten die Demokratie weg.
    Die Volkspartei führt in kleinen Schritten eine möglichst große Harmonie von Mitbestimmung und Vorrang der Gesamtführung herbei.
    Das war die Inlandspresseschau zusammengestellt, diesmal von Zita Bernardi.
    Nicht nur bei ÖVP und FPÖ stehen an diesem Wochenende entscheidende personelle und politische Veränderungen auf dem Programm.
    Auch bei den Sozialisten vollzieht sich ein Wechsel in einer politischen Führungsfunktion.
    Vergleichsweise in aller Stille und vergleichsweise natürlich auch von geringerer politischer Bedeutung wird nämlich die junge Generation in der SPÖ an diesem Wochenende ihren neuen Obmann bestellen.
    Der bisherige Chef der jungen Generation, Albrecht Koneczny, ist ja seit kurzem Herausgeber des sozialistischen Parteiorgans Arbeiterzeitung und er nähert sich außerdem langsam der in der jungen Generation vorgesehenen Altersgrenze von 38 Jahren.
    Die junge Generation ist besonders durch ihre Meinungsverschiedenheiten mit der Mutterpartei in der Atomfrage, aber auch durch einen wesentlich härteren und weniger kompromissbereiten Kurs in der Schulpolitik immer wieder gerade von nicht-sozialistischen Kritikern als Beispiel für Meinungsverschiedenheiten innerhalb der SPÖ zitiert worden.
    Morgen wird nun aller Voraussicht nach der Pressesprecher von Bautenminister Sekaniner, Fritz Edlinger, Bruder des Landesparteisekretärs der Wiener SPÖ, zum Obmann der jungen Generation gewählt werden.
    Bereits vor seiner Wahl stellte sich Edlinger Wilfried Seifert für ein Interview zur Verfügung.
    Herr Heidlinger, unter Koneczny hat die junge Generation versucht, sowas wie das schlechte linke Gewissen der Partei zu sein.
    Wollen Sie diesen Status beibehalten?
    Wollen Sie auch der Mahner für die Partei bleiben?
    Es wird sich grundsätzlich an unserer Politik, auch an unserer Kritik an der Partei mitunter nichts ändern.
    Wir werden allerdings verstärkt versuchen, unsere
    kritischen Beiträge innerhalb der Partei deutlich zu machen.
    Wir werden verstärkt versuchen, in allen Gliederungen und Teilorganisationen der SPÖ konkret zu sagen, warum die Jungen dieser oder jener Meinung sind, warum die Jungen an jener Maßnahme der Bundesregierung oder der Parteispitze Kritik üben.
    Die härtesten Auseinandersetzungen zwischen Mutterpartei und Jungen gab es zweifellos in der Frage Atomenergie.
    Ihr hattet junge Generationen in einer deutlich abweichenden Linie vertreten.
    Wie schaut es dabei Ihnen persönlich aus?
    Sind Sie Atomgegner?
    Werden Sie diesen Kurs weiter verfolgen?
    Ich war persönlich immer gegen Zwentendorf und habe das auch in der Vergangenheit öffentlich immer wieder deklariert.
    Und ich werde das natürlich auch weiterhin aufrechterhalten.
    In diesem Zusammenhang möchte ich sagen, dass überhaupt die Auseinandersetzung mit der Atomkraft eine der Schlüsselerlebnisse vieler Junger war.
    Sicher auch für die Partei ein wesentliches Faktum war in der Auseinandersetzung mit neuen politischen Initiativen, mit neuen politischen Gruppierungen.
    Und gerade diese Auseinandersetzung mit der alternativen Bewegung, wenn man das so grobschlechtig sagen will, ist einer der wesentlichsten Inhalte der jungen Generation in den nächsten Jahren.
    Wir haben auch auf der Bundeskonferenz einige Anträge, die sich gerade damit auseinandersetzen und die von der Partei verlangen, dass eben die Partei, die Arbeiterbewegung in Österreich,
    sich die Auseinandersetzung mit diesen Bewegungen nicht leicht macht und versucht sozialistische Antworten zu den Forderungen der Grünen zu finden.
    Es gibt verschiedene Indizien dafür, dass eine neuerliche Volksabstimmung über Zwentendorf bevorstehen könnte.
    Es gibt einzelne Gruppen, die jetzt schon wieder dafür eintreten, Zwentendorf doch in Betrieb zu nehmen.
    Gruppen, die sehr stark sind, etwa im Gewerkschaftsbund, aber auch in der Bundesregierung, die sich eindeutig für Zwentendorf immer noch aussprechen.
    Ist hier ein Beibehalten des Widerstands der jungen Generation in dieser Frage zu erwarten oder könnte es hier Kompromisse geben im Interesse einer Zusammenarbeit?
    In dieser Frage ist es vollkommen ausgeschlossen, dass es einen Kompromiss geben kann.
    Die Meinung der Jungen
    Aber es geht ja weit über die Jungen in der Partei hinaus, ist hier klar.
    Es ist auch durch Beschlüsse der Parteispitze, des Parteivorstandes und letztlich durch das Zweidrittelmehrheitsgesetz, Atomsperrgesetz im Parlament ganz klar festgelegt, wir werden
    strengstens achten, dass auch andere innerhalb der Partei diese demokratisch zustande gekommenen Beschlüsse in der Partei einhalten.
    Und wir werden immer in der Öffentlichkeit und in der Partei darauf hinweisen, dass es eben ganz bestimmte Gruppen und Personen sind, die hier von der Meinung der Partei, von den Beschlüssen der Partei abgehen wollen.
    Wo ungefähr würden Sie Ihren politischen Kurs ansiedeln im Vergleich zu Albrecht Koneczny?
    Haben Sie eher vor radikalere Töne anzuschlagen, die jungen Generationen von den Staffeln radikalen Kurs zu führen oder sind Sie eher auf Konsens mit der Mutterpartei aus?
    Politisch glaube ich, dass ich innerhalb der SPÖ zweifellos zu jenen gehöre, die versuchen, eine grundsatzorientierte, konsequente sozialistische Politik zu betreiben, zu unterstützen.
    Ganz egal, welche Kleidung man hat, ob in Anzug mit Krawatte oder Jeans mit Rollkragen,
    geht es darum, dass alle jene Personen und Gruppen innerhalb der Jugendorganisationen und außerhalb zusammen versuchen, die Politik der SPÖ zu beeinflussen in Richtung einer sozialistischeren, in Richtung einer konsequenteren Politik.
    Das ist mein Bekenntnis und auf diesem Weg wird sicherlich auch die junge Generation in den nächsten Jahren weitergehen.
    Mit dem vermutlich neuen Chef der jungen Generation, der SPÖ-Fritz Edlinger, sprach Wilfried Seifert.
    In Wiener Neustadt findet heute der 26. ordentliche Landesparteitag der niederösterreichischen Sozialisten statt.
    Das Motto lautet zu neuen Erfolgen in den 80er Jahren.
    Ein symbolträchtiges Motto gerade am heutigen Tag, denn heute vor zehn Jahren hat ja eigentlich die Ära Kreisky in Österreich begonnen mit dem Sieg der Sozialisten bei den Nationalratswahlen am 1.
    März 1970.
    Aber jetzt zum Landesparteitag der niederösterreichischen Sozialisten.
    Werner Predotta berichtet.
    Die mehr als 600 Delegierten wurden gleich am Beginn des Landesparteitags mit einer Überraschung konfrontiert.
    Der wichtigste Mann, Landesparteiobmann, Landeshauptmann, Stellvertreter Hans Zettl, fehlte.
    Er wurde in der Nacht auf Freitag mit einer Kreislaufschwäche in das Krankenhaus Neukirchen eingeliefert.
    Es geht ihm den Umständen angepasst zwar schon wieder gut, die Ärzte haben ihm aber allerdings bedingungslose Schonung auferlegt.
    Das Hauptreferat wurde dann von Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky gehalten.
    Er skizzierte zunächst die großen Erfolge der niederösterreichischen Sozialisten bei den Landtags- und Nationalratswahlen und hob besonders den Vormarsch der Sozialisten in den kleinen Gemeinden hervor.
    Dann aber ging der SP-Bundesvorsitzende auf die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung ein, machte dabei auch einen Blick über die Landesgrenzen und setzte sich dann mit der Zukunft auseinander.
    Wir müssen, und das ist sehr wichtig,
    den Modernisierungsprozess unserer Wirtschaft fortsetzen, müssen schauen, dass die veralteten Strukturen in unserer Wirtschaft überwunden werden, müssen an die Stelle veralteter Betriebe, wenn sie nicht modernisiert werden können, weil sie auch dann nichts brächten, müssen wir neue Betriebe setzen.
    Wir müssen eine großräumige und großflächige Umstrukturierung betreiben.
    Und da lassen Sie mich das an einem Beispiel nur zeigen.
    Wir haben vor einiger Zeit einen Vertrag abgeschlossen mit dem größten Automobilkonzern der Welt.
    Es war uns viel wert, dass der einmal bei uns sich ansiedelt.
    Das Geld, das uns dieser Betrieb kostet, das hätten die überall anderswo auch bekommen.
    Wir wissen das sehr genau.
    Aber die Entscheidung fiel vor allem aus zwei Gründen.
    Weil die Herren dieses gewaltigen Konzerns sehr gut rechnen können und sehr gut wissen, was ein großer Betrieb braucht.
    Und da haben sie festgestellt, dass in Österreich im letzten Jahr per Arbeitskraft acht Sekunden nur verloren gegangen sind maximal.
    Der Landesparteitag wird am Nachmittag mit der Neuwahl des Vorstandes fortgesetzt und abgeschlossen.
    Wichtigster Tagesordnungspunkt dabei ist natürlich die Neuwahl des neuen Landesparteivorsitzenden.
    Es wird, wie auch in den vergangenen Jahren, der niederösterreichische Landeshauptmann-Stellvertreter Hans Zettel sein.
    Werner Predoter hat berichtet und jetzt Wirtschaft und zwar Thema Alkohol im Benzin.
    Seit einigen Wochen läuft hier in Österreich ein Versuch mit 56 Autos, die ein Gemisch aus 95% Benzin und 5% Alkohol tanken.
    Durchgeführt wird dieser Versuch von der ÖMV, der staatlichen österreichischen Ölgesellschaft, die bis zum Stichtag 20.
    Mai herausfinden will, was ein Gemischtreibstoff einerseits vom Auto und andererseits von den Tankstellen und den Transportmitteln verlangt.
    Über die bisherigen Erfahrungen sprach Helmut Hofbauer mit dem Forschungschef der ÖMV, mit Professor Fritz Pass.
    Herr Prof. Dr. Paß, in Österreich läuft ein Modellversuch, ein großer Feldversuch, kann man eigentlich sagen, über die Beimengung von Alkohol zum Kraftstoff.
    Kann man da schon erste Ergebnisse nennen?
    Ja, keine Schwierigkeiten, außer geringen Kleinigkeiten, bei der Auslieferung eher Glas, Sichtglas musste getauscht werden, sogar organisches Glas musste gegen Glas getauscht werden oder ein paar andere Kleinigkeiten waren da merkbar.
    Sonst haben eigentlich die Fahrer überhaupt nicht gemerkt, dass sie also einen Gemischkraftstoff fahren gegenüber dem bisherigen.
    Es ist eine allgemein verbreitete Ansicht, dass die Beimengung von Alkohol zum normalen Kraftstoff die Verbleiung des Kraftstoffes ersetzen kann.
    Stimmt diese Ansicht?
    Die Untersuchungen, die als Begleituntersuchungen gelaufen sind, haben gezeigt, dass für die derzeitige Oktanhöhe, die bestimmt wird durch den österreichischen Kraftwagenpark, und der ist identisch mit den der anderen europäischen Länder, dass man dies nicht erwarten darf, weil
    ein Alkoholzusatz dazu führt, dass die Verbleiung weniger wirksam wird und auch eine gewisse Minderung des Straßen-Oktan-Niveaus durch den Alkoholzusatz eintritt.
    Jedenfalls ist für das Premium-Benzin eine Voraussetzung, verbleites Benzin auch im Gemischkraftstoff zu fahren.
    Also das ist der Superkraftstoff?
    Der Superkraftstoff.
    Wie sieht es mit den Umweltbelastungen im Allgemeinen aus bei Beimengung von Alkohol zum Kraftstoff?
    Man kann erwarten, dass der Kohlen bei all den Fahrzeugen, die also höhere Kohlenmonoxid-Emissionen haben, dass die absinkt durch die Alkoholzumischung.
    Allerdings nicht in großem Ausmaß zu erwarten mit der 5%-Zumischung.
    Es ist zu erwarten, dass nicht mehr Stickoxide emittiert werden.
    Was aber eher nicht gemessen wird und nicht in Erscheinung tritt, ist, dass natürlich mit Ethylalkohol-Gemischkraftstoffen eine höhere Verdampfung bei der Bedankung und beim
    bei der Lagerhaltung dieser Kraftstoffe zu erwarten ist, aber wie gesagt in erträglichem Ausmaß.
    Während die Österreicher also mit dem Alkoholtreibstoff noch im Versuchsstadium sind, kann man in Amerika bereits ein Gemisch aus 80% Benzin und 20% Alkohol tanken.
    Man muss allerdings dazu sagen, dass die amerikanischen Autos zwar nicht zu Unrecht als Benzinvernichtungsmaschinen bezeichnet werden, dass sie aber im Wesentlichen nur Normalbenzin brauchen.
    Daher gibt es auch kein Problem mit dem Bleizusatz, wie wir das vorhin vom österreichischen Superbenzin gehört haben.
    Wie die Amerikaner gelernt haben, mit dem Gasohol umzugehen und was sie sich davon erhoffen, das erfahren sie im folgenden Beitrag von Henry Michaelis.
    Gasohol ist der neueste Treibstoff, der nur von PKW und Lastwagen benutzt werden kann, die auf unverbleibtes Benzin eingestellt sind.
    Gasohol besteht im Allgemeinen aus 80% Benzin und 20% Alkohol, der aus Getreide, besonders Mais, dessiniert wird.
    Es hat sich in der Praxis herausgestellt, dass Gasohol qualitativ mindestens so gut ist wie das beste, reine Benzin.
    Die Idee, Alkohol als Treibstoff für Kraftwaren zu benutzen, ist übrigens nicht neu.
    Vor 50 Jahren hatte Ford es versucht.
    Er war qualitativ erfolgreich, aber die Produktion war viel zu teuer, um bei den billigen Erdölpreisen dem Benzin Konkurrenz zu machen.
    Die Situation hat sich infolge der ständigen Preissteigerung der OPEC-Länder völlig geändert.
    Im Augenblick ist Gasolol nur noch um wenige Cent teurer als unverbleibtes Benzin, zumal die Regierung die Umsatzsteuer für Gasolol aufgehoben hat.
    Die Massenproduktion von Gasolol wird jetzt aus zwei Gründen von der Regierung subventioniert.
    Erstens kann dadurch der Import aus den OBEC-Ländern reduziert werden.
    Und zweitens hat bekanntlich Präsident Carter die Massenlieferung von Getreide in die Sowjetunion gesperrt.
    Das war ein schwerer finanzieller Schlag für die amerikanische Landwirtschaft, die sich auf diesen Export eingestellt hatte.
    Und ich kündige die Karte an, dass als Ausgleich die Destillierung von Alkohol aus Getreide im größten Umfang von der Regierung gefördert werden soll.
    Ein Kornfeld von einem Hektar kann durchschnittlich 2000 Liter Alkohol liefern.
    Die jetzige Produktion von Gasolol ist noch nicht sehr groß.
    Sie soll im nächsten Jahr auf schätzungsweise zwei Milliarden Liter gesteigert werden.
    Und die Ausbaupläne haben an zehn
    in zehn Jahren, dass die hälfte des Benzinbedarfs der amerikanischen Kraftwagen mit Gasol zu decken.
    Soviel also zum Thema Alkohol im Benzin.
    Das waren Erfahrungen aus den Vereinigten Staaten und junge Erfahrungen, wie wir sie bis jetzt in Österreich gemacht haben.
    Eine Minute nach dreiviertel eins, jetzt Beiträge unserer Kulturredaktion.
    Die österreichische Ersterführung von Edvard Bonds Stück Das Bündel findet morgen im Wiener Volkstheater statt.
    In dieser vor zwei Jahren in London uraufgeführten Parabel einer Revolution wirken unter anderem Elisabeth Ebmit, Julia Gschnitzer, Axel Klingenberg und Peter Wolfsdorf.
    Bühnenbild und Kostüme entwarf Maxi Dschunko.
    Berete Hofer besuchte eine der letzten Proben.
    Letzte Proben für Szenen voller Gewalt, die aber gegen die Gewalt aussagen sollen.
    Eine schwierige Neueinstudierung, die leicht missverstanden werden kann.
    Warum hat Direktor Paul Blaha gerade dieses Stück für das Volkstheater gewählt?
    Erstens, weil Bond in Wien ganz selten gespielt worden ist und Bond für mich ein sehr wichtiger Autor ist.
    Ich glaube, dass das Wiener Publikum Bond wieder mal sehen soll.
    Dann zum Zweiten ist gerade das Bündel ein Stück, das dem Publikum insofern entgegenkommt, weil es emotional ist und nicht intellektuell, wie viele seiner früheren Stücke.
    Und nun ja, das Bündel ist ein Stück über die Revolution, über Zustände, die zu einer Revolution führen.
    Das heißt Ausbeutung, Unterdrückung und Freiheit, Gewalt.
    Und das ist die Saat, aus der dann Freiheitskämpfe entstehen, in diesem Fall ein klassischer Freiheitskampf, der aber gleichzeitig, und das finde ich eben auch wichtig, gleichzeitig eine Absage an die Gewalt ist.
    weil Bond zur Überzeugung kommt, dass die Gewalt allein nicht ausreicht.
    Gewalt erzeugt eben eine weitere Gewalt.
    Das Gewalt etablieren muss Wissen und Bildung und Humanisierung.
    Anliegen des Autors Edward Bond, die diese schon mit seinen Stücken wie »Gerettet«, »Lier«, »Die See« oder »Die Frau« deutlich machen wollte.
    Nicht immer publikumswirksam.
    »Saved«, also »Gerettet«, wurde nur nach wenigen Aufführungen in London von der Theaterzensur verboten, die »Hochzeit des Papstes« sofort nach der Uraufführung abgesetzt.
    »Lier« und »Die See«, beide Stücke wurden auch in Wien gespielt, ließen viele Zuschauer ratlos.
    Bonds Interpretation von »Gut und Böse« ist auch Grundtenor des Bündels, das Bernd Palmer inszeniert.
    Bond zeigt Menschen, die in Dunkelheit, in Unwissenheit, im Sumpf, in Armut leben und von Grundherren, von verkalkten Systemen, von Diktaturen unterdrückt werden.
    Diese Menschen versuchen durch eine Rebellion, Revolution, Untergrundkampf, Partisanenkampf, wie immer sie wollen,
    bessere Rechte, bessere menschlichere Bedingungen zu erreichen.
    Mit dichterischen Parabeln wird das Elend der Menschen in einem imaginären Sumpfgebiet geschildert, denen nur die Regulierung des Flusses, die sie selber durchführen werden, Hoffnung für ihre Zukunft geben kann.
    Toni Böhm als Gast am Volkstheater spielt die Hauptrolle des Wang, ein kurzer Szenenausschnitt.
    Ich war Diener bei einem großen Dieb.
    Er hatte den Fußboden, die Wände, die Decke mit Beute bedeckt.
    Seine Dachböden und Keller waren voll davon.
    Sie wuchsen seinem Garten.
    Seine Beute war so groß, dass er Lagerhäuser baute.
    Andere Diebe bewachten seine Beute.
    Er bezahlte sie damit.
    Seine Hände waren rein.
    Er hob nie die Faust, nicht einmal die Stimme.
    Er betete für die, die er in den Tod schickte.
    Gab Geld für Waisen und Witwen.
    Ehrgeiz haben hieß, ihm folgen.
    Das war ein großer Dieb.
    Ein Gedanke, den Edward Bond einmal in einem Gespräch über das Theater formulierte, gilt in besonderem Maß auch für sein Stück »Das Bündel«.
    Es ist sehr schwierig, gleichzeitig die Stärke zu besitzen, mit dieser Gesellschaft zurechtzukommen und sich eine Sensibilität zu erhalten, die Elend und Leid in der Gesellschaft erkennt und verhindert.
    Morgen gibt es also die österreichische Erstaufführung von Edward Bonds Stück, das Bündel im Wiener Volkstheater, uns informierte Brigitte Hofer.
    Morgen wird auch um 20.15 Uhr im österreichischen Fernsehprogramm, und zwar in FS1,
    und gleichzeitig auch im ersten Hörfunkprogramm mit Stereoton der Opernfilm Die Krönung der Popäer aufgeführt.
    Musik von Claudio Monteverdi in einer Einrichtung von Nicolas Anoncourt, Regie Jean-Pierre Ponel.
    Dieser Film wurde von der UNITEL in München hergestellt und zwar nach einer Aufführung des Opernhauses Zürich.
    Im Zürcher Corso-Kino fand auch gestern Abend die Uraufführung dieses Films statt.
    Volkmar Paschalk hat uns dazu folgenden Telefonbericht überspielt.
    Keine Filmoper, aber auch kein Opernfilm wie Josef Losis Don Giovanni, der die venezianische Landschaft und die Palladiobauten als Schauplatz hat, oder wie Ingmar Bergmanns Zauberflöte, die ebenfalls die schwedische Landschaft, den Zuschauerraum des kleinen Theaters und das Geschehen hinter der Bühne mit einbezieht.
    Nein, diese Popäa ist ebenso wie Orfeo und Ulysse vor allem ein Dokument, die Dokumentation einer musikalischen wie szenischen Hinsicht mustergültigen Opernaufführung, die gleichzeitig die Wiederentdeckung der Werke Claudio Monteverdis als des ersten Klassikers der Opernliteratur für unsere Zeit bedeutete.
    Jean-Pierre Brunel, der Regisseur und Bühnenbildner dieses im letzten Jahrzehnt erarbeiteten Züricher Monteverde-Zyklus.
    Die Opern wurden inzwischen über 70 Mal in Zürich und bei 15 Gastspielen in großen Opernhäusern in aller Welt gezeigt.
    Tonell also, der auch Regisseur und Drehbuchautor des Monteverdi-Films ist, lässt zwar während des ganzen Films die Illusion einer Live-Theater-Aufführung bestehen, bei der am Anfang das Publikum immer wieder jedoch der Dirigent Arnon Cour, das Orchester, dessen Musiker ja von Zeit zu Zeit auf der Bühne mit agieren, zu sehen sind, hat aber dennoch von einer Live-Aufzeichnung Abstand genommen und die Dreharbeiten ins Atelier verlegt.
    Übrigens in die Ateliers der Wien Film in Wien-Sievering.
    Der große Erfolg der gestrigen Uraufführung im Züricher Corso-Kino, die österreichischen Fernseher werden morgen um 20.15 Uhr Gelegenheit haben, die erste Fernsehausstrahlung der Popäer, übrigens mit Hörfunkstereoton, mitzuerleben.
    Erst später werden Sendungen über die ARD, das belgische, holländische und französische Fernsehen, folgen.
    Dieser Erfolg hat Brunel recht gegeben.
    Nur im Atelier sind derart überwältigende Licht- und Farbwirkungen zu erzielen,
    Nur im Atelier mit den langen Proben für jede Einstellung ist eine derartige mimische und gestische Präzision der Sänger-Darsteller zu erzielen, wie sie dieser Film in einer fast noch nie erlebten Vollkommenheit vermittelt.
    Die Vorzüge von Nikolaus Arnon Kurs Monteverdi-Interpretation sind oft genug, nicht zuletzt auch bei dem Gastspiel bei den Wiener Festwochen im Theater an der Wien, gerühmt worden.
    Auf genauem Quellenstudium basierende Stillsicherheit, Rückgriff auf altes Barock-Instrumentarium,
    Ausmerzen der früher üblichen spätromantischen Bombastik im Gesang, Verzicht auf barocken Ziergesang zugunsten eines ungeheuer modern anmutenden leidenschaftlichen Ausdrucks.
    Überbordende Fantasie und Geschmackssicherheit zeichnen die bei aller Einfachheit des Einheitsschauplatzes raffinierte Dekoration Bonnells und die in ihren Fortwirkungen grandiosen Kostüme Pet Halmans aus, wobei auch die Frisuren, Berücken und Kopfbedeckungen eine entscheidende Rolle spielen.
    Ideal in Gestalt, Mimik gestik, Ausdrucksstärke und Gesang, die Besetzung bis hinunter zur kleinsten Rolle.
    Hervorgehoben seien die in ihrem königlichen Stolz ihrer Rachsucht und ihrer verzweifelten Resignation atemberaubende Ottavia der Trudelise Schmitt, die fast exotische Sinnlichkeit und lodernde Macht hier der Bobea von Rachel Jakar, der nur seinen Leidenschaften ergebende, fast idealisierte Nero des Éric Daby,
    die hinreißend komische und ordinäre Amme Arnalta des Alexander Oliver, der phänomenale Contedenoir Paul S. Wood in der Rolle des schwankenden Otone, der stimmmächtige Matti Salminen als Edler in seiner Selbstgerechtigkeit schon ein bisschen komischer Seneca.
    Dazu der die Fäden ziehende, reizende Amor von Klaus Brettschneider vom Bad Tölzer Knabenchor.
    Hinreißend kontrastiert sind die schwelgerischen Liebesszenen, die pathetischen Mahnungen des Seneca,
    lodende Rachsucht der Otavia mit den temperamentvollen Rüppelszenen der zwei Ammen des Valetto der Damicella.
    Ein 168 Minuten dauerndes Dokument, eines der ersten Höhepunkte der Opernliteratur, von einem kompetenten Musiker und einem fantasievollen Regisseur und hier im Film auch von einem genialen Kameramann, Wolfgang Treu, wieder zum Leben erweckt und in seiner Zeitlosigkeit einer breiten öffentlichen
    Erstmals also Verfilmung von Monteverdis Krönung der Popäer.
    Sie können das morgen auch im ersten Fernsehprogramm um 20.15 Uhr sehen und gleichzeitig im ersten Hörfunkprogramm den Stereoton dazu haben.
    Wir überschließen jetzt das Journal mit Kurzmeldungen.
    Kolumbien.
    Die Besetzer der Dominikanischen Botschaft in Bogotá haben nach einem Verhandlungsangebot der Regierung Kolumbiens ihre Drohung widerrufen, zwei der von ihnen festgehaltenen Diplomaten zu töten.
    Die Gespräche zwischen den Terroristen und Vertretern des Kabinetts in Bogota sollen in einem kleinen Bus vor der besetzten Mission stattfinden.
    Der österreichische Botschafter Dr. Edgar Seltzer, der sich ebenfalls in der Gewalt der Extremisten befindet, konnte ein Telefongespräch führen.
    Er teilte mit, dass es ihm den Umständen entsprechend gut gehe.
    Der Verwaltungsattaché der österreichischen Botschaft in Kolumbien, Rudolf Lenhard, sagte, dass insgesamt 16 Terroristen, darunter fünf Frauen, die dominikanische Botschaft besetzt hielten.
    In ihrer Gewalt seien 14 Botschafter und etwa 30 andere Personen.
    Österreich.
    Nach dem gestrigen Beschluss eines neuen Parteistatuts und Neuwahlen der ÖVP-Führungsspitze diskutieren die Delegierten des 22.
    Ordentlichen Bundesparteitages der Volkspartei in Salzburg gegenwärtig über die politischen Anträge.
    Am Abend geht der Parteitag mit einem Referat von Parteichef Mock zu Ende.
    Sitzungen der FPÖ-Führungsgremien bilden heute den Auftakt für einen außerordentlichen Parteitag der Freiheitlichen in Linz.
    Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die Wahl eines neuen FPÖ-Obmannes.
    Kandidaten für dieses Amt sind der Wiener FPÖ-Chef Steger und sein niederösterreichischer Ressortkollege Harald Ofner.
    Der derzeitige FPÖ-Obmann Schender sagte, er glaube nicht, dass die FPÖ-interne Personaldiskussion auch bei diesem Parteitag fortgesetzt werde.
    In Wiener Neustadt begann der 26. ordentliche Landesparteitag der niederösterreichischen Sozialisten.
    Sein Motto lautet, zu neuen Erfolgen in den 80er Jahren.
    Bundeskanzler Kreisky würdigte in einem Referat die Erfolge der Sozialisten in der letzten Zeit und beschäftigte sich dann mit Fragen der Wirtschaft.
    Kreisky sagte, der Normalisierungsprozess müsse fortgesetzt, alte Strukturen müssten beseitigt werden.
    Der Bundeskanzler sprach sich für eine großräumige, großflächige Umstrukturierung der heimischen Wirtschaft aus.
    Die junge Generation in der SPÖ wählt an diesem Wochenende einen neuen Bundesvorsitzenden.
    Einziger Kandidat für die Nachfolge des derzeitigen Vorsitzenden Koneczny ist der Pressesekretär von Bautenminister Sekhanina, Fritz Edlinger.
    Edlinger sagte in einem Interview, die junge Generation werde auch unter seiner Führung an ihren bekannten Grundsätzen festhalten.
    Auch an der kompromisslos negativen Einstellung zur Atomkraft werde sich nichts ändern.
    Jugoslawien Im Zustand des todkranken Staats- und Parteichefs Tito gibt es nach Angaben seiner Ärzte keine Hinweise auf eine weitere Verschlechterung.
    Im jüngsten Bulletin heißt es, das Befinden des 87-jährigen Patienten sei unverändert ernst.
    Tito habe eine ruhige Nacht verbracht und werde weiterhin intensiv behandelt.
    Ja und wir sind mit diesen Kurznachrichten jetzt am Ende des Mittagschanals.
    Ich darf Sie vielleicht noch einmal auf unsere Sondersendung heute um 17 Uhr hinweisen im Programm Österreich 1.
    Eine innenpolitische Sondersendung.
    Wir berichten von den Parteitagen der ÖVP in Salzburg und vom Parteitag der Freiheitlichen in Linz.
    In einer halben Minute ist es 13 Uhr.
    Wir, das Team vom Mittagschanal verabschieden uns.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1980.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1980.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kolumbien: Geiselaffäre in Bogota, neuester Stand, Gespräch mit Botschaftsattaché Lenhart, Details über Terroristen
    Einblendung: Botschaftsattaché Rudolf Lenhart
    Mitwirkende: Oberhofer, Ilse [Gestaltung] , Lenhardt, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1980.03.01 [Sendedatum]
    Ort: Bogota [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖVP-Parteitag in Salzburg
    Einblendung: CDU-Generalsekräter Heiner Geißler, ÖVP-Delegierter Dkfm. Josef Böck, ÖVP-Delegierter Ernest Schwindsackl, ÖVP-Delegierter Maria Hampel-Fuchs
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Geißler, Heiner [Interviewte/r] , Böck, Josef [Interviewte/r] , Schwindsackl, Ernest [Interviewte/r] , Hampel-Fuchs, Maria [Interviewte/r]
    Datum: 1980.03.01 [Sendedatum]
    Ort: Salzburg [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Bildung ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    FPÖ-Parteitag in Linz
    Einblendung: Horst Schender
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Schender, Horst [Interviewte/r]
    Datum: 1980.03.01 [Sendedatum]
    Ort: Linz, Brucknerhaus [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: ÖVP-Parteitag, FPÖ-Parteitag
    Mitwirkende: Bernardi, Zita [Gestaltung]
    Datum: 1980.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neuer SPÖ-Jugendobmann Fritz Edlinger
    Interview: Fritz Edlinger
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung] , Edlinger, Fritz [Interviewte/r]
    Datum: 1980.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Parteitag der SPÖ-Niederösterreichs in Wiener Neustadt
    Einblendung: Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Predota, Werner [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1980.03.01 [Sendedatum]
    Ort: Wiener Neustadt [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit Prof. Fritz Pass über bisherigen Verlauf desTests von Bio-Sprit und weiterer Umweltfragen
    Interview: Prof. Fritz Pass
    Mitwirkende: Hofbauer, Helmut [Gestaltung] , Pass, Fritz [Interviewte/r]
    Datum: 1980.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Technik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Österreichische Erstaufführung von Edward Bonds "Das Bündel" am Wiener Volkstheater
    Einblendungen: Probenausschnitte, Direktor Paul Blaha, Bernd Palmer, Szene mit Toni Böhm
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Blaha, Paul [Interviewte/r] , Palmer, Bernd [Interviewte/r] , Böhm, Toni [Interpret/in]
    Datum: 1980.03.01 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Volkstheater [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Opernfilm "Die Krönung der Poppea" Uraufführung in Zürich, zugleich im Hörfunk und TV
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Blaha, Paul [Interviewte/r] , Palmer, Bernd [Interviewte/r]
    Datum: 1980.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Film ; Unterhaltung ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1980.03.01
    Spieldauer 01:00:05
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1980.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-800301_k02
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    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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