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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Grüß Gott, hier ist der Aktuelle Dienst.
Im Mittagsjournal befassen wir uns heute noch einmal mit der schwarzen Fußballnacht von Brüssel.
Berichte aus Großbritannien stehen dabei im Mittelpunkt.
Wir berichten über den Krisengipfel von Premierministerin Margaret Thatcher, Mitvertretern des Fußballverbandes, sprechen mit dem Vorsitzenden der Labour-Party, Neil Kinnock, wie er sich den Brüsseler Exzess erklärt, beleuchten die triste Gegenwart der Stadt, aus der die Übeltäter kommen, Liverpool, und zitieren aus den vielen Kommentaren der europäischen Presse.
Die weiteren geplanten Themen dieser Sendung, Semperit hat seine Reifenproduktion um 330 Millionen Schilling an den deutschen Conti-Konzern verkauft, eine Zwischenbilanz der Gurtenanlegepflicht mit Strafsanktion in Österreich, sie gilt ja seit einem knappen Jahr, die Parlamentswahl am kommenden Sonntag in Griechenland könnte einen Machtwechsel bringen, der Sozialist Papandreou muss um den Regierungsvorsitz bangen und die Jazzgröße Aska Peterson gastiert in Wien, unter anderem spielt er hier Variationen von Bach.
Durch dieses Programm führt sie heute, du ist glücklich, gebe gleich weiter, an Peter Fichner, er liest Meldungen, für die Adolf Poindl als verantwortlicher Redakteur zeichnet.
Belgien, Großbritannien.
In Brüssel konnten bis jetzt 34 der 38 Personen identifiziert werden, die beim Fußball-Europacup-Finale Liverpool gegen Juventus am vergangenen Mittwoch getötet wurden.
Unter den Toten, deren Identität nun feststeht, sind 28 Italiener, 4 Belgier sowie je ein Brite und ein Franzose.
56 Personen befinden sich weiterhin in Spitalsbehandlung, bei 10 von ihnen ist der Zustand nach wie vor ernst.
Die belgische Polizei hat heute Vormittag den Fund von Patronenhülsen im Heidelstadion bestätigt.
Wer die Kugeln abgefeuert hat, konnte bisher nicht klar ermittelt werden.
Ein italienischer Jurist hat unterdessen beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag Klage gegen den belgischen Innenminister, den Polizeichef von Brüssel und gegen die Spitze der Europäischen Fußballunion erhoben.
Der Kläger, ein Universitätsprofessor aus Rom, vertritt die Ansicht, dass der Innenminister und der Polizeichef nicht die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der italienischen Zuschauer ergriffen haben und die UEFA wegen der Auswahl des Heidelstadions mitverantwortlich ist.
Sowjetunion.
In einer Bilanz des dreitägigen Besuches des SPD-Vorsitzenden Wille Brandt in Moskau registriert die Sowjetführung gemeinsame Positionen der KPDSU und der SPD zu den sowjetisch-amerikanischen Rüstungskontrollverhandlungen in Genf.
Die Parteizeitung Bravda schreibt heute, beide Parteien seien sich darin einig, dass in Genf ein Fortschritt unter der Beachtung des Zusammenhangs von Weltraum und sonstigen Atomwaffen erzielt werden müsse.
Von Seiten der deutschen Sozialdemokraten gibt es dazu noch keine Stellungnahme.
Nahe Osten.
Israelische Truppen haben sich in der vergangenen Nacht aus Schlüsselpositionen im Südlibanon zurückgezogen.
Nach Angaben der libanesischen Behörden haben die Israelis zum Beispiel in der vorwiegend von Christen bewohnten Stadt Majadjun eine Armeekaserne geräumt.
Spanien.
Bei zwei Terroranschlägen im Norden Spaniens sind drei Menschen ums Leben gekommen und drei verletzt worden.
In Pamplona wurde ein 14-jähriger Bub durch die Explosion eines in einem Auto versteckten Sprengsatzes getötet.
Ein Polizist wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus.
Die Polizei nimmt an, dass der Anschlag von der baskischen Separatistenorganisation ETA verübt wurde.
Der Äther wird auch die Ermordung eines Wachmanns zugeschrieben, der in der Nähe von Bilbao von zwei Männern auf offener Straße erschossen wurde.
Bangladesch Die Mehrzahl der etwa 10.000 Todesopfer der verheerenden Flutkatastrophe in Bangladesch sind offensichtlich Kinder.
Etwa 4.000 Personen werden noch vermisst.
Viele der Leichen sind bis jetzt, eine Woche nach dem Unglück, noch immer nicht bestattet.
Österreich.
Heftige Kritik am freiheitlichen Klubobmann Friedrich Peter übte heute der steirische FPÖ-Landesobmann Ludwig Rader.
Er sei erschüttert, sagte Rader wörtlich, dass gerade der stets durch unerhörte Parteidisziplin bekannte Peter jetzt unkontrolliert eine Diskussion über Zwentendorf losgetreten habe, die die Glaubwürdigkeit der freiheitlichen Partei beeinträchtige.
Der steirische FPÖ-Chef kündigte an, er werde sich dafür einsetzen, dass beim morgigen Salzburger Parteitag die bisherige Zwentendorf-Haltung der Freiheitlichen um keinen Deut geändert werde.
Auf keinen Fall werde es eine Urabstimmung unter den FPÖ-Mitgliedern zur Zwentendorf-Frage geben, sagt ihr Rat an.
Der Generalsekretär der Industriellen Vereinigung, Herbert Krejci, setzt sich für eine, wie er sagt, Wiederaufbereitung der energiepolitischen Vernunft ein.
Krejci wertet jüngste Äußerungen von Oppositionschef Alois Mock, aber auch Initiativen in den Reihen der Freiheitlichen Partei als positive Zeichen dafür, dass es doch noch zu einer Nutzung des Kernkraftwerks Zwentendorf kommen könnte.
Der stellvertretende SPÖ-Vorsitzende, Wissenschaftsminister Heinz Fischer, hat die Absicht des von der steirischen ÖVP unterstützten Volksbegehrens gegen die Trockenabfangjäger kritisiert, die Genehmigung für militärische Flugplätze teilweise oder ausschließlich dem Umweltminister zu übertragen.
Fischer erklärte gegenüber der Austria-Presseagentur, dies sei ein durchsichtiger Versuch, den sozialistischen Präsidentschaftskandidaten, Umweltminister Steirer, in das Trakenschlamassel der steirischen ÖVP hineinzuziehen.
Der Wissenschaftsminister warnte sich auch gegen Pläne einer Verfassungsänderung, wie sie vor allem von der steirischen Volkspartei forciert werden.
Das angestrebte Verfassungsmodell einer obligatorischen Konzentrationsregierung würde nach Ansicht Fischers Einschränkung und Rückschritt bedeuten und demokratisch gefährlich sein.
Das Gerede von einer Dritten Republik bezeichnete Fischer wörtlich als Frivol.
Das auf österreichischem Gebiet verlaufende Tayartal südöstlich der Stadt Hadeg dürfte nach Angaben des Niederösterreichischen Naturschutzlandesrates Ernest Brezovski zum Vollnaturschutzgebiet erklärt werden.
Die endgültige Entscheidung in der Niederösterreichischen Landesregierung soll im Herbst fallen.
Damit wäre das tschechoslowakische Projekt des Großkraftwerkes Biziskala in diesem Gebiet endgültig infrage gestellt.
Nach Ansicht Brezovskis könnte das Außenministerium in Wien die gesetzlich und vertraglich notwendige Zustimmung zum Bau dieses Kraftwerkes, von dem auch österreichisches Naturschutzgebiet betroffen wäre, dann nicht mehr erteilen.
Der ungarische Botschafter in Wien, Jene Ronde, der sein Land mehr als sieben Jahre lang als Missionschef in Österreich vertreten hat, verlässt Wien, um den Vorsitz des Weltbundes der Ungarn zu übernehmen.
Es ist eine Organisation, die den Kontakt mit den Auslandsungarn im Westen aufrechterhält.
Außenminister Leopold Graz hat die Verdienste des scheidenden ungarischen Botschafters um die Beziehung zwischen den beiden Ländern gewürdigt und diese als sehr gut, freundschaftlich und beispielhaft bezeichnet.
Graz erwähnte auch den steigenden Wirtschaftsaustausch zwischen Österreich und Ungarn und hob besonders die direkten Kontakte zwischen den östlichen Bundesländern und den ungarischen Grenzkomitaten hervor.
Neuer ungarischer Botschafter in Österreich wird der bisherige stellvertretende Außenminister Janosch Narcsi.
Österreich.
Schwere Unwetter gingen gestern Abend über weiten Teilen Oberösterreichs, vor allem über dem Mühlviertel nieder.
Am ärgsten betroffen war der Bezirk Urfahr-Umgebung.
Es wurde Millionenschaden angerichtet.
Besondere Probleme entstanden dadurch, dass das Erdreich von vielen Feldern durch den Regen gelockert wurde und dann regelrecht ins Schwimmen geriet.
Schwere Gewitter wurden auch aus dem Bezirk Mistelbach gemeldet.
Das waren unsere Nachrichten im Mittagschanal.
Jetzt mein Gesprächspartner ist Heinrich Piker auf der Wiener Hohen Warte.
An ihn die obligate Freitag-Mittag-Frage.
Wie wird das Wetter am Wochenende?
Ja, im Wesentlichen muss man sagen, ist das Wettergeschehen in Österreich in zwei Teile geteilt.
Einerseits wird der Osten Österreichs, das sind die Bundesländer Niederösterreich, Burgenland, Wien und die Oststeiermark, vielleicht auch noch Teile von Oberösterreich,
von einem Tiefdruckgebiet über Osteuropa geprägt.
Andererseits ist ein Hoch über der Nordsee, das das Wetter im Westen Österreichs, also Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Teile von Oberösterreich und auch Osttirol und Kärnten beeinflusst.
Diese Entwicklung und diese Darstellung des Wetters kann man in den Wettermeldungen von 12 Uhr schon erkennen.
Wien bedeckt leichter Regen, 16 Grad, Nordwestwind mit 10 Kilometer in der Stunde.
Eisenstadt bedeckt 17 Grad, Nordwestwind mit 15 Kilometer pro Stunde.
Linz stark bewölkt, 18 Grad, Westwind mit 15 Kilometer pro Stunde.
Salzburg-Heiter 20 Grad, Innsbruck-Heiter 21, Bregenz-Heiter 17 Grad, Graz stark bewölkt, 20 Grad und Klagenfurt wolkig, 22 Grad.
Diese Großwetterlage bleibt im Wesentlichen auch für das Wochenende bestehen.
Das heißt, der Osten Österreichs ist beeinflusst von diesem Tief über Osteuropa und der Westen etwas begünstigt und ebenfalls Teile des Südens vom Hoch über der Nordsee.
Im Einzelnen bedeutet das, dass im Osten immer wieder stärkere Wolkenfelder durchziehen werden und dabei kommt es auch zu Regenschauern und vereinzelt sicherlich auch zu Gewittern.
Im Westen Österreichs im Wesentlichen ein relativ freundliches Wetter, sonniges Wetter, Temperaturen zu Mittag.
um die 23 bis 24 Grad.
Im Laufe des Sonntags kann es dann passieren, dass auch der Westen nicht ganz störungsfrei bleibt, dass auch im Westen einige Wolken vom Norden herunterdriften werden und kann auch dort einige gewittrige Regenschauer auftreten.
Ebenso im Süden.
Also im Gesamten gesehen der Westen etwas begünstigt.
und der Süden, der Norden und Osten Österreichs etwas benachteiligt, aber vielleicht als kleiner Trost nicht ganz so schlecht.
Es werden sicherlich zwischendurch Phasen mit etwas sonnigem Wetter auftreten, so wie es zum Beispiel gestern Nachmittag im Wiener Raum war.
Die Frühtemperaturen liegen zwischen 9 und 15 Grad.
Die Tageshöchsttemperaturen für das Wochenende generell zwischen 19 und 24 Grad.
Vielleicht noch ein Wort zum Bergwetter.
Aufgrund dieser nördlichen Höhenströme kommen immer wieder Wolkenfelder an die Alpen-Nordseite.
Es wird dann natürlich auch da und dort etwas stauen und die Temperaturen in 2000 Meter Höhe werden um 8 Grad liegen und in 3000 Meter Höhe um 0 Grad.
Das wäre es für das Wochenende von der Hohen Warte.
Ja, aber was das Wandern betrifft, um kurz beim Bergwetter zu bleiben, es ist ja noch relativ viel Schnee oben auch, gell Jan?
Ja, das stimmt schon.
In höheren Lagen sind doch noch beträchtliche Schneemengen vorhanden und sind natürlich im Schmelzen begriffen und man muss dann schon Acht geben, dass man nicht in die Gefahr eines Schneebrettes oder so irgendwas hineinkommt.
Allerdings in Lagen über 2000 Meter.
Ja, vielen Dank Herr Pika, jetzt ist es 12 Uhr 12 geworden und unser Hauptthema jetzt im Mittagsschanal noch einmal der Fußballskandal von Brüssel.
Das Land in dem der Fußball erfunden wurde und das Fair Play hat also beides auf einen Tiefpunkt gebracht.
Großbritanniens Fußballvandalen, die seit Jahren Europas Stadien mit Terror überziehen, sind nun sozusagen sogar zu Mördern geworden.
Von den Killing Fields von Brüssel schrieb eine Londoner Zeitung vom Schlachtfeldstadion.
Zwei Tage nach der Hassorgie im Heiselstadion rückt die Frage der Konsequenzen nun in den Mittelpunkt.
Die erste wurde bereits gezogen.
Belgien lässt bis auf weiteres keinen Spielverkehr mit Mannschaften von der Insel zu.
Die zweite Konsequenz wird die britische Regierung ziehen.
Sie verlangt vom englischen Verband einen freiwilligen Verzicht auf die Teilnahme am Europacup für zwei Jahre, wohl auch um der erwarteten Sperre durch den internationalen Verband zu vorzukommen.
Premierministerin Margaret Thatcher beklagt die nationale Schande, die Liverpools Fanatiker ihrer Heimat angetan haben und will hart durchgreifen, Gundoma Eibäcker berichtet.
Wenn irgendjemand eine Idee hat, die wir noch nicht verfolgen, dann möge er sie uns mitteilen.
Mit diesen Worten wandte sich gestern nach der zweistündigen Sondersitzung des Kabinetts Premierministerin Thatcher an die Öffentlichkeit.
Nun, da der erste Schock über die Toten von Brüssel vorüber ist, zeigt es sich, dass es noch lange brauchen wird, bis das Problem der Gewalt auf Fußballplätzen gelöst werden kann.
Ein erster Schritt, das Land nicht weiter in Verruf zu bringen, ist der Rückzug aller englischen Mannschaften von internationalen Spielen.
Die Regierung will einem von der UEFA verhängten Ausschluss Englands zuvorkommen und den englischen Fußballverband veranlassen, von sich aus für alle englischen Mannschaften ein Auslandsspielverbot auszusprechen.
Premierministerin Margaret Thatcher hat den in Mexiko weilenden Präsidenten des englischen Fußballverbandes gebeten, sofort zu Gesprächen nach London zurückzukehren.
Sie wird heute mit den Funktionären des Fußballverbandes zusammentreffen.
Eine Auslandssperre für alle englischen Mannschaften für ein bis zwei Jahre ist wahrscheinlich.
Eine Sperre für englische Mannschaften.
In scharfen Worten wandten sich gestern Funktionäre schottischer, walisischer und nordirischer Mannschaften dagegen, dass auch sie von den Sofortmaßnahmen betroffen werden sollten.
Schottische, walisische und irische Fans hätten noch nie Schwierigkeiten verursacht, meinten sie.
Schottland ist selbstständiges Mitglied der UEFA.
Der schottische Verband wird sich daher mit allen Mitteln gegen einen Ausschluss von internationalen Wettbewerben zur Wehr setzen und hofft, dass auch ein Spielverbot für alle britischen Mannschaften, das in Belgien verhängt wird, auf englische Mannschaften eingeschränkt wird.
Ein vorübergehender, auf ein bis zwei Jahre beschränkter Rückzug von allen Auslandsspielen kann aber nur eine Atempause schaffen.
Durch gesetzliche Maßnahmen will die Regierung das Problem nun in den Griff bekommen.
Wie das Gesetz, das noch vor Beginn der neuen Spielsaison im Herbst in Kraft treten soll, aussehen wird, ist noch nicht ganz klar.
Sicher scheint ein Alkoholverbot auf allen Fußballplätzen.
In Schottland gilt dieses Verbot bereits heute.
Die schottischen Vereine haben damit gute Erfahrungen gemacht.
Ob der Plan
Das Alkoholverbot vor Spielen auf dem Kontinent auch auf die Fähren auszudehnen, verwirklicht werden kann, scheint allerdings bereits fraglich.
Eine wesentliche Einnahmsquelle der Schifffahrtsgesellschaften ist der zollfreie Verkauf von Alkoholika.
Ihn, wenn auch nur zeitweise, zu unterbinden, wäre gleichbedeutend mit einer Schädigung der Geschäftsinteressen.
Sicher ist, dass das neue Gesetz die Einführung von Fanclub-Ausweisen vorsehen wird.
Karten für Auslandsspiele dürfen nur an Personen ausgegeben werden, die über solche Ausweise verfügen.
Der Verein haftet für deren Benehmen.
Das neue Gesetz soll die Vollmachten der Transportpolizei erweitern.
Die Polizei soll das Recht eingeräumt erhalten, betrunkene oder sonst wie verdächtige Personen am Betreten der Fähren zu hindern und ihnen damit die Ausreise unmöglich machen.
Eine derartige Bestimmung.
würde allerdings die Freiheitsrechte der Person wesentlich beschränken.
Die Regierung steht aber auf dem Standpunkt, dass all die Einschränkungen in Kauf genommen werden müssten und sicherlich freiwillig von allen Briten in Kauf genommen werden, um das Ansehen des Landes nicht noch weiter zu schäden.
Inzwischen verlangen übrigens die schottischen Vereine und auch die waldisischen, dass sie von einem eventuellen Boykott ausgenommen werden und sagen, das betreffe ja nur die englischen Klubs.
Die englischen Klubs wiederum fürchten jetzt Millionenverluste, wenn sie vom Europacup ausgeschlossen werden.
Bisher, so hieß es, waren die Fans aus Liverpool noch eher von der ruhigeren Sorte, verglichen etwa mit dem Arsenal- oder Manchester-Anhang.
Aber seit vorgestern sind die Schlachtenbummler aus Liverpool zum Inbegriff des Fußball-Rowdies geworden.
Damit richtet sich das Interesse auch auf jene Stadt, aus der sie kommen.
Vier Assoziationen hat man mit Liverpool.
Zunächst wohl die Beatles, dann natürlich eben die erfolgreichen Fußballvereine FC Liverpool und FC Everton und dazu die große Vergangenheit und die armselige Gegenwart dieser Stadt an Englands Westküste.
Die Häfen an der Merseyside waren einst Britanniens Tor zu den Kolonien.
In Liverpool dampfte die erste Eisenbahn der Welt, die Industrialisierung verhalf der Stadt zu einer Blütezeit.
Inzwischen bröckelt die einst glanzvolle Fassade aus der viktorianischen Zeit ab.
Die britische Wirtschaftskrise hat Liverpool besonders hart getroffen.
Eine Viertelmillion Menschen hat die Stadt seit 1965 verlassen.
Jetzt hat sie noch etwa eine halbe Million Einwohner.
Jeder Dritte ist also gegangen.
Die Arbeitslosigkeit liegt weit über 20 Prozent.
Eine sterbende Stadt, sagen viele, deren Stadtbild, so der Spiegel, den herben Charme der Anarchie verstrahlt.
Hans Heinz Schlenker berichtet.
Liverpool das einzige, was den Liverpoolians, so heißen die Einwohner der nordenglischen Hafenstadt, verblieben war.
Genauer, der Stolz auf den FC Liverpool.
22 Jahre, in denen die sogenannten roten Teufel von der Merseyside sowohl im englischen als auch im europäischen Fußball praktisch jede Trophäe erkämpften, die zu haben war, rechtfertigten den Stolz.
Doch nach der Brüsseler Fußball-Tragödie ist den Liverpoolians nun auch dieser Stolz genommen worden.
Damit bleibt ihnen so gut wie nichts mehr.
Denn nun scheint der völlige Abstieg der einst zu den reichsten Städten Englands gehörenden Stadt besiegelt zu sein.
Das gilt besonders, wenn der FC Liverpool nicht mehr in Europa spielen kann und dadurch zweifellos Millionen verliert.
Geld, das keineswegs nur dem Fußballklub, sondern auch der Stadt zugute kam.
Sklaven und Baumwollhandel hatten einst den Grundstock für den längst verschwundenen Reichtum der Stadt gelegt.
Später Schiffswerften und die Schwerindustrie.
Doch Struktur- und Wirtschaftskrisen ließen diese einstigen Pfeiler des Reichtums abröckeln und zusammenstürzen.
Industrieunternehmen mit weltbekannten Namen wie der Metallspielzeugfabrikant Meccano, die Lebensmittelfabrikanten Kraft Foods, Lion's Mate, United Biscuits oder der Reifenbauer Dunlop, um nur einige zu nennen, gingen bankrott oder verließen die Stadt.
Eine Arbeitslosigkeit von über 100.000 Erwerbslosen oder fast 25% der Erwerbstätigen war die Folge.
Eine Arbeitslosigkeit, die sich unter den Jugendlichen auf fast 70% beläuft.
Wen kann es verwundern, dass gerade sie die glühendsten Anhänger des FC Liverpool sind, aber auch des Lokalrivalen FC Everton.
Schließlich erhältte der Erfolg ihrer Fußballhelden wenigstens etwas ihr ansonsten zielloses, trübes Leben.
Das gilt besonders, nachdem die Roten Teufel von der Merseyside jährlich immer neue Triumphe feierten, die Liverpoolians nicht im Stich ließen, wie das Liverpools berühmteste Söhne, die Beatles, taten.
Die Pilzköpfe gehörten nämlich zu den ersten, die aus der Stadt flohen.
Mehr noch, sich anschließend, als sie zu Millionären wurden, nicht mehr um die Stadt kümmerten.
Auch das erklärt neben der Heldenverehrung und der Arbeitslosigkeit zum Teil wenigstens die intensive Loyalität der bislang gewaltlosen Liverpool-Anhänger.
Gewaltlos allerdings nur, was Ausschreitungen bei Spielen ihres Teams betraf.
Doch kann kein Zweifel bestehen, dass sich viele der Liverpool-Fans das Geld, das sie für ihre Reisen im Gefolge ihrer Mannschaft benötigten, zumindest zum Teil auf recht dubiose Weise beschafften und beschaffen.
Freilich.
Festzuhalten, dass die Liverpool-Fans bislang nicht zu den britischen Fußball-Rowdies gehörten, heißt nicht auch bestreiten, dass die Jugendlichen Liverpoolians nicht ebenfalls gewalttätig sind oder sein können.
Die Straßenunruhen von 1981 im Stadtteil Toxteth bewiesen das.
Doch bislang blieb in Liverpool der Sport von Gewalttaten verschont.
Die ersten Reaktionen auf den Schock und die Scham, die den Ereignissen von Brüssel auch in Liverpool folgten, lassen jedoch schon vermuten, dass dies wieder der Fall sein wird, der Sport erneut von Gewalttaten verschont bleibt.
Denn die Liverpoolians wollen sich den Stolz auf ihre Fußballhelden, auf den FC Liverpool und auf ihren Fußball bewahren, auf jeden Fall wieder zurückerobern.
Sonst bleibt ihnen in der bankrotten Stadt und in ihrem Leben nämlich wirklich
Die Fußballtoten von Brüssel sind natürlich auch das Hauptthema der Pressekommentare in ganz Europa.
Der Bogen spannt sich dabei von Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen der belgischen Veranstalter und der jahrelangen Untätigkeit der Verbände UEFA und FIFA,
über Analysen der psychologischen und sozialen Wurzeln dieses Gewaltausbruchs, bis hin zur Frage, ob nach dem Stadionmassaker überhaupt gespielt hätte werden sollen, nach der Devise sozusagen, the show must go on, wie man ja schon 1972 bei den Olympischen Spielen in München nach dem Massaker an den Israelis entschieden hat, damals Avery Brundage.
Pressezitate also, ausgewählt von Helmut Opletal.
Auch heute bleiben die Vorfälle im Fußballstadion von Brüssel das Thema Nummer 1 für die Zeitungskommentatoren vieler Länder.
Die Süddeutsche Zeitung in München befasst sich mit der Verbindung von Sport und Gewalt.
Man hätte einmal geglaubt, der Sport könne Ersatz für den Krieg sein, Aggressionen kanalisieren.
Es gab auch die Ansicht, gerade das Fußballstadion habe solch eine gleichsam reinigende Wirkung.
Sei ein Ort, an dem man folgenlos die über die Woche hinweg gestauten Aggressionen abladen könne.
Fragwürdig war das schon immer gewesen, aber am schrecklichen Mittwochabend wurde diese Hoffnung vor den Augen Europas widerlegt.
Da herrschte der Krieg im Stadion selbst.
Für die Frankfurter Allgemeine sind die Ausschreitungen in Brüssel Anlass nach mehr Polizeischutz und mehr Staat zur Gewährung der Sicherheit unbeteiligter Bürger zu rufen.
Die Ursachen für die Gewalt am Fußballplatz sind vielfältig.
Aber zuerst kommt nach den Erfahrungen von Brüssel die Vorbeugung.
Zwar kann mit den Mitteln des Staates nicht eine Stimmung beseitigt werden.
Man dürfe ja, man müsse sich ungehemmt ausleben.
Es sei ein kleinlicher Zwang von früher, wenn ein auf den Mitmenschen Rücksicht nehmendes Verhalten verlangt werde.
Aber es gehört durchaus zu liberal-demokratischen Grundsätzen, dass der Staat den Einzelnen vor der Gruppengewalt schützt.
In Rom fordert die Tageszeitung La Repubblica, die in Brüssel siegreiche Mannschaft Juventus Turin auf den Europapokal zurückzugeben.
Aber unter anderen Bedingungen und als Signal für eine neue Art von Fußball könne man das Spiel zu einem späteren Zeitpunkt wiederholen, schreibt die italienische Zeitung.
Der Pokal, den die Juventus-Spieler gestern Morgen bei ihrer Rückkehr nach Turin hoch hielten, ist blutbefleckt.
Er kann nicht in der Pokalvitrine einer Mannschaft wie Juventus, die als Dame des italienischen Fußballs gilt, ausgestellt werden, ohne dass es einen schaudert.
Der Präsident dieses so beliebten Klubs, Agnelli, sollte darüber nachdenken, welche Lektion er der Sportwelt erteilen könnte, wenn er auf das Symbol eines so mit Schmerz beladenen Sieges verzichtet.
Auch die Vatikan-Zeitung Osservatore Romano drückte übrigens die Ansicht aus, das Spiel hätte angesichts der widerwärtigen Realität gar nicht stattfinden dürfen.
In Frankreich stellt sich die Pariser Sportzeitung L'Équipe schützend vor die vielen ehrlichen Sportler, die nicht hinnehmen dürften, dass sie nun pauschal angegriffen werden.
Ja, die Feinde des Sports sind schlimm.
Ein entsetzliches Drama im Hazel-Stadion in Brüssel am Mittwochabend reichte aus, um eine Flut von Beschimpfungen und ein Wirrwarr von geschmacklosen Argumenten hervorzurufen, als wenn alle jene Leistungssportler, auf welcher Ebene auch immer, hoffnungslose geisteskranke Degenerierte, Banditen oder unkontrollierte Gewalttäter wären.
Es wäre einfacher, den Sport zu verurteilen und zu behaupten, dass diese Aktivität, die die edelste des Menschen sein kann, die Fatalität der Gewalt eigen ist.
Eine andere französische Zeitung, Le Quotidien de Paris, nimmt die Vorfälle zum Anlass, ein Bild vom hässlichen Engländer zu zeichnen.
Die 40 Opfer des Heyselstadions sind nicht einmal für den Fußball gestorben, wie man für Gott, das Vaterland, den König, die Revolution oder die Freiheit stirbt oder zu sterben glaubt.
Sie starben durch die Schuld von total Betrunkenen und mehr als halb bewusstlosen Rowdybanden, deren Delirium ein Fest in ein Gemetzel verwandelt hat.
Eine wilde Horde von Rohlingen.
England, das sind auch die weinseligen Halbmondgesichter, so wenig britisch sie auch sein mögen.
Diese wogen der Gewalt, diese Rowleys, verfaulte Früchte einer wirtschaftlich und moralisch geschwächten Gesellschaft.
Für die Londoner Times zieht eine Vision herauf, dass der britische Fußball in Zukunft in befestigten Amphitheatern mit eisernen Käfigen gespielt werden müsse, anstatt in Fußballstadien mit Tribünen.
Die angesehene britische Zeitung fordert daher von den Fußballorganisationen auf der Insel, selbst Konsequenzen zu ziehen.
Die Fußballverbände sollten nicht warten, bis ein Teilnahmeverbot an europäischen Bewerben ausgesprochen wird.
Sie sollten sich freiwillig zurückziehen, bis sie ihr eigenes Haus in Ordnung gebracht haben.
Helmut Opletal blätterte in Europas Presse.
Zwischendurch vielleicht ein Hinweis, das Thema Ursachen dieses Gewaltausbruchs in Brüssel steht heute im Brennpunkt.
Die Sendung beginnt um 21 Uhr im Programm Österreich 1.
Wir im Mittagschanal wollen den Berichterstattungsschwerpunkt Brüssel und die Folgen jetzt abschließen.
Mit einem Gespräch mit dem britischen Spitzenpolitiker Neil Kinnock.
Er ist der Vorsitzende der Labour Party und damit Oppositionsführer im Londoner Unterhaus.
Neil Kinnock hält sich derzeit in Wien auf
Und uns soll er Auskunft geben, wie er das Phänomen des brutalisierten britischen Fußballanhängers sieht, wo die Ursachen und wo die möglichen Gegenmittel.
Im zweiten Teil des Interviews wechselt Roland Machatschke dann das Thema zu allgemeinpolitischen Fragen.
Der britische Oppositionsführer fällt nicht in Versuchung, die Ausschreitungen britischer Fußballanhänger der Wirtschafts- und Sozialpolitik der konservativen Regierung anzulasten und soziologische Entschuldigungen anzuführen.
Ein solches Verhalten lässt sich nicht rational erklären.
Es ist eher tierisch als menschlich.
Ich glaube nur, dass wir alles Genaues untersuchen müssen.
zu den tieferen Wurzeln des Problems.
Es ist da, weil es da ist.
Störende Elemente in einer Masse können nur dann in Zaum gehalten werden, wenn die Masse klar zu erkennen gibt, dass sie ein solches Verhalten nicht duldet.
Früher war das der Fall, in Großbritannien und anderswo auch.
Jetzt ist die Situation außer Kontrolle geraten.
Wir brauchen strenge Maßnahmen, zum Beispiel Alkoholverbot im Stadion und in einem Umkreis, Ausweispflicht, wirksamere Polizeimaßnahmen.
Und wir müssen natürlich die sozialen Ursachen untersuchen.
Klarerweise gibt es solche.
Das sind etwa Not und Arbeitslosigkeit, aber das kann auch zu große Toleranz sein, indem man sich ein solches Benehmen gefallen lässt.
In Großbritannien gibt es 600.000 arbeitslose Jugendliche.
Störenfriede auf Fußballplätzen gibt es ein paar hundert bis zu ein paar tausend.
Wenn man sagt, dass die einzige Ursache für diese Probleme die Jugendarbeitslosigkeit ist, dann ist das eine ungeheure Ungerechtigkeit gegenüber jenen Jugendlichen, die keine Arbeit haben, die verzweifelt und hoffnungslos sind, die arbeiten wollen, die sich aber trotzdem als normale, zivilisierte Menschen benehmen.
Arbeitslosigkeit, Not, Entfremdung spielen sicherlich eine Rolle beim Verhalten dieser Menschen.
Aber es wäre falsch zu sagen, dass das eine automatische Folge dieser nachteiligen Umstände wäre.
Politisch hat der 43-jährige Oppositionsführer, der aus Wales stammt, seit er im Oktober 1983 die Nachfolge des glücklosen Parteichefs Michael Foote angetreten hat, einige Erfolge zu verzeichnen.
Seit Monaten melden die Meinungsforschungsinstitute immer mehr Unterstützung für die Labour-Party und sagen einen Sieg voraus, wenn jetzt gewählt würde.
Anfang des Monats gewann die Partei als einzige bei Lokalwahlen dazu, mehr als 8 Prozent, gegenüber einem Minus von 11 Prozent bei den Konservativen.
Neil Kinnox' Optimismus erscheint also nicht ganz unberechtigt.
Wir werden die nächste Parlamentswahl gewinnen.
Wir haben die Partei innerhalb von 20 Monaten aus ihrer schlimmsten und größten Niederlage zum Triumph bei den Europawahlen im Vorjahr geführt und zu einem großen Sieg bei den Lokalwahlen in diesem Jahr.
Das beweist, dass wir nicht nur wegen der Ungeschicklichkeit und Inkompetenz von Mrs. Thatcher erfolgreich sind.
In der Politik wird man nie nach den eigenen Leistungen beurteilt, sondern immer im Vergleich mit anderen.
Die furchtbaren Probleme, die Mrs. Thatcher unserem Land gebracht hat, Arbeitslosigkeit, Rückgang des Handels, der Investitionen, der Produktion, Vertiefung der Klassengegensätze, das alles wirkt sich natürlich politisch so aus, dass die konservativen Wählerstimmen verlieren.
Aber wir gewinnen auch aus eigener Kraft dazu.
Und in Anspielung auf den wachsenden Widerstand gegen Margaret Thatcher in ihrer eigenen Partei und die Meinungsverschiedenheiten innerhalb der dritten politischen Kraft, der Allianz aus Liberalen und Sozialdemokraten, sagt Neil Kinnock selbstbewusst.
Meine Partei ist die Vereinigte Partei.
Ich bin der einzige politische Leiter in Britannien, der nächste Woche eine Wahl will.
Meine Partei ist die geeinte Partei.
Ich bin der einzige Parteiführer, der Wahlen schon nächste Woche möchte, weil ich gewinnen will.
Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Labour-Party wischt Kinnock vom Tisch.
Er kehrt die Seite des Pragmatikers hervor, indem er meint, alle jene Kräfte in der Partei, die nicht den Wunsch zum Wahlsieg haben, seien an den Rand gedrängt worden.
Versuche der militanten Linken, das parteiinterne Auswahlverfahren für Parlamentskandidaten auszunutzen, um ihre Leute hineinzubringen, seien überall gescheitert.
Vorrang hat für ihn der Sieg über den Thatcherismus.
Die Allianz, die zurzeit aussieht, als sei sie auf dem Weg, eine echte dritte Kraft zu werden, lehnt er radikal ab.
Einerseits wahrscheinlich aus persönlichen Gründen, weil die Labour-Politiker die abgespaltenen Sozialdemokraten wie Dr. Owen als Verräter betrachten.
Andererseits natürlich aus der Befürchtung heraus, dass viele Protestwähler gegen die Konservativen sich eher der bürgerlichen Mitte als der sozialistischen Linken zuwenden könnten.
Neil Kinnock dann auf die Frage, welche politischen Prioritäten eine Labour-Regierung setzen würde.
Unser erstes Ziel wird der Sieg über die Arbeitslosigkeit sein, die von der Regierung Thatcher bewusst als politisches Mittel verwendet wird.
Wir wollen Arbeitsplätze schaffen durch Investitionen und Produktionsförderung, weil wir wissen, dass wir nicht das Problem nicht dadurch lösen können, indem wir Geld hineinbuttern.
Wir müssen uns aus dem Tief herausarbeiten.
Wir wollen eine staatliche Investitionsbank schaffen,
Strenge Kontrollen darüber, wie viel Geld aus dem Land hinausfließt.
Derzeit drei- bis viermal so viel wie je zuvor.
Ein umfassendes Bauprogramm, für das nicht nur die Labour-Party ist, sondern die gesamte Wirtschaft.
Bessere Ausbildung, denn auf diesem Gebiet hinken wir hinter allen unseren Konkurrenten nach.
Auf diese Weise schaffen wir Arbeitsplätze nicht nur kurzfristig, circa eine Million innerhalb von zwei Jahren, sondern, was noch wichtiger ist, wir geben unserer Wirtschaft damit die Grundlage für Wachstum in Richtung Stärke, höhere Produktion, geringere Arbeitslosigkeit.
Unsere Ideen wären sinnlos, wenn sie nur ein kurzes Anziehen der Konjunktur bringen würden.
Bei seinen Terminen in Wien hat der britische Oppositionsführer mit seinen Parteifreunden auch über das österreichische Modell der Sozialpartnerschaft gesprochen.
Wir können es nicht so wie es ist einpacken und nach Großbritannien bringen, sagt er dazu.
Aber gewisse Elemente der Konsultation, der Partizipation und der Diskussion zwischen Arbeitnehmervertretung und Regierung können er sich vorstellen zu übernehmen.
Roland Machatschi sprach mit Neil Keanock, dem Vorsitzenden der englischen Labour Party.
Keanock wird übrigens heute Abend in der Wiener Hofburg einen Vortrag über Abrüstungs- und Weltwirtschaftskrise, die alternative Labours, halten.
Zwischendurch ein Blick auf die Uhr, es ist 12.34 Uhr.
Inhaltsangabe für die Journalhälfte Nummer 2 jetzt.
Semperit verkauft seine Reifenproduktion an die deutsche Firma Conti.
Zwischenbilanz der Gurtenpflicht mit Strafsanktion.
Am Sonntag wählt Griechenland ein neues Parlament.
Es wird eine spannende Wahl werden.
Und der Star des Jazz Piano Oscar Peterson gastiert in Wien.
Und bei uns geht's jetzt weiter mit Wirtschaft.
Die lange angebahnte Reifenehe zwischen der Semperit-Reifen GSMBH, einer Tochter der Semperit AG und damit im Mehrheitsbesitz der Kreditanstalt Bankverein und der deutschen Kontinental-Uni-Royal-Gruppe ist nun perfekt.
Semperit mit seinen rund 7 Milliarden Schilling Reifenumsatz im vergangenen Jahr geht zu 75 Prozent in den Besitz der Conti über, die 1984 rund 23 Milliarden Schilling an Reifenumsatz erwirtschaftete und damit der zweitgrößte der europäischen Branche nach Mischler ist.
Der Kleine hat also endgültig den Großen gefunden, der ihm eine gesicherte Zukunft garantieren soll.
Heute Vormittag haben sich sowohl die Spitzen von Semperit als auch von Continental der Presse gestellt, um in Wien über Details der Verbindung zu informieren.
Hans-Christian Unger berichtet.
Gestern Nachmittag hatten Finanzminister und Sozialminister ihren Segen zur Firmanehe gegeben.
Dann verhandelte das Management von Continental und Semperit noch bis in die späte Nacht über letzte Vertragsdetails.
Und heute Morgen hat schließlich der St.
Marit Aufsichtsrat mit CA-Chef Hannes Androsch an der Spitze das Ja-Wort gesprochen.
In einer anschließenden Pressekonferenz ist dann letztlich jenes Resultat offiziell bekannt gegeben worden, das seit Tagen bekannt ist.
Die Semperit Reifen GmbH mit ihren 3600 Mitarbeitern geht rückwirkend mit 1.
Jänner zu drei Viertel in den Besitz der deutschen Kontinental-Uni-Royal-Gruppe über.
Die nach wie vor bestehende Problematik des heimischen Traditionsunternehmens
das nach vielen Verlustjahren erst in letzter Zeit durch ein straffes Sanierungsprogramm wieder lebensfähig gemacht wurde, ist bekannt.
Trotz der Strukturverbesserungen hat Semperit als vergleichsweise kleiner Hersteller, ohne nationale Autoindustrie als Hauptabnehmer im Rücken, weiterhin wenig Chancen, im Rahmen der weltweit zunehmenden Konzentration der Branche und des harten Wettbewerbs, unbeschadet zu überleben.
Warum der neue starke Partner Conti ist mit Semperit nun Nummer 7 auf dem Reifenmarkt, diese Schwächen ausmerzen wird, hat Semperit-Chef Franz Leibenfrost erklärt.
Wir glauben mit dieser Vereinbarung nun die richtige Lösung als Antwort auf diese Problematik gefunden zu haben.
Denn es wird einerseits die Eigenständigkeit des Semperit und die Identität des Semperit und der Semperit-Marke nach außen hin weiter voll bestehen bleiben.
Unter österreichischer Führung, es wird unsere eingeleitete Umstrukturierung fortgesetzt.
Ein Beweis dafür, dass es dem neuen Eigentümer mit der Eigenständigkeit dieses Unternehmens ernst gemeint ist.
Wir werden aber von innen heraus einen Zugriff haben zu einer internationalen Technologie durch die Vereinbarung der Kontinentale mit amerikanischen und japanischen Herstellern.
Auf diesem Gebiet Zugriff zum neuen Kontosystem, das Ihnen wahrscheinlich anschließend vorgestellt werden wird.
Wir haben den Zugang zu neuen Vertriebswegen geöffnet.
Wir haben aber auch ganz klare Mehrheitsverhältnisse und ganz klare Entscheidungsstrukturen geschaffen.
Und ein wesentlicher Punkt der neuen Vereinbarung ist, dass ein wesentlicher Teil der Entwicklungskapazität und der Entwicklungsaktivität
der neuen Semperit-Kontinentale, Uniroyal und Semperit-Gruppe in Dreiskirchen angesiedelt wird.
Um nicht zu vergessen, jene 330 Millionen Schilling die Conti für die Anteile bezahlen wird und die Semperit dringend unter anderem auch für Sanierungsmaßnahmen im Bereich der technischen Produkte brauchen kann.
330 Millionen.
Viele werden meinen, das sei ein Ausverkaufspreis.
Tatsächlich jedoch liegt die Summe um 10 Prozent über dem anteiligen Buchwert des Unternehmens.
Welche Vorteile glaubt nun Kontigeneral Helmut Werner, um die 330 Millionen eingekauft zu haben?
Wir sind an der Semperit interessiert, weil sie erstens ein Unternehmen ist, das stark im Ersatzgeschäft engagiert ist.
Ein Geschäft, das für uns sehr attraktiv ist, in dem wir strategische Möglichkeiten sehen, die wir selber nur mit größeren Kosten, mit größerem Aufwand erwerben könnten.
Zum Zweiten hat die Semperit einen Fundus an Know-how im Lkw-Bereich, der in unserer Industrie anerkannt ist, der akzeptiert ist, der auch vom Kunden akzeptiert ist.
Wir werden dort unsere Position in Europa stärken können.
Ich kann sagen, wir werden insgesamt unseren europäischen Marktanteil um 50 Prozent, nicht 50 Prozent Punkte, sondern um 50 Prozent anheben können in diesem Bereich.
Zum Dritten hat die Semperit eine sehr aktive Verbindung nach Japan aufgebaut.
Die Verbindung zur japanischen Automobilindustrie ist heute schon deswegen notwendig, weil man kommerziell und technologisch an den Bewegungen, die in Japan stattfinden, nicht vorbei kann.
Und dies ist eine sehr wesentliche Sache, die vor allen Dingen dann eine besondere Bedeutung bekommen kann, wenn wir eines Tages unser neues Reifensystem, noch in diesem Jahrzehnt wird das geschehen, unser neues Reifensystem auf die Straße bringen.
Semperit kommt in die neue Ehe nicht ohne Mitgift.
Denn der Bund wird jene zugesagten 1,2 Milliarden Schilling an Zuschüssen der öffentlichen Hand für die Modernisierung des Reifenwerks Dreiskirchen auch dem neuen Herrn im Haus zur Verfügung stellen.
Eine Garantie, dass damit die derzeit 3600 Arbeitsplätze auf immer und ewig gesichert sind, ist, so Kontifinanz-Chef Horst Urban, gegenüber der Regierung nicht abgegeben worden.
Wir Continental haben zugesagt, dass wir diese Durchführung und Beendigung des Strukturprogramms in dem vom Simperit-Management geplanten und konzipierten Umfang zu Ende führen.
Wir haben nicht eine Zusage gemacht, dass wir eine bestimmte Anzahl von Arbeitsplätzen garantieren.
Das kann man fairerweise auch nicht tun.
Wer das tut, ist in unseren Augen nicht sehr ehrlich und fair.
Denn die Zukunft abzusehen und Arbeitsplätze zu garantieren, hieße auch die zukünftigen Umsätze, Volumina und Erträge.
Heute zu wissen, das ist schlicht unfair.
Der letzte Akt einer der größten Transaktionen in der heimischen Industriegeschichte ist mit der Vertragsunterzeichnung damit über die Bühne gegangen.
Die endgültige Übernahme wird allerdings erst durch ein Nachspiel perfekt werden.
Dennoch muss das bundesdeutsche Kartellamt der Reifenehe zustimmen.
Das Conti-Management ist aber optimistisch und setzt hundertprozentig auf ein Ja.
Semperit verkauft also das Herz seiner Produktionspalette, die Reifen, an eine deutsche Firma, Hans Christian Unger hat berichtet.
Die mit erst im Juli des Vorjahres in Kraft getretenen Strafsanktionen für das Nichtanlegen von Sicherheitsgurten im Auto hat positive Auswirkungen gezeitigt.
Das Kuratorium für Verkehrssicherheit hat soeben eine neun Monate umfassende Bilanz seit Einführung der Strafsanktionen veröffentlicht und diese Bilanz bringt im Vergleich zu den neun Monaten vor Einführung der Strafsanktionen bei Nichtanlegen der Gurte ein eindeutiges Ergebnis.
Denn im Vergleichszeitraum der neun Monate vor bzw.
nach den gesetzlichen Strafbestimmungen gab es um mehr als 17 Prozent weniger Verkehrstote und fast 20 Prozent weniger Schwerverletzte.
Als Paradebeispiel, wenn auch durchaus nur als punktuelles Ereignis zu sehen, darf die Bilanz des heurigen Pfingstverkehrs gelten.
Zwar ging die Zahl der Unfälle im Vergleich zum Vorjahr nur um rund 5 Prozent zurück, aber die Unfallfolgen waren weit geringer.
Die guten Bilanz ist Thema im heutigen Journal Panorama ab 18.30 Uhr in Österreich 1.
Leopold Esterle erzählt Ihnen schon jetzt das Wichtigste.
Für Innenminister Karl Blecher ist die Halbierung der Zahl der Verkehrstoten zu Pfingsten gegenüber dem Vorjahr nur die logische Folge dreier Maßnahmen.
Erstens, so Blecher, der massiven Berichterstattung der Medien über zu erwartende Verkehrskontrollen.
Zweitens, so der Innenminister, den zu Pfingsten nachgewiesenermaßen von bisher 30 auf rund 80 Prozent gestiegenen Anlegequote der Sicherheitsgurte.
Und drittens, so Blecher, nicht nur der angekündigten, sondern der tatsächlich durchgeführten Präsenz von Polizei und Jean-Amarie nicht nur auf Autobahnen, sondern vermehrt auch auf den berüchtigten Bereich des Nahverkehrs.
Wie das Kuratorium für Verkehrssicherheit in seiner Neun-Monate-Bilanz ausweist, gab es im zweiten Halbjahr 1983 und im ersten Quartal 1984 592 Tote und mehr als 4.500 Schwerverletzte auf Österreichs Straßen.
Seit der Einführung von Strafsanktionen ging die Zahl der Toten im ausgewerteten Zeitraum vom zweiten Halbjahr 1984 inklusive der ersten drei Monate des heurigen Jahres auf 489 Tote oder um 14,5 Prozent zurück.
Die Zahl der Schwerverletzten auf 3.700 oder um mehr als 19 Prozent.
Errechnet man vom bereits ausgewerteten neuen Monatszeitraum auf ein Jahr hoch, so kann die Wirksamkeit des Sicherheitsgurtes, wörtliches Zitat aus der Studie des Kuratoriums, mit der Ersparnis von 130 Toten und 4.500 Verletzten angegeben werden.
Dabei ist zu berücksichtigen, heißt es in der Studie des Kuratoriums weiter, dass dieses positive Ergebnis auf eine Steigerung der Anschnallquote von ursprünglich 30 auf derzeit 80 Prozent beruht.
Ohne Sicherheitsgurt hätte es laut Kuratorium für Verkehrssicherheit jährlich um 200 Tote und 6.000 Verletzte mehr gegeben.
Ausführlich wird, wie gesagt, Leopold Esterl über dieses Thema heute Abend ab 18.30 Uhr in Österreich 1 im Journal Panorama berichten.
Wir kommen jetzt noch einmal ins Ausland.
In der ältesten Demokratie der Welt, in Griechenland, wird am 2.
Juni, also am kommenden Sonntag, ein neues Parlament gewählt.
Zur Abstimmung steht aber letztlich die Politik der sozialistischen Regierung unter Andreas Papandreou, der seit Oktober 1981 regiert.
Vor vier Jahren hat Papandreou mit seiner panhellenistischen sozialistischen Bewegung PASOK die jahrzehntelange Herrschaft der Rechtsparteien in Griechenland gebrochen und mit einem Stimmenanteil von 48 Prozent 172 der insgesamt 300 Parlamentssitze erobert.
Die PASOK richtete sich damals auf eine Regierungszeit von mindestens acht Jahren ein, die Wiederwahl Papandreous im bevorstehenden Wahlgang schien lange sicher.
Doch bei der Europawahl im vorigen Jahr verloren die griechischen Sozialisten Wechselwähler aus dem konservativen Lager ein Warnsignal, das heute sogar die Prognose zulässt, dass Konservative wie Kommunisten am 2.
Juni dem Sozialistenchef die Mehrheit streitig machen könnten.
Entweder wird Papandreou wieder die Macht an die Rechten abtreten oder die Regierungsverantwortung eventuell mit den Kommunisten teilen müssen, mutmaßt man in Athen.
Denn Andreas Papandreou hat sowohl im Lager der gemäßigten Wechselwähler als auch auf der linken Seite Anhänger enttäuscht.
Den einen war seine Politik zu sehr, den anderen zu wenig radikal.
Über die Schlussphase des griechischen Wahlkampfs und seine kuriosen Randerscheinungen informiert Willi Stoil aus der hellendischen Hauptstadt.
Wenn Götter Blitze schleudern, müssen sich Sterbliche ganz klein machen.
Das lehren uns die griechischen Mythen, aber das hätte sich ein britischer Tourist in Saloniki auch selber denken können.
Hunderttausende wollten Andreas Papandreou hören.
Nur der eine Brite nicht.
Der wollte, ein bisschen auch in Panik, als kühler Nordländer ist er sowas nicht gewöhnt, dem Toben entgehen.
wurde eingekeilt, kam nicht mehr weiter, dann schimpfte er, dann wurde er beschimpft.
In seiner Verwirrung biss er schließlich einen Polizisten.
Damit war's Angriff auf die Staatsgewalt und dem Schnellrichter zwei Jahre Gefängnis wert.
Wütendes Protestgeschrei von allen politischen Seiten ernteten vor ein paar Tagen zwei bildhübsche Mädchen im offenen alten Mercedes-Cabriolet in Athen.
Sie fuhren durch die Stadt, die eine hielt eine Fahne der Sozialisten hoch, die andere die Farben der Konservativen.
Statt dass andere die beispielhafte Solidarität der Demokraten bejubelt hätten, war es keinem mehr recht.
Zurzeit fährt man einfach nicht mehr mit dem politischen Gegner in einem Auto.
wobei die Parteien das Autofahren mit politischen Freunden fördern.
Es gibt Tankstellen, da bekommt man unter Vorlage der jeweiligen Parteifahne den Sprit umsonst.
Jetzt bewegen sich also bis zwei Uhr nachts unter irrsinnigem Hupen die Propagandisten mit wild geschwenkten Fahnen durch die Stadt, bilden kleine Konvois, versammeln sich auch schon einmal zum Hupen vor der Wohnung irgendeines gegnerischen Abgeordneten.
Je später, desto besser.
Freude am Theater schlägt aber manchmal in Handgemenge um.
Mit dem Schriftzug Mitsotakis hatten Konservative das Geburtshaus ihres Parteichefs in Kreta dekoriert.
Rund hundert Sozialisten fühlten sich zutiefst beleidigt und stürmten das Haus, was ihnen nur teil- und zeitweise gelang, weil der wackere Neffe des konservativen Parteichefs Mitsotakis das Haus erfolgreich verteidigte.
Der Vorgarten und andere schöne Dinge blieben bei dieser Form des Wahlkampfes allerdings auf der Strecke.
Beim Schlammwerfen halten sich die Konservativen übrigens diesmal zurück.
Nicht etwa, weil das ihrer feinen Art entspräche.
Proben ihrer Kunst haben sie früher gezeigt.
Aber Konstantin Mitsotakis will seine Partei als liberal vorführen, was die Sozialisten, die in der Defensive sind, entsetzlich wurmt.
Zurzeit stellen sie daher auf sämtlichen Wahlveranstaltungen die absurd diffamierende Frage, welche Verbindungen hat Mitsotakis zu Konstantin Glücksburg.
Gemeint ist Ex-König Konstantin.
Man unterstellt, eigentlich müsste man am Lachen ersticken.
Die Konservativen wollten die Monarchie wieder einführen.
Ein tiefer Griff in die Schlammkiste und absolut infam, aber sind die Sprechchöre, heute Abend stirbt der Freund der SS.
Da wurde ein Bild ausgegraben, das Konstantin Mitsotakis und zwei verschwommene deutsche Besatzungssoldaten zeigt.
Mitsotakis wurde als Widerstandskämpfer zum Tode verurteilt, brachte im Namen der kritischen Resistanz später die Kapitulation von Teilen der Besatzungsgruppen zustande.
Wird der Kollaborationsvorwurf ständig wiederholt, die Eheabschneider von der Zeitung Avriani haben damit sogar die Auflage um 40.000 gesteigert.
Aus Rache wohl haben Konservative das Gerücht in die Welt gesetzt, die größte Partei sei zur Zeit die der Copsu Chirides, die Handabschneider.
Ach, hätte ich mir doch 1981 die Hand abgehackt, statt Sozialisten zu wählen.
Am Sonntag also wird in Griechenland gewählt.
Vor den großen sommerlichen Jazzereignissen in Österreich gibt es jetzt noch ein hervorstechendes Einzelkonzert.
Heute Abend spielt der Star des Jazz-Pianos Oscar Peterson im Wiener Konzerthaus.
Beginn ist um 19.30 Uhr.
Oscar Peterson, der heuer 60 Jahre alt wird und wohl der in Europa bekannteste lebende Jazzmusiker sein dürfte, kommt heuer wieder mit einem Trio.
Wien gehört seit mehr als 30 Jahren zu den Fixstationen von Petersons Konzerttourneen.
Für sein heuriges Programm hat sich Oskar Peterson neben Jazz-Standards und Eigenkompositionen allerdings etwas Besonderes einfallen lassen.
Hören Sie ihr Näheres darüber von Robert Bielig.
Oscar Peterson ist ein Klassiker des Jazz-Pianos.
Der kanadische Klavier-Virtuose hat mit allen Größen des Jazz zusammengespielt, von Louis Armstrong über Lionel Hampton bis zu Ella Fitzgerald.
Mit seinen legendären Trio-Besetzungen bereiste er jahrzehntelang die ganze Welt und war in der letzten Zeit oft auch in Solo-Konzerten zu hören.
Eine besonders kultivierte Stilistik ist ihm seit jeher ein großes Anliegen.
Jetzt hat Oscar Peterson auch die europäische klassische Musik in sein Programm mit einbezogen.
Anlässlich des Johann Sebastian Bach Jahres hat er diesem großen Komponisten ein Stück gewidmet und in Toronto mit einem Kammerorchester aufgeführt.
Auf seiner gegenwärtig laufenden Europatournee wird das Stück allerdings im Trio gespielt.
Gestern Abend hat es Wolfgang Thoma bereits in München gehört.
Seine Stellungnahme dazu ist allerdings eher kritisch.
Er hat am Anfang des zweiten Teils nach der Pause eine kurze Ansprache gehalten und an den 300.
Geburtstag von Johann Sebastian Bach erinnert.
Er habe zu diesem Anlass in Amerika Aufnahmen mit Kammermusik eingespielt und wollte jetzt ein bisschen was in München bringen.
Er bekam natürlich sofort einen Sympathiebeifall und hat dann ein bisschen was angedeutet, was nach Bach klang, aber offenbar riss es ihn gleich weg in reine Jazzmusik,
Die Bach-Vorstellung sozusagen war damit schon beendet.
Man kann es nicht als eine Auseinandersetzung von Pietersen mit Bach bezeichnen.
Trotzdem ein mittelmäßiger Pietersen, ein Pietersen, der es sich leicht macht, ist immer noch ein Pianist, hinter dem sich der Rest der Welt so ziemlich verstecken muss.
Mit seinem vom Artheten George Shearing und Fats Waller herkommenden Spiel, besonders aber mit seiner ausgeprägt starken linken Hand begeistert Peterson seit langem ein breites Publikum und bringt die feierlich gekleideten Fans in den teureren Reihen ebenso zum Mitswingen wie die Jazzfreaks auf den hinteren Rängen.
Freilich gerät die Musik des brillanten Technikers dabei oft zur bloßen Artistik.
Oscar Peterson hat aber auch eine besondere Beziehung zu Wien.
Als einziger Jazzpianist spielte er exklusiv auf Bösendorfer Klavieren.
Dieses Klavier passt zu mir als Pianisten, weil es einen hervorragenden, reinen und wahrheitsgemäßen Klang hat und weil es das Klavier ist, das am meisten ausbalanciert ist.
Das Problem, das ich mit den meisten Klavieren habe, ist das, dass die meisten zwar einen schönen Klang in der Mittellage haben und dazu vielleicht auf der Bassseite ganz gut sind oder umgekehrt auch in den Höhen nicht schlecht sind.
Der Bösendorfer aber ist für mich ein wundervoll ausbalanciertes Instrument, was den Ton angeht und er hat eine Klarheit in diesem Ton, die ich bei keinem anderen Klavier gefunden habe.
Im letzten Mittagsschanal-Beitrag berichteten wir über Oscar Peterson, der in Wien auftritt.
Fünf vor eins ist es jetzt.
Wir bringen noch einmal Nachrichten.
Belgien, Großbritannien.
34 der 38 Toten, die bei dem Fußball-Europa-Cup-Finale in Brüssel zu beklagen sind, konnten bis jetzt identifiziert werden.
Es sind 28 Italiener, vier Belgier und je ein Brite und ein Franzose.
56 Menschen sind nach wie vor in Spitälern, einige schweben noch in Lebensgefahr.
Die belgische Polizei hat unterdessen bestätigt, dass im Stadion Patronenhülsen gefunden worden seien, doch konnte noch nicht ermittelt werden, wer geschossen hat.
In London findet ein Gespräch zwischen Premierministerin Margot Thatcher und führenden Fußballfunktionären statt.
Die Regierung will dabei den britischen Fußballverband dazu bringen, englische Mannschaften zwei Jahre lang von allen europäischen Wettbewerben auszuschließen.
Damit könnte man eine entsprechende Entscheidung des europäischen Fußballverbandes zuvorkommen.
Österreich.
Der Chef der britischen Labour-Party, Neil Knock, hat die blutigen Ausschreitungen von Brüssel als eher tierisch denn menschlich klassifiziert.
Als einige soziologische Ursachen nannte Knock Not, Arbeitslosigkeit, insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit und zu große Toleranz.
Zur innenpolitischen Situation in seinem Land prognostizierte der Labour-Chef anlässlich seines derzeitigen Aufenthalts in Wien einen Sieg seiner Partei bei den nächsten Parlamentswahlen.
Erstes Ziel werde die Beseitigung der Arbeitslosigkeit sein, die von den Konservativen und von Premierministerin Magodecha bewusst als politisches Mittel verwendet werde, sagte Neil Kinnock.
Der steirische FPÖ-Landesparteiobmann Ludwig Rader hat Klubobmann Friedrich Peter kritisiert.
Wörtlich sagte Rader, er sei erschüttert, dass gerade der stets durch Parteidisziplin bekannte Peter jetzt unkontrolliert eine Diskussion über das Thema Zwentendorf losgetreten habe.
Der steirische FPÖ-Chef kündigte an, er werde sich dafür einsetzen, dass beim bevorstehenden FPÖ-Parteitag die bisherige Zwentendorf-Haltung nicht geändert werde.
Der Tiroler FPÖ-Landtagsabgeordnete Siegfried Dillersberger, er ist auch Bürgermeister von Kufstein, sagte, beim FPÖ-Parteitag werde die überwältigende Mehrheit der Delegierten gegen das Aufsperren von Zwentendorf sein.
Der Generalsekretär der Industriellen Vereinigung, Herbert Krejci, setzt sich für eine, wie er sie nennt, Wiederaufbereitung der energiepolitischen Vernunft ein.
Krejci wertet jüngste Äußerungen von Oppositionschef Alois Mock und Initiativen innerhalb der FPÖ als Zeichen dafür, dass es doch noch zu einer Nutzung von Zwentendorf kommen könnte.
In Wien sind heute Einzelheiten über den endgültigen Vertrag des Semperit-Verkaufs an Continental bekannt gegeben worden.
Unter anderem wurde mitgeteilt, dass Semperit weiterhin unter österreichischer Führung bleiben, jedoch Zugang zu den neuen Technologien der Contigruppe haben wird.
Der stellvertretende SPÖ-Obmann, Wissenschaftsminister Heinz Fischer, hat Bestrebungen in der ÖVP nach einer Verfassungsänderung scharf kritisiert.
Unter anderem sagte Fischer, es sei frivol, von einer Dritten Republik zu reden, weil dies einer unverantwortlichen und durch nichts gerechtfertigten Absage an die Zweite Republik gleichkomme.
In Krems wird heute die 26.
Österreichische Weinmesse eröffnet.
Landeshauptmann Siegfried Ludwig hat den Weinbau als einen wesentlichen Wirtschaftszweig Niederösterreichs bezeichnet und eine rasche und konsequente Bereinigung des jüngsten Weinskandals gefordert.
Schweiz.
Die beiden Supermächte haben die Geheimhaltung bei den Rüstungskontrollverhandlungen in Genf weiter verschärft.
In Zukunft sollen nicht einmal mehr Daten, Ort und Gegenstand der Gespräche bekannt gegeben werden.
Die zweite Runde dieser Verhandlungen hat gestern in Genf ohne Aussichten auf Erfolg begonnen.
Italien.
Das Abgeordnetenhaus hat die parlamentarische Immunität des Vorsitzenden der christlich-demokratischen Partei Flaminio Piccoli aufgehoben.
Damit soll der Weg freigemacht werden für Untersuchungen gegen Piccoli, dem Unterschlagungen zur Last gelegt werden.
Piccoli hat selbst um die Aufhebung der Immunität gebeten.
Er will seine Schuldlosigkeit beweisen.
Und nun die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
Im Westen und Süden teilweise sonnig, sonst meist stark bewölkt und vor allem im Norden und Osten Regenschauer und einzelne Gewitter.
Nachmittagstemperaturen 18 bis 24 Grad.
Am Ende des Mittagschanals gab es noch einmal Nachrichten.
Mitwirkende:
Pica, Heinrich [Gestaltung]
, Glück, Luis [Gestaltung]
Datum:
1985.05.31 [Sendedatum]
Ort:
Hohe Warte, Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) [Aufnahmeort]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten